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informationen für aktive<br />

17. Jahrgang·Nummer <strong>18</strong><br />

15. Dezember 20<strong>18</strong><br />

www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />

ver.di vereinte<br />

dienstleistungsgewerkschaft<br />

A58247<br />

Für das Plus gesorgt<br />

bilanz – Die Tariflöhne sind 20<strong>18</strong> im Schnitt um 3,5 Prozent gestiegen<br />

petition<br />

12 Euro<br />

Mindestlohn<br />

Landesarbeiter*innenausschuss<br />

für kräftige<br />

Erhöhung<br />

seite 2<br />

bericht<br />

Immer<br />

wieder<br />

bekräftigen<br />

Häufige Verstösse<br />

gegen<br />

die Menschenrechte<br />

seite 3<br />

Das Jahr 20<strong>18</strong> hat sich für Gewerkschaftsmitglieder<br />

gelohnt. Tariferhöhungen<br />

von 3,5 Prozent haben<br />

die Gewerkschaften durchgesetzt,<br />

ein Reallohnplus von 1,6 Prozent.<br />

Diese Zahlen des Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaftlichen Instituts<br />

(WSI)derHans-Böckler-Stiftungbelegen,<br />

wie wichtig Gewerkschaften<br />

sind.<br />

Besonders groß ist das Plus bei<br />

denjenigen,dieeineberuflich-schulische<br />

Ausbildung im Gesundheitswesenmachen.Logopäd*innengehören<br />

ebenso dazu wie Ergotherapeut*innen,<br />

Physiotherpeut*innen<br />

oder Technische Assistent*innen.<br />

Bislang war ihre Ausbildung unbezahlt.<br />

Ab dem 1. Januar 2019 gibt<br />

es je nach Ausbildungsjahr bis zu<br />

1122 Euro. Hinzu kommen 30 Tage<br />

Urlaub, 400 Euro für die erfolgreich<br />

beendete Prüfung, Übernahme, bis<br />

zu fünf freie Tage für die Prüfungsvorbereitung,<br />

eine Jahressonderzahlung<br />

in Höhe von 90 Prozent<br />

undeinetariflichgeregelteArbeitszeit.<br />

Mindestens 4500 Azubis werden<br />

davon profitieren.<br />

Durchgesetzthabensiedasselbst<br />

innerhalbwenigerJahre.Ausgehend<br />

von den Unikliniken in Nordrhein-<br />

Westfalen haben die jungen Menschen<br />

bundesweit eine breite Tarifbewegung<br />

auf die Beine gestellt,<br />

das Thema immer wieder in der<br />

Tarifkommission zur Sprache gebracht,<br />

haben mitgestreikt und mit<br />

Aktionen Aufmerksamkeit erzielt.<br />

Auch die Ryanair-Beschäftigten<br />

können mit deutlich besserer Bezahlung<br />

rechnen. Mit ihren Streiks<br />

haben sie den Arbeitgeber, der Gewerkschaften<br />

bislang als „Idioten“<br />

bezeichnet hat, an den Verhandlungstisch<br />

bewegt. Unterzeichnet<br />

istbereitseinEckpunktepapier,über<br />

den Tarifvertrag wird derzeit verhandelt.<br />

In dem Papier sind schon<br />

deutliche Lohnsteigerungen festgelegt.<br />

entschlossenheit beeindruckt<br />

Und der Betriebsratswahl, die in<br />

denEckpunkte-Verhandlungennicht<br />

durchgesetzt werden konnte, hat<br />

mittlerweilederDeutscheBundestag<br />

denWeggeebnet.DieAbgeordneten<br />

stimmten der Änderung des Paragrafen<br />

117 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

zu (siehe auch Seite 6),<br />

beeindruckt von der breiten Bewegung<br />

und der Entschlossenheit der<br />

lvz-druckerei<br />

Hohe Wellen<br />

Verhandlungen<br />

nach<br />

dem ersten<br />

Warnstreik<br />

seite 4<br />

banken<br />

Geld und<br />

Freizeit<br />

Beschäftigte<br />

vor Aufstellung<br />

der<br />

Fordderungen<br />

befragt<br />

seite 5<br />

Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft.<br />

Doch auch im Kleinen zeigt sich,<br />

dass es sich lohnt, in der Gewerkschaft<br />

aktiv zu werden. Die 107 Beschäftigten<br />

der Dresdner Bäder<br />

GmbHhabendurchgesetzt,dassfür<br />

sie ab dem 1. Januar 2019 der TVöD<br />

gilt. Mit einer guten Überleitungsregelung<br />

kommt es zu Entgeltsteigerungen<br />

von bis zu 1000 Euro im<br />

Jahr. Wie sie das geschafft haben?<br />

85 Prozent der Beschäftigten sind<br />

bei ver.di organisiert, schreibt der<br />

ver.di-Fachbereich Ver- und Entsorgung<br />

dazu auf Facebook.<br />

Im kommenden Jahr werden die<br />

Vergütungstarifverträge für 7,3 Millionen<br />

Beschäftigte verhandelt.<br />

Auchdawirdessichwiederbeweisen,<br />

dass es sich lohnt, Mitglied einer<br />

starken Gewerkschaft zu sein.<br />

Heike Langenberg<br />

generali<br />

Fristwahrend<br />

Klage<br />

erheben<br />

BAG bestätigt<br />

höhere<br />

Betriebsrentenansprüche<br />

seite 6<br />

solidarität<br />

Demirci<br />

freilassen<br />

Remscheider<br />

Kollege sitzt<br />

in der Türkei<br />

in Untersuchungshaft<br />

seite 7<br />

nach<br />

frankreich...<br />

... blicken viele dieser<br />

Tage. Die so genannten<br />

Gelbwesten zeigen, wie<br />

Protest von unten aussehen<br />

kann. 125 000 Menschen<br />

gingen nach offiziellen<br />

Angaben allein<br />

am zweiten Adventswochenende<br />

auf die Straßen,<br />

um gegen die Politik<br />

von Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron zu<br />

demonstrieren. Da<br />

kommt auch in Deutschland<br />

Neid auf. So könnte<br />

man „denen da oben“<br />

doch hierzulande mal<br />

zeigen, wie ihre Politik<br />

beim Volk ankommt.<br />

Und jeder hat sofort sein<br />

eigenes Thema, für das<br />

er*sie auf die Barrikaden<br />

gehen würde. Aber wenn<br />

zwei Tage später die<br />

Eisenbahnergewerkschaft<br />

EVG in einer festgefahrenen<br />

Tarifrunde<br />

von einem Grundrecht<br />

Gebrauch macht und<br />

zum Warnstreik aufruft,<br />

vergisst manch einer seine<br />

revolutionären Sympathien<br />

gleich wieder.<br />

Vier Stunden ohne Bahn?<br />

– Das geht doch gar<br />

nicht.<br />

hla<br />

Zum<br />

Jahreswechsel<br />

Besinnliche<br />

Feiertage und<br />

einen guten Start<br />

in das Jahr 2019<br />

wünschen allen<br />

ver.di-NEWS-Leserinnen<br />

und -Lesern<br />

der Herausgeber<br />

und die Redaktion


politisches parkett<br />

2 ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong> ··················································································································································<br />

s u r f t i p p<br />

Sozialversicherung.<br />

watch<br />

(pm/hla) Im Frühjahr<br />

2017 haben 51 Millionen<br />

Versicherte der<br />

Deutschen Rentenversicherung<br />

sowie von Ersatzkassen<br />

darüber abgestimmt,<br />

wer sie in<br />

den Selbstverwaltungsgremien<br />

ihres Trägers<br />

vertritt. Häufig wird bemängelt,<br />

dass die ehrenamtliche<br />

Arbeit der<br />

Selbstverwalter*innen<br />

nicht transparent genug<br />

sei. Daher ist ver.di mit<br />

dem Portal www.sozial<br />

versicherung.watch<br />

online gegangen. Bewusst<br />

wurde als Startdatum<br />

der 5. Dezember<br />

gewählt, der Tag des Ehrenamts.<br />

Auf dem Portal<br />

können Versicherte ihren<br />

Selbstverwalter*innen<br />

Fragen stellen, etwa zu<br />

den Leistungen eines Sozialversicherungsträgers,<br />

zur Verwendung der Beiträge<br />

oder zu Veränderungen<br />

im Geschäftsstellennetz.<br />

Vorerst ist das<br />

Angebot beschränkt auf<br />

Deutsche Rentenversicherung,<br />

Barmer, DAK,<br />

KKH und TK. ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />

Dagmar König kündigte<br />

an, dass das Angebot<br />

bei anhaltendem Interesse<br />

ausgeweitet werden<br />

könne. „Die soziale<br />

Selbstverwaltung hat<br />

mehr Aufmerksamkeit<br />

verdient“, begründete<br />

sie das Engagement. Mit<br />

dem Dialogportal setzt<br />

ver.di ein Angebot aus<br />

dem Vorfeld der Sozialwahlen<br />

2017 fort. Damit<br />

keine kritischen Fragen<br />

unter den Tisch fallen<br />

und größtmögliche<br />

Transparenz gewährleistet<br />

ist, kooperiert ver.di<br />

mit der Bürgerrechtsplattform<br />

„Parlamentwatch<br />

e.V.“, die das Portal<br />

moderiert und<br />

überwacht.<br />

12 Euro Mindestlohn<br />

petition – Landesarbeiter*innenausschuss fordert kräftige Anhebung der Lohnuntergrenze<br />

