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3. Die RÄmer in unserer Gemeinde

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<strong>3.</strong> <strong>Die</strong> <strong>RÄmer</strong> <strong>in</strong> <strong>unserer</strong> Geme<strong>in</strong>de<br />

Das rÄmische Reich<br />

<strong>Die</strong> rÄmische Zeit gilt als e<strong>in</strong>e der wichtigsten Epochen <strong>in</strong> der Entwicklung des Abendlandes. <strong>Die</strong><br />

rÄmische Kultur hat die Menschheit nachhaltig geprÅgt. Ihre Auswirkungen reichen bis <strong>in</strong> die Jetztzeit<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Auch unsere Gegend, damals von dem Keltenstamm der Treverer bewohnt, ( siehe unseren<br />

Report „Unsere Vorfahren die Kelten“) erfuhr <strong>in</strong> dieser Zeit e<strong>in</strong>e komplette Umwandlung. Aus diesem<br />

Grund werden wir diese Epoche etwas genauer ansehen.<br />

Åbersicht<br />

Das RÄmische Reich entwickelte sich aus dem Stadtstaat Rom<br />

im Zentrum Italiens. <strong>Die</strong>ser schaffte es, seit dem 6. Jahrhundert.<br />

v.Chr., Italien und dann die gesamte Mittelmeerwelt unter se<strong>in</strong>e<br />

Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen. Im Zuge der Eroberungen breitete sich<br />

die rÄmische Kultur <strong>in</strong> diesem Bereich aus, was zu e<strong>in</strong>er<br />

Romanisierung fÑhrt, die auf den Bestand des Reiches<br />

stabilisierend wirkte.<br />

<strong>Die</strong> GrÑndung Roms begann eigentlich mit der Besiedelung der<br />

HÑgel Palat<strong>in</strong>, Quir<strong>in</strong>al, Vim<strong>in</strong>al und Esquil<strong>in</strong>, auf dem die<br />

spÅtere Stadt Rom entstand. <strong>Die</strong> HÑgel wurden am Anfang von<br />

Lat<strong>in</strong>ern und Sab<strong>in</strong>ern bewohnt. Der Legende nach wurde 753<br />

v. Chr., die Stadt Rom von den GebrÑder Romulus und<br />

Remulus gegrÑndet. <strong>Die</strong> beiden stritten sich Ñber die Herrschaft<br />

und Remulus wurde dabei getÄtet. So wurde Romlus (753<br />

v.Chr.-715 v.Chr.)der erste rÄmischer KÄnig. 715 v.Chr.<br />

Ñbernahm Numa Pompilius die Macht. Tullus Hostilius (673-<br />

641 v.Chr.) hieÖ der dritte KÄnig.<br />

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Der erste rÄmische Kaiser, Augustus<br />

500 vor Chr. wurde dann die rÄmische Republik gegrÑndet und 494 v Chr. das Amt der Volkstribunen<br />

e<strong>in</strong>gefÑhrt, welche jedes Jahr von den sogenannten Plejeber gewÅhlt wurden. Sie verfÑgten Ñber e<strong>in</strong><br />

Vetorecht gegenÑber den patrizischen Magistraten und dem Senat und spielten somit e<strong>in</strong>e Mittlerrolle bei<br />

Unstimmigkeiten mit den Patriziern<br />

<strong>Die</strong> grÄÖten Eroberungen erfolgte <strong>in</strong> der Zeit der rÄmischen Republik (500 v.Chr. bis 30 v.Chr.), an deren<br />

Spitze die Senatsaristokratie stand. Nach BÑrgerkriegen um die Herrschaft <strong>in</strong> Rom entstand schlieÖlich die<br />

Monarchie <strong>in</strong> Gestalt des Pr<strong>in</strong>zipates, des Augustus. Unter ihm und se<strong>in</strong>en Nachfolgern erfolgten weitere<br />

Eroberungen, die das Herrschaftsgebiet Roms bis 217 n.Chr. abrundeten.<br />

<strong>Die</strong> Zeit der WestrÄmischen Kaiser wird <strong>in</strong> neun Epochen und Dynastien e<strong>in</strong>geteilt, welche wiederum<br />

aufgeteilt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die hohe und frÑhe Kaiserzeit, die Zeit der Reichskrise im <strong>3.</strong> Jh. n.Chr. und die<br />

SpÅtantike. <strong>Die</strong> Zeit der OstrÄmischen Kaiser wird <strong>in</strong> vier Dynastien e<strong>in</strong>geteilt<br />

1


Chronologie der rÄmischen Kaiser<br />

WestrÄmische Kaiser<br />

Julisch-Claudische Dynastie ( 27v – 68n Chr)<br />

Der BÑrgerkrieg von 69 n. Chr.<br />

Flavische Dynastie (69-96)<br />

<strong>Die</strong> Adoptivkaiser und die Anton<strong>in</strong>ische Dynastie (96-192)<br />

Severische Dynastie (193-235)<br />

Soldatenkaiser (235-284)<br />

Tetrarchie (Viererherrschaft) (284-312)<br />

Konstant<strong>in</strong>ische Dynastie (306-364)<br />

Valent<strong>in</strong>ianische Dynastie (364-392)<br />

OstrÄmische Kaiser<br />

Theodosianische Dynastie (379 n.Chr. – 456)<br />

Thrakische Dynastie (457 - 515)<br />

Justianische Dynastie (518 – 610)<br />

Herakleische Dynastie (610 – 620)<br />

<strong>Die</strong> hohe und frÑhe Kaiserzeit beg<strong>in</strong>nt 27 v.Chr. mit dem ersten Kaiser, Imperator Caesar Divi filius<br />

Augustus, genannt Augustus, dem Sohn von Marcellus und Agrippa und Adoptivsohn von Iulius Gaius<br />

