Ausgabe 179 / 1. Salon Europa Forum Wachau
Umfassender Bericht zum 1. Salon Europa Forum Wachau mit dem Thema "Technologisierung: Fluch oder Segen für die Demokratie?" am 9. Oktober 2018 in Klosterneuburg
Umfassender Bericht zum 1. Salon Europa Forum Wachau mit dem Thema "Technologisierung: Fluch oder Segen für die Demokratie?" am 9. Oktober 2018 in Klosterneuburg
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>179</strong> / 05. 1<strong>1.</strong> 2018<br />
Österreich, <strong>Europa</strong> und die Welt<br />
38<br />
oft Datenschutz dazu verwendet, um die<br />
Diskussion etwas auszusitzen. Man möchte<br />
auf der einen Seite kein Risiko eingehen, das<br />
kann ich verstehen, weil am Schluß muß<br />
jemand dafür haften, wenn etwas schief geht<br />
– das möchte ich dann auch nicht sein. Auf<br />
der anderen Seite geht es aber darum, ich<br />
mache etwas einsehbar, und das bedeutet,<br />
ich werde dann auch für die Qualität dieser<br />
Daten geradestehen müssen.<br />
Und ganz oft ist es so, daß man sich ganz<br />
nicht so sicher ist, ob die Qualität so ist, daß<br />
man sie freigeben würde. Oft ist der Datenschutz<br />
quasi vorgeschoben, um dann Daten<br />
gegebenenfalls leider eben nicht freizugeben.<br />
Prendergast: Vor wem sollten wir persönlich<br />
unsere Daten schützen wenn wir online<br />
sind?<br />
Lampoltshammer: Prinzipiell sind alle Da -<br />
ten über mich selbst schützenswert bis ich<br />
entscheide, daß ich sie hergeben möchte.<br />
Der Staat greift natürlich regulatorisch ir -<br />
gendwie dazwischen ein. Vor wem möchte<br />
ich möchte meine Daten schützen? Wir kennen<br />
diese Hacker-Geschichten, die klauen<br />
Kreditkarten, kaufen auf meine Kosten ein,<br />
das versteht jeder. Auf der anderen Seite:<br />
wann bin ich denn ein potentielles Opfer?<br />
Wenn ich Millionen auf dem Konto habe<br />
vielleicht, wenn ich keine Millionen habe<br />
dann nicht. Ich glaube, man unterschätzt,<br />
daß man oft auch Mittel zum Zweck sein<br />
kann.<br />
Prendergast: Bin ich nicht schon ein potentielles<br />
Opfer, wenn ich einen online-Einkauf<br />
tätige? Ich habe auch schon gefälschte e-<br />
Mails bekommen, die mir mitteilten, daß et -<br />
was von meinem Konto abgebucht wurde.<br />
Sollte das nicht stimmen, solle ich mich einklinken<br />
und das ganze korrigieren. Was<br />
natürlich falsch war.<br />
Lampoltshammer: Richtig, darauf wollte ich<br />
hinaus. Man bekommt Informationen über<br />
Sie, wie Sie handeln, wie Sie was tätigen,<br />
welche Interessen Sie haben und versucht,<br />
Sie dadurch zu manipulieren. Entweder um<br />
weitere Vorteile zu bekommen oder über Sie<br />
an andere Personen heranzukommen – dessen<br />
sollte man sich immer bewußt sein. Und<br />
dort sind dann noch Daten plötzlich schützenswert,<br />
die ich persönlich vielleicht vorher<br />
nicht als schützenswert eingestuft hätte.<br />
Prendergast: Wir sollten uns aber nicht vom<br />
online einkaufen abhalten lassen?<br />
Foto: Büro LR Eichtinger / Josef Bollwein<br />
Verfolgten die Ausführungen der drei Fachmänner mit großem Interesse: Landesrat Martin<br />
Eichtinger (r.) und Prälat Bernhard Backovsky<br />
Jergitsch: Nein, ich hätte ein riesen Problem<br />
