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gie_01_2019

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www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

Januar<br />

2<strong>01</strong>9<br />

Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />

1<br />

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Leserservice DVS Media • 65341 Eltville • PVSt • Deutsche Post AG • Entgelt bezahlt • G 3268 www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

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25.- 29. Juni 2<strong>01</strong>9<br />

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Giesserei-Jahrbuch 2<strong>01</strong>9<br />

Der umfassende Branchenführer mit Aktualitätsgarantie<br />

Das GIESSEREI-Jahrbuch ist ein praktisches Nachschlagewerk,<br />

das wie kein anderes den aktuellen Stand der<br />

Gießerei-Branche widerspiegelt. Der zweibändige Branchenführer<br />

steht für fachliche Kompetenz, umfassende<br />

Informationen und fundierte Kenntnisse. Das macht ihn<br />

zu einem nützlichen Helfer für Experten, Entscheider und<br />

Kunden der Branche.<br />

Band 1 enthält zahlreiche ingenieurtechnische Fachberichte<br />

zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen der Gießerei-Industrie.<br />

Branchenzahlen sowie eine aktuelle Darstellung,<br />

unter anderem von Forschungsschwerpunkten,<br />

Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten oder Normungsaktivitäten<br />

vervollständigen die Branchenübersicht.<br />

Darüber hinaus stellt das GIESSEREI-Jahrbuch im ersten<br />

Band die Organisation des VDG vor und liefert ein ausführliches<br />

Verzeichnis aller VDG-Mitglieder.<br />

Im Band 2 dreht sich alles um den Gießerei-Markt und<br />

dessen Ansprechpartner: alphabetische Firmen- und<br />

Stichwortverzeichnisse sowie das ausführliche Bezugsquellenverzeichnis<br />

helfen bei der Suche nach passenden<br />

Geschäftspartnern, Produkten und Dienstleistungen zu allen<br />

Bereichen der Gießerei-Produktion – jetzt auch online<br />

auf www.verzeichnis-jahrbuch.<strong>gie</strong>sserei.eu!<br />

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ISBN: 978-3-96144-050-4<br />

Erscheinungstermin: Dezember 2<strong>01</strong>8<br />

Preis: 31,00 €<br />

Sonderpreis für VDG/BDG-Mitglieder: 15,50 €<br />

Die zwei Bände sind nur zusammen erhältlich.<br />

Media GmbH • Aachener Straße 172 • 40223 Düsseldorf<br />

T +49 211 15 91-162 • F +49 2 11 15 91-150 • vertrieb@dvs-hg.de • www.dvs-media.eu


EDITORIAL<br />

Die GIFA schärft den Blick<br />

auf die Zukunft!<br />

Trendthemen sind unter anderem Digitalisierung und additive Fertigung<br />

FOTO: INACORE<br />

Eine Benchmark bei Digitalisierung,<br />

Vernetzung und Effizienz<br />

soll sie sein: die neue Kernmacherei<br />

Inacore. Die Gesellschafter<br />

Laempe Mössner Sinto und<br />

die R. Scheuchl GmbH werden<br />

damit vom Maschinen- und Anlagenbauer<br />

zum Betreiber (S. 56).<br />

FOTO: BDG/SOSCHINSKI<br />

Willkommen in 2<strong>01</strong>9, das erneut ein ganz<br />

besonderes Jahr für Gießer werden dürfte.<br />

Auftaktveranstaltung ist die nunmehr bereits<br />

zehnte Tagung „Gießtechnik im Motorenbau“ am<br />

29. und 30. Januar in Magdeburg, auf der die Automobil<strong>gie</strong>ßer<br />

und -entwickler der Republik zusammenkommen.<br />

Wie in der Vergangenheit ist auch jetzt damit zu<br />

rechnen, dass die Vorträge z. B. über die Zukunftsfähigkeit<br />

des Verbrennungsmotors, den Einsatz von Additive<br />

Manufacturing beim Automobil<strong>gie</strong>ßen oder die<br />

Perspektiven der Gießerei-Industrie über das Programm<br />

der Tagung hinaus bis spät in die Nacht für Gesprächsstoff<br />

sorgen. Was in Magdeburg noch zu erwarten<br />

ist und wie sich die Veranstaltung, die im Zwei-<br />

Jahres-Turnus stattfindet, im Wandel der vergangenen<br />

zwanzig Jahre entwickelt hat, verrät Tagungsleiter Dr.-Ing. Götz C. Hartmann im Interview<br />

mit der GIESSEREI in dieser Ausgabe (siehe ab S. 36).<br />

Das Top-Event für Gießer ist jedoch zweifelsfrei das Messequartett „Bright World of Metals“.<br />

Die größte Messe im Messeverbund ist die GIFA, auf der auch in diesem Jahr wieder Tausende<br />

von Ausstellern mit beeindruckenden Ständen, technischen Gadgets und zukunftsweisendem<br />

Guss um die Gunst von Kunden und Besuchern werben: Während die einen<br />

danach streben, ihr Geschäft mit dem Messeauftritt anzuschieben, lassen sich andere<br />

von neuen Technolo<strong>gie</strong>n, Fertigungsverfahren und innovativen Werkstoffen inspirieren<br />

oder bauen ihr Netzwerk aus, um neue weltweite Kooperationen zu knüpfen. Die vier<br />

Messe tage Ende Juni bieten eine faszinierende Bühne, auf der im Rahmen der NEWCAST<br />

auch die Gießer im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen. Wie in der Vergangenheit<br />

wird die GIFA, als größte Gießereifachmesse der Welt, das Geschäft der kommenden Jahre<br />

nähren und den Blick auf die Zukunft schärfen – nicht zuletzt dank der hoch dotierten<br />

Vorträge, die auf den Konferenzen am Rande der Messe zu hören sein werden.<br />

Halten wir fest, welche Entwicklungen die vergangenen vier Jahre geprägt haben: Aus den<br />

Kinderschuhen herausgekommen sind Digitalisierung und additive Fertigung. Diesen beiden<br />

Trends widmet die GIESSEREI in dieser Ausgabe auch das erste GIFA-Special des Jahres.<br />

Die Gründe dafür, dass sich diese beiden Themen als Dauerbrenner der Diskussionen in<br />

der Branche halten, liegen auf der Hand: Die Digitalisierung bietet hohes Potenzial für mehr<br />

Effizienz, Transparenz und Qualität, während sich die additive Fertigung für manchen Gießer<br />

bereits zu einer lukrativen Ergänzung des Geschäfts entwickelt hat, allen Unkenrufen von<br />

einer Substitution der Gießereiprozesse zum Trotz. Bei beiden Technolo<strong>gie</strong>n werden heute<br />

überwiegend die damit verknüpften Chancen wahrgenommen – und das ist auch gut so.<br />

Wie es weitergeht, wird die Messe zeigen - ich freu mich darauf!<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Robert Piterek, Stellvertretender Chefredakteur (E-Mail: robert.piterek@bdguss.de)<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 3


INHALT<br />

FOTO: OTTO JUNKER<br />

FOTO: ULRICH ZILLMANN<br />

FOTO: BERND GESKE<br />

24<br />

Schmelzbetrieb<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

Otto Junker betreibt seit 20 Jahren ein<br />

Technikum für Schmelz- und Gießversuche.<br />

Im Zentrum steht ein neuer<br />

hochmoderner 1,7-Tonnen-Schmelzofen<br />

von beispielhafter Flexibilität.<br />

36<br />

Gießtechnik im Motorenbau<br />

INTERVIEW<br />

Dr.-Ing. Götz C. Hartmann, Prokurist Engineering<br />

Business Development bei<br />

MAGMA, leitet die Tagung „Gießtechnik<br />

im Motorenbau“. Die GIESSEREI interviewte<br />

ihn im Vorfeld der Veranstaltung.<br />

54<br />

Weiße Gießerei<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Die Havelländische Zinkdruckguss GmbH<br />

baut mit einer Investition von 12,5 Millionen<br />

Euro eine „Weiße Gießerei“ im brandenburgischen<br />

Premnitz. Im 1. Quartal<br />

2<strong>01</strong>9 wird sie mit Anlagen ausgestattet.<br />

62<br />

Neue GIESSEREI-Serie<br />

BERUF & KARRIERE<br />

Die GIESSEREI porträtierte<br />

2006 Hochschulabsolventen.<br />

Was ist aus ihnen geworden?<br />

Der 1. von 5 Teilen zeigt TU<br />

Freiberg-Absolvent Kai Bonitz.<br />

FOTO: MARIO JAHN<br />

4 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

24 20 Jahre Schmelztechnikum bei Otto Junker<br />

Steffen Niklaus, Joachim Reiermann und Wilfried Schmitz<br />

32 Entwicklung eines neuen Verfahrens zum elektrischen Aushärten von<br />

anorganischen Sandkernen und -Formen<br />

Wolfram Bach, Eric Riedel<br />

INTERVIEW<br />

36 „Wir müssen Trends setzen und nicht nur aufarbeiten!“ Dr.-Ing. Götz<br />

C. Hartmann, Prokurist Engineering Business Development bei<br />

MAGMA und Leiter der Fachtagung „Gießtechnik im Motorenbau“ im<br />

Gespräch mit der GIESSEREI.<br />

SPEKTRUM<br />

42 ICU - Intelligent Coating Unit, Christoph Genzler<br />

45 Innovative Konzepte für Datenintegration und Prozessdatenanalyse<br />

von <strong>gie</strong>ßereitechnischen Prozessen, Patrick Rattay<br />

48 Hundertster Fertigungsroboter in der Gießerei, Ufuk Özdemir<br />

50 Mit Simulationen Prozessschritte einsparen, Anja Pretzell<br />

STANDPUNKT<br />

53 Tradition und Fortschritt<br />

Marco Weider<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

54 HZD GmbH investiert 12,5 Millionen Euro, Bernd Geske<br />

56 Die Kernmacherei der Zukunft, Robert Piterek<br />

BERUF & KARRIERE<br />

62 Einmal Süddeutschland und zurück – ein Gießerei-Ingenieur folgt<br />

seiner Passion, Absolventenserie Teil 1<br />

Karin Hardtke<br />

SPECIAL<br />

67 GIFA 2<strong>01</strong>9 – Teil 1: Chancen durch neue<br />

Technolo<strong>gie</strong>n<br />

68 GIFA 2<strong>01</strong>9 – Die Zukunft ist digital<br />

72 Additive Fertigung: Das Zukunftsthema<br />

der Produktionstechnik<br />

JAHRESREGISTER<br />

95 In diesem Heft finden Sie das<br />

Jahresregister 2<strong>01</strong>8<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Aktuelles<br />

76 Patente<br />

80 News<br />

87 Firmenschriften<br />

88 Medien & Bücher<br />

90 Termine<br />

94 VDG intern<br />

111 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />

113 Inserentenverzeichnis<br />

114 Vorschau/Impressum<br />

FOTO: FOTOLIA<br />

Berichte und<br />

Pressemeldungen<br />

zur GIFA 2<strong>01</strong>9 in<br />

der GIESSEREI<br />

Vom 25. bis 29. Juni 2<strong>01</strong>9 ist es in<br />

Düsseldorf wieder so weit:<br />

Die Gießereibranche präsentiert sich<br />

als Hightech-Economy.<br />

Zur 14. Internationalen Gießerei-Fachmesse<br />

mit WFO Technical Forum<br />

werden wieder rund 800 Aussteller aus<br />

über 40 Ländern und mehr als 50 000<br />

Besucher erwartet.<br />

Die Redaktion der GIESSEREI berichtet<br />

im Vorfeld der GIFA ab Januar 2<strong>01</strong>9<br />

unter anderem in der Rubrik News über<br />

Innovationen, neue Produkte und<br />

Verfahren.<br />

Pressemitteilungen und Berichte zur<br />

GIFA 2<strong>01</strong>9 bitte per E-Mail an die<br />

Redaktion schicken.<br />

Stichwort: GIFA 2<strong>01</strong>9.<br />

E-Mail-Adresse:<br />

redaktion@bdguss.de<br />

Für telefonische Rückfragen stehen wir<br />

gerne zur Verfügung.<br />

Kontakt: Robert Piterek<br />

E-Mail: robert.piterek@bdguss.de<br />

Tel.: 0211/68 71-3 58<br />

Noch kein Abo? Dann wählen Sie die Hotline 06123/9238-242<br />

oder schicken eine E-Mail an: dvsmedia@vuservice.de<br />

Wir freuen uns auf Ihre<br />

Pressemeldungen und Fachberichte<br />

zur GIFA 2<strong>01</strong>9!<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 5


AKTUELLES<br />

FOTO: AIT/LKR/LANG<br />

6 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Foto des<br />

Monats:<br />

Bauteile aus<br />

Draht!<br />

Ein Schweißroboter trägt bei der Bauteilherstellung<br />

Schicht für Schicht Metall aus<br />

Schweißdrähten auf. Die Fertigungsmethode<br />

nennt sich drahtbasierte additive<br />

Fertigung (WAAM). Der Vorteil: Hochleistungsmaterialien<br />

in Drahtform lassen sich<br />

schneller verarbeiten und ermöglichen eine<br />

kostengünstige Herstellung von Prototypen<br />

und AM-Bauteilen.<br />

Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />

Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge<br />

an: soschinski@bdguss.de oder per<br />

Post an die Bildredaktion, Giesserei,<br />

Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 7


AKTUELLES<br />

FOTO: JÜRGEN THEOBALD / FUNKE FOTO SERVICES<br />

Stolz auf ihr Unternehmen<br />

und ihre<br />

Arbeit: Die ZF-Mitarbeiter<br />

Yasar Can<br />

Bayrak, Maik<br />

Knappmann und<br />

Christopher Dickamp<br />

(v. l. n. r.) stehen<br />

vor einem<br />

8-MW-Getriebe.<br />

Es ist das bislang<br />

größte in Serie<br />

gefertigte Windkraftgetriebe<br />

der<br />

Welt – made in<br />

Witten.<br />

Serienfertigung des größten Windkraftgetriebes der Welt<br />

> ZF WITTEN: Das Unternehmen und<br />

seine Mitarbeiter hatten 2<strong>01</strong>5 keinen<br />

leichten Start. Jetzt ist ZF in Witten im<br />

Aufwind. Im Werk an der Mannesmannstraße<br />

wird das größte Windkraftgetriebe<br />

der Welt in Serie gefertigt. 72 t schwer<br />

kommt das 8-MW-Getriebe in den großen<br />

Offshore-Windparks der Welt zum Einsatz.<br />

Ulrich Reinders, Geschäftsführer der ZF-<br />

Industrieantriebe Witten GmbH: „Ab März<br />

starten wir mit der Produktion eines noch<br />

leistungsstärkeren Getriebes für 9,5 MW-<br />

Windturbinen. Das haben wir hier in Witten<br />

selbst entwickelt.“<br />

Damit der Laie eine Vorstellung von<br />

der Leistungskraft solcher Giganten hat,<br />

fügt der Diplom-Ingenieur hinzu: „Allein<br />

eine Windkraftanlage mit einem 8-MW-<br />

Getriebe versorgt rund 10 000 Haushalte<br />

mit grüner Ener<strong>gie</strong>.“ In diesem Jahr (2<strong>01</strong>8<br />

- Anmerkung der Red.) würden in Witten<br />

rund 125 solcher Getriebe gefertigt. Und<br />

noch weitere große Getriebe produziert<br />

– etwa für Tunnelbohrmaschinen oder<br />

Seilbahnen. Ulrich Reinders: „Unsere Seilbahngetriebe<br />

kommen sogar in Boliviens<br />

Hauptstadt La Paz zum Einsatz.“ ZF-Getriebe<br />

hätten die Fräsköpfe beim Bau des<br />

Brenner-Basistunnels und beim U-Bahn-<br />

Bau in Las Vegas angetrieben.<br />

Wenn er an das Geschäftsjahr 2<strong>01</strong>9<br />

denkt, ist Reinders verhalten optimistisch.<br />

„Unsere drei Bereiche Windgetriebe, Industrieantriebe<br />

und der Service deuten<br />

auf Wachstum hin.“ Mit Blick auf die internationale<br />

Konkurrenz betont er jedoch:<br />

„Wir unterliegen weiterhin einem hohen<br />

Kostendruck.“<br />

Als die ZF Friedrichshafen AG im Dezember<br />

2<strong>01</strong>5 die Windkraft- und Großgetriebesparte<br />

der Bosch Rexroth AG mit<br />

rund 850 Mitarbeitern in Witten übernahm,<br />

stieg der Konzern vom Bodensee<br />

in den Markt für Industriegetriebe ein.<br />

ZF-Kunden ordern diese in Witten zum<br />

Beispiel auch für Ölplattformen, Minenfahrzeuge<br />

oder Recycling-Maschinen.<br />

2<strong>01</strong>6 gab es aufgrund einer schwachen<br />

Auftragslage bei ZF Kurzarbeit. Ende<br />

Februar 2<strong>01</strong>7 reisten Betriebsräte<br />

nach Passau, Sitz der ZF-Division Industrietechnik,<br />

um über Einsparungsstrate<strong>gie</strong>n<br />

am Wittener Standort zu sprechen.<br />

Dann die Wende zum Besseren. Im September<br />

2<strong>01</strong>7 hieß es: Der Laden läuft<br />

wieder. „In diesem Jahr werden bei uns<br />

Überstunden gefahren“, sagt Reinders.<br />

Der Geschäftsführer spricht von einer<br />

„Erholung nach einer schwierigen Phase“.<br />

Und betont, der Standort Witten stehe<br />

besser da als bei der Übernahme Ende<br />

2<strong>01</strong>5. „Wir haben tolle, gut qualifizierte<br />

Mitarbeiter.“ Das Unternehmen investiere<br />

auch in den eigenen Nachwuchs. „In<br />

diesem Jahr sind zehn neue Auszubildende<br />

für technische Bereiche eingestellt<br />

worden. Insgesamt haben wir jetzt 27<br />

Auszubildende.“<br />

Der Wittener ZF-Standort müsse aber<br />

weiterhin an der kontinuierlichen Steigerung<br />

der Effizienz arbeiten und „weiter<br />

wachsen, um nachhaltig zu wachsen“.<br />

Rund 60 % des Umsatzes gehe auf das<br />

Konto Windkraftgetriebe, rund 40 % werde<br />

mit Industrieantrieben erwirtschaftet,<br />

so Reinders. Ein großes Standbein des<br />

Unternehmens sei auch das im März 2<strong>01</strong>7<br />

eröffnete europäische Service-Center für<br />

Wind- und Industriegetriebe.<br />

„Bei uns werden Großgetriebe – auch<br />

von anderen Produzenten – gewartet und<br />

repariert. Das Service-Center ist bei uns<br />

ein wachsender Bereich“, betont Reinders.<br />

Rund 2 Mio. Euro wurden in den<br />

neuen Arbeitsbereich investiert. Der Geschäftsführer:<br />

„Für unsere Kunden sind<br />

wir dadurch attraktiver geworden.“<br />

Die ZF Friedrichshafen AG beschäftigt<br />

weltweit 146 000 Mitarbeiter an rund 230<br />

Standorten in fast 40 Ländern. Rund<br />

50 000 Angestellte arbeiten in Deutschland.<br />

ZF ist ein weltweit führender Technolo<strong>gie</strong>konzern<br />

in der Antriebs-, Fahrwerks-<br />

und Sicherheitstechnik.<br />

Der Konzern gehört seit der Übernahme<br />

des amerikanischen Unternehmens<br />

TRW 2<strong>01</strong>5 zu den weltweit größten Automobilzulieferern.<br />

2<strong>01</strong>7 hat ZF einen Umsatz<br />

von 36,4 Mrd. Euro erzielt. Umsatzzahlen<br />

für das Wittener Werk werden<br />

nicht genannt. Der Konzern wendet über<br />

6 % seines Umsatzes für Forschung und<br />

Entwicklung auf und gehört zu den zehn<br />

größten Patentanmeldern in Deutschland.<br />

www.zf.com<br />

Erschienen am 16.11.2<strong>01</strong>8 in der WAZ<br />

Witten. Autorin: Jutta Bublies<br />

8 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Schwedischer Gießereineubau erhält FormImpress-Anlage<br />

