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Develop³ Systems Engineering 01.2014

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develop 3<br />

systems engineering<br />

01 2014<br />

„ Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit<br />

ganzer Branchen ist<br />

ein Muss.“<br />

Friedhelm Loh, Ehrenpräsident ZVEI<br />

Meinung Seite 16<br />

Round Table:<br />

Eine Brücke von der<br />

virtuellen zur realen Welt<br />

Trends Seite 30<br />

Von der Datensammlung<br />

zur Information<br />

Trends Seite 36<br />

Parallel ein gemeinsames<br />

Ziel verfolgen<br />

Praxis Seite 52<br />

www.develop3.de<br />

Titelstory Seite 10<br />

Im Vordergrund stehen<br />

Methodik und Kommunikation


Unendliche Möglichkeiten,<br />

eine Designplattform<br />

NI LabVIEW ist die umfassende Entwicklungsumgebung mit herausragender<br />

Hardwareintegration und Kompatibilität. Damit meistern Sie jede Herausforderung<br />

in der Mess-, Steuer- und Regeltechnik. LabVIEW ist das Herzstück des Graphical<br />

System Design, das Konzept, mit dem Sie über eine offene Plattform aus<br />

produktiver Software und rekonfigurierbarer Hardware die Systementwicklung<br />

beschleunigen können.<br />

Die grafische Entwicklungsumgebung<br />

NI LabVIEW<br />

bietet herausragende<br />

Hardwareintegration<br />

und ermöglicht es Ihnen,<br />

intuitiv zu programmieren.<br />

» ni.com/labview-platform<br />

© 2014 | National Instruments, NI, ni.com und LabVIEW sind Marken der National Instruments Corporation.


Editorial<br />

Grenzen zwischen Disziplinen<br />

gilt es zu überwinden!<br />

Auf rund 50 % und mehr wird der Anteil der Funktionalitäten einer<br />

modernen Maschine taxiert, der durch Programmcode in der<br />

Steuerung oder den Steuerungen definiert wird. Mit anderen<br />

Worten: Software wird zur dominanten Größe! Zu 100 % wird es<br />

allerdings auch nicht reichen – ohne ‚Hardware‘ wie Antriebe, Lager<br />

oder Sensorik wäre die ganze Software schlicht wertlos. Auf<br />

der Hand liegt, dass nur das reibungslose Zusammenspiel von<br />

Mechanik, Elektrotechnik und Software zu einer qualitativ<br />

hochwertigen und gleichzeitig innovativen<br />

Maschine führt. Leider zeigt die Praxis, dass es<br />

eben an diesem Zusammenspiel oft fehlt.<br />

‚Hausgemacht‘ seien die Probleme,<br />

meint it’s-OWL-Chef Dr. Roman Dumi -<br />

trescu: „Erst haben wir die Leute so<br />

ausgebildet und dann auch noch die<br />

Unternehmen entsprechend organisiert!“<br />

(Siehe Interview ab S. 10.)<br />

Eine Lösung kann die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit bringen – und genau<br />

das ist der Grund, warum Sie diese Erst-Ausgabe<br />

der develop 3 systems engineering der Konradin<br />

Mediengruppe in Händen halten. Zugegeben:<br />

Die Thematik ist nicht brandneu und nicht jeder kann auf Anhieb<br />

mit dem Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> etwas anfangen. Aber jeder<br />

kennt die Probleme und die Automobilindustrie investiert massiv,<br />

um die drei Disziplinen zu synchronisieren – zumal mit der Industrie-4.0-Diskussion<br />

neben die Ingenieure nun auch noch die Informatiker<br />

treten; Automatisierer und ITler müssen sich verstehen!<br />

Wir wollen dazu Anregungen liefern und Tipps aus der Praxis (siehe<br />

S. 66). Ihr Feedback wird uns verraten, ob uns das gelingt.<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban<br />

Chefredakteur develop 3 systems engineering<br />

michael.corban@konradin.de<br />

„Software allein<br />

ist wertlos – erst das<br />

Teamwork von Mechanik,<br />

Elektrotechnik<br />

und Software<br />

‚bringt’s‘!“<br />

sps ipc drives 2014<br />

Halle 7 – Stand 550<br />

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Inhalt 01/2015<br />

Mit dem Umstieg auf die Konfiguration mit einem<br />

gewerkeübergreifenden Baukasten konnte MAG IAS<br />

die Konstruktionszeit halbieren<br />

60<br />

Industrie 4.0 fordert das Teamwork von IT- und Automatisierungs-<br />

Spezialisten und die Überwindung des Bruchs zwischen virtueller<br />

und realer Welt<br />

30<br />

Magazin<br />

6 Branchennews<br />

Die Industrie der Zukunft ist vernetzt<br />

Mitsubishi Electric und Eplan<br />

als strategische Partner<br />

8 Termine/Veranstaltungen<br />

ENGINEERING CAMPUS:<br />

Ideenaustausch für Konstruktionsleiter<br />

Informationen schützen<br />

<strong>Engineering</strong> zum (Be-)Greifen<br />

Menschen<br />

und Unternehmen<br />

10 Titelstory<br />

Details und Hintergründe zur<br />

Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

15 Produktentwicklung<br />

Lapp: Prozesse kommen vor Tools<br />

Friedhelm Loh im Interview: „Die<br />

Industriekultur muss sich verändern“<br />

Daimler arbeitet an PLM2015-Projekt<br />

20 Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Norbert Scholz, Baumüller Nürnberg<br />

Dr. Rainer Stetter, ITQ<br />

Dr. Armin Walter, Lenze <strong>Engineering</strong><br />

Christoph Bräuchle, PTC<br />

Andreas Huhmann, Harting<br />

Trends<br />

30 Industrie 4.0<br />

Round Table: Eine Brücke<br />

von der virtuellen zur realen Welt<br />

36 Sensorik<br />

Interne Signalverarbeitung und<br />

Multisensorsysteme<br />

42 <strong>Engineering</strong><br />

Round Table: Das physikalische<br />

Verständnis bleibt elementar<br />

46 Datendurchgängigkeit<br />

MES-Lösungen sind Schaltzentrale,<br />

PLM umfassender als Industrie 4.0<br />

48 Datenverwaltung<br />

Schnittstellen-Management und<br />

durchgängige Ressourcen-Nutzung<br />

Praxis<br />

52 Automatisierung<br />

Parallel ein<br />

gemeinsames Ziel verfolgen<br />

55 <strong>Engineering</strong><br />

Digital durchgängig – von der<br />

ersten Idee bis zum Service<br />

58 Systeme<br />

Ahmed Mahmoud im Interview:<br />

„Let us empower the Engineers!“<br />

60 Baukastensysteme<br />

Konstruktionszeit um mehr als<br />

50 % gesenkt<br />

64 CAD<br />

Kollaboratives <strong>Engineering</strong>:<br />

Erfolgskritischer Entwicklungsprozess<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

28 Wir berichten über...<br />

66 Vorschau<br />

66 Impressum<br />

4 develop 3 systems engineering 01-2014


Friedhelm Loh, Ehrenpräsident ZVEI<br />

Meinung Seite 16<br />

Trends Seite 30<br />

Trends Seite 36<br />

Praxis Seite 52<br />

www.develop3.de<br />

nextlevel<br />

for industry<br />

Kompetenz in technischer Software und interdisziplinäres<br />

Zusammenarbeiten sind die Schlüssel zum Erfolg von<br />

Industrie 4.0, sagt ZVEI-Ehrenpräsident Friedhelm Loh<br />

16<br />

Titelstory<br />

10 <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Der Fokus der Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

liegt auf dem Maschinen- und Anlagenbau sowie<br />

Lösungen, die einfach und praktikabel sein sollen.<br />

Dazu im Interview: Dr. Roman Dumitrescu<br />

Industrie 4.0<br />

für den Schalt anlagenbau.<br />

Rittal präsentiert Ihnen auf der SPS IPC Drives<br />

zusammen mit Eplan, Cideon und Kiesling<br />

eindrucksvoll, wie Sie vom <strong>Engineering</strong> bis<br />

zur Fertigung im Schaltanlagenbau bis zu<br />

50 % Einsparpotenzial realisieren können.<br />

develop 3<br />

systems engineering<br />

01 2014<br />

<strong>Engineering</strong> System Automation<br />

„ Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit<br />

ganzer Branchen ist<br />

ein Muss.“<br />

Round Table:<br />

Eine Brücke von der<br />

virtuellen zur realen Welt<br />

Von der Datensammlung<br />

zur Information<br />

Parallel ein gemeinsames<br />

Ziel verfolgen<br />

Titelstory Seite 10<br />

Im Vordergrund stehen<br />

Methodik und Kommunikation<br />

www.rittal.de<br />

develop 3 systems engineering 01-2014


Magazin Branchennews<br />

‚Integrated Industry – Join the Network!‘ lautet das Motto der Hannover Messe 2015<br />

Die Industrie der Zukunft ist vernetzt<br />

Ziel muss ein starkes Netzwerk aus Maschinenbau, Elektrotechnik<br />

und IT sein, um die Herausforderungen von Industrie<br />

4.0 zu meistern<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Die Integration der industriellen Wertschöpfungsprozesse geht in die<br />

nächste Runde: Was die Industrie für den nächsten Evolutionsschritt benötigt,<br />

wie künftig die Produktentwicklungs- und Produktionsprozesse auf -<br />

einander abgestimmt sein müssen und ein konkretes Zusammenwachsen<br />

von Informationstechnik und Automation aussehen kann, zeigen unter anderem<br />

die Aussteller der Digital Factory im Zuge der Hannover Messe 2015.<br />

Das Leitthema „Integrated Industry – Join the Network!“ bildet dabei den<br />

übergeordneten Rahmen rund um die vieldiskutierten Industrie-4.0-Technologien.<br />

Es steht dafür, dass die wesentlichen Herausforderungen – wie<br />

etwa allgemein gültige Standards für die Machine-to-Machine-Kommu -<br />

nikation, die Frage der Datensicherheit oder die Suche nach dem Ge -<br />

schäftsmodell der Zukunft – nur im Netzwerk zu bewältigen sind. „Die Frage<br />

ist nicht, ob Industrie- oder IT-Unternehmen die Führungsrolle einnehmen<br />

– nur gemeinsam werden die Möglichkeiten von Industrie 4.0 bestmöglich<br />

erschlossen“, ist Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der<br />

Deutschen Messe, überzeugt. „Dafür braucht es ein starkes Netzwerk aus<br />

Maschinenbau, Elektrotechnik und IT.“<br />

Die daraus resultierenden Technologieveränderungen macht die Messe erlebbar.<br />

Digitalvernetzte Fertigungsanlagen, innovative Produktionsver -<br />

fahren, neuartige Industrieroboter und auch IT-gestützte Automationslösungen,<br />

die sämtliche Organisationsabläufe einer Fabrik verändern können,<br />

werden gezeigt. „In der Smart Factory verschmelzen Maschinenbau<br />

und IT“, so Köckler weiter. „Die IT-Unternehmen sind Teil des Netzwerks und<br />

nutzen die Messe, um sich mit ihren Kunden aus der Industrie auszutauschen.“<br />

Die Präsenz von internationalen IT-Konzernen und die Anmeldung<br />

von Microsoft zeigten, dass man mit dem Leitthema den Puls der Industrie<br />

träfe. Die Bandbreite der IT-Lösungen, die Fertigungsunternehmen in allen<br />

Prozessen unterstützen, reicht dabei von der Innovation und ersten<br />

Idee im CAx-System über die Produktionsplanung und -steuerung mit<br />

MES und ERP, die Simulation und Vorausberechnung mit Hilfe virtueller<br />

Realität und 3D-Modellen von Produkt und Fabrik bis zum Management<br />

der Produkt- und Produktionsdaten über den gesamten Lebenszyklus mit<br />

PDM und PLM.<br />

ik<br />

www.hannovermesse.de<br />

Durchgängigkeit bei Elektro-<strong>Engineering</strong> und SPS-Programmierung<br />

Mitsubishi Electric und Eplan als strategische Partner<br />

Bilder: Eplan<br />

Hartmut Pütz und Maximilian Brandl: „Durch die Integration<br />

von Eplan mit GX Works2 lassen sich Projektqualität<br />

und Datenkonsistenz steigern“<br />

Um eine optimale Integration von Elektro-<strong>Engineering</strong><br />

und SPS-Programmierung zu realisieren<br />

und als Partner der e-F@ctory Alliance arbeiten<br />

die Entwicklungsabteilungen von Mitsubishi<br />

Electric und Eplan eng zusammen. Sie wollen die<br />

Projektqualität und Datenkonsistenz für Anwender<br />

steigern. Dafür sind die Eplan-Plattform und<br />

GX Works2, die Konfigurations- und Programmiersoftware<br />

von Mitsubishi Electric für die Melsec-SPS-Serie<br />

jetzt per Schnittstelle gekoppelt.<br />

Für gemeinsame Kunden soll eine Reduzierung<br />

der Entwicklungskosten um mehr als 50 % möglich<br />

sein. Ein konkreter Anwendungsfall: Ein Elektroingenieur<br />

erstellt einen Stromlaufplan und<br />

leitet per Knopfdruck Informationen wie<br />

I/O-Adressen und Funktionstexte an den SPS-<br />

Programmierer, der die GX-Works2-Steuerung<br />

programmiert. Das führt zu deutlich kürzeren<br />

Entwicklungs- und Inbetriebnahmezeiten von<br />

Anlagen und Systemen. Eplan Electric P8 als Teil<br />

der Plattform verbindet die Daten der Elektro-<br />

Hardware-Planung und der Steuerungstechnik<br />

sowie die zugehörige umfassende Dokumentation.<br />

„Durch die Integration mit GX Works2 lassen<br />

sich Projektqualität und Datenkonsistenz steigern“,<br />

sagt dazu Hartmut Pütz, Präsident der<br />

Factory Automation – European Business Group<br />

von Mitsubishi Electric. Gleichzeitig reduzierten<br />

sich Kosten und Entwicklungszeit für gemeinsamen<br />

Kunden. „Unsere weltweiten Kunden profitieren<br />

von der neuen E-CAD- und SPS-Schnittstelle<br />

und der hohen Komponentenverfügbarkeit<br />

im Eplan Data Portal“, ergänzt Maximilian<br />

Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung von<br />

Eplan. Die zentrale Eplan-Plattform beinhaltet alle<br />

Daten von der Vorplanung bis zum Detail-<strong>Engineering</strong>.<br />

Diese Informationen können als Grundlage<br />

für folgende Projektschritte in der SPS-orientierten<br />

Automatisierungstechnik genutzt werden.<br />

Zudem lassen sich Makros beziehungsweise<br />

Bibliotheken und CAD-Produktdaten von Mitsubishi<br />

Electric einbinden und in Eplan hinterlegte<br />

Daten direkt in GX Works2 importieren. ge<br />

www.e-factory-alliance.com<br />

www.eplan.de<br />

www.mitsubishielectric.com<br />

6 develop 3 systems engineering 01–2014


Magazin Termine/Veranstaltungen<br />

ENGINEERING CAMPUS: Ideenaustausch rund um <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> und Produktentwicklung<br />

‚Input‘ für innovativ denkende Konstruktionsleiter und -interessierte<br />

Innovative Entwicklungsingenieure stellen sicher, dass ihr Unternehmen<br />

wirtschaftlich stark bleibt. Aber auch kluge Köpfe brauchen ‚Input‘ – und<br />

genau den liefert im September 2015 der erste ENGINEERING CAMPUS<br />

der Zeitschriften develop 3 systems engineering, KEM – Konstruktion, Entwicklung,<br />

Management und elektro AUTOMATION in Kooperation mit<br />

AutomobilKonstruktion, Industrieanzeiger sowie medizin&technik. Die<br />

Veranstaltung bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, sich zu allen<br />

Themen rund um die Produktentwicklung zu informieren. Themen sind:<br />

Bild: Daimler<br />

Bild: Leukefeld<br />

Dr. Peyman Merat, Projektleiter PLM2015<br />

bei Daimler, wird von der Gestaltung<br />

der <strong>Engineering</strong>-Prozesse bei dem Automobilbauer<br />

berichten<br />

Prof. Timo Leukefeld berichtet von dem Ziel<br />

einer ganzjährig unabhängigen Energie -<br />

versorgung im Bereich des Wohnens – und<br />

öffnet damit interessante Perspektiven<br />

·<br />

·<br />

·<br />

Erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in der Praxis<br />

Safety inklusive – sichere und Standard-Automatisierung wachsen<br />

zusammen<br />

Energieeffizienz in der Antriebstechnik – Richtlinie schraubt Wirkungsgrad<br />

in die Höhe<br />

Entwicklungsdienstleistungen – Unterstützung auch bei sensiblen<br />

Projekten<br />

Die Keynote wird Dr. Peyman Merat halten, Projektleiter PLM2015 bei<br />

der Daimler AG zum Thema ‚Das digitale Rückgrat der Produktentwicklung‘.<br />

Hintergrund ist, dass die Entwicklungs- und Produktplanungsprozesse<br />

bei Daimler künftig die enge Vernetzung von Produktdatenmana-<br />

gement-Software Smaragd und CAD/CAE/CAM-Software NX von Siemens<br />

nutzen – letztere wird im Rahmen des intern ‚PLM2015‘ genannten<br />

Großprojektes derzeit eingeführt (siehe dazu auch Beitrag S. 18). Die<br />

Plenumsrede hält zum Abschluss Prof. Timo Leukefeld, der sich unter<br />

dem Titel ‚Energie intelligent verschwenden‘ interessante Gedanken zu<br />

unserem Umgang mit Energie macht – ein in vielerlei Hinsicht anregender<br />

Vortrag.<br />

co<br />

22. September 2015<br />

9:00 bis 17:30 Uhr<br />

Mövenpick Hotel, Stuttgart Airport<br />

www.wirautomatisierer.de/ec<br />

VDMA-Informationstag zu Know-how-Schutz & Informationssicherheit<br />

Informationen im Unternehmen schützen<br />

Mechatronisches <strong>Engineering</strong> auf der SPS IPC Drives<br />

<strong>Engineering</strong> zum (Be-)Greifen<br />

Der VDMA veranstaltet am Donnerstag,<br />

den 4. Dezember im Haus des VDMA in<br />

Frankfurt einen Informationstag zu Knowhow-Schutz<br />

& Informationssicherheit.<br />

Der Schutz unternehmenswichtiger Informationen,<br />

die in Konstruktionsdaten, Prozessen,<br />

Rezepturen und Verfahren stecken,<br />

ist eine der größten Herausforderungen<br />

im Thema Unternehmenssicherheit. Sie<br />

benötigt rechtliche, organisatorische und<br />

technische Mechanismen. Die Gefahren<br />

sind vielfältig. Oft steht der Schutz gegen<br />

Angriffe durch Wettbewerber oder illoyale<br />

Mitarbeiter im Fokus, doch auch Kunden<br />

oder Lieferanten werden zunehmend als<br />

Know-how-Diebe identifiziert.<br />

Das Ziel der Veranstaltung ist, VDMA-Mitglieder<br />

zu den Themen Industriespionage,<br />

Know-how-Schutz und Security praxisumfassend<br />

zu informieren. In parallelen<br />

Expertenrunden tauschen Referenten<br />

und Teilnehmer aktiv ihre Erfahrungen<br />

und Herausforderungen aus. Mit dabei<br />

sind Fachleute aus der Industrie, dem BSI<br />

als zuständiger Bundesbehörde und Vertretern<br />

der Securityindustrie. Statt Vorträgen<br />

soll also eine intensive Diskussion<br />

stattfinden. In den Pausen besteht zudem<br />

die Möglichkeit, den fachlichen Meinungsaustausch<br />

zu vertiefen und Kontakte zu<br />

knüpfen.<br />

ik<br />

www.vdma.org<br />

Auf der SPS IPC Drives 2014 in Nürnberg wird als Messedemonstrator<br />

eine Keks-Cocktail-Maschine zu sehen sein, an<br />

deren Beispiel anschaulich das mechatronische <strong>Engineering</strong><br />

demonstriert werden soll. Showcase MI5 nennt Organisator<br />

ITQ das Studentenprojekt – MI5 steht dabei für „Mechatronisches,<br />

idealtypisches <strong>Engineering</strong>“, das die fünf magischen i<br />

umfasst; innovativ, interdisziplinär, international, inkrementell<br />

und iterativ. MI5 soll eine ‚idealtypische‘ Art des <strong>Engineering</strong>s<br />

(be-)greifbar machen, und damit auch den Aufbau moderner<br />

Cyber-physischer Systeme. Sponsoren des Projekts sind Hersteller<br />

von Automatisierungstechnik sowie Anbieter aus dem<br />

<strong>Engineering</strong>-Bereich – B&R, Beckhoff, Bosch Rexroth, Indus -<br />

trial Physics, Phoenix Contact, Wenglor und Siemens. co<br />

www.itq.de<br />

SPS IPC Drives 2014: 1-458<br />

(auf dem Gemeinschaftsstand Bayern Innovativ)<br />

8 develop 3 systems engineering 01–2014


Sicher? Mit Sicherheit!<br />

Dienstleistungen für<br />

Maschinenhersteller und -betreiber<br />

„Auf dem Weg zur<br />

CE-Zertifizierung begleiten<br />

wir Sie Schritt für Schritt.“<br />

Torsten Gast, FS Expert Machinery (TÜV Rheinland),<br />

17 Jahre bei Phoenix Contact<br />

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Maschinensicherheit<br />

• Unterstützung bei der Gestaltung<br />

des richtlinienkonformen<br />

CE-Prozesses<br />

• Unterstützung bei der Umsetzung<br />

von Maßnahmen für die funktionale<br />

Sicherheit<br />

• Beratung bei wesentlichen<br />

Veränderungen und Verkettungen<br />

von Maschinen<br />

• Vor-Ort-Analyse und Inspektion<br />

Mehr Informationen unter<br />

Telefon (0 52 35) 3-1 20 00 oder<br />

phoenixcontact.de/safety-services<br />

CIS05-14.000.L1 © PHOENIX CONTACT 2014


Bild: Siemens<br />

An der Vision einer digitalen Durchgängigkeit<br />

von Beginn der Produktentwicklung<br />

an bis über alle Phasen des Produktlebenszyklus<br />

hinweg arbeiten zahlreiche<br />

Unternehmen und Forschungsinstitute.<br />

Methodisch ist dabei das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

einer der vielversprechendsten<br />

Ansätze – auch wenn der Begriff schon<br />

eine längere Historie hat als erwartet.


Titelstory Menschen & Unternehmen<br />

Im Interview: Dr. Roman Dumitrescu, Leiter der Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

„In erster Linie geht es<br />

um Kommunikation“<br />

Mitte August 2014 gründeten OWL-Technologie-Netzwerker, das Fraunhofer IPT, die<br />

Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (GfSE) und Dassault Systèmes die Fachgruppe<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf dem Maschinen- und Anlagenbau<br />

sowie Lösungen, die einfach und praktikabel sein sollen. Details und Hintergründe<br />

erläutert Dr. Roman Dumitrescu, einer der drei it’s-OWL-Geschäftsführer und Leiter der<br />

Fachgruppe im Gespräch mit der develop 3 .<br />

develop 3 : Dr. Dumitrescu, warum wurde die Fachgruppe <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> gegründet?<br />

Dumitrescu: Im Spitzencluster it’s OWL leite ich das Querschnittsprojekt<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, in dem Forscher neue<br />

Methoden für den multidisziplinären Entwurf intelligenter<br />

technischer Systeme erarbeiten. Jetzt wollen wir aber nicht an<br />

Dingen forschen, die keiner braucht, sondern wir wollen uns<br />

am tatsächlichen Bedarf der Unternehmen orientieren. Daher<br />

haben wir im August diese Fachgruppe gestartet, um Industrie<br />

und Wissenschaft im Bereich <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> noch<br />

näher zusammenzubringen. Dabei findet natürlich auch ein<br />

intensiver Austausch zwischen den Unternehmen statt.<br />

develop 3 : Ist eines der Ziele der Fachgruppe, die digitale Durchgängigkeit<br />

aus dem Product Lifecycle Management (PLM) bis hinein<br />

in die Automatisierung zu realisieren, die heute noch fehlt?<br />

Dumitrescu: Unter anderem. Die Frage danach war aber schon<br />

eine Motivation zur Durchführung der Studie „<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

in der industriellen Praxis“ (Anmerkung der Redaktion:<br />

siehe Kasteninfo), die wir kürzlich durchgeführt haben. Interessant<br />

war dabei, dass es keine einheitliche Definition von<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> gibt. Einigen können sich allerdings alle<br />

auf den Aspekt des ‚ganzheitlichen Systemdenkens‘. Personen<br />

im PLM-Umfeld verstehen darunter vor allem ein durchgängiges<br />

Datenmodell, das im Rahmen der Entwicklung abgelegt<br />

und im Verlaufe des Produktlebenszyklus konkretisiert wird –<br />

im Vordergrund steht also der Datenstamm, der die Produktund<br />

Systemarchitektur beschreibt. Der Automatisierer will dagegen<br />

den Entwurf, die Inbetriebnahme und zum Teil auch das<br />

Monitoring einer gesamten Anlage als Gesamtsystem verstehen<br />

und managen. Die entsprechenden Modelle aus den beiden<br />

Welten stimmen deswegen heute noch nicht überein.<br />

Das zusammenzubringen, hier eine Durchgängigkeit zu erreichen,<br />

ist die Herausforderung.<br />

develop 3 : Welche Hürden gilt es zu überwinden?<br />

Dumitrescu: Es reicht nicht aus, einfach nur viele Tools einzukaufen.<br />

Denn abgesehen vom Handling der Schnittstellen,<br />

wofür es schon einige Standards gibt, interessiert stets der jeweilige<br />

Fokus. Ziel muss sein, Modelle zu entwickeln, die verschiedene<br />

Sichten auf ein Produkt, eine Maschine oder eine<br />

Anlage erlauben. Den Produktioner interessieren naturgemäß<br />

andere Dinge als den Konstrukteur oder Automatisierer. Ziel<br />

der Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> ist es deshalb, sich mit<br />

Ansätzen für ein solches disziplinübergreifendes Systemmodell,<br />

das verschiedene Sichten erlaubt, zu beschäftigen und die<br />

damit in Zusammenhang stehenden Fragen vor allem pragmatisch<br />

zu lösen. An dieser Stelle ist allerdings auch noch einige<br />

Forschungsarbeit zu leisten.<br />

STUDIE<br />

Mit dem Titel „<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in der<br />

industriellen Praxis“ ist 2013 eine Studie<br />

zum Thema <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> erschienen,<br />

die auf der Befragung von 32 Unternehmen<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

basiert. Die Clusterpartner Heinz Nixdorf<br />

Institut, die Fraunhofer-Projektgruppe Entwurfstechnik<br />

Mechatronik und die Managementberatung<br />

Unity erklären darin,<br />

was es mit dem Begriff<br />

<strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong><br />

(SE) auf sich<br />

hat.<br />

Interessenten<br />

können die Studie<br />

als pdf oder Druck<br />

bestellen:<br />

http://t1p.de/m2gk<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 11


Menschen & Unternehmen Titelstory<br />

develop 3 : Muss für ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in dem<br />

oben beschriebenen Sinne also ‚nur‘ ein im weitesten Sinne ‚offenes‘<br />

Modell entwickelt werden, das in der Lage ist, die daraus<br />

resultierende Komplexität handhabbar zu machen?<br />

Dumitrescu: Ja, ein disziplinunabhängiges Modell ist die Idealvorstellung<br />

– da müssen wir Schritt für Schritt darauf hinarbeiten.<br />

Ich sehe aber noch einen Punkt davor, der vor allem die Meden<br />

Beteiligten zusammen und fragen nach einem Modell, liefert<br />

der Konstrukteur ein 3D-Modell des Gehäuses, der Schaltungstechniker<br />

aber ein Schaltbild. Fragt man dann, wie sie<br />

sich über Probleme austauschen, stellen wir häufig fest, dass<br />

hier die Kommunikation verbessert werden muss. Unser Vorgehen<br />

ist dann, dass wir andere Methoden vorschlagen, um<br />

die Systeme disziplinunabhängig und damit letztlich systemübergreifend<br />

zu modellieren. In gewisser Weise ist dieses Problem<br />

aber hausgemacht!<br />

develop 3 : Hausgemacht? Könnten Sie das erläutern?<br />

Bild: it’s OWL<br />

„<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

ist eine Diszi -<br />

plin, die Tools und<br />

Methoden für die<br />

durchgängige und<br />

disziplinübergreifende Entwicklung technischer<br />

Systeme bereitstellt – wobei das zu<br />

entwickelnde System und die Gesamtheit<br />

aller Entwicklungstätigkeiten im Mittelpunkt<br />

stehen.“<br />

Dr.-Ing. Roman Dumitrescu ist Geschäftsführer Strategie, Forschung<br />

und Entwicklung der it's OWL Clustermanagement GmbH in Paderborn<br />

sowie Leiter der Abteilung <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> am Fraunhofer-IPT<br />

in Paderborn<br />

thodik betrifft. Wie sieht das Modell aus, was für Informationen<br />

muss es beinhalten – noch vor den Schnittstellen wird es<br />

in der Fachgruppe um die Methodik gehen. Dazu gehört dann<br />

auch, dass sich die ‚klassischen‘ Konstrukteure in den Unternehmen<br />

damit auseinander setzen müssen, dass bezüglich<br />

der Gesamtfunktionalität am Ende des Tages auch die Elektrotechnik,<br />

Informatik und die Automatisierung eine wesentliche<br />

Rolle spielen. Oftmals ist es ja so, dass diese Prozesse traditionell<br />

nacheinander durchgeführt werden, basierend jeweils<br />

auf Design-Reviews – besser wäre es aber, wenn sich alle Beteiligten<br />

zu Beginn einmal zusammenfinden und zunächst<br />

das Verständnis über das zu entwickelnde System in einem<br />

Modell zusammentragen.<br />

develop 3 : Im ersten Schritt geht es also zunächst einmal um die<br />

organisatorische Aufstellung?<br />

Dumitrescu: Ja, nehmen wir etwa stellvertretend ein Beispiel<br />

aus der elektrischen Verbindungstechnik. Setzen wir uns mit<br />

Dumitrescu: Nun – wir haben die Leute so ausgebildet und<br />

dann auch noch die Unternehmen entsprechend organisiert!<br />

An dieser Stelle besteht an Hochschulen und Unternehmen<br />

gleichermaßen Optimierungsbedarf. Die Vermittlung von<br />

spezialisiertem Fach-Know-how ist zwar gut und erforderlich,<br />

es fehlt aber das Verständnis, dass es neben der eigenen Disziplin<br />

auch andere Kollegen gibt, die an einer Entwicklung mitwirken.<br />

Dieses Verständnis muss geschaffen und gestärkt<br />

werden, hier fehlt vor allem die entsprechende Methodenkompetenz.<br />

develop 3 : Der einzelne Konstrukteur, Entwickler und auch Automatisierer<br />

muss also so weit ‚über den Tellerrand‘ blicken können,<br />

dass er sich mit den Kollegen verständigen kann?<br />

Dumitrescu: Exakt so ist es. Wir haben übrigens in der eingangs<br />

erwähnten Studie auch untersucht, welche Wege es<br />

denn gibt, zum <strong>Systems</strong> Engineer zu werden. Neben speziellen<br />

