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Mauro Bergonzoli - Göttinnen

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Und ewig lockt<br />

Göttinen im Œuvre<br />

von <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

das Weib


DE MARTINO<br />

Contemporary Art<br />

Theresienstraße 56 b<br />

80333 München<br />

www.demartino.de


„Die Suggestion der ‚ewigen Weiblichkeit‘<br />

ist ein Produkt, das das Vorbild erst erschafft,<br />

von dem es sich herleitet.“<br />

Alexandra Karentzos 1<br />

„La nudité de la femme est plus<br />

sage que toutes les vérités de la philosophie.“<br />

Max Ernst 2<br />

Für Pablo Picasso gab es zwei Sorten von Frauen: „<strong>Göttinnen</strong><br />

und Schuhabstreifer“ 3 , für <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

existieren nur <strong>Göttinnen</strong> allein. Sie bevölkern sein Œuvre<br />

in all ihren Erscheinungsformen, als moderne <strong>Göttinnen</strong><br />

unseres heutigen Alltags, als mythologische Wesen vergangener<br />

Epochen wie als überzeitliche Akte zeitloser<br />

Nacktheit. Gemäß der Erkenntnis Charles Fouriers, dass<br />

Erotik die „Voraussetzung eines jeden Kunstwerks“ sei 4 ,<br />

präsentieren sich <strong>Bergonzoli</strong>s <strong>Göttinnen</strong> ihrer selbst bewusst<br />

dem Betrachter. Ihre erotische Ausstrahlung ist<br />

hierbei dem Modus des Andeutens verpflichtet, dem<br />

zwar auffordernden, aber doch stets unerreichbar bleibenden<br />

Begehren. In Zeiten der Omnipräsenz des Nackten,<br />

in denen reale Hüllenlosigkeit in kaum einem Medium<br />

vermeidbar ist und nur wenige Körperöffnungen dem<br />

Beschauer verschlossen bleiben, gestaltet <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

komponierte Wunschbilder von <strong>Göttinnen</strong>, deren<br />

konstruierte Idealität zu verkörpern scheint, was Platon<br />

im Symposion apostrophierte: Man möge sich das sinnliche<br />

Begehren zunutze machen, um durch dieses und<br />

über dieses hinaus zur Erkenntnis des Wahren und Guten<br />

zu gelangen. Platon lässt Sokrates von seiner Belehrung<br />

in eroticis durch die Priesterin Diotima berichten, die das<br />

Wesen des Eros als Begehren des Schönen charakterisierte:<br />

„Beginnend mit dem sinnlich Schönen hienieden muß<br />

man dem Schönen zuliebe Schritt für Schritt immer weiter<br />

emporsteigen, als ginge es eine Stufenleiter hinauf, von<br />

einem einzelnen Schönen zu zweien und von zweien zu<br />

allen schönen Körpern sodann zu den schönen Lebensberufen<br />

und von diesen zu den schönen Wissensgebieten<br />

und von diesen Wissensgebieten aus gelangt man<br />

schließlich zu jenem Wissensgebiet, das nichts anderes zu<br />

seinem Gegenstand hat als eben jenes Schöne selbst, das<br />

er nun schließlich in seiner Reinheit erkennt.“ 5 Eros erhält<br />

demgemäß „philosophische Dignität“, entsprechend<br />

„dachte sich das Abendland die Wahrheit als ein Weib,<br />

das seiner Enthüllung harrt, ohne sich dem lüsternen Erkenntnissuchenden<br />

je vollständig preiszugeben.“ 6<br />

Wenn <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> also den Blick des Betrachters<br />

überflutet mit visuellen Gewitterstürmen weiblicher Körper,<br />

so spiegelt deren Gestaltung den Erkenntnisprozess<br />

des Malers wider, seine Suche nach dem in seinen Augen<br />

essentiell Weiblichen. Im Bild, das er sich von Frauen<br />

1 Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen. Mythische Weiblichkeit<br />

zwischen Historismus und Secession. Marburg 2005, S. 9.<br />

2 Max Ernst zit. nach Jauch, Ursula Pia: Ausgeschämt? Von Scham,<br />

Verbot und Lizenz. Über einige Absonderlichkeiten des Schauens, in: Diana<br />

und Actaeon. Der verbotene Blick auf die Nacktheit. Ausstellungskatalog<br />

Museum Kunst Palast Düsseldorf 2008, S. 146.<br />

3 Pablo Picasso zit. nach Baur, Eva Gesine: Meisterwerke der erotischen<br />

Kunst. Köln 1995, S. 99.<br />

4 Charles Fourier: Noveau monde amoureux, zit. nach Becker, Claus<br />

u.a. (Hg.): Museum der erotischen Kunst. München 1992, S. 243.<br />

5 Platon: Gastmahl, zit. nach: Apelt, Otto (Hg.): Platon. Sämtliche<br />

Dialoge III, Hamburg 1988, S. 59f.<br />

6 Liessmann, Konrad Paul: Blutsverwandschaft. Über Kunst und<br />

Erotik. Ein Annäherungsversuch, in: Eros in der Kunst der Moderne.<br />

Ausstellungskatalog Fondation Beyeler Basel 2006, S. 13.


macht, ist er selbst indirekt mit enthalten 7 : Seine Interpretation<br />

zeigt die präzise inszenierte, akribisch komponierte<br />

Idealisierung eines Frauentypus, deren makellose Überhöhung<br />

scheinbar Cennino Cennini zu widerlegen versucht,<br />

der 1435 in seinem „Libro dell‘arte“ proklamierte, für<br />

einen Künstler sei es unnötig, die richtigen Proportionen<br />

des weiblichen Körpers zu studieren, denn es gäbe keine. 8<br />

Die serielle Typisierung seiner Protagonistinnen ist <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong>s Hymne an die Schönheit in der ihm gänzlich<br />

eigenen Interpretation. Die <strong>Göttinnen</strong> des Künstlers bieten<br />

sich niemals dem Betrachter dar, sie präsentieren sich<br />

vielmehr selbstbewusst dergestalt, wie sie wahrgenommen<br />

werden möchten: Stets sind sie sich ihrer sinnlichen<br />

Wirkung gewahr, lenken deren Einsatz jedoch autark und<br />

gänzlich autonom. Der schwarze Kontur, der Ihre Silhouette<br />

rahmt, betont die Plastizität ihrer Körper. Im Verzicht<br />

auf Lichtmodulation und Tonalität bleibt die Binnenkolorierung<br />

gewollt flächig, die Vorherrschaft des Kontur ungebrochen.<br />

Pointiert agiert die grafische Linie: Auch das<br />

konstant monokular gegebene Auge, welches seit dem<br />

Jahr 2000 nicht mehr nur das Antlitz der Dargestellten<br />

ziert, sondern zugleich ikonischer Bestandteil der Signatur<br />

des Künstlers wurde, existiert alleinig durch den Kontur.<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> zeigt das Auge seiner Akteure immerzu<br />

in Vorderansicht, ebenso wie den gleichsam schwarz konturierten,<br />

meist unverschlossenen Mund. In welcher Position<br />

auch immer sie sich befinden, scheinen die <strong>Göttinnen</strong><br />

so stets provokant auf den Betrachter zu blicken, ihn<br />

anzusprechen gewissermaßen, ihn aufzufordern, einen<br />

zweiten Blick zu wagen, eine andere Betrachtungsebene<br />

zu betreten. Der Blick der Dargestellten muntert dazu<br />

auf, hinter der typisierten Stilisierung von Frauenleibern<br />

ein vielfach durchdachtes und handwerklich meisterhaft<br />

ausgeführtes Werk zu entdecken, welches versteckte Bedeutungen<br />

mit ironischen Stilmitteln transportiert.<br />

„Die neue Mythologie muß ... das künstlichste aller<br />

Kunstwerke sein“ 9 , konstatierte Friedrich Schlegel bereits<br />

zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Als folge sie diesem Diktum,<br />

präsentiert sich <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>s VENUS in einem<br />

unbestimmten, von schimmerndem Gold geformten Bildraum.<br />

Die Göttin steht vor einem gigantischen Muschelgebilde,<br />

welches ihren in Seitenansicht gezeigten Alabasterkörper<br />

bis zur Brusthöhe hinterfängt. Von einem<br />

durchscheinenden Tuch mehr ent- als bekleidet, umhüllt<br />

sie doch ihr flutendes Haar: Dieses fällt in wallenden Voluten<br />

herab, sich ungestüm wogend fortsetzend im Gold<br />

des Bildhintergrundes, gleichsam als haariges Substitut<br />

tatsächlicher Meereswellen, die man gemeinhin auf Venusdarstellungen<br />

erwartet 10 . Auch die dem Wasser entstammenden<br />

Begleiter sucht der Betrachter vergebens,<br />

keine Tritonen und Nereiden tummeln sich um die Göttin,<br />

stattdessen purzeln hellblaue Hasen durch das Bild<br />

und vergnügen sich in der rahmenden Haarpracht der<br />

Protagonistin.<br />

Die Göttin der Schönheit und der Liebe wurde nach<br />

Hesiod aus dem Schaum geboren, den das von Kronos<br />

abgeschlagene Glied des Uranos im Meer absonderte, ent­<br />

7 Werner Hofmann hat diesen Gedanken auf den Punkt gebracht:<br />

„In den Bildern, die der Mann sich vom anderen Geschlecht macht, ist<br />

er selbst mitenthalten. Im Gegenüber bringt er das Wunschbild hervor,<br />

das er sich von seiner eigenen Rolle im Geschlechterdialog erfindet.“<br />

(Hofmann, Werner (Hg.): Eva und die Zukunft. Das Bild der Frau seit der<br />

französischen Revolution. München 1986, S. 13).<br />

8 Kapitel LXX, zit. nach Lessing, Erich und Sollers, Philippe: Venus,<br />

Grazie & Madonna. Evolution des Weiblichen in der Kunst. München<br />

1994, S, 215.<br />

9 Rede über die Mythologie, zit nach: Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen.<br />

Mythische Weiblichkeit zwischen Historismus und Secession.<br />

Marburg 2005, S. 26.<br />

10 Vgl. etwa die Interpretationen von Boticelli, Rubens, Bouguereau<br />

und Cabanel. Weiterführend hierzu ist Mai, Ekkehard: Entzauberung und<br />

Mystifikation. Wechselbilder der Venus-Olympia von Cabanel bis Cézanne,<br />

in: Venus. Bilder einer Göttin. Ausstellungskatalog Alte Pinakothek<br />

München 2001, S. 108-123, S. 114f.


