grundsätzliche Gruppen: - schule.at
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Mikrobiologie & angewandte Mikrobiologie 1/9<br />
C.N. 07.10.2007<br />
3.3.2. Gärungen:<br />
Anoxische Milieubedingungen sind in der N<strong>at</strong>ur weit verbreitet. Die Mikroorganismen<br />
haben sich durch zwei Stoffwechseltypen diese Habit<strong>at</strong>e erschlossen, erstens durch<br />
die anaeroben Atmungen, zweitens durch die Gärungen. Pasteur bezeichnete 1885<br />
Gärungen als Leben ohne Sauerstoff, was auch nach heutigen Erkenntnissen zutrifft.<br />
Dennoch gibt es zu dieser klassischen Definition eine Erweiterung:<br />
Bei Gärungen werden die bei der Substr<strong>at</strong>oxid<strong>at</strong>ion anfallenden Elektronen auf<br />
Grund des Mangels an anorganischen Elektronenakzeptoren auf organische<br />
Akzeptoren übertragen. Diese Akzeptoren entstehen entweder beim Substr<strong>at</strong>abbau<br />
selbst oder sind ein zweites Substr<strong>at</strong> (B.Schink). Für eine erfolgreiche Gärung ist<br />
aber auch entscheidend, dass ein energiereiches Zwischenprodukt (meist als -CoA)<br />
gebildet werden kann:<br />
ATP d ADP + Pi (-31,8 kJ/mol)<br />
Acetyl-CoA (-35,7 kJ/mol)<br />
Propionyl-CoA (-35,6 kJ/mol)<br />
Butyryl-CoA (-35,6 kJ/mol)<br />
1,3-Bis-phosphoglycer<strong>at</strong> (-51,9 kJ/mol)<br />
Butyrylphosph<strong>at</strong> (-44,8 kJ/mol)<br />
Phosphoenolpyruv<strong>at</strong> (-51,6 kJ/mol)<br />
Acetylphosph<strong>at</strong> (-44,8 kJ/mol)<br />
Adenosinphosphorylsulf<strong>at</strong> (-88,0 kJ/mol)<br />
Die ATP-Synthese erfolgt bei Gärungen meist durch Substr<strong>at</strong>kettenphosphorylierung.<br />
Die bei Oxid<strong>at</strong>ionsprozessen frei werdende Energie wird für die Bildung von<br />
energiereichen, phosphoryIierten Zwischenprodukten genutzt, die ein hohes<br />
<strong>Gruppen</strong>übertragungspotential besitzen, so dass die Phosph<strong>at</strong>gruppe auf ADP unter<br />
Bildung von ATP übertragen wird. Im Gegens<strong>at</strong>z zur Atmungskettenphosphorylierung<br />
liegt bei der Substr<strong>at</strong>kettenphosphorylierung eine 1:1 Stöchiometrie vor.<br />
Die Hauptfunktion der Gärungen ist die ATP-Bildung. Daran gekoppelt ist die<br />
Rückgewinnung der Redoxcarrier (z.B. NAD + ), die ihre Redoxäquivalente irgendwo<br />
los werden müssen, um den Energiestoffwechsel aufrecht zu erhalten. Jede Gärung<br />
h<strong>at</strong> einen oxid<strong>at</strong>iven und einen reduktiven Teil.<br />
Bei der überwiegenden Zahl der Gärungen entstehen im reduktiven Teil aus den<br />
intermediären Elektronenakzeptoren die reduzierten Gärungsprodukte wie z.B.<br />
Ethanol oder Milchsäure Bei einigen Gärungen wird H2 gebildet. Die Gärungen<br />
werden meist nach den charakteristischen Endprodukten bezeichnet. Dabei kann es<br />
sich um ein Spektrum von Verbindungen handeln (z.B. Gemischte Säuregärung bei<br />
den Darmbakterien). Das einheitliche Prinzip Gärung ist mit einer Vielfalt von<br />
Intermedi<strong>at</strong>en verbunden, die als Elektronenakzeptoren genutzt werden. Es wird<br />
unter n<strong>at</strong>ürlichen Bedingungen ein weit größeres Spektrum von Ausgangssubstr<strong>at</strong>en<br />
als nur Glucose genutzt !<br />
Der ATP-Bedarf für das Wachstum ist aerob wie anaerob gleich groß. Aus einer<br />
gegebenen Substr<strong>at</strong>menge ist die ATP-Ausbeute bei den Gärungen wesentlich<br />
geringer als bei der Atmung. Daher treten bei Gärungen geringe Energiewandlungen,<br />
aber hohe Stoffumsätze auf.<br />
Einige Mikroorganismen stellen den Stoffwechsel nur bei Sauerstoffmangel auf<br />
Gärung um, in Gegenwart von Sauerstoff <strong>at</strong>men sie (Saccharomyces). Sie sind<br />
fakult<strong>at</strong>iv anaerob. Viele gärende Bakterienarten sind oblig<strong>at</strong> anaerob, sie können<br />
nur durch diese Art des Stoffwechsels Energie gewinnen Einige davon tolerieren<br />
