Automobilkonstruktion 01.2016
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www.autokon.de l Februar 2016<br />
Automobil<br />
Konstruktion<br />
Fachwissen für Entwicklungsingenieure<br />
Schwerpunkt<br />
Leichtbau<br />
Antrieb<br />
Werkstoff für abgasnormkonforme<br />
Antriebs- und Motorenkonzepte<br />
Elektronik + Software<br />
Wohin sich Bordnetze<br />
in Zukunft entwickeln werden<br />
Fahrwerk<br />
Steht die Hydropneumatik<br />
vor dem Aus?<br />
1/2016 1 AutomobilKonstruktion
2 AutomobilKonstruktion 1/2016
EDITORIAL<br />
Bei Anruf Rückruf<br />
In den Umfragen zur Zukunft des Automobils stehen immer<br />
öfter die Millennials – die sogenannte Generation Y – im<br />
Mittelpunkt des Interesses. Menschen also, die um die<br />
Jahrtausendwende zu den Teenagern zählten und die mit<br />
den technologischen Segnungen unserer Zeit bestens<br />
vertraut sind. Die große Mehrheit dieser Menschen<br />
wünscht sich personalisierbare Autos, wie aus der europaweiten<br />
Studie „ThinkGoodMobility“ des Reifenherstellers<br />
Goodyear und der internationalen Denkfabrik ThinkYoung<br />
hervorgeht: Rund 82 % träumen von einem Fahrzeug, das<br />
exakt ihren individuellen Anforderungen bei der technologischen<br />
Ausstattung und dem Verbrauch entspricht. Und:<br />
Die Generation Y setzt auf eine nachhaltige Mobilität und<br />
fordert bezahlbare, intelligente und vernetzte Autos mit<br />
erhöhter Verkehrssicherheit.<br />
Am Thema Verkehrssicherheit offenbart sich ein gewisses<br />
Dilemma. Technisch anspruchsvoll ausgestattete Fahr -<br />
zeuge sind in der Regel grundsätzlich sicherer als ihre<br />
Vorgängermodelle – wenn alles so funktioniert, wie es soll.<br />
Das Gegenteil ist der Fall. So wurden in den USA laut einer<br />
Studie des Center of Automotive Management im vergangenen<br />
Jahr knapp 46 Millionen Autos in die Werkstätten<br />
beordert. Damit waren in diesem wichtigen Markt weit<br />
mehr als doppelt so viele Fahrzeuge von Rück rufen betroffen,<br />
als im gleichen Zeitraum verkauft wurden.<br />
Auch wenn ein großer Teil der Beanstandungen auf Probleme<br />
bei Zulieferern zurückzuführen ist, müssen letztendlich<br />
die Automobilhersteller für ihre Produkte geradestehen.<br />
Womöglich rächt sich in solchen Fällen, dass die OEMs mit<br />
ihrem oft preisgetriebenen Einkauf ihre Zulieferer einem<br />
intensiven Kostendruck aussetzen. Kürzere Innovations -<br />
zyklen zu günstigeren Konditionen bei steigender Qualität<br />
schließen einander in der Regel aus. Fortschritt auf Kosten<br />
der Sicherheit ist keine Option.<br />
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1/2016 3 AutomobilKonstruktion
Schwerpunkt<br />
www.autokon.de l Februar 2016<br />
Fachwissen für Entwicklungsingenieure<br />
Antriebs- und Motorenkonzepte<br />
in Zukunft entwickeln werden<br />
vor dem Aus?<br />
1/2016 1 AutomobilKonstruktion<br />
INHALT<br />
20<br />
LEICHTBAU<br />
30<br />
CAD + SIMULATION<br />
34<br />
ANTRIEB<br />
50<br />
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
Leichtbau<br />
Automobil<br />
Konstruktion<br />
Antrieb<br />
Werkstoff für abgasnormkonforme<br />
Elektronik + Software<br />
Wohin sich Bordnetze<br />
Fahrwerk<br />
Steht die Hydropneumatik<br />
Titelbild:<br />
Anwender fordern in der Regel immer mehr Funktionen<br />
bei reduziertem Gewicht. Pöppelmann K-Tech<br />
bietet Lösungswege, um das Bauteilgewicht zu<br />
reduzieren, die Bauteilfunktion zu erhöhen und<br />
somit gleichzeitig die Kosten zu senken. Seite 16<br />
Bild: Pöppelmann<br />
ANTRIEB + ANTRIEBSTRANG<br />
34 Borg Warner CEO James R. Verrier zur Ausrichtung<br />
des Unternehmens<br />
36 Heißer Kandidat für abgasnormkonforme Antriebsund<br />
Motorenkonzepte bis 900 °C<br />
40 Produkte<br />
SCHWERPUNKT LEICHTBAU<br />
20 Hydroformed-Hybrids für die Karosserie sparen<br />
nicht nur Gewicht ein<br />
22 Faserverstärkter Kunststoff bringt neue<br />
Möglichkeiten, aber auch Probleme<br />
24 Produkte<br />
AUS DER FORSCHUNG<br />
26 Rechenzeit reduzieren in der Crashtestsimulation:<br />
Forschungsprojekt will 25 % schneller sein<br />
CAD + SIMULATION<br />
28 Schlüsseltechnologie für die nächste<br />
Elektrofahrzeug-Generation<br />
30 SAP CAD-Integration für Catia V5 und NX bei<br />
Mahle Behr<br />
32 Modell zur Simulation der dynamischen Ventilbelastung<br />
beim Schließvorgang<br />
33 Produkte<br />
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
42 Eric Küppers, Präsident Global Automotive bei<br />
TE Connectivity, zum Thema Datenströme im Fahrzeug<br />
44 Wohin sich Bordnetze in Zukunft entwickeln werden<br />
46 Dirk Reimer, VP Marketing & Sales von Telit, über<br />
Hacking und Sicherheitstechnik im Auto<br />
48 Ladeinfrastruktur für eine flächendeckende<br />
E-Mobilität<br />
50 Serie Fahrerassistenzsysteme, Teil 1:<br />
Die Basis für automatisiertes Fahren<br />
52 Produkte<br />
FAHRWERK<br />
53 Lutz Eckstein, Lehrstuhl und Instituts für Kraftfahrzeuge,<br />
RWTH Aachen, über Trends im Fahrwerk<br />
56 Modulares Hinterachssystem von ZF<br />
57 Produkte<br />
4 AutomobilKonstruktion 1/2016
56<br />
FAHRWERK<br />
60<br />
KAROSSERIE +<br />
INTERIEUR<br />
KAROSSERIE + INTERIEUR<br />
58 Auch die Meilensteine der Sicherheitstechnik<br />
werden stetig weiterentwickelt<br />
60 Folientechnik für mehr Komfort, Sicherheit<br />
und Energieeffizienz<br />
61 Produkte<br />
TESTEN + PRÜFEN<br />
62 Steigende Anforderung an die Qualität von Blechen<br />
in der Automobilindustrie<br />
64 Johnson Controls erweitert Testkapazitäten für<br />
Autositze in Burscheid<br />
65 In-Tech stellt mit orangeHiL und neuer<br />
Lastsimulation ein Prototypen-Testsystem vor<br />
66 Produkte<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
6 Aus der Branche<br />
12 Neues auf autokon.de<br />
14 Weiterbildung: 3. Internationaler Motorenkongress<br />
in Baden-Baden<br />
67 „Wir berichten über“ und Impressum<br />
1/2016 5 AutomobilKonstruktion
AUS DER BRANCHE<br />
Über 800 neue Arbeitsplätze<br />
Engineering-Dienstleister Bertrandt weiter auf Wachstumskurs<br />
Der Bertrandt-Konzern hat im<br />
Geschäftsjahr 2014/2015 seinen<br />
Wachstumskurs fortgesetzt.<br />
Wesentliche Finanzkennzahlen<br />
konnte der Entwicklungs-Spezialist<br />
erneut steigern: Insgesamt<br />
erwirtschaftete Bertrandt einen<br />
Umsatz von 934,8 Mio. Euro<br />
(Vorjahr 870,6 Mio. Euro). Das<br />
Betriebsergebnis (EBIT) wuchs<br />
von 89,1 Mio. Euro im Vorjahr auf<br />
91,6 Mio. Euro und das Ergebnis<br />
nach Ertragsteuern entwickelte<br />
sich von, im Geschäftsjahr<br />
2013/2014 erzielten, 62,3 Mio.<br />
Euro auf 62,6 Mio. Euro. Die Investitionen<br />
beliefen sich auf insgesamt<br />
84,9 Mio. Euro – eine<br />
Steigerung von 18,1 Mio. Euro<br />
zum Vorjahr – und bilden die<br />
Basis für eine weitere positive<br />
Auch auf Basis der anhaltend<br />
hohen Forschungsund<br />
Entwicklungsvolumen<br />
greifen Hersteller<br />
und Zulieferer auf Entwicklungs-Spezialisten<br />
wie Bertrandt zurück.<br />
Hier wird beispielsweise<br />
ein Crash-Car für einen<br />
Versuch vorbereitet<br />
Bild: Bertrand<br />
Unternehmensentwicklung. Insgesamt<br />
wurden 806 neue Arbeitsplätze<br />
für Ingenieure, Techniker<br />
und kaufmännische Angestellte<br />
geschaffen und zum Stichtag<br />
waren 12 367 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter im Bertrandt-<br />
Konzern tätig. Zudem sorgen<br />
intakte Markttrends für eine Entwicklungs-Nachfrage<br />
auf hohem<br />
Niveau. „Auf Basis der Technologie-<br />
und Modellvielfalt sowie des<br />
anhaltend hohen Forschungsund<br />
Entwicklungsvolumens greifen<br />
Hersteller und Zulieferer auf<br />
Entwicklungs-Spezialisten wie<br />
Bertrandt zurück. Das bietet<br />
Perspektiven für unser Unternehmen“,<br />
erläuterte Dietmar Bichler,<br />
Vorstandsvorsitzender der Bertrandt<br />
AG, anlässlich der Bilanz-<br />
Pressekonferenz für das<br />
Geschäftsjahr 2014/2015.<br />
www.bertrandt.com<br />
Fertigung von neuartigen Dieselpartikelfiltern mit Katalysatorschicht<br />
Panasonic errichtet neues Werk in China<br />
In der chinesischen Stadt Suzhou<br />
hat die Panasonic Ecology Systems<br />
Co., Ltd., ein Unternehmen<br />
der Panasonic-Gruppe, ein neues<br />
Werk für Filter errichtet. Die Filter<br />
nutzen eine innovative Methode,<br />
welche den Feinstaub in Dieselmotorenabgasen<br />
zersetzt und<br />
somit eine Ursache von Luftverschmutzung<br />
behebt. Dafür wird<br />
auf das Grundmaterial des Dieselpartikelfilters<br />
(DPF) eine Katalysatorschicht<br />
aufgetragen. Diese<br />
reinigt den DPF von dem darin<br />
Auf das Grundmaterial<br />
des Dieselpartikelfilters<br />
wird eine Katalysatorschicht<br />
aufgetragen.<br />
Diese reinigt ihn von<br />
dem darin angesammelten<br />
Ruß und regeneriert<br />
ihn so<br />
Bild: Panasonic<br />
angesammelten Ruß und regeneriert<br />
ihn so. Das neue Werk in<br />
Suzhou hat im Dezember die Produktion<br />
aufgenommen. Dies ist<br />
besonders bedeutend vor dem<br />
Hintergrund, dass besonders in<br />
Japan, Europa und den USA die<br />
Abgasnormen für Dieselfahrzeuge<br />
zunehmend strenger werden. Ferner<br />
bedient Panasonic damit die<br />
Nachfrage auf dem chinesischen<br />
Markt.<br />
www.panasonic.com<br />
Für die Antriebe von morgen<br />
AVL eröffnet Technologiezentrum<br />
Das derzeit modernste<br />
Technologiezentrum<br />
von AVL wurde<br />
Ende Januar in Bietigheim-Bissingen<br />
in<br />
Betrieb genommen.<br />
Nach knapp 15 Monaten<br />
Bauzeit werden<br />
nun auf neun<br />
Prüfständen Motoren,<br />
Antriebsstränge<br />
und Fahrzeuge entwickelt<br />
und getestet,<br />
eine Aufstockung auf 25 Prüfstände<br />
ist durch eine modulare Bauweise<br />
möglich. AVL CEO Helmut<br />
List: „Das Prüfzentrum ist für die<br />
Erfüllung hoch anspruchsvoller<br />
Entwicklungsaufgaben ausgelegt<br />
und flexibel gestaltet, sodass wir<br />
auf zukünftige Anforderungen<br />
rasch reagieren können. Mit der<br />
Eröffnung dieses Tech Centers<br />
setzen wir am Standort Deutschland<br />
einen weiteren, wichtigen<br />
Meilenstein.“ Als innovativer,<br />
AVL CEO Helmut List (r.) mit Bietigheims Oberbürgermeister<br />
Jürgen Kessing bei der Eröffnung des neuen<br />
AVL-Technologiezentrums Bild: AVL<br />
kompetenter und verlässlicher<br />
Partner der Automobilindustrie<br />
verfügt AVL über tiefgehendes<br />
Know-how: Die Herausforderungen<br />
der Zukunft wie Real Driving<br />
Emissions, Zero-Emission-Zones,<br />
CO2-Reduktion und weltweite<br />
Flottenverbrauchsziele erfordern<br />
optimale Teilsysteme wie Motor,<br />
Getriebe und E-Antrieb, vor allem<br />
aber ein optimales Zusammenspiel<br />
dieser Komponenten.<br />
www.avl.com<br />
6 AutomobilKonstruktion 1/2016
preh.com<br />
In der neuen E-Klasse können<br />
erstmals alle Funktionen von<br />
Kombi instrument und Infotainmentsystem<br />
gewählt werden, ohne<br />
die Hände vom Lenkrad zu nehmen.<br />
Die hochpräzisen Touch Control<br />
Buttons dafür hat Preh entwickelt.<br />
1/2016 7 AutomobilKonstruktion
AUS DER BRANCHE<br />
Nachfolgeauftrag von europäischem Nutzfahrzeughersteller<br />
KSPG liefert Stahlkolben für 150 Mio. Euro<br />
Die Produktion von Stahlkolben am KSPG-Standort in Neckarsulm<br />
Bild: KSPG<br />
Der zum Rheinmetall Konzern<br />
gehörende Automobilzulieferer<br />
KSPG AG hat von einem namhaften<br />
Nutzfahrzeughersteller einen<br />
Nachfolgeauftrag für die Lieferung<br />
von Stahlkolbensystemen<br />
der jüngsten Generation erhalten.<br />
Der Auftrag mit einer Laufzeit bis<br />
2019 hat ein Gesamtvolumen von<br />
150 Mio. Euro. Serienstart wird im<br />
ersten Quartal 2017 sein. Die<br />
Order umfasst die Lieferung des<br />
gesamten Kolbensystems, bestehend<br />
aus Kolben, Kolbenbolzen,<br />
Sicherungsringen, Kolbenringen<br />
und den Zylindern, den sogenannten<br />
Linern. Die KSPG-Tochter<br />
KS Kolbenschmidt unterstreicht<br />
mit diesem Auftrag einmal mehr<br />
ihre Kompetenz als führender Anbieter<br />
von kompletten Kolbensystemen.<br />
Die beauftragten Einheiten sind<br />
für Nutzfahrzeugmotoren der<br />
Emissionsstufe Euro 6 vorgesehen<br />
und verfügen über ein sogenanntes<br />
„Fuel Consumption Package“<br />
zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs.<br />
Die Kolbensysteme<br />
werden in 13- und 11-Liter-<br />
Motoren des Herstellers verbaut,<br />
die für den Einsatz in Europa und<br />
in der NAFTA vorgesehen sind.<br />
Die Belieferung erfolgt nach dem<br />
Prinzip „Local for Local“, so dass<br />
beispielsweise die Kolbenproduktion<br />
für die europäischen Werke<br />
des OEMs in Neckarsulm erfolgt.<br />
www.kspg.com<br />
Befestigungssysteme<br />
ZF TRW verkauft<br />
Geschäftsfeld<br />
ZF TRW, die Division Aktive und<br />
Passive Sicherheitstechnik der<br />
ZF Friedrichshafen AG, will das<br />
Geschäftsfelds Befestigungssysteme<br />
& Komponenten für etwa<br />
450 Mio. US-Dollar an Illinois Tool<br />
Works (ITW) verkaufen. Obwohl<br />
der Bereich erfolgreich und rentabel<br />
sei, wolle sich ZF in erster<br />
Linie auf seine Kernkompetenzen<br />
Sicherheit, Effizienz, Elektrifizierung<br />
und Weiterentwicklung des<br />
automatisierten Fahrens konzentrieren,<br />
heißt es. ITW wiederum<br />
möchte die Befestigungssysteme<br />
& Komponenten als eigenständige<br />
Division und bedeutenden Geschäftsbereich<br />
innerhalb des Bereichs<br />
Automobil-Erstausrüstung<br />
führen. Das Geschäftsfeld hat seinen<br />
Hauptsitz im rheinland-pfälzischen<br />
Enkenbach und beschäftigt<br />
3500 Mitarbeiter an 13 Standorten<br />
in neun Ländern.<br />
www.zf.com<br />
Car Infotainment, Connectivity und Telematics<br />
Joyson und Preh übernehmen Technisat Automotive<br />
Die Ningbo Joyson Electronic<br />
Corp. und deren Tochtergesellschaft<br />
Preh Holding GmbH<br />
übernehmen zu je 50 % den<br />
Geschäftsbereich Technisat<br />
Automotive von der Technisat<br />
Digital GmbH. Einen entsprechenden<br />
Vertrag haben die Parteien<br />
Ende Januar unterzeichnet. Innerhalb<br />
der Joyson-Gruppe wird<br />
Technisat Automotive im Unternehmensbereich<br />
Automotive<br />
Electronics neben der Preh GmbH<br />
als Preh Technisat Car Connect<br />
Die Übernahme bedeutet<br />
eine Entwicklung zu<br />
einem Global Player<br />
für Car Connectivity<br />
und Human Machine<br />
Interface-Syteme<br />
(HMI). Bild: Preh<br />
GmbH geführt werden. Die Übernahme<br />
bedeutet eine nachhaltige<br />
Verstärkung und Kompetenzerweiterung<br />
der Preh-Gruppe und<br />
damit eine Entwicklung zu einem<br />
Global Player für Car Connectivity<br />
und Human Machine Interface-<br />
Syteme (HMI). Über die Modalitäten<br />
der Transaktion wurde Stillschweigen<br />
vereinbart. Die Übernahme<br />
steht unter dem Vorbehalt<br />
der Zustimmung durch die zuständigen<br />
Behörden.<br />
www.preh.com<br />
Berechnung und Simulation – Anwendungen, Entwicklungen, Trends<br />
Nafems lädt zur Regionalkonferenz nach Bamberg<br />
Nach den erfolgreichen deutschsprachigen<br />
CAE-Konferenzen<br />
2012 und 2014, bei denen jeweils<br />
über 100 Fachpräsentationen zu<br />
den Themen FEM, CFD, MKS, SDM<br />
etc. vorgetragen wurden, lädt<br />
Nafems nun herzlich zur dritten<br />
regionalen Konferenz vom 25. bis<br />
27. April 2016 nach Bamberg ein.<br />
Die Teilnehmern erwarten Plenarvorträge<br />
namhafter Referenten,<br />
unter anderen von Adam Opel,<br />
Audi, Daimler, John Deere, Deutsches<br />
Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt, Stadler Rail, Universität<br />
Erlangen-Nürnberg, über 80<br />
Fachvorträge aus Industrie, Forschung<br />
und Hochschule, ein Spezialforum<br />
zum Thema Additive<br />
Fertigung/3D-Druck, Workshops,<br />
Diskussionsrunden, Schulungen<br />
sowie eine umfangreiche Hardund<br />
Softwareausstellung.<br />
Mit dieser Fachkonferenz bietet<br />
Nafems eine Plattform, auf der<br />
neue Techniken und Tools präsentiert<br />
werden sollen und den Teilnehmern<br />
die Möglichkeit geboten<br />
wird, auf breiter Basis erfolgreiche<br />
Anwendungen und Trends mit<br />
Spezialisten aus Forschung und<br />
im besonderen Maße aus der Industrie<br />
zu diskutieren. Nafems ist<br />
eine neutrale, unabhängige Notfor-profit-Organisation<br />
und zählt<br />
über 1200 Unternehmen und Institute<br />
zu ihren Mitgliedern. Sie<br />
fördert die sichere und zuverlässige<br />
Anwendung von Simulationsmethoden<br />
wie FEM, CFD, MKS<br />
usw. Sie vertritt die Interessen<br />
der Anwender numerischer Simulationsmethoden<br />
aus der Industrie,<br />
bindet Hochschulen und<br />
Forschungsinstitute in ihre Tätigkeit<br />
ein und hält Kontakt zu<br />
System anbietern.<br />
www.nafems.org/dach2016<br />
8 AutomobilKonstruktion 1/2016
AUS DER BRANCHE<br />
Bord-Telematiksysteme<br />
Valeo übernimmt Peiker<br />
Nach der technologischen Kooperationsvereinbarung<br />
vom Februar<br />
2015 kündigt Valeo nun den Kauf<br />
des Unternehmens Peiker an,<br />
einem deutschen Anbieter von<br />
Bord-Telematiksystemen und mobilen<br />
Connectivity-Lösungen.<br />
Valeo baut mit dieser Akquisition<br />
seine Angebotspalette im Bereich<br />
der Konnektivität aus. Ziel ist es,<br />
den Fahrzeugherstellern im<br />
Wachstumsmarkt der Telematik<br />
neuartige Systeme anzubieten,<br />
die über die erforderlichen hohen<br />
Datenübertragungsraten und die<br />
angemessene Cybersicherheit<br />
verfügen. Das Systemangebot<br />
wird sowohl die innovativen Felder<br />
der Car-to-Car- (V2V) als auch<br />
der Car-to-Infrastructure-Kommunikation<br />
(V2I) umfassen.<br />
www.valeo.de<br />
Für den neuen Fiat Ducato<br />
Bonfiglioli beteiligt an der Entwicklung eines neuen Hybridantriebs<br />
Der italienische Antriebsspezialist<br />
Bonfiglioli hat einen Elektroantrieb<br />
für leichte Nutzfahrzeuge<br />
(LCVs), der speziell für den neuen<br />
Fiat Ducato entwickelt wurde, präsentiert.<br />
Der Bonfiglioli Produktmanager<br />
Massimo Palomba stellte<br />
den innovativen E-Antrieb auf<br />
der Veranstaltung des Polo Innovazione<br />
Automotive (Konsortium<br />
für Innovationen in der Automobilindustrie)<br />
in Mailand vor. Die<br />
Veranstaltung fand unter dem<br />
Titel „Grüne und intelligente<br />
Transportfahrzeuge hinsichtlich<br />
Effizienz und ökologischer Nachhaltigkeit<br />
für den innerstädtischen<br />
Verkehrsverbund, die<br />
Agrar- und Ernährungsindustrie<br />
sowie weitere Bereiche“ statt. Der<br />
vorgestellte Elektroantrieb ist ein<br />
Dual-Mode Hybridsystem und<br />
besteht aus einen Elektro- und<br />
einem klassischen Verbrennungsmotor.<br />
Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Motoren liefert der speziell<br />
für elektrische Fahrantriebe entwickelte<br />
Getriebemotor die gleiche<br />
Leistung bei kleinerer Baugröße<br />
und geringerem<br />
Gewicht. Beispielsweise<br />
in Innenstädten<br />
kann der Verbrennungsmotor<br />
zugunsten<br />
des Elektroantriebs<br />
abgeschaltet<br />
werden. Das Fahrzeug<br />
Der bereits entwickelte<br />
elektrische Antrieb Serie<br />
600D von Bonfiglioli für<br />
leichte Personen- und<br />
Gütertransporter bis 3,5 t<br />
Bild: Bonfiglioli<br />
ist dann in der Lage, bis zu<br />
70 km/h schnell zu fahren und erreicht<br />
dabei nach der ECE Norm<br />
101 R eine Reichweite von 40 bis<br />
120 km.<br />
www.bonfiglioli.com<br />
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1/2016 9 AutomobilKonstruktion
AUS DER BRANCHE<br />
TICKER<br />
Neue Mercedes-Benz E-Klasse mit Testlizenz zum autonomen Fahren<br />
Autonom über die Highways im Bundesstaat Nevada<br />
Schaeffler eröffnet Werk<br />
in Mexiko<br />
Schaeffler hat am Standort<br />
Huejotzingo sein zweites,<br />
ebenfalls im mexikanischen<br />
Bundesstaat Puebla gelegenes<br />
Werk eröffnet. Es ist auf die<br />
Fertigung von Drehmomentwandlern<br />
für US-amerikanische<br />
und japanische Automobilhersteller<br />
spezialisiert. Es<br />
verfügt über eine Produktionsfläche<br />
von rund 16 000 m² mit<br />
eigenem Werkzeugbau und einem<br />
Forschungs- und Entwicklungszentrum.<br />
Das Werk wird<br />
etwa 550 Mitarbeiter beschäftigen.<br />
Bereits jetzt laufen Planungen<br />
für eine Erweiterung.<br />
Faurecia will Automotive<br />
Exteriors verkaufen<br />
Der französische Automobil -<br />
zulieferer Faurecia will seine<br />
weltweiten Aktivitäten im<br />
Bereich Automotive Exteriors<br />
an Plastic Omnium verkaufen.<br />
Der zum Verkauf stehende Geschäftsbereich,<br />
der Stoßfänger<br />
und Front-End-Module umfasst,<br />
verzeichnete 2014 einen<br />
Umsatz von 2 Mrd. Euro und<br />
beschäftigt 7700 Mitarbeiter<br />
an 22 Standorten.<br />
Neuer Autositzhersteller<br />
heißt Adient<br />
Johnson Controls hat bekanntgegeben,<br />
dass der Name für<br />
das neue Unternehmen für<br />
Autositze und Fahrzeuginnenräume<br />
Adient sein wird. Der<br />
Geschäftsbereich soll im Oktober<br />
2016 ausgegliedert werden<br />
und als eigenständiges<br />
Unternehmen an der Börse notiert<br />
sein. Adient stammt aus<br />
dem Lateinischen und steht<br />
dafür, eine Situation oder einen<br />
Impuls zu akzeptieren und<br />
weiterzuentwickeln.<br />
Die neue Mercedes-Benz E-Klasse<br />
hat die Testlizenz für autonomes<br />
Fahren in Nevada erhalten. Der<br />
autonome Testbetrieb ist auf allen<br />
Interstates und State High -<br />
ways des US-Bundesstaats erlaubt,<br />
nur beim Abbiegen sowie<br />
beim Auf- und Abfahren müssen<br />
die Fahrer noch selbst steuern.<br />
Die autonomen Testfahrten im<br />
Hannover Messe: Massiver Leichtbau in Fahrzeugen<br />
Ideen kostenverträglich umsetzen<br />
26 Unternehmen der Massiv -<br />
umformung präsentieren sich<br />
vom 25. bis 29. April 2016 auf der<br />
Hannover Messe. „Massiver<br />
Leichtbau in Fahrzeugen“ lautet<br />
das Thema auf dem größten Branchenstand<br />
der Industrial Supply.<br />
Die Initiative Massiver Leichtbau<br />
informiert über die aktuellen Ergebnisse<br />
zur Gewichtseinsparung<br />
bei massivumgeformten Bauteilen<br />
aus Stahl im Fahrzeugbau.<br />
„Die Forschungsergebnisse unserer<br />
Studien zeigen, dass sich die<br />
enge Zusammenarbeit zwischen<br />
den Unternehmen der Massivumformung<br />
und Stahlherstellern<br />
auszahlt“, erklärte Dr. Theodor L.<br />
Tutmann, Geschäftsführer des Industrieverbandes<br />
Massivumformung.<br />
So hat die Studie „Leichtes<br />
Nutzfahrzeug Phase II“ ergeben,<br />
dass innovative massivumgeformte<br />
Bauteile aus Stahl erhebliche<br />
Gewichtseinsparungen im<br />
Fahrzeugbau ermöglichen. Das<br />
Leichtbaupotenzial in Antriebs-<br />
Brian Sandoval (rechts),<br />
Gouverneur von Nevada,<br />
und Prof. Thomas Weber,<br />
Vorstandsmitglied der<br />
Daimler AG, verantwortlich<br />
für Konzernforschung<br />
und Mercedes-<br />
Benz Cars Entwicklung<br />
Bild: Daimler<br />
nomes Fahren reservierten, roten<br />
Nummernschild. Der Bundesstaat<br />
Nevada hatte bereits im Juni 2011<br />
Regelungen für autonomes Fahren<br />
verabschiedet und gilt damit<br />
als Vorreiter. Straßennetz, Szenerie<br />
und Verkehrsaufkommen im<br />
Wüstenstaat repräsentieren gut<br />
die Verkehrssituation in den USA.<br />
www.daimler.com<br />
Alltagsbetrieb werden von speziell<br />
geschulten Testfahrern absolviert.<br />
Zusätzlich schreibt das<br />
Nevada Department of Motor<br />
Vehicles (NDMV) vor, dass sich<br />
bei Testfahrten ein Passagier hinter<br />
dem Steuer und ein zweiter<br />
Mitfahrer im Fahrzeug befinden<br />
müssen. Gekennzeichnet sind die<br />
Testfahrzeuge mit einem für autostrang<br />
und Fahrwerk eines leichten<br />
Nutzfahrzeugs bis 3,5 t Gesamtgewicht<br />
etwa liegt bei 99 kg.<br />
Halle 4/Stand E42<br />
www.massiverleichtbau.de<br />
Am Thema Leichtbau interessierte Besucher bei den Massivumformern auf der<br />
Hannover Messe 2014<br />
Bild: Industrieverband Massivumformung<br />
10 AutomobilKonstruktion 1/2016
AUS DER BRANCHE<br />
Getriebesysteme<br />
Magna schließt Getrag-Übernahme ab<br />
Magna International Inc. hat den<br />
Erwerb des Getrag-Konzerns abgeschlossen.<br />
Die Produktlinie<br />
des in Untergruppenbach beheimateten<br />
Unternehmens ergänzt<br />
das Know-how von Magna Powertrain<br />
in Entwicklung und Fertigung<br />
und soll neue Wachstumschancen<br />
eröffnen. Getrag gilt als<br />
Marktführer bei Doppelkupplungsgetrieben<br />
– ein Bereich, für<br />
den in den nächsten Jahrzehnten<br />
weltweit hohe Wachstumsraten<br />
erwartet werden. „Die Ausdehnung<br />
unserer Tätigkeit auf umfassende<br />
Antriebsstranglösungen ist<br />
eine unserer strategischen Hauptausrichtungen“,<br />
sagt Jake Hirsch,<br />
Präsident Magna Powertrain.<br />
Getrag bietet eine große Bandbreite<br />
von Getriebesystemen an,<br />
darunter Handschaltgetriebe, automatisierte<br />
Schaltgetriebe, Doppelkupplungsgetriebe<br />
sowie Hybrid-<br />
und weitere moderne Systeme.<br />
Die gemeinsame Produkt -<br />
palette soll die Kompetenz von<br />
Magna im Bereich der Antriebsstrangsysteme<br />
verstärken und<br />
weitere Chancen zur vertikalen<br />
Integration eröffnen.<br />
„Mit der Zugehörigkeit zu Magna<br />
sind wir sehr gut aufgestellt, noch<br />
stärker zu werden“, betont Mihir<br />
Kotecha, CEO von Getrag. „Ich gehe<br />
davon aus, dass die beiden<br />
Unternehmen gemeinsam noch<br />
besser in der Lage sind, Chancen<br />
zu nutzen, die sich im Bereich<br />
des Antriebsstrangs ergeben –<br />
vor dem Hintergrund der Anforderungen<br />
an einen geringeren Kraftstoffverbrauch<br />
und verringerte<br />
Kohlendioxidemissionen.“<br />
www.magna.com<br />
www.getrag.com<br />
Juristische und gesellschaftliche Aspekte der Mobilität der Zukunft<br />
Continental startet Online-Dialogplattform<br />
Continental hat im Internet eine<br />
öffentliche und unabhängige Dialogplattform<br />
zum Automatisierten<br />
Fahren gestartet. Experten und<br />
Verbraucher erhalten dort die<br />
Möglichkeit zum Austausch zu<br />
technischen, juristischen und gesellschaftlichen<br />
Aspekten der<br />
Mobilität der Zukunft. Die Seite<br />
bietet herstellerunabhängige Informationen,<br />
Grafiken und Fakten.<br />
Ein multimedialer Zeitstrahl<br />
Screenshot der Internet-<br />
Plattform<br />
Bild: Continental<br />
verdeutlicht, wann mit welchen<br />
Funktionen zu rechnen ist und<br />
welche Technik bereits heute eingesetzt<br />
wird. „Der Erfolg des Automatisierten<br />
Fahrens hängt maßgeblich<br />
von den Menschen ab“,<br />
erklärt der Continental-Vorstandsvorsitzende<br />
Dr. Elmar Degenhart.<br />
„Sie müssen das Grundkonzept<br />
akzeptieren und der eingesetzten<br />
Technologie vertrauen.“<br />
www.2025AD.com<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 11
Neues auf www.autokon.de<br />
Ohne Arbeitsunterbrechung die Vergrößerung ändern<br />
Einfache Bedienung spart Zeit<br />
Digitalmikroskope von Leica<br />
Microsystems kommen immer<br />
häufiger bei Inspektion,<br />
Qualitätskontrolle und -sicherung<br />
sowie der Fehleranalyse<br />
zum Einsatz. Während<br />
der mikroskopischen<br />
Untersuchung muss die Vergrößerung<br />
oft gewechselt<br />
werden: Zuerst wird ein bestimmter Bereich auf<br />
der Probe identifiziert und anschließend im Detail<br />
analysiert. Lässt sich die Vergrößerung über<br />
den gesamten Bereich rasch ändern, macht das<br />
den Prozess effizienter.<br />
www.autokon.de Suchwort Leica<br />
Pilotiert, elektrifiziert und voll vernetzt:<br />
Audi auf der CES 2016<br />
Elektrifizierung, Digitalisierung<br />
und pilotiertes Fahren – diese<br />
drei Zukunftstrends der Automobilindustrie<br />
stellte Audi in den<br />
Mittelpunkt seines diesjährigen<br />
Auftritts bei der Consumer Electronics<br />
Show (CES). Die Elektronik-<br />
Messe der Welt fand vom 6. bis 9.<br />
Januar 2016 in Las Vegas/USA statt. Auch auf<br />
dem Gebiet des Health Management ist Audi<br />
aktiv: Die Vision ist ein Fahrer, der am Ziel entspannter<br />
aus dem Auto steigt, als er eingestiegen<br />
ist.<br />
www.autokon.de Suchwort Audi<br />
Synchronisierung für Doppelkupplungsgetriebe<br />
Innovatives Design<br />
Mit der Classicline DCT entwickelte<br />
Hoerbiger die weltweit<br />
wohl erste Synchronisierung<br />
mit optimiertem Design<br />
für Doppelkupplungsgetriebe<br />
(DCTs). Das innovative Design<br />
beruht auf der Idee, die<br />
Zähne der Kupplungsscheiben<br />
abzuflachen und die<br />
Schiebemuffe jeweils links und rechts nur mit<br />
einer einseitigen Schräge zu versehen, anstatt<br />
diese – wie das bei Synchronisierungen für manuelle<br />
Getriebe optimal wäre – spitz zulaufen<br />
zu lassen.<br />
www.autokon.de Suchwort Hoerbiger<br />
Ladeatlas Bayern<br />
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort<br />
Das Suchen und Finden geeigneter<br />
Ladeinfrastruktur ist für Fahrer<br />
von Elektroautos ein Alltagsproblem.<br />
Derzeit gibt es vor allem<br />
außerhalb der Ballungsräume<br />
noch viel zu wenige Ladesäulen –<br />
und vor allem viel zu ungenaue<br />
Informationen über die vorhandene<br />
Infrastruktur. Ist die Ladesäule<br />
frei zugänglich, gerade verfügbar<br />
– und wenn ja: mit welcher Karte<br />
kann der Strom bezahlt werden?<br />
Die in einem Kooperationsprojekt<br />
von Bayern Innovativ und dem<br />
Volkswatgen bringt Racing-Spiele-App heraus<br />
Rallye-Abenteuer direkt auf das Smartphone<br />
www.volkswagen.de<br />
bayerischen Start-up Cirrantic<br />
entwickelte Web App Ladeatlas<br />
Bayern bietet erstmals einen<br />
Überblick mit zuverlässigen<br />
Standortinformationen in Echtzeit.<br />
Ziel der mit Unterstützung<br />
des Bayerischen Staatsministeriums<br />
für Wirtschaft und Medien,<br />
Energie und Technologie realisierten<br />
mobilen Web App ist es, Bayerns<br />
Ladeinfrastruktur weitgehend<br />
vollständig abzubilden und<br />
zuverlässige Standortinformationen<br />
mit Echtzeitinfo anzubieten.<br />
www.elektromobilitaetbayern.de/ladeatlas<br />
Volkswagen zeigt mit<br />
der App eine neue Interpretation<br />
klassischer<br />
Racing-Spiele,<br />
die ab sofort als mobile<br />
Version für iOSund<br />
in Kürze auch für<br />
Android-Geräte bereit<br />
steht. Anders als<br />
bei bisherigen Autorennspielen<br />
bestimmen<br />
die Spieler ihr<br />
Rennabenteuer selbst. Sobald sie<br />
ein beliebiges Foto mit ihrem<br />
Smartphone aufgenommen haben,<br />
lässt sich darauf eine individuelle<br />
Rallyestrecke zeichnen. Als<br />
Untergrund wählen die Nutzer<br />
zwischen Asphalt, Schotter,<br />
Matsch und Schnee. Zum Warmwerden<br />
bietet die App vier Practice-Strecken<br />
zum Üben. Dann geht<br />
es entweder mit dem VW Polo,<br />
dem Polo R WRC oder dem Polo<br />
GTI an den Start. Beim Spielen<br />
besteht die Herausforderung darin,<br />
