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Automobilkonstruktion 01.2016

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www.autokon.de l Februar 2016<br />

Automobil<br />

Konstruktion<br />

Fachwissen für Entwicklungsingenieure<br />

Schwerpunkt<br />

Leichtbau<br />

Antrieb<br />

Werkstoff für abgasnormkonforme<br />

Antriebs- und Motorenkonzepte<br />

Elektronik + Software<br />

Wohin sich Bordnetze<br />

in Zukunft entwickeln werden<br />

Fahrwerk<br />

Steht die Hydropneumatik<br />

vor dem Aus?<br />

1/2016 1 AutomobilKonstruktion


2 AutomobilKonstruktion 1/2016


EDITORIAL<br />

Bei Anruf Rückruf<br />

In den Umfragen zur Zukunft des Automobils stehen immer<br />

öfter die Millennials – die sogenannte Generation Y – im<br />

Mittelpunkt des Interesses. Menschen also, die um die<br />

Jahrtausendwende zu den Teenagern zählten und die mit<br />

den technologischen Segnungen unserer Zeit bestens<br />

vertraut sind. Die große Mehrheit dieser Menschen<br />

wünscht sich personalisierbare Autos, wie aus der europaweiten<br />

Studie „ThinkGoodMobility“ des Reifenherstellers<br />

Goodyear und der internationalen Denkfabrik ThinkYoung<br />

hervorgeht: Rund 82 % träumen von einem Fahrzeug, das<br />

exakt ihren individuellen Anforderungen bei der technologischen<br />

Ausstattung und dem Verbrauch entspricht. Und:<br />

Die Generation Y setzt auf eine nachhaltige Mobilität und<br />

fordert bezahlbare, intelligente und vernetzte Autos mit<br />

erhöhter Verkehrssicherheit.<br />

Am Thema Verkehrssicherheit offenbart sich ein gewisses<br />

Dilemma. Technisch anspruchsvoll ausgestattete Fahr -<br />

zeuge sind in der Regel grundsätzlich sicherer als ihre<br />

Vorgängermodelle – wenn alles so funktioniert, wie es soll.<br />

Das Gegenteil ist der Fall. So wurden in den USA laut einer<br />

Studie des Center of Automotive Management im vergangenen<br />

Jahr knapp 46 Millionen Autos in die Werkstätten<br />

beordert. Damit waren in diesem wichtigen Markt weit<br />

mehr als doppelt so viele Fahrzeuge von Rück rufen betroffen,<br />

als im gleichen Zeitraum verkauft wurden.<br />

Auch wenn ein großer Teil der Beanstandungen auf Probleme<br />

bei Zulieferern zurückzuführen ist, müssen letztendlich<br />

die Automobilhersteller für ihre Produkte geradestehen.<br />

Womöglich rächt sich in solchen Fällen, dass die OEMs mit<br />

ihrem oft preisgetriebenen Einkauf ihre Zulieferer einem<br />

intensiven Kostendruck aussetzen. Kürzere Innovations -<br />

zyklen zu günstigeren Konditionen bei steigender Qualität<br />

schließen einander in der Regel aus. Fortschritt auf Kosten<br />

der Sicherheit ist keine Option.<br />

PRÄZISE<br />

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zur Profil- und Spaltmessung<br />

Kompakte Bauform mit integriertem Controller<br />

Für schnelle Messungen mit hoher Genauigkeit<br />

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Einfache Einstellung über vordefinierte<br />

Messprogramme<br />

Verschiedene Schnittstellen zur direkten<br />

Anbindung an SPS möglich<br />

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Oberflächen und heiße Metalle<br />

Jens Peter Knauer<br />

Chefredakteur<br />

Tel. +49 8542 1680<br />

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1/2016 3 AutomobilKonstruktion


Schwerpunkt<br />

www.autokon.de l Februar 2016<br />

Fachwissen für Entwicklungsingenieure<br />

Antriebs- und Motorenkonzepte<br />

in Zukunft entwickeln werden<br />

vor dem Aus?<br />

1/2016 1 AutomobilKonstruktion<br />

INHALT<br />

20<br />

LEICHTBAU<br />

30<br />

CAD + SIMULATION<br />

34<br />

ANTRIEB<br />

50<br />

ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

Leichtbau<br />

Automobil<br />

Konstruktion<br />

Antrieb<br />

Werkstoff für abgasnormkonforme<br />

Elektronik + Software<br />

Wohin sich Bordnetze<br />

Fahrwerk<br />

Steht die Hydropneumatik<br />

Titelbild:<br />

Anwender fordern in der Regel immer mehr Funktionen<br />

bei reduziertem Gewicht. Pöppelmann K-Tech<br />

bietet Lösungswege, um das Bauteilgewicht zu<br />

reduzieren, die Bauteilfunktion zu erhöhen und<br />

somit gleichzeitig die Kosten zu senken. Seite 16<br />

Bild: Pöppelmann<br />

ANTRIEB + ANTRIEBSTRANG<br />

34 Borg Warner CEO James R. Verrier zur Ausrichtung<br />

des Unternehmens<br />

36 Heißer Kandidat für abgasnormkonforme Antriebsund<br />

Motorenkonzepte bis 900 °C<br />

40 Produkte<br />

SCHWERPUNKT LEICHTBAU<br />

20 Hydroformed-Hybrids für die Karosserie sparen<br />

nicht nur Gewicht ein<br />

22 Faserverstärkter Kunststoff bringt neue<br />

Möglichkeiten, aber auch Probleme<br />

24 Produkte<br />

AUS DER FORSCHUNG<br />

26 Rechenzeit reduzieren in der Crashtestsimulation:<br />

Forschungsprojekt will 25 % schneller sein<br />

CAD + SIMULATION<br />

28 Schlüsseltechnologie für die nächste<br />

Elektrofahrzeug-Generation<br />

30 SAP CAD-Integration für Catia V5 und NX bei<br />

Mahle Behr<br />

32 Modell zur Simulation der dynamischen Ventilbelastung<br />

beim Schließvorgang<br />

33 Produkte<br />

ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

42 Eric Küppers, Präsident Global Automotive bei<br />

TE Connectivity, zum Thema Datenströme im Fahrzeug<br />

44 Wohin sich Bordnetze in Zukunft entwickeln werden<br />

46 Dirk Reimer, VP Marketing & Sales von Telit, über<br />

Hacking und Sicherheitstechnik im Auto<br />

48 Ladeinfrastruktur für eine flächendeckende<br />

E-Mobilität<br />

50 Serie Fahrerassistenzsysteme, Teil 1:<br />

Die Basis für automatisiertes Fahren<br />

52 Produkte<br />

FAHRWERK<br />

53 Lutz Eckstein, Lehrstuhl und Instituts für Kraftfahrzeuge,<br />

RWTH Aachen, über Trends im Fahrwerk<br />

56 Modulares Hinterachssystem von ZF<br />

57 Produkte<br />

4 AutomobilKonstruktion 1/2016


56<br />

FAHRWERK<br />

60<br />

KAROSSERIE +<br />

INTERIEUR<br />

KAROSSERIE + INTERIEUR<br />

58 Auch die Meilensteine der Sicherheitstechnik<br />

werden stetig weiterentwickelt<br />

60 Folientechnik für mehr Komfort, Sicherheit<br />

und Energieeffizienz<br />

61 Produkte<br />

TESTEN + PRÜFEN<br />

62 Steigende Anforderung an die Qualität von Blechen<br />

in der Automobilindustrie<br />

64 Johnson Controls erweitert Testkapazitäten für<br />

Autositze in Burscheid<br />

65 In-Tech stellt mit orangeHiL und neuer<br />

Lastsimulation ein Prototypen-Testsystem vor<br />

66 Produkte<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Aus der Branche<br />

12 Neues auf autokon.de<br />

14 Weiterbildung: 3. Internationaler Motorenkongress<br />

in Baden-Baden<br />

67 „Wir berichten über“ und Impressum<br />

1/2016 5 AutomobilKonstruktion


AUS DER BRANCHE<br />

Über 800 neue Arbeitsplätze<br />

Engineering-Dienstleister Bertrandt weiter auf Wachstumskurs<br />

Der Bertrandt-Konzern hat im<br />

Geschäftsjahr 2014/2015 seinen<br />

Wachstumskurs fortgesetzt.<br />

Wesentliche Finanzkennzahlen<br />

konnte der Entwicklungs-Spezialist<br />

erneut steigern: Insgesamt<br />

erwirtschaftete Bertrandt einen<br />

Umsatz von 934,8 Mio. Euro<br />

(Vorjahr 870,6 Mio. Euro). Das<br />

Betriebsergebnis (EBIT) wuchs<br />

von 89,1 Mio. Euro im Vorjahr auf<br />

91,6 Mio. Euro und das Ergebnis<br />

nach Ertragsteuern entwickelte<br />

sich von, im Geschäftsjahr<br />

2013/2014 erzielten, 62,3 Mio.<br />

Euro auf 62,6 Mio. Euro. Die Investitionen<br />

beliefen sich auf insgesamt<br />

84,9 Mio. Euro – eine<br />

Steigerung von 18,1 Mio. Euro<br />

zum Vorjahr – und bilden die<br />

Basis für eine weitere positive<br />

Auch auf Basis der anhaltend<br />

hohen Forschungsund<br />

Entwicklungsvolumen<br />

greifen Hersteller<br />

und Zulieferer auf Entwicklungs-Spezialisten<br />

wie Bertrandt zurück.<br />

Hier wird beispielsweise<br />

ein Crash-Car für einen<br />

Versuch vorbereitet<br />

Bild: Bertrand<br />

Unternehmensentwicklung. Insgesamt<br />

wurden 806 neue Arbeitsplätze<br />

für Ingenieure, Techniker<br />

und kaufmännische Angestellte<br />

geschaffen und zum Stichtag<br />

waren 12 367 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter im Bertrandt-<br />

Konzern tätig. Zudem sorgen<br />

intakte Markttrends für eine Entwicklungs-Nachfrage<br />

auf hohem<br />

Niveau. „Auf Basis der Technologie-<br />

und Modellvielfalt sowie des<br />

anhaltend hohen Forschungsund<br />

Entwicklungsvolumens greifen<br />

Hersteller und Zulieferer auf<br />

Entwicklungs-Spezialisten wie<br />

Bertrandt zurück. Das bietet<br />

Perspektiven für unser Unternehmen“,<br />

erläuterte Dietmar Bichler,<br />

Vorstandsvorsitzender der Bertrandt<br />

AG, anlässlich der Bilanz-<br />

Pressekonferenz für das<br />

Geschäftsjahr 2014/2015.<br />

www.bertrandt.com<br />

Fertigung von neuartigen Dieselpartikelfiltern mit Katalysatorschicht<br />

Panasonic errichtet neues Werk in China<br />

In der chinesischen Stadt Suzhou<br />

hat die Panasonic Ecology Systems<br />

Co., Ltd., ein Unternehmen<br />

der Panasonic-Gruppe, ein neues<br />

Werk für Filter errichtet. Die Filter<br />

nutzen eine innovative Methode,<br />

welche den Feinstaub in Dieselmotorenabgasen<br />

zersetzt und<br />

somit eine Ursache von Luftverschmutzung<br />

behebt. Dafür wird<br />

auf das Grundmaterial des Dieselpartikelfilters<br />

(DPF) eine Katalysatorschicht<br />

aufgetragen. Diese<br />

reinigt den DPF von dem darin<br />

Auf das Grundmaterial<br />

des Dieselpartikelfilters<br />

wird eine Katalysatorschicht<br />

aufgetragen.<br />

Diese reinigt ihn von<br />

dem darin angesammelten<br />

Ruß und regeneriert<br />

ihn so<br />

Bild: Panasonic<br />

angesammelten Ruß und regeneriert<br />

ihn so. Das neue Werk in<br />

Suzhou hat im Dezember die Produktion<br />

aufgenommen. Dies ist<br />

besonders bedeutend vor dem<br />

Hintergrund, dass besonders in<br />

Japan, Europa und den USA die<br />

Abgasnormen für Dieselfahrzeuge<br />

zunehmend strenger werden. Ferner<br />

bedient Panasonic damit die<br />

Nachfrage auf dem chinesischen<br />

Markt.<br />

www.panasonic.com<br />

Für die Antriebe von morgen<br />

AVL eröffnet Technologiezentrum<br />

Das derzeit modernste<br />

Technologiezentrum<br />

von AVL wurde<br />

Ende Januar in Bietigheim-Bissingen<br />

in<br />

Betrieb genommen.<br />

Nach knapp 15 Monaten<br />

Bauzeit werden<br />

nun auf neun<br />

Prüfständen Motoren,<br />

Antriebsstränge<br />

und Fahrzeuge entwickelt<br />

und getestet,<br />

eine Aufstockung auf 25 Prüfstände<br />

ist durch eine modulare Bauweise<br />

möglich. AVL CEO Helmut<br />

List: „Das Prüfzentrum ist für die<br />

Erfüllung hoch anspruchsvoller<br />

Entwicklungsaufgaben ausgelegt<br />

und flexibel gestaltet, sodass wir<br />

auf zukünftige Anforderungen<br />

rasch reagieren können. Mit der<br />

Eröffnung dieses Tech Centers<br />

setzen wir am Standort Deutschland<br />

einen weiteren, wichtigen<br />

Meilenstein.“ Als innovativer,<br />

AVL CEO Helmut List (r.) mit Bietigheims Oberbürgermeister<br />

Jürgen Kessing bei der Eröffnung des neuen<br />

AVL-Technologiezentrums Bild: AVL<br />

kompetenter und verlässlicher<br />

Partner der Automobilindustrie<br />

verfügt AVL über tiefgehendes<br />

Know-how: Die Herausforderungen<br />

der Zukunft wie Real Driving<br />

Emissions, Zero-Emission-Zones,<br />

CO2-Reduktion und weltweite<br />

Flottenverbrauchsziele erfordern<br />

optimale Teilsysteme wie Motor,<br />

Getriebe und E-Antrieb, vor allem<br />

aber ein optimales Zusammenspiel<br />

dieser Komponenten.<br />

www.avl.com<br />

6 AutomobilKonstruktion 1/2016


preh.com<br />

In der neuen E-Klasse können<br />

erstmals alle Funktionen von<br />

Kombi instrument und Infotainmentsystem<br />

gewählt werden, ohne<br />

die Hände vom Lenkrad zu nehmen.<br />

Die hochpräzisen Touch Control<br />

Buttons dafür hat Preh entwickelt.<br />

1/2016 7 AutomobilKonstruktion


AUS DER BRANCHE<br />

Nachfolgeauftrag von europäischem Nutzfahrzeughersteller<br />

KSPG liefert Stahlkolben für 150 Mio. Euro<br />

Die Produktion von Stahlkolben am KSPG-Standort in Neckarsulm<br />

Bild: KSPG<br />

Der zum Rheinmetall Konzern<br />

gehörende Automobilzulieferer<br />

KSPG AG hat von einem namhaften<br />

Nutzfahrzeughersteller einen<br />

Nachfolgeauftrag für die Lieferung<br />

von Stahlkolbensystemen<br />

der jüngsten Generation erhalten.<br />

Der Auftrag mit einer Laufzeit bis<br />

2019 hat ein Gesamtvolumen von<br />

150 Mio. Euro. Serienstart wird im<br />

ersten Quartal 2017 sein. Die<br />

Order umfasst die Lieferung des<br />

gesamten Kolbensystems, bestehend<br />

aus Kolben, Kolbenbolzen,<br />

Sicherungsringen, Kolbenringen<br />

und den Zylindern, den sogenannten<br />

Linern. Die KSPG-Tochter<br />

KS Kolbenschmidt unterstreicht<br />

mit diesem Auftrag einmal mehr<br />

ihre Kompetenz als führender Anbieter<br />

von kompletten Kolbensystemen.<br />

Die beauftragten Einheiten sind<br />

für Nutzfahrzeugmotoren der<br />

Emissionsstufe Euro 6 vorgesehen<br />

und verfügen über ein sogenanntes<br />

„Fuel Consumption Package“<br />

zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs.<br />

Die Kolbensysteme<br />

werden in 13- und 11-Liter-<br />

Motoren des Herstellers verbaut,<br />

die für den Einsatz in Europa und<br />

in der NAFTA vorgesehen sind.<br />

Die Belieferung erfolgt nach dem<br />

Prinzip „Local for Local“, so dass<br />

beispielsweise die Kolbenproduktion<br />

für die europäischen Werke<br />

des OEMs in Neckarsulm erfolgt.<br />

www.kspg.com<br />

Befestigungssysteme<br />

ZF TRW verkauft<br />

Geschäftsfeld<br />

ZF TRW, die Division Aktive und<br />

Passive Sicherheitstechnik der<br />

ZF Friedrichshafen AG, will das<br />

Geschäftsfelds Befestigungssysteme<br />

& Komponenten für etwa<br />

450 Mio. US-Dollar an Illinois Tool<br />

Works (ITW) verkaufen. Obwohl<br />

der Bereich erfolgreich und rentabel<br />

sei, wolle sich ZF in erster<br />

Linie auf seine Kernkompetenzen<br />

Sicherheit, Effizienz, Elektrifizierung<br />

und Weiterentwicklung des<br />

automatisierten Fahrens konzentrieren,<br />

heißt es. ITW wiederum<br />

möchte die Befestigungssysteme<br />

& Komponenten als eigenständige<br />

Division und bedeutenden Geschäftsbereich<br />

innerhalb des Bereichs<br />

Automobil-Erstausrüstung<br />

führen. Das Geschäftsfeld hat seinen<br />

Hauptsitz im rheinland-pfälzischen<br />

Enkenbach und beschäftigt<br />

3500 Mitarbeiter an 13 Standorten<br />

in neun Ländern.<br />

www.zf.com<br />

Car Infotainment, Connectivity und Telematics<br />

Joyson und Preh übernehmen Technisat Automotive<br />

Die Ningbo Joyson Electronic<br />

Corp. und deren Tochtergesellschaft<br />

Preh Holding GmbH<br />

übernehmen zu je 50 % den<br />

Geschäftsbereich Technisat<br />

Automotive von der Technisat<br />

Digital GmbH. Einen entsprechenden<br />

Vertrag haben die Parteien<br />

Ende Januar unterzeichnet. Innerhalb<br />

der Joyson-Gruppe wird<br />

Technisat Automotive im Unternehmensbereich<br />

Automotive<br />

Electronics neben der Preh GmbH<br />

als Preh Technisat Car Connect<br />

Die Übernahme bedeutet<br />

eine Entwicklung zu<br />

einem Global Player<br />

für Car Connectivity<br />

und Human Machine<br />

Interface-Syteme<br />

(HMI). Bild: Preh<br />

GmbH geführt werden. Die Übernahme<br />

bedeutet eine nachhaltige<br />

Verstärkung und Kompetenzerweiterung<br />

der Preh-Gruppe und<br />

damit eine Entwicklung zu einem<br />

Global Player für Car Connectivity<br />

und Human Machine Interface-<br />

Syteme (HMI). Über die Modalitäten<br />

der Transaktion wurde Stillschweigen<br />

vereinbart. Die Übernahme<br />

steht unter dem Vorbehalt<br />

der Zustimmung durch die zuständigen<br />

Behörden.<br />

www.preh.com<br />

Berechnung und Simulation – Anwendungen, Entwicklungen, Trends<br />

Nafems lädt zur Regionalkonferenz nach Bamberg<br />

Nach den erfolgreichen deutschsprachigen<br />

CAE-Konferenzen<br />

2012 und 2014, bei denen jeweils<br />

über 100 Fachpräsentationen zu<br />

den Themen FEM, CFD, MKS, SDM<br />

etc. vorgetragen wurden, lädt<br />

Nafems nun herzlich zur dritten<br />

regionalen Konferenz vom 25. bis<br />

27. April 2016 nach Bamberg ein.<br />

Die Teilnehmern erwarten Plenarvorträge<br />

namhafter Referenten,<br />

unter anderen von Adam Opel,<br />

Audi, Daimler, John Deere, Deutsches<br />

Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt, Stadler Rail, Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, über 80<br />

Fachvorträge aus Industrie, Forschung<br />

und Hochschule, ein Spezialforum<br />

zum Thema Additive<br />

Fertigung/3D-Druck, Workshops,<br />

Diskussionsrunden, Schulungen<br />

sowie eine umfangreiche Hardund<br />

Softwareausstellung.<br />

Mit dieser Fachkonferenz bietet<br />

Nafems eine Plattform, auf der<br />

neue Techniken und Tools präsentiert<br />

werden sollen und den Teilnehmern<br />

die Möglichkeit geboten<br />

wird, auf breiter Basis erfolgreiche<br />

Anwendungen und Trends mit<br />

Spezialisten aus Forschung und<br />

im besonderen Maße aus der Industrie<br />

zu diskutieren. Nafems ist<br />

eine neutrale, unabhängige Notfor-profit-Organisation<br />

und zählt<br />

über 1200 Unternehmen und Institute<br />

zu ihren Mitgliedern. Sie<br />

fördert die sichere und zuverlässige<br />

Anwendung von Simulationsmethoden<br />

wie FEM, CFD, MKS<br />

usw. Sie vertritt die Interessen<br />

der Anwender numerischer Simulationsmethoden<br />

aus der Industrie,<br />

bindet Hochschulen und<br />

Forschungsinstitute in ihre Tätigkeit<br />

ein und hält Kontakt zu<br />

System anbietern.<br />

www.nafems.org/dach2016<br />

8 AutomobilKonstruktion 1/2016


AUS DER BRANCHE<br />

Bord-Telematiksysteme<br />

Valeo übernimmt Peiker<br />

Nach der technologischen Kooperationsvereinbarung<br />

vom Februar<br />

2015 kündigt Valeo nun den Kauf<br />

des Unternehmens Peiker an,<br />

einem deutschen Anbieter von<br />

Bord-Telematiksystemen und mobilen<br />

Connectivity-Lösungen.<br />

Valeo baut mit dieser Akquisition<br />

seine Angebotspalette im Bereich<br />

der Konnektivität aus. Ziel ist es,<br />

den Fahrzeugherstellern im<br />

Wachstumsmarkt der Telematik<br />

neuartige Systeme anzubieten,<br />

die über die erforderlichen hohen<br />

Datenübertragungsraten und die<br />

angemessene Cybersicherheit<br />

verfügen. Das Systemangebot<br />

wird sowohl die innovativen Felder<br />

der Car-to-Car- (V2V) als auch<br />

der Car-to-Infrastructure-Kommunikation<br />

(V2I) umfassen.<br />

www.valeo.de<br />

Für den neuen Fiat Ducato<br />

Bonfiglioli beteiligt an der Entwicklung eines neuen Hybridantriebs<br />

Der italienische Antriebsspezialist<br />

Bonfiglioli hat einen Elektroantrieb<br />

für leichte Nutzfahrzeuge<br />

(LCVs), der speziell für den neuen<br />

Fiat Ducato entwickelt wurde, präsentiert.<br />

Der Bonfiglioli Produktmanager<br />

Massimo Palomba stellte<br />

den innovativen E-Antrieb auf<br />

der Veranstaltung des Polo Innovazione<br />

Automotive (Konsortium<br />

für Innovationen in der Automobilindustrie)<br />

in Mailand vor. Die<br />

Veranstaltung fand unter dem<br />

Titel „Grüne und intelligente<br />

Transportfahrzeuge hinsichtlich<br />

Effizienz und ökologischer Nachhaltigkeit<br />

für den innerstädtischen<br />

Verkehrsverbund, die<br />

Agrar- und Ernährungsindustrie<br />

sowie weitere Bereiche“ statt. Der<br />

vorgestellte Elektroantrieb ist ein<br />

Dual-Mode Hybridsystem und<br />

besteht aus einen Elektro- und<br />

einem klassischen Verbrennungsmotor.<br />

Im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Motoren liefert der speziell<br />

für elektrische Fahrantriebe entwickelte<br />

Getriebemotor die gleiche<br />

Leistung bei kleinerer Baugröße<br />

und geringerem<br />

Gewicht. Beispielsweise<br />

in Innenstädten<br />

kann der Verbrennungsmotor<br />

zugunsten<br />

des Elektroantriebs<br />

abgeschaltet<br />

werden. Das Fahrzeug<br />

Der bereits entwickelte<br />

elektrische Antrieb Serie<br />

600D von Bonfiglioli für<br />

leichte Personen- und<br />

Gütertransporter bis 3,5 t<br />

Bild: Bonfiglioli<br />

ist dann in der Lage, bis zu<br />

70 km/h schnell zu fahren und erreicht<br />

dabei nach der ECE Norm<br />

101 R eine Reichweite von 40 bis<br />

120 km.<br />

www.bonfiglioli.com<br />

Die Industrie sucht Lösungen.<br />

Und findet sie an einem Ort.<br />

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25.– 29. April 2016 ▪ Hannover ▪ Germany<br />

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1/2016 9 AutomobilKonstruktion


AUS DER BRANCHE<br />

TICKER<br />

Neue Mercedes-Benz E-Klasse mit Testlizenz zum autonomen Fahren<br />

Autonom über die Highways im Bundesstaat Nevada<br />

Schaeffler eröffnet Werk<br />

in Mexiko<br />

Schaeffler hat am Standort<br />

Huejotzingo sein zweites,<br />

ebenfalls im mexikanischen<br />

Bundesstaat Puebla gelegenes<br />

Werk eröffnet. Es ist auf die<br />

Fertigung von Drehmomentwandlern<br />

für US-amerikanische<br />

und japanische Automobilhersteller<br />

spezialisiert. Es<br />

verfügt über eine Produktionsfläche<br />

von rund 16 000 m² mit<br />

eigenem Werkzeugbau und einem<br />

Forschungs- und Entwicklungszentrum.<br />

Das Werk wird<br />

etwa 550 Mitarbeiter beschäftigen.<br />

Bereits jetzt laufen Planungen<br />

für eine Erweiterung.<br />

Faurecia will Automotive<br />

Exteriors verkaufen<br />

Der französische Automobil -<br />

zulieferer Faurecia will seine<br />

weltweiten Aktivitäten im<br />

Bereich Automotive Exteriors<br />

an Plastic Omnium verkaufen.<br />

Der zum Verkauf stehende Geschäftsbereich,<br />

der Stoßfänger<br />

und Front-End-Module umfasst,<br />

verzeichnete 2014 einen<br />

Umsatz von 2 Mrd. Euro und<br />

beschäftigt 7700 Mitarbeiter<br />

an 22 Standorten.<br />

Neuer Autositzhersteller<br />

heißt Adient<br />

Johnson Controls hat bekanntgegeben,<br />

dass der Name für<br />

das neue Unternehmen für<br />

Autositze und Fahrzeuginnenräume<br />

Adient sein wird. Der<br />

Geschäftsbereich soll im Oktober<br />

2016 ausgegliedert werden<br />

und als eigenständiges<br />

Unternehmen an der Börse notiert<br />

sein. Adient stammt aus<br />

dem Lateinischen und steht<br />

dafür, eine Situation oder einen<br />

Impuls zu akzeptieren und<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Die neue Mercedes-Benz E-Klasse<br />

hat die Testlizenz für autonomes<br />

Fahren in Nevada erhalten. Der<br />

autonome Testbetrieb ist auf allen<br />

Interstates und State High -<br />

ways des US-Bundesstaats erlaubt,<br />

nur beim Abbiegen sowie<br />

beim Auf- und Abfahren müssen<br />

die Fahrer noch selbst steuern.<br />

Die autonomen Testfahrten im<br />

Hannover Messe: Massiver Leichtbau in Fahrzeugen<br />

Ideen kostenverträglich umsetzen<br />

26 Unternehmen der Massiv -<br />

umformung präsentieren sich<br />

vom 25. bis 29. April 2016 auf der<br />

Hannover Messe. „Massiver<br />

Leichtbau in Fahrzeugen“ lautet<br />

das Thema auf dem größten Branchenstand<br />

der Industrial Supply.<br />

Die Initiative Massiver Leichtbau<br />

informiert über die aktuellen Ergebnisse<br />

zur Gewichtseinsparung<br />

bei massivumgeformten Bauteilen<br />

aus Stahl im Fahrzeugbau.<br />

„Die Forschungsergebnisse unserer<br />

Studien zeigen, dass sich die<br />

enge Zusammenarbeit zwischen<br />

den Unternehmen der Massivumformung<br />

und Stahlherstellern<br />

auszahlt“, erklärte Dr. Theodor L.<br />

Tutmann, Geschäftsführer des Industrieverbandes<br />

Massivumformung.<br />

So hat die Studie „Leichtes<br />

Nutzfahrzeug Phase II“ ergeben,<br />

dass innovative massivumgeformte<br />

Bauteile aus Stahl erhebliche<br />

Gewichtseinsparungen im<br />

Fahrzeugbau ermöglichen. Das<br />

Leichtbaupotenzial in Antriebs-<br />

Brian Sandoval (rechts),<br />

Gouverneur von Nevada,<br />

und Prof. Thomas Weber,<br />

Vorstandsmitglied der<br />

Daimler AG, verantwortlich<br />

für Konzernforschung<br />

und Mercedes-<br />

Benz Cars Entwicklung<br />

Bild: Daimler<br />

nomes Fahren reservierten, roten<br />

Nummernschild. Der Bundesstaat<br />

Nevada hatte bereits im Juni 2011<br />

Regelungen für autonomes Fahren<br />

verabschiedet und gilt damit<br />

als Vorreiter. Straßennetz, Szenerie<br />

und Verkehrsaufkommen im<br />

Wüstenstaat repräsentieren gut<br />

die Verkehrssituation in den USA.<br />

www.daimler.com<br />

Alltagsbetrieb werden von speziell<br />

geschulten Testfahrern absolviert.<br />

Zusätzlich schreibt das<br />

Nevada Department of Motor<br />

Vehicles (NDMV) vor, dass sich<br />

bei Testfahrten ein Passagier hinter<br />

dem Steuer und ein zweiter<br />

Mitfahrer im Fahrzeug befinden<br />

müssen. Gekennzeichnet sind die<br />

Testfahrzeuge mit einem für autostrang<br />

und Fahrwerk eines leichten<br />

Nutzfahrzeugs bis 3,5 t Gesamtgewicht<br />

etwa liegt bei 99 kg.<br />

Halle 4/Stand E42<br />

www.massiverleichtbau.de<br />

Am Thema Leichtbau interessierte Besucher bei den Massivumformern auf der<br />

Hannover Messe 2014<br />

Bild: Industrieverband Massivumformung<br />

10 AutomobilKonstruktion 1/2016


AUS DER BRANCHE<br />

Getriebesysteme<br />

Magna schließt Getrag-Übernahme ab<br />

Magna International Inc. hat den<br />

Erwerb des Getrag-Konzerns abgeschlossen.<br />

Die Produktlinie<br />

des in Untergruppenbach beheimateten<br />

Unternehmens ergänzt<br />

das Know-how von Magna Powertrain<br />

in Entwicklung und Fertigung<br />

und soll neue Wachstumschancen<br />

eröffnen. Getrag gilt als<br />

Marktführer bei Doppelkupplungsgetrieben<br />

– ein Bereich, für<br />

den in den nächsten Jahrzehnten<br />

weltweit hohe Wachstumsraten<br />

erwartet werden. „Die Ausdehnung<br />

unserer Tätigkeit auf umfassende<br />

Antriebsstranglösungen ist<br />

eine unserer strategischen Hauptausrichtungen“,<br />

sagt Jake Hirsch,<br />

Präsident Magna Powertrain.<br />

Getrag bietet eine große Bandbreite<br />

von Getriebesystemen an,<br />

darunter Handschaltgetriebe, automatisierte<br />

Schaltgetriebe, Doppelkupplungsgetriebe<br />

sowie Hybrid-<br />

und weitere moderne Systeme.<br />

Die gemeinsame Produkt -<br />

palette soll die Kompetenz von<br />

Magna im Bereich der Antriebsstrangsysteme<br />

verstärken und<br />

weitere Chancen zur vertikalen<br />

Integration eröffnen.<br />

„Mit der Zugehörigkeit zu Magna<br />

sind wir sehr gut aufgestellt, noch<br />

stärker zu werden“, betont Mihir<br />

Kotecha, CEO von Getrag. „Ich gehe<br />

davon aus, dass die beiden<br />

Unternehmen gemeinsam noch<br />

besser in der Lage sind, Chancen<br />

zu nutzen, die sich im Bereich<br />

des Antriebsstrangs ergeben –<br />

vor dem Hintergrund der Anforderungen<br />

an einen geringeren Kraftstoffverbrauch<br />

und verringerte<br />

Kohlendioxidemissionen.“<br />

www.magna.com<br />

www.getrag.com<br />

Juristische und gesellschaftliche Aspekte der Mobilität der Zukunft<br />

Continental startet Online-Dialogplattform<br />

Continental hat im Internet eine<br />

öffentliche und unabhängige Dialogplattform<br />

zum Automatisierten<br />

Fahren gestartet. Experten und<br />

Verbraucher erhalten dort die<br />

Möglichkeit zum Austausch zu<br />

technischen, juristischen und gesellschaftlichen<br />

Aspekten der<br />

Mobilität der Zukunft. Die Seite<br />

bietet herstellerunabhängige Informationen,<br />

Grafiken und Fakten.<br />

Ein multimedialer Zeitstrahl<br />

Screenshot der Internet-<br />

Plattform<br />

Bild: Continental<br />

verdeutlicht, wann mit welchen<br />

Funktionen zu rechnen ist und<br />

welche Technik bereits heute eingesetzt<br />

wird. „Der Erfolg des Automatisierten<br />

Fahrens hängt maßgeblich<br />

von den Menschen ab“,<br />

erklärt der Continental-Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Elmar Degenhart.<br />

„Sie müssen das Grundkonzept<br />

akzeptieren und der eingesetzten<br />

Technologie vertrauen.“<br />

www.2025AD.com<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 11


Neues auf www.autokon.de<br />

Ohne Arbeitsunterbrechung die Vergrößerung ändern<br />

Einfache Bedienung spart Zeit<br />

Digitalmikroskope von Leica<br />

Microsystems kommen immer<br />

häufiger bei Inspektion,<br />

Qualitätskontrolle und -sicherung<br />

sowie der Fehleranalyse<br />

zum Einsatz. Während<br />

der mikroskopischen<br />

Untersuchung muss die Vergrößerung<br />

oft gewechselt<br />

werden: Zuerst wird ein bestimmter Bereich auf<br />

der Probe identifiziert und anschließend im Detail<br />

analysiert. Lässt sich die Vergrößerung über<br />

den gesamten Bereich rasch ändern, macht das<br />

den Prozess effizienter.<br />

www.autokon.de Suchwort Leica<br />

Pilotiert, elektrifiziert und voll vernetzt:<br />

Audi auf der CES 2016<br />

Elektrifizierung, Digitalisierung<br />

und pilotiertes Fahren – diese<br />

drei Zukunftstrends der Automobilindustrie<br />

stellte Audi in den<br />

Mittelpunkt seines diesjährigen<br />

Auftritts bei der Consumer Electronics<br />

Show (CES). Die Elektronik-<br />

Messe der Welt fand vom 6. bis 9.<br />

Januar 2016 in Las Vegas/USA statt. Auch auf<br />

dem Gebiet des Health Management ist Audi<br />

aktiv: Die Vision ist ein Fahrer, der am Ziel entspannter<br />

aus dem Auto steigt, als er eingestiegen<br />

ist.<br />

www.autokon.de Suchwort Audi<br />

Synchronisierung für Doppelkupplungsgetriebe<br />

Innovatives Design<br />

Mit der Classicline DCT entwickelte<br />

Hoerbiger die weltweit<br />

wohl erste Synchronisierung<br />

mit optimiertem Design<br />

für Doppelkupplungsgetriebe<br />

(DCTs). Das innovative Design<br />

beruht auf der Idee, die<br />

Zähne der Kupplungsscheiben<br />

abzuflachen und die<br />

Schiebemuffe jeweils links und rechts nur mit<br />

einer einseitigen Schräge zu versehen, anstatt<br />

diese – wie das bei Synchronisierungen für manuelle<br />

Getriebe optimal wäre – spitz zulaufen<br />

zu lassen.<br />

www.autokon.de Suchwort Hoerbiger<br />

Ladeatlas Bayern<br />

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />

Das Suchen und Finden geeigneter<br />

Ladeinfrastruktur ist für Fahrer<br />

von Elektroautos ein Alltagsproblem.<br />

Derzeit gibt es vor allem<br />

außerhalb der Ballungsräume<br />

noch viel zu wenige Ladesäulen –<br />

und vor allem viel zu ungenaue<br />

Informationen über die vorhandene<br />

Infrastruktur. Ist die Ladesäule<br />

frei zugänglich, gerade verfügbar<br />

– und wenn ja: mit welcher Karte<br />

kann der Strom bezahlt werden?<br />

Die in einem Kooperationsprojekt<br />

von Bayern Innovativ und dem<br />

Volkswatgen bringt Racing-Spiele-App heraus<br />

Rallye-Abenteuer direkt auf das Smartphone<br />

www.volkswagen.de<br />

bayerischen Start-up Cirrantic<br />

entwickelte Web App Ladeatlas<br />

Bayern bietet erstmals einen<br />

Überblick mit zuverlässigen<br />

Standortinformationen in Echtzeit.<br />

Ziel der mit Unterstützung<br />

des Bayerischen Staatsministeriums<br />

für Wirtschaft und Medien,<br />

Energie und Technologie realisierten<br />

mobilen Web App ist es, Bayerns<br />

Ladeinfrastruktur weitgehend<br />

vollständig abzubilden und<br />

zuverlässige Standortinformationen<br />

mit Echtzeitinfo anzubieten.<br />

www.elektromobilitaetbayern.de/ladeatlas<br />

Volkswagen zeigt mit<br />

der App eine neue Interpretation<br />

klassischer<br />

Racing-Spiele,<br />

die ab sofort als mobile<br />

Version für iOSund<br />

in Kürze auch für<br />

Android-Geräte bereit<br />

steht. Anders als<br />

bei bisherigen Autorennspielen<br />

bestimmen<br />

die Spieler ihr<br />

Rennabenteuer selbst. Sobald sie<br />

ein beliebiges Foto mit ihrem<br />

Smartphone aufgenommen haben,<br />

lässt sich darauf eine individuelle<br />

Rallyestrecke zeichnen. Als<br />

Untergrund wählen die Nutzer<br />

zwischen Asphalt, Schotter,<br />

Matsch und Schnee. Zum Warmwerden<br />

bietet die App vier Practice-Strecken<br />

zum Üben. Dann geht<br />

es entweder mit dem VW Polo,<br />

dem Polo R WRC oder dem Polo<br />

GTI an den Start. Beim Spielen<br />

besteht die Herausforderung darin,<br />

Speedboosts und Drifts im<br />

richtigen Moment mit dem Auto<br />

auszulösen. Neben einem kühlen<br />

Kopf ist dabei vor allem eine<br />

schnelle Reaktion gefragt, um Timing<br />

und Speed optimal aufeinander<br />

abzustimmen. Mit der<br />

App treffen sich die Rallyefahrer<br />

dann auf Facebook. Hier haben<br />

sie die Möglichkeit, ihr Ergebnis<br />

zu teilen und Freunde herauszufordern,<br />

gegen die Bestzeit anzutreten.<br />

12 AutomobilKonstruktion<br />

1/2016


AUS DER BRANCHE<br />

Italiens Edelschmieden hautnah erleben!<br />

Leserreise von 9. bis 12. Juni 2016: Faszinierender Rennsport und die italienische Küche<br />

