APPARAT VS. T.RAUMSCHMIERE - De:Bug
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- DE:BUG.75 - 10.2003<br />
PLAN HABEN, SO<br />
IMPRESSUM<br />
DEBUG Verlags GmbH<br />
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Herausgeber: Alexander Baumgardt, Mercedes Bunz,<br />
Jörg Clasen, Jan Rikus Hillmann, Sascha Kösch, Fee<br />
Magdanz, Riley Reinhold, Anton Waldt, Benjamin<br />
Weiss<br />
Redaktion: Mercedes Bunz (mrs. bunz@de-bug.de),<br />
Thaddeus Herrmann (thaddi@de-bug.de), Jan Joswig<br />
(janj@de-bug.de), Karen Khurana (karen@de-bug.<br />
de), Sascha Kösch (bleed@de-bug.de), Sven von Thülen<br />
(sven.vt@debugOS.de), Clara Völker (caynd@debug.de)<br />
Reviewredaktion: Sascha Kösch (bleed@de-bug.de)<br />
Bildredaktion: Ole Brömme (ole@de-bug.de)<br />
Redaktion New York: Nico Haupt (nicohaupt@gmx.li)<br />
Redaktion Wien: Anton Waldt<br />
(waldt@debug-digital.de)<br />
Redaktion Lüneburg: Heiko H. Gogolin (heiko@pingipung.de),<br />
Nils Dittbrenner (nils@pingipung.de)<br />
Texte: Thaddeus Herrmann, Sven von Thülen, Jan Kage,<br />
Clara Völker, Renko Heuer, Sasha Horsley, Karen<br />
Khurana, Mike Riemel, Stefan Heidenreich, Verena<br />
Dauerer, Heike Lüken, Sandra Sydow, Janko Roettgers,<br />
Anton Waldt, Aljoscha Weskott, Sami Khatib, Benjamin<br />
Weiss, Matthias Sohr, Nils Dittbrenner, Nicolaus<br />
Schäfer, Anton Waldt, Fee Magdanz, Dirk Leyers, René<br />
Margraff, Mikael Pawlo, Lawrence Lessig, Sebastian<br />
Lütgert, Alexis Waltz, Aram Lintzel, Jutta Voorhoeve,<br />
Jan Ole Jöhnk, Sascha Kösch<br />
Fotos: Sibylle Fendt, Kai von Rabenau, Steve Belkowitz,<br />
Johanna Pagels, Juergen Teller, Sandra Stein, M.Barney<br />
/ M.J. O'Brien, Boris Hoppek, Ole Brömme, Christoph<br />
Klenzendorf, Julia Windhoff, Gene Glover, Tasek.de,<br />
Joinarnold.com, John Pettitt / <strong>De</strong>anForAmerica.com<br />
Reviews: Alexis Waltz as aw, Andreas Brüning as asb,<br />
Nils Dittbrenner as bob, Clara Völker as caynd, Christian<br />
Meyer as meyer, Christoph Jacke as cj, Erik Benndorf<br />
as ed, Heiko H. Gogolin as bub, Jan Joswig as<br />
jeep, Jan Ole Jöhnk as joj, Jan Kage as jank, Karen<br />
Khurana as ki, Oliver Koehler as oliver, Mercedes Bunz<br />
as mercedes, Martin Peschke as marc, Paul Paulun as<br />
pp, René Josquin as m.path.iq, Renko Heuer as rnk, Sami<br />
Khatib as sk, Sascha Kösch as bleed, Stefan Heidenreich<br />
as sh, Sven von Thülen as sven, Thaddeus Herrmann<br />
as thaddi, Thomas Khurana as tok, Ludwig Coenen<br />
as ludwig, Matthias Mertens as mwm, Christopher<br />
Lange as pur, Andreas Otto as otto, Matthias Piket<br />
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DEBUG Ultra Beauty Operator: Jan Rikus Hillmann<br />
(aeonflux@debugOS.de), Alex Seeberg-Elverfeldt<br />
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Sven von Thülen, Clara Völker<br />
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Stichtag Novemberausgabe: 10.10.2003<br />
de-bug online: http://www.de-bug.de<br />
Geschäftsführer: Sascha Kösch<br />
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Mari Lussmann, Simon Kathmann,<br />
Andreas Sachwitz<br />
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Januar 2003<br />
V.i.S.d.P.: die Redaktion<br />
BOOTIN’ UP<br />
A BETTER<br />
TOMORROW<br />
TEXT ANTON WALDT |WALDT@QUINTESSENZ.AT<br />
Thor sei Dank können wir im heimeligen Nieselregen<br />
wieder an einemBruttosozialprodukt arbeiten, das einer<br />
gemäßigten Klimazone würdig ist,und prompt sinkt die<br />
Laune und findet mit Florida-Rolf auch zielgerichtet einen<br />
undankbaren Abnehmer, der den falschen Leuten<br />
jede Menge Gelegenheit gibt, über "Anstand" zu schwadronieren.<br />