Studiengängen, von denen ich persönlich nicht überzeugt bin,<br />

denke ich, dass die Ausbildung zum traditionellen Ingenieur<br />

mit den zahlreichen Vertiefungen sinnvoll ist – was fehlt, sind<br />

zusätzliche Ausbildungsinhalte, in denen erläutert wird, wie<br />

die anderen Disziplinen ‚ticken‘ und wie man kooperieren<br />

kann, um einfach effizienter zu arbeiten. Der Blick auf die<br />

Hochschulen zeigt, dass das nicht so einfach ist, denn aufgrund<br />

der Einteilung in Fakultäten ist es oft nicht möglich, sich<br />

Vorlesungen aus anderen Bereichen anrechnen zu lassen. Viele<br />

Probleme sind also gerade in diesem Bereich selbst verursacht.<br />

develop 3 : Blickt man auf die sich daraus logischerweise ergebende<br />

Diskussion Richtung Industrie 4.0 fällt auf, dass hier neben<br />

Mechanik- und Elektrotechnikingenieure sowie Automatisierer<br />

auch die ITler treten – die Anforderungen sind also noch einmal<br />

höher?<br />

Dumitrescu: Interessanterweise wird das durch die Studie<br />

ebenfalls belegt. Gefragt wurde dort unter anderem, welche<br />

Anforderungen die Unternehmen an ihre Ingenieure stellen.<br />

Heraus kam, dass neben dem Fachwissen in der Breite fast<br />

gleichbedeutend die Soft Skills sind – und dabei geht es nicht<br />

um die Fähigkeit zum Präsentieren oder Ähnliches. Es zeigt<br />

sich vielmehr: Die meisten Probleme in den Unternehmen<br />

tauchen nur an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen<br />

auf! Und diese bekommt man nur in den Griff, wenn man sich<br />

unterhält und kommuniziert – leider haben Entwickler mit<br />

sehr fokussierten Aufgabenstellungen das ein bisschen ver-<br />

12 develop 3 systems engineering 01–2014


Titelstory Menschen & Unternehmen<br />

Bild: it’s OWL<br />

lernt! Mit dieser Erkenntnis sind die Unternehmen übrigens<br />

den Hochschulen voraus. Um das Ganze in einem einfachen<br />

Bild zusammenzufassen: Der <strong>Systems</strong> Engineer spielt die Rolle<br />

des Dirigenten in einem Orchester. Er selbst spielt nicht<br />

zwingend perfekt ein Instrument, muss aber sicherstellen,<br />

dass alles zusammenpasst. Wichtig dabei ist, dass dies kein reines<br />

Projektmanagementthema ist – es ist vielmehr erforderlich,<br />

wirklich in die Inhalte reinzugehen, in die Modelle und die<br />

Technik. Und das ist eine sehr fordernde Aufgabe.<br />

develop 3 : Gibt es Branchen, die bei der Umsetzung der besprochenen<br />

Ansätze schon besonders weit gekommen sind?<br />

Dumitrescu: Nun, Vieles wird implizit natürlich bereits gemacht<br />

– sonst wären viele der Unternehmen nicht so erfolgreich.<br />

In den letzten Jahren haben zudem die großen Unternehmen<br />

insbesondere im Automotive-Bereich massiv investiert.<br />

Hier ist man durch die Zusammenarbeit mit den Zulieferern<br />

ja auch darauf angewiesen, dass klare Vorgaben gemacht<br />

werden können und die daraus resultierenden Systeme oder<br />

Teilsysteme diesen auch entsprechen. In gewisser Weise hat<br />

man hier das komponentenorientierte Denken hinter sich gelassen<br />

und betrachtet eher Funktionen beziehungsweise Systeme.<br />

Das macht man im Maschinen- und Anlagenbau noch<br />

nicht in der Konsequenz und ist auch bezüglich der Investitionen<br />

in <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> noch zurückhaltender.<br />

develop 3 : Lassen Sie mich noch einmal zurückkommen auf den<br />

Begriff der Mechatronik, der uns ja schon lange begleitet. Wo lie-<br />

Mittels Virtual Prototyping ist technologisch ein<br />

Ansatz gegeben, Produkte – und mittelfristig<br />

eben auch ganze Systeme – bereits in der Entwurfsphase<br />

ausgiebig zu untersuchen<br />

gen die Unterschiede zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> oder ergibt sich<br />

dies logisch aus der Mechatronik?<br />

Dumitrescu: Das ist eine spannende Frage, zumal ich selbst an<br />

der Universität Erlangen-Nürnberg einen der ersten Studiengänge<br />

der Mechatronik absolviert habe. Dabei ging es bereits<br />

um den Dreiklang aus Mechanik, Elektrotechnik und Software.<br />

Der Begriff Mechatronik stammt aus den 70er-Jahren und ist<br />

aus Japan zu uns gekommen, um elektromechanische Komponenten<br />

zu beschreiben – letztlich geht es aber schon seit<br />

Langem um multidisziplinäre Systeme bis hin zu verteilten<br />

eingebetteten Systemen. Interessant ist allerdings, dass der<br />

Begriff <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> deutlich älter ist, er tauchte in den<br />

Vereinigten Staaten bereits in den 40er und 50er Jahren auf;<br />

dort gab es zu diesem Zeitpunkt schon erste Vorlesungen zu<br />

diesem Themenfeld. Auch in Deutschland gab es übrigens unter<br />

der ursprünglichen Übersetzung Systemtechnik in den<br />

70er-Jahren bereits einen VDI-Thementag. Danach ist die Systemtechnik<br />

aber komplett im Themenfeld der Konstruktionslehre<br />

verschwunden. Hier war man in der Vergangenheit aber<br />

eher fokussiert auf die klassische Konstruktion beziehungsweise<br />

das fertigungsgerechte Konstruieren. Historisch haben<br />

sich also Mechatronik und <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> unabhängig<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 13


Menschen & Unternehmen Titelstory<br />

In der Automotive-Branche<br />

wurde in den vergangenen<br />

Jahren massiv in das <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> investiert. Auch<br />

Industrie-4.0-Konzepte wie die<br />

wandelbare Produktion werden<br />

hier intensiv untersucht<br />

Bild: it’s OWL<br />

voneinander entwickelt. (Anmerkung der Redaktion: Eine interessante<br />

Zusammenstellung der Entwicklung findet sich in<br />

der erwähnten Studie ab S. 22, siehe Kasten S. 11.)<br />

HINTERGRUND<br />

Um die zunehmende Komplexität von Maschinen und Anlagen in den<br />

Griff zu bekommen, ist bereits mit Beginn der Produktentwicklung ein<br />

ganzheitliches Systemverständnis und die Betrachtung des gesamten<br />

Lebenszyklus erforderlich. Im Rahmen des Spitzenclusters it's OWL<br />

wurde deshalb im August 2014 die Fachgruppe <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

gegründet. Ziel ist es, disziplinübergreifende Methoden für die Entwicklung<br />

von intelligenten Maschinen und Anlagen in die Praxis zu bringen.<br />

Partner sind das Fraunhofer IPT – Projektgruppe Entwurfstechnik<br />

Mechatronik, Dassault Systèmes, die Netzwerke OWL Maschinenbau<br />

und OWL ViProSim sowie die Gesellschaft für <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

(GfSE). Zum Auftakttreffen bei Kannegiesser in Vlotho kamen rund<br />

100 Teilnehmer, die in Arbeitsgruppen neue Lösungen entwickeln<br />

werden; Anfang November fand bereits das erste Arbeitstreffen statt.<br />

Geplant ist, bis Ende 2014 in Paderborn ein LiveLab <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

einzurichten. Bis in fünf Jahren will man dann im engen Schulterschluss<br />

mit der Industrie die Methodik für das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

entwickeln und verschiedene methodische und technologische Ansätze<br />

überprüft haben.<br />

Interessierte Unternehmen können sich an der Fachgruppe beteiligen,<br />

Ansprechpartner ist hier:<br />

Dr.-Ing. Peter Ebbesmeyer<br />

Fraunhofer IPT – Projektgruppe Entwurfstechnik Mechatronik<br />

Tel. 05251/5465344<br />

peter.ebbesmeyer@ipt.fraunhofer.de<br />

develop 3 : Lassen Sie mich abschließend noch eine Frage stellen:<br />

Wann glauben Sie, wird der eingangs erwähnte, noch existierende<br />

Bruch zwischen CAD-Tools auf der einen und Programmierwerkzeugen<br />

der Automatisierer auf der anderen Seite überwunden<br />

sein?<br />

Dumitrescu: Hier gibt es ja zwei Ansätze: Einerseits die Variante,<br />

dass alle Funktionalitäten in eine Toolwelt eines Anbieters<br />

integriert werden, und andererseits den aus meiner Sicht interessanteren<br />

‚föderativen‘ Ansatz – sprich: Eigene Tools für das<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>, die unabhängig von den zum Einsatz<br />

kommenden CAD- und Simulationstools arbeiten und sich darauf<br />

konzentrieren, als Schnittstelle zu dienen. Das haben wir<br />

bei uns auch schon einmal getestet und das funktioniert. In<br />

diesem Sinne ist die technische Grundlage vorhanden, aber<br />

das ganze methodische Wissen – beispielsweise welches Objekt<br />

jetzt im CAD mit welchem Objekt in der Simulation korreliert<br />

– das muss noch erforscht werden. In spätestens fünf Jahren<br />

wollen wir hier über die Arbeit in unserem <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-LiveLab<br />

am Fraunhofer-IPT in Paderborn zu einem Ergebnis<br />

gekommen sein.<br />

develop 3 : Dr. Dumitrescu – ganz herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche<br />

Gespräch und gutes Gelingen.<br />

www.its-owl.de<br />

Das Interview führte Michael Corban,<br />

Chefredakteur develop 3 systems engineering<br />

14 develop 3 systems engineering 01–2014


Produktentwicklung Menschen & Unternehmen<br />

Im Interview: Georg Stawowy, Chief Technical Officer, Lapp Holding AG<br />

„Prozesse kommen vor<br />

Software-Tools”<br />

Ende 2013 besetzte die Stuttgarter Lapp Gruppe die neue Position des<br />

Chief Technical Officer (CTO) mit Georg Stawowy, der unter anderem auch<br />

die Entwicklungsaktivitäten des Kabelspezialisten koordiniert. Mit dem<br />

CTO sprach die develop 3 über die Anforderungen eines global agierenden<br />

Unternehmens.<br />

develop 3 : Herr Stawowy, die Produktentwicklung findet bei Lapp<br />

vorwiegend in Stuttgart und New Jersey statt, im schweizerischen<br />

Cham betreibt Lapp <strong>Engineering</strong> Grundlagenforschung.<br />

Welche Rolle spielen die einzelnen Standorte?<br />

Stawowy: Der größte Teil unserer Entwicklungsarbeit findet in<br />

Stuttgart statt, lokale Approbationen werden dezentral an unterschiedlichen<br />

Standorten realisiert. Die Kollegen in New Jersey<br />

zum Beispiel kümmern sich um die UL-Zertifizierungen.<br />

Auch an weiteren Standorten, darunter Indien und Korea, unterhalten<br />

wir Entwicklerteams und entsprechende Testlabore.<br />

Das ist uns als Technologieführer sehr wichtig. In einem dritten<br />

Schritt entwickeln wir schließlich noch an bestimmten Standorten<br />

kundenspezifische Kabel. Ein Beispiel dafür ist unser<br />

Spezialist für Robotik-Kabel, Lapp Muller in Frankreich (Anmerkung<br />

der Redaktion: siehe dazu elektro AUTOMATION 9/2014,<br />

S. 32). Um offen für Ideen und Trends in der Entwicklung zu sein<br />

– insbesondere auch über die Lapp Gruppe hinaus – haben die<br />

Brüder Lapp außerdem in der Schweiz Lapp <strong>Engineering</strong> als<br />

Dienstleister für Forschung und Entwicklung aufgestellt. Formell<br />

gesehen gehört das Unternehmen bewusst nicht zur<br />

Lapp Gruppe, um es für Aufträge Dritter zu öffnen, so dass die<br />

Kollegen dort eine breite Kompetenz aufbauen können. Davon<br />

können wir wiederum profitieren, wenn wir das Unternehmen<br />

beauftragen; neben Grundlagen geht es dabei vor allem<br />

um Materialien sowie die Prozessentwicklung.<br />

develop 3 : Tauschen sich denn die Entwickler an den einzelnen<br />

Standorten untereinander aus?<br />

Stawowy: Die Mitarbeiter kennen sich natürlich und tauschen<br />

ihre Erfahrungen aus – gleichwohl gibt es Themen, bei denen<br />

wir das noch besser koordinieren wollen. Das war auch mit einer<br />

der Gründe, warum meine Position geschaffen wurde. So<br />

haben wir bisher zum Beispiel in Stuttgart und New Jersey parallel<br />

an Servokabeln gearbeitet, was mit Blick auf die lokalen<br />

Anforderungen ja auch richtig ist. Auf einem höheren Abstraktionsniveau<br />

werden dabei aber natürlich die gleichen Entwicklungs-Fragestellungen<br />

bearbeitet – und genau das wollen wir<br />

stärker koordinieren. Ziel ist es, das Wissen, das auf einem Kontinent<br />

aufgebaut wird, weltweit in einem gewissen Rahmen<br />

standardisiert zur Verfügung zu stellen, über die vielen infor-<br />

mellen Netzwerke hinaus. All das<br />

fassen wir bei Lapp unter dem Stichwort<br />

TIM zusammen – Technology<br />

& Innovation Management. Konkret<br />

führt dies dazu, dass zu einem<br />

Ideen-Workshop in Stuttgart<br />

grundsätzlich immer auch Vertreter<br />

aus Amerika und Asien eingeladen<br />

werden, um sicherzustellen, dass<br />

neue Ideen auch über die ganze<br />

Lapp Gruppe hinweg geteilt werden.<br />

Der nächste Schritt sind dann länderübergreifende TIM-<br />

Communities, die eine Idee weiter vorantreiben, bis idealerweise<br />

daraus ein Entwicklungsprojekt wird.<br />

develop 3 : Setzen Sie unterstützend dazu Software ein, etwa für<br />

das Anforderungs- oder neudeutsch Requirements-Management?<br />

Stawowy: Noch nicht – allerdings wäre das für mich auch erst<br />

ein nachrangiger Schritt. Warum? Ich bin der Überzeugung,<br />

dass zunächst der zugrunde liegende Prozess sauber aufgesetzt<br />

sein und funktionieren muss, bevor man sich dazu das<br />

passende Tool aussuchen kann. Ansonsten ist die Gefahr sehr<br />

groß, dass wir die Mitarbeiter in Zwangsabläufe stecken, um<br />

ein System zu füllen, von dem sie aber nicht unbedingt profitieren.<br />

Erst wenn ein Prozess funktioniert und man verstanden<br />

hat, warum bestimmte Abläufe sinnvoll sind, ist man<br />

auch bereit, den dafür erforderlichen Aufwand etwa hinsichtlich<br />

der Dateneingabe und -pflege zu leisten. Grundvoraussetzung<br />

dafür ist, dass wir das dahinter stehende Netzwerk verstehen.<br />

develop 3 : Herr Stawowy, herzlichen Dank für das Gespräch und<br />

viel Erfolg bei Ihrer Tätigkeit.<br />

www.lapp.de<br />

Bild: Lapp<br />

Georg Stawowy,<br />

Chief Technical Officer,<br />

Lapp Holding AG<br />

develop 3 systems engineering 01-2014 15


Menschen & Unternehmen Produktentwicklung<br />

Anlässlich 25 Jahren SPS IPC Drives: Chancen und Herausforderung für den Standort Deutschland<br />

„Die Industriekultur<br />

muss sich verändern“<br />

Kompetenz in technischer Software und interdisziplinäres Zusammenarbeiten sind<br />

die Schlüssel, Industrie 4.0 erfolgreich umzusetzen und damit die Wettbewerbsfähig -<br />

keit am Standort Deutschland zu sichern, sagt Friedhelm Loh. Der runde Geburtstag der<br />

SPS IPC Drives gab der elektro AUTOMATION Gelegenheit, den Ehrenpräsidenten des<br />

ZVEI sowie Inhaber der Friedhelm Loh Group über die zukünftigen Herausforderungen<br />

der Automatisierung zu befragen.<br />

„Einen Schub brauchen wir auch bei der<br />

Zusammenführung unterschiedlicher Disziplinen<br />

– der Elektrotechnik, Mechanik<br />

und Informationstechnologie.“<br />

Friedhelm Loh, Inhaber und Vorstandsvorsitzender der<br />

Friedhelm Loh Group sowie Ehrenpräsident des ZVEI<br />

Bild: Rittal<br />

develop 3 : Herr Loh, wie bewerten Sie die letzten 25 Jahre und vor<br />

welchen Herausforderungen stehen wir in der Automatisierungstechnik?<br />

Loh: Wir sind in der Automatisierungstechnik in Deutschland<br />

gut aufgestellt. Allerdings stehen wir vor der großen Herausforderung,<br />

den Wandel durch die Digitalisierung hin zu Industrie<br />

4.0 erfolgreich zu gestalten. Das setzt eine technische Software-Kompetenz<br />

am Standort Deutschland voraus – und genau<br />

hier ist die Schwäche. Während wir in Deutschland in der<br />

kaufmännischen Software wettbewerbsfähig sind, liegt die<br />

technische Software-Kompetenz im Ausland, vor allem in den<br />

USA. Es gilt daher am Standort Deutschland, verstärkt in die<br />

Wettbewerbsfähigkeit beim Thema <strong>Engineering</strong>-Software zu<br />

investieren. Die Friedhelm Loh Group hat dies frühzeitig erkannt<br />

und mit Rittal Software <strong>Systems</strong>, den Unternehmen<br />

Eplan und Cideon, hohe Investitionen in diesem Segment getätigt.<br />

Einen weiteren Schub brauchen wir aber auch bei der<br />

Zusammenführung unterschiedlicher Disziplinen – der Elektrotechnik,<br />

Mechanik und Informationstechnologie.<br />

develop 3 : Software wird also eine entscheidende Rolle spielen?<br />

16 develop 3 systems engineering 01–2014


Produktentwicklung Menschen & Unternehmen<br />

Loh: Die Software-Kompetenz wird zweifelsfrei – neben der<br />

Fähigkeit in Netzwerken effizient zu denken und zu arbeiten –<br />

zum Schlüssel des industriellen Erfolgs. Ich bin davon überzeugt,<br />

dass wir die Wirtschaftsleistung in Deutschland nur auf<br />

dem heutigen Niveau halten beziehungsweise ausbauen<br />

können, wenn uns die Kombination aus Software, Hardware<br />

und Netzwerken besser gelingt als dem internationalen Wettbewerb.<br />

Sieger wird bei Industrie 4.0 der sein, der die Zusammenführung<br />

von Mechanik, Elektronik und Elektrotechnik sowie<br />

IT optimal hinbekommt. Das bedeutet eine starke Veränderung<br />

der Industriekultur. Es reicht nicht mehr, besser in<br />

der eigenen Welt zu sein. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

ganzer Branchen ist ein Muss.<br />

develop 3 : Was müssen wir tun, um diese interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

in der von Ihnen beschriebenen Weise auch in der<br />

Praxis umzusetzen?<br />

Wir müssen lernen, über traditionelle Schranken hinweg zusammenzuarbeiten<br />

– technische und organisatorische Grenzen<br />

müssen verschwinden. Insgesamt brauchen wir eine Revolution<br />

in den Köpfen, nämlich die Zusammenführung von<br />

Disziplinen – in der Industrie, in Forschung und Ingenieurwissenschaften<br />

sowie in den Verbänden.<br />

len, wird immer schwieriger. Die Forderung der Märkte heute<br />

und morgen ist Produktkompetenz und Problemlösungskompetenz.<br />

Der Schaltschrankbau zum Beispiel muss deshalb in<br />

seinen Kompetenzen, seinem Lösungs- und Serviceportfolio<br />

hochgradig standardisiert und gleichzeitig variantenreich<br />

sein, um den Anforderungen der Kunden und den internationalen<br />

Approbationen gerecht zu werden. Die Standar -<br />

disierung bei Produkten und Softwaresystemen ist auch notwendig,<br />

um den Service beim Endkunden kosteneffizient und<br />

weltweit nach gleichen Qualitätskriterien möglich zu machen.<br />

Soll dieser hohe Anspruch erfüllt werden, ist die Vor -<br />

aussetzung ein zuverlässiges Netzwerk von global agierenden,<br />

innovativen Technologieführern und zuverlässigen Partnern<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die deutsche<br />

Elektroindustrie hat genau diese Kompetenz als Systempartner.<br />

„Es reicht nicht mehr, besser in der<br />

eigenen Welt zu sein. Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit ganzer Branchen ist<br />

ein Muss.“<br />

develop 3 : Jungen Menschen bietet dies aber gleichzeitig eine<br />

Chance. Lohnt es sich, sich auf das Themenfeld der Automatisierung<br />

zu spezialisieren?<br />

Loh: Auf jeden Fall. Die Automatisierungstechnik bietet jungen<br />

Menschen die Chance, Industriegeschichte zu schreiben<br />

und damit eine attraktive Karriere zu beschreiten. Wir leben in<br />

einer Zeit, die geprägt ist von radikalen Brüchen mit dem Bekannten<br />

aufgrund enormer technologischer Veränderungen.<br />

Das bietet riesige Chancen für neugierige und kreative Menschen.<br />

Denn Industrie 4.0 ist gespickt mit interessanten Querschnittsthemen.<br />

Sie erfordert etwa die Entwicklung einer Referenzarchitektur,<br />

die weitere Standardisierung von Prozessen<br />

sowie die Erarbeitung von Sicherheitsstandards und -konzepten.<br />

Dazu brauchen wir nicht nur begeisterte junge Menschen,<br />

sondern auch eine Aus- und Weiterbildungsallianz der<br />

betroffenen Branchen – von Elektrotechnik, Maschinenbau<br />

und IT.<br />

develop 3 : Welche Themen spielen zukünftig insbesondere für Ihre<br />

Unternehmen eine wesentliche Rolle?<br />

Loh: Das Systemgeschäft nimmt international deutlich an<br />

Fahrt auf und gewinnt stark an Bedeutung. Bei einzelnen<br />

Komponenten und Produkten Wettbewerbsvorteile zu erziedevelop<br />

3 : Welche Rolle kann dabei die SPS IPC Drives als Messe<br />

spielen?<br />

Loh: Die SPS IPC Drives leistet als führende Messe für Automatisierungstechnik<br />

einen sehr wichtigen Beitrag. Hier erfolgt<br />

der konzentrierte Austausch unter Experten. Besucher erhalten<br />

disziplinübergreifend einen umfassenden Einblick in die<br />

Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Branche. Als Unternehmensgruppe<br />

schätzen wir diese Messe seit vielen Jahren<br />

als hervorragende Plattform für den Austausch mit unseren<br />

Kunden. Die starke Präsenz der Unternehmen Eplan, Cideon,<br />

Rittal und Kiesling als einmalige Wertschöpfungskette bestätigt<br />

die zentrale Bedeutung dieser Fachmesse für uns. Zur<br />

25-jährigen Erfolgsgeschichte der SPS IPC Drives gratulieren<br />

wir ganz herzlich und bedanken uns für die partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit. Den Initiatoren gilt unser Kompliment verbunden<br />

mit unserem Dank für die Organisation der Messe.<br />

develop 3 : Herr Loh, wir danken für die interessanten Antworten.<br />

www.friedhelm-loh-group.de<br />

SPS IPC Drives: 5-101/111<br />

Die Fragen stellte<br />

Michael Corban, Chefredakteur<br />

develop 3<br />

systems engineering<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 17


Menschen & Unternehmen Produktentwicklung<br />

Langfristig ebnet ein leistungsfähiges<br />

Modellierwerkzeug auch den Weg<br />

in die Industrie 4.0, weil es die Grundlage<br />

für die digitale Durchgängigkeit<br />

legt<br />

Daimler: M-CAD-Systemwechsel läuft konzernweit auf vollen Touren<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> im Fokus<br />

Bilder: Daimler<br />

Ausschlaggebend für den Wechsel des M-CAD-<strong>Systems</strong> bei Daimler waren vor allem<br />

Überlegungen rund um die Datenverwaltung. Verbunden damit nimmt der Automobilhersteller<br />

aber auch seine <strong>Engineering</strong>-Prozesse unter die Lupe, unter anderem<br />

mit Blick auf das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>.<br />

„Industrie 4.0 wird kommen<br />

– allerdings wird das<br />

noch einige Zeit dauern“,<br />

sagt Daimler-CIO Dr.<br />

Michael Gorriz<br />

Manche Meldungen haben es in sich – so wie die zum Wechsel<br />

des M-CAD-<strong>Systems</strong> bei Daimler, der Ende 2010 angekündigt<br />

wurde. Beschlossen wurde, Catia V5 von Dassault Systèmes<br />

durch NX von Siemens zu ersetzen. In 2014 laufe nun konzernweit<br />

die Umstellung von Catia V5 auf NX, berichtete Ende<br />

April anlässlich des ‚TecDay PLM‘ in Böblingen Daimler-CIO Dr.<br />

Michael Gorriz. „Das intern ‚PLM2015‘ genannte Großprojekt<br />

ist in der entscheidenden Phase und soll bis zum zweiten<br />

Quartal 2015 in allen Geschäftsbereichen abgeschlossen werden.“<br />

Den enormen Aufwand – insbesondere auch bezüglich<br />

der Schulung der Mitarbeiter –<br />

nimmt der Automobilbauer nicht<br />

zuletzt deswegen in Kauf, weil er<br />

sich bezüglich der Datenverwaltung<br />

Vorteile verspricht. Das Daimler-eigene<br />

PDM-System Smaragd<br />

(das ursprünglich auf Metaphase<br />

von SDRC und damit heute auf<br />

Teamcenter von Siemens basiert)<br />

sei künftig kompatibel zu NX, so<br />

„Mit NX sehen wir Potenzial<br />

insbesondere hinsichtlich<br />

der physikalischen Beschreibung<br />

und Analyse<br />

des Produktverhaltens“,<br />

sagt Dr. Peyman Merat,<br />

Projektleiter PLM2015<br />

Gorriz weiter. „Bei einem Austausch<br />

der PDM-Lösung hätten wir ansonsten<br />

zu viele Prozesse umstellen<br />

müssen, der CAD-Umstieg war deswegen<br />

der sinnvollere Weg.“ Gleichzeitig<br />

nutzt Daimler aber die Systemumstellung,<br />

um alle <strong>Engineering</strong>-Prozesse zu überdenken<br />

und richtet den Blick auch in die Zukunft – etwa bezüglich des<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s, also des ganzheitlichen Systementwurfs<br />

unter Beachtung der Interaktion der drei Disziplinen<br />

Mechanik, Elektrotechnik und Software. „Mit NX sehen wir Potenzial<br />

insbesondere hinsichtlich der physikalischen Beschreibung<br />

und Analyse des Produktverhaltens“, erläuterte Dr. Peyman<br />

Merat, Projektleiter PLM2015 bei Daimler.<br />

So bietet NX etwa die Möglichkeit, bei der Auslegung des Elektroantriebs<br />

eines Schiebedachs bereits den Verlauf der<br />

Schließkraft über der Zeit beim Zufahren des Schiebedachs<br />

und damit auch die maximale Schließkraft zu berücksichtigen,<br />

um Verletzungen der Fahrzeuginsassen sicher auszuschließen.<br />

Letztlich spielt hier also auch schon die Regelungstechnik<br />

und damit die Software mit hinein. Damit kann Daimler auch<br />

den Weg in Richtung Industrie 4.0 weiter verfolgen. Auf diese<br />

Weise lässt sich dann über die Produktionsplanung hinaus die<br />

Fertigung weiter optimieren. „Das wird aber noch einige Zeit<br />

dauern“, betonte Gorriz, „und nur nach und nach umzusetzen<br />

sein.“ Bei der Erarbeitung der dazu erforderlichen Semantik –<br />

damit die Maschinen verstehen, was zu tun ist (siehe elektro<br />

AUTOMATION 11/2013, S. 34: Gesucht wird: eine Sprache für<br />

Fertigungsanweisungen) – werde das Resource Description<br />

Framework (RDF) eine entscheidende Rolle spielen, so der CIO<br />

abschließend.<br />

co<br />

www.daimler.com<br />

18 develop 3 systems engineering 01–2014


- DER SCHLÜSSEL<br />

ZU EFFIZIENTEM ENGINEERING<br />

mapp-Bausteine in Automation Studio<br />

< 67% schnellere Entwicklungszeit<br />

< Reduzierte Investitionsrisiken<br />

< Höhere Maschinenverfügbarkeit<br />

< Niedrigere Wartungskosten<br />

< Mehr unter: www.br-automation.com/mapp


Menschen & Unternehmen Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Norbert Scholz, Geschäftsführer Vertrieb und Technik, Baumüller Nürnberg<br />

„Erforderlich sind<br />

definierte Schnittstellen“<br />

Das Thema <strong>Engineering</strong> rückt immer weiter in den Fokus, da<br />

disziplinübergreifendes Teamwork für die Realisierung moderner<br />

Anlagen ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist. Die Anforderungen<br />

an Maschinen und Anlagen werden immer komplexer.<br />

Die Integration mechatronischer Gesamtsysteme, der Einsatz<br />

unterschiedlicher Kommunikationsmechanismen, die<br />

Datenaufbereitung für die horizontale und vertikale Vernetzung<br />

– all das sind Themen, denen nur mit durchgängigem <strong>Engineering</strong><br />

begegnet werden kann.<br />

Derzeit stehen Tools – wie zum Beispiel unser <strong>Engineering</strong> Framework<br />

ProMaster – zur Verfügung, die den gesamten Lebenszyklus<br />

einer Maschine vollumfänglich abbilden. Sie bieten<br />

die Möglichkeit zur Integration technologiebasierter<br />

Schnittstellen im Gesamtkontext, von der Planung über die<br />

Modularisierung und das technologiebasierte <strong>Engineering</strong>,<br />

bis hin zur virtuellen Inbetriebnahme. Dadurch können Maschinen<br />

und Anlagen kosten- und energieeffizient auf einer offenen<br />

und durchgängigen Plattform geplant, getestet und validiert<br />

werden.<br />

„Disziplinübergreifendes Teamwork ist<br />

für die Realisierung moderner Anlagen<br />

ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“<br />

Mass Customization erfordert<br />

Verarbeitung großer Datenmengen<br />

Als besondere Herausforderung stellt sich dabei die Berücksichtigung<br />

von Maschinen und Anlagen für kundenindividuelle<br />

Produkte (Mass Customization) bereits im <strong>Engineering</strong>prozess.<br />

