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NICARAGUA - Solidar Suisse

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INHALTDas Projekt in der Übersicht 3Rahmen 4Allgemeiner Kontext 4Karte des Projektgebietes 4Projekt 5Vorgeschichte und aktuelle Phase 5Ziele und Erwartete Resultate 6Erreichte Resultate 2011 7Aktivitäten 2012 8Chancen und Risiken 8Dauer des Projekts 9Beteiligte und Begünstigte 9Lokale Partner 10Projektmittel 11Eigenmittel der Partner 11Projektsteuerung 11Monitoring, Begleitung und Berichterstattung 11Evaluation und Audit 11Titelbild Alberto VargasWo nichts anderes erwähnt ist, sind alle Fotos von <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong>


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)RAHMENAllgemeiner KontextNicaragua zählt 5.8 Millionen EinwohnerInnen, über 40% davon sind unter 18 Jahre alt. Arbeitsmigrationin die USA oder die Nachbarländer spielt seit Jahren eine bedeutende Rolle.Wirtschaftlich ist das Land durch die Konzentration auf wenige landwirtschaftliche Exportproduktestark abhängig von den Weltmarktpreisen. Trotz abnehmender Armutsindikatoren,leben fast 10% der Bevölkerung in extremer Armut und über 40% in allgemeiner Armut 2 .Nicaragua hat eine wechselvolle politische Geschichte. Die Spuren des langen Bürgerkriegesund der politischen Auseinandersetzungen um die soziale und wirtschaftliche Ausrichtungdes Landes zeigen sich bis heute.Seit 2007 ist wieder die sandinistische Partei von Daniel Ortega an der Macht. Sie ist bei denWahlen im November 2011 mit einer deutlichen Mehrheit im Amt bestätigt worden. In denBereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit und Landwirtschaft sind wichtige sozialpolitische Fortschritteund eine gute Zusammenarbeit mit den basisnahen Organisationen (ländliche Kooperativen,Gewerkschaften) feststellbar. Das Bruttoinlandprodukt ist in den letzten Jahrenkontinuierlich gestiegen (2011 um ca. 4%) und die Regierung hat den Anteil der Ausgabenzur Armutsbekämpfung im Gesamtbudget jedes Jahr erhöht. Andererseits klagen NGOs undkritische Journalisten über mangelnde Transparenz und die Eingrenzung zivilgesellschaftlicherHandlungsspielräume.Die Gewerkschaften erreichten zwar in Verhandlungen mit Regierung und Arbeitgebern einegenerelle Erhöhung des Mindestlohns um 13% – für kleine Betriebe in Handwerk und Tourismusum 8%, in den Textilindustrien der Freihandelszonen um 7% – der Basiswarenkorb 3von USD 360 entspricht jedoch immer noch drei und mehr Monatslöhnen durchschnittlicherLandarbeiterInnen.Karte des ProjektgebietesDepartemente:León, Managua,Masaya, Granada,Carazo, Chontales,Matagalpa, Jinotega,Estelí, Nueva SegoviaChinandegaAutonome Regionen:Atlantico Norte (R.A.A.N.)Atlantico Sur (R.A.A.S.)2Man spricht von absoluter Armut, wenn einer Person weniger als 1,25 USD pro Tag zur Verfügung stehen, relative Armutbedeutet, dass das Einkommen deutlich unter dem Durchschnitt aller Einkommen liegt.3Der Basiswarenkorb in Nicaragua umfasst 53 Produkte, neben Lebensmitteln auch Miete, Transportkosten, Kleidung, Dienstleistungen.In den Nachbarländern Costa Rica und El Salvador fliessen nur Lebensmittelkosten in den Basiswarenkorb ein, derdaher dort wesentlich niedriger liegt. Vergleiche sind daher nur bedingt möglich.4


