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2017/02 Kulmbacher Land

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s ist das letzte verbliebene Traditionswirtshaus in Kulmbach in der Langgasse und die urgemü -<br />

Eliche, rustikale Gaststube stellt ein richtiges kleines Schmuckstück dar. Seit nunmehr über sechs -<br />

einhalb Jahren führen Roland Bergbauer und seine Ehefrau Helga die Gastwirtschaft „Zum Petz“.<br />

m Jahr 1882 eröffnete Carl Petz, Inhaber der damals drittgrößten <strong>Kulmbacher</strong> Brauerei, der<br />

IPetzbräu, in der Langgasse die Brauereigaststätte „Zum Petz“. Das Unternehmen hatte seinen<br />

Sitz in der Pestalozzistraße, wo noch heute unmittelbar neben dem Cineplex Reste der Back -<br />

steinbauten und zwei Hofeinfahrten zu sehen sind. Seltsamerweise war die Gaststätte, dem<br />

Namen ihres Pächters Philipp Weinmann zwar entsprechend, aber dennoch ganz paradox für<br />

eine Brauereigaststätte, zunächst ein beliebtes Weinlokal. So übernahm das Ehepaar Öhrlein<br />

kurz vor dem Ersten Weltkrieg die „Weinwirtschaft und Restauration“. In den fast dreißig Jahren,<br />

in denen beide die Wirtschaft führten, wandelten sie diese langsam in eine Bierstube um, und<br />

erlebten 1923 das Ende der Petzbräu, die an Reichel und Rizzi verkauft wurde. Zur Erinnerung an<br />

die ehemalige Brauereigaststätte ließen sie 1939 rechts neben der Eingangstür einen aufrecht<br />

stehenden kleinen Bären aus Stein errichten. Der „Petz“ schmückt das Lokal gleich drei Mal: einen zweiten<br />

findet man auf die Butzenscheiben aufgemalt<br />

und ein dritter begrüßt als ausgestopftes Jungtier<br />

die Besucher unmittelbar, nachdem man die Wirtschaft<br />

betritt, rechts von der Türe.<br />

ahlreiche Pächterwechsel gab es nach dem Zweiten Weltkrieg. Einer der Wirte war<br />

ZToni Richter, der 1967 die Pfefferhaxe erfand. Aus der Zubereitung machte er stets<br />

ein Geheimnis. Erst als er 1977 das Lokal aus Altersgründen aufgab, verriet er seinen<br />

Wirte-Kollegen das Rezept. Anfang 2010 übernahmen Roland und Helga Bergbauer<br />

die Gaststätte. Beide verfügten zu der Zeit bereits über eine langjährige gastrono -<br />

mische Erfahrung. Helga Bergbauer führte von 1992 ein Jahrzehnt lang die „Förster-<br />

schänke“ in Schmeilsdorf, einen beliebter Treffpunkt für Darts- und Tischtennis -<br />

spieler. Roland Bergbauer ist vielen älteren <strong>Kulmbacher</strong>n noch als Wirt der Diskothek<br />

„Tanzstadl“ am Kressenstein bekannt, die er von 1989 bis 1991 leitete. Desweiteren<br />

führte er das Sportheim in Schwarzach. Im Jahr 2004 übernahmen beide das<br />

„Siedlerheim“ und richteten dort auch die jährlich nach dem Bierfest stattfindende<br />

Siedlerkerwa aus. Da der dort erworbene Verdienst für beide nicht ausreichte, waren sie auf der Suche nach einem zweiten Lokal. Als das Ehepaar<br />

Karl und Margarete Purucker aus gesundheitlichen Gründen den „Petz“ nicht mehr weiter führen konnte, übernahmen Roland Bergbauer und<br />

Helga Schock die zentral gelegene Wirtschaft und führten ein Jahr lang beide Lokale nebeneinander. „Durch das<br />

staatliche Rauchverbot gingen die Gästezahlen im Siedlerheim dermaßen rapide zurück, dass wir es schließlich<br />

aufgeben mussten. Nachmittags wurde manchmal am zwei Tischen Schafkopfen gespielt und mit denjenigen, die<br />

kamen und zuschauten, waren fünfzehn oder mehr Leute stundenlang im Lokal. Die sind dann natürlich nicht mehr<br />

gekommen, als sie nicht mehr rauchen durften", erzählt Roland Bergbauer.<br />

en „Petz“ führen sie der Tradition gemäß als uriges und urgemütliches Lokal mit fränkischer Küche fort. „Unsere<br />

DLeberknödelsuppe und Gerichte wie beispielsweise Krenfleisch, Sauerbraten, Schwarzfleisch und auch die<br />

hausgemachte Sülze kommen bei unseren Gästen hervorragend an“, berichtet Helga Bergbauer. Das hat ihr erst vor<br />

kurzem ein Gast mit einem Spruch, den sie noch nicht gehört hatte, und bei dem sie erst Mal nachdenken musste,<br />

was er damit sagen wollte, bestätigt. „Ich habe die Leute am Tisch gefragt, ob es geschmeckt hat, und einer hat<br />

geantwortet: Wir hamm leider ka Buckela, wu nuch wos nei passt“, gibt sie das Erlebte preis.<br />

ahlreiche Stammgäste und –tische belegen ebenfalls, dass das Essen und die Atmosphäre im Lokal stimmen. „Jeden<br />

ZSamstagvormittag kommt ‚Der 11-Uhr-Treffpunkt‘, jeden Donnerstag ein weiterer Stammtisch, zudem alle zwei<br />

Wochen ebenfalls am Donnerstag ‚Die Kegelfreunde‘, der IHK-Stammtisch ist einmal im Monat da und dazu haben<br />

wir noch zwei Damen-Stammtische, die regelmäßig hier sind“, zählt Roland Bergbauer auf.<br />

eben der rustikalen und stilvollen Einrichtung mit einer gelungen Kombination aus dunklen und hellen Farbtönen bei<br />

NBänken, Stühlen und Tischen und den wunderschönen Butzenscheiben gehört zur Ausstattung ein alter Kachelofen. Bei<br />

der dunklen Holzverschalung an den Seiten handelt es sich im Übrigen ebenso wie bei<br />

den angrenzenden Sitzbänken noch um die Originaleinrichtung der Wirtschaft. „In der<br />

Stammtischecke neben dem Kachelofen befindet sich noch ein Hohlraum in der<br />

Sitzbank. In dem sollen die Stammtischbrüder früher angeblich ihren<br />

Schnaps versteckt haben“, verrät Roland Bergbauer.

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