STADTJournal Januar 2019

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STADTJournal Brauchtum Brauchtum War früher tatsächlich alles besser? Nicht wenige empfinden ausgerechnet die 70er und 80er-Jahre als besonders gut. Was überrascht. Als Waldsterben und die knappe Vorwarnzeit möglicher Nuklearangriffe Themen waren? Tschernobyl explodierte? Die Mauer Deutschland noch trennte und die RAF weiter mordend durchs Land zog? Schnell führen deshalb Zweifel am fairen Erinnerungsvermögen zum Versuch eines belastbaren Fake-Tests: Täuschen wir uns nur gewaltig – oder sind wir schon abgestürzt? So meinen wir: Früher gab es weniger Gewalt, Mord und Terror Völlig daneben:. Die 1970er- und -80er- Jahre waren richtig gefährlich, in Deutschland wie in Europa. 62 Tote und 250 Millionen Euro Sachschaden – das ist die Bilanz alleine des RAF-Terrors, der in der Entführung Schleyers und der Lufthansa- Boeing „Landshut“ gipfelte. 13 Todesopfer forderte der Oktoberfestanschlag 1980, 85 auf dem Bahnhof von Bologna und 270 waren es, als eine in Frankfurt eingepackte Bombe den Pan-Am-Jumbo über Lockerbie zerriss. Seit dem Jahr 2000 sinkt die jährliche Zahl der Morde in Deutschland beständig – von 449 auf 296 bei gleich hoher, 90-prozentiger Aufklärungsquote. Die Einbrüche gingen von 227.000 (1993) auf 152.000 (2014) zurück und stiegen erst in letzter Zeit wieder etwas an. Die täglich brutaler werdenden Szenen auf den Schulhöfen? Die Frage alleine legt offenbar klaffende persönliche Erinnerungslücken frei. Denn Pausenschlägereien gehörten zum Revier-Alltag von 1960. Die Häufigkeit wie die Schwere solcher Vorfälle nimmt laut Unfallversicherern seit 20 Jahren deutlich ab, wobei gerade diese Branche keinen Grund zum Beschönigen hat. Der Bochumer Kriminologe Thomas Feltes versichert: Foto: obs/ZDF/Stephan Berger „Es war noch nie so sicher, in Deutschland zu leben, wie heute“. Eine Ausnahme: Das Risiko für Senioren, Opfer einer Straftat zu werden, ist größer geworden. Früher waren die Straßen sicherer Stimmt auch nicht. Wir fühlen uns zwar von Dränglern genervt, nächtlichen Turbo- Rasern bedroht und sehen täglich die schlimmen Bilder von Auffahrunfällen. Und vielleicht war es früher sogar ruhiger: 1970 gab es 17 Millionen Autos, heute sind es 54 Millionen. Aber sicherer? 1970 starben 20.000 Menschen im deutschen Verkehr (ohne DDR-Anteil). Heute, nach deutscher Einheit und mit der dreifachen Fahrzeug-Menge, sind es 3200 Verkehrsopfer. Bessere Technik, strengere Gesetze, gewachsene Einsicht dürften einige der Ursachen sein. Früher war das Wetter besser Das wird immer wieder behauptet. Aber, die Supersonnensommer von einst sind Märchen. Die Experten messen das am Klimamittel. Sie vergleichen Zeitperioden miteinander. Zwischen 1951 und 1980 wurden zwischen Mai und August im Mittel 740 Sonnenstunden festgestellt. Im Zeitraum 1987 bis 2016 waren es dann 790. Im Vergleich satte 50 Stunden Sonnenschein mehr. Bei den besonders heißen Tagen ist es nicht anders: Sie haben sich verdoppelt. Dagegen – ein Zugeständnis an die Wehmut der Skifahrer muss sein – reduzierten sich Tage mit Schneedecken um ein Drittel. Früher war alles billiger Nicht billiger, aber anders. Die Zahlen waren kleiner, viele Arbeitsbedingungen härter. Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat ausgerechnet: Die Preise haben sich seit 1950 verfünffacht. Aber die Löhne – in der jungen Bundesrepublik 75 D-Mark pro Woche beim Facharbeiter – sind in der Zeit seither bis zum 25-fachen gestiegen, rechnet man Arbeitszeitverkürzung und Fünf-Tage Woche ein. Was fürs Einkaufen heißt: Für zehn Eier musste ein Beschäftigter 1950 zwei Stunden arbeiten, 2009 aber nur noch acht Minuten. 