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musiktipps<br />
rosanne cash<br />
She Remenbers Everything<br />
Universal Music<br />
pinegrove<br />
Skylight<br />
Pinegrove<br />
<strong>Alles</strong> zur Erinnerung an einen wunderbaren<br />
Konzertabend im Sommer im Serenadenhof<br />
in Nürnberg: Das aktuelle Studioalbum<br />
„She Remembers Everything“ der Tochter<br />
von Legende Johnny Cash ist noch viel mehr.<br />
Rosanne Cash besingt ihre Träume mit unerschütterlicher<br />
Leidenschaft in einer weit über<br />
den gewohnten Country-Folk hinausgehenden<br />
Melange aus flirrendem Pop mit Twangund<br />
Jazz-Anklängen. Die Strahlkraft und<br />
Klarheit dieser Musik wird akzentuiert durch<br />
einen pointierten, vielfach zweistimmigen<br />
Gesang, angenehm untergeschobene Mollakkorde<br />
und geradlinige Harmonien unter Mitwirkung<br />
ihres Ehemanns John Leventhal und<br />
Freunden wie Elvis Costello und Kris Kristofferson.<br />
Rosanne Cash betont in ihren Lyrics,<br />
was Engagement in unseren Zeiten bedeutet:<br />
„The Only Thing Worth Fighting For“. Den Titel<br />
ihres neuen Albums kann man sowohl als Koketterie<br />
- “Sie erinnert sich an jeden Moment<br />
mit dir” - als auch als Drohung - “Sei vorsichtig,<br />
denn sie erinnert sich an alles” – auffassen<br />
in einer bewussten Rückkehr zum ganz<br />
persönlichen Songwriting anlässlich ihres<br />
40-jährigen Jubiläums als Plattenkünstlerin.<br />
„Nothing But The Truth“! Helmut Ölschlegel<br />
„I like beer. Do you like beer, Senator?“ Die<br />
Worte, mit denen sich US-Verfassungsrichter<br />
Brett Kavanaugh gegen den Vorwurf eines<br />
Vergewaltigungsversuchs im angetrunkenen<br />
Zustand wehrte, werden wohl auch kommenden<br />
Generationen noch verdeutlichen, warum<br />
die #MeToo-Debatte lange überfällig war und<br />
fortdauern wird. Pinegroves hervorragendes<br />
zweites Album steht sinnbildlich für einen<br />
konstruktiven Gegenentwurf zu dieser patriarchalen<br />
Missachtung von Opfern: Kurz vorm<br />
geplanten Release Ende 2017 zog sich Bandleader<br />
Evan Stephens Hall, konfrontiert mit<br />
Anschuldigungen der sexuellen Nötigung, für<br />
ein Jahr zurück, um einen ausführlichen Mediationsprozess<br />
mit dem Opfer zu durchlaufen,<br />
dank dessen Erlaubnis „Skylight“ nun doch<br />
noch das Licht der Öffentlichkeit erblickt.<br />
Mit Anklängen an das Frühwerk der Decemberists,<br />
reduzierter und dynamischer in der<br />
Produktion gewinnt Pinegroves Folkrock an<br />
Intimität und emotionaler Durchschlagskraft.<br />
Still und heimlich in Eigenregie über pinegrove.bandcamp.com<br />
veröffentlicht, kommt<br />
der auf Spendenbasis erhobene Erlös Projekten<br />
für Suizidprävention und Wahlrechten<br />
von Minderheiten zugute. Maximilian Beer<br />
a star is born<br />
Soundtrack<br />
Universal Music<br />
alkaline trio<br />
Is This Thing Cursed?<br />
Epithap/Indigo<br />
Wir stellen schon wieder einen Soundtrack<br />
zu einem Film vor, geht aber nicht<br />
anders: Kein Film wird derzeit so hochgelobt<br />
wie dieser: „A Star Is Born“. Viele<br />
Insider hören auch schon die Oscar-Glocken<br />
läuten. Grund zu dieser Annahme<br />
ist die extrem beeindruckende schauspielerische<br />
Leistung von Superstar Lady<br />
Gaga. Diese wurde als die Pokerface-<br />
Hitmaschine schon oft in ihrem Talent<br />
verkannt, auch musikalisch. Dabei hat sie<br />
in der düsteren und völlig abgedrehten<br />
TV-Serie „American Horror Story“ längst<br />