Dieser fehlt allerdings tatsächlich allenthalben,<br />
aber dummerweise ist die Einforderung unter den<br />
gegenwärtigen <strong>De</strong>finitionsverhältnissen schier unmöglich,<br />
wofür man sich wiederum herzlich bei allen bedanken<br />
darf, die "konservativ" mit Schmissen versehen,<br />
statt den Begriff endlich den Nachhängern der fetten<br />
Jahre der heimischen <strong>De</strong>mokratie zu überlassen. Eine<br />
saubere Perspektive bietet in diesemSchlamassel zum<br />
Glück die treue Wissenschaft, die uns letztens nochmal<br />
persönlich versicherte, dass das Universum direkt nach<br />
Urknall wirklich ganz und gar staubfrei war, was mal eine<br />
wirklich nette Vorstellung ist. Und heute klingt "die<br />
Sphärenmusik" eines Schwarzen Lochs wie die Note "b",<br />
bloß lockere "eine Million Mal tiefer als das Limit des<br />
UNSER MONAT<br />
TEXT ARAM LINTZEL | ARAM.LINTZEL@GMX.DE<br />
Ibiza, 18. August 2003, der Saisonhöhepunkt. Obwohl<br />
uns The Face und ID seit Jahren erzählen wollen, dass<br />
man auf Zypern längst besser feiert, quillt die Insel über.<br />
Neben den notorischen UK-Lads und deutschen Ravern<br />
sind vor allem Spanier und Italiener präsent. Wie eh und<br />
je kreisen die Propellerflugzeuge über den Stränden und<br />
preisen auf langen Transparenten "F***"- oder "Balearic<br />
People"-Parties im Amnesia oder Eden an. Das Privilege<br />
nennt sich immer noch megalomanisch "World's Biggest<br />
Club". Sven Väth und sein allmontäglicher "Cocoon-<br />
Club" im Amnesia haben sich diesmal für eine bescheidenere<br />
PR-Kampagne entschieden. Es ist angeblich der<br />
letzte Cocoon-Sommer auf Ibiza. Viele kleine Poster<br />
wurden inselweit auf Garagentore, Bäckereieingänge<br />
und Strandbüdchen geklebt. Sie zeigen Sven Väth als<br />
Wasserkopf in Boxerpose, darunter liest man das aktuelle<br />
Cocoon-Motto: "In your Face!" Und an diesem 18.<br />
August kann vor der einsetzenden Abschiedsmelancholie<br />
endlich die höchste Eskalationsstufe gezündet werden.<br />
Ein orgiastisches Schauspiel erwartet uns, als wir<br />
um halb zwei am Amnesia vorfahren und von einem bekifften<br />
Anweiser auf einen Parkplatz navigiert werden.<br />
Drinnen legt die glatzköpfige Miss Kittin eine Mischung<br />
aus Electro, Acid und Minimal auf, sie singt zwi-<br />
menschlichen Gehörs", weshalb wir zukünftig mindestens<br />
braune Zwerge als Basssystem verlangen, damit es<br />
im Magen noch besser vibriert, weil viel Zeit haben wir<br />
ja nicht mehr: Unsere Sonne brennt schon 4,6 Milliarden<br />
Jahre, versichern die braven Weißkittel des weiteren<br />
und daher hält sie nur noch 5,4 Milliarden schlappe Jahre<br />
durch, was auch bedeutet, dass die Mär vom sorgsamen<br />
Umgang "für unsere Kinder" geschenkt ist, weil die<br />
Erde eben kein Badezimmer ist, das man wiederum wirklich<br />
ordentlich hinterlassen sollte."Nachhaltigkeit" wird<br />
ja sogar an der Börse inzwischen nicht mehr als Mülltrennung<br />
buchstabiert, dafür gibt es empfehlenswerte<br />
Laster-Fonds, die in Papiere von Tabak-, Alkohol- und<br />
Waffenproduzenten oder Kasinos investieren, weil hier<br />
in den letzten Jahren 15 Prozent mehr zu holen war als im<br />
Durchschnitt. Noch mehr Rendite gibt es nur außerhalb<br />
der regulären Handelsplätze, obwohl die Verbreitung<br />
des Kokainkonsums in <strong>De</strong>utschland nach Einschätzung<br />
der "<strong>De</strong>utschen Hauptstelle für Suchtfragen" [DHS] in<br />
der öffentlichen Wahrnehmung überbewertet wird.<br />
J’ADORE VÄTH / Cocoon wird geknickt<br />
schendurch und tanzt. Set und Show sind fantastisch,<br />
die Menge schunkelt wohlwollend, wartet aber insgeheim<br />
natürlich nur auf ihren Sven. <strong>De</strong>r lauert aber noch<br />
