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Frisches Ufo vor der Stadt #7

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Ausflug/<br />

Skizze<br />

Mir zu Händen sirrt mein Rad. Links Fel<strong>der</strong>, rechts eine Hügelkette, bewachsen nur mit<br />

Gras, ein paar Büschen, einzelnen Wachol<strong>der</strong>bäumen. Ihr Rücken wölbt sich sanft. Mal<br />

rückt sie näher, dann entzieht sie sich dem Blick. Es schieben sich hagere Häuserzeilen<br />

da<strong>vor</strong>, blühende Obstbäume, ein kleinerer, kirchturmhoher Kamm, den die Erdkruste hier<br />

aufwirft. Die Straße legt sich auf die Landschaft und folgt ihr. Mein Rad folgt <strong>der</strong> Straße.<br />

Es ist ein wenig lächerlich: Die Berge hoch ist es verdammt anstrengend, die Hügel hinab<br />

das größte denkbare Vergnügen. Es war zu erwarten und ist nicht zu än<strong>der</strong>n. Bald schwitze<br />

ich. Vor dem Lenker sperrt sich die Straße gegen Autos, mit dem Rad komme ich hier<br />

durch. Maschinen stehen auf <strong>der</strong> aufgerissenen, wunden Fahrbahn, die Führerkabinen<br />

ächzen in <strong>der</strong> Drehung. Die Straßenarbeiter tragen verschmierte Shirts, sie winken mir<br />

professionell, halten inne mit den Handflächen auf den schwarzen Knäufen ihrer Hebel.<br />

Nicken. An <strong>der</strong> Seite brennt ein Stück Böschung, gerade so groß wie ein 28”-Rad, beißen<strong>der</strong><br />

Rauch windet sich zwischen Radla<strong>der</strong> und Apfelbaum empor. Das Feuer frisst sich<br />

mühsam, verbissen <strong>vor</strong>wärts. Niemanden kümmerts.<br />

Der nächste Anstieg, <strong>der</strong> höchste auf dem Weg. Ich muss schieben. Es ist mir egal,<br />

sage ich mir. Oben eine Kreuzung: Das Land öffnet sich in alle vier Richtungen, es geht<br />

ein warmer Wind. Links unter mir Wald, in dessen Ferne ein Funkturm auszumachen<br />

ist. Rechts Weiden, Wege, <strong>der</strong> Höhenzug rückt heran. Ich bin alleine auf <strong>der</strong> Straße,<br />

seit Viertelstunden schon. Weiß nicht, ob dieser Abschnitt wie<strong>der</strong> für Autos geöffnet ist.<br />

Am Straßenrand liegt <strong>der</strong> Kadaver eines Maulwurfs. Sein schwarzer Pelz ist noch ganz<br />

sauber inmitten <strong>der</strong> Blutlache, die tiefrot einen Fleck Asphalt bedeckt. Armes Ding, eine<br />

Maschine mag ihn das Leben gekostet haben; ein an<strong>der</strong>es Tier wird kommen und von<br />

ihm kosten, um sich am Leben zu halten.<br />

Mir scheint die Sonne ins Genick, die Straße lässt sich endlich wie<strong>der</strong> <strong>vor</strong> mir herab,<br />

ich: im langgedehnten Rausch den Hügel hinab, starr bis auf eine Vibration in den Fußsohlen.<br />

Innehalten und dahinjagen. Auf <strong>der</strong> Seite hebt sich ein Feld aus <strong>der</strong> Landschaft.<br />

Es ist mit einem Netz feiner Rinnsale überzogen, die sich in die Furchen betten, quer<br />

ziehen, brackige Mulden bilden, weiterfließen. Ein Geflecht aufleuchten<strong>der</strong>, silbriger<br />

Wasserä<strong>der</strong>chen, das sich Wege sucht, am Ende im Graben versickert. Das könnte ich mir<br />

endlos ansehen; <strong>der</strong> Fahrtwind schlägt mir das Haar <strong>vor</strong> die Augen.<br />

50 Ausflug/Skizze Text: Pitz Foto: Oberrang

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