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Industrieanzeiger 07.18

Themenheft Industrie 4.0 mit Serie Künstliche Intelligenz in der Fertigung

Themenheft Industrie 4.0 mit Serie Künstliche Intelligenz in der Fertigung

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<strong>07.18</strong><br />

26.03.2018 | 140. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Künstliche Intelligenz Smarte Anbindung Seite 34<br />

Industrie 4.0 Die Reise hat erst begonnen Seite 46<br />

Interview Zukunft der mobilen Robotik Seite 42<br />

Christian Thönes,<br />

DMG Mori-Chef, über<br />

Ziele des Konzerns Seite 22<br />

Top-<br />

Thema<br />

Industrie<br />

4.0<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 1


Connected Machining –<br />

Effiziente Prozesse durch individuelle Vernetzung<br />

An der Maschine entsteht das Werkstück, verantwortlich ist die Fachkraft in der Werkstatt. Ihr Wissen und ihre Qualifikation<br />

sind entscheidend für eine effiziente Fertigung. Dafür muss sie ihr Know-how aber auch einbringen und alle<br />

zur Verfügung stehenden Informationen nutzen können. Das ermöglicht Connected Machining von HEIDENHAIN.<br />

Connected Machining macht die Maschinensteuerung zum Dreh- und Angelpunkt einer Prozesskette mit durchgängig<br />

digitalem Informationsfluss – unabhängig von den individuellen Gegebenheiten.<br />

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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


meinung<br />

Unsichere<br />

Zeiten<br />

Sich voneinander wegbewegen ist der Trend unserer Zeit. Politik,<br />

Wirtschaft und Gesellschaft stellt dies vor große Belastungsproben.<br />

Wenn rechtskonservative Regierungen, vornehmlich osteuropäischer<br />

EU-Mitgliedsstaaten, das Bündnis zu spalten versuchen, wenn<br />

US-Präsident Donald Trump Strafzollattacken gegen Europa vor -<br />

bereitet und die britische Premierministerin Theresa May einen<br />

exklusiven Zugang zum Binnenmarkt für einzelne Branchen fordert,<br />

dann heißt das, dass alles nicht nur komplizierter, sondern<br />

auch teurer für alle wird. Vor allem der Brexit kommt die deutsche<br />

Industrie teuer zu stehen, wie die Beratungsgesellschaft Oliver<br />

Wyman hochgerechnet hat. Demnach werden sich die direkten Kosten<br />

des Austritts des Vereinigten Königsreichs<br />

(UK) aus der Europäischen Union für<br />

Unternehmen in der EU27 pro Jahr auf 37<br />

Mrd. Euro und für UK-Firmen auf 32 Mrd.<br />

Euro belaufen. Allein 9 Mrd. Euro sollen<br />

auf deutsche Unternehmen entfallen. Nicht<br />

nur die hiesige Automobilindustrie und der<br />

Maschinenbau, vor allem auch kleinere<br />

exportorientierte Unternehmen, die stark in<br />

europäische Supply Chains integriert sind,<br />

werden die Auswirkungen zu spüren bekommen.<br />

Und sollten auch noch neue technische<br />

Handelshemmnisse drohen, werden<br />

diese spürbar den produzierenden Mittelstand<br />

treffen. Selbst ein Freihandelsabkommen,<br />

auf das hingearbeitet wird, dürfte die<br />

entstehenden Mehrbelastungen nicht verhindern.<br />

Gleich, wie sich die Situation nach<br />

dem Austrittsdatum am 29. März 2019<br />

darstellen wird: Gewinner wird es keine<br />

geben, auf keiner Seite. Jedwede Abschottungstendenzen<br />

bedrohen den Wohlstand<br />

der betroffenen Nationen, allen voran der<br />

führenden Exportnation Deutschland. Es<br />

gibt also Anlass zur Sorge. •<br />

Themen <strong>07.18</strong><br />

06 Technik-Augenblicke<br />

10 Smart Factory<br />

12 Internet of Things<br />

14 Fügetechnik<br />

22 Werkzeugmaschinen<br />

26 Datenverwertung<br />

30 Digitale Technologien<br />

32 IT-Sicherheit<br />

34 Künstliche Intelligenz<br />

40 Identtechnik<br />

42 Mobile Robotik<br />

44 Frästechnik<br />

46 Industrie 4.0<br />

52 Digital Trends<br />

56 IoT-Plattformen<br />

66 Glosse<br />

In 12.603<br />

Baugrössen aus<br />

dem Shop<br />

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Dietmar Kieser<br />

Stv. Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

(+49) 07123 960-192<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> Katalog Berechnung Anfrage Blog3<br />

Info


inhalt <strong>07.18</strong><br />

34 | Künstliche Intelligenz<br />

Die steigende Anzahl der<br />

Anbieter macht Künstliche<br />

Intelligenz auch in der Fertigung<br />

wirtschaftlich. Open<br />

Source- und Open API-<br />

Schnittstellen erleichtern eine<br />

smarte Anbindung.<br />

46 | Industrie 4.0<br />

Es gibt schon viele Beispiele<br />

für eine digitalisierte Produktion.<br />

Doch oft bleiben<br />

Daten noch ungenutzt, weil<br />

in der Fabrik nicht mit einer<br />

Sprache kommuniziert wird.<br />

22 | Werkzeugmaschinen<br />

DMG Mori-Vorstandschef<br />

Christian Thönes sagt, was<br />

der Konzern plant und welche<br />

Themen neben der Digitalisierung<br />

und Vernetzung<br />

noch auf der Agenda stehen.<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


News & Management<br />

03 Meinung<br />

Brexit kommt der deutschen Industrie<br />

teuer zu stehen<br />

10 Studie<br />

Bedeutung der Digitalisierung ist Firmen<br />

bewusst, an Strategien mangelt es<br />

12 Internet of Things<br />

Wie Unternehmen das IIoT optimal für<br />

sich nutzen können, zeigt eine Studie<br />

14 Verbindungstechnik<br />

Atlas Copco baut Fügetechnik<br />

weiter aus<br />

15 Einzelfertigung<br />

Innovationspreis geht an Innenaus -<br />

bauer der Elbphilharmonie<br />

16 Kabel- und Verbindungstechnik<br />

Lapp Group schafft erstmals die<br />

Umsatz milliarde<br />

17 Zulieferer<br />

Schaeffler treibt mit Zukunftsagenda<br />

die Transformation voran<br />

20 Künstliche Intelligenz<br />

Konferenz blickt auf Einsatz smarter<br />

Maschinen in der Produktion<br />

●22 Interview<br />

DMG-Mori-Vorstandschef Christian<br />

Thönes über die Pläne des Konzerns<br />

26 Datenanalyse<br />

Big Data Analytics in der Fertigung –<br />

aber richtig<br />

28 Strategie<br />

Wissen und digitale Technologien<br />

standortübergreifend nutzen<br />

Technik & Wissen<br />

30 Digitalisierung<br />

Operational Excellence als Einstieg in<br />

die digitale Transformation<br />

32 IT-Sicherheit<br />

Software in sicherheitsrelevanten<br />

Anlagen muss geschützt werden<br />

●34 Künstliche Intelligenz<br />

Auch der Shopfloor nutzt zunehmend<br />

die Lernfähigkeit neuronaler Netze<br />

40 Kennzeichnung<br />

Thermal-Inkjet-Printer bedruckt<br />

Kunststoffrohre für den Export<br />

●42 Automatisierung<br />

Omron-Manager Bruno Adam über die<br />

Zukunft der mobilen Robotik<br />

44 Frästechnik<br />

5-Achsen-Fräsen optimiert sich mit<br />

künstlichen neuronalen Netz selbst<br />

45 Wasserstrahlschneiden<br />

Duale Lösung fürs Digitalisieren von<br />

Fertigungsprozessen<br />

●46 Industrie 4.0<br />

Beispiele für Industrie 4.0 gibt es viele,<br />

eine einheitliche Sprache fehlt noch<br />

50 Interview<br />

Rexroth-Manager Dr. Heiner Lang<br />

über die Fabrikwelt im Umbruch<br />

52 Digitalisierung<br />

Daten sammeln und auswerten bietet<br />

Potenziale, birgt aber auch Gefahren<br />

56 IoT-Plattform<br />

Maschinenbauer wollen Digitalisierung<br />

mit Adamos gemeinsam voranbringen<br />

Produkte & Service<br />

06 Augenblicke der Technik<br />

08 Tipps der Redaktion<br />

14 Veranstaltungen<br />

19 Menschen<br />

59 Produkte<br />

63 Vorschau<br />

63 Impressum<br />

65 Wir berichten über<br />

66 Zuletzt<br />

Zum Titelbild<br />

Das IT-basierte Lösung eLogistics von<br />

Keller & Kalmbach löst als intelligentes<br />

Kanbansystem komplexe logistische<br />

Anforderungen im Betrieb. Bild: Keller &<br />

Kalmbach<br />

Einfach<br />

Logisch<br />

Die Beschaffungsplattform<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 5


augenblicke der technik<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Wie wachsen Pflanzen im Weltall? Dieser<br />

Frage widmen sich Forscher der Nasa im<br />

Kennedy Space Center in Florida. Im sogenannten<br />

ISS environmental simulator chamber<br />

room werden Experimente durchgeführt,<br />

um herauszufinden, wie sich (essbare)<br />

Pflanzen im schwerelosen Raum verhalten.<br />

Das Ziel ist es, Crewmitglieder während<br />

Weltraummissionen kontinuierlich mit frischen<br />

Lebensmitteln zu versorgen. Auch soll<br />

der Anbau und die Ernte<br />

der salatartigen<br />

Nutzpflanzen vor allem<br />

bei Langzeiteinsätzen<br />

für Entspannung sorgen und der Besatzung<br />

einen Zeitvertreib bieten. Angebaut wird<br />

zum Beispiel ein roter Romanasalat, von<br />

dem man alle zehn Tage ein paar Blätter<br />

abschneiden kann, ohne sein Wachstum zu<br />

beeinträchtigen. Zeitgleich zu den Untersuchungen<br />

in Florida, führen die Astronauten<br />

identische Experimente auf der Internationalen<br />

Raumstation durch. Über dieses Kontrollsystem<br />

kann man Vergleiche zwischen<br />

den verschiedenen Wachstumsumgebungen<br />

ziehen. In den vollautomatisieren Anlagen<br />

werden mithilfe besonderer Lichtspektren<br />

bevorzugt schnellwachsende und nährreiche<br />

Gemüsesorten angebaut. Bild: Nasa<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 7


tipps der redaktion<br />

Bild: New York Standard Watch<br />

Smart und klassisch<br />

New York Standard Watch hat eine Smartwatch entwickelt,<br />

die vom Design her an eine klassische, analoge<br />

Uhr erinnert. Das Ergebnis verfügt über ein altbekanntes<br />

Design und setzt auf Zusatzfunktionen wie Schrittzähler,<br />

Erinnerungsfunktionen für ausgewählte Aktivitäten,<br />

eingestellte Countdowns sowie Nachrichten in<br />

sozialen Netzwerken und Verbindungsmöglichkeiten<br />

zum Smartphone. Die Uhr kann vibrieren und wie ein<br />

Handyakku geladen werden. Laut Herstellerangaben<br />

hält der Akku dabei zwei Wochen.<br />

Bild: Wobbleworks<br />

3D-Drucker für<br />

die Hand<br />

Der Sensor für<br />

Allergiker<br />

Der Nima-Sensor ermöglicht auch unterwegs<br />

die Prüfung von Lebensmitteln auf<br />

bestimmte Inhaltsstoffe und wurde von<br />

Wissenschaftlern am MIT entwickelt.<br />

Bisher gibt es den Sensor für Gluten und<br />

Erdnüsse. Zum Testen befüllt man eine<br />

Nima-Testkapsel mit einer kleinen Essensmenge<br />

und steckt anschließend die Kapsel<br />

in den Sensor. Innerhalb kurzer Zeit wird<br />

mithilfe eines Emoji angezeigt, ob die<br />

getesteten Lebensmittel Gluten oder<br />

Spuren von Erdnüssen ent halten.<br />

Bild: Nima Labs<br />

@<br />

Eine<br />

Den 3D-Druckstift 3Doodler gibt<br />

es in Varianten für große und kleine<br />

Kreative. Die neueste Pro Variante<br />

bietet unter anderem ein Carbon-Gehäuse,<br />

einen internen Akku<br />

und eine Temperatur-, Lüfter- und<br />

Geschwindigkeitssteuerung. Das<br />

ermöglicht die Verarbeitung verschiedenster<br />

Materialien (Metall,<br />

Holz, Nylon), die nach dem Zeichnen<br />

zu 3D-Modellen aushärten.<br />

Übersicht sowie weitere Informationen zu<br />

den einzelnen Tipps erhalten Sie hier:<br />

www.industrieanzeiger.de/tipps<br />

Die Welt der Codes<br />

Bild: Felix Grünschloss<br />

Binärcode, Morsecode, genetischer Code – seit Ende 2017 bis<br />

Januar 2019 findet im ZKM Karlsruhe die Ausstellung „Open<br />

Codes – Leben in digitalen Welten“ statt. Hier treffen Kunst<br />

und Wissenschaft aufeinander und werden zu Lernzwecken<br />

vereint, um den Besuchern Verständnis und Bedeutung von<br />

Codes näherzubringen.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


PASSION 4.0 MACHINE TOOLS<br />

Halle 22 · Stand D49<br />

Leidenschaft ist der Antrieb bei allem, was wir tun. Und das Ergebnis finden Sie in jedem<br />

technologisch ausgefeilten Detail unserer Lagerlösungen. Ob verbesserte Komponente aus<br />

neuen Werkstoffen, sensorisiertes Produkt oder individuelle Systemlösung: Am Anfang unserer<br />

Entwicklungen steht immer der Kundenwunsch. Mit unseren Produkten und Services<br />

lassen sich Verfügbarkeit, Produktivität und Bearbeitungsqualität steigern. Teilen Sie unsere<br />

Leidenschaft für immer leistungsfähigere Werkzeugmaschinen!<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 9


nachrichten<br />

Weiter Weg zur<br />

Smart Factory<br />

Studie | Viele Maschinen- und Anlagenbauer haben<br />

die Bedeutung der Digitalisierung erkannt,<br />

häufig fehlen aber noch Strategien.<br />

Die Bedeutung von Digitalisierung<br />

und Industrie 4.0 im Maschinen-<br />

und Anlagenbau hat<br />

laut einer Studie von Inform,<br />

einem Anbieter entscheidungsintelligenter<br />

Softwaresysteme,<br />

und dem Forschungsinstitut für<br />

Rationalisierung (FIR) an der<br />

RWTH Aachen, zugenommen.<br />

Trotzdem bleiben viele Unternehmen<br />

zögerlich, was die Umsetzung<br />

umfassender Digitalisierungsstrategien<br />

betrifft.<br />

Im Rahmen der Ende 2017<br />

durchgeführten Befragung wurden<br />

Experten und Entscheider<br />

aus 47 Unternehmen aus dem<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

zum Entwicklungsstand und der<br />

Bedeutung der Digitalisierung in<br />

und für ihre Branchen inter-<br />

viewt. Die Studie setzt auf einer<br />

ersten Befragung zu dem Thema<br />

aus dem Jahr 2015 auf.<br />

Zwar haben die befragten<br />

Unternehmen ihre Prozesse im<br />

Vergleich zu 2015 hinsichtlich<br />

der Bereiche Beschaffung<br />

(18 %), Fertigung (16 %) und<br />

innerbetriebliche Logistik<br />

(15 %) digitalisiert. Etwa 80 %<br />

haben zudem organisatorische<br />

Maßnahmen für die Umsetzung<br />

von Industrie 4.0 in ihren Unternehmen<br />

veranlasst, aber nur bei<br />

55 % der Befragten ist eine entsprechende<br />

Strategie vorhanden.<br />

Mit knapp 70 % sieht sich<br />

die Mehrheit bezüglich Industrie<br />

4.0 noch am Anfang.<br />

Vor allem die eigene Organisationsstruktur<br />

sehen 39 % der<br />

befragten Unternehmen als großes<br />

Hindernis für die Umsetzung<br />

von Digitalisierungsprojekten.<br />

Als weitere wesentliche<br />

Hürden wurden die Unternehmenskultur<br />

von 23 % und Ressourcen<br />

von 20 % der Befragten<br />

genannt.<br />

Bereits knapp 80 % der Unternehmen<br />

haben erste konkrete<br />

Maßnahmen auf dem Weg zur<br />

Smart Factory ergriffen: Fast die<br />

Hälfte der Umfrageteilnehmer<br />

hat dazu ein dediziertes Projektteam<br />

gegründet, 20 % haben<br />

Themenverantwortliche definiert,<br />

9 % eine Stabstelle geschaffen<br />

und 8 % der befragten<br />

Unternehmen einen Chief Digital<br />

Officer ernannt. •<br />

Maschinen- und Anlagenbauer<br />

haben zwar zu<br />

einem Großteil die<br />

Bedeutung der Digitalisierung<br />

erkannt, konkrete<br />

Strategien fehlen aber oft<br />

noch. Bild: Gorodenkoff/<br />

Fotolia<br />

Joint Venture in Shanghai<br />

Enno Tang, CEO Continental China<br />

und Xiaoqing Shi, Vorstandsvorsitzender<br />

von CITC. Bild: Continental<br />

Batterieproduktion | Continental will künftig<br />

mit dem chinesischen Automobilzulieferer<br />

CITC gemeinsam 48-Volt-Systeme für<br />

die Automobilindustrie entwickeln und produzieren.<br />

Das Joint Venture, an dem Continental<br />

zu 60 % und CITC zu 40 % beteiligt<br />

sind, wird seinen Sitz bei Shanghai haben.<br />

Es soll die asiatischen Märkte sowie Europa<br />

und Nordamerika beliefern. Dazu Dr. Elmar<br />

Degenhart, Vorstandsvorsitzender Continental:<br />

„Dieser Einstieg ins Geschäft mit<br />

48-Volt-Batteriesystemen ist ein strategisch<br />

wichtiger Schritt, durch den wir unsere Position<br />

als Systemanbieter im schnell wachsenden<br />

Mildhybridmarkt weiter stärken.“<br />

CITC habe das Potenzial, sich im Wettbewerb<br />

durchzusetzen. Die CITC-Tochter<br />

Calb verfüge über umfassende Kompetenzen<br />

bei Lithium-Ionen-Zellen. Durch das<br />

Joint Venture könne Continental sein 48-V-<br />

Mildhybridsystem aus einer Hand anbieten.<br />

Calb liefert die Zellen, Continental das<br />

Managementsystem und die Basissoftware.<br />

Die Integration erfolgt in Shanghai. •<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


HANNOVER MESSE 2018<br />

23. – 27. April, Halle 17 / C13<br />

Garantierter Schutz<br />

für Mensch und Maschine<br />

Sicherheit neu definiert.<br />

Die Roboter der TX2 Serie überzeugen mit neuen, wegweisenden<br />

Funktionen und garantieren maximale Produktivität<br />

sowie ein Höchstmaß an Sicherheit für Mitarbeiter<br />

und Produktionsequipment.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 11


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ FMB-Süd | Am 07. und<br />

08.02.18 präsentierten sich 188<br />

Aussteller auf der Zuliefermesse<br />

für den Maschinenbau. Im Vergleich<br />

zum Premierenjahr 2017<br />

waren dies 30 % mehr Stände.<br />

Als Hauptthema stand Digitalisierung<br />

auf dem Programm. Die<br />

nächste FMB-Süd findet vom<br />

20. bis 21.02.19 statt. +++<br />

Potenzial von IoT für<br />

Unternehmen<br />

❧<br />

+++ Baumüller | Die im Februar<br />

neu gegründete Baumüller Scandinavia<br />

ApS mit Sitz in Kopenhagen<br />

betreut fortan Kunden<br />

aus Dänemark, Schweden, Norwegen,<br />

Island und Finnland. Somit<br />

will das Unternehmen, dessen<br />

Hauptsitz in Nürnberg ist,<br />

Marktpräsenz im skandinavischen<br />

Raum zeigen. +++<br />

❧<br />

+++ ZAM in China | Ende Januar<br />

wurde das erste ZAM-China-<br />

Services-Office in Südchina eröffnet.<br />

Damit macht die Zukunftsallianz<br />

Maschinenbau einen<br />

Schritt in das neue<br />

HighTech-Industry-Cluster<br />

Greater Bay Area. +++<br />

❧<br />

+++ Hahn+Kolb | Der Umsatz<br />

des Werkzeug-Dienstleisters und<br />

Systemlieferanten ist 2017 um<br />

13,5% auf 285 Mio. Euro gestiegen.<br />

Im Fokus standen dabei<br />

Zerspanung, Mess- und Prüftechnik<br />

sowie Betriebseinrichtungen.<br />

2018 feiert die Firma<br />

ihr 120-jähriges Bestehen und<br />

hofft auf vergleichbares Wachstum.<br />

Sie investiert weiter in digitale<br />

Beschaffungslösungen und<br />

in die Personalentwicklung. +++<br />

Wie Unternehmen sich<br />

mithilfe des industriellen<br />

Internets der Dinge<br />

künftig optimal posi -<br />

tionieren können, zeigt<br />

eine aktuelle Studie von<br />

Roland Berger.<br />

Bild: nirutft/Fotolia<br />

Internet of Things | In einer aktuellen Studie beleuchten<br />

Experten von Roland Berger, wie Unternehmen das industrielle<br />

Internet der Dinge für sich nutzen können.<br />

Wie Unternehmen das industrielle<br />

Internet der Dinge für<br />

sich nutzen können und wie sie<br />

sich optimal positionieren,<br />

haben Experten der Unternehmensberatung<br />

Roland Berger in<br />

ihrer Studie „Mastering the Industrial<br />

Internet of Things<br />

(IIoT)“ untersucht. Diese beleuchtet<br />

Fragen, wie etwa Plattformen<br />

das traditionelle Geschäft<br />

beeinflussen werden, wie<br />

Geschäftsmodelle künftig aussehen<br />

können und ob Unternehmen<br />

eigene IoT-Plattformen entwickeln<br />

oder sich für bestehende<br />

entscheiden sollten.<br />

Als Ergebnisse liefert die Studie<br />

laut der Berater eine strukturierte<br />

Sicht auf das IIoT und<br />

deren unterschiedliche Schichten<br />

innerhalb der Unternehmen.<br />

So soll Firmen eine Hilfestellung<br />

gegeben werden, wie sie ihre<br />

Rolle künftig definieren, welche<br />

Angebote sie daraus entwickeln<br />

können und was sie bei der<br />

Wahl der geeigneten IIoT-Plattform<br />

beachten sollten. Zudem<br />

wird identifiziert, wo Unternehmen<br />

das Potenzial von IIoT ausschöpfen<br />

können, um zusätz -<br />

lichen Mehrwert für ihr Kerngeschäft<br />

zu schaffen. Im Rahmen<br />

der Studie werden auch – basierend<br />

auf Einblicken in Unternehmen,<br />

die ihre Geschäftsmodelle<br />

frühzeitig angepasst haben<br />

– Schlüssel-Erfolgsfaktoren beleuchtet,<br />

mit denen diese Prozesse<br />

beherrscht werden.<br />

Das IoT gilt als eines der<br />

größten Wachstumsprojekte der<br />

Digitalisierung. Die Deutsche<br />

Telekom hat daher vor kurzem<br />

verkündet, sich mit 30 Mio.<br />

Dollar am Start-up Relayr zu<br />

beteiligen, um das Potenzial der<br />

industriellen Anwendungen zu<br />

ergründen. •<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Bosch Power Tools steigert Umsatz um 5 %<br />

spricht wechselkursbereinigt<br />

fünf Prozent, nominal vier Prozent.<br />

Bosch baut das Sortiment<br />

an Akku-Werkzeugen kontinuierlich<br />

aus und nutzt zunehmend<br />

die Möglichkeiten der<br />

Vernetzung für Produkte und<br />

Elektrowerkzeuge | Bosch<br />

Power Tools ist im abgelaufenen<br />

Geschäftsjahr 2017 erneut kräftig<br />

gewachsen. Mit 4,7 Milliarden<br />

Euro erzielte der Bosch-Geschäftsbereich<br />

mehr Umsatz als<br />

je zuvor. Das Wachstum entfür<br />

Services. Eine weitere wichtige<br />

Säule des Wachstums ist der<br />

langjährige Fokus auf aufstrebende<br />

Märkte. Weltweit ist<br />

Bosch mit Elektrowerkzeugen<br />

im vergangenen Jahr in mehr als<br />

30 Ländern zweistellig gewachsen<br />

– darunter China, Indien<br />

und Russland. Um weiter zuzulegen,<br />

will Bosch künftig auch<br />

neue Zielgruppen erschließen,<br />

etwa mit Geräten wie dem Fensterreiniger<br />

GlassVac oder dem<br />

Heißklebestift Gluey. •<br />

Persönliche<br />

Schutzausrüstung<br />

Praxis-Kongress | Am 19. April<br />

findet der zweite Praxis-Kongress<br />

„Tag der PSA“ statt. Im<br />

Dekra Congress Center in Altensteig-Wart<br />

im Schwarzwald<br />

erwartet die Teilnehmer ein<br />

kompaktes Programm mit Informationen<br />

rund um die persönliche<br />

Schutzausrüstung, die<br />

sich sofort in den Betrieben umsetzen<br />

lassen. Zum Auftakt wird<br />

der aktuelle rechtliche Rahmen<br />

abgesteckt. Was es Neues zur<br />

PSA-Verordnung 2016/425 gibt,<br />

sagt Prof. Karl-Heinz Noetel<br />

von der BG BAU. Um Chancen<br />

und Herausforderungen von intelligenter<br />

PSA und PSA mit<br />

Sensorsystemen geht es im Vortrag<br />

von Dr. Urs Schneider vom<br />

Fraunhofer IPA. Anschließend<br />

beschreiben Industrievertreter<br />

neue Lösungen und Angebote.<br />

Wie vielfältig die Anforderungen<br />

an PSA sein können, zeigen<br />

zwei weitere Vorträge, in denen<br />

es zum einen um Outdoorkleidung<br />

und zum anderen um<br />

den Einsatz von Schutzausrüstung<br />

bei Beschäftigten mit gesundheitlichen<br />

Einschränkungen<br />

geht. Ein weiteres Thema<br />

sind moderne PSA-Bestellsysteme.<br />

Der fachliche Austausch<br />

zwischen Publikum und Referenten<br />

ist gewünscht. Rund 20<br />

Unternehmen stehen für Kundengespräche<br />

zur Verfügung. •<br />

Leidenschaft<br />

für Technik<br />

1998–2018<br />

<br />

<br />

conrad.biz/jubilaeum<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 13


nachrichten<br />

Veranstaltungen<br />

Korrosionsfeste Oberflächenbeschichtungen,<br />

10. - 11. April, Ostfildern<br />

TAE Esslingen e.V., Ostfildern<br />

www.tae.de<br />

❧<br />

Anwenderseminar PU-Elastomere,<br />

10. - 12. April, Leipzig<br />

Kunststoff-Zentrum, Leipzig<br />

www.kuz-leipzig.de<br />

Datacenter Experience – Zukunft. Heute,<br />

11. April, Nürnberg<br />

Socomec, Mannheim<br />

www.datacenter-experience.com<br />

❧<br />

❧<br />

Soft Skills in der Supply Chain,<br />

11. April, Dortmund<br />

Logteam, Solingen<br />

www.logteam.de<br />

Copper Alloys 2018, 11. - 12. April,<br />

Mailand<br />

Deutsches Kupferinstitut Berufsverband<br />

e.V., Düsseldorf<br />

www.copperalloys.org<br />

❧<br />

❧<br />

Temperaturmessung, 11. - 12. April,<br />

Ostfildern<br />

TAE Esslingen e.V., Ostfildern<br />

www.tae.de<br />

❧<br />

Digital first – Strategien und Erfolgsfaktoren<br />

für digitales B2B-Marketing,<br />

12. April, Mönchengladbach<br />

bvik, Augsburg<br />

www.bvik.org<br />

❧<br />

Atlas Copco baut<br />

Fügetechnik groß aus<br />

Olaf Leonhardt, Geschäftsführer<br />

von Atlas<br />

Copco IAS in Bretten:<br />

„Im neuen Innovationszentrum<br />

werden wir<br />

innovative Fügetechnologien<br />

entwickeln und testen.“<br />

Bilder: Atlas Copco<br />

Verbindungstechniken | Durch die nunmehr dritte Firmenübernahme<br />

und ein neues Innovationszentrum hat der<br />

Konzern seine Fügetechnik auf eine breite Basis gestellt.<br />

Anfang März hat Atlas Copco<br />

in Bretten die neue „Kundenwelt“<br />

mit Innovationzentrum<br />

eröffnet. Sie ist für rund 7 Mio.<br />

Euro am Standort der bisherigen<br />

SCA Schucker GmbH &<br />

Co. KG entstanden, die fortan<br />

als Atlas Copco IAS GmbH<br />

firmiert. Zeitgleich gibt der<br />

schwedische Konzern die kürzlich<br />

vereinbarte Übernahme der<br />

Geretsrieder Fügesparte der<br />

Klingel GmbH bekannt, die mit<br />

23 Mitarbeitern auf Fließlochschrauben<br />

spezialisiert ist. Sie<br />

steht noch unter dem Vorbehalt<br />

der rechtlichen Prüfung.<br />

Damit verfügt der Industriekonzern<br />

über Know-how und<br />

Fertigungs kapazitäten in den<br />

Verbindungstechnologien Kleben,<br />

Dichten und Dosieren<br />

sowie Stanznieten und Fließlochschrauben<br />

neben der traditionellen<br />

Schraubtechnik von<br />

Atlas Copco Tools in Essen.<br />

„Der Standort in Bretten ist nun<br />

die zentrale Anlaufstelle für<br />

Innovation und Exzellenz für<br />

das Fügen im Konzern“, sagt<br />

Olaf Leonhardt, Geschäftsführer<br />

von Atlas Copco IAS.<br />

Einer der Haupttreiber für<br />

die Investition ist der radikale<br />

Wandel, den insbesondere die<br />

Automobilindustrie als wichtigste<br />

Abnehmerbranche durchlebt,<br />

betont Leonhardt. Das vor<br />

Jahren beschlossene Ausbauprogramm<br />

der „Division Montagetechnik“<br />

sei nun zum Abschluss<br />

gebracht. 2011 kam mit SCA<br />

Schucker die Klebe- und Dosiertechnik<br />

hinzu, 2014 das Stanznieten<br />

mit der Übernahme von<br />

Henrob und jetzt das Fließloch-<br />

schrauben von Klingel. „Multi-<br />

Material-Design ist heute die<br />

Regel“, so Leonhardt. „Um die<br />

neuen Werkstoffpaarungen zu<br />

fügen, braucht man umfassendes<br />

Prozessverständnis, Knowhow<br />

und idealerweise Zugriff<br />

auf alle – oder möglichst viele –<br />

Fügetechnologien. In Bretten<br />

erfüllen wir genau diese Anforderungen.“<br />

Am Standort sollen für und<br />

mit Kunden maßgeschneiderte<br />

Lösungen erarbeitet werden. Als<br />

jüngstes Fokusgebiet hat IAS die<br />

Montage von E-Auto-Batterien<br />

ausgemacht. Diesem Thema<br />

sind auch die Kundentage gewidmet,<br />

in deren Rahmen das<br />

Brettener Excellence-Center eingeweiht<br />

wurde. (os) •<br />

Automatisierte Fließlochschraubtechnik<br />

von Klingel wird vorwiegend in der<br />

Automobilindustrie eingesetzt.<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Innenausbau der<br />