Caesar, BegrÑnder der Julisch-<br />

Claudischen Dynastie, und endet 235<br />

n.Chr mit Taur<strong>in</strong>us, e<strong>in</strong>em Gegenkaiser<br />

<strong>in</strong> Syrien.<br />

In diese Epoche f<strong>in</strong>den wir die<br />

bekannten Kaiser wie u.a. Tiberius,<br />

Claudius, Nero, Vespasian, Titus,<br />

Trajan, Hadrian und Mark Aurel.<br />

<strong>Die</strong> Zeit der Reichskrise mit u.a. den<br />

Soldatenkaiser dauert von 235 bis 285<br />

n.Chr. <strong>Die</strong>se chaotische Zeit brachte<br />

e<strong>in</strong>e Reihe Kaiser und Gegenkaiser<br />

hervor. Das rÄmische Reich geriet<br />

wÅhrend dieser Periode Äfters an den<br />

Rand des Abgrunds.<br />

<strong>Die</strong> SpÅtantike beg<strong>in</strong>nt dann mit dem<br />

bekannten Kaiser Diokletian um 284<br />

n.Chr. und endet fÑr das WestrÄmische<br />

Reich 476 n.Chr. mit Romulus<br />

Augustus. Gegen 395 wurde das<br />

rÄmische Reich aufgeteilt <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

WestrÄmisches und e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> OstrÄmisches<br />

Reich, auch Byzanz genannt,<br />

mit der Hauptstadt Konstant<strong>in</strong>opel.<br />

Der Grundgedanke der GrÑndung des<br />

ostrÄmischen Reichs geht bereits auf<br />

Konstant<strong>in</strong> den Grossen, ( 306 – 337 )<br />

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Plan des antiken Roms<br />

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dem BegrÑnder Konstant<strong>in</strong>opel, zurÑck. Das ostrÄmische Reich Ñberlebte noch bis 1453 wo die Osmanen<br />

die Stadt Konstant<strong>in</strong>opel eroberten<br />

Bekannte Kaiser der SpÅtantike s<strong>in</strong>d Konstant<strong>in</strong> der Grosse und Valent<strong>in</strong>ian sowie Just<strong>in</strong>ian I im Osten<br />

Nach e<strong>in</strong>er Phase der Bestandswahrung im 2. Jahrhundert n.Chr. geriet das RÄmische Reich zunehmend<br />

unter Druck: Andere VÄlker Ñberfielen se<strong>in</strong>e Grenzen und im Innern bedrohten Krisen das Bestehen des<br />

Reiches. SchlieÖlich gelang es im spÅten <strong>3.</strong> Jahrhundert. n.Chr. wieder die Lage zu stabilisieren. In diesem<br />

Zusammenhang wurde die Stellung des Kaisers ÑberhÄht, der jetzt nicht mehr Pr<strong>in</strong>zeps, Erster unter<br />

Gleichen, sondern Dom<strong>in</strong>us, Herr des Reiches war. Bald darauf wurde das Christentum zur Staatsreligion.<br />

Zum Zeitpunkt se<strong>in</strong>er grÄÖten Ausdehnung ,zu Zeiten des Kaiser Trajans, am Ende der Regierungszeit<br />

Hadrians, erstreckte sich das RÄmische Reich auf drei Kont<strong>in</strong>ente. Es umfasst die Gebiete rund um das<br />

Mittelmeer, Gallien und groÖe Teile Britanniens sowie die Gebiete rund ums Schwarze Meer. Der Handel,<br />

die KÑnste und die Kultur erreichten wÅhrend der Zeit des RÄmischen Reiches <strong>in</strong> Teilen se<strong>in</strong>es Gebietes<br />

e<strong>in</strong>e erste HochblÑte, die damalige LebensqualitÅt und der entsprechende BevÄlkerungsstand sollten <strong>in</strong><br />

Europa und Nordafrika erst Jahrhunderte spÅter wieder erreicht werde<br />

Julius Caesar<br />

Karte des rÄmischen Reiches unter Trajan<br />

<strong>Die</strong> rÄmische Republik endet mit Gaius Julius Caesar. Es war dieser<br />

rÄmische Staatsmann, Feldherr und Autor, der die Kelten unterwarf,<br />

Gallien, also auch unsere Gegend eroberte und dem rÄmischen Reich<br />

e<strong>in</strong>verleibte. Aus diesem Grund wollen wir uns etwas genauer mit<br />

diesem groÖen aber umstrittenen <strong>RÄmer</strong> befassen.<br />

Der patrizischen Familie der Julier entstammend, absolvierte er die<br />

ámterlaufbahn und gelangte durch e<strong>in</strong> BÑndnis mit dem reichen<br />

Marcus Lic<strong>in</strong>ius Crassus und dem erfolgreichen MilitÅr Gnaeus<br />

Pompeius Magnus im Jahr 59 v. Chr. zum Konsulat. In den folgenden<br />

Jahren g<strong>in</strong>g Caesar als Proconsul <strong>in</strong> die nÄrdlichen Prov<strong>in</strong>zen Illyrien<br />

und Gallia Cis- und Transalp<strong>in</strong>a, von wo aus er <strong>in</strong> den Jahren 58–51 v.<br />

Chr. ganz Gallien bis zum Rhe<strong>in</strong> eroberte. Im anschlieÖenden<br />

rÄmischen BÑrgerkrieg (49–45 v. Chr.), <strong>in</strong> dem er sich gegen se<strong>in</strong>en<br />

ehemaligen VerbÑndeten Pompeius und dessen AnhÅnger durchsetzte,<br />

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Julius CÅsar. ArchÅologisches<br />

Staatsmuseum Neapel.<br />

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fÑhrte er das Ende der Republik herbei, <strong>in</strong>dem er sich zum Alle<strong>in</strong>herrscher ausrief. Nach se<strong>in</strong>er<br />

Ernennung zum Diktator auf Lebenszeit fiel er e<strong>in</strong>em Attentat zum Opfer.<br />

Caesars Name wurde zum Bestandteil des Titels aller nachfolgenden Herrscher des rÄmischen<br />

Kaiserreichs. In der rÄmischen SpÅtantike und im Byzant<strong>in</strong>ischen Reich bezeichnete der Titel „Caesar“<br />

e<strong>in</strong>en Mitherrscher oder Thronfolger.<br />

CÅsar stammte, wie bereits beschrieben, aus dem angesehenen altrÄmischen Patriziergeschlecht der Julier.<br />

Er heiratete 84 v.Chr. Cornelia, die Tochter des Konsuls Lucius Cornelius C<strong>in</strong>na. Mit 19 Jahren wurde er<br />

Offizier im Stab des Marcus M<strong>in</strong>ucius Thermus, dem damaligen ProprÅtor und Statthalter der Prov<strong>in</strong>z<br />

