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Fraenkische-Nacht-November-2018-Alles

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musiktipps<br />

rosanne cash<br />

She Remenbers Everything<br />

Universal Music<br />

pinegrove<br />

Skylight<br />

Pinegrove<br />

<strong>Alles</strong> zur Erinnerung an einen wunderbaren<br />

Konzertabend im Sommer im Serenadenhof<br />

in Nürnberg: Das aktuelle Studioalbum<br />

„She Remembers Everything“ der Tochter<br />

von Legende Johnny Cash ist noch viel mehr.<br />

Rosanne Cash besingt ihre Träume mit unerschütterlicher<br />

Leidenschaft in einer weit über<br />

den gewohnten Country-Folk hinausgehenden<br />

Melange aus flirrendem Pop mit Twangund<br />

Jazz-Anklängen. Die Strahlkraft und<br />

Klarheit dieser Musik wird akzentuiert durch<br />

einen pointierten, vielfach zweistimmigen<br />

Gesang, angenehm untergeschobene Mollakkorde<br />

und geradlinige Harmonien unter Mitwirkung<br />

ihres Ehemanns John Leventhal und<br />

Freunden wie Elvis Costello und Kris Kristofferson.<br />

Rosanne Cash betont in ihren Lyrics,<br />

was Engagement in unseren Zeiten bedeutet:<br />

„The Only Thing Worth Fighting For“. Den Titel<br />

ihres neuen Albums kann man sowohl als Koketterie<br />

- “Sie erinnert sich an jeden Moment<br />

mit dir” - als auch als Drohung - “Sei vorsichtig,<br />

denn sie erinnert sich an alles” – auffassen<br />

in einer bewussten Rückkehr zum ganz<br />

persönlichen Songwriting anlässlich ihres<br />

40-jährigen Jubiläums als Plattenkünstlerin.<br />

„Nothing But The Truth“! Helmut Ölschlegel<br />

„I like beer. Do you like beer, Senator?“ Die<br />

Worte, mit denen sich US-Verfassungsrichter<br />

Brett Kavanaugh gegen den Vorwurf eines<br />

Vergewaltigungsversuchs im angetrunkenen<br />

Zustand wehrte, werden wohl auch kommenden<br />

Generationen noch verdeutlichen, warum<br />

die #MeToo-Debatte lange überfällig war und<br />

fortdauern wird. Pinegroves hervorragendes<br />

zweites Album steht sinnbildlich für einen<br />

konstruktiven Gegenentwurf zu dieser patriarchalen<br />

Missachtung von Opfern: Kurz vorm<br />

geplanten Release Ende 2017 zog sich Bandleader<br />

Evan Stephens Hall, konfrontiert mit<br />

Anschuldigungen der sexuellen Nötigung, für<br />

ein Jahr zurück, um einen ausführlichen Mediationsprozess<br />

mit dem Opfer zu durchlaufen,<br />

dank dessen Erlaubnis „Skylight“ nun doch<br />

noch das Licht der Öffentlichkeit erblickt.<br />

Mit Anklängen an das Frühwerk der Decemberists,<br />

reduzierter und dynamischer in der<br />

Produktion gewinnt Pinegroves Folkrock an<br />

Intimität und emotionaler Durchschlagskraft.<br />

Still und heimlich in Eigenregie über pinegrove.bandcamp.com<br />

veröffentlicht, kommt<br />

der auf Spendenbasis erhobene Erlös Projekten<br />

für Suizidprävention und Wahlrechten<br />

von Minderheiten zugute. Maximilian Beer<br />

a star is born<br />

Soundtrack<br />

Universal Music<br />

alkaline trio<br />

Is This Thing Cursed?<br />

Epithap/Indigo<br />

Wir stellen schon wieder einen Soundtrack<br />

zu einem Film vor, geht aber nicht<br />

anders: Kein Film wird derzeit so hochgelobt<br />

wie dieser: „A Star Is Born“. Viele<br />

Insider hören auch schon die Oscar-Glocken<br />

läuten. Grund zu dieser Annahme<br />

ist die extrem beeindruckende schauspielerische<br />

Leistung von Superstar Lady<br />

Gaga. Diese wurde als die Pokerface-<br />

Hitmaschine schon oft in ihrem Talent<br />

verkannt, auch musikalisch. Dabei hat sie<br />

in der düsteren und völlig abgedrehten<br />