Speedboosts und Drifts im<br />
richtigen Moment mit dem Auto<br />
auszulösen. Neben einem kühlen<br />
Kopf ist dabei vor allem eine<br />
schnelle Reaktion gefragt, um Timing<br />
und Speed optimal aufeinander<br />
abzustimmen. Mit der<br />
App treffen sich die Rallyefahrer<br />
dann auf Facebook. Hier haben<br />
sie die Möglichkeit, ihr Ergebnis<br />
zu teilen und Freunde herauszufordern,<br />
gegen die Bestzeit anzutreten.<br />
12 AutomobilKonstruktion<br />
1/2016
AUS DER BRANCHE<br />
Italiens Edelschmieden hautnah erleben!<br />
Leserreise von 9. bis 12. Juni 2016: Faszinierender Rennsport und die italienische Küche<br />
Das feurige schwarze Pferd und der wilde schwarze Stier konkurrieren<br />
seit Jahrzehnten um die Krone des italienischen Rennsports und faszinieren<br />
mit Geschwindigkeit, Raffinesse und natürlich auch mit dem markanten<br />
Sound ihrer Motoren. Bella Italia ist wahrlich das Land der Motor<br />
Mania und das Land des Dolce Vita – des mediterranen Klimas, der<br />
kulinarischen Genüsse und jener lebensfrohen Mentalität.<br />
Begleiten Sie uns von 9. bis 12. Juni 2016 in die Emilia-Romagna.<br />
Unvergessliche Einblicke in die Produktionsstätten<br />
von Lamborghini, Ducati, Pagani und<br />
Ferrari verspricht zusammen mit dem Eintritt<br />
in die spektakuläre Welt des italienischen<br />
Rennsports die Leserreise von elektro AUTO-<br />
MATION und der Konradin Mediengruppe von<br />
9. bis 12. Juni 2016. Besuchen Sie mit uns die<br />
dynamische Stadt Bologna und erleben Sie eine<br />
Reise im Stile des Dolce Vita. Das Reiseprogramm<br />
setzt sich wie folgt zusammen:<br />
• 1. Tag, Donnerstag, 9. Juni 2016:<br />
Anreise nach Bologna und Besuch der<br />
Edelschmiede Lamborghini:<br />
Sie fliegen von Frankfurt oder München (inklusive)<br />
sowie von Berlin, Düsseldorf, Hamburg,<br />
Hannover oder Stuttgart (gegen Aufpreis)<br />
nach Bologna. Nach einer Programmbesprechung<br />
und dem Mittagessen machen<br />
Sie sich auf den Weg zu Lamborghini in<br />
Sant‘Agata Bolognese im Terra di Motori –<br />
zu deutsch „Land der Motoren“ – genannten<br />
Gebiet zwischen Bologna und Modena.<br />
Seit den 1940er-Jahren werden hier Traktoren<br />
und Sportwagen gefertigt, heute ist<br />
Lamborghini der größte Arbeitgeber der Region.<br />
Nachdem Sie in die Produktion der<br />
faszinierenden Sportwagen schnuppern<br />
konnten, besichtigen Sie das 2001 eröffnete<br />
Werksmuseum und fahren dann zum Ferruccio-Lamborghini-Privatmuseum.<br />
Das Museum<br />
der Familie Lamborghini ist der Öffentlichkeit<br />
normalerweise nicht zugänglich<br />
und kann nur mit Voranmeldung besichtigt<br />
werden.<br />
• 2. Tag, Freitag, 10. Juni 2016:<br />
Die faszinierende Welt von Ducati, Maserati<br />
und des exklusiven Herstellers Pagani<br />
Am Vormittag besuchen Sie den leidenschaftlichen<br />
Motorradhersteller Ducati in<br />
Bolognas Stadtteil Borgo Panigale. Nachdem<br />
Sie einen spannenden Einblick in<br />
• das Werk erhalten haben, werden Sie zur<br />
Mittagszeit auf dem Landgut Panini zu einer<br />
Verkostung von Parmigiano erwartet. Im<br />
• Anschluss besuchen Sie das Maserati-<br />
• Museum der Familie. Am Nachmittag widmen<br />
Sie sich dann dem wohl exklusivsten<br />
Automobilhersteller der Welt – Sie besichtigen<br />
das 1992 von Horacio Pagani gegründete<br />
Unternehmen Pagani Automobili in San<br />
Cesario sul Panaro.<br />
• 3. Tag, Samstag, 11. Juni 2016:<br />
Auf den Spuren des Rennsports bei der<br />
Edelschmiede Ferrari<br />
Nach dem Frühstück fahren Sie nach Maranello,<br />
dem Sitz des Ferrari-Werkes und -Formel-1-Rennstalls.<br />
Ein Besuch des Ferrari-<br />
Museums entführt Sie auf eine Reise durch<br />
die Geschichte des Unternehmens und bietet<br />
Ihnen die Gelegenheit, einige der inte-<br />
Info & Kontakt<br />
Konradin Leserreise<br />
Italiens Edelschmieden<br />
Reisetermin: 9. bis 12. Juni 2016<br />
Reisedauer: 4 Tage<br />
Reisepreis: ab 1.195,- € pro Person im DZ<br />
zusätzlich buchbar:<br />
• Einzelzimmerzuschlag: 150,- €<br />
• Ferrari-Probefahrt rund um Maranello (rund 20<br />
Minuten, nur im Voraus buchbar): 100,- €<br />
• Flug von Düsseldorf oder Stuttgart nach Bologna<br />
und zurück (Aufpreis): 50,- €<br />
• Flug von Berlin, Hamburg oder Hannover nach<br />
Bologna und zurück (Aufpreis): 80,- €<br />
Bei Interesse senden Sie uns bitte eine Mail zur<br />
Kontaktaufnahme mit dem Stichwort ‚Italiens<br />
Edelschmieden’ an:<br />
d3.redaktion@konradin.de<br />
Tauchen Sie ein in die faszinierende Welt der<br />
italienischen Edelsportwagen und Motorräder<br />
ressantesten Fahrzeuge aus dem Hause näher<br />
zu betrachten. Im Anschluss unternehmen<br />
Sie eine Rundfahrt durch die 1947 vom<br />
ehemaligen Rennfahrer Enzo Ferrari gegründete<br />
Autoschmiede. Ferrari-Fans, und diejenigen,<br />
die es werden möchten, haben zum<br />
Abschluss gegen Voranmeldung und einen<br />
Aufpreis die Gelegenheit, eine Probefahrt<br />
mit einem Ferrari zu machen.<br />
• 4. Tag, Sonntag, 12. Juni 2016:<br />
Rundgang durch Bolognas Altstadt sowie<br />
Rückreise zum Ausgangsort<br />
Am Vormittag erkunden Sie Bolognas historische<br />
Altstadt bei einem Rundgang. Die<br />
Wahrzeichen der Stadt sind die Torre Garisenda<br />
und die Torre degli Asinelli, welche<br />
nach ihrer Fertigstellung um 1300 über<br />
• 130 Jahre lang das höchste Gebäude des<br />
Kontinents war. Die Türme sind zwei von<br />
wenigen noch erhaltenen der einst rund<br />
180 Geschlechtertürme des mittelalterlichen<br />
Bologna. Das Zentrum der Stadt bildet<br />
die Piazza Maggiore mit dem Neptunbrunnen<br />
und der Basilika San Petronio.<br />
Im Anschluss fahren Sie zum Flughafen und<br />
treten den Rückflug an.<br />
Bild: Lackiererblatt/M. Rehm<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 13
WEITERBILDUNG<br />
Antrieb – Charaktersache oder Einheitsbrei?<br />
3. Internationaler Motorenkongress in Baden-Baden<br />
Bild: VDI Wissensforum GmbH<br />
Am 23. und 24. Februar 2016 treffen<br />
sich Experten beim 3. Internationalen<br />
Motorenkongress in Baden-<br />
Baden, um über die zukünftige Rolle<br />
des Verbrennungsmotors zu diskutieren.<br />
Was treibt Motorenentwickler<br />
um? Welche ungenutzten Potenziale<br />
liegen im Verbrennungsmotor<br />
beim Pkw und Nutzfahrzeug?<br />
Der Verbrennungsmotor wird die nächsten<br />
Jahrzehnte die wichtigste Antriebsquelle in<br />
Fahrzeugen bleiben. Ziel ist, ihn effizienter<br />
und leistungsfähiger zu machen. Die größten<br />
Herausforderungen sind die Emissionsreduktion<br />
und der hohe Kostendruck. Über diese<br />
und zahlreiche weitere Themen diskutieren<br />
Experten aus dem In- und Ausland auf dem<br />
3. Internationalen Motorenkongress am 23.<br />
und 24. Februar 2016 in Baden-Baden.<br />
Der Autor: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter<br />
der AutomobilKonstruktion<br />
Evolutionär statt revolutionär<br />
Motorenentwickler sind sich einig: der Verbrennungsmotor<br />
wird sich nur evolutionär<br />
weiter entwickeln. Damit verbunden sind zahlreiche<br />
bislang noch nicht gehobene Potenziale.<br />
Experten von unter anderem APL, AVL,<br />
BMW, Daimler, Ford, GM, Honda, Hyundai,<br />
Mahle und Volkswagen präsentieren aktuelle<br />
Konzepte für Motoren, Lösungen für Thermodynamik<br />
und -management sowie zur Aufladung.<br />
Weitere wichtige Themen des Kongressprogramms<br />
sind Abgasemissionen, Reibungsreduktion,<br />
Technologien für die modellbasierte<br />
Steuerung und Kraftstoffe.<br />
Wie sieht die Antriebsdifferenzierung durch<br />
den Verbrennungsmotor in Zukunft aus? Nikolai<br />
Ardey von BMW ist der Ansicht, dass „dieser<br />
mit seinen Fahrzeug prägenden Abstimmungen<br />
in der nächsten Dekade ein wichtiges<br />
Differenzierungsmerkmal für mindestens<br />
90 % der Antriebe bleiben wird. Zugleich ist<br />
zu beobachten, dass sich die Technologien im<br />
enger werdenden Lösungskorridor der gesetzlichen<br />
Randbedingungen immer weniger unterscheiden.“<br />
RDE – eine Erfolgsstory?<br />
Seit Jahren bemühen sich die Automobilindustrie<br />
und der Gesetzgeber darum, Emissionen<br />
im realen Betrieb zu messen und zu verringern.<br />
Mit dem Start der Pkw Real Driving<br />
Emission (RDE) Monitoring-Phase im Januar<br />
2016 und den verbindlichen RDE-Emissionsli-<br />
Nikolai Ardey: „Der Verbrennungsmotor mit seinen<br />
Fahrzeug prägenden Abstimmungen wird in der<br />
nächsten Dekade ein wichtiges Differenzierungsmerkmal<br />
für mindestens 90 % der Antriebe bleiben.“<br />
Bild: BMW<br />
14 AutomobilKonstruktion 1/2016
mits ab September 2017 sind massive Anstrengungen<br />
für die Automobilhersteller verbunden.<br />
Das gilt auch für das Nutzfahrzeugsegment.<br />
Christof Gietzelt vom TÜV meint dazu:<br />
„Es wird keine Überraschung sein, das die<br />
entstehenden Entwicklungskosten für die Zielerreichung<br />
signifikant höher ausfallen werden<br />
im Vergleich zu Prüfzyklen, die ausschließlich<br />
auf dem Abgasrollenprüfstand anfallen. Die<br />
Kopplung von Versuch und Simulation wird<br />
noch mehr an Bedeutung gewinnen. Insgesamt<br />
wird das Thema RDE jedoch nachhaltig<br />
das Vertrauen der Bürger in die Automobil -<br />
industrie, technischen Dienste, Genehmigungsbehörden<br />
und europäische Gesetz -<br />
gebung stärken.“<br />
Wie sieht es bei den Kraftstoffen aus? Optionen<br />
zukünftiger Mobilität werden vermehrt gegen<br />
Greenhouse Gas (GHG) als auch luftqualitätsrelevante<br />
Emissionen gemessen werden.<br />
„Die Systemintegration von zukünftigen Kraftstoffen,<br />
Verbrennungssystemen und Abgasnachbehandlung<br />
wird wichtiger denn je“, ist<br />
Wolfgang Warnecke von Shell überzeugt. Er ist<br />
sicher, dass „neue Energieformen als Kraftstoffe<br />
wie Biofuels der zweiten Generation,<br />
Erdgas, Wasserstoff und Elektrizität oder synthetische<br />
„Sun Fuels“ eine wesentliche Rolle<br />
spielen werden, insbesondere auf erneuer -<br />
barer Basis.“<br />
Weiter im Fokus: Der Verbrennungsmotor<br />
(hier ein TwinPower Turbo<br />
Reihen-6-Zylinder, B58) bleibt auch<br />
bei BMW die erste Wahl.<br />
Bild: BMW<br />
Nutzfahrzeugmotoren 2020<br />
Parallel zum Pkw- und Kraftstoffprogramm<br />
findet die Konferenz „Nutzfahrzeugmotorentechnologie“<br />
statt. Im Fokus stehen Konzepte,<br />
die die zukünftigen Anforderungen aus der<br />
Gesetzgebung, Effekte auf CO₂ und Luftgüte<br />
erfüllen. Unter anderem berichtet Ron Borsboom,<br />
wie sich DAF darauf einstellt, neben Experten<br />
von Deutz, FPT, MAN oder Westport.<br />
Thomas Lengenfelder von Bosch sieht den<br />
Dieselmotor über das Jahr 2020 hinaus als<br />
dominanten Antrieb für kommerzielle Anwendungen<br />
im On- wie Off-Highway-Bereich.<br />
CO₂-Emissionen zu reduzieren wird noch stärker<br />
als bisher die Motorenentwicklung antreiben.<br />
Neue Technologien wie Hybridisierung<br />
und Wärmerückgewinnung werden dazu beitragen,<br />
NOx-Grenzwerte abzusenken. Erdgas<br />
als alternativer Antrieb wird aufgrund seines<br />
positiven CO₂-Effekts an Bedeutung gewinnen.<br />
„Die Herausforderung ist, den Gasmotor<br />
ähnlich wie den Dieselmotor mit hohem Wirkungsgrad<br />
zu betreiben, um das volle CO₂-Potenzial<br />
von rund 25 % zu nutzen“, meint Lengenfelder.<br />
Fachlicher Leiter der Konferenz ist<br />
Prof. Dr. Christian Beidl von der TU Darmstadt.<br />
Die Podiumsdiskussion zu den Chancen einer<br />
gemeinsamen Entwicklung von Pkw- und Nfz-<br />
Motorenentwicklern greift unter anderem diese<br />
Themen auf. Es diskutieren neben Dr. Ardey,<br />
Prof. Dr. Peter Eilts von der TU Braunschweig,<br />
Prof. Dr. Uwe Dieter Grebe von AVL<br />
List, Thomas Nickels von MAN und Dr. Thomas<br />
Wintrich von Bosch.<br />
Zusätzlich zum Vortragsprogramm lädt die<br />
große Ausstellung in den Pausen zum fach -<br />
lichen Austausch ein. Eine Simultanübersetzung<br />
wird angeboten.<br />
Anmeldung und Programm unter<br />
www.motorenkongress.de<br />
oder über<br />
VDI Wissensforum Kundenzentrum<br />
Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf<br />
Tel.: +49 211 6214-201<br />
wissensforum@vdi.de<br />
Dr. Christof Gietzelt: „Das Thema RDE wird nachhaltig<br />
das Vertrauen der Bürger in die Automobilindustrie,<br />
technischen Dienste, Genehmigungsbehörden und<br />
europäische Gesetzgebung stärken.“<br />
Bild: TÜV<br />
Dr. Wolfgang Warnecke: „Die Systemintegration von<br />
zukünftigen Kraftstoffen, Verbrennungssystemen und<br />
Abgasnachbehandlung wird wichtiger denn je.“<br />
Bild: Shell<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 15
LEICHTBAU<br />
Leicht, aber leistungsfähig<br />
Pöppelmann K-Tech bietet verschiedene Kunststoff-Lösungen zur Gewichtsreduzierung<br />
Die Experten von Pöppelmann K-Tech<br />
sichten im Rahmen des K-Tech-Checks<br />
die CAD-Daten, um für das jeweilige<br />
Bauteil das optimale Material zu<br />
bestimmen<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Anwender in vielen Industrie -<br />
branchen fordern in der Regel immer<br />
mehr Funktionen bei reduziertem<br />
Gewicht. Pöppelmann K-Tech bietet<br />
unterschiedliche Lösungswege, um<br />
das Bauteilgewicht deutlich zu<br />
reduzieren, die Bauteilfunktion zu<br />
erhöhen und somit gleichzeitig die<br />
Kosten zu senken.<br />
Insbesondere in der Automobilindustrie spielt<br />
Leichtbau eine entscheidende Rolle. Denn jedes<br />
eingesparte Gramm hilft, den Kraftstoffverbrauch<br />
zu senken und die gesetzlichen<br />
CO 2 -Vorgaben einzuhalten. Aber auch in anderen<br />
Industriezweigen gewinnt das Thema zunehmend<br />
an Relevanz – spätestens dann,<br />
wenn sich durch die konsequente Reduzierung<br />
des Gesamtgewichts ein Teil<br />
der Betriebskosten einsparen<br />
lässt. Pöppelmann K-Tech bietet<br />
verschiedene Strategien und<br />
Lösungen, um erhebliche Gewichtseinsparungen<br />
zu erzielen.<br />
So vielfältig wie die Anwendungsbereiche<br />
und technischen Anforderungen<br />
sind, so komplex sind<br />
die Zielvorgaben – gerade in Bezug<br />
auf die Gewichtsreduzierung. Die Erfahrungen<br />
der vergangenen Jahre haben gezeigt,<br />
dass es nicht die eine Lösung gibt. Stattdessen<br />
müssen jedes Produkt und jeder Prozess<br />
separat durchleuchtet werden. Pöppelmann<br />
K-Tech betreut seine Kunden von der Entwicklung<br />
bis zur Serie – mit Erfolg. Denn je eher<br />
Ein entscheidender Faktor für die Gewichtsreduzierung<br />
ist das richtige Material. In<br />
Kombination mit einer kunststoffgerechten<br />
Bauteilkonstruktion entstehen echte<br />
Leichtbau-Lösungen<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Der Autor: Dirk Stubbe, Projektleiter Verkauf im<br />
Bereich K-Tech, Pöppelmann Kunststoff-Technik GmbH<br />
& Co. KG, Lohne<br />
16 AutomobilKonstruktion 1/2016
Das MuCell Verfahren zeigt vor allem bei großen Bauteilen seine Vorteile. Nicht nur wegen seiner Gewichtsreduzierung,<br />
sondern vor allem wegen der sichtbaren Verzugsminimierung<br />
Bild: Pöppelmann<br />
der Kunststoff-Experte in den Entwicklungsprozess<br />
eingebunden wird, desto stärker ist<br />
das Ergebnis. Mit Hilfe von leistungsfähigen<br />
Polymeren produziert Pöppelmann beispielsweise<br />
hochbelastbare Öldruckrohre, die vorher<br />
aus Aluminium gefertigt wurden, aus<br />
Kunststoff.<br />
K-Tech-Check: Basis eines jeden Projekts<br />
Bevor Pöppelmann K-Tech mit einem neuen<br />
Projekt startet, führen die Experten des Kunststoffverarbeiters<br />
aus Lohne bei Oldenburg<br />
gemeinsam mit dessen Kunden eine intensive<br />
Bauteilbewertung durch: den K-Tech-Check.<br />
Dabei wird jede Anfrage auf die Parameter<br />
Material, Konstruktion, Werkzeug und Prozess<br />
überprüft, sodass sich beurteilen lässt, an<br />
welcher Stellschraube die Ingenieure drehen<br />
Die ersten Serienbauteile zeigen die<br />
Leichtbau-Potenziale der Organobleche.<br />
Ein deutlicher Mehrwert entsteht vor allem<br />
dadurch, das wichtige Funktionsbereiche,<br />
wie bei dieser Sitzschale, direkt<br />
angespritzt werden<br />
Bild: Pöppelmann<br />
müssen, um das Gesamtgewicht der Lösung<br />
zu reduzieren.<br />
Ein entscheidender Faktor für Gewichtsreduzierung<br />
ist das Material – gerade wenn es darum<br />
geht, Metallteile in Kunststoff umzukonstruieren.<br />
„Jedes Bauteil muss zum Beispiel<br />
von Anfang an kunststoffgerecht in Relation<br />
zum Material ausgelegt werden – damit schon<br />
in der Konstruktion frühzeitig wichtige Weichen<br />
in Bezug auf Funktionalität gestellt werden<br />
können“, erklärt Reinhard Böckmann,<br />
Projektleiter bei Pöppelmann K-Tech. „Gleichzeitig<br />
schauen wir uns den Prozess an, sprich:<br />
Mit welcher Technologie und nach welchen<br />
Vorgaben wir am sinnvollsten produzieren.<br />
Parallel kümmern wir uns um das Werkzeug:<br />
Was muss es leisten? Wie lasten wir es am ef-<br />
fektivsten aus?“<br />
Die Entscheidung für das passende Material<br />
fällt nach Sichtung der CAD-Daten: „Denn<br />
erst, wenn das Material zu hundert Prozent<br />
zur Konstruktion passt, wird am Ende eine<br />
wirtschaftliche Lösung daraus“, sagt Projektleiter<br />
Sascha Arkenau. Wie fest muss das Material<br />
sein? Welcher Temperatur muss es<br />
standhalten? Wie flexibel muss es sein, wie<br />
teuer darf es sein? Und wie sieht es mit Recycling<br />
aus? Natürlich spielt auch das Gewicht<br />
eine entscheidende Rolle. „Das sind Fragen,<br />
die wir uns jedes Mal stellen – auch bei bestehenden<br />
Kunststoffteilen“, so Arkenau.<br />
MuCell-Verfahren sorgt für bessere<br />
Dimensionsstabilität bei geringerem Gewicht<br />
Außer über den Aspekt Material kann das<br />
Bauteilgewicht auch über neue Herstellungsverfahren<br />
reduziert werden. Seit vielen Jahren<br />
setzt Pöppelmann K-Tech das MuCell-Verfahren<br />
ein, eine Technologie zum physikalischen<br />
Schäumen von Thermoplasten. Dieses Verfahren<br />
bietet eine Menge von Vorteilen. Mit Hilfe<br />
der Maschinenparameter ist der Fertigungsprozess<br />
sicher zu steuern und somit absolut<br />
reproduzierbar. Weiterhin kann durch die<br />
Schaumbildung das Bauteilgewicht um bis zu<br />
15 %, je nach Materialtyp, reduziert werden.<br />
Doch die Gewichtsreduzierung ist nur ein<br />
wesentlicher Vorteil des MuCell-Verfahrens.<br />
Stärker überwiegen funktionelle Vorteile,<br />
unter anderem die verbesserte Dimensions-<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 17
LEICHTBAU<br />
stabilität der Formteile: Dank des thermoplastischen<br />
Schäumens lassen sich Formteile mit<br />
geringem Verzug und hoher Steifigkeit herstellen.<br />
Außerdem lassen sich Einfallsstellen reduzieren.<br />
Gerade bei verzugsanfälligen Bauteilen,<br />
beispielsweise bei Batteriegehäusen,<br />
ein wichtiger Faktor.<br />
„Am Ende erhält man mehr Funktionen bei<br />
reduziertem Gewicht bei gleichzeitiger Kostenkontrolle“,<br />
fasst Karen Rußmann zusammen.<br />
Sie ist bei Pöppelmann K-Tech zuständig<br />
für die Prozessumsetzung. Mit über 4,5 Millionen<br />
produzierten Serienbauteilen allein im<br />
Jahr 2015 ist Pöppelmann einer der führenden<br />
Verarbeiter, wenn es um MuCell geht.<br />
Reproduzierbar und prozesssicher ist der<br />
MuCell-Fertigungsprozess bei Pöppelmann<br />
K-Tech. Allein im Jahr 2015 wurden über<br />
4,5 Millionen Serienbauteile produziert<br />
Bild: Pöppelmann<br />
Organobleche: noch leichter und fester<br />
Doch nicht für jedes Bauteil ist MuCell das<br />
richtige Verfahren. In diesem Zusammenhang<br />
bieten Organobleche neue, vielversprechende<br />
Konstruktionsmöglichkeiten. Bei Organo -<br />
blechen handelt es sich um vorgefertigte<br />
Halbzeuge, bestehend aus in Polymer getränktem<br />
Endlosglasfaser-Gewebe. Diese werden<br />
je nach Kontur zugeschnitten, aufgeheizt<br />
und direkt im Spritzgusswerkzeug umgeformt.<br />
Das Besondere: Die Funktionsbereiche werden<br />
einfach auf den Einleger gespritzt. Zusätzliche,<br />
aufwändige Nacharbeitsschritte<br />
entfallen.<br />
„Diese Funktionsintegration ist ein großer Vorteil<br />
gegenüber Metallbauteilen“, sagt Frank<br />
Schockemöhle, Leiter Prozessumsetzung bei<br />
Pöppelmann K-Tech. „Hinzu kommt, dass die<br />
Steifigkeit und Festigkeit vergleichbar sind.<br />
Aber die Bauteile sind deutlich leichter.“ Der<br />
Einsatz von Organoblechen ist nicht neu,<br />
erhält aber durch die Zielvorgabe Gewichts -<br />
reduktion immer mehr an Bedeutung. Das<br />
Unternehmen produziert bereits mehrere Bauteile<br />
für laufende Serienanwendungen.<br />
Die Möglichkeiten, das Gewicht von Bauteilen<br />
zu reduzieren und zugleich die Funktionalität<br />
zu erhalten oder sogar zu erweitern, sind also<br />
vielfältig. Pöppelmann K-Tech bietet seinen<br />
Kunden hierzu verschiedene innovative Lösungen.<br />
Da das Unternehmen Bauteilentwicklung<br />
und Serienproduktion aus einer Hand<br />
bietet, profitieren Kunden von besonders kurzen<br />
Entwicklungszeiten.<br />
Mit Hilfe von 3D-Entwicklungstools wie FEM-<br />
Berechnungen oder Füllsimulationen können<br />
Konstruktionsdaten bereits in frühen Projektphasen<br />
bewertet werden. Zudem verfügt der<br />
Kunststoffverarbeiter über umfangreiche Praxiserfahrungen<br />
im Umgang mit unterschiedlichen<br />
Materialien und Werkzeuganforderungen<br />
sowie ein umfangreiches Netzwerk zu allen<br />
namhaften Rohstoffherstellern.<br />
Pöppelmann K-Tech präsentiert seine umfangreichen<br />
Leichtbau-Lösungen auf der Industrial<br />
Supply im Rahmen der diesjährigen Hannover<br />
Messe vom 25. bis 29. April 2016.<br />
Pöppelmann Kunststoff-Technik GmbH<br />
& Co. KG, Lohne, info@poeppelmann.com,<br />
www.poeppelmann.com<br />
18 AutomobilKonstruktion 1/2016
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1/2016 AutomobilKonstruktion 19<br />
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LEICHTBAU<br />
Nichts leichter als das<br />
Hydroformed-Hybrids für die Karosserie sparen nicht nur Gewicht ein<br />
Das Elring Klinger-Concept Car zeigt, wo Cockpitquerund<br />
Frontendträger im Fahrzeug verbaut werden.<br />
Zur Gewichtsreduktion wird eine Kombination aus<br />
Polymerspritzguss, metallischen Blechen und Innenhochdruckumformung<br />
von Metallrohren eingesetzt<br />
Bilder: Elring Klinger<br />
Der Grenzwert von 95 Gramm CO 2<br />
pro Kilometer ist für die gesamte<br />
Automobilindustrie – Hersteller wie<br />
Zulieferer – eine enorme Herausforderung.<br />
Polymer-Metall-Hybride<br />
vereinen höchste Funktionalität mit<br />
geringem Gewicht und werden zukünftig<br />
deutlich mehr eingesetzt.<br />
Der Autor: Jürgen Goroncy,<br />
freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />
Leichtbau zählt zu den Schlüsseltechniken<br />
um Kraftstoffverbrauch und Emissionen zu<br />
senken. Seit einiger Zeit ersetzen Kunststoffe<br />
zunehmend Metalle. Bei Elring Klinger ging<br />
das erste Kunststoff-Leichtbauteil Ende der<br />
1990er Jahre in Serie. Heute fertigt das Unternehmen<br />
aus Dettingen an der Erms etwa zehn<br />
Millionen Stück pro Jahr – Tendenz steigend.<br />
Ende 2014 erweiterte sich das Produktportfolio<br />
um neuentwickelte Hybrid-Werkstoffe. „Für<br />
uns stellt dies den Einstieg in den Leichtbau<br />
für Karosserie- und Fahrwerksteile mit einer<br />
neuen Hydroform-Hybridtechnik dar“, erklärt<br />
Reinhard Müller, Leiter des Geschäftsbereichs<br />
Elastomertechnik/Module bei Elring Klinger.<br />
Leichtbaulösungen fürs Frontend und das Cockpit<br />
Hergestellt werden die Strukturbauteile wie<br />
Cockpitquer- oder Frontendträger in einem innovativen<br />
Fertigungsverfahren, das Innenhochdruck-Umformen<br />
und Spritzgießen in nur<br />
einem Prozessschritt vereint. Dabei wird vorzugsweise<br />
ein dünnwandiges Aluminiumrohr<br />
in ein Kunststoff-Spritzgusswerkzeug eingelegt<br />
und mit Funktions-Elementen aus Kunststoff<br />
umspritzt. Im Anschluss wird das Hybridteil<br />
den nachfolgenden Bearbeitungsprozessen<br />
zugeführt.<br />
Metall und Polymer gehen einen Form- beziehungsweise<br />
Kraftschluss ein. Die Spritzgussmasse<br />
wird auf ein durch eine Rändelung<br />
funktionalisiertes Aluminiumrohr aufgespritzt.<br />
In dieser Rändelung verankert sich der Kunststoff.<br />
Zusätzlich wird das Rohr mit Rippen und<br />
Funktionselementen aus Kunststoff umspritzt.<br />
Verwendet wird derzeit Polyamid PA6 mit<br />
60 % Glasfaserfüllung (GF60). „Denkbar ist<br />
aber auch die Verarbeitung anderer Polyamide<br />
oder Thermoplaste“, sagt Müller.<br />
An zwei Standorten kommt die Technik bisher<br />
zum Einsatz: In Suzhou/China sowie im kanadischen<br />
Leamington. Die hierzu benötigten,<br />
32 t schweren Werkzeuge stellte der konzerneigene<br />
Werkzeugbau – bekannt unter dem<br />
Markennamen Hummel-Formen – am Standort<br />
Lenningen her.<br />
Für die Karosserie werden von Elring Klinger<br />
zunächst Cockpitquer- und Frontendträger aus<br />
Polymer-Metall-Hybriden gefertigt. Der Cockpit-Querträger<br />
trägt Instrumententafel, Lenksäule,<br />
Heizungs- und Lüftungsmodule, Airbags,<br />
Handschuhkasten, Mittelkonsole sowie<br />
weitere Ausstattungselemente. Weiter vorne<br />
im Fahrzeug, am Frontend, fixiert ein ebenfalls<br />
in Hybridbauweise hergestellter Frontendträger<br />
beispielsweise den Motorkühler,<br />
20 AutomobilKonstruktion 1/2016
Cockpit-Querträger tragen Instrumententafel,<br />
Lenksäule, Heizungs- und Lüftungsmodule,<br />
Airbags, Handschuhkasten, Mittelkonsole sowie<br />
weitere Ausstattungselemente und verbinden<br />
sie sicher mit der Karosserie<br />
die Scheinwerfermodule, den Spritzwasserbehälter,<br />
das Signalhorn, das Abstandsradar-<br />
Modul oder die Luftansaugung. Darüber hinaus<br />
stützt er die Motorhaube ab. Einsatz finden<br />
die Strukturbauteile in aktuellen Mercedes-Benz<br />
Modellen wie etwa A-, B-, C- und<br />
E-Klasse.<br />
Eine Lizenzvereinbarung mit der Daimler AG<br />
ermöglicht es Elring Klinger, diese Technologie<br />
auch weiteren OEMs anzubieten, was beträchtliches<br />
Potenzial für Anschlussaufträge<br />
in den kommenden Jahren bedeutet. Mehrere<br />
Kunden haben bereits Interesse geäußert.<br />
Wer diese Interessenten sind, wollte man in<br />
Dettingen allerdings nicht kommunizieren.<br />
Motor- und Getriebeträger aus glasfaserverstärkten<br />
Thermoplasten<br />
Als Spezialist für Kunststoffspritzguss geht Elring<br />
Klinger auch bei Motor- und Getriebeträgern<br />
einen Schritt weiter und ersetzt die bis<br />
dato verwendeten metallischen Werkstoffe<br />
durch glasfaserverstärkte Thermoplaste. Motorträger<br />
aus glasfaserverstärktem Polyamid<br />
haben entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen<br />
Aluminium-Konstruktionen. „Die<br />
wesentlich bessere Akustik sowie die höhere<br />
Wärmeisolierung sprechen für sich“, fasst<br />
Müller zusammen. Auch eine hohe Festigkeit<br />
und Steifigkeit zeichnen die Bauteile aus. Zudem<br />
wird das aus Naturkautschuk hergestellte<br />
Motorlager besser vor der Motorhitze geschützt<br />
und so die Lebensdauer erhöht. Inserts<br />
und Buchsen, aber auch Hitzeschilde<br />
können problemlos integriert werden.<br />
Alles aus einer Hand – auch in Zukunft<br />
Eine Besonderheit, die das Unternehmen seinen<br />
Kunden bietet: Die Entwicklung und Konstruktion<br />
der Bauteile, der Werkzeuge, sowie<br />
die zugehörige Prozessentwicklung kommen<br />
aus einer Hand. „Besonders unser konzerneigener<br />
Werkzeugbau ist ein klares Alleinstellungsmerkmal.<br />
Vom ersten Kundenanruf bis<br />
zur Großserienfertigung der Bauteile wird alles<br />
bei uns aufeinander abgestimmt. Dies bietet<br />
dem Kunden die Sicherheit einer günstigen,<br />
schnellen und flexiblen Bauteilentwicklung<br />
und -fertigung“, erklärt der Bereichsleiter.<br />
Elring Klinger AG<br />
Tel.: +49 7123 724-0<br />
info@elringklinger.com<br />
Reinhard Müller erwartet zukünftig<br />
gute Aufträge für Strukturbauteile<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 21
LEICHTBAU<br />
Im Takt der Autoschmieden<br />
Faserverstärkter Kunststoff bringt neue Möglichkeiten, aber auch Probleme<br />
Die Reinigung mit CO 2 -Schnee bietet durch die<br />
effiziente, lokale und trockene Reinigung zahlreiche<br />
Möglichkeiten für eine Integration in automatisierte,<br />
serielle Fertigungsprozesse, die mit Flüssigreinigungsverfahren<br />
nicht denkbar wären<br />
Bilder: Fraunhofer IPA<br />
Faserverstärkter Kunststoff ergänzt<br />
immer mehr die herkömmlichen<br />
Metalle. Doch seine Herstellung ist<br />
für die Automobilindustrie noch zu<br />
aufwendig. Das Fraunhofer IPA<br />
sucht hier nach neuen Wegen. Seine<br />
Stärke: Es erforscht den gesamten<br />
Werdegang des Verbundwerkstoffs,<br />
von der Herstellung über die Bearbeitung,<br />
die Fügetechnik und die<br />
Oberflächenbehandlung bis hin<br />
zum Recycling.<br />
Der Autor: Dr.-Ing. Bernhard Budaker,<br />
Geschäftsfeldleiter Automotive am Fraunhofer IPA,<br />
Stuttgart<br />
Wegen der immer<br />
strengeren Abgasnormen<br />
und den volatilen<br />
Spritpreisen<br />
kämpfen die Autobauer<br />
um jedes Kilogramm<br />
– Leichtbau<br />
hat Konjunktur. Ein<br />
Abspecken um 100 kg<br />
spart auf 100 km immerhin<br />
rund 0,4 l<br />
Kraftstoff und vermindert<br />
die Kohlendioxidemissionen<br />
um<br />
durchschnittlich 10<br />
g/km. Die Einführung<br />
des Elektroautos gibt<br />
dem Trend zusätzlich Schwung, weil die Karosserie<br />
auch noch den zentnerschweren Akku<br />
tragen muss. Deshalb vollzieht sich in der Automobilindustrie<br />
derzeit ein grundlegender<br />
Wandel: Schwerer Stahl, der Klassiker<br />
schlechthin in der Autobranche, wird mehr<br />
und mehr von relativ leichten Materialien ergänzt,<br />
vor allem von faserverstärkten Kunststoffen.<br />
Ein moderner Wagen besteht bereits<br />
zu rund 15 % aus Kunststoff.<br />
Andere Branchen sind schon einen Schritt weiter.<br />
Die Luftfahrtindustrie, die noch viel mehr<br />
auf geringes Gewicht achten muss, wagt sich<br />
besonders weit vor. Die neuen Flugzeuge Boeing<br />
787 und Airbus A 350 bestehen zu mehr<br />
als der Hälfte ihres Gewichts aus kohlefaserverstärktem<br />
Kunststoff. Auch die Rotorblätter<br />
großer Windkraftanlagen, die eine Länge von<br />
bis zu 80 Metern haben, sind aus Carbon ge-<br />
fertigt. Ohne den leichten und robusten Werkstoff<br />
könnten sie die gewaltigen Kräfte, die an<br />
ihnen zerren, gar nicht aufnehmen. Allerdings<br />
ist die Herstellung von Flugzeugen oder Windkraftanlagen<br />
nicht mit der von Autos vergleichbar.<br />
Wegen der kleinen Stückzahlen und<br />
dem geringen Kostendruck müssen die Fabriken<br />
nicht auf höchste Effizienz getrimmt werden.<br />
Es herrscht noch immer eine Art Manufaktur-Betrieb.<br />
In der Automobilindustrie regiert<br />
