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06 | <strong>2018</strong> WALDFRIEDHÖFE


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UNSERE AUFGABE


Inhalt<br />

Editorial<br />

WALDFRIEDHÖFE<br />

4 Natur und Kunst in Harmonie<br />

10 Ewige Ruhe unter Lärchen<br />

12 «Tallum» ‒ Der Stockholmer<br />

Skogskyrkogården<br />

AUSSTELLUNG<br />

16 Auf den Spuren von Ferdinand Schlöth<br />

OBJEKTE UND PROJEKTE<br />

20 «Tag des Steinmetzes»<br />

im Kulturerbejahr <strong>2018</strong><br />

LITERATUR<br />

24 Ein Leben am Stein<br />

VERBÄNDE / BRANCHEN-INFO<br />

26 Ueli Gantner tritt ab<br />

27 Herbstversammlung des NVS<br />

27 Technische Kommission des NVS jubiliert<br />

27 Wechsel in der Redaktion von<br />

«Kunst und Stein»<br />

28 Cultura Suisse 2019 ‒ die Fachmesse für<br />

Museen, Denkmalpflege und Kulturgüter<br />

29 Klangvoller Gedenktag<br />

AGENDA<br />

30 Ausstellungen / Fachmessen / Verbandstermine<br />

LIEBE LESERIN<br />

LIEBER LESER<br />

«Waldfriedhof»: Diese Bezeichnung ist bei manchen<br />

Steinbildhauern angesichts der Entwicklungen der<br />

jüngeren Vergangenheit – weg vom Grabmal, hin zur<br />

Naturbestattung – etwas in Verruf geraten. Die ursprüngliche<br />

Bedeutung war<br />

jedoch ganz simpel: ein<br />

Friedhof im Wald. Der erste<br />

Waldfriedhof in einer europäischen<br />

Grossstadt wurde<br />

im Jahr 1907 in München<br />

eingeweiht. Er wurde nicht nur durch seine Anlage,<br />

sondern insbesondere auch durch seine strengen<br />

und anspruchsvollen Grabmalvorschriften richtungsweisend<br />

und stand damit am Beginn der Friedhofreformbewegung<br />

des frühen 20. Jahrhunderts.<br />

«Kunst und Stein» hat für die vorliegende Ausgabe<br />

drei Waldfriedhöfe besucht, zwei in der Schweiz,<br />

einen im Ausland, die alle zwischen 1910 und 1920,<br />

während der ersten Hochzeit ungebremster Reformbeseeltheit,<br />

angelegt wurden. Ihre Schöpfer hatten,<br />

trotz gewisser übereinstimmender Grundideen, radikal<br />

verschiedene Vorstellungen von einem idealen<br />

Waldfriedhof. Zum Glück – es gibt auf allen vieles zu<br />

entdecken.<br />

Mit dieser Ausgabe verabschiede ich mich als Redaktorin<br />

von «Kunst und Stein». Ab der nächsten<br />

Ausgabe wird Sie Jens Steiner durch die Heftseiten<br />

begleiten.<br />

TITELBILD<br />

Der Waldfriedhof von Stockholm ist seit 1994<br />

UNESCO Weltkulturerbe. Beitrag Seiten 12-15.<br />

Foto: Franziska Mitterecker<br />

Eine glückliche Weihnachtszeit wünscht Ihnen<br />

Franziska Mitterecker, Redaktorin «Kunst und Stein»<br />

06/18<br />

3


Waldfriedhöfe<br />

NATUR UND KUNST IN HARMONIE<br />

1914 WURDE IN SCHAFFHAUSEN DER ERSTE WALDFRIEDHOF DER SCHWEIZ EINGEWEIHT. ER ZÄHLT NICHT NUR ZU<br />

DEN SCHÖNSTEN PARKANLAGEN DES LANDES, SONDERN BIRGT AUF SEINEM GELÄNDE AUCH BEDEUTENDE ZEUG-<br />

NISSE VON GRABMALKUNST.<br />

Franziska Mitterecker<br />

Oben: Gräberfeld im Schaffhauser<br />

Waldfriedhof.<br />

Fotos: Franziska Mitterecker<br />

1<br />

Mit einer Fläche von 389<br />

Hektar der grösste Parkfriedhof<br />

der Welt.<br />

Unmittelbar hinter dem Eingangsbereich beginnt<br />

der Wald. Naturbelassene gewundene Wege, hier<br />

breit und licht, an anderen Stellen zu schmalen Fusspfaden<br />

schwindend, führen vorbei an Gräberfeldern,<br />

an monumentalen Familiengrabstätten, an moosbewachsenen<br />

Skulpturen. Zwanglos fügen sich die<br />

steinernen Erinnerungsmale in die Waldlandschaft.<br />

Die friedvolle Stille verlangsamt die Schritte des Besuchers,<br />

Hast und Alltagssorgen fallen von ihm ab.<br />

Beinahe von selbst kehrt an diesem Ort des Angedenkens<br />

Besinnung ein. Auf dem ältesten Waldfriedhof<br />

der Schweiz herrschen eigene Gesetze. Seine<br />

Eröffnung vor mehr als hundert Jahren fällt in eine<br />

Zeit, in der sich halb Europa im Krieg befand. Und<br />

ganz Europa in einem Umbruch, der beinahe alle<br />

Lebensbereiche erfasste und auch vor den letzten<br />

Ruhestätten der Verstorbenen nicht Halt machte.<br />

BEVÖLKERUNGSWACHSTUM UND PLATZNOT<br />

Industrialisierung und grosse Migrationsbewegungen<br />

vom Land in die urbanen Zentren hatten<br />

im 19. Jahrhundert auch in der Schweiz zu einem<br />

geradezu explosiven Wachstum der Städte<br />

geführt. Dies führte allenthalben nicht nur für die<br />

Lebenden zu Platzproblemen, sondern auch auf<br />

den Friedhöfen wurde es eng. In der zweiten Hälfte<br />

des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

wurden in zahlreichen Schweizer Städten neue,<br />

grosse Friedhöfe ausserhalb des Siedlungsgebiets<br />

angelegt. Viele folgten in ihrer Anlage dem Vorbild<br />

der englischen Landschaftsgärten – im 19. Jahrhundert<br />

ein eigentlicher Modetrend in der Friedhofsgestaltung,<br />

der 1804 mit der Eröffnung des<br />

Pariser Friedhofs Père Lachaise seinen Anfang genommen<br />

hatte und auf weitere europäische Länder<br />

und Nordamerika übergesprungen war. Die<br />

Basler Friedhöfe Kannenfeld (eröffnet 1868) und<br />

Wolf (1872) und der Zürcher Friedhof Sihlfeld (1877)<br />

sind frühe schweizerische Beispiele dieses Typs.<br />

Der Friedhof als Parkanlage: Anstelle der platzsparend<br />

geometrisch angelegten «Gräberwüsten»<br />

des 18. Jahrhunderts sollten sich Friedhofsbesucher<br />

4 06/18


Waldfriedhöfe<br />

einschlug, dann allerdings restlos versöhnt: «Die<br />

vorbildliche Lösung des neuzeitlichen Grossstadtfriedhofs,<br />

der allen Anforderungen der Pietät […],<br />

den sozialen und hygienischen Anforderungen und<br />

vor allem auch hochgespannten künstlerischen Ansprüchen<br />

mehr als genügt, sie erfüllt und übertrifft,<br />

ist gegeben im Münchner Waldfriedhof», schreibt<br />

Wolf, und beruft sich zur Bekräftigung seines Urteils<br />

auf weitere Experten: «Fachkundige Beurteiler aus<br />

allen Erdteilen […] nannten diesen Friedhof geradezu<br />

den schönsten der Welt».<br />

Kein geringes Lob. Worauf gründete dieser Enthusiasmus?<br />

Bilder oben und links: Grabstätte<br />

zur Erinnerung an<br />

die Opfer der irrtümlichen<br />

Bombardierung Schaffhausens<br />

durch amerikanische<br />

Streitkräfte im Jahr 1944.<br />

Gesamtanlage entworfen<br />

von Architekt Karl Scherrer,<br />

die kniende Frauenfigur<br />

schuf der Bildhauer Franz<br />

Fischer.<br />

in einer ästhetisch-malerisch gestalteten Naturlandschaft<br />

finden. Die Umsetzung dieses Konzeptes<br />

stiess nicht bei allen Zeitgenossen auf Zustimmung.<br />

So veranlasste beispielsweise der 1877 eröffnete<br />

und vielbejubelte Hamburger Friedhof Ohlsdorf 1 den<br />

Kunsthistoriker Georg Jakob Wolf zum folgenden kritischen<br />

Kommentar: «Da entstand ein ‘Volkspark’,<br />

der in einigen abgelegenen Teilen, fast versteckt,<br />

auch Gräberfelder enthält, die keineswegs ein integrierendes<br />

Element der Gesamtanlage bilden. Es<br />

ist aber nicht an dem, dass man die Bestimmung<br />

des Friedhofes verstecken soll und darf. Der Friedhof<br />

ist keine Promenade, keine Erholungsanlage für<br />

das Grossstadtpublikum, sondern die Stätte letzter<br />

Ruhe und ernster Erinnerung.»<br />

«DER SCHÖNSTE FRIEDHOF DER WELT»<br />

Derselbe Kritiker sah sich durch eine Friedhofsanlage,<br />

die zu Beginn des 20. Jahrhunderts neue Wege<br />

MÜNCHEN: DER ERSTE WALDFRIEDHOF<br />

Der Münchner Waldfriedhof, am 2. September 1907<br />

nach rund zweijähriger Bauzeit eröffnet, brachte in<br />

mehrfacher Hinsicht frischen Wind ins Friedhofsgeschehen.<br />

Auf die Idee, einen grossstädtischen<br />

Friedhof in eine bestehende Waldlandschaft zu<br />

integrieren, war in Europa zuvor niemand gekommen.<br />

Obwohl sich auch die als Landschaftsgärten<br />

konzipierten Friedhofsanlagen am Leitbild der<br />

Natur orientierten, war diese hier stets Kulisse,<br />

die es zu gestalten und möglichst wirkungsvoll in<br />

Szene zu setzen galt. Ganz anders im Münchner<br />

Waldfriedhof: Hier hatten sich Bauten und Gräberfelder<br />

dem Wald einzufügen und unterzuordnen.<br />

Bis hin zum einzelnen Grabmal: Der Schöpfer des<br />

Waldfriedhofs, der Münchner Architekt und Bauamtmann<br />

Hans Grässel (1860-1839), erliess einen<br />

Katalog von Vorschriften, der von den Bildhauern<br />

nicht nur einen künstlerisch und handwerklich<br />

hohen Standard einforderte, sondern darüber<br />

hinaus den einheitlichen und stimmigen Gesamtcharakter<br />

der Anlage gewährleisten und den Wald<br />

unversehrt erhalten sollte. Selbstverständlich<br />

beugten sich auch die von Grässel selbst entworfenen<br />

Hochbauten des Friedhofs diesem übergeordneten<br />

Prinzip. Als Gesamtresultat von Grässels<br />

06/18<br />

5


Waldfriedhöfe<br />

Oben: Das Urnengrabfeld<br />

«Bärengraben», angelegt<br />

1943/44, mit Platz für rund<br />

240 Urnen. Im Zentrum<br />

des Ovals wurde 1945 ein<br />

Gemeinschaftsgrab ohne<br />

Namensnennung hinzugefügt.<br />

Rechte Seite: Kunst auf dem<br />

Schaffhauser Waldfriedhof:<br />

1) Els Pletscher, Skulptur für<br />

das Grab der Eltern (1951);<br />

2) Walter Knecht, Christophorus<br />

mit Jesuskind auf<br />

den Schultern, Familiengrab<br />

Knecht (1965); 3) Baltasar<br />

Lobo, Bronzeplastik<br />

«Maternidad», Familiengrab<br />

Nathan-Neher (1953); 4)<br />

Sarkophag Fritz de Boor<br />

(1918).<br />

2<br />

Nach mehreren Erweiterungen<br />

umfasst der Schaffhauser<br />

Waldfriedhof heute<br />

17 Hektar.<br />

umfassender Planung zeichnet sich der Münchner<br />

Waldfriedhof, in den Worten von Kunsthistoriker<br />

Wolf, aus durch «erhabene Harmonie zwischen<br />

Natur und Kunst».<br />

Hans Grässel war nicht der erste, der Grabmalvorschriften<br />

erliess. Dass über deren Einhaltung<br />

gewacht wurde, und zwar streng, war zur damaligen<br />

Zeit aber noch keineswegs selbstverständlich.<br />

Auch inhaltlich setzte Grässel neue Massstäbe:<br />

Seine Grabmalvorschriften erwiesen sich als so<br />

segensreich, dass beinahe alle grösseren Städte<br />

Deutschlands sie für ihre eigenen Friedhöfe übernahmen.<br />

Der Münchner Waldfriedhof markierte den Beginn<br />

einer Friedhofs-Reformbewegung, die in den<br />

folgenden Jahren und Jahrzehnten viele europäische<br />

Länder erfasste. Daneben diente er als Vorbild<br />

für viele der weiteren Waldfriedhöfe, die nun<br />

vor allem in Deutschland Beliebtheit gewannen.<br />

Einer seiner unmittelbarsten Abkömmlinge findet<br />

sich jedoch in der Schweiz, in der kleinen Grenzstadt<br />

Schaffhausen.<br />

EIN NEUER FRIEDHOF FÜR SCHAFFHAUSEN<br />

Schaffhausen erlebte zwischen 1850 und 1910 ein<br />

Anwachsen der Bevölkerung um mehr als das Doppelte.<br />

Bereits um die Jahrhundertwende hatten<br />

die beiden bestehenden städtischen Friedhöfe<br />

die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit beinahe erreicht.<br />