> KÜTTNER SAVELLI: Der schwedische<br />

Fahrzeughersteller Scania stellt in Södertalje<br />

schwere Lkw und Busse her und investiert<br />

derzeit strategisch zum Ausbau<br />

nachhaltiger Transportsysteme in eine<br />

neue Gießerei in Södertalje, um die Produktion<br />

im Vergleich zu der bestehenden<br />

Gießerei bei Halbierung des Ener<strong>gie</strong>verbrauches<br />

zu verdreifachen.<br />

Als erstes Gewerk hat Scania die Formanlage<br />

zur Herstellung von Motorblöcken<br />

und -köpfen vergeben. Das Engineering-<br />

Team hat besondere Sorgfalt auf einen<br />

detaillierten Verfahrensvergleich gelegt.<br />

Dabei wurde neben dem Erfüllen der strengen<br />

Qualitätsanforderungen an die Formqualität<br />

und deren Wiederholbarkeit auch<br />

ein besonderes Augenmerk auf den Gesamt-Ener<strong>gie</strong>verbrauch<br />

gelegt. Hier konnte<br />

das von Küttner Savelli, Brescia, Italien,<br />

angebotene Verfahren Form Impress punkten,<br />

da es keine Druckluft zum Verdichten<br />

benötigt und eine minimierte hydraulische<br />

Anschlussleistung besitzt. Auch werden<br />

alle Möglichkeiten der Rückspeisung aus<br />

kinetischen Ener<strong>gie</strong>n genutzt.<br />

Um die Ressourceneffizienz der Gießerei<br />

deutlich zu verbessern hat Scania<br />

So wird die neue<br />

schwedische Gießerei<br />

in Södertalje<br />

aussehen. Küttner<br />

Savelli liefert dafür<br />

eine Formanlage.<br />

mit großer Sorgfalt auch alle Details beim<br />

Auspacken und Trennen der Materialströme<br />

untersucht und sich für das gezielte<br />

Auspacken der Gussteile aus der Form<br />

und ein separates Handling der Kern- und<br />

Grünsandströme entschieden.<br />

Durch dieses Auspackkonzept können<br />

beide Stoffströme bestmöglich aufbereitet<br />

und mit geringem Ener<strong>gie</strong>einsatz Regenerat<br />

gewonnen werden. Für den Kernsand<br />

wird mit einer Recyclingrate von 70 % gerechnet,<br />

was bei den langen Neusand-<br />

Versor gungs wegen großen Einfluss auf die<br />

Umweltverträglichkeit der Fertigung hat.<br />

KüttnerSavelli ist glücklich über den<br />

Erfolg bei Scania und bereits tief in die<br />

Detailplanung der Anlage eingestiegen.<br />

Das Engineering-Team wird von GEMCO<br />

unterstützt und nutzt neben regelmäßigen<br />

Meetings auch moderne Kommunikationstools<br />

für eine transparente und effiziente<br />

Kommunikation von Projektdaten.<br />

www.kuettner.com<br />

www.savelli.it<br />

GRAFIK: SCANIA<br />

<br />

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<br />

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<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 9


AKTUELLES<br />

Die Erhöhung der<br />

verfügbaren Ladeleistung<br />

von E-Fahrzeugen<br />

auf bis zu<br />

450 kW ermöglicht<br />

eine deutliche Verkürzung<br />

der Ladezeiten.<br />

FOTO: PORSCHE<br />

Ultra-Schnellladetechnolo<strong>gie</strong> für E-Fahrzeuge<br />

> PORSCHE: Das Laden von Elektrofahrzeugen<br />

könnte bald fast so schnell<br />

erfolgen wie heute das Betanken mit<br />

Kraftstoff. Dies ist ein Zwischenergebnis<br />

des Forschungsprojektes „FastCharge“,<br />

an dem Porsche beteiligt ist. Am 12. Dezember<br />

wurde in Jettingen-Scheppach,<br />

in der Nähe der A8 zwischen Ulm und<br />

Augsburg, der Prototyp einer Ladestation<br />

mit einer Leistung von bis zu 450 kW vorgestellt.<br />

Ein Porsche-Forschungsfahrzeug<br />

mit einer Netto-Batteriekapazität von zirka<br />

90 kWh erreichte hier eine Ladeleistung<br />

von über 400 kW und ermöglichte<br />

damit Ladezeiten von unter drei Minuten<br />

für die ersten 100 km Reichweite. Die<br />

neue Ladestation ist für Elektro-Modelle<br />

aller Marken mit der in Europa üblichen<br />

Typ-2-Variante des weltweit verbreiteten<br />

Combined Charging System (CCS) geeignet<br />

und kann ab sofort kostenlos genutzt<br />

werden.<br />

Das im Juli 2<strong>01</strong>6 initiierte Forschungsprojekt<br />

„FastCharge“ wird mit insgesamt<br />

7,8 Mio. Euro durch das Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale Infrastruktur<br />

gefördert. Die Umsetzung der Förderrichtlinien<br />

wird von der Nationalen Organisation<br />

Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnolo<strong>gie</strong><br />

(NOW) koordiniert. Zum<br />

Industriekonsortium gehören als Automobilhersteller<br />

die BMW Group und die Porsche<br />

AG, als Betreiber die Allego GmbH,<br />

die Phoenix Contact E-Mobility GmbH<br />

(Ladetechnik) sowie die Siemens AG<br />

(Elektrotechnik).<br />

Mit schnellen und komfortablen Ladelösungen<br />

steigt die Attraktivität der<br />

Elektromobilität. Die Erhöhung der verfügbaren<br />

Ladeleistung auf bis zu 450 kW<br />

ermöglicht eine deutliche Verkürzung der<br />

Ladezeiten. Die Ladeleistung an den neuen<br />

Fastchargern ist drei- bis neunmal so<br />

hoch wie an den bisherigen DC-Schnellladestationen.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

wird untersucht, welche<br />

technischen Voraussetzungen bezüglich<br />

Fahrzeugen und Infrastruktur erfüllt<br />

werden müssen, um die extrem hohen<br />

Ladeleistungen einsetzen zu können.<br />

Die jetzt vorgestellten Ladesäulen-<br />

Prototypen verwenden die Ladestecker<br />

des bewährten CCS in der Typ-2-Variante<br />

für Europa. Dieser Ladestandard hat sich<br />

bereits heute bei einer Vielzahl von elektrifizierten<br />

Fahrzeugen bewährt und wird<br />

in weiten Teilen der Erde genutzt. Je nach<br />

Fahrzeugmodell kann die neue, kostenfrei<br />

nutzbare Ultra-Schnellladestation sowohl<br />

für Autos mit 400-Volt- als auch 800-Volt-<br />

Batteriesystemen eingesetzt werden. Die<br />

jeweils bereitgestellte Ladeleistung passt<br />

sich automatisch der maximal zulässigen<br />

Ladeleistung des Fahrzeugs an.<br />

Das Porsche-Forschungsfahrzeug im<br />

Projekt „FastCharge“ erreicht als erster<br />

Pkw eine initiale Ladeleistung von 400 kW.<br />

Möglich macht dies ein innovatives Kühlsystem,<br />

das für eine gleichmäßige und<br />

schonende Temperierung der Batteriezellen<br />

sorgt.<br />

Porsche investiert bis 2022 mehr als<br />

6 Mrd. Euro in Elektromobilität: in Plugin-Hybride<br />

und rein elektrische Fahrzeuge.<br />

Damit hat das Unternehmen die Aufwendungen<br />

für die Elektromobilität von<br />

rund 3 Mrd. auf mehr als 6 Mrd. Euro<br />

verdoppelt. Von der zusätzlichen Summe<br />

von 3 Mrd. Euro fließen etwa 500 Mio.<br />

Euro in die Entwicklung von Varianten und<br />

Derivaten des Taycan, gut 1 Mrd. Euro in<br />

die Elektrifizierung und Hybridisierung der<br />

bestehenden Produktpalette, mehrere<br />

hundert Millionen in den Ausbau der<br />

Standorte sowie rund 700 Mio. Euro in<br />

neue Technolo<strong>gie</strong>n, Ladeinfrastruktur und<br />

Smart Mobility. www.porsche.de<br />

10 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Letzte reine Verbrennerplattform soll 2026 kommen<br />

> VOLKSWAGEN: Der größte Autobauer<br />

der Welt hat seine Pläne zum Umbau<br />

des Konzerns in Richtung Elektromobilität<br />

konkretisiert. Im Jahr 2026 sollen die letzten<br />

Modelle auf einer Plattform nur für<br />

Verbrennungsmotoren angeboten werden<br />

– CO 2 -Neutralität für alle Modelle des Unternehmens<br />

soll bis 2050 gegeben sein.<br />

VW-Chefstratege Michael Jost sprach<br />

über die Neuausrichtung von Volkswagen<br />

auf dem „Handelsblatt Autogipfel“ in<br />

Wolfsburg. Gründe für die „Transformation<br />

des Supertankers VW“ seien Vost zufolge<br />

die zwei großen Herausforderungen<br />

Elektromobilität und Digitalisierung. Beim<br />

Diesel entschuldigte sich Jost – „es tut<br />

uns wirklich leid, dass wir den Diesel verwundet<br />

haben.“ Er bekräftigte, dass sich<br />

VW zum Pariser Klimaabkommen bekenne<br />

und dass Volkswagen nun Lösungen<br />

finden müsse, die faktisch und nicht nur<br />

auf dem Papier funktionierten.<br />

Damit 2050 nur noch CO 2 -neutrale<br />

Fahrzeuge fahren, müsse der Verkauf von<br />

Modellen mit Diesel- oder Benzinmotoren<br />

ab dem Jahr 2040 eingestellt werden, hieß<br />

es weiter. Die letzten neuen Verbrenner<br />

Michael Jost, Head of Group Strategy Product and CSO Volkswagen Brand, Volkswagen<br />

AG, auf dem Handelsblatt „Autogipfel“, der 3.-5.12. in Wolfsburg stattgefunden hat.<br />

dürften daher Anfang 2030 auf den Markt<br />

kommen.<br />

„Faktisch arbeiten die Kollegen an der<br />

letzten reinen Verbrenner-Plattform“,<br />

sagte Michael Jost über die für 2026 geplante<br />

letzte reine Verbrenner-Plattform.<br />

Eine Aussage zu Hybridmotoren machte<br />

Jost nicht. www.volkswagen.de<br />

FOTO: PRIVAT<br />

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GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 11


AKTUELLES<br />

Innovativer Leichtbau und Digitalisierung<br />

> LEICHTBAU IN GUSS 2<strong>01</strong>8: Mit dem<br />

Untertitel „Innovative Lösungen zur Effizienzsteigerung<br />

in der Wertschöpfungskette“<br />

trafen sich am 6. und 7. November<br />

2<strong>01</strong>8 in Bad Gögging rund 80 Experten<br />

aus Wissenschaft und Industrie, um sich<br />

über die neuesten Trends, Entwicklungen<br />

und Erfahrungen zum Leichtbau im Gießereisektor<br />

auszutauschen.<br />

Neben innovativen Konzepten im Bereich<br />

der qualitativ hochwertigen, effizienten<br />

und kostensparenden Leichtbaufertigung<br />

bildete auch die Digitalisierung<br />

in der Gießereitechnik einen wichtigen<br />

Themenschwerpunkt. Als Tagungsleiter<br />

führten Professor Wolfram Volk und Professor<br />

Hartmut Hoffmann vom Lehrstuhl<br />

für Umformtechnik und Gießereiwesen<br />

der Technischen Universität München<br />

durch das umfangreiche, durch entsprechende<br />

Pausen aber wohldosierte Vortragsprogramm<br />

und moderierten die äußerst<br />

spannenden Fragerunden.<br />

Professor Volk hieß die Teilnehmer in<br />

seiner Begrüßungsrede aufs Herzlichste<br />

willkommen, bevor er das Wort an den<br />

ersten Referenten, Marc Hummel, Audi<br />

AG, Neckarsulm, übergab, der über Leichtbau-Innovationen<br />

beim neuen Audi A8 referierte.<br />

Mario Senff, BMW Group Landshut,<br />

stellte nachfolgend neueste Forschungen<br />

und Entwicklungen zur hybriden<br />

Mischbauweise von Aluminium-Stahlguss,<br />

insbesondere für den fügetechnisch optimierten<br />

Karosserieleichtbau vor.<br />

Laura Leineweber, Magma GmbH, Aachen,<br />

leitete mit ihrem Vortrag zur methodischen<br />

simultanen Auslegung von E-<br />

Mobilität-Gussteilen den Themenblock<br />

zur digitalen Prozess- und Produktoptimierung<br />

ein. Sie stellte die virtuelle<br />

Auslegung und Optimierung von Gießprozessen<br />

als chancenreiche Schlüsseltechnolo<strong>gie</strong><br />

zur fertigungstechnischen Absiche<br />

rung aller Arten von gegossenen<br />

Leichtbaukomponenten vor. Chinnadit<br />

Baitiang, RWP, Roetgen, berichtete über<br />

die Umsetzung von Industrie 4.0 in der<br />

Gießerei, insbesondere darüber, dass Daten<br />

und Fertigung nur dann nutzbringend<br />

in Einklang gebracht werden können,<br />

wenn eine genaue Kenntnis der physikalischen<br />

Zusammenhänge besteht. Auch<br />

Jan Titze, Krämer + Grebe GmbH & Co,<br />

Biedenkopf, betonte, dass das Vorliegen<br />

der korrekten Daten essenziell für eine<br />

Prozessoptimierung ist. Zum Beispiel wissen<br />

wir zwar, mit welcher Druckvorgabe<br />

die Maschine ein Werkzeug befüllt, nicht<br />

aber, ob diese Werte auch wirklich so im<br />

Werkzeug ankommen, diese „Blackbox<br />

Das Branchen treffen „Leichtbau in Guss“ fand am 6. und 7. November 2<strong>01</strong>8 im Monarch<br />

Hotel in Bad Gögging statt.<br />

Werkzeug“ gelte es zu visualisieren. Für<br />

die Gießereiplanung bedeute der digitale<br />

Wandel auch, dass die Grenzen zwischen<br />

Produktion und Dienstleistung verwischen,<br />

wodurch Kundenintegration und<br />

Prozesstransparenz ein neues Niveau im<br />

Umgang mit betrieblichen Daten und Informationen<br />

verlangen, betonte Robin<br />

Freitag von der Rawema Engineering &<br />

Consulting GmbH, Chemnitz. Seitens der<br />

Teilnehmer wurde der tatsächliche Benefit<br />

von „Industrie 4.0“ vielseitig diskutiert<br />

und zum Beispiel ein Datenbankstandard<br />

angemahnt.<br />

Die beiden letzten Vorträge des ersten<br />

Veranstaltungstages widmeten sich wieder<br />

eher wissenschaftlich-technischen<br />

Aspekten. Wolfgang Knothe, Frankenguss<br />

AG, Kitzingen, referierte über „Gegossene<br />

Bauteile für den Leichtbau im Fahrzeug<br />

aus Eisen- und Aluminiumwerkstoffen“<br />

und betonte unter anderem, dass es nicht<br />

nur auf die Werkstoffentwicklung ankomme,<br />

sondern vor allem auf eine lastgerechte<br />

Auslegung der Bauteile und deren<br />

Crashverhalten. Florian Heilmeier, Lehrstuhl<br />

für Umformtechnik und Gießereiwesen,<br />

TU München, stellte Forschungsergebnisse<br />

zu In-Situ-Dehnungsmessungen<br />

während der Erstarrung und Abkühlung<br />

von Aluminiumle<strong>gie</strong>rungen vor. Hier werden<br />

optische Fasern mit in das Gussteil<br />

eingegossen und die Änderung des Brechungsindex‘<br />

über die Zeit beobachtet.<br />

Viel Gelegenheit, die in den Fragerunden<br />

angeschnittenen Themen noch weiter<br />

zu diskutieren und sich fachlich auszutauschen<br />

sowie alte Kontakte zu pflegen<br />

und neue zu knüpfen, bot am Abend das<br />

Get-together in der zünftigen „Almhütte“<br />

des Tagungshotels.<br />

Der zweite Veranstaltungstag startete<br />

mit zwei Vorträgen zu den Möglichkeiten<br />

und Herausforderungen von 3-D-gedruckten<br />

Formen und Kernen. Daniel Günther<br />

vom Fraunhofer IGCV, München, referierte<br />

in diesem Zusammenhang über die<br />

Strukturoptimierung beim Aluminium<strong>gie</strong>ßen,<br />

insbesondere die Topolo<strong>gie</strong>optimierung<br />

und das Potenzial von Monoblock-<br />

Kernen. Wie sich 3-D-gedruckte Kerne<br />

nicht nur geometrisch, sondern auch<br />

funktional, zum Beispiel durch angelegte<br />

Kühlkanäle, optimieren lassen, war Teil<br />

des Vortrags „Leichtbaupotenziale durch<br />

3-D-gedruckte Formen und Kerne“ von<br />

Martin Bednarz, TH Ingolstadt. Aus der<br />

betrieblichen Praxis berichtete Ingo<br />

Prass, Nemak Europe GmbH, Linz, über<br />

den „Globalen Roll-out anorganisch gebundener<br />

Kerne“ und die Möglichkeiten<br />

der Regeneration des anfallenden Altsandes<br />

im Werk. Florian Hofbauer, BMW<br />

Group, Landshut, zeigte Möglichkeiten<br />

und Technolo<strong>gie</strong>entwicklungen im Leichtbau<br />

mit Stahlguss, zum Beispiel durch<br />

integrative Bauteile, auf. Abschließend<br />

stellte Martin Landsberger, Lehrstuhl für<br />

Umformtechnik und Gießereiwesen, TU<br />

München, Forschungsergebnisse zur Charakterisierung<br />

der Wärmebehandlung von<br />

ausferritischem Gusseisen mit Kugelgrafit<br />

(ADI) und seiner Eignung für hydraulische<br />

Komponenten vor.<br />

Schluss- und quasi kleinen Höhepunkt<br />

der inhaltlich und organisatorisch gelungenen<br />

Fachtagung bildete die Besichtigung<br />

der Audi Strukturteilefertigung in<br />

Münchsmünster. Die nächste „Leichtbau<br />

in Guss“ wird vom 12.-13. November<br />

2<strong>01</strong>9 in Nürtingen stattfinden.<br />

www.hanser-tagungen.de<br />

FOTO: BDG/WIRTH<br />

12 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Bram Schot wird neuer Vorstandsvorsitzender<br />