Elbphilharmonie prämiert<br />

Auf den Impulstagen für<br />

Einzelfertiger in Leipzig<br />

informierten sich 150<br />

Manager über Marktstrategien<br />

und aktuelle<br />

Themen der Einzelfertigung.<br />

Bild: ife<br />

Award | Die Impulstage für Einzelfertiger 2018 fanden bei<br />

Porsche in Leipzig statt. Den Innovationspreis der Veranstaltung<br />

gewann der Innenausbauer der Elbphilharmonie.<br />

Auf den Impulstagen für Einzelfertiger<br />

2018 trafen sich Ende<br />

Februar Einzelfertiger unterschiedlicher<br />

Branchen, um Synergien<br />

zwischen dem Unikatebau<br />

und der Serienfertigung zu<br />

untersuchen. Die vom Institut<br />

für Einzelfertigung (Ife) veranstaltete<br />

Fachtagung hat in diesem<br />

Jahr zusätzlich den Ife-<br />

Award „Innovationspreis Losgröße<br />

1+“ vergeben.<br />

150 Manager der ersten und<br />

zweiten Führungsebene kamen<br />

im Porsche Werk Leipzig zusammen,<br />

um ihre Marktstrategien<br />

zu hinterfragen und Anregungen<br />

für die weitere Geschäftsentwicklung<br />

zu erhalten.<br />

Die deutschen, österreichischen<br />

und schweizerischen<br />

Teilnehmer konnten an unterschiedlichen<br />

Vorträgen, Best-<br />

Practice-Foren, World-Cafés<br />

und Podiumsdiskussionen teilnehmen.<br />

Thematisch behandelte<br />

die Veranstaltung sowohl übergeordnete<br />

Aspekte wie die Aus-<br />

wirkungen von Industrie 4.0<br />

und der Digitalisierung auf die<br />

Fertigung als auch konkrete<br />

Wertschöpfungsfragen – so etwa<br />

die Einführung von agilen Methoden.<br />

Den erstmals vergebenen Innovationspreis<br />

erhielt die Adrian<br />

Eichhorn Holzwerkstätte für<br />

ihre Mitarbeit an der Hamburger<br />

Elbphilharmonie. Der hessische<br />

Innenausbauer hat die wellenartige<br />

Wandverkleidung im<br />

Kleinen Saal des Konzerthauses<br />

mit 40 000 verschiedenen Holzpaneelen<br />

gestaltet.<br />

Für diesen fugenlosen Umlauf<br />

hat der Innenausbauer große<br />

Datenmengen verarbeitet<br />

und spezielle Fräsmaschinen<br />

entworfen. Diese Leistung würdigt<br />

Ife-Geschäftsführer Michael<br />

Braetz mit folgenden Worten:<br />

„Das Elphie-Projekt beweist<br />

perfekte Handwerkskunst und<br />

demonstriert einen ebenso innovativen<br />

wie souveränen Umgang<br />

mit der Losgröße 1.“ •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 15


„Jeder soll von<br />

den Vorteilen der<br />

vierten industriellen<br />

Revolution<br />

profitieren!”<br />

Lapp erzielt Rekordumsatz<br />

Bei der Unternehmer -<br />

familie Lapp hat<br />

auch die dritte Generation<br />

im Vorjahr<br />

Verantwortung übernommen.<br />

Bild: Lapp<br />

Matthias Hader<br />

Solution Director | nuveon GmbH<br />

Wir bei nuveon haben unsere eigene Vorstellung<br />

von der Zukunft: Jeder soll von den Vorteilen der<br />

vierten industriellen Revolution profitieren. Daher<br />

entwickeln wir Technologien im industriellen Internet<br />

of Things, die Menschen und Unternehmen<br />

effizienter machen und neue Wertvorstellungen<br />

kreieren. Auf unserer IoT-Entwicklungsplattform<br />

inFuse schaffen wir Geschäftsanwendungen, die<br />

Menschen, Maschinen und Sensoren miteinander<br />

verbinden und der Industrie zielgerichtete Datenströme<br />

zwischen physischer und digitaler Welt<br />

liefern.<br />

Während des Gemeinschaftsworkshop MES in der<br />

Praxis am 11.04.2018 zeige ich Ihnen die Vorteile<br />

des Einsatzes vom mHub als Cloud-Speicher für das<br />

Condition Monitoring über OPC UA. Wir freuen uns<br />

auf Ihre Teilnahme und konstruktive Gespräche.<br />

Weitere Teilnehmer 2018:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kabel- und Verbindungstechnik | Die Umsatzmilliarde<br />

geknackt und den Generationswechsel gemeistert: Die<br />

Lapp-Gruppe ist weiter auf der Erfolgsspur.<br />

Im Trend zur Vernetzung in der<br />

Industrie sieht die Lapp-Gruppe<br />

große Chancen. Ob Hochgeschwindigkeitsleitungen<br />

für das<br />

industrielle Ethernet, aktive<br />

Netzwerkkomponenten oder<br />

fertige Kabelsysteme – auch auf<br />

der physikalischen Ebene der<br />

industriellen Datenkommunikation<br />

ist das Stuttgarter Familienunternehmen<br />

ein gefragter<br />

Lieferant für integrierte und<br />

maßgeschneiderte Lösungen im<br />

Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie.<br />

Den Erfolg spiegelt die erstmals<br />

erreichte Umsatzmilliarde<br />

wider. Im vorigen Geschäftsjahr,<br />

das am 30. September 2017 geendet<br />

hat, setzte die Lapp-Gruppe<br />

1,0268 Mrd. Euro um. Beeinflusst<br />

wurde das Umsatzplus<br />

von 13,9 % auch von höheren<br />

Kupferpreisen, die den Anstieg<br />

um rund 5 % beeinflussten.<br />

Bereinigt um sämtliche Einflüsse<br />

kletterte der Umsatz um rund<br />

9 %. Das Ergebnis vor Steuern<br />

verbesserte sich um 29 % auf<br />

55,5 Mio. Euro. Andreas Lapp,<br />

Vorstandschef der Lapp Holding<br />

AG, sieht die Strategie seines<br />

Unternehmens mit 3 770<br />

Mitarbeitern (+9,6 %) denn<br />

auch „auf dem richtigen Weg.“<br />

Während Lapp in den gesättigten<br />

europäischen Märkten<br />

(+ 15,8 % auf 718,9 Mio. Euro)<br />

70 % seiner Gesamterlöse erzielt,<br />

davon 313,4 Mio. Euro in<br />

Deutschland, ist das Wachstum<br />

in der dynamischen Asienregion<br />

vergleichsweise verhalten. Dort<br />

stieg der Umsatz um 12,9 % auf<br />

194,1 Mio. Euro. Damit ist Andreas<br />

Lapp nicht zufrieden und<br />

will „in Asien noch härter daran<br />

arbeiten, unsere Kunden zu begeistern“.<br />

Im aktuellen Geschäftsjahr<br />

geht das Unternehmen<br />

von weiterem Wachstum in<br />

allen Regionen aus. •<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong><br />

Weitere Informationen finden Sie unter:<br />

www.automatisierungstreff.com


nachrichten<br />

Ticker<br />

+++ FIT | Die bayerische FIT-<br />

Gruppe als Pionier und großer<br />

Dienstleister in der additiven<br />

Fertigung hat mit dem für die<br />

Luftfahrt tätigen, russischen<br />

Engineering-Spezialisten NIK<br />

das Joint Venture Fitnik gegründet.<br />

Ziel ist es, den russischen<br />

Markt für additive Technologien<br />

zu erschließen. +++<br />

Schaeffler treibt die<br />

Transformation voran<br />

❧<br />

+++ Schmolz+Bickenbach | Im<br />

Geschäftsjahr 2017 konnte die<br />

Schmolz+Bickenbach-Gruppe<br />

1,8 Mio. t Stahlprodukte absetzen<br />

– 4,2 % mehr als im<br />

Vorjahr. Das Konzernergebnis<br />

liegt bei 45,7 Mio. Euro gegenüber<br />

–80 Mio in 2016. „Wir<br />

haben alle unsere Ziele erreicht<br />

oder sogar übertroffen“, sagte<br />

CEO Clemens Iller. +++<br />

❧<br />

+++ Vogelsang | Um 14 % auf<br />

105 Mio. Euro steigerte Maschinenbauer<br />

Vogelsang seinen<br />

Umsatz in 2017. Für Wachstum<br />

sorgten der Ausbau des Netzes<br />

an Standorten und Nieder -<br />

lassungen sowie Produktinnovationen.<br />

Dazu gehören leichte<br />

Drehkolbenpumpen aus Aluminium,<br />

die sich für Tank- und<br />

Agrarfahrzeuge eignen. +++<br />

❧<br />

+++ Agtos | Der Hersteller von<br />

Schleuderrad-Strahlanlagen<br />

Agtos mit Sitz in Emsdetten hat<br />

nun auch eine Vertretung in<br />

Süddeutschland. Von Bad Staffelstein<br />

in Franken aus betreut<br />

Bertram Klee die Kunden im<br />

Verkauf, im Service und bei der<br />

Ersatzteilversorgung. +++<br />

Die „Agenda 4 plus One“<br />

soll den Wert der Schaeffler-Gruppe<br />

nachhaltig<br />

steigern. Bild: Schaeffler<br />

Strategie | Mit einer 20 Initiativen umfassenden Agenda<br />

bereitet sich Schaeffler auf die Herausforderungen der<br />

Zukunft vor und die treibt die Transformation voran.<br />

Den Wert des Unternehmens<br />

nachhaltig steigern und seine<br />

Wettbewerbsfähigkeit sichern –<br />

mit diesem Ziel hat Schaeffler<br />

im Vorjahr die „Agenda 4 plus<br />

One“ gestartet. Bis 2022 will<br />

der Automobil- und Industriezulieferer<br />

das Ergebnis um rund<br />

300 Mio. Euro verbessern. An<br />

der Umsetzung des Zukunftsprogramms,<br />

in das die Herzogenauracher<br />

circa 1 Mrd. Euro<br />

investieren wollen, arbeiten<br />

weltweit etwa 1 000 Mitarbeiter.<br />

Damit, so Vorstandschef<br />

Klaus Rosenfeld, „treiben wir<br />

die Transformation voran. Wir<br />

wollen so beweglicher, schneller<br />

und mutiger sein“.<br />

Bereits heute sollen 35 % der<br />

Agenda umgesetzt sein. Sie umfasst<br />

20 Initiativen wie etwa<br />

E-Mobilität, Industrie 4.0 oder<br />

Digitales. Die „Agenda 4 plus<br />

One“ selbst gliedert sich in vier<br />

plus eine Kategorie: Kundenfo-<br />

kus, Operative Exzellenz, Finanzielle<br />

Stabilität sowie Führung<br />

und Talente. Als „plus One“<br />

kommt die Kategorie Langfristige<br />

Wettbewerbsfähigkeit und<br />

Wertsteigerung hinzu.<br />

Bei der E-Mobilität wären<br />

weitere Fortschritte erzielt worden,<br />

heißt es. Neben acht Serienaufträgen<br />

arbeitet Schaeffler<br />

derzeit an über 25 Kundenprojekten.<br />

Grundlage für diese Weiterentwicklung<br />

sind drei Kompetenzzentren<br />

in Deutschland,<br />

China und den USA. Parallel dazu<br />

soll im Rahmen der Initiative<br />

Industrie 4.0 die Mechatronik-<br />

Kompetenz in der Sparte Industrie<br />

ausgebaut werden. Dazu<br />

werden alle Aktivitäten in einer<br />

Organisationseinheit gebündelt<br />

und um digitale Service-Angebote<br />

ergänzt. Der Umsatzanteil<br />

des Industrie 4.0-Geschäfts soll<br />

damit bis 2022 auf 10 % der<br />

Spartenerlöse steigen. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 17


technik & wissen<br />

Hermle-Hausmesse<br />

mit neuer Maschine<br />

Frästechnik | Was moderne Frästechnik alles kann, demonstriert<br />

Hermle wieder vom 18. bis 21. April anlässlich<br />

seiner traditionellen Hausausstellung in Gosheim.<br />

Die neue C 650 ergänzt die Performance-<br />

Line-Baureihe. Bild: Hermle<br />

Im Rahmen seiner traditionellen Hausausstellung im schwäbischen<br />

Gosheim zeigt 5-Achsen-Spezialist Hermle die komplette Modellpalette<br />

seiner Performance-Line-Bearbeitungszentren, darunter das<br />

neue C 650 und die High-Performance-Line-Baureihe. Im Technologie-<br />

und Vorführzentrum erleben die Besucher 20 Maschinen unter<br />

Span. Bestückt mit Bearbeitungen aus den unterschiedlichsten<br />

High-Tech-Branchen veranschaulichen sie die Leistungsfähigkeit<br />

moderner Frästechnik. Viele der Anlagen sind mit neuester Automationstechnik<br />

ausgestattet. So stellt Hermle ein neuartiges Robotersystem<br />

RS 2 Kombi mit Kanban Speicher und das Handlingsystem<br />

HS flex mit Multipalettenspeicher mit adaptiertem Greiferwechsel<br />

vor. Und Tochter Hermle Maschinenbau GmbH informiert über die<br />

neuesten, mittels MPA-Verfahren generativ gefertigten, Bauteile.<br />

Darüber hinaus werden über 50 Aussteller die Bereiche Werkzeugtechnik,<br />

CAD/CAM sowie Software und Steuerungstechnik abdecken<br />

und mit täglich wechselndem Fachvortragsprogramm die<br />

Besucher mit Informationen rund um das wirtschaftliche Zerspanen<br />

versorgen.<br />

•<br />

Anzeige<br />

Intelligente Kanbansysteme von<br />

Keller & Kalmbach<br />

Logistik | Eine smarte Material- und Informationssteuerung<br />

ist im Zeitalter der<br />

Industrie 4.0 essentiell. Der C-Teile Spezialist<br />

Keller & Kalmbach löst mit intelligenten<br />

Kanbansystemen komplexe logistische<br />

Anforderungen und setzt dabei auf<br />

sich selbst steuernde Logistiksysteme. Der<br />

Anbieter von Verbindungs- und Befestigungstechnik<br />

sieht die Schlüsselrolle in<br />

der automatisierten Warenbewirtschaftung<br />

sowie einer permanenten Optimierung<br />

des Materialflusses. Die IT-basierte<br />

Lösung eLogistics ermöglicht hier einen<br />

effizienten Umgang mit Big Data, indem<br />

relevante Daten gebündelt und ausgewertet<br />

werden. So kann die zuverlässige Kundenversorgung<br />

gesteuert werden. •<br />

www.kk-elogistics.de<br />

<strong>07.18</strong><br />

26.03.2018 | 140. Jahrgang www.industrieanzeiger.de<br />

Künstliche Intelligenz Smarte Anbindung Seite 34<br />

Industrie 4.0 Die Reise hat erst begonnen Seite 46<br />

Interview Zukunft der mobilen Robotik Seite 42<br />

Christian Thönes,<br />

DMG Mori-Chef, über<br />

Ziele des Konzerns Seite 22<br />

Top-<br />

Thema<br />

Industrie<br />

4.0<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 1<br />

Energiespeicher im<br />

Feldtest<br />

Energiemanagement | Das Fraunhofer-<br />

Institut für Solare Energiesysteme ISE hat<br />

gemeinsam mit Partnern auf der Nordseeinsel<br />

Borkum einen hybriden Energiespeicher<br />

aufgebaut. Dieser besteht aus einer<br />

Lithium-Ionen-Batterie und einem<br />

Superkondensator für kurzzeitige Leistungsanforderungen.<br />

Der Speicher wird<br />

mittels eines neuartigen modularen<br />

Wechselrichters an das Mittelspannungsnetz<br />

angekoppelt. Während eines einjährigen<br />

Feldtests prüfen die Forscher verschiedene<br />

Regelungsansätze im Energiemanagementsystem.<br />

Die entwickelten<br />

Lösungen für Energie-Autonomie will<br />

man auf andere Regionen übertragen. •<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


menschen<br />

Neues Mitglied<br />

im Vorstand<br />

Der Aufsichtsrat der<br />

Schaeffler AG, Herzogenaurach,<br />

hat Andreas Schick<br />

(Bild) mit Wirkung zum 1. April<br />

zum Vorstandsmitglied des Herzogenauracher<br />

Technologiekonzerns bestellt. Der 47-Jährige,<br />

momentan Regionaler CEO Asien/Pazifik,<br />

übernimmt das Ressort Produktion, Logistik<br />

und Einkauf und wird Nachfolger von Oliver<br />

Jung (56), der seinen Vertrag auf eigenen<br />

Wunsch nicht verlängert hat und zum 31.<br />

März ausscheidet. Schick ist seit 1994 bei der<br />

Schaeffler Gruppe tätig.<br />

Kemper baut Führung aus<br />

Seit Jahresbeginn ist Dr. Michael Rehse (Bild) Mitglied<br />

der Geschäftsführung der Gebr. Kemper GmbH<br />

+ Co. KG. Er ist für die Geschäftsbereiche Guss- und<br />

Gebäudetechnik verantwortlich. Rehse ist Mitte 2017<br />

in das Olper Familienunternehmen als Geschäftsbereichsleiter<br />

Guss- und Gebäudetechnik eingetreten.<br />

Zuvor war der 51-Jährige bereits in leitender Funktion<br />

in der Gebäudetechnik-Industrie tätig.<br />

*Finanzierungspartner sind Geschäftsbanken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Direktbanken.<br />

Weiterdenker haben alles<br />

vorprogrammiert. Sogar den Erfolg.<br />

Die KfW fördert zukunftsweisende Vorhaben und innovative Unternehmen. Mit den ERP-Digitalisierungs- und Innovationskrediten unterstützt<br />

die KfW Unternehmer, die weiterdenken. Stärken Sie heute Ihre Wettbewerbsfähigkeit von morgen und nutzen Sie die Möglichkeiten<br />

der Digitalisierung oder investieren Sie in die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten, Produktionsverfahren und Dienstleistungen.<br />

Weitere Informationen bei Ihrem Finanzierungspartner* oder unter kfw.de/innovation<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 19


news & management<br />

Konferenz zu smarten Maschinen in der Produktion<br />

So sichern wir uns<br />

die Zukunft<br />

Künstliche Intelligenz | Die Konradin Mediengruppe<br />

veranstaltet gemeinsam mit dem Fraunhofer IPA eine<br />

Konferenz zur smarten Produktion. Prominente Redner<br />

verheißen ein spannendes Programm. ❧ Werner Götz<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Das produzierende Gewerbe setzt zunehmend auf<br />

smarte Maschinen und Systeme der Industrie 4.0.<br />

Künstliche Intelligenz ist ein wichtiger Bestandteil der<br />

zukünftigen Wirtschaft. Bild: Konradin Mediengruppe<br />

Ein Viertel des deutschen Bruttoinlandsprodukts von<br />

aktuell gut drei Billionen Euro steuert die Industrie bei.<br />

Das Produzierende Gewerbe ist maßgeblich an den<br />

deutschen Exportüberschüssen beteiligt. Die Weltfinanzkrise<br />

ab 2007 durchschritt die deutsche Volkswirtschaft<br />

am schnellsten – dank des produzierenden Sektors.<br />

Im Ergebnis heißt das: Unser gegenwärtiger Wohlstand<br />

basiert auf einer im Weltmaßstab führenden Industrieproduktion.<br />

Damit das so bleibt, muss die Industrie<br />

neue Forschungsergebnisse rasch in die Entwicklung<br />

neuer Produkte überführen. Gegenwärtig organisieren<br />

die Unternehmen in ihren Bereichen die Industrie<br />

4.0 – eine Infrastruktur, die physische und virtuelle Gegenstände<br />

miteinander vernetzen und die Fertigungsprozesse<br />

digitalisieren soll. Doch schon ist die nächste<br />

Herausforderung sichtbar.<br />

Smarte Maschinen werden die Welt verändern. Smart<br />

Factory, Smart Grid, Smart Transport, Smart Home,<br />

Smart Health, Smart City. Bei diesen Schlagworten geht<br />

es um weit mehr als um den Trend zu Digitalisierung,<br />

Industrie 4.0, Robotik oder das Internet der Dinge – es<br />

geht um das Eindringen von Künstlicher Intelligenz in<br />

alle Bereiche unseres Lebens. Gewohnte Geschäftsmodelle<br />

werden obsolet, eingespielte Arbeitsprozesse gelten<br />

nicht mehr, unzählige Jobs müssen neu definiert werden<br />

– und zugleich entstehen innovative Produkte, Dienstleistungen<br />

und neue Chancen für diejenigen, die sich<br />

rechtzeitig dem Wandel stellen und ihn mitgestalten.<br />

Vor dem Hintergrund dieser gleichermaßen wirtschaftlichen<br />

wie gesellschaftlichen Veränderung startet<br />

die Konradin Mediengruppe die neue Veranstaltungsreihe<br />

„Smarte Maschinen im Einsatz“. Die erste ganztägige<br />

Veranstaltung dieser Art, die in Kooperation mit dem<br />

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung<br />

(IPA) in Stuttgart stattfindet, konzentriert<br />

sich auf „Künstliche Intelligenz in der Produktion“. Sie<br />

richtet sich vor allem an strategische Entscheider in Unternehmen<br />

des produzierenden Gewerbes, der Automobilindustrie<br />

und des Maschinenbaus einschließlich Logistik<br />

und Transport sowie der interessierten Öffentlichkeit.<br />

Abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen aus<br />

Wirtschaft und Forschung<br />

Schirmherrin der Konferenz ist Dr. Nicole Hoffmeister-<br />

Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau<br />

des Landes Baden-Württemberg.<br />

Reservieren Sie sich für dieses spannende Thema Dienstag,<br />

den 15. Mai 2018, und besuchen Sie den Kongress,<br />

auf dem führende Vertreter von Google, Siemens, IBM,<br />

des Karlsruher Instituts für Technologie sowie des<br />

Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung<br />

ihre konkreten Lösungsansätze und Prognosen<br />

vortragen. Zwei Beiträge zur künftigen Unternehmenskultur<br />

und zur Maschinenethik von Dr. Constanze<br />

Holzwarth und Prof. Oliver Bendel runden das Programm<br />

ab.<br />

Wir leben in einer spannenden Zeit!<br />

•<br />

Smarte Maschinen im Einsatz<br />

Was?<br />

Konferenz zum Thema Künstliche Intelligenz<br />

in der Produktion<br />

Wann?<br />

Dienstag, 15. Mai 2018, 9:00 – 17:30 Uhr<br />

Wo?<br />

Fraunhofer IPA, Nobelstraße 12 in Stuttgart<br />

Die Zahl der Teilnehmer ist auf 150 begrenzt.<br />

Melden Sie sich daher noch heute<br />

an.<br />

Das detaillierte Programm erhalten Sie unter<br />

www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz<br />

Dort können Sie sich auch anmelden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 21


interview<br />

DMG-Mori-Vorstandschef Christian Thönes über die Pläne und Ziele des Konzerns<br />

„Der digitale Zwilling hilft<br />

uns und unseren Kunden“<br />

Digitalisierung und Vernetzung sind zentrale Themen für den<br />

Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori. Aber auch klassische<br />

Bereiche – allen voran die Qualität der Produkte und der Service<br />

– sollen massiv entwickelt werden, verspricht Christian<br />

Thönes, Vorstandschef der DMG Mori AG. ❧ Mona Willrett<br />

„Wir wollen ganz klar<br />

Qualitätsführer werden<br />

und auch unsere Servicequalität<br />

steigern. Wir<br />

sind selbstkritisch genug,<br />

um zu wissen, dass wir<br />

heute noch nicht da sind,<br />

wo wir sein sollten.“, sagt<br />

Christian Thönes. Er ist<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der DMG Mori AG in<br />

Bielefeld.<br />

Bilder: DMG Mori<br />

Herr Thönes, Digitalisierung und Vernetzung<br />

sind derzeit zentrale Themen bei<br />

DMG Mori. Können Sie uns die Strategie<br />

hinter den Angeboten erläutern?<br />

Als Maschinenbauer wollen und müssen<br />

wir bei der Digitalisierung und Vernetzung<br />

der fertigungstechnischen Prozesskette eine<br />

Führungsrolle übernehmen. Dieses Ziel<br />

hatten wir bereits im Blick als wir vor bald<br />

fünf Jahren das intuitive Bedien- und<br />

Steuerungsumfeld Celos für unsere Maschinen<br />

einführten. Und das ist auch der Grund,<br />

weshalb wir vor gut einem Jahr das Start-up<br />

Istos gründeten. Die Ideen dieses jungen<br />

Teams tragen dazu bei, auch Perspektiven<br />

zu berücksichtigen, die nicht typisch für einen<br />

Maschinenbauer sind.<br />

Wie ist dieses Angebot aufgebaut?<br />

Es ist in drei Ebenen gegliedert. Auf der ersten<br />

sehen wir die maschinenspezifischen<br />

Apps im Celos-Umfeld, auf der zweiten die<br />

nicht Domain-spezifischen Celos-Apps für<br />

die vor- und nachgelagerten Prozesse. Ein<br />

Beispiel hierfür ist die Instandhaltungs -<br />

lösung Werkbliq. Die dritte Ebene bildet die<br />

herstellerübergreifende, digitale Plattform<br />

Adamos. Sie ist die Vision eines offenen<br />

Marktplatzes für alle. Durch die Kombination<br />

dieser Ebenen können wir eine durchgängige<br />

Digitalisierungslösung bieten. Übrigens:<br />

Auch bei der Entstehung von Adamos<br />

haben die Diskussionen mit dem Istos-Team<br />

sehr geholfen und uns darin bestärkt, bei<br />

der Umsetzung dieser Plattform für das<br />

Industrial Internet of Things unsere Kräfte<br />

mit starken Partnern zu bündeln.<br />

Wie hat sich Adamos seit der Präsentation<br />

auf der EMO im September entwickelt?<br />

Adamos nimmt immer mehr Fahrt auf. Es<br />

sind neue Partner hinzugekommen, mit de-<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


nen wir nun gemeinsam App-Entwicklungen<br />

umsetzen. Am Ende des Tages lautet das<br />

Ziel, ein Ecosystem zu schaffen, an dem sich<br />

technologieunabhängig die unterschiedlichsten<br />

Player beteiligen können. Die Unabhängigkeit<br />

der Plattform ist ihr großer Vorteil.<br />

Adamos hängt nicht unter DMG Mori,<br />

Dürr, Zeiss oder ASM PT. Gemeinsam haben<br />

wir die Basis geschaffen, dass sich auch<br />

andere Anbieter und Nutzer – gerade auch<br />

aus dem Mittelstand – beteiligen können.<br />

Sie wollen ja auch Wettbewerber motivieren,<br />

sich an der Plattform zu beteiligen. Wie<br />

ist die Reaktion darauf?<br />

Der anfänglichen Skepsis, eine offene Zusammenarbeit<br />

anzustreben, folgte dann Begeisterung.<br />

Ich bin fest davon überzeugt,<br />

dass offenen Systemen die Zukunft gehört –<br />

egal ob im Software-Bereich oder beim Additive<br />

Manufacturing. Die Zeit des Ausschließens<br />

ist vorbei. Ich freue mich sehr<br />

über die Gespräche mit namhaften Mitbewerbern.<br />

Wie nehmen Sie denen die Angst, für DMG<br />

Mori gläsern zu werden?<br />

Auf der Ebene der Plattform müssen die<br />

Rechte klar geregelt sein. Die wesentlichen<br />

Inhalte stecken in den Apps. Ob man die gemeinsam<br />

entwickelt oder eigenständig, das<br />

bleibt jedem freigestellt. Adamos hat kein<br />

Login. Die Plattform ist absolut offen. Das<br />

heißt nicht, dass man alles teilen muss.<br />

„Bis zur EMO 2019 wollen wir in der Lage sein, für<br />

jede unserer Maschinen standardmäßig ein sinnvolles<br />

Automatisierungskonzept anzubieten.“<br />

„Gemeinsam<br />

haben wir eine<br />

Basis geschaffen,<br />

dass sich<br />

auch andere<br />

Anbieter und<br />

Nutzer an<br />

der Plattform<br />

Adamos beteiligen<br />

können.“<br />

DMG Mori will bis zum Jahresende zwischen<br />

100 und 200 Kunden überzeugen, im<br />

Adamos-Umfeld verschiedene Produkte zu<br />

nutzen – und das werden wir schaffen. Dieses<br />

Ziel verfolgen auch die anderen Partner,<br />

so dass wir Ende 2018 erheblich breiter am<br />

Markt aufgestellt sein werden.<br />

Welche Rolle spielt Istos heute?<br />

Istos kümmert sich vorwiegend um die in<br />

der Prozesskette vor- und nachgelagerten<br />

Bereiche – etwa die Produktionsplanung –<br />

und weniger um die direkt mit der Maschine<br />

verbundenen Themen.<br />

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Joint<br />

Venture DMG Mori Heitec?<br />

Das Ziel ist, einen intelligenten Automatisierungsbaukasten<br />

zu entwickeln. Heitec<br />

bringt unheimlich viel Automatisierungsund<br />

Schnittstellenkompetenz mit. Wir kennen<br />

den Bedarf unserer Kunden, haben das<br />

Prozesswissen und natürlich auch Schnittstellenkompetenz.<br />

Gemeinsam wollen wir<br />

einen modularen Baukasten aufbauen, so<br />

dass wir den Kunden maschinenübergreifende<br />

Lösungen anbieten können. In diesem<br />

Zusammenhang werden wir künftig auch<br />

im Rahmen jeder neuen Maschine einen<br />

digitalen Zwilling entwickeln und nutzen.<br />

Das hilft uns sowohl, die Zeit bis zur Serienreife<br />

neuer Produkte zu verkürzen, als auch<br />

deren Qualität bei Markteinführung zu verbessern.<br />

Heitec hat hier viel Know-how und<br />

war übrigens auch ein guter Partner, als wir<br />

2013 Celos platzierten.<br />

Was ist der Unterschied zwischen der Virtuellen<br />

Maschine und dem Digital Twin?<br />

Die Virtuelle Maschine ist das Abbild des<br />

Arbeitsraums in der Steuerung. Was wir<br />

jetzt als Digital Twin aufsetzen, umfasst die<br />

komplette Maschine, von der Mechanik<br />

über die Steuerungstechnik und Software<br />

bis hin zur Automatisierung. Das haben wir<br />

erstmals bei der DMU 340 Gantry gemacht,<br />

die auf der EMO ihre Premiere feierte. Die<br />

Entwicklung startete mit einem digitalen<br />

Zwilling. Dadurch konnten wir bereits in<br />

einem frühen Stadium prüfen, ob die Steifigkeiten<br />

passen oder ob die einzelnen Komponenten<br />

wie gewünscht zusammenarbeiten.<br />

Letztendlich konnten wir so die Entwicklungszeit<br />

verkürzen. Das wollen wir künftig<br />

bei allen Neuentwicklungen nutzen.<br />

Wie profitieren Kunden vom Zwilling?<br />

Sie können den Digital Twin beispielsweise<br />

nutzen, bevor die reale Maschine geliefert<br />

wird, um ihre Prozesse zu optimieren, das<br />

Umfeld anzupassen oder sinnvolle Technologieerweiterungen<br />

zu testen. Genauso, wie<br />

diese Simulationstechnik uns in der Entwicklung<br />

hilft, kann auch der Kunde seine<br />

Effizienz und Produktivität damit steigern.<br />

Vor- und nachgelagerte Prozesse lassen sich<br />

ebenfalls einbinden?<br />

Hervorragend. Das ist ja das Entscheidende.<br />

Wollen Sie alle Maschinen automatisieren?<br />

Wir wollen für jedes Maschinenmodell eine<br />

sinnvolle Automation anbieten. Das können<br />

ganz unterschiedliche Lösungen sein – von<br />

integrierten Systemen über Portallösungen<br />

bis hin zum Roboter – ganz wie es die Anwendung<br />

erfordert. Wir sind überzeugt:<br />

Egal ob Groß- oder Kleinteilefertigung,<br />

Großserie oder Prototypenbau – sinnvolle<br />

Automationslösungen werden schon kurzfristig<br />

in allen Bereichen wichtig sein. Jedes<br />

unserer Werke hat deshalb den Auftrag, entsprechende<br />

Lösungen für die dort gefertigten<br />

Maschinen zu entwickeln. Unser Ziel ist,<br />

auf der EMO 2019 ein durchgängiges Automatisierungsportfolio<br />

anbieten zu können.<br />

Vor gut einem Jahr sagten Sie – als damals<br />

noch relativ neuer Vorstandsvorsitzender –,<br />

Sie wollten nicht alles anders, aber vieles<br />

besser machen. Welche Ziele sind erreicht,<br />

welche stehen noch auf der Agenda?<br />

2016 führten wir eine Reihe von Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