dagegen der Industrieroboter mit nicht<br />
zu übertreffender Präzision. Alle zwei bis drei<br />
Minuten muss ein Auto vom Band rollen, und<br />
zwar in optimaler Qualität. Solche kurzen<br />
Taktzeiten sind nur bei einer weitgehenden<br />
Automatisierung möglich.<br />
Noch echte Handarbeit<br />
Und hier steckt eines der größten Probleme:<br />
Faserverstärkte Kunststoffe erfordern noch<br />
immer viel Handarbeit und können deshalb<br />
die harten Anforderungen der Erstausrüster<br />
noch gar nicht erfüllen. Ein großer OEM ist<br />
zwar vorgeprescht und verkauft seinen neuen<br />
Elektrowagen mit einer kompletten Carbon-<br />
Karosserie, ähnlich wie bei den Formel-1-Boliden.<br />
Mit diesem mutigen Schritt wurde jedoch<br />
ein hohes Risiko eingegangen. Es muss noch<br />
genauer erforscht werden, mit welchen Methoden<br />
der neuartige Werkstoff bearbeitet<br />
werden kann, wie Löcher eingebracht werden<br />
und Teile miteinander verbunden werden können.<br />
Auch das Aufbringen von Lacken muss<br />
noch genauer erforscht werden. Das Fraunhofer<br />
IPA nimmt sich diesen Themen in verschiedenen<br />
Disziplinen an: Die Carbon-Karosserie-<br />
22 AutomobilKonstruktion 1/2016
Laserlichtschnitt zur Visualisierung<br />
des Lacksprühstrahls<br />
Bauteile des bereits erwähnten Elektroautos<br />
werden beispielsweise vor der Lackierung<br />
schon heute mit CO 2 -Düsen gereinigt, die<br />
beim Fraunhofer IPA im Bereich der Reinstund<br />
Mikroproduktion entwickelt wurden.<br />
Es müssen nicht immer Kohlefasern sein<br />
Obwohl es viele verschiedene faserverstärkte<br />
Kunststoffe gibt, denkt man zunächst unwillkürlich<br />
an Carbon. Denn dieses Hightech-Material<br />
ist am leistungsfähigsten. Was Festigkeit<br />
und geringes Gewicht angeht, ist die Kohlefaser<br />
ungeschlagen. Doch beim Auto ist die<br />
teure Lösung für viele Anwendungen gar nicht<br />
nötig, für die Massenproduktion sind die Fasern<br />
noch zu teuer. Dazu kommt, dass fast die<br />
gesamte Produktion von Kohlefasern von wenigen<br />
ostasiatischen Firmen stammt, sodass<br />
Unternehmen in eine unliebsame Abhängigkeit<br />
geraten. Das Fraunhofer IPA sucht deshalb<br />
nach Alternativen, die das Importprodukt<br />
ersetzen könnten. Es experimentiert etwa mit<br />
Basalt-, Aramid- oder Glasfasern. Auch Fasern<br />
aus nachwachsenden Rohstoffen, etwa aus<br />
Nanozellulose, werden erforscht. Trotz dieser<br />
Alternativen steht Carbon im Mittelpunkt. Dabei<br />
geht es etwa darum, dessen Duktilität zu<br />
erhöhen. Jeder, der ein modernes Rennrad<br />
fährt, kennt das Problem: Nach einem Sturz<br />
kann er dem Carbon-Rahmen nicht mehr trauen.<br />
Selbst wenn das teure Bauteil wie neu<br />
aussieht und keinerlei sichtbare Schäden aufweist,<br />
kann es bei der nächsten Ausfahrt auseinanderbrechen.<br />
Denn die einzelnen Schichten<br />
der Fasern könnten sich im Inneren voneinander<br />
gelöst haben, der Materialverbund,<br />
der die Festigkeit gewährleistet, könnte gestört<br />
sein. Die Stuttgarter Wissenschaftler forschen<br />
an Nanopartikeln, die dem Verbundsystem<br />
zugegeben werden, indem man sie entweder<br />
unter das Epoxidharz mischt oder die<br />
Fasern damit beschichtet. Dann zerbricht der<br />
Werkstoff bei großer Belastung nicht spontan<br />
wie Glas, sondern verformt sich zunächst wie<br />
Stahl oder Aluminium – und man kann die Gefahr<br />
mit bloßem Auge kommen sehen.<br />
Robotersystem für schlaffe Bauteile<br />
Nun geht es darum, den Herstellungsprozess<br />
von Carbon zu automatisieren, damit er sich<br />
für die Autoindustrie eignet. Hier steht die<br />
Forschung noch ganz am Anfang. Im Grunde<br />
müssen zwei Komponenten zusammengebracht<br />
werden: die Fasern und der Kunststoff.<br />
Einzelne Kohlenstofffasern sind bei einem<br />
Durchmesser von fünf bis acht Mikrometer<br />
zehnmal dünner als ein menschliches Haar.<br />
Sie werden ähnlich wie Baumwoll- oder Seidenfasern<br />
zu Geweben oder Gelegen verarbeitet.<br />
Damit sie leichter zu handhaben und weiterzuverarbeiten<br />
sind, werden sie zudem mit<br />
Harz getränkt, man spricht dann von Prepregs.<br />
Arbeiter legen diese von Hand in eine<br />
Form und härten das Bauteil im Ofen aus.<br />
Doch diese recht beschauliche Handarbeit,<br />
wie sie bei Tennisschlägern üblich ist, eignet<br />
sich nicht für die schnelle Autobranche – zu<br />
teuer, zu langsam, zu unsicher. Dort werden<br />
die Gewebe oder Gelege direkt in eine Presse<br />
gelegt, anschließend wird Harz eingefüllt und<br />
das Bauteil härtet aus. Die große Problematik<br />
liegt in der Automatisierung der Prozesse. Robotersysteme<br />
sollen die Gewebe automatisch<br />
in die Form einlegen. Das erfordert ganz neue<br />
Konzepte, denn die Carbon-Gelege sind<br />
schlaff wie ein Bademantel.<br />
Nun geht es in den Ofen. Auch hier wartet auf<br />
die Forscher noch allerhand Arbeit, denn derzeit<br />
dauert das Aushärten zu lange. Die Autobranche<br />
fordert Taktzeiten von weit unter drei<br />
Minuten, besser zwei Minuten – rund eine Minute<br />
schneller, als man es mit heutigen Methoden<br />
schafft. Schwesterinstitute arbeiten<br />
an der Entwicklung von thermoplastischen,<br />
kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen, welche<br />
eine schnellere Reaktionszeit aufweisen.<br />
Die Stuttgarter wollen den Ofen selbst verändern,<br />
damit er schneller heiß wird, und auch<br />
schneller wieder abkühlt. Sie laborieren an einer<br />
Beschichtung aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen,<br />
die wie ein Lack aufgetragen wird und<br />
dank ihrer elektrischen Leitfähigkeit selbst als<br />
Heizung dient. Mit diesem Trick gelangt die<br />
Hitze unmittelbar zum Kunststoff, kein Bauteil<br />
wird unnötig aufgeheizt. Vielleicht geht es in<br />
Zukunft sogar noch schneller: vorstellbar sind<br />
Kohlefasern, die im Carbon stecken und<br />
selbst als Heizung dienen. Schließlich sind<br />
sie ebenfalls leitfähig.<br />
Bearbeitung von Carbon erfordert<br />
ganz neue Werkzeuge<br />
Kommt das Carbon-Bauteil schließlich aus der<br />
Form, lauern schon die nächsten Probleme.<br />
Jetzt geht es darum, Ränder nachzuarbeiten,<br />
Konturen zu fräsen, Bohrungen einzubringen.<br />
Eine ganze Abteilung am Fraunhofer IPA befasst<br />
sich mit der spanenden Bearbeitung von<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 23
LEICHTBAU<br />
Das Absaugsystem ADExSys entfernt die<br />
Emissionen bei der Bearbeitung von Leichtbaustoffen<br />
nahezu vollständig<br />
Mit dem neuen Handgerät lässt sich das Rührreibschweißen einsetzen, um Leichtbaustoffe zu verbinden<br />
kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen und<br />
arbeitet dabei mit Unternehmen der Auto-,<br />
der Maschinenbau- und der Werkzeugindustrie<br />
zusammen. Den Wissenschaftlern macht<br />
ausgerechnet die hohe Qualität und Haltbarkeit<br />
von Carbon zu schaffen. Die führt nämlich<br />
dazu, dass die eingesetzten Werkzeuge sehr<br />
schnell verschleißen. Darunter leidet die Präzision.<br />
Doch eine vollautomatisierte Fertigung<br />
ist darauf angewiesen, dass die zweite, hundertste<br />
und tausendste Bohrung noch genauso<br />
aussieht wie die erste. Und dass der Techniker<br />
genau weiß, wie viele Meter ein Fräser<br />
arbeiten kann, bevor er ausgewechselt werden<br />
muss. Für die Bearbeitung von faserverstärkten<br />
Kunststoffen sind deshalb nicht nur<br />
neue Werkzeuge nötig, an denen hier gearbeitet<br />
wird. Vor allem muss man Standards entwickeln,<br />
wie sie in der Metallverarbeitung<br />
gang und gäbe sind.<br />
Ein weiteres Problem kommt hinzu: Bei der<br />
Bearbeitung von Carbon-Teilen entsteht viel<br />
Staub, der sehr aggressiv ist und den Menschen<br />
und Maschinen schadet. Die Ingenieure<br />
entwickeln eine neue Form der Absaugung,<br />
die Abhilfe leistet.<br />
Wenn das Bauteil schließlich fertiggestellt ist,<br />
folgt die Endkontrolle. Auch hier greifen die<br />
bewährten Instrumente, wie sie beim Blech<br />
üblich sind, nicht mehr. Die größte Gefahr<br />
droht von Delaminationen, also kleinen Hohlräumen,<br />
die den Verbund zwischen Faser und<br />
Kunststoff stören. Diese Schwachstellen, die<br />
wie Sollbruch stellen wirken, sind von außen<br />
nicht sichtbar. Das Fraunhofer IPA arbeitet da<br />
ran, mehrere Verfahren marktfähig zu machen.<br />
Zur zerstörungsfreien Prüfung kommen<br />
Verfahren wie Computertomographie, Ultraschall<br />
oder Thermographie in Frage, die auch<br />
Fehlstellen im Inneren der Bauteile detektieren<br />
können. Um den Erfordernissen der Autobranche<br />
gerecht zu werden, müssen diese<br />
Verfahren nicht nur die kurzen Taktzeiten der<br />
Autobranche einhalten, sie müssen auch Fehlerfreiheit<br />
garantieren und möglichst geringe<br />
Kosten verursachen.<br />
Fügeverfahren der Zukunft<br />
Nun ist das Kunststoff-Bauteil fertig – eines<br />
von insgesamt 20 000 bis 30 000 Komponenten,<br />
die ein Auto ausmachen. Jetzt geht es darum,<br />
diese Einzelteile miteinander zu verbinden.<br />
Auch in diesem Arbeitsschritt stecken<br />
große Herausforderungen. Wie fügt man<br />
Kunststoff mit Metall zusammen, ohne Kontaktkorrosion<br />
zu riskieren? Wie verbindet man<br />
Kunststoff mit Kunststoff? Soll man nieten,<br />
schrauben, kleben oder reibschweißen? Das<br />
alles ist noch weitgehend offen und längst<br />
nicht so standardisiert wie das Zusammenfügen<br />
von Blechteilen. Auch mit diesen Methoden<br />
beschäftigt sich das Fraunhofer IPA. Es<br />
macht zum Beispiel das Rührreibschweißen,<br />
das bisher nur für Metalle angewandt wird, für<br />
den Kunststoff tauglich. Bei dieser Methode<br />
erzeugt ein rotierender Werkzeugkopf durch<br />
Reibung und Druck genug Hitze, um den<br />
Kunststoff verformbar zu machen, gleichzeitig<br />
rührt er den Kunststoffbrei der beiden Bauteile<br />
zusammen. So entsteht eine breite, gleichmäßige<br />
Schweißnaht. Der Vorteil: Mit dem<br />
Verrühren gelangen Fasern in die Naht und<br />
verstärken sie. Das ist beim Kleben nicht der<br />
Fall.<br />
Oberflächenbehandlung als Schlüsselkompetenz<br />
In unserem virtuellen Produktionsszenario ist<br />
das Auto nun weitgehend zusammengebaut.<br />
Nun muss es noch lackiert werden. Dabei soll<br />
der Lack auch technische Aufgaben erfüllen,<br />
wie vor Korrosion schützen, gegen aggressive<br />
Sonnenstrahlung immun sein, Wassertropfen<br />
abperlen lassen, leicht zu säubern sein und<br />
so weiter. Für das übliche Stahlblech haben<br />
Techniker viele optimale Lösungen gefunden<br />
– nicht aber für verstärkte Kunststoffe, die eine<br />
ganz andere Oberflächenstruktur und Chemie<br />
besitzen. Eine Abteilung beschäftigt sich<br />
ausschließlich mit Beschichtungssystemen<br />
und Lackiertechnik. Dort hat man bereits gezeigt,<br />
wie es gehen kann, etwa bei der Entwicklung<br />
von Lackierprozessen für hochwertige<br />
Kunststoffteile für Heckklappen mit der Firma<br />
SMP.<br />
Fraunhofer IPA<br />
Tel.: +49 711 970-3653<br />
bernhard.budaker@ipa.fraunhofer.de<br />
24 AutomobilKonstruktion 1/2016
Festigkeitsanalyse gewebeverstärkter Faserverbundwerkstoffe<br />
Dresdner Leichtbauer entwickeln FKV-Materialmodell<br />
Forscher des Instituts für Leichtbau<br />
und Kunststofftechnik (ILK)<br />
der Technischen Universität Dresden<br />
entwickeln ein Materialmodell<br />
für die Festigkeitsanalyse gewebeverstärkter<br />
Faser-Kunststoff-<br />
Verbunde (FKV). Damit können<br />
zukünftig hochbeanspruchte<br />
Leichtbaustrukturen zuverlässig<br />
ausgelegt werden.<br />
Überlagerte Spannungszustände<br />
setzen sich hauptsächlich aus<br />
Zug- oder Schubspannungen in<br />
der Verbundebene und häufig<br />
überlagerte Druckspannungen<br />
quer dazu zusammen. Sie sind<br />
charakteristisch für die Lasteinleitungsbereiche<br />
von FKV-Bauteilen,<br />
wie etwa Profilantriebswellen.<br />
Für die Dimensionierung dieser<br />
Bereiche fehlen bisher zuverlässige<br />
Werkstoffkennwerte und<br />
geeignete Versagenskriterien, die<br />
solche Spannungsinteraktionen<br />
und den Einfluss der spezifischen<br />
Gewebearchitektur auf das Werkstoffversagen<br />
berücksichtigen.<br />
Die Forscher des ILK konzentrieren<br />
sich bei ihren Untersuchungen<br />
auf kohlenstofffaserverstärkte<br />
Duroplast-Verbundwerkstoffe<br />
mit unterschiedlichen Gewebeverstärkungen.<br />
Dabei untersuchen<br />
sie den Einfluss der Gewebearchitektur<br />
und der Verzahnung<br />
benachbarter Gewebeeinzellagen<br />
untereinander auf die<br />
Werkstofffestigkeiten.<br />
Zur Vertiefung des Materialverständnisses<br />
für das Schädigungsund<br />
Bruchverhalten gewebeverstärkter<br />
Faser-Kunststoff-Verbunde<br />
werden sowohl virtuelle Prüfungen<br />
mittels der Finiten-Elemente-Methode<br />
als auch experimentelle<br />
Prüfungen durchgeführt.<br />
www.tu-dresden.de/mw/ilk<br />
Leichtbautechnik für das Pkw-Fahrwerk<br />
Weltweit erstes Stützlager aus Polyamid<br />
ContiTech Vibration Control hat<br />
ein Stützlager für das Federbein<br />
entwickelt, bei dem auch glasfaserverstärktes<br />
Polyamid (BASF Ultramid)<br />
als Hauptträgerkomponente<br />
zum Einsatz kommt. Es ist<br />
laut Hersteller das erste Lager<br />
aus diesem Material, das im Fahrwerk<br />
sowohl an der Vorder- als<br />
auch an der Hinterachse von<br />
Pkws eingesetzt wird. Im Vergleich<br />
zu bisherigen Varianten<br />
aus Stahl oder Aluminium biete<br />
es deutliche Vorteile: eine Gewichtsersparnis<br />
von rund 25 %<br />
und eine längere Einsatzdauer.<br />
Gleichzeitig erhöhe sich der Fahrkomfort<br />
durch ein hochisolierendes<br />
Gummielement. Zusammen<br />
mit General Motors LCC hat Conti-<br />
Tech das Stützlager für den neuen<br />
Cadillac CT6.<br />
Das neue zweiteilige Drei-Pfad-<br />
Lager besteht sowohl aus glasfaserverstärktem<br />
Polyamid als auch<br />
aus Aluminiumkomponenten.<br />
Durch das neuartige Design hält<br />
es Stoßbelastungen von 75 kN<br />
stand, die zum Beispiel bei Fahren<br />
durch extreme Schlaglöcher<br />
entstehen können. Durch das<br />
Stützlager wirken zudem nur geringe<br />
Gegenmomente auf den<br />
Stoßdämpfer. Dadurch werde<br />
auch dieses Bauteil weniger belastet<br />
und die Sicherheit im Fahrzeug<br />
erhöht.<br />
www.contitech.de<br />
Verzinkte Warmumformung<br />
Die Antwort auf anspruchsvolle Anforderungen<br />
Gewichtseinsparung bei gleichzeitig<br />
ausgezeichneter Crash-Performance<br />
und hervorragendem<br />
Korrosionsschutz sind nur einige<br />
der umfassenden Anforderungen<br />
der Automobilproduzenten.<br />
In den letzten Jahren haben nach<br />
Aussage von Voestalpine die mittels<br />
Warmumformung hergestellten<br />
ultrafesten Bauteile auf Basis<br />
22MnB5 mit Zn- und AlSi-Beschichtung<br />
im Festigkeitsbereich<br />
1500 MPa den Markt bestimmt.<br />
Das neu entwickelte Phs-Directform<br />
ermögliche nun die direkte<br />
Warmumformung von feuerverzinktem<br />
Bandstahl zu hoch korrosionsbeständigen<br />
Leichtbauteilen<br />
für die Automobilindustrie.<br />
Direkte Warmumformung zeichne<br />
sich laut Hersteller durch Wirtschaftlichkeit<br />
speziell bei geringeren<br />
Stückzahlen aus.<br />
www.voestalpine.com<br />
PUR-System für Verbundwerkstoffe im HP-RTM-Verfahren<br />
Carbonfaser-Composite für robuste Autoteile<br />
Covestro, vormals<br />
Bayer MaterialScience,<br />
hat ein neues<br />
Baydur Matrixsystem<br />
für Carbonfaser-<br />
Strukturbauteile entwickelt,<br />
das sich gegenüber<br />
vergleichbaren<br />
Harzen durch eine<br />
dreifach erhöhte<br />
Energieaufnahme<br />
auszeichnen soll. Im Falle eines<br />
Zusammenstoßes biete es laut<br />
Hersteller somit ein Höchstmaß<br />
an Sicherheit für die Insassen.<br />
OEMs und Zulieferer profitieren<br />
wiederum von der hohen Produktivität,<br />
denn die Herstellung der<br />
Bauteile erfolgt durch Hochdruck-<br />
Harzinjektionsverfahren (High<br />
Pressure Resin Transfer Molding,<br />
HP-RTM). Diese habe sich in<br />
Stückzahlen im niedrigen sechsstelligen<br />
Bereich gut bewährt.<br />
Zunächst werden Gewebe oder<br />
Gelege mit orientierten Carbonfasern<br />
in die offene Form gelegt<br />
und diese geschlossen. Im Laufe<br />
weniger Sekunden wird das niedrigviskose<br />
PUR-System unter hohem<br />
Druck in die geschlossene<br />
Form injiziert. Dank der hohen Reaktivität<br />
des PUR-Systems härtet<br />
der Verbund schnell und vollständig<br />
aus (Snap Cure), und das<br />
Bauteil kann nach kurzer Zeit entformt<br />
und weiterverarbeitet werden.<br />
Die Zykluszeiten liegen bei<br />
nur wenigen Minuten.<br />
www.covestro.com<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 25
AUS DER FORSCHUNG<br />
Weniger Rechenzeit bei Crashsimulationen<br />
Tecosim-Forschungsprojekt will um 25 Prozent schneller sein<br />
Teilmodell ohne Rigids<br />
Bilder: Tecosim<br />
Teilmodell nach Rigids<br />
eingefärbt, Entfernung in<br />
der Reihenfolge orange,<br />
blau, grau, grün<br />
CAE-Spezialisten Tecosim wurde vom<br />
Bundesministerium für Wirtschaft<br />
und Energie (BMWi) im Rahmen des<br />
Innovationsprogrammes Mittelstand<br />
(ZIM) gefördert. Am Standort<br />
München haben die Ingenieure<br />
anhand mehrerer Methoden und<br />
Modelle zeitliche Einsparpotenziale<br />
bei der Crashtestsimulation herausgearbeitet.<br />
Das Ergebnis überrascht:<br />
Um bis zu 25 Prozent kann die<br />
Rechenzeit reduziert werden.<br />
Die numerische Simulation verschiedener<br />
Crashszenarien ist bei der Entwicklung neuer<br />
Fahrzeuge ein wichtiges Instrument. Hochdynamische<br />
und teilweise nichtlineare Prozesse<br />
werden mit speziellen Finite-Element (FE)-Programmen<br />
dargestellt. Obwohl heutige Fahrzeugmodelle<br />
für die Crashsimulation schon<br />
Der Autor: Christoph Kokew, Manager Corporate<br />
Communications bei Tecosim, Rüsselsheim<br />
circa drei Millionen Elemente beinhalten, besteht<br />
der Wunsch nach einer weiteren Detaillierung.<br />
Denn viele bisher nur grob abgebildete<br />
Bauteile haben einen erheblichen Einfluss<br />
auf das Crashverhalten.<br />
Mehr Detaillierung bedingt höhere Rechenzeiten<br />
Eine größere Detaillierung erhöht aber auch<br />
die erforderliche Rechenleistung. So rechnen<br />
aktuelle Modelle je nach Code und Hardware<br />
zwischen 24 und 48 Stunden bei einem Zeitschritt<br />
von einer Mikrosekunde. Um beispielsweise<br />
Gussbauteile sauber abzubilden, müsste<br />
der Zeitschritt auf ein Zehntel bis ein Fünftel<br />
reduziert werden. Dies kann die Rechenzeit<br />
wiederum bis zum Zehnfachen erhöhen.<br />
Daher bestand das Ziel des Forschungsprojektes<br />
in der Entwicklung eines Verfahrens, mit<br />
dem die Rechenzeit für Crashberechnungen<br />
bei steigender Modellgenauigkeit gesenkt<br />
oder zumindest konstant gehalten werden<br />
kann. Die durchgeführte Entwicklung zielte<br />
auf explizite Verfahren ab, die bei der sogenannten<br />
Kurzzeitmechanik (Crashtest, Falltest)<br />
und bei extrem nichtlinearen Effekten<br />
(z. B. Kontakt, starke Dehnungen und Verschiebungen)<br />
angewandt werden.<br />
Vom Rigid-Body zu vollwertigen Bauteilen<br />
In einem ersten Schritt untersuchten die Tecosim-Ingenieure<br />
einfache Ersatzmodelle. Dabei<br />
nahmen sie Teilbereiche des Modells zunächst<br />
als starr (Rigid-Body) an. Diese Ersatzmodelle<br />
benötigten erheblich weniger Rechenleistung,<br />
da keine interne Deformation<br />
berechnet werden musste. Nachdem die Bereiche<br />
das Crashhindernis erreicht hatten,<br />
wurden sie durch Entfernung des Rigid-Bodys<br />
wieder verformbar geschaltet.<br />
In der zweiten Projekthälfte entwickelte das<br />
Team dann Kriterien, um während einer<br />
Crashberechnung automatisch von Rigid-Bodys<br />
auf vollwertige Bauteilmodelle umzuschalten,<br />
sobald diese belastet werden und<br />
für den Crash eine Rolle spielen. Die erste<br />
Idee sah vor, die Rechnung mit einer Abaqus-<br />
Restart-Analyse jeweils neu zu beginnen. Bei<br />
diesem automatischen Abbruch und Neustart<br />
lassen sich in Abaqus die Eigenschaften eines<br />
Elements jedoch nicht verändern. Deshalb<br />
entwickelte Tecosim eine externe Routine, um<br />
den Wechsel von rigid zu deformierbar über<br />
eine Filterfunktion und ein dahinterliegendes<br />
Skript zu steuern. Dabei werden die Rigid-Bodys<br />
aufgelöst, nachdem im angrenzenden de-<br />
26 AutomobilKonstruktion 1/2016
AUS DER FORSCHUNG<br />
Ausgangsbasis<br />
Fahrzeugmodell<br />
Aufteilung des Modells in<br />
Rigid-Body, die nacheinander<br />
deformierbar gestellt werden<br />
formierbaren Bereich die Spannungen einen<br />
bestimmten Wert überschreiten.<br />
Rechenzeitreduzierung an Teilfahrzeugmodell<br />
Um die Rechenzeitersparnis an einem Teilfahrzeugmodell<br />
(Aufprall mit 56 km/h gegen<br />
eine starre Barriere) zu untersuchen, teilten<br />
die CAE-Ingenieure es in mehrere Rigid-Bereiche<br />
auf. Diese wurden im ersten Schritt nach<br />
einer vorgegebenen Zeit, später nach oben<br />
beschriebenem Abbruchkriterium aufgehoben.<br />
Um einen Überblick über die Gesamtrechenzeit<br />
und eine sinnvolle Definition der Rigid-Bodys<br />
zu erhalten, rechneten die CAE-Experten<br />
zuerst das Referenzmodell. Dann bestimmte<br />
das Team für eine erste Potenzialbewertung<br />
feste Rechenzeiten anhand der Referenzrechnung.<br />
Die Rechnung wurde zu den<br />
entsprechenden Zeitpunkten gestoppt, um jeweils<br />
den nächsten Rigid-Body zu entfernen.<br />
Anschließend wurden die Berechnungen mit<br />
Hilfe eines Abbruchkriteriums unterbrochen,<br />
der nächste Rigid-Body entfernt und automatisch<br />
neu gestartet.<br />
Die Ingenieure testeten verschiedene Varianten<br />
aus auftretenden Spannungen, um die Rigid-Bodys<br />
ohne Verlust der Rechengenauigkeit<br />
auf „verformbar“ umzuschalten. Die Rechenzeit<br />
wurde dabei um knapp 19 Prozent<br />
verkürzt. Die schnellste Variante verwendete<br />
Tecosim dann für die Simulation eines Gesamtfahrzeuges.<br />
Reduzierung der Rechenzeit an Gesamtfahrzeug<br />
Die Berechnung des Gesamtfahrzeuges führten<br />
die Simulations-Spezialisten mit der Abaqus-Version<br />
6.12.3 auf acht CPU mit zwölf Gigabyte<br />
Speicher durch. Das Modell hatte circa<br />
520 000 Knoten und rund 2,8 Millionen Freiheitsgrade.<br />
Abschließend stellte Tecosim fest,<br />
dass der Rigid-Body-Ansatz auch für größere<br />
Modelle eine vielversprechende Rechenzeitreduktion<br />
ermöglicht.<br />
Das Modell wurde, wie bei Fahrzeugherstellern<br />
üblich, in verschiedene Includes unterteilt<br />
und für Front-, Heck- und Seitencrashuntersuchungen<br />
vorbereitet. Jedes Include war<br />
zu Beginn ein separater Rigid-Body, der nach<br />
Erreichen des Filterkriteriums entfernt wurde.<br />
Dabei zeigten sich Berechnungseinsparungen<br />
von bis zu zehn Prozent im Vergleich zu plastisch-elastisch<br />
dargestellten Gesamtfahrzeugen.<br />
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die<br />
Rohkarosserie als ein Include von vorn nach<br />
hinten durch das gesamte Fahrzeug reicht und<br />
in einem Schritt deformierbar wurde. Mit einer<br />
geschickteren Rigid-Body-Aufteilung, unabhängig<br />
von den Includes ließen sich Ersparnisse<br />
wie im Teilmodell erreichen.<br />
Variante mit Abbruchfilter überzeugt<br />
Fazit am Ende des Förderprojekts: Die Berechnungsvariante<br />
mit spannungsbasiertem Abbruchfilter<br />
scheint am effektivsten. Sie ermöglicht<br />
Einsparungen der Rechenzeit eines Teilfahrzeugmodells<br />
von circa 20 % sowie eines<br />
Gesamtfahrzeuges von etwa 10 %. Damit wurde<br />
ein großes Teilziel zur anvisierten Rechenzeitersparnis<br />
von 30 bis 40 % erreicht. Durch<br />
zusätzliche Verfeinerungen lässt sich weiteres<br />
Potenzial erschließen. Dank einer geschickten<br />
Rigid-Body-Aufteilung und eines nochmals<br />
optimierten Abbruchkriteriums können Rechenzeitersparnisse<br />
von circa 25 % bei physikalisch<br />
realistischen Ergebnissen erreicht<br />
werden.<br />
Tecosim Venture AG<br />
Tel.: +49 89 552 679-14<br />
a.klier@de.tecosim.com<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 27
CAD + SIMULATION<br />
Antriebsstränge simulieren und prüfen<br />
Schlüsseltechnologie für die nächste Elektrofahrzeug-Generation<br />
Mehrkörpersimulationsmodell eines elektrischen Antriebsstrangs<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
Im Rahmen des BMBF-geförderten<br />
Forschungsprojektes „e-Generation“<br />
entwickelte das Fraunhofer-Institut<br />
für Betriebsfestigkeit und<br />
Systemzuverlässigkeit LBF Methoden<br />
und Werkzeuge für die Simulation<br />
und die experimentelle Prüfung<br />
von elektrischen Antriebssträngen,<br />
um das Schwingverhalten und die<br />
resultierenden Betriebslasten zu<br />
untersuchen.<br />
Erstellt aus Unterlagen<br />
des Fraunhofer LBF,<br />
Darmstadt<br />
Auch wenn man es den meisten derzeit auf<br />
dem Markt befindlichen Modellen nicht ansieht:<br />
Elektrofahrzeuge unterscheiden sich<br />
deutlich von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren.<br />
Nicht nur die Art der Antriebsmaschine<br />
ist anders, sie haben typischerweise<br />
auch kompaktere Getriebe, und ihr Antriebsstrang<br />
zeigt generell veränderte Trägheitsund<br />
Steifigkeitsverhältnisse. Folglich ändert<br />
sich auch ihr Schwingverhalten. Da der Markt<br />
für Elektrofahrzeuge noch sehr jung ist, verfügt<br />
man in der Entwicklung bislang über wenige<br />
Erfahrungen zu diesem Thema.<br />
Entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung<br />
dieser Systeme sind passende Simulationsmodelle<br />
und Prototypentests.<br />
Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />
Hauptziel des Projektes „e-Generation“ war,<br />
die Reichweite von E-Fahrzeugen durch niedrigeren<br />
Energieverbrauch zu erhöhen, die Fertigungskosten<br />
zu senken und eine hohe Pro-<br />
duktqualität für die Alltagstauglichkeit zu realisieren.<br />
Das Fraunhofer LBF hat dabei im Wesentlichen<br />
unterschiedlich detaillierte dynamische<br />
Simulationsmodelle in Form von 1Dbeziehungsweise<br />
3D-Mehrkörpersimulationsmodellen<br />
für ein ausgewähltes Antriebsstrangkonzept<br />
aufgebaut und validiert sowie<br />
die entsprechenden Simulationen mit dem<br />
Blick auf Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />
vorgenommen.<br />
In der ersten Phase des Projekts lag der Fokus<br />
auf einfachen Konzeptmodellen, die den<br />
Hauptfreiheitsgrad der Rotation des Antriebsstrangs<br />
berücksichtigten. Diese dynamischen<br />
1D-Modelle stellen die Torsionskette vom Motor<br />
zu den Rädern und die Fahrzeugdynamik<br />
in Längsrichtung dar. Dabei wurden die für die<br />
Schwingungen im niedrigen Frequenzbereich<br />
wesentlichen Elemente, wie die Reifen und<br />
die Seitenwelle, als flexible Komponenten simuliert.<br />
28 AutomobilKonstruktion 1/2016
Schematische Darstellung der Simulation und Prüfung elektrischer Antriebsstränge<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
Parallel zur Entwicklung der Antriebsstränge<br />
erhöhten die Wissenschaftler die Komplexität<br />
und den Detaillierungsgrad der Modellierung,<br />
um zusätzliche Effekte mit aufzunehmen. Mit<br />
den letztlich entwickelten Mehrkörpersimulationsmodellen<br />
konnten neben dem Drehfreiheitsgrad<br />
auch Anregungen anderer Freiheitsgrade<br />
betrachtet werden. Damit wurde es<br />
möglich, das Modell auch mit den Beschleunigungen<br />
aus der Fahrdynamik (zusätzlich zu<br />
den Antriebsmomenten) anzuregen, die<br />
Schwingungen des kompletten Systems gegen<br />
die Karosserie zu betrachten und die Lasten<br />
an den Antriebsstranglagern zu ermitteln.<br />
Systemschwingungen und Lasten ließen sich<br />
auf diese Weise mit höherer Genauigkeit ermitteln.<br />
Geprüfter Antriebsstrang<br />
auf dem Prüfstand<br />
Unterstützung von 1D bis 3D<br />
Mit den Antriebsstrangprototypen führten die<br />
Forscher eine experimentelle Charakterisierung<br />
am Prüfstand durch. Dafür wurden die<br />
Prototypen mit einem auf realen Manövern<br />
basierenden Prüfprotokoll getestet und verschiedene<br />
mechanische und elektrische<br />
Messsignale aufgenommen. Um das reale Verhalten<br />
des Fahrzeugs zu berücksichtigen,<br />
bauten die Wissenschaftler eine Hardware-inthe-Loop<br />
Testumgebung auf, in der reale dynamische<br />
Reaktionen am Rad eingeleitet wurden.<br />
Dazu leiteten sie gemessene Radgeschwindigkeitsprofile<br />
direkt (open-Loop) ein<br />
oder sie simulierten die Fahrzeuglongitudinaldynamik<br />
(inkl. Räder und Reifen) in Echtzeit.<br />
Durch die unter anderem im Projekt „e-Generation“<br />
gesammelten Erfahrungen kann das<br />
Fraunhofer LBF Hersteller in allen Phasen des<br />
Entwicklungsprozesses, von konzeptionellen<br />
und reduzierten 1D-Torsionsmodellen des Antriebsstrangs<br />
bis zu vollständigen 3D-Mehrkörpermodellen,<br />
begleiten.<br />
Darüber hinaus können auch die Prüfungsund<br />
Verifizierungsphasen entweder mit Open-<br />
Loop-oder Hardware-in-the-Loop-Tests unter<br />
realen Bedingungen getestet werden.<br />
Fraunhofer LBF<br />
Tel.: +49 6151 705-8264<br />
riccardo.bartolozzi@lbf.fraunhofer.de<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 29
CAD + SIMULATION<br />
Frischer Wind für Automobilzulieferer<br />
SAP CAD-Integration für Catia V5 und NX bei Mahle Behr<br />
Datenaustausch mit CenitConnect Collaboration<br />
Bild: Cenit<br />
Bereits vor dem Zusammenschluss<br />
mit Mahle entschied sich Behr für<br />
eine Erneuerung seines PLM-Systems.<br />
Da eine erneute Anpassung<br />
des vor rund 15 Jahren beschafften<br />
Systems im Hinblick auf die Zukunft<br />
unwirtschaftlich erschien, sollte<br />
eine Ablösung des Legacy PLM-Systems<br />
durch SAP PLM 7 erfolgen –<br />
eine strategische Entscheidung, da<br />
beide Unternehmen nach dem<br />
Zusammenschluss nun über die<br />
gleiche Basis ihrer globalen Produktentstehungs-<br />
und Änderungsprozesse<br />
verfügen.<br />
Der Autor: Michael Drews,<br />
Leiter Vertrieb SAP Solutions bei Cenit, Stuttgart<br />
Wie viele Automobilzulieferer arbeitete Mahle<br />
Behr mit einer heterogenen CAD-Landschaft:<br />
Als Hauptsysteme werden Catia V5 von Dassault<br />
Systemes und Siemens NX eingesetzt.<br />
Um eine möglichst einheitliche Arbeitsumgebung<br />
in SAP bereitstellen zu können, galt es,<br />
die beiden CAD-Systeme unter einen Hut zu<br />
bekommen: Gewünscht war eine einheitliche<br />
Oberfläche, die Catia V5- und NX-Daten integriert.<br />
Als zentrale Plattform setzt Mahle Behr<br />
dabei auf das Engineering Control Center<br />
(ECTR). Mit seiner übersichtlichen Darstellung<br />
der für den Konstrukteur relevanten CAD- bzw.<br />
SAP-Objekte sowie seiner komfortablen Bedienung<br />