> AUDI: Bram Schot ist seit dem 1. Januar<br />

2<strong>01</strong>9 Vorstandsvorsitzender von Audi.<br />

Der Aufsichtsrat der Audi AG berief ihn<br />

Mitte Dezember auf diesen Posten. Schot<br />

steht seit Juni 2<strong>01</strong>8 als kommissarischer<br />

Vorstandschef an der Spitze des Unternehmens.<br />

Sein bisheriges Vorstandsressort<br />

für Vertrieb und Marketing wird Schot<br />

ab dem 1. Januar kommissarisch führen.<br />

„Mit der Neubesetzung der Vorstandsspitze<br />

haben wir wichtige Weichen für die<br />

zukunftsfähige Ausrichtung von Audi gestellt.<br />

Als kommissarischer Vorstandschef<br />

hat Bram Schot in den vergangenen Monaten<br />

bereits überzeugende Arbeit geleistet.<br />

Er treibt den Kulturwandel in seiner<br />

Mannschaft voran und stellt sich den aktuellen<br />

Herausforderungen mit Bravour.<br />

Ausgestattet mit einem starken Mandat<br />

wird er die Transformation des Unternehmens<br />

weiter beschleunigen und die Vier<br />

Ringe zu neuen Erfolgen führen“, sagt der<br />

Audi-Aufsichtsratsvorsitzende und VW-<br />

Konzernchef Dr. Herbert Diess.<br />

Der stellvertretende Audi-Aufsichtsratsvorsitzende<br />

und Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />

Peter Mosch sagt: „Die Audi-<br />

Belegschaft will klare Verhältnisse an der<br />

Unternehmensspitze. Deshalb setzten wir<br />

Arbeitnehmervertreter uns dafür ein, jetzt<br />

Leitet ab jetzt die<br />

Geschicke von Audi:<br />

Der neue Vorstandsvorsitzende<br />

Bram Schot.<br />

Nägel mit Köpfen zu machen und Bram<br />

Schot zum Vorstandsvorsitzenden zu berufen.<br />

In seiner Interimszeit hat er bereits<br />

gezeigt, dass er unserem geforderten und<br />

eingeleiteten Neustart viel Schwung verleihen<br />

kann. Diesen Weg muss er nun weiter<br />

verfolgen und Audi zurück an die Spitze<br />

führen. Das erwartet die Belegschaft.“<br />

Bram Schot übernimmt den Vorstandsvorsitz<br />

der Audi AG, die neben der<br />

Marke Audi unter anderem Ducati, Lamborghini<br />

sowie Italdesign Giugiaro umfasst.<br />

Kommissarisch leitet er das Vorstandsressort<br />

Vertrieb und Marketing.<br />

Der 57-Jährige war seit 1. September<br />

2<strong>01</strong>7 Vorstand für Vertrieb und Marketing<br />

der Audi AG. Am 19. Juni 2<strong>01</strong>8 übernahm<br />

er zusätzlich kommissarisch die Aufgaben<br />

des Vorstandsvorsitzenden.<br />

Vor seinem Einstieg bei Audi war der<br />

gebürtige Niederländer seit 2<strong>01</strong>2 im Vorstand<br />

von Volkswagen Nutzfahrzeuge für<br />

den Bereich Marketing und Vertrieb verantwortlich.<br />

2<strong>01</strong>1 wechselte der damalige<br />

Präsident und CEO von Mercedes-Benz<br />

Italia in den Volkswagen-Konzern. Dort<br />

betreute er strategische Projekte im Bereich<br />

Konzern-Vertrieb. www.audi.de<br />

FOTO: AUDI<br />

Vorstandsvorsitzender beendet Vorstandsamt<br />

> KUKA: Der Aufsichtsrat des Robotik-<br />

Unternehmens KUKA und der KUKA-Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Till Reuter haben<br />

Ende November vereinbart, das Vorstandsamt<br />

von Dr. Till Reuter als CEO vorzeitig<br />

zu beenden. Bereits im Dezember<br />

übernahm Peter Mohnen die Funktion des<br />

Interim-CEO von Dr. Reuter, Andreas Pabst<br />

die des Interim-CFO. Dr. Till Reuter ist seit<br />

fast zehn Jahren KUKA- Vorstandsvorsitzender.<br />

Er trat 2009 in das Unternehmen<br />

ein und führte KUKA aus der Wirtschaftskrise.<br />

Unter seiner Leitung konnte das<br />

Unternehmen seine führende Position im<br />

Automobilbereich halten und sich weiter<br />

in neuen Märkten positionieren. Gemeinsam<br />

mit dem KUKA-Team prägte Reuter<br />

die Strate<strong>gie</strong> zu Industrie 4.0, kollaborativen<br />

Robotern und Wachstum in China.<br />

Dr. Till Reuter: „Ich bin stolz darauf,<br />

die letzten zehn Jahre Teil von KUKA gewesen<br />

zu sein und die Robotik gemeinsam<br />

mit dem Team weiterentwickelt zu haben.<br />

Robotik und Automatisierung sind die<br />

Schlüsselthemen der Zukunft. Viel Glück<br />

für das gesamte Team. Ihr habt immer<br />

meine Unterstützung.“ „Wir wollen unseren<br />

Kunden weiterhin ein zuverlässiger<br />

Partner sein, basierend auf dem Knowhow<br />

unserer Mitarbeiter“, sagte der neue<br />

Interims-CEO Peter Mohnen.<br />

Dr. Andy Gu, Vorsitzender des Aufsichtsrats:<br />

„Im Namen des Aufsichtsrats<br />

und des gesamten Unternehmens danke<br />

ich Dr. Reuter für seinen großen Einsatz,<br />

mit dem er den Umschwung von KUKA<br />

seit seiner Übernahme im Jahr 2009 erfolgreich<br />

bewältigt hat. KUKA ist gut positioniert,<br />

um wieder auf den Weg des<br />

nachhaltigen Wachstums zu gelangen,<br />

indem das Unternehmen von der steigenden<br />

Nachfrage nach intelligenter Robotik<br />

profitiert und die Position auf dem chinesischen<br />

Markt stärkt.“<br />

Alle bestehenden Investorenverträge,<br />

die KUKA mit Midea als Mehrheitsaktionär<br />

unterzeichnet hat, einschließlich der<br />

Abschirmvereinbarung zum Schutz des<br />

geistigen Eigentums von KUKA bleiben<br />

unverändert bestehen. Midea bekundete<br />

die Unterstützung für die Wachstumsstrate<strong>gie</strong><br />

von KUKA, darunter die Entwicklung<br />

des chinesischen Marktes, die Fokussierung<br />

auf Forschung und Entwicklung, Investitionen<br />

in Digitalisierung und Industrie<br />

4.0 sowie ein starkes Engagement für<br />

die Präsenz von KUKA in Deutschland.<br />

www.kuka.com<br />

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GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 13


AKTUELLES<br />

FOTO: FONDIUM METTMANN<br />

Automatische Gussteilentgratung bei Fondium in Mettmann. Das ehemalige<br />

GF Casting Solutions-Unternehmen ist nun ebenso wie die Eisen<strong>gie</strong>ßerei in Singen<br />

in einem Management-Buyout verkauft worden.<br />

Verkauf der Eisen<strong>gie</strong>ßereien in Mettmann und Singen<br />

> GF CASTING SOLUTIONS: Der<br />

Trend zu leichteren Fahrzeugen wirkt sich<br />

weiter auf die Automobil-Industrie aus.<br />

Deshalb, so eine Pressemitteilung des<br />

Unternehmens, fokussiere sich GF Casting<br />

Solutions, eine Division von GF,<br />

Schaffhausen, Schweiz, stärker auf<br />

Leichtmetallkomponenten und reduziere<br />

ihre Präsenz im Eisenguss in Europa. Als<br />

Folge davon sind die Eisen<strong>gie</strong>ßereien in<br />

Singen und Mettmann rückwirkend auf<br />

den 1. Dezember 2<strong>01</strong>8 an Mitglieder des<br />

Managements von GF Casting Solutions<br />

veräußert worden.<br />

Diese Portfolio-Verschiebung und die<br />

daraus resultierende Anpassung der regionalen<br />

Präsenz erfolgt im Einklang mit<br />

der Strate<strong>gie</strong> 2020 von GF, deren EBIT-<br />

Margenziel auf 9-10 % angehoben wird.<br />

Die Transaktion ist gewinnneutral. Die<br />

global rasch wachsende Nachfrage nach<br />

Leichtmetallgussteilen aus Aluminium<br />

und Magnesium erfordert von GF eine<br />

deutlich stärkere Präsenz in diesem Sektor.<br />

Dementsprechend baut GF Casting<br />

Solutions neue Kapazitäten in den USA,<br />

in Rumänien und in China auf und erweitert<br />

ihr Angebot an einbaufertigen Komponenten.<br />

Außerdem investiert die Division<br />

nach der Akquisition der Schweizer<br />

Firma Precicast Industrial Holding SA im<br />

April 2<strong>01</strong>8 in das vielversprechende Geschäft<br />

mit Komponenten aus Superle<strong>gie</strong>rungen<br />

für Flugzeugtriebwerke und industrielle<br />

Gasturbinen.<br />

Im Zuge der Portfolio-Anpassung wurden<br />

die zwei GF-Eisen<strong>gie</strong>ßereien in Singen<br />

und Mettmann von der Fondium B.V. &<br />

Co. KG, Mettmann, übernommen. GF<br />

bleibt während einer Übergangsphase mit<br />

20 % investiert. Die beiden Werke erzielen<br />

mit rund 2000 Mitarbeitern einen Umsatz<br />

von ca. 620 Mio. Schweizer Franken (551<br />

Mio. Euro). Über den Kaufpreis haben die<br />

beiden Parteien Stillschweigen vereinbart.<br />

Die Fondium B.V. & Co. KG wurde<br />

von drei Führungskräften von GF Casting<br />

Solutions gegründet. Achim Schneider,<br />

Arnd Potthoff und Matthias Blumentrath<br />

weisen insgesamt mehr als 40 Jahre Branchenerfahrung<br />

auf. Die neuen Eigentümer<br />

beabsichtigen, die Betriebsaktivitäten an<br />

beiden Standorten weiterzuführen.<br />

Yves Serra, CEO von GF, sagt: „Dank<br />

der Anpassung des Portfolios kann GF<br />

Casting Solutions ihre Marktchancen bei<br />

Komponenten für Pkw-Strukturteile und<br />

Flugzeugtriebwerke besser wahrnehmen.<br />

Mit Fondium haben wir einen Partner gefunden,<br />

dessen Eigentümer das Gießerei-<br />

Geschäft sehr gut kennen. Sie können<br />

Kontinuität für die Kunden und die Weiterentwicklung<br />

der zwei Gesellschaften<br />

außerhalb von GF sicherstellen.“ Achim<br />

Schneider, Miteigentümer und Sprecher<br />

der Fondium Gruppe ergänzt: „Mit Fondium<br />

entsteht ein agiler, inhabergeführter<br />

Automobilzulieferer mit einem klaren<br />

Branchenfokus. Wir freuen uns gemeinsam<br />

mit unseren rund 2000 Mitarbeitern<br />

auf eine erfolgreiche Zukunft.“<br />

www.georgfischer.com<br />

14 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Fein<strong>gie</strong>ßerei veranstaltet Ener<strong>gie</strong>wirtschaftsforum<br />

> FEINGUSS BLANK: Die Ener<strong>gie</strong>zukunft<br />

nachhaltig und zukunftsfähig gestalten,<br />

das ist nicht nur die Aufgabe der Politik,<br />

sondern eines jeden einzelnen, auch<br />

der Unternehmen. Damit dies zielorientiert<br />

und erfolgreich funktioniert, haben<br />

der Landkreis Biberach und die Ener<strong>gie</strong>agentur<br />

Biberach Vertreter von Unternehmen<br />

sowie der Kommunalpolitik zum<br />

Ener<strong>gie</strong>wirtschaftsforum des Landkreises<br />

zu Feinguss Blank nach Riedlingen eingeladen.<br />

Noch vor den Vorträgen hatten die<br />

Gäste bei mehreren Werksführungen die<br />

Gelegenheit, hinter die Kulissen der Fein<strong>gie</strong>ßerei<br />

zu blicken. Im Mittelpunkt standen<br />

dabei die Produktion sowie die Nutzung<br />

von Abwärme und das ständige Bemühen,<br />

Ener<strong>gie</strong> und Ressourcen zu<br />

schonen beziehungsweise zu sparen.<br />

Dies verdeutlichte Gesellschafter Werner<br />

Blank auch in seiner Begrüßung der<br />

rund 100 Vertreter aus Wirtschaft und<br />

Kommunalpolitik. Feinguss Blank beschäftige<br />

sich schon seit vielen Jahren<br />

mit den Themen Ener<strong>gie</strong>effizienz und Klimaschutz<br />

und nicht erst seit Fukushima,<br />

unterstrich der Unternehmer. Die Ener<strong>gie</strong>kosten<br />

seien ein großer Kostenfaktor<br />

im Betrieb und so habe man sich bereits<br />

im Jahr 2007 dem Ener<strong>gie</strong>-Effizienz-Netzwerk<br />

angeschlossen, außerdem sei das<br />

Unternehmen im Ener<strong>gie</strong>- und Umweltsektor<br />

seit vielen Jahren zertifiziert.<br />

Landrat Dr. Heiko Schmid freute sich<br />

ebenfalls über das große Interesse der<br />

Walter Holderried, Landratsamt Biberach, Ralf Scheffler, Andreas Linzmeier, beide Linzmeier<br />

Bauelemente GmbH, Thomas Wiedmann, Feinguss Blank, Dr. Heiko Schmid, Walter<br />

Göppel Ener<strong>gie</strong>agentur Ravensburg, Werner Blank, Feinguss Blank (v. l. n. r.).<br />

Unternehmer. Aufgrund ihrer Kompetenz<br />

seien dies die wesentlichen Partner bei<br />

der Ener<strong>gie</strong>wende im Kreis. Anschließend<br />

gab er einen Rückblick, was sich im Landkreis<br />

Biberach in den vergangenen Jahren<br />

in Sachen Ener<strong>gie</strong>wende getan hat.<br />

Thomas Wiedmann, Bereichsleiter<br />

Technolo<strong>gie</strong> und Infrastruktur von Feinguss<br />

Blank, informierte in seiner anschaulichen<br />

Präsentation über „Hidden Values“<br />

– wie smartes Know-how Ener<strong>gie</strong> und Geld<br />

spart – und bot dabei einen energetischen<br />

Einblick in das Unternehmen. Über die<br />

„Ener<strong>gie</strong>wende im Unternehmen: Ideen<br />

und Ansätze aus der Praxis“ berichtete<br />

Andreas Linzmeier, Geschäftsführer der<br />

Linzmeier Unternehmensgruppe. Einen<br />

Ausblick in die Bereiche Ener<strong>gie</strong>- und Klimaschutz<br />

für Kommunen und Unternehmen<br />

gab schließlich der Geschäftsführer<br />

der Ener<strong>gie</strong>agentur Ravensburg/Biberach,<br />

Walter Göppel. Im gesamten Landkreis<br />

Biberach werden rund 5 Mrd. kWh Ener<strong>gie</strong><br />

im Jahr verbraucht, umgerechnet in Heizöl<br />

würde das 500 Mio. l entsprechen. „Die<br />

Wärmewende ist unsere größte Herausforderung“,<br />

so Göppel.<br />

www.feinguss-blank.de<br />

FOTO: FEINGUSS BLANK<br />

OHN-Analysen mit dem Fusion Master<br />

> BDG-SERVICE GMBH: In der BDG-<br />

Service GmbH als Kompetenzzentrum des<br />

Hauses der Gießerei-Industrie in Düsseldorf<br />

ist mit dem Fusion Master zur Bestimmung<br />

von Sauerstoff, Stickstoff und<br />

Wasserstoff im vergangenen November<br />

ein wichtiges Analysegerät für das Qualitätsmanagement<br />

von Gießereiprozessen<br />

in Betrieb genommen worden. Für Stahl-,<br />

Gusseisen, Nickel-, Kobalt- und Kupferle<strong>gie</strong>rungen<br />

empfiehlt es sich, im Rahmen<br />

der Überwachung des Produktionsprozesses<br />

in Gießereien, den genauen Sauerstoffgehalt<br />

zu ermitteln. Bei Stahlle<strong>gie</strong>rungen<br />

sind zusätzlich der Stickstoff- und<br />

Wasserstoffgehalt wichtig.<br />

Die genaue Bestimmung von Kohlenstoff<br />

und Schwefel wird bei der BDG-Service<br />

GmbH mit dem Combustion Master<br />

durchgeführt, der seit 2<strong>01</strong>6 im Einsatz<br />

ist. Der Fusion Master der Firma NCS Testing<br />

Technology GmbH, Neuss, ergänzt<br />

nun die Möglichkeiten des Combustion<br />

Masters um Sauerstoff, Stickstoff und<br />

Wasserstoff. Das neue Analysegerät arbeitet<br />

nach den Anforderungen der Normen<br />

DIN EN ISO 15350 (Kohlenstoff/<br />

Schwefel), DIN EN ISO 15351 (Stickstoff)<br />

sowie ISO 17053 (Sauerstoff).<br />

Die BDG-Service GmbH bietet umfangreiche<br />

Beratung und Dienstleistungen für<br />

Gießereien, Gießereizulieferer, Gussabnehmer<br />

und Entsorger in den Bereichen Werkstoffprüfung,<br />

chemische Analyse und<br />

Formstofflabor an. Hinzu kommen die Metallografie<br />

und die Rasterelektronenmikroskopie<br />

mit EDX-/WDX-Analyse sowie die<br />

modern ausgestattete Werkstatt mit allen<br />

Möglichkeiten zur Probenvorbereitung.<br />

www.bdg-service.de<br />

Das OHN-Analysegerät Fusion Master der<br />

NCS Testing Technology GmbH, Neuss, ist<br />

seit November 2<strong>01</strong>8 bei der BDG-Service<br />

GmbH im Einsatz.<br />

FOTO: NCS<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 15


AKTUELLES<br />

FOTO: AUDI<br />

Dr. Hubert Koch, Trimet, Rainer Schirmer, stellv. Vorsitzender des Betriebsrats, Helmut Stettner, Werkleiter Audi-Standort Neckarsulm,<br />

sowie Michael Breme, Leiter Produktions- und Werkplanung, Dr. Michael Korte, Leiter Technolo<strong>gie</strong>entwicklung und Digitale Produktion,<br />