durch und konnten<br />

so die Komplexität unserer Prozesse reduzieren.<br />

2017 war ein sehr innovatives Jahr<br />

für uns, in dem wir vieles umsetzen und<br />

neue Zukunftsfelder besetzen konnten.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 23


interview<br />

Neben den genannten Themen Digitalisierung<br />

und Automatisierung gehört auch die<br />

additive Fertigung dazu. Diesen Geschäftsbereich<br />

konnten wir mit der Übernahme<br />

von Realizer entscheidend ausbauen. Aber<br />

auch in unserem Kernbereich ist viel ge -<br />

schehen. So haben wir beispielsweise zwei<br />

Millionen Ersatzteile zum Vorteil unserer<br />

Kunden neu bepreist und intensiv an der<br />

Qualität unserer Produkte und Serviceleistungen<br />

gearbeitet. Trotzdem: Auf unserer<br />

Agenda steht immer eine Menge. Wir haben<br />

viele Ideen, wie wir uns weiter verbessern<br />

und Kunden einen größeren Nutzen bieten<br />

können.<br />

Welche Bedeutung hat eigentlich die mechanische<br />

Seite der Maschinen noch?<br />

Wir haben 1 000 Entwickler in Deutschland<br />

und 1 000 in Japan. Mechanisch hochent -<br />

wickelte Maschinen und Systeme sind die<br />

Grundvoraussetzung, aber nicht die Herausforderung<br />

der Zukunft. Die Mechanik<br />

ist vielmehr das kleine Einmaleins, das man<br />

beherrschen muss. Sie ist sehr wichtig, aber<br />

eine perfekte Mechanik alleine reicht bei<br />

Weitem nicht mehr aus.<br />

Hinsichtlich der Gobal-One-Strategie haben<br />

Sie angekündigt, das Maschinenprogramm<br />

zu straffen. Wie ist hier der Stand?<br />

Wie sind die Aufgaben hinsichtlich Entwicklung<br />

und Produktion zwischen Japan<br />

und Deutschland verteilt?<br />

Wir wachsen immer mehr zusammen. Das<br />

gilt sowohl für das Produktportfolio als<br />

auch für das Produktionsportfolio. Das<br />

wichtigste ist aber die Qualität der Produkte.<br />

Die hat für unseren Präsidenten Dr. Mori<br />

oberste Priorität. Hier lernen wir auch von<br />

den Japanern. Hinsichtlich der Qualität<br />

konnten wir bereits gute Fortschritte erzielen,<br />

und wir werden uns in den kommenden<br />

18 Monaten weiter massiv verbessern.<br />

Welche Rollen haben der deutsche und der<br />

japanische Konzernbereich?<br />

Die deutsche DMG Mori AG steuert maßgeblich<br />

den europäischen, chinesischen und<br />

indischen Markt, die japanische DMG Mori<br />

Co. Ltd. bearbeitet in erster Linie Japan, die<br />

USA sowie den Rest Asiens und Amerikas.<br />

Aber das ist nicht das Entscheidende. Wichtig<br />

ist vielmehr die Art, wie wir kommunizieren<br />

und Entscheidungen treffen. Und die<br />

ist von großem Vertrauen und Offenheit geprägt.<br />

Das spürt man nicht nur auf der Führungsebene,<br />

sondern auch bei den Konstrukteuren<br />

und Technikern. Letztlich führt<br />

diese Vielfalt zu einer Horizonterweiterung,<br />

die das Unternehmen stärkt.<br />

Dr. Masahiko Mori, President der DMG Mori Company Limited (auf der Bühne rechts) und Christian<br />

Thönes informieren auf der Hausausstellung in Pfronten die internationale Fachpresse über die Neuheiten.<br />

Was steht noch auf der To-do-Liste?<br />

Bis unsere Vision hinsichtlich der Digitalisierung<br />

und Vernetzung breit im Markt<br />

etabliert ist, liegt noch einiges an Arbeit vor<br />

uns. Wir haben verstanden, dass es vor<br />

allem in den Bereichen Qualität und Service<br />

noch deutliche Verbesserungspotenziale<br />

gibt. Daran arbeiten wir bereits. Ein Ergebnis<br />

dieser Aktivitäten ist die 36-monatige<br />

Gewährleistung ohne Stundenbegrenzung<br />

für unsere Motorspindeln der Master-Serie.<br />

Wir wollen ganz klar Qualitätsführer werden<br />

und auch unsere Servicequalität steigern.<br />

Wir sind selbstkritisch genug, um zu<br />

wissen, dass wir noch nicht da sind, wo wir<br />

sein sollten. Wir müssen hier dringend unsere<br />

Kapazitäten hochfahren und werden unter<br />

anderem bis zum Jahresende rund 200<br />

zusätzliche Servicetechniker einstellen.<br />

Wir hatten rund 300 verschiedene Maschinen<br />

im Konzernportfolio. Jetzt sind es noch<br />

170. Unser Ziel sind weniger als 130 Maschinenmodelle<br />

bis 2020. Die Frage ist immer,<br />

welche Lösung der Nutzer benötigt.<br />

Die Reduktion erfolgt mit Blick darauf, dass<br />

den Kunden nichts fehlt. Und natürlich,<br />

dass unsere verschiedenen Gesellschaften<br />

ausgelastet sind.<br />

Welche Konsequenzen ergaben sich aus der<br />

Bereinigung für die deutschen Standorte?<br />

Keine. Momentan sind alle Werke sehr gut<br />

ausgelastet. Ich wünschte, wir hätten beispielsweise<br />

in Pfronten – einem unserer Top-<br />

Standorte – mehr Fläche und auch mehr<br />

Mitarbeiter.<br />

Hier geht´s doch um ganz unterschiedliche<br />

Kulturen. Entstehen da keine Konflikte?<br />

Wir haben vor allem auch sehr viele Gemeinsamkeiten.<br />

Sowohl Deutsche als auch<br />

Japaner sind sehr zuverlässig und arbeiten<br />

hart. Auf beiden Seiten finden wir ein hohes<br />

Maß an Technikorientierung und Verantwortungsbewusstsein.<br />

Es gibt bei uns sehr<br />

viele Übereinstimmungen.<br />

Wie laufen die Geschäfte derzeit?<br />

Im Moment laufen alle Märkte gut, sowohl<br />

was die Branchen als auch die Regionen angeht.<br />

Wir haben überall Marktanteile dazugewonnen.<br />

Wir profitieren gerade von einer<br />

starken Innovationsorientierung im Markt.<br />

Unter anderem zwingen hohe Umweltauflagen<br />

alle, sich zu strecken, um den Anschluss<br />

nicht zu verlieren. Deshalb erleben wir gerade<br />

einen unglaublichen Hype. Allerdings<br />

glaube ich, dass wir bereits eine leichte<br />

Überhitzung haben und sich die Nachfrage<br />

konsolidieren wird. Für uns ist gut, dass wir<br />

stabile Strukturen haben und gut aufgestellt<br />

sind.<br />

•<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Veranstalter:<br />

2. Tag der<br />

PSA<br />

19. April 2018<br />

DEKRA Congress Center<br />

Altensteig-Wart (Schwarzwald)<br />

Jetzt<br />

anmelden!<br />

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smart – nachhaltig – motivierend<br />

Foto: Kzenon - stock.adobe.com<br />

Der „Tag der PSA“ vermittelt Wissen zu folgenden Themenbereichen:<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

Teilnahmegebühr: 450,00 Euro (zzgl. MwSt.).<br />

In der Teilnahmegebühr ist ein Catering (Mittagessen, Kaffeepausen) enthalten.<br />

Weitere<br />

Informationen und<br />

Online-Anmeldeformular:<br />

www.tag-der-psa.de<br />

der Treffpunkt für PSA-Industrie und Anwender/Einkäufer<br />

kompakte Wissensvermittlung in Fachvorträgen und Diskussionsrunden<br />

begleitende Fachausstellung<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 25


news & management<br />

Was der Rabe dem Eichhörnchen voraus hat<br />

Vom Sammler<br />

zum Lenker<br />

Das Eichhörnchen ist ein erfolg -<br />

reicher Sammler, plant aber im<br />

Gegensatz zum Raben nicht für<br />

die Zukunft.<br />

Bild: Mr Twister/Fotolia<br />

Analytics | Daten, das Unternehmenskapital der Zukunft,<br />

werden auch in der Fertigungsindustrie er hoben<br />

und gesammelt. Doch oft bleiben die erwarteten Effekte<br />

aus. Der Grund: Sammeln allein reicht nicht!<br />

Gewiss ist Fleiß die Grundlage von Erfolg:<br />

Deshalb kommt das Eichhörnchen durch<br />

emsiges Nüssesammeln und -horten auch<br />

sicher durch den Winter. Die Jagd nach der<br />

nächsten Nuss ist ein rein automatisierter<br />

Vorgang, der immer demselben Schema<br />

folgt. Optimal ist er jedoch nicht – denn<br />

häufig vergisst das Eichhörnchen seine Verstecke.<br />

Viele gelagerte Nüsse werden folg-<br />

lich nie verspeist. Weil jedoch im Überfluss<br />

gesammelt wurde, überlebt das Eichhörnchen<br />

auch ohne sie.<br />

Cleverer geht der Rabe vor: Er optimiert<br />

die Futterbeschaffung und -lagerung kontinuierlich<br />

und baut sogar Erfahrungen in<br />

sein zukünftiges Vorgehen ein. So werden<br />

beispielsweise Werkzeuge, die ihm in der<br />

Vergangenheit bei der Beschaffung behilflich<br />

waren, künftig schon Stunden vorher<br />

für den Einsatz gesucht und bereitgelegt. So<br />

spart er beim nächsten Mal Zeit und Kraft.<br />

Prozessoptimierung in Reinkultur.<br />

Vom Raben lässt sich lernen: Es kommt<br />

nicht darauf an, große Datenmengen und<br />

Informationen zu erheben und zu sammeln,<br />

sondern sie richtig einzusetzen. In der Fertigungsindustrie<br />

gilt dies ebenso, um vorausschauende<br />

Wartung, automatisierte Qualitätssicherung<br />

oder eine ganzheitliche und<br />

nachhaltige Optimierung der Produktion zu<br />

ermöglichen.<br />

Datensammeln nach Zielsetzung<br />

Grundsätzlich macht es Sinn, jedwede im<br />

Unternehmen anfallenden Daten zu sichern<br />

und in Form einer strukturierten Auswertung<br />

abrufbar zu machen – auch über lange<br />

Zeiträume hinweg und für verschiedenste<br />

Fragestellungen.<br />

Folgerichtig haben deshalb viele Unternehmer<br />

in den letzten Jahren umfangreiche<br />

Projekte zur Datensammlung, -aufbereitung<br />

und -auswertung gestartet. Ob diese mit<br />

Erfolg gekrönt sind, hängt entscheidend von<br />

einer Frage ab: Gelingt es, die Datenanalyse<br />

so in die Geschäftsprozesse zu integrieren,<br />

dass auf ihrer Basis ab sofort operative Entscheidungen<br />

automatisiert getroffen werden<br />

können?<br />

Häufig ist das heute noch nicht der Fall.<br />

Ernüchterung stellt sich ein: Trotz des mit<br />

Analytics verbundenen großen Aufwands<br />

will es nicht gelingen, die wachsenden<br />

Datenmengen wirklich nutzbringend und<br />

nachhaltig zur Optimierung der Kernprozesse<br />

zu verwenden. Hauptursache hierfür<br />

ist eine große Lücke zwischen Daten- und<br />

Geschäftsverständnis. Datenanalysen bringen<br />

zwar durchaus relevante Erkenntnisse,<br />

diese passen aber nicht zu den aktuellen unternehmerischen<br />

Herausforderungen – oder<br />

denen des Tagesgeschäfts.<br />

Erfolgreiche Unternehmen passen daher<br />

die etablierten Vorgehensweisen zur Nutzung<br />

von Analytics an ihre individuellen<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Gegebenheiten und Zielsetzungen an. Der<br />

erwartete Geschäftsnutzen wird klar ausformuliert<br />

und kommuniziert. Ebenso der vorhandene<br />

Investitionsrahmen. Und: Basis für<br />

ein erfolgreiches Projekt ist in jedem Fall<br />

eine stringente Analyse der eigenen Geschäftsprozesse.<br />

Wie erfolgreich und nutzbringend der<br />

richtige Einsatz von Analytics in der Praxis<br />

aussehen kann, zeigt das Beispiel eines namhaften<br />

Automobilzulieferers. Sein Ziel ist es,<br />

die Fertigungsprozesse auf Basis von Analytics<br />

kontinuierlich zu verbessern.<br />

Der Einsatz von Analytics setzt immer eine<br />

Datenbasis, etwa ein Data Warehouse,<br />

voraus, in der sämtliche Daten wie beispielsweise<br />

Maschinendaten und betrieb s -<br />

wirtschaft liche Daten, wie etwa Chargen<br />

oder Artikelstammdaten aus ERP und MES,<br />

zusammenlaufen und damit miteinander<br />

kombiniert auswertbar gemacht werden.<br />

Deshalb wurde im ersten Schritt für deren<br />

Aufbau ein Spezialist für Modellierungsprojekte<br />

an Bord geholt: MID aus Nürnberg.<br />

che Mehrwerte bieten können. Dreh- und<br />

Angelpunkt für einen geschäftlichen Mehrwert<br />

sind die Entscheidungen in den Prozessen.<br />

Zum Beispiel, wann eine Anlage gewartet<br />

werden soll (vorausschauende Wartung)<br />

oder mit welcher nächsten Maßnahme ein<br />

Kunde im Verkaufsprozess weiter begleitet<br />

werden soll (Next-best-Action).<br />

Deshalb sollte die Analyse der relevanten<br />

Daten zum grundsätzlichen Bestandteil aller<br />

Geschäftsprozesse werden. Dann wäre es<br />

sogar möglich, operative Entscheidungen zu<br />

automatisieren. Das bedeutet: Prozesse und<br />

Daten müssen mit einer rigiden Methodik<br />

so konzipiert werden, dass die Ergebnisse<br />

eines automatisierten Entscheidungsmodells<br />

Es kommt nicht darauf<br />

an, große Datenmengen<br />

und Informationen zu<br />

erheben und zu sammeln,<br />

sondern darauf, sie richtig<br />

einzusetzen. Bild:<br />

sakkmesterke/Fotolia<br />

die Prozesse treiben. Bei vorausschauender<br />

Wartung wird beispielsweise durch einen<br />

Entscheidungsautomat der Wartungs- und<br />

Instandsetzungsprozess initiiert und durchgeführt:<br />

also etwa Bereitstellung eines Serviceteams,<br />

Bestellung von Ersatzteilen oder<br />

Neuplanung der Produktion.<br />

Hier bieten sich als Grundlage BPMN<br />

(Geschäftsprozessmodellierung) und DMN<br />

(Entscheidungsmodellierung) an. Mit Hilfe<br />

dieser Methodiken lassen sich die gefundenen<br />

analytischen Modelle bezüglich des<br />

Prozessablaufs und der Datenbewirtschaftung<br />

passgenau integrieren. Und so funk -<br />

tioniert es: Zum einen werden Entscheidungspunkte<br />

in den Prozessen transparent<br />

dargestellt. Zum anderen werden Entscheidungsmodelle<br />

aufgebaut, um zu erklären,<br />

Analytics mit Data Vault-Methode schafft<br />

Nutzwert beim Automobilzulieferer<br />

Das Beratungshaus nahm die Datenmodellierung<br />

– und damit die Abbildung sämtlicher<br />

relevanter Prozesse und Objekte – nach<br />

der Data Vault-Methode vor. Deren Stärke<br />

ist eine hohe Flexibilität bei Erweiterungen,<br />

eine vollständige Historisierung der Daten<br />

und sie ermöglicht eine starke Parallelisierung<br />

der Datenladeprozesse.<br />

Für den Aufbau des Data Warehouse<br />

wurden zunächst die relevanten Fertigungsprozesse<br />

identifiziert und modelliert – und<br />

im Anschluss daran auch der entsprechende<br />

Datenfluss in den Prozessen. Das eigentliche<br />

Analytics-Projekt konnte mit der Fertigstellung<br />

des Data Warehouse an den Start gehen<br />

und lässt sich in folgende Phasen gliedern:<br />

• Schwachstellenanalyse, um Optimierungspotenziale<br />

in der Fertigung aufzu -<br />

decken<br />

• Untersuchung der Ursachen für die identifizierten<br />

Schwachstellen<br />

• Aufbau analytischer Modelle mit dem<br />

Ziel der Optimierung<br />

Dazu werden algorithmische Verfahren<br />

(Machine Learning) eingesetzt, die Zusammenhänge<br />

zwischen den Eingabe- und Ausgabedaten<br />

erkennen.<br />

Das Praxisbeispiel zeigt deutlich, wie mathematische<br />

Modelle Unternehmen erhebliwarum<br />

und wie das analytische Modell an<br />

dieser Stelle den Prozess verbessert. Zudem<br />

werden die für das analytische Modell benötigten<br />

Daten dokumentiert.<br />

Iterativ können dann – im Wechselspiel<br />

zwischen der Prozessgestaltung und den entdeckten<br />

Optimierungspotenzialen – aus den<br />

Datenanalysen Prozesskennzahlen, wie etwa<br />

Auftragsdurchlaufzeit oder Maschinenauslastung,<br />

nachhaltig verbessert werden.<br />

Seit Projektabschluss konnte der Automobilzulieferer<br />

deutliche Verbesserungen erzielen:<br />

So lassen sich fehlerhafte Teile anhand<br />

von Fertigungsdaten frühzeitiger identifizieren.<br />

Die Produktionsplanung lässt sich<br />

hinsichtlich der Durchlaufzeiten optimieren.<br />

Überdies wurde die Gesamtanlageneffektivität<br />

erhöht.<br />

Daten sammeln lohnt sich also in jedem<br />

Fall. Denn nur wer viele Daten hat, kann<br />

dem Management Kennzahlen und Auswertungen<br />

für Einzelfallentscheidungen zur Verfügung<br />

stellen. Ziel jedoch sollte es sein,<br />

dass möglichst viele solcher Managemententscheidungen<br />

in Zukunft automatisiert<br />

und quasi „wie am Fließband“ getroffen<br />

werden. Erst dann hat Analytics seinen echten<br />

Mehrwert erreicht. •<br />

Elmar Nathe<br />

Principal und Themenverantwortlicher<br />

Digitalisierung der MID GmbH, Nürnberg,<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 27


news & management<br />

Digitale Technologien standortübergreifend nutzen<br />

Schubkraft für<br />

kollektives Wissen<br />

Strategie | Um das Potenzial digitaler Technologien<br />

voll auszuschöpfen, sind Standortfähigkeiten zu analysieren.<br />

Notwendig ist auch ein strukturiertes Vorgehen,<br />

um Wissen auf andere Standorte zu übertragen.<br />

Industrie 4.0 oder Digitalisierung der Produktion<br />

gelten im deutschsprachigen Raum<br />

als Heilsbringer – um die Effizienz der Produktion<br />

zu steigern oder um die Wettbewerbsfähigkeit<br />

produzierender Unternehmen<br />

an Hochlohnstandorten zu sichern.<br />

Basierend auf der Idee einer effektiven<br />

Prozessverbesserung und Strategieunterstützung<br />

ist häufig jeder Standort im Produktionsnetzwerk<br />

berechtigt, digitale Technologien<br />

und Aktivitäten voranzutreiben, zu bewerten,<br />

zu testen und zu implementieren.<br />

Doch welche Standorte sich vorrangig eignen,<br />

digitale Technologien einzusetzen und<br />

wie entsprechendes Wissen von einem<br />

Standort auf andere übertragen werden<br />

kann, ist für viele Unternehmen noch eine<br />

ungelöste Herausforderung.<br />

Welche Standorte für den Einsatz von digitalen<br />

Technologien geeignet sind, hängt<br />

von verschiedenen Faktoren ab. Dabei lassen<br />

sich viele Standortfaktoren und -vorteile<br />

identifizieren, die alle individuell zu evaluieren<br />

sind. Für produzierende Unternehmen<br />

sind Faktoren wie Nähe zu Lieferanten oder<br />

Märkten, lokale Technologiecluster, Transportkosten,<br />

kulturelle sowie zoll- und nichttarifärer<br />

Hindernisse häufig genannte Gründe,<br />

um sich für oder gegen den Einsatz einzelner<br />

Technologien zu entscheiden.<br />

Im Kontext der digitalen Technologien<br />

lassen sich aber einige Stellhebel besonders<br />

herausstellen. Diese wurden anhand der<br />

gängigen Literatur und im Rahmen eines<br />

internationalen Benchmarking-Projekts mit<br />

acht global tätigen deutschen und Schweizer<br />

Unternehmen erarbeitet. Generell lassen<br />

sich diese Stellhebel in externe Faktoren<br />

(Lieferanten, Kunden) und interne strategische<br />

und operative Faktoren untergliedern.<br />

Auf der strategischen Seite spielen die<br />

Produktionsstrategie, das lokale Managementsystem,<br />

Kultur und Organisationsstrukturen<br />

eine entscheidende Rolle. Diese<br />

Stellhebel haben Auswirkung auf alle Unternehmensprozesse<br />

(siehe Abbildung). Alle<br />

diese operativen Prozesse wie beispielsweise<br />

Produktion, Logistik oder F&E werden besonders<br />

durch die Mitarbeiter am Standort,<br />

die existierende Infrastruktur, das vorhandene<br />

Wissen sowie die lokalen Investitionen<br />

in die Prozesse gekennzeichnet.<br />

Ebenso beeinflussen digitale Technologien<br />

diese operativen Prozesse und die Einflussfaktoren.<br />

Daher muss für jeden Stand-<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Diskussionen zum Thema Digitalisierung<br />

beziehen sich fast nur auf die<br />

Standortperspektive. Wie entsprechendes<br />

Wissen von einem Standort auf andere<br />

übertragen werden kann, ist für viele<br />

Unternehmen noch eine ungelöste Herausforderung.<br />

Bild: kasto/Fotolia<br />

Externe Faktoren wie Lieferanten und<br />

Kunden wirken sich als Stellheben auf<br />

die Digitalisierungs-Standortentscheidung<br />

ebenso aus wie die operative Ebene.<br />

Bild: Universität St. Gallen<br />

ort und für jeden einzelnen Prozess geprüft<br />

werden, welche Technologie an dem spezifischen<br />

Standort sinnvoll eingesetzt werden<br />

kann. Ein wenig entwickelter Standort mit<br />

gering qualifizierten Mitarbeitern und einer<br />

ausbaufähigen Infrastruktur (wenn etwa<br />

Stromausfälle oder fehlende IT-Versorgung<br />

vorherrschen) ist meist nicht geeignet, um<br />

hochkomplexe Technologien einzusetzen.<br />

Andererseits kann ein entwickelter<br />

Standort mit Zugang zu Wissen, neuester<br />

Infrastruktur und bei Erfüllung der strategischen<br />

Vorgaben durchaus Technologien wie<br />

Robotik, Augmented-Reality-Lösungen,<br />

Künstliche Intelligenz oder ähnliche einsetzen.<br />

Daher bedarf es einer kritischen Auseinandersetzung<br />

mit allen Elementen des<br />

Modells zur Digitalisierungs-Standortentscheidung<br />

(siehe Abbildung). Doch auch<br />

nach der Evaluierung und der Entscheidung,<br />

digitale Technologien an einem spezifischen<br />

Standort einzusetzen, ist ein strukturiertes<br />

Vorgehen gefordert, um digitale<br />

Technologien im Produktionsnetzwerk zu<br />

verbreiten.<br />

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die<br />

folgenden Konzepte am besten geeignet<br />

sind, das Wissen und die damit verbundenen<br />

Kompetenzen bezüglich Technologien im<br />

Netzwerk zu verteilen.<br />

Transnationale Teams: Einmal gebildet,<br />

können transnationale oder teilweise auch<br />

„Lead Teams“ auf verschiedene Arten genutzt<br />

werden, um globale Effizienz zu erreichen,<br />

zum Aufbau von Technologiekompetenzen,<br />

für Ad-hoc-Fehlerbehebung, Prozessstandardisierung,<br />

Training oder konti-<br />

nuierliche Verbesserung. Die vier notwendigen<br />

Schritte sind dabei Bildung des Teams,<br />

Fokussierung des Teams und seiner Aufgabe,<br />

Erhaltung des Teams und schließlich die<br />

Übertragung von Erfahrungen in die gesamte<br />

Organisation.<br />

Kompetenzcenter: Ein solches besitzt<br />

Wissen sowie herausragende Fähigkeiten in<br />

Bezug auf eine oder mehrere Funktionen.<br />

Diese werden vom Kompetenzcenter auch<br />

an andere Standorte im Produktionsnetzwerk<br />

übertragen und als Quelle für die<br />

Schaffung von Wettbewerbsvorteilen verstanden.<br />

In der wissenschaftlichen Literatur<br />

gibt es keine einheitliche Definition und keine<br />

Aufgabenfelder für Kompetenzcenter. Eine<br />

besondere Form dieser Center sind „zentrale<br />

Transfereinheiten“.<br />

Leitwerke: Ein Leitwerk ist in der Regel<br />

ein Kompetenzcenter für einen ausgewählten<br />

Produktbereich. Dieses entwickelt stellvertretend<br />

für alle Standorte im Produktionsnetzwerk<br />

Produkte, Prozesse sowie<br />

Technologien und stellt die Resultate allen<br />

Werken zur Verfügung. Das Leitwerk ist in<br />

der Lage, auch standortübergreifende Aufgaben<br />

zu erfüllen und dient als Wissenshub<br />

zur Unterstützung der weltweiten Lernfähigkeit.<br />

Ebenso kann das Leitwerk direkt<br />

am Hauptsitz eines Unternehmens angesiedelt<br />

sein oder völlig unabhängig.<br />

Vorteil transnationaler Teams sind vor<br />

allem die gleichverteilte Arbeitsbelastung<br />

und Kosten für alle Standorte und die Berücksichtigung<br />

lokaler Sichtweisen von<br />

mehreren Standorten. Jedoch ist diese Organisationsform<br />

aufwendig zu koordinieren.<br />

Wenn Produktionsnetzwerke hinsichtlich<br />

digitaler Technologien und Aktivitäten eher<br />

autonom oder dezentral organisiert sind,<br />

bieten sich eine zentrale Transfereinheit<br />

oder Leitwerke an. Diese bewerten und prü-<br />

Entwicklungen und Lösungen aus den<br />

fen<br />

Fertigungshallen aller Werke, um Standardi-<br />

zu gewährleisten und lokale Systesierung<br />

me zu vermeiden. Besteht die Gefahr, dass<br />

allgemeine Unternehmensstandards betrof-<br />

fen sind, wird das lokale Projekt gestoppt.<br />

Darüber hinaus wird die Überprüfung von<br />

funktionsübergreifenden<br />

Lösungssätzen<br />

durch die Transfereinheit oder das Leitwerk<br />

überwacht mit dem Ziel einer standardisier-<br />

und umfassenden Einführung von Digitetalisierungslösungen<br />

und -technologien in-<br />

nerhalb des Produktionsnetzwerkes.<br />

Fazit: Diskussionen in Bezug auf Digitalisierung<br />

beziehen sich heute primär auf die<br />

Standortperspektive. Eine systematische<br />

Analyse der Produktionsstandorte, die fähig<br />

sind, das Potenzial digitaler Technologien<br />

auszuschöpfen, wird in der Regel auf Grund<br />

mangelnder Kenntnis der relevanten Faktoren<br />

vernachlässigt. Ebenso stehen Unternehmen<br />

vor der Hürde, die Technologien und<br />

entsprechendes Wissen auf andere Standorte<br />

zu übertragen. In Abhängigkeit von der<br />

Struktur des Produktionsnetzwerks bieten<br />

sich dabei besonders transnationale Teams,<br />

Kompetenzcenter oder Leitwerke an. •<br />

Christoph Benninghaus, M.Sc.<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut für<br />