Das feurige schwarze Pferd und der wilde schwarze Stier konkurrieren<br />

seit Jahrzehnten um die Krone des italienischen Rennsports und faszinieren<br />

mit Geschwindigkeit, Raffinesse und natürlich auch mit dem markanten<br />

Sound ihrer Motoren. Bella Italia ist wahrlich das Land der Motor<br />

Mania und das Land des Dolce Vita – des mediterranen Klimas, der<br />

kulinarischen Genüsse und jener lebensfrohen Mentalität.<br />

Begleiten Sie uns von 9. bis 12. Juni 2016 in die Emilia-Romagna.<br />

Unvergessliche Einblicke in die Produktionsstätten<br />

von Lamborghini, Ducati, Pagani und<br />

Ferrari verspricht zusammen mit dem Eintritt<br />

in die spektakuläre Welt des italienischen<br />

Rennsports die Leserreise von elektro AUTO-<br />

MATION und der Konradin Mediengruppe von<br />

9. bis 12. Juni 2016. Besuchen Sie mit uns die<br />

dynamische Stadt Bologna und erleben Sie eine<br />

Reise im Stile des Dolce Vita. Das Reiseprogramm<br />

setzt sich wie folgt zusammen:<br />

• 1. Tag, Donnerstag, 9. Juni 2016:<br />

Anreise nach Bologna und Besuch der<br />

Edelschmiede Lamborghini:<br />

Sie fliegen von Frankfurt oder München (inklusive)<br />

sowie von Berlin, Düsseldorf, Hamburg,<br />

Hannover oder Stuttgart (gegen Aufpreis)<br />

nach Bologna. Nach einer Programmbesprechung<br />

und dem Mittagessen machen<br />

Sie sich auf den Weg zu Lamborghini in<br />

Sant‘Agata Bolognese im Terra di Motori –<br />

zu deutsch „Land der Motoren“ – genannten<br />

Gebiet zwischen Bologna und Modena.<br />

Seit den 1940er-Jahren werden hier Traktoren<br />

und Sportwagen gefertigt, heute ist<br />

Lamborghini der größte Arbeitgeber der Region.<br />

Nachdem Sie in die Produktion der<br />

faszinierenden Sportwagen schnuppern<br />

konnten, besichtigen Sie das 2001 eröffnete<br />

Werksmuseum und fahren dann zum Ferruccio-Lamborghini-Privatmuseum.<br />

Das Museum<br />

der Familie Lamborghini ist der Öffentlichkeit<br />

normalerweise nicht zugänglich<br />

und kann nur mit Voranmeldung besichtigt<br />

werden.<br />

• 2. Tag, Freitag, 10. Juni 2016:<br />

Die faszinierende Welt von Ducati, Maserati<br />

und des exklusiven Herstellers Pagani<br />

Am Vormittag besuchen Sie den leidenschaftlichen<br />

Motorradhersteller Ducati in<br />

Bolognas Stadtteil Borgo Panigale. Nachdem<br />

Sie einen spannenden Einblick in<br />

• das Werk erhalten haben, werden Sie zur<br />

Mittagszeit auf dem Landgut Panini zu einer<br />

Verkostung von Parmigiano erwartet. Im<br />

• Anschluss besuchen Sie das Maserati-<br />

• Museum der Familie. Am Nachmittag widmen<br />

Sie sich dann dem wohl exklusivsten<br />

Automobilhersteller der Welt – Sie besichtigen<br />

das 1992 von Horacio Pagani gegründete<br />

Unternehmen Pagani Automobili in San<br />

Cesario sul Panaro.<br />

• 3. Tag, Samstag, 11. Juni 2016:<br />

Auf den Spuren des Rennsports bei der<br />

Edelschmiede Ferrari<br />

Nach dem Frühstück fahren Sie nach Maranello,<br />

dem Sitz des Ferrari-Werkes und -Formel-1-Rennstalls.<br />

Ein Besuch des Ferrari-<br />

Museums entführt Sie auf eine Reise durch<br />

die Geschichte des Unternehmens und bietet<br />

Ihnen die Gelegenheit, einige der inte-<br />

Info & Kontakt<br />

Konradin Leserreise<br />

Italiens Edelschmieden<br />

Reisetermin: 9. bis 12. Juni 2016<br />

Reisedauer: 4 Tage<br />

Reisepreis: ab 1.195,- € pro Person im DZ<br />

zusätzlich buchbar:<br />

• Einzelzimmerzuschlag: 150,- €<br />

• Ferrari-Probefahrt rund um Maranello (rund 20<br />

Minuten, nur im Voraus buchbar): 100,- €<br />

• Flug von Düsseldorf oder Stuttgart nach Bologna<br />

und zurück (Aufpreis): 50,- €<br />

• Flug von Berlin, Hamburg oder Hannover nach<br />

Bologna und zurück (Aufpreis): 80,- €<br />

Bei Interesse senden Sie uns bitte eine Mail zur<br />

Kontaktaufnahme mit dem Stichwort ‚Italiens<br />

Edelschmieden’ an:<br />

d3.redaktion@konradin.de<br />

Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der<br />

italienischen Edelsportwagen und Motorräder<br />

ressantesten Fahrzeuge aus dem Hause näher<br />

zu betrachten. Im Anschluss unternehmen<br />

Sie eine Rundfahrt durch die 1947 vom<br />

ehemaligen Rennfahrer Enzo Ferrari gegründete<br />

Autoschmiede. Ferrari-Fans, und diejenigen,<br />

die es werden möchten, haben zum<br />

Abschluss gegen Voranmeldung und einen<br />

Aufpreis die Gelegenheit, eine Probefahrt<br />

mit einem Ferrari zu machen.<br />

• 4. Tag, Sonntag, 12. Juni 2016:<br />

Rundgang durch Bolognas Altstadt sowie<br />

Rückreise zum Ausgangsort<br />

Am Vormittag erkunden Sie Bolognas historische<br />

Altstadt bei einem Rundgang. Die<br />

Wahrzeichen der Stadt sind die Torre Garisenda<br />

und die Torre degli Asinelli, welche<br />

nach ihrer Fertigstellung um 1300 über<br />

• 130 Jahre lang das höchste Gebäude des<br />

Kontinents war. Die Türme sind zwei von<br />

wenigen noch erhaltenen der einst rund<br />

180 Geschlechtertürme des mittelalterlichen<br />

Bologna. Das Zentrum der Stadt bildet<br />

die Piazza Maggiore mit dem Neptunbrunnen<br />

und der Basilika San Petronio.<br />

Im Anschluss fahren Sie zum Flughafen und<br />

treten den Rückflug an.<br />

Bild: Lackiererblatt/M. Rehm<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 13


WEITERBILDUNG<br />

Antrieb – Charaktersache oder Einheitsbrei?<br />

3. Internationaler Motorenkongress in Baden-Baden<br />

Bild: VDI Wissensforum GmbH<br />

Am 23. und 24. Februar 2016 treffen<br />

sich Experten beim 3. Internationalen<br />

Motorenkongress in Baden-<br />

Baden, um über die zukünftige Rolle<br />

des Verbrennungsmotors zu diskutieren.<br />

Was treibt Motorenentwickler<br />

um? Welche ungenutzten Potenziale<br />

liegen im Verbrennungsmotor<br />

beim Pkw und Nutzfahrzeug?<br />

Der Verbrennungsmotor wird die nächsten<br />

Jahrzehnte die wichtigste Antriebsquelle in<br />

Fahrzeugen bleiben. Ziel ist, ihn effizienter<br />

und leistungsfähiger zu machen. Die größten<br />

Herausforderungen sind die Emissionsreduktion<br />

und der hohe Kostendruck. Über diese<br />

und zahlreiche weitere Themen diskutieren<br />

Experten aus dem In- und Ausland auf dem<br />

3. Internationalen Motorenkongress am 23.<br />

und 24. Februar 2016 in Baden-Baden.<br />

Der Autor: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter<br />

der AutomobilKonstruktion<br />

Evolutionär statt revolutionär<br />

Motorenentwickler sind sich einig: der Verbrennungsmotor<br />

wird sich nur evolutionär<br />

weiter entwickeln. Damit verbunden sind zahlreiche<br />

bislang noch nicht gehobene Potenziale.<br />

Experten von unter anderem APL, AVL,<br />

BMW, Daimler, Ford, GM, Honda, Hyundai,<br />

Mahle und Volkswagen präsentieren aktuelle<br />

Konzepte für Motoren, Lösungen für Thermodynamik<br />

und -management sowie zur Aufladung.<br />

Weitere wichtige Themen des Kongressprogramms<br />

sind Abgasemissionen, Reibungsreduktion,<br />

Technologien für die modellbasierte<br />

Steuerung und Kraftstoffe.<br />

Wie sieht die Antriebsdifferenzierung durch<br />

den Verbrennungsmotor in Zukunft aus? Nikolai<br />

Ardey von BMW ist der Ansicht, dass „dieser<br />

mit seinen Fahrzeug prägenden Abstimmungen<br />

in der nächsten Dekade ein wichtiges<br />

Differenzierungsmerkmal für mindestens<br />

90 % der Antriebe bleiben wird. Zugleich ist<br />

zu beobachten, dass sich die Technologien im<br />

enger werdenden Lösungskorridor der gesetzlichen<br />

Randbedingungen immer weniger unterscheiden.“<br />

RDE – eine Erfolgsstory?<br />

Seit Jahren bemühen sich die Automobilindustrie<br />

und der Gesetzgeber darum, Emissionen<br />

im realen Betrieb zu messen und zu verringern.<br />

Mit dem Start der Pkw Real Driving<br />

Emission (RDE) Monitoring-Phase im Januar<br />

2016 und den verbindlichen RDE-Emissionsli-<br />

Nikolai Ardey: „Der Verbrennungsmotor mit seinen<br />

Fahrzeug prägenden Abstimmungen wird in der<br />

nächsten Dekade ein wichtiges Differenzierungsmerkmal<br />

für mindestens 90 % der Antriebe bleiben.“<br />

Bild: BMW<br />

14 AutomobilKonstruktion 1/2016


mits ab September 2017 sind massive Anstrengungen<br />

für die Automobilhersteller verbunden.<br />

Das gilt auch für das Nutzfahrzeugsegment.<br />

Christof Gietzelt vom TÜV meint dazu:<br />

„Es wird keine Überraschung sein, das die<br />

entstehenden Entwicklungskosten für die Zielerreichung<br />

signifikant höher ausfallen werden<br />

im Vergleich zu Prüfzyklen, die ausschließlich<br />

auf dem Abgasrollenprüfstand anfallen. Die<br />

Kopplung von Versuch und Simulation wird<br />

noch mehr an Bedeutung gewinnen. Insgesamt<br />

wird das Thema RDE jedoch nachhaltig<br />

das Vertrauen der Bürger in die Automobil -<br />

industrie, technischen Dienste, Genehmigungsbehörden<br />

und europäische Gesetz -<br />

gebung stärken.“<br />

Wie sieht es bei den Kraftstoffen aus? Optionen<br />

zukünftiger Mobilität werden vermehrt gegen<br />

Greenhouse Gas (GHG) als auch luftqualitätsrelevante<br />

Emissionen gemessen werden.<br />

„Die Systemintegration von zukünftigen Kraftstoffen,<br />

Verbrennungssystemen und Abgasnachbehandlung<br />

wird wichtiger denn je“, ist<br />

Wolfgang Warnecke von Shell überzeugt. Er ist<br />

sicher, dass „neue Energieformen als Kraftstoffe<br />

wie Biofuels der zweiten Generation,<br />

Erdgas, Wasserstoff und Elektrizität oder synthetische<br />

„Sun Fuels“ eine wesentliche Rolle<br />

spielen werden, insbesondere auf erneuer -<br />

barer Basis.“<br />

Weiter im Fokus: Der Verbrennungsmotor<br />

(hier ein TwinPower Turbo<br />

Reihen-6-Zylinder, B58) bleibt auch<br />

bei BMW die erste Wahl.<br />

Bild: BMW<br />

Nutzfahrzeugmotoren 2020<br />

Parallel zum Pkw- und Kraftstoffprogramm<br />

findet die Konferenz „Nutzfahrzeugmotorentechnologie“<br />

statt. Im Fokus stehen Konzepte,<br />

die die zukünftigen Anforderungen aus der<br />

Gesetzgebung, Effekte auf CO₂ und Luftgüte<br />

erfüllen. Unter anderem berichtet Ron Borsboom,<br />

wie sich DAF darauf einstellt, neben Experten<br />

von Deutz, FPT, MAN oder Westport.<br />

Thomas Lengenfelder von Bosch sieht den<br />

Dieselmotor über das Jahr 2020 hinaus als<br />

dominanten Antrieb für kommerzielle Anwendungen<br />

im On- wie Off-Highway-Bereich.<br />

CO₂-Emissionen zu reduzieren wird noch stärker<br />

als bisher die Motorenentwicklung antreiben.<br />

Neue Technologien wie Hybridisierung<br />

und Wärmerückgewinnung werden dazu beitragen,<br />

NOx-Grenzwerte abzusenken. Erdgas<br />

als alternativer Antrieb wird aufgrund seines<br />

positiven CO₂-Effekts an Bedeutung gewinnen.<br />

„Die Herausforderung ist, den Gasmotor<br />

ähnlich wie den Dieselmotor mit hohem Wirkungsgrad<br />

zu betreiben, um das volle CO₂-Potenzial<br />

von rund 25 % zu nutzen“, meint Lengenfelder.<br />

Fachlicher Leiter der Konferenz ist<br />

Prof. Dr. Christian Beidl von der TU Darmstadt.<br />

Die Podiumsdiskussion zu den Chancen einer<br />

gemeinsamen Entwicklung von Pkw- und Nfz-<br />

Motorenentwicklern greift unter anderem diese<br />

Themen auf. Es diskutieren neben Dr. Ardey,<br />

Prof. Dr. Peter Eilts von der TU Braunschweig,<br />

Prof. Dr. Uwe Dieter Grebe von AVL<br />

List, Thomas Nickels von MAN und Dr. Thomas<br />

Wintrich von Bosch.<br />

Zusätzlich zum Vortragsprogramm lädt die<br />

große Ausstellung in den Pausen zum fach -<br />

lichen Austausch ein. Eine Simultanübersetzung<br />

wird angeboten.<br />

Anmeldung und Programm unter<br />

www.motorenkongress.de<br />

oder über<br />

VDI Wissensforum Kundenzentrum<br />

Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf<br />

Tel.: +49 211 6214-201<br />

wissensforum@vdi.de<br />

Dr. Christof Gietzelt: „Das Thema RDE wird nachhaltig<br />

das Vertrauen der Bürger in die Automobilindustrie,<br />

technischen Dienste, Genehmigungsbehörden und<br />

europäische Gesetzgebung stärken.“<br />

Bild: TÜV<br />

Dr. Wolfgang Warnecke: „Die Systemintegration von<br />

zukünftigen Kraftstoffen, Verbrennungssystemen und<br />

Abgasnachbehandlung wird wichtiger denn je.“<br />

Bild: Shell<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 15


LEICHTBAU<br />

Leicht, aber leistungsfähig<br />

Pöppelmann K-Tech bietet verschiedene Kunststoff-Lösungen zur Gewichtsreduzierung<br />

Die Experten von Pöppelmann K-Tech<br />

sichten im Rahmen des K-Tech-Checks<br />

die CAD-Daten, um für das jeweilige<br />

Bauteil das optimale Material zu<br />

bestimmen<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Anwender in vielen Industrie -<br />

branchen fordern in der Regel immer<br />

mehr Funktionen bei reduziertem<br />

Gewicht. Pöppelmann K-Tech bietet<br />

unterschiedliche Lösungswege, um<br />

das Bauteilgewicht deutlich zu<br />

reduzieren, die Bauteilfunktion zu<br />

erhöhen und somit gleichzeitig die<br />

Kosten zu senken.<br />

Insbesondere in der Automobilindustrie spielt<br />

Leichtbau eine entscheidende Rolle. Denn jedes<br />

eingesparte Gramm hilft, den Kraftstoffverbrauch<br />

zu senken und die gesetzlichen<br />

CO 2 -Vorgaben einzuhalten. Aber auch in anderen<br />

Industriezweigen gewinnt das Thema zunehmend<br />

an Relevanz – spätestens dann,<br />

wenn sich durch die konsequente Reduzierung<br />

des Gesamtgewichts ein Teil<br />

der Betriebskosten einsparen<br />

lässt. Pöppelmann K-Tech bietet<br />

verschiedene Strategien und<br />

Lösungen, um erhebliche Gewichtseinsparungen<br />

zu erzielen.<br />

So vielfältig wie die Anwendungsbereiche<br />

und technischen Anforderungen<br />

sind, so komplex sind<br />

die Zielvorgaben – gerade in Bezug<br />

auf die Gewichtsreduzierung. Die Erfahrungen<br />

der vergangenen Jahre haben gezeigt,<br />

dass es nicht die eine Lösung gibt. Stattdessen<br />

müssen jedes Produkt und jeder Prozess<br />

separat durchleuchtet werden. Pöppelmann<br />

K-Tech betreut seine Kunden von der Entwicklung<br />

bis zur Serie – mit Erfolg. Denn je eher<br />

Ein entscheidender Faktor für die Gewichtsreduzierung<br />

ist das richtige Material. In<br />

Kombination mit einer kunststoffgerechten<br />

Bauteilkonstruktion entstehen echte<br />

Leichtbau-Lösungen<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Der Autor: Dirk Stubbe, Projektleiter Verkauf im<br />

Bereich K-Tech, Pöppelmann Kunststoff-Technik GmbH<br />

& Co. KG, Lohne<br />

16 AutomobilKonstruktion 1/2016


Das MuCell Verfahren zeigt vor allem bei großen Bauteilen seine Vorteile. Nicht nur wegen seiner Gewichtsreduzierung,<br />

sondern vor allem wegen der sichtbaren Verzugsminimierung<br />

Bild: Pöppelmann<br />

der Kunststoff-Experte in den Entwicklungsprozess<br />

eingebunden wird, desto stärker ist<br />

das Ergebnis. Mit Hilfe von leistungsfähigen<br />

Polymeren produziert Pöppelmann beispielsweise<br />

hochbelastbare Öldruckrohre, die vorher<br />

aus Aluminium gefertigt wurden, aus<br />

Kunststoff.<br />

K-Tech-Check: Basis eines jeden Projekts<br />

Bevor Pöppelmann K-Tech mit einem neuen<br />

Projekt startet, führen die Experten des Kunststoffverarbeiters<br />

aus Lohne bei Oldenburg<br />

gemeinsam mit dessen Kunden eine intensive<br />

Bauteilbewertung durch: den K-Tech-Check.<br />

Dabei wird jede Anfrage auf die Parameter<br />

Material, Konstruktion, Werkzeug und Prozess<br />

überprüft, sodass sich beurteilen lässt, an<br />

welcher Stellschraube die Ingenieure drehen<br />

Die ersten Serienbauteile zeigen die<br />

Leichtbau-Potenziale der Organobleche.<br />

Ein deutlicher Mehrwert entsteht vor allem<br />

dadurch, das wichtige Funktionsbereiche,<br />

wie bei dieser Sitzschale, direkt<br />

angespritzt werden<br />

Bild: Pöppelmann<br />

müssen, um das Gesamtgewicht der Lösung<br />

zu reduzieren.<br />

Ein entscheidender Faktor für Gewichtsreduzierung<br />

ist das Material – gerade wenn es darum<br />

geht, Metallteile in Kunststoff umzukonstruieren.<br />

„Jedes Bauteil muss zum Beispiel<br />

von Anfang an kunststoffgerecht in Relation<br />

zum Material ausgelegt werden – damit schon<br />

in der Konstruktion frühzeitig wichtige Weichen<br />

in Bezug auf Funktionalität gestellt werden<br />

können“, erklärt Reinhard Böckmann,<br />

Projektleiter bei Pöppelmann K-Tech. „Gleichzeitig<br />

schauen wir uns den Prozess an, sprich:<br />

Mit welcher Technologie und nach welchen<br />

Vorgaben wir am sinnvollsten produzieren.<br />

Parallel kümmern wir uns um das Werkzeug:<br />

Was muss es leisten? Wie lasten wir es am ef-<br />

fektivsten aus?“<br />

Die Entscheidung für das passende Material<br />

fällt nach Sichtung der CAD-Daten: „Denn<br />

erst, wenn das Material zu hundert Prozent<br />

zur Konstruktion passt, wird am Ende eine<br />

wirtschaftliche Lösung daraus“, sagt Projektleiter<br />

Sascha Arkenau. Wie fest muss das Material<br />

sein? Welcher Temperatur muss es<br />

standhalten? Wie flexibel muss es sein, wie<br />

teuer darf es sein? Und wie sieht es mit Recycling<br />

aus? Natürlich spielt auch das Gewicht<br />

eine entscheidende Rolle. „Das sind Fragen,<br />

die wir uns jedes Mal stellen – auch bei bestehenden<br />

Kunststoffteilen“, so Arkenau.<br />

MuCell-Verfahren sorgt für bessere<br />

Dimensionsstabilität bei geringerem Gewicht<br />

Außer über den Aspekt Material kann das<br />

Bauteilgewicht auch über neue Herstellungsverfahren<br />

reduziert werden. Seit vielen Jahren<br />

setzt Pöppelmann K-Tech das MuCell-Verfahren<br />

ein, eine Technologie zum physikalischen<br />

Schäumen von Thermoplasten. Dieses Verfahren<br />

bietet eine Menge von Vorteilen. Mit Hilfe<br />

der Maschinenparameter ist der Fertigungsprozess<br />

sicher zu steuern und somit absolut<br />

reproduzierbar. Weiterhin kann durch die<br />

Schaumbildung das Bauteilgewicht um bis zu<br />

15 %, je nach Materialtyp, reduziert werden.<br />

Doch die Gewichtsreduzierung ist nur ein<br />

wesentlicher Vorteil des MuCell-Verfahrens.<br />

Stärker überwiegen funktionelle Vorteile,<br />

unter anderem die verbesserte Dimensions-<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 17


LEICHTBAU<br />

stabilität der Formteile: Dank des thermoplastischen<br />

Schäumens lassen sich Formteile mit<br />

geringem Verzug und hoher Steifigkeit herstellen.<br />

Außerdem lassen sich Einfallsstellen reduzieren.<br />

Gerade bei verzugsanfälligen Bauteilen,<br />

beispielsweise bei Batteriegehäusen,<br />

ein wichtiger Faktor.<br />

„Am Ende erhält man mehr Funktionen bei<br />

reduziertem Gewicht bei gleichzeitiger Kostenkontrolle“,<br />

fasst Karen Rußmann zusammen.<br />

Sie ist bei Pöppelmann K-Tech zuständig<br />

für die Prozessumsetzung. Mit über 4,5 Millionen<br />

produzierten Serienbauteilen allein im<br />

Jahr 2015 ist Pöppelmann einer der führenden<br />

Verarbeiter, wenn es um MuCell geht.<br />

Reproduzierbar und prozesssicher ist der<br />

MuCell-Fertigungsprozess bei Pöppelmann<br />

K-Tech. Allein im Jahr 2015 wurden über<br />

4,5 Millionen Serienbauteile produziert<br />

Bild: Pöppelmann<br />

Organobleche: noch leichter und fester<br />

Doch nicht für jedes Bauteil ist MuCell das<br />

richtige Verfahren. In diesem Zusammenhang<br />

bieten Organobleche neue, vielversprechende<br />

Konstruktionsmöglichkeiten. Bei Organo -<br />

blechen handelt es sich um vorgefertigte<br />

Halbzeuge, bestehend aus in Polymer getränktem<br />

Endlosglasfaser-Gewebe. Diese werden<br />

je nach Kontur zugeschnitten, aufgeheizt<br />

und direkt im Spritzgusswerkzeug umgeformt.<br />

Das Besondere: Die Funktionsbereiche werden<br />

einfach auf den Einleger gespritzt. Zusätzliche,<br />

aufwändige Nacharbeitsschritte<br />

entfallen.<br />

„Diese Funktionsintegration ist ein großer Vorteil<br />

gegenüber Metallbauteilen“, sagt Frank<br />

Schockemöhle, Leiter Prozessumsetzung bei<br />

Pöppelmann K-Tech. „Hinzu kommt, dass die<br />

Steifigkeit und Festigkeit vergleichbar sind.<br />

Aber die Bauteile sind deutlich leichter.“ Der<br />

Einsatz von Organoblechen ist nicht neu,<br />

erhält aber durch die Zielvorgabe Gewichts -<br />

reduktion immer mehr an Bedeutung. Das<br />

Unternehmen produziert bereits mehrere Bauteile<br />

für laufende Serienanwendungen.<br />

Die Möglichkeiten, das Gewicht von Bauteilen<br />

zu reduzieren und zugleich die Funktionalität<br />

zu erhalten oder sogar zu erweitern, sind also<br />

vielfältig. Pöppelmann K-Tech bietet seinen<br />

Kunden hierzu verschiedene innovative Lösungen.<br />

Da das Unternehmen Bauteilentwicklung<br />

und Serienproduktion aus einer Hand<br />

bietet, profitieren Kunden von besonders kurzen<br />

Entwicklungszeiten.<br />

Mit Hilfe von 3D-Entwicklungstools wie FEM-<br />

Berechnungen oder Füllsimulationen können<br />

Konstruktionsdaten bereits in frühen Projektphasen<br />

bewertet werden. Zudem verfügt der<br />

Kunststoffverarbeiter über umfangreiche Praxiserfahrungen<br />

im Umgang mit unterschiedlichen<br />

Materialien und Werkzeuganforderungen<br />

sowie ein umfangreiches Netzwerk zu allen<br />

namhaften Rohstoffherstellern.<br />

Pöppelmann K-Tech präsentiert seine umfangreichen<br />

Leichtbau-Lösungen auf der Industrial<br />

Supply im Rahmen der diesjährigen Hannover<br />

Messe vom 25. bis 29. April 2016.<br />

Pöppelmann Kunststoff-Technik GmbH<br />

& Co. KG, Lohne, info@poeppelmann.com,<br />

www.poeppelmann.com<br />

18 AutomobilKonstruktion 1/2016


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1/2016 AutomobilKonstruktion 19<br />

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LEICHTBAU<br />

Nichts leichter als das<br />

Hydroformed-Hybrids für die Karosserie sparen nicht nur Gewicht ein<br />

Das Elring Klinger-Concept Car zeigt, wo Cockpitquerund<br />

Frontendträger im Fahrzeug verbaut werden.<br />

Zur Gewichtsreduktion wird eine Kombination aus<br />

Polymerspritzguss, metallischen Blechen und Innenhochdruckumformung<br />

von Metallrohren eingesetzt<br />

Bilder: Elring Klinger<br />

Der Grenzwert von 95 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer ist für die gesamte<br />

Automobilindustrie – Hersteller wie<br />

Zulieferer – eine enorme Herausforderung.<br />

Polymer-Metall-Hybride<br />

vereinen höchste Funktionalität mit<br />

geringem Gewicht und werden zukünftig<br />

deutlich mehr eingesetzt.<br />

Der Autor: Jürgen Goroncy,<br />

freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />

Leichtbau zählt zu den Schlüsseltechniken<br />

um Kraftstoffverbrauch und Emissionen zu<br />

senken. Seit einiger Zeit ersetzen Kunststoffe<br />

zunehmend Metalle. Bei Elring Klinger ging<br />

das erste Kunststoff-Leichtbauteil Ende der<br />

1990er Jahre in Serie. Heute fertigt das Unternehmen<br />

aus Dettingen an der Erms etwa zehn<br />

Millionen Stück pro Jahr – Tendenz steigend.<br />

Ende 2014 erweiterte sich das Produktportfolio<br />

um neuentwickelte Hybrid-Werkstoffe. „Für<br />

uns stellt dies den Einstieg in den Leichtbau<br />

für Karosserie- und Fahrwerksteile mit einer<br />

neuen Hydroform-Hybridtechnik dar“, erklärt<br />

Reinhard Müller, Leiter des Geschäftsbereichs<br />

Elastomertechnik/Module bei Elring Klinger.<br />

Leichtbaulösungen fürs Frontend und das Cockpit<br />

Hergestellt werden die Strukturbauteile wie<br />

Cockpitquer- oder Frontendträger in einem innovativen<br />

Fertigungsverfahren, das Innenhochdruck-Umformen<br />

und Spritzgießen in nur<br />

einem Prozessschritt vereint. Dabei wird vorzugsweise<br />

ein dünnwandiges Aluminiumrohr<br />

in ein Kunststoff-Spritzgusswerkzeug eingelegt<br />

und mit Funktions-Elementen aus Kunststoff<br />

umspritzt. Im Anschluss wird das Hybridteil<br />

den nachfolgenden Bearbeitungsprozessen<br />

zugeführt.<br />

Metall und Polymer gehen einen Form- beziehungsweise<br />

Kraftschluss ein. Die Spritzgussmasse<br />

wird auf ein durch eine Rändelung<br />

funktionalisiertes Aluminiumrohr aufgespritzt.<br />

In dieser Rändelung verankert sich der Kunststoff.<br />

Zusätzlich wird das Rohr mit Rippen und<br />

Funktionselementen aus Kunststoff umspritzt.<br />

Verwendet wird derzeit Polyamid PA6 mit<br />

60 % Glasfaserfüllung (GF60). „Denkbar ist<br />

aber auch die Verarbeitung anderer Polyamide<br />

oder Thermoplaste“, sagt Müller.<br />

An zwei Standorten kommt die Technik bisher<br />

zum Einsatz: In Suzhou/China sowie im kanadischen<br />

Leamington. Die hierzu benötigten,<br />

32 t schweren Werkzeuge stellte der konzerneigene<br />

Werkzeugbau – bekannt unter dem<br />

Markennamen Hummel-Formen – am Standort<br />

Lenningen her.<br />

Für die Karosserie werden von Elring Klinger<br />

zunächst Cockpitquer- und Frontendträger aus<br />

Polymer-Metall-Hybriden gefertigt. Der Cockpit-Querträger<br />

trägt Instrumententafel, Lenksäule,<br />

Heizungs- und Lüftungsmodule, Airbags,<br />

Handschuhkasten, Mittelkonsole sowie<br />

weitere Ausstattungselemente. Weiter vorne<br />

im Fahrzeug, am Frontend, fixiert ein ebenfalls<br />

in Hybridbauweise hergestellter Frontendträger<br />

beispielsweise den Motorkühler,<br />

20 AutomobilKonstruktion 1/2016


Cockpit-Querträger tragen Instrumententafel,<br />

Lenksäule, Heizungs- und Lüftungsmodule,<br />

Airbags, Handschuhkasten, Mittelkonsole sowie<br />

weitere Ausstattungselemente und verbinden<br />

sie sicher mit der Karosserie<br />

die Scheinwerfermodule, den Spritzwasserbehälter,<br />

das Signalhorn, das Abstandsradar-<br />

Modul oder die Luftansaugung. Darüber hinaus<br />

stützt er die Motorhaube ab. Einsatz finden<br />

die Strukturbauteile in aktuellen Mercedes-Benz<br />

Modellen wie etwa A-, B-, C- und<br />

E-Klasse.<br />

Eine Lizenzvereinbarung mit der Daimler AG<br />

ermöglicht es Elring Klinger, diese Technologie<br />

auch weiteren OEMs anzubieten, was beträchtliches<br />

Potenzial für Anschlussaufträge<br />

in den kommenden Jahren bedeutet. Mehrere<br />

Kunden haben bereits Interesse geäußert.<br />

Wer diese Interessenten sind, wollte man in<br />

Dettingen allerdings nicht kommunizieren.<br />

Motor- und Getriebeträger aus glasfaserverstärkten<br />

Thermoplasten<br />

Als Spezialist für Kunststoffspritzguss geht Elring<br />

Klinger auch bei Motor- und Getriebeträgern<br />

einen Schritt weiter und ersetzt die bis<br />

dato verwendeten metallischen Werkstoffe<br />

durch glasfaserverstärkte Thermoplaste. Motorträger<br />

aus glasfaserverstärktem Polyamid<br />

haben entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen<br />

Aluminium-Konstruktionen. „Die<br />

wesentlich bessere Akustik sowie die höhere<br />

Wärmeisolierung sprechen für sich“, fasst<br />

Müller zusammen. Auch eine hohe Festigkeit<br />

und Steifigkeit zeichnen die Bauteile aus. Zudem<br />

wird das aus Naturkautschuk hergestellte<br />

Motorlager besser vor der Motorhitze geschützt<br />

und so die Lebensdauer erhöht. Inserts<br />

und Buchsen, aber auch Hitzeschilde<br />

können problemlos integriert werden.<br />

Alles aus einer Hand – auch in Zukunft<br />

Eine Besonderheit, die das Unternehmen seinen<br />

Kunden bietet: Die Entwicklung und Konstruktion<br />

der Bauteile, der Werkzeuge, sowie<br />

die zugehörige Prozessentwicklung kommen<br />

aus einer Hand. „Besonders unser konzerneigener<br />

Werkzeugbau ist ein klares Alleinstellungsmerkmal.<br />

Vom ersten Kundenanruf bis<br />

zur Großserienfertigung der Bauteile wird alles<br />

bei uns aufeinander abgestimmt. Dies bietet<br />

dem Kunden die Sicherheit einer günstigen,<br />

schnellen und flexiblen Bauteilentwicklung<br />

und -fertigung“, erklärt der Bereichsleiter.<br />

Elring Klinger AG<br />

Tel.: +49 7123 724-0<br />

info@elringklinger.com<br />

Reinhard Müller erwartet zukünftig<br />

gute Aufträge für Strukturbauteile<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 21