„Wieder ein Mädchen“ titelte „die<br />

tageszeitung“ nach der Wahl von<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer zur<br />

neuen CDU-Vorsitzenden. Auch der<br />

Twitter-Post der taz mit der Bemerkung<br />

„Die CDU ist nicht bereit für<br />

einen Mann an der Spitze“ spielte<br />

mitdemBildvom„Mädchen“Merkel,<br />

das von Helmut Kohl großgezogen<br />

wurde und das nun wahrscheinlich<br />

weiterweitestgehenddieFädender<br />

Partei in der Hand halten wird.<br />

kleinen menschen zusehen<br />

Die „Süddeutsche Zeitung“ machte<br />

schon am Tag vor der Wahl klar, warum<br />

sehr wahrscheinlich AKK, so<br />

Kramp-KarrenbauersKürzel,die„Kiste“<br />

gegen ihre Konkurrenten für<br />

sich entscheiden wird. „Er, Spahn,<br />

hätte sich gut vorstellen können,<br />

Kindergärtner zu werden. [...] Wegbegleiter<br />

[...] für kleine Menschen,<br />

der ihnen dabei zusieht, wie sie<br />

groß werden. Dies sei, sagt Spahn,<br />

eine unheimlich erfüllende Kiste“,<br />

heißt es im Streiflicht der SZ. Und<br />

Der Arbeiter*innenausschuss von<br />

ver.di Hamburg hat Anfang NovembereinePetitionaufgelegt.Erreichen<br />

will er eine Änderung des Mindestlohngesetzes,<br />

damit die Lohnuntergrenze<br />

zum 1. Januar 2021 auf 12<br />

Euro angehoben wird. BundesfinanzministerOlafScholz,SPD,hatte<br />

in einem Beitrag für die „Bild” geschrieben,dassereinenMindestlohn<br />

in Höhe von 12 Euro für angemessen<br />

halte.DiesenBallhatderAusschuss<br />

aufgenommen, und sein Vorsitzender<br />

Olaf Könnemann hat die Petitionbeichange.orgeingebracht.Bis<br />

zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />

der „ver.di <strong>news</strong>“ lag die Zahl<br />

der Unterzeichner*innen bei 64124.<br />

Die Mindestlohn-Petition richtet<br />

sich an Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel,SPD,Bundesfinanzminister<br />

Olaf Scholz und Bundesarbeitsminister<br />

Hubertus Heil, SPD. 100 000<br />

Unterstützer*innen sind das Ziel.<br />

Ab 1. Januar 2019 steigt der allgemeine,<br />

gesetzliche Mindestlohn<br />

auf 9,19 Euro pro Stunde, ein Jahr<br />

später auf 9,35 Euro. Die Erhöhung<br />

wird alle zwei Jahre von einer Mindestlohnkommissionvorgeschlagen.<br />

Sie orientiert sich bei ihrer EmpfehlunganderTarifentwicklung.<br />

Ginge<br />

weiter unten: „Übrigens gab AnnegretKramp-Karrenbauerkürzlichan,<br />

siehättesichauchvorstellenkönnen,<br />

Hebamme oder Lehrerin zu werden.<br />

Kramp-Karrenbauer ist rhetorisch<br />

geschicktgenug,denBerufswunsch<br />

Hebamme gewissermaßen als politische<br />

Metapher ins Feld zu führen:<br />

Sie wird, sofern man sie wählt, die<br />

Geburtshelferin der Nach-Merkel-<br />

CDU sein. Friedrich Merz übrigens<br />

wollte Arzt werden. Es ging aber<br />

nichtwegendesfehlendenNumerus<br />

Clausus. Das war eine unheimlich<br />

blöde Kiste.“<br />

Ziemlich blöd ist für Merz nun<br />

auch sein Comeback in der Politik<br />

gelaufen. Ihm könnte die Lektüre<br />

der neuen GEO-Ausgabe, 12/20<strong>18</strong>,<br />

mit der Titelgeschichte „Wie ich<br />

wurde, wer ich bin“ weiterhelfen.<br />

EsgehtumdieneueAhnenforschung<br />

und wie bei GEO ja immer um das<br />

Motto„DieWeltmitanderenAugen<br />

sehen“. Im Editorial schreibt Christoph<br />

Kucklick, dass im späten<br />

19. Jahrhundert neben vielen anderenauchseineUrgroßelternvonder<br />

dieEntwicklungimbisherigenTempo<br />

voran, würden die 12 Euro frühestens2030erreicht.NachAnsicht<br />

desArbeiter*innenausschussesvon<br />

ver.di Hamburg sichern 12 Euro pro<br />

Stunde bei Vollbeschäftigung ein<br />

Einkommen oberhalb der Grundsicherung<br />

und die Aussicht auf eine<br />

Rente, die ein Leben unabhängig<br />

vonstaatlichenLeistungenmöglich<br />

machen kann.<br />

www.change.org/p/angela-mer<br />

kel-12-euro-mindestlohn-darun<br />

ter-geht-gar-nichts-12euromin<br />

destlohn<br />

Vorurteilsbewusste Bildung<br />

amadeu-antonio-stiftung – ver.di hält Kritik an Kita-Broschüre für unangemessen<br />

(pm)ver.dibegrüßtdievonderAmadeu-Antonio-Stiftung<br />

herausgegebene<br />

und vom BundesfamilienministeriumgeförderteBroschüre„Ene,<br />

mene, muh – und raus bist du! Ungleichwertigkeit<br />

und frühkindliche<br />

Pädagogik“. Sie soll Erzieher*innen<br />

d i e<br />

über Rechtsextremismus im Kita-<br />

Umfeldinformieren.DashatteKritik<br />

hervorgerufen.NachAnsichtver.dis<br />

leistet die Broschüre einen notwendigenundwichtigenBeitragfürden<br />

Umgangmitrechtsgerichteten,menschenverachtenden<br />

Einstellungen<br />

in Kitas. Die geäußerte Kritik an der<br />

Broschüreseiunzutreffend,weilBeispiele<br />

aus dem Zusammenhang gerissen<br />

werden. – Die Broschüre zum<br />

Download: www.amadeu-anto<br />

nio-stiftung.de/w/files/pdfs/ki<br />

ta_internet_20<strong>18</strong>.pdf<br />

presse-show···························································································<br />

Leidenschaft erfasst wurden, ihren<br />

Stammbaum so weit zurückzuverfolgen,<br />

bis gemeinsame Vorfahren<br />

mit dem Reichskanzler Otto von<br />

Bismarckausfindiggemachtwerden<br />

konnten.<br />

mut und fröhlichkeit<br />

Ein viel schöneres Fundstück in der<br />

GEO ist in diesem Zusammenhang<br />

aber ein Leserinnenbrief, der sich<br />

aufdasEditorialderOktoberausgabe<br />

bezieht: „Noch nie habe ich ein Vorwort<br />

gelesen, das mich derartig bewegt<br />

hat. Ich leide an Depressionen,<br />

unteranderemauchwegenalljener<br />

Menschen, die die Wahrheitssucher,<br />

Weltraumfahrer und Träumer belächeln<br />

und die uns den Mut und die<br />

Fröhlichkeitnehmen,unbeirrtunsere<br />

Ziele zu verfolgen – sei es aus Kleingeist<br />

oder Neid. Ihr Editorial hat<br />

mich unendlich bestärkt, in Zukunft<br />

wieder einer ,dieser merkwürdigen<br />

Affen’ zu sein auf diesem wunderbaren<br />

Planeten.“ Und fertig ist die<br />

Kiste!<br />

Petra Welzel


politisches parkett<br />

········································································································ ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong> 3<br />