Asia. Im Jahr 78 v. Chr. g<strong>in</strong>g Caesar als Offizier <strong>in</strong> den Stab von Publius Servilius Vatia Isauricus, der als<br />

Prokonsul <strong>in</strong> Kilikien die Piraten bekÅmpfte. Danach verbrachte er e<strong>in</strong>e Zeit <strong>in</strong> Rom wo er se<strong>in</strong>e<br />

politische Karriere aufbaute. 73 vor Chr. verstarb se<strong>in</strong>e Frau Cornelia.<br />

Das erste wichtige Amt Caesars auÖerhalb Roms war die Statthalterschaft (ProprÅtur) <strong>in</strong> Spanien. Se<strong>in</strong>e<br />

aggressive KriegsfÑhrung gegen die Iberer im Norden des heutigen Portugals festigte se<strong>in</strong>en Ruf als<br />

fÅhiger Stratege und diente ihm zur Sanierung se<strong>in</strong>er hoch verschuldeten F<strong>in</strong>anzen. Nach se<strong>in</strong>er RÑckkehr<br />

aus Spanien heiratete Caesar Pompeia, e<strong>in</strong>e sehr wohlhabende Enkel<strong>in</strong> Sullas, deren Reichtum er<br />

umgehend fÑr se<strong>in</strong>en politischen Aufstieg nutzte<br />

Damit besaÖ er nun die notwendige Voraussetzung fÑr die Bewerbung um das hÄchste Staatsamt, das<br />

Konsulat. Um rechtzeitig zu den Wahlen nach Rom zu gelangen, brach er kurz vor dem Ablauf se<strong>in</strong>er<br />

Amtszeit als ProprÅtor nach Rom auf.<br />

Viele Senatoren widersetzten sich<br />

jedoch Caesars Ambitionen, Konsul<br />

zu werden. Daher g<strong>in</strong>g er mit Marcus<br />

Lic<strong>in</strong>ius Crassus und Gnaeus<br />

Pompeius Magnus e<strong>in</strong>e strategische<br />

Partnerschaft e<strong>in</strong>. Alle drei wollten<br />

ihre jeweiligen E<strong>in</strong>flussmÄglichkeiten<br />

koord<strong>in</strong>ieren: <strong>Die</strong>se von den<br />

rÄmischen Geschichtsschreibern als<br />

erstes Triumvirat („Drei-MÅnner-<br />

BÑndnis“), von dem Gelehrten Varro<br />

dagegen als „dreikÄpfiges Monster“,<br />

von dem Historiker Titus Livius als<br />

„VerschwÄrung“ bezeichnete Allianz<br />

brachte Geld (Crassus galt als<br />

reichster Mann Roms), MilitÅr<br />

(Pompeius galt als erfolgreichster<br />

Feldherr) und politischen E<strong>in</strong>fluss<br />

(Caesars politische Bekanntheit und<br />

Energie) zusammen. Zur<br />

BekrÅftigung des BÑndnisses<br />

heiratete Pompeius Caesars Tochter<br />

Julia.<br />

Gallien zur Zeit Caesars<br />

Das Triumvirat brachte es fertig, die<br />

Wahl Caesars zum Konsul des Jahres 59 v. Chr. durchzusetzen.<br />

Weil Caesar sich Ñber Obstruktionen e<strong>in</strong>es Teils der Senatoren, <strong>in</strong>sbesondere aber se<strong>in</strong>es Kollegen Marcus<br />

Calpurnius Bibulus h<strong>in</strong>weggesetzt hatte, musste er mit e<strong>in</strong>er Anklage nach Ende se<strong>in</strong>es Konsulats rechnen.<br />

<strong>Die</strong>s verh<strong>in</strong>derte er aber durch die mit fÑnf Jahren ungewÄhnlich lange Amtszeit als Prokonsul <strong>in</strong> Illyrien<br />

und <strong>in</strong> Gallien (Cis- und Transalp<strong>in</strong>a), die er sich verschaffen konnte. Vor se<strong>in</strong>em Amtsantritt heiratete er<br />

noch schnell se<strong>in</strong>e dritte Frau, Calpurnia.<br />

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Der gallische Krieg<br />

Das Prokonsulat <strong>in</strong> Gallien bedeutete e<strong>in</strong>en wichtigen Machtgew<strong>in</strong>n fÑr Caesar. Als Prokonsul konnte er<br />

Heere aufstellen, die <strong>in</strong> dem System der Heeresclientel auf ihn persÄnlich e<strong>in</strong>geschworen waren. Um se<strong>in</strong>e<br />

Macht und se<strong>in</strong>en Reichtum weiter auszubauen und e<strong>in</strong> schlagkrÅftiges Heer aufzubauen brauchte er als<br />

Vorwand e<strong>in</strong>en Krieg auÖerhalb der Grenzen des Imperiums, den er bei den zerstrittenen StÅmmen<br />

Galliens fand, unter denen es seit e<strong>in</strong>igen Jahren grÄÖere Unruhen gab.<br />

Den herbeigesehnten AuslÄser fÑr den gallischen Krieg der die Eroberung Galliens nach sich zog, lieferte<br />

58 v.Chr. die Meldung treverischer UnterhÅndler an den rÄmischen Statthalter, dass der suebische FÑrst<br />

Ariovist mit e<strong>in</strong>em groÖen Heer den Rhe<strong>in</strong> Ñberquert hÅtte und im Begriff steht <strong>in</strong> das Stammesgebiet der<br />

Treverer e<strong>in</strong>zubrechen. <strong>Die</strong>ser Meldung nahm Caesar dankend zur Kenntnis. Er nahm den E<strong>in</strong>bruch der<br />

Sueben zum Vorwand um vor dem rÄmischen Senat se<strong>in</strong>en bereits lÅnger geplanten Feldzug <strong>in</strong> die<br />

gallischen Gebiete zu rechtfertigen. Als dann auch noch die Helvetier, e<strong>in</strong> Stamm aus der heutigen<br />