LEICHTBAU<br />

Im Takt der Autoschmieden<br />

Faserverstärkter Kunststoff bringt neue Möglichkeiten, aber auch Probleme<br />

Die Reinigung mit CO 2 -Schnee bietet durch die<br />

effiziente, lokale und trockene Reinigung zahlreiche<br />

Möglichkeiten für eine Integration in automatisierte,<br />

serielle Fertigungsprozesse, die mit Flüssigreinigungsverfahren<br />

nicht denkbar wären<br />

Bilder: Fraunhofer IPA<br />

Faserverstärkter Kunststoff ergänzt<br />

immer mehr die herkömmlichen<br />

Metalle. Doch seine Herstellung ist<br />

für die Automobilindustrie noch zu<br />

aufwendig. Das Fraunhofer IPA<br />

sucht hier nach neuen Wegen. Seine<br />

Stärke: Es erforscht den gesamten<br />

Werdegang des Verbundwerkstoffs,<br />

von der Herstellung über die Bearbeitung,<br />

die Fügetechnik und die<br />

Oberflächenbehandlung bis hin<br />

zum Recycling.<br />

Der Autor: Dr.-Ing. Bernhard Budaker,<br />

Geschäftsfeldleiter Automotive am Fraunhofer IPA,<br />

Stuttgart<br />

Wegen der immer<br />

strengeren Abgasnormen<br />

und den volatilen<br />

Spritpreisen<br />

kämpfen die Autobauer<br />

um jedes Kilogramm<br />

– Leichtbau<br />

hat Konjunktur. Ein<br />

Abspecken um 100 kg<br />

spart auf 100 km immerhin<br />

rund 0,4 l<br />

Kraftstoff und vermindert<br />

die Kohlendioxidemissionen<br />

um<br />

durchschnittlich 10<br />

g/km. Die Einführung<br />

des Elektroautos gibt<br />

dem Trend zusätzlich Schwung, weil die Karosserie<br />

auch noch den zentnerschweren Akku<br />

tragen muss. Deshalb vollzieht sich in der Automobilindustrie<br />

derzeit ein grundlegender<br />

Wandel: Schwerer Stahl, der Klassiker<br />

schlechthin in der Autobranche, wird mehr<br />

und mehr von relativ leichten Materialien ergänzt,<br />

vor allem von faserverstärkten Kunststoffen.<br />

Ein moderner Wagen besteht bereits<br />

zu rund 15 % aus Kunststoff.<br />

Andere Branchen sind schon einen Schritt weiter.<br />

Die Luftfahrtindustrie, die noch viel mehr<br />

auf geringes Gewicht achten muss, wagt sich<br />

besonders weit vor. Die neuen Flugzeuge Boeing<br />

787 und Airbus A 350 bestehen zu mehr<br />

als der Hälfte ihres Gewichts aus kohlefaserverstärktem<br />

Kunststoff. Auch die Rotorblätter<br />

großer Windkraftanlagen, die eine Länge von<br />

bis zu 80 Metern haben, sind aus Carbon ge-<br />

fertigt. Ohne den leichten und robusten Werkstoff<br />

könnten sie die gewaltigen Kräfte, die an<br />

ihnen zerren, gar nicht aufnehmen. Allerdings<br />

ist die Herstellung von Flugzeugen oder Windkraftanlagen<br />

nicht mit der von Autos vergleichbar.<br />

Wegen der kleinen Stückzahlen und<br />

dem geringen Kostendruck müssen die Fabriken<br />

nicht auf höchste Effizienz getrimmt werden.<br />

Es herrscht noch immer eine Art Manufaktur-Betrieb.<br />

In der Automobilindustrie regiert<br />

dagegen der Industrieroboter mit nicht<br />

zu übertreffender Präzision. Alle zwei bis drei<br />

Minuten muss ein Auto vom Band rollen, und<br />

zwar in optimaler Qualität. Solche kurzen<br />

Taktzeiten sind nur bei einer weitgehenden<br />

Automatisierung möglich.<br />

Noch echte Handarbeit<br />

Und hier steckt eines der größten Probleme:<br />

Faserverstärkte Kunststoffe erfordern noch<br />

immer viel Handarbeit und können deshalb<br />

die harten Anforderungen der Erstausrüster<br />

noch gar nicht erfüllen. Ein großer OEM ist<br />

zwar vorgeprescht und verkauft seinen neuen<br />

Elektrowagen mit einer kompletten Carbon-<br />

Karosserie, ähnlich wie bei den Formel-1-Boliden.<br />

Mit diesem mutigen Schritt wurde jedoch<br />

ein hohes Risiko eingegangen. Es muss noch<br />

genauer erforscht werden, mit welchen Methoden<br />

der neuartige Werkstoff bearbeitet<br />

werden kann, wie Löcher eingebracht werden<br />

und Teile miteinander verbunden werden können.<br />

Auch das Aufbringen von Lacken muss<br />

noch genauer erforscht werden. Das Fraunhofer<br />

IPA nimmt sich diesen Themen in verschiedenen<br />

Disziplinen an: Die Carbon-Karosserie-<br />

22 AutomobilKonstruktion 1/2016


Laserlichtschnitt zur Visualisierung<br />

des Lacksprühstrahls<br />

Bauteile des bereits erwähnten Elektroautos<br />

werden beispielsweise vor der Lackierung<br />

schon heute mit CO 2 -Düsen gereinigt, die<br />

beim Fraunhofer IPA im Bereich der Reinstund<br />

Mikroproduktion entwickelt wurden.<br />

Es müssen nicht immer Kohlefasern sein<br />

Obwohl es viele verschiedene faserverstärkte<br />

Kunststoffe gibt, denkt man zunächst unwillkürlich<br />

an Carbon. Denn dieses Hightech-Material<br />

ist am leistungsfähigsten. Was Festigkeit<br />

und geringes Gewicht angeht, ist die Kohlefaser<br />

ungeschlagen. Doch beim Auto ist die<br />

teure Lösung für viele Anwendungen gar nicht<br />

nötig, für die Massenproduktion sind die Fasern<br />

noch zu teuer. Dazu kommt, dass fast die<br />

gesamte Produktion von Kohlefasern von wenigen<br />

ostasiatischen Firmen stammt, sodass<br />

Unternehmen in eine unliebsame Abhängigkeit<br />

geraten. Das Fraunhofer IPA sucht deshalb<br />

nach Alternativen, die das Importprodukt<br />

ersetzen könnten. Es experimentiert etwa mit<br />

Basalt-, Aramid- oder Glasfasern. Auch Fasern<br />

aus nachwachsenden Rohstoffen, etwa aus<br />

Nanozellulose, werden erforscht. Trotz dieser<br />

Alternativen steht Carbon im Mittelpunkt. Dabei<br />

geht es etwa darum, dessen Duktilität zu<br />

erhöhen. Jeder, der ein modernes Rennrad<br />

fährt, kennt das Problem: Nach einem Sturz<br />

kann er dem Carbon-Rahmen nicht mehr trauen.<br />

Selbst wenn das teure Bauteil wie neu<br />

aussieht und keinerlei sichtbare Schäden aufweist,<br />

kann es bei der nächsten Ausfahrt auseinanderbrechen.<br />

Denn die einzelnen Schichten<br />

der Fasern könnten sich im Inneren voneinander<br />

gelöst haben, der Materialverbund,<br />

der die Festigkeit gewährleistet, könnte gestört<br />

sein. Die Stuttgarter Wissenschaftler forschen<br />

an Nanopartikeln, die dem Verbundsystem<br />

zugegeben werden, indem man sie entweder<br />

unter das Epoxidharz mischt oder die<br />

Fasern damit beschichtet. Dann zerbricht der<br />

Werkstoff bei großer Belastung nicht spontan<br />

wie Glas, sondern verformt sich zunächst wie<br />

Stahl oder Aluminium – und man kann die Gefahr<br />

mit bloßem Auge kommen sehen.<br />

Robotersystem für schlaffe Bauteile<br />

Nun geht es darum, den Herstellungsprozess<br />

von Carbon zu automatisieren, damit er sich<br />

für die Autoindustrie eignet. Hier steht die<br />

Forschung noch ganz am Anfang. Im Grunde<br />

müssen zwei Komponenten zusammengebracht<br />

werden: die Fasern und der Kunststoff.<br />

Einzelne Kohlenstofffasern sind bei einem<br />

Durchmesser von fünf bis acht Mikrometer<br />

zehnmal dünner als ein menschliches Haar.<br />

Sie werden ähnlich wie Baumwoll- oder Seidenfasern<br />

zu Geweben oder Gelegen verarbeitet.<br />

Damit sie leichter zu handhaben und weiterzuverarbeiten<br />

sind, werden sie zudem mit<br />

Harz getränkt, man spricht dann von Prepregs.<br />

Arbeiter legen diese von Hand in eine<br />

Form und härten das Bauteil im Ofen aus.<br />

Doch diese recht beschauliche Handarbeit,<br />

wie sie bei Tennisschlägern üblich ist, eignet<br />

sich nicht für die schnelle Autobranche – zu<br />

teuer, zu langsam, zu unsicher. Dort werden<br />

die Gewebe oder Gelege direkt in eine Presse<br />

gelegt, anschließend wird Harz eingefüllt und<br />

das Bauteil härtet aus. Die große Problematik<br />

liegt in der Automatisierung der Prozesse. Robotersysteme<br />

sollen die Gewebe automatisch<br />

in die Form einlegen. Das erfordert ganz neue<br />

Konzepte, denn die Carbon-Gelege sind<br />

schlaff wie ein Bademantel.<br />

Nun geht es in den Ofen. Auch hier wartet auf<br />

die Forscher noch allerhand Arbeit, denn derzeit<br />

dauert das Aushärten zu lange. Die Autobranche<br />

fordert Taktzeiten von weit unter drei<br />

Minuten, besser zwei Minuten – rund eine Minute<br />

schneller, als man es mit heutigen Methoden<br />

schafft. Schwesterinstitute arbeiten<br />

an der Entwicklung von thermoplastischen,<br />

kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen, welche<br />

eine schnellere Reaktionszeit aufweisen.<br />

Die Stuttgarter wollen den Ofen selbst verändern,<br />

damit er schneller heiß wird, und auch<br />

schneller wieder abkühlt. Sie laborieren an einer<br />

Beschichtung aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen,<br />

die wie ein Lack aufgetragen wird und<br />

dank ihrer elektrischen Leitfähigkeit selbst als<br />

Heizung dient. Mit diesem Trick gelangt die<br />

Hitze unmittelbar zum Kunststoff, kein Bauteil<br />

wird unnötig aufgeheizt. Vielleicht geht es in<br />

Zukunft sogar noch schneller: vorstellbar sind<br />

Kohlefasern, die im Carbon stecken und<br />

selbst als Heizung dienen. Schließlich sind<br />

sie ebenfalls leitfähig.<br />

Bearbeitung von Carbon erfordert<br />

ganz neue Werkzeuge<br />

Kommt das Carbon-Bauteil schließlich aus der<br />

Form, lauern schon die nächsten Probleme.<br />

Jetzt geht es darum, Ränder nachzuarbeiten,<br />

Konturen zu fräsen, Bohrungen einzubringen.<br />

Eine ganze Abteilung am Fraunhofer IPA befasst<br />

sich mit der spanenden Bearbeitung von<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 23


LEICHTBAU<br />

Das Absaugsystem ADExSys entfernt die<br />

Emissionen bei der Bearbeitung von Leichtbaustoffen<br />

nahezu vollständig<br />

Mit dem neuen Handgerät lässt sich das Rührreibschweißen einsetzen, um Leichtbaustoffe zu verbinden<br />

kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen und<br />

arbeitet dabei mit Unternehmen der Auto-,<br />

der Maschinenbau- und der Werkzeugindustrie<br />

zusammen. Den Wissenschaftlern macht<br />

ausgerechnet die hohe Qualität und Haltbarkeit<br />

von Carbon zu schaffen. Die führt nämlich<br />

dazu, dass die eingesetzten Werkzeuge sehr<br />

schnell verschleißen. Darunter leidet die Präzision.<br />

Doch eine vollautomatisierte Fertigung<br />

ist darauf angewiesen, dass die zweite, hundertste<br />

und tausendste Bohrung noch genauso<br />

aussieht wie die erste. Und dass der Techniker<br />

genau weiß, wie viele Meter ein Fräser<br />

arbeiten kann, bevor er ausgewechselt werden<br />

muss. Für die Bearbeitung von faserverstärkten<br />

Kunststoffen sind deshalb nicht nur<br />

neue Werkzeuge nötig, an denen hier gearbeitet<br />

wird. Vor allem muss man Standards entwickeln,<br />

wie sie in der Metallverarbeitung<br />

gang und gäbe sind.<br />

Ein weiteres Problem kommt hinzu: Bei der<br />

Bearbeitung von Carbon-Teilen entsteht viel<br />

Staub, der sehr aggressiv ist und den Menschen<br />

und Maschinen schadet. Die Ingenieure<br />

entwickeln eine neue Form der Absaugung,<br />

die Abhilfe leistet.<br />

Wenn das Bauteil schließlich fertiggestellt ist,<br />

folgt die Endkontrolle. Auch hier greifen die<br />

bewährten Instrumente, wie sie beim Blech<br />

üblich sind, nicht mehr. Die größte Gefahr<br />

droht von Delaminationen, also kleinen Hohlräumen,<br />

die den Verbund zwischen Faser und<br />

Kunststoff stören. Diese Schwachstellen, die<br />

wie Sollbruch stellen wirken, sind von außen<br />

nicht sichtbar. Das Fraunhofer IPA arbeitet da<br />

ran, mehrere Verfahren marktfähig zu machen.<br />

Zur zerstörungsfreien Prüfung kommen<br />

Verfahren wie Computertomographie, Ultraschall<br />

oder Thermographie in Frage, die auch<br />

Fehlstellen im Inneren der Bauteile detektieren<br />

können. Um den Erfordernissen der Autobranche<br />

gerecht zu werden, müssen diese<br />

Verfahren nicht nur die kurzen Taktzeiten der<br />

Autobranche einhalten, sie müssen auch Fehlerfreiheit<br />

garantieren und möglichst geringe<br />

Kosten verursachen.<br />

Fügeverfahren der Zukunft<br />

Nun ist das Kunststoff-Bauteil fertig – eines<br />

von insgesamt 20 000 bis 30 000 Komponenten,<br />

die ein Auto ausmachen. Jetzt geht es darum,<br />

diese Einzelteile miteinander zu verbinden.<br />

Auch in diesem Arbeitsschritt stecken<br />

große Herausforderungen. Wie fügt man<br />

Kunststoff mit Metall zusammen, ohne Kontaktkorrosion<br />

zu riskieren? Wie verbindet man<br />

Kunststoff mit Kunststoff? Soll man nieten,<br />

schrauben, kleben oder reibschweißen? Das<br />

alles ist noch weitgehend offen und längst<br />

nicht so standardisiert wie das Zusammenfügen<br />

von Blechteilen. Auch mit diesen Methoden<br />

beschäftigt sich das Fraunhofer IPA. Es<br />

macht zum Beispiel das Rührreibschweißen,<br />

das bisher nur für Metalle angewandt wird, für<br />

den Kunststoff tauglich. Bei dieser Methode<br />

erzeugt ein rotierender Werkzeugkopf durch<br />

Reibung und Druck genug Hitze, um den<br />

Kunststoff verformbar zu machen, gleichzeitig<br />

rührt er den Kunststoffbrei der beiden Bauteile<br />

zusammen. So entsteht eine breite, gleichmäßige<br />

Schweißnaht. Der Vorteil: Mit dem<br />

Verrühren gelangen Fasern in die Naht und<br />

verstärken sie. Das ist beim Kleben nicht der<br />

Fall.<br />

Oberflächenbehandlung als Schlüsselkompetenz<br />

In unserem virtuellen Produktionsszenario ist<br />

das Auto nun weitgehend zusammengebaut.<br />

Nun muss es noch lackiert werden. Dabei soll<br />

der Lack auch technische Aufgaben erfüllen,<br />

wie vor Korrosion schützen, gegen aggressive<br />

Sonnenstrahlung immun sein, Wassertropfen<br />

abperlen lassen, leicht zu säubern sein und<br />

so weiter. Für das übliche Stahlblech haben<br />

Techniker viele optimale Lösungen gefunden<br />

– nicht aber für verstärkte Kunststoffe, die eine<br />

ganz andere Oberflächenstruktur und Chemie<br />

besitzen. Eine Abteilung beschäftigt sich<br />

ausschließlich mit Beschichtungssystemen<br />

und Lackiertechnik. Dort hat man bereits gezeigt,<br />

wie es gehen kann, etwa bei der Entwicklung<br />

von Lackierprozessen für hochwertige<br />

Kunststoffteile für Heckklappen mit der Firma<br />

SMP.<br />

Fraunhofer IPA<br />

Tel.: +49 711 970-3653<br />

bernhard.budaker@ipa.fraunhofer.de<br />

24 AutomobilKonstruktion 1/2016


Festigkeitsanalyse gewebeverstärkter Faserverbundwerkstoffe<br />

Dresdner Leichtbauer entwickeln FKV-Materialmodell<br />

Forscher des Instituts für Leichtbau<br />

und Kunststofftechnik (ILK)<br />

der Technischen Universität Dresden<br />

entwickeln ein Materialmodell<br />

für die Festigkeitsanalyse gewebeverstärkter<br />

Faser-Kunststoff-<br />

Verbunde (FKV). Damit können<br />

zukünftig hochbeanspruchte<br />

Leichtbaustrukturen zuverlässig<br />

ausgelegt werden.<br />

Überlagerte Spannungszustände<br />

setzen sich hauptsächlich aus<br />

Zug- oder Schubspannungen in<br />

der Verbundebene und häufig<br />

überlagerte Druckspannungen<br />

quer dazu zusammen. Sie sind<br />

charakteristisch für die Lasteinleitungsbereiche<br />

von FKV-Bauteilen,<br />

wie etwa Profilantriebswellen.<br />

Für die Dimensionierung dieser<br />

Bereiche fehlen bisher zuverlässige<br />

Werkstoffkennwerte und<br />

geeignete Versagenskriterien, die<br />

solche Spannungsinteraktionen<br />

und den Einfluss der spezifischen<br />

Gewebearchitektur auf das Werkstoffversagen<br />

berücksichtigen.<br />

Die Forscher des ILK konzentrieren<br />

sich bei ihren Untersuchungen<br />

auf kohlenstofffaserverstärkte<br />

Duroplast-Verbundwerkstoffe<br />

mit unterschiedlichen Gewebeverstärkungen.<br />

Dabei untersuchen<br />

sie den Einfluss der Gewebearchitektur<br />

und der Verzahnung<br />

benachbarter Gewebeeinzellagen<br />

untereinander auf die<br />

Werkstofffestigkeiten.<br />

Zur Vertiefung des Materialverständnisses<br />

für das Schädigungsund<br />

Bruchverhalten gewebeverstärkter<br />

Faser-Kunststoff-Verbunde<br />

werden sowohl virtuelle Prüfungen<br />

mittels der Finiten-Elemente-Methode<br />

als auch experimentelle<br />

Prüfungen durchgeführt.<br />

www.tu-dresden.de/mw/ilk<br />

Leichtbautechnik für das Pkw-Fahrwerk<br />

Weltweit erstes Stützlager aus Polyamid<br />

ContiTech Vibration Control hat<br />

ein Stützlager für das Federbein<br />

entwickelt, bei dem auch glasfaserverstärktes<br />

Polyamid (BASF Ultramid)<br />

als Hauptträgerkomponente<br />

zum Einsatz kommt. Es ist<br />

laut Hersteller das erste Lager<br />

aus diesem Material, das im Fahrwerk<br />

sowohl an der Vorder- als<br />

auch an der Hinterachse von<br />

Pkws eingesetzt wird. Im Vergleich<br />

zu bisherigen Varianten<br />

aus Stahl oder Aluminium biete<br />

es deutliche Vorteile: eine Gewichtsersparnis<br />

von rund 25 %<br />

und eine längere Einsatzdauer.<br />

Gleichzeitig erhöhe sich der Fahrkomfort<br />

durch ein hochisolierendes<br />

Gummielement. Zusammen<br />

mit General Motors LCC hat Conti-<br />

Tech das Stützlager für den neuen<br />

Cadillac CT6.<br />

Das neue zweiteilige Drei-Pfad-<br />

Lager besteht sowohl aus glasfaserverstärktem<br />

Polyamid als auch<br />

aus Aluminiumkomponenten.<br />

Durch das neuartige Design hält<br />

es Stoßbelastungen von 75 kN<br />

stand, die zum Beispiel bei Fahren<br />

durch extreme Schlaglöcher<br />

entstehen können. Durch das<br />

Stützlager wirken zudem nur geringe<br />

Gegenmomente auf den<br />

Stoßdämpfer. Dadurch werde<br />

auch dieses Bauteil weniger belastet<br />

und die Sicherheit im Fahrzeug<br />

erhöht.<br />

www.contitech.de<br />

Verzinkte Warmumformung<br />

Die Antwort auf anspruchsvolle Anforderungen<br />

Gewichtseinsparung bei gleichzeitig<br />

ausgezeichneter Crash-Performance<br />

und hervorragendem<br />

Korrosionsschutz sind nur einige<br />

der umfassenden Anforderungen<br />

der Automobilproduzenten.<br />

In den letzten Jahren haben nach<br />

Aussage von Voestalpine die mittels<br />

Warmumformung hergestellten<br />

ultrafesten Bauteile auf Basis<br />

22MnB5 mit Zn- und AlSi-Beschichtung<br />

im Festigkeitsbereich<br />

1500 MPa den Markt bestimmt.<br />

Das neu entwickelte Phs-Directform<br />

ermögliche nun die direkte<br />

Warmumformung von feuerverzinktem<br />

Bandstahl zu hoch korrosionsbeständigen<br />

Leichtbauteilen<br />

für die Automobilindustrie.<br />

Direkte Warmumformung zeichne<br />

sich laut Hersteller durch Wirtschaftlichkeit<br />

speziell bei geringeren<br />

Stückzahlen aus.<br />

www.voestalpine.com<br />

PUR-System für Verbundwerkstoffe im HP-RTM-Verfahren<br />

Carbonfaser-Composite für robuste Autoteile<br />

Covestro, vormals<br />

Bayer MaterialScience,<br />

hat ein neues<br />

Baydur Matrixsystem<br />

für Carbonfaser-<br />

Strukturbauteile entwickelt,<br />

das sich gegenüber<br />

vergleichbaren<br />

Harzen durch eine<br />

dreifach erhöhte<br />

Energieaufnahme<br />

auszeichnen soll. Im Falle eines<br />

Zusammenstoßes biete es laut<br />

Hersteller somit ein Höchstmaß<br />

an Sicherheit für die Insassen.<br />

OEMs und Zulieferer profitieren<br />

wiederum von der hohen Produktivität,<br />

denn die Herstellung der<br />

Bauteile erfolgt durch Hochdruck-<br />

Harzinjektionsverfahren (High<br />

Pressure Resin Transfer Molding,<br />

HP-RTM). Diese habe sich in<br />

Stückzahlen im niedrigen sechsstelligen<br />

Bereich gut bewährt.<br />

Zunächst werden Gewebe oder<br />

Gelege mit orientierten Carbonfasern<br />

in die offene Form gelegt<br />

und diese geschlossen. Im Laufe<br />

weniger Sekunden wird das niedrigviskose<br />

PUR-System unter hohem<br />

Druck in die geschlossene<br />

Form injiziert. Dank der hohen Reaktivität<br />

des PUR-Systems härtet<br />

der Verbund schnell und vollständig<br />

aus (Snap Cure), und das<br />

Bauteil kann nach kurzer Zeit entformt<br />

und weiterverarbeitet werden.<br />

Die Zykluszeiten liegen bei<br />

nur wenigen Minuten.<br />

www.covestro.com<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 25


AUS DER FORSCHUNG<br />

Weniger Rechenzeit bei Crashsimulationen<br />

Tecosim-Forschungsprojekt will um 25 Prozent schneller sein<br />

Teilmodell ohne Rigids<br />

Bilder: Tecosim<br />

Teilmodell nach Rigids<br />

eingefärbt, Entfernung in<br />

der Reihenfolge orange,<br />

blau, grau, grün<br />

CAE-Spezialisten Tecosim wurde vom<br />

Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWi) im Rahmen des<br />

Innovationsprogrammes Mittelstand<br />

(ZIM) gefördert. Am Standort<br />

München haben die Ingenieure<br />

anhand mehrerer Methoden und<br />

Modelle zeitliche Einsparpotenziale<br />

bei der Crashtestsimulation herausgearbeitet.<br />

Das Ergebnis überrascht:<br />

Um bis zu 25 Prozent kann die<br />

Rechenzeit reduziert werden.<br />

Die numerische Simulation verschiedener<br />

Crashszenarien ist bei der Entwicklung neuer<br />

Fahrzeuge ein wichtiges Instrument. Hochdynamische<br />

und teilweise nichtlineare Prozesse<br />

werden mit speziellen Finite-Element (FE)-Programmen<br />

dargestellt. Obwohl heutige Fahrzeugmodelle<br />

für die Crashsimulation schon<br />

Der Autor: Christoph Kokew, Manager Corporate<br />

Communications bei Tecosim, Rüsselsheim<br />

circa drei Millionen Elemente beinhalten, besteht<br />

der Wunsch nach einer weiteren Detaillierung.<br />

Denn viele bisher nur grob abgebildete<br />

Bauteile haben einen erheblichen Einfluss<br />

auf das Crashverhalten.<br />

Mehr Detaillierung bedingt höhere Rechenzeiten<br />

Eine größere Detaillierung erhöht aber auch<br />

die erforderliche Rechenleistung. So rechnen<br />

aktuelle Modelle je nach Code und Hardware<br />

zwischen 24 und 48 Stunden bei einem Zeitschritt<br />

von einer Mikrosekunde. Um beispielsweise<br />

Gussbauteile sauber abzubilden, müsste<br />

der Zeitschritt auf ein Zehntel bis ein Fünftel<br />

reduziert werden. Dies kann die Rechenzeit<br />

wiederum bis zum Zehnfachen erhöhen.<br />

Daher bestand das Ziel des Forschungsprojektes<br />

in der Entwicklung eines Verfahrens, mit<br />

dem die Rechenzeit für Crashberechnungen<br />

bei steigender Modellgenauigkeit gesenkt<br />

oder zumindest konstant gehalten werden<br />

kann. Die durchgeführte Entwicklung zielte<br />

auf explizite Verfahren ab, die bei der sogenannten<br />

Kurzzeitmechanik (Crashtest, Falltest)<br />

und bei extrem nichtlinearen Effekten<br />

(z. B. Kontakt, starke Dehnungen und Verschiebungen)<br />

angewandt werden.<br />

Vom Rigid-Body zu vollwertigen Bauteilen<br />

In einem ersten Schritt untersuchten die Tecosim-Ingenieure<br />

einfache Ersatzmodelle. Dabei<br />

nahmen sie Teilbereiche des Modells zunächst<br />

als starr (Rigid-Body) an. Diese Ersatzmodelle<br />

benötigten erheblich weniger Rechenleistung,<br />

da keine interne Deformation<br />

berechnet werden musste. Nachdem die Bereiche<br />

das Crashhindernis erreicht hatten,<br />

wurden sie durch Entfernung des Rigid-Bodys<br />

wieder verformbar geschaltet.<br />

In der zweiten Projekthälfte entwickelte das<br />

Team dann Kriterien, um während einer<br />

Crashberechnung automatisch von Rigid-Bodys<br />

auf vollwertige Bauteilmodelle umzuschalten,<br />

sobald diese belastet werden und<br />

für den Crash eine Rolle spielen. Die erste<br />

Idee sah vor, die Rechnung mit einer Abaqus-<br />

Restart-Analyse jeweils neu zu beginnen. Bei<br />

diesem automatischen Abbruch und Neustart<br />

lassen sich in Abaqus die Eigenschaften eines<br />

Elements jedoch nicht verändern. Deshalb<br />

entwickelte Tecosim eine externe Routine, um<br />

den Wechsel von rigid zu deformierbar über<br />

eine Filterfunktion und ein dahinterliegendes<br />

Skript zu steuern. Dabei werden die Rigid-Bodys<br />

aufgelöst, nachdem im angrenzenden de-<br />

26 AutomobilKonstruktion 1/2016


AUS DER FORSCHUNG<br />

Ausgangsbasis<br />

Fahrzeugmodell<br />

Aufteilung des Modells in<br />

Rigid-Body, die nacheinander<br />

deformierbar gestellt werden<br />

formierbaren Bereich die Spannungen einen<br />

bestimmten Wert überschreiten.<br />

Rechenzeitreduzierung an Teilfahrzeugmodell<br />

Um die Rechenzeitersparnis an einem Teilfahrzeugmodell<br />

(Aufprall mit 56 km/h gegen<br />

eine starre Barriere) zu untersuchen, teilten<br />

die CAE-Ingenieure es in mehrere Rigid-Bereiche<br />

auf. Diese wurden im ersten Schritt nach<br />

einer vorgegebenen Zeit, später nach oben<br />

beschriebenem Abbruchkriterium aufgehoben.<br />

Um einen Überblick über die Gesamtrechenzeit<br />

und eine sinnvolle Definition der Rigid-Bodys<br />

zu erhalten, rechneten die CAE-Experten<br />

zuerst das Referenzmodell. Dann bestimmte<br />

das Team für eine erste Potenzialbewertung<br />

feste Rechenzeiten anhand der Referenzrechnung.<br />

Die Rechnung wurde zu den<br />

entsprechenden Zeitpunkten gestoppt, um jeweils<br />

den nächsten Rigid-Body zu entfernen.<br />

Anschließend wurden die Berechnungen mit<br />

Hilfe eines Abbruchkriteriums unterbrochen,<br />

der nächste Rigid-Body entfernt und automatisch<br />

neu gestartet.<br />

Die Ingenieure testeten verschiedene Varianten<br />

aus auftretenden Spannungen, um die Rigid-Bodys<br />

ohne Verlust der Rechengenauigkeit<br />

auf „verformbar“ umzuschalten. Die Rechenzeit<br />

wurde dabei um knapp 19 Prozent<br />

verkürzt. Die schnellste Variante verwendete<br />

Tecosim dann für die Simulation eines Gesamtfahrzeuges.<br />

Reduzierung der Rechenzeit an Gesamtfahrzeug<br />

Die Berechnung des Gesamtfahrzeuges führten<br />

die Simulations-Spezialisten mit der Abaqus-Version<br />

6.12.3 auf acht CPU mit zwölf Gigabyte<br />

Speicher durch. Das Modell hatte circa<br />

520 000 Knoten und rund 2,8 Millionen Freiheitsgrade.<br />

Abschließend stellte Tecosim fest,<br />

dass der Rigid-Body-Ansatz auch für größere<br />

Modelle eine vielversprechende Rechenzeitreduktion<br />

ermöglicht.<br />

Das Modell wurde, wie bei Fahrzeugherstellern<br />

üblich, in verschiedene Includes unterteilt<br />

und für Front-, Heck- und Seitencrashuntersuchungen<br />

vorbereitet. Jedes Include war<br />

zu Beginn ein separater Rigid-Body, der nach<br />

Erreichen des Filterkriteriums entfernt wurde.<br />

Dabei zeigten sich Berechnungseinsparungen<br />

von bis zu zehn Prozent im Vergleich zu plastisch-elastisch<br />

dargestellten Gesamtfahrzeugen.<br />

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die<br />

Rohkarosserie als ein Include von vorn nach<br />

hinten durch das gesamte Fahrzeug reicht und<br />

in einem Schritt deformierbar wurde. Mit einer<br />

geschickteren Rigid-Body-Aufteilung, unabhängig<br />

von den Includes ließen sich Ersparnisse<br />

wie im Teilmodell erreichen.<br />

Variante mit Abbruchfilter überzeugt<br />

Fazit am Ende des Förderprojekts: Die Berechnungsvariante<br />

mit spannungsbasiertem Abbruchfilter<br />

scheint am effektivsten. Sie ermöglicht<br />

Einsparungen der Rechenzeit eines Teilfahrzeugmodells<br />

von circa 20 % sowie eines<br />

Gesamtfahrzeuges von etwa 10 %. Damit wurde<br />

ein großes Teilziel zur anvisierten Rechenzeitersparnis<br />

von 30 bis 40 % erreicht. Durch<br />

zusätzliche Verfeinerungen lässt sich weiteres<br />

Potenzial erschließen. Dank einer geschickten<br />

Rigid-Body-Aufteilung und eines nochmals<br />

optimierten Abbruchkriteriums können Rechenzeitersparnisse<br />

von circa 25 % bei physikalisch<br />

realistischen Ergebnissen erreicht<br />

werden.<br />

Tecosim Venture AG<br />

Tel.: +49 89 552 679-14<br />

a.klier@de.tecosim.com<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 27


CAD + SIMULATION<br />

Antriebsstränge simulieren und prüfen<br />

Schlüsseltechnologie für die nächste Elektrofahrzeug-Generation<br />

Mehrkörpersimulationsmodell eines elektrischen Antriebsstrangs<br />

Bild: Fraunhofer LBF<br />

Im Rahmen des BMBF-geförderten<br />

Forschungsprojektes „e-Generation“<br />

entwickelte das Fraunhofer-Institut<br />

für Betriebsfestigkeit und<br />

Systemzuverlässigkeit LBF Methoden<br />

und Werkzeuge für die Simulation<br />

und die experimentelle Prüfung<br />

von elektrischen Antriebssträngen,<br />

um das Schwingverhalten und die<br />

resultierenden Betriebslasten zu<br />

untersuchen.<br />

Erstellt aus Unterlagen<br />

des Fraunhofer LBF,<br />

Darmstadt<br />

Auch wenn man es den meisten derzeit auf<br />

dem Markt befindlichen Modellen nicht ansieht:<br />

Elektrofahrzeuge unterscheiden sich<br />

deutlich von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren.<br />

Nicht nur die Art der Antriebsmaschine<br />

ist anders, sie haben typischerweise<br />

auch kompaktere Getriebe, und ihr Antriebsstrang<br />

zeigt generell veränderte Trägheitsund<br />

Steifigkeitsverhältnisse. Folglich ändert<br />

sich auch ihr Schwingverhalten. Da der Markt<br />

für Elektrofahrzeuge noch sehr jung ist, verfügt<br />

man in der Entwicklung bislang über wenige<br />

Erfahrungen zu diesem Thema.<br />

Entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung<br />

dieser Systeme sind passende Simulationsmodelle<br />

und Prototypentests.<br />

Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />

Hauptziel des Projektes „e-Generation“ war,<br />

die Reichweite von E-Fahrzeugen durch niedrigeren<br />

Energieverbrauch zu erhöhen, die Fertigungskosten<br />

zu senken und eine hohe Pro-<br />

duktqualität für die Alltagstauglichkeit zu realisieren.<br />

Das Fraunhofer LBF hat dabei im Wesentlichen<br />

unterschiedlich detaillierte dynamische<br />

Simulationsmodelle in Form von 1Dbeziehungsweise<br />

3D-Mehrkörpersimulationsmodellen<br />

für ein ausgewähltes Antriebsstrangkonzept<br />

aufgebaut und validiert sowie<br />

die entsprechenden Simulationen mit dem<br />

Blick auf Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />

vorgenommen.<br />

In der ersten Phase des Projekts lag der Fokus<br />

auf einfachen Konzeptmodellen, die den<br />

Hauptfreiheitsgrad der Rotation des Antriebsstrangs<br />

berücksichtigten. Diese dynamischen<br />

1D-Modelle stellen die Torsionskette vom Motor<br />

zu den Rädern und die Fahrzeugdynamik<br />

in Längsrichtung dar. Dabei wurden die für die<br />

Schwingungen im niedrigen Frequenzbereich<br />

wesentlichen Elemente, wie die Reifen und<br />

die Seitenwelle, als flexible Komponenten simuliert.<br />

28 AutomobilKonstruktion 1/2016


Schematische Darstellung der Simulation und Prüfung elektrischer Antriebsstränge<br />

Bild: Fraunhofer LBF<br />

Parallel zur Entwicklung der Antriebsstränge<br />

erhöhten die Wissenschaftler die Komplexität<br />

und den Detaillierungsgrad der Modellierung,<br />

um zusätzliche Effekte mit aufzunehmen. Mit<br />

den letztlich entwickelten Mehrkörpersimulationsmodellen<br />

konnten neben dem Drehfreiheitsgrad<br />

auch Anregungen anderer Freiheitsgrade<br />

betrachtet werden. Damit wurde es<br />

möglich, das Modell auch mit den Beschleunigungen<br />

aus der Fahrdynamik (zusätzlich zu<br />

den Antriebsmomenten) anzuregen, die<br />

Schwingungen des kompletten Systems gegen<br />

die Karosserie zu betrachten und die Lasten<br />

an den Antriebsstranglagern zu ermitteln.<br />

Systemschwingungen und Lasten ließen sich<br />

auf diese Weise mit höherer Genauigkeit ermitteln.<br />

Geprüfter Antriebsstrang<br />

auf dem Prüfstand<br />

Unterstützung von 1D bis 3D<br />

Mit den Antriebsstrangprototypen führten die<br />

Forscher eine experimentelle Charakterisierung<br />

am Prüfstand durch. Dafür wurden die<br />

Prototypen mit einem auf realen Manövern<br />

basierenden Prüfprotokoll getestet und verschiedene<br />

mechanische und elektrische<br />

Messsignale aufgenommen. Um das reale Verhalten<br />

des Fahrzeugs zu berücksichtigen,<br />

bauten die Wissenschaftler eine Hardware-inthe-Loop<br />

Testumgebung auf, in der reale dynamische<br />

Reaktionen am Rad eingeleitet wurden.<br />

Dazu leiteten sie gemessene Radgeschwindigkeitsprofile<br />

direkt (open-Loop) ein<br />

oder sie simulierten die Fahrzeuglongitudinaldynamik<br />

(inkl. Räder und Reifen) in Echtzeit.<br />

Durch die unter anderem im Projekt „e-Generation“<br />

gesammelten Erfahrungen kann das<br />

Fraunhofer LBF Hersteller in allen Phasen des<br />

Entwicklungsprozesses, von konzeptionellen<br />

und reduzierten 1D-Torsionsmodellen des Antriebsstrangs<br />

bis zu vollständigen 3D-Mehrkörpermodellen,<br />

begleiten.<br />

Darüber hinaus können auch die Prüfungsund<br />

Verifizierungsphasen entweder mit Open-<br />

Loop-oder Hardware-in-the-Loop-Tests unter<br />

realen Bedingungen getestet werden.<br />

Fraunhofer LBF<br />

Tel.: +49 6151 705-8264<br />

riccardo.bartolozzi@lbf.fraunhofer.de<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 29