Als Standort für den geplanten neuen Zentralfriedhof<br />

bestimmte der Stadtrat im Jahr 1910<br />

das im Osten der Stadt gelegene Niklausenfeld mit<br />

dem angrenzenden Rheinhardwald.<br />

Dass hier ein Waldfriedhof entstehen würde,<br />

war keineswegs von Anfang an klar. Es war der<br />

damalige Schaffhauser Baureferent Hermann<br />

Schlatter, der diese Idee von einer Fahrt nach<br />

München und der Besichtigung von Hans Grässels<br />

Waldfriedhof in seine Heimatstadt zurückbrachte.<br />

Auf Schlatters Einladung hin kam der Schöpfer<br />

des Münchner Pionier-Friedhofs in eigener Person<br />

nach Schaffhausen gereist, besah sich den<br />

auserkorenen Standort und empfahl ihn in einem<br />

Gutachten ausdrücklich als für einen Waldfriedhof<br />

«in vorzüglicher Weise» geeignet. Ins Gutachten<br />

integriert war auch bereits ein erster Entwurf für<br />

die zukünftige Friedhofsanlage im Rheinhardwald.<br />

1912 fiel der definitive Entscheid zugunsten eines<br />

Waldfriedhofs nach Hans Grässels Entwurf,<br />

der Schaffhauser Architekt Carl Werner wurde<br />

mit der Ausarbeitung der Friedhofsbauten betraut.<br />

1913 begannen die Bauarbeiten, und am<br />

12. September 1914 konnte der erste erschlossene<br />

Teil des neuen Schaffhauser Zentralfriedhofs im<br />

Rheinhardwald – eine Fläche von vorerst 4 Hektar<br />

– eröffnet werden. 2<br />

DIE FRIEDHOFSANLAGE<br />

Die enge Verwandtschaft mit dem nur wenige Jahre<br />

älteren Münchner Vorbild ist dem Schaffhauser<br />

Waldfriedhof anzusehen. Kleinere und grössere<br />

Gräberfelder finden sich über die Friedhofsfläche<br />

verteilt, in Gestaltung und Umfang stets angepasst<br />

an die jeweils örtlichen Verhältnisse; die Anlage<br />

der Wege folgt der natürlichen Topographie des<br />

Geländes. Auch die Architektur Carl Werners lehnte<br />

sich an die im Heimatstil errichteten Gebäude<br />

des Münchner Waldfriedhofs an. Und hier wie dort<br />

gilt: Die Hauptrolle spielt der Wald.<br />

Mindestens 60 Prozent der Fläche müssen mit<br />

Waldbäumen bestanden sein; der Waldcharakter<br />

des Friedhofs muss jederzeit gewahrt bleiben. So<br />

ist es im Grundbuch festgehalten. Die Vegetation<br />

des Waldfriedhofs entspricht einem standorttypischen<br />

Mischwald. Unter den dominierenden Rotbuchen<br />

finden sich mächtige, weit über hundert<br />

6<br />

06/18


Waldfriedhöfe<br />

2)<br />

1)<br />

Jahre alte Bäume. Mit ihren ausladenden Kronen<br />

und massiven, charaktervoll-wulstigen Stämmen<br />

verleihen sie dem Ort gravitätische Feierlichkeit<br />

und bekräftigen den Eindruck des natürlich Gewachsenen.<br />

Unter die Rotbuchen mischen sich<br />

Eichen und Waldföhren sowie einige Fichten und<br />

Lärchen. Die dichte Strauchschicht besteht zu einem<br />

grossen Teil aus immergrünen Gewächsen<br />

– Eiben, Stechpalmen, Rhododendren, Kirsch-Lorbeeren<br />

–, so dass sich der Schaffhauser Waldfriedhof<br />

auch nach dem herbstlichen Laubfall nicht kahl<br />

präsentiert. Der Vermeidung winterlicher Tristesse<br />

wirkt auch die ganzjährige, saisonal wechselnde<br />

Bepflanzung der Gräber entgegen – auch sie dem<br />

Waldcharakter strikt untergeordnet und auf dem<br />

ganzen Friedhof einheitlich vorgeschrieben.<br />

Dank seiner weitgehenden Naturbelassenheit<br />

ist der Waldfriedhof Lebensraum für viele Tiere.<br />

Weithin berühmt ist er für sein alljährlich im Sommer<br />

stattfindendes Glühwürmchen-Spektakel –<br />

eine der grössten Glühwürmchen-Kolonien der<br />

Schweiz betreibt hier während rund zwei Wochen<br />

nächtliche Brautschau.<br />

HUNDERT JAHRE KUNST AUF DEM<br />

SCHAFFHAUSER WALDFRIEDHOF<br />

Der neue Zentralfriedhof brachte bei seiner Eröffnung<br />

im Jahr 1914 der Schaffhauser Bevölkerung<br />

neben seiner für die damalige Zeit unkonventionellen<br />

Gestaltung einige weitere Neuerungen, an<br />

die sie sich zu gewöhnen hatte. Zur Anlage gehörte<br />

ein Krematorium – es war eines der frühesten<br />

Krematorien der Schweiz; bis anhin war Feuerbestattung<br />

nur in Zürich und Winterthur möglich<br />

gewesen. Die Abdankungshalle stand allen Kon-<br />

3)<br />

4)<br />

06/18<br />

7


Waldfriedhöfe<br />

Rechts: Jürg Stäheli,<br />

Triptychon «Landschaft»,<br />

Familiengrab Amsler (2014).<br />

Stein: Dolerit, Gesamtgewicht:<br />

ca. 5 Tonnen.<br />

Grobe Vorbearbeitung mit<br />

Diamantfräse, Bearbeitung<br />

der Oberflächen rein handwerklich.<br />

Unten und rechte Seite:<br />

Triptychon «Landschaft»:<br />

1) Land; 2) Küste; 3) Meer.<br />

Fotos: Jürg Stäheli<br />

1)<br />

fessionen offen. Und wie in München galten fortan<br />

auch hier strenge Vorschriften für die Gestaltung<br />

der Grabmäler. Mit der Folge, dass, gemessen an<br />

der Grösse des Friedhofs, eine überdurchschnittlich<br />

hohe Zahl an künstlerisch herausragenden<br />

Werken zu finden ist.<br />

Hundert Jahre lang sorgte das Friedhof- und<br />

Bestattungsreglement dafür, dass auf dem Schaffhauser<br />

Waldfriedhof sowohl handwerklich ungenügenden<br />

Billiggrabsteinen wie auch Pompösem<br />

und Kitschigem der Zugang verwehrt blieb. In den<br />

letzten paar Jahren scheint jedoch der Friedhofverwaltung<br />

die Wertschätzung für die schweizweit<br />

einzigartige Anlage in ihrer Obhut abhanden gekommen<br />

zu sein. Das Reglement wurde gelockert<br />

– die sichtbaren Folgen berühren einen hier weit<br />

schmerzlicher als auf anderen Friedhöfen. Über<br />

Geschmack soll an dieser Stelle nicht gestritten<br />

werden. Wenn jedoch das seit der Gründung des<br />

Friedhofs erklärte oberste Prinzip – dass sich jedes<br />

Grabmal dem Waldcharakter harmonisch einzufügen<br />

habe – missachtet wird, und dies an einem<br />

Ort, der in seiner Gesamtheit längst den Charakter<br />

eines Denkmals hat, ist dies mehr als bloss<br />

bedauerlich.<br />

ZEITGENÖSSISCHE KUNST<br />

Trotz dieser wenig ermutigenden Entwicklungen<br />

wird auf dem Schaffhauser Waldfriedhof auch<br />

heute noch Kunst geschaffen. Eines der jüngsten<br />

Beispiele stammt vom Schaffhauser Steinbildhauer<br />

Jürg Stäheli: das Familiengrab «Landschaft», ein<br />

Triptychon aus schwarzem Dolerit.<br />

Die drei Blöcke versinnbildlichen «Land», «Küste»<br />

und «Meer». Sie liegen, in den Worten des Erschaffers,<br />

wie hingesät, wie vom Himmel herabgefallen<br />

und ohne Bezug zueinander am Wegrand.<br />

Das Grabmal ist von allen Seiten frei zugänglich<br />

– und muss dies sein, will man es in seiner Dreidimensionalität<br />

auf sich wirken lassen. Insbesondere<br />

die äusserst fein gearbeiteten Oberflächen<br />

entfalten ihre Aussagekraft erst aus der Nähe. Sie<br />

erwecken den Eindruck von Weite, laden den Betrachter<br />

ein, die Gedanken über ihnen schweben<br />

und in die Ferne ziehen zu lassen, und bieten dem<br />

Auge zugleich eine Fülle von Details, über die es<br />

wandern, die es erkunden kann.<br />

Es ist kein alltägliches Grabmal, das hier im<br />

Herbst 2014 eingeweiht wurde. Geht man achtlos<br />

an ihm vorbei, mag man nur die vertikalen harten<br />

Flächen der drei Quader wahrnehmen und sich abwenden.<br />

Umgekehrt lässt das Triptychon, wie es<br />

sich für ein anständiges Kunstwerk gehört, Raum<br />

für Interpretationen, die durchaus ebenfalls nicht<br />

immer im Sinne des Künstlers liegen. So habe man<br />

beispielsweise mit der Steilküste auch schon den<br />

«Sprung in den Tod» assoziiert. Für Jürg Stäheli<br />

selbst ist «Landschaft» in all ihren Ausprägungen<br />

8 06/18


Waldfriedhöfe<br />

2)<br />

Der äusserst harte Dolerit<br />

ist nicht jedes Steinbildhauers<br />

Sache. Jürg Stäheli<br />

arbeitet gerne mit ihm. «Er<br />

zeichnet extrem gut, man<br />

kann sich bildhauerisch<br />

sehr gut ausdrücken»,<br />

begründet er seine Vorliebe.<br />

Zusätzliche Entschädigung<br />

für die im wahrsten Sinne<br />

des Wortes harte Arbeit<br />

bietet die grosse Beständigkeit<br />

des Steins – ein<br />

Werk aus Dolerit bleibt viele<br />

Generatio nen lang erhalten.<br />

sichtbare Schöpfung, Quelle von Freude und Trost.<br />

Eingebettet in den lebendigen Frieden des Waldes<br />

kann man sich kaum ein stimmigeres Motiv<br />

vorstellen.<br />

Ebenso wenig alltäglich wie das Grabmal selbst<br />

ist auch seine Entstehungsgeschichte. Das Werk<br />

wurde als Ersatz für ein bereits bestehendes Familiengrab<br />

in Auftrag gegeben. Dieses genügte den<br />

künstlerischen Ansprüchen der Hinterbliebenen<br />

nicht, sie wünschten sich eine schönere, würdigere<br />

Komposition. Ein solcher Ersatz allein kommt<br />

bereits selten vor. Noch seltener allerdings hat ein<br />

Steinbildhauer die Gelegenheit, ein Grabmal als<br />

freies Werk auszuführen, sprich: eigene Kunst zu<br />

realisieren. Jürg Stäheli zählt das Grabmal denn<br />

auch explizit zu seinen Werken.<br />

Ein einmaliger Auftrag – für einen einmaligen<br />

Standort: Der Waldfriedhof ist für Jürg Stäheli seit<br />

jeher ein aussergewöhnlicher Ort; als Friedhof mit<br />

Geschichte, als Wald, der mit seiner Schönheit<br />

und seinem Frieden unerschütterliche Würde ausstrahlt.<br />

3)<br />

EWIGER SCHLAF IN DER UMARMUNG DES<br />

WALDES<br />

Die November-Sonne wirft ihre milden Strahlen<br />

durch die Äste der Bäume, überzieht die Gräberfelder<br />

mit goldenem Schein, zeichnet lange Schatten<br />

in die stille Waldlandschaft. Man lauscht dem<br />

leisen Rascheln der eigenen Schritte durch den<br />

dichten Laubteppich. Widerstrebend entreisst<br />

man sich dem andächtigen Zauber, wendet sich<br />

dem Ausgang zu. Und denkt noch einmal an Georg<br />

Jakob Wolf. Was dieser über den Münchner Waldfriedhof<br />

schrieb, lässt sich zum Abschied für den<br />

Waldfriedhof in Schaffhausen wiederholen: «Wie<br />

das Laub von den Bäumen fällt, so sind hier im<br />

Schutz der hohen Bäume die vom Lebensbaum<br />

geschüttelten Hüllen des Menschenlebens zu<br />

einem Schlaf versammelt, der sich nirgendwo<br />

besser schlafen lässt, als in der Umarmung der<br />

erhabenen und zugleich schützenden Waldnatur.»<br />

Literatur:<br />

Zara Tiefert-Reckermann: Der Waldfriedhof Schaffhausen.<br />

Schweizerische Kunstführer, Nr. 949, Bern 2014.<br />

Georg Jakob Wolf: Münchener Waldfriedhof. Deutsche Kunstführer<br />

Band 15, Augsburg 1928.<br />

06/18<br />

9


Waldfriedhöfe<br />

EWIGE RUHE UNTER LÄRCHEN<br />

WENIGE JAHRE NACH DER ERÖFFNUNG DES SCHAFFHAUSER WALDFRIEDHOFS WURDE IN DAVOS DER ZWEITE HEUTE<br />

NOCH BESTEHENDE FRIEDHOF DIESER ART AUF SCHWEIZER BODEN ERBAUT. OBWOHL BEIDE NACH DEN GLEICHEN<br />

PRINZIPIEN ANGELEGT WURDEN, UNTERSCHEIDEN SIE SICH IN IHREM GESAMTCHARAKTER GRUNDLEGEND.<br />

Franziska Mitterecker<br />

Oben: Waldfriedhof im Hochgebirge:<br />

Gräber im lichten<br />

Lärchenhain auf dem Wildboden<br />

ob Davos. Strenge<br />

Grabmalvorschriften sorgen<br />

dafür, dass der Charakter<br />

der Anlage gewahrt bleibt<br />

(anspruchsvolle Steinbearbeitung<br />

hat dabei allerdings,<br />

wie man sieht, keine<br />

Priorität). Einfriedungen<br />

sind nicht gestattet, auch<br />

der Bepflanzung sind enge<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Fotos: Franziska Mitterecker<br />