Schweiz, auf der Flucht vor den Sueben die Nordgrenze des RÄmischen Reichs gefÅhrdeten, sah Caesar<br />

e<strong>in</strong>en Anlass, militÅrisch e<strong>in</strong>zuschreiten. Sofort hob er weitere Legionen aus se<strong>in</strong>en Prov<strong>in</strong>zen aus und<br />

schlug die Helvetier bei Bibracte, wobei er die àberlebenden der Schlacht zurÑck <strong>in</strong> ihr voriges<br />

Heimatland sandte, um dort e<strong>in</strong>e Pufferzone zu den e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>genden Germanen zu bilden. Caesars Heer<br />

bestand zu diesem Zeitpunkt bereits aus acht gut ausgebildete hochbesoldete und deshalb auch gut<br />

motivierte Legionen. Im Sommer 53 stieg die Zahl sogar auf zehn Legionen.<br />

Nun zog er gegen die germanischen Sueben, die ja unter Ariovist <strong>in</strong> Gallien e<strong>in</strong>gefallen waren, und schlug<br />

sie Ñber den Rhe<strong>in</strong> zurÑck. Im zweiten Jahr konnte Caesar die Nervier, die als e<strong>in</strong>es der tapfersten VÄlker<br />

unter den StÅmmen Galliens galten, im Norden Galliens nach heftigen KÅmpfen erst mit der Hilfe der<br />

berÑhmten treverischen Reiterei unterwerfen.<br />

Im Jahre 54 v.Chr. brach e<strong>in</strong> Machtkampf zwischen den treverischen FÑrsten Indutiomar, e<strong>in</strong>em<br />

erbitterten Gegener Roms, und se<strong>in</strong>em Schwiegersohn C<strong>in</strong>getorix, der als rÄmerfreundlich galt, aus.<br />

Indutiomar gel<strong>in</strong>gt es den Stamm der Treverer gegen die rÄmische Besatzungsmacht zu mobilisieren.<br />

<strong>Die</strong> rÄmischen Legionen unter dem General Labienus hatten sich <strong>in</strong> das befestigten Heerlager Mouzon<br />

zurÑckgezogen. Indutiomar, gestÑtzt auf se<strong>in</strong>e zahlenmÅÖige àbermacht forderte Labienus zum Kampf.<br />

Nach e<strong>in</strong>er blutigen Schlacht gegen die gutorganisierten rÄmischen Legionen mussten die Treverer sich<br />

zurÑckziehen. Indutiomar fiel <strong>in</strong> dieser Schlacht. Der treverische Wiederstand war jedoch noch nicht<br />

gebrochen. E<strong>in</strong> zweites Mal zogen sie gegen Mouzon. Mittlerweile gelang es Labienus, se<strong>in</strong> Heer noch<br />

verstÅrken. 53 v Chr. kam es dann zur entscheidenden Schlacht <strong>in</strong> der die treverischen Scharen endgÑltig<br />

aufgerieben wurden.<br />

Nach dieser Niederlage war an e<strong>in</strong>en geordneten Wiederstand nicht mehr zu denken. C<strong>in</strong>getorix wurde<br />

von den <strong>RÄmer</strong> zum Verwalter der treverischen Civitas ernannt und sorgte dafÑr dass die Treverer sich <strong>in</strong><br />

Zukunft aus allen HÅndel heraushielten und sich ihrem wirtschaftlichen und sozialen Aufbau widmeten.<br />

So nahmen die Treverer auch nicht am letzten groÖen keltischen Wiederstandskampf unter dem Arverner<br />

Verc<strong>in</strong>getorix, 52 v.Chr. teil.<br />

Im Jahr 56 v. Chr. besiegte dann der General Decimus Iunius Brutus Alb<strong>in</strong>us die aufstÅndischen<br />

Veneter <strong>in</strong> der Bretagne, womit Caesar den grÄÖten Teil Galliens unter se<strong>in</strong>e Kontrolle br<strong>in</strong>gen konnte.<br />

Im Jahre 55 fielen zwei germanische StÅmme <strong>in</strong> Gallien e<strong>in</strong>, die Usipeter und die Tenkterer. CÅsars<br />

Legionen schlugen die Germanen zurÑck. Bei dieser, vom Althistoriker Luciano Canfora als Massaker<br />

bezeichnete Schlacht, sollen 430.000 Menschen ums Leben gekommen se<strong>in</strong>.<br />

Im Jahr 52 v. Chr. erhob sich Verc<strong>in</strong>getorix, FÑrst des Keltenstammes der Arverner, gegen die rÄmische<br />

Fremdherrschaft. In ihm erwuchs Caesar e<strong>in</strong> gefÅhrlicher und ihm militÅrisch ebenbÑrtiger Gegner.<br />

Dessen Taktik der verbrannten Erde brachte Caesar <strong>in</strong> ernste Schwierigkeiten. Verc<strong>in</strong>getorix schnitt die<br />

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Nachschubwege Caesars ab und konnte ihn erstmals bei Gergovia schlagen. Jeder siebte Centurio fiel.<br />

Nach se<strong>in</strong>em Sieg gab Verc<strong>in</strong>getorix, leichts<strong>in</strong>nig geworden durch se<strong>in</strong>e Erfolge, se<strong>in</strong>e erfolgreiche<br />

Defensivtaktik auf und<br />

griff die Truppen<br />

Caesars frontal an, doch<br />

musste se<strong>in</strong>e<br />

hervorragende doch<br />

leider schlecht<br />

organisierte Reiterei e<strong>in</strong>e<br />

Niederlage gegen jene<br />

Caesars h<strong>in</strong>nehmen,<br />

worauf er sich nach<br />

Alesia zurÑckzog. Caesar<br />

begann sofort, die Stadt<br />

mit e<strong>in</strong>em etwa 35 km<br />

langen Wall zu belagern,<br />

doch war e<strong>in</strong> gallisches<br />

Entsatzheer auf dem<br />

Weg, um Verc<strong>in</strong>getorix<br />

zu befreien. In der<br />

darauffolgenden<br />

Schlacht, <strong>in</strong> der Caesar<br />

Verc<strong>in</strong>getorix kapitulierte vor Caesar<br />

Lionel Royer 1899. Musâe Crozatier<br />

den Ausbruchsversuch des Verc<strong>in</strong>getorix abzuwehren und gleichzeitige Entlastungsangriffe<br />

zurÑckzuschlagen hatte, blieb Caesar gegen die weit Ñberlegenen gallischen Heerscharen siegreich. Der<br />

gallische Widerstand war endgÑltig gebrochen, und Caesar konnte mit diesem Sieg Ñber die gallische<br />