Sauerstoff, da sie über die SuperoxidDismutase verfügen, die das toxische
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Superoxidradikal entgiftet. Aerotolerant sind die Milchsäurebakterien (Lactobacillus,<br />
Streptococcus). Strikt anaerob sind z.B. viele Clostridien, da sie weder über<br />
Superoxid-Dismutase noch C<strong>at</strong>alase verfügen.<br />
Beispiele häufiger bakterieller Gärungsformen:<br />
alkoholische Gärung Hexosen d 2Ethanol + 2CO2 Hefe<br />
Zymomonas<br />
homoferment<strong>at</strong>ive<br />
Milchsäuregärung<br />
heteroferment<strong>at</strong>ive<br />
Milchsäuregärung<br />
Hexose d 2Lact<strong>at</strong> + 2H + Streptococcus<br />
einige LactobacilIus-Arten<br />
Hexose d Lact<strong>at</strong> + Ethanol + CO2 + H + Leuconostoc<br />
einige Lactobacillus-Arten<br />
Propionsäuregärung Lact<strong>at</strong> - d Propion<strong>at</strong> - + Acet<strong>at</strong> - + CO2 Propionibacterium<br />
Clostridium propionicum<br />
gemischte<br />
Säuregärung<br />
Hexosen d EtOH + 2,3-Butandiol + Succin<strong>at</strong> 2- +<br />
Lact<strong>at</strong> - + Acet<strong>at</strong> - + Formi<strong>at</strong> - + H2 + CO2<br />
Darmbakterien<br />
Escherichia Salmone//a<br />
Shigella, KlebsieIIa,<br />
Enterobacter<br />
Buttersäuregärung Hexosen d Butyr<strong>at</strong> - + Acet<strong>at</strong> - + H2+ CO2 Clostridium butyricum<br />
Butanolgärung Hexosen d Butanol + Acet<strong>at</strong> - + Aceton +<br />
Ethanol + H2 + CO2<br />
Capronsäuregärung Ethanol + Acet<strong>at</strong> + CO2 d Capro<strong>at</strong> - + Butyr<strong>at</strong> - +<br />
homoacetogene<br />
Gärung<br />
methanerzeugende<br />
Gärung<br />
H2<br />
Fructose d 3Acet<strong>at</strong> - + 3H +<br />
4H2 + 2CO2 + H + d Acet<strong>at</strong> - + 2H20<br />
Clostridium<br />
acetobutylicum<br />
Clostridium kluyveri<br />
Clostridium aceticum<br />
Acetobacterium<br />
Acet<strong>at</strong> - -<br />
+ H2O d CH4 + HCO3<br />
Methanothrix<br />
Methanosarcina<br />
Aminosäuregärung Aminosäuren d Acet<strong>at</strong> - + NH3 + H2 aerobe Sporenbildner<br />
z.B. Clostridium<br />
3.3.2.1. Alkohol-Gärung: (∆G°= -235kJ/mol Glucose)<br />
Zu der wirtschaftlich bedeutsamen alkoholischen Gärung sind sowohl Hefen als auch<br />
einige Bakterien befähigt. Heute werden Gärungsalkohol und alkoholiSche Getränke<br />
zum weitaus überwiegenden Teil durch Hefen, vor allem Saccharomyces cerevisiae,<br />
gewonnen.<br />
Die Reaktionen der Alkoholgärung durch Saccharomyces cerevisiae sind mit denen<br />
des Fructose.1,6-Bisphosph<strong>at</strong>weges identisch (Glycolyse). Das gebildete Pyruv<strong>at</strong><br />
wird aber nicht in die Mitochondrien und weiter zu Citr<strong>at</strong>zyklus geleitet, sondern ohne<br />
Energieausnutzung decarboxyliert. Es entsteht Acetaldehyd, der als Akzeptor für die<br />
bei vorhergehenden Dehydrogenierungsreaktionen angefallenen Reduktionsäquivalente<br />
fungiert. Als Wasserstoffcarrier dient NADH. Durch die<br />
Wasserstoffübertragung auf Acetaldehyd wird es als NAD + für die Weiterführung der<br />
Gärung regeneriert. Pro Molekül Glucose werden nur 2 ATP-Moleküle gewonnen.<br />
Die Alkohol-Gärung setzt erst bei Sauerstoffmangel ein. Bei Belüftung hört die<br />
Gärung auf. Dieses schon von Pasteur beobachtete Phänomen Wird als Pasteureffekt<br />
bezeichnet. Das für diesen Effekt verantwortliche Regul<strong>at</strong>ionssystem hängt<br />
von der Verteilung von energiereichen und energiearmen Adenyl<strong>at</strong>en in der Zelle ab.<br />
Bei ATP-Mangel wird die Phosphofructokinase aktiviert und etwa vier mal mehr<br />
Glucose aufgenommen und im EMP-Weg metabolisiert als bei der Atmung. Dadurch
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wird die ATP-Syntbese pro Zeiteinheit erhöht. Hefen können nur wenige Zelltei-<br />
1uncen anaerob durchführen, da sie Sauerstoff zur Synthese von ungesättigten<br />
Fettsäuren und Steroiden der Membran benötigen. Sie sind bedingt fakult<strong>at</strong>iv<br />