Rechts: Gräberfeld mit<br />

«Chaletkreuzen» aus Lärchenholz.<br />

Mit der Entwicklung des kleinen Bauerndorfs<br />

Davos zum Kurort in der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts ging ein starkes Bevölkerungswachstum<br />

einher; zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

sah sich der mittlerweile zum Städtchen<br />

angewachsene Ort mit denselben Begräbnisplatzproblemen<br />

konfrontiert wie die Grossstädte<br />

des Flachlands.<br />

1918 erhielt der ursprünglich aus Bern stammende,<br />

seit vielen Jahren in Davos lebende Architekt<br />

Rudolf Gaberel den Auftrag, ausserhalb<br />

des Ortes einen neuen, grossen Friedhof anzulegen.<br />

Gaberel schlug als Standort den Wildboden<br />

vor, ein durch eine Gletschermoräne geschaffenes,<br />

bewaldetes Plateau zwischen Davos Platz<br />

und Davos Frauenkirch. Nicht nur stand hier eine<br />

ausreichend grosse Fläche zur Verfügung, so dass<br />

das Platzproblem langfristig gelöst war. Auch die<br />

Bodenbeschaffenheit war für einen Friedhof ideal:<br />

Der poröse, trockene Moränenschotter bot gute<br />

Bedingungen für die Verwesung<br />

Ende 1919 bewilligte das Davoser Stimmvolk den<br />

für den Bau benötigten Kredit. Im Juli 1921 fand das<br />

erste Begräbnis auf dem neuen Waldfriedhof statt.<br />

AUF DEM WALDFRIEDHOF DAVOS<br />

Beim ersten Schritt auf das Gelände des Davoser<br />

Waldfriedhofs fallen mehrere Unterschiede zum<br />

Schaffhauser Cousin ins Auge. Da ist zunächst<br />

einmal der Wald selbst: anstelle des mittelländischen<br />

Laub-Mischwaldes lichter Lärchenwald.<br />

Keine Strauchschicht. Im Sommer wandelt man<br />

auf natürlichem Rasen. Jetzt, im November, ist<br />

der Waldboden mit Gold bedeckt; die dicke Matte<br />

aus Lärchennadeln funkelt im Sonnenlicht und<br />

dämpft die Schritte.<br />

Auch die Gräber: von grundlegend anderem Gepräge.<br />

Rudolf Gaberel forderte Bescheidenheit bei<br />

10 06/18


Waldfriedhöfe<br />

der Grablege, Gleichheit statt Individualismus. Ein<br />

Grossteil der Grabzeichen auf dem Davoser Waldfriedhof<br />

besteht aus schlichten Holzkreuzen mit<br />

Chaletdach. Ihre Grösse und Gestaltung sind vorgeschrieben.<br />

Vor allem auf den ausgedehnteren<br />

Gräberfeldern fühlt man sich durch die Gleichförmigkeit<br />

der Kreuze vage an einen Soldatenfriedhof<br />

erinnert. Bei den Einzelgräbern sind auch steinerne<br />

Grabzeichen zugelassen. Mehrere von ihnen<br />

wurden vom Bildhauer Wilhelm Schwerzmann<br />

gestaltet. Die streng auf Einheitlichkeit angelegten<br />

Grabmalvorschriften liessen allerdings auch<br />

einem Künstler wie ihm keinen grossen Spielraum.<br />

Herausragende Bildhauerkunst sucht man auf<br />

dem Davoser Waldfriedhof vergeblich. Immerhin<br />

konnte Schwerzmann im Jahr 1926 für das Gemeinschaftsgrab,<br />

die «Ruhestätte der Einsamen»,<br />

ein grosses Relief schaffen, das einen prominenten<br />

Platz im Zentrum der Anlage erhielt.<br />

Die Topographie des Geländes blieb grösstenteils<br />

unangetastet; die Gräber folgen den natürlichen<br />

Hebungen und Senkungen. Einzig für die<br />

Reihengräber wurden einige Flächen behutsam terrassiert.<br />

Um das Friedhofsgelände legt sich in weichen<br />

Schwüngen eine niedere Trockensteinmauer,<br />

ohne die Sicht in die weite Berglandschaft zu behindern.<br />

Wer hier begraben liegt, liegt wahrlich frei.<br />

WALDFRIEDHÖFE GESTERN UND HEUTE<br />

Das Konzept «Waldfriedhof» konnte sich in der<br />

Schweiz nicht durchsetzen. Die beiden idealtypischen<br />

Anlagen in Schaffhausen und Davos sind<br />

die einzigen überlebenden Zeugen für ein lediglich<br />

kurzes Intermezzo zwischen dem künstlich angelegten<br />

Parkfriedhof des 19. Jahrhunderts und dem<br />

architektonischen, auf Funktionalität ausgerichteten<br />

Friedhof, wie er nach dem Ersten Weltkrieg<br />

allgemein üblich wurde.<br />

In den letzten Jahren steigt jedoch der Wunsch<br />

nach naturnahen Friedhofsanlagen stetig. Diesem<br />

Wunsch versuchen einerseits bestehende grosse<br />

Friedhöfe nachzukommen, indem sie Areale, häufig<br />

auch Waldstücke, auf ihrem Gebiet entsprechend<br />

gestalten. Andererseits hat der gesellschaftliche<br />

Wandel neue Formen von Friedhöfen entstehen<br />

lassen, die gänzlich auf Grabmäler verzichten. Ein<br />

Beispiel ist der «Friedwald», wo die Asche von Verstorbenen<br />

zu den Wurzeln eines Waldbaumes gegeben<br />

wird – der Baum als lebendes Grabzeichen.<br />

Sowohl bewaldete Teile auf Friedhöfen wie auch<br />

Friedwälder werden von den Betreibern häufig als<br />

«Waldfriedhöfe» bezeichnet. Mit der ursprünglichen<br />

Idee des Waldfriedhofs haben sie indes meist<br />

wenig bis nichts gemeinsam.<br />

WALDFRIEDHÖFE IN EUROPA<br />

Mehr Anklang fanden Waldfriedhöfe in Deutschland,<br />

wo eine stattliche Anzahl von Anlagen errichtet wurde.<br />

Für einen Besuch auf dem berühmtesten Waldfriedhof<br />

überhaupt muss man jedoch noch ein Stück<br />

weiter nach Norden reisen: zum Skogskyrkogården<br />

in der schwedischen Hauptstadt Stockholm. «Kunst<br />

und Stein» hat die Reise gemacht. Einige Eindrücke<br />

finden Sie auf den folgenden Seiten.<br />

Oben links: 1931 wurde<br />

unmittelbar neben dem<br />

Waldfriedhof ein jüdischer<br />

Friedhof eingeweiht, auch<br />

er von einer niedrigen Mauer<br />

umgeben.<br />

Oben rechts: Spätherbstliche<br />

Stimmung auf dem<br />

Davoser Waldfriedhof.<br />

Literatur:<br />

Yvonne Schmid: Davos – eine<br />

Geschichte für sich. Historischer<br />

Stadtbegleiter 13.-21.<br />

Jahrhundert, Chur 2012.<br />

Erwin Poeschel: Der Waldfriedhof<br />

von Davos. R. Gaberel,<br />

Architekt B.S.A., in: Das<br />

Werk: Architektur und Kunst<br />

15 (12), 1928, S. 377-385.<br />

06/18<br />

11


Waldfriedhöfe<br />

«TALLUM» – DER STOCKHOLMER<br />

SKOGSKYRKOGÅRDEN<br />

ZWISCHEN 1917 UND 1940 ENTSTAND IN STOCKHOLM UNTER DER ÄGIDE DER BEIDEN SCHWEDISCHEN ARCHI-<br />

TEKTEN GUNNAR ASPLUND UND SIGURD LEWERENTZ EIN WALDFRIEDHOF, DER WEIT ÜBER DIE LANDESGRENZEN<br />

HINAUS BERÜHMTHEIT ERLANGTE. ER ZÄHLT SEIT 1994 ZUM UNESCO WELTKULTURERBE. Franziska Mitterecker<br />