TV-Serie „American Horror Story“ längst<br />

gezeigt, was sie kann. In „A Star Is Born“<br />

kann sie nun endgültig all ihren Kritikern<br />

beweisen, wie begabt sie sowohl<br />

als Sängerin als auch als Schauspielerin<br />

ist. Gerade der Titelsong zum Film „The<br />

Shallow“ hat echten Ohrwurmcharakter.<br />

Insgesamt ist der Soundtrack ein absoluter<br />

Hit. Er beeindruckt nicht nur mit Lady<br />

Gaga, sondern auch mit dem erstaunlichen<br />

Gesangstalent von Bradley Cooper,<br />

der locker mit seiner Filmpartnerin mithalten<br />

kann. Den Soundtrack anzuhören<br />

macht mindestens genauso viel Spaß, wie<br />

den Film zu sehen! Sabine Mahler<br />

Ein bisschen Sorgen machen durfte man<br />

sich ja schon um das Alkaline Trio, nachdem<br />

Matt Skiba erst aushilfsweise und<br />

dann doch auf Dauer am Mikrofon von<br />

Blink-182 einen gewissen Tom DeLonge<br />

ersetzte. Das neunte Studioalbum „Is This<br />

Thing Cursed?“ liefert nun die beruhigende<br />

Erkenntnis, dass Skiba weder seine alten<br />

Totenkopf-Kumpels aus Chicago vergessen<br />

hat noch durch den vergleichsweise sonnigen<br />

Pop-Punk der Kalifornier zum skateboardenden<br />

Gute-Laune-Onkel mutiert<br />

ist. Gemeinsam mit seinem kongenialen<br />

Songwriterkollegen Daniel Adriano (Bass)<br />

und Derek Grant (Drums) kann Skiba sogar<br />

an frühe Klassiker wie „Maybe I’ll Catch<br />

Fire“, „From Here To Infirmary“ und „Good<br />

Mourning“ anknüpfen, die auf so magische<br />

Weise energetische Punkrock-Hymnen mit<br />

catchy Melodien und einer eher düsteren,<br />

mitunter dezent melancholischen Grundstimmung<br />

kombinierten. Mit Blink-182 mag<br />

Skiba vielleicht kommerziell erfolgreicher<br />

sein, mehr heimisch fühlen dürfte er sich<br />

dennoch beim guten alten Alkaline Trio. Auf<br />

dieser Platte lastet definitiv kein Fluch, sie<br />

ist allenfalls verflucht gut. Uli Digmayer<br />

KURZ &GUT<br />

Christian Kjellvander zählt zweifelsohne<br />

zum Besten, was die an sehr Gutem<br />

nicht arme schwedische Musiklandschaft<br />

zu bieten hat. Leider werden die Fähigkeiten<br />

dieses großen Mannes aus dem weiten<br />

Land im Norden auch nach seinem<br />

achten Soloalbum „Wild Hxmans“ südlich<br />

von Malmö wahrscheinlich erneut von<br />

den wenigsten zur Kenntnis genommen<br />

werden. Warum, weiß der Himmel. Was<br />

Kjellvander hier tut ist Weltklasse, erinnert<br />

an Nick Cave, The National und Kyuss<br />

zugleich und steht keinem derer im<br />

mindesten nach. cro<br />

Der Begriff Supergroup wäre auf Boygenius<br />

sicher verfrüht angewendet. Hatten<br />

die drei Protagonistinnen der Band vor<br />

dem Zusammenschluss jeweils doch gerade<br />

mal zwei bis drei Solo-Alben auf dem<br />

jungen Buckel. Dennoch gelten Phoebe<br />

Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus seit<br />

einigen Jahren als die Wunderkinder der<br />

amerikanischen Indie-Folk-Szene. Der<br />

Bandname dürfte dementsprechend ironisch<br />

gewählt sein, die Musik meint es auf<br />

der leider viel zu kurzen selbstbetitelten<br />

Debüt-EP dagegen absolut ernst. Ein Muss<br />

für alle Americana-Fans. cro<br />

DJ-Toplist > november<br />

Warsaw<br />

1. Leatherface - Sour Grapes<br />

2. Jesse - Gone Fishing<br />

3. The Jones - Strongest<br />

4. Drive - Fuck Me U.S.A.<br />

5. Frankie Stubbs - Wax Lyrical<br />

6. Pope - Plebs<br />

7. Broccoli - Cherry Drop Club<br />

8. The Pissmops - Allotment No.44<br />

9. Wat Tyler - A Public House<br />

10. God - My Pal<br />

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