anaerob.<br />
Für die biotechnologische Ethanolgewinnung sind einige Bakterien daher von<br />
größerer Bedeutung: Erwinia amylovora vergärt Glucose zu Ethanol über den EMP-<br />
Weg; Zymomonas mobilis, vergärt Glucose über den Entner-Doudoroffweg.<br />
3.3.2.2. Milchsäure-Gärung: (∆G°= -196kJ/mol Glucose)<br />
Milchsäurebakterien sind in der N<strong>at</strong>ur weit verbreitet. Ihre Habit<strong>at</strong>e sind Milch,<br />
Pflanzen sowie die Schleimhäute und der Intestinaltrakt von Mensch und Tieren.<br />
Durch die Milchsäure-Gärung entsteht ein saures Milieu, das von vielen anderen<br />
Bakterien nicht vertragen wird. Dadurch schaffen sich die Milchsäurebakterien<br />
selektive Bedingungen. Die Milchsäure-Gärung wird zur Konservierung (Silofutter,<br />
Sauerkraut, saure Gurken) und zur Herstellung von Milchprodukten (Sauermilch,<br />
Joghurt, Kefir, Topfen, Käse) genutzt. Die Milchsäurebakterien verwerten außer<br />
Glucose weitere Zucker wie z.B. Lactose. Lactose wird durch die ß-Galactosidase in<br />
Glucose und Galactose gespalten. Galactose wird in Glucosephosph<strong>at</strong> überführt.<br />
Milchsäurebakterien benötigen zum Wachstum ein komplexes Medium, das<br />
Vitamine, Aminosäuren, Purine und Pyrimidine enthält. Wahrscheinlich haben sie<br />
durch das Wachstum in nährstoffreichen Habit<strong>at</strong>en die Fähigkeit zur Synthese dieser<br />
Verbindungen verloren. Bei Wachstum auf bluthaltigen Nährmedien vermögen sie<br />
Cytochrome zu bilden.<br />
Milchsäurebakterien haben zwei Wege der anaeroben ATP-Synthese entwickelt, die<br />
homo- und die heteroferment<strong>at</strong>ive Milchsäure-Gärung. Bei der homoferment<strong>at</strong>iven<br />
Gärung wird nur ein Produkt gebildet, Lact<strong>at</strong>. Bei der heteroferment<strong>at</strong>iven<br />
Milchsäure-Gärung entstehen mehrere Produkte, neben Lact<strong>at</strong> noch Ethanol, Acet<strong>at</strong><br />
und CO2.<br />
Die homoferment<strong>at</strong>ive Milchsäure-Gärung ist eine Variante der Ethanolbildung über<br />
die Glycolyse (Fructose~1,6-Bisphosph<strong>at</strong>-Weg). Im Gegens<strong>at</strong>z zur Ethanol-Gärung<br />
wird bei der Lact<strong>at</strong>bildung bereits auf der Stufe des Pyruv<strong>at</strong>s reduziert. Die<br />
Energiebilanz entspricht etwa der der Ethanol-Gärung:<br />
Glucose d 2Lact<strong>at</strong> + 2ATP (∆G ° = -199kJ/mol).<br />
Der homoferment<strong>at</strong>ive Weg wird von den meisten Lactobacillusarten genutzt , z.B.<br />
L.lactis, L.casei, L.delbrueckii, L. bulgaricus, L.plantarum.<br />
Lactobacillus casei und L. plantarum bauen Glucose über den homoferment<strong>at</strong>iven,<br />
Ribose aber über den heteroferment<strong>at</strong>iven Weg ab.<br />
Die heteroferment<strong>at</strong>ive Milchsäure-Gärung wird vor allem von den Leuconostoc-<br />
Arten durchgeführt. Sie unterscheidet sich wesentlich von der homoferment<strong>at</strong>iven<br />
Gärung. Den diesen Weg nutzenden Bakterien fehlen Schlüsselenzyme des<br />
Fructose- 1‚6-Bisphosph<strong>at</strong>~Weges. Die einleitenden Reaktionen erfolgen über den<br />
oxid<strong>at</strong>iven Pentosephosph<strong>at</strong>-Zyklus. Die zur heteroferment<strong>at</strong>iven Milchsäuregärung<br />
befähigten Bakterien vergären daher auch die in Polysacchariden der Pflanzen<br />
(Xylane) vorkommenden Pentosen. Auf der Stufe des Xylulose-5-phosph<strong>at</strong>es wird<br />
ein für diesen Weg charakteristisches Enzym wirksam, die Phosphoketolase. Sie<br />
spaltet die Pentose in eine C2- und C3-Komponente. Die C2-Komponente wird<br />
enzymgebunden an Thiaminpyrophosph<strong>at</strong> dehydr<strong>at</strong>isiert und zu Acetylphosph<strong>at</strong><br />
phosphoryliert. Acetylphosph<strong>at</strong> wird bei den Leuconostoc-Arten in Ethanol überführt.<br />
Bei dieser Reaktionsfolge wird in der Regel kein ATP gebildet.