Oben: Ein grosses Kreuz<br />

aus Granit ragt auf dem<br />

Stockholmer Waldfriedhof<br />

neben der Heiligkreuzkapelle,<br />

welche das Zentrum<br />

der Anlage bildet, in den<br />

Himmel. Sein Anblick holt<br />

Besucher unmittelbar nach<br />

dem Haupteingang ab<br />

und begleitet sie auf dem<br />

«Weg des Kreuzes» bis zur<br />

Kapelle.<br />

Fotos: Franziska Mitterecker<br />

Im September 1914 wurde in Stockholm ein internationaler<br />

Wettbewerb für einen neuen Zentralfriedhof<br />

im Stadtteil Enskede ausgeschrieben. Das dafür<br />

vorgesehene Terrain bestand aus dichtem Föhrenwald,<br />

unterbrochen von einigen Kiesgruben, den<br />

Überbleibseln ehemaligen Sand- und Kiesabbaus.<br />

Der Ausschreibungstext legte besonderen Wert auf<br />

die Wahrung des Landschaftscharakters und eine<br />

würdige, erhabene Ausstrahlung der zukünftigen<br />

Friedhofsanlage, zugleich sollte sie künstlerisch<br />

hohen Ansprüchen gerecht werden.<br />

Bei Anmeldeschluss im Mai 1915 lagen dreiundfünfzig<br />

Projekteingaben vor. Fast alle eingereichten<br />

Entwürfe beinhalteten weitreichende<br />

Änderungen an der Naturlandschaft, die meisten<br />

sahen auch die Rodung des Baumbestandes vor.<br />

Mit einer Ausnahme: Das Gemeinschaftsprojekt<br />

der beiden schwedischen Architekten Gunnar<br />

Asplund und Sigurd Lewerentz liess den Föhrenwald<br />

nahezu unangetastet und skizzierte ein Bild<br />

von poetischem Zauber und schöpferischer Kraft.<br />

«TALLUM»<br />

«Tallum» nannten Asplund und Lewerentz ihren<br />

Entwurf, nach dem schwedischen Wort «tall» für<br />

Föhre. Der nordische Wald mit seiner melancholischen<br />

Atmosphäre bildete die Grundlage, auf welcher<br />

sie ihr Programm entwarfen. Es beabsichtigte<br />

minimale Eingriffe in die bestehende Landschaft<br />

– lediglich die Kiesgruben sollten zu Terrassen<br />

12 06/18


Waldfriedhöfe<br />

aufgeschüttet werden – und brachte durch die Betonung<br />

bereits vorhandener Merkmale die natürliche<br />

Schönheit des Geländes zu voller Entfaltung.<br />

Der Entwurf «Tallum» begeisterte die Wettbewerbs-Jury.<br />

1915 erhielten Asplund und Lewerentz<br />

gemeinsam den Auftrag zur Ausführung. Die<br />

Bauarbeiten begannen 1917, im September 1920<br />

war die erste Kapelle auf dem Friedhofsgelände,<br />

Asplunds kleine Waldkapelle, erbaut, der Friedhof<br />

wurde eingesegnet, und wenig später fanden die<br />

ersten Bestattungen statt.<br />

Damit war aber erst ein kleiner Teil der riesigen,<br />

heute 108 Hektar umfassenden Friedhofsanlage<br />

seiner Bestimmung zugeführt. Der Stockholmer<br />

Waldfriedhof beschäftigte die beiden Architekten<br />

mehrere Jahrzehnte. Ihr ursprünglicher Wettbewerbs-Entwurf<br />

erfuhr in mehreren Überarbeitungen<br />

grundlegende Modifikationen, so dass er in<br />

der schliesslich realisierten Anlage kaum mehr<br />

wiederzuerkennen ist. Vergleicht man letztere mit<br />

den Originalzeichnungen und Plänen von 1915,<br />

zeigt sich eine klare Entwicklungsrichtung: vom<br />

Komplizierten zum Einfachen, von Vielfalt zu Einheitlichkeit,<br />

von Wirkung durch Detailreichtum zu<br />

Wirkung durch Monumentalität.<br />

DIE FRIEDHOFSANLAGE<br />

Betritt man die Anlage durch den Fussgänger-<br />

Haupt eingang, wird man zunächst eine kurze, auf<br />

beiden Seiten von Mauern eingefasste Strasse entlang<br />

geführt. An ihrem Ende öffnet sich ein weites,<br />

offenes Panorama, das im Hintergrund begrenzt<br />

wird durch den Saum des Waldes. Geradeaus führt<br />

der gepflasterte «Weg des Kreuzes» zur Heiligkreuzkapelle<br />

empor. Zur Rechten erhebt sich ein sanft<br />

ansteigender niedriger Hügel, auf dessen Kuppe<br />

eine baumumstandene Plattform den sogenannten<br />

«Meditations-Hain» oder «Hain des Angedenkens»<br />

bildet. Im Zentrum des Waldfriedhofs somit,<br />

etwas überraschend, weite Wiesenlandschaft, frei<br />

von Gräbern. Dahinter aber beginnt der Wald.<br />

In den nordischen Föhrenwald eingestreut finden<br />

sich Fichten, aber auch Laubbäume – Birken,<br />

Ebereschen, Erlen, Weiden. Der Waldboden wur-<br />

Oben links: Die Skulptur<br />

«Auferstehung» des<br />

Bildhauers John Lundqvist<br />

in der Säulenvorhalle der<br />

Heiliggeistkapelle.<br />

Oben rechts: Blick vom<br />

leicht erhöhten «Meditations-Hain»<br />

auf den von<br />

Gunnar Asplund 1935-1940<br />

erschaffenen Komplex aus<br />

Heiliggeistkapelle (rechts,<br />

mit Kolonnade), Krematorium<br />

und kleinen Nebenkapellen,<br />

der das Zentrum des<br />

Waldfriedhofs bildet.<br />

Links: Blick von der Wiese<br />

zum Waldrand. Unmittelbar<br />

am Waldrand die erste<br />

Gräberfront.<br />

06/18<br />

13


Waldfriedhöfe<br />

Der schnurgerade durch den<br />

Wald führende «Weg der sieben<br />

Brunnen» (unten, Blick<br />

vom «Meditations-Hain»<br />

aus), dessen Abschluss<br />

am anderen Ende die von<br />

Sigurd Lewerentz 1921-1925<br />

erbaute Auferstehungskapelle<br />

(oben) bildet.<br />

1<br />

1935 übertrug die Friedhofsbehörde<br />

den Bau des Hauptkomplexes<br />

Asplund allein. Daraufhin<br />

kam es zwischen den<br />

beiden Architekten zum Zerwürfnis.<br />

Lewerentz wurde aber<br />

für die Landschaftsgestaltung<br />

weiterhin hinzugezogen.<br />

de vom Unterholz befreit und ist durchgehend<br />

von Gras bedeckt. Entgegen den ursprünglichen<br />

Absichten wurde der Wald stellenweise stark gelichtet.<br />

Dies geschah nicht bloss aus praktischen<br />

Gründen, sondern auch um einer erhabeneren<br />

Wirkung willen: Die einzelnen Stämme kommen<br />

im lichteren Wald besser zur Geltung und können,<br />

wie es in einer Beschreibung heisst, als «Pfeiler<br />

einer Naturkirche» gedeutet werden.<br />

Zwischen den Stämmen unregelmässig verstreut<br />

Einzelgrabmäler. Keine Grabeinfassungen<br />

unterbrechen die zusammenhängende Grasdecke.<br />

Neben den Einzelgräbern gibt es grössere,<br />

regelmässig angelegte Gräberfelder mit jeweils<br />

einheitlichen Gestaltungsvorschriften. Die Grabmäler<br />

sind überwiegend skandinavisch schlicht;<br />

die Suche nach herausragender Grabmalkunst –<br />

künstlerisch eigenständigen Grabsteinen oder gar<br />

Skulpturen – verläuft wenig erfolgreich.<br />

Den Waldfriedhof durchweht der Geist der Romantik:<br />

Seine Wirkung liegt in den emotionalen<br />

Assoziationen, die er im Besucher weckt, den<br />

Vorstellungen, die er hervorruft. Diese Romantik<br />

überlässt allerdings nichts dem Zufall: Der Stockholmer<br />

Skogskyrkogården ist eine bis ins Detail<br />

durchgeplante Architekten-Anlage. Nicht nur die<br />

Gebäude, auch die Wege und Gräberfelder, und<br />

sogar die Bäume selbst folgen einem übergeordneten<br />

Gestaltungsprinzip. Das zentrale Motiv, das<br />

sich überall im Waldfriedhof verkörpert findet, ist<br />

das Ritual des Übergangs.<br />

RITUALISIERTE LANDSCHAFT<br />

Die Anlage spielt mit Übergängen, mit Grenzen, sowohl<br />

sichtbaren wie metaphorischen. Himmel und<br />

Erde, Hügelkuppe und Senke, Wald und Lichtung<br />

bilden in die Landschaft gezeichnete Trennlinien.<br />

Die Natur sorgt in Skandinavien ganzjährig<br />

für dramatische Stimmung. Lange, dunkle Winter,<br />

tiefstehende Sonne, weisse Sommernächte<br />

– die Extreme der Jahreszeiten bilden einen<br />

Hintergrund, vor dem die Sonne mythische Kraft<br />

erhält und der Übergang vom Dunkel zum Licht<br />

besondere Bedeutung erhält. Die Silhouette des<br />

Kreuzes gegen den Himmel, der Eintritt von der<br />

offenen Rasenfläche in den Wald, die schmalen,<br />

hellen Wegschneisen im Waldesdunkel – die Gestaltungselemente<br />

des Waldfriedhofs verstärken<br />

das nordische Natur-Drama durch die Betonung<br />

dieses wichtigsten Kontrastes.<br />

Übergangs-Metaphorik auch in den Kapellen.<br />

Die kleine Waldkapelle ebenso wie die wenig<br />

später erbaute Auferstehungskapelle sind, beide<br />

auf jeweils eigene Weise, so konzipiert, dass die<br />

Trauer gäste in ihnen einen eigentlichen Übergangsritus<br />

vollziehen. Die Passage durch die Kapelle<br />

symbolisiert den Übergang von Tod, Verlust,<br />

Trauer zu Auferstehung und Freude, zum Leben.<br />

Asplund und Lewerentz vermischten im Waldfriedhof<br />

heidnische Motive sowohl des Nordens<br />

als auch der klassischen Antike mit christlichen<br />

Elementen mit dem Ziel, die Friedhofs-Landschaft<br />

mit symbolischem Gehalt aufzuladen und sie dadurch<br />

gleichsam zu ritualisieren – trauernde Hinterbliebene<br />

sollten in ihrem Leid, in ihren Gefühlen<br />

von Verlust und Schmerz, direkt angesprochen<br />

und aufgefangen werden.<br />

Beide Architekten verstanden es meisterhaft,<br />

in ihren Werken den Geist eines Ortes zum Ausdruck<br />

zu bringen, sie in einen lesbaren Kontext<br />

zu setzen, ein Narrativ zu schaffen. Lewerentz<br />

hatte sich bereits vor 1915 in besonderer Weise<br />

dem Sakralen und Monumentalen verschrieben.<br />

Es war Lewerentz, der in erster Linie für die Landschaftsgestaltung<br />

des Waldfriedhofs verantwortlich<br />

zeichnete, während die meisten Hochbauten<br />

von Asplund stammten. In seiner Gesamtheit ist<br />

der Stockholmer Waldfriedhof, mit der Ausnahme<br />

des Hauptkomplexes um die Heiligkreuzkapelle 1 ,<br />

jedoch ein wahres Gemeinschaftswerk.<br />

AUSWIRKUNGEN DER<br />

FRIEDHOFSREFORMBEWEGUNG<br />

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem<br />

Münchner Waldfriedhof in Deutschland ins Rollen<br />

gekommene Friedhofs-Reformbewegung<br />

14<br />

06/18


Waldfriedhöfe<br />

fand 1915 mit dem internationalen Wettbewerb<br />

für den neuen Stockholmer Friedhof ihren ersten<br />

Ausdruck in Schweden. Der Wettbewerb war der<br />

erste einer ganzen Serie, die alle darauf ausgerichtet<br />

waren, innovative Ansätze zu ermutigen<br />

und zu fördern.<br />

Den Reformern in Deutschland ein besonderer<br />

Stein des Anstosses war die Grabmalkultur; sie<br />

wandten sich vehement sowohl gegen die ungezügelte<br />

grossbürgerliche Prachtentfaltung in häufig<br />

überdimensionierten Grabanlagen («sinnentleerter<br />

Grabmalpomp») wie auch gegen die aufkommende<br />

industrielle Massenproduktion von Grabsteinen<br />

minderer Qualität («Fabrikware»). Abhilfe,<br />

oder genauer: Harmonie und Geschlossenheit<br />

versprach man sich von der Entwicklung eines «Typus».<br />

Die Normierung der Grabmäler sollte Qualität,<br />

Ästhetik und guten Geschmack gewährleisten.<br />

Hans Grässels Grabmalvorschriften für den Waldfriedhof<br />

in München setzten diese Forderung als<br />

erste in mustergültiger Weise um. 2<br />

Für Schweden zentraler war die zweite Stossrichtung<br />

der Friedhofsreformer, die gegen das<br />

herrschende Ideal des Friedhofs als Landschaftsgarten<br />

zielte. Anstelle von unübersichtlichen<br />

Grundriss-Strukturen und gewundenen Wegführungen<br />

forderten sie klare Linien, gerade Wege,<br />

ein formales System. Dass vielen Kritikern auch die<br />

Trivialisierung des Totengedenkens in volksparkähnlichen<br />

Gartenanlagen ein Greuel war, haben<br />

wir bereits gesehen (s. Seite 5).<br />

Im Stockholmer Waldfriedhof mit seinen einheitlichen<br />

Gräberfeldern, seiner straffen Wegeführung,<br />

und insbesondere in seiner auf still-erhabene<br />

Wirkung ausgelegten Gesamtkomposition<br />

sind viele reformerische Anliegen verwirklicht.<br />

Der Skogskyrkogården war der erste einer ganzen<br />

Reihe von Friedhöfen, die in Schweden in der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zeichen der<br />