Individualisierte Massenprodukte können auf diese Weise<br />

in Zukunft effizient produziert werden. Mit Blick auf Industrie<br />

4.0 steht dann vor allem die Bereitstellung großer Mengen<br />

komplexer Daten und deren intelligente Selektion, Speicherung<br />

und Verarbeitung für die horizontale und vertikale Vernetzung<br />

im Mittelpunkt. Durch Cloud Computing können die<br />

Daten aus den unterschiedlichen Bereichen eines Unternehmens,<br />

beispielsweise Marketing, Vertrieb, Produktion und Service,<br />

in Zukunft selektiert werden und stehen immer aktualisiert<br />

zur Verfügung. Die Auslagerung einer hardwarebasierten<br />

Automatisierungslösung in eine virtuelle Systemlösung in der<br />

Cloud ist theoretisch heute schon möglich, allerdings bei der<br />

derzeitigen Infrastruktur bei weitem noch nicht optimal.<br />

Wichtig sind bei der angestrebten Durchgängigkeit des <strong>Engineering</strong>s<br />

besonders die Schnittstellen. Die Kommunikation<br />

wird nur mit definierten Schnittstellen sinnvoll möglich sein.<br />

Hier möchte ich zum Beispiel den Software-Schnittstellen-<br />

Standard OPC UA nennen, der genau diese Durchgängigkeit<br />

über alle Ebenen hinweg ermöglichen soll.<br />

Wiederverwendung<br />

reduziert den <strong>Engineering</strong>-Aufwand<br />

Was die digitale Durchgängigkeit allgemein anbelangt, so<br />

kann sie als Ziel der vergangenen und zukünftigen Entwicklungen<br />

in der Automatisierung betrachtet werden. Es wird eine<br />

Durchgängigkeit von der Visualisierung bis zur I/O-Klemme<br />

angestrebt. Bedeutend ist für uns und unsere Kunden außerdem,<br />

dass Bereiche wie die Simulation abgedeckt werden, für<br />

die die Methoden bereits vorhanden sind. Außerdem spielen<br />

Stichworte wie Fehlervermeidung eine Rolle. Dafür stehen etwa<br />

aktuell validierte Technologiebibliotheken zur Verfügung,<br />

in die nur getestete Funktionsbausteine aufgenommen werden.<br />

Womit wir dann auch schon beim Stichwort Variantenhandling<br />

wären. Sinnvolles Variantenhandling ist die Basis für<br />

nachhaltiges <strong>Engineering</strong>. Die Wiederverwendung von Bausteinen<br />

reduziert den <strong>Engineering</strong>-Aufwand, spart dadurch<br />

Zeit und Kosten, beschleunigt die Time-to-Market und ebnet<br />

der effizienten Erfüllung kundenspezifischer Vorgaben den<br />

Weg.<br />

Knackpunkt ist aber, dass das <strong>Engineering</strong> heute eine durchgängige<br />

Datenbasis benötigt, bei Baumüller ist das etwa xml,<br />

die die toolübergreifende Verarbeitung von Daten ermöglicht.<br />

www.baumueller.de<br />

Norbert Scholz ist Geschäftsführer<br />

Vertrieb und Technik bei der Baumüller<br />

Nürnberg GmbH in Nürnberg<br />

20 develop 3 systems engineering 01–2014


Bild: Baumüller Nürnberg


Menschen & Unternehmen Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Dr. Rainer Stetter, Geschäftsführer, ITQ<br />

„Software ist ein Kernthema“<br />

Hohe Produktivität in der Produktion kennt jeder, aber wie erreicht<br />

man hohe Produktivität in der Entwicklung? Klar erkennbar<br />

ist, dass im Rennen um innovative Lösungen nur der<br />

erfolgreich ist, der komplexe, mechatronische Produkte<br />

schnell und in guter Qualität zu tragbaren Kosten entwickelt.<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> kann hier als interdisziplinärer Ansatz<br />

insbesondere auch im Maschinen- und Anlagenbau das <strong>Engineering</strong><br />

durchgängiger und damit effizienter machen – unter<br />

Berücksichtigung der strategischen Rolle, die heute der Software<br />

als wesentlichem Bestandteil eines Produktes oder einer<br />

Maschine zukommt.<br />

Die Mehrzahl der Produkte besteht heute aus mechanischen<br />

und elektronischen Komponenten, in die wiederum Softwarekomponenten<br />

‚embedded‘ sind. Diese Cyber-physischen Systeme<br />

werden also auf mehreren Abstraktionsebenen funktional<br />

durch Software ‚getrieben‘. Dieser Trend zur Software führte<br />

übrigens bereits vor mehr als 15 Jahren zur Gründung des<br />

Fachverbands Software im VDMA – damals zogen gestandene<br />

Maschinenbauer noch die Augenbrauen hoch angesichts<br />

des Slogans: ‚In Zukunft gibt es keine Maschinen mehr mit<br />

Software, sondern Software mit Maschine.‘ Heute handelt es<br />

sich allerdings um ein gesellschaftspolitisches Kernthema, wie<br />

etwa die Spiegel-Veröffentlichung mit dem brisanten Titel<br />

‚Software frisst die Welt‘ (Spiegel 15/2014) zeigt.<br />

„Nur ein übergreifendes und abgestimmtes<br />

<strong>Engineering</strong> ist in der Lage, disziplinüber greifend<br />

Module und Plattformen zu entwickeln<br />

und somit wiederum Kosten zu senken.“<br />

neerings hin zu einem fertigen, mechatronischen Baukasten<br />

weit – Aufwand und Kosten dafür sind im Vorfeld immens.<br />

Durchgängig skalierbare Hard- und Software ermöglicht es an<br />

dieser Stelle, die Modularisierung von Maschinenfunktionen<br />

auch in der Software abzubilden – und trägt damit der Bedeutung<br />

der Software Rechnung.<br />

Allerdings: Auch wenn sich heutzutage mit nahezu jeder Automatisierungslösung<br />

modulare Softwaresysteme aufbauen<br />

lassen, fällt dem Maschinenbauer dennoch das Vordenken<br />

von Softwarestrukturen besonders schwer, da sich häufig die<br />

Modularisierung ‚nur‘ auf die Mechanik bezieht. Auch hier<br />

setzt das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> an – nur ein übergreifendes<br />

und abgestimmtes <strong>Engineering</strong> ist in der Lage, disziplinübergreifend<br />

Module und Plattformen zu entwickeln und somit<br />

wiederum Kosten zu senken. Chancen beim <strong>Engineering</strong> ergeben<br />

sich darüber hinaus nicht nur über Disziplin-, sondern<br />

auch Unternehmensgrenzen hinweg – vielfach eine sehr große<br />

Herausforderung.<br />

Als zielführend hat sich die intensive und partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit von kleinen Unternehmen, die sich auf spezielle<br />

Aspekte des modernen Software-<strong>Engineering</strong>s fokussieren,<br />

mit Unternehmen, deren Schwerpunkt im klassischen<br />

Maschinenbau liegt, erwiesen. Diese Kombination von Unternehmen,<br />

die Spezialthemen wie etwa die Einführung von agilen<br />

Entwicklungsmethoden, objektorientierte Programmierung<br />

im Steuerungsumfeld oder Qualitätssicherung von mechatronischen<br />

Systemen durch Einsatz von leistungsfähigen<br />

Simulationsansätzen beherrschen, und Maschinenbauern,<br />

die weltweit Maschinen exportieren, bringt Effizienz und Flexibilität<br />

in die Entwicklungsprozesse – was wiederum den<br />

Grad der Innovationsfähigkeit erhöht.<br />

www.itq.de<br />

Kostenreduktion durch<br />

Wiederverwendung von Modulen<br />

Nutzt der Maschinenbau in der Produktentwicklung in den jeweiligen<br />

Disziplinen verschiedene <strong>Engineering</strong>-Werkzeuge,<br />

die nicht aufeinander abgestimmt sind, müssen immer noch<br />

sehr viele Daten zwischen den Gewerken manuell ausgetauscht<br />

werden. Tool- und Komponentenhersteller hadern<br />

zudem oft mit den unterschiedlichen Anforderungen der Maschinenbauer<br />

– was weitere Probleme mit sich bringt, wenn in<br />

Zeiten von Industrie 4.0 miteinander vernetzte und interagierende<br />

Systeme eine Komplexität erreichen, die eine Vereinheitlichung<br />

der Prozesse sowie Definition reibungsloser Schnittstellen<br />

und Austauschformate nochmals erschwert.<br />

Abhilfe schafft vielfach die Modularisierung von Maschinen –<br />

was in erster Linie das Wiederverwenden von Teillösungen bedeutet,<br />

die man anforderungsbedingt wieder nutzt und mit<br />

neuen Funktionen ausstattet. Allerdings ist der Weg des Engi-<br />

Anmerkung der Redaktion: siehe dazu auch den Terminhinweis<br />

„<strong>Engineering</strong> zum (Be-)Greifen“, S. 8<br />

22 develop 3 systems engineering 01–2014


Dr. Rainer Stetter ist Geschäftsführer der<br />

ITQ GmbH in Garching bei München<br />

Bild: ITQ


Menschen & Unternehmen Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Dr.-Ing. Armin Walter, Geschäftsführer, Lenze <strong>Engineering</strong><br />

„Weitere Disziplinen<br />

sind noch zu integrieren“<br />

Der Maschinenbau steckt in einem gewissen Dilemma. Zunächst<br />

haben wir es gerade im Konsummarkt mit Produkten<br />

zu tun, die immer kurzlebiger werden. Und auch wenn sich der<br />

Inhalt über Jahrzehnte beim Verbraucher etabliert hat, wird<br />

mit einer gewissen Regelmäßigkeit mindestens an der Verpackung<br />

gedreht. Dieses Produzenten- und Verbraucherverhalten<br />

wirkt sich direkt auf den Maschinenbau aus. Es gilt, in kürzester<br />

Zeit neue Lösungen zu entwickeln und in einem schmalen<br />

Zeitfenster zur Serienreife zu bringen. Diese Arbeitsweise<br />

ist nur noch deshalb möglich, weil mechanische Funktionszusammenhänge<br />

automatisiert<br />

abgewickelt werden. Der<br />

wachsende Anteil von Software<br />

in der Automatisierung belegt<br />

diesen Trend.<br />

Was folgt daraus für das <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong>? Allein der Begriff<br />

macht deutlich, dass es im<br />

Maschinenbau nicht mehr ausreicht,<br />

den Erfolg allein im eigenen<br />

Know-how zu suchen. Die gute Idee und der erfindungsreiche<br />

Kniff im Detail eines Prozesses zahlen sich erst dann aus,<br />

wenn es die Unternehmer schaffen, ihre Ideen kurzfristig und<br />

wettbewerbsfähig auf die Straße zu bringen.<br />

Komplexität und Variantenvielfalt nehmen weiter zu<br />

Der schnelle Markt mit immer kürzeren Produktlebenszyklen<br />

und individualisierbaren Waren in Kleinststückzahlen lässt<br />

sich bei den Herstellern nur dann preislich wie organisatorisch<br />

effizient beherrschen, wenn sowohl die Maschinen als auch<br />

die übergeordneten Abläufe dieser Flexibilität standhalten<br />

können. Wie geht der Maschinenbau damit um? Wir sind davon<br />

überzeugt, dass die Bedeutung des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

aus Sicht der Innovation und aus betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekten stetig steigen wird. Es ist eine weitere Zunahme der<br />

Komplexität speziell in der Antriebs- und Steuerungstechnik<br />

sowie eine Steigerung der Variantenvielfalt zu beobachten<br />

und weiterhin zu erwarten. Immerhin kann der Anteil des <strong>Engineering</strong>s<br />

an den Gesamtkosten einer spezialisierten Einzelmaschine<br />

bis zu 70 Prozent betragen – und dieser Anteil wird<br />

angesichts der geschilderten Rahmenbedingungen im Konsummarkt<br />

zunehmen.<br />

Gerade die mittelständisch geprägten Maschinenbauunternehmen<br />

sollten daher möglichst frühzeitig, das heißt bereits<br />

in der Entwicklungsphase, Spezialisten aus der Automatisierungstechnik<br />

einbinden. Gefragt sind mehr denn je <strong>Engineering</strong>-Partner,<br />

die sie dabei unterstützen, ihre Maschinenideen<br />

in sichere, innovative und modulare Maschinenkonzepte umzusetzen.<br />

„Wir sind davon überzeugt, dass die<br />

Bedeutung des <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>s<br />

aus Sicht der Innovation und aus betriebswirtschaftlichen<br />

Aspekten stetig<br />

steigen wird.“<br />

Partnerschaft bis hin zu Wartungsarbeiten<br />

Hierbei bedeutet <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> weit mehr als Hilfe bei<br />

der Programmierung. Gefragt ist die zuverlässige Begleitung<br />

über alle Phasen der Maschinenentwicklung hinweg – von der<br />

ersten Idee, über das Konzept, die Lösung und den Maschinenbau<br />

bis hin zum sicheren Betrieb. Insbesondere die Prototypen<br />

müssen genau und zeitgerecht realisiert werden. Neben dieser<br />

partnerschaftlichen Zusammenarbeit unterstützt Lenze<br />

diesen Ansatz generell durch modulare, standardisierte und<br />

wiederverwendbare Software für den Maschinenbau, wie unsere<br />

Software Toolbox Fast, und<br />

durch eine <strong>Engineering</strong>-Tool-Kette,<br />

die alle oben genannten Phasen<br />

effizient begleitet. Somit<br />

werden die klassischen Disziplinen<br />

Mechanik, Elektronik und<br />

Software des Maschinenbauers<br />

und des Automatisierungsspezialisten<br />

gewinnbringend zusammengeführt.<br />

Diese Partnerschaft<br />

kann sich übrigens nicht nur auf die Entwicklung der<br />

Maschine beschränken, sondern muss Inbetriebnahmen und<br />

Wartungsarbeiten weltweit umfassen.<br />

Dieses hier angerissene Thema ist in seiner Entwicklung noch<br />

lange nicht zu Ende. Für die effiziente Herstellung von individualisierten<br />

Produkten wird eine hochgradig vernetzte Produktion<br />

benötigt. Die Maschinen müssen dazu an die Leitebene<br />

angebunden werden und untereinander einen durchgängigen<br />

Informationsfluss gewährleisten können. Für das <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> bedeutet dies, dass es noch weitere Diszi -<br />

plinen integrieren muss.<br />

www.lenze.com/de<br />

Dr.-Ing. Armin Walter ist Geschäftsführer der<br />

Lenze <strong>Engineering</strong> GmbH & Co. KG in Aerzen.<br />

Im Hintergrund: Messe-Demonstrator ‚Easy<br />

Machine 2.0‘ als Beispiel für ein ‚System‘ –<br />

von der gestengesteuerten Visualisierung für<br />

das einfache Bedienen und Beobachten bis<br />

hin zu mechatronischen Antriebslösungen<br />

24 develop 3 systems engineering 01–2014


Bilder: Lenze


Menschen & Unternehmen Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Christoph Bräuchle, Business Development Director, PTC<br />

„Komplexität beherrschbar<br />

zu machen ist das Ziel“<br />

Als Hersteller von Softwareanwendungen für Unternehmen,<br />

die innovative Produkte herstellen, betreiben und warten, beobachten<br />

wir in den vergangenen Jahren Trends, die völlig<br />

neue Herausforderungen an die klassische Produktentwicklung<br />

stellen. <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> sehen wir als zentralen Ansatz,<br />

um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.<br />

Innovation treibt nach wie vor die Produktentwicklung an. Wo<br />

sich jedoch vor zehn Jahren innovative Produkte hauptsächlich<br />

über technische Ausstattungsmerkmale definierten, stehen<br />

heute integrierte Funktionalitäten im Vordergrund, die erfahrbaren<br />

Mehrwert wie beispielsweise Zeitgewinn, Komfort oder<br />

Sicherheit bieten, gleichzeitig aber intuitiv nutzbar und ständig<br />

verfügbar sind. Technische Komponenten sollten dabei<br />

möglichst in den Hintergrund treten. Konnektivität ist so<br />

längst nicht mehr nur auf Smartphones und Computer beschränkt,<br />

sondern Grundlage für innovative Produktfunktionen<br />

und ermöglicht Herstellern neue Geschäftsmodelle. Um<br />

heute innovative Produkte entwickeln zu können, müssen<br />

„Um heute innovative Produkte zu entwickeln,<br />

müssen Hersteller das Zusammenspiel mechanischer<br />

und elektronischer Komponenten mit der integrierten<br />

Software und vernetzten Systemen zu jedem<br />

Zeitpunkt des Produktlebenszyklus beherrschen.“<br />

Hersteller das Zusammenspiel mechanischer und elektronischer<br />

Komponenten mit der integrierten Software und vernetzten<br />

Systemen zu jedem Zeitpunkt des Produktlebenszyklus<br />

beherrschen. Genau diese Komplexitätsbeherrschung<br />

wird durch einen ganzheitlichen <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Ansatz<br />

ermöglicht. Dabei greifen – ganz wichtig – neben den Tools<br />

auch Methoden, die sowohl bewährte Praktiken als auch neue<br />

Herangehensweisen beschreiben, und Prozesse, die das Zusammenspiel<br />

der beteiligten Disziplinen und Aktivitäten im<br />

Produktlebenszyklus definieren, ineinander.<br />

Noch fehlt eine akzeptierte,<br />

offene Interoperabilitätsspezifikation<br />

Die Basis für das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> steht bereits heute, Herausforderungen<br />

sind mangelnde Agilität in Referenzprozessen<br />

und Interoperabilität. Unsere Softwareanwendungen für<br />

modellbasiertes <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in Verbund mit Application<br />

und Product Lifecycle Management (PLM) ermöglichen<br />

unseren Kunden den Aufbau einer durchgängigen <strong>Systems</strong>-<br />

<strong>Engineering</strong>-Umgebung.<br />

Eine Herausforderung stellt allerdings das Fehlen einer offenen,<br />

von den führenden Toolherstellern akzeptierten Interoperabilitätsspezifikation<br />

dar. So ist die Anbindung spezieller <strong>Engineering</strong><br />

Tools derzeit oft nur herstellerspezifisch zu lösen. PTC<br />

beteiligt sich daher im EU-Projekt Crystal (CRitical sYSTem engineering<br />

AcceLeration) aktiv an der Definition und Referenz -<br />

implementierung einer offenen Interoperabilitätsspezifikation<br />

für durchgehende Werkzeugketten für sicherheitskritisches<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong>.<br />

Organisatorische Abläufe und Prozesse zur disziplinübergreifenden<br />

Zusammenarbeit im <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> sind in Reifegradmodellen<br />

wie etwa CMMi oder Spice gut definiert, allerdings<br />

häufig zu Lasten der Agilität. Kurze Reaktionszeiten auf<br />

sich ändernde Marktanforderungen und neue Technologien<br />

erfordern aber eine hohe Flexibilität in den Entwicklungsabläufen.<br />

In der Softwareentwicklung haben sich daher agile<br />

Methoden etabliert. Unser Ansatz, um sowohl die Einhaltung<br />

der definierten Entwicklungsprozesse sicherzustellen, als<br />

auch agiles <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> zu ermöglichen, ist die Bereitstellung<br />

eines Scrum-basierten Frameworks zur Verwaltung<br />

der Produktentwicklung in unserer Application-Lifecycle-Management-Plattform,<br />

die ein zentraler Bestandteil unserer <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Lösung<br />

ist.<br />

Durchgängigkeit bis in<br />

die Automatisierung ist realisierbar<br />

Die Rückverfolgbarkeit aller Informationen im Entwicklungsprozess<br />

untereinander bis hin zu den ursprünglichen Anforderungen<br />

ist ein wichtiges Mittel, um deren vollständige Erfüllung<br />

nachzuweisen, eine stimmige Architektur zu dokumentieren,<br />

die korrekte Implementierung zu prüfen sowie die vollständige<br />

Testabdeckung sicherzustellen. Unsere <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Lösungen<br />

bieten diese vollständige Rückverfolgbarkeit<br />

durch die zentrale Verwaltung aller kritischen Informationen<br />

und toolübergreifende Verlinkung.<br />

Dazu kommt die Stimmigkeit (Konsistenz) der modellbasierten<br />

Architektur mit der Produktstruktur im PLM-System. Wir<br />

arbeiten dazu an einer direkten Integration zwischen unserem<br />

MBSE-Werkzeug und unserem PLM-System. Dieses beinhaltet<br />

auch die Produktionsplanung und die Schnittstelle zur Produktionssteuerung.<br />

So ermöglichen wir die digitale Durchgängigkeit<br />

bis in die Automation. Unsere Internet-of-Things-Plattform<br />

ThingWorx bietet schließlich die direkte Anbindung von<br />

vernetzten Produktionsanlagen in einem geschlossenen Prozess<br />

mit der Produktenwicklung.<br />

www.ptc.com<br />

26 develop 3 systems engineering 01–2014


Christoph Bräuchle ist als Business Development Director<br />

bei PTC für die Kommunikation und Erweiterung der <strong>Systems</strong>-<strong>Engineering</strong>-Strategie<br />

zuständig. Er vertritt PTC in<br />

Arbeitsgruppen und Forschungsprojekten wie etwa dem<br />

EU-geförderten Crystal-Projekt zur Definition einer industriell<br />

anwendbaren Interoperabilitätsspezifikation<br />

Bild: PTC


Menschen & Unternehmen Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Andreas Huhmann, Strategy Consultant Connectivity + Networks, Harting<br />

„Die reale Produktion<br />

in die IT-Systeme integrieren”<br />

„Industrie 4.0 braucht die Durchgängigkeit<br />

bis in die Feldebene. Erst wenn die reale Produktion,<br />

die auf der Automatisierungsfeld -<br />

ebene stattfindet, in die IT-Systeme integriert<br />

wird, entstehen Cyber-physical <strong>Systems</strong>. Dabei<br />

geht es um die konsequente Nutzung von<br />

Standard-IT-Technologie, um die Integra tion<br />

möglichst barrierefrei zu machen. Heutige Automatisierungssysteme<br />

besitzen diese Offenheit<br />

größtenteils noch nicht. Harting übernimmt<br />

die Aufgabe, Daten aus der Feldebene<br />

in IT-Applikationen wie MES und ERP zu schaufeln.<br />

Hierzu entwickeln wir Hard- und Software-Komponenten,<br />

die wir auch im Rahmen<br />

unserer System-Integration für Kundenprojekte<br />

einsetzen. Ein Beispiel sind hier unsere<br />

Industrie-4.0-Demonstratoren.“<br />

Andreas Huhmann ist Strategy Consultant Connectivity + Networks<br />

bei der Harting Deutschland GmbH & Co. KG in Minden<br />

Bild: Harting<br />

www.harting.com<br />

Wir berichten über<br />

ABB Automation ....................................... 42<br />

Aucotec ......................................................... 48<br />

B&R ............................................. 8, 30, 48, 52<br />

Balluff ............................................................ 30<br />

Baumüller Nürnberg .............................. 20<br />

Beckhoff Automation ............... 8, 30, 48<br />

Bosch Rexroth ....................................... 8, 42<br />

Cideon ......................................................... 16<br />

Continental ................................................ 46<br />

Daimler ................................................... 8, 18<br />

Dassault Systèmes ........................... 11, 18<br />

Deutsche Messe .......................................... 6<br />

DFKI ............................................................... 30<br />

Eplan ................................................ 6, 16, 60<br />

Fraunhofer IPT .......................................... 11<br />

Friedhelm Loh Group .............................. 16<br />

GfSE ............................................................... 11<br />

Harting ......................................................... 28<br />

Heidelberger Druckmaschinen ......... 36<br />

Heinz Nixdorf Institut ........................... 36<br />

Industrial Physics ....................................... 8<br />

ITQ ............................................................ 8, 22<br />

it’s OWL ......................................................... 11<br />

Kiesling ......................................................... 16<br />

Kistler ............................................................ 36<br />

Lapp Group ................................................ 15<br />

Lenze <strong>Engineering</strong> .................................... 24<br />

MAG IAS ...................................................... 60<br />

MES D.A.CH ................................................ 46<br />

Mesago Messe Frankfurt ..................... 42<br />

Mitsubishi Electric .................................... 6<br />

National Instruments ..................... 36, 58<br />

OWL ............................................................... 11<br />

Pepperl+Fuchs .......................................... 42<br />

Phoenix Contact ................................. 8, 30<br />

PTC .................................................................. 26<br />

Rittal ............................................................... 16<br />

Siemens .................................... 8, 18, 48, 55<br />

SolidWorks ................................................... 64<br />

VDMA ...................................................... 8, 42<br />

Wenglor ......................................................... 8<br />

WZL RWTH Aachen ................................. 36<br />

Zuken ............................................................ 48<br />

ZVEI ............................................................... 42<br />

28 develop 3 systems engineering 01–2014


25. – 27.11.14<br />

Halle 7a, 330<br />

SmartBridge: von<br />

der Vision zur Realität<br />

für Industrie 4.0<br />

Mit SmartBridge bringt Pepperl+Fuchs das<br />

Zukunftsthema Industrie 4.0 der Realität<br />

einen Schritt näher. Kommunikation bis zur<br />

Sensorebene wird Standard bei automatisierten<br />

Produktionsprozessen – und mobile Endgeräte<br />

werden zur universellen Bedieneinheit für<br />

industrielle Sensoren. Das ist unsere Vorstellung<br />

von Industrie 4.0.<br />

www.pepperl-fuchs.de/smartbridge<br />

Your automation, our passion.


Round-Table-Gespräch zu Industrie 4.0: <strong>Engineering</strong>-Abläufe sind entscheidend<br />

Eine Brücke von der<br />

virtuellen zur realen Welt<br />

Industrie 4.0 zielt auf die Produktionstechnik von morgen. Im Round-Table-Gespräch<br />

der develop 3 wurde klar, dass das Thema von der Allgegenwärtigkeit der Informationen<br />

lebt sowie dem Schulterschluss von IT- und Automatisierungstechnik. Eine der<br />

Herausforderungen wird sein, den noch existierenden Bruch zwischen virtueller und<br />

realer Welt zu überwinden – unter Nutzung digitaler Entwicklungsdaten.<br />

Bilder: develop 3 /Balluff (Logistik)<br />

Intralogistik als Trendsetter: Mit dem Internet der<br />

Dinge und selbstregelnden Systemen wurden hier<br />

einige Ideen schon aufgegriffen, bevor es den Begriff<br />

Industrie 4.0 gab. Gerade in der Intralogistik werden<br />

aber heute schon zahlreiche Simulationen durchgeführt,<br />

um etwa die Leistungsfähigkeit eines<br />

Automa tischen Kleinteile lagers zu testen. Noch werden<br />

diese Daten aber nicht für die Steuerungsprogrammierung<br />

verwendet – ein Bruch, den es zu<br />

überwinden gilt


Industrie 4.0 Trends<br />

Was bringt dem Anwender die Industrie<br />

4.0 und welche Rolle spielt dabei insbesondere<br />

das <strong>Engineering</strong>? Zur Diskussion<br />

rund um diese Frage nahmen Gerd<br />

Hoppe, Roland Bent und Hondo Santos<br />

(auf der linken Seite) sowie Prof. Detlef<br />

Zühlke, Markus Sandhöfner und Jürgen<br />

Gutekunst (auf der rechten) die Einladung<br />

der Redaktion der develop 3 zum<br />

Round-Table-Gespräch an<br />

LESE-TIPP<br />

Eine noch umfangreichere<br />

Zusammenfassung dieses<br />

Gesprächs, in dem insbesondere auch auf<br />

Fragestellungen der Automatisierer etwa<br />

zum Thema OPC UA eingegangen wird,<br />

finden Sie in der elektro AUTOMATION<br />

online unter wirautomatisierer.de:<br />

http://t1p.de/k0ei<br />

Bent (Phoenix Contact): Schon mit der digitalen Entwicklung<br />

eines Produkts im CAD-System werden bereits Daten erzeugt,<br />

die sich dazu verwenden lassen, die entsprechenden Produktionsmittel<br />

zu entwickeln, zu simulieren und zu testen. Auf<br />

diese Weise wird parallel zur physischen Welt die Datenwelt<br />

immer weiter ausgebaut. Ein komplexeres Produkt wird also<br />

eine Art digitales Gedächtnis haben, das über den Lebenszyklus<br />

hinweg Zugriff auf eine Reihe von Informationen bietet.<br />

Abstrakt gesprochen finden wir diese Daten dann in der Cloud.<br />

develop3: Die Komplexität von Produkten und Fertigungsverfahren<br />

beziehungsweise -abläufen nimmt zu, gleichzeitig sollen<br />

kundenindividuelle Wünsche bis zur Losgröße Eins realisierbar<br />

sein. Welche Ansätze bietet Industrie 4.0, um diese Problematik<br />

in den Griff zu bekommen?<br />

Bent (Phoenix Contact): Um Komplexität zu beherrschen,<br />

muss diese heruntergebrochen werden – autonome Teilsysteme,<br />

die für sich selbst Entscheidungen treffen können und mit<br />

ihrer Umgebung interagieren, sind dabei ein wesentliches Element.<br />

Dies führt zu einem intelligenten Produktionsumfeld, in<br />

dem Betriebsmittel sowie Logistik- und Geschäftsprozesse<br />

über eine ausreichende Teilintelligenz verfügen, um sich sinnvoll<br />

miteinander zu vernetzen – und entsprechend den Bedürfnissen<br />

konfigurieren. Man wird darüber hinaus auch den<br />

Begriff des ‚intelligenten‘ oder smarten Produkts genereller<br />

fassen müssen: Eine wesentliche Zäsur wird sein, dass das Produkt<br />

künftig über seinen gesamten Lebenszyklus Teil der Prozesse<br />

des Gesamtsystems wird.<br />

develop3: Welche Auswirkungen hat dies?<br />

DIE TEILNEHMER<br />

·<br />

·<br />

·<br />

·<br />

·<br />

·<br />

Roland Bent,<br />

Geschäftsführer Marketing und<br />

Entwicklung,<br />

Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />

Jürgen Gutekunst,<br />

Geschäftsbereichsleiter Networking/<br />

Systeme, Balluff GmbH<br />

Gerd Hoppe,<br />

Corporate Management,<br />

Beckhoff Automation GmbH<br />

Markus Sandhöfner,<br />

Geschäftsleitung,<br />

B&R Industrie-Elektronik GmbH<br />

Hondo Santos,<br />

Director Logistics, Balluff GmbH<br />

Prof. Detlef Zühlke,<br />

Forschungsbereich Innovative Fabrik -<br />

systeme, Deutsches Forschungszentrum<br />

für Künstliche Intelligenz (DFKI)<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 31