gezeigt, was sie kann. In „A Star Is Born“<br />
kann sie nun endgültig all ihren Kritikern<br />
beweisen, wie begabt sie sowohl<br />
als Sängerin als auch als Schauspielerin<br />
ist. Gerade der Titelsong zum Film „The<br />
Shallow“ hat echten Ohrwurmcharakter.<br />
Insgesamt ist der Soundtrack ein absoluter<br />
Hit. Er beeindruckt nicht nur mit Lady<br />
Gaga, sondern auch mit dem erstaunlichen<br />
Gesangstalent von Bradley Cooper,<br />
der locker mit seiner Filmpartnerin mithalten<br />
kann. Den Soundtrack anzuhören<br />
macht mindestens genauso viel Spaß, wie<br />
den Film zu sehen! Sabine Mahler<br />
Ein bisschen Sorgen machen durfte man<br />
sich ja schon um das Alkaline Trio, nachdem<br />
Matt Skiba erst aushilfsweise und<br />
dann doch auf Dauer am Mikrofon von<br />
Blink-182 einen gewissen Tom DeLonge<br />
ersetzte. Das neunte Studioalbum „Is This<br />
Thing Cursed?“ liefert nun die beruhigende<br />
Erkenntnis, dass Skiba weder seine alten<br />
Totenkopf-Kumpels aus Chicago vergessen<br />
hat noch durch den vergleichsweise sonnigen<br />
Pop-Punk der Kalifornier zum skateboardenden<br />
Gute-Laune-Onkel mutiert<br />
ist. Gemeinsam mit seinem kongenialen<br />
Songwriterkollegen Daniel Adriano (Bass)<br />
und Derek Grant (Drums) kann Skiba sogar<br />
an frühe Klassiker wie „Maybe I’ll Catch<br />
Fire“, „From Here To Infirmary“ und „Good<br />
Mourning“ anknüpfen, die auf so magische<br />
Weise energetische Punkrock-Hymnen mit<br />
catchy Melodien und einer eher düsteren,<br />
mitunter dezent melancholischen Grundstimmung<br />
kombinierten. Mit Blink-182 mag<br />
Skiba vielleicht kommerziell erfolgreicher<br />
sein, mehr heimisch fühlen dürfte er sich<br />
dennoch beim guten alten Alkaline Trio. Auf<br />
dieser Platte lastet definitiv kein Fluch, sie<br />
ist allenfalls verflucht gut. Uli Digmayer<br />
KURZ &GUT<br />
Christian Kjellvander zählt zweifelsohne<br />
zum Besten, was die an sehr Gutem<br />
nicht arme schwedische Musiklandschaft<br />
zu bieten hat. Leider werden die Fähigkeiten<br />
dieses großen Mannes aus dem weiten<br />
Land im Norden auch nach seinem<br />
achten Soloalbum „Wild Hxmans“ südlich<br />
von Malmö wahrscheinlich erneut von<br />
den wenigsten zur Kenntnis genommen<br />
werden. Warum, weiß der Himmel. Was<br />
Kjellvander hier tut ist Weltklasse, erinnert<br />
an Nick Cave, The National und Kyuss<br />
zugleich und steht keinem derer im<br />
mindesten nach. cro<br />
Der Begriff Supergroup wäre auf Boygenius<br />
sicher verfrüht angewendet. Hatten<br />
die drei Protagonistinnen der Band vor<br />
dem Zusammenschluss jeweils doch gerade<br />
mal zwei bis drei Solo-Alben auf dem<br />
jungen Buckel. Dennoch gelten Phoebe<br />
Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus seit<br />
einigen Jahren als die Wunderkinder der<br />
amerikanischen Indie-Folk-Szene. Der<br />
Bandname dürfte dementsprechend ironisch<br />
gewählt sein, die Musik meint es auf<br />
der leider viel zu kurzen selbstbetitelten<br />
Debüt-EP dagegen absolut ernst. Ein Muss<br />
für alle Americana-Fans. cro<br />
DJ-Toplist > november<br />
Warsaw<br />
1. Leatherface - Sour Grapes<br />
2. Jesse - Gone Fishing<br />
3. The Jones - Strongest<br />
4. Drive - Fuck Me U.S.A.<br />
5. Frankie Stubbs - Wax Lyrical<br />
6. Pope - Plebs<br />
7. Broccoli - Cherry Drop Club<br />
8. The Pissmops - Allotment No.44<br />
9. Wat Tyler - A Public House<br />
10. God - My Pal<br />
38 www.fraenkische-nacht.de