Namibia 10 Jahre nach der Unabhängigkeit - Heinz-Kühn-Stiftung
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<strong>Namibia</strong><br />
Markus Mörchen<br />
besitzer Klaus-Jürgen Mais-Rische an die <strong>Stiftung</strong> übertragen. 300 San leben<br />
heute hier in mehreren Dorfgemeinschaften. Selbstgebaute Grashütten wurden<br />
zu ihrem neuen Zuhause. Momentan baut die Ombili-<strong>Stiftung</strong> mit deutschen<br />
Spenden mehrere große Steinhäuser mit Grasdächern, da die alten<br />
Behausungen für die größeren Familien zu klein geworden sind. Ansonsten<br />
versuchen die San, ihre alten Traditionen so gut es geht zu erhalten. Nach wie<br />
vor haben sie ihre Feuerstellen vor dem Eingang ihrer Hütten. In <strong>der</strong> freien<br />
Natur sammeln sie Produkte für Handarbeiten und – so weit vorhanden – Nahrung,<br />
wie Beeren, Termitenpilze, wilden Spinat, Knollen und Wurzeln. Jagen<br />
dürfen sie nicht mehr, da das Gelände <strong>der</strong> Ombili-<strong>Stiftung</strong> umgeben ist von<br />
privatem Farmland.<br />
Auch sonst hat das Leben <strong>der</strong> San nur noch wenig mit ihrer traditionellen<br />
Lebensweise gemein. Barbara Mais-Rische und die an<strong>der</strong>en am Projekt beteiligten<br />
Helfer versuchen, feste Arbeitszeiten einzuführen, um die Buschleute<br />
an einen an<strong>der</strong>en Lebensrhythmus zu gewöhnen. „Sie wollen ja wie die Weißen<br />
sein“, erzählt mir eine Mitarbeiterin. „Sie wollen leben wie die Weißen,<br />
und das haben, was die Weißen haben. Doch das bedeutet eben Arbeit – viel<br />
Arbeit“. Zu den morgentlichen Pflichten <strong>der</strong> San zählen Arbeiten auf dem Feld<br />
o<strong>der</strong> in dem auf dem Gelände angelegten Garten. Als Gegenleistung bekommen<br />
die Buschleute einmal wöchentlich Nahrung, die zum Teil selbst angebaut<br />
wird – beispielsweise Hirse, Trockenbohnen, Gemüse o<strong>der</strong> Milch. Der<br />
Rest wird mit Spendengel<strong>der</strong>n angekauft. Am Nachmittag sollen die San traditionelle<br />
und neu erlernte Handarbeiten anfertigen, die in <strong>Namibia</strong> und den<br />
Dritte-Welt-Läden in Europa verkauft werden. Das eingenommene Geld<br />
steht den San zur freien Verfügung.<br />
„Wir wissen“, sagt Beate Mais-Rische, „dass es unmöglich ist, diese Leute,<br />
die seit ihrem Bestehen im Gruppendenken und gemeinsamen Tun verwurzelt<br />
waren, über Nacht in eine mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft aufzunehmen“. Deswegen<br />
liegt das Hauptaugenmerk <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> auf <strong>der</strong> schulischen Ausbildung <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>. 1993 wurde in Ombili eine Schule mit angrenzenden Wohnungen für<br />
die Lehrer und die an<strong>der</strong>en Mitarbeiter gebaut. „Man kann eigentlich nur bei<br />
den Kin<strong>der</strong>n anfangen“, erklärt mir Beate Mais-Rische. „Es geht nur über den<br />
Bildungsweg, dass <strong>der</strong> Buschmann eines Tages mal eine bessere Stellung in<br />
<strong>Namibia</strong> einnehmen kann“. Der Buschmann-Experte Reinhard Friedrich,<br />
<strong>der</strong> die San-Projekte in <strong>der</strong> Region koordiniert, fügt hinzu: „Durch die Schulbildung<br />
wollen wir erreichen, dass sich diese Menschen eines Tages einmal<br />
selbst vertreten können, in <strong>der</strong> Welt, in <strong>der</strong> wir heute leben“.<br />
Fast alle Buschmann-Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ombili-<strong>Stiftung</strong>, die im schulpflichtigen<br />
Alter sind, werden hier unterrichtet. Allein das ist schon ein Erfolg. Denn<br />
landesweit liegt <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Buschmann-Kin<strong>der</strong>, die zur Schule gehen, deutlich<br />
niedriger als <strong>der</strong> von Kin<strong>der</strong>n an<strong>der</strong>er ethnischer Gruppen. Doch auch