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Rhöner Wildkräuter - Biosphärenreservat Rhön

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<strong><strong>Rhön</strong>er</strong> <strong>Wildkräuter</strong><br />

„Die Natur – ein reich gedeckter Tisch!“


„Alle Wiesen und Matten,<br />

alle Berge und Hügel sind<br />

Apotheken.“<br />

Paracelsus (1493-1541)<br />

„Unkräuter“ und andere<br />

Wildpflanzen<br />

„Willst du immer weiter schweifen?<br />

Sieh, das Gute liegt so nah!“ J. W. von Goethe<br />

Unsere Vorfahren haben noch tausend der 12.000<br />

mitteleuropäischen Pflanzenarten gegessen.<br />

Heute kultivieren und essen wir gerade noch 50<br />

Arten davon, und die meisten von ihnen haben<br />

nur noch wenig mit ihrer „wilden Verwandtschaft“<br />

zu tun. Dies ist erschreckend, da gerade diese<br />

unserem Körper wichtige bioaktive Stoffe geben.<br />

Bioaktive Stoffe weisen ein riesiges Elektronenpotenzial<br />

auf. Dieses benötigen wir für Zellreperaturen,<br />

Wachstum und Schutz des Immunsystems.<br />

Löwenzahn, Brennnessel und viele andere werden<br />

gerne als „Unkräuter“ bezeichnet. Sie sind<br />

aber genau die Lebensmittel, auf die sich unser<br />

Körper seit Jahrtausenden eingestellt hat.<br />

Heutige Nahrungsmittel sind oft konserviert, genmanipuliert<br />

und chemisch behandelt.<br />

Eine Antwort auf Schnellrestaurants und Fast –<br />

food sind immer häufiger Kräuterwanderungen.<br />

Gönnen auch Sie sich gelegentlich eine Auszeit,<br />

um die Natur wieder zu entdecken und nutzen Sie<br />

die Vielfalt der heimischen <strong>Wildkräuter</strong>!<br />

Erlauben Sie uns eine Zeitreise zu den vergangenen<br />

Speiseplänen und den vergessenen<br />

Geschmackserlebnissen. Geben Sie Ihrem Körper<br />

die bioaktiven Stoffe, die zu ihm passen wie<br />

ein Schlüssel ins richtige Schloss. Wilde Pflanzen<br />

sind noch echte „Lebens“-mittel.<br />

<strong>Wildkräuter</strong> sind Kraft – Pakete.<br />

Man findet sie an Wegen, Wiesen, Bachläufen<br />

oder Waldsäumen.<br />

<strong><strong>Rhön</strong>er</strong> <strong>Wildkräuter</strong> – ein<br />

