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258. Ausgabe, ET 17.11.2018

Das Spiel des Sturen: Horst Seehofer fühlt sich nach 38 Jahren in „herausgehobenen Positionen“ in seiner CSU frei genug, um seinen Rückzug vom Parteivorsitz zwar anzukündigen, aber auch zeitlich vage zu halten. Der Mann kann auch jetzt noch pokern. Von Michael Zäh

Das Spiel des Sturen: Horst Seehofer fühlt sich nach 38 Jahren in „herausgehobenen Positionen“ in seiner CSU frei genug, um seinen Rückzug vom Parteivorsitz zwar anzukündigen, aber auch zeitlich vage zu halten. Der Mann kann auch jetzt noch pokern. Von Michael Zäh

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Samstag, 17. November 2018<br />

Führung: Marco<br />

Reus hat zwei Tore<br />

gegen die Bayern<br />

erzielt und seine<br />

Dortmunder zum<br />

3:2-Sieg geführt<br />

Fotos: Witters<br />

Tempo über alles, ohne Bremse<br />

Nationalmannschaft. Lange hat Joachim Löw stoisch auf die Bayern gesetzt.<br />

Das könnte man ja mal ändern, siehe Dortmund und Reus. Von Michael Zäh<br />

Nach vorne:<br />

Joachim Löw<br />

steht weiter<br />

unter Druck.<br />

Boateng kriegt<br />

eine Pause<br />

Viel wichtiger als der Ausgang<br />

des Testspiels der<br />

DFB-Elf gegen Russland (am<br />

Donnerstag 15.11.) wird wohl das<br />

Ergebnis der Nations League-Partie<br />

des Tabellenführers aus Frankreich<br />

in den Niederlanden (am Freitag,<br />

16.11. - beide Ergebnisse waren bei<br />

Redaktionsschluss nicht bekannt)<br />

für das Löw-Team gewesen sein.<br />

Denn nur bei einem französischen<br />

Sieg hätte es das Löw-Team dann<br />

noch selbst in der Hand, durch einen<br />

Sieg über die Holländer (am Montag,<br />

19.11. um 20.45 Uhr) in der neuen<br />

„Nations League“ nicht abzusteigen.<br />

Nach der gnadenlosen Klatsche in<br />

Holland (0:3) wäre dies ja fast schon<br />

eine kleine Auferstehung des (noch<br />

vor der WM in Russland so souverän<br />

anmutenden) deutschen Fußballs.<br />

Doch womöglich geht es um mehr.<br />

Denn die Frage ist doch, ob es so<br />

ist, dass der FC Bayern derzeit für<br />

die blamable WM im Sommer büßt<br />

oder umgekehrt der Bundestrainer<br />

die Lehren daraus ziehen sollte, was<br />

derzeit auch in der Bundesliga klar<br />

zu erkennen ist. Es mag ja nicht<br />

verkehrt sein, was Ottmar Hitzfeld<br />

kürzlich anmerkte, dass eben diese<br />

vermaledeite WM nun diversen<br />

Bayern-Cracks das Selbstvertrauen<br />

genommen habe und sie nun in<br />

engen Spielen schneller nervös<br />

würden als all die Jahre zuvor.<br />

Es mag allerdings auch stimmen,<br />

dass es umgekehrt eben diese<br />

Bayern-Cracks waren, auf die sich<br />

Bundestrainer Löw bei der WM in<br />

Russland allzu sehr (fast schon in<br />

blindem Vertrauen) verlassen hatte.<br />

Dann würde die laufende Saison<br />

in der Bundesliga nur auf Länge<br />

spiegeln, was in Kurzform bereits<br />

im Sommer der Fall war. Siehe den<br />

Bundesligagipfel in Dortmund, der<br />

den Bayern (obwohl sie sogar ganz<br />

gut drauf waren und zwei Mal in<br />

Führung lagen) vor Augen führte,<br />

dass der Fußball nicht ruht und<br />

nicht rastet, nur weil Hummels<br />

einen Schnupfen hat und Boateng<br />

seine üblichen Muskelprobleme<br />

auch nicht unter Stutzen bis hoch<br />

zur Leiste verstecken kann.<br />

Beides mag sein, dass sowohl<br />

Bayern-Spieler wie etwa Thomas<br />

Müller nach der (von ihm grauen-<br />

haft gespielten) WM ein Trauma<br />

weg haben, das erst einmal bewältigt<br />

sein will, und dass es mittlerweile<br />

andere Konzepte gibt, die<br />

insbesonders Dortmund vor aller<br />

Augen führt.<br />

Tempo über alles, und vor<br />

allem ohne Ansehen von Namen<br />

und früheren Verdiensten, so<br />

scheint es Dortmunds Trainer<br />

Lucien Favre vorzuführen.<br />

Und dass er dabei nicht nur<br />

auf Jugend setzt, sondern<br />

einen Marco Reus zu großer<br />

Form und zur Führung seiner Elf<br />

befähigt, könnte auch für Joachim<br />

Löw ein Wink sein. Denn auf die<br />

Bayern und die Namen derselben<br />

Truppe hat Löw bis zuletzt stoisch<br />

gesetzt. Das könnte man jetzt ja<br />

mal ändern.<br />

Denn es ist nicht so wichtig,<br />

ob man in der Nations League absteigt,<br />

sondern ob der Neuanfang<br />

unter Löw im Nationalteam nicht<br />

nur eine Worthülse bleibt. Auch<br />

wenn es zuletzt in Frankreich erste<br />

gute Anzeichen gab, ist das immer<br />

noch ein großes Fragezeichen. Löw<br />

scheint da noch zu zögern.

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