sprechend erhielt sie den Beinamen Anadyomene 11 . <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong> verzichtet auf die Lokalisation seiner Göttin in<br />

dem Element, dem sie entsprungen ist, kein Wassertropfen<br />

ist auf seiner Interpretation auszumachen, ihr Attribut,<br />

die Muschel, bleibt mit der Umgebung unverwurzelt. Diese<br />

Venus könnte überall agieren, sie ist örtlich wie zeitlich<br />

ungebunden, der Künstler hat sie entmythologisiert, indem<br />

er sie ins Heute transferiert. Er rekurriert also auf die überlieferte<br />

Tradition eines alteingeführten Bildsujets, um unverhüllte<br />

Gegenwart zu zeigen: Venus triumphiert als das ewig<br />

Weibliche über alle Zeiten hinweg, als „immer währende<br />

Sensation der Sinne in Gestalt der Frau“ 12 Somit erklären<br />

nicht nur die Hasen ihre Präsenz in der Nähe der Göttin als<br />

ironische Konterkarierung heutiger Playboy-Hasen, auch die<br />

Pudicages te, das Bedecken des Schoßes mit der Hand, erscheint<br />

nun nicht mehr als Ausdruck genitaler Sittsamkeit<br />

vergangener Zeiten, sondern vielmehr als überaus gegenwärtiger<br />

erotischer Fingerzeig. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>s Venus ist<br />

somit göttlich und menschlich zugleich, ihr auffordernder<br />

Blick scheint dem Betrachter mitzuteilen, was bereits Homer<br />

in seinem Hymnus zu formulieren wusste, nämlich dass<br />

auch <strong>Göttinnen</strong> menschliche Sehnsüchte hegen: „Zeus aber<br />

senkte auch jener ins Herz das süße Verlangen, sich einem<br />

sterblichen Mann zu ergeben in Liebe, damit sie selber nicht<br />

entbehre die Freuden der menschlichen Brautnacht...“ 13<br />

Halb menschlich, halb göttlich präsentiert uns <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong> auch seine Naiaden, Nereiden und Okeaniden,<br />

11 Schaumgeborene bzw. aus dem Meer auftauchende, vgl. Keel,<br />

Othmar: Gott weiblich. Eine verborgene Seite des biblischen Gottes. Freiburg<br />

2008, S. 33 sowie Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen. Mythische<br />

Weiblichkeit zwischen Historismus und Secession. Marburg 2005, S. 67.<br />

12 Mai, Ekkehard: Entzauberung und Mystifikation. Wechselbilder der<br />

Venus-Olympia von Cabanel bis Cézanne, in: Venus. Bilder einer Göttin.<br />

Ausstellungskatalog Alte Pinakothek München 2001, S. 108-123, S. 122.<br />

13 Erster homerischer Hymnus „An Aphrodite“, zit. nach Dittmann,<br />

Lorenz: Die Wiederkehr der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen<br />

Deutung. Paderborn 2001, S. 48.<br />

die in seinem Werk als meerjungfräuliche Wesen in Erscheinung<br />

treten. „Die Symbiose von Frau und Fisch ist<br />

im Zusammenhang der Aphrodite doppelt signifikant: Der<br />

Fisch ist dem Mythos nach mit der Göttin geboren und<br />

damit ein zóon erotikón.“ 14 Ob BUONGIORNING, AQUARIO,<br />

BLUE CHECK, SEA GODDESS, DANZA DELLE SIRENE, LITTLE<br />

MERMAID IN A BOX oder DONNA PERFETTA, all ihre Protagonistinnen<br />

huldigen nicht nur der Suche des Künstlers<br />

nach seiner ureigenen Definition ewiger Schönheit, sondern<br />

auch der Mythologie in einer zeitgemäßen Fassung.<br />

Ihr Fischschwanz verweist somit zwar auf den permanenten<br />

Dialog des Künstlers mit der mythologischen Tradition,<br />

tritt jedoch nunmehr symbolisch in Erscheinung,<br />

namenlos und entindividualisiert, quasi als „allégorie<br />

idéelle“, die den Betrachter daran erinnert, dass die Adoration<br />

ewiger Weiblichkeit überzeitliche Konstanz besitzt.<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>s spielerischer und ironischer Bezug<br />

auf die antike Mythologie zeigt sich auch in seiner Interpretation<br />

der EUROPA. Zeus hatte sich der Tochter des Königs<br />

Agenor von Tyros und der Telephassa in Gestalt eines<br />

Stieres genähert, als sie am Strand spielte. Europa bestieg<br />

seinen Rücken und ließ sich nach Kreta entführen, wo sie<br />

zur Geliebten des Gottes wurde. Unzählige Künstler haben<br />

sich mit der Thematik befasst 15 , oftmals den Moment der<br />

ersten Begegnung von Stier und Jungfrau interpretierend,<br />

welchen uns Ovid in den Metamorphosen beschreibt:<br />

„Aber, so sanft er auch sei, zu berühren ihn scheut sie zunächst<br />

sich,/ naht ihm dann doch und streckt ihm Blumen<br />

zum glänzenden Maul, da/ freut sich der Liebende, gibt,<br />

bis die Lust, die erhoffte, ihm werde,/ Küsse der Hand;<br />

14 Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen. Mythische Weiblichkeit zwischen<br />

Historismus und Secession. Marburg 2005, S. 67.<br />

15 Vgl. etwa die Versionen von Tizian, Rubens, Rembrandt und Beckmann.<br />

Weiterführend hierzu sind Freedman, Luba und Huber-Rebenich,<br />

Gerlinde (Hg.): Wege zum Mythos. Berlin 2001, S. 39ff. sowie Larsson,<br />

Lars Olof: Antike Mythen in der Kunst. 100 Meisterwerke. Stuttgart 2009,<br />

S. 217.


schon mit Müh, mit Müh nur verschiebt er das Weitre./ ...<br />

Mählich schwindet so ihre Furcht, er bietet der Jungfrau/<br />

Händen bald zum Klopfen die Brust und bald, sie mit frischem/<br />

Kranz zu umwinden die Hörner. Und, wen sie beschwere,<br />

nicht ahnend / wagt sich die Königsmaid auch<br />

auf den Rücken des Stieres zu setzen./ Hehlings trägt der<br />

Gott die Spur seiner trügenden Füße / fort vom trockenen<br />

Ufer, vom Land in die vordersten Wellen.“ 16 Nichtsahnend<br />

und scheu ist Europa in der Beschreibung Ovids, der Stier<br />

ist eindeutig bestimmender Akteur, auch wenn er seine<br />

eigentliche Intention zunächst zu bemänteln weiss, um<br />

das Vertrauen der Jungfrau er erlangen, „bis die Lust, die<br />

erhoffte, ihm werde.“<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> folgt dieser Charakterisierung Europas<br />

nicht. Seine Jungfer ist eine vollends im heute angesiedelte<br />

Persönlichkeit, die keinerlei Hinweise gibt, dem<br />

Gott in Tiergestalt gefügig sein zu wollen, im Gegenteil:<br />

Sie ist es, die bestimmt, was aus dieser Begegnung wird.<br />

Indem der Künstler Europa in das Kostüm einer Torera<br />

kleidet und ihr ein wallendes rosafarbenes Tuch in die<br />

Hand gibt, vertauscht er mit der ihm eigenen stilistischen<br />

Ironie die Rollen der Protagonisten. Nicht dominant und<br />

zielgerichtet agiert der Stier, vielmehr blickt er ergeben<br />

auf Europa, sich gleichsam anschmiegend an ihren gebogenen<br />

Leib, das Kommando ihres Tuches erwartend. Der<br />

Gott also ist in des Künstlers Version die wehrlose Beute<br />

seiner Auserwählten, nicht die Jungfer: Wenn sich diese<br />

Europa jemals von dem Stier verschleppen lassen sollte,<br />

dann nur, weil sie es so will.<br />

16 Ovid, Metamorphosen II, 860-871, zit nach: Publius Ovidus Naso:<br />

Metamorphosen. In deutsche Hexameter übertragen von Erich Rösch.<br />

Düsseldorf 1996, S. 87.<br />

Willensstark offenbaren sich auch die drei ODALISKEN<br />

dem Betrachter. Wiederum spielt <strong>Bergonzoli</strong> ironisch mit<br />

der Konnotation alteingesessener Topoi 17 und lässt seine<br />

Haremsdamen gänzlich unsklavisch durch farbenreiche<br />

Hintergründe tanzen, ihren Leib dem Betrachterblick<br />

präsentierend und entziehend gleichermaßen. Tanzen<br />

die Odalisken um des Tanzes willen, ihrer Bestimmung<br />

gemäß, so verbindet POMONA mit ihrer tänzerischen Bewegung<br />

durchaus eine Absicht, nämlich die, ihr Kennzeichen<br />

zum schwingen zu bringen, das Bananenröckchen,<br />

welches der Künstler ihr um die Taille schnürt. Selbstverständlich<br />

handelt es sich hierbei nicht um ein tradiertes<br />

Attribut der altitalischen Göttin der Baumfrüchte 18 , sondern<br />

wiederum um eine moderne Neuinterpretation <strong>Bergonzoli</strong>s,<br />

die Assoziationen an Josephine Baker wachruft<br />

und damit auch diese Göttin in der Moderne verankert.<br />

Ob ihr Tanz oder die farbenfroh ihrem Haar zu entwachsen<br />

scheinenden Obstsorten ihren Gemahlen Vertumnus<br />

anzulocken vermögen, lässt der Künstler ungeklärt, Pomona<br />

tanzt weiter allein.<br />

Männliche Präsenz hingegen bestimmt <strong>Bergonzoli</strong>s<br />

Versionen der LEDA und der DANAE. Hyginus und Ovid<br />

überliefern, wie Zeus in Liebe zu Leda, der Gemahlin<br />

des Tyndareos, Königs von Sparta, entbrannte und ihr<br />

in Gestalt eines Schwanes beiwohnte 19 . Als Folge gebar<br />

Leda zwei Eier, aus denen Helena und die Dioskuren,<br />

17 Mit Ingres „Großer Odaliske“ etwa hat <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>s Interpretation<br />

nurmehr die Titulierung gemein. Zu Ingres vgl. Mai, Ekkehard:<br />

Entzauberung und Mystifikation. Wechselbilder der Venus-Olympia von<br />

Cabanel bis Cézanne, in: Venus. Bilder einer Göttin. Ausstellungskatalog<br />

Alte Pinakothek München 2001, S. 108-123, S. 110f.<br />

18 Rubens etwa präsentiert in der Version von „Ceres und Pomona“<br />

ein Obstbouquet in einem vasenähnlichen Gebilde, während Marino Marini<br />

in seiner Interpretation Pomonas gänzlich auf Attribute verzichtet, vgl.<br />

hierzu Larsson, Lars Olof: Antike Mythen in der Kunst. 100 Meisterwerke.<br />

Stuttgart 2009, S. 227.<br />

19 Hyginus, Fabeln 77, Ovid Metamorphosen VI, 109.


entstammten 20 . Die Thematik ist seit der Antike vielfach<br />

interpretiert worden 21 , <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> präsentiert<br />

uns seine Auffassung in schwarz-weißer Reduktion. Die<br />

Begegnung des ungleichen Paares findet im Nichtraum<br />

statt, vor schwarzem Hintergrund, der Zeit- wie Ortlosigkeit<br />

symbolisiert, allein die Ausläufer des Eurotas, in dem<br />

Leda badete, als Zeus ihrer angesichtig wurde, gestaltet<br />

der Künstler grellrot. Somit scheinen sie nicht mehr dem<br />

Element Wasser, als vielmehr dem Feuer zugehörig, dem<br />

Feuer der Leidenschaft, welche das Paar verbindet. <strong>Bergonzoli</strong>s<br />