wenn ich nicht online einkaufen könnte, al -<br />
leine schon wegen der Ladenöffnungszeiten.<br />
Prendergast: Unser nächstes Thema ist<br />
Cyber Security. Herr Pietrzak, Sie sind da<br />
sehr in diesem Thema drin. Was sind Ihre<br />
Hauptaufgaben und womit beschäftigen sie<br />
sich im Moment?<br />
Pietrzak: Ich bin Kryptologe. Kryptographie<br />
ist im wesentlichen die Grundlagenforschung<br />
hinter der Informationssicherheit.<br />
Wir überlegen uns eigentlich, welche Sicherheitsfragen<br />
und -probleme in den nächsten<br />
Jahrzehnten auf uns zukommen könnten. Es<br />
gibt Daten, wo es überhaupt keine Diskussion<br />
gibt, ob die geheim sein sollen oder<br />
nicht – zum Beispiel von Kreditkarten – wie<br />
man diese schützt, wie man sich gegen Pishing<br />
wehrt. Das sind so klassische Probleme,<br />
mit denen sich Leute, die Kryptographie<br />
oder Cyber Security arbeiten, befassen. Bei<br />
den anderen Daten, wenn z.B. man Google<br />
sagt, wo man hingeht, damit man ein Restaurant<br />
empfohlen bekommt, das fällt nicht in<br />
unser Gebiet. Das ist dann jedem überlassen,<br />
ob er das machen will oder nicht.<br />
Prendergast: Jetzt hören wir immer wieder<br />
von Datenlecks. Es hat gerade in Großbritannien<br />
wieder Probleme mit einem Mobilfunkanbieter<br />
gegeben, wo man auch gesagt<br />
hat, es könnte sein, daß Daten von Millionen<br />
Telefonkunden verwendet oder angezapft<br />
wor den sind. Kommen wir in Sicherheitsfragen<br />
dieser rasanten Entwicklung überhaupt<br />
»Österreich Journal« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
hinterher, die ja offenbar diese kriminellen<br />
Elemente im Internet haben?<br />
Pietrzak: Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, es<br />
geht schnell hin und her. Und wir als die<br />
Mäuse sozusagen sind in diesem Spiel gar<br />
nicht so schlecht, wenn man so schaut, wie<br />
sich die Informationstechnologie in den letzten<br />
Jahrzehnten bewegt hat. Also zum Beispiel<br />
– auch wenn es keine direkte Security<br />
Application ist – vor zehn Jahren waren<br />
Spam e-Mails ein wirkliches Problem. Man<br />
mußte jeden Tag seine E-Mails herausfiltern,<br />
neun von zehn waren Spam. Heute ist sie<br />
eines von hundert.<br />
Prendergast: Wenn es um Paßwörter geht,<br />
ich weiß man sollte alles immer schützen<br />
und Buchstaben und Ziffern verwenden. Wie<br />
merke ich mir das? Ich brauche ja immer für<br />
alles ein Passwort – und überall daßelbe zu<br />
verwenden, ist ja auch nicht schlau. Herr Jergitsch,<br />
wie machen Sie das? Welche Tipps<br />
können Sie dem Publikum geben?<br />
Jergitsch: Ich kann ganz offen sagen, ich<br />
habe drei verschiedene Passwörter und je<br />
nach Wichtigkeit bzw. je nach Seriosität der<br />
jeweiligen Seite verwende ich ein anderes.<br />
Das heißt wenn ich mich auf meinem gmail-<br />
Account einlogge, verwende ich mein<br />
sicherstes Passwort, das die meisten Zahlen<br />
verwendet. Und ich habe auch ein einfaches,<br />
das ich dann für sehr primitive Seiten verwende,<br />
obwohl ich mir dann denke, dann ist<br />
das morgen in einer geleakten Datenbank<br />
drin. Ich habe gehört, das Problem ist nicht,