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Das zweite Produkt der Phosphoketolase-Spaltung ist Glyceraldehyd-3-phosph<strong>at</strong>. Es<br />
wird wie bei der homoferment<strong>at</strong>iven Gärung über Reaktionen des Fructose- 1 ‚6bisphosph<strong>at</strong>-Weges<br />
unter ATP-Bildung zu Pyruv<strong>at</strong> oxidiert und dieses zu Lact<strong>at</strong><br />
reduziert. Die Bilanz des von Leuconostoc genutzten Weges beträgt:<br />
Glucose d Lact<strong>at</strong> + Ethanol + CO2 + ATP.<br />
Es wird also weniger ATP als bei der homoferment<strong>at</strong>iven Milchsäuregärung gebildet.<br />
Bifidobacterium bifidum führt einen komplizierteren heteroferment<strong>at</strong>iven Abbauweg<br />
durch (Bifidum-Weg). Dieses Bacterium ist charakteristisch für die Darmflora von<br />
Säuglingen, die mit Muttermilch ernährt werden. Es benötigt N-Acetylglucosamin,<br />
das in der Muttermilch, aber nicht in der Kuhmilch enthalten ist.<br />
Bei der Milchsäure-Gärung entstehen D(-)-und L(+)- oder/und DLLact<strong>at</strong>. Das ist auf<br />
die Stereospezifität der Lact<strong>at</strong>-Dehydrogenase zuruckzuführen. Das Enantiomeren-<br />
Gemisch wird vielfach durch eine Lact<strong>at</strong>-Racemase gebildet. Manchen<br />
Lactobacillus plantarum, Streptococcus lactis und Leuconostoc cremoris bilden<br />
Diacetyl (CH3-CO-CO-CH3) und Acetoin (CH3-CHOH-CH3). Diacetyl ist der<br />
Aromastoff der Butter. Diese Verbindungen werden aus Citr<strong>at</strong> gebildet, das in einer<br />
Konzentr<strong>at</strong>ion von etwa 1 g/l in der Milch vorkommt.<br />
3.3.2.3. Propionsäure-Gärung:<br />
Diese Gärung wird durch verschiedene Bakteriengruppen durchgeführt, vor allem<br />
durch Propionibacterium-, Selenomonas- und Veillonella-Arten des Pansens. Über<br />
das Labenzym, das aus dem Kälbermagen stammt, gelangen Propionibcacterium-<br />
Arten in den Schweizer Käse. Sie tragen zur Käsereifung und Aromabildung bei.<br />
Es gibt ein breites Spektrum von propionogenen Bakterien. Sie können sehr<br />
verschiedene Substr<strong>at</strong>e vergären, u.a. auch Glucose. Die klassische Gärung von<br />
Propionibacterium geht von Lact<strong>at</strong> aus. Das Produkt der Milchsäuregärung ist das<br />
Substr<strong>at</strong> dieser Bakteriengruppe. Die Bilanz dieser Gärung ist:<br />
3 Lact<strong>at</strong> d 2Propion<strong>at</strong> + Acet<strong>at</strong> + CO2.<br />
Dabei werden 3-5 ATP gebildet.<br />
Die drei Cofaktoren der Gärung (CoA-SH, Biotin und Coenzym B12) bleiben bei der<br />
Reaktion im Enzymsystem, sie werden nicht freigesetzt.<br />
Neben Propionibacterium nutzen eine Reihe weiterer anaerober Bakterien das mit<br />
einer Protonen- oder Ionentranslok<strong>at</strong>ion gekuppelte Fumar<strong>at</strong>-Reduktasesystem für<br />
die ATP-Bildung. Dazu gehören die Pansenbakterien der G<strong>at</strong>tungen Selenomonas,<br />
Bacteroides und Veillonella. Am besten ist der Prozeß bei dem Gram-neg<strong>at</strong>iven<br />
Pansenbakterium Wolinella succinogenes untersucht. Dieses Bakterium wächst mit<br />
H2 als Elektronendonor und Fumar<strong>at</strong> als Akzeptor. H2 wird durch eine an der<br />
Membranaußenseite lokalisierte Hydrogenase aktiviert:<br />
H2 d 2H + + 2e -<br />
Die Elektronen werden von der an der Membraninnenseite befindlichen Fumar<strong>at</strong>-<br />
Reduktase von Fumar<strong>at</strong> auf Succin<strong>at</strong> übertragen, die Protonen wandern durch die<br />
ATP-Synthase unter ATP-Bildung in das Zellinnere.<br />
Die Energiebilanz der Reaktion beträgt:
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Fumar<strong>at</strong> + H2 d Succuín<strong>at</strong> (∆G°= -86kJ/mol)<br />
Im Pansen wird Succin<strong>at</strong> durch mehrere Bakteriengruppen zu Propion<strong>at</strong> reduziert.<br />
Für die Ernährung der Wiederkäuer ist dies bedeutsam, da sie nicht Succin<strong>at</strong>, wohl<br />
aber Propion<strong>at</strong> aufnehmen können.<br />
Eine Propion<strong>at</strong>-Gärung besonderer Art<br />
führt Propionigenium modestum durch<br />
Dieses aus Sedimenten isolierte Gramneg<strong>at</strong>ive<br />
Bakterium ist nicht mit der<br />
Gram-positiven G<strong>at</strong>tung Propionibacterium<br />
verwandt.<br />
Die Decarboxylierung von Succin<strong>at</strong> zu<br />
Propion<strong>at</strong> liefert nicht genug Energie<br />