Friedhofsreformbewegung entstanden.<br />

UNESCO WELTKULTURERBE<br />

1994 wurde der Stockholmer Waldfriedhof von der<br />

UNESCO als herausragendes Beispiel für gelungene<br />

Integration von Architektur in ihre Umgebung<br />

in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.<br />

«Der Erfolg, mit dem Asplund und Lewerentz natürliche<br />

mit künstlerischen und architektonischen<br />

Qualitäten in Einklang gebracht haben, verleiht<br />

diesem Friedhof herausragenden unabhängigen<br />

kulturellen Wert», heisst es in der Begründung. Der<br />

Stockholmer Waldfriedhof zeichne sich aus durch<br />

höchste künstlerische Qualität und habe in vielen<br />

Ländern der Erde einen profunden Einfluss auf die<br />

Friedhofsgestaltung gezeitigt. 3<br />

Nichtsdestotrotz: Ebenso wie der Schaffhauser<br />

Waldfriedhof in der Schweiz einzigartig dasteht,<br />

fand auch der Stockholmer Skogskyrkogården<br />

keine ernsthaften Nachahmer in Schweden. Dies<br />

ist angesichts seiner geradezu epischen Monumentalität<br />

wenig erstaunlich. In der Erinnerung<br />

haften bleibt er als zeitloses Sinnbild des Nordens.<br />

Literatur:<br />

Caroline Constant: The Woodland<br />

Cemetery: Toward a Spiritual<br />

Landscape. Erik Gunnar<br />

Asplund and Sigurt Lewerentz<br />

1915-61, Stockholm 1994.<br />

2<br />

Nicht allen ist es allerdings<br />

gelungen, so wie Hans Grässel<br />

den goldenen Mittelweg<br />

zu finden zwischen den Entgleisungen,<br />

die vollständige<br />

Gestaltungsfreiheit mit sich<br />

bringt, einerseits und Erstarrung<br />

in monotoner Uniformität<br />

andererseits.<br />

3<br />

whc.unesco.org/en/list/558/<br />

06/18<br />

15


Ausstellung<br />

AUF DEN SPUREN VON<br />

FERDINAND SCHLÖTH<br />

HEUTE FAST VERGESSEN, ZÄHLTE ER IM 19. JAHRHUNDERT ZU DEN BEKANNTESTEN SCHWEI-<br />

ZER BILDHAUERN: DER BASLER FERDINAND SCHLOETH (1818-1891). BASEL ERINNERT ANLÄSS-<br />

LICH SEINES 200. GEBURTSTAGES IN ZWEI AUSSTELLUNGEN AN DEN KÜNSTLER.<br />

Franziska Mitterecker<br />

Oben: Psyche (3. Version),<br />

1882. Marmor, 149x75x60<br />

cm, Dauerleihgabe des Basler<br />

Kunstvereins (seit 2004).<br />

Fotos: Franziska Mitterecker<br />

«Der Basilisk, Zeus und die verschleppten Professoren»<br />

– der Titel der Ausstellung in der Skulpturhalle<br />

Basel weckt die Aufmerksamkeit. Worum<br />

geht es da? Ferdinand Schlöth, aha. Wer war das<br />

nochmal? Irgend so ein Bildhauer – was hat der mit<br />

«verschleppten Professoren» zu tun?<br />

Es ist ein cleverer Titel für eine Ausstellung über<br />

einen vergessenen Künstler, dessen Kunst bereits<br />

zu Lebzeiten nicht mehr gefragt war, und dessen<br />

Werke bald nach seinem Tod in den Depots von<br />

Museen und auf staubigen Dachböden verschwanden,<br />

wenn sie nicht gleich ganz entsorgt wurden.<br />

Was gibt es zu sehen in dieser Ausstellung? Zuallererst:<br />

Marmor. Ferdinand Schlöth hatte sich sein<br />

ganzes Bildhauer-Leben lang dem Marmor verschrieben,<br />

und er war, dies gestanden ihm selbst<br />

seine vehementesten Kritiker vorbehaltlos zu, ein<br />

Meister in dessen Oberflächenbearbeitung. Aber<br />

nicht irgendein Marmor durfte es sein. Ins Atelier<br />

von Ferdinand Schlöth wurde nur blütenweisser<br />

Carrara-Marmor eingelassen, in Anlehnung an seine<br />

künstlerischen Vorbilder, die grossen Meister<br />

der klassischen Antike und, zeitlich etwas näher,<br />

die klassizistischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen<br />

und Antonio Canova. Eine repräsentative Auswahl<br />

aus seinem rund hundert Werke umfassenden<br />

Œuvre ist noch bis zum 23. Dezember <strong>2018</strong> in der<br />

Skulpturhalle ausgestellt.<br />

DIE WERKE DER AUSSTELLUNG<br />

Die schönsten Stücke der Ausstellung sind eine<br />

kleine Gruppe freier Skulpturen, deren Motive der<br />

16 06/18


Ausstellung<br />

antiken Mythologie entnommen sind. Das Zentrum<br />

bilden eine Leda mit Schwan, eine Psyche<br />

und eine Bacchantin. Den im Ausstellungstitel genannten<br />

Zeus spürt man nur in Verkleidung auf: als<br />

Schwan an Ledas Brust lehnend, als Adler in einem<br />

gerahmten Relief Ganymed umfassend.<br />

Bei den «verschleppten Professoren» handelt<br />

es sich um die Ehren-Büsten von zehn Professoren,<br />

welche die Universität Basel 1874 bei Ferdinand<br />

Schlöth in Auftrag gegeben hatte. Sie wurden im<br />

damaligen Universitätsmuseum (heute: Naturhistorisches<br />

Museum) aufgestellt, wo sie mehr als<br />

120 Jahre lang verblieben. 2008 übergab das Naturhistorische<br />

Museum die Büsten – aus «Sicherheitsgründen»,<br />

wie es hiess – der Skulpturhalle als<br />

unbefristete Leihgabe.<br />

Und was hat es mit dem Basilisken auf sich? 1879<br />

entwarf Ferdinand Schlöth für die neu erbaute<br />

Wettsteinbrücke vier Basilisken, die in Gusseisen<br />

gegossen und paarweise an beiden Brückenenden<br />

als Wächter aufgestellt wurden. Sie wurden<br />

schnell zu einem beliebten Wahrzeichen. Nichtsdestotrotz<br />

wurden die vier Skulpturen anlässlich<br />

einer Brückenverbreiterung im Jahr 1936 abmontiert<br />

und verkauft. Nach dem Neubau der Wettsteinbrücke<br />

kaufte die Stadt eine der vier Figuren<br />

zurück und versetzte sie 1995 auf einem Betonsockel<br />

auf der Grossbasler Seite (Bild S. 18). Leider<br />

hat das zurückgekaufte Exemplar für den gewählten<br />

Standort die falsche Orientierung: Während<br />

die vier ursprünglichen Basilisken der Brücke zugewandt<br />

waren, kehrt dieser ihr den Rücken.<br />

Zurück in die Skulpturhalle. Eine Diashow, zwischen<br />

den Professorenköpfen an die Wand projiziert,<br />

zeigt Bilder weiterer Werke Schlöths und<br />

informiert über deren Entstehung und Verbleib<br />

– soweit bekannt. Viele Werke sind verschollen.<br />

2004 hatte die Skulpturhalle Basel eine grosse<br />

Retrospektive über Ferdinand Schlöth gezeigt. Es<br />

war die erste überhaupt gewesen, und bisher auch<br />

die letzte. Die achtzehn Werke der diesjährigen<br />

Ausstellung sind damals als Deposita in der Skulpturhalle<br />

verblieben, liest man auf einem Informations-Plakat.<br />

Ferdinand Schlöth war zu Lebzeiten<br />

einer der bekanntesten – und angesehensten –<br />

Bildhauer der Schweiz gewesen. Weshalb erfährt<br />

sein Œuvre heute kaum noch Anerkennung?<br />

WANDEL IN GESELLSCHAFT UND GESCHMACK<br />

Der Hauptgrund wurde mit der Nennung seiner<br />

künstlerischen Vorbilder bereits angedeutet:<br />

Ferdinand Schlöth strebte sein Leben lang nach<br />

Vollendung in der Manier der klassischen Meister.<br />

Als er Mitte des 19. Jahrhunderts seine Karriere<br />

aufnahm, war die grosse Zeit des Klassizismus<br />

in der Bildhauerei jedoch vorüber. Nicht nur sein<br />

Stil, auch Schlöths hauptsächlich der Mythologie<br />

entlehnte Motive waren bei den Kunstliebhabern<br />

der zweiten Jahrhunderthälfte nicht mehr gefragt.<br />

Der Geschmackswandel war unter anderem<br />

eine Folge der Verschiebung der wichtigsten Käuferschicht<br />

von der Hocharistokratie zum Grossbürgertum,<br />

welches anstelle der vor 1850 beliebten<br />

puristischen Motive nach pathetischen oder sinnlich-erotischen<br />

Werken verlangte.<br />

Dass der Basler Bildhauer trotz seines Festhaltens<br />

am klassizistischen Ideal in der Schweiz<br />

nationalen Ruhm erlangte, hatte er zwei grossen<br />

öffentlichen Aufträgen zu verdanken. Wie im übrigen<br />

Europa, verlangte das Bürgertum in der zweiten<br />

Jahrhunderthälfte auch in der Schweiz nach<br />

öffentlicher Zelebrierung ruhmvoller Höhepunkte<br />

seiner Geschichte in Form von Denkmälern. Ferdinand<br />

Schlöths Entwurf für das erste National-<br />

Oben links: Christusbüste<br />

(2. Version), 1883. Marmor,<br />

90x65x42 cm, Dauerleihgabe<br />

des Basler Kunstvereins<br />

(seit 2004).<br />

Oben rechts: Leda mit<br />

dem Schwan (3. Version),<br />

1890/91. Marmor, Oberflächenbearbeitung<br />

an<br />

den Flügeln unvollendet,<br />

55x83x32,5 cm, Dauerleihgabe<br />

des Basler Kunstvereins<br />

(seit 2004).<br />

06/18<br />

17


Ausstellung<br />

Oben: Gusseiserner Basilisk<br />

an der Wettsteinbrücke in<br />

Basel, gegossen nach einem<br />

Entwurf von Ferdinand<br />

Schlöth (1879). Höhe 3.05<br />

Meter, Spannweite der Flügelspitzen<br />

3 Meter, Gewicht<br />

4 Tonnen.<br />

denkmal der Schweiz, ein Winkelried-Monument<br />

in Stans, erhielt im Wettbewerb den ersten Preis<br />

zugesprochen. Am 3. September 1865 wurde die<br />

3,6 Meter hohe marmorne Figurengruppe auf<br />

dem Dorfplatz von Stans unter grossem Beifall<br />

der Massen feierlich enthüllt. Ein zweiter öffentlicher<br />

Grossauftrag war noch während der Arbeit an<br />

der Winkelried-Gruppe gefolgt: Seine Vaterstadt<br />

Basel bestellte bei ihm als Ersatz für den stark<br />

verwitterten Sandsteinpfeiler, der an die eidgenössischen<br />

Helden der Schlacht von St. Jakob<br />

erinnerte, ein neues grosses Monument. Das St.<br />

Jakobs-Denkmal (Bild S. 19) wurde am 26. August<br />

1872 eingeweiht.<br />

Seine beiden grossen Denkmäler machten Ferdinand<br />

Schlöth zwar innerhalb der Schweiz berühmt,<br />

aber weder reich – im Gegenteil, das St.<br />

Jakobs-Denkmal war für ihn finanziell ein Verlustgeschäft,<br />

das ihn beinahe ruiniert hätte – noch als<br />

freien Künstler populärer. Seinen Lebensunterhalt<br />

verdiente er in erster Linie mit Portraitbüsten; von<br />

seinen freien Werken konnte er nur wenige verkaufen.<br />

begann zu modellieren, machte erste Versuche in<br />

der Bildhauerei.<br />

In der Bildhauerei fand er seine Berufung. Jedoch<br />

in seiner Vaterstadt Basel keinen Lehrer, der<br />

ihm künstlerisch anspruchsvollen Unterricht hätte<br />

bieten können. Im Herbst 1843 machte er sich<br />

auf den Weg nach Rom.<br />

Das bildhauerische Schaffen in Rom stand zu<br />

dieser Zeit noch ganz im Banne von Bertel Thorvaldsen,<br />

der bis 1842 hier gewirkt hatte, und in<br />

dessen Fussstapfen zu treten zahlreiche Bildhauer<br />

versuchten. Der programmatische Idealismus von<br />

Thorvaldsens Werken übte auch auf Ferdinand<br />

Schlöth einen prägenden Einfluss aus.<br />

ERSTE JAHRE IN ROM<br />

Wo und bei wem Ferdinand Schlöth zwischen<br />

1843 und 1847 in die Lehre ging, ist unbekannt.<br />

1847 tritt er mit der Eröffnung seiner eigenen<br />

Bild hauer-Werkstatt in Rom wieder ins Licht der<br />

Geschichte. Noch im selben Jahr erhielt er auch<br />

schon seinen ersten Auftrag: Der reiche Basler<br />

Kaufmann und Arzt Martin Burckhardt-His bestellte<br />

zwei lebensgrosse Portraitstatuen von<br />

seinen beiden kleinen Söhnen und liess sie in<br />

Carrara-Marmor ausführen (s. Kasten). Motivisch<br />

1<br />

Die stark beschädigte Skulptur<br />

befindet sich heute im<br />

Depot des Kunstmuseums<br />

Basel. Die gegenwärtig in der<br />

Skulpturhalle ausgestellte<br />

Psyche entstand 1882 nach<br />

demselben Modell.<br />

EIN BASLER SCHLOSSER AUF DEM WEG NACH<br />

ROM<br />

Lukas Ferdinand Schlöth wurde am 25. Januar<br />

1818 in Basel als sechstes von acht Kindern eines<br />

Schlossermeisters geboren. Obwohl er sich bereits<br />

als Kind zur Kunst hingezogen fühlte, deutete<br />

auf eine künstlerische Karriere lange Zeit nichts<br />

hin. Nach Abschluss der Realschule machte er im<br />

väterlichen Betrieb eine Lehre als Schlosser und<br />

Mechaniker, ging auf Wanderschaft, übernahm<br />

nach dem Tod des Vaters im Jahr 1839 die Schlosserei<br />

zusammen mit seinem Bruder. In diesen<br />

Jahren begann er, sich intensiver mit Kunst zu beschäftigen.<br />

Er nahm privaten Zeichenunterricht,<br />

Familienzusammenführung im Haus zum<br />

Kirschgarten<br />

Die beiden ersten Werke Ferdinand Schlöths aus<br />

dem Jahr 1847 sind seit Januar <strong>2018</strong> im Haus<br />

zum Kirschgarten des Historischen Museums<br />

Basel zu besichtigen. Nachdem die beiden Brüder<br />

Martin Eduard Alfred (links) und Friedrich<br />

Albert Burckhardt jahrzehntelang getrennt waren,<br />

sind sie dank einer Schenkung nun wieder<br />

vereint. Marmor, 105 und 92 cm hoch. Besitz des<br />

Historischen Museums Basel.<br />

18<br />

06/18


Ausstellung<br />

stehen bereits diese frühesten Werke Schlöths<br />

in der Tradition antiker Vorbilder, von der weitgehenden<br />

Nacktheit der Körper bis hin zu den<br />

Accessoires, wie beispielsweise den Trauben, die<br />

der ältere Knabe in den Händen hält.<br />

Auf den ersten Auftrag folgte die erste Durstrecke.<br />

Die Unruhen, die 1847 in mehreren Ländern<br />

Europas ausbrachen, waren dem Kunstmarkt<br />

nicht förderlich. Als junger namenloser Bildhauer<br />

war Schlöth von dieser Krise besonders stark getroffen.<br />

Dank dem Einsatz einer Basler Gönnerin<br />

bestellte dann das Basler Museum im Jahr 1849<br />

eine mythologische Marmorstatue bei ihm, 1850<br />

konnte er die fertige Skulptur, eine Psyche, in die<br />

Heimat schicken. 1<br />

Diese ersten beiden Aufträge demonstrieren die<br />

wichtigste Grundkonstante in Ferdinand Schlöths<br />

Existenz als Künstler: Der Bildhauer hatte zwar seine<br />

Werkstatt in Rom, seine Käuferschaft stammte<br />

aber beinahe ausschliesslich aus der Schweiz,<br />

oder noch präziser: aus Basel. Dies machte ihn<br />

abhängig von guten Kontakten zu einflussreichen<br />

Gönnern in seiner Heimatstadt.<br />

ENTBEHRUNGSREICHES KÜNSTLERLEBEN<br />

31 Jahre lebte und arbeitete Ferdinand Schlöth in<br />

Rom, meist mehr schlecht als recht, von Existenzängsten<br />

geplagt, um Aufträge bangend, ohne den<br />

entscheidenden Durchbruch zu schaffen, aber<br />

auch ohne definitives Scheitern. Die Rückkehr<br />

nach Basel hätte ihm zu jedem Zeitpunkt ein<br />

wirtschaftlich gesichertes Leben ermöglicht;<br />

gute Bildhauer waren in seiner Heimatstadt gefragt,<br />

an Aufträgen hätte es ihm sicherlich nicht<br />

gemangelt. Doch wäre er gezwungen gewesen,<br />

auch Arbeiten auszuführen, die er als unter seiner<br />

künstlerischen Würde erachtete – Funeralskulpturen,<br />

Bauornamentik, bescheidene Kleinplastiken.<br />

Dazu war er nicht bereit. Hinzu kam der hohe<br />

Prestigewert, den Rom, die Stadt der Künste, für<br />

jeden Künstler mit sich brachte. Solange Ferdinand<br />

Schlöth in Rom lebte und wirkte, wenn auch<br />

noch so mühevoll, konnte er sich in seiner Heimat<br />

mit einem Nimbus umgeben, der ihm als Basler<br />

«Bildhauer von nebenan» auf der Stelle genommen<br />

worden wäre.<br />

1874 hatten seine Sorgen ein Ende: Er wurde von<br />

einer reichen Witwe aus Basel geheiratet, kehrte<br />

in seine Heimat zurück und verbrachte seinen Lebensabend<br />

in grossbürgerlicher Behaglichkeit. Im<br />

Sommer 1891 starb er im Alter von 73 Jahren auf<br />

dem Landsitz seiner Frau in Lutzenberg (AR) über<br />

dem Bodensee.<br />

FERDINAND SCHLÖTH ALS BILDHAUER DES 19.<br />

JAHRHUNDERTS<br />

Das posthume Schicksal Ferdinand Schlöths ereilte<br />

auch die übrigen Schweizer Bildhauer des<br />

19. Jahrhunderts: Sie gerieten schnell und vielfach<br />

gänzlich in Vergessenheit. Kunsthistoriker des 20.<br />

Jahrhunderts taten ihre Kunst meist generell als<br />

«qualitativ minderwertig» ab und mochten sich<br />

nicht mit ihnen beschäftigen. An Deutschschweizer<br />

Bildhauern kennt man heute vielleicht gerade<br />

noch Heinrich Max Imhof und Richard Kissling; ist<br />

einem Ferdinand Schlöth überhaupt ein Begriff,<br />

verbindet man ihn höchstens mit seinen beiden<br />

grossen Denkmälern, als Basler allenfalls noch mit<br />

den Basilisken der alten Wettsteinbrücke.<br />

Basel entdeckte seinen einst berühmten Sohn<br />

anlässlich der grossen Retrospektive im Jahr 2004<br />

wieder. Zum ersten Mal wurde geforscht: nach<br />

Werken, nach Lebensdaten, nach erhaltenen Briefen<br />

und anderen Dokumenten. Die rekonstruierte<br />

Geschichte Ferdinand Schlöths wurde im ausführlichen<br />

Ausstellungskatalog und in einer daraus<br />

hervorgegangenen Monographie veröffentlicht (s.<br />

Literaturangaben). Wer sich für Leben und Werk<br />

des Basler Bildhauers interessiert, dem seien beide<br />

Publikationen wärmstens empfohlen.<br />

Oben: St. Jakobs-Denkmal,<br />

enthüllt am 26. August 1872,<br />

St. Jakobs-Strasse, Basel.<br />

Marmor. Das Denkmal wurde<br />

2004-2010 restauriert.<br />

Literatur:<br />

Stefan Hess: Zwischen Winckelmann<br />

und Winkelried.<br />

Der Basler Bildhauer Ferdinand<br />

Schlöth (1818-1891), Berlin<br />

2010.<br />

Stefan Hess, Thomas Lochmann<br />

(Hrsg.): Klassische<br />

Schönheit und vaterländisches<br />

Heldentum. Der Basler<br />

Bildhauer Ferdinand Schlöth<br />

(1818-1891), Basel 2004.<br />

06/18<br />

19


Objekte und Projekte<br />

Steinmetz Michael Egli bei der Arbeit vor hochaufmerksamem<br />

Publikum. (Fotos: Jens Steiner)<br />

«TAG DES STEINMETZES»<br />

IM KULTURERBEJAHR <strong>2018</strong><br />

AM 20. OKTOBER <strong>2018</strong> EMPFING STEINMETZ MICHAEL EGLI IN DER STADTBERNISCHEN<br />