Koalition die Herrschaft Roms Ñber Gallien fÑr Jahrhunderte sichern. Verc<strong>in</strong>getorix, der sich nach der<br />

verlorenen Schlacht Caesar vor den Mauern von Alesia ergeben hatte, wurde die erbetene Gnade nicht<br />

gewÅhrt: Er wurde sechs Jahre spÅter, nach Caesars Triumphzug 46 v. Chr., <strong>in</strong> Rom h<strong>in</strong>gerichtet.<br />

Noch im folgenden Jahr musste Caesar e<strong>in</strong>ige AufstÅnde <strong>in</strong> Gallien niederwerfen, wobei er mit groÖer<br />

BrutalitÅt, vor allem bei der Eroberung der Stadt Uxellodunum, vorg<strong>in</strong>g. Dort wurden allen Gefangenen<br />

die HÅnde abgeschnitten und damit e<strong>in</strong>es der scheuÖlichsten Exempel des gesamten gallischen Krieges<br />

statuiert. <strong>Die</strong> gewaltige Kriegsbeute und die Tribute der Unterworfenen nutzte er zur F<strong>in</strong>anzierung se<strong>in</strong>er<br />

Armee und fÑr den politischen Machtkampf <strong>in</strong> Rom.<br />

Plutarch gibt an, dass im Gallischen Krieg Caesars der von 58 – 50 v.Chr. dauerte, e<strong>in</strong>e Million Gallier ihr<br />

Leben verloren und e<strong>in</strong>e weitere Million Menschen versklavt wurden.<br />

Damit war der gallische Krieg noch nicht endgÑltig beendet. Im Jahre 69 n.Chr zettelten der rÄmische<br />

Offizier Julius Civilis und der Treverer Julius Classicus ( viele Treverer hatten zu dem Zeitpunkt bereits<br />

ihre Namen romanisiert ) e<strong>in</strong>e Rebellion gegen die rÄmische Besatzungsmacht an, welche als<br />

Bataveraufstand <strong>in</strong> die GeschichtsbÑcher e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Civilis und Classicus fÑhrten ihre aus Bataver, Ubiern<br />

L<strong>in</strong>gonen Bructerer und Tencterer bestehende Streitmacht gegen Trier, das vom rÄmischen General<br />

Cerialis gehalten wurde. Sah die Schlacht am Anfang so aus als wenn die Rebellen den Sieg aufgrund ihrer<br />

zahlenmÅÖigen àberlegenheit und e<strong>in</strong>em àberraschungseffekt bereits <strong>in</strong> der Tasche hÅtten, brachte der<br />

erfahrene General Cerialis das militÅrische KunststÑck fertig, se<strong>in</strong>e XXI Legion so zu organisieren dass<br />

die Angreifer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mÄrderischen Schlacht vernichtet wurden.<br />

àber diese Schlacht wurden viele BÑcher geschrieben. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehende Beschreibung der<br />

Kampfhandlungen wurde bereits vom rÄmischen Historiker Tacitus <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en gallischen Annalen erstellt.<br />

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Gallien wurde <strong>in</strong> der Folgezeit rasch romanisiert und zu e<strong>in</strong>em Kernland des Imperiums, <strong>in</strong> dem sich die<br />

entwickelte gallo-rÄmische Kultur <strong>in</strong> der SpÅtantike sogar noch Jahre nach dem Fall des westrÄmischen<br />

Reiches halten sollte<br />

CÇsars HÄhepunkt und Ende<br />

Im Jahr 53 v. Chr. war Crassus auf e<strong>in</strong>em Feldzug gegen die<br />

Parther ums Leben gekommen; mit ihm war auch der GroÖteil<br />

se<strong>in</strong>es Heeres von Ñber 40.000 Mann untergegangen.<br />

Gleichzeitig hatte sich se<strong>in</strong> Mitstreiter Pompeius dem Senat<br />

angenÅhert, da ihm se<strong>in</strong> e<strong>in</strong>stiger Juniorpartner Caesar zu<br />

mÅchtig geworden war. Das erste Triumvirat existierte damit<br />

nicht mehr<br />

CÅsar war auch dem Konsulat zu mÅchtig geworden. Sie<br />

forderten ihn auf se<strong>in</strong>e zehn Legionen aufzulÄsen, was er aber<br />

nicht tat. Inzwischen war se<strong>in</strong> politischer E<strong>in</strong>fluss <strong>in</strong> Rom<br />

dah<strong>in</strong>geschmolzen und er verfÑgte Ñber ke<strong>in</strong>e politische Basis<br />

mehr im Konsulat.<br />

Um se<strong>in</strong>e WÑrde zu wahren, wie er selbst sich ausdrÑckte, zog<br />

er im Jahre 49 v. Chr. mit se<strong>in</strong>er, aus 5000 ElitekÅmpfer<br />

bestehenden dreizenten Legion, ( Legio XIII Gem<strong>in</strong>a) Ñber<br />

den Grenzfluss Rubikon gegen Italien. Ohne auf<br />

nennenswerten Wiederstand zu treffen erobert er <strong>in</strong><br />

EilmÅrsche die StÅdte Norditaliens und erreichte Rom.<br />

RÄmischer LegionÅr<br />

Danach besiegte er die Truppen se<strong>in</strong>es Gegenspielers<br />

Pompeius <strong>in</strong> Spanien. Im Jahre 48 v. Chr. konnte er dann Pompeius <strong>in</strong> der Schlacht bei Pharsalos<br />

entscheidend schlagen. Ab jetzt war Julius CÅsar Alle<strong>in</strong>herrscher des rÄmischen Imperiums. Nach se<strong>in</strong>em<br />

Techtelmechtel mit der jungen Ågyptischen Kaiser<strong>in</strong> Kleopatra, ( mit der er e<strong>in</strong>en Sohn , Ptolemaios<br />

Kaisarion, zusammen hatte) wÅhrend se<strong>in</strong>es Aufenthalts <strong>in</strong> Alexandrien, gewann er den Alexandr<strong>in</strong>ischen<br />

Krieg gegen Ptolemaios, dem Bruder Kleopatras, schlug <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fÑnftÅgigen Feldzug Pharnakes II von<br />