CAD + SIMULATION<br />

Frischer Wind für Automobilzulieferer<br />

SAP CAD-Integration für Catia V5 und NX bei Mahle Behr<br />

Datenaustausch mit CenitConnect Collaboration<br />

Bild: Cenit<br />

Bereits vor dem Zusammenschluss<br />

mit Mahle entschied sich Behr für<br />

eine Erneuerung seines PLM-Systems.<br />

Da eine erneute Anpassung<br />

des vor rund 15 Jahren beschafften<br />

Systems im Hinblick auf die Zukunft<br />

unwirtschaftlich erschien, sollte<br />

eine Ablösung des Legacy PLM-Systems<br />

durch SAP PLM 7 erfolgen –<br />

eine strategische Entscheidung, da<br />

beide Unternehmen nach dem<br />

Zusammenschluss nun über die<br />

gleiche Basis ihrer globalen Produktentstehungs-<br />

und Änderungsprozesse<br />

verfügen.<br />

Der Autor: Michael Drews,<br />

Leiter Vertrieb SAP Solutions bei Cenit, Stuttgart<br />

Wie viele Automobilzulieferer arbeitete Mahle<br />

Behr mit einer heterogenen CAD-Landschaft:<br />

Als Hauptsysteme werden Catia V5 von Dassault<br />

Systemes und Siemens NX eingesetzt.<br />

Um eine möglichst einheitliche Arbeitsumgebung<br />

in SAP bereitstellen zu können, galt es,<br />

die beiden CAD-Systeme unter einen Hut zu<br />

bekommen: Gewünscht war eine einheitliche<br />

Oberfläche, die Catia V5- und NX-Daten integriert.<br />

Als zentrale Plattform setzt Mahle Behr<br />

dabei auf das Engineering Control Center<br />

(ECTR). Mit seiner übersichtlichen Darstellung<br />

der für den Konstrukteur relevanten CAD- bzw.<br />

SAP-Objekte sowie seiner komfortablen Bedienung<br />

der ECTR-Funktionen überzeugte es<br />

die Verantwortlichen. Damit ging jedoch die<br />

Herausforderung einher, dass eine Catia<br />

V5-Schnittstelle im ECTR zu diesem Zeitpunkt<br />

nicht existierte. Vor diesem Hintergrund<br />

suchte Mahle Behr nach einem Partner, der<br />

über das notwendige Fachwissen sowie über<br />

Erfahrung in der Catia V5-Integration verfügte.<br />

Cenit bietet mit dem SAP PLM Interface to Catia<br />

ein offiziell premiumqualifiziertes SAP-Produkt<br />

auf der SAP-Preisliste an – die geforderte<br />

fachliche Expertise war gefunden. Die bereits<br />

bestehende Zusammenarbeit mit dem ECTR-<br />

Entwickler DSC Software AG und somit die tiefe<br />

Kenntnis der Plattform war ein weiteres Argument,<br />

mit dem das Stuttgarter IT-Unternehmen<br />

im Auswahlprozess überzeugte. „Unsere<br />

Entscheidung fiel auf Cenit, weil wir diesem<br />

Unternehmen eine derartige Produktentwicklung<br />

inklusive Wartung und Pflege klar zugetraut<br />

haben“, begründet Werner Buchmeier,<br />

Projektleiter/Leiter PDM-Methoden bei Mahle<br />

Behr sein Votum.<br />

Produktsuite als zentraler Lösungsbestandteil<br />

Auf Basis gemeinsamer Analysen mit Mahle<br />

Behr definierten die Cenit-Experten eine Lösung,<br />

die sich auf zwei Herausforderungen fokussierte:<br />

die Entwicklung einer Catia<br />

V5-Schnittstelle für ECTR und die Sicherstellung<br />

optimaler CAD-Datentransfers zwischen<br />

den global verteilten Standorten und<br />

dem weltweiten Partner- und Kundennetzwerk<br />

des Unternehmens. Bei der Entwicklung einer<br />

direkten Schnittstelle für das Engineering<br />

Control Center kam die Cenit-eigene Software-<br />

30 AutomobilKonstruktion 1/2016


lösung „Engineering Control Center Interface<br />

to Catia V5“ zum Einsatz, die sich durch eine<br />

konsistente Datenorganisation sowohl in Catia<br />

V5 als auch in SAP auszeichnet.<br />

Um eine schnelle und sichere Versorgung der<br />

Standorte in Deutschland, Indien, Frankreich,<br />

Brasilien und den USA mit den entsprechenden<br />

CAD-Daten zu garantieren, wurde die<br />

Software „CenitConnect Collaboration“ eingesetzt<br />

– dies in zwei Ausprägungen: Der Document<br />

Distribution Manager sollte die Versorgung<br />

der weltweiten Cache-Server mit umfangreichen<br />

CAD-Daten, wie z.B. komplexen<br />

3D-Originalen, sicherstellen. Das Ziel lautete:<br />

schneller Zugriff auf Daten und geringere Antwortzeiten.<br />

Für den Datenaustausch mit Kunden<br />

und Partnern, wie z.B. Bauraumdaten in<br />

CAD-Format, sollte das der Enterprise Connector<br />

verwendet werden. Mit Hilfe dieser<br />

Software können CAD-Strukturen von verschiedenen<br />

CAD-Systemen sowohl in SAP eingeladen<br />

als auch für Kunden oder Lieferanten<br />

exportiert werden. Über den Datenaustausch<br />

hinaus kommt die CenitConnect Data Exchange<br />

Software bei Mahle Behr noch in einem<br />

zweitem Bereich zum Einsatz: Das Tool<br />

unterstützt gleichzeitig auch die Migration der<br />

Bestandsdaten ins SAP.<br />

Das Engeneering Control Center bietet eine einheitliche Oberfläche zur Verwaltung<br />

der Produktdaten – unabhängig vom CAD-System<br />

Bild: Cenit<br />

Straffer Zeitplan und agile Projektmethodik<br />

Betrachtet man den Projektablauf, blicken Cenit<br />

und Mahle Behr auf ein ambitioniertes Projekt<br />

zurück: Nach der gemeinsamen Ermittlung<br />

der Anforderungen startete Cenit im<br />

Herbst 2011 mit der Entwicklung der ECTR-<br />

V5-Schnittstelle, die bis Ende 2012 realisiert<br />

und um kundenspezifische Anpassungen erweitert<br />

wurde. Ein halbes Jahr später, d.h. im<br />

Juni 2013, startete der Pilotbetrieb mit zehn<br />

Fahrzeug-Projekten. Nach erfolgreichem Abschluss<br />

auch dieser Phase startete 2014 die<br />

rollierende Migration aller Entwicklungsprojekte<br />

ins SAP-System.<br />

Angesichts der zeitlichen sowie inhaltlichen<br />

Zielsetzung des Projekts war die reibungslose<br />

Zusammenarbeit zwischen Cenit und Mahle<br />

Behr ein zentraler Erfolgsfaktor: „Die Hauptschwierigkeit<br />

des Vorhabens war klar die Zeit.<br />

Mit rund anderthalb Jahren für die Programmierung<br />

und Implementierung der Catia-<br />

Schnittstelle sowie der NX-Integration war der<br />

geplante Zeitraum sportlich gesetzt. Aufgrund<br />

des Pioniercharakters sowie weiterer Gegebenheiten<br />

war es ein Projekt mit hoher Dynamik.<br />

Die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />

hat entscheidend dazu beigetragen, dass das<br />

Vorhaben für alle ein Erfolg wurde“, so das Fazit<br />

von Peter Preß, Projektleiter bei Cenit. Um<br />

tatsächlich ein maßgeschneidertes Ergebnis<br />

zu erhalten, waren auch ECTR-Entwickler der<br />

DSC in den Prozess involviert.<br />

Um den Faktor Zeit bestmöglich zu beherrschen,<br />

wählte das Projektteam eine agile Projektmethodik,<br />

die Schulung der Administratoren<br />

erfolgte on the Job. So konnte man ergebnisorientiert<br />

arbeiten und den Fortschritt optimal<br />

steuern. Die Basis der Zusammenarbeit<br />

bildeten monatliche Lenkungskreismeetings<br />

der Projektpartner SAP, DSC und Cenit, um<br />

auftretende Herausforderungen zu besprechen.<br />

Weitere, regelmäßige zyklische Abstimmungs-Meetings<br />

zwischen Cenit und Mahle<br />

Behr sorgten dafür, dass Anforderungen und<br />

Umsetzung Hand in Hand gingen. „Wichtig für<br />

Gestartet in einer kleinen Werkstatt entwickelte sich<br />

Behr – heute Mahle Behr GmbH & Co. KG – im Laufe eines<br />

Jahrhunderts zu einem der weltweit größten Hersteller<br />

für Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung<br />

Bild: Mahle Behr<br />

uns war es, im gesamten Prozess einen Partner<br />

zu haben, der unsere klaren Vorstellungen<br />

umsetzte. Gleichzeitig sollte er aber auch ein<br />

Berater sein, auf dessen Kompetenz wir vertrauen<br />

konnten. Wir wurden nicht enttäuscht“,<br />

beschreibt Dieter Heinle, Leiter F+E<br />

Prozesse und Methoden bei Mahle Behr die<br />

Zusammenarbeit.<br />

Entscheidender Meilenstein<br />

Nach erfolgreichem Pilotbetrieb steht den<br />

rund 500 weltweiten Catia-/NX-Anwendern<br />

bei Mahle Behr mit dem Engineering Control<br />

Center eine einheitliche Oberfläche zur Verwaltung<br />

ihrer Produktdaten zur Verfügung –<br />

unabhängig vom CAD-System. Einer der klaren<br />

Vorteile der erfolgten Integration: Die Anbindung<br />

an das bisherige Stücklisten- und Änderungsmanagement<br />

kann über eine zentrale<br />

Anwendung erfolgen. Die Schnittstelle verwaltet<br />

zudem auch Baugruppen mit, nicht nur<br />

Einzelteile. „Damit ist das Stücklistenwesen<br />

im SAP eingebunden – ein klarer Erfolg“, fasst<br />

Jörg Stenner, Leiter CAD Methoden & Tools<br />

Entwicklung bei Mahle Behr, zusammen.<br />

Zu den quantifizierbaren Ergebnissen der<br />

Schnittstellen-Entwicklung sowie erfolgter Migration<br />

zählt zudem die Qualität der Daten,<br />

die enorm gestiegen ist. „Unser Projekt zur<br />

Einführung von SAP PLM 7 und zur Optimierung<br />

unserer globalen Produktentstehungsund<br />

Änderungsprozesse geht aber noch weiter.<br />

Im Zuge der geplanten Erweiterungen im<br />

Bereich Usability und weiteren Möglichkeiten<br />

zur Multi CAD Release-Nutzung haben wir<br />

zwar noch Einiges vor uns. Mit der ECTR-V5-Integration<br />

haben wir jedoch bereits einen entscheidenden<br />

Meilenstein erreicht“, so das Fazit<br />

von Werner Buchmeier von Mahle Behr.<br />

Cenit AG<br />

Tel.: +49 711 7825-30<br />

info@cenit.de<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 31


CAD + SIMULATION<br />

Kürzere Entwicklungszeiten in der Ventilauslegung<br />

Neues Modell zur Simulation der dynamischen Ventilbelastung beim Schließvorgang<br />

Um zeitintensive Entwicklungsschleifen<br />

bei der Auslegung von<br />

Ventilen zu vermeiden, hat Federal-<br />

Mogul Powertrain eine vereinfachte<br />

transiente dynamische Simulation<br />

des Schließvorgangs entwickelt.<br />

So können die Ingenieure zuverlässig<br />

Verformungen und Spannungen<br />

unter Last berechnen und damit<br />

Aussagen zu Lebensdauer und<br />

Materialauswahl treffen.<br />

Bei der Auslegung von Ein- und Auslassventilen<br />

in hochaufgeladenen Verbrennungsmotoren<br />

liegt ein besonderes Augenmerk auf dem<br />

Schließvorgang. Bei diesem trifft das Ventil<br />

meistens einseitig auf den Sitzring, was zu erheblichen<br />

Belastungen im Ventilschaft führen<br />

kann. Eine von Federal-Mogul Powertrain entwickelte<br />

und erprobte dynamische Simulation<br />

des Schließvorgangs ermöglicht eine genaue<br />

Erfassung dieser Belastung und somit eine sicherere<br />

Auslegung der Komponente bereits in<br />

der Konzeptphase, insbesondere im Hinblick<br />

auf die Berechnung der Lebensdauer.<br />

Zum Zeitpunkt der Auslegung von Ventilen für<br />

Unterschiedliche Designs, wie<br />

die eingeschnürte oder die konische<br />

Form der Ventile, haben einen<br />

deutlichen Einfluss auf die<br />

zu erwartenden Belastungen<br />

Bilder: Federal Mogul<br />

neue Motorenprojekte befindet sich in der Regel<br />

auch der Ventiltrieb noch in der Entwicklung.<br />

Ventilhersteller müssen sich deshalb auf<br />

die Anwendung vereinfachter Simulationsmodelle<br />

beschränken, welche die Belastungen<br />

für das Ventil auf wesentliche Einflussgrößen<br />

wie z.B. die Ventilschließgeschwindigkeit, die<br />

Rückstellkraft der Ventilfeder sowie das Spiel<br />

zwischen Ventilschaft und Führung reduzieren.<br />

„Für die Auslegung von Einlass- und Auslassventilen<br />

ist die Belastung beim Ventilschließen<br />

ein entscheidender Faktor“, sagt<br />

Gian Maria Olivetti, Chief Technology Officer<br />

bei Federal-Mogul Powertrain. „Mit der neuen<br />

Simulationsmethode können wir schnell die<br />

zu erwartenden maximalen Ventilbelastungen<br />

ermitteln, um so eine zielgerichtete und zeitsparende<br />

Entwicklung zu gewährleisten.“<br />

Unterschiedliche Designs<br />

Mit den aus der transienten dynamischen Finite-Elemente-Simulation<br />

ermittelten Spannungen<br />

beim Ventilschließen lassen sich neben<br />

der Lebensdauerberechnung auch die potenziellen<br />

Risiken möglicher Ventil-Designs<br />

bewerten. „Unterschiedliche Designs wie die<br />

eingeschnürte oder die konische Form der<br />

Ventile haben einen deutlichen Einfluss auf<br />

die zu erwartenden Belastungen“, erläutert<br />

Guido Bayard, Director Technology, Federal-<br />

Mogul Powertrain. „Mit unserer vereinfachten<br />

FE-Simulation können wir bereits in einem frühen<br />

Stadium der Ventilentwicklung zuverlässige<br />

Entscheidungen hinsichtlich Design sowie<br />

Material und zudem eine schnelle Aussage zu<br />

maximalen Ventilbelastungen und -schädigungen<br />

treffen.“<br />

Die mit dem Simulationsmodell ermittelten Ergebnisse<br />

konnten in einem von Federal-Mogul<br />

Powertrain entwickelten Prüfstand bestätigt<br />

werden. Dieser ermöglicht die Betätigung eines<br />

einzelnen Ventils sowie die Bewertung<br />

einzelner Schließvorgänge. Im Vergleich zu einem<br />

kompletten Zylinderkopf eignet er sich<br />

besser für die Validierung des Simulationsmodells<br />

hinsichtlich der Anforderungen an Flexibilität<br />

der testbaren Geometrie, Kontrollierbarkeit<br />

der Messungen und Zugänglichkeit<br />

der Messtechnik.<br />

Federal Mogul Powertrain<br />

Tel.: +49 0611 201 9190<br />

Ursula.Hellstern@federalmogul.com<br />

Ein von Federal-Mogul<br />

Powertrain entwickelter<br />

Prüfstand ermöglicht die<br />

Betätigung eines einzelnen<br />

Ventils sowie die<br />

Bewertung einzelner<br />

Schließvorgänge<br />

Erstellt aus Unterlagen von<br />

Federal Mogul Powertrain<br />

32 AutomobilKonstruktion 1/2016


Mehr Sicherheit in Leichtmetall.<br />

CarMaker/HIL mit Hardware von National Instruments kompatibel<br />

Leistungsstarkes Gesamtpaket<br />

Die offene Integrations- und Testplattform<br />

CarMaker/HIL von IPG<br />

Automotive kann ab sofort in<br />

Kombination mit der weit verbreiteten<br />

PXI-Plattform für Prüf-,<br />

Mess-, Steuer- und Regelungsanwendungen<br />

von National Instruments<br />

(NI) genutzt werden. Mit<br />

der neuen Anbindungsmöglichkeit<br />

profitieren nun auch PXI-Anwender<br />

uneingeschränkt von<br />

sämtlichen Features der CarMaker-Produktfamilie<br />

für die Anwendungsbereiche<br />

Fahrdynamik, Fahrerassistenz<br />

und Powertrain.<br />

CarMaker bietet unzählige Möglichkeiten<br />

einzelne Fahrzeugkomponenten,<br />

Fahrzeugsysteme oder<br />

Gesamtfahrzeuge durchgängig<br />

gewohnte CarMaker-Benutzeroberfläche<br />

zugreifen, um seine<br />

Modelle zu parametrieren und deren<br />

Verhalten zu analysieren sowie<br />

mittels Test Manager die bewährte<br />

Testautomatisierung nutzen.<br />

Hierbei unterstützt ihn die<br />

Online-Animation durch IPGMovie,<br />

welche den Gesamtzustand<br />

des Fahrzeugs zu jedem Zeitpunkt<br />

visualisiert. Parallel dazu<br />

ist auch der Zugriff auf die Lab-<br />

VIEW- oder VeriStand-Benutzeroberflächen<br />

möglich, sodass die<br />

Funktionalitäten aller beteiligten<br />

Tools uneingeschränkt genutzt<br />

werden können.<br />

Die Einbindung und Ansteuerung<br />

der I/O-Hardware erfolgt mit den<br />

EJOT<br />

ALtracs®<br />

Plus<br />

Die ALtracs ® Plus Schraube ist ein spezielles Verbindungselement<br />

für die Direktverschraubung in Leichtmetalle. Die Verschraubung<br />

erfolgt direkt im gegossenen Loch. Dadurch sind<br />

durch das Einsparen der bisher üblichen Arbeitsschritte signi-<br />

® Plus furcht<br />

beim Einschrauben ein geometrisch gestärktes, metrisch kompatibles<br />

Mutterngewinde.<br />

Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrem nächsten Projekt!<br />

www.industrie.ejot.de<br />

EJOT Qualität verbindet ®<br />

EJOT GmbH & Co. KG Industrial Division<br />

über den gesamten Entwicklungszyklus<br />

– von Model- und Software-in-the-Loop<br />

bis hin zu Hardware-<br />

und Vehicle-in-the-Loop –<br />

im Gesamtsystem virtuell zu testen<br />

und zu optimieren.<br />

Sowohl die Systemdesignsoftware<br />

LabVIEW von National Instruments<br />

als auch VeriStand, die<br />

Softwareumgebung zum Konfigurieren<br />

von Echtzeittestanwendungen,<br />

ist ab sofort in Kombination<br />

mit CarMaker nutzbar. Zudem bietet<br />

das Produktportfolio nun auch<br />

PXI-kompatible I/O-Module zur<br />

Erweiterung der NI-Hardware.<br />

Der Anwender kann, sowohl in<br />

der Vorbereitungsphase als auch<br />

während der Simulation, auf die<br />

vielfach bewährten Mechanismen<br />

von National Instruments, welche<br />

es erlauben, aus der CarMaker-Simulation<br />

heraus auf alle verfügbaren<br />

Ein- und Ausgangssignale<br />

zuzugreifen. Bei Bedarf lassen<br />

sich zudem externe Modelle von<br />

verschiedenen Entwicklungsumgebungen<br />

(Matlab, GT etc.) mit<br />

Hilfe des CarMaker Model Managers<br />

– auch als FMUs – in das Gesamtsystem<br />

integrieren. Der<br />

Wechsel zwischen unterschiedlichen<br />

Modellen erfolgt hierbei mit<br />

einem Klick ohne Neukompilieren<br />

der Anwendung, erneutes Herunterladen<br />

auf die Hardware und<br />

Neustart der Anwendung.<br />

www.ipg.de<br />

Die unabhängige deutschsprachige CAE-Konferenz:<br />

Berechnung und Simulation:<br />

Anwendungen – Entwicklungen – Trends<br />

25. - 27. April 2016, Bamberg<br />

Neutral – übergreifend – unabhängig<br />

Plenarvorträge u. a. von:<br />

Adam Opel, Audi, Daimler, John Deere,<br />

Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt,<br />

Stadler Rail, Universität Erlangen-Nürnberg, ...<br />

+80 Fachvorträge aus Industrie, Forschung und Lehre<br />

Spezialforum: Additive Fertigung / 3D-Druck<br />

Workshops und Diskussionsrunden<br />

Umfangreiche Hard- und Softwareausstellung<br />

Schulungen<br />

NAFEMS<br />

Für NAFEMS-Mitglieder und Nichtmitglieder<br />

Jetzt anmelden!<br />

www.nafems.org/dach2016<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 33


ANTRIEB<br />

„Lösungen entwickeln und nicht nur<br />

ein Produkt verkaufen“<br />

Erst kürzlich gab James R. Verrier, President und<br />

Chief Executive Officer von Borg Warner, eine Umsatzsteigerung<br />

von derzeit 8,3 auf 15 Milliarden US-Dollar<br />

bis 2020 als strategisches Ziel des Unternehmens<br />

bekannt. Wir sprachen mit ihm unter anderem über<br />

künftige Trends in der Automobilindustrie, deren<br />

Auswirkungen auf die Zulieferer und wie das<br />

Unternehmen den Herausforderungen begegnet.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Die Automobilindustrie steht vor<br />

beträchtlichen Herausforderungen. Was sind<br />

für Sie weltweit die entscheidenden Trends<br />

zum Thema Antriebsstrang?<br />

Die Trends beim Antriebsstrang formen sich<br />

auf der ganzen Welt nach den zunehmend<br />

strengeren Abgasnormen und der Nachfrage<br />

nach mehr Kraftstoffeffizienz. Die Verbraucher<br />

legen gleichzeitig Wert auf die Performance<br />

eines Fahrzeugs. Somit ist eine konstant ansteigende<br />

Nachfrage nach kraftstoffsparenden,<br />

umweltfreundlichen Fahrzeugen zu erwarten,<br />

die parallel dazu einzigartigen Fahrspaß<br />

bieten.<br />

Das Interview führte Jürgen Goroncy,<br />

freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />

„Globale Präsenz und eine<br />

breite Wissensbasis<br />

sind essentiell, um Produktreihen<br />

anbieten zu<br />

können, die exakt auf die<br />

Gegebenheiten und besonderen<br />

Bedürfnisse<br />

der einzelnen Märkte zugeschnitten<br />

sind.“<br />

James R. Verrier ist President<br />

und Chief Executive Officer von<br />

Borg Warner<br />

Die Effizienz des Verbrennungsmotors zu optimieren<br />

zählt zu den wesentlichen Trends. Um<br />

dabei die nächste Stufe zu erreichen, bedarf<br />

es einer systemübergreifenden Herangehensweise.<br />

Die Kombination von Abgasrückführung<br />

(AGR) und AGR-Kühlung in Verbindung<br />

mit fortschrittlichen Turbolader- und Getriebetechnologien<br />

kann dazu beitragen, den gesamten<br />

Antriebsstrang zu optimieren.<br />

Ein weiterer Trend ist die steigende Nachfrage<br />

nach Allradtechnik (AWD) bei allen Fahrzeugtypen.<br />

Die Endkunden haben erkannt, dass<br />

sich bei mit Allrad ausgestatteten Fahrzeugen<br />

nicht nur die Traktion, sondern auch das<br />

Handling, die Fahrdynamik und die Stabilität<br />

des Fahrzeugs verbessern.<br />

Die Elektrifizierung und Hybridisierung von<br />

Fahrzeugen sind ebenfalls im Kommen und<br />

bieten ein gewaltiges Wachstumspotenzial.<br />

Stopp/Start-Systeme zum Beispiel können<br />

den Kraftstoffverbrauch um bis zu zehn Prozent<br />

reduzieren und das bei sehr geringen zusätzlichen<br />

Kosten. Wir beobachten einen<br />

drastischen Anstieg beim Einsatz dieser Technologie.<br />

Borg Warners Eco-Launch Magnetventil<br />

ermöglicht eine kostengünstige, gut<br />

funktionierende Verknüpfung von diesen<br />

Stopp/Start-Systemen mit aktuellen Automatikgetrieben.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Was bedeuten diese Anforderungen<br />

für global agierende Zulieferer?<br />

Die Komplexität nimmt zu. Eine größere Anzahl<br />

an Produkten, kürzere Technologiezyklen,<br />

der steigende Innovationsdruck und die<br />

globalen Netzwerke stellen eine zunehmende<br />

Herausforderung für die Zulieferer dar. Der<br />

harte Wettbewerb macht Effizienz, Innovation<br />

und Flexibilität zu einem Muss. Das Streben<br />

der OEMs nach optimierten Technologien für<br />

den Antriebsstrang erfordert es, dass Forschung<br />

und Entwicklung in enger Zusammenarbeit<br />

mit den Autoherstellern stattfinden. Wir<br />

arbeiten aus Überzeugung eng mit unseren<br />

Kunden zusammen. Unser Ziel ist es eine Lösung<br />

zu entwickeln und nicht nur ein Produkt<br />

zu verkaufen. Nur so entstehen echte Innovationen.<br />

Globale Präsenz und eine breite Wissensbasis<br />

sind essentiell, um Produktreihen anbieten zu<br />

können, die exakt auf die Gegebenheiten und<br />

besonderen Bedürfnisse der einzelnen Märkte<br />

zugeschnitten sind. Wir bieten beispielsweise<br />

eigens für den brasilianischen Markt entwickelte<br />

Flex-Fuel-Turbolader für Benzinmotoren<br />

an, die sowohl mit einem Ethanolanteil von 25<br />

Prozent als auch mit reinem Ethanol betrieben<br />

werden können.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Sie erwähnten bereits die Effizienzsteigerungen<br />

beim Verbrennungsmotor<br />

und beim Antriebsstrang als globale Trends<br />

der nächsten Jahre. Über welche Technologien<br />

verfügt Borg Warner um diesen Herausforderungen<br />

zu begegnen?<br />

34 AutomobilKonstruktion 1/2016


Die geregelte Aufladegruppe mit drei<br />

Turboladern vereint hohe spezifische<br />

Leistung einer zweistufigen Aufladung mit<br />

den guten Fahreigenschaften, die eine<br />

parallel-sequenzielle Aufladung bietet<br />

Bilder: BorgWarner<br />

Im Zuge des beständigen Wachstums von Borg Warner<br />

wird die Erweiterung des Powertrain Technical Centers in<br />

Auburn Hills voraussichtlich bald abgeschlossen sein<br />

Wir besitzen ein sehr starkes Portfolio an<br />

hochentwickelten Technologien. Unsere Turbolader<br />

sind eine Schlüsseltechnologie für<br />

moderne Motoren. Wir bieten zum Beispiel<br />

ein geregeltes zweistufiges Aufladesystem an,<br />

das sein Debüt 2004 in einem Diesel-Pkw feierte,<br />

die erste geregelte Aufladegruppe mit<br />

drei Turboladern weltweit sowie Turbolader<br />

mit variabler Turbinengeometrie für Dieselund<br />

Ottomotoren. Zudem verfügen wir in unserem<br />

Portfolio über elektrische, elektrisch<br />

unterstützte und elektrisch angetriebene Turbolader.<br />

Die Kombination von Turboaufladung und Abgasrückführung<br />

kann das komplette Motorsystem<br />

optimieren. Gekühlte AGR unterstützt<br />

die Emissionsreduzierung bei Diesel- und Ottomotoren<br />

mit direkter Einspritzung. Unsere<br />

fortschrittlichen Zündungstechnologien helfen<br />

dabei, eine magere Verbrennung und gesteigerte<br />

AGR zu ermöglichen – immer mit<br />

dem Ziel, die Leistung zu verbessern und<br />

Emissionen zu reduzieren. Außerdem bietet<br />

Borg Warner eine Reihe von Technologien mit<br />

variabler Nockenwellensteuerung an, die zu<br />

einer Effizienzsteigerung des Motors führen<br />

und gleichzeitig dessen Gewicht, Umfang und<br />

Komplexität verringern.<br />

Für den Antriebsstrang verfügt Borg Warner<br />

unter anderem über Lösungen für Doppelkupplungen<br />

wie unser DualTronic Kupplungsund<br />

Kontrollmodul. Der Fahrer profitiert hier<br />

von geringeren Abgasemissionen und einem<br />

Gangwechsel ohne spürbare Zugkraftunterbrechung.<br />

Darüber hinaus bieten Doppelkupplungsgetriebe<br />

großes Potenzial für einen<br />

Einsatz in Elektro- und Hybridfahrzeugen.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Welche Richtung nimmt Ihrer<br />

Meinung nach die Entwicklung beim Antriebsstrang?<br />

Wir erwarten eine zunehmende Nachfrage<br />

hinsichtlich der Hybridisierung und Elektrifizierung<br />

von Fahrzeugen. Fortschrittliche Ver-<br />

brennungsmotoren mit Stopp/Start-Systemen<br />

und neueste Turbolader wie unser eBooster<br />

gehören zukünftig zum Alltag und bieten zusätzliche<br />

Möglichkeiten. Wir haben eine Vielzahl<br />

an Technologien entwickelt, die die<br />

OEMs dabei unterstützen sollen die weltweit<br />

immer strengeren Emissionsvorschriften zu<br />

erfüllen und deren Einführung in den nächsten<br />

Jahren geplant ist.<br />

www.borgwarner.com<br />

Zur Person<br />

James R. Verrier ist seit Januar 2013 President und<br />

Chief Executive Officer von Borg Warner Inc. Seit seinem<br />

Eintritt ins Unternehmen im Jahr 1989 begleitete<br />

er unterschiedliche Positionen und Aufgaben, beispielsweise<br />

im Qualitätsmanagement, Personalwesen<br />

sowie im operativen Management.<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 35


ANTRIEB<br />

Heißer Kandidat<br />

Werkstoff für abgasnormkonforme Antriebs- und Motorenkonzepte bis 900 °C<br />

Zapp liefert unter anderem<br />

Präzisionsbänder,<br />

-folien und Bimetall<br />

Bild: Zapp<br />

Immer neue Abgasnormen stellen<br />

erhöhte Anforderungen an die<br />

Werkstoffe für Abgassystem und<br />

Turbo lader. Der aus der Luftfahrt -<br />

industrie kommende Werkstoff<br />

Haynes 282 alloy eignet sich im<br />

Automotive-Bereich aufgrund seiner<br />

besonderen Eigenschaften – etwa<br />

hinsichtlich der Kriechbeständigkeit<br />

– vor allem für Übergänge,<br />

Ringe, Düsen, Gehäuse und Ringdichtungen.<br />

Die Autorin: Hedieh Barkemeyer, Technical Customer<br />

Service, High Temperature Alloys, Energy and Transportation,<br />

Specialty Materials, Zapp, Ratingen<br />

Die ab dem 1. September 2015 für alle Fahrzeuge<br />

verbindliche Euro-6-Norm stellt die<br />

Fahrzeughersteller vor hohe Anforderungen:<br />

Es gilt, die Emissionen erheblich zu reduzieren<br />

und dabei Verbrauch und Leistung der<br />

Motoren zu verbessern. Der konstruktive Aufwand,<br />

um abgasnormkonforme Motoren und<br />

Antriebe zu entwerfen und zu bauen, ist immens.<br />

Die neuen Vorgaben erfordern den Einsatz<br />

von Partikelfilter, SCR-Katalysator, Ad-<br />

Blue-Tank sowie diverse Heizelemente, Sensoren,<br />

Turbinen und Verdichter, die im Fahrzeug<br />

ihren Platz finden müssen.<br />

Das stellt die Fahrzeugkonstrukteure vor<br />

große Herausforderungen: Je größer die Ansammlung<br />

von „Aggregaten“, umso größer<br />

werden auch Gewicht und Abgasgegendruck.<br />

Lösungsansätze sind beispielsweise eine bessere<br />

Entkoppelung von Motor und Abgas -<br />

anlage sowie eine optimierte Aufhängung, die<br />

Bewegungen und Verspannungen reduziert.<br />

Damit lassen sich einerseits Wanddicke und<br />

Gewicht verringern und andererseits der<br />

Durchmesser vergrößern, so dass der Gegendruck<br />

sinkt. Dieses Konzept macht den Einsatz<br />

von hochtemperaturfesten und gewichtssparenden<br />

Werkstoffen erforderlich, die Abgastemperaturen<br />

von bis zu 900 °C widerstehen<br />

können. Auf diese Weise lässt sich das<br />

durch die baulichen Maßnahmen steigende<br />

Mehrgewicht der Abgasanlagen im Vergleich<br />

zu den für die Euro-5-Norm optimierten Anlagen<br />

in Höhe von 10 % bis 15 % zumindest teilweise<br />

ausgleichen.<br />

Vorbild Luftfahrtindustrie<br />

Derart belastbare Werkstoffe wurden und<br />

werden bereits für die Luftfahrtindustrie entwickelt<br />

und eingesetzt. Aufgrund der gestiegenen<br />

Anforderungen finden sie nunmehr<br />

auch ein Anwendungsfeld in der Automobil -<br />

industrie. Ein solcher Werkstoff, der seiner<br />

Historie nach eigentlich aus dem Luftfahrt-Bereich<br />

kommt und sich als „heißer“ Kandidat<br />

36 AutomobilKonstruktion 1/2016


für neue Motorenkonzepte anbietet, wird von<br />

Haynes International Inc. hergestellt und von<br />

der Zapp Materials Engineering GmbH in<br />

Ratingen vertrieben: Haynes 282 alloy.<br />

Dabei handelt es sich um eine ausscheidungshärtbare<br />

Nickelbasislegierung mit<br />

exzellenter Kriechbeständigkeit zwischen<br />

816 und 930 °C für unterschiedliche Hoch -<br />

temperaturanwendungen sowohl im Luftfahrt-<br />

Bereich als auch im Automotive- und Gas -<br />

turbinen-bereich. Speziell im Automotive-<br />

Bereich bewährt sich der Werkstoff aufgrund<br />

seiner besonderen Eigenschaften vor allem<br />

bei Übergängen, Ringen, Düsen, Gehäusen<br />

und Ringdichtungen im Abgasstrang und<br />

Turbolader.<br />

Belastbarkeit und Formbarkeit<br />

Der Aushärtemechanismus, der dem Werkstoff<br />

seine besonderen Eigenschaften verleiht,<br />

basiert neben der Mischkristallverfestigung<br />

auf der Ausscheidung der γ-Phase durch<br />

Wärmebehandlung. Die γ-Phase besteht zum<br />

großen Teil aus feinen, homogenen Ni 3 (Ti, Al)-<br />

Ausscheidungen, die sich entlang der Korngrenzen<br />

bilden. Ähnlich wie in der Grund -<br />

matrix besitzt die γ-Phase eine kubischflächenzentrierte<br />

Kristallstruktur und weist<br />

daher eine niedrige Grenzflächenspannung<br />

auf, die sich in einer guten Langzeitstabilität<br />

bei hohen Temperaturen bemerkbar macht –<br />

Eigenschaften, die auch im Automobilbau<br />

sehr geschätzt werden.<br />

festigkeit (siehe Tabelle 1) und ebenso zu<br />

einer beträchtlichen Kriechfestigkeit. Ist der<br />

Anteil der γ-Phase allerdings zu groß, kann<br />

das zu Problemen bei der Verarbeitung führen,<br />

etwa zu einer spannungs- und alterungsinduzierter<br />

Rissbildung. Diese Effekte sind<br />

weder seitens der Luftfahrt- noch der Automotive-Industrie<br />

erwünscht.<br />

Niedrigere γ-Anteile wiederum ermöglichen<br />

eine verbesserte Verarbeitbarkeit. Aus diesem<br />

Grund wurde der Gesamtphasenanteil von<br />

γ-Phase in Haynes 282 alloy sorgfältig eingestellt.<br />

Der gut ausbalancierte Anteil an γ-Phase<br />

erlaubt es 282 alloy die außerordentlich<br />

gute Verarbeitbarkeit bei gleichzeitiger exzellenter<br />

Festigkeit. Damit wird die Herstellung<br />

von dünnen Blechen und sogar Band möglich.<br />

Der stärkste Faktor bei der Kontrolle dieser<br />

Phase ist der Anteil von Aluminium und Titan,<br />

wie in Tabelle 1 für verschiedene Legierungen<br />

aufgezeigt. Der gesamte Anteil an den Legierungsbestandteilen<br />

Aluminium und Titan für<br />

Haynes 282 alloy ist mengenmäßig zwischen<br />

Haynes 263 alloy (zwar gut zu verarbeiten,<br />

aber von geringerer Festigkeit) und Waspaloy<br />

und R-41 (größere Festigkeit als 263 alloy,<br />

aber wesentlich aufwändiger zu verarbeiten)<br />

angesiedelt.<br />

Haynes 282 alloy vereint in sich also eine<br />

optimale Hochtemperatur-Beständigkeit und<br />

gute Formungseigenschaften und weist damit<br />

ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal auf.<br />

AIR<br />

BLEED<br />

Effektives Entlüften<br />

durch Kleinstblenden<br />

von Lee…<br />

Bild: Zapp<br />

…in vielen Varianten<br />

für den Einbau in<br />

Metall oder Kunststoff.<br />

Siebgeschützt.<br />

Tabelle 1: Der berechnete Gesamtphasenanteil für Al+Ti in 282 alloy lag bei 19 %, was zwischen 263 alloy mit<br />