auf der VIP-Tribüne, auf der ich mit meinen drei aufgekratzten<br />
Begleitern dank <strong>De</strong>bug-Entree ebenfalls Platz<br />
nehmen darf. An die feisten Sektkübel, an denen sich die<br />
muskulär auffällige Frankfurter Incrowd bedient, trauen<br />
wir uns aber nicht heran, also bestellen wir Getränke an<br />
der VIP-Bar: ein Bier, eine Cola, zwei Campari-Orange<br />
und einen Wodka Lemon. "Macht 74 Euro!" Na denn<br />
Prost! Schluck! Um uns herum findet sich ein Querschnitt<br />
des hessischen Nightlife-Universums ein, mit<br />
nahtlosen Übergängen zum Bouncer-Milieu. Bestimmt<br />
nennen die Herren ihre Begleiterinnen hier noch zwanglos<br />
"Bräute": Stöckelschuhe und Miniröcke, wohin man<br />
schaut. Tresor-Chef Dimitri Hegemann sitzt derweil<br />
missmutig im Sessel, obwohl Miss Kittin großartig auflegt.<br />
Schon bald ist es kurz vor drei Uhr und nun überschlagen<br />
sich die Ereignisse: Eine infernalische Nebelmaschine<br />
röhrt, für mehrere Minuten sieht man nichts<br />
und fühlt sich wie mitten im nuklearen Fall Out (beziehungsweise<br />
wie in der Dinosauriergrotte des Phantasialands).<br />
Um 3.05 Uhr vernebelt sich schon wieder alles,<br />
nun fällt überdimensioniertes Konfetti von der <strong>De</strong>cke.<br />
"Hauptstelle" tönt in der Tat mächtig nach schwarzen<br />
Uniformen und wurde auch prompt bereits 1947 mittels<br />
Pervitin-Restbeständen gegründet, also zwei Jahre bevor<br />
die BRD eineVerfassung auf Kaffee-Basis zustande<br />
brachte. In Bagdad läuft der Hase dieser Tage offensichtlich<br />
ähnlich, wenn auch in die andere Richtung: Downer<br />
wie Parkizol und Rohypnol sind mächtig angesagt,<br />
für schlappe 15 Cent zu haben und mit pittoresken Namen<br />
wie "Abu Tschub" oder "Abu Salib" verziert. Die salafistische<br />
Gruppe für Erwachsenenunterhaltung und<br />
Hemmungslosigkeit veranstaltet inzwischen sogar Bustouren,<br />
die von fast allen gutsortieren deutschen<br />
Hauptbahnhöfen einmal die Woche in das Land ohne<br />
Hauptstelle starten. Da sag einer, die <strong>De</strong>utschen würden<br />
sich drücken, alleine das Mohnbrötchen-Verbot in<br />
heimischen Knästen treibt jeden Tag hunderte Aufbauhelfer<br />
ins Zweistromland. Für ein besseres Morgen:<br />
Staubsaugen nicht unterschätzen, Nebenstellen aufsuchen,<br />
nachhaltig investieren und den Bass genießen.<br />
3.10 Uhr: Riesige Sven-Väth-Grimassen erscheinen als<br />
Projektionen auf einer Raupe ("Cocoon") oberhalb des<br />
Floors. Gleichzeitig beginnen drei Gogo-Tänzerinnen<br />
auf Höhe der VIP-Tribüne mit ihren professionellen Windungen.<br />
Die Personality-Gaukelei wird total, als dann<br />
um 3.15 Uhr aus dem Nebel eine mehrere Meter lange<br />
Sven-Väth-Maske auftaucht, die nun als diabolischer Fetisch<br />
über die Crowd gleitet. <strong>De</strong>r Tanz ums goldene Kalb!<br />
Angesichts des tribalistischen Rave-Ritus läuft es mir<br />
kalt den Rücken hinunter - gibt es so was eigentlich<br />
heutzutage noch jenseits solcher Zonen des touristischen<br />
Ausnahmezustands? Um halb vier übernimmt<br />
Väth die Turntables, nachdem er mehrmals Applaus für<br />
Miss Kittin provozierte. Sehr aufmerksam! Es folgt ein<br />
gut geschmiertes, aber im Gegensatz zu Miss Kittin leider<br />
sehr homogenes Set mit den üblichen zwei bis drei<br />
Aufpeitscheffekten. Nach einer guten Stunde haben wir<br />
genug von den routinierten Reizen und verlassen das<br />
Spektakel. Draußen lungern junge Party-People und<br />
wollen unsere gelben VIP-Bändchen abgreifen, verständlich<br />
bei 50,- ¤ Eintritt. Ich überlasse meines einem<br />
Spanier mit Ramones-T-Shirt und Stirntuch. Muchas<br />
Gracias und Gute Nacht!