21.11.2018 Aufrufe

KEM Konstruktion 06.2017

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PERSPEKTIVEN<br />

PERSPEKTIVEN<br />

TRENDS<br />

Bild: Altair<br />

Um die Toplogie eines Bauteils<br />

zu optimieren, muss festgelegt<br />

werden, welcher Bauraum zur<br />

Verfügung steht und welche<br />

Bereiche des ursprünglichen<br />

CAD-Modells unangetastet<br />

bleiben müssen, etwa die<br />

Verbindungselemente zu<br />

anderen Baugruppen<br />

Mit dem MPA-Verfahren<br />

von Hermle können auch<br />

Freiflächen von bereits<br />

bestehenden Bauteilen<br />

bedruckt und verschiedene<br />

Materialien kombiniert<br />

werden<br />

Bild: Hermle<br />

nen, ob sich Designvorschläge, die am Rechner erstellt wurden,<br />

auch in der Realität umsetzen lassen. Ist dies nicht der Fall, schlägt<br />

die Technik vor, wie das Produkt besser gestaltet werden kann.<br />

Die Algorithmen der Software nutzen das mathematische Konzept<br />

der Subdivisionsvolumen. Darauf aufbauend ermitteln die Forscher<br />

physikalisch basierte Simulationsmodelle. Konkret bedeutet das:<br />

Sie berechnen aus Krafteinflüssen wie Schwerkraft und Gewicht<br />

des Gegenstands dessen innere Spannung. Je nach Größe und Verteilung<br />

der Spannung lässt sich beurteilen, ob ein Gegenstand statisch<br />

hält oder nicht. Damit geht das Verfahren über die reinen CAD-<br />

Informationen hinaus: Diese beschreiben lediglich Oberflächen von<br />

dreidimensionalen Objekten, lassen aber keine Rückschlüsse auf<br />

deren Inneres zu. „Die volumetrischen Informationen werden bei<br />

unserem Ansatz mit den Oberflächeninformationen direkt mitgeführt,<br />

die für das Erstellen des Designs wichtig sind. Das heißt, bereits<br />

in der Designphase stehen die notwendigen Informationen für<br />

die Simulation zur Verfügung“, erklärt Altenhofen.<br />

Für die Hannover Messe 2017 haben die Forscher einen Prototyp ihrer<br />

Simulationslösung entwickelt, der die Idee für mögliche Anwendungen<br />

und zukünftige Entwicklungen transportiert: Sie fertigten individuelle<br />

Halter für Espressotassen aus Kunststoff. Über eine interaktive<br />

Benutzungsoberfläche konnte der Standbesucher seinen eigenen<br />

Halter entwerfen. Falls der Entwurf nicht stand hielt, gab die<br />

Software Anweisungen, welche Parameter man verändern müsse,<br />

um das zu verhindern. „Die additive Fertigung ist ein sehr anschauliches<br />

Beispiel, wie sich unsere Technologie anwenden lässt. Im Prinzip<br />

ist unser Ansatz jedoch für viele verschiedene Fertigungsverfahren<br />

und unterschiedliche Werkstoffe anwendbar“, sagt Altenhofen.<br />

Hybrider 5-Achs-Ansatz<br />

Die MPA-Technologie von Hermle zur generativen Herstellung großvolumiger<br />

Bauteile aus Metall könne seine Stärken laut Aussage<br />

des Maschinenherstellers besonders im Werkzeug- und Formenbau<br />

ausspielen. Es handelt sich dabei um ein thermisches Spritzverfahren,<br />

bei dem Metallpulver mit Hilfe eines Trägergases auf sehr hohe<br />

Geschwindigkeiten beschleunigt und durch eine Düse schichtweise<br />

auf das Substrat aufgebracht werden. Durch die Integration der Auftragseinheit<br />

in ein Bearbeitungszentrum werden Zerspanung und<br />

Materialauftrag zu einem hybriden Fertigungsschema kombiniert.<br />

Die 5-Achs-Maschine ermöglicht dabei auch den Materialauftrag auf<br />

Freiformflächen. So können auch vorgefertigte Rohlinge mit additiv<br />

gefertigten Komponenten ergänzt werden.<br />

Das Verfahren erlaubt zudem die Kombination mehrerer Materialien<br />

in einem Bauteil, etwa Warmarbeitsstähle (1.2344, 1.2367), Kaltarbeitsstähle<br />

(1.2333, 1.2379), Edelstähle (1.4404, 1.4313), Invar, Eisen,<br />

Kupfer oder Bronze. Damit sind neben konturnahen Kühlkanälen<br />

zum Beispiel auch integrierte Kupferkerne oder eingebettete<br />

Heizelemente realisierbar. Die Aufbauraten liegen bei 200 cm 3 /h bei<br />

Stählen und 900 cm 3 /h bei Kupfer. Bei der Realisierung von Kanälen<br />

und anderen Hohlräumen kommt als Platzhalter ein wasserlösliches<br />

Füllmaterial zum Einsatz, das am Ende ausgespült wird. Dazu ist<br />

aber erforderlich, dass die Hohlräume später einen Zugang haben,<br />

geschlossene Kammern sind so daher ebenfalls nicht realisierbar.<br />

Die Porosität des Gefüges liege laut Hermle weit unter einem Prozent,<br />

nach einer Wärmebehandlung sei es vollständig dicht. So sind<br />

auch Bauteile mit hochglanzpolierten Oberflächen möglich. Das<br />

MPA-Verfahren bietet die Maschinenfabrik bisher nur als Dienstleistung<br />

an, mittelfristig soll die Technik aber in Serie gehen.<br />

Der industrielle 3D-Druck wird nach Ansicht verschiedener Experten<br />

zweifelsohne einen Platz in der Produktion der Zukunft haben. Dass<br />

er bald sämtliche Prozesse ersetzen wird, ist aber eher unrealistisch,<br />

denn bis die Technik in der Massenfertigung etwa Drehteile<br />

wirtschaftlicher erzeugen kann, als aktuelle Zerspanmaschinen,<br />

dürfte noch einige Zeit vergehen. Die Prognose geht dahin, dass die<br />

additive Fertigung die herkömmlichen Verfahren gut ergänzen wird,<br />

speziell mit Blick auf Flexibilität und kleine Losgrößen könnte sie<br />

mehr als nur ein gehyptes Nischenprodukt werden.<br />

Video zur Topologieoptimierung in Ansys Space Claim:<br />

www.hier.pro/IpTX0<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 06 2017 41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!