Trends Industrie 4.0<br />

„Schon mit der digitalen Entwicklung<br />

eines Produkts im<br />

CAD-System werden bereits Daten<br />

erzeugt, die sich dazu verwenden<br />

lassen, die entsprechenden<br />

Produktionsmittel zu<br />

entwickeln, zu simulieren und<br />

zu testen.“<br />

Roland Bent, Geschäftsführer Marketing und<br />

Entwicklung, Phoenix Contact<br />

spielsweise Förderanlagen, in denen Shuttles Wegstrecken selbst<br />

erkunden und mit Hilfe von Agentensystemen sich selbst organisieren.<br />

In Industrie-4.0-Konzepten entsteht also die ‚Intelligenz‘<br />

aus der Vernetzung aller Teilsysteme und dem Zugriff auf möglichst<br />

viele Informationen...<br />

Zühlke (DFKI): ...die jetzt online verfügbar und damit nutzbar<br />

sind – das ist genau der Punkt. Ein Stau in einer Fertigungslinie<br />

lässt sich auf diese Weise zunächst einmal umfahren, ohne direkt<br />

zu Folgeproblemen zu führen. Entscheidend ist dabei,<br />

dass wir die insgesamt wachsende Komplexität wieder reduzieren<br />

können – denn mit komplexen Prozessen kann der<br />

Mensch schlecht umgehen. In der Automatisierung führt dies<br />

allerdings dazu, dass sich zwar die Komplexität für den Anwender<br />

reduziert, die für die Automatisierungsingenieure<br />

„Derzeit erhält der<br />

Automatisierer<br />

noch die Aufgabe,<br />

in seinem <strong>Engineering</strong>-Tool<br />

die Bewegungssteuerung zu programmieren.<br />

Dieser Bruch ist unsinnig –<br />

sinnvoller wäre es, dafür Daten aus der<br />

Simulation zu nutzen.“<br />

Gerd Hoppe, Corporate Management, Beckhoff Automation<br />

„Überwunden werden muss der Bruch bei der<br />

Verbindung von virtueller und realer Welt. Im<br />

PLM nutzen wir ja bereits wunderbare Objektwelten,<br />

geht es aber an den realen Betrieb,<br />

muss wieder eine SPS programmiert<br />

werden – das<br />

darf nicht sein!“<br />

Prof. Detlef Zühlke, Forschungsbereich<br />

Innovative Fabriksysteme, DFKI<br />

Das Round-Table-<br />

Gespräch wurde<br />

von den beiden<br />

develop 3 -Redakteuren<br />

Andreas Gees und<br />

Michael Corban<br />

geleitet<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): Industrie 4.0 beschreibt keine<br />

revolutionäre, ganz andere Art der Produktionstechnik – sondern<br />

das Grundwesen dieses Ansatzes besteht in der Allgegenwärtigkeit<br />

von Informationen. In klassischen Systemen<br />

wird ja in strikten Produktionshierarchien von oben nach unten<br />

geplant und ausgeführt. Fehlende Informationen aus den<br />

untersten Produktionsebenen bringen darin das übergeordnete<br />

Planungssystem in Schwierigkeiten. Die Anwendung der<br />

Smart-Technologien – und damit der Informationsaustausch<br />

zwischen den beteiligten Systemen – soll es also ermöglichen,<br />

situativ zu reagieren. Der Einsatz smarter Produkte ist dabei<br />

nur ein mögliches Szenario. Entscheidend wird die Einbettung<br />

in bestehende Systeme sein. Es wird also eine Evolution geben<br />

hin zu intelligenteren und damit autonomeren Teilsystemen –<br />

das kann eine Vorrichtung innerhalb einer Maschine sein, die<br />

Maschine selbst oder auch eine ganze Fertigungslinie oder<br />

Halle. In allen diesen Einheiten müssen wir diese Smart-Technologien<br />

denken und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.<br />

Nicht zuletzt können wir auf diese Weise auch ressourcenschonender<br />

produzieren.<br />

develop3: Speziell aus der Logistik kennen wir ja bereits erste<br />

Umsetzungen unter dem Stichwort ‚Internet der Dinge‘, bei-<br />

aber steigt. Beides müssen wir zusammenbringen, in dem wir<br />

weniger komplexe Subsysteme schaffen.<br />

Gutekunst (Balluff): Man kann es auch umdrehen: Gerade bezüglich<br />

des Zugriffs auf möglichst viele Informationen müssen<br />

wir über neue Konzepte nachdenken – wie Industrie 4.0. Die<br />

Datenflut bei uns im Unternehmen ist bereits jetzt so immens<br />

groß geworden, dass wir Wege suchen, sie zu kanalisieren und<br />

wertschöpfend zu nutzen. Das fängt bei der Sensorik an – ein<br />

entscheidender Baustein ist an dieser Stelle die Identifikation,<br />

insbesondere per RFID – und reicht über die interpretativen<br />

Systeme bis hin zu fabriks- und unternehmensübergreifenden<br />

Konzepten. Mithin zu der Frage, wie wir selbst unsere Lieferanten<br />

steuern – beziehungsweise unser Kunde uns als Lieferant.<br />

Daraus können ganz neue Geschäftsmodelle entstehen.<br />

develop3: Um diese neuen Modelle zu realisieren, ist dann aber<br />

wie erwähnt die Reduzierung der Komplexität der Subsysteme<br />

ein Schlüssel zur erfolgreichen Nutzung von Industrie 4.0. Und<br />

um den Anwender zu entlasten, trifft das vor allem die Entwickler<br />

von Automatisierungssystemen. In welcher Weise kann hier<br />

der ebenfalls bereits genannte Zugriff auf die CAD-Daten von<br />

Nutzen sein?<br />

32 develop 3 systems engineering 01–2014


Industrie 4.0 Trends<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): Die Daten im CAD-System<br />

werden heute noch zu wenig genutzt. Klassisch ist etwa das<br />

Beispiel Hochregallager: Vor dessen Bau wird der Durchsatz simuliert<br />

und auf dieser Basis die Investitionsentscheidung gefällt.<br />

Nicht abgeleitet wird daraus aber die Bewegungssteuerung<br />

für die einzelnen Bediengeräte, obwohl die dynamischen<br />

Abläufe ja bereits vorgedacht sind. Vielmehr erhält derzeit<br />

noch ein Automatisierer die Aufgabe, in einem ganz anderen<br />

<strong>Engineering</strong>-Tool die Bewegungssteuerung für einzelne<br />

Shuttles zu programmieren. Dieser Bruch ist unsinnig – sinnvoller<br />

wäre es, dafür ebenfalls die Daten aus der Simulation zu<br />

nutzen. Wir haben dafür den Begriff ‚Zero <strong>Engineering</strong>‘ geprägt,<br />

über den sich auch bestimmte <strong>Engineering</strong>-Abläufe automatisieren<br />

lassen. Die brillante Idee von Industrie 4.0 ist also, die Vernetzung<br />

nicht nur auf den Hersteller einer Ware oder die Pro-<br />

„Die Datenflut ist bereits<br />

jetzt so immens groß geworden,<br />

dass wir Wege suchen,<br />

sie zu kanalisieren und wertschöpfend<br />

zu nutzen.“<br />

Jürgen Gutekunst, Geschäftsbereichsleiter<br />

Networking/Systeme, Balluff<br />

duktionstechnik zu beschränken, sondern auch die bislang<br />

sehr stark gegeneinander abgegrenzten Domänen des <strong>Engineering</strong>s<br />

zu verschmelzen.<br />

Sandhöfner (B&R): Ziel muss es sein, Produkte auch in der Losgröße<br />

Eins fertigen zu können. Das gelingt heute nur in Teilbereichen,<br />

weil die Produktionsanlagen dafür nicht ausgelegt<br />

sind. Diese müssen also flexibler gestaltet werden – nicht nur<br />

hinsichtlich kleinerer Losgrößen, sondern insbesondere auch<br />

für Losgröße Eins. Passen wir dazu unsere <strong>Engineering</strong>-Abläufe<br />

nicht an, schlägt sich das aber in einer Explosion des Steuerungscodes<br />

nieder – was wir uns nicht leisten können, weil das<br />

sowohl Entwicklungszeit als auch -kosten nach oben treibt.<br />

Gefragt sind damit intelligente Konzepte, in denen sich bestehender<br />

Code wiederverwenden lässt und in denen Schnittstellen<br />

zwischen den Entwicklungstools das Schreiben von<br />

Code vereinfachen und beschleunigen. Erste Schritte sind ja<br />

bereits gemacht, Informationen aus Simulationssystemen<br />

heraus direkt in echtzeitfähigen Code zu verwandeln. Das reduziert<br />

dann wiederum die Komplexität nicht nur der Maschine<br />

selbst, sondern auch die ihrer Entstehung.<br />

develop3: Ist das dann nicht die Wiederkehr des CIM-Gedankens,<br />

des Computer Integrated Manufacturings?<br />

Sandhöfner (B&R): Ja und nein, denn bei der CIM-Diskussion<br />

vor 20 Jahren ging man von einer zentralen Steuerung aus, die<br />

bereits vorgedacht und entsprechend strukturiert ist. Außer<br />

„Passen wir für Losgröße<br />

Eins unsere <strong>Engineering</strong>-Abläufe<br />

nicht an, schlägt sich<br />

das in einer Explosion<br />

des Steuerungscodes<br />

nieder – was wir uns nicht leisten können, weil<br />

das sowohl Entwicklungszeit als auch -kosten<br />

nach oben treibt.“<br />

Markus Sandhöfner, Geschäftsleitung, B&R Deutschland<br />

Acht gelassen wurde dabei, dass Störungen auftreten<br />

können und hinsichtlich der Losgröße sprach<br />

man eher von hohen Stückzahlen. Diese Aspekte<br />

greift aber Industrie 4.0 auf, was nicht zuletzt hinsichtlich<br />

der Offenheit der beteiligten Systeme wesentlich<br />

höhere Anforderungen stellt.<br />

Bent (Phoenix Contact): CIM ist damals gescheitert,<br />

weil die technischen Mittel nicht bereitstanden und<br />

die Komplexität zu hoch war. Entstanden ist daraus<br />

aber auch unsere heutige Automatisierungspyramide<br />

mit ihrer hierarchischen Struktur. Industrie 4.0 verlässt<br />

diese Struktur komplett – es gibt keine Hierarchie in einer<br />

Industrie-4.0-Automatisierungs- oder -Kommunikationswelt,<br />

was wiederum eine Grundvoraussetzung für den Aufbau flexibler<br />

und adaptiver Systeme ist. Sobald eine Hierarchie vorliegt,<br />

muss ich ein System vordenken – und sobald ich das mache,<br />

komme ich nicht über die Grenzen meines heutigen Wissens<br />

hinaus. Ich kann nur das planen, was ich heute weiß – und<br />

genau diese Beschränkung will Industrie 4.0 ja überspringen.<br />

Wir wollen ja zu Systemen kommen, die zukünftig etwas leisten<br />

können, was wir heute noch nicht vorgedacht haben. So<br />

entstehen Produktionssysteme, die in der Lage sein werden,<br />

sich an zukünftige, heute noch unbekannte Anforderungen –<br />

auch in Bezug auf die zu produzierenden Produkte und Varianten<br />

– zu adaptieren.<br />

Gutekunst (Balluff): Was bei CIM fehlte, war der Rückwärtspfad<br />

– konnte auf einer unteren Ebene etwas nicht gelöst werden,<br />

konnte es die Steuerung darüber auch nicht. Es fehlte der<br />

wichtige Aspekt der Autonomie, der Industrie-4.0-Konzepte<br />

kennzeichnet.<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): Der CIM-Gedanke hat allerdings<br />

dazu geführt, dass in der Werkzeugmaschinenindustrie<br />

bereits eine integrierte homogene Umgebung existiert. Basierend<br />

auf den CAD-Daten eines Produktes kann über den daraus<br />

abgeleiteten NC-Datensatz dessen Entstehung vollautomatisch<br />

ablaufen. Diesen Gedanken müssen wir in der Industrie<br />

4.0 aufnehmen und weiterentwickeln.<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 33


Trends Industrie 4.0<br />

Hondo Santos ist als Director<br />

Logistics bei Balluff<br />

bereits mit ersten Umsetzungen<br />

der Industrie-<br />

4.0-Konzepte vertraut. Für<br />

ihn ergeben sich daraus<br />

vor allem neue Möglichkeiten,<br />

über die Unternehmensgrenzen<br />

hinweg<br />

neue Prozesse und aus<br />

Wertschöpfungsketten<br />

ganze Wertschöpfungsnetze<br />

zu gestalten<br />

develop3: Was muss dazu mit Blick etwa auf Montageprozesse<br />

getan werden?<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): Wir müssen eine Metasprache<br />

entwickeln – eine Taxonomie und Ontologie beziehungsweise<br />

eine Begriffswelt –, die es erlaubt, die Herstellung eines Produktes<br />

so zu beschreiben, dass sich diese Informationen weltweit<br />

an vielen verschiedenen Maschinen nutzen lassen. Das<br />

gibt es in dieser Form noch nicht, auch wenn es in Teilbereichen<br />

beziehungsweise Branchen bereits Industrie-4.0-Inseln gibt.<br />

Dann lässt sich auch die Stückzahl Eins realisieren, ohne dass<br />

man dazu zunächst einen komplexen <strong>Engineering</strong>-Prozess<br />

aufsetzen muss.<br />

develop3: Damit nähern wir uns dann aber wieder<br />

dem eingangs erwähnten ‚smarten‘ Produkt, dem<br />

ich über die digitale Entwicklung analog zum NC-<br />

Code bereits sämtliche Informationen mitgebe,<br />

wie es zu fertigen ist...<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): ...was aber nur<br />

funktioniert, wenn die Fertigungsmaschinen beziehungsweise<br />

-anlagen das auch verstehen! An<br />

welcher Stelle die Fertigungshinweise liegen,<br />

spielt keine Rolle – wichtig ist, dass der Produktionsvorgang<br />

so beschrieben ist, dass die jeweils<br />

vorhandenen Maschinen und Anlagen daraus<br />

selbstständig und autonom die notwendigen Schritte extrahieren<br />

können. Derzeit gibt es dazu keine einheitliche Taxonomie<br />

– im Rahmen der Umsetzung von Industrie 4.0 müssen<br />

wir diese aber entwickeln.<br />

Sandhöfner (B&R): Das Ziel von Industrie 4.0 beinhaltet auf<br />

diese Weise die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Wegen<br />

– zwischen Prozessen unterschiedlicher Anbieter – wählen<br />

zu können. Das setzt einheitliche Daten voraus, die innerhalb<br />

der gesamten Prozesskette verstanden werden.<br />

Zühlke (DFKI): Hier fehlen uns in der Tat derzeit sowohl eine Referenzarchitektur<br />

als auch wissenschaftliche Begrifflichkeiten<br />

für viele Dinge. Rede ich beispielsweise mit Kollegen aus der Informatik,<br />

finden sich dort teilweise völlig andere Begrifflichkeiten<br />

als in der Produktionstechnik. Hier sind wir alle gefordert,<br />

zusammenzukommen, wobei wir erst am Anfang stehen. Aus<br />

wissenschaftlicher Sicht sind hier noch extrem viele Aufgaben<br />

zu lösen, was meiner Meinung nach auch noch nicht in zwei<br />

oder drei Jahren abgeschlossen ist – wir reden hier über eine<br />

Vision.<br />

develop3: Was sind denn die nächsten Schritte, die vorrangig angegangen<br />

werden müssen?<br />

Zühlke (DFKI): Die neue Welt wird nur funktionieren, wenn wir<br />

Standards schaffen! Nur so werden die Komponenten einer<br />

Produktionsumgebung wie Lego-Bausteine per Plug&Play zueinander<br />

passen. Ein zweiter, wesentlicher Aspekt betrifft hinsichtlich<br />

der erforderlichen offenen Netzwerke das Thema Sicherheit<br />

– im Englischen die Security. Denn die beteiligten Unternehmen<br />

werden sich natürlich fragen, ob sie ihre Informa-<br />

tionen in solch einen Legostein legen sollen und was damit<br />

passiert. Nur auf diese Weise lässt sich allerdings eine<br />

Plug&Play-Fertigung modular aufbauen. Überwunden werden<br />

muss auch der bereits thematisierte Bruch bei der Verbindung<br />

von virtueller und realer Welt. Unsere Kollegen im Bereich<br />

des Product Lifecycle Managements nutzen ja bereits<br />

wunderbare Objektwelten, in denen sich Parameter verändern<br />

lassen. Geht es aber an den realen Betrieb, muss wieder<br />

eine SPS programmiert werden – das darf nicht sein!<br />

Bent (Phoenix Contact): Automatisierungs- und IKT-Welt müssen<br />

eine gemeinsame Sprache finden – das ist die große Chance,<br />

die hinter Industrie 4.0 steckt. Denn industriebranchenübergreifend<br />

ist hier ja ein Konsens entstanden, eine gemeinsame<br />

Vision, die keiner alleine umsetzen kann. Aufgabe der von Bitkom,<br />

VDMA und ZVEI gegründeten Plattform Industrie 4.0 ist<br />

es deshalb, gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten.<br />

Santos (Balluff): Nur so werden wir auch in der Lage sein, die<br />

vielen, bereits heute gespeicherten Informationen sinnvoll zu<br />

nutzen. Denn bislang greifen wir Vergleichbares nur in Teilbereichen<br />

beziehungsweise punktuell bezogen auf bestimmte<br />

Aufgabenstellungen auf. Industrie 4.0 muss uns dabei helfen,<br />

all diese Informationen sinnvoll zu nutzen – im Sinne der<br />

eingangs erwähnten Wertschöpfungsnetzwerke. Und an der<br />

Unternehmensgrenze darf diese Vernetzung nicht aufhören.<br />

develop3: Der Diskussionsstoff rund um das Thema Industrie 4.0<br />

wird uns also so schnell nicht ausgehen, die weitere Entwicklung<br />

bleibt spannend. Wir danken allen Teilnehmern für dieses<br />

Round-Table-Gespräch.<br />

VIDEO-TIPP<br />

Eine Video-Zusammenfassung dieses<br />

Round-Table-Gesprächs finden Sie unter:<br />

t1p.de/1xtt<br />

Nähere Angaben zur Plattform Industrie<br />

4.0 der drei Verbände Bitkom, VDMA und<br />

ZVEI finden sich unter:<br />

www.plattform-i40.de<br />

www.balluff.com<br />

www.beckhoff.de<br />

www.br-automation.com<br />

www.dfki.de<br />

www.phoenixcontact.com<br />

34 develop 3 systems engineering 01–2014


Wissen Sie eigentlich,<br />

warum eine schnelle<br />

und persönliche<br />

Beratung vor Ort<br />

möglich ist?<br />

Eine Antwort ist:<br />

André.<br />

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www.poeppelmann.com/kapsto<br />

Wir machen das.


Trends Sensorik<br />

Interne Signalverarbeitung und Multisensorsysteme für die digitale Produktion<br />

Von der Datensammlung<br />

zur Information<br />

Eine sich selbstständig an verändernde Randbedingungen anpassende Produktion<br />

verlangt neben einem umfangreichen Prozess-Know-how eine wesentlich leistungsfähigere<br />

Sensorik. Interne Signalverarbeitung und Multisensorsysteme sind<br />

dabei zwei entscheidende Entwicklungsschritte hin zu einer Sensorik für die Industrie<br />

4.0, mit der sich aus den immensen Datenmengen verwertbare Informationen<br />

gewinnen lassen. Der Lohn ist eine Prozess-Kontrolle in Echtzeit – mit der Möglichkeit<br />

zur direkten Optimierung.<br />

·<br />

Mit der weiteren Digitalisierung der Produktion und der Vernetzung<br />

von Maschinen und Werkzeugsystemen mit Betriebsmitteln<br />

und innerbetrieblichem Materialfluss ent -<br />

stehen Cyber-Physical Production <strong>Systems</strong> (CPPS). Deren Intel -<br />

ligenz und Leistungsfähigkeit basiert wesentlich auf der Verfügbarkeit<br />

von realen Prozessdaten – was leistungsfähige<br />

und resiliente (gegenüber Störungen tolerante) Sensoriken<br />

voraussetzt. Die heute im produktionstechnischen Umfeld<br />

zum Einsatz kommende Sensorik besitzt dagegen zwei<br />

Schwachstellen:<br />

· Einfache Messsignale einer Messgröße lassen sich ohne<br />

eine Kombination mit anderen Messgrößen nicht inter -<br />

pretieren. So führt beispielsweise die Auswertung der Signale<br />

eines Kraftsensors zur Erfassung von Prozesskräften<br />

ohne die Information über die Position von Werkstück und<br />

Werkzeug zu einer Fehlinterpretation.<br />

Viele Problemstellungen sind über eine einfache Signalauswertung<br />

nicht zielführend bedienbar. Die Sensoren können<br />

zwar eine Messgröße erfassen, liefern zur Überwachung<br />

des Prozesses aber ohne eine erweiterte Signalverarbeitung<br />

keinen Mehrwert. Diese erlaubt eine modellbasierte Interpretation<br />

der erzeugten Qualitäten oder der Zustände von<br />

Werkzeug, Maschine und Hilfsmittel.<br />

Bild 1: Im Versuch werden bei der Heidelberger Druckmaschinen<br />

AG alle Maschinensysteme auf Funktionalität<br />

getestet und optimiert. Da die präzise Fertigung der<br />

Druckwalzen ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist, wurde im<br />

Rahmen eines von der EU geförderten Projektes zudem<br />

der Schleifprozess der Stahlzylinder analysiert und eine<br />

Prozessüberwachung entwickelt. Mittels moderner Sensorik<br />

kann heute ein Experte per Fernüberwachung Veränderungen<br />

im Gesamtsystem bewerten – in Echtzeit –,<br />

und auf diese Weise frühzeitig eingreifen<br />

Bild 1: Heidelberger Druckmaschinen, Bild 2 bis 8: Autoren


Sensorik Trends<br />

Abhilfe verspricht hier die Entwicklung von Multisensorsystemen<br />

und die Integration einer intelligenten Signalverarbeitung<br />

in die Sensoren (Bild 2). Einerseits werden dazu integrierte<br />

Sensoren entwickelt, welche einen höheren Informationsgehalt<br />

liefern sollen. Diese Sensoren erlauben bereits eine Auswertung<br />

der aufgenommenen Daten und liefern auf diese<br />

Weise durch die Anwendung geeigneter Modelle bereits Informationen<br />

anstatt einfacher Signale an die nächste Instanz<br />

(Steuerung der Maschine – und damit an den Bediener oder<br />

an die Prozessplanungsebene). Anderseits werden Multisensorsysteme<br />

entwickelt, welche die Erfassung mehrerer Größen<br />

in einem System ermöglichen. Hierbei handelt es sich um<br />

Netzwerke von Sensoren oder integrierte Lösungen, welche<br />

die Messung von mehreren Messgrößen über ein Sensorsystem<br />

erlauben. Eine Rolle werden dabei auch die Miniaturisierung<br />

und die Autarkie der Sensorsysteme spielen. Im Rahmen<br />

der Autarkie kann etwa durch die Gewinnung der erforder -<br />

lichen Energie aus der Umgebung zusammen mit der drahtlosen<br />

Kommunikation eine komplett kabellose Sensorlösung<br />

angestrebt werden.<br />

Multisensorsystem für die 5-Achs-Bearbeitung<br />

In welche Richtung sich die Sensorik entwickelt, zeigt exemplarisch<br />

ein Multisensorsystem zur Kraftmessung zur Kompensation<br />

von Störeffekten bei der 5-Achs-Bearbeitung. In der<br />

Zerspanung ist die Messung von Prozesskräften essenziell für<br />

die Prozessanalyse und -optimierung. Dazu wird in den meisten<br />

Fällen die piezoelektrische Kraftmessung genutzt, bei der<br />

einzelne Quarzscheiben vorgespannt und zu einem Sensor<br />

mit hoher Linearität zusammengefügt werden. Bei genauer<br />

Betrachtung des Bearbeitungsprozesses lassen sich allerdings<br />

zahlreiche Stör- und Umgebungseinflüsse erkennen, die ein<br />

Multisensorsystem idealerweise ebenfalls erfassen und berücksichtigen<br />

sollte. Dazu zählen unter anderem<br />

· die Einsatztemperatur, die eine Veränderung des Zusammenhangs<br />

zwischen der Kraft und der durch den Sensor abgegebenen<br />

Ladung bewirkt,<br />

· dynamische Effekte, die bei der Messung von Zerspankräften<br />

zu einer Verfälschung der Messgröße führen (insbesondere<br />

beim Fräsen wird das Werkstück durch das Ein- und<br />

Austreten der Schneiden zu Schwingungen angeregt) und<br />

· zusätzlich zur Prozesskraft wirkende statische und dynamische<br />

Kräfte aufgrund der Bewegung von Werkstück und<br />

Kraftmessplattform im Raum.<br />

Die reine Kraftmessung bei der 5-Achs-Bearbeitung würde<br />

deshalb zu Fehlinterpretationen führen. Erst durch die kombinierte<br />

Auswertung verschiedener Sensoren besteht die Möglichkeit,<br />

die Störgrößen zu erfassen und den Informationsgehalt<br />

der Messung zu steigern. Für die Erfassung von Prozesskräften<br />

im Zuge der digitalen Produktion ist zudem neben der<br />

drahtlosen Datenübertragung (um eine freie Bewegung des<br />

Bild 2: Durch die Kombination von interner Signalverarbeitung<br />

und Multisensorsystemen wird die Entwicklung der Sensorik,<br />

insbesondere die Sensorfusion vorangetrieben<br />

Messsystems in allen Bearbeitungsrichtungen zu erlauben)<br />

eine weitere Einbettung von Sensoren und Datenvorverar -<br />

beitung in die eigentliche Kraftmessplattform anzustreben.<br />

Die Erfassung von Position und Beschleunigung des Werkstücks<br />

wird etwa über Beschleunigungssensoren und miniaturisierte<br />

Lagesensoren realisiert, wie sie in Smartphones bereits<br />

verwendet werden. Um die Datenübertragungsraten gering<br />

zu halten, muss eine Vorverarbeitung auf dem System<br />

(sensorintegrierte Signalverarbeitung) stattfinden. Hierzu<br />

werden rekonfigurierbare Datenerfassungssysteme verwendet.<br />

Diese erlauben – je nach Anwendungsfall! – eine ver-<br />

DIE AUTOREN<br />

Dies ist eine Zusammenfassung des Vortrags<br />

„3.2: Sensoren für die digitale Produktion“,<br />

gehalten anlässlich des Aachener<br />

Werkzeugmaschinen-Kolloquiums im Mai<br />

2014. Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für<br />

diesen Vortrag waren:<br />

· Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Dr. h.c. Dr. h. c. F.<br />

Klocke, WZL RWTH, Aachen<br />

· Prof. Dr. Yvonne Joseph, ESM TU Freiberg,<br />

Freiberg<br />

· Prof.-Dr.-Ing. A. Trächtler, Heinz Nixdorf<br />

Institut, Paderborn<br />

· M. Backmeyer, National Instruments,<br />

Petersberg<br />

· M. Blattner, Kistler Instrumente AG,<br />

Winterthur, Schweiz<br />

· Dr.-Ing. G. Eisenblätter, Heidelberger<br />

Druckmaschinen AG, Wiesloch<br />

· Ch. Henke, Heinz Nixdorf Institut,<br />

Paderborn<br />

R. Jamal, National Instruments,<br />

·<br />

·<br />

München<br />

Dr.-Ing. Drazen Veselovac, WZL RWTH,<br />

Aachen<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 37


Trends Sensorik<br />

Bild 3: Beispiel für eine<br />

CPPS-Kraftmessplattform<br />

(Cyber-Physical Production<br />

System, Embedded Kraftmessplattform)<br />

für die<br />

5-Achs-Bearbeitung mit<br />

integrierten Lage- und Beschleunigungssensoren<br />

Mit Sensoren die digitale Produktion gestalten<br />

Die Möglichkeiten der Vernetzung und vielfachen Verwendung<br />

von Prozessdaten werden heute unter dem Begriff Cyänderte<br />

Datenverarbeitung auf dem System. Für die Prozessüberwachung<br />

oder Prozessregelung werden vom System<br />

dann nur noch die notwendigen Kennwerte übertragen.<br />

Durch die Rekonfigurierbarkeit kann die Verrechnungsmethode<br />

jederzeit optimal an die jeweiligen Anforderungen angepasst<br />

werden (Bild 3).<br />

Integrierte Signalverarbeitung<br />

mit Zellularen Neuronalen Netzwerken<br />

Ein interessantes Beispiel für die sensorintegrierte Signalverarbeitung<br />

mit neuartigen Kamerasystemen ist die Schmelzbadüberwachung<br />

beim Laserschweißen. Ermöglicht wird das<br />

durch Zellulare Neuronale Netzwerke (CNN). Die Besonderheit<br />

dieser Systeme besteht darin, dass jedes einzelne Pixel des optischen<br />

Sensors mit einer eigenen Einheit zur Datenverar -<br />

beitung und Speicherung verbunden ist. Zusammen bilden<br />

diese Komponenten jeweils eine Zelle. Dieser Aufbau ermöglicht<br />

die parallele Verarbeitung der Daten sämtlicher Bildpunkte.<br />

Die einzelnen Zellen des Sensorsystems sind zudem mit<br />

den jeweils unmittelbar benachbarten Zellen verbunden.<br />

Hierdurch entsteht ein Netzwerk einzeln verarbeitender Elemente.<br />

Die interzellularen Verbindungen führen dazu, dass die Zellen<br />

nicht nur die Daten eines einzelnen Pixels verarbeiten, sondern<br />

gleichzeitig miteinander interagieren können. Dieser Aufbau<br />

ist an das Vorbild natürlicher neuronaler Netzwerke angelehnt,<br />

wobei die einzelnen Zellen des CNN biologischen Nervenzellen<br />

nachempfunden sind [2]. Unter Vorgabe geeigneter<br />

Algorithmen ermöglicht die CNN-Architektur die besonders<br />

schnelle Verarbeitung von Bilddaten. Der zellulare Aufbau des<br />

<strong>Systems</strong> führt jedoch dazu, dass die verarbeiteten Daten abermals<br />

in Bildform ausgegeben werden. In entsprechenden Kamerasystemen<br />

wird deshalb der CNN-basierte Prozessor in<br />

Fokalebene durch ein nachgeschaltetes FPGA (Field Programmable<br />

Gate Array) ergänzt. Dieses steuert den Fokalprozessor<br />

und interpretiert die ausgegebenen Daten. Da die Daten bereits<br />

in vorverarbeiteter Form vorliegen, ist durch den FPGA-<br />

Prozessor eine wesentlich geringerer Rechenleistung aufzubringen,<br />

als dies bei einer direkten Auswertung der Bilddaten<br />

der Fall wäre. Insgesamt befähigt dieser Aufbau somit das<br />

System zu einer internen Datenverarbeitung bei sehr hohen<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeiten, wobei Bildraten von mehr<br />

als 10.000 fps erreicht werden können [3] und das Ergebnis der<br />

Auswertung direkt als Regelungs- oder Steuersignal ausgegeben<br />

werden kann. Die aufgenommenen Bilddaten müssen also<br />

zur weiteren Auswertung nicht an einen Messrechner übertragen<br />

werden – was allerdings nachteilig ist, wenn die Speicherung<br />

der Bilddaten etwa zu Dokumentationszwecken ausdrücklich<br />

gefordert wird.<br />

Aufgrund der dargestellten Vorteile besitzen CNN-Kamerasysteme<br />

eine hohe Eignung zur Verwendung in den Bereichen der<br />

Echtzeit-Überwachung und der Echtzeit-Regelung. Abt et al.<br />

realisierten beispielsweise eine Echtzeit-Regelung eines Laserstrahltiefschweißverfahrens<br />