um im Rahmen einer Substr<strong>at</strong>kettenphosphorylierung<br />
ATP zu erzeugen,<br />
sie kann jedoch an eine Na + Pumpe<br />
gekoppelt werden, die einen<br />
Na + Gradienten aufbaut.<br />
Durch eine N<strong>at</strong>rium abhängige<br />
Succin<strong>at</strong>gärung /Na + -ATPase<br />
ATPase, die ähnlich wie die ATP-Synthase aufgebaut ist, wird beim<br />
N<strong>at</strong>riumrückstrom in die Zelle ATP gebildet. Die Änderung der freien Energie dieser<br />
Reaktion beträgt:<br />
Succin<strong>at</strong> 2- + H + d Propion<strong>at</strong>- + CO2 (∆G° = -25kJ/mol)<br />
Bei der Methanogenese durch Archaea ist es ebenfalls ein N<strong>at</strong>riumionengradient, der<br />
die ATP-Synthese antreibt.<br />
3.3.2.4. Syntrophie:<br />
Syntrophie liegt vor, wenn eine bestimmte Substanz nur von zwei verschiedene<br />
Arten gemeinsam abgebaut werden kann, ein Beispiel ist die Methanogenese: Die<br />
meisten Methanogenen verwenden CO2 als terminalen e - Akzeptor bei der<br />
anaeroben Atmung und reduzieren es mit H2 zu CH4. Methanogene können aber<br />
nicht beliegige Substr<strong>at</strong>e zu Methan metabolisieren sondern brauchen<br />
Partnerorganismen (Syntrophe), die sie mit<br />
verwertbarem Substr<strong>at</strong> versorgen.<br />
Die Syntrophe selbst sind abhängig vom<br />
Partnerorganismus, weil Ihnen sonst<br />
Reaktionsprodukte (wie z.B. H2 bei<br />
Syntrophomonas vom FADH2 freigesetzt<br />
werden muß) nicht abgenommen werden und<br />
das Fließgleichgewicht ins Stocken gerät. Die<br />
H2-Freisetzung wird nur dann exergonisch<br />
wenn der H2-Partialdruck durch andere<br />
Organismen niedrig gehalten wird.<br />
Am Beispiel des Cellulose-Abbaues erkennt<br />
man die ökologische Bedeutung:<br />
cellulolytische Bakterien produzieren Cellobiose<br />
und Glucose, Primärgärer erzeugen dann eine<br />
Vielzahl von Gärungsprodukten, wie Acet<strong>at</strong>,<br />
Propion<strong>at</strong>, Butyr<strong>at</strong>, Succin<strong>at</strong>, Alkohole, CO2 und<br />
H2 .<br />
syntrophe Kultur
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Von diesen Gärungsprodukten können Acet<strong>at</strong>, CO2 und H2 von den Methanogenen<br />
verwertet werden, große Mengen an Fettsäuren, Aminosäuren und Alkoholen bleiben<br />
aber übrig und fallen nun den Sekundärgärern wie z.B. Syntrophomonas wolfei zu.<br />
Schätzungen gehen von einer CH4-Freisetzung durch diesen Prozeß im Ausmaß von<br />
300-400 Mio Tonnen pro Jahr aus, das entspricht etwa 80-84% der<br />
Gesamtemissionen an CH4.<br />
Syntrophe Organismen können in Reinkultur nur dann gehalten werden, wenn<br />
3.3.2.5. Gemischte Säure-Gärung und 2,3-Butandiol-Gärung:<br />
Eines der wichtigsten taxonomischen Kennzeichen, das zur Unterscheidung der<br />
Darmbakterien herangezogen werden kann ist die Art und die Anteile der<br />
Gärungsprodukte.<br />
Mit Hilfe von mehreren physiologischen Tests kann anhand der<br />
Stoffwechselmerkmale recht genau zwischen den einzelnen Arten unterschieden<br />
werden.<br />
Bei der gemischten Säure-Gärung wird ein breites Spektrum organischer Säuren<br />
sowie H2 und CO2 gebildet. Den Prototyp dieser Gärung führen E.coli sowie<br />
Salmonella und Shigella durch.<br />
2,3-Butandiol ist das Hauptprodukt jener Gärung, mit der Enterobaeter aerogenes,<br />
Serr<strong>at</strong>ia und Erwinia unter anaeroben Bedingungen ATP bilden. Bei<br />
Sauerstoffmangel kann NADH nicht mehr über die Atmungskette oxidiert werden.<br />
Das sich anreichernde NADH hemmt die Pyruv<strong>at</strong>-Dehydrogenase und<br />
Schlüsselenzyme des Tricarbonsäure-Zyklus, z. B. die Citr<strong>at</strong> Synthase. Durch diese<br />
Regul<strong>at</strong>ionsprozesse wird der Stoffwechsel auf Gärung umgestellt.<br />
Die Gemischte Säure-Gärung wird über Reaktionen des EMP-Weges eingeleitet.<br />
Das dabei gebildete Phosphoenolpyruv<strong>at</strong> (PEP) wird carboxyliert und über reversible<br />
Reaktionen des TricarbonsäureZyklus sowie die Fumar<strong>at</strong>-Reduktase zu Succin<strong>at</strong><br />
reduziert. Eine zentrale Stellung nimmt Pyruv<strong>at</strong> ein. Es unterliegt zwei Reaktionen.<br />
Die direkte Reduktion führt zu Lact<strong>at</strong> (siehe Milchsäure-Gärung).<br />
Unter anaeroben Bedingungen wird aber auch die Pyruv<strong>at</strong>-Formi<strong>at</strong>-Lyase induziert,<br />