Technologiemanagement<br />

Dr. Lukas Budde<br />

Projektleiter, Institut für Technologiemanagement,<br />

Universität St. Gallen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 29


technik & wissen<br />

Der Maschinen- und Anlagenhersteller<br />

Bielomatik setzt auf den Einsatz von<br />

Operational-Excellence-Methoden, um seine<br />

Fertigungsprozesse schneller und wirtschaft -<br />

licher abwickeln zu können.<br />

Bilder: Bielomatik<br />

Wie ein Maschinenbauer die digitale Transformation umsetzt<br />

Umgestaltung<br />

zeigt Wirkung<br />

Digitalisierung | Beim Sondermaschinenbauer Bielomatik<br />

erweist sich die interne Organisation als<br />

Wachstumsbremse. Mithilfe von Lean- und Operational-Excellence-Konzepten<br />

treibt das Unternehmen<br />

die digitale Transformation voran.<br />

„Von 2013 bis 2020 wollen wir unseren<br />

Umsatz auf über 110 Mio. Euro annähernd<br />

verdoppeln. Das ist mit der vorhandenen<br />

Organisation nicht machbar. Unser Wachstum<br />

erreichen wir aktuell nur mit erheb -<br />

lichen Überstunden und mit externer Unterstützung“,<br />

beschreibt Stefan Carstensen,<br />

Geschäftsführer von Bielomatik, als Herausforderung<br />

im Unternehmen. Die Vielzahl<br />

der nur geringfügig standardisierten<br />

Anlagenvarianten und die fehlende Prozesseffizienz<br />

beim Hersteller von Maschinen<br />

und Anlagen für Kunststoffschweißen führe<br />

aktuell zu hohen Kosten. „Die Auftragsabwicklung<br />

ist nicht zufriedenstellend, die<br />

Durchlaufzeiten sind zu lang und es hakt an<br />

den Schnittstellen zwischen den beteiligten<br />

Bereichen“, präzisiert der Geschäftsführer<br />

des Neuffener Unternehmens.<br />

Um dies zu ändern, stellt der badenwürttembergische<br />

Produzent gemeinsam<br />

mit den Beratern von Lischke Consulting alle<br />

Prozesse auf den Prüfstand. „Wir wollen<br />

Abläufe vereinheitlichen, mit einer Art von<br />

modularem Baukastensystem die Anlagen<br />

stärker standardisieren und auch die<br />

Konstruk tionsstufen reduzieren. So wollen<br />

wir erreichen, dass beispielsweise im Bereich<br />

Kunststoff eine Tankanlage in 26 Wochen<br />

ausgeliefert wird, statt wie bisher in durchschnittlich<br />

36 Wochen“, setzt Carstensen als<br />

Ziel.<br />

Die Hamburger Unternehmensberatung<br />

ist auf Operational Excellence und die Umsetzung<br />

komplexer Veränderungsprozesse<br />

im industriellen Umfeld spezialisiert. Der<br />

Umgestaltungsprozess bei Bielomatik ist<br />

Was ist Operational<br />

Excellence?<br />

Die Führungsphilosophie können Unternehmen<br />

nutzen, um mit „Lean Thinking“ und<br />

Methoden der kontinuierlichen Verbesserung<br />

besondere betriebliche Leistungen zu<br />

realisieren. Dabei wird die gesamte Wertschöpfungskette<br />

im Unternehmen erfasst,<br />

um Kernprozesse effektiver und effizienter<br />

zu gestalten. Es entsteht eine agile Unternehmenskultur.<br />

Alle Hierarchie-Ebenen werden<br />

auf eine effektive Zielerreichung und eine<br />

stringente Organisations- und Prozessabstimmung<br />

ausgerichtet.<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Mit einer Art Baukastensystem sollen die Maschinen vereinheitlicht und standardisiert werden.<br />

insgesamt auf mehrere Jahre angelegt und<br />

befindet sich aktuell in der zweiten Phase.<br />

Begonnen hat alles mit der Untersuchung<br />

der bestehenden Prozesse: Dabei wurden<br />

alle Bearbeitungsschritte von der Bearbeitung<br />

des Kundenauftrags bis zur Auslieferung<br />

der Maschine in einer End-to-End-<br />

Wertstromanalyse durchleuchtet. Sie ermittelt,<br />

was zur Wertschöpfung beiträgt und<br />

wo Zeit und Ressourcen verschwendet<br />

werden.<br />

Bei vielen der ermittelten Schwachstellen<br />

lässt sich laut dem Unternehmen mit wenig<br />

Aufwand eine Verbesserung mit hohem<br />

Nutzen erreichen. So wurden 28 sogenannte<br />

Quick Wins ermittelt, die als kleine Einzelprojekte<br />

innerhalb von nur wenigen Tagen<br />

oder Wochen umgesetzt werden können. Elf<br />

weitere Verbesserungspunkte erfordern<br />

mehr Aufwand bei der Umsetzung. „So soll<br />

eine einheitliche Auftragsmappe für einen<br />

standardisierten Prozessablauf sorgen: Sie<br />

umfasst alle Auftragsdetails, nennt die Vorgaben<br />

für die Konstruktion, beschreibt den<br />

Übergabezustand für die Montage und<br />

strukturiert den Prozess bis zur Inbetriebnahme.<br />

Wo bisher fehlende Abstimmungen<br />

oder unklare Details erst bei der Montage<br />

sichtbar wurden, werden sie jetzt von Anfang<br />

an thematisiert“, erläutert Carstensen.<br />

Ein entscheidender Verbesserungsschritt<br />

für den Anlagenbauer ist die Vereinheit -<br />

lichung und Standardisierung der Maschinen.<br />

Das vereinfache die Konstruktion, den<br />

Einkauf und die Montage. Mit einer Art<br />

Baukasten soll dem Kunden künftig ein<br />

Rahmen vorgegeben werden, der trotzdem<br />

viele Varianten ermöglicht.<br />

Großes Verbesserungspotenzial steckt<br />

aus Sicht des Geschäftsführers in der Einrichtung<br />

sogenannter Quality-Gates (Q-Gates).<br />

Diese markieren im Bearbeitungsprozess<br />

einer Maschine wesentliche Meilensteine<br />

des Prozessablaufs. Sie zeigen den Reifegrad<br />

des Projekts, ermöglichen die Prüfung<br />

der erledigten Arbeiten und dienen der formalen<br />

Übergabe zum nachfolgenden Prozessschritt.<br />

In der Zeit zwischen den Q-Gates<br />

sorgt die Visualisierung der Prozesse für<br />

die erforderliche Transparenz. Die beteiligten<br />

Arbeitsteams treffen sich dafür zu kurzen<br />

Shopfloor-Meetings, visualisieren auf<br />

einer Tafel den aktuellen Projektstatus und<br />

klären nächste Aufgaben und Prioritäten.<br />

„Begleitung des Veränderungsprozesses ist<br />

wichtiger Teil des Projekts“<br />

Carstensen sieht aber auch mögliche<br />

Herausforderungen: „Mit den Quick Wins,<br />

neuen Auftragsmappen, Q-Gates, Shop -<br />

floor-Meetings und vielen anderen Neuerungen<br />

werden in relativ kurzer Zeit Abläufe<br />

und Verhaltensweisen verändert, die über<br />

viele Jahre gewachsen und fest verankert<br />

sind. Das enthält Konfliktpotenzial, dessen<br />

sind wir uns bewusst. Die Begleitung dieses<br />

Veränderungsprozesses ist daher ein wich -<br />

tiger Teil des Projektes.“<br />

Vorteilhaft bei dem Vorgehen ist laut des<br />

Geschäftsführers, dass trotz der laufenden<br />

Belastung durch das Tagesgeschäft wichtige<br />

Mitarbeiter in Schlüsselfunktionen für die<br />

Mitarbeit in den Projekten gewonnen werden<br />

konnten. „Sie bringen eine hohe Motivation<br />

und Wechselbereitschaft mit und sorgen<br />

bei den einzelnen Maßnahmen für eine<br />

hohe Aufmerksamkeit. Dabei können sie<br />

andere Mitarbeiter mitziehen.“<br />

Bei der Moderation dieses Veränderungsprozesses<br />

zeigen sich die Erfahrungen der<br />

externen Berater. Einer der Projektschwerpunkte<br />

liegt darin, durch eine ausgeprägte<br />

Feedback-Kultur Verständnis für den Veränderungsbedarf<br />

zu wecken. Die Berater achten<br />

dabei auf die Einbindung aller relevanten<br />

Funktionsbereiche. In kurzen Zyklen<br />

werden beispielsweise die veränderten Rollenwahrnehmungen<br />

bei Mitarbeitern und<br />

Führungskräften thematisiert.<br />

Um seine eigens gesteckten, anspruchsvollen<br />

Ziele zu erreichen, müsse der Verbesserungsprozess<br />

im Unternehmen dauerhaft<br />

verankert sein, weiß Carstensen. Deshalb<br />

werden zunächst Multiplikatoren in den<br />

Lean-Management-Grundlagen ausgebildet,<br />

die ihr Wissen dann intern weitergeben.<br />

„Die Vorteile des Umgestaltungsprozesses<br />

werden Schritt für Schritt sichtbar. Wir<br />

haben inzwischen die Verschwendungen<br />

und Fehlentwicklungen in den Abläufen erkannt.<br />

Wir erkennen, dass sich die Qualität<br />

erhöht, weil wir Fehler jetzt früher erkennen<br />

und schneller beseitigen. Außerdem werden<br />

bei den Quick-Win-Maßnahmen die ersten<br />

Verbesserungen bereits wirksam“, zieht<br />

Carstensen eine positive Zwischenbilanz.<br />

•<br />

Martin Ortgies<br />

Fachjournalist in Hannover<br />

Zum Anwender:<br />

• Bielomatik Leuze<br />

• Sitz: Neuffen, Baden-Württemberg<br />

• Fokus: Entwicklung und Fertigung von<br />

Maschinen und Anlagen für alle gängigen<br />

Kunststoff-Schweißverfahren sowie<br />

Komponenten im Bereich Schmiertechniksysteme<br />

für die zerspanende Metall -<br />

bearbeitung<br />

• Branche: Elektrotechnik<br />

• Mitarbeiter: etwa 590 weltweit<br />

Rund 590 Mitarbeiter sind bei dem Anlagenhersteller<br />

für Kunststoff-Schweißverfahren beschäftigt.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 31


technik & wissen<br />

Beim industriellen Internet der Dinge<br />

ergeben sich zusätzliche Anforderungen<br />

an Security. Anbieter wie Wibu-Systems<br />

bieten entsprechende Lösungen.<br />

Bild: Wibu Systems<br />

Technisch präventiver Schutz in der Cloud<br />

Software schützt Software<br />

IT-Sicherheit | Im Internet der Dinge kommt dem<br />

Thema Datensicherheit eine immer bedeutendere<br />

Rolle zu. Software-Applikationen auf Servern und in<br />

virtuellen Cloud-Umgebungen müssen gegen Cyberangriffe<br />

geschützt werden. Wibu-Systems bietet hierfür<br />

entsprechende Lösungen.<br />

Inzwischen wächst in der Industrie das Bewusstsein,<br />

dass Industrie 4.0 und das Internet der Dinge nur mit<br />

umfassender Datensicherheit funktionieren. Die wachsende<br />

Vernetzung in der intelligenten Produktion bietet<br />

viele Chancen, gleichzeitig entstehen Gefahren durch<br />

Cyberkriminelle: Die Angriffe auf Unternehmen und<br />

deren Netze nehmen zu. Die Digitalisierung kann nur<br />

vorangetrieben werden, wenn die Systeme gesichert<br />

werden – beginnend beim Design und auch während<br />

des gesamten Produktlebenszyklus. Geeignete Schutzkonzepte<br />

müssen die unterschiedlichen Angriffe auf Fertigungsanlagen<br />

abwehren, Manipulationen, Produkt -<br />

piraterie und den Nachbau kompletter Maschinen oder<br />

Geräte verhindern oder das Firmen-Know-how vor Produktpiraten,<br />

Wirtschaftsspionen oder Saboteuren schützen.<br />

Nicht zu vernachlässigen sind dabei die Menschen<br />

– die Sicherheitskonzepte müssen praktikabel sein, akzeptiert<br />

und verstanden werden.<br />

Durch die Vernetzung ergeben sich für Hersteller von<br />

Maschinen, Anlagen und Geräten diverse Anforderungen.<br />

Jedes Gerät und jede Maschine benötigt eine fälschungssichere<br />

Identität. Das geistige Eigentum und das<br />

Know-how im Produktionsprozess einschließlich der<br />

Daten müssen geschützt werden. Darüber hinaus müssen<br />

die in den Geräten enthaltenen Schutzoptionen beachtet<br />

werden.<br />

Wibu-Systems aus Karlsruhe, ein Anbieter von<br />

Sicherheitslösungen für Softwareschutz, hat seine<br />

Schutztechnik Codemeter speziell für industrielle Bedürfnisse<br />

erweitert. Die Technologie ist ein technisch<br />

präventiver Schutz mit Verschlüsselung und digitalen<br />

Signaturen und bietet Tools, ähnlich einem Werkzeugkasten.<br />

Damit können Hersteller neben der Standard-<br />

Software auch Software in Mikrocontrollern, Embed-<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Neuausrichtung der<br />

Security – Warum?<br />

ded-Systemen, Steuerungen und PCs in Maschinen,<br />

Anlagen und Geräten oder Serviceunterlagen schützen.<br />

Codemeter Embedded ist eine modulare Laufzeitumgebung<br />

für eingebettete Software wie Linux Embedded,<br />

Windows Embedded, VxWorks, Android oder QNX,<br />

während Codemeter Runtime für PC-Software und<br />

Codemeter μEmbedded für Mikrocontroller benutzt<br />

wird.<br />

Eine weitere Funktion der Software ist die Lizenzierung:<br />

Hersteller können die Nutzung ihrer Software<br />

sowie ihrer Maschinen, Anlagen oder Geräte genau<br />

messen und abrechnen, nachträglich weitere Nutzungsoptionen<br />

verkaufen und somit zusätzlichen Umsatz<br />

generieren.<br />

Verschlüsselungsmethoden garantieren Datensicherheit<br />

Zum sicheren Speichern von Schlüsseln und Lizenzparameter<br />

dient die Schutzhardware Cm-Dongle oder die<br />

Aktivierungsdatei Cm-Act-License. Die Cm-Dongles<br />

gibt es industrietauglich in verschiedenen Bauformen<br />

für Schnittstellen wie USB, SD, Micro-SD, CFast, CF<br />

oder als Chip im kleinen VQFN-Gehäuse, wobei alle<br />

einen Smart-Card-Chip mit moderner Kryptographie<br />

enthalten. Maschinen, Anlagen und Geräte können so<br />

auf einfache Weise nachgerüstet werden.<br />

Für einen hohen Sicherheitsgrad sorgen moderne<br />

und sichere Verschlüsselungsverfahren wie die symmetrische<br />

Verschlüsselung Advanced Encryption Standard<br />

(AES) mit 256-Bit-Schlüsseln und die asymmetrische<br />

Verschlüsselung Elliptic Curve Cryptography (ECC) mit<br />

224-Bit-Schlüsseln. Die zu schützende Software wird<br />

damit vollständig verschlüsselt und nur, wenn die passende<br />

Berechtigung vorliegt, der jeweils benötigte Teil<br />

entschlüsselt.<br />

Die Schutztechnik nutzt Zertifikate und digitale Signaturen,<br />

um Manipulationen zu verhindern. Die digitalen<br />

Codesignaturen werden während ihrer Laufzeit mit<br />

dem öffentlichen Schlüssel verifiziert, so dass veränderter<br />

oder manipulierter Code sicher erkannt wird und<br />

nur der Code von berechtigten Herausgebern ausgeführt<br />

wird.<br />

Codemeter License Central erleichtert das Erstellen,<br />

Verwalten und Ausliefern von Berechtigungen oder<br />

Lizenzen und unterstützt das Produktmanagement bei<br />

der Modellierung der Produkte. Das Erstellen der Aufträge<br />

wird wie gewohnt aus dem führenden ERP- oder<br />

CRM-System erledigt, welches das Erzeugen der zugehörigen<br />

Lizenzen über eine Schnittstelle automatisiert<br />

auf dem Lizenzverwaltungssystem anstößt. Wenn Anwender<br />

in App-Store-ähnlichen Portalen im Internet<br />

nachträglich Gerätefunktionen freischalten können, lassen<br />

sich Zusatzeinnahmen beim Gerätehersteller erzielen.<br />

Das ist die sogenannte „Monetarisierung“. Auch<br />

Pay-per-Use- oder Abo-Modelle für bestimmte Funktionen<br />

sind denkbar. Sicherheit und Bequemlichkeit sowie<br />

Kundennutzen der Funktionen entscheiden hier über<br />

Akzeptanz und Erfolg.<br />

IoT-Systeme der Zukunft sind stärker schutzbedürftig<br />

als es abgeschlossene Systeme der Vergangenheit waren.<br />

Die Schutztechnik erfüllt die unterschiedlichen<br />

Sicherheitsbedürfnisse der Hersteller – sei es zum<br />

Know-how- oder Manipulationsschutz, aber auch zur<br />

Nutzungsabrechnung von Software. Wird Codemeter<br />

License Central in die Unternehmensprozesse integriert,<br />

können Hersteller die Chancen der Digitalisierung nutzen<br />

und neue Geschäftsmodelle aufbauen. •<br />

Oliver Winzenried<br />

Vorstand von Wibu-Systems, Karlsruhe<br />

Vor dem Hintergrund der digitalen Transformation sind<br />

viele Unternehmen gezwungen, ihre IT-Security neu auszurichten.<br />

Aus Sicht von International Data Corpora -<br />

tion (IDC), einem Anbieter von Marktinformationen,<br />

Beratungsdienstleistungen und Veranstaltungen ist das<br />

aus folgenden Gründen zwingend notwendig:<br />

• Eine umfassende Prozessautomatisierung und das<br />

Agieren in Ökosystemen mit Partnern, Lieferanten<br />

und Kunden gehen mit einer umfassenden<br />

Vernetzung von IT und IP-basierten Geräten<br />

Hand in Hand.<br />

• Cloud Computing, IoT, Virtualisierung und offene<br />

Schnittstellen bieten viele Angriffspunkte, die<br />

intelligent abgesichert werden müssen.<br />

• Compliance-Anforderungen und der damit<br />

verbundene Datenschutz – Stichwort: EU-DSGVO<br />

– sowie die Absicherung der IT-Systeme, die in<br />

kritischen Infrastrukturen (Kritis) betrieben werden,<br />

zwingen zu neuen Investitionen.<br />

• Cyberattacken werden zunehmend ausgefeilter und<br />

lassen sich mit vorhanden Schutzmechanismen<br />

immer schlechter parieren.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 33


technik & wissen<br />

Künstliche Intelligenz in der Fertigung<br />

Maschinen lernen langsam,<br />

aber unaufhaltsam<br />

Künstliche Intelligenz | Der KI-Markt wächst jährlich um<br />

25 % und hat inzwischen auch die Fertigungshallen erreicht.<br />

Die zunehmende Anzahl der Anbieter macht die neue Technologie<br />

wirtschaftlich. Open Source- und Open API-Schnittstellen<br />

erleichtern eine smarte Anbindung. ❧ Michael Grupp<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Automatisierungstechnologien und<br />

digitale Assistenten zählen zu den<br />

wichtigsten Einsatz gebieten künstlicher<br />

Intelligenz.<br />

Bild: phonlamaiphoto/Fotolia<br />

Was ist überhaupt Künstliche Intelligenz? Leider existiert<br />

keine einheitliche Definition. Die Bandbreite der<br />

Erklärungsversuche reicht von einfachen Systemen, die<br />

komplexe Aufgaben selbstständig lösen, bis hin zu IT-<br />

Architekturen, die tatsächlich Wissen beziehungsweise<br />

Daten verarbeiten und daraus eigenständig neue Handlungsweisen<br />

und Erkenntnisse ableiten. Folgt man der<br />

einfachsten Definition, verfügt schon ein simples Bilderkennungsprogramm<br />

über künstliche Intelligenz, da es<br />

auf Basis seiner Algorithmen erfolgreich Objekte erkennt.<br />

Setzt man die höchsten Maßstäbe an, existieren weltweit<br />

nur wenige wirkliche KI- Lösungen, die allesamt<br />

mit neuronalen Netzen arbeiten. AlphaZero zum Beispiel<br />

– ein Programm, das sich innerhalb weniger Tage<br />

selbst das Schachspielen beigebracht hat und seither jeden<br />

Großmeister schlägt. Oder Google Translate, das<br />

inzwischen jede Sprache in jede andere übersetzt, ohne<br />

dafür ursprünglich programmiert worden zu sein.<br />

Ein neuronales Netz basiert nicht auf fest verschalteten<br />

Bauteilen, sondern auf Verbindungen, die das System<br />

eigenständig organisiert. Ist eine Transaktion erfolgreich,<br />

stabilisieren sich die bestehenden Verknüpfungen.<br />

Macht die Maschine einen Fehler, wird die Architektur<br />

partiell oder komplett neu organisiert. Industriell<br />

werden solche Systeme heute vor allem in der Bilderkennung<br />

und im Bereich des autonomen Fahrens weiterentwickelt.<br />

Die Forschungsergebnisse können sich im<br />

wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen: Die Fehlerrate<br />

bei computergestützter Bilderkennung lag 2010 noch<br />

bei 28 %, 2017 waren es weniger als 4 %. In fertigenden<br />

Betrieben werden aus Kostengründen auf absehbare<br />

Zeit allerdings keine lokalen neuronalen Netze zum<br />

Einsatz kommen, sondern vor allem SaaS-Services.<br />

Die Serie Industrie 4.0<br />

Wir begleiten Sie in unserer fortlaufenden Serie auf dem<br />

Weg zur Digitalisierung: In dieser Ausgabe beleuchten<br />

wir das Thema Intralogistik. Alle Beiträge finden Sie<br />

online auf www.industrieanzeiger.de; ein Kompendium<br />

der spannendsten Teile gibt es in Ausgabe 11/2018.<br />

In der Ruhe liegt die Kraft<br />

Blockchain und Künstliche Intelligenz: Diese beiden<br />

Stichworte beherrschen zurzeit die Diskussion<br />

über die Fabrik der Zukunft. Die Blockchain<br />

wird die Logistik verändern, KI das Entscheidungs-Management.<br />

Wie schnell und wie grundlegend<br />

steht noch in den Sternen. Was allerdings<br />

sicher ist: Wer heute einsteigt,<br />

ist morgen gerüstet.<br />

Dieser Einstieg muss nicht<br />

groß und teuer ausfallen;<br />

auch begrenzte Pilotprojekte<br />

schaffen Erfahrung.<br />

KI kommt aus der Cloud<br />

Künstliche Intelligenz auf dem Shopfloor ist vor allem<br />

durch die Integration in den digitalen Workflow und<br />

durch ihre Komplexität definiert. Während viele Unternehmen<br />

noch mit dem Schritt von Industrie 3.0 zu 4.0<br />

beschäftigt sind, arbeiten Forschungslabore bereits an<br />

Lösungen, welche die Arbeitswelt von morgen prägen<br />

werden. Das DFKI (Deutsches Forschungszentrum für<br />

Künstliche Intelligenz) und Hitachi entwickeln beispielsweise<br />

gemeinsam ein KI-System, das kritische<br />

Handlungen und Maschinenfehler in der Produk -<br />

tionslinie frühzeitig erkennt. Sie verwenden dazu Daten<br />

aus mobil am Körper getragenen Sensoren, aus Eyetracking-Brillen<br />

und Armband-Sensoren. Macht der<br />

Mensch einen Fehler, schlägt das System Alarm. So lassen<br />

sich auch anspruchsvolle Arbeitstätigkeiten unterstützen<br />

und Fehler in der Fertigung vermeiden.<br />

Weitere Global Player arbeiten an offenen Lösungen:<br />

IBM bietet mit Watson zum Beispiel ein KI-System an,<br />

das auf Bild- und Sprachverarbeitung spezialisiert ist.<br />

Damit kann direkt an der Maschine ein Bild des entsprechenden<br />

Teils oder Produktes aufgenommen werden<br />

und Watson nach einem Urteil oder nach Hilfe gefragt<br />

werden. Ein weiteres Beispiel ist MindSphere von<br />

Siemens, eine als offenes Betriebssystem für das Internet<br />

der Dinge konzipierte Cloud-Plattform. Sie verarbeitet<br />

Big Data direkt aus der Produktion. Die Anwendungen<br />

und Services auf MindSphere stammen von Siemens wie<br />

auch von Drittanbietern. Auch hier drehen sich die primären<br />

Einsatzbereiche um vorausschauende Wartung,<br />

Ressourcen-Optimierung oder auch um Energiedaten-<br />

Management.<br />

Der Erfolg eines KI-Projektes steht und fällt mit der<br />

Aufbereitung der Datenbasis. Watson benötigt bis zu<br />

30 000 Bilder eines Produktes, bevor der Service autonom<br />

funktioniert. Die Erstellung, Bewertung und<br />

Michael Grupp<br />

Freier Redakteur in Stuttgart<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 35


technik & wissen<br />

Die Lernfähigkeit neuronaler Netze<br />

basiert auf den selbstorganisierten Verknüpfungen<br />

in unterschiedlichen Schichten.<br />

Bild: psdesign1/Fotolia<br />

Allerdings ist Technik nicht alles: Sie<br />

muss verstanden, gestaltet und bedient werden.<br />

Das geht nur mit qualifizierten Mitarbeitern.<br />

Und genau hier zeichnet sich ein<br />

Engpass ab. Laut der weltweiten Studie von<br />

Accenture Strategy „Reworking the Revolution“<br />

aus dem Jahr 2018 wollen nur 4 %<br />

der deutschen Unternehmen in den nächsten<br />

drei Jahren erheblich mehr für die Weiterbildung<br />

investieren. 41 % planen sogar, die<br />

Schulungsetats zu kürzen. Das Personal<br />

steht dagegen gerne bereit: 63 % der in<br />

Deutschland befragten Arbeitnehmer und<br />

Selbstständigen glauben, dass sie zusätzliches<br />

Wissen benötigen, um das volle Potenzial<br />

von intelligenten Technologien nutzen<br />

zu können.<br />

Eingabe dieser Bilder kann Wochen in Anspruch nehmen.<br />

Ähnlich liegt der Fall bei Predictive Maintenance-<br />

Systemen – vor allem, wenn die bisherigen Dokumentations-Daten<br />

nur unstrukturiert vorliegen. Weil dies häufig<br />

der Fall ist, nimmt die Aufbereitung der Daten nicht<br />

selten bis zu 50 % der Zeit eines KI-Projektes ein. Das<br />

umfasst die Sichtung der Informationsquellen, die Integration<br />

aller Daten und die anschließende Überprüfung<br />

und Korrektur. Ein Aufwand, der auch von konventionellen<br />

Data-Mining-Projekten bekannt ist.<br />

Der Einsatz neuronaler Netze bietet dieser Datenbasis<br />

jetzt allerdings revolutionär neue Möglichkeiten.<br />

Denn die Systeme sind in der Lage, selbstständig<br />

Zusammenhänge zu erkennen und kontextorientierte<br />

Rückschlüsse zu ziehen – beispielsweise zwischen Fertigungstoleranzen<br />

und Wartungszuständen. Das war bisher<br />

nicht der Fall: Klassische Analysemethoden bieten<br />

immer nur die Antworten, für die vorher die entsprechende<br />

Frage gestellt wurde. Zusammenhänge, die von<br />

den Algorithmen vorher nicht beschrieben wurden,<br />

können mit konventionellen Systemen nicht erkannt<br />

werden – mit KI dagegen sehr wohl.<br />

Dabei ist es gerade im industriellen Umfeld hilfreich,<br />

dass die strukturierten Maschinen- und Prozessdaten<br />

mit unstrukturierten Informationen, bestehend aus Tönen,<br />

Bildern oder Videos kombiniert werden können. So<br />

können in Echtzeit mit Informationen direkt aus der<br />

Fertigung zuverlässige Prognosen oder auch Informationen<br />

über die weiteren Prozessschritte abgerufen werden.<br />

KI und Bruttosozialprodukt<br />

Die Berater von McKinsey haben 2017 die möglichen<br />

Vorteile durchgerechnet und kommen zu dem Schluss,<br />

dass Künstliche Intelligenz zum Wachstumsmotor für<br />

die deutsche Industrie werden kann. Bis 2030 kann laut<br />

Fünf Empfehlungen<br />

von McKinsey<br />

Um sich dem Thema KI pragmatisch zu nähern, empfehlen<br />

die Berater von McKinsey in der Studie „Smartening<br />

up with Artificial Intelligence“ folgende erste<br />

Schritte:<br />

• Pilotprojekte festlegen und dabei die Wirtschaftlichkeit<br />

im Auge behalten.<br />

• Intern KI-Kompetenzen aufbauen und mit spezialisierten<br />

Drittanbietern zusammenarbeiten.<br />

• Kontinuierlich granulare Daten speichern; sie sind<br />

der Treibstoff für KI- Anwendungen.<br />

• Bestehendes Wissen über eigene Produkte und Prozesse<br />

mit KI-Anwendungen kombinieren.<br />

• Schnell erste kleine Projekte auf den Weg bringen;<br />

Agilität ist eine Erfolgsvoraussetzung.<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Der Einsatz von<br />