Werk ist ganz Gegenwart, Dokument momentaner<br />

Versunkenheit der beiden Akteure, ist es doch der<br />

höchste Gott, der sich hinter dem Schwan verbirgt 22 , er ist<br />

es, den Leda mit geschlossenen Augen empfängt.<br />

Um seinen Angebeteten nahe zu kommen, materialisiert<br />

sich Zeus in vielfachen Formen, für Danae wählt<br />

er eine Metamorphose, die nicht der Tierwelt entspringt.<br />

Danae war die Tochter des Königs Akrisios von Argos,<br />

dem prophezeit worden war, dass ihn dereinst sein Enkel<br />

töten werde. Um daher jede Begegnung seiner Tochter<br />

mit Männern zu verhindern, schloss Akrisios sie in einen<br />

20 Nach einer anderen Version stammen nur Helena und Polydeukes<br />

von Zeus ab, während Kastor sowie das vierte Kind, Klytaimestra, sterbliche<br />

Kinder des Tyndareos waren. Vgl. hierzu Gottschalk, Herbert: Lexikon<br />

der Mythologie. München 1993, S. 195 sowie Dittmann, Lorenz: Die<br />

Wiederkehr der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen Deutung.<br />

Paderborn 2001, S. 61f.<br />

21 Vgl. etwa die Versionen von Timotheos, Michelangelo, Correggio,<br />

Rubens sowie Géricault. Weiterführend hierzu sind: Dittmann, Lorenz: Die<br />

Wiederkehr der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen Deutung.<br />

Paderborn 2001, S. 65, Walther, Angelo: Von Göttern, Nymphen und<br />

Heroen. Die Mythen der Antike in der bildenden Kunst. Leipzig 1993, S.<br />

151 sowie Larsson, Lars Olof: Antike Mythen in der Kunst. 100 Meisterwerke.<br />

Stuttgart 2009, S. 173.<br />

22 Zur phallischen Symbolik des Schwanenhalses siehe Bader, Angelika<br />

und Tanterl, Dietmar: Der Kuss. Ausstellungskatalog Lenbachhaus<br />

1984, S. 4.<br />

ehernen Raum ein 23 . Dies aber hinderte Zeus nicht daran,<br />

ihr in Gestalt eines Goldregens beizuwohnen 24 . Wiederum<br />

präsentiert <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> dem Betrachter eine Version,<br />

in der alles Störende eliminiert wurde: Unbekleidet<br />

liegt Danae im unbestimmten Dunkel, allein das wallende<br />

Haar dient ihr als Lager. Weder ist das Geschehen<br />

also lokalisierbar, noch zeitlich einzuordnen, es könnte<br />

im Heute situiert sein oder sich aber vor Jahrhunderten<br />

ereignet haben, ein überzeitliches Geschehen, das somit<br />

Anspruch auf beständige Gültigkeit erhebt. Was allein<br />

zählt, ist weder der Ort noch die Zeit des Ereignisses,<br />

sondern nur der Augenblick selbst, der Moment, da das<br />

Gold auf Danaes Leib trifft. Wiederum zeigt <strong>Bergonzoli</strong><br />

seine Akteurin selbstbestimmt, nichts hindert sie daran,<br />

sich dem Goldregen zu entziehen, keine Mauern, keine<br />

Absperrung, keine andere Person: Sie ist Gefäß für ein<br />

Geschehen, das sie so erleben will.<br />

Während in den Interpretationen von Leda und Danae<br />

der Mann nur indirekt dargestellt ist, tritt er in den Werken<br />

CHINA IN LOVE, FIRST DANCE sowie ADAM UND EVA<br />

in all seiner Männlichkeit in Erscheinung. Sowohl China<br />

in Love als auch First Dance symbolisieren die ureigene<br />

Glücksvision des Künstlers: Die Vision der Auflösung<br />

zweier Individuen in einer Umarmung, der dichtesten,<br />

die kaum zu trennen ist und beide nicht nur körperlich,<br />

23 Der Danae-Mythos ist in der Kunst vielfach interpretiert worden,<br />

etwa von Correggio, Tizian, Tiepolo sowie Klimt. Vgl. hierzu Larsson, Lars<br />

Olof: Antike Mythen in der Kunst. 100 Meisterwerke. Stuttgart 2009, S.<br />

143 sowie Borggrefe, Heiner: Tizians ruhende <strong>Göttinnen</strong> und Dienerinnen<br />

der Liebe, in: Tacke, Andreas (Hg.): „...wir wollen der Liebe Raum geben“.<br />

Konkubinate geistlicher und weltlicher Fürsten um 1500. Göttingen 2006,<br />

S. 393-421. Dort wird auch die Verbindung von Goldmünzen und Prostitution<br />

diskutiert, vgl. S. 397.<br />

24 Aus ihrer Verbindung entstammt Perseus, der später in Erfüllung<br />

des Orakels seinen Großvater tötet, vgl. Gottschalk, Herbert: Lexikon der<br />

Mythologie. München 1993, S. 151 sowie Dittmann, Lorenz: Die Wiederkehr<br />

der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen Deutung. Paderborn<br />

2001, S. 68ff.


sondern auch seelisch zu einem einzigen Ganzen werden<br />

lässt. Der Kuss, von beiden erwartet, steht im Raum und<br />

verspricht diese Vision wahr werden zu lassen, gemäß<br />

der Erkenntnis Ovids aus der Ars amatoria: „Wer, wenn<br />

er den Kuß genommen, nicht auch noch anderes hinzunimmt,<br />

ist unwürdig gewiß der erhaltenen Gunst.“ 25<br />

Dieses „andere“ ist auch in <strong>Bergonzoli</strong>s Interpretation<br />

von ADAM UND EVA impliziert, die elementar mit der<br />

tradierten christlichen Ikonographie bricht 26 : Die verbotene<br />

Frucht vom Baum der Erkenntnis ist bereits gepflückt,<br />

doch nicht Scham über die Erkenntnis ihrer Nacktheit 27 ist<br />

den Gesten des ersten Menschenpaares zu entnehmen,<br />

sondern vielmehr bereitwilliges Staunen. Adam ist es, der<br />

den Apfel hält: Er kniet vor Eva nieder 28 , um ihr die Frucht<br />

zu reichen, eindeutig ist er der Motor des zu erwartenden<br />

Sündenfalls: Nicht nur ragt der Obstbaum 29 direkt hinter<br />

ihm auf, während Eva von den Federn eines stolzierenden<br />

Pfaues gerahmt wird, auch hat Adam die Schlange längst<br />

erledigt und trägt sie als Armband seiner monströsen<br />

25 Zit. nach Baur, Eva Gesine: Meisterwerke der erotischen Kunst.<br />

Köln 1995, S. 104.<br />

26 Zu den tradierten Adam und Eva Darstellungen in der Kunst siehe<br />

etwa Schnitzer, Claudia und Bischoff, Cordula (Hg.): Mannes Lust & Weibes<br />

Macht. Geschlechterwahn in Renaissance und Barock. Dresden 2005,<br />

Text 1.<br />

27 Zur Bewußtwerdung der Körperlichkeit des ersten Menschenpaares<br />

siehe Karabelnik, Marianne (Hg.): Stripped bare. Der entblößte Körper<br />

in der zeitgenössischen Kunst und Fotografie. Zürich 2004, S. 11.<br />

28 In der deutlichen Betonung der Brüste widerspricht der Künstler<br />

biblischen Berichten nicht, werden sie doch nicht nur als Quellen kraftvoller<br />

Weitergabe des Lebens beschrieben (Genesis 49, 25), sondern auch<br />

mit Erotik konnotiert (Hoheslied 6,8f.). Vgl. hierzu Keel, Othmar: Gott weiblich.<br />