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)PROJEKTVorgeschichte und aktuelle PhaseFür <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> ist die Wahrung und Durchsetzung der Arbeitsrechte ein wesentlicherFaktor für eine nachhaltige Armutsbekämpfung. Dies insbesondere in der Landwirtschaft, woprekäre und informelle Arbeitsverhältnisse vorherrschen. Darum fördert <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> dieSensibilisierungsarbeit der Partnerorganisationen in den armen ländlichen Gebieten Nicaraguasund unterstützt die Rechtsberatungsstellen des ATC.Die LandarbeiterInnen gehören zu den wirtschaftlich schwächsten Gruppen unter den Arbeitnehmendenin Nicaragua. Ihr gesetzlicher Mindestlohn beträgt seit Mitte 2011 USD 91pro Monat, das entspricht einem Fünftel des Grundbedarfs 4 . Die Landwirtschaft ist aber nachwie vor der wichtigste Wirtschaftszweig im Land und die Vereinigung der LandarbeiterInnenATC die grösste Gewerkschaft in den ländlichen Regionen. Zwischen 1998 und 2005 bildeteder ATC zusammen mit <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> gewerkschaftlich aktive LandarbeiterInnen zu JuristInnenaus, damit sie die Arbeitsrechte besser verteidigen können. Seit 2001 unterstützen wirden Aufbau eines Netzwerks von Rechtsberatungsstellen für Landarbeiterinnen und Landarbeiter.In den zehn Oficinas Jurídicas werden jährlich rund 1'400 Prozessfälle begleitet sowie15'000 Menschen hinsichtlich Arbeits- und Gewerkschaftsrechten beraten. Die AnwältInnendort kennen die Probleme der LandarbeiterInnen aus eigener Erfahrung und stellen selberein Beispiel dafür dar, was sich mit viel Willen und Durchhaltevermögen alles erreichen lässt.Gleichzeitig lobbyieren sie erfolgreich bei wichtigen Behörden wie dem Arbeitsministeriumund dessen Arbeits-Inspektoraten sowie beim Institut für soziale Sicherheit.Dank unserer auf Dialog und Professionalisierung ausgerichteten Arbeitsweise entwickeltensich die gewerkschaftlichen Rechtsberatungsstellen zu qualifizierten Dienstleistungsanbieternim Bereich Arbeitsrechte, welche auch von Arbeitgebern respektiert und konsultiert werden.Die externe Evaluation des <strong>Solidar</strong>-<strong>Suisse</strong>-Programms in Nicaragua von 2007 zeigte im Falleder Rechtsberatungsstelle Jinotega auf, dass 82% der ArbeiterInnen die Dienstleistung kennen,64% bereits arbeits- oder gewerkschaftsrechtliche Beratung in Anspruch genommenund 35% Rechtsvertretung in Arbeitskonflikten und Streitfällen erhalten haben.Die ATC koordiniert ihre Aktionen mit dem nationalen Gewerkschaftsbund FNT. Die Zusammenarbeitzwischen <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> und FNT hat im Jahr 2004 mit dem Aufbau von gewerkschaftlichenRadioprogrammen und der Ausbildung von ReporterInnen aus der Basis begonnen.Radio ist das am meisten benutzte Kommunikationsmittel in Nicaragua.Die Radioprogramme decken Arbeitsrechtsverletzungen wie z.B. missbräuchliche Entlassungenoder unterlassene Zahlungen von Sozialabgaben auf und informieren über die Rechteder ArbeitnehmerInnen sowie über die Gewerkschaften. Eine externe Evaluation hat aufgezeigt,dass gut die Hälfte der zufällig befragten Bevölkerung das Radioprogramm kenntund zwei Drittel davon es nutzbringend und von guter Qualität finden.Durch das gemeinsame Engagement und die politische Einflussnahme von ATC und FNT istder Nationale Runde Tisch für den Mindestlohn entstanden, ferner wurden auf Ebene Nationund Departement Räte für Sicherheit und Hygiene am Arbeitsplatz eingerichtet. ATC undFNT sind zusammen mit dem Arbeitsministerium und VertreterInnen der Arbeitgeber in diesenRäten vertreten. Dies stärkt den sozialen Dialog aller Parteien und die gemischten Betriebskommissionen.Auf Druck der ATC wurden zudem in Matagalpa und Estelí zwei weitere4Siehe Fussnote letzte Seite5


