Home not Shelter! 2 Gemeinsam bauen und wohnen in Wien
ISBN 978-3-86859-513-0 https://www.jovis.de/de/buecher/product/home_not_shelter_2.html
ISBN 978-3-86859-513-0
https://www.jovis.de/de/buecher/product/home_not_shelter_2.html
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[zwei]<br />
Ralf Pasel | Alexander Hagner | Ralph Boch | Max Hacke | Team Traudi<br />
HOME NOT SHELTER!<br />
<strong>Geme<strong>in</strong>sam</strong> <strong>bauen</strong> <strong>und</strong> <strong>wohnen</strong> <strong>in</strong> <strong>Wien</strong><br />
Mit Beiträgen von:<br />
Ralph Boch<br />
Mel<strong>in</strong>a Gentner<br />
Max Hacke<br />
Alex Hagner<br />
Marie-Therese Harnoncourt<br />
Ralf Pasel<br />
Vera Pelzer<br />
Team Traudi<br />
E<strong>in</strong> Realisierungsprojekt zur Schaffung <strong>in</strong>tegrativer Wohnformen<br />
für Geflüchtete <strong>und</strong> Studierende
Partner<br />
Technische Universität <strong>Wien</strong><br />
Prof. Alexander Hagner<br />
Prof. Mar<strong>in</strong>a Dör<strong>in</strong>g-Williams<br />
Elisabeth Wern<strong>in</strong>g<br />
Fakultät für Architektur | Baugeschichte <strong>und</strong> Bauforschung<br />
Technische Universität Berl<strong>in</strong><br />
Prof. Ralf Pasel<br />
Dozent Max Hacke<br />
Institut für Architektur | CODE | Entwerfen <strong>und</strong> Baukonstruktion<br />
Hans Sauer Stiftung München<br />
Dr. Ralph Boch<br />
Caritas der Erzdiözese <strong>Wien</strong><br />
Clemens Foschi
<strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! Publikationen<br />
Während sich das erste <strong>Home</strong>-<strong>not</strong>-<strong>Shelter</strong>!-Buch mit der Schaffung <strong>in</strong>tegrativer Wohnformen im <strong>in</strong>nerstädtischen<br />
Kontext beschäftigte, beschreibt die vorliegende zweite Publikation die konkrete Realisierung e<strong>in</strong>es ko-produzierten<br />
Wohnprojektes für Studierende <strong>und</strong> Geflüchtete <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>. Die <strong>Home</strong>-<strong>not</strong>-<strong>Shelter</strong>!-Reihe thematisiert unterschiedliche<br />
Projektansätze zu aktuellen Fragen des Wohnens <strong>und</strong> sucht die Schnittstelle zwischen architektonisch-räumlichem<br />
<strong>und</strong> sozialem Handeln. Das Bearbeitungsspektrum reicht von der entwurfsbasierten Forschung bis zur konkreten<br />
Umsetzung architektonischer Projekte <strong>in</strong> der Praxis. In <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! Forschen, <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! Entwerfen<br />
<strong>und</strong> <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! Bauen werden die e<strong>in</strong>zelnen Projekte jeweils zusammengeführt.
Inhalt
30<br />
32<br />
34<br />
36<br />
40<br />
44<br />
48<br />
54<br />
58<br />
64<br />
68<br />
70<br />
76<br />
84<br />
86<br />
92<br />
96<br />
105<br />
108<br />
124<br />
128<br />
138<br />
164<br />
168<br />
178<br />
188<br />
Vorwort<br />
<strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>!<br />
Charta<br />
Haus HAWI<br />
Projektbeteiligte<br />
Heimat<br />
<strong>Wien</strong><br />
Kontext<br />
Immobilie<br />
Bestandsplan<br />
Alternative Stadtentwicklung – Gespräch mit Thomas Levenitschnig<br />
Alltag im HAWI – Gespräch mit Daniela Rohm <strong>und</strong> Sigrid Putzer<br />
Offenheit <strong>und</strong> Vernetzung – Gespräch mit Clemens Foschi<br />
Orte für Menschen<br />
Gespräch mit Marie-Therese Harnoncourt<br />
Kempelenpark<br />
Erschließung<br />
Die HAWI-Box<br />
Traudi<br />
Traudi ist vieles<br />
REFugees REFugium<br />
Konzepte<br />
Der Entwurf<br />
Zeitplan<br />
Der Prototyp<br />
Mehr Traudi<br />
Me<strong>in</strong> Traudi<br />
Bildstrecke<br />
Team Traudi<br />
Communal Spaces<br />
Supermöbel<br />
Hotspot<br />
Sitzlandschaft<br />
Reflexionen<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
E<br />
F<br />
G<br />
H