Immer wieder bekräftigen<br />

menschenrechte – Häufige Verstöße auch in Pflege und im Transportwesen<br />

(pm) Zum dritten Mal hat das Deutsche<br />

Institut für Menschenrechte<br />

seinen jährlichen Bericht über die<br />

Entwicklung der MenschenrechtssituationinDeutschlandvorgestellt.<br />

Darin hat es auch die Situation von<br />

Migrant*innen untersucht, die von<br />

ihrenArbeitgebernausgebeutetwerden.<br />

In Interviews mit Betroffenen<br />

ausEU-LändernwieausDrittstaaten<br />

zeigte sich, dass viele weit weniger<br />

als den gesetzlichen Mindestlohn<br />

erhalten oder der Lohn gleich einbehalten<br />

wird. Zudem führten die<br />

Arbeitgeber häufig keine Sozialabgabenab.UnbezahlteÜberstunden<br />

seienanderTagesordnung,oftseien<br />

die Beschäftigten mit Drohungen<br />

(pm) Der Rechtsausschuss des Europäischen<br />

Parlaments hat eine<br />

Richtlinie in Bezug auf grenzüberschreitende<br />

Umwandlungen, Verschmelzungen<br />

und Spaltungen von<br />

Unternehmenbeschlossen.DerDGB-<br />

VorsitzendeReinerHoffmannnannte<br />

diese Entscheidung „wegweisend“.<br />

Er begrüßte, dass der ParlamentsausschussMaßnahmenverabschiedet<br />

hat, mit denen die Gründung<br />

von Briefkastengesellschaften erschwert<br />

werde. Hoffmann hob außerdem<br />

hervor, dass die Richtlinie<br />

die Mitbestimmung der Arbeitnehmer*<br />

innen schütze, wenn Unternehmen<br />

grenzüberschreitend verschmelzen<br />

oder ihren Sitz verlegen.<br />

„Erstmalig sprechen sich die Europaabgeordneten<br />

auch für ,dynamische’<br />

Schwellenwerte der Unternehmensmitbestimmung<br />

aus“, so<br />

Hoffmann weiter. Das sei ein wirksames<br />

Instrument gegen die in<br />

Deutschland leider weit verbreitete<br />

Flucht vor der Mitbestimmung.<br />

„Das Europäische Parlament hat<br />

damit bewiesen, dass es möglich<br />

und/oderGewaltkonfrontiert.„Diese<br />

Menschenhabenfaktischkaumeine<br />

Möglichkeit, ihre Lohnansprüche<br />

gerichtlichdurchzusetzen”,bemängelte<br />

Beate Rudolf, die Direktorin<br />

des Instituts, laut einer Pressemitteilung.<br />

Vielfach befänden sich die<br />

Geschädigten in einem Teufelskreis.<br />

Durch ihre prekären Lebensbedingungen<br />

seien sie von Obdachlosigkeitbedrohtundgezwungen,immer<br />

wieder schlechte Jobs ohne Absicherung<br />

anzunehmen. „Fehlende<br />

Sprach- und Rechtskenntnis, Abhängigkeit<br />

vom Arbeitgeber, fehlende<br />

Beweismittel sowie ein erschwerter<br />

Zugang zu Beratung<br />

führen zu einer strukturellen Unterlegenheit<br />

der Betroffenen gegenüber<br />

ihren Arbeitgebern, die derzeit<br />

in den arbeitsgerichtlichen Verfahren<br />

nicht behoben werden kann“,<br />

so Rudolf weiter.<br />

Fälle von schwerer Arbeitsausbeutung<br />

seien in Deutschland aus<br />

vielen Branchen bekannt, beispielweise<br />

der fleischverarbeitenden Industrie,<br />

dem Transportwesen oder<br />

derhäuslichenPflege.DieBeispiele<br />

zeigten,dassMenschenrechteauch<br />

hierzulande längst nicht selbstverständlichseien.Siemüssten,soRudolf,<br />

immer wieder errungen und<br />

bekräftigt werden.<br />

www.institut-fuer-menschen<br />

rechte.de/<br />

Gestaltung der Künstlichen Intelligenz<br />

digitalisierung – ver.di fordert Beteiligung und verbindliche Standards zur Gestaltung<br />

(pm)ver.dihateineDebattegefordert,<br />

um verbindliche Standards zur GestaltungderKünstlichenIntelligenz<br />

(KI) festzulegen. Anlass war der Digitalisierungsgipfel<br />

der Bundesregierung<br />

Anfang Dezember. „Das<br />

maschinelleLernen,auchKünstliche<br />

Intelligenz genannt, führt zu Umbrüchen<br />

in Unternehmen und in der<br />

Gesellschaft“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />

Lothar Schröder.<br />

Dieser Prozess müsse demokratisch<br />

gestaltetwerden.NebenderDebatte<br />

um eine Nützlichkeitsvision der KI<br />

gehe es ver.di vor allem um soziale<br />

undethischeStandards.Zudemseien<br />

TransparenzsowieeineEinbeziehung<br />

ver.di-Digitalisierungskongress<br />

Am 21. und 22. Mai 2019 findet in Berlin<br />

der jährliche ver.di-Digitalisierungskongress<br />

statt. Schwerpunktthema wird in<br />

diesem Jahr die Künstliche Intelligenz<br />

sein. Weitere Informationen folgen<br />

Anfang kommenden Jahres.<br />

von Beschäftigten und ihren Interessenvertretungenwichtig.Notwendig<br />

sei, den Einsatz von Künstlicher<br />

Intelligenz zu kennzeichnen, so<br />

Schröder weiter. „Bürgerinnen und<br />

Bürger, Verbraucherinnen und VerbrauchersowieErwerbstätigemüs-<br />

sen stets wissen, ob sie mit einem<br />

MenschenodemiteinerKI-Maschine<br />

kommunizieren.“ Um die Persönlichkeitsrechte<br />

der Erwerbstätigen<br />

zu wahren, müsse ein eigenständiges<br />

Beschäftigtendatenschutzgesetz<br />

auf den Weg gebracht werden.<br />

Für den Einsatz von KI in Unternehmen<br />

fordert ver.di eine frühzeitige<br />

Beteiligung von Beschäftigten und<br />

ihren Interessenvertretungen. Die<br />

Mitbestimmungmüsseaufdengesamten<br />

Schutz der Persönlichkeitsrechte<br />

ausgeweitet werden.<br />

htttps://innovation-gute-arbeit.<br />

verdi.de/themen/digitale-arbeit/<br />

beschluesse-und-positionen<br />

Instrument gegen Flucht vor Mitbestimmung<br />

europäisches parlament – Richtlinienentwurf schützt Mitbestimmung von Arbeitnehmer*innen<br />

ist, die Mobilität der Unternehmen<br />

zu verbessern, ohne die Rechte der<br />

ArbeitnehmerinnenundArbeitnehmer<br />

zu verletzen“, sagte der DGB-<br />

Vorsitzende. Jetzt liege der Ball im<br />

SpielfelddesMinisterrates.Ermüsse<br />

schnell einen Beschluss fassen, damitdasGesetzespaketnochvorden<br />

Europawahlenbeschlossenwerden<br />

könne.<br />

Die Stellungnahme des DGB zu<br />

derRichtliniekannunterwww.dgb.<br />

de/-/150 heruntergeladen werden<br />

heike langenberg ist<br />

die verantwortliche<br />

redakteurin der<br />

„ver.di <strong>news</strong>“<br />

kommentar<br />

Nicht nur auf<br />

andere zeigen<br />

Vor 70 Jahren, am<br />

10. Dezember 20<strong>18</strong>,<br />

haben die Vereinten<br />

Nationen die Charta der<br />

Menschenrechte verabschiedet.<br />

Doch wer<br />

meint, die Einhaltung<br />

der 30 Artikel sei heutzutage<br />

selbstverständlich,<br />

der täuscht sich. Das<br />

zeigt Blick in den jüngst<br />

vorgelegten Jahresbericht<br />

des Deutschen Instituts<br />

für Menschenrechte<br />

zur Situation in<br />

Deutschland. Besonders<br />

Migrant*innen werden<br />

von ihren Arbeitgebern<br />

ausgebeutet, häufig<br />

dann, wenn sie hierzulande<br />

in prekären Verhältnissen<br />

leben und damit<br />

erpressbar sind.<br />

Dabei steht in Artikel 23<br />

das Recht auf Arbeit und<br />

gleichen Lohn, in Artikel<br />

24 wird das Recht auf Erholung<br />

und Freizeit festgeschrieben.<br />

Da braucht<br />

man für Menschenrechtsverletzungen<br />

gar<br />

nicht weit zu reisen oder<br />

immer mit dem Finger<br />

auf andere zu zeigen.<br />

Es sind Selbstverständlichkeiten,<br />

die nicht eingehalten<br />

werden und<br />

das sogar in einem reichen<br />

Land wie Deutschland.<br />

Da muss man<br />

auch hierzulande genau<br />

hinschauen und immer<br />

wieder solche Zustände<br />

thematisieren.


4<br />

t arif & betrieb<br />

ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong> ··················································································································································<br />