Eine verborgene Seite des biblischen Gottes. Freiburg 2008, S. 36.<br />

29 Die Tatsache, dass sich <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> nicht an die traditionelle<br />

christliche Überlieferung hält, und einen verschiedene Früchte tragenden<br />

Obstbaum in die Darstellung inkludiert, ist wiederum als ironisches Stilmittel<br />

zu werten, mit dem die Varietät der symbolisierten Verführungsmöglichkeiten<br />

angedeutet wird.<br />

Männeruhr auffallend an genau der Hand, die Eva den<br />

Apfel reicht. Eva ist also in <strong>Bergonzoli</strong>s Augen nicht diejenige,<br />

die für die Folgen des Obstgenusses verantwortlich<br />

sein wird, es ist Adam, der wohl darauf zu vertrauen<br />

scheint, dass das hinter ihm eintreffende Einhorn die Konnotation<br />

des Apfels in jenen Bereich verweisen wird, aus<br />

dem es selbst entstammt, in den Bereich der Mythen.<br />

Somit ist der von beiden fixierte Apfel auch nicht länger<br />

unheilvolles Symbol der Sünde, er ist vielmehr Symbol<br />

der Verheissung geworden.<br />

Gerade in der Reduzierung auf schwarz und weiß<br />

gelingt es <strong>Bergonzoli</strong>, das Augenmerk des Betrachters<br />

auf seine Botschaft zu lenken, ohne dass diese zusätzlich<br />

farblich vermittelt werden müsste. Auch JAPAN und<br />

FOUNTAIN OF YOUTH präsentiert der Künstler im Verzicht<br />

auf Farbigkeit, lediglich das Rot im Sonnenschirm der japanischen<br />

Protagonistin, das ihrem Lippenstift korrespondiert,<br />

setzt einzelne Akzente. Im Jungbrunnen hingegen<br />

ist kein Rot vonnöten, auch ohne Farbeinsatz verkörpern<br />

die sechs Akteurinnen das, was sie sind: Wunschbilder<br />

ewig jugendlicher Idealität. Obgleich ihre Haartürme Assoziationen<br />

an Frisuren des Rokoko wachrufen, scheinen<br />

die Damen heutig zu sein, oder auch zeitlos in dem Begehren,<br />

im Fountain of youth zu finden, was sie suchen.<br />

Schon im hohen Mittelalter war die Sage vom Jungbrunnen<br />

in die Literatur eingegangen, Hans Rosenplüt und<br />

Hans Sachs hatten Gedichte zum Thema verfasst und<br />

Rabelais berichtete, wie im „Reich der Quintessenz“ alte<br />

Weiber ein- und umgeschmolzen würden, um wieder<br />

jung zu werden. „Befragt, ob denn auch die alten Männer<br />

eingeschmolzen würden, antwortete er: nein. Diese verjüngten<br />

sich im Umgang mit den jungen Frauen.“ 30<br />

Welchen Ausgang der Umgang mit jüngeren Frauen<br />

haben kann, führt uns <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> mit BARBIE SE­<br />

30 Gemäldegalerie Berlin. 200 Meisterwerke. Berlin 1998, S. 93.


PARATA vor Augen: Ausgestattet mit allen Attributen einer<br />

modernen Göttin der Oberflächlichkeit, hat sie nach der<br />

Separierung ihrem Mann all das genommen, was ihm<br />

lieb und teuer war, ihn entmannt quasi, denn was bleibt<br />

von Ken ohne Privatjet, Auto und Yacht? Barbie hat das<br />

erhalten, was sie zu begehren schien, <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

karikiert sie entsprechend als ironische Perversion des<br />

lockenden Weibes. Die anderen modernen <strong>Göttinnen</strong> im<br />

Œuvre des Künstlers bedürfen keines Mannes, um das zu<br />

bekommen, was sie möchten, sie arbeiten selber dafür:<br />

Entweder machen sie ihr Talent zum Beruf wie die Tänzerinnen<br />

in CAN CAN und die Protagonistin von SHAKIRA<br />

SHAKE oder sie dringen in vormals männliche Bastionen<br />

des Sports ein wie in BEACH POLO. Auch definieren sie<br />

alte weibliche Rollenmuster wie das der Köchin neu in<br />

LOBSTERLICIOUS und COCO BONGO PASTA, indem sie selber<br />

Teil des Rezeptes werden.<br />

Präsentieren sich die modernen <strong>Göttinnen</strong> jedoch attributlos,<br />

lediglich auf ihre komponierte Schönheit reduziert,<br />

so versäumt es der Künstler nicht, den Betrachter zum<br />

Blick hinter die Fassade aufzufordern. Mit seiner ihm eigenen<br />

stilistischen Ironie gestaltet er LIBERTY entsprechend<br />

als Ganzfigur einer Göttin, die sich aus der Seitenansicht<br />

mit offenen Armen dem Betrachter zuwendet, ihr güldenes<br />

Haar verteilend, das sich in unzähligen Voluten ornamental<br />

vor dem roten Bildhintergrund ausbreitet. Vordergründig<br />

ist sie eine idealisierte ästhetische Erscheinung,<br />

bei genauerem Hinsehen jedoch ist zu erkennen, dass<br />

der bestimmende Bildfaktor, das Haar, auch ihre Arme<br />

bildet, welche die Hände aus dem Nichts zu halten scheinen.<br />

Ohne ihr Haar ist diese Göttin haltlos im Wortsinne:<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> betont diese zweite Bedeutungsebene,<br />

indem er Dreiecke monokularer Augen vom Boden unter<br />

ihr Kleid fluten lässt, als Aufforderung an den Betrachter,<br />

sehen zu wollen, was unter der Oberfläche versteckt<br />

sein kann. Die Wahrheit zu entdecken, ist der Protagonistin<br />

von BLUE EPOQUE ebenfalls unumgänglich, ist sie<br />

ja in dem Spiegel zu erkennen, vor dem sich die Göttin<br />

aufgebaut hat. Im erschreckten Zurückweichen muss die<br />

moderne Venus Pudica allerdings erkennen, dass diese<br />

Wahrheit nicht dem entspricht, was sie erwartet hatte,<br />

wirft ihr doch das Spiegelbild ein schwarz-weißes Szenario<br />

realer Tatsächlichkeit vor Augen, das sie unvorbereitet<br />

trifft, sie, die bislang ins Blaue hinein gelebt hatte.<br />

Ironische Konnotationen lässt auch <strong>Bergonzoli</strong>s Version<br />

der MEDUSA nicht vermissen. Wie Ovid zu berichten<br />

weiss, war Medusa von „herrlichster Schönheit“ 31 , am<br />

schönsten jedoch war ihr Haar. Von ihren Reizen angelockt,<br />

überwältigte Poseidon sie im Tempel der Athena<br />

in Roßgestalt. Diese strafte Medusa, indem sie ihr Haar in<br />

Schlangen verwandelte, ihr jedoch die Macht gab, jeden<br />

zu versteinern, der ihr ins Auge blickte. Perseus brach diese<br />

Macht mithilfe Athenas. Sie schenkte ihm ein glänzendes<br />

Schild, mit welchem er nicht nur sich selbst schützte,<br />

sondern zudem Medusas Blick auffing und an sie zurück<br />

leitete. Medusa, die einzig sterbliche der Gorgonen, erstarrte<br />

nun an ihrem eigenen Blick und wurde von Perseus<br />

enthauptet, sterbend noch brachte sie Pegasos und Chrysaor<br />

zur Welt. Das fratzenhafte Haupt der Medusa überbrachte<br />

Perseus der Athena, die es fortan auf ihrem Schild<br />

trug als Zeichen für die Überwindung der Dämonen. Eine<br />

Andeutung dieses Schildes präsentiert <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

dem Betrachter in dem schmalen silbrigen Reif, der das<br />

Medusen-Haupt umrahmt. Doch ist dieser nicht mehr als<br />

ein Band, das den grellgelben Hintergrund freigibt, vor<br />

dem uns das Antlitz Medusas entgegen blickt. Nicht fratzenhaft<br />

ist sie gegeben, nicht erstarrt, sondern vielmehr<br />

höchst lebendig, den erdbeerroten Mund öffnend, als<br />

wolle sie mit den ebenfalls keineswegs toten Schlangen<br />

kommunizieren, die sich in blauen Voluten um ihr Haupt<br />

31 Vgl. für das Folgende Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen.<br />

Mythische Weiblichkeit zwischen Historismus und Secession. Marburg<br />

2005, S. 107-110.


winden. Die roten Köpfe der Schlangen mit der monokularen<br />

Augensignatur verlassen das Rund der rahmenden<br />

Begrenzung und unterstreichen somit ihre Lebendigkeit.<br />

Sie verweisen somit nicht nur auf Pegasos, das geflügelte<br />

Pferd, welches sich im linken Bildeck erhebt, sondern<br />

zugleich auf die Ikonographie des Gemäldes: Nach der<br />

überlieferten Mythologie prangt das Medusenhaupt auf<br />

dem Schild der Athena, zu deren Schutzbefohlenen die<br />

Künstler zählen, während Pegasos das Musenross symbolisiert<br />

32 , Künstler und Muse also sind es, die <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

in seiner Interpretation vereint.<br />

Symbolische Bedeutung transportiert auch die AMA­<br />

ZONENSCHLACHT des Künstlers. Als Gründerinnen mutterrechtlicher<br />

Staaten wurden die Amazonen von einer<br />

Königin befehligt, Männer duldete das mythische Volk<br />

kriegerischer Frauen aus Kappadokien nur zur Zeugung<br />

der Nachkommenschaft 33 . In Heinrich von Kleists Penthesilea<br />

tötet die Amazonenkönigin Achill, indem sie ihn<br />

mit einer Hundemeute zerreisst und sich im Anschluss<br />

fragt: „Küss ich ihn tot? ... So war es ein Versehen. Küsse,<br />

Bisse/ das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt/<br />

Kann schon das eine für das andere greifen.“ 34 Hier klingt<br />

an, was die Amazonen verkörpern: Die Verbindung von<br />

Erotik und Kampf, Lust und Tod. So reiten die Amazonen<br />

meist nackt und ohne Sattel, nicht nur in künstlerischen<br />

Interpretationen vergangener Jahrhunderte 35 , sondern<br />

auch in <strong>Bergonzoli</strong>s Version: Der Künstler präsentiert dem<br />

Betrachter acht unbekleidete Amazonen, die im Wasser<br />

zu galoppieren scheinen 36 . Zwar erhebt sich der Bildhintergrund<br />

in unbestimmtem Rot, doch lassen die Fischschwänze<br />

der Rösser sowie die Muschelhelme, welche<br />

die Häupter der Reitenden zieren, erahnen, dass dieses<br />

Rot symbolischen Charakter hat: Es ist die Liebe, um die<br />

gekämpft wird. Der Gegner bleibt unsichtbar, er ist nicht<br />

zu fassen – ist es ein Mann, um den gekämpft wird, oder<br />

der bekämpft wird? Als Sieger stehen in jedem Fall die<br />

Amazonen fest: Anstelle der tradierten Pfeile und Bogen<br />

sind sie mit Poloschlägern ausgestattet, soeben ist ein<br />

Treffer gefallen, eine der Kämpferinnen hat den Ball exakt<br />

zwischen zwei quallenförmige Gebilde platziert, die<br />

das Tor substituieren. Auch ohne sichtbaren Gegner lässt<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> also die Amazonen als Siegerinnen<br />