Pontus, der die rÄmischen Prov<strong>in</strong>zen Kle<strong>in</strong>asiens plÑnderte.<br />

Nach dem Sieg Ñber Pharnakes II. zog Caesar <strong>in</strong> zwei FeldzÑgen gegen die restlichen Pompeianer: Im<br />

Afrikanischen Krieg besiegte Caesar am 6. April 46 v. Chr. <strong>in</strong> der Schlacht bei Thapsus <strong>in</strong> der Prov<strong>in</strong>z<br />

Africa die republikanischen Senatstruppen unter Metellus Scipio und Cato dem JÉngeren. Cato beg<strong>in</strong>g<br />

nach der militÅrischen Katastrophe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Festung Utica Selbstmord, und Caesar lÄste das KÄnigreich<br />

Numidien auf, das die Pompeianer unterstÑtzt hatte.<br />

Nach e<strong>in</strong>em kurzen Aufenthalt <strong>in</strong> Rom zog er nach Hispanien und bezwang dort 45 v. Chr. die SÄhne des<br />

Pompeius <strong>in</strong> der Schlacht bei Munda. Somit waren die letzten Pompeianer bzw. Republikaner<br />

ausgeschaltet und die Republik faktisch am Ende.<br />

Bereits nach se<strong>in</strong>er RÑckkehr aus Egypten, im Jahre 46 v. Chr. lies sich Iulius Caesar zum Diktator auf<br />

zehn Jahre ernennen und entfaltet e<strong>in</strong>e umfangreiche GesetzestÅtigkeit. ( Lex Iuliae)<br />

Nach se<strong>in</strong>em letzten militÅrischen Erfolg <strong>in</strong> Spanien wurde er vom Senat zum dictator perpetuus (Diktator<br />

auf Lebenszeit) ernannt.<br />

<strong>Die</strong> Frage, ob Caesar wirklich den Titel e<strong>in</strong>es KÄnigs anstrebte oder sich mit der Diktatur begnÑgen<br />

wollte, beschÅftigt die Historiker bis heute (auch im Zusammenhang mit se<strong>in</strong>er Alexander-Imitatio).<br />

Wohl um sich zusÅtzlich Legitimation zu verschaffen mutet se<strong>in</strong>e Entscheidung zu e<strong>in</strong>em groÖen Feldzug<br />

nach Osten an, auf dem die Parther unterworfen werden sollten.<br />

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Inzwischen hatte sich im Senat unter den AnfÑhrern Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius<br />

Long<strong>in</strong>us e<strong>in</strong>e VerschwÄrergruppe gegen Caesar gebildet.<br />

Caesar wurde an den Iden des MÅrz (15. MÅrz) 44 v. Chr. von e<strong>in</strong>er Gruppe Senatoren um Marcus Iunius<br />

Brutus und Gaius Cassius Long<strong>in</strong>us wÅhrend e<strong>in</strong>er Senatssitzung im Theater des Pompeius mit 23<br />

Dolchstichen ermordet. Zur VerschwÄrung gehÄrten <strong>in</strong>sgesamt etwa 50 bis 60 Personen an.<br />

Cicero, politisch e<strong>in</strong> Gegner Caesars, aber an der VerschwÄrung nicht beteiligt, war Zeuge der Tat und<br />

schrieb spÅter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an se<strong>in</strong>en Freund Atticus, dies sei das gerechte Ende e<strong>in</strong>es Tyrannen<br />

gewesen. Den Mord an Caesar bezeichnet man deshalb auch als Tyrannenmord.<br />

Caesar wurde dann am 20 MÅrz 44 vor Chr. unter tumultartigen UmstÅnden mit allen gÄttlichen und<br />

menschlichen Ehren bestattet. <strong>Die</strong> Totenrede hielt der damalige Konsul und spÅterer Kaiser, Marcus<br />

Antonius.<br />

Brutus, Cassius und die anderen VerschwÄrer, die eigentlich damit gerechnet hatten, als Befreier und<br />

Wiederhersteller der Republik gefeiert zu werden, mussten sich daher Anfang April fluchtartig aus Rom<br />

zurÑckziehen.<br />

Caesar war der Erste, den man zu Lebzeiten auf rÄmischen<br />

MÑnzen abbildete<br />

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Unter rÄmischer Besatzung<br />

Organisation.<br />

Nach der Niederwerfung der KeltenstÅmme, unter ihnen auch der Stamm der Treverer, die, wie bereits<br />

beschrieben unsere Gegend besiedelte, durch Julius Caesar, begann e<strong>in</strong>e vÄllig neue Zeit. Gallien wurde <strong>in</strong><br />

Prov<strong>in</strong>zen e<strong>in</strong>geteilt. Das Gebiet des heutigen Grosherzogtums gehÄrte zu der Prov<strong>in</strong>z Belgica Prima mit<br />

den StÅtten, Augusta Treverorum (Trier, die den Tittelberg als Hauptstatt der Treverer ablÄste), Orolanum<br />

( Arlon) Beda ( Bitburg) Divodurum ( Metz) sowie Virodunum ( Verdun) und Tullum ( Toul).<br />

E<strong>in</strong> gutausgebautes StraÖennetz verband diese StÅdte untere<strong>in</strong>ander sowie mit den StÅdten der<br />

Nachbarprov<strong>in</strong>zen. <strong>Die</strong> <strong>RÄmer</strong> fÑhrten den ersten Bodenkataster e<strong>in</strong>, mit dessen Hilfe die<br />

Eigentumsgrenzen abgesteckt und aufgrund dessen auch die Steuern berechnet wurden.<br />

Laut dem rÄmischen Verwaltungsschema wurden die StÅmme unter der Bezeichnung Civitates nach<br />

rÄmischem Muster organisiert. E<strong>in</strong>e Civitates bildet die Verwaltungse<strong>in</strong>heit. <strong>Die</strong> Verwaltung selbst<br />

bestand aus den leitenden Beamten , Magistraten genannt, welche jedes Jahr von der Volksversammlung<br />

neu gewÅhlt wurden. Ihnen zur Seite stand der Senat, der Rat der Alten. Unsere Gegend gehÄrte demnach<br />

zur Civitates der Treverer mit der Hauptstadt Augusta Treverorum.<br />

Ab dem dritten Jahrhundert wurden unsere Vorfahren, die damals bereits als Gallier bezeichnet wurden,<br />

dann vollberechtigte rÄmische StaatsbÑrger. Das bedeutet unter anderem auch den Schutz der rÄmischen<br />