l e s e t i p p<br />

Arbeit und Gesellschaft<br />

der Zukunft<br />

(pm) Wissenschaftliche<br />

Forschung und Praxisexpertise<br />

auf den Themenfeldern<br />

Arbeit, Wirtschaft<br />

und Soziales zusammenführen,<br />

das ist<br />

das Markenzeichen der<br />

WSI-Mitteilungen. Die<br />

Zeitschrift, herausgegeben<br />

vom Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaftlichen<br />

Institut der Hans-<br />

Böckler-Stiftung, feiert in<br />

diesen Tagen 70. Geburtstag.<br />

Die Jubiläumsausgabe<br />

erscheint Anfang<br />

Dezember. Darin<br />

zieht das WSI Bilanz und<br />

blickt in die Zukunft. Die<br />

zentralen Fragen dabei<br />

sind: Wie ist es in einer<br />

sich schnell verändernden<br />

Arbeitswelt um die<br />

gesellschaftliche Integrationskraft<br />

von Arbeit bestellt?<br />

Welche Rolle spielen<br />

solidarische<br />

Orientierungen und die<br />

Bereitschaft zum Handeln,<br />

um Wirtschaft und<br />

Gesellschaft in Deutschland<br />

und Europa leistungsfähig,<br />

demokratisch,<br />

gerecht und sozial<br />

zu gestalten? Welchen<br />

Herausforderungen müssen<br />

sich Politik, Gewerkschaften<br />

und Verbände<br />

dazu dringend stellen?<br />

Neben zahlreichen Wissenschaftler*innen,<br />

die<br />

unter anderem die Situation<br />

auf dem Arbeitsmarkt,<br />

in der Bildung,<br />

bei Gleichstellung und<br />

Alterssicherung durchleuchten,<br />

steuern auch<br />

die Vorsitzenden von<br />

DGB, IG Metall und<br />

ver.di, Reiner Hoffmann,<br />

Jörg Hofmann und Frank<br />

Bsirske, Analysen bei.<br />

https://www.boeck<br />

ler.de/wsi-mitteilun<br />

gen_117285.htm<br />

Hohe Wellen<br />

lvz-druckerei – Verhandlungen nach erstem Warnstreik<br />

altenpflege–(pm)Diever.di-BundestarifkommissionAltenpflegehat<br />

EndeNovemberdieklareErwartung<br />

an die Arbeitgeber formuliert, die<br />

Voraussetzungen dafür zu schaffen,<br />

um spätestens im Januar 2019 Tarifverhandlungenaufzunehmen.Ziel<br />

sei ein Tarifvertrag, der auf die gesamteAltenpflegeerstrecktwerden<br />

soll. ver.di begrüßte die Bestrebungen<br />

der weltlichen Wohlfahrtsverbände,<br />

einen gemeinsamen Arbeitgeberverband<br />

zu gründen. Die<br />

BundestarifkommissionAltenpflege<br />

appellierte an Diakonie und Caritas,<br />

den Prozess hin zu einem bundesweiten<br />

Tarifvertrag zu unterstützen.<br />

DiegroßenkonfessionellenAnbieter<br />

hätten eine gesellschaftliche Verantwortung,<br />

die Altenpflege insgesamt<br />

attraktiv zu gestalten. Dem<br />

dürfe das kirchliche Arbeitsrecht<br />

nicht im Weg stehen. Ziel ist es, den<br />

TarifvertragdannvomBundesarbeitsministeriumfürallgemeinverbindlich<br />

erklären zu lassen, damit er für das<br />

gesamte Arbeitsgebiet gilt.<br />

(bela) Die geplante Schließung der<br />

zur Madsack-Mediengruppe gehörendenDruckereiderLeipzigerVolkszeitung(LVZ)zumEnde2019schlägt<br />

hohe Wellen: Nachdem die Geschäftsführung<br />

den Beschäftigten<br />

ihre bevorstehende Entlassung am<br />

1. Oktober mitgeteilt hatte (siehe<br />

„ver.di <strong>news</strong>“ 15/20<strong>18</strong>), formierte<br />

sich der Widerstand der 60 in der<br />

Druckerei sowie 200 in der ausgegliederten<br />

Zeitungsweiterverarbeitung<br />

betroffenen Kolleg*innen.<br />

Protest gegen die Schließungspläne<br />

kam u.a. auch von der Parteibasis<br />

der SPD, die an der Madsack-Gruppe<br />

mit 23,1 Prozent<br />

beteiligt ist, sowie vom Landesvorstand<br />

und der Leipziger StadtratsfraktionderParteiDieLinke.Leipzigs<br />

Oberbürgermeister Burkhard Jung,<br />

SPD, wurde aufgefordert, sich für<br />

die Erhaltung des Druckstandorts<br />

stark zu machen.<br />

DievonEntlassungbedrohtenBeschäftigtensindnichtzufriedenmit<br />

denbisherigenAngebotenihresArbeitgebers<br />

zu einem Sozialtarifvertrag.<br />

Um ihren Forderungen Nachdruck<br />

zu verleihen, gingen sie am<br />

Abend des 1. Dezember in einen<br />

mehrstündigen Warnstreik, der die<br />

Auslieferung des Anzeigenblatts<br />

„SachsenSonntag“erheblichverzögerte.<br />

Wenige Tage später lenkte<br />

der Arbeitgeber ein, stockte sein<br />

Volumenangebot für einen Sozialplan/Sozialtarif<br />

auf und erweiterte<br />

flughafensicherheit–(pm)Nach<br />

der dritten Tarifverhandlungsrunde<br />

für die rund 23 000 Beschäftigten im<br />

BereichderSicherheitandeutschen<br />

Flughäfenhatver.di-Verhandlungsführer<br />

Peter Bremme Zweifel am<br />

EinigungswillenderArbeitgeberseite<br />

geäußert. „Wir fragen uns, wieso<br />

der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen(BDLS)einenein-<br />

heitlichenbundesweitenTarifvertrag<br />

verhandelnwill,wennernunwieder<br />

regionale und für jedes Bundesland<br />

extra ausgearbeitete Tabellen präsentiert“,<br />

so Bremme. Die angebotene<br />

Lohnerhöhung von 1,8 Prozent<br />

pro Jahr liege unterhalb der Inflationsrate,dieLaufzeitvondreiJahren<br />

seizulangunddieLohnanpassungfür<br />

ostdeutscheBundesländererstnach<br />

sechs Jahren eine Zumutung. Jetzt<br />

sei die nächste Verhandlungsrunde<br />

entscheidend. Sie soll am 20. und<br />

21. Dezember stattfinden. Die Friedenspflicht<br />

endet am 31. Dezember.<br />

rwe – (pm) Gemeinsam mit der IG<br />

BCE hat ver.di für die Beschäftigten<br />

in der Tarifgruppe RWE einen Abschlussausgehandelt.Zum1.Januar<br />

2019 steigen die Gehälter um 3,2<br />

Prozent, zum 1. April 2020 um weitere<br />

2,6 Prozent. Die Sätze für die Azubi-Vergütungenwerdenangehoben,<br />

das bedeutet ein Plus zwischen 145<br />

Euro (1. Ausbildungsjahr) und 65<br />

Euro (4. Ausbildungsjahr) im Monat.<br />

ZurTeilnahmeangewerkschaftlichen<br />

Veranstaltungenwerdentarifgebundene<br />

Arbeitnehmer*innen unter<br />

Fortzahlung der Vergütung für die<br />

dienstplanmäßige Arbeitszeit an<br />

zwei Tagen im Jahr freigestellt.<br />

t-systems – (pm) Nach einer fast<br />

achtmonatigenAuseinandersetzung<br />

haben sich ver.di und T-Systems auf<br />

ein Tarifergebnis für die rund 11 000<br />

das Angebot auch auf die rund 200<br />

ehemaligen LVZ-Mitarbeiter*innen<br />

in der Weiterverarbeitung. „Aber<br />

dies kann nur ein Anfang sein. Zur<br />

FinanzierungeinerBeschäftigungsund<br />

Qualifizierungsgesellschaft<br />

stellten wir klar: Da muss noch<br />

etwas kommen, das sind wir wert“,<br />

kommentierte der stellvertretende<br />

BetriebsratsvorsitzendeJörgTischler<br />

das Zwischenergebnis.<br />

Noch vor Weihnachten soll eine<br />

Betriebsvereinbarung zum Sozialplan<br />

abstimmungsreif sein. Die<br />

nächste Verhandlung ist am 12. Dezember,<br />

nach Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe der „ver.di <strong>news</strong>“.<br />

Bis dahin hatte der Betriebsrat Produktionssicherheit<br />

zugesagt.<br />

t a r i f l i c h e s ······························································································<br />

tarifgebundenenBeschäftigtenverständig.IndenEntgeltgruppen1bis<br />

5 steigen die Entgelte zum 1. Januar<br />

2019um3,0Prozent,indenanderen<br />

Gruppen um 2,0 Prozent. Ein Jahr<br />

später erhöhen sich die Entgelte für<br />

alle um weitere 2,5 Prozent. ver.di-<br />

Verhandlungsführer Michael Jäkel<br />

sprach von einem „tragfähigen Gesamtpaket“.<br />

So sei es gelungen,<br />

erste Schritte zur Harmonisierung<br />

im Gesamtkonzern Deutsche Telekom<br />

umzusetzen. Zudem sei eine<br />

stufenweise Abschaffung der Variablen<br />

im Nichtvertriebsbereich vereinbart<br />

worden. Das Tarifergebnis<br />

beinhaltet keine Regelung zur Verlängerung<br />

des Ausschlusses betriebsbedingterKündigungen.Damit<br />

erhältsichver.diHandlungsfähigkeit<br />

für den Fall, dass der Arbeitgeber<br />

im Rahmen der Transformation der<br />

T-Systems entgegen seiner bisherigen<br />

Aussagen doch beabsichtigen<br />

sollte, betriebsbedingte Beendigungskündigungen<br />

auszusprechen.<br />

celenus-kliniken–(pm)MitteDezember,nachRedaktionsschlussdieserAusgabeder„ver.di<strong>news</strong>”haben<br />

in Berlin Beschäftigte der Reha-<br />

Klinik Bad Langensalza in Berlin<br />

protestiert. Sie wiesen damit erneut<br />

auf die Verweigerung eines TarifvertragsdurchdenprivatenBetreiber<br />

und dessen rabiates Vorgehen im<br />

laufenden Arbeitskampf hin. Die<br />

Beschäftigtenstreikenseit21Wochen.


t arif & betrieb<br />

········································································································ ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong><br />