vom Platz gehen, eine höchst ironische Transformierung<br />

des Mythos in die Neuzeit, ist doch impliziert, dass Frauen<br />

siegreich bleiben, selbst im Kampf gegen einen unsichtbaren<br />

Feind.<br />

Siegreich bleibt auch OPHELIA: Der Künstler zeigt in<br />

seiner Adaption der berühmten Szene aus Shakespeares<br />

Hamlet keine melancholische Beweinung eines sterbenden<br />

Mädchens, sondern präsentiert dem Betrachter eine<br />

autarke Frau, die sich willentlich den Fluten überlässt.<br />

Nach dem Tod ihres Vaters, den Hamlet versehentlich<br />

verschuldet hatte, ertränkt sich Ophelia. 37 <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

jedoch fokussiert nicht den bewegenden Augenblick,<br />

da sich das in den Wellen treibende Mädchen noch eben<br />

32 Vgl. hierzu Gottschalk, Herbert: Lexikon der Mythologie. München<br />

1993, S. 199 und 217.<br />

33 Viele antike Autoren erwähnen die Amazonen, Hauptquelle sind<br />

Diodoros und Strabon.<br />

34 Zit. nach Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen. Mythische Weiblichkeit<br />

zwischen Historismus und Secession. Marburg 2005, S. 79.<br />

35 Vgl. etwa die Bronzeplastik Franz von Stucks.<br />

36 Herodot, Plutarch und Justinus schildern den Kampf der Griechen<br />

unter ihrem Anführer Theseus gegen die Amazonen am Thermodonfluß,<br />

eventuell liegt in diesen Berichten der Auslöser für <strong>Bergonzoli</strong>s Neuinterpretation<br />

und deren Situierung unter Wasser verborgen.<br />

37 Claudius hatte sich durch den Brudermord an Hamlets Vater und die<br />

Ehe mit Hamlets Mutter Gertrud den Thron von Dänemark erschlichen.<br />

Der Geist des toten Vaters verpflichtete Hamlet zur Rache. Zeitweilig dem<br />

Wahnsinn verfallen, wies Hamlet die ihn liebende Ophelia zurück und<br />

verschuldete versehentlich den Tod ihres Vaters.


über Wasser hält, den Tod bereits vor Augen 38 , vielmehr<br />

scheint seine Protagonistin nur ein kathartisches Bad im<br />

seerosenreichen Gewässer zu nehmen, um erstarkt diesem<br />

wieder zu entsteigen. Nicht das traurige Ende bannt<br />

der Künstler also auf die Leinwand, sondern den Moment<br />

der Entscheidung Ophelias, ins Wasser zu gehen, der als<br />

selbstbestimmt interpretiert wird.<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>s Akte streben ebenfalls danach,<br />

autarke Persönlichkeiten mit eigenmächtigem Handlungsvermögen<br />

zu verkörpern. „Der Akt ist dazu verdammt,<br />

niemals nackt zu sein, der Akt ist eine Form der Bekleidung.“<br />

39 Im Gegensatz zum entblößten Körper unserer<br />

täglichen fleischlichen Realität, definiert der „Akt“ dessen<br />

künstlerische Interpretation, die gestalterische Formung<br />

von Nacktheit zum Kunstwerk. Entsprechend den mehr<br />

oder weniger bekleideten <strong>Göttinnen</strong>, idealisiert <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong> auch seine Akte zu typisierter Makellosigkeit.<br />

Vor grünem, gelbem oder fuchsiarotem Grund präsentiert<br />

38 Vgl. etwa die Interpretation von Millais, London, Tate, oder die Versionen<br />

von Delacroix, Paris, Louvre und München, Neue Pinakothek.<br />

39 Berger, John u.a.: Sehen. Das Bild der Welt in der Bilderwelt. Reinbeck<br />

1974, S. 51. Ähnliches beschreibt Udo Liebelt 1984 mit seiner Feststellung<br />

„Akt ist anders als nackt“, zit. nach Hansmann, Doris: Akt und<br />

nackt. Der ästhetische Aufbruch um 1900 mit Blick auf die Selbstakte von<br />

Paula Modersohn-Becker. Weimar 2000, S. 19.<br />

der Künstler seine Auffassung liegender Körper 40 , deren<br />

variierende Posen zwar die konstruierte Idealität nicht<br />

verbergen, jedoch niemals alle Details ihrer Anatomie<br />

preisgeben 41 . Der ironische Blick, den die Protagonistinnen<br />

dem Betrachter zuwerfen, mag eine Warnung sein,<br />

die <strong>Göttinnen</strong> nicht zu instrumentalisieren, scheinen doch<br />

ihre High Heels die Macht zu besitzen, jeden, der ihnen zu<br />

nahe tritt, aus dem Bild zu stoßen.<br />

Wiederum also ist Ironie begleitendes Stilmittel <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong>s, ihn verbindend mit vielen Künstlern einer<br />

Strömung, über alle Diversifikationen hinweg: den Künstlern<br />

der Pop Art. Pop Art nicht im Sinne einer endlichen<br />

Bewegung, die eine Epoche geprägt hat, sondern vielmehr<br />

als heterogenes Formenvokabular, das seit seiner<br />

Entstehung die Unterscheidung zwischen Hoch- und<br />

40 Die kleineren Versionen der Akte, die „little flowers“, weisen<br />

delikatere Posen auf als Ihre großformatigen Schwestern. Der Präsentationspraxis<br />

vergangener Jahrhunderte folgend, werden sie daher in<br />

einem Séparée aufbewahrt und nur nach Voranmeldung einzeln gezeigt.<br />

Gesonderte Hängung spezieller Kostbarkeiten hat in der Sammlungsgeschichte<br />

eine lange Tradition: So hing Botticellis „Venus“, gemalt für die<br />

Villa des Lorenzo de Medici in Castello, zunächst in einem Raum, zu dem<br />

Frauen keinen Zutritt hatten, Goyas unbekleidete „Maja“ wurde in einem<br />

intimen Bilderkabinett aufbewahrt, Courbets „L‘Origine du monde“ wurde<br />

hinter Landschaftsgemälden verborgen und auch Rodins „Kuss“ war in<br />

den ersten Jahren seiner Ausstellung oft hinter Vorhängen versteckt und<br />

nur erwachsenen männlichen Besuchern zugänglich (vgl. hierzu Chicago,<br />

Judy und Lucie-Smith, Edward: Der andere Blick. Die Frau als Modell und<br />

Malerin. München 2000 sowie Mai, Ekkehard: Entzauberung und Mystifikation.<br />

Wechselbilder der Venus-Olympia von Cabanel bis Cézanne, in:<br />

Venus. Bilder einer Göttin. Ausstellungskatalog Alte Pinakothek München<br />

2001, S. 108-123, S. 107, Badelt, Sandra: Die nackte Wahrheit. Betrachtungen<br />

zum exponierten Geschlecht in der zeitgenössischen Kunst, in:<br />

Diana und Actaeon. Der verbotene Blick auf die Nacktheit. Ausstellungskatalog<br />

Museum Kunstpalast Düsseldorf 2008, S. 199-201, S. 199 sowie<br />

Bonnet, Anne-Marie: Das Thema „Paare“ bei Rodin, in: Diess. u.a. (Hg.):<br />

Auguste Rodin. Der Kuss. Die Paare. Ausstellungskatalog Kunsthalle der<br />

Hypo-Kulturstiftung. München 2006, S. 36-43, S. 22).<br />

41 Auch in der griechischen Kunst der Antike wurde der weibliche<br />

Akt ohne Geschlechtsorgane gezeigt. Vgl. hierzu Kelperi, Evangelina: Die<br />

nackte Frau in der Kunst. Von der Antike bis zur Renaissance. München<br />

2000, S. 8.


Alltagskultur nivelliert hat 42 . Zwar greift die Bezeichnung<br />

„Neo-Pop-Art“ nicht allein, um <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>s Œuvre<br />

zu kategorisieren, zu facettenreich präsentiert es sich,<br />

doch ist die Nähe des Künstlers zu der visuellen Ausdrucksweise<br />

der Pop Art nicht zu verhehlen. Durchgängig<br />

finden sich in seinem Werk entsprechende Verortungen:<br />

Mit Roy Lichtenstein teilt <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> die Beschränkung<br />

auf wenige Grundfarben und schwarz sowie die betonte<br />

Umrißzeichnung 43 , mit James Rizzi die humoreske<br />

Typisierung moderner Urbanität 44 , mit Keith Haring die<br />

schematische Ikonosierung der Comic-Sprache 45 , mit Jeff<br />

Koons die Nobilitierung des künstlerischen Kitsches und<br />

mit Mel Ramos schließlich die Wahl des Sujets: Die Darstellung<br />

von Frauen 46 . Doch auch für die Gestaltung dieses<br />

bevorzugten Motivs in seinem Œuvre gilt, was Francesca<br />

Bianucci einst konstatierte: „<strong>Bergonzoli</strong> doesn‘t want to<br />

own reality, as Pop-Art does, he wants to create his own<br />

and personal reality within it.“ 47<br />

mit Versatzstücken der modernen Alltagskultur, eine neue<br />

Mythologie erschaffend, die Friedrich Schlegels Postulat<br />

trefflich erfüllt und tatsächlich das „künstlichste aller<br />

Kunstwerke“ 48 darstellt. In ihrer ironisierten Typisierung<br />

und überhöhten Idealisierung augenscheinlich als artifiziell<br />

charakterisiert 49 , sind die <strong>Göttinnen</strong> somit als das<br />

wertzuschätzen, was sie darstellen: „Kunstgöttinnen“ 50 ,<br />

die Künstlichkeit verkörpern und zugleich Kunst sind.<br />

Dr. Sonja Lechner M.A.<br />

Kunsthistorikerin<br />

Diese seine persönliche Realität kreiert <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