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)Arbeitsgerichte eingerichtet. Zuvor gab es sie nur in León und Managua, was viele Betroffenean der Verfolgung ihrer Klage hinderte.2011 gab es trotz der Bemühungen der Gewerkschaften bei den Lohnverhandlungen keineeigene Kategorie für Landarbeiter (sie erhalten die durchschnittliche Erhöhung von 13%),aber ein Runder Tisch für LandarbeiterInnen, der die besonderen Bedürfnisse in diesemSektor prüfen soll, ist eingerichtet worden. Dieser Runde Tisch bearbeitet auch Themen wieKinderarbeit, Arbeitssicherheit und Gesundheit.Die aktuelle Projektphase geht von Januar 2009 bis Dezember 2012. Eine detaillierte Auswertungder Phase wird im zweiten Halbjahr 2012 stattfinden. Danach wird über eine weitereUnterstützung durch <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> für eine neue Projektphase entschieden, allenfalls unterEinbezug eines weiteren Gewerkschaftsverbandes.Büros der Rechtsberatungen in Estelì……und MatagalpaZiele und Erwartete Resultate<strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> will mit diesem Projekt faire Arbeits- und Lebensbedingungen 5 für die LandarbeiterInnenschaffen. Dabei sind der Schutz der Arbeitsrechte, die Gender-Gleichstellungund der soziale Dialog wesentliche Elemente.Um dies zu erreichen dienen folgende Projektziele mit erwarteten Resultaten:Der Gewerkschaftsbund FNT ist als wichtige sozialpolitische Organisation gestärkt und fördertbei den Arbeiterinnen und Arbeitern das Verständnis für die Rechte am Arbeitsplatz. Erist aktiv am Politikdialog über sozialpolitische und arbeitsrechtliche Fragen beteiligt.• Gewerkschaftliche Radioprogramme berichten auf sechs Sendern über die Rechteam Arbeitsplatz und andere gewerkschaftliche Themen, über Arbeitsrechtsverletzungenund die Aktionen des Verbands. Der FNT fördert damit in der breiten Öffentlichkeitdas Verständnis für faire Arbeitsbedingungen und bringt diese Anliegenauch wirksam in lokale Entscheidungsprozesse ein.• Die gewerkschaftlichen Radio-ReporterInnen verfügen über journalistische, organisatorische,administrative und technische Fähigkeiten.• Die Kommunikation zwischen dem Dachverband FNT und seinen Mitgliedern sowiemit den assoziierten Organisationen ist intensiviert. Diese bringen pro Jahr drei gewerkschaftlicheThemen in die lokalen politischen Agenden ein, zwei auf nationalerund eines auf zentralamerikanischer Ebene.5im Sinne der Decent Work-Agenda der ILO (Internationale Arbeits-Organisation)6


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)Das Frauensekretariat der Gewerkschaft ATC hat sich als führende Organisation der Frauenauf dem Land etabliert. Es stärkt die Position der Frauen innerhalb der Gewerkschaft undsetzt sich für ihre Rechte ein.• In den verschiedenen Gremien der Gewerkschaft ATC auf regionaler und nationalerEbene haben immer mehr Frauen Führungspositionen inne und es findet ein Generationenwechselstatt: 40% der Stellen sind von Frauen besetzt.