Geld und Freizeit<br />

banken – Beschäftigte vor Aufstellung der Forderungen befragt<br />

(red.) „Agil“ liegt in der Arbeitswelt<br />

imTrend,agileMethodenverbreiten<br />

sich zunehmend. Die Methode geht<br />

zurückaufdieSoftware-Entwicklung.<br />

2001 entwickelten 17 Software-Expert*innen<br />

ein Leitbild von Agilität.<br />

DarinwirddieFähigkeitderEinzelnen<br />

und die Selbstorganisation der Entwicklungsteams<br />

betont. Agile Planung<br />

ist auf Kooperation angewiesen.<br />

DamitausagilerArbeitGuteArbeit<br />

wird, hat der ver.di-Bereich Innovation<br />

und Gute Arbeit das Projekt<br />

„Gute agile Projektarbeit in der digitalisierten<br />

Welt“ (diGAP) initiiert.<br />

Hierwerdenmitwissenschaftlichen<br />

Partnern und Unternehmen praxistaugliche<br />

Methoden guter agiler<br />

Projektarbeit entwickelt. Aus dem<br />

ProjektdiGAPheraushatver.dierste<br />

Gestaltungsempfehlungen für gute<br />

(pm/hla) Für die rund 200 000 Beschäftigtenbeidenprivatenundöffentlichen<br />

Banken fordert ver.di 6,0<br />

Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit<br />

von zwölf Monaten. Für Beschäftigte<br />

mit einer übertariflichen<br />

Bezahlung will ver.di eine entsprechendeDynamisierungderGehälter<br />

durchsetzen.DieAzubi-Vergütungen<br />

sollenum100EuroproMonatsteigen.<br />

Das hat die ver.di-Tarifkommission<br />

Ende November beschlossen. „Die<br />

Beschäftigten bei den Banken verdienen<br />

für ihre gute Arbeit eine<br />

spürbare Erhöhung ihrer Einkommen“,<br />

betonte ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />

und VerhandlungsführerChristophMeister.BeimBlick<br />

auf die Tarifentwicklung im ersten<br />

Halbjahr 20<strong>18</strong> sei die Bankbranche<br />

das Schlusslicht gewesen.<br />

Zugleich will ver.di in der anstehenden<br />

Tarifrunde – der erste Verhandlungstermin<br />

ist für den 15. Februar<br />

2019 angesetzt – auch die<br />

Themen Arbeitsbelastung und WeiterbildungindenMittelpunktstellen.<br />

Die Tarifforderungen gehen auf das<br />

ErgebniseinerUmfrageunterknapp<br />

10 000 Bankbeschäftigten zurück.<br />

Sie wurden von Mai bis August<br />

unter anderem nach ihrer Zufriedenheit<br />

mit 13 verschiedenen Arbeitsaspekten<br />

befragt. Dabei kam<br />

unter anderem heraus, dass die Beschäftigten<br />

der Branche mit ihren<br />

WeiterbildungsmöglichkeitengeradeimHinblickaufdieDigitalisierung<br />

Stellenwert und Zufriedenheit ...<br />

... von Arbeitsaspekten bei Bankbeschäftigten<br />

Grad der<br />

Arbeitsbelastung<br />

Angaben in Prozent<br />

Höhe Gehalt 78<br />

41<br />

Arbeitsplatzsicherheit 82<br />

52<br />

Wertschätzung 74<br />

durch Vorgesetzte 52<br />

Weiterqualifizierungsmögl.<br />

Digitalisierung 23<br />

43<br />

Gestaltungsmögl. 35<br />

Kundenberatung 51<br />

Freier Samstag<br />

84<br />

96<br />

Alterszeit und Vorruhestandsregelungen<br />

39<br />

50<br />

Arbeitszeitgestaltung 68<br />

59<br />

Möglichkeit mobiles 42<br />

Arbeiten 35<br />

Arbeit inhaltlich 47<br />

selbst gestalten 52<br />

Unterstützungsangeb. 35<br />

für Weiterqualifizierung 32<br />

Zielvereinbarungen<br />

42<br />

40<br />

Beschäftigte mit hohem Stellenwert<br />

Beschäftigte mit hoher Zufriedenheit<br />

QUELLE: VER.DI-FINANZDIENSTLEISTUNGEN<br />

agile Arbeit vorgelegt. Die Empfehlungen<br />

basieren auf Befragungsund<br />

Interviewergebnissen.<br />

AlsErgebnisderBefragunghatsich<br />

gezeigt, dass Agilität häufig unzureichend<br />

umgesetzt und das agile<br />

Prinzip des „nachhaltigen Tempos“<br />

vernachlässigt wird. „Regelmäßige<br />

ÜberstundensindnachdiesemPrinzip<br />

inakzeptabel“, sagt Christian<br />

Wille,WissenschaftlicherMitarbeiter<br />

desdiGAP-Projektes.Eskommedarauf<br />

an, die Selbstorganisation der<br />

sehrunzufriedensind.„DieInstitute<br />

investieren aktuell viel in die Digitalisierung<br />

und in neue Geschäftsmodelle.<br />

Jetzt muss auch etwas für<br />

die Beschäftigten getan werden“,<br />

sagte Meister. Die Beschäftigten<br />

solleneinenverbindlichenAnspruch<br />

auf Weiterbildung bekommen, finanziell<br />

und zeitlich unterstützt<br />

durch den Arbeitgeber.<br />

Häufig bemängelt wurde in der<br />

Umfrage auch die hohe Arbeitsbelastung.<br />

Durch anhaltende Rationalisierungsmaßnahmen<br />

und Umstrukturierungsprozesse<br />

sei der<br />

Arbeitsdruckimmerweitergestiegen,<br />

die Ängste vor dem Verlust des Arbeitsplatzes<br />

belasteten die Angestellten<br />

enorm, so Meister.<br />

Hier müsse gegengesteuert werden.<br />

Daher fordere ver.di für alle<br />

Beschäftigten sechs Gesundheitsund<br />

Entlastungstage. Außerdem<br />

sollen die Bankbeschäftigten die<br />

individuelleWahlmöglichkeiterhalten,<br />

die Gehaltssteigerung in mehr<br />

Freizeitumzuwandeln.AlsReaktion<br />

auf steigende Wohnkosten fordert<br />

diever.di-Tarifkommissionfürver.di-<br />

Mitglieder eine Zulage von 80 Euro<br />

pro Monat.<br />

https://tarifbewegung-banken.<br />

de<br />

Selbstorganisation der Teams<br />

gute arbeit – ver.di hat erste Gestaltungsempfehlungen für gute agile Arbeit vorgelegt<br />

75<br />

36<br />

2. ver.di-Workshop<br />

Am 28./29. März 2019 soll ein zweiter<br />

Workshop des Projekts „Gute agile Projektarbeit<br />

in der digitalisierten Welt“<br />

stattfinden. Näher Informationen folgen<br />

Anfang kommenden Jahres.<br />

5<br />

Teams sowie ihre Verfügung über<br />

zeitliche Ressourcen und Entscheidungsbefugnisse<br />

zu stärken. Dafür<br />

braucheesentsprechendeRahmenbedingungen<br />

im Unternehmen. Sie<br />

seien nur durch ein beteiligungsund<br />

mitbestimmungsorientiertes<br />

Vorgehen bei der Einführung und<br />

UmsetzungagilerArbeitherzustellen.<br />

Auch tarifliche und betriebliche Regelungen<br />

seien den Beschäftigten<br />

wichtig, haben die Umfragen ergeben.SieseieneinzentralerBaustein,<br />

um einen Rahmen für gute agile Arbeit<br />

zu schaffen und die Vorteile<br />

agilen Arbeitens für die Beschäftigten<br />

zu sichern. Dabei müssen die<br />

MitbestimmungsrechtevollzurGeltung<br />

kommen.<br />

Weitere Informationen<br />

www.diGAP.verdi.de, www.gu<br />

te-agile-projektarbeit.de<br />

jan duscheck leitet<br />

die ver.di-bundesfachgruppe<br />

bankgewerbe<br />

i n t e r v i e w<br />

Tolles Feedback<br />

Vor der Forderungsaufstellung<br />

habt ihr<br />

knapp 10 000 Beschäftigte<br />

aus der Branche<br />

befragt. Wie haben<br />

sie auf diese Beteiligungsmöglichkeit<br />

reagiert?<br />

Wir haben in den Gesprächen<br />

ein tolles Feedback<br />

bekommen. Die<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

fanden es gut, dass<br />

sich ihre Gewerkschaft<br />

bei ihnen zeigt und sie<br />

nach ihrer Meinung und<br />

ihrem Arbeitsalltag fragt.<br />

Was erhofft ihr euch<br />

davon?<br />

Zweierlei: Zum einen<br />

wollten wir mit der Befragung<br />

die inhaltliche<br />

Ausrichtung unserer Tarifarbeit<br />

überprüfen. Primär<br />

war uns aber wichtig,<br />

dass wir uns bereits<br />

ca. ein halbes Jahr vor<br />

dem eigentlichen Beginn<br />

der Tarifrunde als ver.di<br />

bei den Beschäftigten<br />

zeigen und mit ihnen in<br />

den Dialog kommen.<br />

Darauf können wir jetzt<br />

in der Tarifrunde aufbauen.<br />

Wie sind die Ergebnisse<br />

in die Diskussion<br />

eingeflossen?<br />

Die wesentlichen Themen<br />

und Probleme wurden<br />

von uns aufgegriffen<br />

und in Vorschläge für Tarifforderungen<br />

übersetzt.<br />

Über die Forderungen<br />

entschieden haben dann<br />

in einer zweiten Befragung<br />

natürlich abschließend<br />

unsere Mitglieder.