in seinen <strong>Göttinnen</strong>bildern als Montage aus höchst<br />

durchdachten Neuinterpretationen mythologischer Topoi<br />

42 Vgl. hierzu etwa Livingstone, Marco (Hg.): Pop Art. München 1992,<br />

S. 263 sowie Funcke, Bettina: Pop oder Populus. Kunst zwischen High und<br />

Low. Köln 2007, S. 152ff.<br />

43 Vgl. etwa die Aufsätze des Autors zu Lichtenstein in Spies, Werner:<br />

Von Pop Art bis zur Gegenwart. Berlin 2008.<br />

44 Vgl. Rizzis Darstellungen urbanen Lebens in Rizzi, James und Bührer,<br />

Peter: My New York City. Stuttgart 2012.<br />

45 Vgl. Celant, Germano (Hg): Keith Haring. München 1997, S. 30f.<br />

sowie Gundel, Marc: Keith Haring. Short Messages. Posters. München<br />

2002, S. 7.<br />

46 „‘Und die Antwort lautete stets: nein‘, sagt Mel Ramos zu der sich<br />

selbst wohl täglich gestellten Frage, ob überhaupt irgendein anderes<br />

Sujet ihn so sehr faszinieren könnte wie die Frauen.“ (Letze, Otto: Mel<br />

Ramos. 50 Jahre Pop-Art. Ausstellungskatalog Tübingen 2010, S. 8).<br />

47 Caoscity‘s di <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>. Ausstellungskatalog Buenos Aires<br />

2007, S. 21.<br />

48 Friedrich Schlegel: Rede über die Mythologie, zit nach: Karentzos,<br />

Alexandra: Kunstgöttinnen. Mythische Weiblichkeit zwischen Historismus<br />

und Secession. Marburg 2005, S. 26.<br />

49 Fast scheint es, als folge <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> in seiner idealisierten<br />

Konstruktion weiblicher Körper der Legende des Zeuxis: Dieser hatte<br />

laut Plinius ein Bildnis der schönen Helena aus verschiedenen Modellen<br />

anmutiger Frauen zu einem Idealbild komponiert, da er Perfektion in der<br />

Realität nicht in einem einzelnen Mädchen finden konnte und deshalb aus<br />

der Summe gewählter körperlicher Einzelteile zu erschaffen versuchte.<br />

Damit abstrahierte Zeuxis die Schönheit gewissermaßen auf ihre Idee.<br />

50 Karentzos, Alexandra: Kunstgöttinnen. Mythische Weiblichkeit<br />

zwischen Historismus und Secession. Marburg 2005 , S. 157.


MAURO BERGONZOLI<br />

Der am 24.12.1965 in Mailand geborene Künstler begann<br />

mit sechs Jahren, sich künstlerisch zu betätigen und verkaufte<br />

bereits im Alter von vierzehn eigene Zeichnungen<br />

und Comics. Dennoch entschied er sich zunächst für eine<br />

Laufbahn in der Werbung. Als einer der erfolgreichsten Werbefilmer<br />

Italiens besaß er mehrere Agenturen, bevor er im<br />

Jahr 2000 beschloss, sich fortan ausschließlich der Kunst zu<br />

widmen – und den Frauen natürlich: <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> hat<br />

vier Töchter. Mit seiner bayerischen Muse und ihrer gemeinsamen<br />

Tochter lebt und arbeitet der Künstler in seinem Atelier<br />

in München, zusammen bereisen sie die Welt.


“And God created Woman”<br />

Goddesses in the Œuvre of <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

“Woman’s nudity is wiser than<br />

the philosopher’s teachings…”<br />

Max Ernst<br />

For Pablo Picasso there were two types of Women:<br />

“Goddesses and doormats”. For <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

only Goddesses exist. They populate his Œuvre in all<br />

their manifestations: as modern Goddesses of everyday<br />

life, as mythological creatures of past eras, as well as<br />

transcending models of timeless nudity. Following the<br />

insight of Charles Fourier, that Eroticism is the “requirement<br />

of every artwork”, <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s Goddesses present<br />

themselves with confidence to their beholder. Their<br />

erotic radiance is therefore bound to the modality of<br />

insinuation, namely the inviting, yet always unreachable<br />

desire. In times of nude omnipresence, in which real<br />

nakedness is unavoidable in almost all media and only<br />

few body parts remain concealed to the Observer, <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong> creates compositions of perfect Goddesses,<br />

whose constructed ideality seem to embody what Plato<br />

apostrophized in the Symposium: May man make use of<br />

the sensual appetite in order to arrive through this and<br />

beyond this to the knowledge of the truth and the good.<br />

Plato has Socrates report back to him the erotic teachings<br />

studied with the priestess Diotima, who characterizes the<br />

essence of Eros as lust for beauty: “And the true order of<br />

going, or being led by another, to the things of love, is<br />

to begin from the beauties of earth and mount upwards<br />

for the sake of that other beauty, using these as steps<br />

only, and from one going on to two, and from two to<br />

all fair forms, and from fair forms to fair practices, and<br />

from fair practices to fair notions, until from fair notions he<br />

arrives at the notion of absolute beauty, and at last knows<br />

what the essence of beauty is.” Hence, Eros receives<br />

“philosophical dignity” in keeping with “the thought,<br />

that Western Civilization sees the truth as a woman, who<br />

looks for exposure without ever fully revealing herself to<br />

the lusting seeker of enlightenment”.<br />

So, when <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> floods the view of the<br />

observer with visual thunderstorms of female bodies,<br />

their composition mirrors the painter’s cognitive process,<br />

and the in his eyes essential search for the feminine.<br />

In his vision of women, he indirectly includes himself:<br />

His interpretation shows the precisely orchestrated,<br />

meticulously composed idealization of a type of woman,<br />

without the need for her impeccable super elevation,<br />

as stated by Cennino Cennini, who in 1435 in his “Libro<br />

dell’arte” proclaims it to be unnecessary for an artist to<br />

study the correct proportions of the female body, since<br />

they don’t exist. The serial typecast of his protagonists is<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s hymn to beauty in his entirely own<br />

rendition. The Goddesses of the artist never showcase<br />

themselves to the spectator, but rather appear poised in<br />

the way they want to be perceived: They are at all times<br />

aware of their sensuous impact, yet steer this power<br />

independently and autonomously. The black contour,<br />

which frames their silhouette, accentuates the plasticity<br />

of their bodies. Abstaining from light modulation and<br />

tonality keeps the internal coloring purposely flat and the<br />

dominance of the outline unbroken. The graphic line is<br />

enhanced: Also the consistent monocular presentation<br />

of the eye, which since the year 2000 not only graces<br />

the faces of the depicted but has also become the iconic<br />

feature of the artist’s signature, exists solely through<br />

the contour. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> always shows the eye<br />

of his actors as viewed from the front, as well as the<br />

equally black outlined, mostly open mouth. No matter<br />

what position they might find themselves in, the<br />

Goddesses seem to steadily and provocatively glance<br />

at their beholder, virtually addressing him, summoning


him to dare take a second look and enter a different level<br />

of reflection. The expression of the depicted encourages<br />

the viewer to discover a well-studied and masterfully<br />

crafted work, which with ironic stylistic devices carries<br />

hidden meanings. Despite the uniformity in their ideal<br />

construction, what unites <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s Goddesses<br />

is their diversity: They personify both mythological and<br />

modern characters, invented and existing ones, embodied<br />

in colored settings as well as in black and white reductions.<br />

“The new mythology must be… the most artificial<br />

of all artworks”, stated Friedrich Schlegel as early as the<br />

beginning of the 19 th century. As if she were obeying<br />

this dictum, <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s VENUS appears in an<br />

undefined gold sculpted space. The Goddess stands<br />

before a gigantic Seashell formation, which shields her<br />

alabaster body, shown from the side view, up to the<br />

height of her breasts. Wearing, or rather almost not<br />

wearing, a translucent scarf, she is enwrapped by her<br />

flowing hair: It cascades down in spirals, wildly undulating<br />

into the golden background, as if substituting actual ocean<br />

waves, which are generally expected in Venus portrayals.<br />

The Observer is left searching in vain for the water born<br />

companions, no Tritons and Nereids splashing around the<br />

Goddess, instead light blue bunnies tumble through the<br />

painting and enjoy themselves inside the frame of the<br />

protagonist’s magnificent hair.<br />

The Goddess of beauty and love according to Hesiod,<br />

was born from the foam which the member of Uranus,<br />

severed by Kronos, oozed into the Sea, and so she<br />

received the epithet Anadyomene. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

avoids the localization of his Goddess in the element<br />

from which she arose: no water drop is to be found on<br />

his Interpretation, and her attribute, the Seashell, remains<br />

disconnected from her surroundings. This Venus could<br />

perform everywhere, she is detached from time and<br />

space, the artist has demythologized her by transferring<br />

her into the present. He refers back to the passed on<br />

tradition of long-established painting subjects, in order to<br />

show the unveiled present: Venus triumphs as the eternal<br />

feminine beyond all times, “as everlasting sensation of<br />

the senses in shape of the woman.” In this way not only<br />

the bunnies explain their presence close to the goddess<br />

as an ironic counteract of today’s playboy bunnies, also<br />

the “Pudica” gesture of covering her womb with her<br />

hand, no longer seems to be an expression of genital<br />

modesty but rather an acutely contemporary and erotic<br />

hint. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s Venus is thus divine and human<br />

at once, her inviting glance seems to communicate to<br />

the spectator what Homer stated in his Hymnus, namely<br />

that Goddesses also nourish human longings: “But upon<br />

Aphrodite herself Zeus cast sweet desire to be joined in<br />

love with a mortal man, to the end that, very soon, not<br />

even she should be innocent of a mortal’s love.”<br />

Half human, half divine is also how <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

presents us his Naiads, Nereid’s and Oceanides,<br />

who appear in his work as mermaid creatures. “The<br />

symbiosis of woman and fish related to Aphrodite as a<br />

double significance: The fish according to the myth was<br />

born with the Goddess and hence is a zoon erotikón.”<br />

Whether BUONGIORNING, AQUARIO, BLUE CHECK, SEA<br />

GODDESS, DANZA DELLE SIRENE, MERMAID IN A BOX,<br />

or DONNA PERFETTA, all their protagonists not only<br />

pay homage to the artist’s search for his very own<br />

definition of eternal beauty, but also to mythology in the<br />

contemporary version. Their fishtail hence indeed points<br />

to the permanent dialogue of the artist with traditional<br />

mythology, yet now emerges symbolically, anonymously,<br />

and de-individualized, virtually as an “allégorie idéelle”,<br />

which reminds the beholder that the adoration of eternal<br />

femininity possesses timeless permanence.<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s playful and ironic reference to<br />