• Das Frauensekretariat bildet zur wirkungsvolleren Interessenvertretung neue Allianzenmit verschiedenen gewerkschaftlichen Organisationen und Gremien sowie mitRegierungsstellen. Es bestehen insgesamt 60 Allianzen.Die Rechtsberatungsstellen für LandarbeiterInnen sind in einem Netzwerk konsolidiert undbieten auf dem Land in 10 Departementen kompetente Beratung und Rechtsvertretung an.• Führungspersonen – und vor allem Frauen des Frauensekretariats – sind in juristischenFragen ausgebildet und bieten in 10 Departementen kompetente Beratung an.Alle Rechtsberaterinnen sind vom Arbeitsministerium auch als Prozessvertreterinnenanerkannt. Mehr als 15'000 Personen werden punktuell beraten und mindestens1’400 Rechtsstreitigkeiten begleitet. 90% der Fälle werden erfolgreich zu Ende geführt.• Die 10 Rechtsberatungsstellen vereinigen sich zu einer rechtsgültigen Dienstleistungs-Kooperativeund schaffen so Synergien. Durch ihre Einnahmen tragen sie30% zusätzlich zu den Projektkosten bei.Erreichte Resultate 2011In allen Departementen konnten neue Runde Tische für den tripartiten Dialog zwischen Gewerkschaften,Arbeitgeber- und Behörden-VertreterInnen eingerichtet werden. Dadurch erhieltendie gewerkschaftlichen Forderungen ein stärkeres Gewicht.Die Erhöhung des Mindestlohnes um 13% ist im Februar 2011 in einer tripartiten Kommissionausgehandelt worden. Die Gewerkschaftsbewegung anerkennt, dass die Regierung ihre Vermittlerrollezur Dynamisierung des sozialen Dialogs wahrnimmt und sich so für die Schaffungneuer Arbeitsplätze und besserer Konditionen am Arbeitsplatz einsetzt. Die Arbeits-Organisation der UNO (ILO) würdigt Nicaragua in diesem Zusammenhang als federführend inZentralamerika.Die Rechtsberatungsbüros der ATC haben im Jahr 2011 mehr Fälle zum Arbeitsrecht undzur Verteidigung von Gewerkschaftsrechten beraten und begleitet als im Vorjahr, etwa dieHälfte davon wurden von Frauen eingereicht. Die Beratungsbüros waren weiter aktiv einbezogenin den Konsultationsprozess des Obersten Gerichtshofes zur Gesetzesvorlage übermündliche Verträge im Arbeitsgesetzbuch.Die Radiosendungen wurden erweitert und können mittlerweile im ganzen Land gehört werden.Selbst aus den Nachbarländern Honduras und El Salvador gibt es Rückmeldungen ausder Zuhörerschaft. Die Radioprogramme stärken das Ansehen des FNT generell und förderndie Entwicklung der gewerkschaftlichen Einheit. Die unabhängige Position der Gewerkschaftenund ihrer Führungspersonen gegenüber den Behörden war garantiert. Auch haben dieRadioprogramme im Wahljahr 2011 keine parteipolitische Propaganda ausgestrahlt.7


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)Aktivitäten 2012• Die nationale Dienstleistungskooperative der Rechtsberatungsstellen wird konsolidiert,die Datenerfassung sowie Information und Bereitstellung von Daten in den Beratungsbüroswird verbessert• Rechtsberatung und Rechtsvertretung in arbeits-, gewerkschafts-, zivil- und strafrechtlichenBelangen sowie zur rechtskräftigen Gründung von Gewerkschaften und Kooperativen;der Schwerpunkt liegt auf der Rechtshilfe für die Landarbeiterinnen• Koordination mit staatlichen Institutionen, NGOs, Gemeinden, Universitäten und Betrieben.Teilnahme an tripartiten Komissionen für die Erhöhung der Mindestlöhne und Verbesserungder Arbeitsbedingungen der ArbeitnehmerInnen• Durchführen einer Kampagne zur Abschaffung der Kinderarbeit und Überwachung derEinhaltung der ILO Normen zu Kinderarbeit gemeinsam mit andern Organisationen.