6<br />

recht<br />

& rat<br />

ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong> ··················································································································································<br />

auch das noch<br />

Zahlen auch bei<br />

Nichtgefallen<br />

(ku/hem) Wer die Kapelle<br />

bezahlt, bestimmt die<br />

Musik: Das Oberlandesgericht<br />

Köln (OLG) will<br />

dieses Zitat des Volksmundes<br />

nicht unbedingt<br />

so stehenlassen und<br />

sagt: Wer ein Kunstwerk<br />

bestellt, muss es grundsätzlich<br />

auch dann bezahlen,<br />

wenn es ihm<br />

nicht gefällt. Eine Firma<br />

in der Domstadt, so berichtet<br />

die Internetplattform<br />

www.kostenloseurteile.de,<br />

hatte für ihr<br />

Firmenjubiläum bei dem<br />

Comedian Jörg Knör<br />

einen Videoclip bestellt<br />

und in einem Briefing<br />

dazu Vorgaben gemacht.<br />

Prominente wie Angela<br />

Merkel sollten darin vorkommen<br />

und Barack Obama<br />

und auf der Tonspur<br />

von Knör parodiert werden.<br />

Als die Firma zwei<br />

Wochen vor der Jubiläumsfeier<br />

das Video erhielt,<br />

teilte sie mit, der<br />

Clip entspreche nicht ihren<br />

Vorgaben und gefalle<br />

außerdem nicht. Aber<br />

auch der Elfte Senat des<br />

OLG schaute sich den<br />

Film an und verurteilte<br />

die Firma zur Zahlung<br />

des vereinbarten Preises.<br />

Zwar könne der Besteller<br />

einer schöpferischen<br />

Leistung dem Künstler<br />

konkrete Vorgaben zur<br />

Gestaltung des Kunstwerkes<br />

machen. Allerdings<br />

ergebe sich aus<br />

der vom Grundgesetz<br />

garantierten Kunstfreiheit,<br />

dass die künstlerische<br />

Gestaltungsfreiheit<br />

der Regelfall, die vertragliche<br />

Einschränkung<br />

derselben die Ausnahme<br />

sei. Konkrete Änderungswünsche<br />

seien<br />

aber zunächst überhaupt<br />

nicht und später<br />

mit einer zu kurz bemessenen<br />

Frist geäußert<br />

worden.<br />

Aktenzeichen: 11 U 71/<strong>18</strong><br />

Fristwahrend Klage erheben<br />

bundesarbeitsgericht – Höhere Betriebsrentenansprüche gegen „Generali“ bestätigt<br />

(dgb-rs) Seit Jahren streiten Be-<br />

triebsrentner*innender„Generali“-<br />

Versicherungerfolgreichgegenihren<br />

ehemaligenArbeitgeber,weilderin<br />

denJahren2015und2016ihreRenten<br />

in zu geringem Maße erhöht hatte.<br />

Wie der DGB-Rechtsschutz (www.<br />

dgb-rechtsschutz.de) berichtet, hat<br />

zuletzt in mehreren Fällen das Bundesarbeitsgericht(BAG)zuGunsten<br />

derBetriebsrentner*innenentschieden,<br />

die nun „mit nicht unerheblichen<br />

Nachzahlungen“ rechnen<br />

könnten – meistens mit einem vierstelligen<br />

Euro-Betrag.<br />

„Generali“ hatte in den Jahren<br />

2015 und 2016 die Betriebsrenten<br />

nur um jeweils 0,5 Prozent erhöht,<br />

obwohl in den Bestimmungen des<br />

Versorgungswerkesklargeregeltist,<br />

aktuelle<br />

dassdiejährlicheAnpassungjeweils<br />

in dem Maße erfolgen muss, wie<br />

diegesetzlicheRentenversicherung<br />

steigt: 2015 waren das 2,1 und im<br />

Folgejahr 4,25 Prozent.<br />

für ansprüche aus 2015<br />

droht jetzt die verjährung<br />

Von der einseitig verfügten Deckelung<br />

der „Generali“-Betriebsrenten<br />

sind mehrere tausend ehemalige<br />

Beschäftigtebetroffen.IhreAnsprüche<br />

stammen aus ihrer Beschäftigungszeit<br />

bei der ehemals gewerkschaftseigenen„Volksfürsorge“,die<br />

2009 mit den „Generali“-Versicherungen<br />

verschmolzen worden war.<br />

Heute liegt „Generali“ nun wegen<br />

der unzureichenden Rentenerhöhung<br />

mit vielen ehemaligen Beschäftigten<br />

im Streit. Vor den Arbeitsgerichtensindbundesweitrund<br />

900 Klagen anhängig. Allerdings<br />

dürfteesnachSchätzungenindieser<br />

Sache an die 5000 Anspruchsberechtigte<br />

geben.<br />

Wer von ihnen noch keine Klage<br />

erhoben hat, „muss jetzt handeln“,<br />

rät der DGB-Rechtsschutz, „denn<br />

zum Jahresende droht die Verjährung“–zumindestfürdieAnsprüche<br />

aus dem Jahre 2015. Damit sich das<br />

rechtswidrigeHandelnnichtamEnde<br />

für „Generali“ noch rechnet, ist<br />

–nachderBeantragungvonRechtsschutz<br />

bei ver.di – fristwahrende<br />

Klageerhebung bis 31. Dezember<br />

20<strong>18</strong> geboten.<br />

Aktenzeichen: 3 AZR 333/17<br />

Betriebsräte für Cockpit und Kabine in Sicht<br />

neuregelung – Bundestag ändert den Paragrafen 117 des Betriebsverfassungsgesetzes<br />

(hem/pm) Damit auch die im Flugbetrieb<br />

beschäftigten Arbeitnehmer*innen<br />

von Luftfahrtunternehmen<br />

Betriebsräte wählen können,<br />

wennesfürihreInteressenvertretung<br />

keinetarifvertraglicheRegelunggibt,<br />

hat der Bundestag Ende November<br />

den Paragrafen 117 des Betriebsverfassungsgesetzes(BetrVG)geändert.<br />

Die Bundesregierung hatte kurzfristig<br />

einen entsprechenden Gesetzesvorschlagvorgelegt,nachdem<br />

deririscheBilligfliegerRyanaireinen<br />

entsprechenden Tarifvertrag abgelehnthatte(„ver.diNEWS“berichtete<br />

in Ausgabe 17/20<strong>18</strong>). Gleichzeitig<br />

stelltdieNeuregelungklar,dassbereitsexistierendeTarifverträgeüber<br />

eine Vertretung der im Flugbetrieb<br />

beschäftigten Arbeitnehmer der<br />

NachwirkungnachParagraf4Absatz<br />

5 des Tarifvertragsgesetzes unterfallen,<br />

also nach Auslaufen, Kündigung<br />

oder Aufhebung so lange<br />

weiter gelten, bis sie durch eine andere<br />

Abmachung ersetzt worden<br />

sind.<br />

beschäftigte „nicht länger<br />

der willkür ausgeliefert“<br />

DieBedeutungdieser„Betriebsratsgarantie<br />

für das fliegende Personal“<br />

sei„nichtzuunterschätzen,weildie<br />

deutsche Bundesregierung damit<br />

zusammen mit dem Parlament die<br />

urteile····················································································<br />

„fremdgehen“ verkürzt kündigungsfrist<br />

– (bs) Arbeitsverhältnisse<br />

von Beschäftigten im öffentlichen<br />

Dienst, die mindestens 40<br />

Jahre alt sind, können „nach einer<br />

Beschäftigungszeit von mehr als 15<br />

Jahren durch den Arbeitgeber nur<br />

noch aus wichtigem Grund“, also<br />

nicht„ordentlich“gekündigtwerden.<br />

Als„Beschäftigungszeit“zähltnach<br />

einer Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts<br />

aber nur die bei demselben<br />

Arbeitgeber im Arbeitsverhältnis<br />

zurückgelegte Zeit, auch<br />

wennsieunterbrochenist.Dasheißt:<br />

Tätigkeiten bei einem anderen öffentlichen<br />

Arbeitgeber werden für<br />

die Beschäftigungszeit nicht mitgezählt<br />

– was in dem vom Gericht jetzt<br />

entschiedenenFalldazuführte,dass<br />

eine Arbeitnehmerin mit zweiwöchiger<br />

Frist zum Monatsende ihren<br />

Arbeitsplatz räumen musste, weil<br />

sie zwischenzeitlich einmal „fremdgegangen“<br />

war<br />

Aktenzeichen: 6 AZR 137/17<br />

betrieblicheMitbestimmungperGesetz<br />

verteidigt und schützt und die<br />

Tradition der Sozialpartnerschaft<br />

stärkt“, erklärte der ver.di-Vorsitzende<br />

Frank Bsirske nach der BeschlussfassungimBundestag.ChristineBehle,imver.di-Bundesvorstand<br />

u.a. zuständig für die Luftverkehrsbranche,<br />

sieht mit der Gesetzesänderung<br />

die Beschäftigten der Branche<br />

„nicht länger der Willkür vor<br />

allem der Schnäppchenfluglinien<br />

ausgeliefert“.<br />

Auch die Piloten-Organisation<br />

„Vereinigung Cockpit“ (VC) zeigte<br />

sich mit der Gesetzesänderung zufrieden,<br />

die am 1. Mai 2019 in Kraft<br />

tritt.<br />

unfallversicherung schmälert<br />

hartz iv – (ku) Eine Einmalzahlung<br />

ausderprivatenUnfallversicherung<br />

gilt bei der Berechnung von Leistungen<br />

zur Sicherung des Lebensunterhalts<br />

nach SGB II laut Sozialgericht<br />

Karlsruhe als Einkommen,<br />

berichtet die Internetplattform<br />

www.kostenlose-urteile.de.DasJobcenter<br />

hatte von einer Hartz-IV-BerechtigtenGeldzurückgefordertund<br />

war vor Gericht damit erfolgreich.<br />

Aktenzeichen: S 15 AS 2690/<strong>18</strong>


internes<br />

········································································································ ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong><br />