für überlappende Bleche [4]. Der<br />

Prozess wird in diesem Fall koaxial durch die Laserschweißoptik<br />

mit Hilfe eines CNN-basierten Kamerasystems überwacht.<br />

Durch Überwachung und Analyse der für den Tiefschweißprozess<br />

typischen Dampfkapillare und des umgebenden<br />

Schmelzbads ermöglicht das Kamerasystem, den aktuellen<br />

Prozesszustand zu ermitteln.<br />

Multisensorsystem als Lab-on-a-Chip<br />

Die Überwachung von Prozessen und Maschinen in der Produktionstechnik<br />

basiert heute auf der Erfassung physikalischer<br />

Kenngrößen – die Überwachung oder sogar Regelung<br />

von Hilfsstoffen erfolgt kaum. Durch eine ständige und intensive<br />

Kontrolle kann allerdings die Verlängerung der Lebensdauer<br />

und das Einhalten der geforderten Eigenschaften von<br />

Kühlschmierstoffen, Elektrolyten und Dielektrika realisiert<br />

werden – was insbesondere die Entwicklung von chemischen<br />

Sensoren erfordert, die in flüssigen oder gasförmigen Phasen<br />

im laufenden Fertigungsprozess chemische Kennwerte ermitteln<br />

können. Ähnlich wie Biosensoren weisen chemische Sensoren<br />

eine Rezeptivität für die zu analysierenden Stoffe auf. Die<br />

Bindung zwischen Analyt und sensitiver Schicht muss reversibel<br />

sein, um eine fortwährende Analyse zu gewährleisten.<br />

Die Struktur eines chemischen Sensors ist dabei nicht nur<br />

exakt auf einen Analyten ausgerichtet, sondern ermöglicht die<br />

Bindung von verschiedenen Analyten. Über einen Messwandler<br />

kann die chemische Messgröße elektrisch erfasst werden.<br />

Um beispielsweise in Kühlschmierstoffanlagen schnell und<br />

gezielt vor Ort – und im Prozess! – notwendige Anpassungen<br />

vornehmen zu können, lassen sich zur Charakterisierung des<br />

Zustandes der Kühlschmierstoffe mehrere Einzelsensoren zu<br />

einem Sensor-Array zusammenfügen, einem Lab-on-a-Chip<br />

(Bild 4). Die Sensitivität für mehrere Analyte erfordert dabei eine<br />

intelligente Auswertung der Sensorsignale. Hierbei ist es<br />

wiederum mit Hilfe von künstlichen neuronalen Netzwerken<br />

möglich, einen kausalen Zusammenhang zwischen den Sensordaten<br />

und spezifischen chemischen Kenngrößen herzustellen.<br />

Kühlschmierstoffe lassen sich auf diese Weise länger<br />

nutzen und durch die kontinuierliche Analyse kann das Entstehen<br />

toxischer Substanzen frühzeitig durch Zugabe von exakt<br />

dosierten Additiven wirkungsvoll verhindert werden.<br />

38 develop 3 systems engineering 01–2014


Sensorik Trends<br />

Bild 4: Die Integration von chemischen<br />

Sensoren in Werkzeugmaschinen<br />

ermöglicht anstelle der<br />

Labor- die Inline-Analyse mittels<br />

Lab-on-a-Chip – und damit beispielsweise<br />

die Überwachung und<br />

Anpassung von Kühlschmierstoffen<br />

zur Steigerung der Ressourceneffizienz<br />

Bild 5: Ein Cyber-Physical Sensor System (CPSS) beschreibt die Vernetzung<br />

von mehreren Sensoren und ist Grundlage eines Cyber-Physical<br />

Production System (CPPS)<br />

ber-Physical Production System diskutiert. Grundlage ist ein<br />

Cyber-Physical Sensor System (CPSS), das die Vernetzung von<br />

mehreren Sensoren per selbstständiger Fusion beschreibt<br />

(Bild 5). Die Grundlage für die Vernetzung bilden adaptive Systeminformationen,<br />

welche von dem CPPS an das Sensorsystem<br />

gegeben werden. Unter Berücksichtigung von Optimierungszielen<br />

liefern die CPSS die Prozessinformationen an das<br />

CPPS, welche zum Aufbau von geeigneten Prozessmodellen<br />

benötigt werden.<br />

Um den Prozess oder einzelne Bauteileigenschaften selbstständig<br />

zu überwachen, müssen aus den Rohdaten Informationen<br />

extrahiert werden. Die dafür verwendeten Algorithmen<br />

müssen im CPPS dynamisch an das jeweilige Bauteilfeature<br />

angepasst werden. Um diese Adaptivität zu erreichen,<br />

werden Informationen aus der Planungsebene benötigt, die<br />

von PLM-Systemen zur Verfügung gestellt werden können.<br />

Die Konfiguration einer zukünftigen Prozessüberwachung erfolgt<br />

über die Fertigungsplanung. Die Optimierungskriterien<br />

beziehungsweise nicht zu über- oder unterschreitenden<br />

Grenzkriterien (etwa Stabilitätskenngrößen, minimale Spanungsdicken,<br />

...) können entweder durch Kennwerte hinterlegt<br />

sein oder aus Modellierungen in den CAx-Systemen ermittelt<br />

werden. Wenn kennwertbasiert gearbeitet werden kann –<br />

was insbesondere für KMUs eine wichtige Option darstellt –,<br />

verringern sich das Datenvolumen und die benötigte Rechnerleistung<br />

erheblich. Im Extremfall können Kennwerte ausschließlich<br />

über Attribute wie ‚gut‘ oder ‚schlecht‘ beschrieben<br />

werden.<br />

Die steigende Messgenauigkeit von Sensoren bei gleichzeitig<br />

höherer zeitlicher Auflösung stellt für die Verarbeitung der Daten<br />

eine Herausforderung dar. Limitierende Faktoren sind dabei<br />

die Übertragungsrate und Latenzzeit heutiger Bussysteme<br />

in Werkzeugmaschinen. Durch die Bereitstellung der Informationen<br />

auf verschiedenen Ausführungsebenen wandeln sich<br />

deshalb auch die Anforderungen zur Echtzeitverarbeitung. Für<br />

harte Echtzeitanforderungen werden zukünftige Sensorsysteme<br />

die Verarbeitung der Daten zu Informationen eigenständig<br />

erledigen müssen. Die bereitgestellten Informationen können<br />

dann Aktor-Komponenten oder einem höheren Zielsystem<br />

für die weitere Verarbeitung zur Verfügung gestellt werden.<br />

Berechnete Kennwerte können bei nicht-zeitkritischen<br />

Applikationen über Standard-Netzwerkprotokolle zu Datenbanksystemen<br />

übertragen werden. Auch einen direkten Stream<br />

von Daten auf einen dezentralen Datenspeicher könnte<br />

ein CPPS-Sensor ohne Host verarbeiten.<br />

Skalier- und Rekonfigurierbarkeit<br />

Um eine möglichst hohe Flexibilität zu gewährleisten, müssen<br />

verstärkt rekonfigurierbare und skalierbare Systeme auf Basis<br />

von Realtime-Prozessoren und FPGA-Technologie zum Einsatz<br />

kommen. Hersteller von Sensoren und Aktoren können in Bezug<br />

auf CPPS nur eine Hardwareplattform zur Verfügung stellen,<br />

da die Anforderungen kundenseitig stark variieren. Daher<br />

sollte die Entwicklung offener, leicht integrierbarer Embedded-<br />

Sensorplattformen das Ziel sein. Anwender können damit<br />

Messgeräte und Aktoren durch eigene Algorithmen um neue<br />

Funktionen erweitern. Die Forderung der Kunden nach intelligenten<br />

Produkten, die flexibel erweiterbar sind, zeigt sich<br />

schon heute in vielen Bereichen der Unterhaltungsindustrie.<br />

Diese intelligenten Geräte lassen sich über ‚Tech-Apps‘ an die<br />

jeweiligen Kundenbedürfnisse anpassen. Eine Vielzahl dieser<br />

Plattformen erlaubt auch die eigene Programmierung von<br />

Apps durch den Anwender. Diese Anwendungen können<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 39


Trends Sensorik<br />

Bild 6: Die Übertragung<br />

von Daten vom einfachen<br />

Sensor in die Cloud ermöglicht<br />

die Informationsbereitstellung<br />

auf mobilen<br />

Endgeräten<br />

dann verkauft oder kostenlos der Community zur Verfügung<br />

gestellt werden. Zukünftige Geräte sind deshalb offene, rekonfigurierbare<br />

und vom Kunden anpassbare Plattformen, die zur<br />

Bildung von Communities führen. Diese Anwendergemeinschaften<br />

generieren durch die Entwicklung von Apps neue<br />

Anwendungsgebiete und Funktionen für die verschiedenen<br />

Hersteller.<br />

Die größte Herausforderung bei der Vernetzung stellt die Verwaltung<br />

der erzeugten Daten und Informationen dar. Der<br />

Technologieausblick 2013 von National Instruments zur Datenerfassung<br />

[5] beschreibt diese Herausforderung mit den<br />

Worten: „Es ist nicht mehr entscheidend, wer die meisten Daten<br />

sammelt, sondern wer die gesammelten Daten schnell sinnvoll<br />

nutzen kann.“ Versuchs- und Produktionsdaten beinhalten<br />

meist sehr wertvolle und wichtige Informationen zur Beurteilung<br />

eines Prozesses oder Produktes. Ein Verlust dieser Daten<br />

durch unzureichende Protokollierung führt zwangsläufig zu<br />

hohen Kosten. Ohne diese Versuchsdaten können wirtschaftliche<br />

Entscheidungen insbesondere bei der Auslegung von<br />

neuen Prozessen nicht gefällt werden.<br />

Für das schnelle Auffinden und zur sicheren Dokumentation<br />

ist es daher notwendig, beschreibende Zusatzinformationen<br />

mit den Messdaten abzulegen. Einige standardisierte Datenformate<br />

bieten hier eine ideale Datenstruktur, die es ermöglicht,<br />

mit kommerziellen Systemen schnelle und kostengünstige<br />

Datenmanagement-Systeme aufzubauen, ohne auf die<br />

klassischen Funktionalitäten einer Datenbank zu verzichten.<br />

Da der Zugriff auf Messdaten, Informationen und Kennwerte<br />

zukünftig auch außerhalb der Unternehmen geschehen<br />

muss, wird an der Entwicklung der ‚Technical Data Cloud‘ gearbeitet.<br />

Dabei werden – dynamisch an den Bedarf angepasst<br />

– IT-Infrastrukturen, Rechenkapazität, Datenspeicher, Netzwerkkapazitäten<br />

oder Services zur Verfügung gestellt [10]<br />

(Bild 6). Der Vorteil für Unternehmen ist, dass kurzfristig benötigte<br />

Ressourcen nicht zu einem irreversiblen, kostenintensiven<br />

Ausbau der IT-Infrastruktur führen.<br />

Fernüberwachung per Cloud<br />

Ein Beispiel für eine Fernüberwachung auf Basis eines technischen<br />

Cloud-<strong>Systems</strong> hat der weltweit operierende Druckmaschinenhersteller<br />

Heidelberg zur Überwachung der Produktqualität<br />

aufgebaut. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von<br />

Druckmaschinen ist die präzise Fertigung von Druckwalzen.<br />

Das Schleifen der Zylinderoberfläche als abschließendes Fertigungsverfahren<br />

stellt eine große Herausforderung dar, weil<br />

neben den üblichen Anforderungen an Form- und Maßhaltigkeit<br />

auch optische Anforderungen an die Oberfläche über die<br />

Akzeptanz der Bauteile im folgenden Beschichtungs- und<br />

Montageschritt entscheiden. Die 100-%-Prüfung der optischen<br />

Oberflächenbeschaffenheit erfolgt dabei heute in einem<br />

nachgelagerten Prozessschritt außerhalb der Maschinen<br />

unter Spezialbeleuchtung. Dies hat zur Folge, dass Veränderungen<br />

im Gesamtprozess ‚Werkstück, Schleifscheibe und<br />

Werkzeugmaschine‘ nur mit zeitlicher Verzögerung entdeckt<br />

werden können. Des Weiteren treten die Veränderungen des<br />

Prozesses vielfach schleichend auf, so dass zwar im Nachgang<br />

bei einer Rückwärtsverfolgung der Serie der Ausgangspunkt<br />

der Veränderung beziehungsweise das Überschreiten eines<br />

Grenzwertes ermittelt werden können, dann jedoch eine<br />

Nacharbeit von mehreren Druckwalzen erforderlich ist.<br />

Eine wesentliche Zielgröße bei der optischen Beurteilung der<br />

Zylinderoberfläche sind ‚Rattermarken‘ – mit dem bloßen<br />

Auge kaum wahrnehmbare Wellig keiten auf der Oberfläche.<br />

Die Ursache hierfür kann neben den unmittelbaren Zer -<br />

spanungspa rametern wie Schnittge schwindigkeit, Vorschub<br />

und Schleifscheibendurchmesser auch und im Besonderen in<br />

einer der Maschinenkomponenten liegen. Das Auftreten der<br />

Rattermarken und insbesondere deren Ursache sind ohne geeignete<br />

Überwachung nicht zeitlich vorhersehbar. Beim Auftreten<br />

muss dann aber sofort reagiert werden, um den Fehler<br />

einzugrenzen und die Nacharbeit zu minimieren beziehungsweise<br />

die Erregerquelle auszuschalten und die Störung zu beheben.<br />

Bild 7: Analysemonitor zur Fernüberwachung der Herstellung von<br />

Druckwalzen, über die ein Experte die Qualität beurteilen kann<br />

Im Rahmen eines von der EU geförderten Projektes wurden<br />

der Schleifprozess von Stahlzylindern auf einer Schaudt-Polygon-Schleifmaschine<br />

durch ein Expertenteam aus Forschung,<br />

Instandhaltung und Betreiber analysiert und eine Prozessüberwachung<br />

entwickelt, die im laufenden Betrieb hauptzeitparallel<br />

die Veränderungen im Gesamtsystem aufzeichnet<br />

und bewertet – und auf diese Weise ein frühzeitiges Eingreifen<br />

ermöglicht. Die verwendete Sensorik zur Zustandsbewertung<br />

der Maschinenkomponenten und des Prozesses sind Beschleunigungsaufnehmer.<br />

Da der Entstehungsort der für die<br />

Rattermarken verursachenden Schwingungen im Vorfeld<br />

nicht bekannt ist, wurden 3-achsige Sensoren auf den Maschinenkomponenten<br />

Spindelkasten, Werkstückspindel und Reit-<br />

40 develop 3 systems engineering 01–2014


Sensorik Trends<br />

stock sowie ein 1-achsiger Sensor auf dem Maschinenbett<br />

montiert. Zur ortsauflösenden Bestimmung der Schwingungen<br />

werden zusätzlich die Maschinenkoordinaten aufgezeichnet.<br />

Bei einer Abtastrate von 12,5 kHz und einer Auflösung<br />

von 16 bit für die Beschleunigungssensoren entstehen<br />

auf diese Weise pro Zerspanungsstunde an einer Maschine<br />

rund 1 GB an Rohdaten. Eine Speicherung und ein Datentransfer<br />

dieser Rohdaten zu einem nicht vor Ort sitzenden Experten,<br />

der die Daten analysieren kann, wären ineffizient und würden<br />

einen hohen Zeitaufwand bedeuten. Die in dem EU-Projekt<br />

untersuchte Maschine war in einem Werk in Deutschland installiert,<br />

der für die Datenanalyse zuständige Experte saß in Irland<br />

[7]. Die Idee zur Fernüberwachung durch einen ortsfernen<br />

Experten basiert auf einer bereits in der Maschine implementierten<br />

Datenvorverarbeitung, welche die Daten in Informationen<br />

überführt und somit auf eine netzwerkgeeignete<br />

Größe reduziert.<br />

Hierzu wurde in der Schleifmaschine ein CompactRIO-System<br />

mit FPGA-Chip installiert, auf das der Experte außerhalb des<br />

Produktionswerks Zugriff hat. Auf diese Weise ist eine Anpassung<br />

der Datenanalyse durch den Experten möglich. Die durch<br />

die Analyse gewonnenen Informationen werden durch das<br />

System auf einem FTP-Server abgelegt und auf einem Analysemonitor<br />

(Bild 7) ausgegeben. Um die Anwendungsmöglich -<br />

keiten auf die Shopfloor-Ebene zu erweitern, wurde zudem an<br />

der Maschine ein Display installiert. Auf diesem kann der Experte<br />

ausge wählte Informationen in Echtzeit anzeigen lassen, die<br />

dann direkt dem Maschinenbediener zur Verfügung stehen.<br />

Modellbasierte Prozessregelung beim Biegen<br />

Eines der häufigsten Probleme bei der Herstellung metallischer<br />

Bauteile ist die reproduzierbare Fertigung geometrischer<br />

Formen. Formabweichungen können dabei beispielsweise<br />

durch variierende Eigenschaften der Halbzeuge oder<br />

durch Verschleiß der Werkzeuge entstehen. Üblicherweise<br />

werden die Prozessparameter auf Basis von Produktionsszenarien<br />

oder auf Basis von vergangenen Abweichungen von<br />

Soll-Ist-Vergleichen manuell eingestellt. Die Wahl neuer Parameter<br />

hängt dann meist von der Erfahrung des Maschinenbedieners<br />

ab. Dies führt zu einem langwierigen und teuren Prozess,<br />

welcher in allen Phasen des Prozesslebenszyklus auftritt.<br />

Zudem führt der allgemeine Trend zur Miniaturisierung und<br />

zur Verringerung von Toleranzen bei gleichzeitig wachsender<br />

Materialfestigkeit zu einer weiteren Erhöhung der Prozessanforderungen.<br />

Um die Ausschussrate und die Rüstzeiten in der Produktion zu<br />

reduzieren, wurde ein modellbasierter Ansatz für eine sich<br />

selbst anpassende Steuerungsstrategie gewählt. Hierzu wird<br />

der Produktionsprozess – als Beispiel sei abschließend die<br />

Selbstoptimierung eines Biegeprozesses geschildert (Bild 8) –<br />

zunächst modelliert. In einem ersten Schritt wird der Biegeprozess<br />

durch Variierung der Prozessvariablen analysiert, die<br />

den Prozess am stärksten beeinflussen. Dies wird mit Simulationen<br />

realisiert. Anschließend werden die Korrelation zwischen<br />

den signifikanten Variablen und der geometrischen Abweichung<br />

bestimmt und verschiedene selbstoptimierende<br />

Steuerungsstrategien entwickelt und getestet. Um die Simulation<br />

zu validieren und die Qualität der selbstoptimierenden<br />

Steuerungsstrategie zu testen, wurde ein spezielles Werkzeug<br />

entwickelt. Dieses Werkzeug verfügt über eine zusätzliche<br />

Messvorrichtung und kann auf universellen Testmaschinen<br />

benutzt werden. Beim Test der selbstoptimierenden Steuerungsstrategien<br />

unter realen Produktionsbedingungen konnte<br />

der hier interessierende Prozessparameter, das Öffnungsmaß<br />

des Biegeprodukts, vollständig innerhalb der Toleranzen<br />

gehalten werden, so dass eine Ausschussrate von 0 % erreicht<br />

wurde [8].<br />

co<br />

Literatur<br />

[1] Kratz, S.: Position-Oriented Vibration Monitoring of Finish<br />

Milling Thin-Walled Components; Dissertation, RWTH Aachen,<br />

Aprimus-Verlag, Aachen, ISBN-13:<br />

978-3-86359-015-4, 2011.<br />

[2] Pazienza, G.E.; Ponce-García, X.; Balsi, M. et al.: Robot vision<br />

with cellular neural networks: A practical implementation<br />

of new algorithms; Int. J. Circ. Theor. Appl. No. 35, pp.<br />

449-462, 2007.<br />

[3] Alba, L.; Domínguez Castro, R.; Jiménez-Garrido, F. et al.:<br />

New Visual Sensors and Processors; In: P. Arena, L. Patanè:<br />

Spatial Temporal Patterns; Springer, Berlin Heidelberg, pp.<br />

351-369, 2009.<br />

[4] Abt, F.; Heider, A.; Weber, R. et al.: Camera Based Closed Loop<br />

Control for Partial Penetration Welding of Overlap Joints;<br />

Physics Procedia, No. 12, pp. 730-738, 2011.<br />

[5] National Instruments: Technologieausblick 2013 - Datenerfassung:<br />

Maßgebliche Trends bei Hard- und Softwaretechnologien<br />

und ihr Einfluss auf die Datenerfassung;<br />

München, 2013.<br />

[6] Klocke, F.; Veselovac, D.; Keitzel, G.: Cloudbasierte Informationssysteme;<br />

wt-online, Ausgabe 2, SONDERHEFT IN-<br />

DUSTRIE 4.0, S. 090-095, 2013.<br />

[7] Morgan, J.; Eisenblätter, G.; Trostel, J.; O’Donnell, G.E.: Machine<br />

tool process monitoring and machine condition monitoring<br />

– examining data acquisition gateways for process<br />

adaption; Proceedings of the 29th International Manufacturing<br />

Conference, University of Ulster, Belfast, Northern<br />

Ireland, ISBN-13:978-1-85923-253-8, 20122.<br />

[8] Damerow, U.; Borzykh, M.; Homberg, W.; Trächtler, A.: A selfcorrecting<br />

approach for the bending of metal parts; Key <strong>Engineering</strong><br />

Materials (KEM), Vols. 504-506, pp 907-912,<br />

2012.<br />

Bild 8: Selbstoptimierung<br />

am Beispiel eines<br />

Biegeprozesses<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 41


Bilder: Mesago (1) / doering avmedia/develop 3 (6)<br />

25 Jahre SPS IPC Drives: Round-Table-Gespräch zur Zukunft der Automatisierung<br />

Das physikalische Verständnis<br />

bleibt elementar<br />

Anlässlich des 25. Geburtstags der Messe SPS IPC Drives äußerten sich im Round-<br />

Table-Gespräch der develop 3 Vertreter von Ausstellerbeirat, Kongresskomitee, Mesago<br />

Messe Frankfurt, VDMA und ZVEI zu aktuellen Themen rund um die Automatisierung.<br />

Ausgehend von Anforderungen der Industrie 4.0 ging es dabei auch um die<br />

Frage, wie Ingenieure zukünftig am besten ausgebildet werden können.<br />

ERGÄNZENDES<br />

Automatisierer lesen eine noch umfangreichere<br />

Wiedergabe dieses Gesprächs mit<br />

Fragen zur Zukunft der Automatisierungspyramide<br />

und SPS in der Ausgabe 11/2014<br />

der elektro AUTOMATION auf S. 24.<br />

42 develop 3 systems engineering 01–2014


<strong>Engineering</strong> Trends<br />

Die Automatisierung bleibt ein Treiber<br />

technischer Weiterentwicklung; sie<br />

ist eine Enabler-Technologie für mehr<br />

Energieeffizienz, Qualität und Produktivität<br />

develop 3 : Im Rahmen von Industrie-4.0-Konzepten spielen Sensoren<br />

als ‚Augen und Ohren‘ einer Fabrik eine große Rolle. Sie werden<br />

deutlich mehr Informationen liefern als heute – Stichwort<br />

Big Data. An welcher Stelle steht die Sensorik hier heute und was<br />

muss folgen?<br />

Adolphs (Ausstellerbeirat): In den letzten 25 Jahren hat die<br />

Sensorik sich bereits extrem weiterentwickelt; insbesondere<br />

dadurch, dass leistungsfähigere Controller-Bausteine ‚bezahlbar‘<br />

wurden. Ganz entscheidend wird nun sein, dass die Sensoren<br />

dann auch hochwertige Informationen in ein System<br />

einspeisen! Betrachtet man traditionelle Anlagen, werden<br />

häufig nur Schaltsignale abgefragt – die in einem Messgerät<br />

vorliegenden, wirklich hochwertigen Informationen werden<br />

im Rahmen der Automatisierung oft gar nicht verwendet. Einer<br />

der Gründe dafür ist sicherlich, dass es teilweise sehr aufwändig<br />

ist, diese Information an die richtige Stelle zu transportieren<br />

– aus Sicht der Sensorhersteller setzen wir hier unsere<br />

Hoffnungen auf Industrie 4.0. Denn damit sollte es leichter<br />

möglich sein, hochwertige analoge und vielleicht auch mit<br />

mehr Parametern versehene Messwerte an die richtige Stelle<br />

zu liefern.<br />

Huber (ZVEI): Die Sensorik wird sich in diesem Sinne auch klar<br />

in Richtung der Analytik entwickeln. Heute messen wir Umgebungsbedingungen<br />

wie etwa Temperatur oder Druck, weil wir<br />

die eigentliche Messgröße nicht erfassen können. Das wird<br />

uns aber mit Fortschritten in der Analysetechnik gelingen –<br />

was zu einer deutlich reduzierten, gleichzeitig aber hochwertigeren<br />

Instrumentierung führen wird.<br />

develop 3 : Dennoch wird die Menge der Daten zunehmen...<br />

Bürger (VDMA): ...weswegen das Schlüsselwort ‚Information‘<br />

heißt! Wir müssen die Frage beantworten, wie sich aus der<br />

Menge an Daten für den Anwender nutzbare Informationen<br />

gewinnen lassen. Hier werden völlig neue, mathematische<br />

Methoden notwendig sein, um aus der Masse an Daten eben<br />

genau diese relevanten Informationen zu generieren.<br />

Frey (Kongresskomitee): Um diese zu generieren, benötigt<br />

man zudem Know-how – es wird nicht genügen, rein auf datenbasierte<br />

Methoden zu setzen. Erst mit Wissen und entsprechenden<br />

Modellen lassen sich die vorliegenden Daten interpretieren<br />

– und speziell hier können wir noch sehr viel besser<br />

werden. Ein kritischer Punkt ergibt sich übrigens mit Blick auf<br />

das Thema Security: Was ist etwa mit Daten, die man zur Laufzeit<br />

von Produkten erhebt? Dürfen wir diese beziehungsweise<br />

sollten wir sie überhaupt nutzen?<br />

Huber (ZVEI): Die Frage, wie sich aus Daten Informationen gewinnen<br />

lassen, beeinflusst zudem stark das Ingenieurwesen.<br />

Während man in der Automatisierungstechnik noch klassisch<br />

nach V-Modell entwickelt, arbeiten die Software-Spezialisten<br />

bereits mit der Agilen Software-Entwicklung. Geht es nun um<br />

Themen wie Big Data, ist aus meiner Sicht auch ein Wandel in<br />

der Lehre erforderlich – sowohl Ingenieure als auch Informatiker<br />

betreffend. Nur so lassen sich zukünftig Aufgaben der Automatisierung<br />

lösen.<br />

Frey (Kongresskomitee): Dazu eine Bemerkung: Natürlich sollte<br />

ein Automatisierungstechniker, der klassischerweise ein Ingenieur<br />

ist – entweder des Maschinenbaus oder der Elektrotechnik<br />

– heute verstärkt über Informatikkenntnisse verfügen;<br />

es gibt bereits Studiengänge, die aus der Informatik heraus<br />

diesen Bereich bedienen. Nach wie vor sollte ein solcher Ingenieur<br />

aber immer noch physikalische Kenntnisse besitzen, um<br />

die zu behandelnden Prozesse zu verstehen – hier landet man<br />

wieder beim Thema Modelle. Ansonsten besteht eine gewisse<br />

Gefahr darin, dass man aufgrund der großen und einfachen<br />

Verfügbarkeit von Daten auf rein datenbasierte Modelle setzt,<br />

rein statistische Modelle – ohne das tiefere Prozessverständnis<br />

zu besitzen. Möglicherweise bin ich da etwas altmodisch, aber<br />

dies halte ich für den falschen Weg. Ein Ingenieur, der eine Anlage<br />

plant und betreibt, sollte die darin ablaufenden Prozesse<br />

verstehen und nicht rein auf Basis von Black-box-Datenmodellen<br />

arbeiten.<br />

develop 3 : Das fordert dann auch eine disziplinübergreifende Zusammenarbeit<br />

– wie etwa die von Spezialisten der IT und Automatisierung.<br />

Müssen wir hier weitere Anstrengungen unternehmen?<br />

Huber (ZVEI): Ich denke, dass dies vor allem ein Zeitproblem ist.<br />

Heute sind Automatisierung und IT noch unterschiedliche<br />

Disziplinen, die müssen erst zusammenkommen – das haben<br />

VIDEO-TIPP<br />

Zusammenfassungen zu einzelnen Fragestellungen<br />

finden Sie als Video unter:<br />

www.wirautomatisierer.de/ethernet<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 43


Trends <strong>Engineering</strong><br />

wir bei der Industrie-4.0-Spezifikation gelernt. Das wird noch<br />

ein paar Jahre dauern. Sicher ist aber, dass wir uns gegenseitig<br />

verstehen müssen.<br />

DIE TEILNEHMER<br />

„Ich denke, wir<br />

lernen gerade,<br />

miteinander umzugehen<br />

– gewisse<br />

Eigenheiten<br />

werden die Disziplinen<br />

aber behalten.“<br />

Dr.-Ing. Peter Adolphs, Vorsitzender des<br />

Ausstellerbeirats der SPS IPC Drives und<br />

CTO von Pepperl+Fuchs<br />

„Ziel muss sein, das Verständnis<br />

zwischen den Disziplinen,<br />

das im Moment<br />

doch eher erst in den Abteilungen<br />

der Unternehmen<br />

im Laufe von Projekten<br />

zustande kommt,<br />

schon während des Studiums<br />

zu lehren.“<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey, Komiteevorsitzender<br />

des SPS-IPC-Drives-Kongresses für<br />

den Thementeil Automation und Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Automatisierungstechnik<br />

der Universität des Saarlandes<br />

Dr.-Ing. Peter Adolphs, Chief Technology<br />

Officer der Pepperl+Fuchs GmbH, Mannheim;<br />

zugleich Vorsitzender des Ausstellerbeirats<br />

der SPS IPC Drives<br />

Dr.-Ing. Thomas Bürger, Leiter Entwicklungsbereich<br />

Automationssysteme bei der<br />

Bosch Rexroth AG, Lohr/Main; zugleich im<br />

Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

e.V. (VDMA), Frankfurt/Main, Stellvertretender<br />

Vorsitzender des Vorstands des<br />

Fachverbandes Elektrische Automation<br />

Prof. Dr.-Ing. Georg Frey, vom Lehrstuhl für<br />

Automatisierungstechnik der Universität<br />

des Saarlandes; zugleich Komiteevorsitzender<br />

des SPS-IPC-Drives-Kongresses für den<br />

Thementeil Automation<br />

Daniel Huber, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

und Leiter der Division Prozessautomation<br />

der ABB Automation GmbH,<br />

Mannheim; zugleich im ZVEI – Zentralverband<br />

Elektrotechnik- und Elektronikindustrie<br />

e.V., Frankfurt/Main, Vorstand des Fachverbands<br />

Automation und des Fachbereichs<br />

Messtechnik und Prozessautomatisierung<br />

sowie Mitglied des ‚ZVEI-Führungskreises<br />

Industrie 4.0‘<br />

Johann Thoma, Vorsitzender der Geschäfts -<br />

führung der Mesago Messe Frankfurt<br />

GmbH, Stuttgart<br />

Bürger (VDMA): Der Maschinenbau kommt ja auch zunehmend<br />

mit IT-Themen in Berührung. Genannt wurden bereits<br />

agile Entwicklungsmethoden, Security oder Big Data. Aktuell<br />

wird die Verbindung unter dem Dach der Unternehmen geschlossen,<br />

die Produkte entwickeln. Ich bin aber sehr zuversichtlich,<br />

dass in der Lehre nach und nach ein Umdenken erfolgen<br />

wird und auch die Ausbildung in diese Richtung gehen<br />

wird. Seitens des VDMA gibt es zudem Bestrebungen, verschiedene<br />

Fachverbände zusammenzubringen. Aktuell identifiziert<br />

beispielsweise der Fachverband Elektrische Automation<br />

zusammen mit den Kollegen aus dem Fachverband Software<br />

Themen, um die Zusammenarbeit in Arbeitskreisen zu<br />

fördern. Beispiele sind wiederum Themen wie Security oder<br />

auch App-Anwendungen für die Maschinenbedienung.<br />

Adolphs (Ausstellerbeirat): Wenn man heute in Entwicklungsabteilungen<br />

blickt, arbeiten dort Physiker, Ingenieure und Informatiker<br />

gemeinsam an Projekten. Dass natürlich der ‚Wortschatz‘<br />

dieser drei Gruppen nach wie vor nicht ganz deckungsgleich<br />

ist, liegt in der Natur der Sache – das macht es aber auch<br />

spannend und interessant. Ich denke, wir lernen gerade, miteinander<br />

umzugehen – gewisse Eigenheiten werden die Disziplinen<br />

aber behalten. Der eine denkt mehr in Datenmodellen,<br />

der andere ist näher an der Physik – das zusammenzubringen,<br />

bringt den Mehrwert.<br />

Frey (Kongresskomitee): Exakt, Ziel kann sicher nicht sein, jemanden<br />

auszubilden, der ‚alles‘ kann – das würde dann ein<br />

Generalist, der zwar alles aber nichts richtig kann. Ziel muss<br />

sein, dieses Verständnis, das im Moment doch eher erst in den<br />

Abteilungen der Unternehmen im Laufe des Projekts zustande<br />

kommt, schon während des Studiums zu lehren.<br />

44 develop 3 systems engineering 01–2014


<strong>Engineering</strong> Trends<br />

„Der Maschinenbau<br />

kommt<br />

zunehmend mit<br />

IT-Themen in Berührung.<br />

Aktuell<br />

wird die Verbindung<br />

unter dem<br />

Dach der Unternehmen<br />

geschlossen, die Produkte entwickeln – künftig<br />

sollte das aber auch in der Lehre berücksichtigt werden.“<br />

Dr.-Ing. Thomas Bürger, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands<br />

des Fachverbandes Elektrische Automation im VDMA und Leiter Entwicklungsbereich<br />