CARLO BERNASCONI AG ZUM «TAG DES STEINMETZES». DER ANKLANG WAR GROSS: RUND<br />

60 BESUCHERINNEN UND BESUCHER FOLGTEN DER EINLADUNG ZUM VERTIEFTEN EIN-<br />

BLICK IN DIE TRADITION DER STEINBEARBEITUNG.<br />

Franziska Mitterecker<br />

1<br />

Das «Forum Handwerk in der<br />

Denkmalpflege» ist die Alumni-Vereinigung<br />

der Handwerkerinnen<br />

und Handwerker in<br />

der Denkmalpflege mit eidgenössischem<br />

Fachausweis.<br />

www.handwerkid.ch.<br />

Das «Europäische Jahr des Kulturerbes» neigt sich<br />

dem Ende entgegen. Europaweit haben in den<br />

vergangenen elf Monaten unzählige öffentliche<br />

Veranstaltungen stattgefunden, welche alle ein gemeinsames<br />

Ziel verfolgten: die Bevölkerung für die<br />

Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren.<br />

«Sharing Heritage» war als Motto für das Kulturerbejahr<br />

gesetzt worden. Das europäische Kulturerbe<br />

sollte nach dem Willen der verantwortlichen<br />

Köpfe allumfassend geteilt werden: zwischen Alt<br />

und Jung, zwischen Einheimischen und Zugezogenen,<br />

zwischen Orten, Regionen und Ländern.<br />

Die kulturelle Entwicklung Europas hielt sich zu<br />

keiner Zeit an Landes- oder Sprachgrenzen. Zugleich<br />

lassen sich überall lokale Besonderheiten<br />

entdecken. Insbesondere auf diesem Ansatz – vom<br />

lokal Vertrauten zum europäisch Gemeinsamen<br />

– sollten die Projekte und Veranstaltungen des<br />

Kulturerbejahres aufbauen.<br />

Die Schweiz war mit einer eigenen nationalen<br />

Kampagne dabei («Kunst und Stein» hat in der Ausgabe<br />

02/2017 über deren Lancierung berichtet).<br />

Neben zahlreichen weiteren Organisationen hat<br />

sich auch das «Forum Handwerk in der Denkmalpflege»<br />

(Forum HiD) 1 mit einer Veranstaltungsreihe<br />

beteiligt. Einer der ersten, die vor Jahresfrist bei<br />

20 06/18


Objekte und Projekte<br />

Demonstration am Werkstück.<br />

Schatzsuche im Sandhaufen.<br />

den Forums-Verantwortlichen ein Projekt eingereicht<br />

hatten, war der junge Steinmetz und angehende<br />

Handwerker in der Denkmalpflege Michael<br />

Egli.<br />

«TAG DES STEINMETZES»<br />

«Hier lebt altes Handwerk» – der Titel der Veranstaltungsreihe<br />

des Forums HiD war auch für<br />

Michael Egli Programm. Am «Tag des Steinmetzes»<br />

vermittelte er seinen Gästen in zwei Führungen<br />

von jeweils zweieinhalb Stunden Dauer Einblicke<br />

in sein traditionsreiches Handwerk. Die drei Stationen<br />

Steingewinnung – Werkzeugherstellung<br />

– Steinbearbeitung bildeten die Eckpfeiler der<br />

Veranstaltung. Zwischen Kurzvorträgen und Live-<br />

Demon strationen von Arbeitsschritten konnten<br />

sich die Gäste selbst als Steinmetze und Steinmetzinnen<br />

versuchen. Die Verschmelzung von<br />

Geschichtlichem, Theorie und Praxis kam an und<br />

erwies sich vor allem als überaus familientauglich.<br />

Auch für die Allerkleinsten war gesorgt: Sie<br />

konnten in einem in der Werkhalle aufgeschütteten<br />

Haufen Sand nach versteckten Münzen graben<br />

oder aus Ton Figuren kneten, während sich die<br />

Grösseren und die Grossen mit Schlageisen, Knüpfel<br />

und Fläche an Berner Sandstein versuchten.<br />

STEINBRUCH – SCHMITTE – WERKBANK<br />

Michael Eglis Programm verfolgte den Weg des<br />

Steins vom Abbau im Steinbruch bis zur Feinbearbeitung<br />

auf der Werkbank, gab den Besucherinnen<br />

und Besuchern einen Überblick über die<br />

geschichtliche Entwicklung von Arbeitsmethoden<br />

und Werkzeugen, und liess auch nicht aus, dass zum<br />

Repertoire eines Steinmetzes auch das eigenhändige<br />

Schmieden seines Werkzeugs gehört. Die Station<br />

Schmitte war ein besonderes Highlight: Michael Egli<br />

zeigte in der grossen, gut eingerichteten hauseige-<br />

Steinmetzmeister-Nachwuchs.<br />

nen Schmiede zwischen dem offenem Feuer der<br />

Esse und dem Amboss vor, wie Schlageisen gehärtet<br />

und geschärft werden.<br />

ERFOLGREICHE NACHWUCHSWERBUNG<br />

Der Erfolg des europäischen Kulturerbejahres insgesamt<br />

lässt sich an dieser Stelle nicht beurteilen.<br />

Michael Egli jedenfalls hat mit seiner Veranstaltung<br />

sein Ziel erreicht: den Steinmetz-Beruf einer<br />

grösseren Öffentlichkeit – insgesamt 49 Personen<br />

hatten sich für die Führungen angemeldet, gekommen<br />

sind schliesslich weit mehr – nahezubringen.<br />

Die Gelegenheit, selbst Steinmetz-Werkzeuge in<br />

die Hand zu nehmen, wurde nicht nur mit grossem<br />

Enthusiasmus genutzt, sondern dürfte auch den<br />

Respekt vor dem anspruchsvollen Handwerk gefördert<br />

haben.<br />

Kinder und Jugendliche mit seinem Programm<br />

anzusprechen, war Michael Egli ein besonderes<br />

Anliegen gewesen. Auch hierin hatte er Erfolg: Drei<br />

seiner jungen Gäste haben sich noch am selben<br />

Tag für eine Schnupperlehre angemeldet.<br />

06/18<br />

21


Objekte und Projekte<br />

«Wenn man etwas gerne macht,<br />

kommt es automatisch gut»<br />

2015 hat Michael Egli (Jahrgang 1993) seine Lehre als Steinmetz abgeschlossen. Mit seinen jungen Jahren<br />

hat er bereits vieles erreicht: Gold an den SwissSkills 2014, Fünfter an den WorldSkills 2015, erneut Gold<br />

an den EuroSkills <strong>2018</strong> (s. «Kunst und Stein» 05/<strong>2018</strong>). Seit Frühling 2017 bildet er sich berufsbegleitend<br />

zum «Handwerker in der Denkmalpflege» fort. Mit dem «Tag des Steinmetzes» hat er im Alleingang eine<br />

aufwendige Veranstaltung geplant und realisiert. Was treibt ihn an? «Kunst und Stein» hat mit Michael<br />