KI-Systemen erfordert<br />

die gleichzeitige<br />

Weiter -<br />

bildung der<br />

Mitarbeiter.<br />

Bild: stokkete/<br />

Fotolia<br />

der Studie „Smartening up with Artificial Intelligence (AI) – What’s<br />

in it for Germany and its Industrial Sector?“ das Bruttoinlandsprodukt<br />

Deutschlands durch den frühen und konsequenten Einsatz von<br />

intelligenten Robotern und selbstlernenden Computern um bis zu 4<br />

% oder umgerechnet 160 Mrd. Euro höher liegen als ohne den Einsatz<br />

von KI. Dies entspricht einem zusätzlichen jährlichen Wachstum<br />

von 0,25 % beziehungsweise 10 Mrd. Euro. Für die Analyse<br />

wurden vor allem die Anwendungsfelder analysiert, welche als<br />

Startpunkt für die Nutzung von KI dienen können. Dazu zählt nach<br />

den Ergebnissen von McKinsey zuerst einmal die eigentliche Ferti-<br />

gung. Die Berater erwarten eine 20-prozentige Verbesserung<br />

der Anlagennutzung durch vorausschauende Wartungsarbeiten.<br />

Dazu kommt eine ebenfalls 20-prozentige<br />

Steigerung der Produktivität durch die gezielte Zusammenarbeit<br />

von Mitarbeitern und Cobots – collaborative<br />

Robots. Die Berater erwarten darüber hinaus eine<br />

30-prozentige Reduktion des gesamten Ausschusses<br />

durch intelligente Fehlererkennung.<br />

Neben dem Einsatz in der Produktion eignen sich KI-<br />

Lösungen vor allem für Analysen. Eine Optimierung der<br />

Lieferkette auf Basis exakterer Abverkaufsprognosen<br />

kann zu einer Reduktion der Lagerhaltungskosten um<br />

bis zu 50 % und zu einer deutlich schnelleren Auslieferung<br />

führen. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum<br />

Technik-affine Unternehmen wie BMW für manche<br />

Modelle von der Bestellung bis zur Auslieferung nur<br />

noch vier Wochen brauchen. Demgegenüber steht das<br />

neue Sofa durchschnittlich erst nach zwölf Wochen im<br />

eigenen Wohnzimmer.<br />

•<br />

Lesen Sie ergänzend zum Thema auf den nächsten Seiten<br />

ein Interview mit Prof. Dr.-Ing. Martin Ruskowski<br />

vom DFKI.<br />

INNOVATIVE SYSTEMLÖSUNGEN<br />

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HANNOVER MESSE 2018<br />

23.–27. April 2018<br />

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37<br />

lappkabel.de


technik & wissen<br />

„Es geht um kleine Bausteine,<br />

die gewisse Problemaspekte lösen“<br />

Interview | Prof. Dr.-Ing. Martin Ruskowski ist seit 1. Juni<br />

2017 Leiter des Forschungsbereichs Innovative Fabriksysteme<br />

am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz<br />

(DFKI). Er weist kleinen und mittleren Unternehmen Wege in<br />

Richtung KI.<br />

❧ Michael Grupp<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Ruskowski ist<br />

Inhaber des Lehrstuhls für Werkzeug -<br />

maschinen und Steuerungen an der<br />

TU Kaiserslautern und Forschungsbereichsleiter<br />

Innovative Fabriksysteme<br />

am Deutschen Forschungszentrum für<br />

Künstliche Intelligenz.<br />

Bild: DFKI/ F. Mohr<br />

Herr Professor Ruskowski, wird mit dem KI-Thema<br />

nicht die nächste digitale Sau durchs Dorf getrieben?<br />

Wir stellen natürlich fest, dass Künstliche Intelligenz in<br />

den Medien aktuell sehr präsent ist und auf vielen Ebenen<br />

diskutiert wird. Nicht alle dieser Diskussionen werden<br />

dem Thema wirklich gerecht, weil KI teilweise von<br />

Personen kommentiert wird, die nicht wirklich im Fachgebiet<br />

zu Hause sind. Wir am DFKI erarbeiten gerade<br />

die sinnvollen Anwendungsfälle für den Einsatz von KI<br />

in der Produktion. Hier gilt es, sehr genau abzuwägen,<br />

an welchen Stellen man mit diesen Methoden Vorteile<br />

erreichen kann. Einzig ist jedoch festzustellen: Ohne<br />

Daten, ohne die Digitalisierung der Datenaufnahme, ist<br />

es nicht möglich, KI einzusetzen. In dem Sinne ist das<br />

der nächste logische Schritt, um die Aufwände zur Erfassung<br />

der Daten auch in praktischen Nutzen umsetzen<br />

zu können.<br />

Aufbereitete Daten werden zur Initialzündung für KI?<br />

Richtig. Erst wenn wir durch geeignete Analysemethoden<br />

die gesammelten Daten analysieren können, können<br />

wir Nutzen aus ihnen ziehen. Die Datenmengen<br />

sind ansonsten so groß, dass man sich ihnen durch reine<br />

menschliche Ansätze nicht wirklich nähern kann. Es<br />

muss einem immer bewusst sein, dass künstliche Intelligenz<br />

nicht immer umfassende neuronale Netze bedeutet.<br />

Es sind teilweise relative einfache Ansätze und Methoden,<br />

die einen großen Effekt und großen Nutzen erzielen<br />

können. Dazu zählen beispielsweise die Identifikation<br />

von typischen Signalverläufen, von üblichen<br />

Mittelwerten von Signalen, von üblichen Streuungsbandbreiten.<br />

Dazu kommt natürlich auch die Fähigkeit,<br />

reagieren zu können, wenn Abweichungen auftreten.<br />

Wie definieren Sie KI in der Fertigung?<br />

Man darf sich also Künstliche Intelligenz nicht als ein<br />

riesengroßes kompliziertes System vorstellen. Vielmehr<br />

geht es bei KI auch um kleine Bausteine, die gewisse<br />

Problemaspekte adressieren und lösen und deren Ergebnisse<br />

man dann entsprechend weiterverwenden kann.<br />

Und gerade bei der sinnvollen Weiterverwendung von<br />

solchen Signalen kommt die menschliche Intelligenz<br />

wieder ins Spiel, weil diese Systeme dem Mitarbeiter nur<br />

Entscheidungshilfen liefern. Es ist nicht zu erwarten,<br />

dass in absehbarer Zeit solche Systeme komplett bis zur<br />

Problemlösung vordringen. Was mit diesen Signalen/Ergebnissen<br />

passiert, entscheidet letztendlich immer noch<br />

der Mensch.<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Für welche Branchen ist KI besonders relevant?<br />

Diese Lösungen sind für prozessorientierte Produktionsschritte<br />

und die Optimierung von Produktionsprozessen<br />

am interessantesten. Die reine Stückgutanalyse<br />

ist deutlich komplexer, weil die Logistik mit ins Spiel<br />

kommt. Momentan funktioniert der Einsatz von Algorithmen<br />

vor allem noch bezogen auf Einzelmaschinen.<br />

Da die praktische Anwendung erst noch am Anfang<br />

steht, fehlt bisher der große Überblick.<br />

Wie unterstützt das DFKI den Mittelstand?<br />

Über das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Kaiserslautern;<br />

hier agiert das DFKI als Projektpartner in den<br />

Forschungsbereichen Innovative Fabriksysteme und<br />

Wirtschaftsinformatik. Kleine und mittlere Unternehmen<br />

sind eingeladen, sich bei unserem Info-Center zu<br />

melden.<br />

Welche Voraussetzungen müssen Unternehmen für eine<br />

Zusammenarbeit mit dem DFKI mitbringen?<br />

Hierbei gibt es keine formalen Voraussetzungen in Bezug<br />

auf Branche oder beispielsweise Firmengröße. Aber<br />

„Relativ ein -<br />

fache Ansätze<br />

können einen<br />

großen Effekt<br />

und großen<br />

Nutzen<br />

erzielen.“<br />

es ist wichtig, ein Projekt rund um Künstliche Intelligenz<br />

nicht als Konstruktionsprojekt zu verstehen, sondern<br />

als Versuchsballon mit offenem Ausgang. Ein Unternehmen<br />

sollte deshalb Experimentierfreude und Offenheit<br />

mitbringen und seinen Mitarbeitern ausreichend<br />

Freiraum geben, um sich intensiv mit dem Projekt beschäftigen<br />

zu können. Und natürlich muss auch die Unternehmensleitung<br />

uneingeschränkt hinter dem jeweiligen<br />

Thema stehen.<br />

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Kontakt: Nina Obreschkova,<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 39


technik & wissen<br />

Mit einer kaum vorstellbaren Geschwindigkeit<br />

von rund 45 km/h rasen die<br />

Kunststoffrohre am Druckkopf vorbei.<br />

Bilder: Rea Jet<br />

Der Tintenstrahldrucker kennzeichnet<br />

sauber, wischfest und in<br />

hoher Auflösung.<br />

Thermal-Inkjet-Printer bedruckt Kunststoffrohre für den Export<br />

Vom Taunus in<br />

die Wüste<br />

Identtechnik | Die hessische Kessel Wassertechnologie<br />

GmbH produziert jeden Tag pro Extrusionsanlage<br />

14 000 m Kunststoffrohre, die für die Wasserversorgung<br />

an Kunden im Nahen und Mittleren Osten verkauft<br />

werden. Für den Export muss die Ware detailliert<br />

gekennzeichnet sein. Dazu hat man sich die Spezialisten<br />

von Rea Jet ins Haus geholt.<br />

Die schiere Menge von 14 km Kunststoffrohre allein ist<br />

schon eine Herausforderung. Hinzu kommt, dass die<br />

Rohre strikt nach DIN EN ISO Norm 15874 gefertigt<br />

werden und deswegen eine akkurate Beschriftung erforderlich<br />

ist. Zu den Daten, die aufgebracht werden müssen,<br />

gehören ISO-Nummer, Herstellername, Außendurchmesser,<br />

Wanddicke, Abmessungsklasse, Werkstoffbezeichnung,<br />

zulässiger Betriebsdruck, Produktionsort<br />

und Produktionsdatum.<br />

Für diese anspruchsvolle Aufgabe empfahlen die Experten<br />

von Rea Jet den Thermal-Inkjet-Drucker Rea Jet<br />

HR. Das Modell markiert die Rohre direkt im Anschluss<br />

an die Extrusion kontaktlos, hochauflösend und<br />

haftfest. Der Drucker verfügt über Kartuschentechnik<br />

von Hewlett Packard und arbeitet daher wartungsfrei,<br />

ist sparsam im Verbrauch und auch nach längerem Stillstand<br />

sofort startklar. Das Ergebnis ist auch bei hohen,<br />

kaum vorstellbaren Schreibgeschwindigkeiten gleich-<br />

bleibend präzise, denn maximal fliegen 762 m Rohr pro<br />

Minute am Schreibkopf vorbei. Durch den Verzicht auf<br />

lösemittelhaltige Tinten und Verdünner ist das System<br />

außerdem eine saubere, umweltfreundliche Alternative<br />

zu vielen Inkjet-Kleinschriftdruckern. Zudem punktet<br />

das Modell mit einem großen Sortiment an bunten Tinten,<br />

denn die Einschicht- und Mehrschichtverbundrohre<br />

mit Glasfaserarmierung gibt es in verschiedenen Farben<br />

und bei Bedarf auch mit Zusatzfunktionen wie UV-<br />

Schutz, falls sie auf Putz verlegt werden.<br />

Der Rohre-Hersteller aus Brandoberndorf nördlich<br />

von Frankfurt produziert ausschließlich nach Bestellung.<br />

Der individuelle Kundenauftrag steht daher immer<br />

im Mittelpunkt. „Um den hohen Anforderungen<br />

gerecht zu werden, ist Flexibilität gefragt“, weiß der<br />

technische Direktor Philipp Nickel. „Nicht nur die Fertigung,<br />

auch die Kennzeichnungsdaten müssen ständig<br />

variiert werden.“ Das geschieht in der Praxis über das<br />

Eingabeterminal direkt an der Linie. Nickel schätzt besonders<br />

die Schnelligkeit, mit der sich Druckdaten ohne<br />

Umrüsten am Computer hochladen und anpassen lassen:<br />

„Die einfache Handhabung ist ebenso ein Vorteil<br />

wie die Vielseitigkeit, denn Texte können dank vollständiger<br />

Unicode-Unterstützung in nahezu jeder Sprache<br />

gedruckt werden.“<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Industrie<br />

Philipp Nickel, technischer Direktor bei der Kessel<br />

Wassertechnologie GmbH: „Dank vollständiger<br />

Unicode-Unterstützung lassen sich Texte in fast jeder<br />

Sprache drucken.“<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

Mit seinen modernen Schnittstellen kann der Drucker<br />

leicht in die Fertigungslinie integriert werden und<br />

Daten im Sinne von Industrie 4.0 mit der Produktionsumgebung<br />

austauschen. Die grafische Benutzeroberfläche<br />

des Modells stellt die Druckinhalte realitätsgetreu<br />

nach dem WYSIWYG-Prinzip dar (what you see is what<br />

you get). Auch Dank der Bedienplattform des Druckers<br />

stehen dem Anwender mit Blick auf die Digitalisierung<br />

alle Türen offen. Bei Bedarf lässt sich die Bedienung per<br />

Touch-Display, Smartphone, Tablet oder PC umstellen.<br />

Um die Haltbarkeit der Beschriftung zu erhöhen,<br />

wird die statische Aufladung der Rohre vor der Markierung<br />

durch Abstreifen mit einer Bürste reduziert. Dieser<br />

Tipp kam von einem Kundenbetreuer von Rea Jet. Philipp<br />

Nickel weiß den Rundumservice ebenso zu schätzen<br />

wie die problemlose Integration des Druckers. Beide<br />

Unternehmen verbindet darüber hinaus der Standort<br />

Deutschland und das Label Made in Germany. Auch der<br />

Ident-Spezialist entwickelt und produziert seine Kennzeichnungssysteme<br />

selbst in der Firmenzentrale im hessischen<br />

Mühltal. An diesem Standort werden auch individuelle<br />

Applikationen verwirklicht. Die Anpassung an<br />

die verschiedenen Anforderungen wird durch den modularen<br />

Aufbau der Technik unterstützt. Auf diese Weise<br />

bekommt jeder Kunde seine individuell abgestimmte<br />

Kennzeichnungslösung.<br />

Qualität ist der Erfolgsfaktor der Kessel Wassertechnologie<br />

GmbH. Die Rohre aus Polypropylen haben eine<br />

lange Lebensdauer und müssen daher seltener ausgetauscht<br />

werden. Außerdem sind sie leicht zu reinigen,<br />

strapazierfähig, halten extremen Temperaturen stand<br />

und sind geeignet für Trinkwasser. Und weil das Geschäft<br />

brummt, werden die Hessen in Kürze weitere Extrusionsanlagen<br />

anschaffen und dabei dem Printsystem<br />

von Rea Jet treu bleiben. (ub)<br />

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18 Medienmarken für alle wichtigen<br />

Branchen der Industrie<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 41


interview<br />

Omron-Manager Bruno Adam über die Zukunft der mobilen Robotik<br />

„Das Fahrzeug muss seine<br />

Umgebung kennen“<br />

Intelligente und mobile Roboter werden in vielen Unternehmen<br />

zunehmend die traditionellen Förderbänder und fahrerlosen<br />

Transportsysteme ablösen. Davon ist Bruno Adam,<br />

Europa-Direktor für mobile Projekte beim Automatisierungsspezialisten<br />

Omron, überzeugt.<br />

❧ Uwe Böttger<br />

Herr Adam, was sind derzeit die wichtigsten<br />

Industrietrends?<br />

Im Zuge von Industrie 4.0 beobachten wir<br />

eine Entwicklung hin zur verstärkten Automatisierung.<br />

Mit einer engmaschigen Überwachung<br />

von Prozessen und Maschinen<br />

wollen die Firmen ihre Produktivität steigern.<br />

Ein weiterer Trend ist die individuelle<br />

Gestaltung von Produkten. Die Hersteller<br />

wissen: Wenn sie dem Kunden mehr Auswahlmöglichkeiten<br />

bieten, dann steigen die<br />

Verkaufszahlen.<br />

Stichwort Produktvielfalt: Welche Konsequenzen<br />

hat das für die Fertigung?<br />

Die derzeitige Fertigungsphilosophie basiert<br />

auf einer linearen Produktionslinie. Das<br />

funktioniert gut, wenn eine hohe Nachfrage<br />

nach identischen Gütern besteht. Wenn jedoch<br />

dieselbe Menge an Gütern mit größeren<br />

Auswahlmöglichkeiten geliefert werden<br />

soll, ist diese Produktionslinie nicht der effizienteste<br />

Weg, um das Ziel zu erreichen. Zukunftsorientierte<br />

Hersteller wenden sich einem<br />

sogenannten zellbasierten Ansatz zu,<br />

um die Vielfalt ihres Angebots zu steigern.<br />

Für dieses Umfeld sind Förderbänder allerdings<br />

weniger geeignet. Bei komplexeren<br />

Produktionsflüssen ist die einzige Alternative<br />

zu Förderbändern die manuelle Handhabung.<br />

Für den zellbasierten Ansatz braucht<br />

man deshalb mehr Mitarbeiter, die halbfertige<br />

Güter per Handwagen oder Gabelstapler<br />

zwischen den Zellen bewegen. Natürlich<br />

Für Bruno Adam werden mobile<br />

Roboter in der Fabrik der Zukunft<br />

eine zentrale Rolle spielen.<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


macht das die Effizienz und die Kostenvorteile<br />

der ursprünglichen Idee zunichte.<br />

Und wie kommt man raus aus diesem Dilemma?<br />

Mobile Roboter scheinen die Antwort auf<br />

diese Frage zu sein. Die erste Generation<br />

von mobilen Robotern reagierte auf physische<br />

Objekte. Die einen Modelle folgten<br />

Farblinien oder Magneten, andere wurden<br />

über Markierungen an den Wänden gesteuert.<br />

Diese Technik hatte ähnliche Nachteile<br />

wie die Förderbänder, da auch sie nur genutzt<br />

werden konnte, um Produkte zwischen<br />

zwei festgelegten Punkten zu bewegen.<br />

Ändert sich ein Punkt, muss die gesamte<br />

Umgebung geändert werden. Das kostet<br />

viel Zeit und noch mehr Geld. Damit eine<br />

zellbasierte Fabrik effizient arbeiten kann,<br />

ist ein intelligenter, mobiler Roboter erforderlich,<br />

der die Umgebung kennt, in der er<br />

eingesetzt wird und der die beste Route zwischen<br />

den einzelnen Punkten berechnen<br />

kann.<br />

Was ist die technische Herausforderung bei<br />

so einer Lösung?<br />

Ein solches Vehikel war bisher aus zwei<br />

Gründen nicht verfügbar. Erstens war die<br />

Prozessorleistung, die für die Verarbeitung<br />

der komplexen Algorithmen benötigt wird,<br />

schlichtweg nicht erhältlich. Zumindest<br />

nicht batteriebetrieben und klein genug für<br />

die gewünschte Form des Roboters. Zweitens<br />

waren die eingesetzten Lidar-Sensoren<br />

noch nicht ausgereift genug, um den Roboter<br />

sicher zu steuern. In den letzten Jahren<br />

konnten diese Hindernisse allerdings überwunden<br />

werden. Omron arbeitet seit geraumer<br />

Zeit an autonomen, mobilen Robotern<br />

und hat vor kurzem die LD-Serie bei den<br />

AIVs vorgestellt. Die Abkürzung steht für<br />

autonome, intelligente Vehikel.<br />

Wie werden die AIVs gesteuert?<br />

Am Anfang wird der Roboter mit einem<br />

Joystick durch die Fabrik geführt, damit er<br />

die Umgebung mit seinem Lidar-Hauptsensor<br />

scannen kann. Dann führt er alle Daten<br />

zusammen und generiert daraus eine vollständige,<br />

statische Karte seines Arbeitsplatzes<br />

in einer Höhe von 200 mm über dem<br />

Boden. Diese Karte beinhaltet Informationen<br />

über Regale, Maschinen, Mauern und<br />

Türen. Der Roboter verwendet die Karte,<br />

um die beste Route zwischen zwei Punkten<br />

„Der Roboter<br />

generiert eine<br />

Karte und berechnet<br />

damit<br />

die beste Route<br />

zwischen zwei<br />

Punkten.“<br />

zu berechnen. Wenn für die Erledigung der<br />

Aufgabe mehr als ein Fahrzeug benötigt<br />

wird, arbeiten die AIVs nicht vollständig alleine.<br />

Die Software für die Fuhrparkverwaltung<br />

plant den Einsatz der Fahrzeuge. Im<br />

praktischen Betrieb wird berechnet, welcher<br />

Roboter am nächsten an der Maschine<br />

steht, die zu bedienen ist. Und der wird<br />

dann auch los geschickt. Die Software kann<br />

außerdem das AIV über besonders frequentierte<br />

Bereiche informieren. Für die Berechnung<br />

der Route ist das wichtig. Das Programmpaket<br />

kommuniziert mit den mobilen<br />

Robotern und den Maschinen, während<br />

sie jede Position von allen Fahrzeugen aufzeichnet.<br />

Wie sieht der praktische Ablauf aus?<br />

Im Betrieb liefert der Lidar-Sensor dem<br />

Fahrzeug einen Blickwinkel von 220 Grad.<br />

Damit kann der mobile Roboter Objekte,<br />

die sich auf seinem Weg befinden, sicher<br />

umsteuern und seine Geschwindigkeit in<br />

Echtzeit an die Umgebung anpassen. Ein<br />

vertikaler Sensor an einer Seite des AIV unterstützt<br />

den Hauptsensor. Beide Sensoren<br />

prüfen, ob der Weg frei von Hindernissen ist<br />

oder ob sich verschüttete Flüssigkeiten auf<br />

dem Boden befinden. Außerdem wird die<br />

Umgebung nach überhängenden Gegenständen<br />

abgesucht wie zum Beispiel die Gabeln<br />

eines Staplers oder offene Schubladen. Auch<br />

so etwas kann die Fahrt behindern.<br />

Lässt sich das AIV auf spezielle Anwendungen<br />

in der Industrie anpassen?<br />

Ja, das geht. Der Sockel bleibt gleich, aber<br />

die Oberseite lässt sich der jeweiligen Anwendung<br />

anpassen. Dabei gibt es drei<br />

Grundeinstellungen: eine flache Oberseite,<br />

ein Förderband oder ein Wagentransporter.<br />

Die Modelle mit flacher Oberseite arbeiten<br />

halbautomatisch und müssen manuell beladen<br />

und entladen werden. Sie lassen sich<br />

auch individuell anpassen. In medizinischen<br />

Anwendungen wird eine verschlossene Kiste<br />

auf dem AIV verwendet, um gefährliche<br />

Substanzen innerhalb einer Einrichtung<br />

transportieren zu können. Die Förderbandund<br />

Wagentransporter-Varianten arbeiten<br />

autonom. So kommuniziert zum Beispiel ein<br />

Fahrzeug mit Förderband-Oberseite per<br />

WLAN oder optischem Datentransponder<br />

mit der Maschine. Auf diese Weise wird die<br />

Position bestätigt und die Ladung kann korrekt<br />

übergeben werden. Integratoren entwickeln<br />

darüber hinaus Varianten mit seitlichen<br />

Förderbändern, Doppel-Förderbänder,<br />

Rollen oder Riemen.<br />

Wie werden sich die mobilen Roboter weiter<br />

entwickeln?<br />

Da warten noch einige Herausforderungen<br />

auf uns. Um in komplexen und engen Umgebungen<br />

arbeiten zu können, müssen die<br />

Modelle komplizierte Wege zurücklegen<br />

und dabei den gesamten Umriss des Fahrzeugs<br />

inklusive der Ladung berücksichtigen.<br />

Dadurch werden zum Beispiel Blockierungen<br />

in engen Kurven vermieden. Ein weiterer<br />

Bereich, in dem wir Verbesserungen erwarten,<br />

ist die Tragfähigkeit der Vehikel.<br />

Derzeit kann das größte Modell von Omron<br />

130 kg transportieren, was in den meisten<br />

Anwendungen ausreicht. Einige Kunden aus<br />

der Getränke- und Automobilbranche brauchen<br />

allerdings Fahrzeuge mit höherer Tragkraft.<br />

Größere Roboter werden allerdings<br />

stärker reguliert und müssen hinsichtlich<br />

der Sicherheit größere Hürden überwinden.<br />

Trotzdem werden die Modelle im Laufe der<br />

Zeit kommen.<br />

Welche Entwicklungen sind bei der Software<br />

zu erwarten?<br />

Zukünftige Programme für die Fuhrparkverwaltung<br />

werden komplexere Produktionsflüsse<br />

ermöglichen. Im Moment reagiert<br />

die Software auf den Zustand der Produktionslinie.<br />

Der Roboter muss darauf warten,<br />

dass die Planungssoftware ihm mitteilt, dass<br />

eine Ladung abgeholt werden muss. In der<br />

nächsten Softwaregeneration wird dieses<br />

Verfahren intelligenter ablaufen. Die Planungssoftware<br />

berechnet dann die Schritte<br />

für das Fahrzeug im Voraus oder positioniert<br />

die Roboter so, dass sie bereit sind, eine<br />

Arbeit zu erledigen. Das wird die Produktivität<br />

steigern und die Betriebszeit der<br />

Fahrzeuge verlängern. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 43


technik & wissen<br />

Künstliche neuronale Netze in der Produktion<br />

5-Achsen-Fräsen lernt,<br />

sich selbst zu optimieren<br />

Frästechnik | Im Rahmen des Projekts OptiWear will<br />

das Fraunhofer IPT ein System entwickeln, mit dem<br />

sich die Standzeit von Fräswerkzeugen optimieren<br />

lässt – ohne Qualitätseinbußen am Bauteil.<br />

Ein künstliches neuro -<br />

nales Netz soll den Werkzeugverschleiß<br />

präzise<br />

vorhersagen und<br />

die Werkzeugbahnen<br />

optimieren. Bild: IPT<br />

Werden traditionelle Bearbeitungsverfahren wie das<br />

Fräsen um digitale Systeme ergänzt, lassen sich dadurch<br />

nicht nur der Produktentwurf erleichtern, sondern<br />

auch die Qualität der Produkte verbessern – und<br />

gleichzeitig die Standzeiten der Werkzeuge ver -<br />

längern. Herkömm liche CAM-Systeme, mit denen<br />

NC-Codes für die 3D-Fräsbearbeitung programmiert<br />

werden, verfügen allerdings heute noch nicht über die<br />

entsprechenden Funktionen für die Prozessoptim -<br />

ierung. Das Fraun hofer-Institut für Produktionstechnologie<br />

IPT in Aachen entwickelt nun gemeinsam mit vier<br />

Partnern ein Software-Modul für CAM-Systeme, das<br />

diese Lücke mit Hilfe eines künstlichen neuronalen<br />

Netzes schließen soll.<br />

Der Hintergrund: Beim Fräsen bündelt sich oft die<br />

gesamte Energie des Prozesses auf einem kleinen Bereich<br />

der Werkzeugschneide. Dies führt zu einem schnellen<br />

Verschleiß des Werkzeugs, das dann ausgetauscht werden<br />

muss. Ließe sich die Energie des Fräsprozesses<br />

gleichmäßig über die gesamte Schneide verteilen, ver -<br />

längerte sich dadurch auch die Standzeit des Fräswerkzeugs<br />

insgesamt. Hilfreich wäre es zudem, jederzeit über<br />

Informationen zum Grad des Werkzeugverschleißes zu<br />

verfügen, etwa im CAM-System. Denn so ließen sich<br />

beispielsweise Kugelfräsköpfe erst dann austauschen,<br />

wenn sie tatsächlich rundum verschlissen sind.<br />

Um hierfür eine Lösung zu erarbeiten, startet das<br />

Fraunhofer IPT gemeinsam mit einem Industriekonsortium<br />

nun das Forschungsprojekt „OptiWear“. Das Ziel<br />

ist, die Werkzeugstandzeiten zu verlängern, ohne in der<br />

Qualität der Bearbeitung Einbußen hinnehmen zu<br />

müssen. Dafür entwickeln die Partner sowohl die<br />

Technologie als auch eine Simulations-Software zum<br />

5-Achsen-Fräsen weiter. Mit Hilfe eines künstlichen<br />

neuronalen Netzes identifiziert die Software genau die<br />

Abschnitte der Werkzeugschneide, für die ein besonders<br />

hoher Verschleiß zu erwarten ist. Das Netz lernt<br />

dadurch, den Werkzeugverschleiß beim Fräsen präzise<br />

vorherzusagen und die Werkzeugbahnen so anzupassen,<br />

dass sich der Verschleiß auf einen großen Bereich der<br />

Schneide verteilt.<br />

Die Forscher kombinieren die Informationen des<br />

neuronalen Netzes mit einer eigens am Fraunhofer IPT<br />

entwickelten Simulationsplattform für 5-Achsen-Fräsprozesse:<br />

SimCutPro. Das Software-Modul wird in das<br />

CAM-System integriert, um einen automatisierten und<br />

durchgängigen Ablauf der Produktionsplanung zu gewährleisten.<br />

Da SimCutPro bereits über Schnittstellen<br />

zu<br />

CAM-Systemen wie Siemens PLM NX verfügt, können<br />

interessierte Unternehmen das neue Modul leicht in<br />

ihre Produktion integrieren, wenn sie die Simulations-<br />

bereits nutzen.<br />

systeme<br />

Durch den geringeren Verschleiß der Werkzeug-<br />

lassen sich Werkstücke präziser fräsen. Die<br />

schneide<br />

längeren Werkzeugstandzeiten führen nicht nur dazu,<br />

dass sich die Produktqualität verbessert, sondern auch<br />

zu<br />

geringeren Herstellungskosten insgesamt. Das neue<br />

Software-Modul baut auf einem ähnlichen Modul auf,<br />

das das Fraunhofer IPT bereits für Drehprozesse entwi-<br />

hat. Die Wissenschaftler sind daher überzeugt,<br />

ckelt<br />

dass sich das Funktionsprinzip auch auf andere Bearbeitungstechnologien<br />

übertragen lässt.<br />

Zu den Partnern des BMBF-geförderten Projekts<br />

zählen – neben dem Fraunhofer IPT – auch die AixPath<br />

GmbH und die KEX Knowledge Exchange AG, beide in<br />

Aachen, sowie die Reuth GmbH in Großmaischeid. Als<br />

assoziierter Partner ist die WBA Aachener Werkzeugbau<br />

Akademie GmbH beteiligt. (mw) •<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Applikations-Ingenieure helfen Interessenten,<br />