antique mythology also arises in his interpretation of


EUROPA. Zeus had approached the daughter of King<br />

Agenor of Tyros and of Telephassa in the form of a bull,<br />

while she was playing on the Beach. Europa mounted<br />

his back and allowed him to abduct her to Crete, where<br />

she became the God’s lover. Countless artists have delved<br />

into this topic, often interpreting the moment of the first<br />

encounter between bull and virgin, which Ovid describes<br />

to us in his Metamorphoses: “But though he seemed so<br />

gentle she was afraid at first to touch him. Soon she drew<br />

close and held flowers out to his glistening mouth. The<br />

lover was joyful and while he waited for his hoped-for<br />

pleasure he kissed her hands. He could scarcely separate<br />

then from now. When her fear gradually lessened he<br />

offered his chest for virgin hands to pat and his horns<br />

to twine with fresh wreaths of flowers. The royal virgin<br />

even dares to sit on the bull’s back, not realizing whom<br />

she presses on, while the god, first from dry land and<br />

then from the shoreline, gradually slips his deceitful<br />

hooves into the waves.” Unaware and shy is Europa in<br />

the description of Ovid, the bull is clearly the determining<br />

actor, even if he knows how to initially disguise his true<br />

intention in order to win the virgin’s trust, “until the lust,<br />

the anticipated, would be his.”<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> does not follow this characterization<br />

of Europa. His maiden is an utterly anchored in the<br />

present personality, who shows no sign whatsoever of<br />

wanting to obey the God in animal form. On the contrary:<br />

It is she who decides what shall come of this encounter.<br />

By clothing Europa in a Torera costume and handing her a<br />

voluminous scarf, he switches with his own stylish irony<br />

the rolls of the protagonists.<br />

depriving them equally. The Odalisks dance for the sake<br />

of dance, as is their calling, yet POMONA connects with<br />

her dancing and moves an absolute purpose, which is to<br />

bring her hallmark, the banana skirt, which the artist ties<br />

around her waist, to vibrate. Naturally it is not a traditional<br />

attribute of the classic Goddess of tree fruits, but again a<br />

modern reinterpretation of <strong>Bergonzoli</strong>, which evokes the<br />

association to Josephine Baker and therefore also anchors<br />

this Goddess into modernity. Whether her dance or the<br />

multicolored fruits seemingly growing from her hair are<br />

able to entice her consort Vertumnus, the artist leaves<br />

unexplained, and POMONA keeps on dancing alone.<br />

Male presence on the other hand defines <strong>Bergonzoli</strong>’s<br />

versions of the LEDA and the DANAE. As Hyginus and Ovid<br />

passed on, Zeus became enflamed with love for Leda, the<br />

wife of Tyndareos, King of Sparta, and loved her in form<br />

of a Swan. As a consequence, Leda bears two eggs, out of<br />

which come forth Helena and Dioskuren. This theme has<br />

been interpreted manifold in the classical world. <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong> presents to us his version in black and white<br />

reduction. The encounter of the unlikely couple takes<br />

place in an empty location, in front of black background,<br />

out of time and space. Only the branch of the Eurotas,<br />

in which Leda bathed when Zeus appeared to her, the<br />

artist paints bright red. In this way they no longer seem<br />

to belong to the element of water, but rather to fire, the<br />

fire of passion, which connects the pair. <strong>Bergonzoli</strong>’s work<br />

is complete presence, a record of momentary intimacy<br />

between both actors. It is the highest of all Gods who is<br />

concealed behind the Swan; it is he who Leda receives<br />

with closed eyes.<br />

Equally full of determination the three ODALISKS reveal<br />

themselves to their Observer. Again, <strong>Bergonzoli</strong> plays<br />

ironically with the connotation of long-established Topoi<br />

and lets his Harem Ladies freely dance through colorful<br />

backgrounds, presenting their bodies to the spectator and<br />

In order to approach his beloved, Zeus manifests<br />

himself in multiple forms. For Danae he chooses a<br />

metamorphosis, which does not originate from the<br />

animal world. Danae was the daughter of King Akrisios<br />

of Argos, who had received the prophecy that one day


his grandson would kill him. In order to keep his daughter<br />

from meeting men, Akrisios locked her into a bronze<br />

room. This however did not prevent Zeus to lie with her<br />

in form of gold rain. Again <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> presents<br />

a version to the beholder, in which all interference has<br />

been eliminated: naked Danae lies in undefined darkness;<br />

only the flowing hair serves as her bed. The occurrence<br />

is neither classifiable in its location, nor in its time. It<br />

could be happening today or have occurred centuries<br />

ago. The event is therefore transcends time and raises<br />

the claim to perennial significance. What solely counts is<br />

neither the place nor the time of the events, but only the<br />

moment itself, that moment, when the gold showers on<br />

Danae’s body. Once again <strong>Bergonzoli</strong> shows his actress<br />

autonomous; nothing keeps her from escaping the golden<br />

rain, no walls, no barriers, no other person: She is vessel<br />

for a happening, which she wants to experience.<br />

While in the interpretations of Leda and Danae the<br />

man is only depicted indirectly, in the works CHINA IN<br />

LOVE, FIRST DANCE as well as ADAM AND EVE he emerges<br />

in all his manhood. Both China in Love and First Dance<br />

symbolize the artist’s very own vision of bliss: The vision<br />

of two individuals melting into one embrace, the most<br />

impermeable of all, which is hardly separable, and makes<br />

the two into one whole, physically and spiritually. The<br />

kiss, expected by both, fills the air and promises to make<br />

this vision come true, in accordance with Ovid from the<br />

Ars amatoria: “ If someone takes kisses but does not take<br />

the rest, that man deserves to lose even what he has<br />

gained.”<br />

This “rest” is also implied in <strong>Bergonzoli</strong>’s interpretation<br />

of ADAM AND EVE, which fundamentally breaks with the<br />

traditional Christian iconography: The forbidden fruit from<br />

the tree of knowledge has already been picked, but it is<br />

not shame of the realization of their nudity which can<br />

be read in the gestures of the human couple, but on the<br />

contrary unhesitant marvel. Adam is the one, holding the<br />

apple: He kneels down before Eve, to hand her the fruit,<br />

clearly he is the driving motor behind this lapse of sin:<br />

Not only does the tree carrying all fruits spring up directly<br />

behind him, while Eve is framed by the feathers of the<br />

peacock strutting behind her, also Adam has by now slain<br />

the snake and wears it as the wristband of a monstrous<br />

men’s watch noticeably on the very hand that passes Eve<br />

the apple. Hence Eve is not in <strong>Bergonzoli</strong>’s eyes the one<br />

who will be made responsible for the consequences of<br />

the fruit indulgence; it is Adam, who seems to trust in the<br />

fact that the Unicorn arriving behind him will catapult the<br />

connotation of the apple back to the realm from which it<br />

originated, the realm of myth. In consequence the apple<br />

fixated by both is no longer a fatal symbol for sin, but has<br />

become the symbol of promise.<br />

Especially in the reduction of black and white<br />

<strong>Bergonzoli</strong> succeeds in shifting the observer’s focus on<br />

the message, without having to additionally convey them<br />

in color. The artist also presents JAPAN and FOUNTAIN<br />

OF YOUTH with hardly any color, merely the red of the<br />

Japanese protagonist’s parasol, which corresponds with<br />

her lipstick and sets individual accents. In the Fountain of<br />

Youth on the other hand there is no need for red: even<br />

without color the six actresses embody that which they<br />

are: Perfect images of eternally young ideality. Although<br />

the hair towers awaken associations to rococo hairstyles,<br />

the Ladies seem to be contemporary, as well as timeless<br />

in their desire to find inside the fountain of youth what<br />

they are searching for. As early as the late Middle Ages the<br />

legend of the fountain of youth had been written about in<br />

literature. Hans Rosenplüt and Hans Sachs had composed<br />

poetry about the theme and Rabelais reported how in the<br />

“Realm of quintessence” old hags were melted down and<br />

recast, to become young again. “ Asked if old men could<br />

also be melted, he replied: No. They rejuvenate when<br />

they spend time with young women.”


What consequence spending time with younger<br />

women can have, is shown to us by <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

in BARBIE SEPARATA: equipped with all attributes of<br />

a modern Goddess of superficiality, she has after the<br />

separation taken all things expensive and dear from her<br />

husband, virtually emasculating him, since what remains<br />

of Ken without private jet, car and yacht? Barbie received<br />

that which she seemed to desire. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

caricatures her appropriately as ironical perversion of the<br />

seductive woman. The other modern Goddesses in the<br />

Œuvre of the artist do not require a man to get what<br />

they want; instead they work for it themselves: Either<br />

they make their talent their job like the dancers in CAN<br />

CAN and the protagonist SHAKIRA SHAKE or they enter<br />

the formerly male bastions of sport like in BEACH POLO.<br />

They also redefine old perceptions of the female role as<br />

the cook in LOBSTERLICIOUS and COCO BONGO PASTA, by<br />

becoming part of the recipe themselves.<br />

When the modern Goddesses present themselves<br />

without attributes, simply reduced to their composed<br />

beauty, the artist does not fail to invite the beholder for a<br />

glance behind the façade. With his very own ironic style<br />

he creates LIBERTY accurately as a full figured Goddess,<br />

who from the profile view opens up her arms towards the<br />

beholder, arranges her golden hair, which in infinite waves<br />

ornamentally spreads in front of the red background. On<br />

the surface she is an idealized aesthetic vision. Upon closer<br />

study it becomes apparent, that the defining factor of the<br />

painting, the hair, also constitutes her arms, which seem<br />

to hold the hands out of the nothing. Without her hair<br />

this Goddess is literally unsupported: <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

emphasizes this second level of importance, by letting<br />

triangles of mononuclear eyes flood from underneath<br />

her dress, inviting the spectator to want to see, what<br />

is hidden underneath the surface. Discovering the truth<br />

is also inescapable for the protagonist of BLUE EPOQUE,<br />

since she is recognized in the mirror, in front of which<br />

the Goddess has placed herself. In the act of frightfully<br />

taking a step back the modern Venus Pudica certainly<br />

must realize that this truth does not match what she had<br />

expected, the Mirror image shows her a black and white<br />

scenario of real actuality, which finds her unprepared, she<br />

who until now had been living into the blue.<br />

<strong>Bergonzoli</strong> surely doesn’t leave us wanting for ironic<br />

connotations in his version of the MEDUSA. As Ovid<br />

reported, the Medusa possessed the “most glorious<br />

beauty”, but the most beautiful was her hair. Attracted<br />

by her charms, Poseidon, in form of a Steed, overwhelms<br />

her in the Temple of Athena. She then punishes Medusa,<br />

by transforming her hair into snakes, yet giving her the<br />

power to petrify anyone who looks into her eyes. Perseus<br />

broke this power with help of Athenas. She bestowed<br />

him with a shiny shield, with which he protected not only<br />

himself, but also caught Medusa’s glance and redirected it<br />

back at her. Medusa, the only mortal Gorgon, froze at the<br />

sight of her own face and was decapitated by Perseus,<br />

while dying still giving birth to Pegasus and Chrysaor.<br />

Perseus delivered the grotesque head of Medusa to<br />

Athena, who henceforth wore it on her shield as a sign of<br />

victory over the demons. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> presents to the<br />

