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Fraenkische-Nacht-November-2018-Alles

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Impro-Theater<br />

terformen abhebt. Ich kann eine<br />

Rolle so ausgestalten wie ich will.<br />

Der <strong>Nacht</strong>eil ist, dass sich manchmal<br />

der innere Zensor etwas zu<br />

spät einschaltet und man dann<br />

Dinge spielt, die auch unterirdisch<br />

schlecht sein können. Das verzeiht<br />

einem das Publikum jedoch meistens,<br />

weil es weiß, dass es nicht<br />

geplant war. Es ist halt nicht alles<br />

philosophisch-geistig anregend,<br />

was man spielt. Dass man keinen<br />

Text lernen muss, ist eine Entlastung.<br />

Wobei es sicherlich auch<br />

Leute gibt, die aus demselben<br />

Grund kein Impro-Theater spielen.<br />

Man kann sich natürlich auf einem<br />

auswendig gelernten Theatertext<br />

auch ausruhen, weil man weiß,<br />

wann welcher Gag kommt und<br />

dass man die Szene schon 50-mal<br />

gespielt hat. Von daher ist die Faulheit,<br />

keinen Text zu lernen auch…<br />

Stiepani: ...Mut!<br />

Spürt ihr trotzdem noch ein<br />

gewisses Lampenfieber, wenn ihr<br />

auf die Bühne geht oder nehmt<br />

ihr euch zum Beispiel vor, besonders<br />

humorvoll zu sein oder das<br />

Publikum emotional zu berühren?<br />

Rink: Am Anfang hatte ich mir<br />

vor einem Auftritt ab und zu mal<br />

was vorgenommen. Ich wollte zum<br />

Beispiel unbedingt einen Schornsteinfeger<br />

spielen. Meistens habe<br />

ich diesen Vorsatz fünf Sekunden<br />

nachdem ich auf die Bühne gegangen<br />

war schon wieder vergessen<br />

gehabt. Das funktioniert einfach<br />

nicht, wenn man sich etwas vornimmt.<br />

Stiepani: Sobald du improvisierst,<br />

ist es weg. Selbst, wenn du einen<br />

tollen Spruch bringen willst, den<br />

du kurz zuvor gehört hast, klappt<br />

es nicht. Nur bei der Moderation<br />

geht das, weil man sich vorher ein<br />

bisschen eine Textrolle überlegt.<br />

Beim Spielen bin ich nicht aufgeregt,<br />

bei der Moderation allerdings<br />

schon, weil man sich vorher<br />

Gedanken macht, welche Impro-<br />

Spiele passen und wie man das<br />

Publikum aufwärmt.<br />

Rink: Wenn wir für externe Veranstaltungen<br />

gebucht sind, beispielsweise<br />

Firmenfeiern oder<br />

Kongresse, ist natürlich auch eine<br />

höhere Anspannung vorhanden.<br />

Der Auftraggeber hat eine gewisse<br />

Erwartungshaltung. Außerdem<br />

gibt es oft viele Zuschauer, die<br />

nicht wissen, was Impro-Theater<br />

ist und was sie erwartet. Da spielen<br />

der Ort und die Atmosphäre<br />

auch immer eine besondere Rolle.<br />

Der Jazzkeller ist unser liebster<br />

Auftrittsort. Dort hat man einfach<br />

den besten Kontakt zum Publikum.<br />

Seit mittlerweile über 20<br />

Jahren spielen wir da. Dafür sind<br />

wir Marianne Benz vom Jazzkeller<br />

wirklich dankbar. Es ist einfach<br />

ein Auftrittsort, an dem man sich<br />

irgendwie mehr fallenlassen kann.<br />

Ist es beim Improtheater-<br />

Spielen nicht ein Problem, dass<br />

man in keine bestimmte Rolle<br />

schlüpft und die Zuschauer dadurch<br />

zwischen der Bühnenperson<br />

und der Privatperson eventuell<br />

nicht mehr unterscheiden<br />

können? Oder seid ihr privat<br />

ganz anders?<br />

Stiepani: Privat sind wir ganz anders.<br />

(lacht)<br />

Rink: Das war mal ein Slogan von<br />

uns gewesen. Ich glaube schon,<br />

dass man auf der Bühne jemand<br />

anderes ist. Natürlich ist das ein Teil<br />

von einem selber. Deswegen kann<br />

man das Impro-Spielen auch als<br />

Selbstfindung oder Therapie sehen.<br />

Dass man sich dort Sachen traut,<br />

die man sonst vielleicht nicht machen<br />

würde, weil man dann eben<br />

nicht schief angeschaut wird. Viele<br />

Leute, die mich kennen und auf der<br />

Bühne sehen, wundern sich eher. Je<br />

nachdem, in welcher Reihenfolge<br />

sie mich kennen lernen. Es gab mal<br />

eine Badewannen-Szene, bei der<br />

ich in der Wanne saß, während die<br />

Badewanne von einem Mitspieler<br />

dargestellt wurde. Es war eine recht<br />

erotische Szene, würde ich mal<br />

sagen. Meine Frau saß mit einer<br />

Arbeitskollegin im Publikum, die<br />

ganz verblüfft war und sinngemäß<br />

fragte, ob es bei uns zu Hause auch<br />

so scharf zuginge. Nicht, dass das<br />

nicht der Fall wäre (lacht). Aber es<br />

gibt einfach so Momente, in denen<br />

man beim Spielen dann einfach<br />

ganz anders ist.<br />

Zum Abschluss: Wer euch<br />

bislang noch nicht gesehen hat:<br />

Warum sollte man unbedingt bei<br />

euch vorbeischauen?<br />

Rink: Wer mal zwei Stunden entspannt<br />

abschalten und einfach nur<br />

Spaß haben möchte, um Sachen<br />

zu erleben, die er so noch nicht erlebt<br />

hat, der sollte vorbeischauen.<br />

Stiepani: Wir hören oft: ‚Ich habe<br />

lange nicht mehr so gelacht, vielen<br />

Dank!‘<br />

Frank Gundermann<br />

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