1960 bedeutete die Anschaffung eines Schwarzweiß-Standfernsehers eineinhalb Monate Maloche. Für den Flachbildschirm von heute ist eine Woche Arbeit fällig. Und welche Mühen kostete ein im Gegensatz zu aktuellen Fahrzeugen sehr wartungsintensiver VW Käfer (5000 D-Mark in der Anschaffung) gegenüber dem Golf von 2016 (18 000 Euro)? Alle 5000 Kilometer Ölwechsel – statt alle 30.000. Und irgendwann ging es ohne neuen Motor nicht weiter. Früher gingen wir zum Händler und nicht online Vermissen wir das bunte Treiben in den Innenstädten, das gerade von Online- Händlern ausgehebelt wird? Wer so auf Amazon schimpft (und damit eigentlich die ganze „neumodische“ Entwicklung bei Kommunikation und Technik meint), sollte sich auch hier mal richtig erinnern: Bereits Neckermann machte vieles möglich, auch das Ladensterben. Der Versandhändler verkaufte Kleider und Fahrräder, Feinkost, Möbel und TV-Geräte, Versicherungen und Reisen. Nur per Katalog statt per Mausklick. Mitte der 60er-Jahre listeten geschlagene 14.000 Artikel in dem Kompendium, verschickt an fünf Millionen Haushalte. Früher war alles besser? Woher kommt die Neigung, sich das Vergangene schön zu denken? Nun, die Menschen sind als Angst-Wesen geschaffen worden. Unsere Vorfahren mussten ständig vor Katastrophen auf der Hut sein. Die Vergangenheit war da ein sicherer, bekannter Ort, an dem sie sich auskannten. Aber diese Nostalgie ist eine Selbsttäuschung, eine Erinnerung nur an das „Schöne, Harmonische“. In den nächsten Monaten soll an dieser Stelle untersucht werden, ob es in dem für uns heute noch überschaubaren Zeitraum der Geschichte einmal einen Zeitraum gab, von dem man heute sagen kann: Dies war die gute alte Zeit Johannes Groß. 14 SJ-Januar-2019.indd 14 14.01.2019 12:46:13
STADTJournal Sonderteil Rechtstipp STADTJournal Anzeige Bestattungen Urmetzer informiert . . . Beteiligung der Schwerbehindertenvertretung vor Kündigungen (Ein Bericht von RA Horst Nikenich, Mülheim-Kärlich) Bestattungsvorsorge . . . Das Bundesarbeitsgericht hat in seinem Nunmehr hat das Bundesarbeitsgericht Urteil vom 13.12.2018, Aktenzeichen: 2 entschieden, dass dies nicht unbedingt AZR 378/18 entschieden, dass in einem erforderlich ist. Demnach hat der Arbeitgeber die Wahl, ob er zuerst die Schwer- Betrieb die vorhandene Schwerbehindertenvertretung nicht unbedingt vor dem behindertenvertretung anhört oder RECHTSANWALT . . . Eine Verfahren Sorge beim Integrationsamt weniger zu der zunächst einen Antrag auf Zustimmung Kündigung eines Schwerbehinderten zur Kündigung beim Integrationsamt angehört werden muss. stellt. § Hintergrund ist, dass, wenn der Arbeitgeber einem Mensch schwerbehinderten bindlichen Arbeit- Grundlage, rung einem der Vorsorgevertrag. Schwerbehindertenvertretung In ihm wer- Jedenfalls führt die nachträgliche Anhö- Vorsorge HORST NIKENICH schafft Sicherheit. Der moderne überlässt nichts dem Zufall, er verlässt nehmer sich kündigen nicht möchte, den alle er dafür Einzelheiten der nicht geregelt. zur Unwirksamkeit Im Vorsorgevertrag der Kündigung. im Eine Todesfall Kündigung zu benachrichtigen eines Schwerbe- ist. kann Tätigkeitsschwerpunkte: auf andere. Er ist aktiv, nimmt sein vorherigen Leben selbst Zustimmung in festgelegt des Integrationsamtes letzten Abschnitt zu der Kündigung Die Ausgestaltung - falls der der hinderten Feier wird ohne in allen vorherige Einzelheiten Zustimmung abge- werden, wer die Hand Familienrecht und plant seine Zukunft, auch den seines Lebens, den letzten Weg. Daher machen