Dr. Bernd Mlekusch, Leiter Entwicklung Karosseriestruktur, und Marc Hummel, Technolo<strong>gie</strong>entwicklung Werkstoffe (v. l. n. r.).<br />

Werkstofftechnikum am Standort Neckarsulm eröffnet<br />

> AUDI: Der Audi-Standort Neckarsulm<br />

erweitert seine Kompetenzen im Bereich<br />

Leichtbau. Werkleiter Helmut Stettner hat<br />

gemeinsam mit Michael Breme, Leiter<br />

Produktions- und Werkplanung Audi AG,<br />

Dr. Michael Korte, Leiter Technolo<strong>gie</strong>entwicklung<br />

und Digitale Produktion Audi AG<br />

und Rainer Schirmer, stellvertretender<br />

Vorsitzender des Betriebsrats, ein neues<br />

Technikum zur Werkstofferprobung eingeweiht.<br />

Die hochmoderne Anlagentechnik<br />

ist weltweit einmalig.<br />

Die Experten im Werkstofftechnikum<br />

entwickeln für den Karosserie-Leichtbau<br />

Aluminiumwerkstoffe bis zur Serienreife.<br />

Die Anlagentechnik ist weltweit einzigartig:<br />

Der modulare Aufbau ermöglicht maximale<br />

Flexibilität bei der Wärmebehandlung<br />

von Werkstoffen. So können die Bauteile<br />

die Anlagenmodule in individuell<br />

passender Reihenfolge durchlaufen. Bis<br />

zu zwölf verschiedene Prozessrouten sind<br />

möglich. Eine weitere Besonderheit des<br />

Technikums: die kleinste Druck<strong>gie</strong>ßmaschine<br />

im Volkswagen-Konzern. Damit<br />

können die Mitarbeiter neue Le<strong>gie</strong>rungen<br />

in kleinen Einheiten von 50 bis 150 kg<br />

prüfen.<br />

„Die Werkstoffentwicklung ist die Basis<br />

für den erfolgreichen Karosserie-<br />

Leichtbau bei Audi. Innovative Werkstoffe<br />

machen unsere Modelle noch effizienter<br />

und sind damit auch ein wichtiger<br />

Baustein auf dem Weg zur Elektromobilität“,<br />

sagt Helmut Stettner, Werkleiter Audi-Standort<br />

Neckarsulm. Das Technikum<br />

bildet die gesamte Prozesskette für die<br />

Herstellung von Leichtmetallbauteilen ab:<br />

vom Mischen und Schmelzen neuer Le<strong>gie</strong>rungen<br />

über das vollautomatische Vakuum-Druck<strong>gie</strong>ßen<br />

bis zur mehrstufigen<br />

Wärmebehandlung. Neuartige Simulationsmethoden<br />

unterstützen den gesamten<br />

Prozess virtuell.<br />

Im letzten Schritt analysieren die Experten<br />

die Werkstoffe auf ihre Eigenschaften.<br />

Bauteile mit optimalen Werkstoffeigenschaften<br />

fließen direkt in die Serienproduktion<br />

ein. „Mit dem neuen<br />

Technikum gestalten wir den Leichtbau<br />

noch innovativer und nachhaltiger. Dank<br />

der hochmodernen, vollautomatischen<br />

Anlagen können wir Materialien und Herstellungsprozesse<br />

besonders wirtschaftlich<br />

entwickeln“, sagt Michael Breme, Leiter<br />

Produktions- und Werkplanung der<br />

Audi AG.<br />

Bei Audi hat der Leichtbau bereits seit<br />

Jahrzehnten höchsten Stellenwert und<br />

leistet einen wichtigen Beitrag zum Erreichen<br />

der Flottenziele. Dabei setzt die Premiummarke<br />

mit den Vier Ringen auf einen<br />

intelligenten Material-Mix – von Stahl über<br />

Aluminium und Magnesium bis hin zu faserverstärkten<br />

Kunststoffen. Das Motto<br />

der Leichtbau-Ingenieure lautet: das richtige<br />

Material an der richtigen Stelle in der<br />

richtigen Menge. www.audi.de<br />

Im Audi-Werkstofftechnikum<br />

steht die<br />

kleinste VW-Druck<strong>gie</strong>ßmaschine.<br />

https://bit.ly/2PNu7IQ<br />

16 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Dr. Thomas Wenzel übernimmt Geschäftsführung<br />

Dr. Thomas Wenzel<br />

ist künftig u. a. neuer<br />

Geschäftsführer<br />

von Yxlon International.<br />

Das Unternehmen<br />

bietet industrielle<br />

Röntgen- und<br />

CT-Prüfsysteme für<br />

Gießereien.<br />

> YXLON INTERNATIONAL: Der Verwaltungsrat<br />

des schweizerischen Technolo<strong>gie</strong>unternehmens<br />

Comet Group hat Dr.<br />

Thomas Wenzel per 1. Dezember 2<strong>01</strong>8<br />

zum Leiter der Division X-Ray Systems<br />

(IXS), Geschäftsführer von YXLON International,<br />

Hamburg, und zum Mitglied der<br />

Geschäftsleitung der Comet Group ernannt.<br />

Die Comet Group setzt nach einem<br />

umfassenden Evaluationsprozess auf einen<br />

internen Kandidaten mit 25 Jahren<br />

Erfahrung im Röntgensystemgeschäft.<br />

Mit Dr. Thomas Wenzel, 53, übernimmt<br />

eine erfahrene Führungspersönlichkeit<br />

und ein ausgewiesener Kenner<br />

des Geschäfts die Leitung von X -Ray Systems.<br />

Der studierte Informatiker und promovierte<br />

Ingenieurwissenschaftler blickt<br />

auf 15 Jahre Führungserfahrung am renommierten<br />

Fraunhofer-Institut für integrierte<br />

Schaltungen in Erlangen zurück.<br />

Hier trug er die strategische, wissenschaftliche<br />

und finanzielle Verantwortung<br />

für die Bereiche Nanofocus System Engineering<br />

und später Prozessintegrierte<br />

Prüfsysteme. Seit 2<strong>01</strong>5 ist Thomas Wenzel<br />

als Vice President Technology der Division<br />

X-Ray Systems wie auch der Comet<br />

Group tätig. Als Interimsleiter Research<br />

& Development gestaltete er zudem die<br />

Weiterentwicklung des Röntgensystemgeschäfts<br />

in den letzten Monaten maßgeblich<br />

mit.<br />

„Thomas Wenzel verfügt über hervorragende<br />

Kenntnisse der relevanten Röntgensystemmärkte<br />

und Anwendungen“, so<br />

Dr. René Lenggenhager, CEO Comet<br />

Group. „Dank seines umfassenden Knowhows,<br />

seiner Innovationskraft sowie seinem<br />

Marktverständnis – auch in Hinblick<br />

auf die Digitalisierung – ist er prädestiniert,<br />

das Röntgensystemgeschäft der<br />

Gruppe strategisch und operativ auf ein<br />

neues Level zu bringen. Er genießt intern<br />

wie extern großes Vertrauen und wird die<br />

Themen im Röntgensystemgeschäft mit<br />

der notwendigen Priorität und Konsequenz<br />

anpacken.“ Verwaltungsrat und<br />

Management sind überzeugt, dass das<br />

Röntgensystemgeschäft unter der Führung<br />

von Thomas Wenzel künftig erfolgreich<br />

weiterentwickelt und wertgenerierend<br />

geführt wird.<br />

Dr. Thomas Wenzel hat am 1. Dezember<br />

2<strong>01</strong>8 die Leitung der Division IXS von<br />

Dr. Matthias Barz übernommen, der das<br />

Geschäft seit Juli 2<strong>01</strong>8 als Interimsmanager<br />

geführt hat, und die eingeleiteten<br />

Maßnahmen bis zu deren Abschluss weiter<br />

begleiten wird.<br />

www.comet.ch<br />

FOTO: COMET<br />

Neuer Ressourcencheck für Fertigungsverfahren<br />

>VDI ZRE: Eine Umstellung auf das<br />

endabmessungsnahe Ur- und Umformen<br />

kann dazu beitragen, das Bearbeitungsvolumen<br />

im Fertigungsprozess deutlich zu<br />

senken und dadurch Ressourcen einzusparen.<br />

Das VDI Zentrum Ressourceneffizienz<br />

(VDI ZRE) bietet einen neuen Ressourcencheck<br />

an, der kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) dazu anregen soll, die Effizienz<br />

ihrer Fertigungsprozesse zu überprüfen<br />

und gegebenenfalls anzupassen.<br />

Ur- und Umformende Verfahren finden<br />

in verschiedensten Industriebereichen<br />

Anwendung, da mit ihnen ein breites<br />

Spektrum an Materialien wie Metalle, Le<strong>gie</strong>rungen<br />

und Kunststoffen verarbeitet<br />

werden kann. Das endabmessungsnahe<br />

Ur- und Umformen bietet im Vergleich<br />

zum herkömmlichen Fertigungsprozess<br />

einen entscheidenden Vorteil. Ein Bauteil<br />

muss im weiteren Produktionsverlauf nur<br />

noch unwesentlich bearbeitet werden.<br />

Das bedeutet: Das Bauteil ist dem Endprodukt<br />

bereits wesentlich näher, als das<br />

bei klassischen Verfahren der Fall ist. Zum<br />

endabmessungsnahen Urformen zählen<br />

beispielsweise Gieß- und additive Verfahren,<br />

wie etwa der 3-D-Druck. Das den<br />

KMU zur Verfügung stehende Material<br />

kann also durch eine Umstellung hin zum<br />

endabmessungsnahen Fertigen optimal<br />

ausgenutzt werden.<br />

Der neue Ressourcencheck des VDI<br />

ZRE, orientiert sich an den individuellen<br />

Anforderungen des Unternehmens. Der<br />

Anwender beantwortet zuerst fünf Fragen.<br />

Es gilt herauszufinden, in welchen<br />

Bereichen des Fertigungsprozesses das<br />

Einsparpotenzial besonders groß ist. Dabei<br />

geht es etwa um die bisherige Produktgestaltung<br />

oder die Auswahl des Fertigungsverfahrens<br />

mit dem Fokus auf die<br />

zukünftig möglichst ressourcenschonendste<br />

Umsetzung. Die Antworten werden<br />

anschließend nach dem Ampelprinzip<br />

ausgewertet.<br />

Nach der Beantwortung der Fragen<br />

bekommt der Anwender umfangreiche<br />

Checklisten und dazu passende Praxis-<br />

Beispiele präsentiert. Der Ressourcencheck<br />

zeigt Möglichkeiten, wie mit endabmessungsnaher<br />

Fertigung Abfälle vermieden<br />

werden können. Vor allem das<br />

Reduzieren der Ausschuss- und Nacharbeitsquote<br />

bietet großes Einsparpotenzial.<br />

In dem Forschungsprojekt „HiPerLS“<br />

wurde beispielsweise versucht, das additive<br />

Verfahren Laser-Sintern prozesstechnisch<br />

weiterzuentwickeln. Durch das Projekt<br />

konnte das Verfahren für Kleinserien<br />

so verbessert werden, dass es sich jetzt<br />

prozesssicher und wirtschaftlich für die<br />

Kleinserienfertigung eignet.<br />

Der Ressourcencheck zum Thema<br />

Endabmessungsnahes Ur- und Umformen<br />

ist auf der Website des VDI ZRE kostenlos<br />

abrufbar.<br />

www.ressource-deutschland.de<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 17


AKTUELLES<br />

Auszeichnung von TE Connectivity<br />

> KEMPER: Lorbeeren für die Gebr. Kemper<br />

GmbH + Co. KG in Olpe. Bereits zum<br />

zweiten Mal ist der Mittelständler in diesem<br />

Jahr von TE Automotive China ausgezeichnet<br />

worden. Das weltweit führende<br />

Unternehmen im Bereich Verbindungstechnik<br />

und Sensoren zeichnete das in<br />

den Bereichen Gebäudetechnik, Gusstechnik<br />

und Walzprodukte aktive Unternehmen<br />

mit dem Excellent Service Award<br />

2<strong>01</strong>8 aus.<br />

Rupprecht Kemper nahm den Preis<br />

im Rahmen der Supplier Days in Suzhou,<br />

China, nicht ohne Stolz entgegen. Denn:<br />

Die Verleihung erfolgte unter rund 200<br />

Lieferanten. „Flexibilität ist bei uns das<br />

A und O“, betonte Rupprecht Kemper.<br />

„Und genau diese Flexibilität eines familiengeführten<br />

Mittelständlers ist es,<br />

mit der wir bei TE punkten konnten. Dieser<br />

Award ist eine Auszeichnung für alle<br />

Beschäftigten des Geschäftsbereichs<br />

Walzprodukte.“ In der Gusstechnik fertigt<br />

Kemper im Sand<strong>gie</strong>ßverfahren vor<br />

allem Rotguss und hier besonders Armaturen.<br />

„Excellent Service Award“: Rupprecht<br />

Kemper nahm den Excellent Service<br />

Award 2<strong>01</strong>8 im chinesischen Suzhou<br />

entgegen.<br />

FOTO: KEMPER<br />

Richtfest für neue Produktionshalle<br />

> FEINGUSS BLANK: Am 27.11. begrüßte<br />

die Riedlinger Fein<strong>gie</strong>ßerei 50 Gäste<br />

zum Richtfest im Neubau Werk 4. Auf<br />

einer Fläche von 3150 m 2 entsteht dort<br />

eine intelligente, automatisierte Fertigungslinie<br />

für die mechanische Bearbeitung<br />

und Montage. Neben dem neusten<br />

technischen Equipment stellt der Neubau<br />

auch neue Sozialräume, Umkleiden, Duschen<br />

und Büros für rund 130 Mitarbeiter<br />

bereit.<br />

Die neue Fertigungslinie liefert den<br />

Startschuss in die Industrie 4.0 bei Feinguss<br />

Blank. So kann die neue Linie später<br />

komplett integrierte, kollaborative Fertigungssysteme<br />

beinhalten, die in Echtzeit<br />

auf veränderte Anforderungen und Gegebenheiten<br />

in Kundenanfragen, dem Versorgungsnetzwerk<br />

und im Unternehmen<br />

rea<strong>gie</strong>ren können. „Die neuen Gegebenheiten<br />

machen die Bereiche mechanische<br />

Bearbeitung und Baugruppenmontage im<br />

globalen Markt wettbewerbsfähig und sollen<br />

langfristig die Arbeitsplätze am Standort<br />

sichern“, erklärt Oliver Mulder, Bereichsleitung<br />

mechanische Bearbeitung<br />

und Baugruppenmontage. „Bei der Planung<br />

der Halle wurde zudem der Fokus<br />

auf eine moderne, innovative Arbeitsumgebung<br />

gelegt, mit einem besonderen<br />

Augenmerk auf kurzen Wegen und der<br />

damit verbundenen Optimierung der Arbeitsabläufe.“<br />

Nach der offiziellen Begrüßung der<br />

Gäste vor Ort durch Alexander Augustin,<br />

So soll die neue Halle von Feinguss Blank einmal aussehen, für die Ende November<br />

Richtfest gefeiert wurde.<br />

Leitung der Betriebsmittelplanung im Unternehmen,<br />

richtete Dr. Wolfgang Blank,<br />

Interimsgeschäftsführer des Unternehmens,<br />

einige Worte an die Besucher. Er<br />

sei besonders dankbar über den unfallfreien<br />

Verlauf der Bauarbeiten und die<br />

erfolgreiche Zusammenarbeit aller beteiligten<br />

Unternehmen, betonte Dr. Blank.<br />

Anschließend richteten Bürgermeister<br />

Marcus Schafft sowie Günther Kerler vom<br />

beauftragten Architekturbüro kpk und<br />

Generalunternehmer Mathias Fritschle<br />

das Wort an die Gäste. Vor dem Ende des<br />

offiziellen Teils, nahm Pfarrvikar Uwe Grau<br />

die Segnung der neuen Produktionshalle<br />

vor.<br />

Im Anschluss gab es bei Rinderbraten<br />

und gegrilltem Schweinehals mit Kartoffelsalat<br />

ein gemütliches Beisammensein.<br />

Die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter des<br />

Unternehmens Fritschle konnten sich zudem<br />

als kleines Dankeschön für die geleistete<br />

Arbeit und Erinnerung an Feinguss<br />

Blank über eine Knipex-Zange mit<br />

verbauten Feingussteilen freuen.<br />

www.feinguss-blank.de<br />

FOTO: FEINGUSS BLANK<br />

18 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Kompetenzzentrum Klimaschutz in<br />