die Möglichkeiten hinsichtlich<br />

Datenaustausch und intelligenter Datenverarbeitung<br />

auszuloten. Bild: STM<br />

Duale Lösung fürs Digitalisieren von Fertigungsprozessen<br />

Mit Wasserkraft<br />

in die digitale Welt<br />

Wasserstrahlschneiden | Durch die Kombination vernetzbarer<br />

Schneidsysteme und aktiver Applikationsberatung<br />

will STM auch kleinen Betrieben den Einstieg<br />

in die digitalisierte Fertigung erleichtern.<br />

Der Wasserstrahlspezialist STM bietet gerade<br />

auch kleinen und mittleren Betrieben Unterstützung<br />

beim Einstieg in eine digital vernetzte<br />

Fertigung. Während die SmartCut-<br />

Software den Datenaustausch mit der Arbeitsvorbereitung<br />

sowie CRM- und Prozessleitsystemen<br />

ermöglicht, können die<br />

Schneidanlagen an genormte Schnittstellen<br />

wie Profinet, Profibus, UDP Protokoll oder<br />

OPC Server angebunden werden, um sie mit<br />

anderen Schneidmaschinen, Bestückungsautomaten<br />

oder Robotern zu vernetzen.<br />

Nun konzentriert sich das Unternehmen<br />

darauf, seinen Kunden mit einer maßgeschneiderten<br />

persönlichen Beratung den<br />

Weg ins „Industrial Internet of Things“ zu<br />

erleichtern. Die Applikations-Ingenieure seien<br />

darauf eingestellt, Anwender beim Digitalisieren<br />

der Fertigung an die Hand zu nehmen<br />

und interdisziplinär alle Möglichkeiten<br />

in punkto Datenaustausch und intelligente<br />

Datenverarbeitung auszuloten, teilen die<br />

Österreicher mit. Dazu würden die entscheidenden<br />

Parameter auf Basis von Effizienzstudien<br />

sowie Machbarkeits- und Kosten-/<br />

Nutzenanalysen erhoben, den involvierten<br />

Abteilungen zugänglich gemacht und auf<br />

die Anlagenkonfiguration übertragen. So<br />

sollen sich künftig Faktoren wie Verschleiß,<br />

Energiebedarf oder Zeitaufwand bereits im<br />

Vorfeld automatisch erkennen und bei Bedarf<br />

optimieren lassen.<br />

Für Zukunftsfähigkeit, Energieeffizienz<br />

und Ressourcen-schonenden Betrieb der<br />

Anlagen sorgen zudem unter anderem<br />

stromsparende Antriebe, Führungen in<br />

Leichtbauweise oder energiesparende Komponenten<br />

wie die LED-Beleuchtung oder eine<br />

hocheffiziente Stromversorgung. Bei der<br />

Hochdruckpumpe sorgt das ausgeklügelte<br />

Verhältnis zwischen kW-Anschlusswert zu<br />

Druck und Volumenstrom für minimalen<br />

Energiebedarf.<br />

Neben der Energieeffizienz sorgt auch<br />

die Tatsache, dass während des Betriebes<br />

weder Gase noch Staub entstehen, für eine<br />

ökologisch verträgliche Fertigung. Brauchwasser<br />

und Dichtungen können leicht recycelt,<br />

Reststoffe fachgerecht getrennt und<br />

entsorgt werden. So bietet STM mit dem<br />

Abrasiv-Recycling-Modul des OneClean-<br />

Systems die Möglichkeit, mehr als die Hälfte<br />

des Granatsandes für weitere Schneidaufträge<br />

zu recyceln. Das spart Beschaffungs-,<br />

Entsorgungs- und Transportkosten.<br />

Werkzeugkosten sind minimal<br />

Wettbewerbsfähigkeit gewährleisten darüber<br />

hinaus ein hoher Automatisierungsgrad,<br />

minimale Werkzeugkosten sowie der geringe<br />

Materialverlust. Nacharbeiten infolge<br />

thermischer Verformung oder Gratbildung<br />

entfallen beim Wasserstrahlschneiden. Der<br />

Wartungsbedarf der Anlagen ist gering,<br />

Probleme können laut STM meist per<br />

Fernwartung schnell und kostengünstig<br />

gelöst werden. Ohne Umrüstkosten lassen<br />

sich die verschiedensten Materialien schneiden.<br />

Dabei ist Reinwasser- und Abrasivschneiden<br />

parallel möglich – unabhängig<br />

davon, ob 2-D-, 3-D-, Rohr- oder Roboterschneiden<br />

gewünscht ist. In einem<br />

Arbeitsgang sind komplexe und filigrane<br />

Schnittfolgen mit hoher Präzision möglich –<br />

und zwar ohne Aufhärtungen, Mate -<br />

rialspannungen oder thermische Verän -<br />

derungen. (mw)<br />

•<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 45


Smarte Technik hilft bei der Wartung, benötigt aber noch viel Aufwand<br />

Die digitale Reise<br />

hat erst begonnen<br />

Industrie 4.0 | Es gibt schon viele Beispiele für eine<br />

digitalisierte Produktion. Doch oft bleiben Daten noch<br />

ungenutzt, weil in der Fabrik nicht mit einer Sprache<br />

kommuniziert wird.<br />

❧ Markus Strehlitz<br />

Der Begriff Industrie 4.0 ist nun schon seit einigen Jahren<br />

nicht mehr aus der öffentlichen Diskussion weg -<br />

zudenken. In der Zukunft soll die Produktion deutlich<br />

flexibler ablaufen und sich weitestgehend selbst organisieren.<br />

Die Versprechungen, die mit der smarten Fabrik<br />

verbunden werden, sind vielfältig.<br />

Wer sich jedoch anschaut, was heute schon umgesetzt<br />

ist oder an welchen Projekten die Unternehmen<br />

konkret arbeiten, dem begegnet vor allem ein Anwendungsszenario:<br />

Unternehmen wollen die Wartung ihrer<br />

Maschinen verbessern. Dafür setzen sie auf die Vernetzung<br />

von Anlagen und eine intensive Analyse der Daten.<br />

Ziel ist es, die Wartung möglichst vorausschauend zu<br />

gestalten. Ausfälle sollen erkannt werden, bevor sie entstehen.<br />

Predictive Maintenance lauten hierfür die Zauberworte.<br />

Das gilt zum Beispiel für BASF. In seinem Werk hat<br />

der Chemiekonzern verschiedene Geräte wie zum<br />

Beispiel Massendurchflussmesser an ein zentrales Kommunikationssystem<br />

angebunden, um deren Daten für<br />

Predictive Maintenance zu nutzen. Technische Basis für<br />

die Auswertung der Informationen ist das Asset Intelligence<br />

Network von SAP – eine Cloud-Plattform, auf der<br />

Daten von Herstellern, Dienstleistern und Anlagen -<br />

betreibern zusammengeführt werden.<br />

Da die Daten aus den Geräten ständig analysiert werden,<br />

sollen sich Fehler früher erkennen lassen. Das System<br />

soll dann Empfehlungen für die Wartung der Geräte<br />

geben. Langfristig ist auch eine Integration ins ERP-System<br />

geplant, um zum Beispiel zu prüfen, ob Ersatzteile<br />

verfügbar sind. „Unser Ziel ist es, die Wartungskosten<br />

zu reduzieren“, sagt Andreas Klinger. Er ist Leiter des<br />

IoT-Lab, das BASF aufgebaut hat, um Anwendungen<br />

rund um das Internet der Dinge (IoT) zu entwickeln.<br />

Dort kommen Mitarbeiter aus vielen verschiedenen Abteilungen<br />

wie der IT, der Lieferkette oder dem Personalwesen<br />

zusammen. Gemeinsam wird an entsprechenden<br />

Lösungen gearbeitet. Und die sind sehr breit aufgestellt.<br />

Sie umfassen unter anderem Technologien für künst -<br />

liche Intelligenz, Augmented Reality oder 3D-Druck.<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


technik & wissen<br />

Industrie 4.0 umzusetzen ist eine<br />

Herausforderung. Die verschiedenen<br />

Maschinen bieten unterschiedliche<br />

Voraussetzungen, um Daten zu<br />

verarbeiten. Bild: masterart2680/Fotolia<br />

Wer jemals einen Aufzug genutzt hat, weiß den fehlerfreien<br />

Betrieb dieser Anlage zu schätzen. Daher arbeiten<br />

auch Aufzughersteller daran, die Wartung ihrer Produkte<br />

mithilfe von Industrie-4.0-Methoden zu verbessern.<br />

Unternehmen wie Thyssenkrupp, Otis oder Kone<br />

sammeln die Daten ihrer vernetzten Aufzüge und analysieren<br />

diese. Kone etwa nutzt dafür die IoT-Plattform<br />

Watson von IBM. Das cloudbasierte System wertet<br />

Daten von einer Vielzahl von Sensoren aus, um in Echtzeit<br />

Informationen über den Status von Anlagen zu liefern.<br />

Daran lässt sich beispielsweise ablesen, wie hoch<br />

die Auslastung von Aufzügen ist oder ob Ausfälle drohen.<br />

So haben die Betreiber laut Kone jederzeit eine<br />

Übersicht über den Status ihrer Anlagen. Ein spezielles<br />

System des Software-Anbieters Salesforce informiert die<br />

mehr als 20 000 Servicetechniker über Auffälligkeiten.<br />

Die Mitarbeiter können die Daten über ihre Mobilgeräte<br />

abrufen.<br />

das System auch. „Es werden also auch Hinweise<br />

darauf gegeben, wie man die Gesamtanlage verbessern<br />

kann.“<br />

Einen besseren Einblick in den Zustand ihrer<br />

Maschinen will auch die amerikanische Craft-Beer-<br />

Brauerei GLBC gewinnen. Sie nutzt dafür eine Lösung<br />

von Rockwell Automation, welche die Daten von Geräten<br />

kontinuierlich analysiert. Die Produktionsmitarbeiter<br />

kommunizieren dabei mittels Spracherkennung mit<br />

der Anwendung – über einen Bot namens Shelby, den<br />

Microsoft entwickelt hat. „Durch die Anwendung fortschrittlicher<br />

Analysen- und Hardware-Diagnose auf die<br />

Der wartungsfreie Betrieb ist das Ziel<br />

Beim Thema Predictive Maintenance sei quasi der wartungsfreie<br />

Betrieb das Ziel, sagt SAPs Deutschland-Chef<br />

Daniel Holz. „Unternehmen wie zum Beispiel ABB<br />

möchten, dass der Außendienstmitarbeiter schon unterwegs<br />

ist, wenn ein Service-Anruf vom Kunden kommt.“<br />

Im Idealfall komme es gar nicht zum Anruf, weil das<br />

Ersatzteil schon eingebaut sei, bevor der Roboter im<br />

Werk des Kunden ausfällt.<br />

Auch für eine ganze Fertigungslinie lassen sich solche<br />

Möglichkeiten nutzen. So berichtete Petra Foith-Förster<br />

auf einem Roundtable während der Messe Productro -<br />

nica, der von der Fachzeitschrift EPP organisiert wurde,<br />

von einem entsprechenden Projekt ihrer Kollegen.<br />

Foith-Forster leitet das Applikationszentrum Industrie<br />

4.0 am Fraunhofer IPA.<br />

In dem Projekt geht es um verkettete Anlagen, deren<br />

Maschinendaten ausgelesen und mit smarten Kameras<br />

verknüpft werden, die das Gesamtsystem beobachten.<br />

Diese Informationen werden mithilfe künstlicher Intelligenz<br />

bearbeitet. So können die Ursachen von Fehlern<br />

erkannt werden, die sonst unentdeckt bleiben. Denn<br />

häufig gebe es an einer bestimmten Station ein Problem,<br />

dessen Ursache aber an einer anderen Station zu finden<br />

sei, so Foith-Förster. „Das heißt: Der Wartungsmitarbeiter<br />

kann zum einen aufgrund dieser Analyse herausfinden,<br />

an welcher Stelle er wirklich eingreifen muss“,<br />

erklärt die Wissenschaftlerin. Und zum anderen lerne<br />

Produktion erhalten wir umfassende Einblicke in unsere<br />

Prozesse und können die Qualität unserer Produkte<br />

weiter verbessern“, sagt John Blystone, Elektro- und<br />

Kontrollleiter bei GLBC.<br />

Eine verbesserte und möglicherweise sogar vorausschauende<br />

Wartung ist für viele Unternehmen der Einstieg<br />

in Industrie 4.0. „Dabei geht es zunächst darum,<br />

Servicekosten zu optimieren“, erläutert Holz. Auf dieser<br />

Basis könnten die Unternehmen dann in der zweiten<br />

Stufe neue Geschäftsmodelle umsetzen – zum Beispiel<br />

ihre Produkte als Service anbieten und nutzungsabhängig<br />

abrechnen. Mit Stufe 1 beschäftigen sich laut Holz<br />

schon viele Firmen in Deutschland. Stufe 2 sei gerade<br />

noch im Entstehen.<br />

Grundsätzlich ist der Markt für IoT-Anwendungen<br />

noch relativ jung. „Wir sind auf einer Reise“, sagt Holz.<br />

Und die hat gerade erst begonnen – sowohl für die<br />

Anbieter als auch für die Anwender.<br />

Viele Fertigungsunternehmen haben ihre Maschinen<br />

zwar schon mit Sensoren ausgerüstet. Doch die Daten,<br />

die sich daraus gewinnen lassen, werden noch nicht<br />

genutzt. Denn Industrie 4.0 in der Fabrik umzusetzen,<br />

Der Chemiekonzern BASF<br />

analysiert Daten aus<br />

verschiedenen Geräten, um<br />

Fehler früher zu erkennen.<br />

Bild: BASF<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 47


Sascha Heinzemann<br />

Leitung Vertrieb<br />

„SYNCOS<br />

MES<br />

machts<br />

einfach“<br />

Als einer der führenden Softwareanbieter von MES-Lösungen<br />

für die Fertigungsindustrie entwickeln wir Software für<br />

den Mittelstand. Das leistungsfähige und integrative MES<br />

SYNCOS ermöglicht eine hohe Erfassungsdichte z.B. der<br />

Anlagenverfügbarkeit, -leistung sowie der Qualitätsrate<br />

und liefert aussagekräftige Kennzahlen. So zeigt der OEE<br />

auf, welche maschinen- und prozessabhängigen Verluste<br />

vorhanden sind und minimiert werden müssen.<br />

ist eine Herausforderung. Die Maschinen und Geräte in<br />

den Unternehmen kommen von verschiedenen Herstellern<br />

und bieten unterschiedliche Voraussetzungen, um<br />

Daten zu verarbeiten. Entsprechend groß ist der Aufwand,<br />

sie miteinander zu verknüpfen.<br />

Das zeigt sich schon bei den Feldbussystemen, deren<br />

Zahl sehr groß ist. Wer die smarte Fabrik in die Realität<br />

umsetzen möchte, muss Lösungen finden, welche die<br />

verschiedenen Protokolle unterstützen.<br />

OPC UA schlägt Brücke von der Automation zur IT<br />

Immerhin sind bereits Standards auf dem Weg, um die<br />

Kommunikation in der Fabrik zu vereinfachen. An vorderster<br />

Front steht dabei der Kommunikationsstandard<br />

OPC UA. Die Spezifikation ermöglicht ein industrielles<br />

M2M-Kommunikationsprotokoll, das in der Lage ist,<br />

über die verschiedenen Prozessebenen hinweg transparent<br />

und maschinenlesbar zu kommunizieren. Im Ver-<br />

Industrie 4.0 braucht mehr Investitionen<br />

MES als ganzheitliches integriertes Qualitäts- und Produktionsmanagement<br />

hilft Unternehmen wie WAGNER und<br />

EURAC Lemgo Zeiten und Kosten im gesamten Auftragprozess<br />

zu reduzieren und den Produktionsprozess zu optimieren.<br />

Erfahren Sie alles über Nutzen- und Einsatzpotentiale<br />

von SYNCOS MES an konkreten Kundenanwendungen.<br />

SYNCOS MES leistet als Informationsdrehscheibe den entscheidenden<br />

Beitrag zur Realisierung von Industrie 4.0.<br />

Weitere Teilnehmer 2018:<br />

65 % der Entscheidungsträger in deutschen<br />

Fertigungsunternehmen sehen ihre Branche<br />

gut vorbereitet auf Industrie 4.0 und vermehrte<br />

digitale Prozesse. Allerdings halten<br />

es 63 % der Befragten für notwendig, kurzfristige<br />

Investitionen in Betriebsmittel und<br />

die Ausstattung zu tätigen, um auch weiterhin<br />

zukunftsfähig zu sein. Dies sind Ergebnisse<br />

einer Studie von Protolabs, einem Hersteller<br />

von Prototypen- und Kleinserienteilen.<br />

Befragt wurden 151 Entscheidungsträger<br />

in deutschen Unternehmen. Damit die<br />

Firmen ihre Position in der globalen Fertigungsindustrie<br />

halten können, meinen 70 %<br />

der Befragten, dass höhere Investitionen in<br />

Forschung und Entwicklung sowie auch<br />

mehr Investitionen in digitale Fertigungstechnologien<br />

getätigt werden müssen. 57 %<br />

der Studienteilnehmer sehen die stärkere<br />

Fokussierung auf MINT-Talente im verarbeitenden<br />

Gewerbe und in der Industrie als<br />

wichtigen Punkt.<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

gleich zum klassischen Feldbus, der in einer Anlage<br />

Geräte wie Messfühler und Stellglieder mit einem Automatisierungsgerät<br />

verbindet, lässt OPC UA eine vertikale<br />

Integration über alle Automatisierungsebenen zu.<br />

Für Industrie 4.0 wird der Standard eine wichtige<br />

Rolle spielen, weil er eine Brücke von der Automatisierungs-<br />

zur Informationstechnik schlägt. Doch noch ist<br />

er nicht flächendeckend verbreitet. Nicht alle Maschinen,<br />

die heute verkauft werden, unterstützen OPC UA –<br />

ganz zu schweigen von denen, die seit Jahrzehnten ihren<br />

Dienst in den Fabriken tun.<br />

Bernd Groß hält die Spezifikation daher zwar für<br />

eine wichtige Entwicklung. Doch seiner Meinung nach<br />

wird sie erst auf lange Sicht wirklich helfen können.<br />

Groß ist bei der Software AG für die Technologie<br />

Cumulocity verantwortlich, die verschiedenen IoT-<br />

Plattformen als Basis dient (siehe auch Seite 56).<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong><br />

WORKSHOPS I MARKTPLATZ INDUSTRIE 4.0 I TREND-SESSIONS<br />

www.automatisierungstreff.com


technik & wissen<br />

Während sich bei den Protokollen also schon ein Ende<br />

der Verständigungsschwierigkeiten abzeichnet, gibt<br />

es derzeit an anderer Stelle noch größere Probleme. Die<br />

verschiedenen Datenmodelle lassen sich noch nicht<br />

standardisieren. „Eine Werkzeugmaschine beispielsweise<br />

und ein Roboter haben ja unterschiedliche Aufgaben.<br />

Daher verfügen sie auch über verschiedene Datenstrukturen“,<br />

erklärt Groß. „Auf der einen Seite geht es um<br />

Werte wie Temperatur oder Druck, auf der anderen Seite<br />

werden etwa Daten zur Bewegung des Roboterarms<br />

im dreidimensionalen Raum generiert.“<br />

Das Problem ist also die Semantik. Gunther Kegel,<br />

Präsident des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik<br />

und Informationstechnik (VDE), erklärt das mit einem<br />

Vergleich aus der analogen Kommunikation: „Mit OPC<br />

UA haben wir quasi Briefumschlag, Postverteilzentrum<br />

und Briefträger.“ „Doch der Brief muss trotzdem noch<br />

geschrieben werden und der Empfänger muss in der<br />

Lage sein, diesen auch zu lesen. Er muss verstehen, was<br />

mit den Worten gemeint ist“, erläutert der VDE-Präsident.<br />

Dieses Verständnis fehle bisher noch. „Dazu brauchen<br />

wir eine Ontologie“, sagt Kegel. Diese bestehe aus<br />

der Syntax, der Semantik und einem Wörterbuch. „Die<br />

Syntax erklärt mir, wie ich Sätze zusammenbauen muss.<br />

Das Wörterbuch sagt mir, welche Worte überhaupt<br />

bekannt sind. Und die Semantik kann aus dieser syntaktisch<br />

zusammengestellten Botschaft extrahieren, was<br />

damit gemeint ist“, spezifiziert er.<br />

Lingua Franca für die smarte Fabrik<br />

Aber auch in diesem Punkt gibt es zumindest Licht am<br />

Ende des Tunnels. Das Referenzarchitekturmodell<br />

Industrie 4.0 (Rami 4.0) soll als Lingua Franca für die<br />

smarte Fabrik dienen. „Wir versprechen uns viel davon“,<br />

sagt etwa Nils Herzberg, der bei SAP als Senior<br />

Vice President für den Bereich IoT zuständig ist. Rami<br />

stellt einen Ansatz dar, die vielen verschiedenen Daten -<br />

modelle zu vereinheitlichen.<br />

Innerhalb dieser Referenzarchitektur spielt E-Class<br />

eine wichtige Rolle – das ist eine Spezifikation für den<br />

Austausch von Produktstammdaten. Diese sei Voraussetzung<br />

für einen einheitlichen semantischen Standard,<br />

mit dessen Hilfe das Internet der Dinge zur Realität<br />

werde, heißt es beim E-Class-Verein, dessen Mitglieder<br />

aus der Wirtschaft, aus Verbänden und öffentlichen Einrichtungen<br />

kommen.<br />

Auch Kegel vom VDE erwartet viel Fortschritte von<br />

dem Klassifizierungsstandard. Mit E-Class bewege sich<br />

die Industrie langsam in diese Richtung. „Wir üben<br />

gerade mit den einfachen Formen der Semantik“, sagt<br />

er. In ersten Schritten werde etwa daran gearbeitet, dass<br />

Messstellen und Messgeräte automatisch aufeinander<br />

abgeglichen werden können.<br />

In der Industrie zeigt man sich grundsätzlich optimistisch,<br />

dass die verschiedenen Standardisierungsbemühungen<br />

dazu beitragen werden, die Hürden für eine<br />

VDE-Präsident Gunther<br />

Kegel setzt auf E-Class<br />

als semantischen<br />

Standard. Bild: VDE<br />

smarte Produktion zu senken. Dazu zählt auch der<br />

Mobilfunkstandard 5G, der in der Fabrik die notwen -<br />

digen Geschwindigkeiten bringen soll, um Industrie 4.0<br />

weiter voranzubringen.<br />

„Es war uns von Anfang an klar, dass IoT immer<br />

einen gewissen Grad an Kundenanpassung erfordert“,<br />

betont der SAP-Deutschlandchef Holz. Mit einer fortschreitenden<br />

Standardisierung und weiterer Ausprägung<br />

der Algorithmik könne man sich im Laufe der Zeit<br />

aber immer weiter in Richtung Standardprodukte bewegen<br />

– so wie man es klassischerweise von einem ERP-<br />

Produkt kenne.<br />

•<br />

”<br />

Es war von Anfang an klar, dass<br />

IoT immer einen gewissen Grad<br />

an Kundenanpassung erfordert.“<br />

Quelle: Daniel Holz, Geschäftsführer SAP Deutschland<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 49


interview<br />

Dr. Heiner Lang von Bosch Rexroth über die Fabrikwelt im Umbruch<br />

„Nicht zu viel auf einmal“<br />

Wie die Fabrik der Zukunft aussieht und was diese Entwicklung<br />

für aktuelle Investitionsentscheidungen bedeutet, sagt<br />

Dr. Heiner Lang, Leiter der Geschäftseinheit Automation &<br />

Electrification bei Bosch Rexroth.<br />

❧ Dietmar Kieser<br />

Herr Dr. Lang, wie sieht aus Ihrer Sicht die<br />

Fabrik der Zukunft aus?<br />

In der Vergangenheit wurden Fabriken für<br />

bestimmte Fertigungsaufgaben errichtet: ein<br />

neues Automodell, das für ein Jahrzehnt in<br />

Serie gefertigt wird, Elektronik für eine ganze<br />

Smartphone-Generation, Lebensmittel in<br />

immer wieder ähnlichen Verpackungsarten<br />

in großer Stückzahl. Solche für lange Zeit<br />

im Voraus geplante Fertigung wird zunehmend<br />

der Vergangenheit angehören. Immer<br />

kürzere Lebenszyklen aller industriell her -<br />

gestellten Produkte machen es notwendig,<br />

dass die Fabrik der Zukunft so flexibel ist,<br />

dass sich der Shopfloor jederzeit und mit<br />

minimalem Aufwand an neue Aufgaben anpassen<br />

kann. Der Boden, die Wände und das<br />

Dach werden die einzigen unveränderlichen<br />

Elemente sein. Alles andere, Maschinen,<br />

Anlagenlayout, Prozesse und Transportwege<br />

passen sich flexibel den jeweiligen Anforderungen<br />

an und die zu fertigenden Produkte<br />

geben ihre Bearbeitung selbst vor. Schaltschranklose<br />

Maschinen lassen sich mobil<br />

zu den jeweils optimalen Fertigungslinien<br />

verschieben. Die Stromversorgung erfolgt<br />

über induktive Ladestationen im Boden.<br />

Alle Maschinen und Stationen kommunizieren<br />

drahtlos – vom Sensor bis zur IT.<br />

Für Dr. Heiner Lang ist die Digitalisierung<br />

jeder Komponente im Shopfloor der erste<br />

Schritt und Grundvoraussetzung für die<br />

smarte Fabrik.<br />

Was kann diese smarte Fabrik besser als<br />

eine heute bereits hochautomatisierte Produktion?<br />

Reale Fertigung und virtuelle IT-Prozesse<br />

verschmelzen und verbessern die Prozesse<br />

entlang der gesamten Wertschöpfung. Dadurch<br />

können Unternehmen viel schneller –<br />

und vor allem bezahlbar – individuelle Kundenwünsche<br />

umsetzen. Sie erschließen Wettbewerbsvorteile<br />

durch kurze Lieferzeiten für<br />

Produkte in kleinsten Losgrößen. Alle relevanten<br />

Informationen stehen in Echtzeit zur<br />

Verfügung und fließen in die kontinuierliche<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Verbesserung ein. Das Erfassen aller Produktionsschritte<br />

ermöglicht die Nachverfolgbarkeit<br />

aller Produkte und eine ständige<br />

Qualitätsüberwachung.<br />

Welche Investitionen braucht es, um dieses<br />

Niveau zu erreichen?<br />

Als erstes gilt es, ein Vorurteil zu wider -<br />

legen: Die Fabrik der Zukunft ist nicht<br />

zwingend ein teurer Neubau auf der grünen<br />

Wiese, in dem ausschließlich neueste<br />

Maschinen arbeiten. Unsere Erfahrungen<br />

zeigen vielmehr, dass auch ein „Brownfield-<br />

Ansatz“ wirtschaftlich zum Ergebnis führt.<br />

Dabei vernetzen wir bereits installierte, ältere<br />

Anlagen und Maschinen nachträglich,<br />

beispielsweise mit der Software-Lösung IoT<br />

Gateway. Ohnehin geht es viel weniger um<br />

Investitionen in Hardware, als vielmehr die<br />

Verlagerung von Funktionen in Software<br />

und die Verbindung von Automatisierung<br />

und IT.<br />

Viele kämpfen bei der Digitalisierung ihrer<br />

Infrastruktur jedoch mit einem großen<br />

Manko: einer überalterten IT. Kann auf<br />

dieser Basis überhaupt digital aufgerüstet<br />

werden?<br />

Gerade in der IT sind die Lebenszyklen<br />

extrem kurz. Hier mussten Anwender schon<br />

immer ständig investieren. Die Herausforderung<br />

besteht aus meiner Sicht vor allem<br />

darin, die vorhandenen IT-Strukturen so<br />

aufzurüsten, dass sie über offene Standards<br />

mit den verschiedenen Maschinen und Anlagen<br />

kommunizieren können.<br />

Auf was sollte ein Investitionsentscheider<br />

beim Einstieg in die Transformation achten?<br />

Unsere Erfahrung bei der Einführung von<br />

Industrie 4.0 in den eigenen Werken lautet:<br />

Nicht zu viel auf einmal. Lieber in kleinen<br />

Schritten Erfahrungen sammeln, Nutzwert<br />

überprüfen, die Mitarbeiter mitnehmen,<br />

überzeugen und dann die Erfolge ausrollen.<br />

Im Übrigen zeigen alle technischen Diskussionen,<br />

dass Industrie 4.0 auf zwei Grundpfeilern<br />

basieren wird: verteilte Intelligenz<br />

und offene Standards. Hier etabliert sich<br />

aktuell mit OPC UA und TSN ein Quasi-<br />

Standard für die Maschine-zu-Maschine-<br />

Kommunikation.<br />

Was bedeutet das für die heutige Automatisierungstechnik?<br />

„Industrie 4.0<br />

wird auf zwei<br />

Grundpfeilern<br />

basieren: der<br />

verteilten<br />

Intelligenz<br />

und offenen<br />

Standards.“<br />

Verteilte Intelligenz, durchgängige Funktionalität<br />

und offene Standards wie Sercos<br />

oder OPC UA und TSN sind wichtige Eigenschaften.<br />

Wir sind überzeugt, dass nur Automatisierungslösungen,<br />

die diese Anforderungen<br />

erfüllen, zukunftsfähig sind.<br />

Wie muss die kommende Automatisierungsarchitektur<br />

beschaffen sein?<br />

Zukünftig wird Maschinensoftware vollkommen<br />

unabhängig von der jeweiligen<br />

Hardware sein. Hier lohnt sich ein Blick auf<br />

das Internet: Der PC ist nicht mehr der zentrale<br />

Zugang. Vielmehr nutzen die Konsumenten<br />

eine Vielzahl dezentral intelligenter<br />

Geräte aller Plattformen, um E-Mails zu<br />

bearbeiten, Texte zu lesen und zu schreiben<br />

oder Videos zu schauen. Übertragen auf die<br />

Automatisierung bedeutet das: Zukünftig<br />

werden einmal geschriebene Funktionen<br />

gleichermaßen auf allen Geräteplattformen<br />

laufen – vom Antrieb mit integrierter Steuerung<br />

über klassische Embedded-Systeme<br />

und PC-Steuerungen bis hin zu Servern an<br />

der Linie, on Edge, oder sogar in der Cloud.<br />

Anstelle umfangreicher Programme, die für<br />

eine spezielle Hardware geschrieben sind,<br />

tritt eine App-basierte Software-Architektur.<br />

Anwender rufen die Funktionen, die sie benötigen,<br />

„as a Service“ ab und kombinieren<br />

sie nach Bedarf mit anderen Apps.<br />

Und welche Ansprüche werden an neue<br />

Antriebsgenerationen gestellt?<br />

Anwender wollen auf dem gegebenen Platz<br />

in Fabriken die Produktivität steigern. Darum<br />

akzeptieren sie zunehmend weniger<br />

externe Schaltschränke. Mit schaltschrank -<br />

loser Antriebstechnik und integrierten<br />

Mehr achssteuerungen von Rexroth benö -<br />

tigen Maschinen schon jetzt bis zu 30 Prozent<br />

weniger Aufstellfläche. Gleichzeitig<br />

ermöglichen sie damit auch zukünftige Konzepte,<br />

Maschinen flexibel in einer Fabrik<br />

immer wieder zu neuen Linien zusammenzustellen.<br />

Wie kann Ihr Unternehmen bei all diesen<br />

Anforderungen unterstützen?<br />

Bosch Rexroth ist Leitanwender für Industrie<br />

4.0 in den eigenen und weiteren 270<br />

Werken der Bosch-Gruppe. Alle neu entwickelten<br />

Produkte und Automatisierungs -<br />

lösungen setzen wir zunächst in den eigenen<br />

Fabriken ein und testen sie auf den Nutzwert<br />

für den Anwender. Dabei arbeiten wir<br />

auch eng mit Maschinenherstellern zusammen,<br />

um die Konnektivität zu überprüfen.<br />

So sammeln wir wertvolle Praxiserfahrungen,<br />

die noch vor Vermarktungsbeginn in<br />

die Projekte und Lösungen einfließen.<br />

Anwender rufen zukünftig Funktionen, die sie benö -<br />

tigen, „as a Service“ ab und kombinieren sie nach<br />

Bedarf mit anderen Apps. Bilder: Bosch Rexroth<br />

Bei der digitalen Transformation geht es<br />

auch um einen Kulturwandel. Können<br />

Techniklieferanten wie Bosch Rexroth auch<br />

hier ihre Kunden unterstützen?<br />

Der Kulturwandel ist sogar ein ganz entscheidender<br />

Faktor. Wir müssen es schaffen,<br />

den breiten Erfahrungsschatz unserer älteren<br />

Mitarbeiter mit dem leichten Zugang<br />

der jungen Generation zur digitalen Welt<br />

zusammenzubringen. Wo das gelingt, werden<br />

auf der einen Seite Vorbehalte und<br />

Ängste abgebaut, die aktuell in unserer<br />

Branche definitiv noch bestehen. Gleichzeitig<br />

behalten wir damit das Machbare und<br />

den Nutzwert immer fest im Blick. Bei<br />

Bosch und Bosch Rexroth leben wir diese<br />

neue Kultur mit großer Begeisterung. Ich<br />

denke schon, dass wir da eine Vorreiterrolle<br />

in der Branche einnehmen können. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 51