kulinarischer Genuss<br />

Brennessel, Löwenzahn oder ein Gänseblümchen<br />

vermag jeder zu finden, und im Nu bereichert man<br />

seine Küche um neue, ungeahnte Genüsse. Vom<br />

Arme-Leute Essen sind die <strong>Wildkräuter</strong> inzwischen<br />

zur Delikatesse aufgestiegen! Feinrestaurants<br />

kaufen 50g Brennnesselspitzen für 2 €!<br />

Die Skepsis wird sich auch bei Ihnen schnell in<br />

Begeisterung wandeln und das Hauptargument<br />

für Ihre neuen kulinarischen Abenteuer ist der<br />

Genuss; die Gesundheit bekommen Sie als Extra<br />

hinzu.<br />

Man sollte allerdings noch einiges beachten:<br />

„Der kleine Kräuter – Knigge“<br />

➪ Sammeln Sie keinesfalls Pflanzen, die<br />

geschützt oder regional selten sind. Sammeln<br />

Sie nie in Naturschutzgebieten. Im Zweifel lieber<br />

stehen lassen, denn wir wollen die Natur<br />

nutzen und erhalten, aber nicht vernichten!<br />

➪ An unbelasteten Standorten sammeln.<br />

(keine Straßenränder und nicht auf gespritzten<br />

bzw. stark gedüngten Flächen)<br />

➪ Nur sicher bekannte Kräuter sammeln!<br />

➪ Nur für den Eigenbedarf sammeln!<br />

➪ Am besten einen Korb und eine Küchenschere<br />

zur Ernte mitnehmen.<br />

➪ Reißen Sie keine vollständigen Pflanzen<br />

aus – entnehmen Sie immer nur die Teile, die<br />

Sie auch verwenden möchten!<br />

➪ Blüten gegen Mittag ernten, keine verwelkten<br />

nehmen, da sie nicht mehr duften und<br />

schmecken.<br />

➪ Sammeln Sie an einer Stelle immer nur<br />

einen Teil der dort wachsenden Pflanzen,<br />

damit der Bestand dort erhalten bleibt. Sammeln<br />

Sie bitte an verschiedenen Stellen!<br />

➪ Pflanzenteile vor der Verarbeitung sorgfältig<br />

verlesen, eventuell waschen.<br />

➪ Für Einsteiger und Interessierte bieten die<br />

Verwaltungsstellen des <strong>Biosphärenreservat</strong>es<br />

<strong>Rhön</strong>, Volkshochschulen und andere Gruppen<br />

organisierte Kräuterwanderungen an.<br />

➪ In Naturschutzgebieten und im Landschaftsschutzgebiet<br />

Hohe <strong>Rhön</strong> gilt ein Wegegebot.<br />

Achten Sie diese wichtigen Rückzugsräume<br />

und bleiben Sie auf den markierten Wegen.<br />

➪ Landwirtschaftlich genutzte Flächen wie<br />

Wiesen und Äcker insbesondere kurz vor der<br />

Mahd/Ernte nicht betreten.<br />

➪ Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es zu<br />

Lebensmittelvergiftungen kommen, Giftnotruf<br />

rund um die Uhr unter 030/19240.<br />

<strong><strong>Rhön</strong>er</strong> Grüne Soße<br />

Zutaten<br />

2-3 handvoll feingehackte <strong>Wildkräuter</strong> (Wiesenknopf,<br />

Wiesenschaumkraut, Giersch, Wiesenknöterich,<br />

Taubnessel, Kerbel, Sauerampfer, Efeugundermann,<br />

Vogelmiere u.v.m.) je nach Jahreszeit<br />

2 EL fein gehackte Zwiebeln, 4 EL Sonnenblumenöl<br />

1 EL Weinessig, 1/8 l Joghurt, Salz & Pfeffer<br />

4 hartgekochte Eier, 1/8 l Sahne, 1 TL Senf<br />

Zubereitung<br />

Kräuter mit den Zwiebeln in eine Schüssel geben und<br />

mit Essig übergießen. 1 /2 Stunde stehen lassen. Eier<br />

fein schneiden und mit Sahne, Joghurt, Salz, Pfeffer<br />

und Senf verrühren und das Öl nach und nach zufügen.<br />

Zum Schluss den Essig mit den Kräutern einrühren.<br />

Danach noch eine 1 /2 Stunde im Kühlschrank<br />

ziehen lassen. Diese Soße passt ausgezeichnet zu<br />

Pellkartoffeln, Spargel und zu Fleisch.