die Pyruv<strong>at</strong> in Acetyl-CoA und Formi<strong>at</strong> umsetzt. Im Formi<strong>at</strong> liegen<br />
Reduktionsäquivalente in gebundener Form vor. Wird durch die Formi<strong>at</strong>anreicherung<br />
das Medium zu sauer, so oxdieren die Bakterien Formi<strong>at</strong> zu CO2. gleichzeitig werden<br />
die Protonen zu H2 reduziert. Bei dieser Formi<strong>at</strong>-Hydrogen-Lyase-Reaktion wirken<br />
eine Formi<strong>at</strong>dehydrogenase und eine Hydrogenase zusammen. Die H2-Bildung<br />
erfolgt nur, wenn keine anderen Elektronenakzeptoren wie Nitr<strong>at</strong> oder Fumar<strong>at</strong><br />
verfügbar sind.<br />
Acetyl-CoA wird auf zwei Wegen weiter metabolisiert. Ein Weg führt über zwei<br />
Hydrogenierungen über Acetaldehyd zu Ethanol. Der andere Weg führt zu Acet<strong>at</strong><br />
und ist wegen der intermediären Acetylphosph<strong>at</strong>bildung von besonderer Bedeutung,<br />
da hierbei ATP synthetisiert wird.<br />
Hauptprodukte dieser Gärung sind Lact<strong>at</strong> sowie gasförmiger Produkte (CO2 und H2).<br />
Die Vielzahl der Reaktionswege verleiht den Bakterien eine hohe metabolische<br />
Flexibilität.<br />
Die 2,3-Butandiol-Gärung wird z. B. von Vertretern der G<strong>at</strong>tungen Enterobacter<br />
durchgeführt. Die Gasbildung durch CO2 ist bei Gärern dieses Typs ausgeprägter, da<br />
es bei mehreren Reaktionen anfällt.<br />
Im Geges<strong>at</strong>z zur gemischten Säuregärung gibt es die Möglichkeit 2 Moleküle Pyruv<strong>at</strong><br />
unter zweimaliger Decarboxylierung zu Acetoin zu kondensieren
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Auch Bacillus-Arten bilden unter aeroben Bedingungen auf Kohlehydr<strong>at</strong>-reichen<br />
Medien 2,3-Butandiol. Es wird zeitweilig angehäuft da der TCA-Zyklus durch Zucker<br />
reprimiert wird. Nach Verbrauch der Zucker wird 2,3-Butandiol von Bacillus-Arten als<br />
C-Quelle verwertet.<br />
3.3.2.6. Buttersäure- und Butanol-Aceton-Gärung:<br />
Diese komplexen Gärungen werden in mehreren Varianten von den<br />
saccharolytischen Clostridien, Butyrivibrio, Eubacterium und Fusobacterium<br />
durchgeführt. N<strong>at</strong>ürliche Standorte dieser Bakterieng<strong>at</strong>tungen sind vor allem<br />
Gewässersedimente, der Pansen der Wiederkäuer und Boden. Diese oblig<strong>at</strong><br />
anaeroben Bakterien nutzen neben Monosacchariden ein breites Spektrum von<br />
Polysacchariden. Viele Arten sind säureempfindlich, daher unterdrücken<br />
Milchsäuregärer die Entwicklung der Clostridien.<br />
Clostridium acetobutylicum ist ein Vertreter, der über eine große Mannigfaltigkeit von<br />
Gärungsenzymen verfügt. Eine Reihe von Clostridium-Arten führen nur Teilbereiche<br />
dieses Gärungsstoffwechsels durch. Der Glucoseabbau zum Pyruv<strong>at</strong> erfolgt über<br />
den EMP-Weg gefolt von einer Oxid<strong>at</strong>ion an der Pyruv<strong>at</strong>-Ferredoxin-Oxidoreduktase.<br />
Dieses bei anaeroben Gärern weit verbreitete Enzym, das auch reversibel wirkt,<br />
k<strong>at</strong>alysiert die Umsetzung von Pyruv<strong>at</strong> zu Acetyl-CoA. Die bei der Oxid<strong>at</strong>ion<br />
freigesetzten Elektronen werden nicht auf NAD + , sondern auf Ferredoxin übertragen.<br />
Das Clostridien-Ferredoxins enthält zwei Eisen-Schwefel Cluster im Protein, daher<br />
werden zwei Elektronen übertragen. Ferredoxine sind sehr starke Reduk tionsmittel,<br />
stärker als NADH . Dieses Redoxpotential von reduziertem zu oxidiertem Ferredoxin<br />
beträgt E°‘ = -0,41 V, bei NADH/NAD + -0,32 V. Damit reicht das Redoxpotential des<br />
Ferredoxins an das des Wasserstoffs heran. Die Differenz zum Redoxpaar H2/ 2H+<br />
beträgt = - 0,42 V.<br />
Die Oxid<strong>at</strong>ion von Pyruv<strong>at</strong> zu Acetyl-CoA und CO2 h<strong>at</strong> ein Redoxpotential von E°‘ = -<br />
0,52 V. Dadurch ist der Elektronencarrier Ferredoxin in der Lage, auch in einer<br />
Wasserstoff<strong>at</strong>mosphäre, wie sie bei diesen Gärungen auftritt, Elektronen auf die<br />
Hydrogenase zu übertragen, die die H2-Bildung k<strong>at</strong>alysiert. Die Protonen stammen<br />
aus dem Wasser, H2 ist eines der Gärungsendprodukte, mit denen die Zellen<br />
Reduktionsäquivalente freisetzen, ohne organische Elektronenakzeptoren zu<br />
verbrauchen (im Gegens<strong>at</strong>z zur Hefe, die daher auch im Wachstum unter anaeroben<br />
Bedingungen viel eingeschränkter ist).<br />