12 % und den Legierungen Waspaloy und R-41 mit 24 % respektive 27 % liegt<br />

Ein weiterer entscheidender Punkt für den<br />

Einsatz von Hochleistungslegierungen in Verbrennungsanlagen<br />

und anderen automobilen<br />

Anwendungsbereichen ist die Verarbeitbarkeit,<br />

also sowohl die Schweißbarkeit als auch<br />

die Umformbarkeit. Um diese Eigenschaft zu<br />

erreichen, ist das sorgfältige Ausbalancieren<br />

des Anteils der γ-Phase sehr wichtig. Ein höherer<br />

γ-Anteil führt zu positiven und folglich<br />

gewünschten Effekten wie einer hohen Zug-<br />

Zur Zusammensetzung<br />

Haynes 282 alloy besteht aus Chrom, Kobalt,<br />

Molybdän, Aluminium und Titan. Diese Legierungsbestandteile<br />

sind fein aufeinander abgestimmt,<br />

um jene Eigenschaften einzustellen,<br />

die vor allem auch die Automobilindustrie<br />

mehr und mehr zu schätzen weiß.<br />

Ein Chromgehalt von 19 bis 20 Gew.% ist<br />

wichtig für die Oxidations- und Hitzebeständigkeit<br />

der Legierung. Kobalt ist ein weiterer<br />

LEE Hydraulische<br />

Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />

Telefon 06196 / 773 69-0<br />

E-Mail info@lee.de<br />

www.lee.de<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 37


ANTRIEB<br />

Als nischenorientierter Re-Roller für anspruchsvolle Präzisionshalbzeuge bietet Zapp Lösungen, die über das Produkt- und Erzeugungsspektrum<br />

eines Standard-Walzwerkes hinaus gehen<br />

Bild: Zapp<br />

Bild: Zapp<br />

Tabelle 2: Chemische Zusammensetzung (Gew.%)<br />

Bestandteil und relativ teuer – daher ist die<br />

Menge an Kobalt präzise eingestellt und in<br />

Haynes 282 alloy mit ca. 10% am unteren<br />

Ende der üblichen Spanne für diese Legierungsklasse<br />

angesiedelt.<br />

Molybdän wiederum ist ein wichtiges Element<br />

zur Erreichung der Kriechfestigkeit von γ-gehärteten<br />

Legierungen und in diesen üblicherweise<br />

mit 4,3 bis 10 Gew.% enthalten. Dabei<br />

handelt es sich um ein relativ großes und unbewegliches<br />

Atom, das so eine signifikante<br />

Mischkristallverfestigung bietet; aus diesem<br />

Grund wurde bei Haynes 282 alloy ein Molybdängehalt<br />

von ca. 8,5 % gewählt.<br />

Die Elemente Aluminium und Titan sind die<br />

ausscheidungsbildenden Elemente. Nur kleine<br />

Änderungen in der Menge dieser beiden<br />

Legierungszusätze haben starke Auswirkungen<br />

auf die Eigenschaften und die Verarbeitbarkeit<br />

der Legierung. Aus diesem Grund wurden<br />

die Gehalte Aluminium und Titan in 282<br />

alloy sorgfältig ausgewählt und abgestimmt,<br />

um die beste Kombination dieser Eigenschaften<br />

zu erreichen. (siehe Tabelle 2)<br />

38 AutomobilKonstruktion 1/2016


Wärmebehandlung: Die Aushärtung<br />

Nach dem Lösungsglühen wird 282 alloy einer<br />

zweistufigen Wärmebehandlung bei1010 °C<br />

für zwei Stunden und bei 788 °C für die Dauer<br />

von acht Stunden mit anschließender Luftkühlung<br />

unterzogen (Tabelle 3). Eine einstufige<br />

Aushärtung ist ebenfalls möglich, je nachdem<br />

welche Festigkeiten für die jeweiligen Anwendungen<br />

benötigt werden.<br />

Bild: Zapp<br />

Umformbarkeit und Zwischenglühung<br />

Haynes 282 alloy verfügt über ausgezeichnete<br />

Umformeigenschaften. Bei Temperaturen im<br />

Bereich von 955 bis 1177 °C kann der Werkstoff<br />

nach einer ausreichenden Aufwärmphase<br />

dann warm umgeformt werden. In Tabelle 4<br />

lässt sich der Vergleich der zu erwartenden<br />

Härte bei einer bis zu 50 % abgeschlossenen<br />

Kaltumformung nachvollziehen. Alle warmoder<br />

kaltumgeformten Teile sollten in der Regel<br />

vor dem Aushärten geglüht werden.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Verarbeitung,<br />

der stark von der γ-Ausscheidungen beeinflusst<br />

ist, ist die Zwischenglühbehandlung.<br />

Denn nach 30 bis 40 % der Umformung des<br />

Querschnitts wird eine Zwischenglühung vom<br />

Hersteller empfohlen. Diese Wärmebehandlungen<br />

werden im Allgemeinen angewendet,<br />

um das Material in den besser formbaren<br />

Zustand zurückzuversetzen, denn dieser<br />

Tabelle 3: Darstellung der mechanischen Eigenschaften des Blechmaterials aus Haynes 282 alloy<br />

im ausgehärteten Zustand<br />

Tabelle 4: Darstellung der Härte in Abhägigkeit von Kaltumformungsgrad (Blech, lösungsgeglüht)<br />

Zustand ist wichtig bei der weiteren Verarbeitung<br />

bzw. Umformung. Für einige γ-gehärtete<br />

Legierungen allerdings ist es selbst nach dem<br />

Lösungsglühen schwierig, diesen Zustand zu<br />

erreichen. Das liegt an der Ausscheidung der<br />

γ-Phase während der Abkühlphase nach dem<br />

Glühen, die wiederum eine zunehmende<br />

Steifheit und reduzierte Formbarkeit bewirkt.<br />

Aus diesem Grund wird diese Legierungsklasse<br />

nach dem Glühprozess – wie weiter oben<br />

bereits beschrieben – oftmals schnell gekühlt<br />

oder mit Wasser abgeschreckt.<br />

Thermische Stabilität<br />

Die Stabilität der Mikrostrukturen über eine<br />

langdauernde thermale Belastung hinweg<br />

kann für Hochtemperaturwerkstoffe wichtige<br />

Effekte auf die Materialeigenschaften haben.<br />

In vielen Legierungen können solche thermalen<br />

Belastungen zur Ausbildung von schädlichen<br />

Phasen wie - und μ-Phasen führen. Diese<br />

Phasen können dann zu signifikanten Verlust<br />

der Duktilität bei Raumtemperatur führen.<br />

In γ-gehärteten Legierungen kann die Vergröberung<br />

oder Überalterung der γ-Ausscheidungen<br />

ein zweiter unerwünschter Effekt der thermalen<br />

Beanspruchung sein. Eine solche Vergröberung<br />

kann zu einem Verlust der Festigkeit<br />

führen, sowohl hinsichtlich der Zug- als<br />

auch der Kriechfestigkeit. Haynes 282 alloy<br />

wurde entworfen, um widerstandsfähig gegenüber<br />

beiden Formen der thermischen Instabilität<br />

zu sein und erfüllt diesen Anspruch<br />

auch zuverlässig. So wird er zum Werkstoff der<br />

Wahl für Hochtemperaturumgebungen wie Abgasstränge<br />

oder Turbolader und leistet für die<br />

Motorenbauer einen wertvollen Beitrag zur<br />

Umsetzung der neuen Abgasnormen.<br />

Zapp Materials Engineering GmbH, Ratingen,<br />

hedieh.barkemeyer@zapp.com,<br />

www.zapp.com<br />

Dieser Artikel beruht in weiten Teilen auf der<br />

Übersetzung von „Development of a fabricable<br />

Gamma-Prime strengthened Superalloy”<br />

von L. M. Pike, Haynes International Inc.<br />

Bild: Zapp<br />

Metallpyramide<br />

Bild: Zapp<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 39


ANTRIEB<br />

Wälzlageroptimierung in Winkelgetrieben für Busse<br />

Flanschlagereinheit ersetzt Einzelbauteile<br />

Ein Hersteller von Getrieben für<br />

Busse musste regelmäßig innerhalb<br />

kurzer Zeit die Wälzlager an<br />

Winkelgetrieben austauschen –<br />

und wandte sich an NSK. Die Experten<br />

stellten fest, dass der Zusammenbau<br />

mehrerer Lagerkomponenten<br />

verschiedener Hersteller<br />

eine zentrale Ursache für den<br />

Ausfall war. Die Montage war<br />

komplex und schon kleine Ungenauigkeiten<br />

führten zu Folgeproblemen.<br />

Als Gegenmaßnahme schlug NSK<br />

einbaufertige Flanschlagereinheiten<br />

vor. Solche entwickelt und fertigt<br />

NSK für diverse Hersteller von<br />

Landmaschinen, Baumaschinen<br />

oder Flurförderzeugen.<br />

Sie bestehen zumeist<br />

aus abgedichteten<br />

und voreingestellten<br />

Einheiten<br />

von Lager, Gehäuse<br />

und Befestigung. Sie<br />

werden einbaufertig<br />

geliefert, so dass keine<br />

Montagefehler<br />

möglich sind.<br />

Der Getriebehersteller<br />

spart so pro Jahr<br />

37 660 Euro. Die Lagereinheiten<br />

sind<br />

zwar rund 30 % teurer,<br />

aber durch die<br />

vereinfachte Montage<br />

ergeben sich Einsparungen<br />

von rund 5000 Euro, die ausgefallenen<br />

Lager verursachten Personalkosten<br />

von etwa 60 000 Euro.<br />

Außerdem – und das ist mindestens<br />

ebenso wichtig – ist der Kunde<br />

nun zufrieden.<br />

www.nsk.com<br />

Eaton und Nissan unterzeichnen Absichtserklärung<br />

Entwicklung eines Energiespeicher- und Steuerungssystems<br />

Das Energiemanagement Unternehmen<br />

Eaton und der Automobilhersteller<br />

Nissan haben die<br />

Unterzeichnung einer Vereinbarung<br />

zur Ermittlung der Machbarkeit<br />

einer gemeinsamen Entwicklung,<br />

Industrialisierung und Kommerzialisierung<br />

von Energiespeicher-<br />

und Steuerungssystemen<br />

bekannt gegeben, Dabei sollen<br />

Expertise und Industrieanlagen<br />

beider Unternehmen genutzt werden.<br />

Ein erschwingliches Verfahren,<br />

saubere Energie flächendeckend<br />

in allen Teilen der Welt verfügbar<br />

zu machen, ist zentraler Bestandteil<br />

der Agenda, um den Klimawandel<br />

abzuschwächen. Dies erfordere<br />

nach Aussage der beiden<br />

Unternehmen eine Kombination<br />

aus Leistungselektronik und<br />

Steuerungssoftware sowie erneuerbarer<br />

Energie und stationärer<br />

Speicherung in einem einzigen<br />

System, das sich für die Installation<br />

in unterschiedlichsten Umgebungen<br />

eignet.<br />

www.eaton.de<br />

Langjährig erprobtes Batterie-Managementsystem<br />

FEV-Batterie für Plug-In-Hybrid<br />

Vor kurzem ging ein weiteres<br />

Plug-In-Hybrid-Fahrzeug mit Technik<br />

von FEV in Serie. Neben dem<br />

Getriebekonzept hat der Aachener<br />

Entwicklungsdienstleisters<br />

auch die Batterietechnologie entwickelt.<br />

Das Paket verfügt über eine<br />

Kapazität von 10 kWh und ermöglicht<br />

so eine rein elektrische<br />

Reichweite von rund 50 km. Bei<br />

der Entwicklung war FEV sowohl<br />

für die Entwicklung der Batterie-<br />

Hardware und -Software als auch<br />

für die Tests und Validierung zuständig.<br />

Kernsystem ist das Batteriemanagementsystem<br />

– kurz BMS. Dank<br />

der Nutzung in einer Vielzahl von<br />

Projekten verfügt es über einen<br />

hohen Grad an Reife und Flexibilität<br />

für jegliche Batteriekonzepte.<br />

Das BMS besteht aus einer zentralen<br />

Steuerung – der Master-<br />

Platine – und je einer dezentralen<br />

Messeinheit pro Batteriemodul –<br />

der Slave-Platine. Zudem ist das<br />

BMS für den Sicherheitsstandard<br />

ASIL-D nach ISO 26262 geeignet.<br />

Dabei wurde es nach allen gängigen<br />

Automotive-Standards – beispielsweise<br />

Autosar und CMMI –<br />

und vor allem in Hinblick auf zukünftige<br />

Serienanwendungen<br />

kostenoptimiert entwickelt.<br />

www.fev.com<br />

40 AutomobilKonstruktion 1/2016


Leistungssteigerungen von automatisch betätigten Kupplungspaketen<br />

Neue Schaltkolbentechnik reduziert axiale Baulänge<br />

Federal-Mogul Powertrain stellte<br />

seine neuen Unipiston-Verbundschaltkolben<br />

mit integriertem Federpaket<br />

vor. Erstmalig ersetzen<br />

Schaltkolben mit integriertem Federpaket<br />

separate Federträger in<br />

Kupplungssystemen und reduzieren<br />

damit die Anforderungen an<br />

deren axiale Baulänge. Bisher<br />

stellte dies bei Kolben für Lamellenkupplungspakete<br />

oftmals eine<br />

entscheidende Einschränkung<br />

dar. Durch die zusätzliche Designfreiheit<br />

können Entwickler<br />

nun das Federungsvermögen mit<br />

weniger Federn verbessern oder kosteneffektiveres<br />

Federmaterial einsetzen.<br />

So soll die integrierte Bauweise das Risiko<br />

von Qualitätseinbußen durch separat angebrachte<br />

Federn vermindern. Gleichzeitig kann<br />

die Zahl der zu verbauenden Einzelteile und<br />

Montageschritte sowie die erforderliche Logistik<br />

für den Kunden reduziert werden.<br />

Die meisten Kupplungssysteme werden durch<br />

Kupplungsscheibe mit Fliehkraftpendel<br />

Zwischen Zweimassenschwungrad und Torsionsdämpfer<br />

einen abschließenden Schweißvorgang versiegelt,<br />

der qualitätsbedingte Korrekturen zu<br />

einem späteren Zeitpunkt erschwert. Das trifft<br />

besonders auf den sogenannten „blinden Verbau“<br />

von Schaltkolben zu, bei dem ein ordnungsgemäßer<br />

Einbau der Kolben im Nachhinein<br />

nicht visuell geprüft werden kann.<br />

www.federalmogul.com<br />

Trends im Motorenbau wie Downsizing stellen<br />

Entwickler vor große Herausforderungen. Eine<br />

davon ist, auftretende Torsionsschwingungen<br />

im Antriebsstrang zu eliminieren. Die Spezialisten<br />

der Schaeffler-Marke LuK haben jetzt in<br />

Gestalt der Kupplungsscheibe mit Fliehkraftpendel<br />

eine wirtschaftliche Alternative entwickelt.<br />

In ihrer Wirksamkeit liegt diese unter<br />

dem Zweimassenschwungrad (ZMS) und oberhalb<br />

der Kupplungsscheibe mit Torsionsdämpfer.<br />

Potenzielles Anwendungsgebiet<br />

sind Verbrennungsmotoren bis circa 250 Nm<br />

und hoher Zugkraft bereits bei niedriger Drehzahl.<br />

Die entscheidende Innovation ist das Trapezpendel.<br />

Die Pendelmasse führt im Gegensatz<br />

zum Parallelpendel nicht nur eine seitliche<br />

Bewegung, sondern zusätzlich eine Eigenrotation<br />

aus.<br />

Es werde laut Hersteller die gleiche niedrigste<br />

fahrbare Drehzahl erreicht wie mit ZMS, sodass<br />

die gleiche verbrauchsgünstige Fahrweise<br />

möglich sei. Die Kupplungsscheibe mit<br />

Fliehkraftpendel ist damit ein Produkt, mit<br />

dem zu angemessenen Kosten Komfortziele<br />

erfüllt werden können, wo ein konventionelles<br />

System nicht ausreicht und ein ZMS nicht<br />

zwingend nötig ist.<br />

www.schaeffler.com<br />

DICHT&<br />

SICHER<br />

LEE BETAPLUG ® Dichtstopfen:<br />

Unser bewährtes Konzept, Kanäle<br />

und Bohrungen zu verschließen<br />

Das rationelle Prinzip: konischer Verschluss-<br />

Stopfen in konischer Aufnahmebohrung.<br />

Im Getriebe- und<br />

Motorenbau, bei<br />

Ölfiltern,<br />

Ölkühlern<br />

und -pumpen<br />

sowie anderen<br />

Anbauaggregaten.<br />

Ø 5 bis 20 mm, für Drücke bis 50 bar<br />

Mit BETAPLUG ® entsteht ein perfekter,<br />

formschlüssiger Sitz – DICHT UND SICHER!<br />

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Miniaturkomponenten GmbH<br />

Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />

Telefon 06196 / 773 69-0<br />

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www.lee.de<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 41


ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

„Produkte und Prozesse stimmen“<br />

Wie beeinflussen automatisiertes Fahren,<br />

Elektromobilität und vernetztes Fahrzeug das Geschäft<br />

von TE Connectivity? Die AutomobilKonstruktion sprach<br />

darüber mit Eric Küppers, Präsident des Geschäfts -<br />

bereichs Global Automotive bei TE Connectivity.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Welche Auswirkungen haben<br />

die Megatrends auf das Geschäft von<br />

TE Connectivity?<br />

Die Datenströme im Fahrzeug steigen enorm<br />

an. Als Anbieter von Produkten für die Verteilung<br />

und Verbindung von elektrischen Leistungen,<br />

Datenströmen und Frequenzen sehen<br />

wir in den drei Megatrends großes Wachstumspotenzial.<br />

Gleichzeitig müssen die Bauteile<br />

deutlich kleiner werden, da der Platz im<br />

Automobil begrenzt ist. Zudem muss die Verlässlichkeit<br />

der Datenübertragung – also die<br />

Datenintegrität – absolut gesichert sein.<br />

Das Interview führte Jürgen Goroncy,<br />

freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />

„Wir erwarten in einigen<br />

Jahren eine Übertragungsrate<br />

von ein bis<br />

zehn Gigabit pro Sekunde.<br />

Heute sind wir noch<br />

bei 100 Megabit pro<br />

Sekunde.“<br />

Eric Küppers ist President Global<br />

Automotive von TE Connectivity<br />

Durch das Downsizing der Verbrennungsmotoren<br />

steigen für alle Komponenten im Auto die<br />

Ansprüche an die Vibrationsfestigkeit und<br />

auch die Temperaturbelastung.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Können Sie Beispiele dafür nennen?<br />

Vor etwa 20 Jahren hatte ein Motormanagementsystem<br />

80 Pole, heute sind mehr als 330<br />

Pole üblich. Durch die Miniaturisierung hat<br />

sich trotzdem der Bauraum für unsere Produkte<br />

halbiert. Das ist wichtig, da heute für die<br />

Größe eines Steuergeräts nicht immer die Leiterplatte,<br />

sondern auch der Steckverbinder<br />

der bestimmende Faktor ist.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Welche Produkte außer Steckverbinder<br />

haben Sie noch im Portfolio?<br />

Wir sind stark mit induktiven Systemen (Spulen,<br />

Relais) für ABS- und ESP-Anwendungen in<br />

der Automobilindustrie vertreten. Hochleistungsrelais<br />

für Fahrzeuge mit elektrifizierten<br />

Antrieben ergänzen das Angebot. Außerdem<br />

entwickeln und investieren wir intensiv im Bereich<br />

der Sensorik, da wir erwarten, dass dieser<br />

Bereich überdurchschnittlich wachsen<br />

wird.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Ist die Sensorik ein neues Geschäftsfeld?<br />

Nein, seit etwa 15 Jahren beschäftigen wir uns<br />

mit berührungslosen Messfühlern im Bereich<br />

der Positions- und Drehwinkelsensorik. Durch<br />

Akquisitionen von Measurement Specialities<br />

und American Sensor Technologies bieten wir<br />

nun auch Sensoren für die Erfassung von<br />

Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit an.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Warum ist die Sensorik so wichtig?<br />

Neben der Tatsache, dass der Sensormarkt zukünftig<br />

überdurchschnittlich wachsen wird,<br />

sind im Bereich des Packaging der Sensorikelemente<br />

unsere Kernprozesse – Kunststoffspritzen,<br />

Stanzen, Galvanik und Bestückung –<br />

besonders relevant. So können wir verschiedene<br />

Sensoren in einem Submodul integrieren.<br />

Für ein Getriebe fertigen wir beispielsweise<br />

verschiedene Sensoren für Position, Temperatur<br />

und Drehwinkel und liefern sie als ein<br />

Submodul an den Getriebehersteller.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Welche Bedeutung hat Ethernet<br />

für TE Connectivity?<br />

Bedingt durch die Megatrends in der Automobilbranche<br />

wird der Datenstrom sowohl im Auto,<br />

aus dem Auto heraus und ins Auto rapide<br />

anwachsen. Da Ethernet in anderen Branchen<br />

bereits seine Qualifikation bewiesen hat, wird<br />

es sich auch im Automobil als sichere Datenverbindung<br />

durchsetzen. Die ersten Schritte<br />

mit europäischen Premiumherstellern sind getan,<br />

auch die amerikanischen OEMs sind interessiert.<br />

In Asien ist das Echo noch zurückhaltend.<br />

Wir erwarten in einigen Jahren eine<br />

Übertragungsrate von ein bis zehn Gigabit pro<br />

42 AutomobilKonstruktion 1/2016


Das neue Verbindungssystem MATEnet<br />

für eine skalierbare Ethernet Netzwerk-<br />

Architektur im Automobilbereich<br />

Bilder: TE Connectivity<br />

Sekunde. Heute sind wir noch bei 100 Megabit<br />

pro Sekunde.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Bieten Sie bereits Produkte für<br />

Ethernet an?<br />

Ja, natürlich! Wir bieten ein Portfolio an, das<br />

auf Standardkomponenten basiert. Wir nutzen<br />

also bereits von unseren Kunden freigegebene<br />

Kontaktsysteme, das beschleunigt natürlich<br />

die Markteinführung. Durch unsere Struktur<br />

entwickeln und produzieren wir Ethernet-<br />

Applikationen weltweit.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Welche Produkte oder Systeme<br />

sind das?<br />

Hauptsächlich sind es Steckverbinder und<br />

kleine Kabelverbindungen. Allerdings hat sich<br />

die Welt des Komponentenmarktes in den<br />

letzten Jahren stark verändert. Nur das Bauteil<br />

zu validieren macht keinen Sinn. Wir als Komponentenlieferant<br />

stellen in einem Netzwerk<br />

mit Chip-, Kabel- und Fertigungsausrüstern<br />

sowie dem Konfektionär ein komplettes System<br />

zusammen, das wir dem OEM anbieten<br />

und auch validieren. Speziell bei Ethernet<br />

kommt es auf das Gesamtsystem an. Was<br />

kann der Chip, welche Verluste treten in den<br />

einzelnen Verbindungen auf, wie viel Anschlussstellen<br />

im Fahrzeug sind notwendig?<br />

Das sind Fragen, die ein Konsortium von unterschiedlichen<br />

Marktteilnehmern dem OEM<br />

schlüssig beantworten muss. Teilweise koordiniert<br />

TE Connectivity diese Aktivitäten.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Wie lange beschäftigen Sie sich<br />

bereits mit Ethernet im Auto?<br />

Seit etwa vier Jahren setzen wir uns intensiv<br />

damit auseinander. Dabei haben wir viel von<br />

unseren Kollegen aus dem Konsumgüterbereich<br />

gelernt. Insbesondere was das Design<br />

und die Validierung anbelangt, da man dafür<br />

spezielles Equipment benötigt.<br />

Wir haben nicht nur die richtigen Produkte für<br />

unsere Kunden, sondern auch die richtigen<br />

standardisierten Prozesse. Mit diesem Konzept<br />

können wir trotz geringer Stückzahlen<br />

und hoher Variantenvielfalt weltweit gleichbleibende<br />

Qualität und kostenorientierte Lösungen<br />

fertigen. Das Konzept erlaubt es, sofort<br />

zu skalieren. Auch dabei profitieren wir<br />

aus unseren Erfahrungen mit den Konsumgüterherstellern.<br />

Automobil<br />

Konstruktion In welchen Konsumgütern ist TE<br />

Connectivity mit Ethernet aktiv?<br />

In großen Datenzentren von bekannten Unternehmen<br />

in den USA sind wir häufig vertreten.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Wie bearbeitet der Geschäftsbereich<br />

Automotive den US-Markt?<br />

Die heutigen OEMs und deren Zulieferer werden<br />

aus unseren Büros in Michigan, Pennsylvania<br />

und North Carolina betreut. Fertigungsstätten<br />

in North Carolina und Mexico beliefern<br />

unsere Kunden direkt mit dem gesamten Produktportfolio.<br />

Wir werden unsere Automotive-<br />

Präsenz im Silicon Valley stärken und dort in<br />

absehbarer Zeit ein Büro eröffnen, das wir<br />

mehrdimensional nutzen wollen. Einige Unternehmen<br />

aus dem Silicon Valley werden oder<br />

wollen in den Automobilmarkt einsteigen. So<br />

können wir direkter und besser neue Marktteilnehmer<br />

betreuen. Außerdem haben viele<br />

traditionelle OEMs und Zulieferer dort schon<br />

lange Büros, die wir auch besser unterstützen<br />

werden.<br />

www.te.com<br />

Zur Person<br />

Dipl.-Ing. Eric Küppers hat Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen<br />

studiert. Vor seinem Eintritt<br />

bei TE Connectivity war er als Softwareingenieur und<br />

Product Manager in den Bereichen Anlagenbau und<br />

Befestigungssysteme tätig. Seit 1996 bekleidete er<br />

bei TE Connectivity verschiedene Positionen in Vertrieb<br />

und Management. Seit Anfang 2014 leitet Eric<br />

Küppers den Geschäftsbereich Global Automotive.<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 43


ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

Daten-Backbone, Platzmangel und Fehlertoleranz<br />

Wohin sich Bordnetze in Zukunft entwickeln werden<br />

Kundenspezifisches Bordnetz<br />

Bild: Dräxlmaier<br />

Auf dem 18. Kooperationsforum<br />

Bordnetze in München tauschten<br />

sich Entwickler und Entscheider<br />

von unterschiedlichen Firmen aus.<br />

Wir fassen die aktuellen Trends<br />

zusammen.<br />

Laut Johannes Meisenzahl, Leiter Entwicklung<br />

physisches Bordnetz bei BMW, hat sich die<br />

Komplexität des Bordnetzes in den letzten<br />

zehn Jahren verdoppelt: „Wir schätzen, dass<br />

in zwei Jahren noch einmal alles um den Faktor<br />

zwei komplexer wird.“ Das hänge auch damit<br />

zusammen, dass im Bordnetz nur „Middle<br />

out“ entwickelt wird, da verschiedene ältere<br />

Systeme mit durchgezogen werden müssten:<br />

Der Autor: Tobias Meyer ist freier<br />

Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />

Aktuell stecken daher bis zu neun verschiedene<br />

Netze in einem Fahrzeug. Das erschwere<br />

die Entwicklung des idealen Bordnetzes. Laut<br />

Udo Hornfeck, Vice President Global R&D bei<br />

der Leoni Bordnetz-Systeme GmbH, müsse<br />

man auch realistisch bleiben: „Niemand will<br />

wieder bei Null anfangen.“ Daher würden ältere<br />

Systeme auch weiterhin migriert werden.<br />

Lücke in der Bus-Technik<br />

Im Detail erklärt das Marco Wolf von TE Connectivity:<br />

30 % des Bordnetzes bestehe aus<br />

analogen Sensorleitungen, eine Digitalisierung<br />

via Bus könnte hier sofort großes Einsparpotential<br />

bieten. Doch ein geeignetes<br />

Protokoll fehlt bisher. Der bekannte digitale<br />

CAN-Bus könne eigentlich alles übernehmen,<br />

er ist aber teuer, zudem die meisten Sensoren<br />

analoge Signale liefern und so auf einen zusätzlichen<br />

AD-Wandler angewiesen wären –<br />

bei 150 Sensoren im Fahrzeug sprenge das<br />

schnell den Kostenrahmen. Das gleiche gelte<br />

für FlexRay und MOST. Der abgespeckte LIN-<br />

Bus dagegen sei für viele Sensoren schon zu<br />

langsam. Das SENT-Protokoll hat ein besseres<br />

Signal, erlaubt aber nur zwei Partner an einer<br />

Leitung. PSI5 und DSI3 gingen prinzipiell auch<br />

für alles, brauchen aber viel Strom, erwärmen<br />

sich selbst und könnten daher nicht in Temperaturzonen<br />

wie Motor oder Abgasanlage eingesetzt<br />

werden. Die ernüchternde Bilanz von<br />

Wolf: „Die heutigen Busse sind samt und sonders<br />

nicht an die Erfordernisse der Sensorwelt<br />

angepasst.“ Es sei daher absolut sinnvoll, die<br />

heutige Lücke zwischen CAN und LIN zu<br />

schließen.<br />

Udo Hornfeck, Vice President Global R&D,<br />

Leoni Bordnetz-Systeme GmbH: „Niemand will<br />

wieder bei Null anfangen.“<br />

Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />

44 AutomobilKonstruktion 1/2016


Sensoren an einen Bus zu koppeln mache<br />

laut Wolf auch aus Kostengründen Sinn: In einem<br />

Doppelkupplungsgetriebe sitzen sechs<br />

Sensoren (2x Drehzahl, 4x Position). Diese<br />

sind über einen öldichten 12-poligen Stecker<br />

mit der Außenwelt verbunden. Hier zählt die<br />

Anzahl der Pins, ein Busstecker könnte alle<br />

Sensoren gleichzeitig – und somit günstiger<br />

da weniger Pins – aus dem Getriebe nach außen<br />

übertragen.<br />

Immer mehr Kabel<br />

Die BMW-Experten berichteten zudem von ihrer<br />

Erfahrung, dass Optimierungen im Materialeinsatz<br />

die Gewichtszunahme kaum kompensieren<br />

können: Vor einigen Jahren wog ein<br />

Kabelbaum noch 28 kg, heute liegt man bei<br />

47 kg, das liege auch an der stetig steigenden<br />

Leistungsaufnahme der ECUs, was höhere Leitungsquerschnitte<br />

erfordert. Gleichzeitig reduzieren<br />

sich die Bauräume – bei steigendem<br />

Bedarf. Zunehmende elektrische Energiebedarfe<br />

stressen das Bordnetz zusätzlich.<br />

Christian Bauer, zuständig für die Frühe Phase<br />

E/E Package, Elektrologik und Architektur bei<br />

BMW, will Bordnetze daher auch in andere Bereiche<br />

integrieren, beispielsweise könne man<br />

die Lenkradheizung auch für die Hands-off-<br />

Kontrolle nutzen, so würden keine zwei separaten<br />

Datenleitungen benötigt.<br />

Neue Anforderungenim Netz<br />

Ein wichtiges Thema sei daher auch im Bordnetz<br />

die Simulation: Routingtrassen, Energieflüsse<br />

und Bauräume ließen sich so effizienter<br />

gestalten. Auch Dräxlmaier sieht die Simulation<br />

künftig als essential an: „Die Bordnetzsimulation<br />

von Hochvolt-Leitungen wird einen<br />

wesentlichen Stellenwert in der Entwicklung<br />

Christian Bauer, Frühe Phase E/E Package, Elektrologik<br />

und Architektur bei BMW, will Bordnetze auch in<br />

andere Bereiche integrieren<br />

Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />

Oliver Druhm, Teamleiter Konzeptentwicklung Bordnetze<br />

bei Dräxlmaier: Das Datennetz wird sich daher<br />

hin zu einem Daten-Backbone entwickeln<br />

Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />

In der Ausstellung des 18. Koioperationsforums<br />

Bordnetze tauschten sich die Experten direkt aus<br />

Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />

einnehmen“, sagt Oliver Druhm, Teamleiter<br />

Konzeptentwicklung Bordnetze bei Dräxlmaier.<br />

Denn die HV-Technik wird immer mehr Bereiche<br />

übernehmen, etwa die Wankstabilität.<br />

So entstehen neue Produkte mit anderen Anforderungen:<br />

Der HV-Verteiler muss nicht nur<br />

schraubfest, sondern auch EMV-fest sein.<br />

Auch an der Architektur im Bordnetz soll sich<br />

grundlegendes ändern. Sensor und Aktor<br />

könnten laut Druhm künftig an der gleichen<br />

Bus-Leitung hängen, statt jeweils eine eigene<br />

ECU-Verbindung zu beanspruchen. Das Datennetz<br />

wird sich daher hin zu einem Daten-Backbone<br />

(Automotive Ethernet) entwickeln, da<br />

fast alle Systeme Zugriff auf alle Daten benötigen.<br />

Dadurch sollen Skalierbarkeit, Individualisierung<br />

und hohe Datenraten Realität werden.<br />

Als großes Thema sieht Druhm – und viele<br />

seiner Kollegen – die Entwicklung von Fail<br />

safe hin zu Fail operational im Bordnetz. Vor<br />

allem hinsichtlich dem Trend Autonomes Fahren<br />

arbeiten viele Entwickler an Ideen, wie<br />

das Bordnetz auch im Fehlerfall funktionstüchtig<br />

bleiben kann. Denn wirklich Fail safe<br />

kann kein System sein, das liege laut Druhm<br />

„einfach in der Natur“.<br />

Ähnlich sieht das auch Udo Hornfeck von Leoni:<br />

Um Fail operational bei Autonomen Fahranwendungen<br />

wie Parken und Staupilot vernünftig<br />

zu implementieren, müsse lediglich<br />

die Bremse redundant ausgelegt werden. Ein<br />

kompletter Highway-Pilot wird aber schon<br />

schwieriger, denn hier kommt die Lenkung<br />

hinzu. Hier bedeuten fünf Sekunden 180 Meter<br />

Strecke, in einer typischen Zwei-Kilometer-<br />

Kurve muss das Auto hier acht Meter versetzen.<br />

Fällt die Lenkung also aus, kann eine Kollision<br />

über mehrere Spuren verursacht werden.<br />

Also muss auch ein zweiter Aktuator für<br />

die Lenkung verbaut werden, der im Fehlerfall<br />

auch Blitzschnell zugeschaltet werden muss.<br />

Fällt jedoch die Energieversorgung aus, sei<br />

die Lösung durch eine zweite Batterie nicht so<br />

einfach zu realisieren.<br />

Abkapseln statt lösen<br />

Achim Henkel, Gruppenleiter Forschung und<br />

Vorausentwicklung Antriebsstrang und Elektrische<br />

Systeme bei der Robert Bosch GmbH,<br />

sieht eine Möglichkeit ohne teure Redundanz-<br />

Systeme. Sie besteht darin, dass man Fehler<br />

kapselt. Dafür könne man eine Netztopologie<br />

entwickeln, die es erlaubt, fehlerhafte Elemente,<br />

deren Störung man nicht sofort eliminieren<br />

kann, einfach abkoppelt. Denn so könne<br />

man die Fehlerauswirkung reduzieren, indem<br />

man das Problem erkennt, lokalisiert und<br />

dann kapselt und so kontrolliert degradiert.<br />

Denn in der Theorie klingen 2-kanalige Lenkung,<br />

Bremse etc. samt zweier getrennter<br />

Energiespeicher unproblematisch, wenn es<br />

aber wie von BMW-Experte Meisenzahl erwähnt<br />

um Platz und Gewicht geht, wird das eine<br />

der künftigen Herausforderungen des<br />

Bordnetzes sein. Zudem sei eine Redundanz<br />

wie etwa in Flugzeugen laut Henkel gar nicht<br />

nötig: „Das Auto steht schon auf vier Rädern“,<br />

es müsse ja nur zu stehen kommen, was sich<br />

auch ohne teure Doppelsysteme realisieren<br />

ließe.<br />

Bayern Innovativ<br />

Tel. +49 911 20671-151<br />

kirsch@bayern-innovativ.de<br />

www.bayern-innovativ.de/bordnetze2015<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 45


ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

„Versuchen, den Angreifer draußen zu halten“<br />

Telit, ein Anbieter von Modulen, Value Added Services<br />

und Lösungen im Machine-to-Machine-(M2M)-Segment,<br />

übernahm im Jahr 2014 ATOP (Automotive Telematics<br />

On-board Unit Platform) vom niederländischen<br />

Halbleiterhersteller NXP und integrierte es in den<br />

neuen Geschäftsbereich Telit Automotive Solutions.<br />

Wir haben uns mit Dirk Reimer, VP Marketing & Sales,<br />

über Hacking, Sicherheitstechnik und Datenübertragung<br />

im Auto unterhalten.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Herr Reimer, wie sehen Sie die<br />