der ECTR-Funktionen überzeugte es<br />
die Verantwortlichen. Damit ging jedoch die<br />
Herausforderung einher, dass eine Catia<br />
V5-Schnittstelle im ECTR zu diesem Zeitpunkt<br />
nicht existierte. Vor diesem Hintergrund<br />
suchte Mahle Behr nach einem Partner, der<br />
über das notwendige Fachwissen sowie über<br />
Erfahrung in der Catia V5-Integration verfügte.<br />
Cenit bietet mit dem SAP PLM Interface to Catia<br />
ein offiziell premiumqualifiziertes SAP-Produkt<br />
auf der SAP-Preisliste an – die geforderte<br />
fachliche Expertise war gefunden. Die bereits<br />
bestehende Zusammenarbeit mit dem ECTR-<br />
Entwickler DSC Software AG und somit die tiefe<br />
Kenntnis der Plattform war ein weiteres Argument,<br />
mit dem das Stuttgarter IT-Unternehmen<br />
im Auswahlprozess überzeugte. „Unsere<br />
Entscheidung fiel auf Cenit, weil wir diesem<br />
Unternehmen eine derartige Produktentwicklung<br />
inklusive Wartung und Pflege klar zugetraut<br />
haben“, begründet Werner Buchmeier,<br />
Projektleiter/Leiter PDM-Methoden bei Mahle<br />
Behr sein Votum.<br />
Produktsuite als zentraler Lösungsbestandteil<br />
Auf Basis gemeinsamer Analysen mit Mahle<br />
Behr definierten die Cenit-Experten eine Lösung,<br />
die sich auf zwei Herausforderungen fokussierte:<br />
die Entwicklung einer Catia<br />
V5-Schnittstelle für ECTR und die Sicherstellung<br />
optimaler CAD-Datentransfers zwischen<br />
den global verteilten Standorten und<br />
dem weltweiten Partner- und Kundennetzwerk<br />
des Unternehmens. Bei der Entwicklung einer<br />
direkten Schnittstelle für das Engineering<br />
Control Center kam die Cenit-eigene Software-<br />
30 AutomobilKonstruktion 1/2016
lösung „Engineering Control Center Interface<br />
to Catia V5“ zum Einsatz, die sich durch eine<br />
konsistente Datenorganisation sowohl in Catia<br />
V5 als auch in SAP auszeichnet.<br />
Um eine schnelle und sichere Versorgung der<br />
Standorte in Deutschland, Indien, Frankreich,<br />
Brasilien und den USA mit den entsprechenden<br />
CAD-Daten zu garantieren, wurde die<br />
Software „CenitConnect Collaboration“ eingesetzt<br />
– dies in zwei Ausprägungen: Der Document<br />
Distribution Manager sollte die Versorgung<br />
der weltweiten Cache-Server mit umfangreichen<br />
CAD-Daten, wie z.B. komplexen<br />
3D-Originalen, sicherstellen. Das Ziel lautete:<br />
schneller Zugriff auf Daten und geringere Antwortzeiten.<br />
Für den Datenaustausch mit Kunden<br />
und Partnern, wie z.B. Bauraumdaten in<br />
CAD-Format, sollte das der Enterprise Connector<br />
verwendet werden. Mit Hilfe dieser<br />
Software können CAD-Strukturen von verschiedenen<br />
CAD-Systemen sowohl in SAP eingeladen<br />
als auch für Kunden oder Lieferanten<br />
exportiert werden. Über den Datenaustausch<br />
hinaus kommt die CenitConnect Data Exchange<br />
Software bei Mahle Behr noch in einem<br />
zweitem Bereich zum Einsatz: Das Tool<br />
unterstützt gleichzeitig auch die Migration der<br />
Bestandsdaten ins SAP.<br />
Das Engeneering Control Center bietet eine einheitliche Oberfläche zur Verwaltung<br />
der Produktdaten – unabhängig vom CAD-System<br />
Bild: Cenit<br />
Straffer Zeitplan und agile Projektmethodik<br />
Betrachtet man den Projektablauf, blicken Cenit<br />
und Mahle Behr auf ein ambitioniertes Projekt<br />
zurück: Nach der gemeinsamen Ermittlung<br />
der Anforderungen startete Cenit im<br />
Herbst 2011 mit der Entwicklung der ECTR-<br />
V5-Schnittstelle, die bis Ende 2012 realisiert<br />
und um kundenspezifische Anpassungen erweitert<br />
wurde. Ein halbes Jahr später, d.h. im<br />
Juni 2013, startete der Pilotbetrieb mit zehn<br />
Fahrzeug-Projekten. Nach erfolgreichem Abschluss<br />
auch dieser Phase startete 2014 die<br />
rollierende Migration aller Entwicklungsprojekte<br />
ins SAP-System.<br />
Angesichts der zeitlichen sowie inhaltlichen<br />
Zielsetzung des Projekts war die reibungslose<br />
Zusammenarbeit zwischen Cenit und Mahle<br />
Behr ein zentraler Erfolgsfaktor: „Die Hauptschwierigkeit<br />
des Vorhabens war klar die Zeit.<br />
Mit rund anderthalb Jahren für die Programmierung<br />
und Implementierung der Catia-<br />
Schnittstelle sowie der NX-Integration war der<br />
geplante Zeitraum sportlich gesetzt. Aufgrund<br />
des Pioniercharakters sowie weiterer Gegebenheiten<br />
war es ein Projekt mit hoher Dynamik.<br />
Die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
hat entscheidend dazu beigetragen, dass das<br />
Vorhaben für alle ein Erfolg wurde“, so das Fazit<br />
von Peter Preß, Projektleiter bei Cenit. Um<br />
tatsächlich ein maßgeschneidertes Ergebnis<br />
zu erhalten, waren auch ECTR-Entwickler der<br />
DSC in den Prozess involviert.<br />
Um den Faktor Zeit bestmöglich zu beherrschen,<br />
wählte das Projektteam eine agile Projektmethodik,<br />
die Schulung der Administratoren<br />
erfolgte on the Job. So konnte man ergebnisorientiert<br />
arbeiten und den Fortschritt optimal<br />
steuern. Die Basis der Zusammenarbeit<br />
bildeten monatliche Lenkungskreismeetings<br />
der Projektpartner SAP, DSC und Cenit, um<br />
auftretende Herausforderungen zu besprechen.<br />
Weitere, regelmäßige zyklische Abstimmungs-Meetings<br />
zwischen Cenit und Mahle<br />
Behr sorgten dafür, dass Anforderungen und<br />
Umsetzung Hand in Hand gingen. „Wichtig für<br />
Gestartet in einer kleinen Werkstatt entwickelte sich<br />
Behr – heute Mahle Behr GmbH & Co. KG – im Laufe eines<br />
Jahrhunderts zu einem der weltweit größten Hersteller<br />
für Fahrzeugklimatisierung und Motorkühlung<br />
Bild: Mahle Behr<br />
uns war es, im gesamten Prozess einen Partner<br />
zu haben, der unsere klaren Vorstellungen<br />
umsetzte. Gleichzeitig sollte er aber auch ein<br />
Berater sein, auf dessen Kompetenz wir vertrauen<br />
konnten. Wir wurden nicht enttäuscht“,<br />
beschreibt Dieter Heinle, Leiter F+E<br />
Prozesse und Methoden bei Mahle Behr die<br />
Zusammenarbeit.<br />
Entscheidender Meilenstein<br />
Nach erfolgreichem Pilotbetrieb steht den<br />
rund 500 weltweiten Catia-/NX-Anwendern<br />
bei Mahle Behr mit dem Engineering Control<br />
Center eine einheitliche Oberfläche zur Verwaltung<br />
ihrer Produktdaten zur Verfügung –<br />
unabhängig vom CAD-System. Einer der klaren<br />
Vorteile der erfolgten Integration: Die Anbindung<br />
an das bisherige Stücklisten- und Änderungsmanagement<br />
kann über eine zentrale<br />
Anwendung erfolgen. Die Schnittstelle verwaltet<br />
zudem auch Baugruppen mit, nicht nur<br />
Einzelteile. „Damit ist das Stücklistenwesen<br />
im SAP eingebunden – ein klarer Erfolg“, fasst<br />
Jörg Stenner, Leiter CAD Methoden & Tools<br />
Entwicklung bei Mahle Behr, zusammen.<br />
Zu den quantifizierbaren Ergebnissen der<br />
Schnittstellen-Entwicklung sowie erfolgter Migration<br />
zählt zudem die Qualität der Daten,<br />
die enorm gestiegen ist. „Unser Projekt zur<br />
Einführung von SAP PLM 7 und zur Optimierung<br />
unserer globalen Produktentstehungsund<br />
Änderungsprozesse geht aber noch weiter.<br />
Im Zuge der geplanten Erweiterungen im<br />
Bereich Usability und weiteren Möglichkeiten<br />
zur Multi CAD Release-Nutzung haben wir<br />
zwar noch Einiges vor uns. Mit der ECTR-V5-Integration<br />
haben wir jedoch bereits einen entscheidenden<br />
Meilenstein erreicht“, so das Fazit<br />
von Werner Buchmeier von Mahle Behr.<br />
Cenit AG<br />
Tel.: +49 711 7825-30<br />
info@cenit.de<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 31
CAD + SIMULATION<br />
Kürzere Entwicklungszeiten in der Ventilauslegung<br />
Neues Modell zur Simulation der dynamischen Ventilbelastung beim Schließvorgang<br />
Um zeitintensive Entwicklungsschleifen<br />
bei der Auslegung von<br />
Ventilen zu vermeiden, hat Federal-<br />
Mogul Powertrain eine vereinfachte<br />
transiente dynamische Simulation<br />
des Schließvorgangs entwickelt.<br />
So können die Ingenieure zuverlässig<br />
Verformungen und Spannungen<br />
unter Last berechnen und damit<br />
Aussagen zu Lebensdauer und<br />
Materialauswahl treffen.<br />
Bei der Auslegung von Ein- und Auslassventilen<br />
in hochaufgeladenen Verbrennungsmotoren<br />
liegt ein besonderes Augenmerk auf dem<br />
Schließvorgang. Bei diesem trifft das Ventil<br />
meistens einseitig auf den Sitzring, was zu erheblichen<br />
Belastungen im Ventilschaft führen<br />
kann. Eine von Federal-Mogul Powertrain entwickelte<br />
und erprobte dynamische Simulation<br />
des Schließvorgangs ermöglicht eine genaue<br />
Erfassung dieser Belastung und somit eine sicherere<br />
Auslegung der Komponente bereits in<br />
der Konzeptphase, insbesondere im Hinblick<br />
auf die Berechnung der Lebensdauer.<br />
Zum Zeitpunkt der Auslegung von Ventilen für<br />
Unterschiedliche Designs, wie<br />
die eingeschnürte oder die konische<br />
Form der Ventile, haben einen<br />
deutlichen Einfluss auf die<br />
zu erwartenden Belastungen<br />
Bilder: Federal Mogul<br />
neue Motorenprojekte befindet sich in der Regel<br />
auch der Ventiltrieb noch in der Entwicklung.<br />
Ventilhersteller müssen sich deshalb auf<br />
die Anwendung vereinfachter Simulationsmodelle<br />
beschränken, welche die Belastungen<br />
für das Ventil auf wesentliche Einflussgrößen<br />
wie z.B. die Ventilschließgeschwindigkeit, die<br />
Rückstellkraft der Ventilfeder sowie das Spiel<br />
zwischen Ventilschaft und Führung reduzieren.<br />
„Für die Auslegung von Einlass- und Auslassventilen<br />
ist die Belastung beim Ventilschließen<br />
ein entscheidender Faktor“, sagt<br />
Gian Maria Olivetti, Chief Technology Officer<br />
bei Federal-Mogul Powertrain. „Mit der neuen<br />
Simulationsmethode können wir schnell die<br />
zu erwartenden maximalen Ventilbelastungen<br />
ermitteln, um so eine zielgerichtete und zeitsparende<br />
Entwicklung zu gewährleisten.“<br />
Unterschiedliche Designs<br />
Mit den aus der transienten dynamischen Finite-Elemente-Simulation<br />
ermittelten Spannungen<br />
beim Ventilschließen lassen sich neben<br />
der Lebensdauerberechnung auch die potenziellen<br />
Risiken möglicher Ventil-Designs<br />
bewerten. „Unterschiedliche Designs wie die<br />
eingeschnürte oder die konische Form der<br />
Ventile haben einen deutlichen Einfluss auf<br />
die zu erwartenden Belastungen“, erläutert<br />
Guido Bayard, Director Technology, Federal-<br />
Mogul Powertrain. „Mit unserer vereinfachten<br />
FE-Simulation können wir bereits in einem frühen<br />
Stadium der Ventilentwicklung zuverlässige<br />
Entscheidungen hinsichtlich Design sowie<br />
Material und zudem eine schnelle Aussage zu<br />
maximalen Ventilbelastungen und -schädigungen<br />
treffen.“<br />
Die mit dem Simulationsmodell ermittelten Ergebnisse<br />
konnten in einem von Federal-Mogul<br />
Powertrain entwickelten Prüfstand bestätigt<br />
werden. Dieser ermöglicht die Betätigung eines<br />
einzelnen Ventils sowie die Bewertung<br />
einzelner Schließvorgänge. Im Vergleich zu einem<br />
kompletten Zylinderkopf eignet er sich<br />
besser für die Validierung des Simulationsmodells<br />
hinsichtlich der Anforderungen an Flexibilität<br />
der testbaren Geometrie, Kontrollierbarkeit<br />
der Messungen und Zugänglichkeit<br />
der Messtechnik.<br />
Federal Mogul Powertrain<br />
Tel.: +49 0611 201 9190<br />
Ursula.Hellstern@federalmogul.com<br />
Ein von Federal-Mogul<br />
Powertrain entwickelter<br />
Prüfstand ermöglicht die<br />
Betätigung eines einzelnen<br />
Ventils sowie die<br />
Bewertung einzelner<br />
Schließvorgänge<br />
Erstellt aus Unterlagen von<br />
Federal Mogul Powertrain<br />
32 AutomobilKonstruktion 1/2016
Mehr Sicherheit in Leichtmetall.<br />
CarMaker/HIL mit Hardware von National Instruments kompatibel<br />
Leistungsstarkes Gesamtpaket<br />
Die offene Integrations- und Testplattform<br />
CarMaker/HIL von IPG<br />
Automotive kann ab sofort in<br />
Kombination mit der weit verbreiteten<br />
PXI-Plattform für Prüf-,<br />
Mess-, Steuer- und Regelungsanwendungen<br />
von National Instruments<br />
(NI) genutzt werden. Mit<br />
der neuen Anbindungsmöglichkeit<br />
profitieren nun auch PXI-Anwender<br />
uneingeschränkt von<br />
sämtlichen Features der CarMaker-Produktfamilie<br />
für die Anwendungsbereiche<br />
Fahrdynamik, Fahrerassistenz<br />
und Powertrain.<br />
CarMaker bietet unzählige Möglichkeiten<br />
einzelne Fahrzeugkomponenten,<br />
Fahrzeugsysteme oder<br />
Gesamtfahrzeuge durchgängig<br />
gewohnte CarMaker-Benutzeroberfläche<br />
zugreifen, um seine<br />
Modelle zu parametrieren und deren<br />
Verhalten zu analysieren sowie<br />
mittels Test Manager die bewährte<br />
Testautomatisierung nutzen.<br />
Hierbei unterstützt ihn die<br />
Online-Animation durch IPGMovie,<br />
welche den Gesamtzustand<br />
des Fahrzeugs zu jedem Zeitpunkt<br />
visualisiert. Parallel dazu<br />
ist auch der Zugriff auf die Lab-<br />
VIEW- oder VeriStand-Benutzeroberflächen<br />
möglich, sodass die<br />
Funktionalitäten aller beteiligten<br />
Tools uneingeschränkt genutzt<br />
werden können.<br />
Die Einbindung und Ansteuerung<br />
der I/O-Hardware erfolgt mit den<br />
EJOT<br />
ALtracs®<br />
Plus<br />
Die ALtracs ® Plus Schraube ist ein spezielles Verbindungselement<br />
für die Direktverschraubung in Leichtmetalle. Die Verschraubung<br />
erfolgt direkt im gegossenen Loch. Dadurch sind<br />
durch das Einsparen der bisher üblichen Arbeitsschritte signi-<br />
® Plus furcht<br />
beim Einschrauben ein geometrisch gestärktes, metrisch kompatibles<br />
Mutterngewinde.<br />
Wir unterstützen Sie gerne bei Ihrem nächsten Projekt!<br />
www.industrie.ejot.de<br />
EJOT Qualität verbindet ®<br />
EJOT GmbH & Co. KG Industrial Division<br />
über den gesamten Entwicklungszyklus<br />
– von Model- und Software-in-the-Loop<br />
bis hin zu Hardware-<br />
und Vehicle-in-the-Loop –<br />
im Gesamtsystem virtuell zu testen<br />
und zu optimieren.<br />
Sowohl die Systemdesignsoftware<br />
LabVIEW von National Instruments<br />
als auch VeriStand, die<br />
Softwareumgebung zum Konfigurieren<br />
von Echtzeittestanwendungen,<br />
ist ab sofort in Kombination<br />
mit CarMaker nutzbar. Zudem bietet<br />
das Produktportfolio nun auch<br />
PXI-kompatible I/O-Module zur<br />
Erweiterung der NI-Hardware.<br />
Der Anwender kann, sowohl in<br />
der Vorbereitungsphase als auch<br />
während der Simulation, auf die<br />
vielfach bewährten Mechanismen<br />
von National Instruments, welche<br />
es erlauben, aus der CarMaker-Simulation<br />
heraus auf alle verfügbaren<br />
Ein- und Ausgangssignale<br />
zuzugreifen. Bei Bedarf lassen<br />
sich zudem externe Modelle von<br />
verschiedenen Entwicklungsumgebungen<br />
(Matlab, GT etc.) mit<br />
Hilfe des CarMaker Model Managers<br />
– auch als FMUs – in das Gesamtsystem<br />
integrieren. Der<br />
Wechsel zwischen unterschiedlichen<br />
Modellen erfolgt hierbei mit<br />
einem Klick ohne Neukompilieren<br />
der Anwendung, erneutes Herunterladen<br />
auf die Hardware und<br />
Neustart der Anwendung.<br />
www.ipg.de<br />
Die unabhängige deutschsprachige CAE-Konferenz:<br />
Berechnung und Simulation:<br />
Anwendungen – Entwicklungen – Trends<br />
25. - 27. April 2016, Bamberg<br />
Neutral – übergreifend – unabhängig<br />
Plenarvorträge u. a. von:<br />
Adam Opel, Audi, Daimler, John Deere,<br />
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt,<br />
Stadler Rail, Universität Erlangen-Nürnberg, ...<br />
+80 Fachvorträge aus Industrie, Forschung und Lehre<br />
Spezialforum: Additive Fertigung / 3D-Druck<br />
Workshops und Diskussionsrunden<br />
Umfangreiche Hard- und Softwareausstellung<br />
Schulungen<br />
NAFEMS<br />
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1/2016 AutomobilKonstruktion 33
ANTRIEB<br />
„Lösungen entwickeln und nicht nur<br />
ein Produkt verkaufen“<br />
Erst kürzlich gab James R. Verrier, President und<br />
Chief Executive Officer von Borg Warner, eine Umsatzsteigerung<br />
von derzeit 8,3 auf 15 Milliarden US-Dollar<br />
bis 2020 als strategisches Ziel des Unternehmens<br />
bekannt. Wir sprachen mit ihm unter anderem über<br />
künftige Trends in der Automobilindustrie, deren<br />
Auswirkungen auf die Zulieferer und wie das<br />
Unternehmen den Herausforderungen begegnet.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Die Automobilindustrie steht vor<br />
beträchtlichen Herausforderungen. Was sind<br />
für Sie weltweit die entscheidenden Trends<br />
zum Thema Antriebsstrang?<br />
Die Trends beim Antriebsstrang formen sich<br />
auf der ganzen Welt nach den zunehmend<br />
strengeren Abgasnormen und der Nachfrage<br />
nach mehr Kraftstoffeffizienz. Die Verbraucher<br />
legen gleichzeitig Wert auf die Performance<br />
eines Fahrzeugs. Somit ist eine konstant ansteigende<br />
Nachfrage nach kraftstoffsparenden,<br />
umweltfreundlichen Fahrzeugen zu erwarten,<br />
die parallel dazu einzigartigen Fahrspaß<br />
bieten.<br />
Das Interview führte Jürgen Goroncy,<br />
freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />
„Globale Präsenz und eine<br />
breite Wissensbasis<br />
sind essentiell, um Produktreihen<br />
anbieten zu<br />
können, die exakt auf die<br />
Gegebenheiten und besonderen<br />
Bedürfnisse<br />
der einzelnen Märkte zugeschnitten<br />
sind.“<br />
James R. Verrier ist President<br />
und Chief Executive Officer von<br />
Borg Warner<br />
Die Effizienz des Verbrennungsmotors zu optimieren<br />
zählt zu den wesentlichen Trends. Um<br />
dabei die nächste Stufe zu erreichen, bedarf<br />
es einer systemübergreifenden Herangehensweise.<br />
Die Kombination von Abgasrückführung<br />
(AGR) und AGR-Kühlung in Verbindung<br />
mit fortschrittlichen Turbolader- und Getriebetechnologien<br />
kann dazu beitragen, den gesamten<br />
Antriebsstrang zu optimieren.<br />
Ein weiterer Trend ist die steigende Nachfrage<br />
nach Allradtechnik (AWD) bei allen Fahrzeugtypen.<br />
Die Endkunden haben erkannt, dass<br />
sich bei mit Allrad ausgestatteten Fahrzeugen<br />
nicht nur die Traktion, sondern auch das<br />
Handling, die Fahrdynamik und die Stabilität<br />
des Fahrzeugs verbessern.<br />
Die Elektrifizierung und Hybridisierung von<br />
Fahrzeugen sind ebenfalls im Kommen und<br />
bieten ein gewaltiges Wachstumspotenzial.<br />
Stopp/Start-Systeme zum Beispiel können<br />
den Kraftstoffverbrauch um bis zu zehn Prozent<br />
reduzieren und das bei sehr geringen zusätzlichen<br />
Kosten. Wir beobachten einen<br />
drastischen Anstieg beim Einsatz dieser Technologie.<br />
Borg Warners Eco-Launch Magnetventil<br />
ermöglicht eine kostengünstige, gut<br />
funktionierende Verknüpfung von diesen<br />
Stopp/Start-Systemen mit aktuellen Automatikgetrieben.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Was bedeuten diese Anforderungen<br />
für global agierende Zulieferer?<br />
Die Komplexität nimmt zu. Eine größere Anzahl<br />
an Produkten, kürzere Technologiezyklen,<br />
der steigende Innovationsdruck und die<br />
globalen Netzwerke stellen eine zunehmende<br />
Herausforderung für die Zulieferer dar. Der<br />
harte Wettbewerb macht Effizienz, Innovation<br />
und Flexibilität zu einem Muss. Das Streben<br />
der OEMs nach optimierten Technologien für<br />
den Antriebsstrang erfordert es, dass Forschung<br />
und Entwicklung in enger Zusammenarbeit<br />
mit den Autoherstellern stattfinden. Wir<br />
arbeiten aus Überzeugung eng mit unseren<br />
Kunden zusammen. Unser Ziel ist es eine Lösung<br />
zu entwickeln und nicht nur ein Produkt<br />
zu verkaufen. Nur so entstehen echte Innovationen.<br />
Globale Präsenz und eine breite Wissensbasis<br />
sind essentiell, um Produktreihen anbieten zu<br />
können, die exakt auf die Gegebenheiten und<br />
besonderen Bedürfnisse der einzelnen Märkte<br />
zugeschnitten sind. Wir bieten beispielsweise<br />
eigens für den brasilianischen Markt entwickelte<br />
Flex-Fuel-Turbolader für Benzinmotoren<br />
an, die sowohl mit einem Ethanolanteil von 25<br />
Prozent als auch mit reinem Ethanol betrieben<br />
werden können.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Sie erwähnten bereits die Effizienzsteigerungen<br />
beim Verbrennungsmotor<br />
und beim Antriebsstrang als globale Trends<br />
der nächsten Jahre. Über welche Technologien<br />
verfügt Borg Warner um diesen Herausforderungen<br />
zu begegnen?<br />
34 AutomobilKonstruktion 1/2016
Die geregelte Aufladegruppe mit drei<br />
Turboladern vereint hohe spezifische<br />
Leistung einer zweistufigen Aufladung mit<br />
den guten Fahreigenschaften, die eine<br />
parallel-sequenzielle Aufladung bietet<br />
Bilder: BorgWarner<br />
Im Zuge des beständigen Wachstums von Borg Warner<br />
wird die Erweiterung des Powertrain Technical Centers in<br />
Auburn Hills voraussichtlich bald abgeschlossen sein<br />
Wir besitzen ein sehr starkes Portfolio an<br />
hochentwickelten Technologien. Unsere Turbolader<br />
sind eine Schlüsseltechnologie für<br />
moderne Motoren. Wir bieten zum Beispiel<br />
ein geregeltes zweistufiges Aufladesystem an,<br />
das sein Debüt 2004 in einem Diesel-Pkw feierte,<br />
die erste geregelte Aufladegruppe mit<br />
drei Turboladern weltweit sowie Turbolader<br />
mit variabler Turbinengeometrie für Dieselund<br />
Ottomotoren. Zudem verfügen wir in unserem<br />
Portfolio über elektrische, elektrisch<br />
unterstützte und elektrisch angetriebene Turbolader.<br />
Die Kombination von Turboaufladung und Abgasrückführung<br />
kann das komplette Motorsystem<br />
optimieren. Gekühlte AGR unterstützt<br />
die Emissionsreduzierung bei Diesel- und Ottomotoren<br />
mit direkter Einspritzung. Unsere<br />
fortschrittlichen Zündungstechnologien helfen<br />
dabei, eine magere Verbrennung und gesteigerte<br />
AGR zu ermöglichen – immer mit<br />
dem Ziel, die Leistung zu verbessern und<br />
Emissionen zu reduzieren. Außerdem bietet<br />
Borg Warner eine Reihe von Technologien mit<br />
variabler Nockenwellensteuerung an, die zu<br />
einer Effizienzsteigerung des Motors führen<br />
und gleichzeitig dessen Gewicht, Umfang und<br />
Komplexität verringern.<br />
Für den Antriebsstrang verfügt Borg Warner<br />
unter anderem über Lösungen für Doppelkupplungen<br />
wie unser DualTronic Kupplungsund<br />
Kontrollmodul. Der Fahrer profitiert hier<br />
von geringeren Abgasemissionen und einem<br />
Gangwechsel ohne spürbare Zugkraftunterbrechung.<br />
Darüber hinaus bieten Doppelkupplungsgetriebe<br />
großes Potenzial für einen<br />
Einsatz in Elektro- und Hybridfahrzeugen.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Welche Richtung nimmt Ihrer<br />
Meinung nach die Entwicklung beim Antriebsstrang?<br />
Wir erwarten eine zunehmende Nachfrage<br />
hinsichtlich der Hybridisierung und Elektrifizierung<br />
von Fahrzeugen. Fortschrittliche Ver-<br />
brennungsmotoren mit Stopp/Start-Systemen<br />
und neueste Turbolader wie unser eBooster<br />
gehören zukünftig zum Alltag und bieten zusätzliche<br />
Möglichkeiten. Wir haben eine Vielzahl<br />
an Technologien entwickelt, die die<br />
OEMs dabei unterstützen sollen die weltweit<br />
immer strengeren Emissionsvorschriften zu<br />
erfüllen und deren Einführung in den nächsten<br />
Jahren geplant ist.<br />
www.borgwarner.com<br />
Zur Person<br />
James R. Verrier ist seit Januar 2013 President und<br />
Chief Executive Officer von Borg Warner Inc. Seit seinem<br />
Eintritt ins Unternehmen im Jahr 1989 begleitete<br />
er unterschiedliche Positionen und Aufgaben, beispielsweise<br />
im Qualitätsmanagement, Personalwesen<br />
sowie im operativen Management.<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 35
ANTRIEB<br />
Heißer Kandidat<br />
Werkstoff für abgasnormkonforme Antriebs- und Motorenkonzepte bis 900 °C<br />
Zapp liefert unter anderem<br />
Präzisionsbänder,<br />
-folien und Bimetall<br />
Bild: Zapp<br />
Immer neue Abgasnormen stellen<br />
erhöhte Anforderungen an die<br />
Werkstoffe für Abgassystem und<br />
Turbo lader. Der aus der Luftfahrt -<br />
industrie kommende Werkstoff<br />
Haynes 282 alloy eignet sich im<br />
Automotive-Bereich aufgrund seiner<br />
besonderen Eigenschaften – etwa<br />
hinsichtlich der Kriechbeständigkeit<br />
– vor allem für Übergänge,<br />
Ringe, Düsen, Gehäuse und Ringdichtungen.<br />
Die Autorin: Hedieh Barkemeyer, Technical Customer<br />
Service, High Temperature Alloys, Energy and Transportation,<br />
Specialty Materials, Zapp, Ratingen<br />
Die ab dem 1. September 2015 für alle Fahrzeuge<br />
verbindliche Euro-6-Norm stellt die<br />
Fahrzeughersteller vor hohe Anforderungen:<br />
Es gilt, die Emissionen erheblich zu reduzieren<br />
und dabei Verbrauch und Leistung der<br />
Motoren zu verbessern. Der konstruktive Aufwand,<br />
um abgasnormkonforme Motoren und<br />
Antriebe zu entwerfen und zu bauen, ist immens.<br />
Die neuen Vorgaben erfordern den Einsatz<br />
von Partikelfilter, SCR-Katalysator, Ad-<br />
Blue-Tank sowie diverse Heizelemente, Sensoren,<br />
Turbinen und Verdichter, die im Fahrzeug<br />
ihren Platz finden müssen.<br />
Das stellt die Fahrzeugkonstrukteure vor<br />
große Herausforderungen: Je größer die Ansammlung<br />
von „Aggregaten“, umso größer<br />
werden auch Gewicht und Abgasgegendruck.<br />
Lösungsansätze sind beispielsweise eine bessere<br />
Entkoppelung von Motor und Abgas -<br />
anlage sowie eine optimierte Aufhängung, die<br />
Bewegungen und Verspannungen reduziert.<br />
Damit lassen sich einerseits Wanddicke und<br />
Gewicht verringern und andererseits der<br />
Durchmesser vergrößern, so dass der Gegendruck<br />
sinkt. Dieses Konzept macht den Einsatz<br />
von hochtemperaturfesten und gewichtssparenden<br />
Werkstoffen erforderlich, die Abgastemperaturen<br />
von bis zu 900 °C widerstehen<br />
können. Auf diese Weise lässt sich das<br />
durch die baulichen Maßnahmen steigende<br />
Mehrgewicht der Abgasanlagen im Vergleich<br />
zu den für die Euro-5-Norm optimierten Anlagen<br />
in Höhe von 10 % bis 15 % zumindest teilweise<br />
ausgleichen.<br />
Vorbild Luftfahrtindustrie<br />
Derart belastbare Werkstoffe wurden und<br />
werden bereits für die Luftfahrtindustrie entwickelt<br />
und eingesetzt. Aufgrund der gestiegenen<br />
Anforderungen finden sie nunmehr<br />
auch ein Anwendungsfeld in der Automobil -<br />
industrie. Ein solcher Werkstoff, der seiner<br />
Historie nach eigentlich aus dem Luftfahrt-Bereich<br />
kommt und sich als „heißer“ Kandidat<br />
36 AutomobilKonstruktion 1/2016
für neue Motorenkonzepte anbietet, wird von<br />
Haynes International Inc. hergestellt und von<br />
der Zapp Materials Engineering GmbH in<br />
Ratingen vertrieben: Haynes 282 alloy.<br />
Dabei handelt es sich um eine ausscheidungshärtbare<br />
Nickelbasislegierung mit<br />
exzellenter Kriechbeständigkeit zwischen<br />
816 und 930 °C für unterschiedliche Hoch -<br />
temperaturanwendungen sowohl im Luftfahrt-<br />
Bereich als auch im Automotive- und Gas -<br />
turbinen-bereich. Speziell im Automotive-<br />
Bereich bewährt sich der Werkstoff aufgrund<br />
seiner besonderen Eigenschaften vor allem<br />
bei Übergängen, Ringen, Düsen, Gehäusen<br />
und Ringdichtungen im Abgasstrang und<br />
Turbolader.<br />
Belastbarkeit und Formbarkeit<br />
Der Aushärtemechanismus, der dem Werkstoff<br />
seine besonderen Eigenschaften verleiht,<br />
basiert neben der Mischkristallverfestigung<br />
auf der Ausscheidung der γ-Phase durch<br />
Wärmebehandlung. Die γ-Phase besteht zum<br />
großen Teil aus feinen, homogenen Ni 3 (Ti, Al)-<br />
Ausscheidungen, die sich entlang der Korngrenzen<br />
bilden. Ähnlich wie in der Grund -<br />
matrix besitzt die γ-Phase eine kubischflächenzentrierte<br />
Kristallstruktur und weist<br />
daher eine niedrige Grenzflächenspannung<br />
auf, die sich in einer guten Langzeitstabilität<br />
bei hohen Temperaturen bemerkbar macht –<br />
Eigenschaften, die auch im Automobilbau<br />
sehr geschätzt werden.<br />
festigkeit (siehe Tabelle 1) und ebenso zu<br />
einer beträchtlichen Kriechfestigkeit. Ist der<br />
Anteil der γ-Phase allerdings zu groß, kann<br />
das zu Problemen bei der Verarbeitung führen,<br />
etwa zu einer spannungs- und alterungsinduzierter<br />
Rissbildung. Diese Effekte sind<br />
weder seitens der Luftfahrt- noch der Automotive-Industrie<br />
erwünscht.<br />
Niedrigere γ-Anteile wiederum ermöglichen<br />
eine verbesserte Verarbeitbarkeit. Aus diesem<br />
Grund wurde der Gesamtphasenanteil von<br />
γ-Phase in Haynes 282 alloy sorgfältig eingestellt.<br />
Der gut ausbalancierte Anteil an γ-Phase<br />
erlaubt es 282 alloy die außerordentlich<br />
gute Verarbeitbarkeit bei gleichzeitiger exzellenter<br />
Festigkeit. Damit wird die Herstellung<br />
von dünnen Blechen und sogar Band möglich.<br />
Der stärkste Faktor bei der Kontrolle dieser<br />
Phase ist der Anteil von Aluminium und Titan,<br />
wie in Tabelle 1 für verschiedene Legierungen<br />
aufgezeigt. Der gesamte Anteil an den Legierungsbestandteilen<br />
Aluminium und Titan für<br />
Haynes 282 alloy ist mengenmäßig zwischen<br />
Haynes 263 alloy (zwar gut zu verarbeiten,<br />
aber von geringerer Festigkeit) und Waspaloy<br />
und R-41 (größere Festigkeit als 263 alloy,<br />
aber wesentlich aufwändiger zu verarbeiten)<br />
angesiedelt.<br />
Haynes 282 alloy vereint in sich also eine<br />
optimale Hochtemperatur-Beständigkeit und<br />
gute Formungseigenschaften und weist damit<br />
ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal auf.<br />
AIR<br />
BLEED<br />
Effektives Entlüften<br />
durch Kleinstblenden<br />
von Lee…<br />
Bild: Zapp<br />
…in vielen Varianten<br />
für den Einbau in<br />
Metall oder Kunststoff.<br />
Siebgeschützt.<br />
Tabelle 1: Der berechnete Gesamtphasenanteil für Al+Ti in 282 alloy lag bei 19 %, was zwischen 263 alloy mit<br />
12 % und den Legierungen Waspaloy und R-41 mit 24 % respektive 27 % liegt<br />
Ein weiterer entscheidender Punkt für den<br />
Einsatz von Hochleistungslegierungen in Verbrennungsanlagen<br />
und anderen automobilen<br />
Anwendungsbereichen ist die Verarbeitbarkeit,<br />
also sowohl die Schweißbarkeit als auch<br />
die Umformbarkeit. Um diese Eigenschaft zu<br />
erreichen, ist das sorgfältige Ausbalancieren<br />
des Anteils der γ-Phase sehr wichtig. Ein höherer<br />
γ-Anteil führt zu positiven und folglich<br />
gewünschten Effekten wie einer hohen Zug-<br />
Zur Zusammensetzung<br />
Haynes 282 alloy besteht aus Chrom, Kobalt,<br />
Molybdän, Aluminium und Titan. Diese Legierungsbestandteile<br />
sind fein aufeinander abgestimmt,<br />
um jene Eigenschaften einzustellen,<br />
die vor allem auch die Automobilindustrie<br />
mehr und mehr zu schätzen weiß.<br />
Ein Chromgehalt von 19 bis 20 Gew.% ist<br />
wichtig für die Oxidations- und Hitzebeständigkeit<br />
der Legierung. Kobalt ist ein weiterer<br />
LEE Hydraulische<br />
Miniaturkomponenten GmbH<br />