ener<strong>gie</strong>intensiven Industrien<br />

> KEI: Das Bundesumweltministerium<br />

wird in diesem Jahr in der Lausitz mit dem<br />

Aufbau eines Kompetenzzentrums Klimaschutz<br />

in ener<strong>gie</strong>intensiven Industrien<br />

(KEI) beginnen. Dafür sind im Bundeshaushalt<br />

2<strong>01</strong>9 insgesamt 2 Mio. Euro vorgesehen.<br />

Erste Gespräche mit der Landesre<strong>gie</strong>rung<br />

Brandenburg sowie der<br />

Brandenburgischen Technischen Universität<br />

Cottbus-Senftenberg (BTU) haben<br />

stattgefunden. Zur konzeptionellen Arbeit<br />

werden Gespräche in diesem Monat aufgenommen.<br />

Bundesumweltministerin Svenja<br />

Schulze: „Mit dem Kompetenzzentrum<br />

lösen wir ein Versprechen ein und siedeln<br />

im Sinne des notwendigen Strukturwandels<br />

eine zukunftsorientierte Bundeseinrichtung<br />

in der Kohleregion Lausitz an.<br />

Wir erwarten erhebliche Syner<strong>gie</strong>n mit<br />

den Unternehmen vor Ort und der BTU<br />

Cottbus-Senftenberg sowie Impulse für<br />

die Region, deutschlandweit und international.<br />

Die Einrichtung des Kompetenzzentrums<br />

ist zugleich ein Signal, dass wir<br />

es ernst meinen mit dem Erhalt und der<br />

klimafreundlichen Entwicklung des Industriestandorts<br />

Deutschland und seinen<br />

hoch qualifizierten und gutbezahlten Jobs.<br />

Er ist das Rückgrat unserer Gesellschaft.“<br />

Das Kompetenzzentrum soll in engem<br />

Austausch mit Forschungseinrichtungen,<br />

der Industrie und internationalen Institutionen<br />

die Dekarbonisierung ener<strong>gie</strong>intensiver<br />

Prozesse voranbringen. Dabei<br />

sollen der Forschungsbedarf ermittelt,<br />

Forschungscluster gebildet sowie Finanzierungsmöglichkeiten<br />

identifiziert und<br />

erschlossen werden. Im Rahmen von Wissensplattformen<br />

und Erfahrungsaustausch<br />

national und international soll es<br />

als Ideengeber am Übergang von Forschung<br />

und Entwicklung zur Markteinführung<br />

innovativer Klimaschutztechnolo<strong>gie</strong>n<br />

wirken. Darüber hinaus ist geplant, das<br />

Kompetenzzentrum unter Einbindung des<br />

Umweltbundesamtes in Dessau mit der<br />

Umsetzung des geplanten Förderprogramms<br />

zur Dekarbonisierung in der Industrie<br />

zu beauftragen, für das im Ener<strong>gie</strong>-<br />

und Klimafonds 2<strong>01</strong>9 erstmals Mittel<br />

eingeplant sind.<br />

In erster Linie richtet sich das KEI an<br />

ener<strong>gie</strong>intensive Branchen wie Stahl, Zement,<br />

Kalk, Teile der chemischen Industrie<br />

und der Nicht-Eisenmetallur<strong>gie</strong>, bei<br />

denen neben ener<strong>gie</strong>bedingten Treibhausgasemissionen<br />

auch besonders schwer<br />

vermeidbare, technisch-physikalisch bedingte<br />

Prozessemissionen eine Rolle spielen.<br />

Um das Ziel einer weitgehenden Treibhausgasneutralität<br />

entsprechend den Zielen<br />

des Klimaschutzplans 2050 auch in<br />

diesen Branchen zu erreichen, sind<br />

Sprung innovationen und damit der Umbau<br />

ganzer Prozessketten und -verfahren erforderlich.<br />

Die Erkenntnisse werden auch<br />

in anderen Branchen nutzbar sein.<br />

Die Idee des Kompetenzzentrums ist<br />

ein Ergebnis des Dialogs mit ener<strong>gie</strong>intensiven<br />

Branchen, den das Bundesumweltministerium<br />

mit Unternehmen und<br />

Verbänden zur Umsetzung der Klimaschutzziele<br />

im Industriesektor führt.<br />

www.bmu.de


AKTUELLES<br />

Drei Fragen an...<br />

Cesare Troglio, Bereichsleiter Technik und Innovation<br />

sowie Geschäftsführer des Landesverbandes Nordrhein-<br />

Westfalen (FE) beim Bundesverband der Deutschen<br />

Gießerei-Industrie (BDG). Cesare Troglio wird am<br />

4. Februar 60 Jahre alt und blickt auf eine 36-jährige<br />

VDG-Mitgliedschaft und 27 Berufsjahre im Dienst der<br />

Gießereibranche zurück.<br />

FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />

Herr Troglio, Sie sind Branchenexperte<br />

und gefragter Ansprechpartner im<br />

Verband. Wie haben Sie den Weg zum<br />

BDG gefunden und welche beruflichen<br />

Stationen lagen auf dem Weg?<br />

Nach einer Lehre als Giessereitechnologe<br />

in der Schweiz und dem Studium der<br />

Gießereitechnik in Duisburg – damals<br />

noch in der „Schokoladenfabrik“ – begann<br />

ich nach drei Stationen in der Gießerei-Industrie<br />

meine Tätigkeit 1991 in<br />

der Weiterbildung des VDG, die ich auch<br />

einige Jahre leitete. Danach konnte ich<br />

mich durch die Übernahme als Fachreferent<br />

der VDG-Fachgruppe Eisen-, Stahlund<br />

Temperguss (EST) wieder stärker um<br />

technische Fragen, z. B. in der Forschung<br />

und Entwicklung und um unser Netzwerk<br />

in der Branche kümmern. Sowohl beim<br />

VDG als auch jetzt beim BDG ist die Nähe<br />

zu den Gießereifachleuten und den<br />

Mitgliedsunternehmen von entscheidender<br />

Bedeutung. Von daher sah ich es als<br />

große Chance an, dass ich nach der Betreuung<br />

der EST-Gießereien die Gelegenheit<br />

bekommen habe, als Fachreferent<br />

auch die Nichteisen (NE)-Metall<strong>gie</strong>ßereien<br />

im Bereich Technik zu betreuen.<br />

Durch die personellen und organisatorischen<br />

Veränderungen im BDG hat sich<br />

mein Tätigkeitsschwerpunkt im letzten<br />

Jahr in die Richtung der Bereichsleitung<br />

Technik und Innovation verschoben. Hier<br />

spielen übergreifende Themen wie die<br />

Digitalisierung und die Additive Fertigung<br />

eine wichtige Rolle sowie das gemeinsame<br />

Erreichen von Zielen im Team der<br />

technischen Fachreferenten und Assistentinnen.<br />

Neu dazugekommen ist Ende<br />

letzten Jahres die Geschäftsführung des<br />

Landesverbandes NRW (FE) – ich freue<br />

mich hier auf die neuen Themenschwerpunkte<br />

aus der Landesverbandsarbeit<br />

und die Persönlichkeiten, die diesen Landesverband<br />

prägen.<br />

Der BDG ist inzwischen zehn Jahre alt,<br />

vor kurzem ist die Jubiläumsausgabe<br />

des BDG report erschienen. Wie beurteilen<br />

Sie die Verbändevereinigung<br />

und wie haben Sie sie erlebt?<br />

Verbände wie der BDG bekommen ihr<br />

charakteristisches Gesicht und ihre Form<br />

durch die gewählten Repräsentanten aus<br />

der Mitgliedschaft und die hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter. Daraus entsteht eine<br />

Vielfalt, die kein Nachteil sein muss.<br />

Ganz im Gegenteil, die strukturellen und<br />

regionalen Besonderheiten unserer Branche<br />

finden sich im BDG gut repräsentiert<br />

und können nach außen mit einer Stimme<br />

zu Gehör gebracht werden. Von daher<br />

war ich von Anfang überzeugt, dass der<br />

Zusammenschluss von DGV und GDM<br />

und die Kooperation mit dem VDG die<br />

richtige Entscheidung war. Dass eine solche<br />

Entwicklung nicht ohne Geburtsschmerzen<br />

und Turbulenzen stattfindet,<br />

war abzusehen, aber in ihrer Ausprägung<br />

teilweise überraschend. Diese Konsolidierungsphase<br />

ist nun weitestgehend<br />

abgeschlossen und die Mitglieder stehen<br />

wieder uneingeschränkt im Mittelpunkt<br />

der Sacharbeit und das BDG-Team<br />

wächst weiter zusammen.<br />

In diesem Jahr findet erneut die GIFA<br />

statt. Welche Erwartungen haben Sie<br />

an die Messe und worauf freuen Sie<br />

sich am meisten?<br />

Die GIFA ist nach wie vor das wichtigste<br />

internationale Schaufenster für die technologischen<br />

Entwicklungen im Bereich<br />

der gesamten Gießereitechnik. Mit Sicherheit<br />

wird das Thema Digitalisierung<br />

in diesem Jahr eine wichtige Rolle sowohl<br />

bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern<br />

spielen. Ich erwarte hier ein breites<br />

Angebot an Hard- und Softwarelösungen<br />

zur Datenerfassung und Datenverarbeitung<br />

auch für Bestandsanlagen. Ich<br />

hoffe darauf, dass sich die Anlagenhersteller<br />

bis zur GIFA auf die Definition von<br />

Schnittstellen und Protokollen einigen<br />

werden, sodass die Vernetzung von Maschinen<br />

und Anlagen zukünftig ohne große<br />

Aufwendungen möglich sein wird.<br />

Politik, Behörden sowie die Gesellschaft<br />

stellen an die Wandlungsfähigkeit<br />

der metallerzeugenden und metallverarbeitenden<br />

Industrien hohe Anforderungen.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass wir auf der<br />

GIFA/METEC/THERMPROZESS/NEW-<br />

CAST auch 2<strong>01</strong>9 Antworten auf die Fragen<br />

zur Verbesserung der Ener<strong>gie</strong>effizienz,<br />

der weiteren Reduzierung umweltschädlicher<br />

Emissionen und der<br />

Steigerung der Wirtschaftlichkeit bekommen<br />

werden. Wichtig ist mir aber, dass<br />

wir das vom 25.-29.6.2<strong>01</strong>9 stattfindende<br />

„Messequartett“ auch als Chance zur Außenwirkung<br />

verstehen, um deutlich zu<br />

machen, dass diese industrielle Basis für<br />

unsere Industriegesellschaft unverzichtbar<br />

ist.<br />

Besonders freue ich mich auf das Treffen<br />

mit den Messebesuchern auf unserem<br />

GIFA-Stand in der Halle 13. Dieser wird<br />

neben dem zentralen Gießer-Treff wieder<br />

verschiedene Schwerpunkte haben, wie<br />

z.B. die Nachwuchswerbung, die Instituteschau,<br />

die Vortragsforen und thematische<br />

Sonderschauen.<br />

20 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


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Jörn Matthies<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Matthies Druckguss GmbH&Co KG, Rendsburg<br />

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INTERVIEW<br />

36 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


„Wir müssen Trends setzen<br />

und nicht nur aufarbeiten!“<br />

In diesem Jahr ist Dr.-Ing. Götz C. Hartmann, Prokurist Engineering Business Development<br />

bei der MAGMA Gießereitechnolo<strong>gie</strong> GmbH in Aachen, Tagungsleiter der Fachtagung<br />

Gießtechnik im Motorenbau in Magdeburg am 29. und 30. Januar. Im Interview<br />

mit der GIESSEREI lässt er die Entwicklung der Veranstaltung über die vergangenen<br />

20 Jahre Revue passieren, nimmt Stellung zu aktuellen Automobiltrends und zeigt auf,<br />

welche Rolle die Gießer dabei spielen.<br />

FOTOS: ULRICH ZILLMANN<br />

Die erste Fachtagung Gießtechnik im Motorenbau liegt 20<br />

Jahre zurück. Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt?<br />

Die Anerkennung hat mit jeder Veranstaltung zugenommen.<br />

Die Teilnehmerzahl liegt jetzt relativ stabil bei 400 plus. Es gibt<br />

nicht so viele Tagungen, die langfristig so positiv angenommen<br />

werden. Ein Format einer kleinen, aber bedeutenden Tagung.<br />

Wenn in Magdeburg auch noch morgens um 2 Uhr an der Bar<br />

fachlich diskutiert wird, dann weiß man wie wichtig diese Tagung<br />

für den freien, nicht von Geschäftsprozessen gelenkten<br />

Austausch ist.<br />

Was zeichnet die Tagung aus, erkennen Sie ein Alleinstellungsmerkmal?<br />

Die „Guss in Motoren“, wie die Tagung oft genannt wird, war<br />

von Anbeginn eine Veranstaltung, auf der Gießer und Motorenentwickler<br />

zusammengekommen sind und das ist bis heute das<br />

Erfolgsrezept der Tagung. Es gibt viele andere Tagungen, die<br />

mehr oder weniger zuliefererdominiert sind. Da fehlen die Entwickler.<br />

Der Austausch vom Entwickler zum Gießer außerhalb<br />

der alltäglichen Beziehung zwischen Entwickler und Zulieferer<br />

ist das Alleinstellungsmerkmal und funktioniert bis heute gut.<br />

Welche Themen standen zum Start auf der Agenda?<br />

Wir haben uns von Anfang an auf der Gießereiseite mit den<br />

Themen Werkstoffe und Gießverfahren beschäftigt. Das ist bis<br />

heute so. Der Gießer zeigt die Potenziale durch Werkstoffentwicklungen<br />

und Innovationen bei den Gießverfahren mit den<br />

Potenzialen, die da drinstecken. Im Grunde steht immer ein<br />

Appell der Gießer dahinter: „konstruiert etwas Komplexes, wir<br />

bekommen das schon hin“. In der anderen Richtung war es<br />

von Anfang an genauso. Die Entwickler von Motoren diskutieren<br />

auf der Tagung, was an Entwicklungen gerade im Portfolio<br />

ist: Anforderungen an Leichtbau, Spritverbrauch und die sich<br />

daraus ergebenden Forderungen an lokale Eigenschaften, Tribolo<strong>gie</strong>,<br />

Verschleiß. Man kann sagen, dass auf der „Guss in<br />

Motoren“ sowohl die Entwickler als auch die Gießer von Motorenkomponenten<br />

immer auf der gleichen Seite des Tisches<br />

standen – ihnen gegenüber: die möglichen Innovationen und<br />

Potenziale.<br />

Welche Themen betrachten Sie als abgehakt?<br />

Ich denke mal grundsätzlich abgehakt ist kaum ein Thema. Werkstoffe<br />

und Gießverfahren entwickeln sich permanent weiter.<br />

Auch die Innovationschübe sind genauso wie vor 20 Jahren. Es<br />

ist eher so, dass noch etwas hinzugekommen ist. Ein Thema,<br />

dass es allerdings so nicht mehr gibt wie vor 20 Jahren, ist die<br />

Diskussion um Aluminium oder Gusseisen im Pkw-Motor. Beim<br />

Lkw ist das ja keine Frage, aber für Pkw-Motoren war das eine<br />

intensive Auseinandersetzung. Aluminium- und Eisen<strong>gie</strong>ßer haben<br />

sich über Jahre in Magdeburg stark beharkt. Das waren oft<br />

Diskussionen am Rande der Sachlichkeit und die Eisen<strong>gie</strong>ßer<br />

sind oft schlecht gelaunt von der Bühne gegangen.<br />

Vor zehn Jahren erschütterte der Ausbruch der Wirtschaftskrise<br />

die Welt. Hatte das Auswirkungen auf die Tagung<br />

Anfang 2009?<br />

Es wurden deutlich weniger Autos verkauft und auf der Entwicklungsseite<br />

war es meiner Wahrnehmung nach etwas verhaltener.<br />

Die guten Gießereien haben die Krise für strategische Entwicklung<br />

genutzt, um sich auf die Zeit nach der Krise vorbereiten zu<br />

können. Wir hatten damals eine fast bipolare Situation mit Sorge<br />

und Ratlosigkeit auf der einen Seite und Aufbruchstimmung<br />

auf der anderen. Das hat vielleicht auch was mit typisch mittelständischen<br />

Managementvorstellungen zu tun. Nach der Krise<br />

sind wir mit doppelter Geschwindigkeit aus der Krise herausgekommen<br />

und leben seit acht Jahren in einer guten Situation,<br />

in einer permanenten Vorwärtsentwicklung.<br />

Hat sich das Verhältnis zwischen Gießer und Entwickler<br />

im Laufe der Jahre verändert?<br />

Kosten sind noch dominanter geworden als früher. Fakt ist, dass<br />

beim Einkauf von Leistungen seitens der OEMs immer sehr kleinteilig<br />

vorgegangen wird. Eine Entwicklungsleistung wird oft beim<br />

Entwicklungsdienstleister gekauft, eine Beratungsleistung beim<br />

Berater, ein Prototyp beim Prototyper und ein Werkzeug beim<br />

Werkzeugmacher. Man möchte sogar unabhängig voneinander<br />

insourcen. Der Prototyper soll am besten nichts mit dem Werkzeugbauer<br />

zu tun haben und der Serienfertiger am liebsten wenig<br />

mit der Entwicklungsdienstleistung, rein aus Kostengründen.<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 37


INTERVIEW<br />

„Der Austausch vom Entwickler zum Gießer ist das<br />

Alleinstellungsmerkmal der Tagung und funktioniert<br />

bis heute gut“<br />

Kann der Gießer Trends setzen?<br />

Es sind die Motorenentwickler, die die Trends setzen. Indem<br />

wir Gießer die Potenziale der Verfahren aufzeigen, können wir<br />

womöglich einen Trend unterstützen oder bei der Geburt eines<br />

Trends unterstützen, der sich im Motorenentwicklungsbereich<br />

ergibt. Davon abgesehen werden heute natürlich Entwickler<br />

und Gießer gemeinsam von politisch und medial gesetzten<br />

Trends beeinflusst.<br />

Die Diskussion um Emissionen bei Verbrennungsmotoren<br />

scheint seit der Dieselaffäre unkontrollierbar zu werden.<br />

Was ist Ihre Beobachtung?<br />

Das Thema war immer schon politisch, aber nicht so aufgeheizt<br />

wie heute. Anforderungen an den Flottenverbrauch und Emissionsbeschränkungen<br />

– anfänglich fokussiert auf CO2 - gab es<br />

auch vor 20 Jahren. Damit wurde der Dieselboom ja deutlich<br />

vor 1999 überhaupt erst ausgelöst. Unkontrollierte Diskussionen<br />

sind unangenehm, aber wenn sich daraus unkontrollierter<br />

Aktionismus ergibt, wird es womöglich gefährlich. Über diesen<br />

Aktionismus wird in Magdeburg sicher gesprochen, obwohl das<br />

Thema hier sicher nicht im Mittelpunkt steht, da es an anderen<br />

Stellen schon aus<strong>gie</strong>big beleuchtet wird.<br />

Die letzten zehn Jahre ging das stark in<br />

Richtung Prozessoptimierung. Die Kostenfrage<br />

hat laufend an Bedeutung gewonnen,<br />

letztendlich also die Frage, was<br />

eine Gießerei noch schneller und ein<br />

Gussteil noch günstiger machen kann.<br />

Dann ist die Qualität über die gesamte<br />

Lieferkette sicherlich auch ein Thema, das<br />

erst in den letzten zehn Jahren gekommen<br />

ist. Quality Chain Management als Nebenprozess<br />

des Supply Chain Managements,<br />

fängt bei der Qualität der Entwicklung<br />

selbst an und geht über die Gießereien<br />

bis zu den Gießereizulieferern. Ein<br />

Design muss so entwickelt werden, dass<br />

es robust ist für Gießverfahren. Dann die<br />

4.0-Diskussion und 3-D-Druck.<br />

E-Mobilität war das große Thema<br />

2<strong>01</strong>7. Diesmal nicht?<br />

E-Mobilität ist dieses Jahr kein Schwerpunkt,<br />

bleibt aber immer ein Thema. Das<br />

wird so bleiben, solange es Verbrennungsmotoren<br />

gibt, also für einen noch unabsehbar<br />

langen Zeitraum, wenn man seriösen<br />

Quellen glauben möchte. E-Mobilität<br />

ist derzeit stark politisch motiviert und<br />

steht als Hype auf anderen Tagungen im<br />

Mittelpunkt. Der Programmausschuss der<br />

„Guss in Motoren“ hat sich deswegen dazu entschieden, in<br />

Magdeburg nicht ein weiteres Forum zu diesem Thema zu betreiben.<br />

Hat die kommende Tagung ein Trendthema?<br />

Industrie 4.0 wird Thema sein, auch 3-D-Druck bzw. Additive<br />

Manufacturing (AM). Im Prinzip ist auch die Tagung 2<strong>01</strong>9 immer<br />

noch geprägt von den Unsicherheiten durch die politisch gesetzten<br />

Vorstellungen zum Thema E-Mobilität. Wir verzeichnen<br />

ganz klar eine Tendenz rückläufiger Abrufmengen in Motoren<strong>gie</strong>ßereien.<br />