technik & wissen<br />

Vertragliche Regelung sichert Maschinenbauer ab<br />

Die Daten sind der<br />

Schlüssel<br />

Digitalisierung | Von Maschinen generiert und ausgewertet,<br />

bilden Rohdaten wie auch personenbezogene<br />

Daten die Basis neuer Geschäftsmodelle – und rufen<br />

Datenschützer auf den Plan.<br />

❧ Dietmar Kieser<br />

„Daten sind das neue Öl.“ Erstmalig benutzte der britische<br />

Mathematiker Clive Humby im Jahr 2006 diese<br />

Analogie. Unternehmer, die die digitale Zukunft heute<br />

auf dem Schirm haben, werden dem kaum widersprechen.<br />

Wer sich an die Spitze dieser Bewegung setzt und<br />

nicht nur die eigene Produktion, sondern auch seine Lieferanten<br />

und Kunden vernetzt und Schlüsse aus den gewonnenen<br />

Daten zieht, dem winken beachtliche Vorteile.<br />

Beispielsweise will Trumpf „in der Branche digital<br />

führend sein“, betont Philipp Schüll, der beim Ditzinger<br />

Maschinenbauer das Programmbüro zur digitalen<br />

Transformation leitet. Ziel sei es, die „Wertschöpfungsketten<br />

bis zum Jahr 2021 vollständig digital zu vernetzen<br />

und dadurch die Produktivität stark zu steigern, die<br />

Durchlaufzeit um 50 % zu reduzieren und neue Geschäftsmodelle<br />

zu ermöglichen“, so Schüll auf der Fachtagung<br />

„Industrie 4.0 und das Internet of Things“ der<br />

Technischen Akademie Esslingen (TAE) in Ostfildern.<br />

Aktuell „lerne“ sein Unternehmen anhand verschiedener<br />

Leuchtturmprojekte. Ein Beispiel ist die Stanzwerkzeugfertigung.<br />

Das 2009 gestartete Projekt stellt<br />

sich heute als digitalisierter Prozess mit voller Integration<br />

und Transparenz für den Kunden dar. Gibt dieser auf<br />

der Web-Plattform „myTrumpf“ die Parameter seines<br />

Werkzeugs ein, startet er damit die mannlose Auftragsabwicklung<br />

und dessen Fertigung auf den vollautomatischen<br />

Bearbeitungsmaschinen bei Trumpf am Standort<br />

Gerlingen. „Nicht die Maschine selbst, sondern die indirekten<br />

Prozesse und die Schnittstellen bergen die größten<br />

Potenziale“, argumentiert Schüll.<br />

Sechs Schritte sind es immerhin vom ersten Bearbeitungsschritt<br />

bis zum Versand des kundenspezifischen<br />

Teils – bei einer Variantenvielfalt von 31 Mio. Möglichkeiten.<br />

Zudem trägt jeder Rohling einen Data-Matrix-<br />

Code, der im Laufe der Produktionskette mit Informa-<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Anzeigendaten einfach<br />

und sicher übermitteln.<br />

Mit der Übermittlung und Auswertung<br />

vielfältiger Daten durch vernetzte Maschinen<br />

entstehen bislang ungeklärte<br />

Fragen. Bild: Nmedia/Fotolia<br />

PDF<br />

<br />

<br />

Digitaliserter Prozess mit voller<br />

Transparenz für den Kunden:<br />

Philip Schüll, Digitalexperte<br />

des Maschinenbauers Trumpf,<br />

treibt die Termintreue der<br />

Stanzwerkzeugfertigung massiv<br />

nach oben. Bild: Trumpf<br />

<br />

www.konradin-ad.de<br />

<br />

tionen zum Auftrag gefüttert wird, und kommuniziert<br />

so selbstständig mit den am Prozess beteiligten Maschinen.<br />

Dies gewährleistet, dass die sich oftmals ähnelnden<br />

Teile die richtigen Adressaten erreichen. Insgesamt hat<br />

sich so die Durchlaufzeit von vier Tagen auf vier Stunden<br />

reduziert, die Arbeitsproduktivität ist um 70 %<br />

gestiegen – gleichzeitig ist die Reklamationsquote um<br />

80 % gesunken und die Termintreue verbesserte sich um<br />

240 %.<br />

Gewiss wurden hier die technologischen Voraussetzungen<br />

durch Industrie 4.0 geschaffen. Dennoch werde<br />

die digitale Transformation – und damit die eigentliche<br />

Revolution – „nicht mit Technologien gewonnen, sondern<br />

mit Geschäftsmodellen, die den Kunden ein Wertangebot<br />

liefern“, formulierte Philipp Schüll das Prinzip.<br />

Die Integration und Vernetzung, bei der es im Kern<br />

bei Industrie 4.0 geht, hält auch Heinz Wilming aus<br />

technologischer Sicht eher für eine evolutionäre Weiterentwicklung.<br />

Die eigentliche Revolution liege in den<br />

Möglichkeiten der Geschäftsmodelle und Dienstleistungen,<br />

betonte Wilming, der bei der Akquinet AG in Berlin<br />

die Geschäftsentwicklung IoT/Industrie 4.0 verantwortet.<br />

Deshalb könne ein Unternehmen bereits mit sehr<br />

kleinen digitalen Projekten einen Mehrwert generieren.<br />

Den Wandel hin zu stärker personalisierten Produkten<br />

und Dienstleistungen, den die TAE-Tagung anhand<br />

vieler Best-Practice-Beispielen aufzeigte, verdeutlichte<br />

Wilming an einem Projekt, das mit dem Gabelstaplerhersteller<br />

Still umgesetzt wurde. Trotz vielfach mit Serviceverträgen<br />

ausgestatteten Staplerflotten fehlte zuvor<br />

das Wissen um den Einsatz des Flurförderzeugs beim<br />

Kunden. Abhilfe schaffen heute die digitalen Produkte<br />

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Heinz Wilming vom<br />

Beratungshaus Akquinet.<br />

iDie 3. Fachtagung<br />

„Industrie 4.0 und<br />

das Internet der Dinge<br />

– Mutige Digitalisierer:<br />

wir zeigen Best<br />

Practices“ veranstaltet<br />

die TAE Technische<br />

Akademie Esslingen<br />

am 21. und<br />

22. November 2018.<br />

Weitere Informa -<br />

tionen: www.tae.de<br />

Rechtsanwalt<br />

Laurent Meister<br />

empfiehlt, die<br />

Nutzung technischer Rohdaten unter allen<br />

Teilnehmern der Wertschöpfungskette vertraglich<br />

abzusichern. Bild: Menold Bezler<br />

„FleetManager 4.x“ und „neXXt fleet“. Die online erfassten<br />

und aufbereiteten Fahrzeug- und Nutzungsdaten<br />

werden dazu verwandt, Nutzenanalysen zu erstellen,<br />

personalisierte Zugänge zu Staplern zu ermöglichen und<br />

Gewaltschäden zu reduzieren. Zudem können anhand<br />

aggregierter Daten Stapler weiterentwickelt und Services<br />

in Richtung vorausschauende Wartung erstellt<br />

werden. Am Stapler angebrachte IoT Edge Devices statten<br />

diesen mit „Intelligenz“ aus, Sensordaten lassen sich<br />

zwischenspeichern und vorauswerten.<br />

Wichtig ist es Heinz Wilming, dass klein gestartete<br />

Projekte schrittweise weiterentwickelt werden können<br />

und auf offenen Standards aufsetzen. Zumal es bei<br />

Industrie 4.0-Projekten zumeist um individuelle<br />

Applikationen geht, die selbst kein<br />

Standard sind. Systeme wie „FleetManager<br />

4.x“, „neXXT fleet“ und das IoT Edge<br />

Device müssten stark skalieren können,<br />

meinte Wilming. Diese Skalierbarkeit hält<br />

der IoT-Spezialist für wichtig, um bei entkoppelten<br />

Systemen eine Vielzahl von Daten<br />

verarbeiten zu können.<br />

Bei Projekten im Kleinen wie im Großen<br />

zeigt sich: Der Schlüssel sind die Daten.<br />

Deutlich wird dies an einem weiteren Vorzeigeprojekt<br />

von Trumpf: der Ende letzten<br />

Jahres in Chicago errichteten Smart Factory<br />

(wir berichteten in den Ausgaben 26 und<br />

29/2017). Im Fokus stehen dort die Beratung<br />

und das Training der Kunden bei der<br />

Einführung digital vernetzter Fertigungs -<br />

lösungen entlang der Prozesskette Blech.<br />

Zugleich produziert die Vorzeigefabrik reale<br />

Kundenaufträge.<br />

Für das Grüne-Wiese-Konzept wurden<br />

„in jahrelanger Arbeit Prozessdaten erhoben“,<br />

nennt Eberhard Wahl die Voraussetzung<br />

für zielgerichtetes Optimieren. Der<br />

Produkt manager erinnert an „das Versprechen<br />

der Industrie 4.0, Daten zu erhalten,<br />

um uns zu optimieren“. Aber diesen Status<br />

gelte es, erst einmal zu erreichen. Heute sei<br />

die Smart Factory auf dem Stand, jeden Tag<br />

neue Daten zu liefern und sich durch stetiges<br />

Lernen selbst zu optimieren. Eine solche<br />

komplette Smart Factory würden Kunden<br />

heute bei Trumpf kaufen, sagte Wahl.<br />

Mit der Übermittlung und Auswertung<br />

vielfältiger Daten durch vernetzte Maschinen<br />

kommen allerdings bislang ungeklärte<br />

Fragen auf. Es sei noch gar nicht geklärt,<br />

wem die Daten eigentlich gehören, sagte<br />

Laurent Meister, Rechtsanwalt und Partner<br />

der Wirtschaftskanzlei Menold Bezler aus Stuttgart. So<br />

würden technische Sensor- und Betriebsdaten ohne Personenbezug<br />

vom Datenschutzrecht nicht erfasst. „Ein<br />

Eigentum an Daten kennt das Gesetz bislang nicht“,<br />

hob Meister hervor. Das Sachenrecht greife hier nicht.<br />

Deshalb könnten von einer Maschine generierte Daten<br />

nicht zwangsläufig deren Eigentümer zugeordnet werden.<br />

Eigentum lässt sich nur an Sachen erlangen. Daten<br />

aber sind keine körperlichen Gegenstände, sondern digital<br />

vorhandene Einzelan gaben.<br />

Gleichwohl empfiehlt der Fachanwalt für Informa -<br />

tionstechnologierecht, „die Nutzung technischer Roh -<br />

daten unter allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette<br />

vertraglich abzusichern“. Denn sobald eine Maschine<br />

einer bestimmten Person zugeordnet sei, werde aus dem<br />

rein technischen ein personenbezogenes Datum. Ein Beispiel:<br />

Führt eine Cloud-Plattform technische Rohdaten<br />

mit einem Benutzerkonto zusammen, generiert dies personenbezogene<br />

Daten. Um solche Daten zu verarbeiten,<br />

braucht es nach dem Bundesdatenschutzgesetzt (BDSG)<br />

eine Erlaubnis.<br />

Diesen Tatbestand verschärft demnächst die neue<br />

EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nochmals:<br />

Nach den Grundsätzen „Privacy by Design“ und<br />

„Privacy by Default“ sind technische Prozesse so zu<br />

gestalten, dass sie so datenschutzschonend wie möglich<br />

gestaltet sind. Verbessern lässt sich der Datenschutz<br />

etwa, wenn Datenbestände getrennt werden in einen<br />

rein technischen, der dem Datenschutzrecht nicht unterliegt,<br />

und in einen personalisierten Bestand. Wer diesen<br />

Anforderungen nicht entspricht und die Grundsätze<br />

missachtet, dem drohen saftige Bußgelder: laut DSGVO<br />

bis zu 4 % des weltweiten Konzernjahresumsatzes. •<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Konferenz<br />

SMARTE MASCHINEN<br />

IM EINSATZ<br />

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ<br />

IN DER PRODUKTION<br />

15. Mai 2018<br />

Fraunhofer IPA, Stuttgart<br />

Smarte Maschinen werden die Welt verändern. Künstliche<br />

Intelligenz wird in alle Bereiche unseres Lebens eindringen.<br />

Vor dem Hintergrund dieser gleichermaßen wirtschaftlichen<br />

wie gesellschaftlichen Veränderungen startet die Konradin<br />

Mediengruppe die neue Veranstaltungsreihe „Smarte<br />

Maschinen im Einsatz“.<br />

Die Konferenz, auf der führende Vertreter von Google,<br />

Siemens, IBM, des Karlsruher Instituts für Technologie sowie<br />

des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung<br />

IPA ihre konkreten Lösungsansätze und Prognosen<br />

vorstellen, konzentriert sich auf „Künstliche Intelligenz in<br />

der Produktion“.<br />

Anmeldeschluss:<br />

25.04.2018<br />

Teilnahmegebühr:<br />

590,– €<br />

zzgl. MwSt.<br />

Jetzt Anmelden unter<br />

www.industrie.de/kuenstliche-intelligenz<br />

Veranstalter Kooperationspartner Schirmherrschaft<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 55


technik & wissen<br />

In der App Factory von<br />

Adamos werden IoT-<br />

Anwendungen entwickelt,<br />

die die Partner ihren<br />

Kunden auf den eigenen<br />

Marktplätzen zur<br />

Verfügung stellen.<br />

Bild: Adamos<br />

Maschinenbauer wollen Digitalisierung mit Adamos voranbringen<br />

Vom Anwender<br />

zum Anbieter<br />

IoT-Plattform | Beim Joint Venture Adamos nehmen<br />

Maschinenbauer Industrie 4.0 selbst in die Hand. Sie<br />

nutzen die gleiche Technik wie die Konkurrenz, versprechen<br />

aber mehr Anwendernähe. ❧ Markus Strehlitz<br />

”<br />

„Für den Maschinen- und Anlagenbau ist die Digitalisierung<br />

der aktuell wichtigste Treiber von Wachstum,<br />

Innovation und Produktivität“, ist Matthias Volm, CTO<br />

von Adamos, überzeugt. Das Joint Venture Adamos will<br />

dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Maschinenbauer<br />

Bei der Digitalisierung muss der<br />

Maschinen- und Anlagenbau<br />

selbst Standards setzen.“<br />

Quelle: Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender DMG<br />

Mori<br />

sollen mit der Plattform die Möglichkeit erhalten, ihren<br />

Kunden IoT-Services (also Services für das Internet der<br />

Dinge) selbst bereit stellen zu können. Adamos soll die<br />

beteiligten Unternehmen von bloßen Anwendern zu<br />

Anbietern entsprechender Applikationen machen.<br />

Im September 2017 wurde das Joint Venture gegründet.<br />

Mittlerweile sind sieben Gesellschafter mit an Bord.<br />

Neben den Gründungsmitgliedern Software AG, DMG<br />

Mori, Dürr, Carl Zeiss und ASM Pacific Technology<br />

sind dies seit kurzem auch der Spritzgießspezialist Engel<br />

sowie Karl Mayer, ein Anbieter von Textilmaschinen.<br />

Diese Firmen haben sich zusammengeschlossen, um<br />

Wissen auszutauschen und gemeinsam in der App<br />

Factory IoT-Anwendungen zu entwickeln. Diese Applikationen<br />

können sie dann mit individuellen Frontends<br />

versehen und ihren Kunden auf den eigenen Marktplätzen<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Mehr als 300 Plattformen im Markt<br />

Mit dem Konzept, viele verschiedene IoT-Anwendungen<br />

auf einer Plattform anzubieten, ist Adamos allerdings<br />

nicht allein. Im Moment tummelten sich über 300 IoT-<br />

Plattformen auf dem Markt – von B2B- und B2C- bis zu<br />

branchenspezifischen Angeboten, heißt es in einer<br />

Trendprognose, welche die Software AG selbst veröffentlicht<br />

hat. Noch in diesem Jahr werde es die erste<br />

echte Marktbereinigung geben.<br />

Die Adamos-Verantwortlichen sehen sich in diesem<br />

Überangebot aber sehr gut aufgestellt, weil das Angebot<br />

auf die Bedürfnisse der Anwender direkt zugeschnitten<br />

sei. „Als Maschinenbauer kennen wir die Anforderungen<br />

unserer Kunden und wissen, worauf es ankommt“,<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


sagt etwa Ralf Dieter, Vorstandsvorsitzender von Dürr.<br />

In der App Factory werde Branchenwissen gebündelt,<br />

betont Dieter.<br />

„Bei der Digitalisierung muss der Maschinen- und<br />

Anlagenbau selbst Standards setzen und die Entwicklung<br />

vorantreiben“, ergänzt Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender<br />