Automationssysteme bei Bosch Rexroth<br />

„Geht es um Themen wie Big Data, ist aus<br />

meiner Sicht auch ein Wandel in der Lehre erforderlich<br />

– sowohl Ingenieure als auch Informatiker<br />

betreffend. Nur so lassen sich zukünftig<br />

Aufgaben der Automatisierung lösen.“<br />

Daniel Huber, unter anderem Vorstand des Fachverbands Automation<br />

im ZVEI und Vorsitzender der Geschäftsführung und Leiter der Division<br />

Prozessautomation von ABB Automation<br />

„Die Messe muss sich natürlich den<br />

Anforderungen anpassen. Beispiele der<br />

jüngeren Vergangenheit sind etwa<br />

das Zusammenwachsen von Prozessund<br />

Fabrikautomatisierung, die Bildverarbeitung<br />

oder eben die IT und die<br />

Rolle innerhalb der Automatisierung.“<br />

Johann Thoma, Vorsitzender der Geschäftsführung,<br />

Mesago Messe Frankfurt<br />

develop 3 : An dieser Stelle kann ja auch eine Messe einiges bewirken.<br />

Welche Rolle kann hier die SPS IPC Drives künftig spielen?<br />

Thoma (Mesago Messe Frankfurt): Die SPS IPC Drives konnte<br />

sicherlich schon in den zurückliegenden Jahren zur erfolgreichen<br />

Entwicklung der Automatisierung beitragen; hier trifft<br />

sich der Markt seit 25 Jahren und oft vibriert die Luft regelrecht.<br />

Unser Ziel und Anspruch ist es deshalb auch, Anbieter, Anwender,<br />

Wissenschaftler sowie Verbände wie VDMA und ZVEI zusammenzubringen<br />

– im Sinne eines Ideenfestivals. Dabei<br />

bleibt die Automatisierung immer ein Treiber technischer<br />

Weiterentwicklung; sie ist eine Enabler-, eine Schlüssel-<br />

Technologie für mehr Energieeffizienz, Qualität und Produktivität.<br />

Und ihre Einsatzgebiete sind unzählig, die fortschreitende<br />

Digitalisierung wird hier noch mehr Möglichkeiten<br />

eröffnen.<br />

develop 3 : Muss sich die Messe denn auch neuen Themen – etwa<br />

rund um Security – öffnen?<br />

Thoma (Mesago Messe Frankfurt): Die SPS IPC Drives konzentriert<br />

sich natürlich auf die elektrische Automatisierung,<br />

das ist ihr Profil. Angesichts der vielen Facetten von Automatisierung,<br />

die wir hier bereits angesprochen haben, darf<br />

das aber kein starrer Rahmen sein; die Veranstaltung muss<br />

sich natürlich den Anforderungen anpassen. Beispiele der<br />

jüngeren Vergangenheit sind etwa das Zusammenwachsen<br />

von Prozess- und Fabrikautomatisierung, die Bildverarbeitung<br />

oder eben die IT und die Rolle innerhalb der Automatisierung.<br />

Solange das alles in einem Zusammenspiel gezeigt<br />

werden kann, ist es hilfreich für den Anwender und damit<br />

den Fachbesucher.<br />

Huber (ZVEI): Messen unterliegen an dieser Stelle ja auch einem<br />

Wandel. Typischerweise liefert heute das Internet die<br />

klassischen Informationen rund um Produkte und Lösungen,<br />

nicht mehr eine Messe. Die Besucher einer Messe wollen<br />

heute Fragestellungen diskutieren, was für die Aussteller anspruchsvoller<br />

aber auch interessant ist. Messen entwickeln<br />

sich also weg von der Informationsbeschaffung hin zu einem<br />

Diskussionsforum, wo sich Aufgabenstellungen mit verschiedenen<br />

Herstellern diskutieren lassen.<br />

develop 3 : Das zeigt, wie wichtig es ist, das <strong>Engineering</strong> von Automatisierungslösungen<br />

im Blick zu behalten. An dieser Stelle Ihnen<br />

allen herzlichen Dank für die interessante Diskussion.<br />

www.mesago.de/sps<br />

Das Round-Table-<br />

Gespräch moderierte<br />

Michael Corban,<br />

Chefredakteur, develop 3<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 45


Trends Datendurchgängigkeit<br />

Bild: Continental<br />

Angelo Bindi vom MES D.A.CH Verband zu den Themen MES und PLM<br />

„MES-Lösungen<br />

sind die Schaltzentrale“<br />

Bei der Herstellung sicherheitsgerichteter<br />

Produkte –<br />

hier Bremsen auf dem Prüfstand<br />

bei Continental –<br />

müssen alle relevanten Herstelldaten<br />

erfasst und 15<br />

Jahre archiviert werden. Nur<br />

auf diese Weise ist es möglich,<br />

den Produktionsprozess<br />

im Nachhinein nachzuvollziehen<br />

und damit zu<br />

optimieren<br />

Industrie 4.0 werde überwertet, lenke aber die Wahrnehmung auf die Potenziale,<br />

die sich mit MES-Lösungen erschließen lassen, meint Angelo Bindi, Zweiter Vorstand<br />

des MES D.A.CH Verbands und Senior Manager Central Control and Informa -<br />

tion <strong>Systems</strong> bei der Division Chassis & Safety von Continental. MES seien die<br />

Datendrehscheibe für die Produktionsoptimierung und PLM sei viel wichtiger und<br />

umfangreicher als Industrie 4.0.<br />

46 develop 3 systems engineering 01–2014


DatendurchgängigkeitTrends<br />

develop 3 : Herr Bindi, werden MES-Lösungen zur Schaltzentrale<br />

in Industrie-4.0-Konzepten?<br />

Bindi: MES-Lösungen sind bereits jetzt die Schaltzentrale, mit<br />

der sich die Fertigung optimieren lässt und mit der Unternehmen<br />

Aufgaben der Teile-Rückverfolgung lösen können – letzteres<br />

ist vor allem bei der Herstellung sicherheitsgerichteter<br />

Produkte unerlässlich. Das derzeit ‚hippe‘ Thema Industrie 4.0<br />

betrachte ich deswegen aus einem anderen Blickwinkel: MESrelevante<br />

Daten fallen ja bereits mit Beginn der Produktentstehung<br />

an, unter anderem Fertigungsparameter wie Drehmomente<br />

und -winkel, die zu einer Rezeptur – einer Montageanleitung<br />

– führen. Hinzu kommen dann die Informationen aus<br />

der tatsächlichen Fertigung, die insbesondere bei der Optimierung<br />

von Produktionsanlagen vorliegen müssen. All diese Informationen<br />

lassen sich in einem MES-System abgreifen, über<br />

den kompletten Lebenszyklus eines Produktes hinweg – was<br />

wesentlich umfassender ist als der Zugriff auf rein produktspezifische<br />

Parameter in Industrie-4.0-Konzepten.<br />

der Fertigung parametrieren – was bislang ja noch maschinenbeziehungsweise<br />

steuerungsspezifisch erfolgen muss. Industrie<br />

4.0 will diese steuerungsspezifische Parametrierung ja nun drastisch<br />

vereinfachen, um bei der Wahl der Fertigungsmittel freie<br />

Hand zu haben...<br />

Bindi: ...und das haben wir schon. Hätten wir diese Möglichkeit<br />

nicht, könnten wir in Europa nicht wettbewerbsfähig fertigen.<br />

Wir können, nachdem wir auf der Anlage A das erste Drittel<br />

des Fertigungsprozesses durchlaufen haben, problemlos auf<br />

Anlage B und später C wechseln. Was wann zu tun ist, ist in der<br />

Rezeptur abgelegt.<br />

develop 3 : Sie sprechen damit das PLM oder Product Lifecycle Management<br />

an...<br />

Bindi: ...das in der Automobilindustrie und bei den Zulieferern<br />

schon sehr lange ein Thema ist, das sehr intensiv bearbeitet<br />

wird. PLM ist beispielsweise für Continental viel wichtiger und<br />

umfangreicher als das, was heute in Verbindung mit dem Thema<br />

Industrie 4.0 beschrieben wird.<br />

develop 3 : Das PLM bildet doch digital den Produkt-Lebenszyklus<br />

ab und soll in Industrie-4.0-Konzepten mit der Fertigungssteuerung<br />

vernetzt werden. Bildet also Industrie 4.0 nicht eine Klammer<br />

über ein fertigendes Unternehmen, die PLM und Fertigung<br />

beziehungsweise Automatisierung vereint?<br />

Bild: MES D.A.CH Verband<br />

„PLM ist beispielsweise<br />

für Continental viel<br />

wichtiger und umfangreicher<br />

als das, was heute in Verbindung mit dem<br />

Thema Industrie 4.0 beschrieben wird!“<br />

Angelo Bindi, Zweiter Vorstand MES D.A.CH Verband<br />

Bindi: Ich sehe das genau anders herum! Das PLM beschränkt<br />

sich nicht nur auf das Digitale, sondern es fokussiert den gesamten<br />

Lebenszyklus eines Artikels. Schwerpunktmäßig beschäftigt<br />

sich dagegen Industrie 4.0 mit der Frage, wie – bezogen<br />

auf die Fertigung – das Produkt weiß, was als nächstes an<br />

ihm getan werden muss. Bei uns ist dagegen das PLM schon<br />

mit der Fertigung verknüpft, bevor das Produkt selbst das erste<br />

Mal eine Fertigungslinie durchläuft. Digital haben wir vor<br />

diesem Zeitpunkt bereits festgelegt, wie und in welcher Reihenfolge<br />

es zu fertigen ist. Und die Datendrehscheibe für jedes<br />

produzierende Unternehmen ist dabei das Manufacturing<br />

Execution System. Aus der Zusammenführung von produktund<br />

fertigungsspezifischen Daten können wir auf diese Weise<br />

Potenziale hinsichtlich kürzerer Zykluszeiten und höherer<br />

Verfügbarkeit erkennen – bei Continental haben wir das für alle<br />

Produktionslinien weltweit auf einem Schirm.<br />

develop 3 : Dann lassen Sie mich noch einmal nachfragen: Sie verwalten<br />

mit dem MES die Rezepturen zur Herstellung Ihrer Produkte.<br />

Mit diesen Informationen lassen sich die Steuerungen in<br />

develop 3 : Was dann aber voraussetzt, dass Sie diese Prozesse vorgedacht<br />

haben – sprich die Steuerungsprogramme vorliegen. Industrie<br />

4.0 würde dann zusätzlich die Flexibilität bringen, dies<br />

nicht mehr vordenken zu müssen. Ist die Automobilindustrie<br />

denn schon viel weiter als andere fertigende Branchen?<br />

Bindi: Nein, denn gerade über den MES D.A.CH Verband haben<br />

wir ja einen guten Überblick in der MES-Welt. Vergleicht man<br />

die Systeme, so bieten diese die gleichen Funktionalitäten, die<br />

wir mit unserer Eigenentwicklung bei Continental nutzen –<br />

letztlich sind also die Anforderungen der Anwender die gleichen.<br />

Im Vordergrund steht immer eine effiziente, wettbewerbsfähige<br />

Fertigung – mit hoher Verfügbarkeit und kurzen<br />

Zykluszeiten. Gerade die Möglichkeiten der Maschinendatenerfassung<br />

eröffnen hier noch zahlreiche Potenziale.<br />

develop 3 : Herr Bindi, wir danken für das interessante Gespräch.<br />

www.mes-dach.de<br />

Das Interview führte<br />

Michael Corban,<br />

Chefredakteur develop 3<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 47


Experteninterview zum Schnittstellen-Management beim <strong>Engineering</strong><br />

Durchgängige<br />

Ressourcen-Nutzung<br />

Das Schnittstellen-Management bei Softwaretools, die von der Produktentstehung über die<br />

Konstruktion bis zur Fertigung zum Einsatz kommen, ist entscheidend für die Effizienz der industriellen<br />

Prozesse. Nur ein durchgängiger Informationsaustausch zwischen den beteiligten<br />

Instanzen ermöglicht eine wirtschaftliche Fertigung. Laut dem Verband Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbau (VDMA) wünschen sich Maschinenhersteller standardisierte Datenschnittstellen<br />

zwischen ERP/PDM, M-CAD und E-CAD sowie E-CAD und SPS-Programmierung.<br />

Sie sehen dort Einsparpotenziale bis 10 %.<br />

48 develop 3 systems engineering 01–2014


Datenverwaltung Trends<br />

Kosten, die sich aber durch einen geringeren Abstimmungsaufwand<br />

in späteren Phasen des Produktentstehungsprozesses<br />

reduzieren. Mit E3.EDM für Elektro- und Fluid-<strong>Engineering</strong><br />

haben wir einen wichtigen Baustein vorgestellt.<br />

Eisenbeiss (Siemens): Im Maschinenbau ist diesbezüglich die<br />

gesamte Bandbreite an Lösungen anzutreffen: Es gibt bereits<br />

in hohem Maße durchgängige Workflows, die Mehrfach-Eingaben<br />

nahezu vermeiden. Es gibt aber auch noch den Papierausdruck,<br />

der an die Nachbardisziplin weitergereicht wird.<br />

Fürnschuß (B&R): Nach unserem Kenntnisstand verwenden<br />

85 % der Maschinen- und Anlagenbauer keine integrierten<br />

Schnittstellen zwischen M-CAD, E-CAD und SPS-Programmierung<br />

oder sie behelfen sich mit Tabellenexporten. Eine weitere<br />

Herausforderung sind die <strong>Engineering</strong>-Daten selbst, also die<br />

Bauteilebeschreibungen der einzelnen Anbieter. Eine effiziente<br />

Unterstützung des Arbeitsflusses über die Disziplinen hinweg<br />

ist erst dann gegeben, wenn neben integrierten Schnittstellen<br />

auch die Bauteilebeschreibungen für alle <strong>Engineering</strong>-<br />

Systeme gleichermaßen zur Verfügung stehen. Automation<br />

Studio 4 bietet eine Round-Trip-Kopplung zu Eplan Electric P8.<br />

develop 3 : In welchem Umfang werden heute – beispielsweise<br />

im Maschinen- und Anlagenbau – Schnittstellen zwischen ERP/<br />

PDM, der Mechanik- und Elektrokonstruktion sowie der Programmierung<br />

von Steuerungen und der Fertigung von Schaltschränken<br />

genutzt?<br />

Chidester (Zuken): Aus unserer Sicht gewinnt die Integration<br />

der Prozesse in den frühen Phasen der Produktentstehung rapide<br />

an Bedeutung. Der Grund liegt in der allgemein bekannten<br />

Verschiebung der Wertschöpfung von der Mechanik in<br />

Richtung Elektronik und Software. Stand heute gibt es eine<br />

ganze Reihe von Schnittstellen und Integrationsmöglichkeiten,<br />

aber nicht alle von ihnen werden in den Entwicklungsprozessen<br />

der Industrie bereits in dem wünschenswerten Ausmaß<br />

genutzt. Dies ist in besonderem Maße im Falle der Software-Entwicklung<br />

für programmierbare Steuerungen der Fall.<br />

Die Ursache für diesen Befund findet sich häufig in der Tatsache<br />

begründet, dass von Seiten des Managements dieser Unternehmen<br />

die Kommunikation zwischen den verschiedenen<br />

Abteilungen vielfach noch nicht aktiv forciert wird – denn sie<br />

bedeutet zunächst einen Zusatzaufwand und zusätzliche<br />

Bild: Aucotec<br />

Ott (Aucotec): So vielfältig wie die Systeme in den verschiedenen<br />

Bereichen sind, so vielfältig sind auch die angebotenen<br />

Schnittstellen. Das potenziert sich noch einmal durch die z. T.<br />

sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen und die daraus resultierenden<br />

Kunden-Anforderungen. Generell verzeichnen wir<br />

über die letzten Jahre eine deutliche Zunahme an Projekten, in<br />

denen eine Integration mit ERP, PDM und M-CAD nicht nur angefragt,<br />

sondern auch umgesetzt wird. Dabei sehen wir die<br />

Entwicklung sehr positiv, dass zunehmend auch kleine und<br />

mittelständische Unternehmen auf Integration der Disziplinen<br />

setzen. Bei SPS- und Fertigungsunterstützung sind die Anforderungen<br />

dagegen wesentlich homogener und die Systeme<br />

weniger kundenspezifisch, so kann eine Integration häufig<br />

recht einfach mit Bordmitteln umgesetzt werden.<br />

Dr. Papenfort (Beckhoff): Bisher fehlen standardisierte<br />

Schnittstellen. Effektives <strong>Engineering</strong> funktioniert nur, wenn<br />

man sich Daten in einem gemeinsamen Datenpool teilen<br />

kann. Dazu muss das Format natürlich festgelegt werden. Und<br />

es muss unabhängig von den eingesetzten Tools sein. ERP-Systeme<br />

müssen Aufträge einstellen können. Mechanik- und<br />

Elektrokonstruktion sowie die Softwarekonstruktion müssen<br />

aus diesen Daten die Maschine oder Anlage konstruieren können.<br />

Die Daten müssen zwischen allen beteiligten Programmen<br />

hin und her fließen können. Nur so ist paralleles <strong>Engineering</strong><br />

möglich.<br />

develop 3 : Wo sehen Sie<br />

weiteres Potenzial für<br />

Effizienzsteigerungen und<br />

welche weiteren Voraussetzungen<br />

müssen auf<br />

Seiten der Softwarean -<br />

bieter sowie der Anwender<br />

in den Unternehmen erfüllt<br />

werden?<br />

INFO-TIPP<br />

Mit der Thematik beschäftigt<br />

sich auch der VDMA:<br />

http://t1p.de/57gh<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 49


Trends Datenverwaltung<br />

Chidester (Zuken): Um die Prozessintegration<br />

vorantreiben zu können,<br />

erweist sich das auf den ersten Blick<br />

naheliegende Vorhaben, mit einem<br />

PLM-System die Steuerung aller Daten<br />

und Abläufe zusätzlich zur Mechanik<br />

über alle Disziplinen hinweg<br />

auch für Elektrotechnik, Fluid und<br />

Elektronik abzudecken, in der Praxis<br />

als aufwändig. Grund sind die spezialisierten<br />

Daten- und Ablaufmodellen<br />

der verschiedenen Entwicklungs-Disziplinen:<br />

Das Datenmodell,<br />

das für die Konstruktion ei-<br />

Steve Chidester, Leiter Internationales<br />

Marketing bei Zuken in München<br />

nes mechanischen Bauteils benötigt<br />

wird, unterscheidet sich grundlegend<br />

von den Datenmodellen der<br />

Elektrotechnik, der Elektronik und der Software-Entwicklung.<br />

Es sind also Lösungen erforderlich, mit denen sich die Datenmodelle<br />

der Elektrokonstruktion in vollem Umfang verwalten<br />

lassen, die andererseits aber von vornherein für eine Integration<br />

mit der etablierten PLM-Welt offen und vorbereitet ist.<br />

Bild: Zulken<br />

wird nicht selten auch die effizientere Alternative sein. Das<br />

Fehlerpotenzial sinkt und Entwicklungszeiten verkürzen sich.<br />

Auch in der oftmals unter hohem Zeitdruck stehenden Inbetriebnahme<br />

ergeben sich Vorteile. So können mit guten Interfaces<br />

Daten, die möglicherweise vor Ort oder offline verändert<br />

wurden, beim nächsten Ankoppeln an die heimische Infrastruktur<br />

in alle <strong>Engineering</strong>-Systeme rückgeführt werden.<br />

Ott (Aucotec): In den einzelnen Abteilungen wurde in den vergangenen<br />

Jahren viel investiert, um dort die Effizienz zu steigern.<br />

Die Potenziale sind hier so gut wie ausgeschöpft. Wichtiger<br />

als der Erfolg der Einzel-Disziplinen ist aber der des Unter-<br />

Eisenbeiss (Siemens): Optimierungspotenziale liegen in den<br />

Austauschformaten. Um hier besser zu werden, liegt noch Arbeit<br />

in den Standardisierungsgremien, in denen auch wir uns<br />

engagieren. Zudem investieren wir in offene Schnittstellen, die<br />

eine einfache Nutzbarkeit zwischen Werkzeugen erlauben.<br />

Heinz Fürnschuß,<br />

Technical Manager<br />

Automation Software<br />

bei B&R in<br />

Eggelsberg<br />

Bild: B&R<br />

Fürnschuß (B&R): Eine wesentliche Effizienzsteigerung liegt<br />

klar auf der Hand: Durch Schnittstellen, die einen durchgängigen<br />

Datenaustausch ermöglichen, entfallen viele Doppeleingaben<br />

ebenso wie manuelle Tätigkeiten. Durch bidirektionale<br />

Schnittstellen kann die Arbeit der unterschiedlichen Disziplinen<br />

parallel vorangetrieben werden. Heute wird in aller Regel<br />

noch zuerst die Mechanik, dann die Elektrokonstruktion und<br />

nehmens insgesamt. Für eine unternehmensweite Effizienz-<br />

Steigerung müssen die Prozesse zunehmend interdisziplinär<br />

angegangen werden. Eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

den Disziplinen kann die Software zwar unterstützen, ausschlaggebend<br />

ist aber der Mensch. Ohne beispielsweise einen<br />

einheitlichen Sprachgebrauch sind Missverständnisse vorprogrammiert.<br />

Die Mauern müssen fallen.<br />

Dr. Papenfort (Beckhoff): Softwareanbieter müssen sicherlich<br />

noch zu definierende Standards für den Datenaustausch unterstützen.<br />

Die Anwender müssen sich auf mehr Arbeit im<br />

Team und Einhalten von vorher definierten Schnittstellen einstellen.<br />

Flexibilität und Offenheit sind gefragt.<br />

Bild: Siemens<br />

Heinz Eisenbeiss,<br />

Leiter Simatic-<br />

Marketing in der<br />

Siemens-Division<br />

Industry Automation<br />

in Nürnberg<br />

am Ende – oft unter enormem Zeitdruck – die Software entwickelt.<br />

Die Möglichkeit, umgekehrt vorzugehen und eine von<br />

der Software vorgegebene Konfiguration zur Weiterbearbeitung<br />

an die Elektrokonstruktion zu übergeben, ist durch eine<br />

bidirektionale Schnittstelle, wie sie zwischen Automation Studio<br />

4 und Eplan Electric P8 besteht, ebenfalls gegeben und<br />

develop 3 : Der Datenaustausch zwischen CAE und SPS-Programmierung<br />

gilt noch immer als eine zentrale Anforderung im <strong>Engineering</strong>-Prozess?<br />

Chidester (Zuken): Der erforderliche Datenaustausch ist an<br />

sich eine recht einfache Aufgabe und bei Zuken haben wir zusammen<br />

mit unseren Kunden eine ganze Reihe von Schnittstellen<br />

für diesen Zweck entwickelt und kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Insgesamt hilft uns das Feedback unserer Kunden<br />

dabei, zu verstehen, welche Daten ausgetauscht werden müssen,<br />

mit welcher Frequenz und mit welcher Informationstiefe.<br />

Eisenbeiss (Siemens): Kernanforderung an die Schnittstelle<br />

zwischen CAE und SPS-Programmierung, zum Beispiel zwischen<br />

Eplan und Siemens-Steuerungen, ist der Austausch von<br />

50 develop 3 systems engineering 01–2014


Datenverwaltung Trends<br />

Signallisten sowie der Hardwarekonfiguration. Deshalb wurden<br />

Schnittstellen geschaffen, die im Anlagen- und Maschinenbau<br />

längst etabliert ein hohes Maß an Effizienz bringen.<br />

Fürnschuß (B&R): Die Offenheit unseres <strong>Systems</strong> ermöglicht<br />

es, MCAD und ECAD in unsere Entwicklungswelt zu integrieren.<br />

Eine bidirektionale Schnittstelle zwischen der Entwicklungsumgebung<br />

Automation Studio und Electric P8 bietet<br />

Hard- und Softwareentwicklern eine gemeinsame Datenbasis.<br />

Sie kommen dadurch schneller und sicherer zu optimalen<br />

Ergebnissen. Außerdem erschließen wir den MCAD-Bereich<br />

bequem über eine Simulationsschnittstelle. Dabei gehen<br />

wir selektiv vor und verwenden ausschließlich die Informationen,<br />

die für beide Disziplinen gleichermaßen relevant<br />

sind. Erfahrungsgemäß ist das sinnvoller als komplette Files zu<br />

laden. Für die Simulation nutzen wir verschiedene Tools.<br />

Ott (Aucotec): Auch wenn die Software-Anbieter spezifische<br />

Schnittstellen anbieten, sind die generischen Schnittstellen<br />

über XLS- und CSV-Formate noch immer im Vormarsch. Dies<br />

liegt einerseits daran, dass der zusätzliche Nutzen einer systemspezifischen<br />

Schnittstelle die notwendige Investition aus<br />

Sicht der Kunden nur selten rechtfertigt und andererseits die<br />

spezifische Schnittstelle weniger flexibel ist. Mancher Kunde<br />

bräuchte für jedes eingesetzte SPS-Programmiersystem eine<br />

passende Schnittstelle. Unabhängig von der Art der Schnittstelle<br />

kommt es auf ihre Einfachheit und den Komfort in der<br />

Handhabung an und darauf, ob die Daten bidirektional übertragen<br />

werden können und sich Änderungen sinnvoll verwalten<br />

lassen. Das Format ist eher zweitrangig.<br />

Dr. Papenfort (Beckhoff): Schon heute werden Daten aus der<br />

mechanischen und elektrotechnischen Konstruktion an die<br />

SPS-Programmierung weitergegeben. Allerdings erfolgt das<br />

häufig auf Zuruf und nicht in elektronischer Form. Hier ist eine<br />

bessere Abstimmung und eine Nachverfolgbarkeit unbedingt<br />

nötig.<br />

develop 3 : Haben sich bereits Standards herauskristallisiert,<br />

welche Schnittstellen werden zukünftig generell entlang der ge-<br />

Bild: Beckhoff<br />

Dr. Josef Papenfort, Produkt -<br />

manager Twincat bei Beckhoff<br />

Automation in Verl<br />

samten Prozesskette beginnend bei der Produktentwicklung<br />

an Bedeutung gewinnen?<br />

Chidester (Zuken): Am effizientesten ist kurzfristig<br />

sicher ein direkter Austausch der Daten zwischen<br />

den verschiedenen Werkzeugen. Das ist<br />

schnell, genau und wenig fehleranfällig. Leider<br />

sehen wir derzeit noch keinen akzeptierten Standard.<br />

Der VDMA hat damit begonnen, einen solchen<br />

Standard definieren. Zuken wird einen solchen<br />

Standard zweifellos unterstützen. Grundsätzlich<br />

sind sich alle Beteiligten einig, dass das<br />

Ziel ein etablierter Standard sein sollte, aber eine<br />

allgemeingültige Definition ist eine schwierige<br />

Aufgabe. Ein „leichter“ Standard ist auf alle Fälle<br />

schneller zu etablieren, auf lange Sicht bleibt<br />

dann aber das Problem der gesamtheitlichen Darstellung der<br />

verschiedenen Anforderungen der Industrie. In der Praxis haben<br />

wir es meist mit partiellen Implementierungen zu tun, die<br />

durch Individualschnittstellen ergänzt werden. Doch damit ist<br />

bereits der erste Schritt zu ihrer Verwässerung getan.<br />

Eisenbeiss (Siemens): Es gibt diverse, meist XML-basierte Formate.<br />

Ein wirklicher Standard hat sich aber bis heute nicht<br />

etabliert. Das Bestreben, diese Lücke zu schließen, ist jedoch<br />

aktuell breit vorhanden. Wir stellen die Durchgängigkeit unserer<br />

Softwarelandschaft sicher, arbeiten im VDMA am Datenaustausch<br />

zwischen MCAD/ECAD/ACAD und setzen uns für<br />

Standardisierung und Normung von Formaten ein.<br />

Fürnschuß (B&R): Teilweise haben sich durch simple Marktgegebenheiten<br />

Quasistandards entwickelt, auf die sich einzelne<br />

Hersteller einschwingen. Eine Initiative wie die zum VDMA-<br />

Einheitsblatt 66415 „<strong>Engineering</strong> Datenaustausch Mechanik-<br />

Elektrik-Software“ ist in jedem Fall zu unterstützen. Es gehört<br />

zur Kernkompetenz von B&R, unsere Hardware fürs <strong>Engineering</strong><br />

verfügbar zu machen und die Software entsprechend der<br />

Hardware zu programmieren. Im Bereich der Hardware-Konfiguration<br />

unterstützen wir unsere Kunden mit Lösungen, die<br />

die Entwicklungsqualität und -zeit deutlich optimieren.<br />

Ott (Aucotec): Standards sind leider noch nicht weit verbreitet.<br />

Entlang der Prozesskette finden wir z. B. eCl@ss, AutomationML,<br />

VDMA 66415 und IEC 6242. Alle bieten gute Voraussetzungen,<br />

sich in naher Zukunft zu etablieren. Da sie jedoch<br />

von zu wenigen Systemen unterstützt werden, ist die Nachfrage<br />

bisher gering - das typische Henne-Ei-Problem. Wichtig für<br />

eine Standard-Schnittstelle ist letztendlich ihre Verbreitung.<br />

Bisher ist keine groß genug. Im Kundenfokus steht zuerst, dass<br />

die Schnittstelle den eigenen Prozess unterstützt und das Kosten-Nutzen<br />

Verhältnis stimmt. Ob dies mit einer Standardoder<br />

proprietären Schnittstelle erreicht wird, ist weniger wichtig.<br />

Als Systemanbieter käme uns ein Standard entgegen. Das<br />

hieße für uns effizientere Ressourcen-Nutzung in Entwicklung,<br />

Qualitätssicherung und Dokumentation.<br />

www.aucotec.com, www.beckhoff.de<br />

www.br-automation.com,<br />

www.automation.siemens.com, www.zuken.com<br />

Bild: Aucotec<br />

Norbert Ott,<br />

Produktmanager<br />

<strong>Engineering</strong> Base<br />

bei Aucotec<br />

in Hannover<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 51


Praxis Automatisierung<br />

Produktkomplexität beherrschen: Software so modular wie die Maschine erstellen<br />

Parallel ein<br />

gemeinsames Ziel verfolgen<br />

Mit Automation Studio 4 stellt B&R Maschinenbauern ein zentrales Werkzeug zur<br />