Am Limespark 2 · 65843 Sulzbach<br />
Telefon 06196 / 773 69-0<br />
E-Mail info@lee.de<br />
www.lee.de<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 37
ANTRIEB<br />
Als nischenorientierter Re-Roller für anspruchsvolle Präzisionshalbzeuge bietet Zapp Lösungen, die über das Produkt- und Erzeugungsspektrum<br />
eines Standard-Walzwerkes hinaus gehen<br />
Bild: Zapp<br />
Bild: Zapp<br />
Tabelle 2: Chemische Zusammensetzung (Gew.%)<br />
Bestandteil und relativ teuer – daher ist die<br />
Menge an Kobalt präzise eingestellt und in<br />
Haynes 282 alloy mit ca. 10% am unteren<br />
Ende der üblichen Spanne für diese Legierungsklasse<br />
angesiedelt.<br />
Molybdän wiederum ist ein wichtiges Element<br />
zur Erreichung der Kriechfestigkeit von γ-gehärteten<br />
Legierungen und in diesen üblicherweise<br />
mit 4,3 bis 10 Gew.% enthalten. Dabei<br />
handelt es sich um ein relativ großes und unbewegliches<br />
Atom, das so eine signifikante<br />
Mischkristallverfestigung bietet; aus diesem<br />
Grund wurde bei Haynes 282 alloy ein Molybdängehalt<br />
von ca. 8,5 % gewählt.<br />
Die Elemente Aluminium und Titan sind die<br />
ausscheidungsbildenden Elemente. Nur kleine<br />
Änderungen in der Menge dieser beiden<br />
Legierungszusätze haben starke Auswirkungen<br />
auf die Eigenschaften und die Verarbeitbarkeit<br />
der Legierung. Aus diesem Grund wurden<br />
die Gehalte Aluminium und Titan in 282<br />
alloy sorgfältig ausgewählt und abgestimmt,<br />
um die beste Kombination dieser Eigenschaften<br />
zu erreichen. (siehe Tabelle 2)<br />
38 AutomobilKonstruktion 1/2016
Wärmebehandlung: Die Aushärtung<br />
Nach dem Lösungsglühen wird 282 alloy einer<br />
zweistufigen Wärmebehandlung bei1010 °C<br />
für zwei Stunden und bei 788 °C für die Dauer<br />
von acht Stunden mit anschließender Luftkühlung<br />
unterzogen (Tabelle 3). Eine einstufige<br />
Aushärtung ist ebenfalls möglich, je nachdem<br />
welche Festigkeiten für die jeweiligen Anwendungen<br />
benötigt werden.<br />
Bild: Zapp<br />
Umformbarkeit und Zwischenglühung<br />
Haynes 282 alloy verfügt über ausgezeichnete<br />
Umformeigenschaften. Bei Temperaturen im<br />
Bereich von 955 bis 1177 °C kann der Werkstoff<br />
nach einer ausreichenden Aufwärmphase<br />
dann warm umgeformt werden. In Tabelle 4<br />
lässt sich der Vergleich der zu erwartenden<br />
Härte bei einer bis zu 50 % abgeschlossenen<br />
Kaltumformung nachvollziehen. Alle warmoder<br />
kaltumgeformten Teile sollten in der Regel<br />
vor dem Aushärten geglüht werden.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Verarbeitung,<br />
der stark von der γ-Ausscheidungen beeinflusst<br />
ist, ist die Zwischenglühbehandlung.<br />
Denn nach 30 bis 40 % der Umformung des<br />
Querschnitts wird eine Zwischenglühung vom<br />
Hersteller empfohlen. Diese Wärmebehandlungen<br />
werden im Allgemeinen angewendet,<br />
um das Material in den besser formbaren<br />
Zustand zurückzuversetzen, denn dieser<br />
Tabelle 3: Darstellung der mechanischen Eigenschaften des Blechmaterials aus Haynes 282 alloy<br />
im ausgehärteten Zustand<br />
Tabelle 4: Darstellung der Härte in Abhägigkeit von Kaltumformungsgrad (Blech, lösungsgeglüht)<br />
Zustand ist wichtig bei der weiteren Verarbeitung<br />
bzw. Umformung. Für einige γ-gehärtete<br />
Legierungen allerdings ist es selbst nach dem<br />
Lösungsglühen schwierig, diesen Zustand zu<br />
erreichen. Das liegt an der Ausscheidung der<br />
γ-Phase während der Abkühlphase nach dem<br />
Glühen, die wiederum eine zunehmende<br />
Steifheit und reduzierte Formbarkeit bewirkt.<br />
Aus diesem Grund wird diese Legierungsklasse<br />
nach dem Glühprozess – wie weiter oben<br />
bereits beschrieben – oftmals schnell gekühlt<br />
oder mit Wasser abgeschreckt.<br />
Thermische Stabilität<br />
Die Stabilität der Mikrostrukturen über eine<br />
langdauernde thermale Belastung hinweg<br />
kann für Hochtemperaturwerkstoffe wichtige<br />
Effekte auf die Materialeigenschaften haben.<br />
In vielen Legierungen können solche thermalen<br />
Belastungen zur Ausbildung von schädlichen<br />
Phasen wie - und μ-Phasen führen. Diese<br />
Phasen können dann zu signifikanten Verlust<br />
der Duktilität bei Raumtemperatur führen.<br />
In γ-gehärteten Legierungen kann die Vergröberung<br />
oder Überalterung der γ-Ausscheidungen<br />
ein zweiter unerwünschter Effekt der thermalen<br />
Beanspruchung sein. Eine solche Vergröberung<br />
kann zu einem Verlust der Festigkeit<br />
führen, sowohl hinsichtlich der Zug- als<br />
auch der Kriechfestigkeit. Haynes 282 alloy<br />
wurde entworfen, um widerstandsfähig gegenüber<br />
beiden Formen der thermischen Instabilität<br />
zu sein und erfüllt diesen Anspruch<br />
auch zuverlässig. So wird er zum Werkstoff der<br />
Wahl für Hochtemperaturumgebungen wie Abgasstränge<br />
oder Turbolader und leistet für die<br />
Motorenbauer einen wertvollen Beitrag zur<br />
Umsetzung der neuen Abgasnormen.<br />
Zapp Materials Engineering GmbH, Ratingen,<br />
hedieh.barkemeyer@zapp.com,<br />
www.zapp.com<br />
Dieser Artikel beruht in weiten Teilen auf der<br />
Übersetzung von „Development of a fabricable<br />
Gamma-Prime strengthened Superalloy”<br />
von L. M. Pike, Haynes International Inc.<br />
Bild: Zapp<br />
Metallpyramide<br />
Bild: Zapp<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 39
ANTRIEB<br />
Wälzlageroptimierung in Winkelgetrieben für Busse<br />
Flanschlagereinheit ersetzt Einzelbauteile<br />
Ein Hersteller von Getrieben für<br />
Busse musste regelmäßig innerhalb<br />
kurzer Zeit die Wälzlager an<br />
Winkelgetrieben austauschen –<br />
und wandte sich an NSK. Die Experten<br />
stellten fest, dass der Zusammenbau<br />
mehrerer Lagerkomponenten<br />
verschiedener Hersteller<br />
eine zentrale Ursache für den<br />
Ausfall war. Die Montage war<br />
komplex und schon kleine Ungenauigkeiten<br />
führten zu Folgeproblemen.<br />
Als Gegenmaßnahme schlug NSK<br />
einbaufertige Flanschlagereinheiten<br />
vor. Solche entwickelt und fertigt<br />
NSK für diverse Hersteller von<br />
Landmaschinen, Baumaschinen<br />
oder Flurförderzeugen.<br />
Sie bestehen zumeist<br />
aus abgedichteten<br />
und voreingestellten<br />
Einheiten<br />
von Lager, Gehäuse<br />
und Befestigung. Sie<br />
werden einbaufertig<br />
geliefert, so dass keine<br />
Montagefehler<br />
möglich sind.<br />
Der Getriebehersteller<br />
spart so pro Jahr<br />
37 660 Euro. Die Lagereinheiten<br />
sind<br />
zwar rund 30 % teurer,<br />
aber durch die<br />
vereinfachte Montage<br />
ergeben sich Einsparungen<br />
von rund 5000 Euro, die ausgefallenen<br />
Lager verursachten Personalkosten<br />
von etwa 60 000 Euro.<br />
Außerdem – und das ist mindestens<br />
ebenso wichtig – ist der Kunde<br />
nun zufrieden.<br />
www.nsk.com<br />
Eaton und Nissan unterzeichnen Absichtserklärung<br />
Entwicklung eines Energiespeicher- und Steuerungssystems<br />
Das Energiemanagement Unternehmen<br />
Eaton und der Automobilhersteller<br />
Nissan haben die<br />
Unterzeichnung einer Vereinbarung<br />
zur Ermittlung der Machbarkeit<br />
einer gemeinsamen Entwicklung,<br />
Industrialisierung und Kommerzialisierung<br />
von Energiespeicher-<br />
und Steuerungssystemen<br />
bekannt gegeben, Dabei sollen<br />
Expertise und Industrieanlagen<br />
beider Unternehmen genutzt werden.<br />
Ein erschwingliches Verfahren,<br />
saubere Energie flächendeckend<br />
in allen Teilen der Welt verfügbar<br />
zu machen, ist zentraler Bestandteil<br />
der Agenda, um den Klimawandel<br />
abzuschwächen. Dies erfordere<br />
nach Aussage der beiden<br />
Unternehmen eine Kombination<br />
aus Leistungselektronik und<br />
Steuerungssoftware sowie erneuerbarer<br />
Energie und stationärer<br />
Speicherung in einem einzigen<br />
System, das sich für die Installation<br />
in unterschiedlichsten Umgebungen<br />
eignet.<br />
www.eaton.de<br />
Langjährig erprobtes Batterie-Managementsystem<br />
FEV-Batterie für Plug-In-Hybrid<br />
Vor kurzem ging ein weiteres<br />
Plug-In-Hybrid-Fahrzeug mit Technik<br />
von FEV in Serie. Neben dem<br />
Getriebekonzept hat der Aachener<br />
Entwicklungsdienstleisters<br />
auch die Batterietechnologie entwickelt.<br />
Das Paket verfügt über eine<br />
Kapazität von 10 kWh und ermöglicht<br />
so eine rein elektrische<br />
Reichweite von rund 50 km. Bei<br />
der Entwicklung war FEV sowohl<br />
für die Entwicklung der Batterie-<br />
Hardware und -Software als auch<br />
für die Tests und Validierung zuständig.<br />
Kernsystem ist das Batteriemanagementsystem<br />
– kurz BMS. Dank<br />
der Nutzung in einer Vielzahl von<br />
Projekten verfügt es über einen<br />
hohen Grad an Reife und Flexibilität<br />
für jegliche Batteriekonzepte.<br />
Das BMS besteht aus einer zentralen<br />
Steuerung – der Master-<br />
Platine – und je einer dezentralen<br />
Messeinheit pro Batteriemodul –<br />
der Slave-Platine. Zudem ist das<br />
BMS für den Sicherheitsstandard<br />
ASIL-D nach ISO 26262 geeignet.<br />
Dabei wurde es nach allen gängigen<br />
Automotive-Standards – beispielsweise<br />
Autosar und CMMI –<br />
und vor allem in Hinblick auf zukünftige<br />
Serienanwendungen<br />
kostenoptimiert entwickelt.<br />
www.fev.com<br />
40 AutomobilKonstruktion 1/2016
Leistungssteigerungen von automatisch betätigten Kupplungspaketen<br />
Neue Schaltkolbentechnik reduziert axiale Baulänge<br />
Federal-Mogul Powertrain stellte<br />
seine neuen Unipiston-Verbundschaltkolben<br />
mit integriertem Federpaket<br />
vor. Erstmalig ersetzen<br />
Schaltkolben mit integriertem Federpaket<br />
separate Federträger in<br />
Kupplungssystemen und reduzieren<br />
damit die Anforderungen an<br />
deren axiale Baulänge. Bisher<br />
stellte dies bei Kolben für Lamellenkupplungspakete<br />
oftmals eine<br />
entscheidende Einschränkung<br />
dar. Durch die zusätzliche Designfreiheit<br />
können Entwickler<br />
nun das Federungsvermögen mit<br />
weniger Federn verbessern oder kosteneffektiveres<br />
Federmaterial einsetzen.<br />
So soll die integrierte Bauweise das Risiko<br />
von Qualitätseinbußen durch separat angebrachte<br />
Federn vermindern. Gleichzeitig kann<br />
die Zahl der zu verbauenden Einzelteile und<br />
Montageschritte sowie die erforderliche Logistik<br />
für den Kunden reduziert werden.<br />
Die meisten Kupplungssysteme werden durch<br />
Kupplungsscheibe mit Fliehkraftpendel<br />
Zwischen Zweimassenschwungrad und Torsionsdämpfer<br />
einen abschließenden Schweißvorgang versiegelt,<br />
der qualitätsbedingte Korrekturen zu<br />
einem späteren Zeitpunkt erschwert. Das trifft<br />
besonders auf den sogenannten „blinden Verbau“<br />
von Schaltkolben zu, bei dem ein ordnungsgemäßer<br />
Einbau der Kolben im Nachhinein<br />
nicht visuell geprüft werden kann.<br />
www.federalmogul.com<br />
Trends im Motorenbau wie Downsizing stellen<br />
Entwickler vor große Herausforderungen. Eine<br />
davon ist, auftretende Torsionsschwingungen<br />
im Antriebsstrang zu eliminieren. Die Spezialisten<br />
der Schaeffler-Marke LuK haben jetzt in<br />
Gestalt der Kupplungsscheibe mit Fliehkraftpendel<br />
eine wirtschaftliche Alternative entwickelt.<br />
In ihrer Wirksamkeit liegt diese unter<br />
dem Zweimassenschwungrad (ZMS) und oberhalb<br />
der Kupplungsscheibe mit Torsionsdämpfer.<br />
Potenzielles Anwendungsgebiet<br />
sind Verbrennungsmotoren bis circa 250 Nm<br />
und hoher Zugkraft bereits bei niedriger Drehzahl.<br />
Die entscheidende Innovation ist das Trapezpendel.<br />
Die Pendelmasse führt im Gegensatz<br />
zum Parallelpendel nicht nur eine seitliche<br />
Bewegung, sondern zusätzlich eine Eigenrotation<br />
aus.<br />
Es werde laut Hersteller die gleiche niedrigste<br />
fahrbare Drehzahl erreicht wie mit ZMS, sodass<br />
die gleiche verbrauchsgünstige Fahrweise<br />
möglich sei. Die Kupplungsscheibe mit<br />
Fliehkraftpendel ist damit ein Produkt, mit<br />
dem zu angemessenen Kosten Komfortziele<br />
erfüllt werden können, wo ein konventionelles<br />
System nicht ausreicht und ein ZMS nicht<br />
zwingend nötig ist.<br />
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1/2016 AutomobilKonstruktion 41
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
„Produkte und Prozesse stimmen“<br />
Wie beeinflussen automatisiertes Fahren,<br />
Elektromobilität und vernetztes Fahrzeug das Geschäft<br />
von TE Connectivity? Die AutomobilKonstruktion sprach<br />
darüber mit Eric Küppers, Präsident des Geschäfts -<br />
bereichs Global Automotive bei TE Connectivity.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Welche Auswirkungen haben<br />
die Megatrends auf das Geschäft von<br />
TE Connectivity?<br />
Die Datenströme im Fahrzeug steigen enorm<br />
an. Als Anbieter von Produkten für die Verteilung<br />
und Verbindung von elektrischen Leistungen,<br />
Datenströmen und Frequenzen sehen<br />
wir in den drei Megatrends großes Wachstumspotenzial.<br />
Gleichzeitig müssen die Bauteile<br />
deutlich kleiner werden, da der Platz im<br />
Automobil begrenzt ist. Zudem muss die Verlässlichkeit<br />
der Datenübertragung – also die<br />
Datenintegrität – absolut gesichert sein.<br />
Das Interview führte Jürgen Goroncy,<br />
freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />
„Wir erwarten in einigen<br />
Jahren eine Übertragungsrate<br />
von ein bis<br />
zehn Gigabit pro Sekunde.<br />
Heute sind wir noch<br />
bei 100 Megabit pro<br />
Sekunde.“<br />
Eric Küppers ist President Global<br />
Automotive von TE Connectivity<br />
Durch das Downsizing der Verbrennungsmotoren<br />
steigen für alle Komponenten im Auto die<br />
Ansprüche an die Vibrationsfestigkeit und<br />
auch die Temperaturbelastung.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Können Sie Beispiele dafür nennen?<br />
Vor etwa 20 Jahren hatte ein Motormanagementsystem<br />
80 Pole, heute sind mehr als 330<br />
Pole üblich. Durch die Miniaturisierung hat<br />
sich trotzdem der Bauraum für unsere Produkte<br />
halbiert. Das ist wichtig, da heute für die<br />
Größe eines Steuergeräts nicht immer die Leiterplatte,<br />
sondern auch der Steckverbinder<br />
der bestimmende Faktor ist.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Welche Produkte außer Steckverbinder<br />
haben Sie noch im Portfolio?<br />
Wir sind stark mit induktiven Systemen (Spulen,<br />
Relais) für ABS- und ESP-Anwendungen in<br />
der Automobilindustrie vertreten. Hochleistungsrelais<br />
für Fahrzeuge mit elektrifizierten<br />
Antrieben ergänzen das Angebot. Außerdem<br />
entwickeln und investieren wir intensiv im Bereich<br />
der Sensorik, da wir erwarten, dass dieser<br />
Bereich überdurchschnittlich wachsen<br />
wird.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Ist die Sensorik ein neues Geschäftsfeld?<br />
Nein, seit etwa 15 Jahren beschäftigen wir uns<br />
mit berührungslosen Messfühlern im Bereich<br />
der Positions- und Drehwinkelsensorik. Durch<br />
Akquisitionen von Measurement Specialities<br />
und American Sensor Technologies bieten wir<br />
nun auch Sensoren für die Erfassung von<br />
Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit an.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Warum ist die Sensorik so wichtig?<br />
Neben der Tatsache, dass der Sensormarkt zukünftig<br />
überdurchschnittlich wachsen wird,<br />
sind im Bereich des Packaging der Sensorikelemente<br />
unsere Kernprozesse – Kunststoffspritzen,<br />
Stanzen, Galvanik und Bestückung –<br />
besonders relevant. So können wir verschiedene<br />
Sensoren in einem Submodul integrieren.<br />
Für ein Getriebe fertigen wir beispielsweise<br />
verschiedene Sensoren für Position, Temperatur<br />
und Drehwinkel und liefern sie als ein<br />
Submodul an den Getriebehersteller.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Welche Bedeutung hat Ethernet<br />
für TE Connectivity?<br />
Bedingt durch die Megatrends in der Automobilbranche<br />
wird der Datenstrom sowohl im Auto,<br />
aus dem Auto heraus und ins Auto rapide<br />
anwachsen. Da Ethernet in anderen Branchen<br />
bereits seine Qualifikation bewiesen hat, wird<br />
es sich auch im Automobil als sichere Datenverbindung<br />
durchsetzen. Die ersten Schritte<br />
mit europäischen Premiumherstellern sind getan,<br />
auch die amerikanischen OEMs sind interessiert.<br />
In Asien ist das Echo noch zurückhaltend.<br />
Wir erwarten in einigen Jahren eine<br />
Übertragungsrate von ein bis zehn Gigabit pro<br />
42 AutomobilKonstruktion 1/2016
Das neue Verbindungssystem MATEnet<br />
für eine skalierbare Ethernet Netzwerk-<br />
Architektur im Automobilbereich<br />
Bilder: TE Connectivity<br />
Sekunde. Heute sind wir noch bei 100 Megabit<br />
pro Sekunde.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Bieten Sie bereits Produkte für<br />
Ethernet an?<br />
Ja, natürlich! Wir bieten ein Portfolio an, das<br />
auf Standardkomponenten basiert. Wir nutzen<br />
also bereits von unseren Kunden freigegebene<br />
Kontaktsysteme, das beschleunigt natürlich<br />
die Markteinführung. Durch unsere Struktur<br />
entwickeln und produzieren wir Ethernet-<br />
Applikationen weltweit.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Welche Produkte oder Systeme<br />
sind das?<br />
Hauptsächlich sind es Steckverbinder und<br />
kleine Kabelverbindungen. Allerdings hat sich<br />
die Welt des Komponentenmarktes in den<br />
letzten Jahren stark verändert. Nur das Bauteil<br />
zu validieren macht keinen Sinn. Wir als Komponentenlieferant<br />
stellen in einem Netzwerk<br />
mit Chip-, Kabel- und Fertigungsausrüstern<br />
sowie dem Konfektionär ein komplettes System<br />
zusammen, das wir dem OEM anbieten<br />
und auch validieren. Speziell bei Ethernet<br />
kommt es auf das Gesamtsystem an. Was<br />
kann der Chip, welche Verluste treten in den<br />
einzelnen Verbindungen auf, wie viel Anschlussstellen<br />
im Fahrzeug sind notwendig?<br />
Das sind Fragen, die ein Konsortium von unterschiedlichen<br />
Marktteilnehmern dem OEM<br />
schlüssig beantworten muss. Teilweise koordiniert<br />
TE Connectivity diese Aktivitäten.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Wie lange beschäftigen Sie sich<br />
bereits mit Ethernet im Auto?<br />
Seit etwa vier Jahren setzen wir uns intensiv<br />
damit auseinander. Dabei haben wir viel von<br />
unseren Kollegen aus dem Konsumgüterbereich<br />
gelernt. Insbesondere was das Design<br />
und die Validierung anbelangt, da man dafür<br />
spezielles Equipment benötigt.<br />
Wir haben nicht nur die richtigen Produkte für<br />
unsere Kunden, sondern auch die richtigen<br />
standardisierten Prozesse. Mit diesem Konzept<br />
können wir trotz geringer Stückzahlen<br />
und hoher Variantenvielfalt weltweit gleichbleibende<br />
Qualität und kostenorientierte Lösungen<br />
fertigen. Das Konzept erlaubt es, sofort<br />
zu skalieren. Auch dabei profitieren wir<br />
aus unseren Erfahrungen mit den Konsumgüterherstellern.<br />
Automobil<br />
Konstruktion In welchen Konsumgütern ist TE<br />
Connectivity mit Ethernet aktiv?<br />
In großen Datenzentren von bekannten Unternehmen<br />
in den USA sind wir häufig vertreten.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Wie bearbeitet der Geschäftsbereich<br />
Automotive den US-Markt?<br />
Die heutigen OEMs und deren Zulieferer werden<br />
aus unseren Büros in Michigan, Pennsylvania<br />
und North Carolina betreut. Fertigungsstätten<br />
in North Carolina und Mexico beliefern<br />
unsere Kunden direkt mit dem gesamten Produktportfolio.<br />
Wir werden unsere Automotive-<br />
Präsenz im Silicon Valley stärken und dort in<br />
absehbarer Zeit ein Büro eröffnen, das wir<br />
mehrdimensional nutzen wollen. Einige Unternehmen<br />
aus dem Silicon Valley werden oder<br />
wollen in den Automobilmarkt einsteigen. So<br />
können wir direkter und besser neue Marktteilnehmer<br />
betreuen. Außerdem haben viele<br />
traditionelle OEMs und Zulieferer dort schon<br />
lange Büros, die wir auch besser unterstützen<br />
werden.<br />
www.te.com<br />
Zur Person<br />
Dipl.-Ing. Eric Küppers hat Elektrotechnik und Wirtschaftsingenieurwesen<br />
studiert. Vor seinem Eintritt<br />
bei TE Connectivity war er als Softwareingenieur und<br />
Product Manager in den Bereichen Anlagenbau und<br />
Befestigungssysteme tätig. Seit 1996 bekleidete er<br />
bei TE Connectivity verschiedene Positionen in Vertrieb<br />
und Management. Seit Anfang 2014 leitet Eric<br />
Küppers den Geschäftsbereich Global Automotive.<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 43
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
Daten-Backbone, Platzmangel und Fehlertoleranz<br />
Wohin sich Bordnetze in Zukunft entwickeln werden<br />
Kundenspezifisches Bordnetz<br />
Bild: Dräxlmaier<br />
Auf dem 18. Kooperationsforum<br />
Bordnetze in München tauschten<br />
sich Entwickler und Entscheider<br />
von unterschiedlichen Firmen aus.<br />
Wir fassen die aktuellen Trends<br />
zusammen.<br />
Laut Johannes Meisenzahl, Leiter Entwicklung<br />
physisches Bordnetz bei BMW, hat sich die<br />
Komplexität des Bordnetzes in den letzten<br />
zehn Jahren verdoppelt: „Wir schätzen, dass<br />
in zwei Jahren noch einmal alles um den Faktor<br />
zwei komplexer wird.“ Das hänge auch damit<br />
zusammen, dass im Bordnetz nur „Middle<br />
out“ entwickelt wird, da verschiedene ältere<br />
Systeme mit durchgezogen werden müssten:<br />
Der Autor: Tobias Meyer ist freier<br />
Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />
Aktuell stecken daher bis zu neun verschiedene<br />
Netze in einem Fahrzeug. Das erschwere<br />
die Entwicklung des idealen Bordnetzes. Laut<br />
Udo Hornfeck, Vice President Global R&D bei<br />
der Leoni Bordnetz-Systeme GmbH, müsse<br />
man auch realistisch bleiben: „Niemand will<br />
wieder bei Null anfangen.“ Daher würden ältere<br />
Systeme auch weiterhin migriert werden.<br />
Lücke in der Bus-Technik<br />
Im Detail erklärt das Marco Wolf von TE Connectivity:<br />
30 % des Bordnetzes bestehe aus<br />
analogen Sensorleitungen, eine Digitalisierung<br />
via Bus könnte hier sofort großes Einsparpotential<br />
bieten. Doch ein geeignetes<br />
Protokoll fehlt bisher. Der bekannte digitale<br />
CAN-Bus könne eigentlich alles übernehmen,<br />
er ist aber teuer, zudem die meisten Sensoren<br />
analoge Signale liefern und so auf einen zusätzlichen<br />
AD-Wandler angewiesen wären –<br />
bei 150 Sensoren im Fahrzeug sprenge das<br />
schnell den Kostenrahmen. Das gleiche gelte<br />
für FlexRay und MOST. Der abgespeckte LIN-<br />
Bus dagegen sei für viele Sensoren schon zu<br />
langsam. Das SENT-Protokoll hat ein besseres<br />
Signal, erlaubt aber nur zwei Partner an einer<br />
Leitung. PSI5 und DSI3 gingen prinzipiell auch<br />
für alles, brauchen aber viel Strom, erwärmen<br />
sich selbst und könnten daher nicht in Temperaturzonen<br />
wie Motor oder Abgasanlage eingesetzt<br />
werden. Die ernüchternde Bilanz von<br />
Wolf: „Die heutigen Busse sind samt und sonders<br />
nicht an die Erfordernisse der Sensorwelt<br />
angepasst.“ Es sei daher absolut sinnvoll, die<br />
heutige Lücke zwischen CAN und LIN zu<br />
schließen.<br />
Udo Hornfeck, Vice President Global R&D,<br />
Leoni Bordnetz-Systeme GmbH: „Niemand will<br />
wieder bei Null anfangen.“<br />
Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />
44 AutomobilKonstruktion 1/2016
Sensoren an einen Bus zu koppeln mache<br />
laut Wolf auch aus Kostengründen Sinn: In einem<br />
Doppelkupplungsgetriebe sitzen sechs<br />
Sensoren (2x Drehzahl, 4x Position). Diese<br />
sind über einen öldichten 12-poligen Stecker<br />
mit der Außenwelt verbunden. Hier zählt die<br />
Anzahl der Pins, ein Busstecker könnte alle<br />
Sensoren gleichzeitig – und somit günstiger<br />
da weniger Pins – aus dem Getriebe nach außen<br />
übertragen.<br />
Immer mehr Kabel<br />
Die BMW-Experten berichteten zudem von ihrer<br />
Erfahrung, dass Optimierungen im Materialeinsatz<br />
die Gewichtszunahme kaum kompensieren<br />
können: Vor einigen Jahren wog ein<br />
Kabelbaum noch 28 kg, heute liegt man bei<br />
47 kg, das liege auch an der stetig steigenden<br />
Leistungsaufnahme der ECUs, was höhere Leitungsquerschnitte<br />
erfordert. Gleichzeitig reduzieren<br />
sich die Bauräume – bei steigendem<br />
Bedarf. Zunehmende elektrische Energiebedarfe<br />
stressen das Bordnetz zusätzlich.<br />
Christian Bauer, zuständig für die Frühe Phase<br />
E/E Package, Elektrologik und Architektur bei<br />
BMW, will Bordnetze daher auch in andere Bereiche<br />
integrieren, beispielsweise könne man<br />
die Lenkradheizung auch für die Hands-off-<br />
Kontrolle nutzen, so würden keine zwei separaten<br />
Datenleitungen benötigt.<br />
Neue Anforderungenim Netz<br />
Ein wichtiges Thema sei daher auch im Bordnetz<br />
die Simulation: Routingtrassen, Energieflüsse<br />
und Bauräume ließen sich so effizienter<br />
gestalten. Auch Dräxlmaier sieht die Simulation<br />
künftig als essential an: „Die Bordnetzsimulation<br />
von Hochvolt-Leitungen wird einen<br />
wesentlichen Stellenwert in der Entwicklung<br />
Christian Bauer, Frühe Phase E/E Package, Elektrologik<br />
und Architektur bei BMW, will Bordnetze auch in<br />
andere Bereiche integrieren<br />
Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />
Oliver Druhm, Teamleiter Konzeptentwicklung Bordnetze<br />
bei Dräxlmaier: Das Datennetz wird sich daher<br />
hin zu einem Daten-Backbone entwickeln<br />
Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />
In der Ausstellung des 18. Koioperationsforums<br />
Bordnetze tauschten sich die Experten direkt aus<br />
Bild: Bayern Innovativ GmbH<br />
einnehmen“, sagt Oliver Druhm, Teamleiter<br />
Konzeptentwicklung Bordnetze bei Dräxlmaier.<br />
Denn die HV-Technik wird immer mehr Bereiche<br />
übernehmen, etwa die Wankstabilität.<br />
So entstehen neue Produkte mit anderen Anforderungen:<br />
Der HV-Verteiler muss nicht nur<br />
schraubfest, sondern auch EMV-fest sein.<br />
Auch an der Architektur im Bordnetz soll sich<br />
grundlegendes ändern. Sensor und Aktor<br />
könnten laut Druhm künftig an der gleichen<br />
Bus-Leitung hängen, statt jeweils eine eigene<br />
ECU-Verbindung zu beanspruchen. Das Datennetz<br />
wird sich daher hin zu einem Daten-Backbone<br />
(Automotive Ethernet) entwickeln, da<br />
fast alle Systeme Zugriff auf alle Daten benötigen.<br />
Dadurch sollen Skalierbarkeit, Individualisierung<br />
und hohe Datenraten Realität werden.<br />
Als großes Thema sieht Druhm – und viele<br />
seiner Kollegen – die Entwicklung von Fail<br />
safe hin zu Fail operational im Bordnetz. Vor<br />
allem hinsichtlich dem Trend Autonomes Fahren<br />
arbeiten viele Entwickler an Ideen, wie<br />
das Bordnetz auch im Fehlerfall funktionstüchtig<br />
bleiben kann. Denn wirklich Fail safe<br />
kann kein System sein, das liege laut Druhm<br />
„einfach in der Natur“.<br />
Ähnlich sieht das auch Udo Hornfeck von Leoni:<br />
Um Fail operational bei Autonomen Fahranwendungen<br />
wie Parken und Staupilot vernünftig<br />
zu implementieren, müsse lediglich<br />
die Bremse redundant ausgelegt werden. Ein<br />
kompletter Highway-Pilot wird aber schon<br />
schwieriger, denn hier kommt die Lenkung<br />
hinzu. Hier bedeuten fünf Sekunden 180 Meter<br />
Strecke, in einer typischen Zwei-Kilometer-<br />
Kurve muss das Auto hier acht Meter versetzen.<br />
Fällt die Lenkung also aus, kann eine Kollision<br />
über mehrere Spuren verursacht werden.<br />
Also muss auch ein zweiter Aktuator für<br />
die Lenkung verbaut werden, der im Fehlerfall<br />
auch Blitzschnell zugeschaltet werden muss.<br />
Fällt jedoch die Energieversorgung aus, sei<br />
die Lösung durch eine zweite Batterie nicht so<br />
einfach zu realisieren.<br />
Abkapseln statt lösen<br />
Achim Henkel, Gruppenleiter Forschung und<br />
Vorausentwicklung Antriebsstrang und Elektrische<br />
Systeme bei der Robert Bosch GmbH,<br />
sieht eine Möglichkeit ohne teure Redundanz-<br />
Systeme. Sie besteht darin, dass man Fehler<br />
kapselt. Dafür könne man eine Netztopologie<br />
entwickeln, die es erlaubt, fehlerhafte Elemente,<br />
deren Störung man nicht sofort eliminieren<br />
kann, einfach abkoppelt. Denn so könne<br />
man die Fehlerauswirkung reduzieren, indem<br />
man das Problem erkennt, lokalisiert und<br />
dann kapselt und so kontrolliert degradiert.<br />
Denn in der Theorie klingen 2-kanalige Lenkung,<br />
Bremse etc. samt zweier getrennter<br />
Energiespeicher unproblematisch, wenn es<br />
aber wie von BMW-Experte Meisenzahl erwähnt<br />
um Platz und Gewicht geht, wird das eine<br />
der künftigen Herausforderungen des<br />
Bordnetzes sein. Zudem sei eine Redundanz<br />
wie etwa in Flugzeugen laut Henkel gar nicht<br />
nötig: „Das Auto steht schon auf vier Rädern“,<br />
es müsse ja nur zu stehen kommen, was sich<br />
auch ohne teure Doppelsysteme realisieren<br />
ließe.<br />
Bayern Innovativ<br />
Tel. +49 911 20671-151<br />
kirsch@bayern-innovativ.de<br />
www.bayern-innovativ.de/bordnetze2015<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 45
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
„Versuchen, den Angreifer draußen zu halten“<br />
Telit, ein Anbieter von Modulen, Value Added Services<br />
und Lösungen im Machine-to-Machine-(M2M)-Segment,<br />
übernahm im Jahr 2014 ATOP (Automotive Telematics<br />
On-board Unit Platform) vom niederländischen<br />
Halbleiterhersteller NXP und integrierte es in den<br />
neuen Geschäftsbereich Telit Automotive Solutions.<br />
Wir haben uns mit Dirk Reimer, VP Marketing & Sales,<br />
über Hacking, Sicherheitstechnik und Datenübertragung<br />
im Auto unterhalten.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Herr Reimer, wie sehen Sie die<br />
Datensicherheit in Fahrzeugen aktuell?<br />
Eine generelle Aussage zu treffen ist hier<br />
schwierig. Technisch gesehen laufen z.B. die<br />
Daten auf dem CAN-Bus unverschlüsselt. Wer<br />
sich etwas auskennt, kann diese Datenflüsse<br />
mitschneiden und daraus erfahren, was im<br />
Auto passiert. Das setzte bisher aber immer<br />
physikalischen Zugang zum Auto voraus.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Aktuell ist es aber schon üblich,<br />
dass Autos kabellos mit ihrer Umwelt kommunizieren…<br />
Es hat sich in letzten Jahren auch gezeigt,<br />
dass dort unautorisierter Zugriff möglich ist.<br />
Das Interview führte Tobias Meyer,<br />
freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />
„Es gibt in der Sicherheitstechnik<br />
keinen ultimativen<br />
Schutz. Das haben wir in<br />
der Computerbranche alle<br />
gelernt, es ist immer ein<br />
Wettlauf. Jedes System<br />
wird irgendwann überwunden,<br />
die Frage ist nur,<br />
wie lange das dauert.“<br />
Dirk Reimer ist VP Marketing &<br />
Sales bei Telit Automotive Solutions<br />
