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Mauro Bergonzoli - Göttinnen

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entstammten 20 . Die Thematik ist seit der Antike vielfach<br />

interpretiert worden 21 , <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> präsentiert<br />

uns seine Auffassung in schwarz-weißer Reduktion. Die<br />

Begegnung des ungleichen Paares findet im Nichtraum<br />

statt, vor schwarzem Hintergrund, der Zeit- wie Ortlosigkeit<br />

symbolisiert, allein die Ausläufer des Eurotas, in dem<br />

Leda badete, als Zeus ihrer angesichtig wurde, gestaltet<br />

der Künstler grellrot. Somit scheinen sie nicht mehr dem<br />

Element Wasser, als vielmehr dem Feuer zugehörig, dem<br />

Feuer der Leidenschaft, welche das Paar verbindet. <strong>Bergonzoli</strong>s<br />

Werk ist ganz Gegenwart, Dokument momentaner<br />

Versunkenheit der beiden Akteure, ist es doch der<br />

höchste Gott, der sich hinter dem Schwan verbirgt 22 , er ist<br />

es, den Leda mit geschlossenen Augen empfängt.<br />

Um seinen Angebeteten nahe zu kommen, materialisiert<br />

sich Zeus in vielfachen Formen, für Danae wählt<br />

er eine Metamorphose, die nicht der Tierwelt entspringt.<br />

Danae war die Tochter des Königs Akrisios von Argos,<br />

dem prophezeit worden war, dass ihn dereinst sein Enkel<br />

töten werde. Um daher jede Begegnung seiner Tochter<br />

mit Männern zu verhindern, schloss Akrisios sie in einen<br />

20 Nach einer anderen Version stammen nur Helena und Polydeukes<br />

von Zeus ab, während Kastor sowie das vierte Kind, Klytaimestra, sterbliche<br />

Kinder des Tyndareos waren. Vgl. hierzu Gottschalk, Herbert: Lexikon<br />

der Mythologie. München 1993, S. 195 sowie Dittmann, Lorenz: Die<br />

Wiederkehr der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen Deutung.<br />

Paderborn 2001, S. 61f.<br />

21 Vgl. etwa die Versionen von Timotheos, Michelangelo, Correggio,<br />

Rubens sowie Géricault. Weiterführend hierzu sind: Dittmann, Lorenz: Die<br />

Wiederkehr der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen Deutung.<br />

Paderborn 2001, S. 65, Walther, Angelo: Von Göttern, Nymphen und<br />

Heroen. Die Mythen der Antike in der bildenden Kunst. Leipzig 1993, S.<br />

151 sowie Larsson, Lars Olof: Antike Mythen in der Kunst. 100 Meisterwerke.<br />

Stuttgart 2009, S. 173.<br />

22 Zur phallischen Symbolik des Schwanenhalses siehe Bader, Angelika<br />

und Tanterl, Dietmar: Der Kuss. Ausstellungskatalog Lenbachhaus<br />

1984, S. 4.<br />

ehernen Raum ein 23 . Dies aber hinderte Zeus nicht daran,<br />

ihr in Gestalt eines Goldregens beizuwohnen 24 . Wiederum<br />

präsentiert <strong>Mauro</strong> <strong>Bergonzoli</strong> dem Betrachter eine Version,<br />

in der alles Störende eliminiert wurde: Unbekleidet<br />

liegt Danae im unbestimmten Dunkel, allein das wallende<br />

Haar dient ihr als Lager. Weder ist das Geschehen<br />

also lokalisierbar, noch zeitlich einzuordnen, es könnte<br />

im Heute situiert sein oder sich aber vor Jahrhunderten<br />

ereignet haben, ein überzeitliches Geschehen, das somit<br />

Anspruch auf beständige Gültigkeit erhebt. Was allein<br />

zählt, ist weder der Ort noch die Zeit des Ereignisses,<br />

sondern nur der Augenblick selbst, der Moment, da das<br />

Gold auf Danaes Leib trifft. Wiederum zeigt <strong>Bergonzoli</strong><br />

seine Akteurin selbstbestimmt, nichts hindert sie daran,<br />

sich dem Goldregen zu entziehen, keine Mauern, keine<br />

Absperrung, keine andere Person: Sie ist Gefäß für ein<br />

Geschehen, das sie so erleben will.<br />

Während in den Interpretationen von Leda und Danae<br />

der Mann nur indirekt dargestellt ist, tritt er in den Werken<br />

CHINA IN LOVE, FIRST DANCE sowie ADAM UND EVA<br />

in all seiner Männlichkeit in Erscheinung. Sowohl China<br />

in Love als auch First Dance symbolisieren die ureigene<br />

Glücksvision des Künstlers: Die Vision der Auflösung<br />

zweier Individuen in einer Umarmung, der dichtesten,<br />

die kaum zu trennen ist und beide nicht nur körperlich,<br />

23 Der Danae-Mythos ist in der Kunst vielfach interpretiert worden,<br />

etwa von Correggio, Tizian, Tiepolo sowie Klimt. Vgl. hierzu Larsson, Lars<br />

Olof: Antike Mythen in der Kunst. 100 Meisterwerke. Stuttgart 2009, S.<br />

143 sowie Borggrefe, Heiner: Tizians ruhende <strong>Göttinnen</strong> und Dienerinnen<br />

der Liebe, in: Tacke, Andreas (Hg.): „...wir wollen der Liebe Raum geben“.<br />

Konkubinate geistlicher und weltlicher Fürsten um 1500. Göttingen 2006,<br />

S. 393-421. Dort wird auch die Verbindung von Goldmünzen und Prostitution<br />

diskutiert, vgl. S. 397.<br />

24 Aus ihrer Verbindung entstammt Perseus, der später in Erfüllung<br />

des Orakels seinen Großvater tötet, vgl. Gottschalk, Herbert: Lexikon der<br />

Mythologie. München 1993, S. 151 sowie Dittmann, Lorenz: Die Wiederkehr<br />

der antiken Götter im Bilde. Versuch einer neuen Deutung. Paderborn<br />

2001, S. 68ff.

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