Brennnessel – Ein Alleskönner<br />

Die Brennnessel ist ein sehr vitamin- und<br />

mineralstoffreiches Wildgemüse. Sie enthält<br />

Eisen, Magnesium sowie<br />

Spurenelemente. Ihr Vitamin C Gehalt ist<br />

doppelt so hoch wie der von Zitronen. Auch<br />

Blattsalat ist im Vergleich dazu ein inhaltsund<br />

geschmacksarmes Grünfutter.<br />

Brennnesseln regen den gesamten Stoffwechsel<br />

an, wirken entgiftend, blutreinigend<br />

und harntreibend. Ein Saft aus Brennnesseln<br />

hilft bei Frühjahrsmüdigkeit.Geerntet<br />

werden im<br />

Frühjahr<br />

Sprossen<br />

und Blätter,<br />

im Herbst die<br />

Samen und<br />

im Jahresverlauf<br />

kann<br />

man die<br />

Triebspitzen<br />

verwenden.<br />

Tipp für Feinschmecker:<br />

Frühlingssuppe mit jungen Brennnesselblättern<br />

Zutaten (für 4 Personen)<br />

400 g Brennnesselblätter<br />

1 Zwiebel, 2 Kartoffeln, 1 Ei, Salz & Pfeffer, 100<br />

ml Sahne<br />

40 g Butter, 100 ml Weißwein, 400 ml Gemüsebrühe<br />

Zubereitung<br />

Junge Brennnesselblätter waschen, abtropfen<br />

lassen und fein hacken. Zwiebeln und geschälte<br />

Kartoffeln würfeln. Butter in einem Topf zerlaufen<br />

lassen. Die Zwiebeln darin glasig dünsten.<br />

Mit Weißwein ablöschen. Gemüsebrühe,<br />

Sahne und klein geschnittene Kartoffeln zugeben.<br />

Alles bei milder Hitze köcheln lassen.<br />

Brennnesselblätter kurz vor Schluß hinzugeben.<br />

Im Anschluss daran gequirltes Ei einrühren.<br />

Mit Salz und Pfeffer würzen.<br />

Der Löwenzahn – Mehr als<br />

nur „Unkraut“<br />

Löwenzahn gilt überall als „Unkraut“. Aber es<br />

gibt kaum eine Pflanze, die so gesund und<br />

wohlschmeckend ist. Das wissen nicht nur<br />

die Menschen, sondern auch Schmetterlinge<br />

und Vögel, für die der Löwenzahn eine wichtige<br />

Nahrungsquelle darstellt.<br />

Löwenzahnblätter sind sehr vitaminreich. Sie<br />

enthalten mehr Provitamin A als Möhren und<br />

40 mal mehr als Zuchtsalat. Sie schmecken<br />

um so besser, je zarter und jünger sie<br />

gepflückt werden.<br />

Löwenzahn regt mit seinem bitteren<br />

Geschmack den gesamten Stoffwechsel an<br />

und ist damit das ideale Frühlingselixier.<br />

Die Rezeptidee!<br />

Löwenzahnhonig<br />

Zutaten (ergeben circa 4-6 Gläser)<br />

1 l Wasser, 400 g Blüten, 2 Zitronen, 1500 g<br />

Zucker<br />

Zubereitung<br />

Blüten waschen, ausdrücken und in 1 l Wasser<br />

zusammen mit 1 1 /2 in Scheiben geschnittenen<br />

Zitronen aufkochen lassen und dann 24 Stunden<br />

stehen lassen. Anschließend den Saft<br />

abgießen, Blüten wegwerfen, Zucker zum Saft<br />

geben und die Flüssigkeit etwa eine Stunde<br />

köchelnd eindicken. Saft einer halben Zitrone<br />

einrühren. In Schraubgläser füllen. Fertig!<br />

Löwenzahnkapern<br />

Zutaten (ergeben 1 bis 2 Gläser)<br />

20-30 geschlossene Blütenknospen<br />

Kräuter- oder Weißweinessig<br />

Zubereitung<br />

Blüten waschen und in Schraubgläser geben.<br />

Anschließend mit Essig auffüllen, verschließen<br />

und im Kühlschrank aufbewahren. Schmecken<br />

köstlich in Salaten oder im Hühnerfrikasse.<br />

Abb. links: Vitamin C-Gehalt<br />

im Vergleich zwischen Kultur-<br />

und Wildgemüse


EIN BIOSPHÄRENRESERVAT<br />

DER UNESCO<br />

Der Bärlauch – ein bärenstarkes<br />

Kraut<br />

Den Bärlauch findet man in schattig feuchten<br />

Laubwäldern. Der ausgeprägte Knoblauchgeruch<br />

und die weißen Blüten sind auffällig.<br />

Ernten kann man alle Pflanzenteile, aber am<br />

schmackhaftesten sind die jungen Blätter.<br />

Der Bärlauch ist reich an Vitamin C und<br />

anderen Wirkstoffen. Wirksam ist Bärlauch<br />

bei Magen- und Darmstörungen, Schlafstörungen<br />

und Bluthochdruck. Vorsicht ist<br />

geboten beim Sammeln, da die Blätter von<br />

Bärlauch den giftigen Blättern des<br />