Ein Kernthema ist daher die Absicherung der<br />
Kommunikation: Das sieht zum einen die Verschlüsselung<br />
zwischen den Modulen im Fahrzeug<br />
und den Backend-Servern vor, ähnlich<br />
wie im Internet, wo dies etwa mit HTTPS oder<br />
TLS erfolgt. Man muss sich aber immer im Klaren<br />
sein, dass ein Hacker auch mal physikalischen<br />
Zugang zum Auto haben und dann Modifikationen<br />
vornehmen kann, die ihm später<br />
den Zugriff via Funk ermöglichen.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Man muss also ständig überprüfen,<br />
ob die Software authentisch ist.<br />
Dafür gibt es Standardverfahren, etwa den Secure<br />
Boot, wo man über Kryptoalgorithmen sicherstellt,<br />
dass die installierte Software authentisch<br />
ist. Dabei wird aus dem Quellcode<br />
ein Hashwert generiert. Stimmt dieser nicht<br />
mit dem hinterlegten Wert überein, ist die<br />
Software nicht mehr im Originalzustand. Dafür<br />
benötigt man allerdings einen sicheren<br />
Speicher im Modem des Fahrzeugs. Das kann<br />
man sich wie einen kleinen Kreditkarten-Controller<br />
vorstellen, der mit speziell designten<br />
ICs einen sicheren Speicher für Schlüssel und<br />
Zertifikate bietet, die von außen garantiert<br />
nicht gelesen werden können. Das Sicherheits-Level<br />
entspricht dem von Bankkarten,<br />
denen ja auch weitgehend vertraut wird.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Sollte man daher einfach auf die<br />
bestehenden Banken-Standards setzen, statt<br />
langwierig einen neuen KFZ-Standard zu etablieren?<br />
Ja, das wäre ein pragmatischer Ansatz. In der<br />
Industrie haben die Zulieferer auch gelernt,<br />
dass es geschickter ist, die Secure-Elemente<br />
gleich in die ICs zu integrieren. Das ist sicherer,<br />
als die Elemente einfach neben das Modem<br />
zu setzen.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Was für Herausforderungen sehen<br />
sie in der Sicherheitstechnik?<br />
Ein Punkt ist, dass die Chips immer stärker<br />
werden, wodurch sich die Funktionen erhöhen.<br />
Heute können schon Linux-Systeme auf<br />
solchen Modem-Chips laufen, weshalb dann<br />
Themen wie Rechteverwaltung, Firewall und<br />
Intrusion Detection relevant werden. Für besonders<br />
sensitive Funktionen mag man auch<br />
über Virtualisierung nachdenken, dass also<br />
beispielsweise gewisse virtuelle Maschinen<br />
nur auf bestimmte Ports zugreifen dürfen. An<br />
diesen Themen arbeiten wir gerade, wir wissen<br />
aber schon recht konkret, wo die Reise<br />
hingeht.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Und welche Ziele sind das?<br />
Es dem Angreifer möglichst schwer zu machen,<br />
von außen ins Auto reinzukommen. Da<br />
gibt es in der Sicherheitstechnik keinen ultimativen<br />
Schutz. Das haben wir in der Computerbranche<br />
alle gelernt, es ist immer ein Wettlauf.<br />
Jedes System wird irgendwann überwunden,<br />
die Frage ist nur, wie lange das dauert.<br />
Daher fahren wir mit möglichst langen Schlüsseln,<br />
die nur sehr zeitaufwändig zu knacken<br />
46 AutomobilKonstruktion 1/2016
Der ATOP (Automotive Telematics On-board Unit Platform) unterstützt unterschiedlichste<br />
Features von der Fahrzeug-Lokalisierung und -Tracking über Remote-Start und -Diagnose<br />
bis hin zu Geschäftsanwendungen wie dem Flottenmanagement<br />
sind. Wie gesagt, denken wir aber über Mechanismen<br />
nach, die nötig sind, wenn der Angreifer<br />
physikalischen Zugang zu den Boxen<br />
im Fahrzeug hat. Daher gibt es inzwischen<br />
auch Bestrebungen, in den Mikrocontrollern<br />
der ECUs Sicherheitseinheiten einzuarbeiten.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Kann der Angreifer nicht einfach<br />
das Handy hacken und hat dann etwa über die<br />
Einpark-App Zugriff und Kontrolle über das<br />
Fahrzeug?<br />
Auch das kann man sicher machen. Das erfordert<br />
aber auch ein Umdenken bei den OEMs,<br />
denn natürlich müssen diese App und alles<br />
andere ebenso sicher sein, sprich der Fahrzeug-Anbieter<br />
muss für seine Apps entsprechende<br />
Sicherheitskompetenz aufbauen oder<br />
einkaufen. Zudem haben auch die Smartphones<br />
inzwischen diese sicheren Speicher für<br />
Schlüssel und Zertifikatermöglichtem Zugang,<br />
die etwa zum Aufschließen des Fahrzeugs via<br />
Mobiltelefon genutzt werden können. Natürlich<br />
muss der Fahrzeughersteller solche Systeme<br />
dann auch implementieren, sonst nützt<br />
das beste Smartphone wenig.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Nun passiert es aber doch immer<br />
wieder, dass Fahrzeuge gehackt werden.<br />
Muss auch an den Schritten nach dem Hack<br />
optimiert werden?<br />
Klar, das Problem hört nach dem Hack nicht<br />
auf, das sieht man etwa, wenn man vergleicht,<br />
wie Chrysler und Tesla jeweils mit den<br />
Angriffen auf ihre Fahrzeug umgegangen sind,<br />
da waren die Unterschiede signifikant. Chrysler<br />
musste 1,4 Millionen Jeeps in die Werkstätten<br />
holen, oder die Eigentümer mussten das<br />
Update via USB-Stick einspielen. Tesla konnte<br />
sofort per Luftschnittstelle nachbessern. Eine<br />
Updatefunktion über die Luftschnittstelle ist<br />
daher absolut zeitgemäß und notwendig für<br />
die Sicherheit. Zudem sollte selbstverständlich<br />
sein, dass Fahrzeuge auch von professionellen<br />
White-Hat-Hackern untersucht werden.<br />
In der IT fast schon Standard, für Fahrzeughersteller<br />
muss es das erst noch werden.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Grundvoraussetzung soll ja auch<br />
sein, dass Systeme wie Sicherheit und Online<br />
getrennt sein sollen. Wie ist das, wenn der<br />
eCall kommt? Der soll über den Airbag ausgelöst<br />
werden, wobei Sicherheit und Kommunikation<br />
zusammenarbeiten müssten.<br />
Das hängt von der Architektur ab, die dort vorgesehen<br />
ist und wie die Signalisierung zwischen<br />
Airbag und eCall-Steuerung vorgesehen<br />
ist. Das könnte beispielsweise durch ein redundantes<br />
Modulsignal auf dem Airbag auf einer<br />
einzelnen Steuerleitung realisiert werden,<br />
was ein Rückschreiben quasi ausschließt. Dazu<br />
gibt es ein Mikrofon, das separiert ist von<br />
den anderen Mikrofonen im Fahrzeug. Dann<br />
hätte man auch hier ein entkoppeltes System.<br />
Das ist heute aber selten der Fall, da die Hersteller<br />
das Modem natürlich auch für andere<br />
Services nutzen möchten und es daher am<br />
CAN-Bus hängt. Deswegen muss man auch<br />
die eCall-Systeme absichern, wie andere Softwaresysteme<br />
auch.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Muss schlussendlich die interne<br />
Kommunikation im Fahrzeug verschlüsselt<br />
werden?<br />
Als erster Schritt sollte immer versucht werden,<br />
den Angreifer draußen zu halten. Parallel<br />
muss man darüber nachdenken, intern zu verschlüsseln.<br />
Daran arbeitet die Industrie aber<br />
sicherlich schon.<br />
Bilder: Telit<br />
Die Luftschnittstelle sei laut Dirk Reimer unabdingbar<br />
für die Datensicherheit im Fahrzeug. Nur so könnten<br />
sicherheitsrelevante Updates zeitnah eingespielt<br />
werden<br />
Automobil<br />
Konstruktion Wirkt sich die Komplexität – verschiedene<br />
Bus-Systeme und teilweise mehr<br />
als 100 Steuergeräte in einem Fahrzeug –<br />
auch auf die Datensicherheit aus?<br />
Simplizität ist für Sicherheit immer von Vorteil,<br />
wir müssen aber realistisch bleiben. Wir<br />
brauchen im Fahrzeug den Standard-CAN-<br />
Bus, LIN für Low-Cost-Schalter, das fehlertolerante<br />
FlexRay für Getriebesteuerung oder Fahrwerk,<br />
ebenso müssen die ganzen Kameras<br />
und Sensoren – die mit dem autonomen Fahren<br />
noch stärker Einzug halten werden – über<br />
das BroadR-Reach Ethernet angebunden werden.<br />
Auch da sollte man sich einfach bei anderen<br />
Industrien nachsehen, wie die das gelöst<br />
haben. Ähnlich wie man sich bei der Verschlüsselung<br />
an den Banken orientiert hat,<br />
kann man schauen, wie Linuxsysteme im<br />
Rechnerbereich professionell abgesichert<br />
werden und ableiten, was das für ein Embedded<br />
System bedeutet.<br />
www.telit.com<br />
Zur Person<br />
Dirk Reimer ist VP Marketing & Sales bei Telit Automotive<br />
Solutions. In verschiedenen Funktionen bei Philips,<br />
Compal und NXP gewann er zuvor einen tiefen<br />
Einblick in die Halbleiter-, Mikroelektronik- und Displayindustrie.<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 47
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
Normen weisen den Weg<br />
Ladeinfrastruktur für eine flächendeckende E-Mobilität<br />
Noch ist eine umfassende<br />
E-Mobilität eine Vision –<br />
aber an den Lösungen wird<br />
intensiv gearbeitet<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Die Idee der Elektromobilität<br />
erstreckt sich inzwischen auf die<br />
gesamte Bandbreite der Fahrzeuge.<br />
Diverse Normen und Richtlinien<br />
schaffen die Voraussetzung für<br />
die Marktdurchdringung – sie<br />
werden sukzessive weiterent -<br />
wickelt und ergänzt.<br />
Der Autor: Bernd Horrmeyer, Fachreferent für<br />
Standardisierung, Phoenix Contact, Blomberg<br />
Das Speichern der elektrischen Energie im<br />
Fahrzeug kann grundsätzlich mittels des konduktiven<br />
– das heißt kabelgebundenen –<br />
oder auch des induktiven Ladens der fest im<br />
Fahrzeug montierten Batterie erfolgen. Beim<br />
konduktiven Wechselstromladen (AC) befindet<br />
sich die Ladeeinheit im Fahrzeug. Beim<br />
konduktiven Gleichstromladen (DC) befindet<br />
sie sich in der Ladestation, und das Fahrzeug<br />
wird direkt mit einem vom Fahrzeug angeforderten<br />
Gleichstrom versorgt. Beim induktiven<br />
Laden erfolgt die Energieübertragung kabellos<br />
durch ein elektromagnetisches Feld – ähnlich<br />
wie bei einem Induktionskochfeld. Beim „Battery<br />
Swapping“ schließlich wird das entladene<br />
Batteriesystem aus dem Fahrzeug entfernt<br />
und in wenigen Minuten durch ein geladenes<br />
Batteriesystem ersetzt.<br />
Am Anfang war das AC-Laden<br />
Das AC-Laden wird in der Systemnorm IEC<br />
61851-1, Edition 2 mit seinen Ladebetriebs -<br />
arten beschrieben. Die spezifischen Aspekte<br />
einer AC-Ladestation wurden im Normentwurf<br />
IEC 61851-22 beschrieben, jedoch inzwischen<br />
in den Normentwurf für die dritte Edition der<br />
IEC 61851-1 überführt. Hiernach wird das einoder<br />
dreiphasige Laden an einer üblichen<br />
Steckdose als Mode 1 bezeichnet, wobei Kommunikation<br />
und Fehlerstromüberwachung<br />
nicht stattfinden. Die Gebäudeinstallation<br />
muss also mit einem RCD (Fehlerstrom-<br />
Schutzeinrichtung) sicherstellen, dass eine<br />
Fehlerstromüberwachung stattfindet, was<br />
dem Anwender oft nicht bekannt ist und bei<br />
älteren Installationen häufig nicht der Fall ist.<br />
Aus diesem Grund verbieten Fahrzeughersteller<br />
meist Mode 1 für ihre Fahrzeuge und stellen<br />
dies sicher, indem sie eine für Mode 1 ungeeignete<br />
Ladesteckdose im Fahrzeug einbauen.<br />
Beim Mode 2 wird in der Ladeleitung oder in<br />
der Wallbox eine Schutzeinrichtung – auch IC-<br />
CPD genannt – integriert, die einen RCD ent-<br />
hält und die Funktion des Schutzleiters<br />
überwacht. An einer fest<br />
am Netz installierten<br />
Ladestation kann im Mode 3 geladen<br />
werden. Zu diesem Zweck<br />
steht eine spezielle Ladesteckdose<br />
zur Verfügung, die mit einem<br />
RCD gesichert ist und eine Steuerung<br />
und Über wachung des Ladevorganges<br />
mit dem Fahrzeug umfasst.<br />
Hierdurch ist ein hohes<br />
Maß an elektrischer Sicherheit und Schutz der<br />
Installation vor Überlastung gegeben.<br />
Grenzen beim AC-Laden<br />
Zur Zeit gibt es beim AC-Laden Bedenken hinsichtlich<br />
der Leistungsfähigkeit der Haushaltssteckdosen.<br />
Diese sind zwar gemäß dem<br />
üblichen Leitungsschutz für 16 A ausgewiesen,<br />
erwärmen sich bei dauerhafter Belastung<br />
mit diesem Strom aber unter Umständen unzulässig.<br />
In der Praxis kam diese dauerhafte<br />
Belastung mit 16 A bislang nie vor, da selbst<br />
größere Verbraucher im Haushalt nur kurz -<br />
zeitig diesen Strom aufgenommen haben oder<br />
der Dauerstrom deutlich geringer ist. Um diesem<br />
Umstand zu begegnen, wird im zuständigen<br />
Normungsgremium IEC SC23B überlegt,<br />
den zulässigen Dauerstrom für Haushaltssteckdosen<br />
zu begrenzen, wodurch die<br />
Ladeleistung beim Laden nach Mode 1 oder<br />
Mode 2 erheblich reduziert würde.<br />
Im Fahrzeug sind oft Schaltungen zur Blindstromkompensation<br />
eingebaut, die einen DC-<br />
Anteil des Stroms verursachen. Durch diesen<br />
Gleichstrom wird die Funktion der üblichen<br />
RCDs vom Typ A beeinträchtigt, sodass diese<br />
gegebenenfalls im Fehlerfall nicht auslösen<br />
würden. Um dieses Problem zu vermeiden,<br />
wurde beschlossen, dass ab 2017 in den IC-<br />
CPDs und in den Ladestationen RCDs vom Typ<br />
48 AutomobilKonstruktion 1/2016
B eingebaut werden. Denn diese sind resistent<br />
gegenüber Gleichstromanteilen. Alter -<br />
nativ kann weiterhin ein RCD vom Typ A verwendet<br />
werden, der jedoch mit einer Gleichstromüberwachungs-Einrichtung<br />
– auch RCM<br />
genannt – ergänzt werden muss. Beschrieben<br />
wird dieser Zusammenhang in der neuen Installationsnorm<br />
IEC 60364-7-722, Edition 1 sowie<br />
im Normentwurf IEC 61851-1, Edition 3.<br />
In den (hoch) mobilisierten<br />
Weltregionen kommen<br />
für die verschiedenen<br />
Ladearten unterschiedliche<br />
Ladestecker zum Einsatz<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Schneller geht‘s mit DC-Laden<br />
Der Markt erwartet zunehmend höhere Ladeleistungen,<br />
um kürzere Ladezeiten oder das<br />
Laden größerer Batteriekapazitäten zu ermöglichen.<br />
Hier bietet sich nun das DC-Laden im<br />
Mode 4 an, wobei hier die Ladeleitung immer<br />
fest an der Ladestation montiert ist. Beschrieben<br />
ist diese Ladebetriebsart in der Norm<br />
IEC 61851-23 für die Ladestation und in der<br />
IEC 61851-24 für das Kommunikationsprotokoll.<br />
Für beide Normen gilt zur Zeit die Edition<br />
1, die Edition 2 ist in Bearbeitung.<br />
In der Norm IEC 62196-1 werden die grund -<br />
legenden Anforderungen an die Ladesteck -<br />
verbinder und die zu bestehenden Tests definiert.<br />
In der Norm IEC 62196-2 werden marktgängige<br />
Ausführungen für Ladesteckverbinder<br />
beschrieben, die in einer AC-Ladeinfrastruktur<br />
benutzt werden. Zusätzlich werden in der<br />
Norm IEC 62196-3 marktgängige Ladesteckverbinder<br />
für die DC-Ladeinfrastruktur beschrieben,<br />
denen jeweils ein Ladesystem<br />
nach IEC 61851-23 zugeordnet ist.<br />
Ladesteuerungen ermöglichen den einfachen Aufbau von<br />
Ladesäulen und Wallboxen<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
Kombiniertes AC- und DC-Laden<br />
In den verschiedenen Weltregionen haben<br />
sich jeweils spezielle Anpassungen der normativen<br />
Ladesysteme herausgebildet, die auf<br />
die jeweiligen Stromversorgungsnetze und<br />
Verkehrsräume Rücksicht nehmen. Das für<br />
den Anwender sichtbarste Element dieser<br />
regionalen Ausprägungen ist zweifelsfrei der<br />
Ladestecker. Während in anderen Regionen<br />
jeweils verschiedene Stecker für AC und DC<br />
verwendet werden, kommt in den USA und in<br />
Europa das Combined Charging System – kurz<br />
auch CCS genannt – zum Einsatz. Dies ermöglicht<br />
im Fahrzeug-Inlet (Ladebuchse) das Einstecken<br />
eines AC-Steckers vom Typ 2 in<br />
Europa sowie vom Typ 1 in den USA. Alternativ<br />
kann auch für das DC-Laden der Combined-<br />
Charging-Connector gesteckt werden. So wird<br />
im Fahrzeug nur einmal der Platz für das Ladestecker-Inlet<br />
benötigt – und der Anwender<br />
muss sich nicht um die Zuordnung des richtigen<br />
Steckers zum Inlet kümmern. Diese Lösung<br />
– mit dem Typ 2 für AC und dem Combined-Charging-Connector<br />
Typ 2 für DC, ist auch<br />
in der EU-Richtlinie 2014/94/EU<br />
festgeschrieben. Darauf baut<br />
auch die Ladesäulen-Verordnung<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
bezüglich der Gestaltung öffentlich<br />
zugänglicher Ladepunkte<br />
für Elektromobile auf. Diese Verordnung,<br />
die sich im Entwurfsstatus<br />
befindet, beschreibt die gleichen<br />
Steckverbinder.<br />
Batterien oder Kabel laden oder<br />
tauschen<br />
Beim induktiven Laden kann die<br />
Energieversorgung nahezu ohne<br />
Einwirkung des Nutzers automatisch<br />
erfolgen. Die beiden Teile<br />
des Ladesystems arbeiten physikalisch<br />
nur über das Magnetfeld<br />
zwischen den Spulen und kommunizieren<br />
beispielsweise über eine WLAN-<br />
Verbindung miteinander. Zur Zeit wird auf internationaler<br />
Ebene die IEC 61980 für das induktive<br />
Laden verabschiedet, während man<br />
sich in Deutschland bereits an der Richtlinie<br />
VDE-AR-E 2122-4-1:2011-03 orientieren kann<br />
Insbesondere in Bussen des ÖPNV wird die<br />
Technik des Batteriewechsels – auch Battery<br />
Swapping genannt – eingesetzt. Das Fahrzeug<br />
hat eine Aufnahmebucht, in die das Batterie-<br />
Paket eingeführt und verriegelt wird. Sobald<br />
es gewechselt werden muss, fährt das Fahrzeug<br />
zu einer Wechselstation, in der das Batterie-Paket<br />
dem Fahrzeug entnommen und gegen<br />
ein voll aufgeladenes Batterie-Pack ausgetauscht<br />
wird. Vorteilhaft bei diesem Verfahren<br />
sind der schnelle Batterietausch sowie die<br />
planbare Belastung des Stromversorgungsnetzes<br />
für das Laden der Batterien. Beschrieben<br />
werden die Systemgestaltung sowie die Sicherheitsanforderungen<br />
an Batteriewechselsysteme<br />
in der Normenreihe IEC 62840. In<br />
Europa wird hingegen das konduktive Laden<br />
präferiert – dazu gibt es seitens der EU auch<br />
einen Auftrag zur Standardisierung dieser Anwendung<br />
an die Normungsgremien.<br />
Auch Zweiräder fahren mit<br />
Auf dem Markt der Zweiräder finden sich viele<br />
proprietäre Ladesysteme, die dem Nutzer das<br />
Laden im öffentlichen Raum erschweren. Zur<br />
Zeit wird eine einheitliche Ladetechnik entwickelt<br />
und standardisiert, die Pedelecs und<br />
Motorräder umfassen soll. Mit einer Verabschiedung<br />
der Normenreihe IEC 61861-3 und<br />
IEC 62196-4 kann in circa zwei Jahren gerechnet<br />
werden.<br />
Phoenix Contact E-Mobility GmbH, Schieder,<br />
www.phoenixcontact-emobility.com<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 49
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
Die Basis für automatisiertes Fahren<br />
Serie Fahrerassistenzsysteme, Teil 1<br />
Die Vernetzung zwischen<br />
Fahrzeugen, schwächeren<br />
Verkehrsteilnehmern<br />
und Infrastruktur bietet<br />
mehr Potenzial für<br />
die Sicherheit<br />
Bild: Continental<br />
Fahrerassistenzsysteme sorgen<br />
schon heute dafür, kritische Situationen<br />
im Straßenverkehr und so die<br />
Zahl der Unfälle und Toten zu reduzieren.<br />
Aber erst die Vernetzung<br />
dieser Systeme mit dem Internet<br />
wird es ermöglichen, genügend<br />
Daten zur Verfügung zu stellen, um<br />
ein situationsgerechtes automatisiertes<br />
Fahren zu realisieren. Wegen<br />
der hohen Komplexität dieser Aufgaben<br />
wird die Entwicklung aber nur<br />
Schritt für Schritt voranschreiten.<br />
Der Autor: Dr.-Ing. Rolf Langbein, freier Mitarbeiter<br />
der AutomobilKonstruktion<br />
Trotz eines deutlich steigenden Verkehrsaufkommens<br />
vor allem in und um Ballungszentren<br />
ist seit 1993 die Zahl der Verletzten im<br />
Straßenverkehr um 23 %, die Zahl der Verkehrstoten<br />
sogar um 66 % gesunken. Und<br />
das, obwohl die Fahrleistung, also die Summe<br />
der von Fahrzeugen zurückgelegten Strecken,<br />
im gleichen Zeitraum um 23 % gestiegen ist.<br />
Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass Autos<br />
immer sicherer geworden sind, und das vor allem<br />
dank der Fahrerassistenzsysteme.<br />
Sie assistieren dem Fahrer zum Beispiel in<br />
kritischen Situationen oder helfen, Fahrfehler<br />
zu korrigieren und so das Unfallrisiko zu minimieren.<br />
Dennoch kommt es aufgrund von widrigen Bedingungen<br />
oder persönlichen Fehleinschätzungen<br />
im Verkehr immer wieder zu gefährlichen<br />
Situationen. „Menschliches Versagen<br />
spielt heute noch bei 95 Prozent aller Unfälle<br />
die ursächliche Rolle“, betont Dr. Elmar<br />
Degenhart, Vorstandsvorsitzender der Continental<br />
AG. Hauptgründe dafür sieht er u. a.<br />
in Unerfahrenheit, Müdigkeit oder Alkohol am<br />
Steuer. Deshalb soll der Einsatz von Fahrerassistenzsystemen<br />
dabei helfen, die Sicherheit<br />
im Straßenverkehr weiter zu erhöhen. Deren<br />
Technologie bietet das Potenzial, die Zahl von<br />
Unfällen und Staus weiter deutlich zu verringern.<br />
So verbessern zum Beispiel Abstandsregeltempomaten<br />
den Verkehrsfluss und Systeme<br />
wie Notbremsassistent oder die Anzeige<br />
der Totwinkelerkennung im Außenspiegel unterstützen<br />
die Autofahrer dabei, Unfälle zu<br />
vermeiden.<br />
Bei den bisher eingesetzten Fahrerassistenzsystemen<br />
handelt es sich vorwiegend um sogenannte<br />
fahrzeugautonome Systeme, deren<br />
Funktionsweise allein auf der fahrzeugeigenen<br />
Sensorik basiert. Dazu zählen Radar- und<br />
Ultraschallsensoren ebenso wie Kameras, die<br />
in der Vergangenheit für voneinander unab-<br />
50 AutomobilKonstruktion 1/2016
hängige Funktionen verwendet wurden, also<br />
noch keine Kommunikation mit der Infrastruktur,<br />
anderen oder telematischen Einrichtungen<br />
benötigen. Inzwischen können aber alle<br />
relevanten Daten mithilfe der Sensorfusion intelligent<br />
und zeitgleich verknüpft werden. Das<br />
schafft erst die Voraussetzung für ein angestrebtes<br />
automatisiertes Fahren.<br />
Plausibilitätsprüfung verhindert fehlerhafte<br />
Interpretation der Daten<br />
Besonderes Augenmerk ist dabei auf die<br />
Funktionssicherheit gelegt. Durch Redundanzen<br />
und Plausibilitätsprüfungen, also die systeminterne<br />
Kontrolle, ob die Umgebungsdaten<br />
korrekt erfasst wurden, wird eine fehlerhafte<br />
Interpretation der Daten verhindert. Dabei<br />
werden die Signale der Fahrzeugsensoren<br />
untereinander verglichen. Nur wenn die Daten<br />
stimmig sind, werden Lenkung und Motor angesteuert.<br />
Trotz aller bisherigen Bemühungen, Unfallgefahren<br />
zu reduzieren, sind nach Angaben des<br />
Statistischen Bundesamtes knapp 50 % der<br />
getöteten Personen bei Verkehrsunfällen<br />
schwächere Verkehrsteilnehmer (Vulnerable<br />
Road User/VRU) wie Fahrradfahrer, Motorzweiradfahrer<br />
und Fußgänger. Zu deren<br />
Schutz hat zum Beispiel Continental die<br />
Vehicle-to-X Technologie (V2X) entwickelt, die<br />
eine Kommunikation zwischen Fahrzeugen<br />
und schwächeren Verkehrsteilnehmern ermöglicht.<br />
Per Kurzstreckenfunk (z. B. WLANp)<br />
können Positionsdaten ausgetauscht werden,<br />
um mögliche Kollisionen zu vermeiden oder<br />
die Unfallschwere deutlich zu reduzieren.<br />
Die schwächsten Teilnehmer des<br />
Straßenverkehrs sollen geschützt werden<br />
Ist ein Fahrzeug mit der V2X-Technologie ausgestattet,<br />
ist es in der Lage, mit VRUs zu kommunizieren,<br />
wenn diese beispielsweise ein<br />
Smartphone oder einen speziellen Transponder<br />
mit sich führen. Die heutige Kommunikation<br />
der Fahrzeuge untereinander und mit der<br />
Infrastruktur basiert auf einem Standard für<br />
eine direkte Ad-hoc-Kommunikation (WLANp).<br />
Zukünftig wird es möglich sein, auch das<br />
Smartphone in die ad-hoc Kommunikation so<br />
einzubinden, dass es mit V2X ausgerüsteten<br />
Fahrzeugen kommunizieren kann. „Der Schutz<br />
schwächerer Verkehrsteilnehmer, wie Fußgänger<br />
und Zweiradfahrer, ist eine der größten<br />
Herausforderungen auf dem Weg zum unfallfreien<br />
Fahren“, betont Dr. Bernhard Klumpp,<br />
Leiter des Geschäftsbereichs Passive Sicherheit<br />
& Sensorik bei Continental.<br />
Auf dem Weg hin zum automatisierten Fahren<br />
wird das Internet eine wesentliche Rolle spielen.<br />
„Das Internet wird nicht nur das Entertainmentangebot<br />
im Fahrzeug erweitern, es<br />
wird das Fahrzeug direkt verbessern“, hebt<br />
Ralf Lenninger hervor. Der Leiter Systementwicklung<br />
und Innovation, Division Interior, bei<br />
Continental blickt nach vorne: „Zukünftig werden<br />
Fahrzeuge in einem Internet of Cars hochgenaue,<br />
hochaktuelle und hochzuverlässige<br />
Informationen über das Straßennetz sammeln<br />
und für alle Verkehrsteilnehmer unmittelbar<br />
nutzbar machen.“<br />
Dr. Elmar Degenhart, Vorstandsvorsitzender der<br />
Continental AG: „Das vernetzte Fahrzeug ist ein<br />
Schlüsselthema der zukünftigen Mobilität“<br />
Bild: Continental<br />
Vehicle-to-X Technologie ermöglicht<br />
den Austausch von Positionsund<br />
Bewegungsdaten zwischen<br />
Fahrzeugen und schwächeren<br />
Verkehrsteilnehmern<br />
Bild: Continental<br />
Fahrzeuge werden Teil des Internets<br />
Und der Vorstandsvorsitzende Dr. Degenhart<br />
ergänzt: „Mit zunehmender Vernetzung werden<br />
Fahrzeuge intelligenter, sie werden Teil<br />
des Internets. Mithilfe von Umfeldsensoren<br />
wie Kameras und Radarsystemen nehmen sie<br />
ihre Umgebung wahr. Fahrerassistenzsysteme<br />
werten die Daten der Sensoren aus und können<br />
in gefährlichen Situationen in das Fahrgeschehen<br />
eingreifen.“ Durch den Austausch<br />
der Daten zwischen Fahrzeugen untereinander<br />
und der Verkehrsinfrastruktur werde es<br />
möglich, Unfälle ins Museum zu verbannen,<br />
den Kraftstoffverbrauch zu senken und auch<br />
den Fahrkomfort zu steigern, ist Dr. Degenhart<br />
überzeugt.<br />
„Wichtige Daten wie die Verkehrssituation<br />
oder Witterungsverhältnisse können über ein<br />
sogenanntes Backend, im Prinzip ein Rechenzentrum,<br />
zu Informationen verdichtet werden<br />
und allen Verkehrsteilnehmern in Echtzeit zur<br />
Verfügung stehen“, prognostiziert er. Auf diese<br />
Weise ließe sich die jeweilige Fahrsituation<br />
früher und schneller an die aktuellen Anforderungen<br />
anpassen und auf etwaige Gefahren<br />
einstellen. So könnten Fahrzeuge lernen, „um<br />
die Ecke zu blicken“ und ein Stauende hinter<br />
einer Kurve weit vor Ankunft zu erkennen.<br />
„Das vernetzte Fahrzeug ist ein Schlüsselthema<br />
der zukünftigen Mobilität“, betont<br />
Dr. Degenhart.<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 51
ELEKTRONIK + SOFTWARE<br />
100 Meter Krümmungsradius im Test<br />
MEMS-Spiegel mit fünf Millimeter Durchmesser<br />
Touchscreen mit haptischem Feedback<br />
Gefühl wie bei Knöpfen<br />
Mirrorcle Technologies stellt<br />
MEMS-Spiegel mit 5 mm Durchmesser<br />
vor. Sie sind somit für<br />
noch größere Strahldurchmesser<br />
geeignet. Die gebondeten Spiegel<br />
sind Mikrobaugruppen – ein Silizium<br />
gefertigter Aktuatormotor<br />
und ein Spiegel – die in verschiedenen<br />
Größen verfügbar sind. Für<br />
die neuen 5-mm-Spiegel empfehlen<br />
sich größere Aktuatoren, weil<br />
sie meist ein höheres Drehmoment<br />
bieten, wodurch im Vergleich<br />
zu kleineren Halbleiterchips<br />
höhere Geschwindigkeiten<br />
erreicht werden können. Traditionell<br />
garantiert das Unternehmen<br />
für sämtliche Spiegelgrößen einen<br />
Krümmungsradius von mindestens<br />
5 m, mit einem Mittenrauwert<br />
von weniger als 50 nm.<br />
Messungen der ersten 5-mm-<br />
Spiegel ergaben einen Krümmungsradius<br />
von über 100 m, mit<br />
Lambda/20 und Lambda/40 für<br />
rote beziehungsweise infrarote<br />
Wellenlängen. Dieses Qualitätsmerkmal<br />
ist besonders für solche<br />
Anwendungen wichtig, in denen<br />
Strahlen zuverlässig, präzise und<br />
wiederholgenau zu bestimmten<br />
Winkeln gelenkt werden müssen,<br />
ohne die Strahlqualität negativ zu<br />
beeinträchtigen.<br />
Der erste Spiegel wurde mit einem<br />
A4SR8-Aktuator kombiniert<br />
und bietet +/- 5° mechanische<br />
Winkelauslenkung in beiden Achsen,<br />
also eine Gesamtauslenkung<br />
von 10°, welches einem optischen<br />
Sehbereich von ca. 20°<br />
entspricht. Die gemessene Geschwindigkeit<br />
weist auf eine<br />
Bandbreite von ~500 Hertz in beiden<br />
Achsen.<br />
www.mirrorcletech.com<br />
Das Besondere an Boschs neuem<br />
Touchscreen ist, dass die dargestellten<br />
Tasten auf dem Touchscreen<br />
sich wie realistische Knöpfe<br />
anfühlen, so dass die Orientierung<br />
beim Bedienen oft auch ohne<br />
hinzusehen möglich ist. Der<br />
Blick kann dadurch wesentlich<br />
häufiger auf der Straße verbleiben.<br />
Der Fahrer kann die Tasten auf<br />
dem Touchscreen durch unterschiedliche<br />
Oberflächenstrukturen<br />
ohne hinzusehen erfühlen –<br />
und ohne dabei gleich eine Reaktion<br />
auszulösen. Raue, glatte<br />
oder sogar gemusterte Oberflächen<br />
stehen für unterschiedliche<br />
Knöpfe und Funktionen. Erst bei<br />
festerem Druck wird der virtuelle<br />
Knopf betätigt. Für den Nutzer<br />
fühlt es sich an, als ob er einen<br />
normalen, mechanischen Knopf<br />
drückt. Äußerlich unterscheidet<br />
sich der Touchscreen mit haptischen<br />
Elementen jedoch nicht<br />
von einer herkömmlichen Lösung.<br />
Der Touchscreen erkennt zudem<br />
die Stärke des Fingerdrucks und<br />
aktiviert verschiedene Funktionen.<br />
Ein leichter Druck ruft beispielsweise<br />
die Hilfe-Funktion<br />
auf, während man je nach Stärke<br />
des Drucks schneller oder langsamer<br />
durch eine Liste scrollen<br />
kann.<br />
www.bosch.de<br />
Vishay will den Anforderungen der vernetzten Autos entsprechen<br />
Erweitertes Bauelementespektrum<br />
Concept Car Etos von Rinspeed setzt auf Harting Mica<br />
Emissionsüberwachung im Fahrzeug<br />
Vishay fokussiert sich<br />
auf Fahrerassistenzsysteme<br />
und die Unterstützung<br />
durch Sensoren.<br />
Der Näherungs- und<br />
Umgebungslichtsensor<br />
VCNL4020X01 ist voll<br />
im Armaturenbrett, der<br />
Mittel-, oder Dachkonsole<br />
integriert. Er erlaubt<br />
eine berührungslose Bedienung<br />
des Entertainmentsystems<br />
sowie die Auswahl der Navigationsziele.<br />
Zudem ermöglicht er<br />
das berührungslose Dimmen des<br />
Fahrzeuginnenlichts. Die Vorteile<br />
des Systems: eine Anbindung<br />
durch das I 2 C-Interface, die IR-<br />
Emitter im Gehäuse, die Filterung<br />
des Tageslichts sowie das optische<br />
Feedback bezüglich Umgebungslicht.<br />
Soll das Fahrzeuginnere<br />
noch exakter dem Umgebungslicht<br />
angepasst werden,<br />
stellt Vishay dafür optische Sensoren<br />
zur Erfassung des Sonnenwinkels<br />
sowie des Farbraums einschließlich<br />
Weißabgleich und UV-<br />
Sensoren zur Verfügung.<br />
Um die weitere Elektrifizierung<br />
von Lenkung, Klima und Komfort,<br />
speziell mit bürstenlose DC-Motoren,<br />
so zu etablieren, dass der<br />
Energiehaushalt des Fahrzeugs<br />
ausgeglichen bleibt, bedarf es<br />