Verfügung, mit dem sich qualitativ hochwertige Software auch bei zunehmender<br />

Produktkomplexität schneller und kostengünstiger programmieren lässt. Es bietet<br />

die Möglichkeit, Entwicklungsaufgaben aufzuteilen und auf diese Weise zu parallelisieren.<br />

Gleichzeitig werden aber trennende Mauern zwischen den einzelnen Disziplinen<br />

der Softwareentwicklung abgebaut.<br />

Kunden verlangen heute von Maschinen- und Anlagenbauern<br />

individuell zugeschnittene flexible Maschinen mit der Fähigkeit<br />

zur Integration in Gesamtanlagen – zum Preis und mit der<br />

Stabilität eines Großserienproduktes, kurzfristig verfügbar, ohne<br />

lange Inbetriebnahmezeiten und selbstverständlich allen<br />

Normen und Dokumentationsvorschriften entsprechend.<br />

Nicht zuletzt möchten die Nutzer später auch noch durch<br />

Nach- oder Umrüstung und durch eigene Eingriffe in die Software<br />

auf veränderte Bedarfe reagieren können. Zwangsläufig<br />

steigt damit die Komplexität der Maschinen und Anlagen<br />

enorm an.<br />

Zur Bewältigung dieser steigenden Produktkomplexität – in<br />

überschaubarer Zeit und zu tragbaren Kosten – bedienen sich<br />

die Konstrukteure des Maschinenbaus der Mittel der Standardisierung<br />

und Modularisierung. Sie schaffen Normteile und<br />

Einheitsbaugruppen für einzelne Funktionen, die mittels<br />

PRODUKTENTWICKLUNG FRÜHER UND ZUKÜNFTIG<br />

Dem klassisch sequentiellen Arbeiten in der Produktentwicklung – erst kommt die Mechanik, dann die Elektrik und<br />

schlussendlich die Software – stellt B&R mit Automation Studio bezüglich der Softwareentwicklung eine Alternative<br />

entgegen. Der Lohn dafür: Entwicklungsschritte lassen sich parallel im Team abarbeiten, was die Time-to-Market<br />

deutlich verkürzt<br />

52 develop 3 systems engineering 01–2014


Automatisierung Praxis<br />

„Die Möglichkeit, in Automation Studio 4 die<br />

Software für komplexe Maschinen und An -<br />

lagen aus unabhängig voneinander entwickelten<br />

Applikationsmodulen<br />

zusammenzustellen, ist eine<br />

aktive Unterstützung<br />

der Maschinenentwickler<br />

bei der Bewältigung der<br />

steigenden Komplexität.“<br />

Dr. Hans Egermeier, Business Manager<br />

Automation Software bei B&R<br />

Bilder: B&R<br />

wohldefinierter Anschlüsse baukastenartig in unterschied -<br />

lichen Kombinationen zu verschiedenen Gesamtmaschinen<br />

oder -anlagen zusammengestellt werden können. In vielen<br />

dieser Konstruktionsbüros gibt es darüber hinaus eine Arbeitsteilung,<br />

in denen Spezialisten verschiedene Unterbereiche bearbeiten<br />

– ohne dabei den Blick auf die Gesamtmaschine zu<br />

verlieren.<br />

„Was in der mechanischen Entwicklung längst selbstverständlich<br />

ist, sollte in der Softwareentwicklung ebenso einfach möglich<br />

sein“, fordert deswegen Dr. Hans Egermeier, Business Manager<br />

Automation Software bei B&R. „In der IT-Welt ist das<br />

auch längst gängige Praxis, lediglich im Maschinenbau halten<br />

sich hartnäckig Methoden aus der Frühzeit der SPS-Programmierung<br />

– sie machen die Softwareentwicklung für komplexe<br />

mechatronische Systeme zur herkulischen Aufgabe.“ Das liegt<br />

nicht zuletzt an der weit verbreiteten Vorstellung von Produktentwicklungsvorgängen<br />

als strikt sequentiellen Vorgängen –<br />

trotz immer komplexer werdenden Abläufen innerhalb von<br />

Maschinen und Anlagen. Dabei wachsen Themen wie SPS,<br />

CNC, Robotik, intelligente Achsregelung, Visualisierung und<br />

Kommunikation immer weiter zusammen.<br />

Den Überblick auch bei<br />

größeren Programmen bewahren<br />

Um die zunehmende Komplexität funktionaler Abläufe, das<br />

Steuerungsverhalten ganzer Maschinen und von Regelungsalgorithmen<br />

beherrschbar zu halten, muss auch die Software<br />

modular aufgebaut sein. In Analogie zur Mechanik mit ihren<br />

Normteilen funktioniert das über Baukästen in Form von Bibliotheken<br />

mit einzelnen Funktionen, Abläufen und Reglern.<br />

Die Möglichkeit, einzelne Unterprogramme als Funktionsblöcke<br />

in Bibliotheken abzuspeichern und durch Aufruf im Hauptprogramm<br />

zur Wirkung zu bringen, existiert bereits seit längerer<br />

Zeit und wird von Programmierern intensiv genutzt. Ebenso<br />

ist in bereits existierenden Versionen von Automation Studio<br />

die Möglichkeit zur objektorientierten Programmierung in<br />

„Die objektorientierte<br />

Programmierung hilft,<br />

größere Programme<br />

übersichtlich zu halten<br />

und ihre Wartbarkeit<br />

zu erhöhen.“<br />

Wolfgang Portugaller, Leiter Systemarchitektur bei B&R<br />

C++ vollständig integriert. Bei dieser Art der Softwareerstellung<br />

bedient sich der Entwickler einer Struktur aus Programmklassen,<br />

die als funktionale Behälter für kleine und kleinste<br />

Funktionsprogramme dienen. Durch Zuweisung von Werten<br />

werden sie zu Programmobjekten, die wie Bausteine zusammengesetzt,<br />

aber auch ineinander geschachtelt werden können.<br />

„Diese objektorientierte Programmierung ist die Schlüsseltechnologie<br />

zur Modularisierung von Software“, sagt Wolfgang<br />

Portugaller, Leiter Systemarchitektur bei B&R. „Sie hilft,<br />

größere Programme übersichtlich zu halten und dabei, ihre<br />

Wartbarkeit nachhaltig zu erhöhen.“ Allerdings ist die Granularität<br />

trotz der Möglichkeiten zur hierarchischen Strukturierung<br />

von Objekten recht fein. Und trotz objektorientierter Programmierung<br />

müssen die Softwareentwickler zuletzt alle Teile<br />

einer Maschinenprogrammierung in einem Gesamtprogramm<br />

zusammenführen, um sie als Ganzes für die Maschine<br />

oder Anlage zu übersetzen, zu testen und in Betrieb zu nehmen.<br />

Autonom lauffähige Applikationsmodule<br />

erleichtern modulare Konzepte<br />

Eine der Stärken von Automation Studio 4 ist die Modularisierung<br />

auf einer höheren Ebene durch autonom lauffähige Applikationsmodule.<br />

Diese können unterschiedlich groß sein<br />

und einzelne Funktionen, aber auch ganze Maschinenteile<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 53


Praxis Automatisierung<br />

Peter Kemptner<br />

ist freier Journalist<br />

in Salzburg<br />

SMART ENGINEERING<br />

Unabhängige und wiederverwendbare Module sind ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Smart <strong>Engineering</strong>s, wie es B&R definiert. Der Maschinenbauer<br />

profitiert von einer parallelen Modulentwicklung und<br />

damit verbunden verringerten Entwicklungszeiten und -risiken<br />

oder Teilmaschinen repräsentieren. In ihrem Inneren können<br />

sie hierarchisch aus einzelnen Funktionsblöcken, ganzen Programmen<br />

oder beliebigen Mischungen davon bestehen.<br />

Neben einer erleichterten Abbildung modularer Maschinenkonzepte<br />

erlaubt die Modularisierung mittels Applikationsmodulen<br />

eine Verteilung der gesamten Entwicklungsaufgabe<br />

auf mehrere Entwickler, die nicht notwendigerweise im selben<br />

Haus sitzen müssen. So ist es zum Beispiel ohne großen<br />

Aufwand möglich, externe Automatisierungsdienstleister<br />

hinzuzuziehen oder Teile der Programmierung vom Kunden<br />

vornehmen zu lassen. Dabei können nicht nur funktional unterschiedliche<br />

Teilprogramme auf die jeweiligen Spezialisten<br />

aufgeteilt, sondern auch große Einzelaufgaben auf mehrere<br />

Entwickler verteilt werden.<br />

Das beschleunigt die Softwareentwicklung wesentlich: Auf<br />

der Grundlage vereinbarter Schnittstellen können diese Applikationsmodule<br />

gleichzeitig entwickelt und durch Simulation<br />

der Umgebung ausführlich getestet werden, ohne dass dies<br />

gleichzeitig erfolgen muss. Darüber hinaus bietet Automation<br />

Studio 4 eine ganze Reihe vorgefertigter Bibliotheken und<br />

Funktionsmodule – etwa für die Ansteuerung von Antriebsachsen.<br />

Diese Bibliotheken und Module müssen nur noch in<br />

das eigene Projekt integriert werden.<br />

Der Austausch von Daten zwischen den einzelnen Applikationsmodulen<br />

erfolgt dabei mithilfe des Mappings von Prozessvariablen,<br />

ein bereits heute bewährter Mechanismus – die Variablen<br />

müssen nicht global von außen definiert werden. Der<br />

Grund: Innerhalb des Applikationsmoduls wird definiert, welches<br />

andere Modul zu welchen Bereichen des eigenen Adressraums<br />

Zugriff erhält. Auf diese Weise muss nicht im ersten Projektierungsschritt<br />

alles angedacht sein. Auch im Laufe der Entwicklung<br />

kann die Definition von Schnittstellen zum Datenaustausch<br />

erfolgen.<br />

Das Kompilieren der Applikationsmodule erfolgt einzeln. Sie<br />

können daher für Tests und zur sukzessiven Inbetriebnahme<br />

nach und nach in die Zielhardware geladen werden, was die<br />

Fehlersuche und -behebung stark erleichtert und beschleu-<br />

nigt. Als Gemeinsamkeit ist für die weitgehend voneinander<br />

getrennten Komponenten lediglich eine Software-Konfiguration<br />

und eine Hardware-Konfiguration als Information über<br />

die Laufzeitumgebung erforderlich, in der sie im Endeffekt arbeiten<br />

müssen. Änderungen erfolgen sowohl in der Prototypenphase<br />

als auch im Fall späterer Weiterentwicklungen in<br />

klar umrissenen Teilen der Gesamtanlage, was das Risiko von<br />

Qualitätsverlust durch schnelle Änderungen minimiert. Auch<br />

kann der Zertifizierungsaufwand nach einer Änderung gering<br />

gehalten werden, da nur die von der Änderung direkt betroffenen<br />

Module einer erneuten Prüfung unterzogen werden<br />

müssen.<br />

Einzelne Funktionsteile sukzessive weiterentwickeln<br />

Für Maschinenbau-Unternehmen ergibt sich daraus eine weitere<br />

Möglichkeit zur wirtschaftlicheren Gestaltung der Softwareentwicklung:<br />

Die bisher meist übliche Entwicklung ganzer<br />

Maschinengenerationen kann durch eine sukzessive Weiterentwicklung<br />

der einzelnen funktionalen Teile der Gesamtanlage<br />

ersetzt werden. Das sorgt für eine kontinuierliche Auslastung<br />

der Entwicklungsteams und für eine Verminderung<br />

des Drucks, der durch notorisch knappe Fertigstellungstermine<br />

entsteht.<br />

„Tendenziell steigt dadurch die Softwarequalität“, ist Portugaller<br />

überzeugt. „Die durch die einfache Wiederverwendung bereits<br />

fertig entwickelter Applikationsmodule in unterschiedlichen<br />

Maschinenprojekten eingesparte Zeit kann in umfangreichere<br />

Tests investiert werden und rechnet sich rasch durch<br />

stark verkürzte Inbetriebnahmezeiten.“ Das sei nicht nur im<br />

Sinne von optimaler Nachhaltigkeit und maximaler Entwicklungseffizienz,<br />

das sei vor allem im Interesse des Kunden. co<br />

www.br-automation.com<br />

DIE LÖSUNG<br />

Mit Automation Studio 4 stellt B&R Maschinenbauern<br />

ein zentrales Werkzeug zur<br />

Verfügung, eine einheitliche und durchgängige<br />

Entwicklungsumgebung, die gekennzeichnet<br />

ist durch:<br />

· hohe Qualität trotz zunehmender Produktkomplexität,<br />

niedrige <strong>Engineering</strong>-Kosten und eine<br />

·<br />

kurze Time-to-Market.<br />

Mit der Möglichkeit, Entwicklungsaufgaben<br />

aufzuteilen und auf diese Weise zu<br />

parallelisieren sowie bewährte Funktionen<br />

durch Modularisierung der Software wiederzuverwenden,<br />

lassen sich die Entwicklungsziele<br />

schnell und sicher erfüllen. Automation<br />

Studio baut zudem die trennenden<br />

Mauern zwischen den einzelnen Disziplinen<br />

der Softwareentwicklung ab – unabhängig<br />

davon, ob es sich um Ablaufsteuerung,<br />

Bedienung und Visualisierung, Antriebe<br />

oder Sicherheitstechnik handelt.<br />

54 develop 3 systems engineering 01–2014


<strong>Engineering</strong> Praxis<br />

Was mit konsequenter Datenintegration –<br />

über sämtliche Produktionsentstehungsprozesse<br />

hinweg – in der Digital Enterprise<br />

Platform gerade entsteht, soll in zwei Jahrzehnten<br />

bis zur fertigungssynchronen Optimierung<br />

von Cyber-physischen Systemen<br />

reichen<br />

Bilder: Siemens<br />

Digital Enterprise Platform schafft die Grundlagen für Industrie 4.0<br />

Digital durchgängig – von der<br />

ersten Idee bis zum Service<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit durch höhere Effizienz, Flexibilität und kürzere Markteinführungszeit<br />

zu steigern, ist das Ziel des Zukunftsprojekts Industrie 4.0. Entscheidend<br />

für den Erfolg sind eine gesicherte Datenkonsistenz sowie die durchgehende<br />

und konsequente Datennutzung. Erste vollkommen vernetzte Produk -<br />

tionsabläufe sind inzwischen realisierbar.<br />

Der Ursprung von Industrie 4.0 basiert – im Gegensatz zu vorangegangenen<br />

Stufen der industriellen Revolution – nicht<br />

auf einer Erfindung beziehungsweise der breiten Nutzung<br />

einer neuen technischen Errungenschaft, sondern vielmehr<br />

auf dem konsequenten Einsatz vorhandener und bereits vielfach<br />

eingesetzter Technologien. Experten sprechen deswegen<br />

eher von einer Evolution hin zu einer intensiven und flexiblen<br />

Vernetzung von Produkt- und Produktionssystemen<br />

auf Basis modularer Produktionseinheiten und sogenannter<br />

Cyber-physischer Systeme (CPS).<br />

Entscheidend für den Erfolg von Industrie 4.0 wird die Fähigkeit<br />

sein, alle verfügbaren Informationen aus den Produktionsprozessen<br />

digital abzubilden, zu vernetzen und für die<br />

Optimierung kompletter Produktionseinheiten einzusetzen.<br />

Siemens beispielsweise unterstützt diese Entwicklung über<br />

den gesamten Produktentwicklungs- und Produktionsprozess<br />

mit Hilfe einer ganzheitlichen Digital Enterprise Platform<br />

– gestützt auf umfangreiche Soft- und Hardwarelösungen,<br />

die teils selbst entwickelt wurden und teils aus gezielten<br />

Akquisitionen stammen.<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 55


Praxis <strong>Engineering</strong><br />

Drei Kernaspekte charakterisieren die Industrie<br />

4.0: das Produktionsnetz (links),<br />

die Produkt- und Produktionsgestaltung<br />

sowie Cyber-physische Systeme (rechts).<br />

Das digitale Modell (unten) wird dabei<br />

über den gesamten Lebenszyklus und die<br />

Wertschöpfungskette erweitert.<br />

Josef Schindler arbeitet<br />

in der Business Unit<br />

Industrial Automation<br />

<strong>Systems</strong> der Siemens<br />

AG in Nürnberg<br />

Das auf diese Weise entstandene Portfolio erstreckt sich über<br />

fünf Phasen, beginnend beim<br />

Produktdesign über<br />

Produktplanung und<br />

Produktions-<strong>Engineering</strong> bis hin zur<br />

· Produktions-Ausführung sowie<br />

damit in Zusammenhang stehenden Services.<br />

·<br />

Medienbrüche verschwinden<br />

Mit den Produkten der Digital Enterprise Platform wird es<br />

zwischen den verschiedenen Phasen einer Produktion keine<br />

Medienbrüche mehr geben. Alle Datenströme zwischen den<br />

einzelnen Wertschöpfungsstufen werden dann in alle Richtungen<br />

durchgängig sein. Die Vorteile, die sich für Unternehmen<br />

daraus ergeben, heißen Effizienzsteigerung, höhere Flexibilität<br />

sowie kürzere Time-to-Market – und dadurch ergibt<br />

sich insgesamt eine höhere Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Die integrative Vernetzung produktionstechnischer Abläufe<br />

im Zuge von Industrie 4.0 umfasst drei wesentliche Aspekte:<br />

· Die Flexibilisierung der Lieferkette und des Produktions -<br />

netzes erlaubt optimierte unternehmensweite Entscheidungen.<br />

· Die Einbindung der Produkt- und Produktionsgestaltung<br />

führt zur Parallelisierung der Prozesse und damit zu einer<br />

verkürzten Time-to-Market.<br />

· Cyber-physische Systeme ermöglichen eine deutlich flexiblere<br />

Produktion auf Basis von modularen Produktionseinheiten.<br />

Flexible Produktionsnetze führen zu Verbesserungen: Ausgehend<br />

von den Möglichkeiten der Digital Enterprise Platform<br />

und einem variablen Produktionsnetz lassen sich flexible<br />

Lieferketten aufbauen, die letztendlich dynamische, unternehmensweite<br />

und fertigungssynchrone Entscheidungen<br />

ermöglichen und erheblich die Flexibilität erhöhen.<br />

Konsequente Datenintegration für Optimierungskreisläufe:<br />

Was in der jüngeren Vergangenheit lediglich als Vision dargestellt<br />

wurde, folgt mittlerweile einem klaren Realisierungsschema.<br />

Zum einen erfolgt eine Datenintegration<br />

schon über die konsequente Verzahnung innerhalb der Automatisierungspyramide<br />

(vom ERP über MES und Scada bis<br />

hin zur Steuerungs- und Feldebene). Zum anderen wird die<br />

nahtlose Einbindung von Prozessen des Product Lifecycle<br />

Managements (PLM) forciert, so dass ein homogener Datenkreislauf<br />

entsteht, der für eine Optimierung sämtlicher Produktionsprozesse<br />

notwendig ist. Wichtig ist, die entsprechenden<br />

Aufgabenstellungen softwaretechnisch nahtlos<br />

abzubilden und dadurch eine Closed-Loop-Datenintegration<br />

überhaupt erst möglich zu machen. Siemens arbeitet derzeit<br />

mit Hochdruck an der Vernetzung aller Systeme von der Feldebene<br />

bis zu den PLM-Systemen. Softwarelösungen nach<br />

dem Vorbild des Manufacturing Operations Managements<br />

(MOM), die als Bindeglied zwischen ERP, PLM und Automatisierungsebene<br />

eingesetzt werden, liefern hierfür die Grundlage<br />

und greifen in ihrem Leistungsvermögen deutlich weiter<br />

als die bisherigen Manufacturing Execution <strong>Systems</strong><br />

(MES). Im Ergebnis führt das zu einer verkürzten Time-to-<br />

Market, denn die Produkt- und Produktionsgestaltung wird<br />

in dem Maße optimiert, wie die Informationen aus der Produktion<br />

in die vorgelagerten Bereiche zurückfließen (Closed<br />

Loop). So lassen sich aus den bisherigen seriellen Entwicklungsschritten<br />

parallele Prozesse bilden, was zu einer spürbaren<br />

Zeitersparnis im Produktionsablauf führt und Optimierungen<br />

über den gesamten Wertschöpfungsprozess ermöglicht.<br />

Plug & Produce mit Cyber-physischen Systemen: Der dritte<br />

Kernaspekt von Industrie 4.0 ist die Etablierung der Cyberphysischen<br />

Systeme (CPS) auf Basis von modularen Produktionseinheiten.<br />

Diese sollen modular und flexibel konfigu-<br />

56 develop 3 systems engineering 01–2014


<strong>Engineering</strong> Praxis<br />

rierbar, kommunikativ und kooperativ miteinander vernetzt<br />

sowie kontextsensitiv sein. Sind viele solcher modularen Produktionseinheiten<br />

realisiert, ist eine enorme Flexibilität der<br />

gesamten Produktion per Plug & Produce ganzer Gewerke<br />

erreichbar. Konkret beinhalten solche CPS immer ein reales<br />

Gewerk sowie das zugehörige vollständige virtuelle Modell<br />

mit allen relevanten dedizierten Funktionen wie Zustandsüberwachung<br />

oder Management von Zeiten, Tracking & Tracing,<br />

Alarmfilterung oder auch Key Performance Indicatorn<br />

(KPI). So können die Produktionsprozesse virtuell dynamisch<br />

optimiert werden, bevor der Ablauf in der Realität nachvollzogen<br />

wird.<br />

Von der Vision zur Realität<br />

Über den gesamten industriellen Wertschöpfungsprozess<br />

bietet Siemens bereits entsprechende Softwarelösungen an,<br />

die zueinander kompatibel sind und damit die Nutzung aller<br />

vorhandenen Informationen aus der Automatisierung, der<br />

Produktion, der Entwicklung oder der Planung ermöglichen.<br />

Anwendern erleichtert das die Entscheidung, möglichst<br />

frühzeitig aus der Vision von durchgängig vernetzten Produktionsprozessen<br />

eine Realität zu schaffen, die leistungsfähig,<br />

nachhaltig und effizient ist, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit<br />

zu stärken.<br />

Viele technische Voraussetzungen dafür sind bereits geschaffen.<br />

Entscheidend sind letztendlich jedoch eine gesicherte<br />

Datenkonsistenz sowie die durchgehende und konsequente<br />

Datennutzung. Hierzu bietet Siemens mit seinem<br />

umfassenden, aufeinander abgestimmten Industrie-Softwareportfolio<br />

die notwendigen Lösungen: Mit der durchgängigen<br />

CAD/CAM/CAE-Software NX lässt sich beispielsweise<br />

die Produktgestaltung verbessern, die Produktionsplanung<br />

wird mit Tecnomatix spürbar vereinfacht. Beim Produktions-<strong>Engineering</strong><br />

kommen aus dem Siemens-Portfolio je<br />

nach Branche die Softwarelösung Comos für Anlagen-<strong>Engineering</strong><br />

und -management, das Prozessleitsystem PCS 7 oder<br />

die durchgehende <strong>Engineering</strong>-Umgebung des TIA Portals<br />

zum Einsatz.<br />

Die beiden letzten Segmente innerhalb der eingangs erwähnten<br />

fünfstufigen Wertschöpfungskette sind Produktionsausführung<br />

sowie Services. Während der Produktionsausführung,<br />

bei der die MOM-Software Simatic IT unterstützt,<br />

profitieren Anwender von Services auf Basis von<br />

Cloud-basierten Datenanalysen. Den Daten-Backbone, der<br />

alle Bereiche – und damit auch die Softwarelösungen – datentechnisch<br />

miteinander verbindet, bildet dabei Teamcenter.<br />

Damit lassen sich Feedback-Schleifen durchlaufen, sprich<br />

Prozesse wie Bill of Material, Bill of Process und Bill of People definieren,<br />

mit denen am Ende einer Produktentwicklung Optimierungsläufe<br />

initiiert werden können. Möglich ist das zum Beispiel<br />

für Warenströme, Transportlogistik, Taktgestaltung, Qualitätsverbesserung<br />

oder Reduktion des Energieverbrauchs.<br />

Ein hoch integrierter Workflow entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

zahlt sich jedoch am stärksten während der<br />

Produktionsausführung aus: Wenn die digitalen Abbilder von<br />

Produkt und Produktion fertigungssynchron vorliegen, kann der<br />

gesamte Wertschöpfungsprozess digital analysiert und ganzheitlich<br />

optimiert werden. Dadurch entstehen auch neue Service-Geschäftsmodelle,<br />

welche durch Analyse dieser Daten das<br />

Optimierungspotenzial ermitteln – beispielsweise hinsichtlich<br />

des Energieverbrauchs oder der Reduktion von Stillstandszeiten<br />

– und dadurch sehr schnellen Erfolg versprechen. Aus der bisherigen<br />

Vision einer intensiv und homogen vernetzten Industrie<br />

4.0 wird damit inkrementell eine greifbare, praktikable und<br />

pragmatische Industrieproduktion des 21. Jahrhunderts. co<br />

www.siemens.com/automation<br />

MESSE-TIPP<br />

Zur SPS IPC Drives in Nürnberg in Halle 11<br />

ist das hier beschriebene Zusammenspiel<br />

von Automatisierung und Digitalisierung<br />

entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette<br />

Schwerpunkt des Messeauftritts<br />

von Siemens. Die ausgestellten Lösungen<br />

und Produkte decken alle Schritte<br />

des Produktentwicklungs- und Produktionsprozesses<br />

ab – angefangen bei Design und<br />

Planning über <strong>Engineering</strong> und Execution<br />

bis hin zum Service. Toolseitig spielen dabei<br />

vor allem die Technologieplattformen Totally<br />

Integrated Automation (TIA), Integrated<br />

Drive <strong>Systems</strong> (IDS) und Totally Integrated<br />

Power (TIP) eine wesentliche Rolle. Gezeigt<br />

werden parallel natürlich auch die<br />

Angebote aus den Bereichen CAD/CAE/<br />

CAM sowie Product Lifecycle Management<br />

(PLM), mit denen die digitale Definition von<br />

Produkt und Produktion beginnt.<br />

SPS IPC Drives: 11.0-100<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 57


Praxis Systeme<br />

Ahmed Mahmoud von NI zum <strong>Engineering</strong> von Cyber-Physical <strong>Systems</strong> (CPS)<br />

„Let us empower the Engineers!“<br />

Das Motto der Hannover Messe 2014 – Integrated Industry – Next Steps – sei gut gewählt<br />

worden, sagt Ahmed Mahmoud, Senior Group Manager Embedded Control & Monitoring<br />

Marketing Program bei National Instruments (NI) im texanischen Austin im Interview mit<br />

der develop 3 . Es gehe nun darum, die nächsten Schritte zu tun: Ingenieure und Wissenschaftler<br />

müssten dazu befähigt werden, selbst sehr komplexe Systeme schnell in den Griff zu<br />

bekommen.<br />

„Ingenieure und Wissenschaftler<br />

müssen sich<br />

effizient ihrer eigentlichen<br />

Aufgabe widmen können – wir bieten<br />

dazu die richtige Plattform an.“<br />

Ahmed Mahmoud,<br />

Senior Group Manager Embedded Control & Monitoring<br />

Marketing Program, National Instruments<br />

develop 3 : Herr Mahmoud, warum gefällt Ihnen das Motto der<br />

Hannover Messe 2014 so gut?<br />

Mahmoud: Es vermittelt ein Gefühl von Dringlichkeit und<br />

treibt uns an, nun endlich zur Tat zu schreiten und die nächsten<br />

Schritte zu tun – so wie es unser CEO Dr. James Truchard<br />

mit Blick auf die sogenannten Cyber-physical <strong>Systems</strong> vorschlägt,<br />

die letztlich auch in der Diskussion um die Industrie 4.0<br />

thematisiert werden. Die Herausforderung ist, dass insbesondere<br />

die Komplexität solcher Systeme schon jetzt hoch ist und<br />

weiter zunimmt. Je nach Aufgabenstellung müssen neben<br />

verschiedenen Ausprägungen der Halbleitertechnologie auch<br />

mehrere Rechenmodelle und unterschiedliche Softwarelösungen<br />

zusammengebracht werden; das Ganze darüber hinaus<br />

in dezentral aufgebauten beziehungsweise verteilten<br />

Umgebungen – auch über verschiedene Standorte eines Unternehmens<br />

hinweg – gemanagt werden. Um die sich daraus<br />

ergebende Komplexität in den Griff zu bekommen, können wir<br />

nun aber nicht einfach die Zahl der Ingenieure verdoppeln –<br />

wir müssen ihnen vielmehr leistungsfähige Tools an die Hand<br />

geben, um produktiver zu arbeiten.<br />

develop 3 : Wie gehen Sie seitens National Instruments an die Lösung<br />

dieser Aufgabe heran?<br />

Mahmoud: Computation, Communication and Control – so<br />

lässt sich unser Ansatz im Englischen gut beschreiben. In<br />

dem wir verschiedene Arten der<br />

Berechnung unterstützen, die<br />

Kommu nikation zwischen allen<br />

beteiligten Komponenten auf eine<br />

verlässliche Basis stellen und dafür<br />

Sorge tragen, dass sich das so entstehende<br />

System über die entsprechenden<br />

Algorithmen gut steuern<br />

lässt, befähigen wir Ingenieure und<br />

Wissenschaftler dazu, die damit<br />

verbundene Komplexität zu handhaben.<br />

Entscheidend ist: In dem<br />

wir ihnen über die NI-Plattform genau<br />

diese Möglichkeiten geben,<br />

können sie sich auf ihre eigentliche<br />

Aufgabe konzentrieren und damit produktiv Lösungen erarbeiten.<br />

Sie müssen sich dann eben nicht mehr überlegen, wie<br />

sich ein spezieller Chip ansprechen lässt – sie können einfach<br />

seine Vorteile nutzen. Gleiches gilt für verschiedene Software-Lösungen:<br />

Ob nun C oder LabView zum Einsatz kommt,<br />

hängt einzig und allein von der jeweiligen Aufgabenstellung<br />

ab – wir unterstützen diese beiden und weitere Möglichkeiten<br />

(Bemerkung der Redaktion: siehe dazu auch „LabView oder<br />

C?“, elektro AUTOMATION 4/2014, S. 38).<br />

develop 3 : Sie sprachen auch die Unterstützung verschiedener<br />

Rechenmodelle an...<br />

58 develop 3 systems engineering 01–2014


Systeme Praxis<br />

Bilder: NI<br />

Mahmoud: ...weil wir eindeutig einen Trend in diese Richtung<br />

erkennen. Was wir gelernt haben ist, dass sich beispielsweise<br />

verschiedene Programmier-Sprachen jeweils für bestimmte<br />

Aufgaben besonders gut eignen. Bei der Arbeit an einem Cyber-physical<br />

System ist es also wichtig, dass ich stets die beste<br />

Variante wählen und verschiedene Modelle parallel nutzen<br />

kann. Lässt sich beispielsweise ein mathematisches Problem<br />

am besten mit Matlab in den Griff bekommen, lässt sich die<br />

Software und damit das Rechenmodell in LabView einbinden<br />

und nutzen. All das zusammen zu bringen, ist unser Ziel – Technologiewandel<br />

muss evolutionär verlaufen können.<br />

develop 3 : Welche Möglichkeiten bieten Sie hardwareseitig an,<br />

um diesen Ansatz zu unterstützen?<br />

Mahmoud: Wir investieren stetig, um die jeweils modernsten<br />

Halbleitertechnologien nutzbar zu machen. Zur NIWeek im<br />

August 2013 haben wir beispielsweise den CompactRIO-Controller<br />

NI cRIO-9068 als Teil unserer Systemdesignplattform für<br />

Embedded-Systeme vorgestellt. Integriert ist die Zynq-<br />

7020-All-Programmable-SoC-Technologie von Xilinx, die einen<br />

Dual-Core-Prozessor Cortex-A9 von ARM und einen Xilinx-<br />

7-FPGA kombiniert. Der Vorteil: Als Ingenieur, der an der Fabrik<br />

der Zukunft arbeitet, will ich meine Zeit ja nicht damit verbringen,<br />

herauszufinden, wie sich solch ein System nutzen lässt –<br />

ich will es einfach einsetzen! Mit anderen Worten: In dem wir<br />

uns um die Low-Level-Details kümmern, können wir unseren<br />

Anwendern stets aktuelle Halbleitertechnologie einsatzbereit<br />

zur Verfügung stellen. Konkret heißt das übrigens auch, dass<br />

die Kompatibilität mit NI LabView und den I/Os der Plattform<br />

uneingeschränkt erhalten bleibt.<br />

develop 3 : Lässt sich die Technologie des cRIO-9068-Controllers,<br />

also der Zynq-Chip, auch separat in Embedded Systemen nutzen?<br />

Mahmoud: Ja, wir bieten diese Technologie auch auf separat<br />

einsetzbaren Boards an – mit dem Ziel, sie auch in einer dezentral<br />

aufgebauten Steuerungs-Architektur nutzen zu können.<br />

Wir arbeiten zudem daran, möglichst kompakte Lösungen anzubieten.<br />

Das Ganze soll einmal auf ein kreditkartengroßes<br />

Board passen – weil CPS nicht nur immer smarter, sondern<br />

auch kleiner werden. Auch hier gilt aber wieder: Wichtig ist,<br />

dass sich die Technologie effizient und schnell nutzen lässt!<br />

(Bem. der Redaktion: Ein solches System on Module wurde auf<br />

der VIP 2014 gezeigt, s. elektro AUTOMATION 11/2014, S. 46)<br />

develop 3 : Erfordert die Auslegung von CPS oder das Arbeiten mit<br />

verteilten Umgebungen nicht auch eine neue Denkweise der Ingenieure<br />

und Programmierer?<br />

Mahmoud: Das ist einer der Gründe für uns, zusammen mit<br />

unseren Partnern an Universitäten in die Fortbildung zu investieren.<br />

Nur so wird es uns gelingen, das System Design voranzubringen<br />

– also die Auslegung eines <strong>Systems</strong>, das mehrere<br />

verschiedene Komponenten beinhaltet. Schließlich müssen ja<br />

auch verschiedene Aufgaben gelöst werden. Nur so lassen sich<br />

auch Systeme in den Griff bekommen, die zusätzlich etwa<br />

zahlreiche mobile Geräte mit integrieren.<br />

develop 3 : Herr Mahmoud, vielen Dank für das Gespräch.<br />

germany.ni.com<br />

In den CompactRIO-Controller NI cRIO-9068 ist<br />

die Zynq-7020-All-Programmable-SoC-Technologie<br />

von Xilinx integriert, die einen Dual-Core-<br />

Prozessor Cortex-A9 von ARM und einen Xilinx-7-FPGA<br />

kombiniert. Erhalten bleibt dabei<br />

die Kompatibilität mit NI LabView und den I/Os<br />

der Plattform NI CompactRIO<br />

Das Interview führte<br />

Michael Corban,<br />

Chefredakteur<br />

develop 3<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 59


Eplan <strong>Engineering</strong> Center: Vom mechanischen zum mechatronischen Baukasten<br />