Maiglöckchens und der Herbstzeitlosen<br />

ähneln. Beachten Sie den Geruch! Der Bärlauch<br />

hat vielfältige Einsatzmöglichkeiten in<br />

der Küche, als Pesto, im Auflauf mit Kartoffeln,<br />

in Suppe, in Öl oder Essig eingelegt, in<br />

Quark oder Butter.<br />

Kartoffelgratin mit Bärlauch<br />

Zutaten<br />

1 kg Kartoffeln, 200g Bärlauchblätter<br />

Butter, Salz & Pfeffer, 125g geriebener<br />

Käse, 1 /2 l Milch, 2 Eier, Muskatnuss<br />

Zubereitung<br />

Kartoffeln schälen, waschen, in dünne<br />

Scheiben schneiden. Backofen auf 220°C<br />

vorheizen. Bärlauchblätter gut waschen,<br />

abtropfen lassen und in feine Streifen<br />

schneiden. Auflaufform einfetten, Kartoffeln<br />

dachziegelartig einschichten; mit Salz<br />

und Pfeffer würzen. 75 g Käse mit Bärlauchstreifen<br />

mischen, über die Kartoffelscheiben<br />

streuen. Die Milch kurz aufkochen<br />

lassen, wenn sie abgekühlt ist, mit<br />

den Eiern verquirlen, mit Pfeffer, Salz und<br />

Muskat würzen und über den Bärlauch<br />

gießen. Restlichen Käse darüber streuen.<br />

Die Form in den vorgeheizten Backofen<br />

schieben und 45min backen. Guten Appetit!<br />

Mit freundlicher Unterstützung der<br />

Kräuterwanderungen und Fachvorträge:<br />

Apothekerin Gerhild-Elisabeth Birmann-Dähne<br />

<strong>Rhön</strong> Apotheke<br />

Heilsbergstr. 1, 97799 Zeitlofs<br />

Tel. 09746/285, Fax 09746/1203<br />

www.herbarias-apothekezeitlofs.de<br />

Dipl.-Biologe Uwe M. Barth<br />

Am Weinberg 7, 36142 Tann (<strong>Rhön</strong>)<br />

Tel. 06682/919486, Fax 06682/917520<br />

umbarth@aol.com<br />

Felicitas Wolf<br />

Amselweg 11, 36115 Hilders, Tel. 06681/7757<br />

Weitere Informationen erhalten Sie in den Verwaltungsstellen<br />

des <strong>Biosphärenreservat</strong>es. Aus dem<br />

jährlichen Veranstaltungsprogramm können Sie<br />

geführte Kräuterwanderungen entnehmen.<br />

<strong>Wildkräuter</strong> Produzenten:<br />

Brennerei Gasthaus Dickas<br />

Claus Vorndran<br />

Josefstr. 9, 97653 Bischofsheim<br />

Tel. 09772/456, Fax 09772/1295<br />

Saftküche Ute Krenzer<br />

Öttersbach 2, 36163 Poppenhausen – Steinwand<br />

06658/919545<br />

KRÄUTERFEE`S SCHÄTZE Apothekerin<br />

Gerhild-Elisabeth Birmann-Dähne<br />

Haus der <strong>Rhön</strong>-Apotheke<br />

Heilsbergstr. 1, 97799 Zeitlofs<br />

Tel. 09746/285, Fax 09746/1203<br />

Büchertipp:<br />

empfehlenswert: Bestimmungsbuch<br />

„Der große BLV Pflanzenführer“<br />

BLV<br />

von Schauer/Caspari<br />

ISBN 3-405-12971-0<br />

„Bärlauch und Judenkirsche“<br />

Karl F. Haug Verlag<br />

von Gerhild Birmann-Dähne<br />

ISBN 3-7760-1533-0<br />

„Delikatessen am Wegesrand“<br />

Walter Rau Verlag<br />

von Brigitte Klemme, Dirk Holtermann<br />

ISBN 3-7919-0616-X<br />

„Un-Kräuter zum Genießen“<br />

Walter Rau Verlag<br />

von Brigitte Klemme, Dirk Holtermann<br />

ISBN 3-7919-0672-0<br />

„Unser Thüringer – Würz- und Kräuterbuch“<br />

Eine Initiative der Zeitungsgruppe Thüringen<br />

RhinoVerlag<br />

Erhältlich bei der Thüringer Allgemeine<br />

Impressum<br />

Herausgeber: Hessische Verwaltungsstelle<br />

<strong>Biosphärenreservat</strong> <strong>Rhön</strong>,<br />

Groenhoff-Haus, Wasserkuppe,<br />

36129 Gersfeld<br />

Tel.: (0 66 54) 9612 - 16<br />

Fax: (06654) 9612 - 20<br />

www.biosphaerenreservat-rhoen.de<br />

email: vwst@biosphaerenreservat-rhoen.de<br />

Text: Claudia Wichmann (gesponsert von der Commerzbank),<br />

Gerhild Elisabeth Birmann-Dähne, Uwe Barth,<br />

Martin Kremer<br />

Fotos: Claudia Wichmann, Uwe Barth,<br />

Gerhild Elisabeth Biermann-Dähne, Joachim Jenrich<br />

1. Auflage: Juli 2002; 10.000 Exemplare<br />

Druck: Druckerei Richard MACK GmbH, Mellrichstadt<br />

Papier: 100% Recyclingpapier

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