Demirci freilassen<br />

unterstützung – Remscheider Kollege sitzt in der Türkei in Untersuchungshaft<br />

(red.)Derver.di-Bundesvorstandhat<br />

in seiner Sitzung Anfang Dezember<br />

die Freilassung des Sozialwissenschaftlers<br />

Adil Demirci und seine<br />

Ausreise aus der Türkei gefordert.<br />

Die Bundesregierung solle bei der<br />

türkischen Regierung darauf hinwirken.<br />

Damit unterstützt der Bundesvorstand<br />

einen Beschluss der<br />

Landeskonferenz des Fachbereichs<br />

Bildung, Wissenschaft und ForschunginNordrhein-Westfalen.Sie<br />

hatte ihn einstimmig an den Bundesvorstand<br />

weitergeleitet.<br />

DemirciarbeitetalsSozialarbeiter<br />

in Remscheid und engagiert sich<br />

gewerkschaftlich in ver.di. Im April<br />

ist er während seines Urlaubs in Istanbul<br />

inhaftiert worden. VorgeworfenwirdihmTerrorpropagandaund<br />

Mitgliedschaft in einer Terrororganisation,<br />

in diesem Fall der linksextremen<br />

Marxistisch-Leninistischen<br />

Kommunistischen Partei.<br />

prozessbeginn im november<br />

Wettberg erhielt Hans-Böckler-Medaille<br />

ehrung – Auszeichnung für ehrenamtliches Lebenswerk<br />

(pm) Ende November hat Karsten<br />

WettbergdieHans-Böckler-Medaille<br />

erhalten. Damit wird ein umfassendes<br />

ehrenamtliches Lebenswerk in<br />

Gewerkschaft, Politik, Sport und sozialem<br />

Engagement gewürdigt.<br />

„Menschen wie Karsten Wettberg<br />

sind unverzichtbar für eine solidarischeWelt“,erklärteAntonHirtreiter,<br />

langjähriger Leiter des ver.di-Fachbereichs<br />

Postdienste in Bayern, der<br />

viele Jahre zusammen mit Wettberg<br />

7<br />

Demirci hat als freier Journalist für<br />

die linksgerichtete Nachrichtenagentur<br />

Etha geschrieben, für die<br />

auch Mesale Tolu gearbeitet hat.<br />

DieJournalistinundÜbersetzerinist<br />

Ende vergangenen Jahres aus der<br />

Haft entlassen worden, im vergangenen<br />

Sommer wurde ihre Ausreise<br />

genehmigt.<br />

DerProzessgegenDemircihatam<br />

20. November begonnen, er muss<br />

allerdingsweiterinUntersuchungshaft<br />

bleiben. Zu der Unterstützer-<br />

Gruppe,diezumProzessauftaktgereist<br />

ist, gehörte auch Günter<br />

Wallraff.<br />

Bereits seit dem Sommer gibt es<br />

zahlreiche Aktivitäten, die die Forderung<br />

nach Freilassung unterstützen.DazuzählenMahnwachen.Außerdem<br />

hat der Solidaritätskreis<br />

„FreiheitfürAdilDemirci“5000UnterschriftenandasAuswärtigeAmt<br />

in Berlin übergeben.<br />

Ohne Abitur studieren<br />

europäische akademie der arbeit – Bewerbungsschluss bei ver.di ist Ende März 2019<br />

(red.) Studieren ohne Abitur? Engagierten<br />

jungen ver.di-Kolleg*innen<br />

steht dieser Weg offen. Sie haben<br />

die Möglichkeit, sich für das elfmonatige<br />

Vollzeit-Studium an der Europäischen<br />

Akademie der Arbeit<br />

(EAdA) in Frankfurt/Main zu bewerben.<br />

Ziel der EAdA ist es, begabten<br />

undqualifiziertenBeschäftigteneine<br />

akademischeAusbildungauchohne<br />

Abitur zu ermöglichen.Das Studium<br />

bietet eine wertvolle Grundlage für<br />

eine fundierte und kompetente InteressenvertretunginBetriebenund<br />

in der politisch verfassten Gesellschaft<br />

sowie für eine berufliche<br />

oder ehrenamtliche Tätigkeit in Gewerkschaften,<br />

öffentlichen Institutionen,<br />

Verwaltungen, Non-Profit-<br />

Organisationen und Verbänden.<br />

Gewerkschaftsarbeit gestaltet hat.<br />

Karsten Wettberg ist 1941 geboren,<br />

hat 1958 hat bei der Post begonnen<br />

und wurde bald zu einem hochaktivenGewerkschafter.Schnellkonnte<br />

der Ingolstädter das Vertrauen<br />

seiner Kolleg*innen gewinnen, die<br />

ihn sowohl in den Personal- als<br />

auch in den Betriebsrat wählten.<br />

Als Vorsitzender dieser Gremien<br />

setzte er Zeichen weit über deren<br />

unmittelbarenWirkungskreishinaus.<br />

Voraussetzung für die Bewerbung<br />

isteinemindestensdreijährigever.di-<br />

Mitgliedschaftundeineabgeschlossene<br />

Berufsausbildung oder eine<br />

vergleichbare dreijährige Berufserfahrung<br />

mit Engagement zum Beispiel<br />

im Betriebsrat. Die Bewerber*<br />

innen sollten zwischen 21 und 35<br />

Jahrealtundgewerkschaftlichaktiv<br />

sein.<br />

start im oktober<br />

DernächsteStudienganganderEAdAstartetimOktober.Diezweitägige<br />

Aufnahmeprüfung findet Ende Juni<br />

in der Bildungsstätte der IG BAU in<br />

Steinbach (Taunus) statt. Dem geht<br />

ein freiwilliger Vorbereitungskurs<br />

voraus,derbereitsimMaistattfinden<br />

Die Hans-Böckler-Medaille ist die<br />

höchste Auszeichnung, die die GewerkschaftenDeutschlandsfürherausragendes,<br />

insbesondere ehrenamtliches<br />

Engagement vergeben.<br />

Überreicht wurde sie ihm im Rahmenderver.di-LandesfachbereichskonferenzPostdienste,Speditionen,<br />

Logistik in Bayern. Die Laudatio auf<br />

Wettberg hielt die stellvertretende<br />

ver.di-Bundesvorsitzende Andrea<br />

Kocsis.<br />

soll. Eine Direktbewerbung bei der<br />

EAdA ist möglich. Wer jedoch ein<br />

Stipendium des DGB in Anspruch<br />

nehmen und auch von ver.di finanziellunterstütztwerdenmöchte,benötigt<br />

zur Bewerbung eine schriftliche<br />

Stellungnahme durch die<br />

örtliche ver.di-Gliederung.<br />

Die kompletten Bewerbungsunterlagen<br />

müssen spätestens bis<br />

Ende März 2019 im Bereich Organisations-<br />

und Personalentwicklung<br />

beim ver.di-Bundesvorstand vorliegen.<br />

Fragen zum Bewerbungs- und<br />

Auswahlverfahren beantwortet Tobias<br />

Langer, E-Mail tobias.langer<br />

@verdi.de.<br />

Mehr Infos zum Studium:<br />

www.uni-frankfurt.de/<br />

62<strong>18</strong>7503/200_akademie.<br />

gesa gebhardt, 27, ist<br />

kampagnenleitern<br />

der straßenwerbung<br />

für ver.di<br />

m i t g l i e d e r<br />

Die Säule Arbeit<br />

stützen<br />

Mit welchen Argumenten<br />

wirbst du?<br />

Als Kampagnenleiterin<br />

der Straßenwerbung für<br />

ver.di habe ich schon<br />

hunderte von ver.di-Mitgliedern<br />

geworben. Die<br />

Schere zwischen Arm<br />

und Reich geht immer<br />

weiter auseinander. Dem<br />

müssen wir etwas entgegensetzen.<br />

Das geht nur<br />

mit starken Gewerkschaften<br />

und guten Tarifabschlüssen.<br />

Ich bin alleinerziehende<br />

Mutter<br />

und will auch selbst gute<br />

Arbeitsbedingungen vorfinden.<br />

Was ist deine Motivation?<br />

Für mich ist es selbstverständlich,<br />

sich in einer<br />

Solidargemeinschaft einzusetzen,<br />

für bessere Arbeitsplätze<br />

und gute Tarifverträge.<br />

Arbeit ist<br />

neben der Familie eine<br />

unserer wichtigsten Säulen<br />

in unserem Leben.<br />

Da ist es wichtig, dass<br />

Menschen gute Arbeitsbedingungen<br />

haben und<br />

gut entlohnt werden.<br />

Wenn es Busfahrerinnen<br />

und Busfahrern, Krankenhausangestellten<br />

und<br />

Beschäftigten im Einzelhandel<br />

gut geht, dann<br />

fühle ich mich als Kundin<br />

oder Patientin ebenfalls<br />

wohl.<br />

https://mitgliedwer<br />

den.verdi.de


unte wiese<br />

8 ver.di <strong>news</strong> <strong>18</strong> · 15. Dezember 20<strong>18</strong><br />