Legionen gegen germanische àberfÅlle. Der Handel blÑht. <strong>Die</strong> Treverer, als geschickte Handwerker und<br />

gewiefte GeschÅftsleute galten wÅhrend dieser Periode als wohlhabend. <strong>Die</strong> groÖen gÅlischen GehÄfte<br />

( Oppida) <strong>in</strong> der Umgebung von Altl<strong>in</strong>ster, deren àberreste im Volksmund als Moore bezeichnet werden,<br />

so wie das Viccus <strong>in</strong> Jungl<strong>in</strong>ster stammen aus dieser Epoche.<br />

Dass sich die Treverer nicht all zu schlecht unter der rÄmischen Oberherrschaft fÑhlten bezeugte unter<br />

anderem, dass dieser Stamm sich wie bereits erwÅhnt weitgehend aus den PlÅnklereien der anderen<br />

KeltenstÅmme mit den Besatzer fernhielten ( was hauptsÅchlich dem diplomatischen Geschick C<strong>in</strong>getorix<br />

zu verdanken war). Ackerbau und Viehzucht blÑhte. <strong>Die</strong> berÑhmten keltischen Pferdezucht lieferten den<br />

rÄmischen Legionen die begehrten Reitpferde. AckergerÅte wurden erfunden. <strong>Die</strong> ersten MÅhmasch<strong>in</strong>en<br />

erleichterten den Bauern die Arbeit.<br />

Das Handwerk, die Eisenherstellung und die Schmiedekunst entwickelte sich rasant. <strong>Die</strong> Kelten hatten<br />

auch bereits die Drehbank erfunden. <strong>Die</strong> keltische Kunst erlebte ihre HochblÑte.<br />

Den <strong>RÄmer</strong> hatten sie die Hypocaustheizung abgeschaut und<br />

so ihre HÅuser wohnlicher gemacht. <strong>Die</strong> keltischen FÑrsten<br />

und Grosgrundbesitzen holten sich rÄmische Baumeister und<br />

lieÖen sich Villen aus Ste<strong>in</strong> nach rÄmischem Muster errichten.<br />

In Jungl<strong>in</strong>ster, im Ortsteil „ Am Bruch“ wurden àberreste<br />

e<strong>in</strong>es solchen Bauwerks gefunden. Auf e<strong>in</strong>em Feld, unterhalb<br />

der HÅrdcheslay neben Altl<strong>in</strong>ster, wurden gebrannte Ziegel<br />

von den Bauern beim Bebauen des Feldes zu Tage gefÄrdert.<br />

Sie stammten ebenfalls von e<strong>in</strong>em ehemaligen Gutshaus.<br />

Aus Italien kam auch der We<strong>in</strong>bau <strong>in</strong> unsere Breiten und<br />

lÅngs der Mosel entstanden ausgedehnte We<strong>in</strong>berge. Late<strong>in</strong><br />

wurde Amtssprache jedoch blieb die keltische Sprache als<br />

Umgangssprache noch lange bestehen.<br />

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Kultur und Religion<br />

Wie <strong>in</strong> unserem Report „ Unsere Vorfahren, die Kelten“ im Detail beschrieben frÄnten die Kelten wie die<br />

Germanen und die nordischen verwandten VÄlker vielen GÄtter. <strong>Die</strong> keltische Nation bestand aus<br />

Volksgruppen und StÅmme die zwar untere<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Kontakt standen aber niemals e<strong>in</strong>en Staat bildeten,<br />

so dass ihre Religion je nach Landstrich sehr unterschiedliche AusprÅgungen erhielt. Nicht e<strong>in</strong>mal die<br />

GÄtter waren Hundertprozentig e<strong>in</strong>heitlich.<br />

Allen Variationen der keltischen Religion ist jedoch geme<strong>in</strong>, dass ursprÑnglich die Natur und deren KrÅfte<br />

verehrt wurden. Im Mittelpunkt standen die UrkrÅfte, also die vier Elemente (Erde, Feuer, Wasser und<br />

Luft) oder Sonne und Mond, sowie Quellen, BÅume, Pflanzen und Ste<strong>in</strong>e. <strong>Die</strong> Kelten kannten viele heilige<br />

PlÅtze und glaubten an die Existenz von Alben, Feen und Zwerge. Verantwortlich fÑr den Kult waren die<br />

Druiden. Jene geheimnisvolle Kaste Priester, Heiler und Gelehrte welche im Rang sogar Ñber den<br />

StammesfÑrsten standen. Der GÄtterkult wurde <strong>in</strong> den heiligen Ha<strong>in</strong>en gepflegt, ( wie z.B. die Freylay bei<br />

der HÅrtgeslay) wo sich auch die ste<strong>in</strong>erne OpferaltÅre befanden.<br />

Das war die Situation, welche die rÄmische Eroberer <strong>in</strong> Gallien vorfanden. Im Gegensatz zu den<br />

christlichen Missionare, die e<strong>in</strong> paar hundert Jahre spÅter unsere Gegend missionierten zerstÄrten die<br />

<strong>RÄmer</strong> die KultplÅtze der eroberten VÄlker nicht und versuchten auch nicht deren Religion zu<br />

unterdrÑcken. FÑr viele <strong>RÄmer</strong> schien es selbstverstÅndlich, dass die GÄtter fremder VÄlker dieselbe<br />

Funktion erfÑllten wie ihre eigenen. In se<strong>in</strong>er Beschreibung der gallischen Religion stellt uns CÅsar die<br />

gallischen GÄtter so dar, als ob es ke<strong>in</strong>en Unterschied zu den rÄmischen gÅbe: Sie <strong>in</strong>tegrierten e<strong>in</strong>fach ihre<br />

eigene GÄtter <strong>in</strong> die GÄtterwelt der VÄlker.<br />

<strong>Die</strong> rÄmische GÄtter<br />

An der Spitze des rÄmischen Pantheons stand ursprÑnglich die GÄtterdreiheit Jupiter, Mars und Quir<strong>in</strong>us,<br />

die im 6. Jh. v. Chr. durch Jupiter, Juno und M<strong>in</strong>erva ersetzt wurden. Durch griechischen E<strong>in</strong>fluss fasste<br />

man im <strong>3.</strong> Jh. v. Chr. sechs HauptgÄtterpaare zu e<strong>in</strong>em ZwÄlfgÄttersystem zusammen:<br />