Arbeitnehmer sich immer bereits länger sprochen. als 6 Monate Die Blumen des für Integrationsamtes den Trauerschmuck ist grundsätzlich die musikalische Darüber Umrahmung hinaus unwirksam. werden bestimmt. Sollte man Mit hiervon ausgewähl- betrof- Erbrecht mehr Menschen schon zu Lebzeiten Gedanken beschäftigt über die ist Form - bedarf. und den Bau- Rahmen und Immobilienrecht ihrer Beisetzung. Es gibt viele muss gute der Arbeitgeber Gründe ten vor Ausspruch Lieblingsblumen der fen oder sein, mit auf einem Arbeitnehmer- Musikstück als können auch dafür, Kündigung die Schwerbehindertenvertretung anhören. den. Möglichen Konflikten erforderlich wird vorgebeugt, im Rahmen wenn einer Kündi- im Vor- auf Arbeitgeberseite, ist es unbedingt Interessensschwerpunkte: in Ruhe alle Möglichkeiten zu überdenken und nach besondere Lebenssituationen in Erinnerung gebracht wer- gründlichem Vergleich seine Wahl zu treffen. Mietrecht sorgevertrag festgelegt gung wird, diese wer die umfassend Trauerworte auf spricht; die erforderlichen oder gesetzlichen ein Redner Voraussetzungen diese Pflicht überneh- hin ob ein Die mit Straf- einer und Bestattung Verkehrsrecht verbundenen Kosten In dem sind entschiedenen dabei oft Fall Geistlicher hat das beauftragt Gericht wird ein wichtiger nunmehr entschieden, dass der Arbeitgeber Ruhe in Vorsorge diesem Verfahren zu bestimmen nicht zuerst den die Betrag, bzw. rechtzeitig der zur späteren hiergegen Kostendeckung vorzugehen. zu überprüfen, um Fehler zu vermeiden Arbeitsrecht Aspekt. Doch nicht allein der Gedanke an das men soll. Art und Umfang der Bestattungswünsche schließlich Geld veranlasst die Menschen, für ihre letzte treffen. Kurfürstenstr. Oft ist es Fürsorge 13-19 und vorausschauende Schwerbehindertenvertretung Rücksicht auf übergeben anhören wird, wobei Aufgrund zu erwartende der übergeordneten Versicherungsleistungen die berücksichtigt Zustim- eines werden. Arbeitsverhältnisses Bis zur dereinstigen ist es Bestat- daher Bedeutung die später 56218 einmal Mülheim-Kärlich Trauernden. Man kann ihnen muss, die sondern Last vieler auch zuerst Entscheidungen und Formalitäten vorab ersparen. mung des So Integrationsamtes lassen tung wird beantragen das Guthaben immer bei angeraten, der Deutschen rechtzeitig Bestattungsvorsorge Regelung Treuhand hierfür AG treuhänderisch digen anwaltlichen verwahrt Rat einzuholen, und verzinst. für fachkun- Postfach 1434 sich die Art der Beisetzung und der Beisetzungsort kann. bestimmen, Eine gesetzliche 56210 Mülheim-Kärlich Sarg und Ausstattung auswählen und die weiteren existiert Leistungen nicht, wobei jedoch in Rechtsprechung bislang einstimmig die Mei- den ich Ihnen gerne zur Verfügung stehe. für eine Telefon Feier 0 festlegen. 26 30/ 20 Besonders 50 das Nachdenken über die Eine Vorsorge entlastet die trauernden Angehörigen, da gewünschte nung vertreten war, dass die Anhörung Telefax 0 Bestattungsart 26 30/ 33 05 sollte man den Hinterbliebenen ihnen schwierige Entscheidungen, die in kurzer Zeit getroffen ersparen. der Schwerbehindertenvertretung am RAe_Nikenich@t-online.de Die Wahl zwischen der Erdbestattung und der Einäscherung, verbunden mit einer Urnenbeisetzung, werden müssen, erspart bleiben. Anfang sollte stehen nicht sollte. zu einem Konflikt zwischen Pietät und Preis führen. Konrad Urmetzer stellt ihnen in einem persönlichen Gespräch Die Bestattungsvorsorge zu Lebzeiten erfolgt auf einer ver- individuelle Möglichkeiten der Bestattungsvorsorge vor. Anzeige Anzeige 22 15 SJ-Januar-2019.indd 15 14.01.2019 12:46:14
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