• Neue gewerkschaftliche Vertretungen in Betrieben bilden, aushandeln von Gesamtarbeitsverträgen,davon zwei in den Bereichen Bananenplantagen und Ölfrüchte• Mindestens 15 Pressekonferenzen und weitere Medienanlässe sowie 5 öffentliche Diskussionsforenzur Position des Gewerkschaftsverbandes FNT in aktuellen politischenDiskussionen• Weiterbildung in Arbeits- und Gewerkschaftsrechten für gewerkschaftliche Führungspersonenund Weiterverbreitung des Wissens an die ArbeitnehmerInnen• Radioprogramme und Spots in 6 Departementen: 208 Radioprogramme pro Jahr aufsechs verschiedenen Sendern; 15 Radiospots pro Jahr zu aktuellen Themen im BereichArbeitsrecht. Diese werden wiederholt ausgestrahlt.• Fundraising zur Erhöhung der Eigenmittel.Chancen und RisikenEine grosse Chance für das Projekt liegt darin, dass die Regierung Ortega, die Ende 2011für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt wurde, die Arbeitsrechte zu einem wichtigen politischenSchwerpunkt erklärt hat. Die Partnerorganisationen sind ebenfalls ein Garant für diegute Umsetzung des Projekts, sie arbeiten mit tiefen Betriebskosten und haben Erfahrung inÖffentlichkeitsarbeit sowie Weiterbildung. Sie verfügen über gewählte Führungspersonen,die auf ehrenamtlicher Basis arbeiten. So können die vorhandenen Budgetmittel sehr effizienteingesetzt werden.Dennoch kann die schwierige wirtschaftliche Lage die termingerechte Erfüllung der Projektzielebeeinträchtigen, denn auch die beteiligten GewerkschafterInnen müssen viel Zeit für dieSuche nach Einkommensmöglichkeiten einsetzen.Mit der Konsolidierung der Rechtsberatungsstellen und ihrer Verankerung als Netzwerk sowiemit wachsenden Eigenmitteln soll die Nachhaltigkeit des Projekts gesichert werden.Regional ist der FNT in der zentralamerikanischen Gewerkschaftsplattform aktiv, über diegemeinsame Forderungen und Kampagnen erarbeitet und durchgeführt werden. Der FNTarbeitet hier eng mit dem salvadorianischen Gewerkschaftsbund zusammen, der von <strong>Solidar</strong>8


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)<strong>Suisse</strong> in El Salvador mit einem Projekt unterstützt wird. Die LandarbeiterInnengewerkschaftATC präsidiert das Koordinationsgremium Zentralamerikas von Via Campesina 6 .Dauer des ProjektsJanuar 2009 bis Dezember 2012. Im 2. Halbjahr 2012 wird eine mögliche weitere Unterstützungdurch <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> für eine neue Projektphase entschieden. 2011 hat <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong>im Rahmen einer kleinen, separat finanzierten Pilotkomponente mit der zusätzlichen Unterstützungfür den Gewerkschaftsverband der Arbeitenden auf eigene Rechnung, (Beschäftigteim informellen Sektor) begonnen. Dieser Gewerkschaftsverband ist ebenfalls Mitglied imnationalen Dachverband FNT. Nicht wenige arme LandarbeiterInnen sind nur saisonal in derLandwirtschaft tätig und verdienen ihren Lebensunterhalt in den anderen Monaten des Jahresim informellen Sektor 7 (Marktverkäuferinnen, Schuhputzer, Taxifahrer, Strassenhändlerinnen,u.a.). Das Einfordern vonsozialer Absicherung und würdigeArbeitsbedingungen stehen hier imVordergrund. Für die Zukunft werdender Ausbau dieser Unterstützungund eventuell die Verknüpfungder beiden Projekte diskutiert.Radio El Mañanero, Matagalpa(Foto: Frederic Meyer)Beteiligte und BegünstigteIm Frauensekretariat ATC-MMC arbeiten ein nationaler Koordinator, 17 AnwältInnen