Datensicherheit in Fahrzeugen aktuell?<br />

Eine generelle Aussage zu treffen ist hier<br />

schwierig. Technisch gesehen laufen z.B. die<br />

Daten auf dem CAN-Bus unverschlüsselt. Wer<br />

sich etwas auskennt, kann diese Datenflüsse<br />

mitschneiden und daraus erfahren, was im<br />

Auto passiert. Das setzte bisher aber immer<br />

physikalischen Zugang zum Auto voraus.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Aktuell ist es aber schon üblich,<br />

dass Autos kabellos mit ihrer Umwelt kommunizieren…<br />

Es hat sich in letzten Jahren auch gezeigt,<br />

dass dort unautorisierter Zugriff möglich ist.<br />

Das Interview führte Tobias Meyer,<br />

freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />

„Es gibt in der Sicherheitstechnik<br />

keinen ultimativen<br />

Schutz. Das haben wir in<br />

der Computerbranche alle<br />

gelernt, es ist immer ein<br />

Wettlauf. Jedes System<br />

wird irgendwann überwunden,<br />

die Frage ist nur,<br />

wie lange das dauert.“<br />

Dirk Reimer ist VP Marketing &<br />

Sales bei Telit Automotive Solutions<br />

Ein Kernthema ist daher die Absicherung der<br />

Kommunikation: Das sieht zum einen die Verschlüsselung<br />

zwischen den Modulen im Fahrzeug<br />

und den Backend-Servern vor, ähnlich<br />

wie im Internet, wo dies etwa mit HTTPS oder<br />

TLS erfolgt. Man muss sich aber immer im Klaren<br />

sein, dass ein Hacker auch mal physikalischen<br />

Zugang zum Auto haben und dann Modifikationen<br />

vornehmen kann, die ihm später<br />

den Zugriff via Funk ermöglichen.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Man muss also ständig überprüfen,<br />

ob die Software authentisch ist.<br />

Dafür gibt es Standardverfahren, etwa den Secure<br />

Boot, wo man über Kryptoalgorithmen sicherstellt,<br />

dass die installierte Software authentisch<br />

ist. Dabei wird aus dem Quellcode<br />

ein Hashwert generiert. Stimmt dieser nicht<br />

mit dem hinterlegten Wert überein, ist die<br />

Software nicht mehr im Originalzustand. Dafür<br />

benötigt man allerdings einen sicheren<br />

Speicher im Modem des Fahrzeugs. Das kann<br />

man sich wie einen kleinen Kreditkarten-Controller<br />

vorstellen, der mit speziell designten<br />

ICs einen sicheren Speicher für Schlüssel und<br />

Zertifikate bietet, die von außen garantiert<br />

nicht gelesen werden können. Das Sicherheits-Level<br />

entspricht dem von Bankkarten,<br />

denen ja auch weitgehend vertraut wird.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Sollte man daher einfach auf die<br />

bestehenden Banken-Standards setzen, statt<br />

langwierig einen neuen KFZ-Standard zu etablieren?<br />

Ja, das wäre ein pragmatischer Ansatz. In der<br />

Industrie haben die Zulieferer auch gelernt,<br />

dass es geschickter ist, die Secure-Elemente<br />

gleich in die ICs zu integrieren. Das ist sicherer,<br />

als die Elemente einfach neben das Modem<br />

zu setzen.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Was für Herausforderungen sehen<br />

sie in der Sicherheitstechnik?<br />

Ein Punkt ist, dass die Chips immer stärker<br />

werden, wodurch sich die Funktionen erhöhen.<br />

Heute können schon Linux-Systeme auf<br />

solchen Modem-Chips laufen, weshalb dann<br />

Themen wie Rechteverwaltung, Firewall und<br />

Intrusion Detection relevant werden. Für besonders<br />

sensitive Funktionen mag man auch<br />

über Virtualisierung nachdenken, dass also<br />

beispielsweise gewisse virtuelle Maschinen<br />

nur auf bestimmte Ports zugreifen dürfen. An<br />

diesen Themen arbeiten wir gerade, wir wissen<br />

aber schon recht konkret, wo die Reise<br />

hingeht.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Und welche Ziele sind das?<br />

Es dem Angreifer möglichst schwer zu machen,<br />

von außen ins Auto reinzukommen. Da<br />

gibt es in der Sicherheitstechnik keinen ultimativen<br />

Schutz. Das haben wir in der Computerbranche<br />

alle gelernt, es ist immer ein Wettlauf.<br />

Jedes System wird irgendwann überwunden,<br />

die Frage ist nur, wie lange das dauert.<br />

Daher fahren wir mit möglichst langen Schlüsseln,<br />

die nur sehr zeitaufwändig zu knacken<br />

46 AutomobilKonstruktion 1/2016


Der ATOP (Automotive Telematics On-board Unit Platform) unterstützt unterschiedlichste<br />

Features von der Fahrzeug-Lokalisierung und -Tracking über Remote-Start und -Diagnose<br />

bis hin zu Geschäftsanwendungen wie dem Flottenmanagement<br />

sind. Wie gesagt, denken wir aber über Mechanismen<br />

nach, die nötig sind, wenn der Angreifer<br />

physikalischen Zugang zu den Boxen<br />

im Fahrzeug hat. Daher gibt es inzwischen<br />

auch Bestrebungen, in den Mikrocontrollern<br />

der ECUs Sicherheitseinheiten einzuarbeiten.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Kann der Angreifer nicht einfach<br />

das Handy hacken und hat dann etwa über die<br />

Einpark-App Zugriff und Kontrolle über das<br />

Fahrzeug?<br />

Auch das kann man sicher machen. Das erfordert<br />

aber auch ein Umdenken bei den OEMs,<br />

denn natürlich müssen diese App und alles<br />

andere ebenso sicher sein, sprich der Fahrzeug-Anbieter<br />

muss für seine Apps entsprechende<br />

Sicherheitskompetenz aufbauen oder<br />

einkaufen. Zudem haben auch die Smartphones<br />

inzwischen diese sicheren Speicher für<br />

Schlüssel und Zertifikatermöglichtem Zugang,<br />

die etwa zum Aufschließen des Fahrzeugs via<br />

Mobiltelefon genutzt werden können. Natürlich<br />

muss der Fahrzeughersteller solche Systeme<br />

dann auch implementieren, sonst nützt<br />

das beste Smartphone wenig.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Nun passiert es aber doch immer<br />

wieder, dass Fahrzeuge gehackt werden.<br />

Muss auch an den Schritten nach dem Hack<br />

optimiert werden?<br />

Klar, das Problem hört nach dem Hack nicht<br />

auf, das sieht man etwa, wenn man vergleicht,<br />

wie Chrysler und Tesla jeweils mit den<br />

Angriffen auf ihre Fahrzeug umgegangen sind,<br />

da waren die Unterschiede signifikant. Chrysler<br />

musste 1,4 Millionen Jeeps in die Werkstätten<br />

holen, oder die Eigentümer mussten das<br />

Update via USB-Stick einspielen. Tesla konnte<br />

sofort per Luftschnittstelle nachbessern. Eine<br />

Updatefunktion über die Luftschnittstelle ist<br />

daher absolut zeitgemäß und notwendig für<br />

die Sicherheit. Zudem sollte selbstverständlich<br />

sein, dass Fahrzeuge auch von professionellen<br />

White-Hat-Hackern untersucht werden.<br />

In der IT fast schon Standard, für Fahrzeughersteller<br />

muss es das erst noch werden.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Grundvoraussetzung soll ja auch<br />

sein, dass Systeme wie Sicherheit und Online<br />

getrennt sein sollen. Wie ist das, wenn der<br />

eCall kommt? Der soll über den Airbag ausgelöst<br />

werden, wobei Sicherheit und Kommunikation<br />

zusammenarbeiten müssten.<br />

Das hängt von der Architektur ab, die dort vorgesehen<br />

ist und wie die Signalisierung zwischen<br />

Airbag und eCall-Steuerung vorgesehen<br />

ist. Das könnte beispielsweise durch ein redundantes<br />

Modulsignal auf dem Airbag auf einer<br />

einzelnen Steuerleitung realisiert werden,<br />

was ein Rückschreiben quasi ausschließt. Dazu<br />

gibt es ein Mikrofon, das separiert ist von<br />

den anderen Mikrofonen im Fahrzeug. Dann<br />

hätte man auch hier ein entkoppeltes System.<br />

Das ist heute aber selten der Fall, da die Hersteller<br />

das Modem natürlich auch für andere<br />

Services nutzen möchten und es daher am<br />

CAN-Bus hängt. Deswegen muss man auch<br />

die eCall-Systeme absichern, wie andere Softwaresysteme<br />

auch.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Muss schlussendlich die interne<br />

Kommunikation im Fahrzeug verschlüsselt<br />

werden?<br />

Als erster Schritt sollte immer versucht werden,<br />

den Angreifer draußen zu halten. Parallel<br />

muss man darüber nachdenken, intern zu verschlüsseln.<br />

Daran arbeitet die Industrie aber<br />

sicherlich schon.<br />

Bilder: Telit<br />

Die Luftschnittstelle sei laut Dirk Reimer unabdingbar<br />

für die Datensicherheit im Fahrzeug. Nur so könnten<br />

sicherheitsrelevante Updates zeitnah eingespielt<br />

werden<br />

Automobil<br />

Konstruktion Wirkt sich die Komplexität – verschiedene<br />

Bus-Systeme und teilweise mehr<br />

als 100 Steuergeräte in einem Fahrzeug –<br />

auch auf die Datensicherheit aus?<br />

Simplizität ist für Sicherheit immer von Vorteil,<br />

wir müssen aber realistisch bleiben. Wir<br />

brauchen im Fahrzeug den Standard-CAN-<br />

Bus, LIN für Low-Cost-Schalter, das fehlertolerante<br />

FlexRay für Getriebesteuerung oder Fahrwerk,<br />

ebenso müssen die ganzen Kameras<br />

und Sensoren – die mit dem autonomen Fahren<br />

noch stärker Einzug halten werden – über<br />

das BroadR-Reach Ethernet angebunden werden.<br />

Auch da sollte man sich einfach bei anderen<br />

Industrien nachsehen, wie die das gelöst<br />

haben. Ähnlich wie man sich bei der Verschlüsselung<br />

an den Banken orientiert hat,<br />

kann man schauen, wie Linuxsysteme im<br />

Rechnerbereich professionell abgesichert<br />

werden und ableiten, was das für ein Embedded<br />

System bedeutet.<br />

www.telit.com<br />

Zur Person<br />

Dirk Reimer ist VP Marketing & Sales bei Telit Automotive<br />

Solutions. In verschiedenen Funktionen bei Philips,<br />

Compal und NXP gewann er zuvor einen tiefen<br />

Einblick in die Halbleiter-, Mikroelektronik- und Displayindustrie.<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 47


ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

Normen weisen den Weg<br />

Ladeinfrastruktur für eine flächendeckende E-Mobilität<br />

Noch ist eine umfassende<br />

E-Mobilität eine Vision –<br />

aber an den Lösungen wird<br />

intensiv gearbeitet<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Die Idee der Elektromobilität<br />

erstreckt sich inzwischen auf die<br />

gesamte Bandbreite der Fahrzeuge.<br />

Diverse Normen und Richtlinien<br />

schaffen die Voraussetzung für<br />

die Marktdurchdringung – sie<br />

werden sukzessive weiterent -<br />

wickelt und ergänzt.<br />

Der Autor: Bernd Horrmeyer, Fachreferent für<br />

Standardisierung, Phoenix Contact, Blomberg<br />

Das Speichern der elektrischen Energie im<br />

Fahrzeug kann grundsätzlich mittels des konduktiven<br />

– das heißt kabelgebundenen –<br />

oder auch des induktiven Ladens der fest im<br />

Fahrzeug montierten Batterie erfolgen. Beim<br />

konduktiven Wechselstromladen (AC) befindet<br />

sich die Ladeeinheit im Fahrzeug. Beim<br />

konduktiven Gleichstromladen (DC) befindet<br />

sie sich in der Ladestation, und das Fahrzeug<br />

wird direkt mit einem vom Fahrzeug angeforderten<br />

Gleichstrom versorgt. Beim induktiven<br />

Laden erfolgt die Energieübertragung kabellos<br />

durch ein elektromagnetisches Feld – ähnlich<br />

wie bei einem Induktionskochfeld. Beim „Battery<br />

Swapping“ schließlich wird das entladene<br />

Batteriesystem aus dem Fahrzeug entfernt<br />

und in wenigen Minuten durch ein geladenes<br />

Batteriesystem ersetzt.<br />

Am Anfang war das AC-Laden<br />

Das AC-Laden wird in der Systemnorm IEC<br />

61851-1, Edition 2 mit seinen Ladebetriebs -<br />

arten beschrieben. Die spezifischen Aspekte<br />

einer AC-Ladestation wurden im Normentwurf<br />

IEC 61851-22 beschrieben, jedoch inzwischen<br />

in den Normentwurf für die dritte Edition der<br />

IEC 61851-1 überführt. Hiernach wird das einoder<br />

dreiphasige Laden an einer üblichen<br />

Steckdose als Mode 1 bezeichnet, wobei Kommunikation<br />

und Fehlerstromüberwachung<br />

nicht stattfinden. Die Gebäudeinstallation<br />

muss also mit einem RCD (Fehlerstrom-<br />

Schutzeinrichtung) sicherstellen, dass eine<br />

Fehlerstromüberwachung stattfindet, was<br />

dem Anwender oft nicht bekannt ist und bei<br />

älteren Installationen häufig nicht der Fall ist.<br />

Aus diesem Grund verbieten Fahrzeughersteller<br />

meist Mode 1 für ihre Fahrzeuge und stellen<br />

dies sicher, indem sie eine für Mode 1 ungeeignete<br />

Ladesteckdose im Fahrzeug einbauen.<br />

Beim Mode 2 wird in der Ladeleitung oder in<br />

der Wallbox eine Schutzeinrichtung – auch IC-<br />

CPD genannt – integriert, die einen RCD ent-<br />

hält und die Funktion des Schutzleiters<br />

überwacht. An einer fest<br />

am Netz installierten<br />

Ladestation kann im Mode 3 geladen<br />

werden. Zu diesem Zweck<br />

steht eine spezielle Ladesteckdose<br />

zur Verfügung, die mit einem<br />

RCD gesichert ist und eine Steuerung<br />

und Über wachung des Ladevorganges<br />

mit dem Fahrzeug umfasst.<br />

Hierdurch ist ein hohes<br />

Maß an elektrischer Sicherheit und Schutz der<br />

Installation vor Überlastung gegeben.<br />

Grenzen beim AC-Laden<br />

Zur Zeit gibt es beim AC-Laden Bedenken hinsichtlich<br />

der Leistungsfähigkeit der Haushaltssteckdosen.<br />

Diese sind zwar gemäß dem<br />

üblichen Leitungsschutz für 16 A ausgewiesen,<br />

erwärmen sich bei dauerhafter Belastung<br />

mit diesem Strom aber unter Umständen unzulässig.<br />

In der Praxis kam diese dauerhafte<br />

Belastung mit 16 A bislang nie vor, da selbst<br />

größere Verbraucher im Haushalt nur kurz -<br />

zeitig diesen Strom aufgenommen haben oder<br />

der Dauerstrom deutlich geringer ist. Um diesem<br />

Umstand zu begegnen, wird im zuständigen<br />

Normungsgremium IEC SC23B überlegt,<br />

den zulässigen Dauerstrom für Haushaltssteckdosen<br />

zu begrenzen, wodurch die<br />

Ladeleistung beim Laden nach Mode 1 oder<br />

Mode 2 erheblich reduziert würde.<br />

Im Fahrzeug sind oft Schaltungen zur Blindstromkompensation<br />

eingebaut, die einen DC-<br />

Anteil des Stroms verursachen. Durch diesen<br />

Gleichstrom wird die Funktion der üblichen<br />

RCDs vom Typ A beeinträchtigt, sodass diese<br />

gegebenenfalls im Fehlerfall nicht auslösen<br />

würden. Um dieses Problem zu vermeiden,<br />

wurde beschlossen, dass ab 2017 in den IC-<br />

CPDs und in den Ladestationen RCDs vom Typ<br />

48 AutomobilKonstruktion 1/2016


B eingebaut werden. Denn diese sind resistent<br />

gegenüber Gleichstromanteilen. Alter -<br />

nativ kann weiterhin ein RCD vom Typ A verwendet<br />

werden, der jedoch mit einer Gleichstromüberwachungs-Einrichtung<br />

– auch RCM<br />

genannt – ergänzt werden muss. Beschrieben<br />

wird dieser Zusammenhang in der neuen Installationsnorm<br />

IEC 60364-7-722, Edition 1 sowie<br />

im Normentwurf IEC 61851-1, Edition 3.<br />

In den (hoch) mobilisierten<br />

Weltregionen kommen<br />

für die verschiedenen<br />

Ladearten unterschiedliche<br />

Ladestecker zum Einsatz<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Schneller geht‘s mit DC-Laden<br />

Der Markt erwartet zunehmend höhere Ladeleistungen,<br />

um kürzere Ladezeiten oder das<br />

Laden größerer Batteriekapazitäten zu ermöglichen.<br />

Hier bietet sich nun das DC-Laden im<br />

Mode 4 an, wobei hier die Ladeleitung immer<br />

fest an der Ladestation montiert ist. Beschrieben<br />

ist diese Ladebetriebsart in der Norm<br />

IEC 61851-23 für die Ladestation und in der<br />

IEC 61851-24 für das Kommunikationsprotokoll.<br />

Für beide Normen gilt zur Zeit die Edition<br />

1, die Edition 2 ist in Bearbeitung.<br />

In der Norm IEC 62196-1 werden die grund -<br />

legenden Anforderungen an die Ladesteck -<br />

verbinder und die zu bestehenden Tests definiert.<br />

In der Norm IEC 62196-2 werden marktgängige<br />

Ausführungen für Ladesteckverbinder<br />

beschrieben, die in einer AC-Ladeinfrastruktur<br />

benutzt werden. Zusätzlich werden in der<br />

Norm IEC 62196-3 marktgängige Ladesteckverbinder<br />

für die DC-Ladeinfrastruktur beschrieben,<br />

denen jeweils ein Ladesystem<br />

nach IEC 61851-23 zugeordnet ist.<br />

Ladesteuerungen ermöglichen den einfachen Aufbau von<br />

Ladesäulen und Wallboxen<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Kombiniertes AC- und DC-Laden<br />

In den verschiedenen Weltregionen haben<br />

sich jeweils spezielle Anpassungen der normativen<br />

Ladesysteme herausgebildet, die auf<br />

die jeweiligen Stromversorgungsnetze und<br />

Verkehrsräume Rücksicht nehmen. Das für<br />

den Anwender sichtbarste Element dieser<br />

regionalen Ausprägungen ist zweifelsfrei der<br />

Ladestecker. Während in anderen Regionen<br />

jeweils verschiedene Stecker für AC und DC<br />

verwendet werden, kommt in den USA und in<br />

Europa das Combined Charging System – kurz<br />

auch CCS genannt – zum Einsatz. Dies ermöglicht<br />

im Fahrzeug-Inlet (Ladebuchse) das Einstecken<br />

eines AC-Steckers vom Typ 2 in<br />

Europa sowie vom Typ 1 in den USA. Alternativ<br />

kann auch für das DC-Laden der Combined-<br />

Charging-Connector gesteckt werden. So wird<br />

im Fahrzeug nur einmal der Platz für das Ladestecker-Inlet<br />

benötigt – und der Anwender<br />

muss sich nicht um die Zuordnung des richtigen<br />

Steckers zum Inlet kümmern. Diese Lösung<br />

– mit dem Typ 2 für AC und dem Combined-Charging-Connector<br />

Typ 2 für DC, ist auch<br />

in der EU-Richtlinie 2014/94/EU<br />

festgeschrieben. Darauf baut<br />

auch die Ladesäulen-Verordnung<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

bezüglich der Gestaltung öffentlich<br />

zugänglicher Ladepunkte<br />

für Elektromobile auf. Diese Verordnung,<br />

die sich im Entwurfsstatus<br />

befindet, beschreibt die gleichen<br />

Steckverbinder.<br />

Batterien oder Kabel laden oder<br />

tauschen<br />

Beim induktiven Laden kann die<br />

Energieversorgung nahezu ohne<br />

Einwirkung des Nutzers automatisch<br />

erfolgen. Die beiden Teile<br />

des Ladesystems arbeiten physikalisch<br />

nur über das Magnetfeld<br />

zwischen den Spulen und kommunizieren<br />

beispielsweise über eine WLAN-<br />

Verbindung miteinander. Zur Zeit wird auf internationaler<br />

Ebene die IEC 61980 für das induktive<br />

Laden verabschiedet, während man<br />

sich in Deutschland bereits an der Richtlinie<br />

VDE-AR-E 2122-4-1:2011-03 orientieren kann<br />

Insbesondere in Bussen des ÖPNV wird die<br />

Technik des Batteriewechsels – auch Battery<br />

Swapping genannt – eingesetzt. Das Fahrzeug<br />

hat eine Aufnahmebucht, in die das Batterie-<br />

Paket eingeführt und verriegelt wird. Sobald<br />

es gewechselt werden muss, fährt das Fahrzeug<br />

zu einer Wechselstation, in der das Batterie-Paket<br />

dem Fahrzeug entnommen und gegen<br />

ein voll aufgeladenes Batterie-Pack ausgetauscht<br />

wird. Vorteilhaft bei diesem Verfahren<br />

sind der schnelle Batterietausch sowie die<br />

planbare Belastung des Stromversorgungsnetzes<br />

für das Laden der Batterien. Beschrieben<br />

werden die Systemgestaltung sowie die Sicherheitsanforderungen<br />

an Batteriewechselsysteme<br />

in der Normenreihe IEC 62840. In<br />

Europa wird hingegen das konduktive Laden<br />

präferiert – dazu gibt es seitens der EU auch<br />

einen Auftrag zur Standardisierung dieser Anwendung<br />

an die Normungsgremien.<br />

Auch Zweiräder fahren mit<br />

Auf dem Markt der Zweiräder finden sich viele<br />

proprietäre Ladesysteme, die dem Nutzer das<br />

Laden im öffentlichen Raum erschweren. Zur<br />

Zeit wird eine einheitliche Ladetechnik entwickelt<br />

und standardisiert, die Pedelecs und<br />

Motorräder umfassen soll. Mit einer Verabschiedung<br />

der Normenreihe IEC 61861-3 und<br />

IEC 62196-4 kann in circa zwei Jahren gerechnet<br />

werden.<br />

Phoenix Contact E-Mobility GmbH, Schieder,<br />

www.phoenixcontact-emobility.com<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 49


ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

Die Basis für automatisiertes Fahren<br />

Serie Fahrerassistenzsysteme, Teil 1<br />

Die Vernetzung zwischen<br />

Fahrzeugen, schwächeren<br />

Verkehrsteilnehmern<br />

und Infrastruktur bietet<br />

mehr Potenzial für<br />

die Sicherheit<br />

Bild: Continental<br />

Fahrerassistenzsysteme sorgen<br />

schon heute dafür, kritische Situationen<br />

im Straßenverkehr und so die<br />

Zahl der Unfälle und Toten zu reduzieren.<br />

Aber erst die Vernetzung<br />

dieser Systeme mit dem Internet<br />

wird es ermöglichen, genügend<br />

Daten zur Verfügung zu stellen, um<br />

ein situationsgerechtes automatisiertes<br />

Fahren zu realisieren. Wegen<br />

der hohen Komplexität dieser Aufgaben<br />

wird die Entwicklung aber nur<br />

Schritt für Schritt voranschreiten.<br />

Der Autor: Dr.-Ing. Rolf Langbein, freier Mitarbeiter<br />

der AutomobilKonstruktion<br />

Trotz eines deutlich steigenden Verkehrsaufkommens<br />

vor allem in und um Ballungszentren<br />

ist seit 1993 die Zahl der Verletzten im<br />

Straßenverkehr um 23 %, die Zahl der Verkehrstoten<br />

sogar um 66 % gesunken. Und<br />

das, obwohl die Fahrleistung, also die Summe<br />

der von Fahrzeugen zurückgelegten Strecken,<br />

im gleichen Zeitraum um 23 % gestiegen ist.<br />

Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Autos<br />

immer sicherer geworden sind, und das vor allem<br />

dank der Fahrerassistenzsysteme.<br />

Sie assistieren dem Fahrer zum Beispiel in<br />

kritischen Situationen oder helfen, Fahrfehler<br />

zu korrigieren und so das Unfallrisiko zu minimieren.<br />

Dennoch kommt es aufgrund von widrigen Bedingungen<br />

oder persönlichen Fehleinschätzungen<br />

im Verkehr immer wieder zu gefährlichen<br />

Situationen. „Menschliches Versagen<br />

spielt heute noch bei 95 Prozent aller Unfälle<br />

die ursächliche Rolle“, betont Dr. Elmar<br />

Degenhart, Vorstandsvorsitzender der Continental<br />

AG. Hauptgründe dafür sieht er u. a.<br />

in Unerfahrenheit, Müdigkeit oder Alkohol am<br />

Steuer. Deshalb soll der Einsatz von Fahrerassistenzsystemen<br />

dabei helfen, die Sicherheit<br />

im Straßenverkehr weiter zu erhöhen. Deren<br />

Technologie bietet das Potenzial, die Zahl von<br />

Unfällen und Staus weiter deutlich zu verringern.<br />

So verbessern zum Beispiel Abstandsregeltempomaten<br />

den Verkehrsfluss und Systeme<br />

wie Notbremsassistent oder die Anzeige<br />

der Totwinkelerkennung im Außenspiegel unterstützen<br />

die Autofahrer dabei, Unfälle zu<br />

vermeiden.<br />

Bei den bisher eingesetzten Fahrerassistenzsystemen<br />

handelt es sich vorwiegend um sogenannte<br />

fahrzeugautonome Systeme, deren<br />

Funktionsweise allein auf der fahrzeugeigenen<br />

Sensorik basiert. Dazu zählen Radar- und<br />

Ultraschallsensoren ebenso wie Kameras, die<br />

in der Vergangenheit für voneinander unab-<br />

50 AutomobilKonstruktion 1/2016


hängige Funktionen verwendet wurden, also<br />

noch keine Kommunikation mit der Infrastruktur,<br />

anderen oder telematischen Einrichtungen<br />

benötigen. Inzwischen können aber alle<br />

relevanten Daten mithilfe der Sensorfusion intelligent<br />

und zeitgleich verknüpft werden. Das<br />

schafft erst die Voraussetzung für ein angestrebtes<br />

automatisiertes Fahren.<br />

Plausibilitätsprüfung verhindert fehlerhafte<br />

Interpretation der Daten<br />

Besonderes Augenmerk ist dabei auf die<br />

Funktionssicherheit gelegt. Durch Redundanzen<br />

und Plausibilitätsprüfungen, also die systeminterne<br />

Kontrolle, ob die Umgebungsdaten<br />

korrekt erfasst wurden, wird eine fehlerhafte<br />

Interpretation der Daten verhindert. Dabei<br />

werden die Signale der Fahrzeugsensoren<br />

untereinander verglichen. Nur wenn die Daten<br />

stimmig sind, werden Lenkung und Motor angesteuert.<br />

Trotz aller bisherigen Bemühungen, Unfallgefahren<br />

zu reduzieren, sind nach Angaben des<br />

Statistischen Bundesamtes knapp 50 % der<br />

getöteten Personen bei Verkehrsunfällen<br />

schwächere Verkehrsteilnehmer (Vulnerable<br />

Road User/VRU) wie Fahrradfahrer, Motorzweiradfahrer<br />

und Fußgänger. Zu deren<br />

Schutz hat zum Beispiel Continental die<br />

Vehicle-to-X Technologie (V2X) entwickelt, die<br />

eine Kommunikation zwischen Fahrzeugen<br />

und schwächeren Verkehrsteilnehmern ermöglicht.<br />

Per Kurzstreckenfunk (z. B. WLANp)<br />

können Positionsdaten ausgetauscht werden,<br />

um mögliche Kollisionen zu vermeiden oder<br />

die Unfallschwere deutlich zu reduzieren.<br />

Die schwächsten Teilnehmer des<br />

Straßenverkehrs sollen geschützt werden<br />

Ist ein Fahrzeug mit der V2X-Technologie ausgestattet,<br />

ist es in der Lage, mit VRUs zu kommunizieren,<br />

wenn diese beispielsweise ein<br />

Smartphone oder einen speziellen Transponder<br />

mit sich führen. Die heutige Kommunikation<br />

der Fahrzeuge untereinander und mit der<br />

Infrastruktur basiert auf einem Standard für<br />

eine direkte Ad-hoc-Kommunikation (WLANp).<br />

Zukünftig wird es möglich sein, auch das<br />

Smartphone in die ad-hoc Kommunikation so<br />

einzubinden, dass es mit V2X ausgerüsteten<br />

Fahrzeugen kommunizieren kann. „Der Schutz<br />

schwächerer Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger<br />

und Zweiradfahrer, ist eine der größten<br />

Herausforderungen auf dem Weg zum unfallfreien<br />

Fahren“, betont Dr. Bernhard Klumpp,<br />

Leiter des Geschäftsbereichs Passive Sicherheit<br />

& Sensorik bei Continental.<br />

Auf dem Weg hin zum automatisierten Fahren<br />

wird das Internet eine wesentliche Rolle spielen.<br />

„Das Internet wird nicht nur das Entertainmentangebot<br />

im Fahrzeug erweitern, es<br />

wird das Fahrzeug direkt verbessern“, hebt<br />

Ralf Lenninger hervor. Der Leiter Systementwicklung<br />

und Innovation, Division Interior, bei<br />

Continental blickt nach vorne: „Zukünftig werden<br />

Fahrzeuge in einem Internet of Cars hochgenaue,<br />

hochaktuelle und hochzuverlässige<br />

Informationen über das Straßennetz sammeln<br />

und für alle Verkehrsteilnehmer unmittelbar<br />

nutzbar machen.“<br />

Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender der<br />

Continental AG: „Das vernetzte Fahrzeug ist ein<br />

Schlüsselthema der zukünftigen Mobilität“<br />

Bild: Continental<br />

Vehicle-to-X Technologie ermöglicht<br />

den Austausch von Positionsund<br />

Bewegungsdaten zwischen<br />

Fahrzeugen und schwächeren<br />

Verkehrsteilnehmern<br />

Bild: Continental<br />

Fahrzeuge werden Teil des Internets<br />

Und der Vorstandsvorsitzende Dr. Degenhart<br />

ergänzt: „Mit zunehmender Vernetzung werden<br />

Fahrzeuge intelligenter, sie werden Teil<br />

des Internets. Mithilfe von Umfeldsensoren<br />

wie Kameras und Radarsystemen nehmen sie<br />

ihre Umgebung wahr. Fahrerassistenzsysteme<br />

werten die Daten der Sensoren aus und können<br />

in gefährlichen Situationen in das Fahrgeschehen<br />

eingreifen.“ Durch den Austausch<br />

der Daten zwischen Fahrzeugen untereinander<br />

und der Verkehrsinfrastruktur werde es<br />

möglich, Unfälle ins Museum zu verbannen,<br />

den Kraftstoffverbrauch zu senken und auch<br />

den Fahrkomfort zu steigern, ist Dr. Degenhart<br />

überzeugt.<br />

„Wichtige Daten wie die Verkehrssituation<br />

oder Witterungsverhältnisse können über ein<br />

sogenanntes Backend, im Prinzip ein Rechenzentrum,<br />

zu Informationen verdichtet werden<br />

und allen Verkehrsteilnehmern in Echtzeit zur<br />

Verfügung stehen“, prognostiziert er. Auf diese<br />

Weise ließe sich die jeweilige Fahrsituation<br />

früher und schneller an die aktuellen Anforderungen<br />

anpassen und auf etwaige Gefahren<br />

einstellen. So könnten Fahrzeuge lernen, „um<br />

die Ecke zu blicken“ und ein Stauende hinter<br />

einer Kurve weit vor Ankunft zu erkennen.<br />

„Das vernetzte Fahrzeug ist ein Schlüsselthema<br />

der zukünftigen Mobilität“, betont<br />

Dr. Degenhart.<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 51


ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />

100 Meter Krümmungsradius im Test<br />

MEMS-Spiegel mit fünf Millimeter Durchmesser<br />

Touchscreen mit haptischem Feedback<br />

Gefühl wie bei Knöpfen<br />

Mirrorcle Technologies stellt<br />

MEMS-Spiegel mit 5 mm Durchmesser<br />

vor. Sie sind somit für<br />

noch größere Strahldurchmesser<br />

geeignet. Die gebondeten Spiegel<br />

sind Mikrobaugruppen – ein Silizium<br />

gefertigter Aktuatormotor<br />

und ein Spiegel – die in verschiedenen<br />

Größen verfügbar sind. Für<br />

die neuen 5-mm-Spiegel empfehlen<br />

sich größere Aktuatoren, weil<br />

sie meist ein höheres Drehmoment<br />

bieten, wodurch im Vergleich<br />

zu kleineren Halbleiterchips<br />

höhere Geschwindigkeiten<br />

erreicht werden können. Traditionell<br />

garantiert das Unternehmen<br />

für sämtliche Spiegelgrößen einen<br />

Krümmungsradius von mindestens<br />

5 m, mit einem Mittenrauwert<br />

von weniger als 50 nm.<br />

Messungen der ersten 5-mm-<br />

Spiegel ergaben einen Krümmungsradius<br />

von über 100 m, mit<br />

Lambda/20 und Lambda/40 für<br />

rote beziehungsweise infrarote<br />

Wellenlängen. Dieses Qualitätsmerkmal<br />

ist besonders für solche<br />

Anwendungen wichtig, in denen<br />

Strahlen zuverlässig, präzise und<br />

wiederholgenau zu bestimmten<br />

Winkeln gelenkt werden müssen,<br />

ohne die Strahlqualität negativ zu<br />

beeinträchtigen.<br />

Der erste Spiegel wurde mit einem<br />

A4SR8-Aktuator kombiniert<br />

und bietet +/- 5° mechanische<br />

Winkelauslenkung in beiden Achsen,<br />

also eine Gesamtauslenkung<br />

von 10°, welches einem optischen<br />

Sehbereich von ca. 20°<br />

entspricht. Die gemessene Geschwindigkeit<br />

weist auf eine<br />

Bandbreite von ~500 Hertz in beiden<br />

Achsen.<br />

www.mirrorcletech.com<br />

Das Besondere an Boschs neuem<br />

Touchscreen ist, dass die dargestellten<br />

Tasten auf dem Touchscreen<br />

sich wie realistische Knöpfe<br />

anfühlen, so dass die Orientierung<br />

beim Bedienen oft auch ohne<br />

hinzusehen möglich ist. Der<br />

Blick kann dadurch wesentlich<br />

häufiger auf der Straße verbleiben.<br />

Der Fahrer kann die Tasten auf<br />

dem Touchscreen durch unterschiedliche<br />

Oberflächenstrukturen<br />

ohne hinzusehen erfühlen –<br />

und ohne dabei gleich eine Reaktion<br />

auszulösen. Raue, glatte<br />

oder sogar gemusterte Oberflächen<br />

stehen für unterschiedliche<br />

Knöpfe und Funktionen. Erst bei<br />

festerem Druck wird der virtuelle<br />

Knopf betätigt. Für den Nutzer<br />

fühlt es sich an, als ob er einen<br />

normalen, mechanischen Knopf<br />

drückt. Äußerlich unterscheidet<br />

sich der Touchscreen mit haptischen<br />

Elementen jedoch nicht<br />

von einer herkömmlichen Lösung.<br />

Der Touchscreen erkennt zudem<br />

die Stärke des Fingerdrucks und<br />

aktiviert verschiedene Funktionen.<br />

Ein leichter Druck ruft beispielsweise<br />

die Hilfe-Funktion<br />

auf, während man je nach Stärke<br />

des Drucks schneller oder langsamer<br />

durch eine Liste scrollen<br />

kann.<br />

www.bosch.de<br />

Vishay will den Anforderungen der vernetzten Autos entsprechen<br />

Erweitertes Bauelementespektrum<br />

Concept Car Etos von Rinspeed setzt auf Harting Mica<br />

Emissionsüberwachung im Fahrzeug<br />

Vishay fokussiert sich<br />

auf Fahrerassistenzsysteme<br />

und die Unterstützung<br />

durch Sensoren.<br />

Der Näherungs- und<br />

Umgebungslichtsensor<br />

VCNL4020X01 ist voll<br />

im Armaturenbrett, der<br />

Mittel-, oder Dachkonsole<br />

integriert. Er erlaubt<br />

eine berührungslose Bedienung<br />

des Entertainmentsystems<br />

sowie die Auswahl der Navigationsziele.<br />

Zudem ermöglicht er<br />

das berührungslose Dimmen des<br />

Fahrzeuginnenlichts. Die Vorteile<br />

des Systems: eine Anbindung<br />

durch das I 2 C-Interface, die IR-<br />

Emitter im Gehäuse, die Filterung<br />

des Tageslichts sowie das optische<br />

Feedback bezüglich Umgebungslicht.<br />

Soll das Fahrzeuginnere<br />

noch exakter dem Umgebungslicht<br />

angepasst werden,<br />

stellt Vishay dafür optische Sensoren<br />

zur Erfassung des Sonnenwinkels<br />

sowie des Farbraums einschließlich<br />

Weißabgleich und UV-<br />

Sensoren zur Verfügung.<br />

Um die weitere Elektrifizierung<br />

von Lenkung, Klima und Komfort,<br />

speziell mit bürstenlose DC-Motoren,<br />

so zu etablieren, dass der<br />

Energiehaushalt des Fahrzeugs<br />

ausgeglichen bleibt, bedarf es<br />

laut Vishay eines 48V-Bordnetzes.<br />

Für diese Leistungsanwendungen<br />

stellt Vishay neue SMD<br />

PAR TVS-Dioden zur Verfügung:<br />

die Serien TPC11CA bis TPC36CA<br />

im eSMP-Gehäuse mit einer Spitzenverlustleistung<br />

von bis zu<br />

1500 W, und eine Reihe von kompakten<br />

TMBS-Schottky-Dioden im<br />

SlimDPAK der Serien V35PW und<br />

V40PW.<br />

Den Bedarf an Bauteilen für<br />

Gleichspannungswandler, unter<br />

anderem für Ladegeräte, bedient<br />

Vishay sowohl mit Planartransformatoren<br />

und kundenspezifischen<br />

Wickelgütern, als auch mit nahezu<br />

sättigungsfreien Hochstromdrosseln.<br />

Diese finden Anwendung<br />

als Filter und Speicher bis<br />

zu 200 A in einem Temperaturbereich<br />

bis 180 °C. Polypropylen<br />

Filmkondensatoren für den Einsatz<br />

als DC-Link in LED-Stromversorgungen<br />

bis hin zum 50-kW-Ladegerät<br />

ergänzen das Programm.<br />

www.vishay.com<br />

Der Rinspeed-Concept Car Etos<br />

wird mit der Harting IIC Mica ausgestattet<br />

sein, zur unabhängigen<br />

Emissions- und Zustandsüberwachung.<br />

Der Mini-Industrie-Computer<br />

veranschaulicht, wie Antriebsund<br />

Motorendaten kontinuierlich<br />

erfasst und übermittelt werden<br />

können – und dann von einer unabhängigen<br />

und neutralen Stelle<br />

(Dekra) ausgewertet und aufbereitet<br />

werden, so wie es der Kunde<br />

und der Vertragspartner vorab<br />

vereinbart hat. So können auch<br />

Aussagen über die Glaubhaftigkeit<br />

von Kilometerständen möglich<br />

werden.<br />

Die Mica wird auf dem Genfer Autosalon<br />

(3. bis 13. März 2016) und<br />

auf der Hannover Messe (25. bis<br />

29. April 2016) zu sehen sein.<br />

www.harting.com<br />

52 AutomobilKonstruktion 1/2016


FAHRWERK<br />

„Lenkwinkel von bis zu 90 Grad“<br />

Automobil<br />

Konstruktion Warum denkt Citroën darüber<br />

nach, die Hydropneumatik aufzugeben?<br />

Diese epochale Fahrwerktechnik ermöglichte<br />

als erste eine Niveauregulierung. Außerdem<br />

entschärft sie den Zielkonflikt zwischen Fahrsicherheit<br />

und Fahrkomfort, da sie selbst bei<br />

stärker beladenen Fahrzeugen eine günstigere<br />

Aufbau-Eigenfrequenz herbeiführt als eine<br />

herkömmliche Stahlfederung und damit die<br />

Radlastschwankungen reduziert. Andererseits<br />

galt die Hydropneumatik lange als wartungsintensiv<br />

und ist heute noch deutlich komplexer<br />

als eine Stahlfederung – vor allem in der<br />

Fertigung und Montage. Hinzu kommt, dass<br />

aktive Regelfunktionen bei der Hydropneumatik<br />

nur mit relativ hohem Aufwand zu realisieren<br />

sind und herkömmliche Stahlfederungen<br />

durch adaptive Dämpferregelungen inzwischen<br />

auch einen guten Komfort bieten.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Die Luftfederung scheint da bessere<br />