Das gebildete Acetyl-CoA geht in drei Reaktionswege ein. Wesentlich ist, dass aus<br />
dem Acetyl-CoA-Metabolismus durch die energiereiche Thioesterbindung wie bei der<br />
gemischten Säuregärung über Acetyl-Phosph<strong>at</strong> ATP gewonnen wird.<br />
Für den Gärungstyp ist charakteristisch, dass zwei weitere Acetyl-CoA Moleküle zu<br />
Acetacetyl-CoA kondensieren. Dieses Intermediärprodukt kann in zwei Wege<br />
eingehen. Über zwei Hydrogenierungen und eine Dehydr<strong>at</strong>isierung wird es zu<br />
Butyryl-CoA metabolisiert, das über eine ATP-liefernde Phosphotransferasereaktion<br />
in Buttersäure überführt wird. Dieses Endprodukt wird angehäuft, bis der pH-Wert auf<br />
etwa 5 gesunken ist. Dann setzt eine Stoffwechselumstellung von der Säure Gärung<br />
auf die Butanol-Aceton Bildung ein. In dieser Phase der Lösungsmittelbildung laufen<br />
die Reaktionen zu n-Butanol und Aceton<br />
Aceton entsteht aus Acetylacet<strong>at</strong> durch Decarboxylierung. Von Clostridium butyricum<br />
kann Aceton zu Isopropanol (CH3-CHOH-CH3) reduziert werden.<br />
Die Butanol-Aceton Gärung ist von ökonomischem Interesse, da auf diesem Wege<br />
aus Polysacchariden enthaltenden Rohstoffen (Stärke Cellulose, Hemicellulosen)<br />
Industriechemikalien (z.B. Lösungsmittel hergestellt werden können. Die bisher
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erzielten Produktmengen sind allerdings rel<strong>at</strong>iv niedrig, da n-Butanol in<br />
Konzentr<strong>at</strong>ionen über 10g/L die Membranfunktionen beeinträchtigt. Die Erforschung<br />
der Sedimente heißer Quellen h<strong>at</strong> zur Isolierung von thermophilen Clostridien (z.B.<br />
Cl. aceticum, Cl. thermocellum) geführt, die für die Ethanolproduktion Bedeutung<br />
erlangen können (.<br />
Die Gärungsprodukte der Clostridien-Gärungen sind eine wesentliche Ursache für<br />
den unangenehmen Geruch bei Fäulnisprozessen. Zu den geruchsintensiven<br />
Produkten gehören Buttersäure, Isobuttersäure, Isovaleriansäure und Capronsäure.<br />
3.3.2.7. Proteinabbau und Vergärung von Aminosäuren:<br />
Proteine dienen sehr vielen<br />
Mikroorganismen als C-, Energie- und N-<br />
Quelle. Bakterien und Pilze verfügen über<br />
extracelluläre Proteasen, die Makromoleküle<br />
extracellulär in Peptide und<br />
Aminosäuren zerlegen.<br />
Peptide und Aminosäuren werden in die<br />
Zelle aufgenommen. Sie können direkt<br />
oder nach Transaminierung in die<br />
Proteinbiosynthese eingehen oder nach<br />
Desaminierung und Decarboxylierung als<br />
C- und Energiequelle genutzt werden.<br />
Unter anaeroben Bedingungen findet kein<br />
vollständiger Abbau von Aminosäuren<br />
st<strong>at</strong>t, sondern eine Vergärung. Dabei<br />
spielen die Clostridien eine besondere<br />
Rolle.<br />
Clostridium propionicum baut Alanin über<br />
den Acryl<strong>at</strong>-Weg zu Acet<strong>at</strong> und Propion<strong>at</strong><br />
ab. Glutaminsäure wird von Cl.<br />
tetanomorphum über 2-Methylfumar<strong>at</strong> zu<br />
Butyr<strong>at</strong> abgebaut. Einen besonderen<br />
Gärungstyp stellt die Stickland-Reaktion<br />
dar. Bei dieser auch von Clostridium<br />
botulinum ausgeführten Reaktion werden<br />
Aminosäurevergärung<br />
zwei Aminosäuren gleichzeitig genutzt,<br />
eine dient als Wasserstoff-Donor, die andere als Akzeptor. Den einfachsten Fall stellt<br />
die gekuppelte Reaktion von Alanin als Donor und Glycin als Akzeptor dar.<br />
Der Fäulnisgeruch beim Eiweißabbau wird durch primäre Amine verursacht, die<br />
durch Decarboxylierung von Aminosäuren gebildet werden. So entsteht aus Lysin<br />
Cadaverin, aus Ornithin Putrescin und aus, Arginin Agm<strong>at</strong>in. Darmbakterien wie<br />
Bacteroides sp. und E.coli metabolisieren Tryptophan zu Indolylessigsäure, die zu<br />
Sk<strong>at</strong>ol (3-Methyl-indol) decarboxyliert wird. Neben diesen Verbindungen entsteht aus<br />
schwefelhaltigen Aminosäuren auch Schwefelwasserstoff.<br />
Saccharomyces cerevisiae bildet bei der Vergärung eiweißhaltiger Substr<strong>at</strong>e<br />
Fuselöle. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus n-Propanol, Isobutanol und<br />
Isoamylalkohol. Diese Alkohole werden durch Desaminiernng und Decarboxylierung<br />
aus verzweigten Aminosäuren (Valin, Leucin, Isoleucin) gebildet. Sie sind in geringen<br />
Mengen in alkoholischen Getränken enthalten.