laut Vishay eines 48V-Bordnetzes.<br />
Für diese Leistungsanwendungen<br />
stellt Vishay neue SMD<br />
PAR TVS-Dioden zur Verfügung:<br />
die Serien TPC11CA bis TPC36CA<br />
im eSMP-Gehäuse mit einer Spitzenverlustleistung<br />
von bis zu<br />
1500 W, und eine Reihe von kompakten<br />
TMBS-Schottky-Dioden im<br />
SlimDPAK der Serien V35PW und<br />
V40PW.<br />
Den Bedarf an Bauteilen für<br />
Gleichspannungswandler, unter<br />
anderem für Ladegeräte, bedient<br />
Vishay sowohl mit Planartransformatoren<br />
und kundenspezifischen<br />
Wickelgütern, als auch mit nahezu<br />
sättigungsfreien Hochstromdrosseln.<br />
Diese finden Anwendung<br />
als Filter und Speicher bis<br />
zu 200 A in einem Temperaturbereich<br />
bis 180 °C. Polypropylen<br />
Filmkondensatoren für den Einsatz<br />
als DC-Link in LED-Stromversorgungen<br />
bis hin zum 50-kW-Ladegerät<br />
ergänzen das Programm.<br />
www.vishay.com<br />
Der Rinspeed-Concept Car Etos<br />
wird mit der Harting IIC Mica ausgestattet<br />
sein, zur unabhängigen<br />
Emissions- und Zustandsüberwachung.<br />
Der Mini-Industrie-Computer<br />
veranschaulicht, wie Antriebsund<br />
Motorendaten kontinuierlich<br />
erfasst und übermittelt werden<br />
können – und dann von einer unabhängigen<br />
und neutralen Stelle<br />
(Dekra) ausgewertet und aufbereitet<br />
werden, so wie es der Kunde<br />
und der Vertragspartner vorab<br />
vereinbart hat. So können auch<br />
Aussagen über die Glaubhaftigkeit<br />
von Kilometerständen möglich<br />
werden.<br />
Die Mica wird auf dem Genfer Autosalon<br />
(3. bis 13. März 2016) und<br />
auf der Hannover Messe (25. bis<br />
29. April 2016) zu sehen sein.<br />
www.harting.com<br />
52 AutomobilKonstruktion 1/2016
FAHRWERK<br />
„Lenkwinkel von bis zu 90 Grad“<br />
Automobil<br />
Konstruktion Warum denkt Citroën darüber<br />
nach, die Hydropneumatik aufzugeben?<br />
Diese epochale Fahrwerktechnik ermöglichte<br />
als erste eine Niveauregulierung. Außerdem<br />
entschärft sie den Zielkonflikt zwischen Fahrsicherheit<br />
und Fahrkomfort, da sie selbst bei<br />
stärker beladenen Fahrzeugen eine günstigere<br />
Aufbau-Eigenfrequenz herbeiführt als eine<br />
herkömmliche Stahlfederung und damit die<br />
Radlastschwankungen reduziert. Andererseits<br />
galt die Hydropneumatik lange als wartungsintensiv<br />
und ist heute noch deutlich komplexer<br />
als eine Stahlfederung – vor allem in der<br />
Fertigung und Montage. Hinzu kommt, dass<br />
aktive Regelfunktionen bei der Hydropneumatik<br />
nur mit relativ hohem Aufwand zu realisieren<br />
sind und herkömmliche Stahlfederungen<br />
durch adaptive Dämpferregelungen inzwischen<br />
auch einen guten Komfort bieten.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Die Luftfederung scheint da bessere<br />
Zukunftsaussichten zu haben, sieht man<br />
ihre Marktposition an…<br />
Auch die Luftfederung bietet die Möglichkeit<br />
einer Niveauregulierung und eine gleichbleibende<br />
Aufbau-Eigenfrequenz selbst bei stärkerer<br />
Beladung. Das macht sie auch für Nutzfahrzeuge<br />
sehr interessant. Zudem ist das Medium<br />
Luft leichter zu handhaben als eine Hydraulikflüssigkeit<br />
und Leckage damit ein deutlich<br />
weniger kritisches Thema.<br />
Für die Luftfederung spricht auch, dass durch<br />
Leichtbau die Differenz zwischen Fahrzeugleer-<br />
und -gesamtgewicht tendenziell größer<br />
wird. Trotz dieser relativ größeren Zuladung<br />
kann eine Luftfederung die Aufbau-Eigenfrequenz<br />
eines Fahrzeugs sehr gut konstant halten.<br />
Deshalb vermute ich, dass die Luftfederung<br />
verstärkt Top-Down in volumenträchtigere<br />
Fahrzeugsegmente vorstoßen wird.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Bis hin zur Mittelklasse oder gar<br />
ins Kompaktsegment?<br />
Natürlich ist die Luftfederung für die Mittelklasse<br />
oder gar das Kompaktsegment ein kostensensibles<br />
Thema. Diese Grundregel könnte<br />
aber in Nordamerika außer Kraft gesetzt werden.<br />
Dort werden neue OEM möglicherweise<br />
Steht die Hydropneumatik vor dem Aus und dafür<br />
Steer-by-Wire vor der Tür? Lutz Eckstein, Leiter des<br />
Lehrstuhls und des Instituts für Kraftfahrzeuge (ika)<br />
an der RWTH Aachen, äußerst sich im Interview<br />
über Fahrwerkstrends wie Hinterradlenkung<br />
und Nabenantrieb.<br />
„100 Kilogramm weniger<br />
Masse bei der Karosserie<br />
ziehen 30 Kilogramm<br />
Einsparmöglichkeiten<br />
beim Fahrwerk nach<br />
sich. Das gilt es in<br />
Zukunft zu heben.“<br />
Lutz Eckstein ist Leiter des Lehrstuhls<br />
und des Instituts für Kraftfahrzeuge<br />
an der RWTH Aachen<br />
gesteigerten Wert auf Fahrkomfort legen, sodass<br />
man selbst bei nicht so großen, dafür<br />
aber leichten Fahrzeugen mit hoher relativer<br />
Zuladung eine Luftfederung vorfinden könnte.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Wie schätzen Sie das weitere<br />
Entwicklungspotenzial der Steer-by-Wire-Technik<br />
ein?<br />
Das automatisierte Fahren wird dieser Technik<br />
einen Schub geben, da es ohnehin eine gewisse<br />
Redundanz im Lenksystem verlangt.<br />
Diese zweite Sicherheitsstufe – ob es nun ein<br />
zweiter Lenkaktuator oder eine zweite Wicklung<br />
in der E-Maschine ist, sei mal dahingestellt<br />
– wird heute oft noch als Kostenhindernis<br />
für Steer-by-Wire angeführt, in Zeiten des<br />
automatisierten Fahrens aber selbstverständlich<br />
werden.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Wird die Elektrifizierung und Automatisierung<br />
des Fahrens weitere gravierende<br />
Änderungen bei Fahrwerkssystemen bringen?<br />
Auf der IAA 2015 war ein Technologieträger<br />
von ZF zu sehen, der durch ein neues Fahrzeugpackage<br />
und eine innovative Vorderachse<br />
Lenkwinkel von bis zu 75 Grad ermöglicht.<br />
Enabler ist dort ein elektrischer Hinterachsantrieb,<br />
der den bauraumeinschränkenden Verbrennungsmotor<br />
im Vorderwagen ersetzt.<br />
Auch die Steer-by-Wire-Technik kann für jedes<br />
der einzeln gelenkten Vorderräder sehr große<br />
Lenkwinkel ermöglichen. Am ika haben wir an<br />
einem Forschungsfahrzeug sogar Lenkwinkel<br />
Das Interview führte Hartmut Hammer,<br />
freier Mitarbeiter der AutomobilKonstruktion<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 53
FAHRWERK<br />
Am Forschungsfahrzeug SpeedE<br />
erproben die Forscher des ika Fahrwerkstechniken<br />
und Lenksysteme<br />
Bild: ika<br />
von 90 Grad realisiert. Dieses Layout mit Hinterachsantrieb<br />
– auch per Verbrennungsmotor<br />
– und sehr großen Lenkwinkeln an den Vorderrädern<br />
bildet meiner Ansicht nach ein Kosten-Nutzen-Optimum.<br />
Wer noch mehr Kundennutzen<br />
will, könnte noch ein Torque Vectoring-<br />
System an der Hinterachse hinzufügen.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Ist dieser größere Lenkwinkel<br />
nur bei antriebslosen Vorderrädern möglich<br />
oder wäre das auch beispielsweise mit Radnabenmotoren<br />
realisierbar?<br />
Ab einem gewissen Lenkwinkel ist man auf<br />
Radnabenmotoren oder sehr radnahe Antriebe<br />
angewiesen, sofern man die gelenkte Achse<br />
antreiben möchte. Das würde aber die<br />
Komplexität des Gesamtsystems im Vergleich<br />
zu einer antriebslosen mechanischen Lenkung<br />
nochmals deutlich erhöhen. Angesichts<br />
möglicher neuer Player im Automobilbau<br />
möchte ich dieses Szenario aber nicht definitiv<br />
ausschließen.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Welche Marktchancen sehen<br />
Sie für Radnabenmotoren?<br />
Radnabenmotoren bieten durch ihre Kompaktheit<br />
viele Freiheiten für neue Fahrzeugkonzepte,<br />
auch wenn sie hinsichtlich der Kosten<br />
und des Fahrkomforts Nachteile aufweisen.<br />
Sie machen beispielsweise dann Sinn,<br />
wenn spezielle Fahrzeugeigenschaften, etwa<br />
ein extrem tief liegender Ladeboden, gefordert<br />
sind. Das ist mit herkömmlichen Hinterachsen<br />
– mit oder ohne Antrieb – nicht ohne<br />
weiteres möglich.<br />
Das Forschungsfahrzeug SpeedE des ika realisiert Lenkwinkel von bis zu 90 Grad<br />
Bild: ika<br />
Man sollte die europäische Perspektive nicht<br />
überbetonen. In Ländern wie China werden etwa<br />
Radnabenmotoren aus dem Zweiradbereich<br />
sehr pragmatisch als Antrieb eingesetzt<br />
und ermöglichen so völlig neue Kleinstfahrzeuge.<br />
Mit einer pfiffigen Regelung sind damit<br />
ganz attraktive Fahreigenschaften darstellbar.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Lenkbare Hinterräder würden<br />
die Wendigkeit nochmals verbessern. Stehen<br />
dann Aufwand und Ertrag noch in einem sinnvollen<br />
Verhältnis?<br />
Natürlich könnte man auch die Hinterräder<br />
deutlich stärker als bei einer aktuellen Hinterradlenkung<br />
lenken. Die damit darstellbare extreme<br />
Wendigkeit würde aber vermutlich den<br />
Fahrer bei der Umfeldkontrolle überfordern.<br />
Zudem könnte sie mit einem herkömmlichen<br />
Lenkrad nicht mehr adäquat gesteuert wer-<br />
den. Insgesamt erkenne ich nur einen begrenzten<br />
zusätzlichen Kundennutzen durch in<br />
weiten Grenzen lenkbare Hinterräder, allenfalls<br />
im urbanen Raum. Mittelfristig könnte sie<br />
eine Nischenanwendung bleiben.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Werden sich in absehbarer Zeit<br />
neue Werkstoffe im Fahrwerk durchsetzen?<br />
Zunächst bieten herkömmliche Werkstoffe<br />
noch einige „low hanging fruits“, die man relativ<br />
leicht ernten kann. Das Konsortium<br />
„Massiver Leichtbau“ beispielsweise entwickelt<br />
die Massivumformung von Eisen- und<br />
Stahlwerkstoffen so gezielt weiter, dass etwa<br />
bei den Radträgern und den Radnaben noch<br />
Masse im Kilogrammbereich eingespart wird.<br />
Gleichwohl bieten neue Werkstoffe ebenfalls<br />
große Einsparpotenziale, etwa Schraubenfedern<br />
aus GFK. Allerdings zu bisher noch recht<br />
54 AutomobilKonstruktion 1/2016
Der Vorderrad-Einschlagwinkel<br />
von bis zu 75°<br />
verhilft dem Advanced<br />
Urban Vehicle von ZF<br />
zu einem Wendekreis<br />
von nur 6,5 m<br />
Bild: ZF<br />
hohen Kosten, sodass diese Innovationen aktuell<br />
auf die höheren Fahrzeugsegmente beschränkt<br />
bleiben.<br />
Insgesamt sehe ich die Karosserie bei Themen<br />
wie Leichtbau und Mischbauweise etwas weiter<br />
als die Domäne Fahrwerk. Allerdings verfügt<br />
das Fahrwerk über ein erkleckliches sekundäres<br />
Leichtbaupotenzial, das bei etwa 30<br />
Prozent liegt. Sprich, 100 Kilogramm weniger<br />
Masse bei der Karosserie ziehen 30 Kilogramm<br />
Einsparmöglichkeiten beim Fahrwerk<br />
nach sich. Das gilt es in Zukunft zu heben.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Was uns unweigerlich zur Frage<br />
führt: Stahl oder Aluminium?<br />
Natürlich liegt bei der reinen Massebetrachtung<br />
Aluminium vor Stahl. Allerdings sind aus<br />
Kosten-Nutzen-Sicht oft höherfeste Stahlsorten<br />
im Vorteil. Die Materialwahl wird auch in<br />
Zukunft wohl von vielen Faktoren wie Fahrzeugkonzept,<br />
Zielmärkten, Kosten, Leichtbauzielen,<br />
Werkstoffeigenschaften, Produktionsvolumen<br />
und Marketingaspekten beeinflusst<br />
werden. Dabei kann es durchaus zu Mischbaukonzepten<br />
kommen, wo Fahrwerkskomponenten<br />
aus unterschiedlichen Werkstoffen ein<br />
Gesamtsystem bilden.<br />
Automobil<br />
Konstruktion Sind bei ausgereiften Systemen<br />
wie ABS und ESP noch deutliche Fortschritte<br />
zu erwarten?<br />
Es besteht derzeit das Paradoxon, dass ein<br />
ESP die von Assistenzsystemen desselben<br />
Fahrzeugs erfassten Umfelddaten nicht nutzen<br />
kann – weil die Systeme nicht hinrei-<br />
chend miteinander vernetzt sind. Ein „sehendes<br />
ESP“ könnte die Umfelddaten mit der<br />
Lenkwinkelvorgabe des Fahrers abgleichen<br />
und gegebenenfalls Korrekturen vornehmen.<br />
Diese Datenzusammenführung muss und wird<br />
in den nächsten Jahren im Zuge des automatisierten<br />
Fahrens kommen.<br />
Parallel dazu ist die Vernetzung des ESP mit<br />
dem elektrischen Antrieb geboten, um die<br />
Längs- und Querdynamik nicht nur durch<br />
Bremseingriffe zu regeln, sondern durch Rekuperationsphasen<br />
der Elektromotoren die<br />
Fahrsicherheit mit Energieeffizienz intelligent<br />
zu verknüpfen. Außerdem könnte das ESP der<br />
Zukunft nicht mehr nur punktuell eingreifen,<br />
sondern – etwa in Verbindung mit Steer-by-<br />
Wire – kontinuierlich regeln.<br />
www.ika.rwth-aachen.de<br />
Zur Person<br />
Lutz Eckstein (46) studierte Maschinenwesen an der<br />
Universität Stuttgart und promovierte dort zum Thema<br />
Fahrzeugführung und -regelung. Ab 1999 arbeitete er<br />
bei der damaligen Daimler-Benz AG in den Themenfeldern<br />
Fahrdynamik, Fahrerassistenzsysteme und Integrale<br />
Sicherheit. 2005 wechselte Eckstein als Abteilungsleiter<br />
Anzeige- & Bedienkonzept und Ergonomie<br />
zu BMW. 2010 wurde er zum Leiter des Lehrstuhls und<br />
des Instituts für Kraftfahrzeuge an der RWTH Aachen<br />
berufen. Daneben ist er in mehreren Beiräten und Gremien<br />
im Bereich der Automobilentwicklung aktiv.<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 55
FAHRWERK<br />
Lenkung und E-Motor im Heck<br />
Modulares Hinterachssystem von ZF<br />
Das zentral auf der Achse positionierte elektrische<br />
Antriebssystem bietet bis zu 150 kW mechanische<br />
Leistung und hohe Drehmomente schon<br />
bei niedrigen Drehzahlen<br />
Die Basisachse lässt sich mit der<br />
ZF-Hinterachslenkung AKC sowie elektrischen<br />
Achsantriebssystemen oder konventionellen<br />
Hinterachsgetrieben kombinieren<br />
Bilder: ZF<br />
Antriebs- und Fahrwerktechnik aus<br />
einer Hand anzubieten ist seit jeher<br />
einer der großen Vorzüge von ZF.<br />
Das zeigt sich einmal mehr in Zeiten<br />
der E-Mobilität. Wie durch eine<br />
modulare Systemarchitektur dabei<br />
noch zusätzlicher Kundennutzen<br />
entsteht, zeigt ZF mit einem neuen<br />
modularen Hinterachskonzept.<br />
Erstellt aus Unterlagen von ZF<br />
Bei dieser Lösung lässt sich mit nur geringen<br />
Anpassungen an der Karosserie ein Fahrzeug<br />
mit Verbund- oder Schwertlenkerhinterachse<br />
auf ein lenkbares Hinterachskonzept umstellen.<br />
Dieses basiert auf einer nicht angetrieben<br />
Basisachse, in die je nach Kundenwunsch ein<br />
elektrischer Achsantrieb oder ein konventionelles<br />
Hinterachsgetriebe sowie die Hinterachslenkung<br />
AKC integriert werden können.<br />
Damit können Fahrzeughersteller mit nur einer<br />
Karosserievariante äußerst variabel auf<br />
verschiedene Marktanforderungen reagieren.<br />
Zusätzlich reduziert sich der Entwicklungsaufwand<br />
für die Automobilhersteller deutlich: ZF<br />
übernimmt die individuelle Abstimmung der<br />
internen Schnittstellen im Achsbaukasten<br />
komplett.<br />
Bei der Basisachse handelt es sich um eine<br />
modulare Weiterentwicklung einer Schräglenkerhinterachse.<br />
Dabei wurde der hintere der<br />
beiden radseitigen Kinematikpunkte des unteren<br />
Querlenkers durch einen Integrallenker<br />
ersetzt und ein Spurlenker ergänzt. Dieser definiert<br />
den Spurverlauf über dem Radhub und<br />
erlaubt eine präzise Einstellung der Vorspur.<br />
Alternativ zu einem bei Schräglenkerachsen<br />
üblichen Federbein ermöglicht der weit außen<br />
liegende Integrallenker die Verwendung von<br />
getrennten Federn und Dämpfern. Diese Lösung<br />
ist meist günstiger und ermöglicht zusätzlich<br />
mehr Durchladebreite im Kofferraum.<br />
Integriertes elektrisches Achsantriebssystem<br />
Kombinierbar ist die Basisachse zum Beispiel<br />
mit dem mittig auf der Achse positionierten<br />
elektrischen Antriebsmodul, dessen Elektromotor<br />
als hochdrehende Asynchronmaschine<br />
ausgelegt ist. Elektromotor, das Ein-Gang-Getriebe<br />
samt Differenzial, Gehäuse und Kühler<br />
sowie die Leistungselektronik inklusive Steuerungssoftware<br />
bilden eine integrierte, sehr<br />
kompakte Einheit.<br />
Zusätzlich lässt sich die Basisachse mit der<br />
Hinterachslenkung AKC (Active Kinemetics<br />
Control) von ZF kombinieren. Dann unterstützen<br />
die Hinterräder den vorderen Lenkeinschlag<br />
aktiv und der Pkw gewinnt bei Richtungsänderungen<br />
abhängig von der Fahrgeschwindigkeit<br />
entweder an Agilität oder an<br />
Stabilität.<br />
ZF Friedrichshafen AG<br />
Tel.: +49 7541 77-0<br />
postoffice@zf.com<br />
56 AutomobilKonstruktion 1/2016
Brembo lanciert seine Lkw- und SUV-Bremssättel<br />
Neuartiger B-M8 Bremssattel<br />
Der B-M8 und der B-M4 sind die<br />
ersten Vertreter einer neuen<br />
Brembo-Produktfamilie. Der B-M8<br />
ist ein 8-Kolben Monoblock-<br />
Bremssattel mit vier Belägen und<br />
eignet sich für Scheibengrößen<br />
bis 420 x 40 mm. Der Bremssattel<br />
ist speziell für Vorderachsbremsen<br />
von Lastkraftwagen, SUVs<br />
und großen Hochleistungslimousinen<br />
ausgelegt. Mit 40,13 x 14 x<br />
18,03 cm ist er einer der größten<br />
von Brembo produzierten Bremssättel<br />
und für Drehmomente bis<br />
5700 Nm ausgelegt. Der B-M4 ist<br />
für Scheibengrößen bis 380 x<br />
30 mm ausgelegt und eignet sich<br />
für die Bremsanlagen der Hinterachse<br />
größerer Fahrzeuge sowie<br />
für die Vorderbremsen kleinerer<br />
Wagen.<br />
Der B-M8 wird in einem Gussverfahren<br />
mit 4D-Technologie gefertigt,<br />
das zum ersten Mal für die<br />
Herstellung von Fahrzeug-Bremssätteln<br />
eingesetzt wird. Daher<br />
verfüge der Bremssattel über Eigenschaften,<br />
die üblicherweise<br />
im Motorsport oder bei geschmiedeten<br />
Bremssätteln zu finden<br />
sind. Der B-M8 wird mit integrierten<br />
Leitungen für Bremsflüssigkeit<br />
statt mit den starren Leitungsanschlüssen<br />
gegossen. Ein<br />
unsichtbarer Entlüftungsstopfen<br />
soll für mehr Sicherheit und Konstruktionsfreiheit<br />
sorgen.<br />
www.brembo.com<br />
Dichtungen<br />
Lösungen für<br />
Zweiradaufhängungen<br />
Internationale Zuliefererbörse<br />
Die Digitalisierung der Mobilität<br />
18. – 20. Oktober 2016<br />
Wolfsburg | Allerpark<br />
SKF stellt neue Dichtungslösungen<br />
für Zweirad-Federungssystemen<br />
vor. Das Dichtungsmodul für<br />
Ausgleichskolben ist eine integrierte<br />
Lösung für den Druckbehälter<br />
der hinteren Stoßdämpfer.<br />
Es ersetzt Designs aus mehreren<br />
Komponenten und integriert eine<br />
Membranfunktion in den Kolben.<br />
Eine Außendichtlippe steuert die<br />
Öl- und Gasverteilung und verringert<br />
die Reibung, da laut Hersteller<br />
keine Stick-/Slip-Effekte auftreten<br />
würden.<br />
Die neuen Kolbendichtungen und<br />
Gabel-Cartridgedichtungen verfügen<br />
über dynamische Dichtlippen,<br />
welche die Reibung verringern,<br />
sowie über integrierte Metalleinlagen,<br />
die den Dichtungskontakt<br />
mit der Welle und dem<br />
Gehäuse verbessern sollen. Gemeinsam<br />
verwendet, ermöglichen<br />
diese Dichtungen eine bessere<br />
Absorption von Stößen durch<br />
kleine Hindernisse – insbesondere<br />
beim Bremsen.<br />
www.skf.com<br />
www.izb-online.com<br />
Veranstalter:<br />
Wolfsburg AG | MobilitätsWirtschaft<br />
Major-Hirst-Str. 11<br />
38442 Wolfsburg<br />
Telefon +49 53 61. 8 97- 13 12<br />
izb@wolfsburg-ag.com<br />
Jetzt Termin vormerken!<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 57
KAROSSERIE + INTERIEUR<br />
Technik rettet Menschenleben<br />
Auch die Meilensteine der Sicherheitstechnik werden stetig weiterentwickelt<br />
Béla Barényi war der<br />
Pionier der Sicherheitskarosserie<br />
Bild: Mercedes-Benz<br />
In Deutschland werden im Straßenverkehr<br />
immer weniger Menschen<br />
getötet. 1970 gab es noch gut 19 000<br />
Todesfälle bei einem Bestand von<br />
knapp 17 Millionen Kraftfahrzeugen.<br />
2013 sank die Zahl auf nur noch<br />
etwa 3300 Tote – bei inzwischen gut<br />
52 Millionen Fahrzeugen. Knautschzone,<br />
Gurt, Airbag, ABS und ESP<br />
haben, neben anderen Systemen,<br />
die Sicherheit deutlich erhöht.<br />
Der Autor: Jürgen Goroncy, freier Mitarbeiter<br />
der AutomobilKonstruktion<br />
Der Erfolg hat wie immer viele Väter. Doch bei<br />
der Sicherheit führt an dem Mercedes-Benz-<br />
Ingenieur Béla Barényi kein Weg vorbei. Bereits<br />
Ende der 1940er-Jahre formuliert er erste<br />
Grundlagen für die Karosserie mit Knautschzonen.<br />
Barényi erkannte, dass kinetische<br />
Energie bei einem Aufprall durch Verformung<br />
abgebaut werden muss, um die Insassen zu<br />
schützen. Folgerichtig teilt er die Karosserie in<br />
drei Zonen ein: weiches Vorderteil, gestaltfeste<br />
Fahrgastzelle, weiches Heck. Die 1959 vorgestellten<br />
Modelle der Baureihe 111 waren die<br />
weltweit ersten Serienautomobile mit integrierten<br />
Knautschzonen und hochfester Fahrgastzelle.<br />
Im selben Jahr beginnt Mercedes-<br />
Benz mit systematischen Crash-Tests, die zur<br />
wichtigen Grundlage für die Sicherheitsentwicklung<br />
werden.<br />
Erster Dreipunktgurt aus Skandinavien<br />
Ein weiterer Meilenstein war der Sicherheitsgurt.<br />
Aus dem Flugzeug bekannt, wurde er als<br />
Beckengurt 1948 zum ersten Mal in den USA<br />
im Tucker Torpedo eingebaut. 1959 erhielt der<br />
Volvo-Ingenieur Nils Ivar Bohlin ein Patent auf<br />
den Dreipunkt-Sicherheitsgurt. Der erste Serieneinsatz<br />
war der Volvo 544. Allerdings muss-<br />
ten die Gurte noch individuell und zeitintensiv<br />
auf die Insassen eingestellt werden. Die Einführung<br />
von Automatikgurten Ende der 1960er<br />
Jahre und der serienmäßige Einbau der Befestigungspunkte<br />
waren wesentliche Voraussetzung<br />
für eine breitere Akzeptanz in Deutschland.<br />
Zukünftig werden die Gurte laut Frank<br />
Laakmann, Direktor Produktplanung Occupant<br />
Systems bei ZF TRW durch die bereits<br />
vorhandene Umfeldsensorik für Assistenzsysteme<br />
zunehmend durch reversible Straffungen<br />
voraktiviert. Die Insassen werden dabei bereits<br />
vor einem vorhersehbaren kritischen<br />
Fahrzustand oder während automatisierten<br />
Fahrmanövern in Ihrer Sitzposition optimiert.<br />
Der nächste Schritt die Sicherheit deutlich zu<br />
erhöhen gelang mit dem Airbag. Mercedes-<br />
Benz bietet in der S-Klasse (Baureihe 126) ab<br />
1981 einen Airbag für den Fahrer an. Weitere<br />
Luftsäcke für die Front- und Heckinsassen<br />
folgten als Schutz vor Front- und Seitenaufprall.<br />
Für den Frontaufprall arbeitet die Branche<br />
intensiv an Systeme zum Schutz der Insassen<br />
auf den Rücksitzen.<br />
Zentraler Airbag mit mehreren Funktionen<br />
Ein neues Airbag Konzept, das sich bei ZF-<br />
58 AutomobilKonstruktion 1/2016
TRW in der Vorentwicklung befindet, eignet<br />
sich gut, um die hinten sitzenden Insassen<br />
unabhängig von der Position des Vordersitzes<br />
bei einem Frontaufprall zu schützen. In Kombination<br />
mit einem Sicherheitsgurt mit Straffer<br />
und Kraftbegrenzer trägt das Konzept dazu<br />
bei, dass der Kopf des Insassen nicht mehr<br />
mit dem Vordersitz in Berührung kommt. Außerdem<br />
arbeitet man an einem Center Airbag,<br />
der in die Vorderlehne integriert ist und sich<br />
bei einem Seitencrash sowohl auf der stoßzuals<br />
auch auf der stoßabgewandten Fahrzeugseite<br />
zwischen Fahrer und Beifahrer entfaltet.<br />
Bei einer Kollision auf der vom Fahrer abgewandten<br />
Seite stabilisiert der Center Airbag<br />
den Fahrer im Sitz, um die seitliche Verlagerung<br />
zu reduzieren und das Risiko zu verringern,<br />
dass der Fahrer in Kontakt mit dem Beifahrer<br />
oder mit Strukturbauteilen kommt. Einen<br />
Serienanlauf erwartet Frank Laakmann im<br />
Jahr 2018.<br />
Weitere Entwicklungspotenziale sieht er in der<br />
Anpassung der Airbags an das Fahrzeugumfeld,<br />
die OEMs erwarten zunehmend Lösungen<br />
für alternative Einbauorte. Ein Beispiel<br />
dafür ist der Beifahrer Airbag im Citroën C4<br />
Cactus. Der Airbag wurde nicht im Armaturenbrett<br />
sondern im Dach platziert. Darüber hinaus<br />
wird zukünftig mehr Adaptivität erwartet,<br />
um besser aktiv oder passiv zum Beispiel auf<br />
Out-of-Position Situationen oder den zu erwartenden<br />
Crash zu reagieren.<br />
Elektronik an den Achsen<br />
Neben den Rückhaltesystemen haben auch<br />
die zwei Radregelsysteme ABS und ESP für<br />
deutlich weniger Verkehrstote gesorgt. Beide<br />
Systeme hat Bosch zusammen mit dem Pilotkunden<br />
Mercedes-Benz zur Serienreife gebracht.<br />
1978 brachte Bosch in der S-Klasse<br />
W 116 sein elektronisch geregeltes ABS auf<br />
den Markt und sorgte mit dieser Lösung für<br />
nachhaltigen Erfolg. Mittlerweile sind seit<br />
dem 1. Juli 2004 alle Fahrzeuge mit weniger<br />
als 2,5 t zulässigem Gesamtgewicht in Europa<br />
serienmäßig mit ABS ausgestattet.<br />
Das elektronische Stabilitäts-Programm ESP<br />
ging 1995 im Coupé der S-Klasse (C140) in Serie.<br />
Es wirkt durch gezieltes Abbremsen einzelner<br />
Räder einem drohenden instabilen<br />
Fahrzustand entgegen und reduziert so die<br />
Schleudergefahr. Mittlerweile ist es – wie das<br />
ABS – in vielen Ländern gesetzlich vorgeschrieben<br />
oder es gibt eine Selbstverpflichtung<br />
der OEMs. Das ESP war ein wegweisender<br />
Meilenstein und hilft nachweislich, Unfälle<br />
zu verhindern und schwerwiegende Unfallfolgen<br />
zu reduzieren. Etwa 200 000 Unfälle<br />
mit Verletzten konnten nach Angaben der Unfallforschung<br />
der Versicherer (UDV) allein in<br />
den Jahren 2000 bis 2013 durch ESP verhindert<br />
werden. Rund 6000 Menschen wurden im<br />
gleichen Zeitraum vor dem Unfalltod bewahrt.<br />
Daimler AG<br />
Tel.: + 49 711 170<br />
www.daimler.com<br />
Robert Bosch GmbH<br />
Tel.: +49 711 8110<br />
www.bosch.com<br />
ZF TRW<br />
Tel.: +49 7172 3020<br />
www.trw.de<br />
ZF-TRW arbeitet an einem Dachairbag,<br />
der die Fondpassagiere schützt<br />
Bild: ZF-TRW<br />
Die Daten aus den Umfeldsensoren für das automatisierte<br />
Fahren, wie hier die Stereo-Videokamera von Bosch, sorgen<br />
zukünftig auch für mehr Adaptivität bei den Rückhaltesystemen<br />
und somit für mehr Sicherheit<br />
Bild: Bosch<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 59
KAROSSERIE + INTERIEUR<br />
Gezieltes Abdunkeln der Fahrzeugverglasung<br />
Folientechnik für mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz<br />
chen gezielt parallel aus, sodass die Scheibe<br />
in beide Richtungen durchlässig für Licht wird<br />
und komplett klar erscheint. Die Anbindung<br />
an das Fahrzeugsystem ermöglicht es die<br />
Scheiben automatisch aufzuhellen, wenn<br />
man sich dem Fahrzeug mit Schlüssel oder<br />
Smartphone nähert.<br />
Die Heckscheibe des Testfahrzeugs lässt sich per Knopfdruck abdunkeln<br />
Bild: Continental<br />
Continental zeigt erstmals ein Fahrzeug,<br />
bei dem sich sämtliche Scheiben<br />
auf Knopfdruck verdunkeln lassen.<br />
Intelligent Glass Control nutzt<br />
spezielle Folien, die in das Glas eingebunden<br />
sind und durch elektrische<br />
Steuersignale ihre Lichtdurchlässigkeit<br />
verändern.<br />
Ein typisches Beispiel sei laut Andreas Wolf,<br />
Leiter des Geschäftsbereichs Body & Security<br />
bei Continental, die tief stehende Sonne über<br />
dem Horizont: „Solche Situationen lassen<br />
sich künftig bereits im Vorfeld erkennen, die<br />
Scheiben könnten sich schon vor Eintritt des<br />
Ereignisses automatisch verdunkeln.“<br />
Dadurch ließe sich die Sonneneinstrahlung<br />
wirkungsvoller als mit anderen Technologien<br />
reduzieren. Das entlaste laut Hersteller die<br />
Klimaanlage, die entsprechend kleiner, energiesparender<br />
und damit auch wesentlich<br />
leichter ausfallen könne. So soll sich der<br />
CO 2 -Ausstoß um gut vier Gramm pro Kilometer<br />
senken lassen. Die Reichweite bei Elektrofahrzeugen<br />
steige um etwa 5,5 %.<br />
Erstellt aus Unterlagen von Continental<br />
Daneben soll die Verdunkelung für einen wirkungsvollen<br />
Schutz der Privatsphäre sorgen:<br />
„Wird das Fahrzeug geparkt, verdunkeln sich<br />
die Scheiben automatisch, das Wageninnere<br />
bleibt den Blicken von außen verborgen.“ Intelligent<br />
Glass Control eröffnet zudem Designern<br />
neue Möglichkeiten. So ließen sich laut<br />
Wolf die Glasflächen weiter vergrößern, ohne<br />
bestimmte Bereiche mechanisch abdecken zu<br />
müssen.<br />
Bekannte Technik weiterentwickelt<br />
Schon seit Längerem sind Folien bekannt, die<br />
bei Anlegen einer elektrischen Spannung eingelagerte<br />
Partikel ausrichten können und für<br />
eine gezielte Verdunkelung der Scheibe nutzbar<br />
sind. Bisher steht diese Technik allerdings<br />
nur für wenige Oberklassefahrzeuge im Dachbereich<br />
zur Verfügung. Die Ingenieure von Continental<br />
demonstrieren erstmals in einem Testfahrzeug<br />
die intelligente Ansteuerung der sogenannten<br />
Suspended Particle Device Folientechnologie<br />
auch für Seitenscheiben, sowie<br />
Heck- und Frontscheibe – hier allerdings aufgrund<br />
von gesetzlichen Vorgaben zunächst nur<br />
im zulässigen Bereich der Sonnenblenden.<br />
Die serienreife Folientechnik basiert auf eingelagerten<br />
Teilchen, die sich stromlos zufällig<br />
anordnen und die Scheibe von außen verdunkeln,<br />
während von innen nach außen die<br />
Durchsicht erhalten bleibt. Wird eine elektrische<br />
Spannung angelegt, richten sich die Teil-<br />
Preisfrage<br />
Noch ist diese Folie für großflächig verglaste<br />
Mittelklassefahrzeuge eher kostenintensiv.<br />
Weitere erfolgversprechende Entwicklungen<br />
mit ersten Einsätzen im mobilen Bereich lassen<br />
nach Aussage von Continental jedoch erwarten,<br />
dass die Preise schnell sinken werden.<br />
Die Alternativen zur Suspended Particle<br />
Device -Technologie basieren unter anderem<br />
auf der PDLC (Polymer Dispersed Liquid Crystal),<br />
der LC (Liquid Crystal) oder der EC (Elektrochromie)<br />
Technologie. Letztere nutzt die Fähigkeit<br />
von Molekülen und Kristallen, ihre optischen<br />
Eigenschaften unter Einfluss eines<br />
elektrischen Feldes oder eines Stromflusses<br />
zu verändern. Eingesetzt wird diese Technologie<br />
bereits im Auto, um den Innen- sowie Außenrückspiegel<br />
zu verdunkeln und damit<br />
Blendeffekte zu verhindern. Der Nachteil bei<br />
größeren Flächen ist der hohe Energiebedarf,<br />
der benötigt wird um geringe Schaltzeiten zu<br />
erreichen.<br />
Entscheidend ist die Steuerung<br />
Welche Technologie sich letztlich durchsetzt,<br />
sei nicht entscheidend, elektronisch angesteuert<br />
werden müssen sie alle. Das wesentliche<br />
Know-how liegt in der Software und der<br />
intelligenten Verbindung mit den Fahrzeugsystemen.<br />
Andreas Wolf: „Es ist heute nur<br />
noch die Frage, wann das intelligente Glas<br />
kommt. Wir bei Continental nutzen unser<br />
Know-how für das Gesamtsystem und können<br />
damit die gewünschten Funktionen in unsere<br />
Steuergeräte integrieren. Dabei stimmen wir<br />
die Algorithmen so ab, dass das Verhalten der<br />