Egli über seine berufliche Motivation gesprochen.<br />

«Kunst und Stein»: Michael, rund 60 Personen<br />

haben deinen «Tag des Steinmetzes» besucht.<br />

In die Carlo Bernasconi AG verirrt man sich<br />

nicht zufällig. Wie hast du so viele Leute in die<br />

Werkstatt gebracht?<br />

Michael Egli: Ich habe viel Werbung gemacht.<br />

Ich habe, zusammen mit meiner Schwester,<br />

Flyer und Plakate designt und gezielt verteilt<br />

– in Bibliotheken, in Schulen, im BIZ. Ich habe<br />

im Internet auf die Veranstaltung hingewiesen,<br />

auf meiner eigenen Website, auf Facebook, auf<br />

LinkedIn. Und Lokalzeitungen kontaktiert – die<br />

sind ja häufig froh über solche Hinweise.<br />

Das klingt nach sehr viel Arbeit…<br />

Ja, es war viel Arbeit. Auch die Organisation der<br />

Veranstaltung selber – ich habe bereits im Februar<br />

mit der Planung und Vorbereitung angefangen.<br />

Hat dich dein Betrieb unterstützt?<br />

Carlo Bernasconi hat mir von Anfang an signalisiert:<br />

Wenn ich Hilfe brauche, bekomme ich sie.<br />

Das war dann zum Glück nicht nötig, es hat alles<br />

gut funktioniert. Carlo Bernasconi hat aber die<br />

Getränke und das Essen für die Veranstaltung<br />

gesponsert. Andernfalls hätten die Leute ihr<br />

Picknick selber mitbringen müssen.<br />

Der «Tag des Steinmetzes» war wie alle Veranstaltungen<br />

des Kulturerbejahres unentgeltlich.<br />

Monatelange Vorbereitung während<br />

der Freizeit, zweimal zweieinhalb Stunden<br />

intensives Programm für 60 Gäste, alles ohne<br />

Entschädigung – was war deine Motivation?<br />

Ich wollte meinen Beruf bekanntmachen. Immer<br />

weniger Leute wissen heute noch, was ein<br />

Steinmetz ist. Sie kennen das Berner Münster<br />

oder das Bundeshaus, aber dass diese Bauten<br />

von Steinmetzen errichtet wurden, in Handarbeit,<br />

ist kaum noch jemandem bewusst. Ein<br />

zweiter wichtiger Antrieb für mich war, dass<br />

wir im Augenblick keine Lehrlinge haben. Ich<br />

wollte junge Leute in den Betrieb holen.<br />

Deine Leidenschaft für deinen Beruf ist spürbar<br />

– wusstest du schon früh, dass du Steinmetz<br />

werden wolltest?<br />

Nein. Ich hatte nach der Schule eine Gärtner-Lehre<br />

angefangen. Das hat aber überhaupt<br />

nicht gepasst. Ich brach die Lehre ab – man<br />

empfahl mir bei der Gelegenheit, eine Anlehre<br />

zu machen – und ging erneut schnuppern.<br />

Hafner, Lackierer, und dann eben Steinmetz.<br />

Nach dem ersten Schnuppertag in der Carlo<br />

Bernasconi AG wusste ich, dass ich das Richtige<br />

gefunden hatte.<br />

Von der Empfehlung zur Anlehre zu Europas<br />

bestem Nachwuchs-Steinmetz – eine spannende<br />

Karriere…<br />

Wenn man etwas gerne macht, kommt es automatisch<br />

gut.<br />

Du bildest dich derzeit zum «Handwerker<br />

in der Denkmalpflege» weiter – was gefällt<br />

dir besonders an der Arbeit an historischen<br />

Bauten?<br />

Wir arbeiten viel in der Berner Altstadt. Egal ob<br />

Wohnhäuser oder Bundesbauten – wenn ich<br />

in eines dieser alten Gebäude eintrete, spüre<br />

ich seine jahrhundertelange Geschichte. Hier<br />

sind Menschen geboren worden und gestorben,<br />

hier gab es schöne Momente und Leid.<br />

Und in jedem behauenen Stein stecken Spuren<br />

meiner Vorgänger. Wenn ich an so einem Haus<br />

arbeite, bleibt auch von mir etwas darin zurück,<br />

werde ich Teil seiner Geschichte. Das ist etwas<br />

Schönes.<br />

Hast du Pläne für die Zukunft?<br />

Ich möchte gerne im nächsten Sommer auf die<br />

Walz gehen.<br />

Und danach?<br />

Danach möchte ich wieder nach Bern zurückkehren.<br />

Bern ist mir ans Herz gewachsen und<br />

ich möchte hier meine Spuren hinterlassen.<br />

22<br />

06/18


Alles für den Stein<br />

Hartmetallwerkzeuge<br />

Stahlwerkzeuge<br />

POSTSKRIPTUM: «HANDWERK IN DER<br />

DENKMALPFLEGE»<br />

Zusammen mit Michael Egli drücken gegenwärtig<br />

sechs weitere Steinmetze und Steinbildhauer die<br />

Schulbank im Lehrgang «Handwerker/Handwerkerin<br />

in der Denkmalpflege» (HiD). Der laufende<br />

Lehrgang ist demnächst abgeschlossen, im März<br />

2019 beginnt der nächste. Für die Steinberufe bildet<br />

HiD im Augenblick das schweizweit einzige<br />

Angebot der Höheren Berufsbildung. Der zweijährige<br />

berufsbegleitende Lehrgang vermittelt<br />

Berufsleuten aus acht verschiedenen Bauberufen<br />

eine Spezialisierung im Bereich historische Bauten,<br />

traditionelle Techniken und Denkmalpflege<br />

und führt zu einem eidgenössisch anerkannten<br />

Fachausweis.<br />

«Kunst und Stein» hat in der Ausgabe 01/2017<br />

ausführlich über «Handwerk in der Denkmalpflege»<br />

berichtet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der<br />

2012-2014 erstmals in der heutigen Form durchgeführte<br />

Lehrgang in den Kreisen der Denkmalpflege<br />

bereits gut etabliert. Seither hat der Fachausweis<br />

HiD auch bei Architekten, Bauherren und Hauseigentümern<br />

an Bekanntheit gewonnen. Damit ist<br />

das erklärte Ziel der Denkmalpflege – dass dereinst<br />

nur noch ausgewiesene Fachleute an denkmalgeschützten<br />

Objekten arbeiten dürfen – in<br />

kurzer Zeit ein grosses Stück näher gerückt.<br />

Ausgebildete Handwerker in der Denkmalpflege<br />

verfügen in ihrem Fachbereich nicht nur<br />

handwerklich über Spezialistenwissen. Zu ihren<br />

wichtigsten, heute immer stärker gefragten<br />

Kompetenzen zählen auch professionelle Dokumentation<br />

und Beratung. Und nicht zuletzt Kommunikation:<br />

Ihr fachübergreifendes Verständnis<br />

ermöglicht ihnen, zwischen Handwerkern verschiedener<br />

Gewerke ebenso zu vermitteln wie<br />

zwischen Bauherren und Denkmalpflegern.<br />

Fünfzehn Steinbildhauer und Steinmetze sind<br />

heute Inhaber des eidgenössischen Fachausweises<br />

HiD, nach Ende des laufenden Lehrgangs<br />

werden es zweiundzwanzig sein. Die historischen<br />

Bauten der Schweiz können im Bereich Naturstein<br />

durchaus noch einige Handwerkerinnen und<br />

Handwerker in der Denkmalpflege mehr gebrauchen.<br />

Im nächsten Lehrgang sind noch Plätze frei.<br />

Der nächste Lehrgang «Handwerker/Handwerkerin in in der<br />

Denkmalpflege» beginnt im März 2019.<br />

Anmeldeschluss: 14. Januar 2019.<br />

Informationen und Anmeldeformular: www.handwerkid.ch.<br />

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06/18<br />

23


Literatur<br />

Drei von vier Teilen der<br />

Skul pturengruppe aus<br />

Cristallina Tigrato für das<br />

Sportzentrum Zürich-Heuried,<br />

auf Wyss’ Werkplatz<br />

am Tiefenbrunnen, 1964.<br />

Foto: Erwin Küenzi<br />

EIN LEBEN AM STEIN<br />

EIN NEU ERSCHIENENES BUCH WIDMET SICH DEM GROSSEN SCHWEIZER BILDHAUER JOSEF<br />

WYSS (1922-2005). ZAHLREICHE SCHWARZ-WEISS-FOTOS SETZEN DAS WERK DES GLARNERS<br />

EINDRUCKSVOLL IN SZENE.<br />

Jens Steiner<br />

Josef Wyss am Modellieren<br />

für einen Brunnen in Brüttisellen,<br />

1993.<br />

Foto: Matthias Heller<br />

Als Josef Wyss, der die Schweizer Bildhauerszene<br />

während Jahrzehnten geprägt hatte, 2005 starb,<br />

blieben unzählige Fotos, Zeitungsausschnitte<br />

und Skizzen zurück. Wyss’ Töchter Magdalena<br />

und Rahel beschlossen, den Verein «Arbeit am<br />

Stein, in memoriam Josef Wyss» zu gründen. Nach<br />

zehnjähriger Sichtungsarbeit unter der Ägide der<br />

Kunsthistorikerin Annegret Diethelm und vielen<br />

Gesprächen mit Zeitgenossen ist nun ein voluminöser<br />

Band zu Leben und Werk des Bildhauers<br />

erschienen.<br />

SCHNELLER AUFSTIEG<br />

Am Walensee aufgewachsen, macht Josef Wyss<br />

seine Lehre beim Steinbildhauer Walter Meier in<br />

St. Gallen, kehrt nach Mühlehorn zurück, um später<br />

nach Zürich zu ziehen. Viele Jahre hat er seinen<br />

Werkplatz am Hafen Tiefenbrunnen. 1954 tritt er<br />

an der 1. Schweizer Plastikausstellung in Biel zum<br />

ersten Mal als Künstler in Erscheinung, mit einem<br />

Bison aus Alpenkalk. So vital und massiv wie dieser<br />

sind auch die meisten der folgenden Arbeiten,<br />

mit denen er national und international für Aufsehen<br />

sorgt. 1957 wieder an der Plastikausstellung,<br />

diesmal mit dem Henri Dunant-Denkmal, einem<br />

wuchtigen, aber sensibel austarierten Portal aus<br />

drei Granit-Balken. 1961 reist er mit Karl Prantl<br />

24 06/18


Literatur<br />

und anderen zum Mauersymposium nach Berlin<br />

und errichtet vor dem Reichstagsgebäude eine<br />

Stele aus fränkischem Muschelkalk. 1962 wird er<br />

an ein Bildhauersymposium in der Negev-Wüste<br />

eingeladen und erschafft dort zwei hohe Basaltstelen.<br />

Am bleibendsten aber bleibt Wyss in der<br />

Region Zürich in Erinnerung. Hier hat er viele<br />

markante Schulhausbrunnen geschaffen, auch<br />

einige Altare und vielerlei Kunst am Bau.<br />

INSPIRATION AUS ÄGYPTEN UND MEXIKO<br />

Zu Josef Wyss’ wichtigsten zeitgenössischen Inspirationsquellen<br />

gehören neben Karl Prantl Ödön<br />

Koch, Hans Aeschbacher oder Pierre Székely. Seine<br />

Arbeiten sind meist abstrakt-symbolisch und<br />

von grossem Volumen und verweisen in ihrer Formensprache<br />

auf weit zurückliegende Epochen der<br />

Menschheitsgeschichte. «Eigentlich hätte Josef<br />

Wyss zwei- oder dreitausend Jahre früher geboren<br />

werden sollen, denn seine Skulpturen sind mit<br />

den Werken der alten Griechen und Ägypter durchaus<br />

vergleichbar», zitiert Diethelm das Lexikon zur<br />

Kunst in der Schweiz, Sikart.<br />

Eine weitere uralte Kultur, die Wyss inspiriert, ist<br />

die der Maya. In drei Reisen nach Mexiko lernt er<br />

diese Kultur kennen, die sein Werk ab den frühen<br />

Siebzigerjahren prägt. «Die Skulpturen beginnen,<br />

die Grenzen eines Ortes gleichsam zu sprengen,<br />

sie entwickeln sich zu mehrteiligen Kompositionen,<br />

übergreifen Treppen und Plätze, greifen stärker in<br />

die Landschaft und nehmen Kontakt mit dem fernen<br />

Horizont auf», schreibt Diethelm. Später findet<br />

nochmals ein Wandel statt: Die kraftvolle Archaik<br />

weicht zugunsten von mehr Leichtigkeit zurück,<br />

und auch Figuratives beginnt eine Rolle zu spielen.<br />

Der Band vermittelt all dies ‒ Wyss’ Laufbahn,<br />

seine künstlerischen Ideen und seinen Charakter<br />

‒, auf sehr lebendige Weise. Den grössten Teil aber<br />

nimmt die Dokumentation seiner Werke in beeindruckenden<br />

Fotografien ein. Ein Buch, das viel Freude<br />

bereitet.<br />

Josef Wyss ‒ Am Stein<br />

Verein «Arbeit am Stein, in memoriam Josef Wyss» (Hrsg.)<br />

272 Seiten, 360 Abbildungen<br />

Johannes Petri Verlag, Basel <strong>2018</strong>, ca. CHF 39.-<br />

Skulpturengruppe aus<br />

Granit (Rosa di Baveno),<br />

am Ausbildungszentrum<br />

des Baumeisterverbands<br />

in Sursee, 1971.<br />

Foto: unbekannt.<br />

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06/18<br />

25


Verbände / Branchen-Info<br />

WER – WO – WAS<br />

sendem auf den Gräbern steht! Dazu als<br />

Zugaben noch diese unsäglichen Plastikengel<br />

und all der andere Plunder!»<br />

Gantner führt diese Entwicklung vor<br />

allem auf die liberalisierten Friedhofsreglemente<br />

zurück. Früher seien die<br />

Reglemente eher auf die kreativen Bildhauer<br />

und weniger auf die heute dominierenden<br />

Händler und Massenproduzenten<br />

zugeschnitten gewesen, meint er. Inzwischen<br />

sei auf vielen Friedhöfen fast alles<br />

erlaubt – und das bekämen vor allem die<br />

Kreativen zu spüren. Gantner weiss natürlich,<br />

dass sich das Rad nicht zurückdrehen<br />

lässt. Mit Aufklärung und vorbildlich<br />

gestalteten Beispielen lasse sich aber<br />

ein Teil der guten Grabmalkultur in die<br />

Zukunft retten, ist er überzeugt. Dazu<br />

müssten die Bildhauer allerdings aktiver<br />

auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Der<br />

QZ-Wettbewerb und parallel dazu eine<br />

verstärkte Öffentlichkeitsarbeit seitens<br />

des VSBS könnte dazu einen wichtigen<br />

Beitrag leisten, ist er überzeugt.<br />

Gantner sieht den QZ-Wettbewerb aber<br />

auch als eine gute Weiterbildungsmöglichkeit.<br />

«Früher, als ich meine Arbeiten<br />

selbst eingereicht habe, empfand ich diesen<br />

Aspekt immer als sehr wertvoll», erinnert<br />

er sich. «Die Wettbewerbsteilnahme<br />

löste bei mir jeweils einen Lernprozess<br />

aus. Weil ich mich dabei viel intensiver<br />

mit gestalterischen Fragen, aber auch mit<br />

Ueli Ganter ist Bildhauermeister mit eigenem<br />

Ate lier in Bülach. Heute arbeitet er vermehrt als<br />

3-D-Gestalter im Bereich konkret-konstruktiver<br />

Kunst. Drei Mal, so auch in diesem Jahr wieder, war<br />

er für den internationalen Kunstpreis André Evard<br />

nominiert. 2008 wurde er mit dem Kulturpreis der<br />

Stadt Bülach ausgezeichnet. Wer in Zukunft seine<br />

Aufgabe als Juryvorsitzender des QZ-Wettbewerbs<br />

ü bernimmt, stand bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht fest. (Foto: zvg)<br />