Die OEM begründen das mit der Entwicklung auf<br />

den Märkten, also damit, dass weniger Diesel gebaut werden.<br />

Sieht man sich die Zulassungszahlen an, dann stellt sich heraus,<br />

dass mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren zugelassen<br />

werden als vor drei, vier Jahren. Ich glaube, seitens der OEM<br />

wird viel kurzfristiger gedacht und gehandelt als früher und das<br />

ist es, was die Gießer im Moment spüren. Ich gehe davon aus,<br />

dass wir auf der Tagung 2021 schon sehr viel klarer sehen werden,<br />

was wirklich im Antriebsbereich kommen wird und welche<br />

Auswirkungen dieses stark politisch geführte Thema E-Mobilität<br />

auf die Gießereien letztendlich haben wird. Die Fakten werden<br />

sich herauskristallisieren und an Bedeutung gewinnen.<br />

Zwischen 1995 und 2<strong>01</strong>5 stieg der Anteil der neu zugelassenen<br />

Dieselautos in der EU-15 von 22,6 auf 52,1 Prozent an...<br />

…und das stand ganz klar im Zusammenhang mit der CO 2 -Debatte.<br />

Der Dieselboom ist in den Neunziger ausgelöst worden,<br />

weil Dieselfahrzeuge tatsächlich sparsamer im Kraftstoffverbrauch<br />

waren und sind und weniger CO 2 ausstoßen. Auch Downsizing<br />

gab es damals schon und den jetzt abgelösten „neuen<br />

europäischen Fahrzyklus“ auf Prüfständen gab es auch schon<br />

seit über 20 Jahren.<br />

Wie haben sich die Inhalte über die Jahre verändert, welchen<br />

neuen Aufgabenstellungen kamen auf?<br />

Was wünschen Sie sich als Tagungsleiter für zukünftige<br />

Veranstaltungen?<br />

Dass wir aufgrund der hohen Akzeptanz, die wir uns mit dieser<br />

Tagung über 20 Jahre erarbeitet haben, in Richtung Trendsetting<br />

kommen. Dass wir im Programmausschuss umsetzen können,<br />

in Zukunft auch Trends zu setzen und nicht nur Trends aufzuarbeiten.<br />

Wenn Sie von Trendsetting sprechen, an welche Trends<br />

denken Sie?<br />

Wenn wir zum Beispiel noch einmal das politische gehypte Thema<br />

E-Mobilität nehmen, dann hätten wir auch schon fragen<br />

38 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


können, was denn überhaupt passiert, wenn der Ausbau der<br />

Infrastruktur nicht mit den politisch verbreiteten Ausbauzielen<br />

mitkommt. Oder was sich bei E-Fuels und Wasserstoff tut? Das<br />

sind Themen, die vor 2 oder 3 Jahren schon auf der Hand lagen<br />

und eine Wirkung auf die Entwicklung und Produktion von Gusskomponenten<br />

in Motoren entfalten. Denn da sprechen wir z. B.<br />

von Versorgungsinfrastrukturen, die zu 100 % dem entsprechen,<br />

was wir zurzeit schon haben. Da müssen keine Leitungen zu<br />

allen Autobahnraststätten verlegt werden, die 1-2 MW Leistung<br />

transportieren können.<br />

Haben Themen wie Wasserstoff oder E-Fuels Auswirkungen<br />

auf Motoren<strong>gie</strong>ßer?<br />

Sie hätten im Vergleich zu dem, was wir momentan erleben,<br />

einen stabilisierenden Effekt. Bei Wasserstoff gibt es zwei Entwicklungen.<br />

Man kann Wasserstoff direkt verbrennen und man<br />

kann über die Brennstoffzelle gehen. Bei der Brennstoffzelle<br />

haben wir ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug und die<br />

Brennstoffzelle selbst hat vielleicht ein paar kleine Aluminiumstrukturgussteile<br />

drin. Wasserstoff direkt verbrennen ist etwas,<br />

was Mitte der neunziger Jahre in Serie hätte gehen können.<br />

Damals wurde argumentiert, die Infrastruktur sei zu kompliziert<br />

und Wasserstoff-Lkw wollte man auf den Straßen nicht haben.<br />

Wahrscheinlich haben auch Ölkonzerne damals dagegen gearbeitet<br />

und Lobbys können bekanntlich sehr schnell etwas drehen.<br />

Das wäre dann wieder politisch dominiert, so wie wir es<br />

jetzt beim Thema E-Mobilität haben.<br />

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Wasserstoff kommt auf der Tagung nicht vor…<br />

Dazu sage ich ganz klar: noch nicht. So eine renommierte Veranstaltung<br />

wie diese Tagung sollte sich darum bemühen, beim<br />

Setzen von Trends behilflich zu sein. Vielleicht brauchen wir im<br />

Programmausschuss Trendscouts, die auch im Ausland die Entwicklung<br />

verfolgen, da wir ja globale Märkte haben. Wir haben<br />

mit den Planungen einen Vorlauf von mindestens 1 Jahr. Für<br />

2021 müssen wir uns überlegen, ob wir nicht mit eigenen Statements<br />

kommen und uns im Prinzip an denen abarbeiten.<br />

Mit Aussagen zu alternativen Antriebstechnolo<strong>gie</strong>n, zu Wasserstoff,<br />

Brennstoffzelle und E-Fuels?<br />

Wasserstoff verbrennen geht aus Fahrzeugsicht mehr oder weniger<br />

right away. Für E-Fuels muss auch keine komplett neue<br />

Infrastruktur aufgebaut werden. Beides ist positiv im Zusammenhang<br />

mit CO 2 , die NOx- und Feinstaubfragen bleiben aber.<br />

Die größten Investitionen in die Infrastruktur brauchen wir bei<br />

reiner Elektromobilität mit batteriebetriebenen Fahrzeugen. E-<br />

Mobiliy-Experten wie Prof. Schuh von der RWTH Aachen vertreten<br />

im Übrigen die Ansicht, dass die Entwicklung für Langstreckenmobilität<br />

mittelfristig in Richtung Brennstoffzelle plus<br />

E-Motor gehen wird und für Kurzstreckenverkehr in Richtung<br />

Batterie plus E-Motor. Aber da muss der Gießer den politisch<br />

gesetzten Trends folgen und kann selbst nichts machen.<br />

Wer kann was tun?<br />

Die Gießerei-Industrie ist eine „End oft the line“-Zulieferindustrie,<br />

auch wenn sie durchaus Teile mit strategischer Bedeutung<br />

liefert. Dadurch ist die Möglichkeit der Einflussnahme auf große<br />

Trends wie der Mobilität unserer Gesellschaft gering. Wir als<br />

Gesellschaft müssten uns da eigentlich enga<strong>gie</strong>ren. Die große<br />

Gefahr ist, dass aufgrund der politischen Zielsetzung auf E-<br />

Mobilität alternative Technolo<strong>gie</strong>n, was die Entwicklung angeht,<br />

ausgetrocknet werden. Dabei wäre es sehr wichtig, dass wir<br />

uns mit all diesen Themen massiv beschäftigten, um am Ende<br />

aus Alternativen die beste herausfinden zu können. Wenn wir<br />

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uns z. B. mit E-Fuels und Wasserstoff nur<br />

halb so intensiv beschäftigen würden wie<br />

mit der E-Mobilität, dann wäre uns gedient.<br />

Es ist nicht nützlich, wenn so große<br />

Teile der Entwicklungsbudgets in die<br />

E-Mobilität gehen und die anderen Bereiche<br />

austrocknen.<br />

Betreffen Carsharing, Vernetzung,<br />

Konnektivität und autonomes Fahren<br />

die Motoren<strong>gie</strong>ßer?<br />

Noch nicht. Ob ein Auto mit Verbrennungsmotor<br />

selbst seinen Weg findet oder einer am Lenkrad<br />

dreht, ist für den Motor erstmal egal.<br />

Autos könnten und müssten vielleicht anders aussehen,<br />

wenn kein Fahrer mehr gebraucht wird...<br />

Gut, aber die Autos würden nur dann ganz ohne Fahrer auskommen,<br />

wenn ich von Door-to-door autonom fahren kann. Bis<br />

dahin wird sich die Fahrzeugstruktur sicher evolutionär entwickeln,<br />

aber wie gesagt ist das zunächst ein Thema außerhalb<br />

der Relevanz für Motoren.<br />

Das mag in weiter Zukunft liegen, könnte eines Tages aber<br />

doch möglich sein?<br />

Als Vielfahrer fände ich es interessant, auf Autobahnen damit<br />

anzufangen. Da werden relevante Kilometer verfahren und CO2,<br />

Stickoxyde, Feinstaub produziert. Mit Sicherheit entstehen weniger<br />

schädliche Emissionen, wenn Lkw und Pkw alle schön<br />

geordnet hintereinander herfahren mit einem geringen Abstand,<br />

wodurch auch noch weniger Fläche gebraucht wird. Die Stadt<br />

als Testfeld autonomen Fahrens sollte meiner Einschätzung nach<br />

als Letztes kommen, weil es da am kompliziertesten ist. Warum<br />

„Das Thema 3-D-Druck ist<br />

heute omnipräsent, als<br />

Trend oder sagen wir Hype.<br />

Alle Gießereien<br />

beschäftigen sich in<br />

irgendeiner Form damit.“<br />

befassen wir uns zuerst mit so komplexen<br />

Aufgaben, wie ein spielendes Kind<br />

am Straßenrand von einer Mülltonne unterscheiden<br />

zu können, wenn auf der<br />

anderen Seite Milliarden Kilometer auf<br />

Autobahnen verfahren werden, wo es<br />

weder Mülltonnen noch spielende Kinder<br />

gibt. Man wird beides angehen, jedoch<br />

mit richtiger Auto-Mobilität auf Autobahnstrecken<br />

eher Ergebnisse realisieren<br />

können.<br />

Irgendwer muss die Sensoren für autonomes Fahren in<br />

Fahrwerk und Motor integrieren, die dem Bordcomputer<br />

die entsprechenden Informationen liefern. Ist das nicht<br />

auch ein Thema für die Gießer?<br />

Ja, wenn man das Ganze gesamt<strong>gie</strong>ßereitechnisch betrachtet,<br />

würde ich sagen, es ist immer irgendwo eine Chance für einen<br />

Gießer. Im Bereich aller Gusskomponenten in Fahrzeugen werden<br />

Sensoren und zusätzliche Technolo<strong>gie</strong>n in Guss integriert<br />

werden. Die gegossenen Motorenkomponenten werden aber<br />

bei einem autonom betriebenen Lkw oder einem Pkw ähnlich<br />

sein. Die Gießereien selbst würden eine solche Entwicklung an<br />

interessante Herausforderungen heranführen, wobei wieder eine<br />

Chance zur Profilierung besteht, wenn man sich diesen stellt.<br />

3-D-Druck ist auf der kommenden Tagung ein Thema, also<br />

etwas für Gießer?<br />

Das Thema ist heute omnipräsent, als Trend oder sagen wir<br />

Hype. Alle Gießereien beschäftigen sich in irgendeiner Form<br />

mit 3-D-Druck. Ob das jetzt 3-D-Druck von Sandformen ist, wo<br />

man sehr elegant und schnell mit der richtigen Le<strong>gie</strong>rung Prototypen<br />

erstellen kann, oder ob das 3-D-Laserschmelzen ist,<br />

40 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


wo man im direkten Verfahren Metallteile herausbekommt. Die<br />

Überlegung beginnt bei den Prototypen und endet bei der Frage,<br />

ob und wann man mit additiver Fertigung vielleicht in Serie<br />

gehen kann.<br />

Wie ist Ihre Einschätzung additiver Fertigung?<br />

Wenn ich mir den AM-Hype im Moment betrachte, dann ist das<br />

Hauptargument die Gestaltungsfreiheit. Was übersehen wird,<br />

ist das wir Gießer seit 150 Jahren diese theoretisch komplette<br />

Gestaltungsfreiheit den Entwicklern und Anwendern anbieten.<br />

Der Engpass ist gar nicht das Herstellungsverfahren. Ob ich<br />

das Teil jetzt <strong>gie</strong>ße oder in 3-D-Druck herstelle, der Flaschenhals<br />

ist der Konstrukteur. Der hat nicht die Zeit, ein hochintegriertes,<br />

hochintelligentes Teil zu entwickeln, was dann eben ein<br />

Gussteil oder ein 3-D-Druck-Teil wäre.<br />

Wenn Sie die Gestaltungsfreiheit beim Gießen erwähnen<br />

fällt auf, dass 3-D-Druck auf jeder Tagung mit zum Teil irrwitzigen<br />

Konstruktionen beeindruckt, ob die nun einer<br />

braucht oder nicht. Ein Verfahren wie Lost Foam hingegen,<br />

das Möglichkeiten bietet wie AM, ist aber nicht einmal auf<br />

einer Gießtechnik-Tagung Thema. Weshalb werden die Potenziale<br />

der einzelnen Gießverfahren nicht konsequenter<br />

aufgezeigt?<br />

Ich glaube das liegt daran, dass wir bisher Trends eben gefolgt<br />

sind. Wenn ich im Programmausschuss den Vorschlag machen<br />

würde, Lost Foam mal wieder aufzugreifen, würden die Gießer<br />

am Tisch wohl aufstöhnen. Da käme sicher das Argument, das<br />

Thema hätte man schon vor 15 Jahren erschöpfend betrachtet<br />

und es hat sich nicht durchgesetzt. Thixocasting, teilerstarrte<br />

Schmelzen in Form zu pressen, ist auch so ein geniales Verfahren.<br />

Es gibt Verfahren, die kommen immer mal wieder, werden<br />

aber nie so richtig hochkommen. Was nichts damit zu tun hat,<br />

dass die nicht per se hochinteressante Verfahren wären. Wir<br />

haben noch nicht darüber nachgedacht, ob es ein Konzept für<br />

die „Guss in Motoren“ in Magdeburg wäre, jeder neuen Entwicklergeneration<br />

solche Verfahren wieder neu vorzustellen.<br />

Was sicher richtig ist, ist ein im Schatten stehendes Gießverfahren<br />

bei neuartigen Ansprüchen wieder aus der Schublade<br />

zu holen und es einer neuen Bewertung unter den neuen Randbedingungen<br />

zu unterziehen.<br />

Muss es nicht gerade darum verblüffen, dass ein 3-D-Druck-<br />

Verfahren aufgrund seiner Gestaltungsfreiheit Schlagzeilen<br />

macht, obwohl Metall zweimal geschmolzen werden muss<br />

und die Anlagen alles andere als billig, geschweige denn<br />

in der Großserie bereits erprobt sind, während an sich erprobte<br />

Verfahren wie Lost Foam dem Schicksal überlassen<br />

werden?<br />

Bin ich vollkommen d´accord. Wir Ingenieure sollten immer<br />

selbstbewusst nach vorne schauen. Rückblickend zu sagen, ein<br />

Trend ist abgelaufen und da brauchen wir uns nie wieder drum<br />

zu kümmern, ist für mich grundfalsch. Wir müssen auch alte<br />

Sachen neu bewerten. Die Welt ändert sich so schnell, dass<br />

beispielsweise Lost Foam als Wettbewerb zu AM natürlich denkbar<br />

ist. AM ist ja auch dadurch gehypt worden, dass man einen<br />

neuen Begriff für das alte Rapid Prototyping gefunden hat. Sandformen<br />

aus dem Drucker gibt es seit 15 Jahren. Das direkte<br />

Laserschmelzen gibt es auch schon seit 10-12 Jahren. Alles<br />

nicht von heute.<br />

Gerd Krause, Mediakonzept, Düsseldorf<br />

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GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 41


UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Die neue Kernmacherei Inacore in<br />

Ergoldsbach soll Maßstäbe setzen und<br />

Potenziale bei der Kernfertigung heben.<br />

Die Kernmacherei der Zukunft<br />

FOTOS: INACORE<br />

Sie soll eine Benchmark für die Branche in Sachen Digitali sierung, Vernetzung<br />

und Effizienz werden: die neue Kernmacherei Inacore, ein Joint-Venture von<br />

Laempe Mössner Sinto, Barleben, und der R. Scheuchl<br />

GmbH aus Ortenburg. Um in den kommenden Jahren über<br />

1,5 Millionen Kernpakete für die Motorenproduktion der<br />

BMW-Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei in Landshut zu fertigen, begann<br />

die Produktion bereits vor einem Jahr – jetzt startete<br />

auch der Dreischichtbetrieb im niederbayerischen Ergoldsbach,<br />

um die Kapazität weiter zu erhöhen.<br />

VON ROBERT PITEREK, DÜSSELDORF<br />

Bis zu zweitausend Fahrzeuge sollen<br />

bei BMW künftig pro Tag vom Band<br />

rollen, deren Zylinderkurbelgehäuse<br />

mithilfe von Inacore-Kernen gefertigt<br />

werden, hieß es bei der offiziellen Eröffnung<br />

des Werks Ende September 2<strong>01</strong>8<br />

in Ergoldsbach. Die BMW-Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei<br />

in Landshut setzt für die Fertigung<br />

von 4-Zylinder-Benzinmotoren der<br />

3er- und 5er-Modelle bereits seit Anfang<br />

2<strong>01</strong>8 anorganisch gebundene Kerne von<br />

56 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Inacore für die Gießformen ein. Finanziert<br />

wurde der Bau der hochmodernen Kernmacherei<br />

mit einem guten zweistelligen<br />

Millionenbetrag, den die Gesellschafter<br />

und Banken tragen.<br />

Knappes Zeitfenster für<br />

den Bau des Werks<br />

Mit dem Baustart Mitte 2<strong>01</strong>7 im Gewerbegebiet<br />

von Ergoldsbach startete der<br />

Countdown bis zum Produktionsanlauf.<br />

Der Plan sah vor, dass die Erstbemusterung<br />

Anfang Dezember 2<strong>01</strong>7 und die Auslieferung<br />

erster Kerne bereits im Januar<br />

2<strong>01</strong>8 erfolgen sollte.<br />

Logistisch war der Standort gut gewählt.<br />

Bis zum BMW-Kernlager, für deren<br />

Versorgung mit Kernen Inacore verantwortlich<br />

zeichnet, sind es nur 19 Kilometer.<br />

Zudem ist Ergoldsbach eine Pendlerstadt<br />

mit wenigen eigenen Betrieben. Das neue,<br />

bislang einzige Industrieunternehmen vor<br />

Ort bot daher neue berufliche Perspektiven,<br />

die schnell ergriffen wurden. Zahlreiche<br />

Mitarbeiter unterschrieben ihre Verträge<br />

bei Inacore noch bevor die Kernmacherei<br />

ihre Arbeit überhaupt aufgenommen<br />

hatte – heute sind bei Inacore mehr als 30<br />

Mitarbeiter beschäftigt. Die Verwaltung<br />

sowie die Forschung & Entwicklung für das<br />

neue Unternehmen sind bei den Joint-Venture-Partner<br />

Scheuchl und Laempe Mössner<br />

Sinto angesiedelt.<br />

Die Geschäftsführer und Gesellschafter<br />

Andreas Mössner und Udo Dinglreiter<br />

(v. l. n. r.) sind zugleich Geschäftsführer<br />

der Familienunternehmen Laempe<br />

Mössner Sinto und R. Scheuchl GmbH.<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 57


UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Hochautomatisierte und<br />

vernetzte Produktion<br />

Um die Versorgung von BMW mit Kernpaketen<br />

zu je neun Einzelkernen sicherzustellen,<br />

sind sechs vollautomatisierte<br />

High-Tech-Kernschießmaschinen vom Typ<br />

LHL30 von Laempe Mössner Sinto im Einsatz.<br />

Mit den Maschinen werden u. a. Wassermantelkerne,<br />

Mittelkerne und Ausgleichswellenkerne<br />

geschossen. Werkzeugwechsel<br />

sind in wenigen Minuten<br />

möglich. Nach dem Schuss übernehmen<br />

Industrieroboter von ABB die Entgratung,<br />

bevor Mitarbeiter die finale Qualitätsprüfung<br />

der Kerne durchführen und sie in den<br />

mit RFID-Chips ausgestatteten Stellagen<br />

Vollautomatisierte<br />

Kernfertigung: Industrieroboter<br />

übernehmen<br />

praktisch<br />

alle Arbeitsschritte,<br />

die nach dem Kernschießen<br />

anfallen.<br />

Ein fertiger Kern<br />

verlässt die Kernschießmaschine,<br />

vor dem bereits ein<br />

Blechkamerad wartet.<br />

ablegen. Die Stellagen – und damit die im<br />

RFID-Chip gespeicherten Produktionsparameter<br />

der Charge – werden damit zur<br />

Schnittstelle zwischen Fertigung, Klimalager<br />

und dem Kernlager im BMW-Werk.<br />

Die Produktionszyklen sowie die damit<br />

verbundenen Daten sind per Computer<br />

oder Tablet in Echtzeit abrufbar und können<br />

auch mit Altdaten abgeglichen werden.<br />

Eine Digitalisierung vom Feinsten, die<br />

die Inacore-Gesellschafter und Geschäftsführer<br />

Udo Dinglreiter und Andreas Mössner<br />

begeistert und zu kühnen Plänen anspornt:<br />

„Wir arbeiten gemeinsam mit dem<br />

Mathematik-Lehrstuhl der Universität Passau<br />

an einem mehrparametrigen System,<br />

das von einer künstlichen Intelligenz (KI)<br />

gesteuert wird. Hier stehen wir noch ganz<br />

am Anfang, unser Fernziel ist aber, dass<br />

die KI lernt, aus den Daten Schlüsse abzuleiten<br />

und Fehler letztlich irgendwann<br />

nicht mehr zuzulassen“, erklärt Udo Dinglreiter<br />

und An dreas Mössner ergänzt: „Die<br />

Maschinen- und Anlagenbauer müssen<br />

Industrie 4.0 selber in die Hand nehmen.“<br />

Weitere technische Möglichkeiten wie<br />

Augmented Reality, also die computergestützte<br />

Erweiterung der Wahrnehmung,<br />

und der Einsatz von Virtual Reality könnten<br />

eines Tages für die Wartung und Instandhaltung<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Nach der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens<br />

im April 2<strong>01</strong>7 begann<br />

parallel zum Aufbau des Standorts<br />

im Gewerbegebiet von Ergoldsbach die<br />

Schulung der Mitarbeiter. Da das Personal<br />

über keinerlei spezifische Kernmacherei-Erfahrung<br />

verfügte, wurde es bei<br />

BMW einem Intensivtraining unterzogen.<br />

Für die Digitalisierung tat sich Laempe<br />

Mössner Sinto bereits im Januar 2<strong>01</strong>7<br />

mit dem Start-up pragmatic industries<br />

zusammen.<br />

Angesichts des kurzen Zeitfensters bis<br />

zum Produktionsanlauf verfuhren die<br />

Partner nach dem Prinzip „Learning by<br />

Doing“. Erklärtes Ziel war es, eine Kernmacherei<br />

als Benchmark der Branche zu<br />

58 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


errichten und dadurch versteckte Potenziale<br />

aufzudecken. Die Werkzeuge dafür<br />

sollten die Möglichkeiten konsequenter<br />

Digitalisierung mit den Säulen Transparenz,<br />

Vernetzung und Rückverfolgung bieten.<br />

„Es ist immer noch Neuland“, gesteht<br />

Andreas Mössner ein.<br />

Doch neben dem technikgetriebenen<br />

Anspruch musste reichlich Know-how eingebracht<br />

werden. Scheuchl setzte seine<br />

langjährige Erfahrung beim Aufbau der<br />

Werksinfrastruktur, der Klimatechnik und<br />

beim Projektmanagement ein, Laempe<br />

bei den erforderlichen Maschinen – von<br />

den Kernschießanlagen, über die Sandmischer<br />

bis zur Sandfördertechnik. In zunächst<br />

zwei Hallen installierten die Partner<br />

die notwendigen Anlagen. Halle 1 beherbergt<br />

die Fertigung mit den sechs<br />

Kernschießmaschinen und den Manipulatoren.<br />

Halle 2 das Klimalager sowie die<br />

Server, die Rohstofflager und die beiden<br />

Sandsilos der Firma FAT aus Niederfischbach.<br />

Eine dritte Halle ist in Planung.<br />

Bei so viel High-Tech, darf die IT-Sicherheit<br />

nicht außen vor gelassen werden,<br />

sonst drohen Gefahren von Cyberkriminellen<br />

durch Trojaner, Hacks oder<br />

Überlastungsangriffe. Für die Datensicherheit<br />

haben die Gesellschafter rund<br />

100 000 Euro für die Server und eine doppelt<br />

gesicherte Sicherheitstechnik in die<br />

Hand genommen. Zuversichtlich in Sachen<br />

IT-Sicherheit macht Udo Dinglreiter<br />

und Andreas Mössner, dass die Daten<br />

nicht so leicht zu interpretieren sind.<br />

Nachhaltige Klimatisierungstechnik<br />

Knackpunkt bei der Fertigung von anorganischen<br />

Kernen ist die Klimatisierung,<br />

Nach der Entnahme werden die Kerne<br />

mittels Robotereinsatz mit diesem Werkzeug<br />

entgratet.<br />

die über die Haltbarkeit und Funktionsfähigkeit<br />

der Kerne entscheidet. Hier wählten<br />

die beiden Familienunternehmen einen<br />

nachhaltigen Ansatz: Sie nutzen die<br />

Abwärme der Kompressoren für den Antrieb<br />

des Sorptionsrotors, der die Temperatur<br />

im Klimaraum regelt. „Die Kerne<br />

Inacore-Werksgelände<br />

von Außen:<br />

Für den Bau sowie<br />

die Installation der<br />

Anlagen war gerade<br />

einmal ein halbes<br />

Jahr Zeit.<br />

IT spielt bei Inacore<br />

eine entscheidende<br />

Rolle. Nicht nur –<br />

wie im Bild – in der<br />

Qualitätssicherung.<br />

Produktionszyklen<br />

und damit verbundene<br />

Daten sind jederzeit<br />

per Computer<br />

oder Tablet in<br />

Echtzeit abrufbar.<br />

härten in der Kernschießmaschine aus,<br />

dann kommen sie in den Klimaraum, der<br />

durch Abwärme klimatisiert wird“, erläutert<br />

Udo Dinglreiter. Um den Transport<br />

vom Werk zum BMW-Lager mit einer Luftfeuchtigkeit<br />

von wenigen Gramm pro Kubikmeter<br />

sicherzustellen, arbeitet Inacore<br />

mit einer Spezialspedition zusammen, die<br />

die Kerne in luftdichten Lkws ausliefert.<br />

Für die nachhaltige Klimatisierungstechnik<br />

entschieden sich die Partner Andreas<br />

Mössner zufolge nicht nur aus rein<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten: „Jeder<br />

hat Kinder, daher ist Nachhaltigkeit die<br />

Leitplanke für unternehmerisches Leben.<br />

Wo man sie steuern kann, tut man es,<br />

wenn es wirtschaftlich ist: umso besser.“<br />

In Ergoldsbach werden derzeit 2000<br />

Kernpakete am Tag hergestellt, eines<br />

wiegt 15 Kilogramm. Insgesamt ist eine<br />

Sandmenge von 30 Tonnen täglich erforderlich<br />

– und die muss bewegt werden:<br />

von den Sandsilos über Sandsender zu<br />

den Sandmischern, die aufgrund der Infrastruktur<br />

der Halle extra so umgebaut werden<br />

mussten, dass sie auf dem Boden<br />

stehen können. Dann fließt der Sand über<br />

weitere Sandsender zu den Kernschießmaschinen<br />

in Halle 1. Der Füllstand der<br />

Silos soll künftig mit den Sandlieferanten<br />

vernetzt werden, um die Sandversorgung<br />

der Silos jederzeit sicherzustellen. Nach<br />

dem Aushärten der Kerne in den Kernschießmaschinen<br />

gelangen die Kerne ins<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 59


UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Klimalager, wo neun verschiedene Kerntypen<br />

mithilfe eines ERP-Systems eingelagert<br />

sind. Dabei wird auch das Knowhow<br />

über die Lagerfähigkeit anorganischer<br />

Kerne eingesetzt und bei der<br />

Auswahl der Lagerplätze berücksichtigt.<br />

Bei Inacore wird das Lager wegen der sensiblen<br />

Klimatisierung aber nicht nur vom<br />

eigenen Team überwacht, es gibt auch<br />

eine Echtzeitvernetzung mit dem BMW-<br />

Lager – Transparenz auf beiden Seiten,<br />

die die Produktionssicherheit und Zusammenarbeit<br />

optimieren soll.<br />

Großen Wert legten die Partner auch<br />

auf die Qualität: Über 200 000 Euro investierten<br />

sie in Equipment für die Qualitätssicherung.<br />

Dazu gehören eine Labor-<br />

Kernschießmaschine zur Ermittlung der<br />

Sandqualität, der Mischqualität und der<br />

Kernbruchfestigkeit sowie ein Zeiss-<br />

Messgerät, mit dem u. a. Messungen als<br />

Nachweis des Zulieferers für den Kunden<br />

durchgeführt werden. Im Labor wird auch<br />

die Sandkorngröße ermittelt und bestimmt.<br />

Die mittlere Korngröße bei Inacore<br />

beträgt 0,32 Mikrometer. Für die<br />

Feuchtigkeitsmessung steht darüber hinaus<br />

ein kleiner Ofen zur Verfügung.<br />

Inacore soll Prozessverständnis<br />

erhöhen<br />

Kurz vor dem Bemusterungstermin Anfang<br />

Dezember 2<strong>01</strong>7 war es dann soweit: Die<br />

Produktion in Ergoldsbach konnte starten.<br />

30 Kernpakete wurden pünktlich auf den<br />

Weg zu BMW geschickt, die dann auch die<br />

Anforderungen des Autobauers erfüllten.<br />

Der Schachzug war geglückt und aus<br />

den Maschinen- und Anlagenbauern<br />

Mitarbeiterbesprechung in der Fertigungshalle. Bei Inacore arbeiten derzeit mehr als 30<br />

Mitarbeiter.<br />

R. Scheuchl GmbH und Laempe Mössner<br />

Sinto waren Kernmacher geworden. Denn<br />

die beiden Partner überschreiten bewusst<br />

die angestammten Geschäftsbereiche im<br />

Maschinen- und Anlagenbau, um Betreiberwissen<br />

zu erlangen. „Die Anforderungen<br />

sind gestiegen, heute ist Prozessverständnis<br />

gefragt. Wie will man Anlagen<br />

planen, ohne die Details zu verstehen?“,<br />

fragt Andreas Mössner und ergänzt: „Wir<br />

wollen das tägliche Doing verstehen und<br />

damit auch die Maschinen verbessern“.<br />

Eine weitere Motivation hinter der<br />

Großinvestition von Laempe und Scheuchl<br />

war jedoch sicherlich auch der Auftrag<br />

von BMW. Das neue Unternehmen will<br />

sich allerdings nicht allein von einem OEM<br />

abhängig machen und so läuft derzeit<br />

auch die Akquise weiterer Kunden für die<br />

High-Tech-Kernmacherei.<br />

Der Blick in die Zukunft des neuen Unternehmens<br />

war allseits von Zuversicht<br />

geprägt, wie die Eröffnungsveranstaltung<br />

im September 2<strong>01</strong>8 zeigte. Neben hochrangigen<br />

Personen aus Politik und Wirtschaft<br />

war auch der Gründer der R.<br />

Scheuchl GmbH anwesend. Schließlich<br />

wurde auf der Leinwand in der Produktionshalle<br />

auch das BMW-Team zugeschaltet.<br />

Die Männer in den BMW-Westen übten<br />

den Schulterschluss mit dem Inacore-Team<br />

– und feierten damit zugleich eine beispielhafte<br />

Zusammenarbeit zwischen Zulieferer<br />

und Kunde.<br />

www.inacore.de<br />

Best Practice<br />

Fachartikel<br />

AKTUELL<br />

IM WORLD WIDE WEB<br />

FOTO: FRITZ WINTER<br />

Bildstarke Reportagen und Berichte<br />

Das Portal für Technik, Innovation und Management<br />

www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

60 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


NEUERSCHEINUNG<br />

für den sicheren Umgang mit Induktionsofen-Schmelzanlagen<br />

Dieses Fachbuch betrachtet alle sicherheitsrelevanten Fragestellungen, die beim Betrieb von Induktionstiegelöfen<br />

im Schmelzbetrieb von Gießereien auftreten. Es analysiert das Gefährdungspotential am Ofen und seiner Peripherie,<br />

hilft bei der Identifizierung möglicher Gefährdungen und nennt Maßnahmen zu deren Vermeidung. Die aktuell<br />

verfügbare Sicherheitstechnik wird dargestellt, und es werden Maßnahmen zur präventiven Instandhaltung angegeben.<br />

Vorgesetzten erleichtert es die Schulung der Mitarbeiter im Schmelzbetrieb und unterstützt das sichere<br />

Arbeiten.<br />

Schwerpunkt des Fachbuchs ist das Schmelzen von Eisenguss, doch auch Stahl-, Aluminium- und Kupfer<strong>gie</strong>ßereien,<br />

die Induktionstiegelöfen als Schmelzaggregate verwenden, können wesentliche Teile des Inhalts<br />

anwenden.<br />

Hauptkapitel: Funktionsweise und Betrieb des Induktionstiegelofens/Feuerfestauskleidung<br />

und Optimierung der Haltbarkeit/<br />

Mögliche Gefährdungen/Wartung und Instandhaltung/Mögliche<br />

Störungen und Interventionsmöglichkeiten/Präventive Sicherheitsmaßnahmen/Normen<br />

und Richtlinien<br />

Sicherer Betrieb von Induktionsofen-Schmelzanlagen<br />

Sicherheitseinrichtungen – Beherrschen von Betriebsstörungen –<br />

Instandhaltung<br />

Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Gießerei-<br />

Industrie (BDG), Verein Deutscher Gießereifachleute (VDG)<br />

1. Auflage 2<strong>01</strong>8, 190 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Tabellen<br />

Artikel-Nr.: 500408<br />

ISBN: 978-3-96144-047-4<br />

Preis: 59,00 €<br />

DVS Media GmbH • Aachener Straße 172 • 40223 Düsseldorf<br />

T +49 211 15 91-162 • F +49 2 11 15 91-250 • vertrieb@dvs-hg.de • www.dvs-media.eu<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 61


BERUF & KARRIERE<br />

62 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Vor der Kür kommt die Pflicht und vor einer<br />

erfolgreichen Serienproduktion die Entwicklungsund<br />

Testphase. Gießerei-Ingenieur Kai Bonitz<br />

beim Programmieren einer Druckgussmaschine<br />

für einen Testlauf.<br />

Einmal Süddeutschland und<br />

zurück – ein Gießerei-Ingenieur<br />

folgt seiner Passion<br />

Kai Bonitz studierte Gießereitechnik an der TU Bergakademie Freiberg und entdeckte dort<br />

seine Leidenschaft für den Werkstoff Aluminium und das Druck<strong>gie</strong>ßen. Zielstrebig führte<br />

sie den Mann aus dem Erzgebirge zunächst quer durch die Republik in das oberschwäbische<br />

Biberach an der Riß zur Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei Albert Handtmann. Nach 13 Jahren<br />

und einigen Karriereschritten ist der Gießerei-Ingenieur nun zurück in seiner Heimat.<br />

Seine Arbeit bei der Handtmann Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei Annaberg in Annaberg-Buchholz<br />

bringt den Ingenieur auch wieder näher an seine Gießereiwurzeln. Der Artikel ist der erste<br />

Teil einer GIESSEREI-Serie über den Werdegang ehemaliger Gießereitechnik-Absolventen.<br />