Scheiben maximale Sicherheit sowie Komfort<br />
für den Fahrer bei besseren Emissionswerten<br />
bietet.“<br />
Continental Automotive GmbH<br />
Tel.: +49 511 938-01<br />
info.automotive@continental-corporation.com<br />
60 AutomobilKonstruktion 1/2016
Funktion und Deko<br />
Integrierte Lichtfunktionen in Autoscheiben<br />
Sabic präsentiert eine Heckscheibe,<br />
die mittels eines Zwei-Komponenten-Spritzguss<br />
aus Lexan sowie<br />
Cycoloy hergestellt wurde und<br />
zwei verschiedene dekorative Beleuchtungskomponenten<br />
umfasst:<br />
zwei blaue LED-Röhren und<br />
eine weiße LED-Lichtführung mit<br />
weißen lasergravierten Grafiken.<br />
Obwohl diese Elemente größtenteils<br />
einen dekorativen Charakter<br />
haben, soll die integrierte Beleuchtung<br />
laut Hersteller auch<br />
viele funktionale Zwecke erfüllen<br />
können. In einer Konzeptskizze<br />
zeigt die Beleuchtungskomponente<br />
den Batteriestatus eines<br />
Elektro- oder Hybridfahrzeugs mit<br />
grünem Licht für volle Ladung und<br />
rotem Licht für kritischen Ladezustand<br />
an. Dies ermöglicht es dem<br />
Fahrer den Batteriestatus seines<br />
Fahrzeugs zu erkennen, ohne<br />
dass er sich im Auto befinden<br />
oder es starten muss.<br />
Daneben könnte das System auch<br />
Warnsignale und dynamische<br />
Richtungsanzeiger darstellen<br />
oder neue Styling- und Markenlösungen<br />
vorantreiben: etwa Signatur-<br />
oder Seitenmarkierungsbeleuchtungen<br />
an Scheibenoberflächen<br />
zur besseren Unterscheidung<br />
von Fahrzeugmodellen und<br />
zu einer gesteigerten Attraktivität<br />
für Verbraucher oder zur Projektion<br />
von Mustern oder Bildern außerhalb<br />
des geparkten Fahrzeugs.<br />
www.sabic-ip.com<br />
Kühlaufbauten aus faserverstärkten Kunststoffen für HACCP-Standard<br />
Leicht, lebensmittelecht, hygienisch<br />
Beim Transport von Lebensmitteln<br />
benötigt<br />
man ein durchgängig<br />
temperaturgeführtes<br />
System. Kühlaufbauten<br />
mit Dächern und<br />
Seitenwänden aus faserverstärkten<br />
Kunststoffen<br />
schaffen hierfür<br />
optimale Voraussetzungen.<br />
Dabei bilden die Verbundmaterialien<br />
die inneren und äußeren<br />
Deckschichten. Vor allem durch<br />
ihre geringe Wärmeleitfähigkeit<br />
und die in Tests nachgewiesene<br />
Lebensmittelechtheit sollen sich<br />
die faserverstärkten Kunststoffe<br />
des deutschen Herstellers Lamilux<br />
auszeichnen. Damit böten die<br />
Materialien große Vorteile, wenn<br />
es um die Zertifizierung von Kühlaufbauten<br />
nach dem Standard<br />
HACCP (Gefahrenanalyse und kritische<br />
Kontrollpunkte) geht.<br />
In einem Forschungsprojekt gemeinsam<br />
mit Wissenschaftlern<br />
und Medizinern wurde kürzlich<br />
ein weiteres Material entwickelt.<br />
Aufgrund einer Nanosilberbeschichtung<br />
habe es laut Hersteller<br />
eine antibakteriell wirkende<br />
Oberfläche, Keime sollen innerhalb<br />
kürzester Zeit absterben. Etliche<br />
Lamilux-Kunststoffe sind als<br />
antibakterielle Variante verfügbar.<br />
www.lamilux.de<br />
Für künftige Anforderungen an den Seitenaufprallschutz<br />
Neuer Center Airbag von ZF TRW<br />
ZF TRW hat einen neuen Airbag<br />
entwickelt, der Fahrzeugherstellern<br />
dabei hilft, den Seitenaufprallschutz<br />
zu verbessern. Der<br />
Center Airbag ist an der Innenseite<br />
der Vordersitzlehne integriert<br />
und trägt dazu bei, Kopf, Schultern<br />
und Torso von Fahrer und<br />
Beifahrer zu schützen.<br />
Der Center Airbag schützt die Insassen<br />
bei einem Seitencrash, indem<br />
er sich zwischen Fahrer und<br />
Beifahrer entfaltet. Bei einer Kollision<br />
auf der Beifahrerseite hilft<br />
der Center Airbag den Fahrer im<br />
Sitz zu stabilisieren. So kann er<br />
die seitliche Verlagerung des Fahrers<br />
reduzieren und das Risiko<br />
verringern, dass dieser in Kontakt<br />
mit dem Beifahrer oder mit Strukturbauteilen<br />
im Innenraum des<br />
Fahrzeugs kommt.<br />
Das Center-Airbag-Modul besteht<br />
aus einem Hybrid-Gasgenerator<br />
und einem gewebten oder genähten<br />
Luftsack. Das Modul kann flexibel<br />
auf die Anforderungen des<br />
jeweiligen Fahrzeuginnenraums<br />
angepasst und mit einem Fangband-Mechanismus<br />
ausgestattet<br />
werden, um während der Entfaltung<br />
eine dreieckige Form zur<br />
besseren Abstützung zu erzielen.<br />
Die Lösung von ZF TRW kann helfen,<br />
diese zukünftigen Anforderungen<br />
(Euro NCAP arbeitet aktuell<br />
an neuen Testprotokollen für<br />
den Seitenaufprall ab 2018) zu erfüllen.<br />
Der Zulieferer arbeitet bereits<br />
mit Fahrzeugherstellern in<br />
verschiedenen Entwicklungsprogrammen<br />
zum Center Airbag zusammen.<br />
www.trw.de<br />
Interesse geweckt?<br />
EDELSTAHL<br />
MEBUX<br />
IN CFK<br />
IMS - IMMER MIT SYSTEM<br />
NEU!<br />
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IMS Verbindungstechnik GmbH & Co. KG<br />
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<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 61
TESTEN + PRÜFEN<br />
Verschärfte Bedingungen<br />
Steigende Anforderung an die Qualität von Blechen in der Automobilindustrie<br />
Die Bestimmung der Breite<br />
erfolgt an mindestens drei<br />
gleichverteilten Stellen entlang<br />
der Messlänge einer<br />
Probe<br />
Bild: Zwick<br />
Bleche für Kotflügel müssen sowohl<br />
die geforderten statischen und dynamischen<br />
Lasten aufnehmen können<br />
als auch für Tiefziehprozesse optimiert<br />
sein. Zur Prüfung der Materialkennwerte<br />
gehören daher umfang -<br />
reiche Untersuchungen. Jetzt hat die<br />
japanische Automobilindustrie die<br />
Anforderungen an die Qualität der<br />
Bleche deutlich erhöht. Wie die<br />
verschärften Bestimmungen in<br />
den Messungen umgesetzt werden<br />
können, zeigt eine innovative<br />
Lösung von Zwick.<br />
Der Autor: Dr. Peter Stipp,<br />
Awikom GmbH, Bensheim<br />
Werkstoffe und Materialien werden heute<br />
dank entsprechender Prozesse mit hoher<br />
Genauigkeit auf die gewünschte Materialgüte<br />
hin produziert. So ist beispielsweise ein Blech<br />
für einen Kotflügel relativ weich, damit es im<br />
Tiefziehprozess ohne Bruch in die entsprechende<br />
Form gebracht werden kann. Auf der<br />
anderen Seite muss es die geforderten statischen<br />
und dynamischen Lasten aufnehmen<br />
können.<br />
Um die Qualität des Bleches beurteilen zu<br />
können, ist daher eine Vielzahl von Messungen<br />
nötig. Dazu gehört neben den im Zug -<br />
versuch ermittelten Parametern wie Streckgrenze,<br />
Zugfestigkeit und Bruchdehnung auch<br />
die senkrechte Anisotropie (r-Wert). Sie ist ein<br />
Maß für die Richtungsabhängigkeit der plastischen<br />
Verformung in Blechproben und definiert<br />
das Verhältnis des Umformgrades in<br />
Breitenrichtung zu dem in Dickenrichtung.<br />
Bestimmt wird der r-Wert über die Breiten -<br />
änderung einer flachen, genormten Probe<br />
während des Zugversuchs. Für diese Messung<br />
hat die japanische Automobilindustrie jetzt<br />
mit dem Japanese Industrial Standard (JIS)<br />
Z 2254 neue Maßstäbe gesetzt. Der Grund ist<br />
die gestiegene Anforderung an die Qualität<br />
von Blechen vor deren Weiterverarbeitung.<br />
Verschärfung der Prüfung<br />
Bislang erfolgte die Breitenmessung der Probe<br />
vor der Belastung an den Messstellen des<br />
Längenänderungsaufnehmers und im Zentrum<br />
der Messlänge. Nach einer kurzen Streck -<br />
phase mit plastischer Dehnung und nach -<br />
folgender Entlastung wurde die Probe entnommen<br />
und es erfolgte eine zweite Messung;<br />
wieder an den Messstellen des Längenänderungsaufnehmers<br />
und in der neuen Mitte<br />
des Messbereichs.<br />
Jetzt verlangt die Norm JIS Z 2254, dass nicht<br />
nur die Breite an mindestens drei gleichverteilten<br />
Stellen entlang der Messlänge sowie<br />
an den beiden Enden erfasst wird, sondern<br />
auch eine Klassifizierung der Lage der Brucheinschnürung.<br />
Wie lassen sich diese Forderungen<br />
umsetzen?<br />
Zur Messung der Dehnung bei Zugversuchen<br />
werden Extensometer eingesetzt. Die hierbei<br />
am häufigsten genutzte Messmethode ist die<br />
62 AutomobilKonstruktion 1/2016
Die Prüfmaschine ermöglicht Zugversuche<br />
bis zu einer Kraft von 250 kN<br />
Bild: Zwick<br />
berührende Messung. Das hängt mit den<br />
geringen Kosten und der heutigen hohen Präzision<br />
der berührenden Differenzwegmessung<br />
zusammen. Das leistet auch das von Zwick<br />
entwickelte und modular aufgebaute Extensometer<br />
makroXtens. Die Übertragung einer<br />
gemessenen Längenänderung zum Auswertesystem<br />
erfolgt über Messfühler und Messschneiden<br />
und erlaubt eine automatische<br />
Betätigung.<br />
Die Messung des r-Wertes bei Zugversuchen<br />
erfordert die Bestimmung der Breitenänderung.<br />
Dazu wird der berührungslos arbeitende<br />
Breitenänderungsaufnehmer videoXtens eingesetzt.<br />
Er verfolgt die Messschneiden des<br />
Längenänderungsaufnehmers während der<br />
Prüfung, um die Messstellen für die Breitenänderung<br />
während des Tests kontinuierlich<br />
nachführen zu können. Der VideoXtens arbeitet<br />
berührungslos, bietet eine automatische<br />
Messmarkenerkennung und Erfassung der<br />
Anfangsmesslänge und erlaubt eine präparationsfreie<br />
Prüfung bei Proben mit strukturierter<br />
Oberfläche durch Mustererkennung. Er<br />
kann sowohl manuell als auch automatisch<br />
über die von Zwick entwickelte Prüfsoftware<br />
testXpert II bedient werden.<br />
Rücklichtverfahren zur Klassifizierung<br />
Die zweite Forderung ist die Klassifizierung<br />
der Lage der Brucheinschnürung gemäß JIS<br />
Z2241 nach A, B und C. Danach ist die Bruchdehnung<br />
nur dann gültig, wenn der Bruch<br />
nicht näher an einem der Enden der Mess -<br />
länge als ein Viertel der Ausgangsmesslänge<br />
eintritt. Da diese Anforderungen mit kontaktierenden<br />
Aufnehmern nur schwer oder gar<br />
nicht zu erfüllen sind, hat Zwick seinen<br />
bestehenden videoXtens-Breitenänderungsaufnehmer<br />
erweitert und angepasst.<br />
Dieses System besteht aus zwei Kameras mit<br />
unterschiedlichen Objektiven, um einerseits<br />
die Breitenänderung präzise zu erfassen und<br />
andererseits die gesamte Messlänge bis zum<br />
Bruch zu überwachen. Die erste Kamera zur<br />
exakten Breitenmessung nützt das Rücklichtverfahren,<br />
um die Position der beiden Messschneiden<br />
des makroXtens während des gesamten<br />
Versuchsverlaufes online zu bestimmen.<br />
An diesen Stellen sowie in deren Mitte<br />
erfolgt dann die vollautomatische Messung<br />
der drei geforderten Breiten. Dazu werden die<br />
Messlinien für die Breitenänderungsmessung<br />
entsprechen der Dehnung während des Versuchs<br />
„verschoben“.<br />
Die zweite Kamera erfasst ebenfalls im Rücklichtverfahren<br />
die Probenkontur der gesamten<br />
parallelen Länge. Sie erkennt die Lage der<br />
Brucheinschnürung und kann so die Klassifizierung<br />
der Probe nach A, B oder C durchführen.<br />
Beide Kameras sind in einem Gehäuse<br />
auf engem Raum untergebracht und erfassen<br />
dank einer ausgefeilten Spiegelumlenk -<br />
technik die Probe aus derselben Richtung.<br />
Fazit<br />
Das Gesamtkonzept von Zwick bietet eine<br />
Lösung aus bewährter mechanischer Messtechnik<br />
und konsequenter Weiterentwicklung<br />
des vielfach erfolgreich eingesetzten videoXtens-Breitenänderungsaufnehmers.<br />
Damit ist<br />
das Unternehmen in der Lage, die hohen<br />
Qualitätsansprüche der Automobilindustrie<br />
zu erfüllen. Das gilt auch für die Forderung<br />
eines namhaften japanischen Stahlerzeugers,<br />
die Messung nach JIS Z 2254 als kontinuierliche<br />
Online-Messung für eine neue automatisierte<br />
Anlage durchzuführen. Das soll einerseits<br />
die Vergleichbarkeit zur bisherigen<br />
händischen Messung und andererseits eine<br />
Steigerung der Genauigkeit im Vergleich zur<br />
Messung an nur einer Stelle sicherstellen.<br />
Zwick GmbH & Co. KG, Ulm, info@zwick.de,<br />
www.zwick.de<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 63
TESTEN + PRÜFEN<br />
Sechs-axiale Schwingprüfanlage in Klimakammer<br />
Johnson Controls erweitert Testkapazitäten für Autositze in Burscheid mit neuem Shaker<br />
Der neue Schwingprüfer ist komplett in eine<br />
Klimakammer verbaut, die Temperaturen zwischen<br />
–40 und +100 °C ermöglicht<br />
Bilder: Johnson Controls<br />
objektive Daten. So lässt sich genau feststellen,<br />
wo eine Polsterung drückt und wie das<br />
Gesamtempfinden ist.<br />
Zur Durchführung von Klimatests ist der neue<br />
sechs-axiale Shaker komplett in eine Kammer<br />
verbaut, die Temperaturen zwischen –40 und<br />
+100 °C ermöglicht. . Axel Blankart, Executive<br />
Director Engineering bei Johnson Controls:<br />
„Jedes Klima stellt eigene Herausforderungen<br />
an das Material. Wir sind in der Lage, genau<br />
die Bedingungen zu erzeugen, die unsere<br />
Kunden nachfragen.“<br />
Rund zwei Millionen Euro investierte<br />
der Automobilzulieferer Johnson<br />
Controls in eine neue hydraulische<br />
Hochfrequenz-Schwingprüfanlage<br />
(engl. Shaker). Ausgestattet mit<br />
sechs Achsen, erlaubt die Anlage<br />
umfassende Komfort- und Lebensdauertests<br />
von beispielsweise<br />
100 000 Kilometern Fahrstrecke.<br />
Durch Einbau in eine spezielle<br />
Klimakammer lassen sich unterschiedliche<br />
klimatische Bedingungen<br />
simulieren.<br />
Mit einer Frequenz von maximal 200 Hertz –<br />
laut Johnson Controls eine Höchstleistung in<br />
diesem Anwendungsbereich – rüttelt die Testanlage<br />
mehrere Tage lang an Prüfstücken und<br />
bringt komplette Autositze oder einzelne<br />
Komponenten und Baugruppen bis an ihre<br />
Leistungsgrenzen. Axel Blankart, Executive Director<br />
Engineering bei Johnson Controls Auto-<br />
motive Seating, beschreibt: „In unserem<br />
Shaker bilden wir Streckenprofile nach, die<br />
mit realen Testfahrzeugen aufgenommen wurden.<br />
Wir simulieren komplette Lebenszyklen<br />
der Autositze über rund 100 000 Kilometer<br />
Fahrstrecke.“<br />
Konventionelle Prüfstände stoßen hier schnell<br />
an ihre Grenzen: Sie können zwar Komforttests<br />
abbilden, haben aber Einschränkungen<br />
hinsichtlich des Langzeiteinsatzes.<br />
Persönliche Komfortüberprüfungen<br />
Die Schwingprüfanlage ermöglicht auch Komfortüberprüfungen<br />
mit niedrigeren Bewegungsfrequenzen.<br />
Dafür nehmen reale Testpersonen<br />
in der Anlage Platz und beurteilen<br />
ihre subjektiven Eindrücke der getesteten Sitze.<br />
Daneben erfassen Sensoren viele weitere<br />
Leichtbau und Sicherheit<br />
Das Acoustics & Comfort Center Burscheid befasst<br />
sich hauptsächlich mit den fünf Bereichen<br />
Akustik-, Komfort- und Störgeräuschuntersuchungen,<br />
Lebensdauerprüfungen sowie<br />
experimentelle Modalanalysen. Einige hundert<br />
Tests durchläuft ein Prototyp bei Johnson<br />
Controls bis zur Marktreife. Ziel der Ingenieure<br />
ist es, mit einem ganzheitlichen Lösungsansatz<br />
den aktuell in der Automobilindustrie<br />
herrschenden Gewichtseinsparungstrend<br />
auch im Sitzsystem umzusetzen, um letztlich<br />
zur Reduzierung des CO 2 -Ausstoßes beizutragen.<br />
Allerdings darf dabei nicht an Sicherheit<br />
gespart werden.<br />
Johnson Controls GmbH<br />
Tel.: +49 2174 65-1117<br />
lars.boelke@jci.com<br />
Die Hydraulik erzeugt die<br />
sechs-axialen Bewegungen<br />
der Hochfrequenz-Schwingprüfanlage<br />
Erstellt aus Unterlagen von Johnston Controls,<br />
Burscheid<br />
64 AutomobilKonstruktion 1/2016
Virtuelle Testfahrten intelligent simulieren<br />
In-Tech stellt mit orangeHiL und neuer Lastsimulation ein Prototypen-Testsystem vor<br />
Die Komplexität und das Zusammenspiel von verschiedenen<br />
Steuersystemen muss bereits im Vorfeld vielfältigen Tests unterzogen<br />
werden – noch bevor der erste Prototyp vom Band läuft. Die Lösung:<br />
Simulationen, die eine realitätsnahe Überprüfung der verschiedenen<br />
Funktionen veranschaulichen können, wie beispielsweise das<br />
Bremsverhalten bei Glätte. Die Automobilindustrie setzt dabei auf<br />
sogenannte HiL (Hardware in the Loop)-Systeme.<br />
Das Engineering-Unternehmen in-tech hat für<br />
komplexe Simulationsprozesse das modulare<br />
orangeHiL-System entwickelt, welches laut<br />
Hersteller mit einer echtzeitfähigen Test-und<br />
Simulationsumgebung sämtliche Anforderungen<br />
an einen vollwertigen HiL-Prüfstand erfüllt.<br />
„Mit orangeHiL simulieren wir die Bedingungen<br />
im Fahrzeug, ehe der erste Prototyp<br />
überhaupt gebaut wurde. So kann die Fahrzeugelektronik<br />
schon sehr früh im Entwicklungsprozess<br />
unter realen Bedingungen getestet<br />
werden“, sagt Geschäftsführer Christian<br />
Wagner. Das System wurde aktuell durch eine<br />
neue Lastsimulation ergänzt.<br />
Das orangeHiL-System ermöglicht die realitätsnahe<br />
Überprüfung der Funktionalität von<br />
Steuergeräten außerhalb ihrer physikalischen<br />
Systemumgebung. Einzelne Steuergeräte, wie<br />
z.B. Getriebesteuerung, Stabilitätskontrolle<br />
und ähnliches können unabhängig vom Fahrzeug<br />
am Prüfstand getestet werden. Dabei<br />
wird dem Steuergerät ein richtiges Fahrzeug in<br />
einer realen Umwelt simuliert.<br />
Um dies zu erreichen, bekommt das zu testende<br />
Modul vom orangeHiL-System eine Vielzahl<br />
von Signalen zugespielt. Im Beispiel der Stabilitätskontrolle<br />
wären das unter anderem die<br />
Raddrehzahlen, Quer-und Längsbeschleunigung,<br />
Fahrbahnreibwert und vieles mehr. Die<br />
Ausgangssignale des zu testenden Steuergeräts<br />
werden anschließend vom orangeHiL-System<br />
wieder eingelesen. Somit kann getestet<br />
werden, ob sich das Steuergerät korrekt verhält.<br />
Das Steuergerät wird dabei, wie später im<br />
Fahrzeug, über Busse wie CAN, LIN, Flexray<br />
und Analog-/Digital-/PWM-Schnittstellen für<br />
Sensoren und Aktoren angeschlossen. Geprüft<br />
wird in der Regel nicht manuell, sondern<br />
anhand von Programmen zur Testautomatisierung.<br />
„Hier können, je nach Kunde, individuelle<br />
Applikationen angebunden werden. Gesteuert<br />
und überwacht wird orangeHiL wahlweise<br />
über ein Tablet oder verschiedene PC-<br />
Anwendungen“, erklärt Wagner weiter.<br />
Modularer Aufbau und automatisierte Testabläufe<br />
Die Ergebnisse können drahtlos über die von<br />
in-tech entwickelte orangeCtrl-App ausgelesen<br />
werden. Die Android-Lösung greift die<br />
Sensordaten am CAN-Bus und dem HiL-System<br />
ab und übermittelt die Informationen, per<br />
WLAN oder Bluetooth, an mobile Endgeräte.<br />
Darüber hinaus kann der Anwender mit der<br />
App auch das HiL-System steuern. Beispielsweise<br />
sind Start-und Stopp-Vorgänge möglich<br />
sowie das Laden von Modellen als auch Veränderungen<br />
von Simulationsparametern.<br />
„Die Innovation am orangeHil-System im Vergleich<br />
zu anderen HiL-Systemen ist die Möglichkeit<br />
des modularen und verteilten Aufbaus.<br />
Über den verwendeten EtherCAT-Steuerbus<br />
kann das orangeHiL-System vergleichsweise<br />
modular, klein und kosteneffizient aufgebaut<br />
werden. Die Verbindung mit dem System<br />
erfolgt über einfache LAN-Kabel. Damit<br />
können z.B. Batterieprüfstände, deren Niedervolt-<br />
und Hochvoltanteile räumlich voneinander<br />
getrennt sind, einfach und verteilt getestet<br />
werden. Wahlweise kann es auch als klassischer<br />
19-Zoll-Prüfstand betrieben werden“,<br />
so der Geschäftsführer.<br />
Das System ist zudem stark skalier- und anpassbar:<br />
Kunden können Ihr Produkt individuell<br />
von einem Mini-HiL für den Desktop-Einsatz<br />
bis zum Full-Size Prüfstand wählen.<br />
Bereits bestehende Testplattformen lassen<br />
sich durch die Integration von orangeHiL<br />
Das orangeHiL-System simuliert die Fahrbahn<br />
im Detail, wodurch Steuergeräte noch vor<br />
dem Prototypen getestet werden können<br />
Bild: In-Tech<br />
Loadsimulation nahtlos erweitern. Die orangeHiL<br />
Loadsimulation ermöglicht vollständige<br />
HiL-Tests an Steuergeräten, die neben Kommunikation,<br />
Sensorik und Aktorik, auch elektrische<br />
Lasten, wie z.B. Innen-und Außenlichter,<br />
Fenster- und Scheibenwischermotoren,<br />
Sitzheizung und vieles mehr simulieren. „Für<br />
einfachere Anwendungen, wie z.B. die Simulation<br />
reiner Konstantlasten, bieten wir auch<br />
Stand-Alone-Lastboxen an“, ergänzt Christian<br />
Wagner.<br />
In-Tech GmbH<br />
Tel.: +49 89 321 98 15-0<br />
in-tech@in-tech.de<br />
Erstellt aus Unterlagen von In-Tech,<br />
München/Garching<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 65
TESTEN + PRÜFEN<br />
Netzwerkfähige Signal-Conditioning-Plattform<br />
Flexibilität und Zuverlässigkeit bei Verbrennungsanalyse<br />
Die netzwerkfähige Kistler SCP<br />
kann je nach Messaufgabe mit<br />
applikationsspezifischen Messmodulen<br />
bestückt werden. Dabei<br />
ermöglicht die neue Plattform eine<br />
virtuelle Verknüpfung der Systeme,<br />
sodass mehrere SCPs zentral<br />
von einem PC aus gesteuert<br />
werden können. Die grafische Benutzeroberfläche<br />
liefert einen<br />
Überblick über Schlüsseldaten<br />
wie Messmodulkonfigurationen,<br />
Sensordaten und Betriebsdauer.<br />
Eine Export-Funktion wandelt die<br />
Daten in unterschiedliche Formate<br />
zum Dokumentieren aller<br />
Messeinstellungen um. Per Mausklick<br />
lassen sich Zylinderspitzendruck-Histogramme<br />
für jeden Sensor<br />
erstellen, sodass Anwender<br />
sofort die Sensorbelastung sowie<br />
etwaige Unregelmäßigkeiten erkennen<br />
können.<br />
Eine CAN-Bus-Schnittstelle ermöglicht<br />
die digitale Erfassung und<br />
Echtzeitüberwachung von Zylinderspitzendrücken<br />
sowie die Messung<br />
der Betriebstemperatur von<br />
piezoresistiven Niederdrucksensoren.<br />
Damit erkennen Anwender<br />
frühzeitig, wenn Motor oder System<br />
geschädigt werden könnten.<br />
PiezoSmart gewährleiste laut<br />
Kistler eine korrekte Zuordnung<br />
der Sensordaten, Fehler durch<br />
manuelles Datenhandling können<br />
ausgeschlossen werden, der Aufwand<br />
für Aufbau und Vorbereitung<br />
der Messung wird minimiert.<br />
Der Einsatz des bestehenden<br />
Sensorportfolios kann so historisch<br />
überwacht und beurteilt<br />
werden.<br />
Die SCP ist in zwei verschiedenen<br />
Versionen erhältlich: Typ 2853B<br />
(8 Slots oder 16 Kanäle) ist auf<br />
die Motorenindizierung am Prüfstand<br />
ausgerichtet, während sich<br />
die SCP Slim Typ 2853B (2 Slots<br />
oder 4 Kanäle) sowohl für mobile<br />
wie auch für Prüfstandsanwendungen<br />
eignet. Bestehende SCPs<br />
(Kistler Typ 2853A) können einfach<br />
mit den Upgrade-Kits Typ<br />
5615BFK und 5615BRK nachgerüstet<br />
werden.<br />
www.kistler.com<br />
DSpace V2X Solution mit neuem Blockset und Karteninstrument<br />
Entwicklung und Test von Vehicle-to-X-Anwendungen<br />
Zeitnah zum aktuellen Release<br />
2015-B hat DSpace seine neue<br />
V2X Solution veröffentlicht. Ein<br />
spezielles Blockset für die Simulink-Umgebung<br />
ermöglicht Anwendern<br />
damit einen einfachen<br />
Zugriff auf die Vehicle-to-X (V2X)-<br />
Ad-hoc-Kommunikation gemäß<br />
WLAN-Standard IEEE 802.11p. Zudem<br />
bietet die neue Solution die<br />
Möglichkeit zur grafischen Analyse<br />
von V2X-relevanten Daten in<br />
ControlDesk Next Generation. So<br />
müssten laut Hersteller keine<br />
speziellen Kommunikationsprotokolle<br />
und Software-Schichten implementieren<br />
werden.<br />
Das neue Blockset ist eine zentrale<br />
Komponente der V2X Solution,<br />
die den Zugang zur V2X-Kommunikation<br />
während der Model-,<br />
Software- und Hardware-in-the-<br />
Loop (MIL/SIL/HIL)-Simulation<br />
sowie des Rapid Control Prototypings<br />
(RCP) ermöglicht. In wenigen<br />
Schritten können Ingenieure<br />
ihre Anwendungen über Signalvektoren<br />
direkt mit den entsprechenden<br />
Kommunikationsblöcken<br />
verbinden, um entweder auf<br />
alle oder auf zuvor ausgewählte<br />
V2X-Botschaften zuzugreifen.<br />
Protokolle und Software-Schichten,<br />
welche die Kommunikation<br />
mit anderen V2X-Teilnehmern gemäß<br />
dem europäischen V2X-Standard<br />
ermöglichen, sind bereits in<br />
der Solution enthalten. Zu diesen<br />
Schichten gehören Funktionen für<br />
die Codierung und Decodierung<br />
von V2X-Botschaften und auch<br />
die Ethernet (UDP/IP)-Kommunikationsschnittstelle<br />
zu einem<br />
V2X-Hardware-Adapter wie der<br />
MK5-OBU Onboard-Unit von Cohda<br />
Wireless. Der direkte Zugriff<br />
auf V2X-Signale im Simulink-Modell<br />
vereinfacht auch die während<br />
der Robustheitstests notwendige<br />
Datenmanipulation.<br />
Zusätzlich enthält diSoftware<br />
spezielle Blöcke zum Codieren<br />
und Decodieren von GNSS (Global<br />
Navigation Satellite System)-<br />
Informationen wie etwa Positions-<br />
und Zeitdaten nach dem<br />
NMEA (National Marine Electronics<br />
Association)-Standard 0183.<br />
Zudem erweitert die V2X Solution<br />
den ControlDesk um ein spezielles<br />
Karteninstrument, das vom<br />
V2X Blockset kontinuierlich mit<br />
neuen Informationen aktualisiert<br />
wird und eine einfache Analyse<br />
sowie Plausibilisierung von Daten<br />
erlaubt. Das Karteninstrument<br />
zeigt Inhalte an, die für V2X-Anwendungen<br />
relevant sind, unter<br />
anderem die Fahrzeugposition,<br />
die Geschwindigkeit, die Fahrtrichtung<br />
und die Klassifikation individueller<br />
Verkehrseilnehmer sowie<br />
andere V2X-spezifische Informationen.<br />
www.dspace.de<br />
Einfacher Plug&Play-Einbau<br />
Neue Wägezellen für Nutzfahrzeuge<br />
Flintec gibt die Markteinführung<br />
seiner im Fahrzeug integrierbaren<br />
Wägezellen der Baureihe DSB7<br />
bekannt. Die Konstruktion ermöglicht<br />
einen Einbau ohne umfangreiche<br />
Modifizierungen des Chassis.<br />
Die Wägezelle ist in den<br />
Nennlasten 7,5 t, 15 t sowie 25 t<br />
verfügbar, was den Einsatz in den<br />
meisten Nutzfahrzeugen ermöglicht,<br />
einschließlich Leichtlastkraftwagen,<br />
Kippwagen, Müllund<br />
Recycling-Lastkraftwagen,<br />
Schwerlastkraftwagen sowie<br />
landwirtschaftlichen Fahrzeugen.<br />
Die DSB7-Baureihe erreicht je<br />
nach Ausführung eine hohe Genauigkeit<br />
von besser als 0,15 %,<br />
0,25 % oder 0,5 % des zusammengesetzten<br />
Fehlers und eine<br />
300-prozentige Überlastfestigkeit.<br />
Aufgrund der oft harschen Einsatzbedingungen<br />
in den Fahrzeugen<br />
werden die Wägezellen aus<br />
rostfreiem Edelstahl gefertigt,<br />
sind hermetisch dicht und erfüllen<br />
die Anforderungen der<br />
Schutzklasse IP68.<br />
www.flintec.com<br />
66 AutomobilKonstruktion 1/2016
Automobil<br />
Konstruktion<br />
INSERENTENVERZEICHNIS<br />
Fachwissen für Entwicklungsingenieure<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
ISSN 1866–9131<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur: Jens-Peter Knauer,<br />
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Redaktion:<br />
Dr.-Ing. Ralf Beck, Phone +49 711 7594–424<br />
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Redaktionelle Mitarbeit:<br />
Dr.-Ing. Rolf Langbein<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Goroncy<br />
Tobias Meyer<br />
Hartmut Hammer<br />
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E-Mail: ak.redaktion@konradin.de<br />
Layout:<br />
Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />
COUTH BUTZBACH Produktkennzeichnung<br />
GmbH,<br />
Solingen 55<br />
Deutsche Messe AG,<br />
Hannover 9<br />
EJOT GmbH & Co.KG Geschäftsbereich<br />
Verbindungstechnik,<br />
Bad Berleburg 33<br />
GETRAG Getriebe- und Zahnradfabrik<br />
Hermann Hagenmeyer<br />
GmbH & Cie KG,<br />
Untergruppenbach 68<br />
Wir berichten über<br />
IMS Verbindungstechnik<br />
GmbH & Co.KG,<br />
Neuenstein 61<br />
KACO GmbH + Co.KG Dichtungswerke,<br />
Heilbronn 5<br />
KELLER AG für Druckmesstechnik,<br />
CH-WINTERTHUR 11<br />
LEE-Hydraulische Miniatur-<br />
Komponenten GmbH,<br />
Sulzbach 37,41<br />
MICRO-EPSILON MESSTECH-<br />
NIK GmbH & Co.KG,<br />
Ortenburg 3<br />
NAFEMS Deutschland,<br />
Österreich, Schweiz GmbH,<br />
Bernau 33<br />
Preh GmbH, Bad Neustadt 7<br />
Proto Labs Ltd., Mosbach 2<br />
Wolfsburg AG, Wolfsburg 57<br />
ANZEIGEN<br />
Gesamtanzeigenleitung: Andreas Hugel,<br />
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Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom 1.10.2015<br />
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Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />
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© 2015 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen.<br />
Adient 10<br />
American Sensor<br />
Technologies 42<br />
APL 14<br />
Audi 12<br />
AVL 6, 14<br />
Bayern Innovativ 12<br />
Bertrandt 6<br />
BMW 14, 44<br />
Bonfiglioli 9<br />
Borg Warner 4, 34<br />
Bosch 14, 44, 52, 58<br />
Brembo 57<br />
Chrysler 46<br />
Cirrantic 12<br />
Citroën 58<br />
Continental 11, 50, 60<br />
Contitech 25<br />
Covestro 25<br />
DAF 14<br />
Daimler 10, 14<br />
Daimler AG 20<br />
Dassault Systemes 30<br />
Deutz 14<br />
Dräxlmaier 44<br />
DSC Software 30<br />
DSpace 66<br />
Ducati 13<br />
Eaton 40<br />
Elring Klinger 20<br />
Faurecia 10<br />
Federal-Mogul 32, 41<br />
Ferrari 13<br />
FEV 40<br />
Fiat 9<br />
Flintec 66<br />
Ford 14<br />
FPT 14<br />
Fraunhofer IPA 22<br />
Fraunhofer LBS 28<br />
General Motors 25<br />
Getrag 11<br />
GM 14<br />
Harting 52<br />
Haynes 36<br />
Hoerbiger 12<br />
Honda 14<br />
Hyundai 14<br />
Industrieverband<br />
Massivumformung 10<br />
In-Tech 4, 65<br />
IPG Automotive 33<br />
ITW 8<br />
Johnson Controls 10, 64<br />
Joyson 8<br />
Kistler 66<br />
KSPG 8<br />
Lamborghini 13<br />
Lamilux 61<br />
Leica Microsystems 12<br />
Leoni 44<br />
LuK 41<br />
Magna 11<br />
Mahle 14<br />
Mahle Behr 4, 30<br />
MAN 14<br />
Measurement<br />
Specialities 42<br />
Mercedes-Benz 58<br />
Mirrorcle<br />
Technologies 52<br />
Nafems 8<br />
National Instruments 33<br />
Nissan 40<br />
NXP 46<br />
Pagani 13<br />
Panasonic 6<br />
Peiker 9<br />
Phoenix Contact 48<br />
Plastic Omnium 10<br />
Pöppelmann 16<br />
Preh 8<br />
RWTH Aachen 4, 53<br />
Sabic 61<br />
SAP 30<br />
Schaeffler 10, 41<br />
Shell 14<br />
Siemens 30<br />
SKF 57<br />
SMP 22<br />
TE Connectivity 42, 44<br />
Technisat 8<br />
TU Dresden 25<br />
Tecosim 26<br />
Telit 46<br />
Tesla 46<br />
TU Braunschweig 14<br />
TU Darmstadt 14<br />
Tucker 58<br />
TÜV 14<br />
Valeo 9<br />
VDI 14<br />
Vishay 52<br />
Voestalpine 25<br />
Volkswagen 12, 14<br />
Volvo 58<br />
Westport 14<br />
Zapp 36<br />
ZF 56<br />
ZF TRW 8, 58, 61<br />
Zwick 62<br />
1/2016 AutomobilKonstruktion 67
DRIVING<br />
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68 AutomobilKonstruktion 1/2016