und20 RechtsberaterInnen (darunter sechs Jugendliche) direkt am Projekt mit, über die Hälftedavon sind Frauen. Von den 37 AnwältInnen und RechtsberaterInnen, welche die Beratungsstellenleiten, erhalten 32 finanzielle Unterstützung durch das <strong>Solidar</strong>-Projekt und fünfwerden aus Eigenmitteln bezahlt.Von der Rechtsberatung profitieren jährlich 1'400 Personen, die bei Gerichtsprozessen undbei Rechtsverletzungen begleitet und beraten werden. Ausserdem erhalten 15'000 PersonenAuskunft zu arbeitsrechtlichen Fragen und juristische Beratung zur Gründung von Gewerkschaften.Anfang Jahr hat eine externe Beraterin die Partner in methodischen Fragen weitergebildet.Durch ihren Einsatz lernten die GewerkschafterInnen, wie sie ihr Projekt (Antragstellung,Berichterstattung, Monitoring, Evaluation) optimal begleiten können.Direkt an der Projektumsetzung beteiligt ist auch das Kommunikations-Team des FNT. Die18 GewerkschaftsführerInnen und JournalistInnen erarbeiten Radiosendungen und Spotsund organisieren Pressekonferenzen.Durch die Radioprogramme werden etwa 200'000 Arbeiterinnen und Arbeiter erreicht.Indirekt Begünstigte sind alle – auch nur sporadisch – Zuhörenden der Radioprogrammelandesweit und im benachbarten Ausland sowie die Gewerkschaftsmitglieder und landesweitalle ArbeiterInnen der Betriebe, in denen existenzsichernde Lohnabschlüsse und faire Arbeitsbedingungendurchgesetzt werden können.6Via Campesina: 1993 gegründete Organisation von KleinbäuerInnen, Landlosen, LandarbeiterInnen aus über 70 Ländern, diesich für nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklung und Ernährungssouveränität einsetzt.7Informell arbeiten heisst keine Sicherheit haben, der Willkür ausgesetzt sein, nichts verdienen wenn man krank ist9


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)LOKALE PARTNERMit den lokalen Partnern verbindet <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong> eine langjährige und fruchtbare Zusammenarbeitfür die Arbeitsrechte in der Landwirtschaft Nicaraguas.Die LandarbeiterInnengewerkschaft ATC 8 organisiert 32’200 Landarbeitende, die in denSektoren Kaffee, Tabak, Zuckerrohr, Bananen, Vieh, Reis, Mais und Bohnen sowie Crevettenzuchttätig sind. Sie arbeitet auf Gemeinde-, Departements- und nationaler Ebene mitdem Gewerkschaftsbund FNT, der zweiten Partnerorganisation, zusammen.Die ATC ist aktuell in folgenden Sektionen organisiert:ATCBewegungLandjugendGesundheitsnetzFrauensekretariatMMCBewegung derKooperativenGesundheitssparkasseGewerkschaftsbewegungDas Frauensekretariat ATC-MMC 9 ist in den Statuten des ATC verankert. Es ist in 12 Departementenmit eigenen Büros und lokalen Strukturen präsent. Die rund 600 Führungsfrauentreffen sich jährlich für die Strategieplanung. Das Sekretariat leitet die 10 juristischen Beratungsbürosin den Departementen León, Managua, Masaya, Granada, Carazo, Chontales,Matagalpa, Jinotega, Estelí und Nueva Segovia. 