Konstruktionszeit<br />

um mehr als 50 % gesenkt<br />

Mit dem Umstieg von der rein mechanischen auf die mechatronische Konfiguration<br />

mit einem gewerkeübergreifenden, funktionalen Baukasten, konnte MAG IAS die<br />

Konstruktionszeit für komplette Bearbeitungslinien von Kfz-Motoren um mehr als<br />

die Hälfte verkürzen. Softwareseitig wird dieser disziplinübergreifende Baukasten<br />

im Eplan <strong>Engineering</strong> Center (EEC) abgebildet, bei dem in Funktionen gedacht wird.<br />

60 develop 3 systems engineering 01–2014


Baukastensysteme Praxis<br />

MAG IAS liefert der Automobilindustrie<br />

voll automatisierte Fertigungslinien, die<br />

beispielsweise Zylinderblöcke oder -köpfe<br />

bearbeiten und teilweise über 100 Einzelmaschinen<br />

umfassen<br />

Rückendeckung des Vorstandes entschieden sich die Fertigungsspezialisten<br />

deshalb dafür, in einem weiteren Schritt<br />

die Potenziale der automatisierten Konstruktion komplett<br />

ausschöpfen zu wollen.<br />

Das Anforderungsprofil war somit klar definiert: Gewünscht<br />

war ein disziplinübergreifender mechatronischer Konstruktionsbaukasten,<br />

der sich klar und eindeutig nach Funktionen<br />

strukturieren lässt. Die entsprechende Software sollte sich an<br />

die Arbeitsabläufe von MAG IAS anpassen lassen und auch mit<br />

der vorhandenen Vertriebssoftware harmonieren, die das Unternehmen<br />

für die Projektierung und Kalkulation nutzt.<br />

Bilder: MAG IAS<br />

Bei den zugrundeliegenden Maschinen<br />

der Fertigungslinien handelt es<br />

sich meist um Bearbeitungszentren<br />

der Serie Specht, die Aufgaben wie<br />

Drehen, Fräsen oder Honen übernehmen<br />

und dabei mit bis zu 16 Achsen<br />

sehr flexibel sind<br />

Fertigungsanlagen der MAG IAS GmbH umfassen teilweise<br />

bis zu 100 Einzelmaschinen, um vollautomatisiert Motorblöcke,<br />

Zylinderköpfe und Kurbelwellen zu fertigen. Konsequenterweise<br />

sind die Maschinen – meist Bearbeitungszentren aus<br />

der ‚Specht‘-Serie, die jeweils einzelne Bearbeitungsschritte<br />

wie etwa Drehen, Fräsen oder Honen übernehmen und dabei<br />

mit bis zu 16 Achsen sehr flexibel sind – in einem Baukastensystem<br />

abgelegt; allerdings ursprünglich nur auf der mechanischen<br />

Ebene. Die Grundlage des Baukastens bildeten physische<br />

Baugruppen und Bauteile wie Ständer, Spindeln und<br />

Werkzeugwechsler.<br />

Die Erfahrungen mit dem mechanischen Baukasten zeigten<br />

allerdings, dass sich damit zwar in der mechanischen Konstruktion<br />

Einsparungen erzielen ließen, die <strong>Engineering</strong>-Zeiten<br />

in den Disziplinen Elektrik, Fluidik und Software aber eher<br />

anstiegen, weil der mechanische Baukasten einen größeren<br />

Konfigurationsraum ermöglichte und so die Anforderungen<br />

und Bedürfnisse der Steuerungstechnik größer wurden. Mit<br />

Disziplinübergreifendes Team<br />

definiert Inhalte und Schnittstellen<br />

Ein passendes System hatten einige Mitarbeiter bereits mit<br />

dem Eplan <strong>Engineering</strong> Center (EEC) von Eplan kennengelernt<br />

und weitere Marktrecherchen sowie Gespräche mit Experten<br />

aus der Wissenschaft und Praxis bestärkten die Verantwortlichen<br />

bei MAG IAS darin, dass die Entscheidung für das EEC<br />

richtig war. Die Implementierung wurde anschließend sehr<br />

systematisch und strukturiert vorangetrieben. Dazu wurde<br />

ein Team mit je einem Konstrukteur aus den beteiligten Disziplinen<br />

Mechanik, Elektrotechnik, Fluidik und Software-Entdevelop<br />

3 systems engineering 01–2014 61


Praxis Baukastensysteme<br />

„Wunschvorstellung ist ein disziplinübergreifender<br />

Baukasten, der aus reinen Funktionen<br />

besteht und jeder Funktion die dazugehörigen<br />

Bauteile mit ihren Leistungsdaten und Abmessungen<br />

zuordnet.“<br />

wicklung gebildet, dessen Hauptaufgabe die Strukturierung<br />

des mechatronischen Baukastens und die Definition der erforderlichen<br />

Schnittstellen war.<br />

Mit dieser Aufgabe ist man inzwischen gut vorangekommen.<br />

Die Elektrotechnik-Entwicklung nutzt den Baukasten bereits<br />

mit Eplan Electric P8 als Zielsystem. Zurzeit werden Fluidtechnik<br />

und Software-Entwicklung an das EEC angedockt, die Mechanik<br />

und die Dokumentation folgen später. Das Ziel, das<br />

MAG IAS dabei verfolgt, ist klar definiert: Wunschvorstellung<br />

ist ein disziplinübergreifender Baukasten, der aus reinen Funktionen<br />

besteht und jeder Funktion die dazugehörigen Bauteile<br />

mit ihren Leistungsdaten und Abmessungen zuordnet.<br />

Andere Sichtweise<br />

auf <strong>Engineering</strong>-Projekte ist gewünscht<br />

Den Verantwortlichen ist klar, dass das EEC die Sichtweise auf<br />

den Konstruktionsprozess verändert – aber eben das ist gewünscht.<br />

Man will bewusst in Funktionalitäten denken statt<br />

in Bauteilen, Stücklisten und Gewerken. Für eine solche mechatronische<br />

Sichtweise ist allerdings Voraussetzung, dass ein<br />

starkes Tool sozusagen als ‚Leitplanke‘ dient – und das hat<br />

MAG IAS mit dem EEC gefunden. Dabei ist man sich der Grenzen<br />

des Tools ebenfalls bewusst. Es geht dabei immer um das<br />

operative Projektgeschäft, das heißt um die Auswahl und Konfiguration<br />

von Maschinenvarianten und nicht um die Entwick-<br />

Das Eplan <strong>Engineering</strong> Center bietet die<br />

Möglichkeit der einfachen Konfiguration<br />

von Maschinen und Komponenten<br />

LESE-TIPP<br />

Speziell für die Branche Metal & Steel entwickelt<br />

Eplan derzeit ein Whitepaper mit<br />

dem Titel „Wiederverwendung und Automatisierung<br />

von <strong>Engineering</strong>workflows in<br />

der Hütten- und Walzwerktechnik – Potenzial<br />

für Medien, Elektrik und Automation“.<br />

Die Untersuchung zeigt ebenfalls auf, wie<br />

Wiederverwendungskonzepte zusammen<br />

mit einem flexiblen und leistungsfähigen<br />

<strong>Engineering</strong>werkzeug zu einem individuellen<br />

<strong>Engineering</strong>workflow führen. Das<br />

Whitepaper ist in Kürze verfügbar unter:<br />

www.eplan.de<br />

62 develop 3 systems engineering 01–2014


Baukastensysteme Praxis<br />

MAG IAS hat erkannt, dass man mit<br />

einem rein mechanischen Baukasten<br />

in der mechanischen Konstruktion<br />

Einsparungen erzielt, die <strong>Engineering</strong>-<br />

Zeiten in den Disziplinen Elektrik,<br />

Fluidik und Software aber eher an -<br />

steigen, weil der mechanische<br />

Baukasten einen größeren Konfigu -<br />

rationsraum ermöglicht<br />

lung gänzlich neuer Maschinentypen. Das entscheidende Plus<br />

ist aber: Genau dafür haben die Ingenieure zukünftig wieder<br />

mehr Zeit zur Verfügung.<br />

Konkrete Ergebnisse der EEC-Einführung sind bereits greifbar.<br />

Die Elektroingenieure konnten die Konstruktionszeit anfänglich<br />

um rund 40 % verkürzen – und mit Einführung des EEC in<br />

den weiteren Konstruktionsdisziplinen um bis zu 60 % beschleunigen.<br />

Das entspricht recht genau den zuvor errechneten<br />

Einsparungen, auch wenn es etwas länger gedauert hat,<br />

dieses Ziel zu erreichen. Für die Fluidik, die mit Hydraulik, Pneu-<br />

„MAG IAS arbeitet jetzt mit einer deutlich<br />

besseren Methodik, ist agiler im Prozess<br />

und wird das mechatronische Konfigurieren<br />

mit dem EEC desto besser<br />

nutzen können, je mehr Disziplinen in<br />

den Prozess integriert werden.“<br />

matik, Kühlung und Schmierung gleich vier Mediensysteme<br />

entwickelt und mit Eplan Fluid arbeitet, wird mit Einsparungen<br />

in gleicher Größenordnung gerechnet. Auch bei der Software<br />

rechnen die Verantwortlichen mit mehr als 50 % kürzeren<br />

Entwicklungszeiten, weil die Module nach Elektrik und<br />

Fluidik noch stärker standardisierbar sind und man so einen<br />

wesentlich robusteren Softwarebaukasten im EEC abbilden<br />

kann. Gegenrechnen muss man natürlich den Aufwand für<br />

die Pflege des Baukastens, den man pro Gewerk auf 20 %<br />

schätzt – wohlwissend, dass dieser anfangs mehr, später aber<br />

deutlich weniger zu Buche schlägt.<br />

Vorteile bei Projektlaufzeiten<br />

und Planungssicherheit<br />

Die Verkürzung der Entwicklungszeit ist für MAG IAS ein kaum<br />

zu unterschätzender Vorteil, weil die Projektlaufzeiten immer<br />

kürzer werden. Kann der festgesetzte Abnahmetermin nicht<br />

eingehalten werden, sind die Strafen empfindlich. Der Zeitvorteil<br />

hat aber auch noch einen anderen positiven Effekt: Die Anlagen<br />

lassen sich im Auftragsstadium besser kalkulieren und<br />

die Planungssicherheit wird deutlich gesteigert. Außerdem<br />

können die Entwickler ihre Arbeit später im Projektverlauf starten,<br />

wenn schon größere Planungsumfänge festgezurrt sind.<br />

Umso geringer ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass es später<br />

zu Änderungen kommt.<br />

Die Chance, die sich durch die Einführung eines mechatronischen<br />

Baukastens mit dem Eplan <strong>Engineering</strong> Center ergab,<br />

hat MAG IAS gemäß dem Motto ‚Ganz oder gar nicht‘ so umfassend<br />

wie möglich genutzt. Man hat dazu für mehrere Monate<br />

auch einen Eplan-Consultant im Haus gehabt und sich<br />

viele Gedanken über die Optimierung und Strukturierung der<br />

Prozesse gemacht. Der Aufwand hat sich gelohnt: MAG IAS arbeitet<br />

jetzt mit einer deutlich besseren Methodik, konnte die<br />

Konstruktionszeit um mehr als die Hälfte reduzieren, ist agiler<br />

im Prozess, kann schneller auf Änderungen von Seiten des<br />

Kunden reagieren und wird das mechatronische Konfigurieren<br />

mit dem EEC desto besser nutzen können, je mehr Disziplinen<br />

in den Prozess integriert werden.<br />

co<br />

www.eplan.de<br />

Andreas Hartmann ist Branchenmanager<br />

Maschinenbau bei der<br />

Eplan Software & Service GmbH &<br />

Co. KG in Stuttgart.<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 63


Praxis CAD<br />

Kollaboratives <strong>Engineering</strong> – Wandel in der Elektro- und Mechanikkonstruktion<br />

Erfolgskritischer<br />

Entwicklungsprozess<br />

Die Entwicklung technisch komplexer intelligenter Produkte erfordert einen einheitlichen,<br />

integrierten Ansatz bei der Systementwicklung. Unabdingbar sind dabei<br />

Softwarelösungen, die es den Herstellern ermöglichen, den gesamten Produkt- und<br />

Systementwicklungsprozess zu verwalten und gleichzeitig die existierenden Beziehungen<br />

zwischen den verschiedenen Systemartefakten, die diese komplexen Produkte<br />

prägen, zu definieren und zu steuern. Mit SolidWorks Electrical von Dassault<br />

Systèmes können Produktentwickler und Ingenieure simultanes <strong>Engineering</strong> über<br />

die Disziplinen Elektrotechnik und Mechanik verwirklichen.<br />

Klaus-Peter Linau ist<br />

Territory Technical<br />

Manager Electrical<br />

Products, EMEA, Solid-<br />

Works bei Dassault<br />

Systèmes<br />

Funktionen, die früher über mechanische Lösungen ausgeführt<br />

wurden, werden heute als mechatronische Systeme<br />

entworfen. Gerade im Automobilbau ist die Funktionsabbildung<br />

über Elektrotechnik und Software allgegenwärtig. Ohne<br />

elektronische Steuerung und Millionen Zeilen Softwarecode<br />

funktioniert fast nichts mehr – weder die Motorsteuerung<br />

noch die vielen Sicherheitssysteme, weder die Klimatisierung<br />

noch die Fahrerassistenz- und Unterhaltungssysteme.<br />

Im Gegensatz zum Automobilbau wird der mechatronische<br />

Ansatz im Maschinen- und Anlagenbau langsamer umgesetzt.<br />

In den meisten Fällen startet der Konstruktionsprozess<br />

in dieser Branche nach wie vor in der Mechanik. Laut einer vom<br />

VDMA im Jahr 2012 durchgeführten Studie gaben 81,8 % der<br />

befragten Firmen an, keine Schnittstellen zwischen MCADund<br />

ECAD-Software zu nutzen. 54,5 % davon bestätigten, dass<br />

sie mit dieser Situation unzufrieden sind und immerhin 42 %<br />

der befragten Unternehmen erwarteten durch den Einsatz einer<br />

MCAD/ECAD-Integration eine Kosteneinsparung von über<br />

10 %.<br />

Integrierter Entwicklungsprozess<br />

ist erfolgskritisch<br />

Immer weniger wird es deshalb in Zukunft zielführend sein, an<br />

einem konventionellen Produktentwicklungsprozess festzuhalten.<br />

Stattdessen muss die neue Produktarchitektur – bestehend<br />

aus Mechanik, Elektrotechnik und Software – adäquat<br />

in den Entwicklungsprozess integriert werden. Einen Einbauraum<br />

oder eine Blackbox für abteilungsfremde Entwicklungsanteile<br />

einzelner Produktfunktionen zu definieren und<br />

später zusammenzuführen – womöglich erst im ersten phy-<br />

Simultanes <strong>Engineering</strong> über alle Disziplinen<br />

Bilder: Dassault Systèmes<br />

64 develop 3 systems engineering 01–2014


CAD Praxis<br />

Anwender können genau<br />

steuern, welche Komponenten<br />

neu gekennzeichnet werden<br />

sollen und welche die bestehenden<br />

Kennzeichnungen<br />

wiederverwenden<br />

Die Leitungen können auf zwei<br />

Arten erstellt werden: 3D-Skizzen<br />

für schnelle Ergebnisse oder richtige<br />

3D-Kabel für eine präzisere<br />

Darstellung<br />

In 2D-Schaltplanzeichnungen können Verbindungen<br />

zwischen elektrischen Komponenten<br />

direkt definiert werden<br />

sischen Prototyp – kann nicht funktionieren, wenn in engen<br />

Zeitfenstern kostengünstig komplexe, multifunktionale technische<br />

Produkte entstehen sollen. Die früher organisatorisch,<br />

prozesstechnisch und bezüglich der verwendeten Softwaretools<br />

abteilungsfixierte Produktentwicklung wird sich öffnen<br />

und zuvor getrennte Domänen integrieren. Dies erfordert eine<br />

intensive Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen.<br />

An diesem Punkt setzt SolidWorks Electrical an, um die Kommunikationshürden<br />

zwischen der mechanischen und elektronischen<br />

Konstruktion zu beseitigen. Die Konstruktion elektrischer<br />

Systeme und die Einbindung elektrischer Bauteile in<br />

3D-Modelle und Baugruppen lassen sich so wesentlich vereinfachen<br />

und beschleunigen. Die SolidWorks-Electrical-Pakete<br />

bieten eine Reihe von Funktionen für die Erstellung von Stromlaufplänen<br />

sowie ein leistungsstarkes Add-In für die 3D-CAD-<br />

Software, mit dem sich die projektierten elektrotechnischen<br />

Komponenten direkt im 3D-Modell verwenden lassen. Dank<br />

der Integration beider Technologien können Änderungen in<br />

sämtlichen Konstruktionsbereichen in Echtzeit übertragen<br />

und dementsprechend auch in der technischen Dokumentation<br />

angepasst werden.<br />

Zudem bietet die Echtzeitverknüpfung der Daten von Stromlaufplänen<br />

und 3D-Modellen bessere Möglichkeiten zur<br />

Teamarbeit und steigert somit die Produktivität der beteiligten<br />

Fachkräfte. Den Stücklisten kommt hierbei eine zentrale<br />

Rolle zu, da sie maßgeblich am Erfolg eines durchgängigen <strong>Engineering</strong>-Konzeptes<br />

beteiligt sind. Sind diese uneinheitlich<br />

können sie zu einem betriebswirtschaftlichen Fiasko in Form<br />

von Fehlbestellungen und Lieferverzögerungen bis hin zur verspäteten<br />

Inbetriebnahme der Anlagen einschließlich Regressansprüchen<br />

seitens der Endkunden werden. Kosten und<br />

Imageschäden lassen sich mit SolidWorks Electrical verhindern,<br />

da die verschiedenen Ausprägungen einer Komponente<br />

in einer zentralen Datenbank ablegt und in Echtzeit in der Arbeitsgruppenumgebung<br />

bidirektional zwischen Stromlaufplan<br />

und 3D-Modell synchronisiert werden. Dank dieser Synchronisation<br />

lassen sich Stücklisten abteilungsübergreifend<br />

vereinheitlichen.<br />

Die Vorteile liegen auf der Hand: neben einer durchgängigen<br />

und standardisierten Konstruktion profitieren Unternehmen<br />

von einheitlichen Stücklisten, einer effizienten und fehlerfreien<br />

Produktentwicklung sowie kürzeren Markteinführungszeiten.<br />

Dies sind überzeugende Argumente für alle Unternehmen,<br />

die in ihren Projekten mechanische und elektrische Konstruktionen<br />

kombinieren müssen.<br />

Lösungen für alle Konstruktionsphasen<br />

SolidWorks Electrical Schematic eignet sich zur Erstellung elektrotechnischer<br />

Dokumentationen von elektrischen Systemen<br />

und Anlagen, eingeleitet vom Titelblatt, über die Stromlaufpläne<br />

bis zu den bekannten Reports wie Klemmenplänen, Kabelplänen,<br />

Stücklisten und vielem mehr. Die Erstellung und<br />

Planung der Stromlaufpläne in ein- und mehrpoliger Form<br />

wird durch eine intuitive und kontextbezogene Benutzeroberfläche<br />

erleichtert.<br />

SolidWorks Electrical 3D ist vollständig in die CAD-Software integriert.<br />

Auf Systemebene verknüpft es die in SolidWorks Elec -<br />

trical Schematic erstellten Stromlaufpläne mit 3D-Modellen,<br />

die in SolidWorks konstruiert wurden. Durch die Echtzeitaktualisierung<br />

der einzelnen Disziplinen stehen in der gesamten<br />

Produktentwicklungsphase umfassende Daten zur Verfügung,<br />

insbesondere auch aufgrund der Vereinheitlichung der<br />

Stücklisten.<br />

Durch die Darstellung des elektrischen <strong>Systems</strong> und einzelner<br />

Leitungen im 3D-Modell kann der Herstellungsprozess<br />

optimiert werden. SolidWorks Electrical Professional kombiniert<br />

die Funktionen zum Entwurf von Stromlaufplänen aus<br />

SolidWorks Electrical Schematic mit den 3D-Modellierfunktionen<br />

aus SolidWorks Electrical 3D. SolidWorks Electrical<br />

Professional eignet sich für Anwender, die elektrische und<br />

mechanische 3D-Modelle in einer interaktiven Umgebung<br />

konstruieren.<br />

ge<br />

www.solidworks.de<br />

/sw/products/electrical-design/packages.htm<br />

develop 3 systems engineering 01–2014 65


25 Jahre SPS IPC Drives:<br />

Round Table mit fünf Experten<br />

zu Trends der Automatisierung<br />

TRENDS Seite 24<br />

Dezentrale Servotechnik er -<br />

möglicht flexible und modulare<br />

Maschinenkonstruktionen<br />

PRAXIS Seite 36<br />

„Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit ganzer<br />

Branchen ist ein Muss!“<br />

Friedhelm Loh,<br />

Ehrenpräsident<br />

des ZVEI und<br />

Inhaber der<br />

Friedhelm Loh<br />

Group<br />

MEINUNG Seite 34<br />

Abstimmen und gewinnen:<br />

Geben Sie auf der SPS IPC Drives<br />

Ihre Stimme ab – es lohnt sich!<br />

AUTOMATION AWARD<br />

Seite 112<br />

TITELSTORY Seite 48<br />

Konstruktion<br />

Sonderteil Zylinder und Ventile<br />

Entwicklung<br />

Vom CAD-Modell zum Simulationsbericht<br />

„ Die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit<br />

Management<br />

ganzer Branchen ist<br />

Fördermittel bringen F&E-Projekte<br />

ein Muss.“<br />

in Schwung<br />

Friedhelm Loh, Ehrenpräsident ZVEI<br />

Meinung Seite 16<br />

Round Table:<br />

Eine Brücke von der<br />

KEM-_011_2014_0001_P38012.indd virtuellen zur realen 1 Welt<br />

29.10.2014 09:39:14<br />

Trends Seite 30<br />

Von der Datensammlung<br />

zur Information<br />

Trends Seite 36<br />

Parallel ein gemeinsames<br />

Ziel verfolgen<br />

Praxis Seite 52<br />

www.develop3.de<br />

Impressum<br />

HOW TO USE...<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

in Ihren Händen halten Sie die erste Ausgabe der develop 3 systems engineering. Im<br />

Mittelpunkt unserer Berichterstattung stehen hier Methoden und Konzepte des<br />

ganzheitlichen Systementwurfs. Dabei ist uns wohl bewusst, dass auch Systeme<br />

klassische Maschinenelemente und Komponenten beinhalten wie etwa Antriebe,<br />

Lager oder Sensorik. Spezifisches Fach-Know-how vermitteln hier die bekannten<br />

Zeitschriften der Konradin Mediengruppe – für Entwicklungsingenieure und Konstrukteure<br />

die KEM – Konstruktion, Entwicklung, Management sowie für die Automatisierer<br />

die elektro AUTOMATION. Zusammen liefern diese drei Titel das Basiswissen<br />

für die Entwicklung innovativer und erfolgreicher Produkte – und ermöglichen<br />

auf diese Weise auch den berühmten ‚Blick über den Tellerrand‘, der das <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> kennzeichnet.<br />

Industrielle Bedienlösungen<br />

mit Multitouch-Technologie<br />

11 / 2014<br />

develop 3<br />

systems engineering<br />

Titelstory Seite 10<br />

Im Vordergrund stehen<br />

Methodik und Kommunikation<br />

Schwerpunkt<br />

SPS IPC Drives<br />

01 2014<br />

www.kem.de | 11-2014<br />

Vorschau 01/2015<br />

Falls Sie an einem oder allen drei<br />

Titeln interessiert sind, senden Sie<br />

uns eine Mail mit dem Stichwort<br />

„D3“ und Ihrem/n Wunschtitel/n an:<br />

ea.redaktion@konradin.de<br />

www.develop3.de / www.kem.de /<br />

www.wirautomatisierer.de<br />

ISSN 2363-6726<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag: Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co),<br />

Phone + 49 711 7594-417<br />

Redaktion:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck (bec),<br />

Phone +49 711 7594-424;<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge),<br />

Phone +49 711 7594-293;<br />

Irene Knap B.A. (ik),<br />

Phone +49 711 7594-446;<br />

Jens-Peter Knauer (jpk),<br />

Phone +49 711 7594-407;<br />

Bettina Tomppert (bt),<br />

Phone +49 711 7594-286<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Birgit Niebel,<br />

Phone +49 711 7594-349, Fax -1349,<br />

E-Mail: birgit.niebel@konradin.de,<br />

Layout: Vera Müller,<br />

Phone +49 711 7594-422<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel,<br />

Phone +49 711 7594-472<br />

E-Mail: ea.anzeigen@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Christel Mayer,<br />

Phone +49 711 7594-481<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594-5850, Fax -15850,<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

Erscheinungsweise:<br />

Vier Mal jährlich<br />

develop 3 wird nur an qualifizierte Empfänger kostenlos<br />

geliefert.<br />

Bezug:<br />

In Zusammenhang mit einem Abonnement der<br />

elektro AUTOMATION oder KEM möglich.<br />

Bestellungen erbitten wir direkt an den Verlag.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf<br />

Widerruf.<br />

Bezugszeit:<br />

Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende des<br />

ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />

Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />

aus tech nischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />

kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Hannover Messe<br />

Bild: Siemens<br />

In Hannover treffen sich PLMler<br />

und Automatisierer – ideale Bedingungen,<br />

um über das <strong>Systems</strong><br />

<strong>Engineering</strong> zu diskutieren.<br />

Wir stellen vorab Trends vor,<br />

die dort eine Rolle spielen.<br />

Bild: Beckhoff<br />

Automatisierung<br />

Über 580.000 Küchen fertigt<br />

Nobilia jährlich – auf Basis einer<br />

durchgängigen Transparenz der<br />

Teile- und Produktionsdaten,<br />

ganz im Sinne der Industrie 4.0.<br />

Losgröße 1 ist gängige Praxis.<br />

Bankverbindungen:<br />

Postbank Stuttgart,<br />

Konto 44 689–706,<br />

BLZ 600 100 70;<br />

Baden-Württembergische Bank Stuttgart,<br />

Konto 26 23 887,<br />

BLZ 600 501 01<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte keine Gewähr.<br />

Alle in develop 3 erscheinenden Beiträge sind urheber -<br />

rechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen,<br />

vorbehalten. Reproduktionen, gleich welcher Art, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck:<br />

Konradin Druck GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2014 by Konradin-Verlag<br />

Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

66 develop 3 systems engineering 01–2014


Ihr Guide durch das<br />

develop 3 – Universum...<br />

„Kreative Ideen müssen Sie schon selbst haben –<br />

aber wir liefern Ihnen das Know-how, um daraus<br />

innovative und erfolgreiche Produkte zu machen.“<br />

Tiefgehendes Spezialwissen für<br />

Ingenieure und Konstrukteure in<br />

der Automatisierung (...und damit<br />

Softwareentwicklung)<br />

Hintergrund- und Praxis-<br />

Know-how für das erfolgreiche<br />

<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> (...und<br />

damit die Steigerung der<br />

Innovationsfähigkeit)<br />

Methoden- und Produkt-Know-how<br />

für Ingenieure und Konstrukteure<br />

aller drei Disziplinen (...ermöglicht<br />

die Verständigung untereinander)<br />

SYSTEMS ENGINEERING IN-DEPTH<br />

Das develop 3 – Universum...<br />

• öffnet Entwicklungsräume...<br />

• macht SYSTEMS ENGINEERING verständlich und liefert Tipps für die Umsetzung im Alltag<br />

• bündelt für Geschäftsführer und Entwicklungsleiter das erforderliche Management-Know-how...<br />

• versorgt Ingenieure und Konstrukteure sowohl mit Hintergrund- als auch spezifischem Produktwissen


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