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Der alte Mann,<br />
<strong>der</strong> See<br />
und ich. Bis zu den Waden im Wasser stand er dort,<br />
ein älterer Mann, nackt und seltsam ins Schilf gedrückt.<br />
Er starrte zu mir rüber, starrte mich an, jedenfalls kam es<br />
mir so <strong>vor</strong>, genau konnte ich es nicht erkennen, er war zu<br />
weit weg. Ich sah mich um. Einige Meter rechts von mir lag<br />
ein Teenager mit dem Kopf auf seinem Rucksack und las,<br />
links kämpfte eine Mutter mit ihrem Kind, das keinen<br />
Sonnenhut tragen wollte. Bemüht beiläufig, als sei es keine<br />
Reaktion, son<strong>der</strong>n etwas, das ich sowieso <strong>vor</strong>gehabt hatte,<br />
setzte ich mich auf, löste die Schleife meines Bikinioberteils<br />
und legte es neben mich. Ich wagte nicht, in seine Richtung<br />
zu sehen, als ich auch mein Höschen abstreifte. Eine angenehme<br />
Wärme legte sich auf die Hautstellen, die ich gerade<br />
erst entblößt hatte. Ich schloss für einen Augenblick die<br />
Augen, konzentrierte mich auf das leise Rascheln, das ich<br />
vom Ufer her zu hören glaubte. Als ich die Augen schließlich<br />
wie<strong>der</strong> öffnete, sah ich eine Frau neben dem Mann stehen.<br />
Sie war ebenfalls nackt und alt, die beiden schienen sich zu<br />
unterhalten, keiner von ihnen beachtete mich. Ich lag noch<br />
eine Weile regungslos da, dann zog ich mich an und fuhr<br />
nach Hause.<br />
20 Der alte Mann, <strong>der</strong> See und ich Text: TextTrulla Foto: Madochap/Photocase