Jupiter (gr. Zeus): Gott des Himmels, oberster der GÄtter<br />

Juno (gr. Hera): SchutzgÄtt<strong>in</strong> der Frau und der Mutterschaft<br />

Neptun (gr. Poseidon): Meeresgott<br />

M<strong>in</strong>erva (gr. Athene): GÄtt<strong>in</strong> der Weisheit<br />

Mars (gr. Ares): Kriegsgott, frÑher auch Gott des Ackerbaus<br />

Venus (gr. Aphrodite): GÄtt<strong>in</strong> der Liebe und der SchÄnheit<br />

Apollo (gr. Apollo, Phoibos): Heilgott, Sonnengott, Gott der KÑnste und Orakelgott<br />

Diana (gr. Artemis): GÄtt<strong>in</strong> der Jagd<br />

Vulcanus (gr. Hephaistos): Gott des Feuers<br />

Vesta (gr. Hestia): GÄtt<strong>in</strong> des Herdes und des Herdfeuers<br />

Merkur (gr. Hermes): Gott des Handels<br />

Ceres (gr. Demeter): GÄtt<strong>in</strong> der Erde und der Feldfrucht<br />

Neben diesen zwÄlf HauptgÄttern glaubten die <strong>RÄmer</strong> noch an e<strong>in</strong>e Vielzahl kle<strong>in</strong>erer Gottheiten, die als<br />

num<strong>in</strong>a bezeichnet werden und die nach rÄmischer Vorstellung <strong>in</strong> jedem D<strong>in</strong>g und jeder Handlung<br />

zugegen waren.<br />

Staat und Religion standen bei den <strong>RÄmer</strong>n <strong>in</strong> engem Zusammenhang, so wurde stets vor politischen und<br />

militÅrischen Ereignissen geopfert oder man stellte sog. Augurien an: e<strong>in</strong> Augur (Vogelschauer) beobachtete<br />

den Flug der VÄgel und entschied dann, ob der Zeitpunkt fÑr e<strong>in</strong> Unternehmen gÑnstig war oder nicht.<br />

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<strong>Die</strong> Opferhandlungen (sacra, sacrificia) waren strengen Regeln<br />

unterworfen und wurden von Priesterkollegien Ñberwacht. Als<br />

Opfergaben dienten Blumen, FrÑchte und Weihrauch, aber auch<br />

Tiere als Blut- oder Brandopfer und We<strong>in</strong> als Trankopfer.<br />

Auch das Privatleben war um das E<strong>in</strong>verstÅndnis der GÄtter<br />

bemÑht, die privaten GÄtter und HausgÄtter der <strong>RÄmer</strong> wurden<br />

als Laren (weiterlebende Geister verstorbener<br />

Familienmitglieder), Penaten (GÄtter der Vorratskammer) oder<br />

Genien (Personifizierung der Fortpflanzung und Lebensenergie)<br />

bezeichnet.<br />

Verschiedene Priesterkollegien waren mit der DurchfÑhrung<br />

religiÄser Handlungen betraut, so gab es z.B. das collegium<br />

pontificum, dessen Vorsteher der Pontifex Maximus war, das collegium<br />

augurum und die Qu<strong>in</strong>decimviri sacris faciundis.<br />

Mit der rÄmischen Expansion und der damit e<strong>in</strong>hergehenden neuen Verwaltung hielt diese neue<br />

GÄtterwelt E<strong>in</strong>zug <strong>in</strong> die keltischen Gebiete. Schon Polybios hielt im 2. Jahrhundert v. Chr. fest, dass die<br />

Religion <strong>in</strong> Rom gezielt als Mittel gesellschaftlicher Ordnung e<strong>in</strong>gesetzt und bei Eroberungen bewusst als<br />

politisches Macht<strong>in</strong>strument verwendet wurde. Dementsprechend gestatteten die <strong>RÄmer</strong> der<br />

e<strong>in</strong>heimischen BevÄlkerung im wesentlichen, an ihren alten Kulten und GÄttern festzuhalten. <strong>Die</strong><br />

rÄmische Religion traf im Norden auf keltische Glaubensvorstellungen. Aus der Verschmelzung der<br />

beiden Religionsformen erwuchs e<strong>in</strong> neues Pantheon, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vielschichtigkeit fÑr den heutigen<br />

Betrachter nur schwer zu durchdr<strong>in</strong>gen ist. E<strong>in</strong>heimische GÄtt<strong>in</strong>nen und GÄtter konnten <strong>in</strong> ihrer<br />

Ersche<strong>in</strong>ung oft e<strong>in</strong>em griechisch-rÄmischen Vorbild folgen und sich nur durch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>schriftlichte<br />

Nennung von diesen unterscheiden. Aus Weih<strong>in</strong>schriften geht hervor, dass rÄmische und keltische<br />

Gottheiten von der e<strong>in</strong>heimischen BevÄlkerung ebenso wie von den zugezogenen <strong>RÄmer</strong> verehrt wurden.<br />

Hiermit endet die dritte Epoche <strong>unserer</strong><br />

GESCHICHTE DER GEMEINDE JUNGLINSTER IM LAUFE<br />

DER JAHRTAUSENDE<br />

Bitte lesen Sie auch den nÅchsten Teil<br />

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RÄmischer Hausaltar<br />

DIE VÑLKERWANDERUNG UND DAS FRÅHE<br />

MITTELALTER<br />

Quellenangabe : Tacitus.Germania nach Ulrich v.Hutten :Gaius Julius Caesar.de Bello Gallico.Bibliotheque nat. de<br />

France :ArchÅologisches Landesmuseum Baden-WÑrtemberg :Uni.TÑb<strong>in</strong>gen :Uni.Giessen :dtv atlas der<br />

Weltgeschichte :Bullet<strong>in</strong> des Antiquitâs luxembourgeoises VI 1975 3-4 : MÑndliche àberlieferungen :<br />

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