FOTOS: MARIO JAHN<br />

VON KARIN HARDTKE, RATINGEN<br />

Kai Bonitz mag Herausforderungen,<br />

gerne auch jeden Tag eine neue.<br />

Und schließlich eine Lösung zu finden,<br />

das begeistert den Gießerei-Ingenieur<br />

noch mehr. „Es ist für mich immer wieder<br />

ein befriedigendes Gefühl, die Ursache für<br />

einen Fehler zu finden und ihn schließlich<br />

auch beseitigen zu können. Dann kann<br />

man nach getaner Arbeit beruhigt nach<br />

Hause gehen.“ Das kann Kai Bonitz nun<br />

immer öfter, denn seit gut einem Jahr ist<br />

der ehemalige Abteilungsleiter Teil des<br />

KVP-Teams der Handtmann-Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei<br />

in Annaberg-Buchholz. „KVP“<br />

steht für „kontinuierlicher Verbesserungsprozess“.<br />

Die insgesamt vier Mitarbeiter<br />

dieser Task-Force sind seit gut einem Jahr<br />

im Einsatz. Sie sorgen dafür, dass sämtliche<br />

Abläufe und Prozesse für alle neu zu<br />

produzierenden Gussteile im Vorfeld der<br />

Serienproduktion perfekt aufeinander abgestimmt<br />

und optimiert sind, um beim<br />

späteren Produktionsstart keine bösen<br />

Überraschungen zu erleben. Dazu gehört<br />

es einerseits, sich vorab intensiv mit dem<br />

„Charakter“ des neuen Gussteils zu befassen;<br />

andererseits ist der Austausch mit<br />

Abteilungsüber -<br />

greifende konstruktive<br />

Zusammenarbeit<br />

trägt Früchte:<br />

Kai Bonitz im Gespräch<br />

mit seinem<br />

Kollegen Henry<br />

Weber aus der Konstruktionsabteilung:<br />

Sie beraten über<br />

eine Ölwanne.<br />

sämtlichen am Herstellungsprozess beteiligten<br />

Abteilungen extrem wichtig. Das<br />

fängt bei der Konstruktion an und hört<br />

beim Einfahren der Prozesse auf den Maschinen<br />

noch lange nicht auf. „Wir befassen<br />

uns intensiv mit einem neuen Produkt,<br />

um gemeinsam Lösungen zu finden und<br />

das Unternehmen so zukunftsfähig zu machen“,<br />

erklärt Hannes Seyfarth, der das<br />

KVP-Team leitet und seit 16 Jahren bei<br />

Handtmann in Annaberg-Buchholz arbeitet.<br />

Seyfarth und sein Team sind weitestgehend<br />

vom Gießerei-Tagesgeschäft freigestellt.<br />

Doch wenn es in der Gießerei<br />

einmal Probleme gibt, die sich nicht so<br />

einfach beheben lassen, dann findet das<br />

KVP-Team auch hierfür eine Lösung. „Mit<br />

seiner Ausbildung, seinem Sachverstand<br />

und seiner Berufserfahrung hätte man Kai<br />

Bonitz auf fast jeder Stelle in der Gießerei<br />

einsetzen können. Wir sind froh, dass er<br />

im KVP-Team mitarbeitet “, lobt Gießereileiter<br />

Heiko Blei den „Heimkehrer“. Und<br />

ergänzt mit einem breiten Grinsen: „Und<br />

gut integriert hat sich der Kai bei uns sehr<br />

schnell.“<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 63


BERUF & KARRIERE<br />

Strukturiertes Lernen – eine Fähigkeit,<br />

die sich bis heute auszahlt<br />

Drei, bei denen die Kommunikation<br />

stimmt: Gießereileiter Heiko Blei, KVP-<br />

Teamleiter Hannes Seyfarth und Gießerei-Ingenieur<br />

Kai Bonitz (von links).<br />

holen. Doch das hat auch sein Gutes:<br />

„Ich habe gelernt, effektiv, strukturiert<br />

und zielgerichtet zu lernen und an Aufgaben<br />

lösungsorientiert heranzugehen<br />

– eine Fähigkeit, die ich auch im KVP-<br />

Team gut gebrauchen kann.“ Und eine<br />

Fähigkeit, die ihm schließlich einen Bachelor-Abschluss<br />

mit Auszeichnung einbringt.<br />

Im Laufe des Studiums entwickelt Bonitz<br />

ein ausgeprägtes Interesse für den<br />

Werkstoff Aluminium und das Druck<strong>gie</strong>ßverfahren.<br />

In den Semesterferien arbeitet<br />

der Student regelmäßig bei der Handtmann-Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei<br />

in Annaberg-<br />

Buchholz. Dort erkennt man recht schnell<br />

das Talent des jungen Mannes. Seine Abschlussarbeit<br />

zum Thema „Potenzial einer<br />

optimierten Formtemperierung beim<br />

Druck<strong>gie</strong>ßprozess“ schreibt er am Handtmann-Hauptsitz<br />

im baden-württembergischen<br />

Biberach, wo man ihm Anfang 2004<br />

direkt eine Festanstellung anbietet. Bonitz<br />

sagt zu und zieht mit seiner damaligen<br />

Partnerin aus dem Erzgebirge nach Oberschwaben.<br />

Beide fassen dort beruflich<br />

schnell Fuß. Nach einem Einarbeitungsjahr<br />

in der Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei wird Bo-<br />

Kai Bonitz stammt aus dem kleinen Ort<br />

Brünlos in der Nähe von Annaberg-Buchholz<br />

im Erzgebirge. Nach Abitur und Bundeswehr<br />

entschied er sich zunächst für<br />

eine Ausbildung zum Rohrleitungsbauer.<br />

Doch nach drei Jahren in diesem Beruf<br />

stellte Kai Bonitz ernüchtert fest: „Das<br />

kann nicht die Zukunft für mich sein.“ Im<br />

Winter gibt es kaum Arbeit und die Phasen<br />

der finanziellen Unsicherheit werden<br />

von Jahr zu Jahr länger. Bonitz fasst den<br />

Entschluss, beruflich umzusatteln und<br />

doch noch zu studieren. Eine Berufsinformationsveranstaltung<br />

gibt schließlich<br />

den Ausschlag für ein Studium der Gießereitechnik,<br />

auch weil er zuversichtlich<br />

ist, im produzierenden Gewerbe später<br />

eine gute Anstellung zu finden. Das Erzgebirge<br />

ist zwar eine Bergbauregion mit<br />

einer langen Tradition, doch heutzutage<br />

noch „etwas in Richtung Bergbau“ zu studieren,<br />

das war für Bonitz keine berufliche<br />

Option. Das Grundstudium an der<br />

TU Bergakademie Freiberg ist ziemlich<br />

hart für den Studenten. Denn das Abitur<br />

war schon einige Jahre her und insbesondere<br />

an das Mathematikgrundlagenwissen<br />

wollten sich die grauen Zellen<br />

nicht so recht erinnern. Der Student<br />

muss zunächst einiges an Lehrstoff nachnitz<br />

bereits Schichtleiter im Bereich<br />

Druckguss, nach drei weiteren Jahren bietet<br />

man ihm eine Aufgabe in der neu gegründeten<br />

Abteilung „Technolo<strong>gie</strong> Druckguss“<br />

an, die sich mit Zukunftsthemen in<br />

der Gießerei befasst. Eine Aufgabe mit<br />

Verantwortung, die Bonitz reizt und in der<br />

er gestalten kann. Außerdem hat der Gießerei-Ingenieur<br />

mit Handtmann einen Arbeitgeber<br />

gefunden, bei dem Unternehmenswerte<br />

und -leitlinien nicht bloß auf<br />

dem Papier stehen, sondern Tag für Tag<br />

gelebt werden.<br />

Handtmann – ein Unternehmen<br />

mit sozialer Verantwortung<br />

Die Albert Handtmann Metallgusswerk<br />

GmbH & Co. KG ist Deutschlands größte<br />

Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei, die sich noch in Familienbesitz<br />

befindet. Sie ist das Schwergewicht<br />

in der Handtmann Unternehmensgruppe,<br />

zu der weitere erfolgreiche<br />

Geschäftsbereiche gehören, wie beispielsweise<br />

die Produktion von Portionierund<br />

Füllmaschinen, die Herstellung von<br />

Armaturen und Ventilen für den Getränkebereich<br />

oder die Kunststofftechnik.<br />

Rund 3500 Mitarbeiter arbeiten mittlerweile<br />

für die Handtmann-Unternehmensgruppe,<br />

über 2300 davon in den deutschen<br />

Gießereien in Biberach und Annaberg-Buchholz<br />

sowie im slowakischen<br />

64 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9


Werk Košice und im chinesischen Tianjin.<br />

Mehr als 60 000 Tonnen Aluminium- und<br />

Magnesiumgussteile – von Kurbelgehäusen,<br />

Zylinderköpfen bis hin zu Strukturbauteilen<br />

– gehen jedes Jahr vorwiegend<br />

an Kunden aus der Automobilindustrie.<br />

Die seit 1926 bestehende Gießerei in Annaberg-Buchholz<br />

hatte Arthur Handtmann<br />

1992 von der Treuhandanstalt übernommen.<br />

Trotz schlechter Auftragslage wurden<br />

seinerzeit alle 110 Beschäftigten<br />

übernommen. In den vergangenen 25<br />

Jahren wurde das Werk stetig modernisiert<br />

und erweitert – über 80 Millionen<br />

Euro steckte Handtmann in den Ausbau<br />

des Standortes. Heute arbeiten hier wieder<br />

rund 340 Mitarbeiter, rund ein Drittel<br />

davon im Schmelzbetrieb und in der Gießerei.<br />

19 vollautomatisierte Druckgussmaschinen<br />

sorgen für durchschnittlich 45<br />

Tonnen Aluminiumgussteile täglich.<br />

Der im April 2<strong>01</strong>8 verstorbene Firmengründer<br />

Arthur Handtmann hat das Unternehmen<br />

mit seinen Wertvorstellungen<br />

und Ideen maßgeblich geprägt. Arthur<br />

Handtmann war ein Vollblutunternehmer<br />

vom alten Schlag. Er war überzeugt, dass<br />

ein Unternehmen neben Maschinen und<br />

Werkzeugen auch zufriedene Mitarbeiter<br />

braucht, um langfristig erfolgreich am<br />

Markt bestehen zu können, erzählt Bonitz.<br />

Der Ingenieur erinnert sich gerne daran,<br />

dass Arthur Handtmann jeden Freitagnachmittag<br />

hinunter in die Gießerei im<br />

Stammwerk in Biberach kam und mit jedem<br />

Mitarbeiter einige Worte wechselte.<br />

Gelebte soziale Verantwortung sei heutzutage<br />

nicht mehr allzu häufig anzutreffen,<br />

sagt Bonitz. Wer einmal bei Handtmann<br />

arbeitet, der bleibt in aller Regel.<br />

Fluktuation gibt es kaum. Man sei ein<br />

Stück weit wie eine große Familie, so Bonitz.<br />

Manchmal sind es die Kleinigkeiten<br />

im tagtäglichen Umgang miteinander, die<br />

der Gießerei-Ingenieur besonders schätzt:<br />

die allmorgendliche Begrüßung unter den<br />

Kollegen hier in Annaberg mit einem wohlwollenden<br />

„Glück auf“ oder die Tatsache,<br />

dass Handtmann seine Gießereimitarbeiter<br />

während des nicht enden wollenden<br />

Sommers 2<strong>01</strong>8 und tropischen Temperaturen<br />

tagtäglich mit erfrischendem<br />

Speiseeis versorgte.<br />

Vom Abteilungsleiter zum<br />

Teammitglied: eine Entscheidung,<br />

die passt<br />

Doch Ende 2<strong>01</strong>4 folgt dann für Kai Bonitz<br />

zunächst ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter:<br />

Der Bereich Druckguss am<br />

Standort in Biberach war mittlerweile<br />

stark gewachsen, so dass man die Verantwortung<br />

auf mehrere Abteilungsleiter<br />

verteilen möchte. Kai Bonitz wird einer<br />

von ihnen. 120 Mitarbeiter hat er fortan<br />

in seinem Team – eine herausfordernde<br />

und interessante Aufgabe, an der er auch<br />

persönlich gewachsen sei, sagt er. Bonitz<br />

und seine Ehefrau haben mittlerweile einen<br />

kleinen Sohn und der Wunsch wird<br />

größer, mittelfristig wieder näher bei den<br />

Familien im Erzgebirge zu sein. Aber auch<br />

der Wunsch, wieder näher „an der Gießereibasis<br />

und an der Technik“ zu arbeiten,<br />

wie Bonitz es beschreibt. Da man den erfahrenen<br />

und enga<strong>gie</strong>rten Gießerei-Ingenieur<br />

nur ungern verlieren möchte, bietet<br />

man ihm schließlich im Herbst 2<strong>01</strong>7 den<br />

Wechsel in die Gießerei nach Annaberg-<br />

Buchholz an, um das neu gegründete KVP-<br />

Team zu verstärken. Dass er dort zukünftig<br />

keine Abteilungsleiterfunktion und<br />

keine Personalverantwortung mehr haben<br />

wird, empfindet der Gießerei-Ingenieur<br />

nicht als Rückschritt. Bei seinen Vorgesetzten<br />

trifft Bonitz` Entscheidung auf viel<br />

Anerkennung. „Es war ein großer Schritt<br />

für Herrn Bonitz, sich aus einer Abteilungsleiterposition<br />

heraus noch einmal<br />

neu zu orientieren. Hut ab!“, sagen Gießereileiter<br />

Heiko Blei und KVP-Teamleiter<br />

Hannes Seyfarth. Und sie ergänzen: „Da<br />

Kai Bonitz ja bereits in Biberach für Druckgusssysteme<br />

verantwortlich war und über<br />

viel Erfahrung verfügt, bringt er auch neue<br />

Sichtweisen und technologische Perspektiven<br />

ein.“ Das Ergebnis: konstruktive Diskussionen<br />

im Team und neue Lösungsansätze.<br />

Die Zukunft im Blick: Großauftrag<br />

in Sachen Elektromobilität<br />

Und wenn es etwas zu klären oder zu besprechen<br />

gibt, dann schätzt man hier im<br />

Erzgebirge eher die direkte und offene<br />

Art. „Kritik ist Kritik und Lob ist Lob“,<br />

bringt Gießereileiter Heiko Blei es auf den<br />

Punkt. Schlussendlich gehe es darum,<br />

dass das Unternehmen nur mit der Produktion<br />

von hochwertigen Gussteilen<br />

langfristig am Markt bestehen könne. Und<br />

das funktioniere eben nur, wenn alle an<br />

einem Strang ziehen würden, als Mannschaft<br />

eben. Die Herausforderung sei dabei<br />

nicht unbedingt, einen Prozess zu optimieren,<br />

sondern dieses Niveau dann<br />

auch langfristig zu halten, so Blei weiter.<br />

Optimierte interne Abläufe, weniger fehlerhafte<br />

Gussteile und eine weitaus bessere<br />

Verfügbarkeit der Gießanlagen: Es<br />

hat sich vieles getan in den vergangenen<br />

Jahren. „Stillstand bedeutet Rückschritt,<br />

das kann sich heute keine Gießerei mehr<br />

erlauben“, sagt Gießereileiter Blei. Da<br />

kommt es äußerst gelegen, dass ein internationaler<br />

Automobilkonzern die<br />

Die Zukunft in den Händen: Kai Bonitz mit<br />

dem Prototyp eines Batteriequerträgers, der<br />

zukünftig in Annaberg-Buchholz gefertigt<br />

wird.<br />

Handtmann-Gießerei mit der Produktion<br />

von Batteriequerträgern beauftragt hat.<br />

Da der Großauftrag wegen Platzmangels<br />

nicht im Stammwerk in Biberach realisiert<br />

werden kann, wird dies in Zukunft in Annaberg-Buchholz<br />

geschehen. Dafür werden<br />

alte Hallen aus dem Gründungsjahr<br />

1926 abgerissen. Die neuen Hallen werden<br />

dann Platz für 6 bis 7 Druckgussmaschinen<br />

bieten. Zurzeit werden bereits die<br />

ersten Prototypen gegossen, was natürlich<br />

auch für das KVP-Team und Gießerei-<br />

Ingenieur Kai Bonitz viel Arbeit bedeutet.<br />

Bonitz schließt nicht kategorisch aus,<br />

irgendwann einmal wieder Führungsaufgaben<br />

oder Personalverantwortung zu<br />

übernehmen. Aber im Moment sei er im<br />

KVP-Team am richtigen Platz. „Meine Zeit<br />

in Biberach war spannend und hat mich<br />

auch als Mensch weiter gebracht. Aber<br />

ich trauere ihr nicht nach. Meine Stärken<br />

sehe ich heute eher im technologischen<br />

Bereich.“ Bonitz und seine Frau haben<br />

mittlerweile einen zweiten Sohn. Die achtund<br />

zweijährigen Sprösslinge freuen sich,<br />

dass Papa nun etwas mehr Zeit für sie<br />

hat und mit ihnen Fußball spielt. „Früher<br />

habe ich selbst im Verein gespielt. Aber<br />

man wird halt nicht jünger“, scherzt der<br />

43-Jährige. Doch die Begeisterung für das<br />

Motorradfahren ist geblieben. Seit er wieder<br />

im Erzgebirge lebe, fahre er eher noch<br />

häufiger. Wenn er mit dem Motorrad<br />

durch die Landschaft düse, bekomme er<br />

einen klaren Kopf, sagt er. Und der kann<br />

sicherlich nicht schaden, denn die nächsten<br />

Herausforderungen für das KVP-Team<br />

warten bereits.<br />

GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9 65


MEDIEN & BÜCHER<br />

Bosch Rexroth in Lohr<br />

Wo Tradition und Moderne Hand in Hand gehen<br />

Haben auch Sie interessante Videos<br />

zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />

gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

Diese Mitarbeiterin fühlt sich wohl bei Bosch Rexroth, ist von ihrer Arbeit überzeugt und scheut sich auch nicht, das zu zeigen.<br />

Gefertigt wird u. a. Hydraulik- und Maschinenbauguss<br />

auf Formmaschinen ...<br />

... oder im Kokillen<strong>gie</strong>ßverfahren. Dabei ist<br />

der Automatisierungsgrad hoch.<br />

Inzwischen sind auch 3-D-Drucker für die<br />

Form- und Kernherstellung im Einsatz.<br />

SCREENSHOTS: BOSCH REXROTH<br />

Es ist ein sympathischer Eindruck, den<br />

die Zuschauer beim Anblick des neuen<br />

Unternehmensvideos der traditionsreichen<br />

Gießerei Bosch Rexroth in<br />

Lohr mitnehmen. Das Unternehmen,<br />

das im Formmaschinen- und Kokillen<strong>gie</strong>ßverfahren,<br />

aber auch mithilfe additiver<br />

Fertigungsmethoden hochwertigen<br />

Guss produziert, zeigt die Mitarbeiter<br />

als motiviertes Team, deren<br />

Arbeit die Kunden schätzen.<br />

Wie bei vielen Industriebetrieben mit jahrhundertealter<br />

Tradition ist auch bei Bosch<br />

Rexroth in Lohr der Ort um die Gießerei<br />

herum gewachsen. 1850 erwarb die Familie<br />

Rexroth die damalige Stein‘sche Eisen<strong>gie</strong>ßerei,<br />

um Anschluss an die Binnenschifffahrt<br />

und die Eisenbahn zu erhalten.<br />

Auch heute wird das Stadtbild noch von<br />

Bosch Rexroth geprägt.<br />

Hier wird unter anderem Hydraulikguss<br />

hergestellt, für den komplizierte Kerne<br />

erforderlich sind. Rexroth-Kunden wie<br />

Heller aus Nürtingen und Atlas Copco<br />

kommen im Film zu Wort. Im Zentrum<br />

steht aber der Gießereimitarbeiter. Es<br />

werden sowohl traditionelle, als auch modernen<br />

Fertigungsverfahren vorgestellt.<br />

Bei letzterem handelt es sich um die additive<br />

Fertigung, die für die Prototypen-,<br />

aber auch die Ersatzteilherstellung zum<br />

Einsatz kommt. Mittlerweile wird mit den<br />

gedruckten Kernen aus Lohr aber auch<br />

gehandelt – Tradition und Moderne greifen<br />

hier harmonisch ineinander!<br />

QR-CODE/Link:<br />

Unternehmensvideo<br />

von Bosch Rexroth auf<br />

YouTube:<br />

https://bit.ly/2Lm3Lxb<br />

88 GIESSEREI 106 1/2<strong>01</strong>9

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