Mikrobiologie & angewandte Mikrobiologie 9/9<br />
C.N. 07.10.2007<br />
3.3.2.8. Anaerobe Acetogenese:<br />
Homoacetogene Bakterien sind oblig<strong>at</strong>e Anaerobier, die Acet<strong>at</strong> auf zwei Wegen<br />
bilden, einmal chemolithotroph mit H2 als Elektronendonor und CO2 als<br />
Elektronenakzeptor, zum anderen chemoorganotroph. Die Prozesse lassen sich in<br />
folgenden Reaktionen zusammenfassen:<br />
2CO2 + 4H2 l 2CH3COOH + 2H2O<br />
C6H12O6 l 3CH3COOH.<br />
Die anaerobe Acetogenese verläuft völlig anders als die aerobe Essigsäurebildung<br />
durch unvollständige Oxid<strong>at</strong>ion (Gluconobacter) . Der Begriff homoacetogen bringt<br />
zum Ausdruck, daß Acet<strong>at</strong> das einzige Endprodukt des Energiestoffwechsels ist.<br />
Homoacetogene Bakterien leben in nährstoffreichen anoxischen Sedimenten. Bei der<br />
Biogasbildung spielen sie eine Rolle, daher sind sie auch in Biogasreaktoren zu<br />
finden. Sie gehören verschiedenen taxonomischen <strong>Gruppen</strong> an, den Gram-positiven<br />
Clostridien und der Gram-neg<strong>at</strong>iven G<strong>at</strong>tung Acetobacterium, z.B. A.woodii. Zu den<br />
acetogenen Chlostridien gehören Clostridium aceticum, C.formicoaceticum.<br />
Thermophile Vertreter sind Clostridium thermoautotrophicum und C. thermoaceticum.<br />
Die chemolithotrophe Acetogenese erfolgt durch den Acetyl-CoA-Weg (siehe<br />
Methanogenese ). Er dient der Energiebereitstellung und der autotrophen CO2-<br />
Fixierung. Nach der Wasserstoffaktivierung wird ein CO2-Molekül zu Formi<strong>at</strong><br />
reduziert und dann unter ATP-Verbrauch an Tetrahydrofolsäure (THF) gebunden und<br />
schrittweise über Formyl-, Methenyl-, Methylen- und Methyl-Tetrahydrofolsäure<br />
weiter reduziert. Tetrahydrofolsäure ist ein Carrier für C-Einheiten (Vitamin Bc).<br />
Beim Acetyl-CoA-Weg wird die Methylgruppe auf die Coenzym B12.<br />
Methyltransferase, ein Corrinoid-Protein, übertragen, die sie an die<br />
Kohlenstoffmonoxid-Dehydrogenase transferiert. Diese Dehydrogenase ist ein<br />
Schlüsselenzym des Stoffwechselweges. Die CO-Dehydrogenase ist aus mehreren<br />
Untereinheiten aufgebaut und enthält Nickel, Eisen-Schwefel-Cluster und auch Zink.<br />
Durch dieses Enzym erfolgt die Reduktion von CO2 zu CO.<br />
Im Anabolismus wird Acetyl-CoA zu Pyruv<strong>at</strong> carboxyliert, das die Grundlage für den<br />
Aufbau der Zellsubstanz darstellt.<br />
Für die Acetogenese aus H2 und CO2 wurde folgende Energiebilanz berechnet:<br />
4H2 + 2HCO3 - + H + l CH3COO - + 4H2O (∆G°‘ = -104 kJ)<br />
Homoacetogene können anaerob auf Hexosen wachsen. Formal wird dabei Glucose<br />
zu zwei Molekülen Acet<strong>at</strong> und 2CO2 abgebaut. Aus CO2 wird das dritte Acet<strong>at</strong>-<br />
Molekül gebildet. Bei dieser Reaktionsfolge finden sowohl chemoorganotrophe als<br />
auch chemolithotrophe Reaktionsschritte st<strong>at</strong>t. Glucose wird über den EMP-Weg in<br />
zwei Moleküle Pyruv<strong>at</strong> gespalten, die über eine Ferredoxin abhängige<br />
Oxidoreduktase zu Acetyl-CoA decarboxyliert werden. Dieses wird über<br />
Phosphotransacetylase und Acet<strong>at</strong>kinase zu Acet<strong>at</strong> und ATP umgebaut. Auf diesem<br />
Wege werden zwei Acet<strong>at</strong>moleküle gebildet, das dritte wird chemolithotroph über den<br />
Acetyl-CoA-Weg synthetisiert<br />
Die homoacetogenen Bakterien vereinen zwei Formen des EnergiestoffWechsels die<br />
der Gärung und der Chemolithotrophie. Die Nutzung von H2 als Elektronendonor und<br />
von CO2 als Elektronenakzeptor entspricht einer anaeroben Atmung. Daher wird die<br />
Acetogenese als Carbon<strong>at</strong>-Atmung eingeordnet.