stephan<br />

schulmeister:<br />

der weg zur<br />

prosperität,<br />

ecowin-verlag,<br />

wals bei salzburg,<br />

480 seiten, 28 euro,<br />

isbn 978-3711001481<br />

ver.di <strong>news</strong><br />

erscheint 14-täglich<br />

herausgeber:<br />

vereinte dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di,<br />

frank bsirske, vorsitzender<br />

chefredaktion:<br />

dr. maria kniesburges<br />

redaktion: heike langenberg<br />

(verantwortlich), marion<br />

lühring, jenny mansch<br />

layout: helmut mahler<br />

infografik: klaus niesen<br />

cartoon: thomas plassmann<br />

druck: alpha print medien ag,<br />

darmstadt<br />

adresse: redaktion ver.di <strong>news</strong>,<br />

paula-thiede-ufer 10,<br />

10179 berlin,<br />

tel.: 030/69561069,<br />

fax: 030/69563012<br />

verdi-<strong>news</strong>@verdi.de<br />

www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />

hinweis: die ausgabe 1<br />

erscheint am 26. januar 2019<br />

www.verdi.de<br />

Abschied<br />

„Es war mir eine<br />

große Freude,<br />

es war mir eine Ehre.“<br />

Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel, CDU,<br />

beendet beim<br />

CDU-Parteitag ihre<br />

letzte Rede als<br />

Parteivorsitzende<br />

Selbst entmündigt<br />

buchtipp<br />

– Stephan Schulmeister über die Folgen neoliberaler Politik<br />

Neoliberale Politik wurde in den zurückliegendenJahrenundJahrzehnten<br />

auch in vielen westlichen Industrieländerndurchgesetzt.DieFolgen<br />

sind deutlich zu spüren. Der Sozialstaat<br />

wurde geschwächt. Arbeitslosigkeit,<br />

prekäre Beschäftigung und<br />

Armuthabenzugenommen,dieAuswirkungenwerdennochweitindieZukunft<br />

hinein erlebbar sein, zum Beispiel<br />

bei Fragen der Alterssicherung.<br />

Doch hat diese Politik noch eine<br />

andere weitreichende Konsequenz.<br />

„Immer mehr erhoffen sich Wärme<br />

in der nationalen Volksgemeinschaft“,warntStephanSchulmeister,<br />

einer der bekanntesten Ökonomen<br />

Österreichs.EineEntwicklung,deren<br />

Folgen sich schon jetzt in vielen europäischen<br />

Ländern zeigen.<br />

In seinem Buch „Der Weg zur Prosperität“<br />

beschreibt er auf verständliche<br />

Art und Weise die Wirkung<br />

und die Auswirkungen neoliberaler<br />

Politik. Dabei benennt er auch die<br />

termine·························<br />

Zurück in die Zukunft – Push the<br />

button lautet der Titel des 32. Journalistentages,<br />

den die Deutsche<br />

Journalistinnen- und Journalistenunion<br />

(dju) in ver.di vom 25. bis 27.<br />

Januarabhält.Dabeidrehtsichalles<br />

rund um Aus- und Weiterbildung.<br />

„Wir wollen die Startbedingungen<br />

fürdenjournalistischenNachwuchs<br />

verbessern, damit auch in Zukunft<br />

die klügsten Köpfe in den Redaktionen<br />

arbeiten“, hießt es in der<br />

Ausschreibung.MehrInfos:https://<br />

dju.verdi.de/journalistentag<br />

Ausbilder*innen der Ver- und<br />

Entsorgungswirtschaftlädtver.di<br />

für den 2. und 3. April nach Berlin<br />

ein. Bei der Konferenz geht es unter<br />

anderem um Qualifizierung, Fachkräftegewinnung<br />

und Lernen im<br />

Wettbewerb. Mehr Infos:<br />

https://ver-und-entsorgung.ver<br />

di.de/service/veranstaltungen<br />

Ursachen für den beständigen wirtschaftlichen,gesellschaftlichenund<br />

politischen Niedergang Europas. Er<br />

zeigt,wiediePolitikübervieleJahre<br />

hinwegdieFinanzmärkteentfesselt<br />

hat. Der Markt sollte es richten.<br />

DochdamithatsichdiePolitikselbst<br />

entmündigt,hatsichselbstderMöglichkeitberaubt,gestaltenzukönnen.<br />

Als „langer Weg in die große Krise“<br />

beschreibt Schulmeister diese Entwicklung.Dabeimachteraberauch<br />

die Unterschiede zwischen dem europäischen<br />

Modell deutlich, in dem<br />

die Eingebundenheit in Verbänden<br />

prägend ist, und dem amerikanischen,<br />

in dem das Individuum eine<br />

größere Rolle spielt.<br />

Der Wirtschaftsforscher zieht in<br />

seinem Buch eine „verheerende Gesamtbilanz“,<br />

spricht von VertrauensverlustundZukunftsangst.Neoliberale<br />

Grundwerte wie Eigennutz,<br />

LeistungsstärkeundKonkurrenzhaben<br />

unser Leben verändert, haben<br />

EndeNovemberistderKollegeKlaus<br />

AuhuberimAltervon61Jahrenverstorben.<br />

Er hatte 1972 seine Ausbildung<br />

bei der Bundesanstalt für<br />

Arbeit begonnen. 1980 wechselte<br />

er als Gewerkschaftssekretär zur<br />

ver.di-GründungsorganisationDAG.<br />

1984 wurde er Organisationsleiter,<br />

1994 übernahm er die Leitung des<br />

Bezirks München. Mit ver.di-Gründung<br />

wurde er stellvertretender Bezirksgeschäftsführer,<br />

2009 übernahm<br />

er den Rechtsschutz, die<br />

Rechtsberatung und den Mitgliederservice<br />

mit EntscheidungskompetenzundPersonalverantwortung.<br />

ZuletztarbeiteteerimTeamBeratung<br />

und Recht Oberbayern. „Wir verlieren<br />

in Klaus einen höchst zuverlässigenKollegen,derimmerzurStelle<br />

war, wenn jemand Hilfe brauchte“,<br />

heißtesineinemNachrufdesver.di-<br />

Landesbezirks Bayern.<br />

nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung<br />

geprägt, sondern sind<br />

auch tief in unseren Alltag eingedrungen.SelbstdasBildungssystem<br />

hatsichandieseneuen„Spielregeln“<br />

angepasst, auch hier dreht sich<br />

vieles um Selbstoptimierung.<br />

widerstand wird anwachsen<br />

Doch mit diesen trüben Wahrheiten<br />

lässtSchulmeisterseineLeser*innen<br />

nicht alleine. Er beschreibt in einem<br />

abschließendenKapitalauch,welche<br />

menschengerechtenTheorienfürdie<br />

Zukunft gebraucht werden. „Wenn<br />

jedes Schulkind lernt, dass jede Torheit,<br />

wie groß sie auch ist, durch<br />

passendePropagandaglaubwürdig<br />

gemacht werden kann, wird der kritische<br />

Widerstand gegen die Propaganda<br />

anwachsen“, zitiert er den<br />

polnischen Erkenntnistheoretiker<br />

Ludwik Fleck.<br />

Heike Langenberg<br />

nachruf·······························································<br />

Ebenfalls Ende November ist der<br />

Kollege Johannes Kraft im Alter<br />

von 58 Jahren gestorben. Der gelernteBrauerundMälzerhatte1990<br />

sein Studium als Diplom-Soziologe<br />

abgeschlossen.1993begannerseine<br />

Tätigkeit bei der ver.di-GründungsorganisationÖTV.Nachver.di-Gründung<br />

arbeitete er im Fachbereich<br />

Medien, Kunst und Industrie. Hier<br />

lag ihm besonders die Betreuung<br />

derKünstlerfachgruppenamHerzen.<br />

„Hans verfügte über einen klaren<br />

pragmatischen Sinn und eine politischeindeutigeHaltung,erhatZeit<br />

seines Lebens die Solidarität der<br />

Gewerkschaftsbewegung von Herzengelebt“,heißtesineinemNachrufdesver.di-LandesbezirksBayern.<br />

Seine politische Arbeit habe Kraft<br />

vieleJahremitgroßerVerantwortung,<br />

steter Freundlichkeit und unermüdlichem<br />

Engagement getan.

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