viewer with a hint of this shield in form of a slender silver<br />

ring framing Medusa’s head. Yet it is nothing but a band,<br />

which opens into the bright yellow background, in front of<br />

which Medusa’s visage looks at us. She is not presented<br />

grotesque, not frozen, instead most lively, opening the<br />

strawberry red mouth, as if wanting to communicate with<br />

the also far from dead snakes, who in blue swirls curl<br />

around her head. The red snakeheads with mononuclear<br />

eye signature leave the circle of the framing barrier and<br />

underline their vitality. They in so doing not only point<br />

to Pegasos, the winged horse, which rises from the left<br />

corner of the image, but likewise to the iconography of<br />

the painting: According to ancient mythology the Medusa<br />

head boasts on the shield of Athena, the patron protector


of the artists, while Pegasos symbolizes the horse of<br />

the Muse. It is therefore artist and Muse whom <strong>Mauro</strong><br />

<strong>Bergonzoli</strong> unifies in his interpretation.<br />

Symbolic meaning is also carried by “FIGHTING<br />

AMAZONS” created by the artist. Founders of matriarchal<br />

states, the Amazons were commanded by a queen, while<br />

men were only endured by this mythical tribe of martial<br />

women from Cappadocia for procreation of offspring. In<br />

the Penthesilea of Heinrich von Kleist the Amazon queen<br />

Achill, by shredding him with a pack of hounds and finally<br />

asking herself: “Did I kiss him to death?...It was a mistake.<br />

Kisses, bites/ They rhyme, and whoever rightly loves<br />

from the heart/ Can easily take one for the other.” Here<br />

the sound of what the Amazons embody comes through:<br />

The connection of eroticism and combat, desire and death.<br />

Thus the Amazons ride mostly naked and bareback, not<br />

only in artistic interpretations of past centuries, but also in<br />

<strong>Bergonzoli</strong>’s version: The artist presents the beholder with<br />

eight undressed Amazons, who seem to be galloping in the<br />

water. Admittedly the painting background rises in endless<br />

red, yet the horses’ fishtails and the Shell helmets, which<br />

decorate the heads of the riders, foreshadow that this red<br />

is of symbolical nature: It is love, they are fighting for. The<br />

opponent remains invisible, he is unreachable – is it a man<br />

they are fighting for, or who is being fought? The winners<br />

are clearly the Amazons: Instead of the traditional bows and<br />

arrows they are equipped with polo mallets, a goal was just<br />

shot, one of the fighters just placed the ball exactly between<br />

two jellyfish shaped creatures, which substitute for the goal.<br />

Even without a visible opponent <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> allows his<br />

Amazons to leave the field as winners, a highly interesting<br />

ironical transformation of the mythos into modern times,<br />

since it is implied, that women remain victorious, even in<br />

the fight against an invisible enemy.<br />

Victorious remains also OPHELIA: the artist shows in<br />

his adaption of the famous scene out of Shakespeare’s<br />

Hamlet not a melancholy lamentation of a dying girl, but<br />

presents his beholder with an independent woman, who<br />

willingly gives herself to the floods. After the death of<br />

her father, for whose death Hamlet accidentally carries<br />

responsibility, Ophelia drowns herself. <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong><br />

however does not focus on the moving moment, when<br />

gliding along the waves the girl barely stays above water,<br />

death before her eyes. Instead his protagonist seems to<br />

simply take a cathartic bath in the water lily rich water,<br />

in order to arise from it with new strength. Not the<br />

sad ending is captivated on the artist’s canvas, but the<br />

moment of Ophelia’s decision, to enter the water, which<br />

is interpreted as a conscious choice.<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>’s nudes also strive to embody<br />

independent personalities, with the power of acting on<br />

their own authority. “The nude is condemned to never<br />

be naked, the nude is a form of clothing.” In contrast to<br />

the exposed body of our daily carnal reality, the “nude”<br />

defines the body’s artistic interpretation, the creative<br />

shaping of nudity into artwork. Equal to the more or less<br />

dressed Goddesses, <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> also idealizes his<br />

Nudes to typed impeccability. In front of green, yellow<br />

and fuscia red backgrounds the artist presents his vision<br />

of lying bodies, whose varying poses don’t hide the<br />

constructed reality, and still never reveal all details of their<br />

anatomy. The ironic glance, which the protagonists throw<br />

at their beholder, may act as a warning, not to exploit<br />

the Goddesses, since their high heels seem to have the<br />

power to kick out anyone, who takes one step to close.<br />

Yet again irony is the accompanying stylistic device<br />

of <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>, connecting him with many artists<br />

of one movement, above all diversifications: the artists<br />

of Pop Art. Pop Art not in the sense of one movement<br />

which shaped an era, rather much more as heterogenic<br />

vocabulary of forms, which since its birth has leveled the<br />

distinction between high and everyday culture. Indeed,


the term “Neo-Pop-Art” is not enough to categorize the<br />

Œuvre of <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong>, which presents itself so rich in<br />

facets, yet the closeness of the artist to the visual manner<br />

of expression of Pop Art is clear. Throughout his work one<br />

can find corresponding similarities: With Roy Lichtenstein<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> shares the limitation to few base colors<br />

and black as well as emphasized contour drawing, with<br />

James Rizzi the humoresque typecast of modern urbanity,<br />

with Keith Haring the schematic iconography of the<br />

language of comics, with Jeff Koons the ennoblement of<br />

artistic Kitsch and with Mel Ramos finally the choice of<br />

subject: The portrayal of Women. Yet also for the creation<br />

of this his preferred motif in his Œuvre applies what<br />

Francesca Bianucci once stated: “ <strong>Bergonzoli</strong> doesn’t want<br />

to own reality, as Pop-Art does, he wants to create his<br />

own and personal reality within it.”<br />

<strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> creates this his personal reality<br />

in his Goddess paintings as montage of highly studied<br />

fresh interpretations of mythological Topoi with pieces<br />

of modern every day culture, creating a new mythology,<br />

which complies Friedrich Schlegel’s postulation and<br />

effectively depicts the “most artificial of all artworks”. In<br />

their ironic typecast and exaggerated idealization visually<br />

characterized as artificial, the Goddesses are to be valued<br />

for what they represent: “Art Goddesses” who embody<br />

artificiality and at the same time are art.<br />

Text translation form German into English:<br />

Franziska Countess Fugger von Babenhausen<br />

MAURO BERGONZOLI<br />

Born on December 24 th 1965 in Milan, the artist began<br />

working artistically at six years old and was already<br />

selling his drawings and comics by the age of fourteen.<br />

Nonetheless he first chose a career in advertising. As<br />

one of Italy’s most successful free-lance commercial film<br />

directors he owned several agencies, before deciding in<br />

the year 2000, to dedicate his time exclusively to art – and<br />

women of course: <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> has four daughters.<br />

He lives and works in his Atelier in Munich, Germany. His<br />

Bavarian Muse, with whom he has his youngest daughter,<br />

accompanies the artist and together they travel the world.


Venus 2010<br />

150 x 100 cm | acrylic on canvas |


Buongiorning 2012<br />

120 x 100 cm | acrylic on canvas |


Acquario 2007<br />

7O x 50 cm |<br />

acrylic on canvas |<br />

Blue Check 2006<br />

30 x 40 cm | acrylic on canvas |


Sea Goddess 2012<br />

105 x 52 cm |<br />

acrylic on canvas |<br />

Danza delle sirene 2006 50 x 40 cm |<br />

acrylic on canvas |


Mermaid in a Box 2012<br />

53 x 20 cm | acrylic on canvas |<br />

Donna Perfetta 2011<br />

300 x 80 cm | acrylic on canvas |


Europa | 2011<br />

100 x 150 cm | acrylic on canvas |


Odaliske<br />

Dance in black and white 2012<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |


BIue Dance 2011<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |


Pink Dance 2011<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |


Pomona 2012<br />

100 x 80 cm | acrylic on canvas |


Leda 2012<br />

40 x 50 cm |<br />

acrylic on canvas |<br />

Danaë 2012<br />

80 x 120 cm |<br />

acrylic on canvas |


First Dance 2008<br />

110 x 70 cm | acrylic on canvas |


China in Love 2009<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |<br />

Japan 2008<br />

100 x 150 cm | acrylic on canvas |


The Fountain Of Youth 2009<br />

100 x 140 cm | acrylic on canvas |<br />

Adam and Eve 2012<br />

160 x 100 cm | acrylic on canvas |


Barbie Separata 2010<br />

100 x 150 cm |<br />

acrylic on canvas |<br />

Shakira Shake 2010<br />

150 x 100 cm |<br />

acrylic on canvas |


Can Can 2007<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |


Coco Bongo Pasta 2009<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |<br />

Lobsterlicious 2010<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |


Beach Polo 2011<br />

100 x 100 cm | acrylic on canvas |<br />

Liberty 2012<br />

150 x 100 cm | acrylic on canvas |


Blue Epoque 2011<br />

205 x 140 cm | acrylic on canvas |<br />

Medusa 2012<br />

60 x 60 cm | acrylic on canvas |


Amazonenschlacht 2011<br />

140 x 200 cm | acrylic on canvas |


Ophelia 2011<br />

acylic on canvas | 200 x 84 cm |


Aurea Prima 2012<br />

acrylic on canvas | 40 x 50 cm |


Fuxia Flower 2011<br />

80 x 10O cm | acrylic on canvas |<br />

Green Flower 2011<br />

80 x 10O cm | acrylic on canvas |


Fuxia Flower 2012<br />

40 x 50 cm | acrylic on canvas |<br />

Yellow Flower 2011<br />

80 x 10O cm | acrylic on canvas |


Mozart Allegretto 2012<br />

acrylic on wood | 160 x 100 cm |<br />

Magic Diamond<br />

Eco/Techno Skulptur | 180 x 150 cm |


Kataloggestaltung:<br />

Georg Lechner<br />

Büro für Gestaltung und Kommunikation<br />

Reichenbachstraße 16<br />

80469 München<br />

089 / 20 60 67 5 - 13<br />

lechner@bfguk.de<br />

www.bfguk.de

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