Zukunftsaussichten zu haben, sieht man<br />

ihre Marktposition an…<br />

Auch die Luftfederung bietet die Möglichkeit<br />

einer Niveauregulierung und eine gleichbleibende<br />

Aufbau-Eigenfrequenz selbst bei stärkerer<br />

Beladung. Das macht sie auch für Nutzfahrzeuge<br />

sehr interessant. Zudem ist das Medium<br />

Luft leichter zu handhaben als eine Hydraulikflüssigkeit<br />

und Leckage damit ein deutlich<br />

weniger kritisches Thema.<br />

Für die Luftfederung spricht auch, dass durch<br />

Leichtbau die Differenz zwischen Fahrzeugleer-<br />

und -gesamtgewicht tendenziell größer<br />

wird. Trotz dieser relativ größeren Zuladung<br />

kann eine Luftfederung die Aufbau-Eigenfrequenz<br />

eines Fahrzeugs sehr gut konstant halten.<br />

Deshalb vermute ich, dass die Luftfederung<br />

verstärkt Top-Down in volumenträchtigere<br />

Fahrzeugsegmente vorstoßen wird.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Bis hin zur Mittelklasse oder gar<br />

ins Kompaktsegment?<br />

Natürlich ist die Luftfederung für die Mittelklasse<br />

oder gar das Kompaktsegment ein kostensensibles<br />

Thema. Diese Grundregel könnte<br />

aber in Nordamerika außer Kraft gesetzt werden.<br />

Dort werden neue OEM möglicherweise<br />

Steht die Hydropneumatik vor dem Aus und dafür<br />

Steer-by-Wire vor der Tür? Lutz Eckstein, Leiter des<br />

Lehrstuhls und des Instituts für Kraftfahrzeuge (ika)<br />

an der RWTH Aachen, äußerst sich im Interview<br />

über Fahrwerkstrends wie Hinterradlenkung<br />

und Nabenantrieb.<br />

„100 Kilogramm weniger<br />

Masse bei der Karosserie<br />

ziehen 30 Kilogramm<br />

Einsparmöglichkeiten<br />

beim Fahrwerk nach<br />

sich. Das gilt es in<br />

Zukunft zu heben.“<br />

Lutz Eckstein ist Leiter des Lehrstuhls<br />

und des Instituts für Kraftfahrzeuge<br />

an der RWTH Aachen<br />

gesteigerten Wert auf Fahrkomfort legen, sodass<br />

man selbst bei nicht so großen, dafür<br />

aber leichten Fahrzeugen mit hoher relativer<br />

Zuladung eine Luftfederung vorfinden könnte.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Wie schätzen Sie das weitere<br />

Entwicklungspotenzial der Steer-by-Wire-Technik<br />

ein?<br />

Das automatisierte Fahren wird dieser Technik<br />

einen Schub geben, da es ohnehin eine gewisse<br />

Redundanz im Lenksystem verlangt.<br />

Diese zweite Sicherheitsstufe – ob es nun ein<br />

zweiter Lenkaktuator oder eine zweite Wicklung<br />

in der E-Maschine ist, sei mal dahingestellt<br />

– wird heute oft noch als Kostenhindernis<br />

für Steer-by-Wire angeführt, in Zeiten des<br />

automatisierten Fahrens aber selbstverständlich<br />

werden.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Wird die Elektrifizierung und Automatisierung<br />

des Fahrens weitere gravierende<br />

Änderungen bei Fahrwerkssystemen bringen?<br />

Auf der IAA 2015 war ein Technologieträger<br />

von ZF zu sehen, der durch ein neues Fahrzeugpackage<br />

und eine innovative Vorderachse<br />

Lenkwinkel von bis zu 75 Grad ermöglicht.<br />

Enabler ist dort ein elektrischer Hinterachsantrieb,<br />

der den bauraumeinschränkenden Verbrennungsmotor<br />

im Vorderwagen ersetzt.<br />

Auch die Steer-by-Wire-Technik kann für jedes<br />

der einzeln gelenkten Vorderräder sehr große<br />

Lenkwinkel ermöglichen. Am ika haben wir an<br />

einem Forschungsfahrzeug sogar Lenkwinkel<br />

Das Interview führte Hartmut Hammer,<br />

freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 53


FAHRWERK<br />

Am Forschungsfahrzeug SpeedE<br />

erproben die Forscher des ika Fahrwerkstechniken<br />

und Lenksysteme<br />

Bild: ika<br />

von 90 Grad realisiert. Dieses Layout mit Hinterachsantrieb<br />

– auch per Verbrennungsmotor<br />

– und sehr großen Lenkwinkeln an den Vorderrädern<br />

bildet meiner Ansicht nach ein Kosten-Nutzen-Optimum.<br />

Wer noch mehr Kundennutzen<br />

will, könnte noch ein Torque Vectoring-<br />

System an der Hinterachse hinzufügen.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Ist dieser größere Lenkwinkel<br />

nur bei antriebslosen Vorderrädern möglich<br />

oder wäre das auch beispielsweise mit Radnabenmotoren<br />

realisierbar?<br />

Ab einem gewissen Lenkwinkel ist man auf<br />

Radnabenmotoren oder sehr radnahe Antriebe<br />

angewiesen, sofern man die gelenkte Achse<br />

antreiben möchte. Das würde aber die<br />

Komplexität des Gesamtsystems im Vergleich<br />

zu einer antriebslosen mechanischen Lenkung<br />

nochmals deutlich erhöhen. Angesichts<br />

möglicher neuer Player im Automobilbau<br />

möchte ich dieses Szenario aber nicht definitiv<br />

ausschließen.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Welche Marktchancen sehen<br />

Sie für Radnabenmotoren?<br />

Radnabenmotoren bieten durch ihre Kompaktheit<br />

viele Freiheiten für neue Fahrzeugkonzepte,<br />

auch wenn sie hinsichtlich der Kosten<br />

und des Fahrkomforts Nachteile aufweisen.<br />

Sie machen beispielsweise dann Sinn,<br />

wenn spezielle Fahrzeugeigenschaften, etwa<br />

ein extrem tief liegender Ladeboden, gefordert<br />

sind. Das ist mit herkömmlichen Hinterachsen<br />

– mit oder ohne Antrieb – nicht ohne<br />

weiteres möglich.<br />

Das Forschungsfahrzeug SpeedE des ika realisiert Lenkwinkel von bis zu 90 Grad<br />

Bild: ika<br />

Man sollte die europäische Perspektive nicht<br />

überbetonen. In Ländern wie China werden etwa<br />

Radnabenmotoren aus dem Zweiradbereich<br />

sehr pragmatisch als Antrieb eingesetzt<br />

und ermöglichen so völlig neue Kleinstfahrzeuge.<br />

Mit einer pfiffigen Regelung sind damit<br />

ganz attraktive Fahreigenschaften darstellbar.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Lenkbare Hinterräder würden<br />

die Wendigkeit nochmals verbessern. Stehen<br />

dann Aufwand und Ertrag noch in einem sinnvollen<br />

Verhältnis?<br />

Natürlich könnte man auch die Hinterräder<br />

deutlich stärker als bei einer aktuellen Hinterradlenkung<br />

lenken. Die damit darstellbare extreme<br />

Wendigkeit würde aber vermutlich den<br />

Fahrer bei der Umfeldkontrolle überfordern.<br />

Zudem könnte sie mit einem herkömmlichen<br />

Lenkrad nicht mehr adäquat gesteuert wer-<br />

den. Insgesamt erkenne ich nur einen begrenzten<br />

zusätzlichen Kundennutzen durch in<br />

weiten Grenzen lenkbare Hinterräder, allenfalls<br />

im urbanen Raum. Mittelfristig könnte sie<br />

eine Nischenanwendung bleiben.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Werden sich in absehbarer Zeit<br />

neue Werkstoffe im Fahrwerk durchsetzen?<br />

Zunächst bieten herkömmliche Werkstoffe<br />

noch einige „low hanging fruits“, die man relativ<br />

leicht ernten kann. Das Konsortium<br />

„Massiver Leichtbau“ beispielsweise entwickelt<br />

die Massivumformung von Eisen- und<br />

Stahlwerkstoffen so gezielt weiter, dass etwa<br />

bei den Radträgern und den Radnaben noch<br />

Masse im Kilogrammbereich eingespart wird.<br />

Gleichwohl bieten neue Werkstoffe ebenfalls<br />

große Einsparpotenziale, etwa Schraubenfedern<br />

aus GFK. Allerdings zu bisher noch recht<br />

54 AutomobilKonstruktion 1/2016


Der Vorderrad-Einschlagwinkel<br />

von bis zu 75°<br />

verhilft dem Advanced<br />

Urban Vehicle von ZF<br />

zu einem Wendekreis<br />

von nur 6,5 m<br />

Bild: ZF<br />

hohen Kosten, sodass diese Innovationen aktuell<br />

auf die höheren Fahrzeugsegmente beschränkt<br />

bleiben.<br />

Insgesamt sehe ich die Karosserie bei Themen<br />

wie Leichtbau und Mischbauweise etwas weiter<br />

als die Domäne Fahrwerk. Allerdings verfügt<br />

das Fahrwerk über ein erkleckliches sekundäres<br />

Leichtbaupotenzial, das bei etwa 30<br />

Prozent liegt. Sprich, 100 Kilogramm weniger<br />

Masse bei der Karosserie ziehen 30 Kilogramm<br />

Einsparmöglichkeiten beim Fahrwerk<br />

nach sich. Das gilt es in Zukunft zu heben.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Was uns unweigerlich zur Frage<br />

führt: Stahl oder Aluminium?<br />

Natürlich liegt bei der reinen Massebetrachtung<br />

Aluminium vor Stahl. Allerdings sind aus<br />

Kosten-Nutzen-Sicht oft höherfeste Stahlsorten<br />

im Vorteil. Die Materialwahl wird auch in<br />

Zukunft wohl von vielen Faktoren wie Fahrzeugkonzept,<br />

Zielmärkten, Kosten, Leichtbauzielen,<br />

Werkstoffeigenschaften, Produktionsvolumen<br />

und Marketingaspekten beeinflusst<br />

werden. Dabei kann es durchaus zu Mischbaukonzepten<br />

kommen, wo Fahrwerkskomponenten<br />

aus unterschiedlichen Werkstoffen ein<br />

Gesamtsystem bilden.<br />

Automobil<br />

Konstruktion Sind bei ausgereiften Systemen<br />

wie ABS und ESP noch deutliche Fortschritte<br />

zu erwarten?<br />

Es besteht derzeit das Paradoxon, dass ein<br />

ESP die von Assistenzsystemen desselben<br />

Fahrzeugs erfassten Umfelddaten nicht nutzen<br />

kann – weil die Systeme nicht hinrei-<br />

chend miteinander vernetzt sind. Ein „sehendes<br />

ESP“ könnte die Umfelddaten mit der<br />

Lenkwinkelvorgabe des Fahrers abgleichen<br />

und gegebenenfalls Korrekturen vornehmen.<br />

Diese Datenzusammenführung muss und wird<br />

in den nächsten Jahren im Zuge des automatisierten<br />

Fahrens kommen.<br />

Parallel dazu ist die Vernetzung des ESP mit<br />

dem elektrischen Antrieb geboten, um die<br />

Längs- und Querdynamik nicht nur durch<br />

Bremseingriffe zu regeln, sondern durch Rekuperationsphasen<br />

der Elektromotoren die<br />

Fahrsicherheit mit Energieeffizienz intelligent<br />

zu verknüpfen. Außerdem könnte das ESP der<br />

Zukunft nicht mehr nur punktuell eingreifen,<br />

sondern – etwa in Verbindung mit Steer-by-<br />

Wire – kontinuierlich regeln.<br />

www.ika.rwth-aachen.de<br />

Zur Person<br />

Lutz Eckstein (46) studierte Maschinenwesen an der<br />

Universität Stuttgart und promovierte dort zum Thema<br />

Fahrzeugführung und -regelung. Ab 1999 arbeitete er<br />

bei der damaligen Daimler-Benz AG in den Themenfeldern<br />

Fahrdynamik, Fahrerassistenzsysteme und Integrale<br />

Sicherheit. 2005 wechselte Eckstein als Abteilungsleiter<br />

Anzeige- & Bedienkonzept und Ergonomie<br />

zu BMW. 2010 wurde er zum Leiter des Lehrstuhls und<br />

des Instituts für Kraftfahrzeuge an der RWTH Aachen<br />

berufen. Daneben ist er in mehreren Beiräten und Gremien<br />

im Bereich der Automobilentwicklung aktiv.<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 55


FAHRWERK<br />

Lenkung und E-Motor im Heck<br />

Modulares Hinterachssystem von ZF<br />

Das zentral auf der Achse positionierte elektrische<br />

Antriebssystem bietet bis zu 150 kW mechanische<br />

Leistung und hohe Drehmomente schon<br />

bei niedrigen Drehzahlen<br />

Die Basisachse lässt sich mit der<br />

ZF-Hinterachslenkung AKC sowie elektrischen<br />

Achsantriebssystemen oder konventionellen<br />

Hinterachsgetrieben kombinieren<br />

Bilder: ZF<br />

Antriebs- und Fahrwerktechnik aus<br />

einer Hand anzubieten ist seit jeher<br />

einer der großen Vorzüge von ZF.<br />

Das zeigt sich einmal mehr in Zeiten<br />

der E-Mobilität. Wie durch eine<br />

modulare Systemarchitektur dabei<br />

noch zusätzlicher Kundennutzen<br />

entsteht, zeigt ZF mit einem neuen<br />

modularen Hinterachskonzept.<br />

Erstellt aus Unterlagen von ZF<br />

Bei dieser Lösung lässt sich mit nur geringen<br />

Anpassungen an der Karosserie ein Fahrzeug<br />

mit Verbund- oder Schwertlenkerhinterachse<br />

auf ein lenkbares Hinterachskonzept umstellen.<br />

Dieses basiert auf einer nicht angetrieben<br />

Basisachse, in die je nach Kundenwunsch ein<br />

elektrischer Achsantrieb oder ein konventionelles<br />

Hinterachsgetriebe sowie die Hinterachslenkung<br />

AKC integriert werden können.<br />

Damit können Fahrzeughersteller mit nur einer<br />

Karosserievariante äußerst variabel auf<br />

verschiedene Marktanforderungen reagieren.<br />

Zusätzlich reduziert sich der Entwicklungsaufwand<br />

für die Automobilhersteller deutlich: ZF<br />

übernimmt die individuelle Abstimmung der<br />

internen Schnittstellen im Achsbaukasten<br />

komplett.<br />

Bei der Basisachse handelt es sich um eine<br />

modulare Weiterentwicklung einer Schräglenkerhinterachse.<br />

Dabei wurde der hintere der<br />

beiden radseitigen Kinematikpunkte des unteren<br />

Querlenkers durch einen Integrallenker<br />

ersetzt und ein Spurlenker ergänzt. Dieser definiert<br />

den Spurverlauf über dem Radhub und<br />

erlaubt eine präzise Einstellung der Vorspur.<br />

Alternativ zu einem bei Schräglenkerachsen<br />

üblichen Federbein ermöglicht der weit außen<br />

liegende Integrallenker die Verwendung von<br />

getrennten Federn und Dämpfern. Diese Lösung<br />

ist meist günstiger und ermöglicht zusätzlich<br />

mehr Durchladebreite im Kofferraum.<br />

Integriertes elektrisches Achsantriebssystem<br />

Kombinierbar ist die Basisachse zum Beispiel<br />

mit dem mittig auf der Achse positionierten<br />

elektrischen Antriebsmodul, dessen Elektromotor<br />

als hochdrehende Asynchronmaschine<br />

ausgelegt ist. Elektromotor, das Ein-Gang-Getriebe<br />

samt Differenzial, Gehäuse und Kühler<br />

sowie die Leistungselektronik inklusive Steuerungssoftware<br />

bilden eine integrierte, sehr<br />

kompakte Einheit.<br />

Zusätzlich lässt sich die Basisachse mit der<br />

Hinterachslenkung AKC (Active Kinemetics<br />

Control) von ZF kombinieren. Dann unterstützen<br />

die Hinterräder den vorderen Lenkeinschlag<br />

aktiv und der Pkw gewinnt bei Richtungsänderungen<br />

abhängig von der Fahrgeschwindigkeit<br />

entweder an Agilität oder an<br />

Stabilität.<br />

ZF Friedrichshafen AG<br />

Tel.: +49 7541 77-0<br />

postoffice@zf.com<br />

56 AutomobilKonstruktion 1/2016


Brembo lanciert seine Lkw- und SUV-Bremssättel<br />

Neuartiger B-M8 Bremssattel<br />

Der B-M8 und der B-M4 sind die<br />

ersten Vertreter einer neuen<br />

Brembo-Produktfamilie. Der B-M8<br />

ist ein 8-Kolben Monoblock-<br />

Bremssattel mit vier Belägen und<br />

eignet sich für Scheibengrößen<br />

bis 420 x 40 mm. Der Bremssattel<br />

ist speziell für Vorderachsbremsen<br />

von Lastkraftwagen, SUVs<br />

und großen Hochleistungslimousinen<br />

ausgelegt. Mit 40,13 x 14 x<br />

18,03 cm ist er einer der größten<br />

von Brembo produzierten Bremssättel<br />

und für Drehmomente bis<br />

5700 Nm ausgelegt. Der B-M4 ist<br />

für Scheibengrößen bis 380 x<br />

30 mm ausgelegt und eignet sich<br />

für die Bremsanlagen der Hinterachse<br />

größerer Fahrzeuge sowie<br />

für die Vorderbremsen kleinerer<br />

Wagen.<br />

Der B-M8 wird in einem Gussverfahren<br />

mit 4D-Technologie gefertigt,<br />

das zum ersten Mal für die<br />

Herstellung von Fahrzeug-Bremssätteln<br />

eingesetzt wird. Daher<br />

verfüge der Bremssattel über Eigenschaften,<br />

die üblicherweise<br />

im Motorsport oder bei geschmiedeten<br />

Bremssätteln zu finden<br />

sind. Der B-M8 wird mit integrierten<br />

Leitungen für Bremsflüssigkeit<br />

statt mit den starren Leitungsanschlüssen<br />

gegossen. Ein<br />

unsichtbarer Entlüftungsstopfen<br />

soll für mehr Sicherheit und Konstruktionsfreiheit<br />

sorgen.<br />

www.brembo.com<br />

Dichtungen<br />

Lösungen für<br />

Zweiradaufhängungen<br />

Internationale Zuliefererbörse<br />

Die Digitalisierung der Mobilität<br />

18. – 20. Oktober 2016<br />

Wolfsburg | Allerpark<br />

SKF stellt neue Dichtungslösungen<br />

für Zweirad-Federungssystemen<br />

vor. Das Dichtungsmodul für<br />

Ausgleichskolben ist eine integrierte<br />

Lösung für den Druckbehälter<br />

der hinteren Stoßdämpfer.<br />

Es ersetzt Designs aus mehreren<br />

Komponenten und integriert eine<br />

Membranfunktion in den Kolben.<br />

Eine Außendichtlippe steuert die<br />

Öl- und Gasverteilung und verringert<br />

die Reibung, da laut Hersteller<br />

keine Stick-/Slip-Effekte auftreten<br />

würden.<br />

Die neuen Kolbendichtungen und<br />

Gabel-Cartridgedichtungen verfügen<br />

über dynamische Dichtlippen,<br />

welche die Reibung verringern,<br />

sowie über integrierte Metalleinlagen,<br />

die den Dichtungskontakt<br />

mit der Welle und dem<br />

Gehäuse verbessern sollen. Gemeinsam<br />

verwendet, ermöglichen<br />

diese Dichtungen eine bessere<br />

Absorption von Stößen durch<br />

kleine Hindernisse – insbesondere<br />

beim Bremsen.<br />

www.skf.com<br />

www.izb-online.com<br />

Veranstalter:<br />

Wolfsburg AG | MobilitätsWirtschaft<br />

Major-Hirst-Str. 11<br />

38442 Wolfsburg<br />

Telefon +49 53 61. 8 97- 13 12<br />

izb@wolfsburg-ag.com<br />

Jetzt Termin vormerken!<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 57


KAROSSERIE + INTERIEUR<br />

Technik rettet Menschenleben<br />

Auch die Meilensteine der Sicherheitstechnik werden stetig weiterentwickelt<br />

Béla Barényi war der<br />

Pionier der Sicherheitskarosserie<br />

Bild: Mercedes-Benz<br />

In Deutschland werden im Straßenverkehr<br />

immer weniger Menschen<br />

getötet. 1970 gab es noch gut 19 000<br />

Todesfälle bei einem Bestand von<br />

knapp 17 Millionen Kraftfahrzeugen.<br />

2013 sank die Zahl auf nur noch<br />

etwa 3300 Tote – bei inzwischen gut<br />

52 Millionen Fahrzeugen. Knautschzone,<br />

Gurt, Airbag, ABS und ESP<br />

haben, neben anderen Systemen,<br />

die Sicherheit deutlich erhöht.<br />

Der Autor: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter<br />

der AutomobilKonstruktion<br />

Der Erfolg hat wie immer viele Väter. Doch bei<br />

der Sicherheit führt an dem Mercedes-Benz-<br />

Ingenieur Béla Barényi kein Weg vorbei. Bereits<br />

Ende der 1940er-Jahre formuliert er erste<br />

Grundlagen für die Karosserie mit Knautschzonen.<br />

Barényi erkannte, dass kinetische<br />

Energie bei einem Aufprall durch Verformung<br />

abgebaut werden muss, um die Insassen zu<br />

schützen. Folgerichtig teilt er die Karosserie in<br />

drei Zonen ein: weiches Vorderteil, gestaltfeste<br />

Fahrgastzelle, weiches Heck. Die 1959 vorgestellten<br />

Modelle der Baureihe 111 waren die<br />

weltweit ersten Serienautomobile mit integrierten<br />

Knautschzonen und hochfester Fahrgastzelle.<br />

Im selben Jahr beginnt Mercedes-<br />

Benz mit systematischen Crash-Tests, die zur<br />

wichtigen Grundlage für die Sicherheitsentwicklung<br />

werden.<br />

Erster Dreipunktgurt aus Skandinavien<br />

Ein weiterer Meilenstein war der Sicherheitsgurt.<br />

Aus dem Flugzeug bekannt, wurde er als<br />

Beckengurt 1948 zum ersten Mal in den USA<br />

im Tucker Torpedo eingebaut. 1959 erhielt der<br />

Volvo-Ingenieur Nils Ivar Bohlin ein Patent auf<br />

den Dreipunkt-Sicherheitsgurt. Der erste Serieneinsatz<br />

war der Volvo 544. Allerdings muss-<br />

ten die Gurte noch individuell und zeitintensiv<br />

auf die Insassen eingestellt werden. Die Einführung<br />

von Automatikgurten Ende der 1960er<br />

Jahre und der serienmäßige Einbau der Befestigungspunkte<br />

waren wesentliche Voraussetzung<br />

für eine breitere Akzeptanz in Deutschland.<br />

Zukünftig werden die Gurte laut Frank<br />

Laakmann, Direktor Produktplanung Occupant<br />

Systems bei ZF TRW durch die bereits<br />

vorhandene Umfeldsensorik für Assistenzsysteme<br />

zunehmend durch reversible Straffungen<br />

voraktiviert. Die Insassen werden dabei bereits<br />

vor einem vorhersehbaren kritischen<br />

Fahrzustand oder während automatisierten<br />

Fahrmanövern in Ihrer Sitzposition optimiert.<br />

Der nächste Schritt die Sicherheit deutlich zu<br />

erhöhen gelang mit dem Airbag. Mercedes-<br />

Benz bietet in der S-Klasse (Baureihe 126) ab<br />

1981 einen Airbag für den Fahrer an. Weitere<br />

Luftsäcke für die Front- und Heckinsassen<br />

folgten als Schutz vor Front- und Seitenaufprall.<br />

Für den Frontaufprall arbeitet die Branche<br />

intensiv an Systeme zum Schutz der Insassen<br />

auf den Rücksitzen.<br />

Zentraler Airbag mit mehreren Funktionen<br />

Ein neues Airbag Konzept, das sich bei ZF-<br />

58 AutomobilKonstruktion 1/2016


TRW in der Vorentwicklung befindet, eignet<br />

sich gut, um die hinten sitzenden Insassen<br />

unabhängig von der Position des Vordersitzes<br />

bei einem Frontaufprall zu schützen. In Kombination<br />

mit einem Sicherheitsgurt mit Straffer<br />

und Kraftbegrenzer trägt das Konzept dazu<br />

bei, dass der Kopf des Insassen nicht mehr<br />

mit dem Vordersitz in Berührung kommt. Außerdem<br />

arbeitet man an einem Center Airbag,<br />

der in die Vorderlehne integriert ist und sich<br />

bei einem Seitencrash sowohl auf der stoßzuals<br />

auch auf der stoßabgewandten Fahrzeugseite<br />

zwischen Fahrer und Beifahrer entfaltet.<br />

Bei einer Kollision auf der vom Fahrer abgewandten<br />

Seite stabilisiert der Center Airbag<br />

den Fahrer im Sitz, um die seitliche Verlagerung<br />

zu reduzieren und das Risiko zu verringern,<br />

dass der Fahrer in Kontakt mit dem Beifahrer<br />

oder mit Strukturbauteilen kommt. Einen<br />

Serienanlauf erwartet Frank Laakmann im<br />

Jahr 2018.<br />

Weitere Entwicklungspotenziale sieht er in der<br />

Anpassung der Airbags an das Fahrzeugumfeld,<br />

die OEMs erwarten zunehmend Lösungen<br />

für alternative Einbauorte. Ein Beispiel<br />

dafür ist der Beifahrer Airbag im Citroën C4<br />

Cactus. Der Airbag wurde nicht im Armaturenbrett<br />

sondern im Dach platziert. Darüber hinaus<br />

wird zukünftig mehr Adaptivität erwartet,<br />

um besser aktiv oder passiv zum Beispiel auf<br />

Out-of-Position Situationen oder den zu erwartenden<br />

Crash zu reagieren.<br />

Elektronik an den Achsen<br />

Neben den Rückhaltesystemen haben auch<br />

die zwei Radregelsysteme ABS und ESP für<br />

deutlich weniger Verkehrstote gesorgt. Beide<br />

Systeme hat Bosch zusammen mit dem Pilotkunden<br />

Mercedes-Benz zur Serienreife gebracht.<br />

1978 brachte Bosch in der S-Klasse<br />

W 116 sein elektronisch geregeltes ABS auf<br />

den Markt und sorgte mit dieser Lösung für<br />

nachhaltigen Erfolg. Mittlerweile sind seit<br />

dem 1. Juli 2004 alle Fahrzeuge mit weniger<br />

als 2,5 t zulässigem Gesamtgewicht in Europa<br />

serienmäßig mit ABS ausgestattet.<br />

Das elektronische Stabilitäts-Programm ESP<br />

ging 1995 im Coupé der S-Klasse (C140) in Serie.<br />

Es wirkt durch gezieltes Abbremsen einzelner<br />

Räder einem drohenden instabilen<br />

Fahrzustand entgegen und reduziert so die<br />

Schleudergefahr. Mittlerweile ist es – wie das<br />

ABS – in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben<br />

oder es gibt eine Selbstverpflichtung<br />

der OEMs. Das ESP war ein wegweisender<br />

Meilenstein und hilft nachweislich, Unfälle<br />

zu verhindern und schwerwiegende Unfallfolgen<br />

zu reduzieren. Etwa 200 000 Unfälle<br />

mit Verletzten konnten nach Angaben der Unfallforschung<br />

der Versicherer (UDV) allein in<br />

den Jahren 2000 bis 2013 durch ESP verhindert<br />

werden. Rund 6000 Menschen wurden im<br />

gleichen Zeitraum vor dem Unfalltod bewahrt.<br />

Daimler AG<br />

Tel.: + 49 711 170<br />

www.daimler.com<br />

Robert Bosch GmbH<br />

Tel.: +49 711 8110<br />

www.bosch.com<br />

ZF TRW<br />

Tel.: +49 7172 3020<br />

www.trw.de<br />

ZF-TRW arbeitet an einem Dachairbag,<br />

der die Fondpassagiere schützt<br />

Bild: ZF-TRW<br />

Die Daten aus den Umfeldsensoren für das automatisierte<br />

Fahren, wie hier die Stereo-Videokamera von Bosch, sorgen<br />

zukünftig auch für mehr Adaptivität bei den Rückhaltesystemen<br />

und somit für mehr Sicherheit<br />

Bild: Bosch<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 59


KAROSSERIE + INTERIEUR<br />

Gezieltes Abdunkeln der Fahrzeugverglasung<br />

Folientechnik für mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz<br />

chen gezielt parallel aus, sodass die Scheibe<br />

in beide Richtungen durchlässig für Licht wird<br />

und komplett klar erscheint. Die Anbindung<br />

an das Fahrzeugsystem ermöglicht es die<br />

Scheiben automatisch aufzuhellen, wenn<br />

man sich dem Fahrzeug mit Schlüssel oder<br />

Smartphone nähert.<br />

Die Heckscheibe des Testfahrzeugs lässt sich per Knopfdruck abdunkeln<br />

Bild: Continental<br />

Continental zeigt erstmals ein Fahrzeug,<br />

bei dem sich sämtliche Scheiben<br />

auf Knopfdruck verdunkeln lassen.<br />

Intelligent Glass Control nutzt<br />

spezielle Folien, die in das Glas eingebunden<br />

sind und durch elektrische<br />

Steuersignale ihre Lichtdurchlässigkeit<br />

verändern.<br />

Ein typisches Beispiel sei laut Andreas Wolf,<br />

Leiter des Geschäftsbereichs Body & Security<br />

bei Continental, die tief stehende Sonne über<br />

dem Horizont: „Solche Situationen lassen<br />

sich künftig bereits im Vorfeld erkennen, die<br />

Scheiben könnten sich schon vor Eintritt des<br />

Ereignisses automatisch verdunkeln.“<br />

Dadurch ließe sich die Sonneneinstrahlung<br />

wirkungsvoller als mit anderen Technologien<br />

reduzieren. Das entlaste laut Hersteller die<br />

Klimaanlage, die entsprechend kleiner, energiesparender<br />

und damit auch wesentlich<br />

leichter ausfallen könne. So soll sich der<br />

CO 2 -Ausstoß um gut vier Gramm pro Kilometer<br />

senken lassen. Die Reichweite bei Elektrofahrzeugen<br />

steige um etwa 5,5 %.<br />

Erstellt aus Unterlagen von Continental<br />

Daneben soll die Verdunkelung für einen wirkungsvollen<br />

Schutz der Privatsphäre sorgen:<br />

„Wird das Fahrzeug geparkt, verdunkeln sich<br />

die Scheiben automatisch, das Wageninnere<br />

bleibt den Blicken von außen verborgen.“ Intelligent<br />

Glass Control eröffnet zudem Designern<br />

neue Möglichkeiten. So ließen sich laut<br />

Wolf die Glasflächen weiter vergrößern, ohne<br />

bestimmte Bereiche mechanisch abdecken zu<br />

müssen.<br />

Bekannte Technik weiterentwickelt<br />

Schon seit Längerem sind Folien bekannt, die<br />

bei Anlegen einer elektrischen Spannung eingelagerte<br />

Partikel ausrichten können und für<br />

eine gezielte Verdunkelung der Scheibe nutzbar<br />

sind. Bisher steht diese Technik allerdings<br />

nur für wenige Oberklassefahrzeuge im Dachbereich<br />

zur Verfügung. Die Ingenieure von Continental<br />

demonstrieren erstmals in einem Testfahrzeug<br />

die intelligente Ansteuerung der sogenannten<br />

Suspended Particle Device Folientechnologie<br />

auch für Seitenscheiben, sowie<br />

Heck- und Frontscheibe – hier allerdings aufgrund<br />

von gesetzlichen Vorgaben zunächst nur<br />

im zulässigen Bereich der Sonnenblenden.<br />

Die serienreife Folientechnik basiert auf eingelagerten<br />

Teilchen, die sich stromlos zufällig<br />

anordnen und die Scheibe von außen verdunkeln,<br />

während von innen nach außen die<br />

Durchsicht erhalten bleibt. Wird eine elektrische<br />

Spannung angelegt, richten sich die Teil-<br />

Preisfrage<br />

Noch ist diese Folie für großflächig verglaste<br />

Mittelklassefahrzeuge eher kostenintensiv.<br />

Weitere erfolgversprechende Entwicklungen<br />

mit ersten Einsätzen im mobilen Bereich lassen<br />

nach Aussage von Continental jedoch erwarten,<br />

dass die Preise schnell sinken werden.<br />

Die Alternativen zur Suspended Particle<br />

Device -Technologie basieren unter anderem<br />

auf der PDLC (Polymer Dispersed Liquid Crystal),<br />

der LC (Liquid Crystal) oder der EC (Elektrochromie)<br />

Technologie. Letztere nutzt die Fähigkeit<br />

von Molekülen und Kristallen, ihre optischen<br />

Eigenschaften unter Einfluss eines<br />

elektrischen Feldes oder eines Stromflusses<br />

zu verändern. Eingesetzt wird diese Technologie<br />

bereits im Auto, um den Innen- sowie Außenrückspiegel<br />

zu verdunkeln und damit<br />

Blendeffekte zu verhindern. Der Nachteil bei<br />

größeren Flächen ist der hohe Energiebedarf,<br />

der benötigt wird um geringe Schaltzeiten zu<br />

erreichen.<br />

Entscheidend ist die Steuerung<br />

Welche Technologie sich letztlich durchsetzt,<br />

sei nicht entscheidend, elektronisch angesteuert<br />

werden müssen sie alle. Das wesentliche<br />

Know-how liegt in der Software und der<br />

intelligenten Verbindung mit den Fahrzeugsystemen.<br />

Andreas Wolf: „Es ist heute nur<br />

noch die Frage, wann das intelligente Glas<br />

kommt. Wir bei Continental nutzen unser<br />

Know-how für das Gesamtsystem und können<br />

damit die gewünschten Funktionen in unsere<br />

Steuergeräte integrieren. Dabei stimmen wir<br />

die Algorithmen so ab, dass das Verhalten der<br />

Scheiben maximale Sicherheit sowie Komfort<br />

für den Fahrer bei besseren Emissionswerten<br />

bietet.“<br />

Continental Automotive GmbH<br />

Tel.: +49 511 938-01<br />

info.automotive@continental-corporation.com<br />

60 AutomobilKonstruktion 1/2016


Funktion und Deko<br />

Integrierte Lichtfunktionen in Autoscheiben<br />

Sabic präsentiert eine Heckscheibe,<br />

die mittels eines Zwei-Komponenten-Spritzguss<br />

aus Lexan sowie<br />

Cycoloy hergestellt wurde und<br />

zwei verschiedene dekorative Beleuchtungskomponenten<br />

umfasst:<br />

zwei blaue LED-Röhren und<br />

eine weiße LED-Lichtführung mit<br />

weißen lasergravierten Grafiken.<br />

Obwohl diese Elemente größtenteils<br />

einen dekorativen Charakter<br />

haben, soll die integrierte Beleuchtung<br />

laut Hersteller auch<br />

viele funktionale Zwecke erfüllen<br />

können. In einer Konzeptskizze<br />

zeigt die Beleuchtungskomponente<br />

den Batteriestatus eines<br />

Elektro- oder Hybridfahrzeugs mit<br />

grünem Licht für volle Ladung und<br />

rotem Licht für kritischen Ladezustand<br />

an. Dies ermöglicht es dem<br />

Fahrer den Batteriestatus seines<br />

Fahrzeugs zu erkennen, ohne<br />

dass er sich im Auto befinden<br />

oder es starten muss.<br />

Daneben könnte das System auch<br />

Warnsignale und dynamische<br />

Richtungsanzeiger darstellen<br />

oder neue Styling- und Markenlösungen<br />

vorantreiben: etwa Signatur-<br />

oder Seitenmarkierungsbeleuchtungen<br />

an Scheibenoberflächen<br />

zur besseren Unterscheidung<br />

von Fahrzeugmodellen und<br />

zu einer gesteigerten Attraktivität<br />

für Verbraucher oder zur Projektion<br />

von Mustern oder Bildern außerhalb<br />

des geparkten Fahrzeugs.<br />

www.sabic-ip.com<br />

Kühlaufbauten aus faserverstärkten Kunststoffen für HACCP-Standard<br />

Leicht, lebensmittelecht, hygienisch<br />

Beim Transport von Lebensmitteln<br />

benötigt<br />

man ein durchgängig<br />

temperaturgeführtes<br />

System. Kühlaufbauten<br />

mit Dächern und<br />

Seitenwänden aus faserverstärkten<br />

Kunststoffen<br />

schaffen hierfür<br />

optimale Voraussetzungen.<br />

Dabei bilden die Verbundmaterialien<br />

die inneren und äußeren<br />

Deckschichten. Vor allem durch<br />

ihre geringe Wärmeleitfähigkeit<br />

und die in Tests nachgewiesene<br />

Lebensmittelechtheit sollen sich<br />

die faserverstärkten Kunststoffe<br />

des deutschen Herstellers Lamilux<br />

auszeichnen. Damit böten die<br />

Materialien große Vorteile, wenn<br />

es um die Zertifizierung von Kühlaufbauten<br />

nach dem Standard<br />

HACCP (Gefahrenanalyse und kritische<br />

Kontrollpunkte) geht.<br />

In einem Forschungsprojekt gemeinsam<br />

mit Wissenschaftlern<br />

und Medizinern wurde kürzlich<br />

ein weiteres Material entwickelt.<br />

Aufgrund einer Nanosilberbeschichtung<br />

habe es laut Hersteller<br />

eine antibakteriell wirkende<br />

Oberfläche, Keime sollen innerhalb<br />

kürzester Zeit absterben. Etliche<br />

Lamilux-Kunststoffe sind als<br />

antibakterielle Variante verfügbar.<br />

www.lamilux.de<br />

Für künftige Anforderungen an den Seitenaufprallschutz<br />

Neuer Center Airbag von ZF TRW<br />

ZF TRW hat einen neuen Airbag<br />

entwickelt, der Fahrzeugherstellern<br />

dabei hilft, den Seitenaufprallschutz<br />

zu verbessern. Der<br />

Center Airbag ist an der Innenseite<br />

der Vordersitzlehne integriert<br />

und trägt dazu bei, Kopf, Schultern<br />

und Torso von Fahrer und<br />

Beifahrer zu schützen.<br />

Der Center Airbag schützt die Insassen<br />

bei einem Seitencrash, indem<br />

er sich zwischen Fahrer und<br />

Beifahrer entfaltet. Bei einer Kollision<br />

auf der Beifahrerseite hilft<br />

der Center Airbag den Fahrer im<br />

Sitz zu stabilisieren. So kann er<br />

die seitliche Verlagerung des Fahrers<br />

reduzieren und das Risiko<br />

verringern, dass dieser in Kontakt<br />

mit dem Beifahrer oder mit Strukturbauteilen<br />

im Innenraum des<br />

Fahrzeugs kommt.<br />

Das Center-Airbag-Modul besteht<br />

aus einem Hybrid-Gasgenerator<br />

und einem gewebten oder genähten<br />

Luftsack. Das Modul kann flexibel<br />

auf die Anforderungen des<br />

jeweiligen Fahrzeuginnenraums<br />

angepasst und mit einem Fangband-Mechanismus<br />

ausgestattet<br />

werden, um während der Entfaltung<br />

eine dreieckige Form zur<br />

besseren Abstützung zu erzielen.<br />

Die Lösung von ZF TRW kann helfen,<br />

diese zukünftigen Anforderungen<br />

(Euro NCAP arbeitet aktuell<br />

an neuen Testprotokollen für<br />

den Seitenaufprall ab 2018) zu erfüllen.<br />

Der Zulieferer arbeitet bereits<br />

mit Fahrzeugherstellern in<br />

verschiedenen Entwicklungsprogrammen<br />

zum Center Airbag zusammen.<br />

www.trw.de<br />

Interesse geweckt?<br />

EDELSTAHL<br />

MEBUX<br />

IN CFK<br />

IMS - IMMER MIT SYSTEM<br />

NEU!<br />

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IMS Verbindungstechnik GmbH & Co. KG<br />