meinen Mängeln beschäftigt habe. Dadurch<br />

habe ich viel gelernt und profitiert.»<br />

Gantner möchte deshalb vor allem den<br />

jungen Gestaltenden Mut machen, ihre<br />

Schwellenängste zu überwinden. «Als<br />

Jury-Obmann bin ich auf den Friedhöfen<br />

schon oft sehr qualitätsvollen Arbeiten<br />

begegnet, die bestimmt ein Qualitätszeichen<br />

erhalten hätten – wenn sie denn für<br />

den QZ-Wettbewerb eingereicht worden<br />

wären.» – Die Einreichfrist für den nächsten<br />

QZ-Wettbewerb läuft am 31. Mai 2019<br />

ab. Weitere Infos unter www.vsbs.ch (sta)<br />

Feldeck 6<br />

2502 Biel/Bienne<br />

www.breguet-lettres.ch<br />

UELI GANTNER TRITT AB<br />

Ueli Ganter war während mehr als<br />

zwölf Jahren Obmann der QZ-Jury des<br />

Verbands Schweizer Bildhauer- und<br />

Steinmetzmeister (VSBS). Gemeinsam<br />

mit wechselnden Jury-Kolleginnen und<br />

-Kollegen hat er im Rahmen des jährlich<br />

ausgeschriebenen VSBS-Qualitätszeichenwettbewerbs<br />

insgesamt mehrere<br />

hundert persönlich gestaltete Grabmale<br />

begutachtet, bewertet und schliesslich<br />

die besten davon mit einem Qualitätszeichen<br />

prämiert. Nun hat der im<br />

zürcherischen Bülach als Bildhauer und<br />

3D-Gestalter tätige Künstler kürzlich seinen<br />

Rücktritt aus der Jury-Kommission<br />

bekannt gegeben.<br />

Ueli Gantner hat seine Aufgabe seit<br />

2005 mit grossem Engagement wahrgenommen.<br />

Das gut gestaltete individuelle<br />

Grabzeichen war ihm eine Herzensangelegenheit.<br />

Dabei war Gantner, nicht<br />

zuletzt auch unter Kolleginnen und Kollegen,<br />

bekannt bis gefü rchtet fü r seine<br />

oft sehr kritischen bis bissigen Kommentare.<br />

Ein besonderer Gräuel waren ihm<br />

die austauschbaren Massen-Grabmale.<br />

«Ich befürchte, dass diese Entwicklung<br />

überhand nehmen wird», sagte er vor vier<br />

Jahren in einem Interview mit dieser Zeitschrift.<br />

«Man schaue sich doch nur einmal<br />

auf unseren Friedhöfen um! Was da nicht<br />

alles an Exotischem, Kitschigem, Unpastel<br />

032 341 24 43<br />

fax 032 342 50 27<br />

info@breguet-lettres.ch<br />

26 06/18


Verbände / Branchen-Info<br />

HERBSTVERSAMMLUNG DES NVS<br />

Bei schönstem Herbstwetter trafen sich<br />

am 12. Oktober 25 Mitglieder des Naturstein-Verbandes<br />

Schweiz (NVS) im Bodenseedorf<br />

Gottlieben am Untersee zu<br />

ihrer diesjährigen Herbstversammlung.<br />

Nach einem Willkommensgruss von Präsident<br />

Marco Marazzi, Kreuzlingen, orientierte<br />

NVS-Geschäftsführer Jürg Depierraz<br />

unter anderem über den Stand der<br />

aktuell anstehenden Totalrevision der<br />

beruflichen Grundbildung im schweizerischen<br />

Natursteingewerbe. Nach intensiv<br />

geführten Gesprächen unter den<br />

einzelnen tangierten Berufsverbänden<br />

Oben: Architekt Reto Maurizio zusammen mit Sohn<br />

Lorenzo nach dem Vortrag über massive Natursteinhäuser.<br />

Unten: das im Deutschen Naturstein-Preis<br />

<strong>2018</strong> ausgezeichnete Einfamilienhaus in<br />

Vicosoprano. (Fotos: R. Stadler und DNV)<br />

und zwischen diesen und dem Staatssekretariat<br />

für Bildung, Forschung und<br />

Innovation (SBFI) in Bern scheint sich<br />

jetzt eine gangbare Lösung abzuzeichnen,<br />

die voraussichtlich ab 2021 umgesetzt<br />

werden kann. («Kunst und Stein»<br />

wird darüber berichten).<br />

«Naturwerkstein im Einfamilienhausbau<br />

– massiv, nachhaltig, einzigartig»<br />

– unter diesem Titel referierte Architekt<br />

Reto Maurizio aus Maloja GR in einem<br />

Vortrag und anhand eines kurzen<br />

Begleitfilms über seine Philosophie bei<br />

der Planung von Natursteinbauten in<br />

der Gebirgslandschaft. Maurizio hatte<br />

beim Deutschen Naturstein-Preis <strong>2018</strong><br />

eine Besondere Anerkennung für ein aus<br />

bruchrohen Steinen errichtetes Einfamilienhaus<br />

in Vicosoprano GR erhalten.<br />

Nach der Versammlung führte eine<br />

zweistündige Lunch-Schifffahrt nach<br />

Konstanz, wo mehrere, aus verschiedenen<br />

Epochen stammende eindrückliche Bauten<br />

aus Naturstein besichtigt wurden. Den<br />

Höhepunkt des geführten Rundgangs bildete<br />

zweifellos eine Besteigung des Münsterturms.<br />

(sta)<br />

TECHNISCHE KOMMISSION DES NVS<br />

JUBILIERT<br />

Seit 25 Jahren befasst sich die Technische<br />

Kommission des Naturstein Verbandes<br />

Schweiz mit der fachgerechten<br />

Planung, Normierung und Anwendung<br />

von Naturstein in Bau und Architektur.<br />

Das 1993 auf Initiative des Zürcher<br />

Geologen Dr. Peter Eckardt gegründete<br />

Fachgremium beging das Jubiläum am<br />

5./6. Oktober <strong>2018</strong> mit einer Fachexkursion<br />

nach Hauterive/Frankreich, wo der<br />

bekannte Kalkstein Pierre de Hauterive<br />

gewonnen wird.<br />

Ziel der Technischen Kommission des<br />

NVS ist es, das Wissen rund um die Verarbeitung<br />

und Anwendung von Naturstein<br />

im und am Bau zu sammeln, zu<br />

bündeln, zu strukturieren und sowohl<br />

in verbandseigenen Publikationen zu<br />

veröffentlichen wie auch in die Normenarbeit<br />

des Schweizer Ingenieur- und Ar-<br />

chitektenvereins (SIA) und des Verbandes<br />

Schweizer Strassenbaufachleute<br />

(VSS) einfliessen zu lassen. Als neueste<br />

erfolgreich abgeschlossene Projekte<br />

nennt der NVS auf seiner Website www.<br />

nvs.ch das mehrjährige Forschungsprojekt<br />

Bodenbeläge auf der Versuchsanlage<br />

in Hunzenschwil AG und die Redaktion<br />

der 3. Auflage der Broschüre<br />

«Schwimmbadwasserresistenz von Naturstein».<br />

(sta)<br />

WECHSEL IN DER REDAKTION VON<br />

«KUNST UND STEIN»<br />

Ab dem 1. Januar 2019 übernimmt Jens<br />

Steiner die Leitung der Redaktion von<br />

«Kunst und Stein». Er löst Franziska Mitterecker<br />

ab, welche die Zeitschrift in den<br />

vergangenen zwei Jahren geleitet hat.<br />

Jens Steiner hat an den Universitäten<br />

Zürich und Genf Germanistik und Philosophie<br />

studiert, arbeitete als Lehrer und<br />

Verlagslektor, und ist seit 2013 als freier<br />

Autor tätig. Zu seinen Publikationen zählen<br />

Romane für Erwachsene und Kinder<br />

sowie Essays und journalistische Beiträge<br />

in verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen.<br />

Seit 2017 schreibt er regelmässig<br />

Beiträge für «Kunst und Stein».<br />

Die Redaktion bleibt unter dem gleichen<br />

Dach wie bis anhin; Adresse:<br />

Jens Steiner, Dohlenweg 4, 8050 Zürich,<br />

Tel. 079 270 56 60, jenssteiner@bluewin.ch<br />

06/18<br />

27


Verbände / Branchen-Info<br />

CULTURA SUISSE 2019 –<br />

DIE FACHMESSE FÜR MUSEEN,<br />

DENKMALPFLEGE UND KULTURGÜTER<br />

Mit der Cultura Suisse wird vom 24.-26.<br />

Januar 2019 in der Bernexpo erstmals in<br />

der Schweiz eine nationale Fachmesse für<br />

Museen, Denkmalpflege und Kulturgüter<br />

durchgeführt.<br />

Die Cultura Suisse ist die erste Schweizer<br />

Fachmesse, die als Austauschplattform<br />

für Museen, Museumstechnik,<br />

Denkmalpflege sowie für Kulturgut ausgerichtet<br />

wird. Für eine Veranstaltung<br />

mit nationaler Ausstrahlung bietet das<br />

Messegelände der Bernexpo den idealen<br />

Standort. In Bern selbst kann die Cultura<br />

Suisse auf die Unterstützung namhafter<br />

Organisationen aus dem Denkmalpflegeund<br />

Museumsbereich zählen, allen voran<br />

die Denkmalpflege des Kantons Bern,<br />

welche als Gastgeberin fungiert.<br />

Thema Denkmalpflege: In der Sparte<br />

Denkmalpflege konzentriert sich das<br />

Angebot auf das Spezialistentum im<br />

Handwerk, in der Restaurierung und bei<br />

Baustoffen. Gefragt ist in diesen Bereichen<br />

ein traditionelles Handwerk, das mit<br />

historischer Bausubstanz unter Anwendung<br />

historischer Techniken sorgfältig<br />

und kompetent umzugehen weiss. An der<br />

Cultura Suisse sind die entsprechenden<br />

Experten vor Ort und geben dem Fachpublikum<br />

zu ihren Themengebieten sachkundig<br />

Auskunft.<br />

Thema Museen und Museumstechnik:<br />

Im Museumsteil der Cultura Suisse treffen<br />

sich verschiedenste Spezialisten. Aktuelle<br />

Themen werden vertieft angeschaut,<br />

dem Austausch unter Fachpersonen wird<br />

viel Platz eingeräumt.<br />

Ein Rahmenprogramm mit Podiumsdiskussionen<br />

zu Fragen und Fallbeispielen<br />

aus dem Denkmal- und Museumsbereich<br />

verbindet beide Themenwelten der<br />

Messe und rundet das Cultura Suisse-Angebot<br />

ab. (zvg/red)<br />

www.cultura-suisse.ch<br />

Zur Ergänzung in unser Team suchen wir per sofort oder nach<br />

Vereinbarung einen jungen, dynamischen<br />

Steinbildhauer oder Steinmetz<br />

mit abgeschlossener Berufslehre.<br />

Bei uns erwarten Sie interessante und anspruchsvolle<br />

Bildhauerarbeiten wie auch Aufgaben an Steinverabeitungsmaschinen<br />

für Steinsäge-, Kreissäge- und CNC-Fräsarbeiten.<br />

Suchen Sie eine neue Herausforderung für 60 – 80 % ?<br />

Sind Sie interessiert und motiviert? Dann sind Sie bei uns<br />

richtig. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.<br />

KUSTER<br />

J. & A. Kuster Steinbrüche AG Bäch<br />

8807 Freienbach, Telefon 044 787 70 70, Fax 044 787 70 71<br />

Steinbruch Guntliweid, Nuolen, Telefon 055 440 24 13<br />

Steinbruch Lehholz, Bollingen, Telefon 055 212 62 70<br />

www.kuster.biz, E-Mail info@kuster.biz<br />

Bruno + Mark Tanner | Bildhaueratelier und Natursteinwerk<br />

Baselstr. 5 Postfach<br />

6252 Dagmersellen<br />

Tel. 062 756 11 22<br />

Fax 062 756 16 22<br />

info@tanner-stein.ch<br />

www.tanner-stein.ch<br />

28 06/18


Verbände / Branchen-Info<br />

Das Innere der Klosterkirche Fischingen.<br />

Organist Joseph Bannwart vor der Aichgasser-Orgel, Baujahr 1763, im oberen Chor der Klosterkirche.<br />

KLANGVOLLER GEDENKTAG<br />

Der diesjährige Gedenktag der Quatuor<br />

Coronati führte am 8. November rund 70<br />

Steinmetze, Steinbildhauer und Begleitpersonen<br />

im Kloster Fischingen zusammen.<br />

Nach der Andacht in der Klosterkirche, geleitet<br />

von Pater Gregor Brazerol, ging es auf<br />

In der Höhe viel Sehenswertes, sowohl auf der<br />

Orgelempore in der Klosterkirche (links) wie auch<br />

im alten Archivraum des Klosters (rechts).<br />

der Empore vor der grossen Klosterorgel<br />

weiter mit Organist Joseph Bannwart, der<br />

den Gästen in Wort und Klang die Geheimnisse<br />

der Orgel und ihrer jahrhundertealten<br />

Geschichte näherbrachte.<br />

Nach dem Mittagessen im wunderschönen<br />

Festsaal ging es in einer unterhaltsamen<br />

Führung durch das Kloster Fischingen.<br />

Im Anschluss trafen sich die Gäste im<br />

Freien zu Marroni und Glühwein.<br />

Bereits zum dritten Mal konnte der VSBS<br />

den Gedenktag gemeinsam mit den deutschen<br />

Kollegen des Vereins zur Förderung<br />

des Bildhauer- und Steinmetzhandwerkes<br />

e.V., Mosbach, begehen: Präsident Friedolf<br />

Fehr kam mit einer Delegation aus rund<br />

20 Personen in den Thurgau gereist. Im<br />

nächsten Jahr wird der VSBS im Gegenzug<br />

wieder in Deutschland zu Gast sein.<br />

Der Gedenktag wurde organisiert von<br />

Nicole Nydegger, Stefan Nigg und David<br />

Pepe vom VSBS Regionalverband Nord.<br />

Orgelprivatunterricht für Nicole Nydegger.<br />

Marronimänner David Pepe und Stefan Nigg.<br />

Nachfolger gesucht<br />

Ich habe das Pensionsalter erreicht und bereite mich jetzt<br />

darauf vor, die Nachfolge für meinen Betrieb zu regeln.<br />

Als gute Existenz betreibe ich seit 1988 ein Atelier für Naturstein<br />

und Grabmalkunst, dass sich im Raum Winterthur,<br />

Tösstal Zürcher­Oberland befindet. Der Kundenstamm soll<br />

erhalten bleiben und kann der Nachfolgerin oder dem<br />

Nach folger eine Basis für eine solide Existenz bieten.<br />

Interessenten bitten wir, sich unter Chiffre 13’374 zu melden.<br />

inMedia Services GmbH, Chiffre 13’374,<br />

Postfach 219, Talgut­Zentrum 14, 3063 Ittigen<br />

Super Gelegenheit in die Selbständigkeit<br />

Zu vermieten, gut eingerichtetes<br />

Steinbildhaueratelier<br />

Zentrale Lage (Laufkundschaft), nahe beim Friedhof,<br />

nahe der Stadt Bern. Inventar und Lagergrabmale<br />

werden zu günstigen Konditionen verkauft.<br />

Seit 30 Jahren bestehend.<br />

Anfrage bitte unter Chiffre 13408, inMedia Services GmbH,<br />

Postfach 219, Talgut-Zentrum 14, 3063 Ittigen.<br />

06/18<br />

29


Rubriktitel<br />

Agenda<br />

AGENDA<br />

AUSSTELLUNGEN / SYMPOSIEN<br />

FACHMESSEN<br />

02.12. und<br />

16.12.<strong>2018</strong><br />

Bis 23.12.<strong>2018</strong><br />

Bis 20.01.2019<br />

Bis 03.02.2019<br />

Bis 10.03.2019<br />

30.11.<strong>2018</strong>-<br />

31.03.2019<br />

Bis 28.04.2019<br />

Kunst zu Weihnachten<br />

Stein-Skulpturen von Nicole Nydegger<br />

und Daniel Bühler<br />

Führungen mit biblischer Interpretation<br />

jeweils um 14:00 Uhr und 15:30 Uhr<br />

Kunstschule Winterthur, Untere Vogelsangstrasse<br />

11, Winterthur<br />

www.nicstone.ch / www.bibelsteinkunst.ch<br />

Der Basilisk, Zeus und die verschleppten<br />

Professoren<br />

Mythische Wesen und Bildniskunst des Basler<br />

Bildhauers Ferdinand Schlöth (1818-1891)<br />

Skulpturhalle Basel<br />

www.antikenmuseumbasel.ch<br />

Ferdinand Schalch<br />

Ein Leben für die Geologie<br />

Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen<br />

www.allerheiligen.ch<br />

Zarte Männer in der Skulptur der<br />

Moderne<br />

Georg Kolbe Museum, Berlin<br />

www.georg-kolbe-museum.de<br />

Heilige – Retter in der Not<br />

Forum Schweizer Geschichte Schwyz<br />

Schweizerisches Nationalmuseum, Schwyz<br />

www.forumschwyz.ch<br />

Carl Burckhardt. Antiker Geist –<br />

moderne Form<br />

Kunstmuseum Basel<br />

www.kunstmuseumbasel.ch<br />

nackt! Die Kunst der Blösse<br />

Antikenmuseum Basel und Sammlung Ludwig,<br />

Basel<br />

www.antikenmuseumbasel.ch<br />

24.-26.01.2019 Cultura Suisse<br />

Fachmesse für Museen, Denkmalpflege und<br />

Kulturgüter<br />

BERNEXPO, Bern<br />

www.cultura-suisse.ch<br />

13.-17.03.2019 Giardina<br />

Leben im Garten<br />

Messe Zürich<br />

VERBANDSTERMINE<br />

www.giardina.ch<br />

20.03.2019 Generalversammlung VSBS<br />

Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13, Zürich<br />

www.vsbs.ch<br />

12.03./15.03.2019 «Handwerker/in in der Denkmalpflege»<br />

Start des Weiterbildungslehrgangs mit eidg.<br />

anerkanntem FA, Biel /Rothenburg<br />

www.handwerkid.ch<br />

Melden Sie Ihre Veranstaltungen an jenssteiner@bluewin.ch<br />

oder an vsbs@vsbs.ch<br />

IMPRESSUM<br />

NOVEMBER <strong>2018</strong> – 63. JAHRGANG<br />

Erscheint 6 Mal jährlich<br />

Herausgegeber: Verband Schweizer<br />

Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS<br />

ISSN 0023-5458<br />

REDAKTION / LAYOUT<br />

Franziska Mitterecker<br />

Dohlenweg 4<br />

8050 Zürich<br />

Tel. 079 194 88 78<br />

f.mitterecker@bluewin.ch<br />

VERLAG<br />

Geschäftsstelle VSBS<br />

Fachzeitschrift «Kunst+Stein»<br />

Birkenweg 38<br />

CH-3123 Belp, Tel. 031 819 08 20<br />

Fax 031 819 08 21, www.vsbs.ch<br />

ANZEIGENVERKAUF<br />

inMedia Services GmbH<br />

Talgut-Zentrum 14, Postfach 219,<br />

CH–3063 Ittigen, Tel. 031 382 11 80,<br />

whulliger@inmedia.ch, www.inmedia.ch<br />

ABONNEMENTE UND SERVICE<br />

Adressänderungen, Anfragen über<br />

Abonnemente oder Zustell probleme<br />

bitte an folgene Adresse melden:<br />

Abonnementsdienst Kunst+Stein,<br />

Industriestr. 37, CH-3178 Bösingen,<br />

Tel. 031 740 97 82, ipo@iposervice.ch<br />

DRUCK<br />

Länggass Druck AG Bern, www.ldb.ch<br />

Länggassstrasse 65, CH-3000 Bern 9<br />

Tel. 031 307 75 75, Fax 031 307 75 80<br />

JAHRESABONNEMENT<br />

VSBS-Mitglieder: CHF 85.—<br />

Nichtmitglieder: CHF 91.—<br />

Einzelnummer: CHF 16.—<br />

und Versandkosten<br />

VORSCHAU<br />

Die nächste Ausgabe «Kunst und Stein»<br />

erscheint am 01. Februar 2019 zum Thema<br />

«Natursteinland Deutschland».<br />

Redaktionsschluss: 18. Januar 2019<br />

Insertionsschluss: 18. Januar 2019<br />

30 06/18


Überbetriebliche Kurse<br />

im Berufsfeld Steinbearbeitung /<br />

Kursort St. Gallen<br />

Gesucht wird eine Instruktorin, ein Instruktor<br />

für den Beruf Steinbildhauer, Steinbildhauerin auf Juni 2019.<br />

Anforderungen<br />

– eidgenössicher Fähigkeitsausweis Steinbildhauer / Steinbildhauerin<br />

– mindestens 5 Jahre Berufserfahrung<br />

– Kurs DIK I oder die Bereitschaft den Kurs zu absolvieren<br />

Auswahlkriterien<br />

– Zusammenarbeit mit bestehendem Team<br />

– Umgang mit Lernenden<br />

Termin<br />

Berücksichtigt werden Bewerbungen, die bis Ende April 2019<br />

eingegangen sind.<br />

Die Bewerbung und Unterlagen senden Sie bitte an:<br />

Daniel Ledergerber, Lerchenstrasse 6, 8750 Riedern<br />

Telefon 055 640 14 77, sernifit@bluewin.ch<br />

Es genügen digitale Unterlagen via e-mail – bitte Format PDF verwenden.<br />

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Ausstellung Tel. +41 81 632 15 15<br />

Schnittaweg 4, 7430 Thusis Fax +41 81 632 15 10<br />

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info@battaglia-ag.ch<br />

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Klosterstrasse 19<br />

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8406 Winterthur<br />

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CH - 7440 ANDEER<br />

Tel. +41 81 661 11 07<br />

Fax +41 81 661 14 55<br />

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06/18<br />

31


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