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Erläuterungen zur Bilanz - Solidar Suisse

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10 SCHAUfENSTER<br />

durchbruch für<br />

hausanGestellte<br />

Nach jahrelanger Lobbyarbeit ist am 16. Juni 2011 an der Jahreskonferenz<br />

der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) die<br />

Konvention 189 für «Menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte»<br />

verabschiedet worden, die Hausangestellten weltweit<br />

grundlegende Rechte garantiert. Es ist die erste Konvention, die<br />

sich mit einem Bereich des so genannten Informellen Sektors<br />

befasst. Es gibt kaum Gesamtarbeitsverträge für Hausangestellte,<br />

deren Arbeitsbedingungen oft von Diskriminierung und<br />

Ausbeutung gekennzeichnet sind.<br />

In der ILO-Konvention wurden erstmals Minimalstandards für<br />

Hausangestellte definiert. So bekommen sie die gleichen Grundrechte<br />

wie andere ArbeitnehmerInnen: Sie sollen Verträge, geregelte<br />

Arbeitszeiten und Anspruch auf Sozialversicherungen erhalten;<br />

sie können sich in Gewerkschaften organisieren und<br />

Vertragsverhandlungen führen. Zwangs- und Kinderarbeit sind<br />

verboten. Um diese Selbstverständlichkeit zu erreichen, brauchte<br />

es innerhalb der ILO zähes Ringen. Ohne die gut organisierte<br />

Gewerkschafts- und NGO-Delegation (von der <strong>Solidar</strong> Teil war)<br />

und den Support von wichtigen Staaten in dieser Frage (Südafrika,<br />

Brasilien, Australien, Neuseeland, USA) wäre die Konvention<br />

wohl gescheitert. Leider zögerten die EU-Länder und die<br />

Schweiz, die Konvention zu unterstützen. Die EuropäerInnen<br />

«Unsere Rechte als ArbeiterInnen wurden mit<br />

Füssen getreten. Diese Ungerechtigkeit hat zu<br />

lange angehalten.»<br />

Myrtle Witbooi, Generalsekretärin von SADSAWU, der südafrikanischen Gewerkschaft<br />

für Hausangestellte<br />

blockten vor allem, wenn es darum ging, MigrantInnen gleiche<br />

Rechte ein<strong>zur</strong>äumen. Auch die Arbeitgebenden waren nicht enthusiastisch,<br />

boten aber immer wieder Hand für Kompromisse.<br />

Schlussendlich verabschiedete die ILO-Konferenz ein griffiges<br />

Instrument zum Schutz der Hausangestellten auf globaler Ebene.<br />

Damit die Konvention tatsächlich Anwendung findet, muss<br />

sie jedoch von den ILO-Mitgliedsstaaten ratifiziert werden. Es ist<br />

anzunehmen, dass die Ratifikation Jahre in Anspruch nehmen<br />

wird. Auch die Schweiz wird diese kaum vorantreiben. Deshalb<br />

ist weiterhin Druck notwendig, damit die Hausangestellten den<br />

historischen Durchbruch auch in ihrem Alltag spüren.<br />

Zum Beispiel in Südafrika<br />

Jahrelang hat sich Myrtle Witbooi, Generalsekretärin der südafrikanischen<br />

<strong>Solidar</strong>-Partnerorganisation SADSAWU und Vorsitzende<br />

des Internationalen Netzwerks der Hausangestellten,<br />

für diese Konvention eingesetzt und unermüdlich Lobbyarbeit<br />

betrieben. «Bis jetzt waren wir ‚unsichtbar’. Wir wurden nicht respektiert,<br />

obwohl wir einen grossen Beitrag in Wirtschaft und<br />

Gesellschaft leisten», erklärt sie die Situation von Hausangestellten.<br />

Für die rund 900 000 Hausangestellten in Südafrika ist<br />

die Konvention ein grosser Sieg. Doch am Ziel sind sie damit<br />

noch nicht: SADSAWU wird ihre Kampagne<br />

weiterführen, damit die südafrikanische<br />

Regierung die ILO-Konvention ratifiziert.<br />

Jede siebte Frau am Kap arbeitet<br />

als Hausangestellte, der monatliche Mindestlohn<br />

liegt mit knapp 200 Franken am<br />

untersten Ende der Lohnskala. Unterstützt<br />

von <strong>Solidar</strong> setzt sich SADSAWU<br />

für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

ein. Denn auch Hausarbeit muss<br />

menschenwürdig sein.

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