von DMG Mori. Bei Adamos agieren<br />

die Partner auf Augenhöhe. Es gibt keinen großen<br />

übermächtigen Anbieter, der die Zügel allein in der<br />

Hand hält. In einem solchen Fall hätten die beteiligten<br />

Maschinenbauer die Befürchtung gehabt, quasi unter<br />

die Räder zu geraten. Gemeinsam können die Gesellschafter<br />

auch auf Ressourcen zugreifen, die ihnen als<br />

Einzelunternehmen nicht zur Verfügung stehen würden.<br />

Das betrifft sowohl die Zahl der Experten, die IoT-<br />

Anwendungen entwickeln können, als auch die dafür<br />

nötigen IT-Werkzeuge.<br />

Letztere stellt die Software AG bereit. Als technische<br />

Basis für Adamos dient die IoT-Lösung Cumulocity,<br />

welche der IT-Anbieter vor einem Jahr gekauft hat.<br />

Cumulocity ist eine Plattform, auf der sich Anwendun-<br />

Risiko und den angestrebten Zielen halten sowie das<br />

Tempo in den entsprechenden Projekten selbst bestimmen.<br />

Wirklich einfach ist beim Thema IoT allerdings<br />

kaum etwas. Die Heterogenität in den Fabriken, in denen<br />

sich meist Maschinen von verschiedenen Herstellern<br />

und aus unterschiedlichen Generationen tummeln,<br />

stellt die Anwenderunternehmen vor große Herausforderungen.<br />

Eine Out-of-the-box-Lösung gibt es nicht.<br />

Laut Groß biete Cumulocity aber immerhin wichtige<br />

Voraussetzungen, um die Kommunikationsprobleme in<br />

den Griff zu bekommen. „Wir unterstützen 140 Feldbus-Protokolle“,<br />

sagt er. Dies sei mehr als bei jeder<br />

anderen Plattform.<br />

„Wir unterstützen 140<br />

Feldbus-Protokolle“, sagt<br />

Bernd Groß, der bei der<br />

Software AG für Cumulocity<br />

zuständig ist – der<br />

technischen Basis von<br />

Adamos.<br />

Bild: Software AG<br />

gen entwickeln und IoT-Geräte anbinden lassen. Diese<br />

kann als fest installierte Lösung, aber auch aus der<br />

Cloud genutzt werden. Gerade in der Public-Cloud-<br />

Edition entfalte sie ihre besonderen Stärken, meint<br />

Bernd Groß. Er war CEO von Cumulocity und ist seit<br />

der Übernahme bei der Software AG als Senior Vice<br />

President für die Bereiche IoT und Cloud zuständig.<br />

In der Cloud hätten die Anwender die Möglichkeit,<br />

schnell und einfach auf die Technologie zuzugreifen.<br />

„Mit unserer Plattform lässt sich eine Maschine innerhalb<br />

von einer halben Stunde anbinden“, erklärt Groß.<br />

Ein weiterer Pluspunkt sei die Skalierbarkeit. „Viele<br />

IoT-Projekte fangen klein an“, so der Vice President.<br />

Wer erfolgreich sein wolle, gehe dann schrittweise vor.<br />

„Und dank der Cloud ist es möglich, mit dem jeweiligen<br />

Use Case zu wachsen“, sagt Groß. Mit Cumulocity<br />

könnten Unternehmen die optimale Balance zwischen<br />

Dass Cumulocity durchaus Stärken zu bieten hat,<br />

belegt das Interesse anderer Player aus dem IoT-Umfeld.<br />

So nutzt auch Siemens die Technologie als Grundlage<br />

für seine IoT-Plattform Mindsphere. Und Bosch vertraut<br />

ebenfalls bei seinem Cloud-Angebot für Industrie<br />

4.0 auf die Lösung der Software AG.<br />

Spezifische Sicht auf die Fertigung<br />

Mit einer IoT-Plattform können sich Firmen Anwendungen<br />

basteln, um einen besseren Überblick über ihre<br />

Produktion zu erhalten. „Das kann ein Dashboard für<br />

den Servicetechniker sein. Oder eines für den Fabrik -<br />

manager, das etwa Produktivitätskennzahlen zeigt“,<br />

erklärt Groß. „Man definiert verschiedene Anwender<br />

und jeder erhält seine spezifische Sicht auf die Fertigung.“<br />

Wer nicht selbst entwickeln will, kann auch auf vorgefertigte<br />

Lösungen zurückgreifen. Cumulocity bietet<br />

unter anderem Applikationen für Condition Monitoring,<br />

Predictive Maintenance sowie ein laut Anbieter<br />

leicht handhabbares Sensor-Management an.<br />

Die Digitalisierung ist<br />

der große Wachstums -<br />

treiber: Maschinen wie<br />

die von DMG Mori<br />

werden mit IoT-Funk -<br />

tionen ausgerüstet.<br />

Bild: DMG Mori<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 57


technik & wissen<br />

Hinzu kommt die Möglichkeit, Edge-Computing<br />

nutzen zu können. Dabei werden Daten schon vor Ort<br />

verarbeitet und nicht erst in die Cloud geschickt. „Die<br />

Geräte erhalten ihre Anweisungen und Analysen nicht<br />

mehr von einer zentralisierten Cloud-Infrastruktur, sondern<br />

können die betreffenden Aufgaben eigenständig<br />

ausführen“, erklärt Groß.<br />

Das spart Zeit, Kosten und kann auch die Sicherheit<br />

erhöhen, weil bestimmte Daten im Unternehmen bleiben.<br />

Laut Groß gibt dies Firmen eine umfassende, automatisierte<br />

und flexibel skalierbare Kontrolle über ihre<br />

gesamte IoT-Architektur.<br />

Industrie 4.0 unter Dampf<br />

Was künftig mithilfe einer IoT-Plattform wie der von<br />

Adamos möglich sein wird, zeigt das Beispiel Certuss.<br />

Das Unternehmen produziert Dampfgeneratoren, die<br />

zum Beispiel in Krankenhäusern zum Einsatz kommen,<br />

um Medizingeräte zu sterilisieren. Jeder dieser Generatoren<br />

ist mit bis zu 60 Sensoren ausgerüstet.<br />

Mithilfe von Cumulocity werden diese Daten nun gesammelt,<br />

in die Cloud geschickt und dort analysiert.<br />

„Damit lässt sich zum Beispiel erkennen, wie viel<br />

Dampf in einem bestimmten Zeitraum generiert wurde<br />

und warum es eventuell zu Schwankungen kam“, erläutert<br />

Groß. So können die Informationen auch verwendet<br />

werden, um eine vorausschauende Wartung umzusetzen.<br />

Das Beispiel Certuss zeigt auch, dass das Thema<br />

Industrie 4.0 gerade am Anfang steht. Laut Groß sind<br />

die Dampfgeneratoren zwar schon seit Jahren mit Sensoren<br />

bestückt. Doch bisher wurden die damit generierten<br />

Daten nicht analysiert. Dies sei in vielen Unternehmen<br />

ähnlich.<br />

So mag die Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau<br />

zwar ein wichtiger Treiber sein. Aber die Entwicklung<br />

kommt erst langsam in Gang. Plattformen wie<br />

Adamos könnten dafür sorgen, dass sie Fahrt aufnimmt.<br />

•<br />

„Wir sehen Adamos als Kompetenzzentrum“<br />

Dr. Marco Link ist<br />

Geschäftsführer von<br />

Adamos.<br />

Bild: Adamos<br />

Wie unterscheidet sich Adamos von<br />

anderen IoT-Plattformen?<br />

Adamos ist nicht nur eine IoT-Pattform,<br />

sondern eine strategische<br />

Allianz für die Zukunftsthemen<br />

Industrie 4.0 und Industrial Internet<br />

of Things. Adamos ist speziell auf<br />

die Bedürfnisse des Maschinen- und<br />

Anlagenbaus und seiner Kunden zugeschnitten.<br />

Den Maschinenbauern<br />

bietet Adamos ein offenes, herstellerneutrales<br />

und auf führenden<br />

Technologien basierendes IIoT-Umfeld.<br />

Eine wichtiger Punkt ist die Fokussiertheit<br />

auf diese eine Branche.<br />

Wir sehen eine riesige Chance darin,<br />

ein Ökosystem aufzubauen, das sich<br />

nur auf den Manufacturing-Bereich<br />

konzentriert. Zugleich haben wir<br />

auch den Vorteil einer gewissen Unabhängigkeit<br />

von einem einzigen<br />

großen Anbieter. Wir haben ja bereits<br />

verschiedene namhafte Shareholder<br />

mit an Bord. Indem wir weitere<br />

hinzugewinnen, sehen wir eine<br />

Chance, Adamos zu einem Standard<br />

werden zu lassen. Ein weiterer wesentlicher<br />

Punkt ist die Interoperabilität.<br />

Wir sind technologisch offen.<br />

Dadurch wird die Anbindung von<br />

Maschinen unterschiedlicher Hersteller<br />

sehr vereinfacht.<br />

Was ist der konkrete Nutzen für<br />

den Endanwender?<br />

Alle Shareholder arbeiten auf einer<br />

einheitlichen technologischen Plattform<br />

und tauschen sich bei der Entwicklung<br />

von Applikationen aus.<br />

Damit ebnet jeder Adamos-Partner<br />

seinen Kunden den Weg in die Digitalisierung<br />

und bietet mit geringem<br />

Aufwand die Nutzung erprobter<br />

Lösungen für die digital vernetzte<br />

Produktion. Das bedeutet für den<br />

Endkunden, dass er innovative Produkte<br />

schneller und möglicherweise<br />

auch günstiger bekommt.<br />

Die Heterogenität in den Fabriken<br />

ist aber ein Problem. Bietet Adamos<br />

dafür Unterstützung?<br />

Dem müssen sich die Maschinenund<br />

Anlagerbauer grundsätzlich<br />

stellen und ihren Kunden passende<br />

Lösungen anbieten. Zum einen bieten<br />

unsere Shareholder entsprechende<br />

Beratung. So hat zum Beispiel<br />

DMG Mori eine Consulting-Truppe,<br />

die bei der Anbindung von<br />

Fremdmaschinen über die Celos-<br />

Netbox hilft. Zum anderen sehen<br />

wir Adamos auch als Kompetenzzentrum<br />

und Shared Center, wo Erfahrungen<br />

und Wissen zum Wohle<br />

des Kunden geteilt werden. Es geht<br />

uns darum, Strukturen zu schaffen,<br />

welche die Zusammenarbeit zwischen<br />

Partnern und Anwendern erleichtern.<br />

Außerdem wollen wir Expertengruppen<br />

aufbauen, die partnerübergreifend<br />

arbeiten.<br />

Welches Konzept verfolgt Adamos<br />

bei der Auswahl der Partner?<br />

Adamos fokussiert sich ausschließlich<br />

auf den Maschinen- und Anlagenbau<br />

Wir möchten gerne einen<br />

breiten Querschnitt der Branchen<br />

als Shareholder dabei haben, um das<br />

Angebot möglichst interessant ausgestalten<br />

zu können. Der Partnerbereich<br />

ist offen für alle Unternehmen<br />

aus der Branche.<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


produkte<br />

Mehr Flexibilität für<br />

fluidische Systeme<br />

Schaltschrankdaten wandern<br />

in die Cloud<br />

Prozesssteuerung | Über die Geräteplattform<br />

EDIP (Efficient<br />

Device Integration Platform)<br />

von Bürkert lassen sich Online-<br />

Analyse-Systeme, Durchflussmessgeräte<br />

(Flowave) und Massendurchflussmesser<br />

(MFC)<br />

schnell, einfach und flexibel miteinander<br />

vernetzen. Der Anwender<br />

kann Logik programmieren<br />

und an sich ändernde Prozesse<br />

und Betriebsbedingungen anpassen.<br />

Die Geräte kommunizieren<br />

über ein Interface<br />

auf Basis von<br />

Can open, der<br />

mit zusätzlichen Features erweitert<br />

wurde. So ist kein Master<br />

notwendig und die Teilnehmer<br />

werden automatisch adressiert.<br />

Das autarke Subsystem wird in<br />

das vorhandene Netzwerk beziehungsweise<br />

an den übergeordneten<br />

Feldbus an genau einer<br />

Stelle eingebunden. Das vereinfacht<br />

die Projektierung und minimiert<br />

Schnitt stellen. •<br />

Klimatisierung | Die neuen<br />

Kühlgeräte und Chiller der<br />

Serie Blue e+ von Rittal liefern<br />

eine Vielzahl an Messwerten<br />

und Informationen –<br />

dazu zählen die Temperaturen<br />

innerhalb und außerhalb<br />

des Schaltschranks,<br />

Verdampfer- und Verflüssigertemperatur<br />

und eventuell<br />

die Messwerte zusätzlicher<br />

Sensoren. Statt eines einfachen<br />

Betriebsstundenzählers<br />

werden die Laufzeiten von Kompressor, Innen- und<br />

Außenlüfter jeweils getrennt erfasst. Dazu kommen<br />

Systemmeldungen, Daten zur Aus lastung sowie die<br />

aktuelle Parametrierung. Ein IoT-Interface sorgt für<br />

eine nahtlose Kommunikation der Daten: Es wird<br />

entweder auf einer Hutschiene oder direkt am Kühlgerät<br />

oder Chiller befestigt. Als Protokolle werden<br />

OPC-UA, Profinet, SNMP, Modbus und Canopen<br />

unterstützt.<br />

•<br />

Kompaktes Leichtgewicht<br />

schafft 3 kg Last<br />

Roboter | Mit dem SR-<br />

3iA gibt es von Fanuc ein<br />

erstes Modell der neuentwickelten<br />

Scara-Baureihe.<br />

Mit einer Zykluszeit<br />

von 0,57 s bei kontinuierlichem<br />

Durchsatz<br />

(Zyklus 25-305-25 mm)<br />

schafft er 3 kg Last bei<br />

einer Eigenmasse von<br />

nur 19 kg. Der kompakte<br />

Roboter braucht nur<br />

wenig Stellfläche und<br />

kann stehend oder an<br />

der Wand montiert werden. Das Leichtgewicht arbeitet<br />

mit 400 mm Reichweite bei 200 mm Hub und positioniert<br />

auf ±0,1 mm genau. Vor allem in der Montage und<br />

bei Applikationen in der Elektronikindustrie sind solche<br />

Eigenschaften gefragt, aber auch in den Bereichen Automotive,<br />

Kunststoff- und Medizinprodukte, bei Test- und<br />

Inspektionsprozessen sowie Verpackungsaufgaben. •<br />

Modul zeigt Lösungen<br />

zur Fehlerbehebung auf<br />

Künstliche Intelligenz (KI) | Für Analyselösungen<br />

zu Diagnosezwecken waren bisher Datenexperten<br />

erforderlich – dieses Fachwissen bündelt<br />

Rockwell Automation in seinem KI-Modul<br />

Project Sherlock. Der datenbasierte Analysealgorithmus<br />

wird direkt ins Steuergehäuse integriert.<br />

Sobald implementiert, „erlernt“ die KI<br />

mit der Nutzung physikalisch basierter Modellierung<br />

die Anwendung. Dazu fragt die Lösung<br />

Steuerungsvariablen ab. Die KI lernt über den<br />

Datenstrom und erstellt ein Modell. Danach<br />

überwacht sie den Betrieb auf Abweichungen.<br />

Taucht ein Problem auf, wird über einen Trigger<br />

der Alarm an ein HMI-Bild oder KPI-<br />

Dashboard weitergeleitet. Künftig wird das<br />

Modul auch Lösungen vorschlagen oder Systemparameter<br />

anpassen. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 59


produkte<br />

Anschraubflansch<br />

hilft beim Andocken<br />

Der Kopplungsgreifer AGG21-BF<br />

dient zum exakten Andocken<br />

und Positionieren von Robotern<br />

und Handling-Systemen.<br />

Bild: Gimatic<br />

Kopplungsgreifer | Die AGG21-BF besitzt einen Anschraubflansch,<br />

der in Form und Lage zur eingelassenen Buchse präzise<br />

toleriert ist. Die Serie dient zum exakten Andocken und<br />

Positionieren von Robotern oder linearen Handling-Systemen.<br />

Da beim Einlegen von Pins in<br />

diverse Kleinteile bisher ein hoher<br />

Aufwand an Justage und<br />

Voreinstellung erforderlich war,<br />

hat Gimatic seine AGG-Serie an<br />

Kopplungsgreifern um eine Variante<br />

erweitert: Mit dem<br />

AGG21-BF lassen sich sehr genaue<br />

Einlegearbeiten einfacher<br />

durchführen. Die Montage ist<br />

reproduzierbar immer gleich.<br />

Von dieser Nullposition kann<br />

der Greifer präzise aufbauen,<br />

was etwa beim Einlegen von<br />

Pins für Stecker, Düsen oder anderen<br />

Kleinteilen vorteilhaft ist.<br />

Es gibt drei Arten an Kopplungsgreifern:<br />

Beim AGG21-B<br />

und beim AGG30-B handelt es<br />

sich um doppeltwirkende Ausführungen<br />

mit Sicherheitsfeder,<br />

durch die der Greifer auch bei<br />

Luftausfall gekoppelt bleibt.<br />

Der einfach wirkende Kopplungsgreifer<br />

AGG19-B besitzt einer<br />

Rückführungsfeder.<br />

Einsatz finden die Greifer in<br />

der Kunststoffspritzguss-Industrie<br />

und im Handling. Zudem<br />

eignet sich dieses leicht montierbare<br />

System hervorragend als<br />

Nullpunktspannsystem in der<br />

Montagetechnik – zum Beispiel<br />

beim Handling von Werkstückträgern.<br />

Gegenüber klassischen<br />

Nullpunktspannsystemen haben<br />

sie einen attraktiven Preis. •<br />

Alle Funktionalitäten<br />

des „großen Bruders“<br />

Sicherheitsrelais | Zander Aachen<br />

hat neue Varianten der superschmalen<br />

Sicherheitsmodule Minos<br />

mit Relaisausgang entwickelt. Minos<br />

SD besitzt alle Funktionalitäten<br />

eines „klassischen Sicherheitsrelais“<br />

– und das bei einer Baubreite<br />

von lediglich 6,8 mm. Die Module<br />

zeichnen sich durch die potenzialfreie<br />

Trennung hoher Lasten<br />

aus und haben eine maximale<br />

Schaltleistung von 250 VAC/DC<br />

bei 6 A. Trotz minimaler Breite verfügen alle Module<br />

dieser Baureihe über vier Statusanzeigen. Dadurch<br />

wird ein hohes Maß an Diagnosemöglich -<br />

keit zur Verfügung gestellt, was Installation und<br />

Wartung erleichtert. Alle gängigen Betriebsarten –<br />

mit und ohne Querschlussüberwachung, Autooder<br />

manueller Start – sind möglich. •<br />

Intelligente Vernetzung<br />

ohne viel Peripherie<br />

Displays | Der<br />

IoT-fähige Monitor<br />

Pos-Line IoT<br />

von Distec für<br />

Anwendungen<br />

der Industrie 4.0<br />

basiert auf dem<br />

Controller-Board<br />

Artista-IoT, welches die jüngste Generation<br />

des Raspberry PI Compute<br />

Module (CM3) integriert. Der Monitor<br />

lässt sich einfach in die individuelle<br />

Umgebung anpassen: Ein teurer<br />

PC mit viel Peripherie ist überflüssig. So vernetzt<br />

der Hersteller ohne Lizenzkosten annähernd<br />

jedes Gerät intelligent. Die Controllerkarte<br />

bietet umfassende Funktionalität<br />

mit direkter Ansteuerung, 100-Mbit-<br />

Ethernet, Echtzeituhr und Sonderfunktionen<br />

wie Dicom Pre-Set, Gamma-Korrektur<br />

und Farbkalibrierung. Zu den verfügbaren<br />

Schnittstellen gehören USB, GPIOs, I²C und<br />

UART.<br />

•<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Werker dürfen selbst aufs<br />

Laufband<br />

Montagelinien | Denipro hat seinen Car & People<br />

Mover „Denimove Heavy“ überarbeitet: Neu sind die<br />

Rahmenstruktur, die an Stabilität gewonnen hat, und<br />

die flexible Anordnung der lastaufnehmenden Denirug-<br />

Elemente. Das Modell lässt sich im Rohbau, in der<br />

Endmontage oder der Qualitätskontrolle als Werker-<br />

Mitfahrband und als Fördersystem von Karossen und<br />

Fahrzeugen einsetzen. Zudem ist es bei niedrigen<br />

Geschwindigkeiten in der Lage, absolut ruckfrei ohne<br />

Slip-Stick-Effekt zu transportieren. Wer sich auf Messen<br />

dafür interessiert, kann sich auf das Modulband stellen<br />

und sich selbst von der hohen Laufruhe und geringen<br />

Vibration überzeugen.<br />

•<br />

Erweiterung um<br />

serielle Schnittstellen<br />

I/O-Modul | Turck hat seine ultrakompakte<br />

I/O-Modulfamilie<br />

TBEN-S um eine Variante für<br />

serielle Schnittstellen erweitert.<br />

Sie bindet Geräte mit RS232-<br />

oder RS485-Schnittstelle direkt<br />

im Feld an Steuerungen mit den<br />

Protokollen Profinet, Ethernet/<br />

IP oder Modbus TCP an. Damit<br />

sparen Anwender lange<br />

Verdrahtungswege zum<br />

Schaltschrank. Zudem<br />

bietet das Modul vier<br />

I/Os, die konfigurationslos<br />

als Ein- oder Ausgang<br />

benutzt werden können.<br />

Den Einsatz in sehr anspruchsvollen<br />

Umgebungen<br />

ermöglichen die hohen<br />

Schutzarten IP65,<br />

IP67 bis IP69K sowie der erweiterte<br />

Temperaturbereich von -40<br />

bis +70 °C. Eine Client-Funktion<br />

für Modbus RTU ist im<br />

I/O-Modul bereits integriert.<br />

Dadurch entfällt der Aufwand,<br />

Zugriffe auf Modbus in der<br />

Steuerungsumgebung selbständig<br />

zu programmieren. •<br />

Robust und ergonomisch<br />

für sicheres Führen<br />

Universalschweißbrenner |<br />

Die neuen MAG-Standardbrenner<br />

der UM-Schweißbrennerserie<br />

von EWM<br />

sind in sieben Leistungsgrößen<br />

erhältlich. Je nach<br />

Dimensionierung gas- oder<br />

wassergekühlt, erlaubt das<br />

stärkste Modell Schweißströme<br />

bis 500 A. Ihre Alltagstauglichkeit<br />

sowie ihre<br />

robuste Material- und Verarbeitungsqualität<br />

empfiehlt sie für leichte bis mittel -<br />

schwere Einsätze. Sie sind kompatibel zu Schweißgeräten<br />

aller Fabrikate mit Eurozentralanschluss. Das Schlauchpaket<br />

ist in Längen zwischen 3, 4 und 5 m erhältlich. Im Arbeitsalltag<br />

macht sich der robuste, ergonomisch geformte<br />

Handgriff bemerkbar – er erleichtert das sichere und prä -<br />

zise Führen des Brenners. Das integrierte Kugelgelenk gewährleistet<br />

einen optimalen Bewegungsradius in jeder<br />

Schweißposition.<br />

•<br />

Ethercat-Klemmen senken<br />

Kosten und Platzbedarf<br />

Überstromschutz | Mit der Ethercat-Klemmen-Serie<br />

EL922x hat Beckhoff einen elektronischen Überstromschutz<br />

zur Absicherung von 24-VDC-Anlagenteilen hochkompakt<br />

und direkt in das Ethercat-System integriert. Damit<br />

reduzieren sich gegenüber derzeitigen Absicherungsprodukten<br />

die Kosten und der Platzbedarf im Schaltschrank,<br />

ohne dass eine konventionelle elektronische Lösung<br />

als unflexibles Stand-alone-System eingesetzt werden<br />

muss. Die Klemmen des Typs EL9227 erfüllen zudem<br />

durch viele Einstellmöglichkeiten und Prozessdaten vielfältigste<br />

Anforderungen<br />

und ermöglichen<br />

eine transparente<br />

Anlagenüberwachung.<br />

Die Serie<br />

umfasst 19 verschiedene<br />

Ethercat-Klemmen.<br />

Es sind 1- und<br />

2-kanalige Ausführungen<br />

für verschiedene<br />

Strombelastungen<br />

bis maximal<br />

10 A verfügbar. •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 61


produkte<br />

48 V Versorgungsspannung<br />

und Phasenstrom bis 10 A<br />

Servosystem | Die neue Variante<br />

des Servosystems „Kannmotion“<br />

von Koco Motion bietet neben<br />

24 V Versorgungsspannung und<br />

2 A Phasenstrom jetzt auch 48 V<br />

und bis zu 10 A für den maximalen<br />

Output des Schrittmotors<br />

(bisher wurde der Servoantrieb<br />

in den Flanschgrößen Nema 17,<br />

23 und 24 mit Drehmomenten<br />

von 0,4 bis 3,0 Nm angeboten).<br />

Ein stabiles Drehmoment über<br />

einen größeren Drehzahlbereich,<br />

deutlich dynamischeres Verhalten<br />

und die Implementierung in<br />

weitere Größen wie Nema 34<br />

sind mit der neuen Performance<br />

möglich. Der aus einem Schrittmotor<br />

mit integriertem Encoder<br />

und einer direkt angebauten<br />

Steuerung bestehende, voll programmierbare<br />

integrierte Closed-Loop-Antrieb,<br />

lässt sich intuitiv<br />

programmieren. •<br />

Tagging erleichtert die<br />

Spezifizierung von Daten<br />

Vorhandene Algorithmen<br />

weiterverwenden<br />

Plattform | Mit der Multifunktionalen Plattform CPU<br />

1518(F)-4 PN/DP MFP von Siemens als neuartigem Gerätetyp<br />

bei den Advanced Controllern lassen sich Hochsprachenfunktionen<br />

integrieren sowie eigenständige Applikationen<br />

erstellen und wiederverwenden. Die Plattform<br />

kombiniert eine typische<br />

Steuerung mit bisher<br />

auf einem PC ausgelagerten<br />

Aufgaben – etwa<br />

modellbasierte und<br />

Hochsprachen-Programmierung<br />

oder Lösungen<br />

mit Datenbanken. Vorhandene<br />

technologische<br />

C/C++-Algorithmen<br />

können weiterverwendet<br />

werden und der bisher zu<br />

programmierende Datenaustausch zwischen PC und<br />

Controller wird vereinfacht. Zudem wird die Projektierung<br />

vereinheitlicht und der Platzbedarf sinkt – bei<br />

gleichzeitig robusterer Hardware mit Simatic Embedded<br />

Betriebssystem.<br />

•<br />

Neues Kopfmodul mit<br />

Ethernet/IP-Schnittstelle<br />

Versionsverwaltung | Ein überarbeitetes<br />

Sicherheitskonzept,<br />

das Feature „Tagging“ und zusätzliche<br />

Geräteunterstützung<br />

für Cognex Dataman – das sind<br />

die Vorteile der Versionsverwaltungs-<br />

und Datensicherungssoftware<br />

Versiondog 5.0 von<br />

Auvesy. Im aktuellen Release ist<br />

es möglich, die Zusammengehörigkeit<br />

verschiedener Kompo-<br />

nentenversionen festzulegen<br />

und somit projektübergreifend<br />

mit Tags zu versehen. Dieses<br />

Feature „Tagging“ ermöglicht<br />

es Anwendern, abgelegte Daten<br />

um zusätzliche Informationen<br />

wie Spezifizierungen, Kategorien<br />

oder Gruppierungen zu erweitern<br />

(taggen). So können getaggte<br />

Versionen, etwa einer<br />

ganzen Produktionslinie, jederzeit<br />

zu einem späteren Zeitpunkt<br />

wiederhergestellt werden.<br />

Zudem wurde der Administrationsbereich<br />

um wichtige Berechtigungsstufen<br />

erweitert. •<br />

Remote-I/O-System |<br />

Pilz erweitert sein Remote-I/O-System<br />

PSS-<br />

Universal 2 um ein<br />

Kopfmodul mit Ethernet/IP-Schnittstelle.<br />

Damit<br />

bietet es die notwendige<br />

Offenheit für<br />

die reibungslose Kommunikation<br />

in unterschiedlichen<br />

Steurungsumgebungen<br />

auf Ethernet-Basis. In dem Remote-<br />

I/O-System steht neben dem neuen Ethernet/IP-Kopfmodul<br />

mit CIP Safety bereits ein Kopfmodul mit Profinet-Profisafe-Schnittstelle<br />

zur Verfügung. Diese Offenheit<br />

erleichtert den Datenaustausch mit den verschiedenen<br />

Master-Steuerungen unabhängig von Maschinentyp<br />

und vorhandener Systemumgebung. Das System lässt<br />

sich durch den Tausch des Kopfmoduls für bestehende<br />

Systemumgebungen adaptieren: Dazu speichern Anwender<br />

ihre Konfigurationsdaten lokal auf Micro-SD-<br />

Karte.<br />

•<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


vorschau <strong>07.18</strong><br />

Hybridleichtbau<br />

Hybrider Leichtbau mit intelligent gewähltem<br />

Materialmix lohnt sich, in mehrfacher Hinsicht.<br />

So erhielt 2017 der Mercedes-AMG GT<br />

R den Leichtbau-Award des VDI: In dem<br />

Sportwagen spart Carbon insgesamt 12 kg<br />

Masse ein. Die hybride Radfang strebe wiegt<br />

zum Beispiel nur noch die Hälfte der früheren<br />

Stahlkonstruktion. Wie sich solche hybriden<br />

Designs immer weiter ausbreiten, zeigt unsere<br />

Titelstory mit vielen Details. Bild: Daimler<br />

Toolmanagement<br />

Toyota hat das Toolmanagement in der CNC-<br />

Fertigung seiner Rennabteilung Mapal anvertraut.<br />

Gemeinsam optimierten die Partner die<br />

Prozesse und steigerten die Effizienz erheblich.<br />

Betriebsbedarf<br />

Extrem hohe Anforderungen stellte der australische<br />

Metallverarbeiter Abcor an die zwanzig<br />

neuen Schnelllauftore, die ein Partner des Torspezialisten<br />

Efaflex installierte.<br />

erscheint montags Impressum<br />

ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung<br />

e.V. (WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder<br />

des Verbandes erhalten den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Zusammenarbeit im Fachbereich der Gießereitechnik<br />

mit der Zentrale für Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeugmaschinen);<br />

Prof. Dr.-Ing. Fritz Klocke (Technologie der Fertigungsverfahren);<br />

Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Günther<br />

Schuh (Produktionssyste matik), WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Böttger (ub), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Dana Fattahi (df), Phone +49 711 7594–475<br />

B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391<br />

Susanne Schwab (su), Phone +49 711 7594–444;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) MonaWillrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Michael Grupp, Sabine Koll,<br />

Dr.-Ing. Rolf Langbein, Markus Strehlitz<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Beate Böttner, Vera Müller, Helga Nass<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Zurzeit gilt Preisliste 77 vom 1.10.2017.<br />

Anzeigen-Annahmeschluss für Gelegenheits anzeigen mittwochs,<br />

15 Uhr.<br />

Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />

Fax –15850, E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise: montags (34 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 206,70 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 206,70 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 8,00 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten). Für Schüler, Studenten und<br />

Auszubildende gegen Nachweis: Inland 137,80 € inkl. MwSt.<br />

und Versandkosten, Ausland 137,80 € inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />

Gewalt entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk;<br />

Japan: Mediahouse Inc., Kudankita 2-Chome Building, 2–3–6,<br />

Kudankita, Chiyoda-ku, Tokyo 102, Phone 03 3234–2161,<br />

Fax 03 3234–1140; Belgien, Frankreich, Luxemburg, Italien,<br />

Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />

CH-8406 Winterthur, Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633<br />

08 99, e-mail: f.stoll@iff-media.ch; USA: D.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY<br />

10001, Phone +1 212 8963881, Fax +1 212 6293988, detlef<br />

fox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />

unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />

auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen, gleich<br />

welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2018 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 63


firmenschriften<br />

Werkzeuge fürs<br />

Langdrehen<br />

Mit 5 000 neuen und speziell fürs Langdrehen<br />

entwickelten Produkten, umfasst<br />

der Katalog über 11 000 Werkzeuge.<br />

Neu ist das XHeadClamp-System,<br />

mit dem ein Schneiden- oder Geometriewechsel<br />

schnell möglich ist. Der Katalog<br />

kann über die Webseite angefordert<br />

werden.<br />

WNT Deutschland GmbH, Kempten<br />

www.wnt.com<br />

Lager- und Logistik-<br />

Equipment<br />

Im gerade erschienenen Hauptkatalog werden<br />

zahlreiche Produktneuheiten, wie etwa<br />

die Treppenraupe Pianolift 2 oder das flexible<br />

Palettenstapel-System PSS, vorgestellt.<br />

Zum Teil stammen die Produkte aus eigener<br />

Produktion. Der Katalog kann beim Anbieter<br />

kostenlos angefordert werden.<br />

Karl H. Bartels GmbH, Horst<br />

www.bartels-germany.de<br />

Befestigungstechnik<br />

Passende Lösungsangebote für Befestiger aus nicht -<br />

rostenden Stählen finden Interessierte im mittlerweile<br />

172 Seiten starken Themenkatalog „Edelstahl rostfrei“.<br />

Bestandteil des Katalogs ist außerdem ein Überblick<br />

über Einsatzgebiete, Edelstahl-Normen, Korrosions -<br />

arten und Testreihen.<br />

Gebr. Titgemeyer GmbH & Co. KG, Osnabrück<br />

www.titgemeyer.de<br />

Präzisions-Positionierung<br />

Der 240 Seiten starke Katalog enthält<br />

alle verfügbaren Standardprodukte,<br />

die Piezoaktoren als Antriebsprinzip<br />

nutzen. Die Auswahl<br />

an Piezocontrollern und Treibern<br />

für die unterschiedlichen Applikationen<br />

erlaubt hochgenaue Positionierung<br />

und hochdynamische Leistungsanwendungen.<br />

Für die Mikroskopie<br />

sind spezielle Paketlösungen<br />

beschrieben, die hardwareund<br />

softwareseitig nahtlos in entsprechenden<br />

Mikroskopen führender<br />

Hersteller integriert werden<br />

können. Der Katalog ist als Printexemplar<br />

oder als PDF zum<br />

Download erschienen.<br />

Physik-Instrumente GmbH & Co<br />

KG, Karlsruhe<br />

www.pi.de<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


service<br />

produkte<br />

Wir berichten über<br />

Accenture Strategy .............................. 34<br />

Adamos .................................................. 56<br />

Adrian Eichhorn Holzwerkstätte ........ 15<br />

Agtos ...................................................... 17<br />

AixPath ................................................... 44<br />

Akquinet ................................................. 52<br />

ASM Pacific Technology ..................... 56<br />

Atlas Copco IAS .................................... 14<br />

Auvesy .................................................... 62<br />

BASF ....................................................... 46<br />

Baumüller .............................................. 12<br />

Beckhoff ................................................. 61<br />

BG BAU .................................................. 13<br />

Bielomatik .............................................. 30<br />

Bonfiglioli ............................................... 65<br />

Bosch ..................................................... 13<br />

Bosch Rexroth ...................................... 50<br />

Bürkert ................................................... 59<br />

Carl Zeiss ............................................... 56<br />

CITC ........................................................ 10<br />

Continental ............................................ 10<br />

Dekra ...................................................... 13<br />

Denipro ................................................... 61<br />

DFKI ........................................................ 34<br />

Distec ..................................................... 60<br />

DMG Mori .............................................. 56<br />

Dürr ......................................................... 56<br />

Elmo-Motion-Control ........................... 65<br />

Engel ....................................................... 56<br />

EWM ....................................................... 61<br />

Fanuc ...................................................... 59<br />

FIR der RWTH Aachen ......................... 10<br />

FIT ........................................................... 17<br />

Fitnik ....................................................... 17<br />

FMB-Süd ................................................ 12<br />

Fraunhofer IPA ................................ 20, 46<br />

Fraunhofer ISE ...................................... 18<br />

Gimatic ................................................... 60<br />

GLBC ....................................................... 46<br />

Google .............................................. 20, 34<br />

Hahn+Kolb ............................................. 12<br />

Hermle .................................................... 18<br />

Hitachi .................................................... 34<br />

IBM ............................................. 20, 34, 46<br />

Institut für Einzelfertigung ................... 15<br />

Inform ..................................................... 10<br />

IPT ........................................................... 44<br />

Karl Mayer ............................................. 56<br />

KIT ........................................................... 20<br />

Keller & Kalmbach ........................... 5, 18<br />

Kemper ................................................... 19<br />

Kessel Wassertechnologie ................. 40<br />

KEX Knowledge Exchange .................. 44<br />

Klingel ..................................................... 14<br />

Koco Motion .......................................... 62<br />

Kone ........................................................ 46<br />

Konradin Mediengruppe ..................... 20<br />

Lapp ........................................................ 16<br />

Lischke Consulting ............................... 30<br />

McKinsey ............................................... 34<br />

Menold Bezler ....................................... 52<br />

Microsoft ............................................... 46<br />

MID ......................................................... 26<br />

MIT ............................................................ 8<br />

Nasa ......................................................... 6<br />

New York Standard Watch ................... 8<br />

NIK .......................................................... 17<br />

Nima Labs ................................................ 8<br />

Oliver Wyman .......................................... 3<br />

Omron ..................................................... 42<br />

Otis .......................................................... 46<br />

Pilz ........................................................... 62<br />

Porsche .................................................. 15<br />

Rea Jet ................................................... 40<br />

Relayr ..................................................... 12<br />

Reuth ...................................................... 44<br />

Rittal ........................................................ 59<br />

Rockwell Automation ..................... 46, 59<br />

Salesforce ............................................. 46<br />

SAP ......................................................... 46<br />

Schaeffler ........................................ 17, 19<br />

Schmolz+Bickenbach .......................... 17<br />

Siemens ..................................... 20, 34, 62<br />

Software ................................................ 56<br />

Still .......................................................... 52<br />

STM ........................................................ 45<br />

TAE .......................................................... 52<br />

Thyssenkrupp ........................................ 46<br />

Trumpf ..................................................... 52<br />

Turck ....................................................... 61<br />

Universität St. Gallen ........................... 28<br />

Vogelsang .............................................. 17<br />

WBA ....................................................... 44<br />

Wibu-Systems ....................................... 32<br />

Wobbleworks .......................................... 8<br />

Zander Aachen ..................................... 60<br />

ZKM .......................................................... 8<br />

Zukunftsallianz Maschinenbau .......... 12<br />

Beilagenhinweis<br />

Beilagen in dieser Ausgabe:<br />

• Jörg Wappler<br />

Werkzeugmaschinen e. K.<br />

(Teilbeilage)<br />

Wir bitten um Beachtung.<br />

Höhere Effizienzklasse<br />

oder doppelte Leistung<br />

Synchron-Reluktanzmotor |<br />

Bei gleicher Statorlänge wie<br />

die 4-polige Standardmotorreihe<br />

der Effizienzklasse IE2,<br />

erreicht die neue Reihe der<br />

Synchron-Reluktanzmotoren<br />

BSR von Bonfiglioli die Effizienzklasse<br />

IE4 beziehungsweise<br />

die doppelte Leistung<br />

bei gleichem Motorvolumen<br />

(IE2). Der Hersteller bietet<br />

zwei Packages aus Motor und<br />

Umrichter an: ein High-Efficiency-Paket<br />

auf IE4-Standard<br />

und ein High-Power-Density-<br />

Paket mit voller Dynamik und<br />

hochpräziser Geschwindigkeit.<br />

Und das bei sensorlosem Ein-<br />

satz. Die Kosten des Antriebssystems<br />

mit Motor, Getriebe<br />

und Umrichter sind kaum höher<br />

als vergleichbare Standard-<br />

Induktionslösungen. Der Motor<br />

ist in sechs Baugrößen von<br />

IEC71 bis IEC132 und in Leistungsgrößen<br />

von 0,37 bis<br />

18,5 kW erhältlich. •<br />

Doppelte Leistung auf<br />

engstem Raum<br />

Servomotor | Elmo-Motion-<br />

Control hat die Leistung<br />

seines extrem kleinen<br />

und dennoch leistungsstarken<br />

Servoantriebs<br />

Gold-Twitter<br />

verdoppelt, um anspruchsvollen<br />

Industrieanwendungen<br />

gerecht<br />

zu werden. Der Double-Gold-Twitter liefert<br />

mit einem Gewicht von 33 g bei einer Größe<br />

von 36,2 x 18,8 x 47 mm bis zu 10 000 W<br />

Nennleistung. Mit hohen Nennströmen bis<br />

160 A und maximalen Versorgungsspannungen<br />

196 VDC ist der Servoantrieb für eine Vielzahl<br />

von Anwendungen, bei denen es auf<br />

höchste Servo-Performance, geringen Bauraum<br />

und maximale Regelungsgüte ankommt, geeignet.<br />

Die Kommunikation erfolgt über Ethercatoder<br />

Canopen-Schnittstellen in Echtzeit und erlaubt<br />

somit einen problemlosen Mehrachs -<br />

betrieb. Der Antrieb entspricht zudem allen<br />

internationalen Standards in Bezug auf EMV<br />

und funktionale Sicherheit STO (IEC<br />

61800-5-2, SIL-3). •<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 65


zuletzt ...<br />

Der Juchten-<br />

Krimi<br />

Jetzt mal direkt aus der Höhle des Käfers.<br />

Wo doch schon in der Stuttgarter Zeitung<br />

(!) wegen der Käfergeschichten ein Artikel<br />

über „diese Stadt der Absonderlichkeiten“<br />

erschien – geschrieben wohl von einem „Reingeschmeckten“. Sie wissen ja:<br />

Bild: platynus/Fotolia<br />

Auf der S21-Baustelle wurde Kot vom naturgeschützten Juchtenkäfer<br />

gefunden, deswegen durfte die Bahn nicht weiterbauen. Als Stuttgarter weiß<br />

ich natürlich mehr. Also: So wie man beim Anflug auf Linz viele blaue Rechtecke<br />

sieht, weil die Linzer ein Faible für Freibäder im Garten haben, so haben<br />

wir hier eben ein Faible für Käfer. Das erklärt, warum wir die Kehrwoche so<br />

hoch halten (gibt‘s sogar in Berlin, siehe berlin.de). Denn irgendwo muss der<br />

Käfer-Kot doch hin! Nun hat sich einer aber erdreistet, den Mini-Mist<br />

auszulegen, um damit S 21 zu verhindern und unser Ländle ins 19. Jahrhundert<br />

zurück zu stoßen. Ob das nicht auch ein Reingeschmeckter war? Trotz<br />

Käfer-Hobby habe ich noch nie einen leibhaftigen Juchtenkäfer gesehen. Wurde<br />

er etwa nur erfunden, um uns den Tiefbahnhof zu vermiesen? Also habe ich<br />

ihn bei Wikipedia gesucht. Dort heißt er aber richtig<br />

„Eremit“. Aha, aha. Ein Eremit ist doch gerade<br />

ein Reingeschmeckter, der es daheim nicht<br />

mehr aushält. Und wieder fallen mir die Berliner<br />

ein. Ist der „Juchti“ gar ein Berliner und eine<br />

Retour kutsche für die alte Wecken-Attacke auf die<br />

Schrippen Thierses? Hauptstädter, behaltet<br />

den Eremiten doch! Seht lieber zu, dass das Urviech<br />

nicht auch auf der BER-Baustelle landet.<br />

Sonst wird unser unterirdischer Bahnhof noch<br />

früher fertig als euer International Airport!<br />

os<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>


Industrie<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong> 67


68 <strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>07.18</strong>

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