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<br />

<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 61


TESTEN + PRÜFEN<br />

Verschärfte Bedingungen<br />

Steigende Anforderung an die Qualität von Blechen in der Automobilindustrie<br />

Die Bestimmung der Breite<br />

erfolgt an mindestens drei<br />

gleichverteilten Stellen entlang<br />

der Messlänge einer<br />

Probe<br />

Bild: Zwick<br />

Bleche für Kotflügel müssen sowohl<br />

die geforderten statischen und dynamischen<br />

Lasten aufnehmen können<br />

als auch für Tiefziehprozesse optimiert<br />

sein. Zur Prüfung der Materialkennwerte<br />

gehören daher umfang -<br />

reiche Untersuchungen. Jetzt hat die<br />

japanische Automobilindustrie die<br />

Anforderungen an die Qualität der<br />

Bleche deutlich erhöht. Wie die<br />

verschärften Bestimmungen in<br />

den Messungen umgesetzt werden<br />

können, zeigt eine innovative<br />

Lösung von Zwick.<br />

Der Autor: Dr. Peter Stipp,<br />

Awikom GmbH, Bensheim<br />

Werkstoffe und Materialien werden heute<br />

dank entsprechender Prozesse mit hoher<br />

Genauigkeit auf die gewünschte Materialgüte<br />

hin produziert. So ist beispielsweise ein Blech<br />

für einen Kotflügel relativ weich, damit es im<br />

Tiefziehprozess ohne Bruch in die entsprechende<br />

Form gebracht werden kann. Auf der<br />

anderen Seite muss es die geforderten statischen<br />

und dynamischen Lasten aufnehmen<br />

können.<br />

Um die Qualität des Bleches beurteilen zu<br />

können, ist daher eine Vielzahl von Messungen<br />

nötig. Dazu gehört neben den im Zug -<br />

versuch ermittelten Parametern wie Streckgrenze,<br />

Zugfestigkeit und Bruchdehnung auch<br />

die senkrechte Anisotropie (r-Wert). Sie ist ein<br />

Maß für die Richtungsabhängigkeit der plastischen<br />

Verformung in Blechproben und definiert<br />

das Verhältnis des Umformgrades in<br />

Breitenrichtung zu dem in Dickenrichtung.<br />

Bestimmt wird der r-Wert über die Breiten -<br />

änderung einer flachen, genormten Probe<br />

während des Zugversuchs. Für diese Messung<br />

hat die japanische Automobilindustrie jetzt<br />

mit dem Japanese Industrial Standard (JIS)<br />

Z 2254 neue Maßstäbe gesetzt. Der Grund ist<br />

die gestiegene Anforderung an die Qualität<br />

von Blechen vor deren Weiterverarbeitung.<br />

Verschärfung der Prüfung<br />

Bislang erfolgte die Breitenmessung der Probe<br />

vor der Belastung an den Messstellen des<br />

Längenänderungsaufnehmers und im Zentrum<br />

der Messlänge. Nach einer kurzen Streck -<br />

phase mit plastischer Dehnung und nach -<br />

folgender Entlastung wurde die Probe entnommen<br />

und es erfolgte eine zweite Messung;<br />

wieder an den Messstellen des Längenänderungsaufnehmers<br />

und in der neuen Mitte<br />

des Messbereichs.<br />

Jetzt verlangt die Norm JIS Z 2254, dass nicht<br />

nur die Breite an mindestens drei gleichverteilten<br />

Stellen entlang der Messlänge sowie<br />

an den beiden Enden erfasst wird, sondern<br />

auch eine Klassifizierung der Lage der Brucheinschnürung.<br />

Wie lassen sich diese Forderungen<br />

umsetzen?<br />

Zur Messung der Dehnung bei Zugversuchen<br />

werden Extensometer eingesetzt. Die hierbei<br />

am häufigsten genutzte Messmethode ist die<br />

62 AutomobilKonstruktion 1/2016


Die Prüfmaschine ermöglicht Zugversuche<br />

bis zu einer Kraft von 250 kN<br />

Bild: Zwick<br />

berührende Messung. Das hängt mit den<br />

geringen Kosten und der heutigen hohen Präzision<br />

der berührenden Differenzwegmessung<br />

zusammen. Das leistet auch das von Zwick<br />

entwickelte und modular aufgebaute Extensometer<br />

makroXtens. Die Übertragung einer<br />

gemessenen Längenänderung zum Auswertesystem<br />

erfolgt über Messfühler und Messschneiden<br />

und erlaubt eine automatische<br />

Betätigung.<br />

Die Messung des r-Wertes bei Zugversuchen<br />

erfordert die Bestimmung der Breitenänderung.<br />

Dazu wird der berührungslos arbeitende<br />

Breitenänderungsaufnehmer videoXtens eingesetzt.<br />

Er verfolgt die Messschneiden des<br />

Längenänderungsaufnehmers während der<br />

Prüfung, um die Messstellen für die Breitenänderung<br />

während des Tests kontinuierlich<br />

nachführen zu können. Der VideoXtens arbeitet<br />

berührungslos, bietet eine automatische<br />

Messmarkenerkennung und Erfassung der<br />

Anfangsmesslänge und erlaubt eine präparationsfreie<br />

Prüfung bei Proben mit strukturierter<br />

Oberfläche durch Mustererkennung. Er<br />

kann sowohl manuell als auch automatisch<br />

über die von Zwick entwickelte Prüfsoftware<br />

testXpert II bedient werden.<br />

Rücklichtverfahren zur Klassifizierung<br />

Die zweite Forderung ist die Klassifizierung<br />

der Lage der Brucheinschnürung gemäß JIS<br />

Z2241 nach A, B und C. Danach ist die Bruchdehnung<br />

nur dann gültig, wenn der Bruch<br />

nicht näher an einem der Enden der Mess -<br />

länge als ein Viertel der Ausgangsmesslänge<br />

eintritt. Da diese Anforderungen mit kontaktierenden<br />

Aufnehmern nur schwer oder gar<br />

nicht zu erfüllen sind, hat Zwick seinen<br />

bestehenden videoXtens-Breitenänderungsaufnehmer<br />

erweitert und angepasst.<br />

Dieses System besteht aus zwei Kameras mit<br />

unterschiedlichen Objektiven, um einerseits<br />

die Breitenänderung präzise zu erfassen und<br />

andererseits die gesamte Messlänge bis zum<br />

Bruch zu überwachen. Die erste Kamera zur<br />

exakten Breitenmessung nützt das Rücklichtverfahren,<br />

um die Position der beiden Messschneiden<br />

des makroXtens während des gesamten<br />

Versuchsverlaufes online zu bestimmen.<br />

An diesen Stellen sowie in deren Mitte<br />

erfolgt dann die vollautomatische Messung<br />

der drei geforderten Breiten. Dazu werden die<br />

Messlinien für die Breitenänderungsmessung<br />

entsprechen der Dehnung während des Versuchs<br />

„verschoben“.<br />

Die zweite Kamera erfasst ebenfalls im Rücklichtverfahren<br />

die Probenkontur der gesamten<br />

parallelen Länge. Sie erkennt die Lage der<br />

Brucheinschnürung und kann so die Klassifizierung<br />

der Probe nach A, B oder C durchführen.<br />

Beide Kameras sind in einem Gehäuse<br />

auf engem Raum untergebracht und erfassen<br />

dank einer ausgefeilten Spiegelumlenk -<br />

technik die Probe aus derselben Richtung.<br />

Fazit<br />

Das Gesamtkonzept von Zwick bietet eine<br />

Lösung aus bewährter mechanischer Messtechnik<br />

und konsequenter Weiterentwicklung<br />

des vielfach erfolgreich eingesetzten videoXtens-Breitenänderungsaufnehmers.<br />

Damit ist<br />

das Unternehmen in der Lage, die hohen<br />

Qualitätsansprüche der Automobilindustrie<br />

zu erfüllen. Das gilt auch für die Forderung<br />

eines namhaften japanischen Stahlerzeugers,<br />

die Messung nach JIS Z 2254 als kontinuierliche<br />

Online-Messung für eine neue automatisierte<br />

Anlage durchzuführen. Das soll einerseits<br />

die Vergleichbarkeit zur bisherigen<br />

händischen Messung und andererseits eine<br />

Steigerung der Genauigkeit im Vergleich zur<br />

Messung an nur einer Stelle sicherstellen.<br />

Zwick GmbH & Co. KG, Ulm, info@zwick.de,<br />

www.zwick.de<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 63


TESTEN + PRÜFEN<br />

Sechs-axiale Schwingprüfanlage in Klimakammer<br />

Johnson Controls erweitert Testkapazitäten für Autositze in Burscheid mit neuem Shaker<br />

Der neue Schwingprüfer ist komplett in eine<br />

Klimakammer verbaut, die Temperaturen zwischen<br />

–40 und +100 °C ermöglicht<br />

Bilder: Johnson Controls<br />

objektive Daten. So lässt sich genau feststellen,<br />

wo eine Polsterung drückt und wie das<br />

Gesamtempfinden ist.<br />

Zur Durchführung von Klimatests ist der neue<br />

sechs-axiale Shaker komplett in eine Kammer<br />

verbaut, die Temperaturen zwischen –40 und<br />

+100 °C ermöglicht. . Axel Blankart, Executive<br />

Director Engineering bei Johnson Controls:<br />

„Jedes Klima stellt eigene Herausforderungen<br />

an das Material. Wir sind in der Lage, genau<br />

die Bedingungen zu erzeugen, die unsere<br />

Kunden nachfragen.“<br />

Rund zwei Millionen Euro investierte<br />

der Automobilzulieferer Johnson<br />

Controls in eine neue hydraulische<br />

Hochfrequenz-Schwingprüfanlage<br />

(engl. Shaker). Ausgestattet mit<br />

sechs Achsen, erlaubt die Anlage<br />

umfassende Komfort- und Lebensdauertests<br />

von beispielsweise<br />

100 000 Kilometern Fahrstrecke.<br />

Durch Einbau in eine spezielle<br />

Klimakammer lassen sich unterschiedliche<br />

klimatische Bedingungen<br />

simulieren.<br />

Mit einer Frequenz von maximal 200 Hertz –<br />

laut Johnson Controls eine Höchstleistung in<br />

diesem Anwendungsbereich – rüttelt die Testanlage<br />

mehrere Tage lang an Prüfstücken und<br />

bringt komplette Autositze oder einzelne<br />

Komponenten und Baugruppen bis an ihre<br />

Leistungsgrenzen. Axel Blankart, Executive Director<br />

Engineering bei Johnson Controls Auto-<br />

motive Seating, beschreibt: „In unserem<br />

Shaker bilden wir Streckenprofile nach, die<br />

mit realen Testfahrzeugen aufgenommen wurden.<br />

Wir simulieren komplette Lebenszyklen<br />

der Autositze über rund 100 000 Kilometer<br />

Fahrstrecke.“<br />

Konventionelle Prüfstände stoßen hier schnell<br />

an ihre Grenzen: Sie können zwar Komforttests<br />

abbilden, haben aber Einschränkungen<br />

hinsichtlich des Langzeiteinsatzes.<br />

Persönliche Komfortüberprüfungen<br />

Die Schwingprüfanlage ermöglicht auch Komfortüberprüfungen<br />

mit niedrigeren Bewegungsfrequenzen.<br />

Dafür nehmen reale Testpersonen<br />

in der Anlage Platz und beurteilen<br />

ihre subjektiven Eindrücke der getesteten Sitze.<br />

Daneben erfassen Sensoren viele weitere<br />

Leichtbau und Sicherheit<br />

Das Acoustics & Comfort Center Burscheid befasst<br />

sich hauptsächlich mit den fünf Bereichen<br />

Akustik-, Komfort- und Störgeräuschuntersuchungen,<br />

Lebensdauerprüfungen sowie<br />

experimentelle Modalanalysen. Einige hundert<br />

Tests durchläuft ein Prototyp bei Johnson<br />

Controls bis zur Marktreife. Ziel der Ingenieure<br />

ist es, mit einem ganzheitlichen Lösungsansatz<br />

den aktuell in der Automobilindustrie<br />

herrschenden Gewichtseinsparungstrend<br />

auch im Sitzsystem umzusetzen, um letztlich<br />

zur Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes beizutragen.<br />

Allerdings darf dabei nicht an Sicherheit<br />

gespart werden.<br />

Johnson Controls GmbH<br />

Tel.: +49 2174 65-1117<br />

lars.boelke@jci.com<br />

Die Hydraulik erzeugt die<br />

sechs-axialen Bewegungen<br />

der Hochfrequenz-Schwingprüfanlage<br />

Erstellt aus Unterlagen von Johnston Controls,<br />

Burscheid<br />

64 AutomobilKonstruktion 1/2016


Virtuelle Testfahrten intelligent simulieren<br />

In-Tech stellt mit orangeHiL und neuer Lastsimulation ein Prototypen-Testsystem vor<br />

Die Komplexität und das Zusammenspiel von verschiedenen<br />

Steuersystemen muss bereits im Vorfeld vielfältigen Tests unterzogen<br />

werden – noch bevor der erste Prototyp vom Band läuft. Die Lösung:<br />

Simulationen, die eine realitätsnahe Überprüfung der verschiedenen<br />

Funktionen veranschaulichen können, wie beispielsweise das<br />

Bremsverhalten bei Glätte. Die Automobilindustrie setzt dabei auf<br />

sogenannte HiL (Hardware in the Loop)-Systeme.<br />

Das Engineering-Unternehmen in-tech hat für<br />

komplexe Simulationsprozesse das modulare<br />

orangeHiL-System entwickelt, welches laut<br />

Hersteller mit einer echtzeitfähigen Test-und<br />

Simulationsumgebung sämtliche Anforderungen<br />

an einen vollwertigen HiL-Prüfstand erfüllt.<br />

„Mit orangeHiL simulieren wir die Bedingungen<br />

im Fahrzeug, ehe der erste Prototyp<br />

überhaupt gebaut wurde. So kann die Fahrzeugelektronik<br />

schon sehr früh im Entwicklungsprozess<br />

unter realen Bedingungen getestet<br />

werden“, sagt Geschäftsführer Christian<br />

Wagner. Das System wurde aktuell durch eine<br />

neue Lastsimulation ergänzt.<br />

Das orangeHiL-System ermöglicht die realitätsnahe<br />

Überprüfung der Funktionalität von<br />

Steuergeräten außerhalb ihrer physikalischen<br />

Systemumgebung. Einzelne Steuergeräte, wie<br />

z.B. Getriebesteuerung, Stabilitätskontrolle<br />

und ähnliches können unabhängig vom Fahrzeug<br />

am Prüfstand getestet werden. Dabei<br />

wird dem Steuergerät ein richtiges Fahrzeug in<br />

einer realen Umwelt simuliert.<br />

Um dies zu erreichen, bekommt das zu testende<br />

Modul vom orangeHiL-System eine Vielzahl<br />

von Signalen zugespielt. Im Beispiel der Stabilitätskontrolle<br />

wären das unter anderem die<br />

Raddrehzahlen, Quer-und Längsbeschleunigung,<br />

Fahrbahnreibwert und vieles mehr. Die<br />

Ausgangssignale des zu testenden Steuergeräts<br />

werden anschließend vom orangeHiL-System<br />

wieder eingelesen. Somit kann getestet<br />

werden, ob sich das Steuergerät korrekt verhält.<br />

Das Steuergerät wird dabei, wie später im<br />

Fahrzeug, über Busse wie CAN, LIN, Flexray<br />

und Analog-/Digital-/PWM-Schnittstellen für<br />

Sensoren und Aktoren angeschlossen. Geprüft<br />

wird in der Regel nicht manuell, sondern<br />

anhand von Programmen zur Testautomatisierung.<br />

„Hier können, je nach Kunde, individuelle<br />

Applikationen angebunden werden. Gesteuert<br />

und überwacht wird orangeHiL wahlweise<br />

über ein Tablet oder verschiedene PC-<br />

Anwendungen“, erklärt Wagner weiter.<br />

Modularer Aufbau und automatisierte Testabläufe<br />

Die Ergebnisse können drahtlos über die von<br />

in-tech entwickelte orangeCtrl-App ausgelesen<br />

werden. Die Android-Lösung greift die<br />

Sensordaten am CAN-Bus und dem HiL-System<br />

ab und übermittelt die Informationen, per<br />

WLAN oder Bluetooth, an mobile Endgeräte.<br />

Darüber hinaus kann der Anwender mit der<br />

App auch das HiL-System steuern. Beispielsweise<br />

sind Start-und Stopp-Vorgänge möglich<br />

sowie das Laden von Modellen als auch Veränderungen<br />

von Simulationsparametern.<br />

„Die Innovation am orangeHil-System im Vergleich<br />

zu anderen HiL-Systemen ist die Möglichkeit<br />

des modularen und verteilten Aufbaus.<br />

Über den verwendeten EtherCAT-Steuerbus<br />

kann das orangeHiL-System vergleichsweise<br />

modular, klein und kosteneffizient aufgebaut<br />

werden. Die Verbindung mit dem System<br />

erfolgt über einfache LAN-Kabel. Damit<br />

können z.B. Batterieprüfstände, deren Niedervolt-<br />

und Hochvoltanteile räumlich voneinander<br />

getrennt sind, einfach und verteilt getestet<br />

werden. Wahlweise kann es auch als klassischer<br />

19-Zoll-Prüfstand betrieben werden“,<br />

so der Geschäftsführer.<br />

Das System ist zudem stark skalier- und anpassbar:<br />

Kunden können Ihr Produkt individuell<br />

von einem Mini-HiL für den Desktop-Einsatz<br />

bis zum Full-Size Prüfstand wählen.<br />

Bereits bestehende Testplattformen lassen<br />

sich durch die Integration von orangeHiL<br />

Das orangeHiL-System simuliert die Fahrbahn<br />

im Detail, wodurch Steuergeräte noch vor<br />

dem Prototypen getestet werden können<br />

Bild: In-Tech<br />

Loadsimulation nahtlos erweitern. Die orangeHiL<br />

Loadsimulation ermöglicht vollständige<br />

HiL-Tests an Steuergeräten, die neben Kommunikation,<br />

Sensorik und Aktorik, auch elektrische<br />

Lasten, wie z.B. Innen-und Außenlichter,<br />

Fenster- und Scheibenwischermotoren,<br />

Sitzheizung und vieles mehr simulieren. „Für<br />

einfachere Anwendungen, wie z.B. die Simulation<br />

reiner Konstantlasten, bieten wir auch<br />

Stand-Alone-Lastboxen an“, ergänzt Christian<br />

Wagner.<br />

In-Tech GmbH<br />

Tel.: +49 89 321 98 15-0<br />

in-tech@in-tech.de<br />

Erstellt aus Unterlagen von In-Tech,<br />

München/Garching<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 65


TESTEN + PRÜFEN<br />

Netzwerkfähige Signal-Conditioning-Plattform<br />

Flexibilität und Zuverlässigkeit bei Verbrennungsanalyse<br />

Die netzwerkfähige Kistler SCP<br />

kann je nach Messaufgabe mit<br />

applikationsspezifischen Messmodulen<br />

bestückt werden. Dabei<br />

ermöglicht die neue Plattform eine<br />

virtuelle Verknüpfung der Systeme,<br />

sodass mehrere SCPs zentral<br />

von einem PC aus gesteuert<br />

werden können. Die grafische Benutzeroberfläche<br />

liefert einen<br />

Überblick über Schlüsseldaten<br />

wie Messmodulkonfigurationen,<br />

Sensordaten und Betriebsdauer.<br />

Eine Export-Funktion wandelt die<br />

Daten in unterschiedliche Formate<br />

zum Dokumentieren aller<br />

Messeinstellungen um. Per Mausklick<br />

lassen sich Zylinderspitzendruck-Histogramme<br />

für jeden Sensor<br />

erstellen, sodass Anwender<br />

sofort die Sensorbelastung sowie<br />

etwaige Unregelmäßigkeiten erkennen<br />

können.<br />

Eine CAN-Bus-Schnittstelle ermöglicht<br />

die digitale Erfassung und<br />

Echtzeitüberwachung von Zylinderspitzendrücken<br />

sowie die Messung<br />

der Betriebstemperatur von<br />

piezoresistiven Niederdrucksensoren.<br />

Damit erkennen Anwender<br />

frühzeitig, wenn Motor oder System<br />

geschädigt werden könnten.<br />

PiezoSmart gewährleiste laut<br />

Kistler eine korrekte Zuordnung<br />

der Sensordaten, Fehler durch<br />

manuelles Datenhandling können<br />

ausgeschlossen werden, der Aufwand<br />

für Aufbau und Vorbereitung<br />

der Messung wird minimiert.<br />

Der Einsatz des bestehenden<br />

Sensorportfolios kann so historisch<br />

überwacht und beurteilt<br />

werden.<br />

Die SCP ist in zwei verschiedenen<br />

Versionen erhältlich: Typ 2853B<br />

(8 Slots oder 16 Kanäle) ist auf<br />

die Motorenindizierung am Prüfstand<br />

ausgerichtet, während sich<br />

die SCP Slim Typ 2853B (2 Slots<br />

oder 4 Kanäle) sowohl für mobile<br />

wie auch für Prüfstandsanwendungen<br />

eignet. Bestehende SCPs<br />

(Kistler Typ 2853A) können einfach<br />

mit den Upgrade-Kits Typ<br />

5615BFK und 5615BRK nachgerüstet<br />

werden.<br />

www.kistler.com<br />

DSpace V2X Solution mit neuem Blockset und Karteninstrument<br />

Entwicklung und Test von Vehicle-to-X-Anwendungen<br />

Zeitnah zum aktuellen Release<br />

2015-B hat DSpace seine neue<br />

V2X Solution veröffentlicht. Ein<br />

spezielles Blockset für die Simulink-Umgebung<br />

ermöglicht Anwendern<br />

damit einen einfachen<br />

Zugriff auf die Vehicle-to-X (V2X)-<br />

Ad-hoc-Kommunikation gemäß<br />

WLAN-Standard IEEE 802.11p. Zudem<br />

bietet die neue Solution die<br />

Möglichkeit zur grafischen Analyse<br />

von V2X-relevanten Daten in<br />

ControlDesk Next Generation. So<br />

müssten laut Hersteller keine<br />

speziellen Kommunikationsprotokolle<br />

und Software-Schichten implementieren<br />

werden.<br />

Das neue Blockset ist eine zentrale<br />

Komponente der V2X Solution,<br />

die den Zugang zur V2X-Kommunikation<br />

während der Model-,<br />

Software- und Hardware-in-the-<br />

Loop (MIL/SIL/HIL)-Simulation<br />

sowie des Rapid Control Prototypings<br />

(RCP) ermöglicht. In wenigen<br />

Schritten können Ingenieure<br />

ihre Anwendungen über Signalvektoren<br />

direkt mit den entsprechenden<br />

Kommunikationsblöcken<br />

verbinden, um entweder auf<br />

alle oder auf zuvor ausgewählte<br />

V2X-Botschaften zuzugreifen.<br />

Protokolle und Software-Schichten,<br />

welche die Kommunikation<br />

mit anderen V2X-Teilnehmern gemäß<br />

dem europäischen V2X-Standard<br />

ermöglichen, sind bereits in<br />

der Solution enthalten. Zu diesen<br />

Schichten gehören Funktionen für<br />

die Codierung und Decodierung<br />

von V2X-Botschaften und auch<br />

die Ethernet (UDP/IP)-Kommunikationsschnittstelle<br />

zu einem<br />

V2X-Hardware-Adapter wie der<br />

MK5-OBU Onboard-Unit von Cohda<br />

Wireless. Der direkte Zugriff<br />

auf V2X-Signale im Simulink-Modell<br />

vereinfacht auch die während<br />

der Robustheitstests notwendige<br />

Datenmanipulation.<br />

Zusätzlich enthält diSoftware<br />

spezielle Blöcke zum Codieren<br />

und Decodieren von GNSS (Global<br />

Navigation Satellite System)-<br />

Informationen wie etwa Positions-<br />

und Zeitdaten nach dem<br />

NMEA (National Marine Electronics<br />

Association)-Standard 0183.<br />

Zudem erweitert die V2X Solution<br />

den ControlDesk um ein spezielles<br />

Karteninstrument, das vom<br />

V2X Blockset kontinuierlich mit<br />

neuen Informationen aktualisiert<br />

wird und eine einfache Analyse<br />

sowie Plausibilisierung von Daten<br />

erlaubt. Das Karteninstrument<br />

zeigt Inhalte an, die für V2X-Anwendungen<br />

relevant sind, unter<br />

anderem die Fahrzeugposition,<br />

die Geschwindigkeit, die Fahrtrichtung<br />

und die Klassifikation individueller<br />

Verkehrseilnehmer sowie<br />

andere V2X-spezifische Informationen.<br />

www.dspace.de<br />

Einfacher Plug&Play-Einbau<br />

Neue Wägezellen für Nutzfahrzeuge<br />

Flintec gibt die Markteinführung<br />

seiner im Fahrzeug integrierbaren<br />

Wägezellen der Baureihe DSB7<br />

bekannt. Die Konstruktion ermöglicht<br />

einen Einbau ohne umfangreiche<br />

Modifizierungen des Chassis.<br />

Die Wägezelle ist in den<br />

Nennlasten 7,5 t, 15 t sowie 25 t<br />

verfügbar, was den Einsatz in den<br />

meisten Nutzfahrzeugen ermöglicht,<br />

einschließlich Leichtlastkraftwagen,<br />

Kippwagen, Müllund<br />

Recycling-Lastkraftwagen,<br />

Schwerlastkraftwagen sowie<br />

landwirtschaftlichen Fahrzeugen.<br />

Die DSB7-Baureihe erreicht je<br />

nach Ausführung eine hohe Genauigkeit<br />

von besser als 0,15 %,<br />

0,25 % oder 0,5 % des zusammengesetzten<br />

Fehlers und eine<br />

300-prozentige Überlastfestigkeit.<br />

Aufgrund der oft harschen Einsatzbedingungen<br />

in den Fahrzeugen<br />

werden die Wägezellen aus<br />

rostfreiem Edelstahl gefertigt,<br />

sind hermetisch dicht und erfüllen<br />

die Anforderungen der<br />

Schutzklasse IP68.<br />

www.flintec.com<br />

66 AutomobilKonstruktion 1/2016


Automobil<br />

Konstruktion<br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Fachwissen für Entwicklungsingenieure<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

ISSN 1866–9131<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteur: Jens-Peter Knauer,<br />

Phone +49 711 7594–407<br />

Redaktion:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck, Phone +49 711 7594–424<br />

Irene Knap, Phone +49 711 7594–446<br />

Bettina Tomppert, Phone +49 711 7594–286<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dr.-Ing. Rolf Langbein<br />

Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />

Tobias Meyer<br />

Hartmut Hammer<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Rüdenauer, Phone +49 711 7594–257,<br />

Fax +49 711 7594–398<br />

E-Mail: ak.redaktion@konradin.de<br />

Layout:<br />

Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />

COUTH BUTZBACH Produktkennzeichnung<br />

GmbH,<br />

Solingen 55<br />

Deutsche Messe AG,<br />

Hannover 9<br />

EJOT GmbH & Co.KG Geschäftsbereich<br />

Verbindungstechnik,<br />

Bad Berleburg 33<br />

GETRAG Getriebe- und Zahnradfabrik<br />

Hermann Hagenmeyer<br />

GmbH & Cie KG,<br />

Untergruppenbach 68<br />

Wir berichten über<br />

IMS Verbindungstechnik<br />

GmbH & Co.KG,<br />

Neuenstein 61<br />

KACO GmbH + Co.KG Dichtungswerke,<br />

Heilbronn 5<br />

KELLER AG für Druckmesstechnik,<br />

CH-WINTERTHUR 11<br />

LEE-Hydraulische Miniatur-<br />

Komponenten GmbH,<br />

Sulzbach 37,41<br />

MICRO-EPSILON MESSTECH-<br />

NIK GmbH & Co.KG,<br />

Ortenburg 3<br />

NAFEMS Deutschland,<br />

Österreich, Schweiz GmbH,<br />

Bernau 33<br />

Preh GmbH, Bad Neustadt 7<br />

Proto Labs Ltd., Mosbach 2<br />

Wolfsburg AG, Wolfsburg 57<br />

ANZEIGEN<br />

Gesamtanzeigenleitung: Andreas Hugel,<br />

Phone +49 711 7594–472<br />

Auftragsmanagement: Annemarie Olender,<br />

Phone +49 711 7594–319<br />

Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.10.2015<br />

LESERSERVICE<br />

Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850, Fax –15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

AutomobilKonstruktion erscheint mit vier Ausgaben pro Jahr.<br />

Bezugspreise Inland 18,40 Euro inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.; Ausland: 20,40 Euro inkl. Versandkosten;<br />

Einzelverkaufspreis: 4,80 Euro inkl. MwSt.<br />

zzgl. Versandkosten.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum<br />

Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach Ablauf<br />

des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier<br />

Wochen zum Quartalsende.<br />

AUSLANDSVERTRETUNGEN<br />

Schweiz, Italien, Frankreich, Belgien, Luxemburg: IFF media<br />

ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3, CH-8406 Winterthur<br />

Tel: +41 52 633 08 88, Fax: +41 52 633 08 99,<br />

e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256 862589,<br />

Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.co.uk<br />

USA: D A Fox Advertising Sales, Inc., 5 Penn Plaza # 19,<br />

New York, NY 10001–1738,<br />

Phone + (212)8963881<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

BANKVERBINDUNGEN<br />

Baden-Württembergische Bank, 2 623 887<br />

(BLZ 600 501 01) BIC: SOLADEST,<br />

IBAN: DE28 6005 0101 0002 6238 87;<br />

Postbank Stuttgart, Konto 44 689–706,<br />

BLZ 600 100 70<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte keine Gewähr. Alle in AutomobilKonstruktion<br />

erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />

gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />

Printed in Germany.<br />

© 2015 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen.<br />

Adient 10<br />

American Sensor<br />

Technologies 42<br />

APL 14<br />

Audi 12<br />

AVL 6, 14<br />

Bayern Innovativ 12<br />

Bertrandt 6<br />

BMW 14, 44<br />

Bonfiglioli 9<br />

Borg Warner 4, 34<br />

Bosch 14, 44, 52, 58<br />

Brembo 57<br />

Chrysler 46<br />

Cirrantic 12<br />

Citroën 58<br />

Continental 11, 50, 60<br />

Contitech 25<br />

Covestro 25<br />

DAF 14<br />

Daimler 10, 14<br />

Daimler AG 20<br />

Dassault Systemes 30<br />

Deutz 14<br />

Dräxlmaier 44<br />

DSC Software 30<br />

DSpace 66<br />

Ducati 13<br />

Eaton 40<br />

Elring Klinger 20<br />

Faurecia 10<br />

Federal-Mogul 32, 41<br />

Ferrari 13<br />

FEV 40<br />

Fiat 9<br />

Flintec 66<br />

Ford 14<br />

FPT 14<br />

Fraunhofer IPA 22<br />

Fraunhofer LBS 28<br />

General Motors 25<br />

Getrag 11<br />

GM 14<br />

Harting 52<br />

Haynes 36<br />

Hoerbiger 12<br />

Honda 14<br />

Hyundai 14<br />

Industrieverband<br />

Massivumformung 10<br />

In-Tech 4, 65<br />

IPG Automotive 33<br />

ITW 8<br />

Johnson Controls 10, 64<br />

Joyson 8<br />

Kistler 66<br />

KSPG 8<br />

Lamborghini 13<br />

Lamilux 61<br />

Leica Microsystems 12<br />

Leoni 44<br />

LuK 41<br />

Magna 11<br />

Mahle 14<br />

Mahle Behr 4, 30<br />

MAN 14<br />

Measurement<br />

Specialities 42<br />

Mercedes-Benz 58<br />

Mirrorcle<br />

Technologies 52<br />

Nafems 8<br />

National Instruments 33<br />

Nissan 40<br />

NXP 46<br />

Pagani 13<br />

Panasonic 6<br />

Peiker 9<br />

Phoenix Contact 48<br />

Plastic Omnium 10<br />

Pöppelmann 16<br />

Preh 8<br />

RWTH Aachen 4, 53<br />

Sabic 61<br />

SAP 30<br />

Schaeffler 10, 41<br />

Shell 14<br />

Siemens 30<br />

SKF 57<br />

SMP 22<br />

TE Connectivity 42, 44<br />

Technisat 8<br />

TU Dresden 25<br />

Tecosim 26<br />

Telit 46<br />

Tesla 46<br />

TU Braunschweig 14<br />

TU Darmstadt 14<br />

Tucker 58<br />

TÜV 14<br />

Valeo 9<br />

VDI 14<br />

Vishay 52<br />

Voestalpine 25<br />

Volkswagen 12, 14<br />

Volvo 58<br />

Westport 14<br />

Zapp 36<br />

ZF 56<br />

ZF TRW 8, 58, 61<br />

Zwick 62<br />

1/2016 AutomobilKonstruktion 67


DRIVING<br />

INSPIRATION<br />

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68 AutomobilKonstruktion 1/2016

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