78% der Klagen werden in den Büros vonMatagalpa, Estelí und Jinotega bearbeitet. Das MMC führt auch das gewerkschaftliche AusundBerufsbildungszentrum.Das Frauensekretariat ist breit vernetzt mit anderen Organisationen wie dem Komitee vongewerkschaftlichen Frauen, den internationalen Bauernkoordinationen CLOC 10 , der internationalenBewegung Via Campesina oder der Weltkampagne für die Ernährungssicherheit.Der Gewerkschaftsbund FNT 11 vereint sieben Föderationen aus allen wirtschaftlichen undsozialen Sektoren (Bildung, Gesundheit, Industrie und Bau, Hotelwesen, ArbeiterInnen inden Freihandelszonen, Beamte). Er zählt 140’000 Mitglieder und ist in einem Drittel derpolitischen Gemeinden Nicaraguas präsent. Der FNT engagiert sich landesweit für die Sicherungder Arbeitsplätze, für die Gewerkschaftsfreiheit und die Stärkung der Zivilgesellschaftsowie für den Schutz des Service Public. Er ist Teil der Gemeinsamen ZentralamerikanischenGewerkschaftlichen Plattform“ für die Koordination der Gewerkschaftsbewegungund ihrer Aktionen in Zentralamerika.8Asociación de los y las Trabajadores/as del Campo9Movimiento de Mujeres del Campo MMC10Coordinadora Latinoamericana de organizaciones campesinas CLOC11Frente Nacional de los Trabajadores10


ALLIANZ FÜR ARBEITSRECHTE (ATC – FNT)PROJEKTMITTELEigenmittel der PartnerDie Partnerorganisationen haben eigene Büros und Geländewagen. Die Eigenleistungen derATC-MMC von USD 7’830 (35%) stammen zu einem grossen Teil aus Einnahmen derRechtsberatungsstellen. Sie finanzieren damit u.a. die Löhne für fünf Anwältinnen bzw.RechtsberaterInnen. Die Organisation FNT trägt mit USD 56'760 (42%) aus Mitgliederbeiträgensowie mit Co-Finanzierung aus anderen Quellen in der Höhe von USD 36'000 an dieProjektkosten bei. Diese Eigenmittel sind nicht Teil des Projekt-Budgets von <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong>.PROJEKTSTEUERUNGMonitoring, Begleitung und BerichterstattungDie Gesamtverantwortung für das Programm in Nicaragua liegt bei <strong>Solidar</strong><strong>Suisse</strong>. Unsere Koordinatorin in Managua, Carmen Ayón, berät die Partnerorganisationen,besucht das Projekt regelmässig und kontrolliert denVerlauf.Die Vermittlung von Kontakten, Vernetzung mit ähnlichen Organisationen,Organisation von spezialisierter Beratung, Beschaffung von Informationen,etc., sind wichtige weitere Aktivitäten des Koordinationsbüros zur Unterstützungder Projektarbeit. Es führt jährlich acht Feldbesuche durch, um die Fortschritte zuüberprüfen und gegebenenfalls Massnahmen zur Verbesserung der Wirkung zu diskutieren.In Zürich, dem Sitz von <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong>, zeichnet die zuständige Programmleiterin,Anja Ibkendanz, für die Gesamtkoordination des Projekts und denkorrekten Umgang mit den Projektgeldern verantwortlich. Sie wird durchdie Koordinatorin regelmässig über den Projektverlauf informiert und besprichtmit ihr die strategischen und projektspezifischen Fragen. Einmal imJahr besucht sie das Programm vor Ort.Die Partnerorganisationen erstellen halbjährlich operationelle Zwischenberichte.Der Jahresbericht des <strong>Solidar</strong>-Koordinationsbüros umfasst die Resultate dieserZwischenberichte und der Evaluationen, die direkten Beobachtungen der Koordinatorin sowieBetrachtungen der Revisionsstelle und, wenn beigezogen, von externen BeraterInnen.Evaluation und AuditDie Partnerorganisationen führen zusammen mit unserer Koordinatorin jährliche partizipativeEvaluationen durch, aufgrund deren Resultate die Projektplanung angepasst wird.Die jährliche externe Finanzrevision wird von einer unabhängigen lokalen Audit-Firmadurchgeführt und umfasst sowohl die Partnerorganisation (Finanzen und Abläufe) als auchdas Koordinationsbüro von <strong>Solidar</strong> <strong>Suisse</strong>.11

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