Triangel Ausgabe 106 - 01/2019

BALD
meist erst zu spät. Meine Schwäche ist
Poetry Slam: Bald /Nele Christin
Ich will, muss und sollte ehrlich mit
dir sein. Mir fällt es unfassbar schwer
diese Zeilen zu reimen. Vielleicht liegt
es daran, dass dieses Thema für mich
so aktuell ist. So nah und so wahr.
Denn, wenn ich über die momentane
Lage der Welt dichte, habe ich trotz
alledem eine angenehme Ferne.
Doch jetzt nicht. Ich sitze hier an meinem
Schreibtisch mit einem Stift in
der Hand – wohlwissend, dass mich
bald neugierige Augen anschauen, erwartungsvolle
Ohren lauschen.
Und dieses Bald ist jetzt. Herzlich
willkommen in der Einleitung meines
Texts. Nur sehe ich den Umschwung
es, nur die Dinge zu machen, die mir
liegen, von denen ich weiß, ich werde
gutes und nützliches vollbringen.
Dinge, die mir längst vertraut sind, bei
denen ich abliefern kann.
Nur früher oder später verändert sich
das Bald in ein jetzt. Ich muss bald ein
paar Entscheidungen treffen, Gespräche
führen, mit Menschen reden, mir
eine Meinung bilden, Gedanken und
Ängste ignorieren und meinen Horizont
überwinden.
Ich will, muss und sollte ehrlich mit dir
sein. Ich versuche immer mein Bestes
zu geben, stets in Perspektive zukünftiges
Leben. Doch meine Schritte sind
von Druck und Versagensangst verfolgt.
Vielleicht sieht man es mir oft
nicht an, aber ich glaube, dass ich das
nicht kann.
Einen Beruf zu wählen, in dem ich
genug Geld verdien´ und glücklich
bin. Der Zeit für Familie lässt. Einen
Beruf, in dem ich mich austoben und
leben kann. Einen Beruf, auf den ich
stolz sein kann. Mal noch bin ich verloren
im Ozean von großen Kampagnen
und Werbeaktionen. Plakate und
Flyer blenden mich, vernebeln meine
Gedanken und Sicht.
Hast du schon mal probiert einen
klaren Gedanken zu fassen, während
jeder schreit und auf dich einspricht?
Ich nehme dir die Antwort mal vorweg
– Es geht nicht!
Es geht nicht, dass mir ständig Ängste
aufgebunden werden, die gar nicht
meine sind. Von Eltern die es besser
wissen, bis hin zu Rissen die mein
Herz treffen mit Sätzen wie: Probiers´
erst gar nicht, es wird nichts geben.
Ballerina. Schrieb ich damals in das
Freundebuch mit einem rosafarbenen
Stift. Seltsam, wenn man bedenkt,
dass ich gar nicht tanzen kann. Damals
wie heute nicht. Aber noch viel
weniger konnte ich im zarten Alter
von fünf Jahren mit der Spalte, die
meinen zukünftigen Berufswunsch
ansprach etwas anfangen. Es sind
seitdem einige Jahre vergangen. Ich
möchte keine Ballerina mehr werden
und ich schreibe mit keinem rosafarbenen
Stift. Ich habe gelernt; das sind
meine Tipps für dich.
Tipp 1
Es ist gut, normal und lediglich ein
vorrübergehender Zustand deiner Gedanken
vor dem Unbekannten Angst
zu haben. Entscheidungen die das
Leben betreffen sind wichtig und die
Furcht des Versagens ist ständiger Begleiter
bei dem Streben nach Erfolg.
Es sind zwei Dinge, die man nicht
trennen kann. Wie Licht und Schatten,
sie gehören zusammen. Trag dir eines
nah am Herz: Mut ist größer als Angst.
Tipp 2
Du bist das Ebenbild von dem, der
dir die Fähigkeit gab zu reden. Ein
pures Meisterwerk. Also lass dich
nicht kleinmachen, von Menschen die
meinen, ihre Meinung mürrisch kundzugeben.
Verstumm nicht unter dem
Klang der Anderen: Du hast eine eigene
Stimme, also nutze sie auch.
Tipp 3
Du musst Abschied nehmen, deine
Komfortzone verlassen, dem Alten
freundlich Danke sagen, aber dich für
neue Erfahrungen bereit machen. Aus
so einem noch vagen Konstrukt wird
mal etwas Gutes hervorgehen: Dein
Leben. Jede Erfahrung ist eine gute,
ganz egal wann die gelernte Lektion
zum Einsatz kommt. Du kannst stets
neue Entschlüsse treffen, also lös dich
von der Bange, deine Entscheidungen
müssen für die Ewigkeit sein. Nimm
Euphorie mit in deine Gedanken hinein.
Tipp 4
Dieses bald von dem alle sprechen,
wird schnell zu einem jetzt. Alles Neue
ist ein Abenteuer und treue Menschen,
die dich begleiten, dein Glück. Dieses
bald ist so wunderschön berauschend
bunt, genieße jeden Augenblick. Und
ein kleines Geheimnis am Ende: Dieses
bald, verändert sich stetig in ein
jetzt. Aber meine Überzeugung sagt,
eines ändert sich nicht. Das Versprechen,
dass da jemand ist, der deine
Wege zum Besten lenkt und das es
am Ende des Tages das ist, was bleibt.
Ewiglich.
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