Vorwort<br />
Das wachsende Ausmaß an weltweiter Mobilität verleiht Giuseppe Tomasi di<br />
Lampedusas Überzeugung „Wenn alles bleiben soll, wie es ist, muß sich alles<br />
ändern!“ größte Aktualität.<br />
Alexander Hagner<br />
Ralf Pasel<br />
Vor allem die Flüchtl<strong>in</strong>gsbewegungen der letzten Jahre haben Fragen zu<br />
unserem gewohnten Umfeld im mitteleuropäischen Raum aufgeworfen,<br />
die nicht nur die Gruppe der Geflüchteten betreffen. Gerade die Frage nach<br />
würdigem, sozial vernetztem, <strong>in</strong>tegrativem <strong>und</strong> bezahlbarem urbanem<br />
Wohnraum muss neu gestellt werden. Die Gruppe derer, die <strong>in</strong> f<strong>in</strong>anziell<br />
unsicheren Verhältnissen leben, wächst, nicht nur unter Geflüchteten,<br />
sondern ebenso unter Studierenden oder der verme<strong>in</strong>tlich „sicher geglaubten“<br />
Mittelschicht. Weder die demografischen Verschiebungen unserer zunehmend<br />
alternden <strong>und</strong> von Migrationsbewegungen geprägten Gesellschaft, noch die<br />
sich stetig ändernden Arbeitswelten <strong>und</strong> ihre Anforderungen an die berufliche<br />
Flexibilität f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Wohnbauproduktion Widerhall. Unbeirrt wird hier nach<br />
den immer gleichen, wiederkehrenden Mustern Stadt produziert, die weder<br />
Raum für flexible Nutzungstransformationen schafft, noch für sich ändernde<br />
Lebensentwürfe adaptierbar ist.<br />
Die Gruppe der Menschen, die am städtischen Leben ke<strong>in</strong>e Teilhabe mehr<br />
hat, steigt ungeachtet der Chancen, die e<strong>in</strong>e dezentrale <strong>und</strong> offen-<strong>in</strong>tegrative<br />
Wohnumgebung schaffen könnte. Wie lebt es sich <strong>in</strong> so reichen Ländern wie<br />
Deutschland oder Österreich, wenn jemand arm <strong>und</strong>/oder fremd ist? Wie geht es<br />
e<strong>in</strong>kommensschwachen oder generell stigmatisierten Menschen, die teilweise<br />
schon über mehrere Generationen <strong>in</strong> den betroffenen E<strong>in</strong>wanderungsregionen<br />
leben?<br />
<strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! arbeitet seit 2015 an diesem sehr komplexen Themenfeld<br />
<strong>und</strong> konnte nun nach gut e<strong>in</strong>em Jahr <strong>in</strong>tensiver Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> das<br />
erste Pilotprojekt e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen Geflüchteten- <strong>und</strong> Studierendenunterkunft<br />
realisieren. <strong>Geme<strong>in</strong>sam</strong> mit der Caritas <strong>Wien</strong> wurde der ehemalige<br />
Bürostandort des Siemens-Hauptquartiers für Osteuropa im zehnten <strong>Wien</strong>er<br />
Geme<strong>in</strong>debezirk nach mehrjährigem Lehrstand <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kollaborativen<br />
Prozess zwischen der TU <strong>Wien</strong>, der TU Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> der Hans Sauer Stiftung<br />
München <strong>in</strong> e<strong>in</strong> gemischtes Wohnheim für Geflüchtete <strong>und</strong> Studierende<br />
transformiert.<br />
Es ist der gebaute Vorschlag, wie mit architektonischen Mitteln gesellschaftspolitische<br />
Impulse gesetzt werden können. Es ist e<strong>in</strong> Vorschlag, sich den ganz<br />
alltäglichen Fragen des Bauens zu stellen, ohne – wie bei Sozialprojekten sonst<br />
oft üblich – die knappen wirtschaftlichen Mittel oder, was noch schwerer wiegt,<br />
überalterte Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> verwaltungstechnische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen als<br />
wichtigste Gr<strong>und</strong>lagen vorzuschieben.
A<br />
Alles ist <strong>in</strong> Bewegung – mehr denn je!<br />
Das vorliegende Buch beschreibt e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>schaftlichen, offenen<br />
Prozess, an dem unterschiedlichste Akteur*<strong>in</strong>nen mitwirken. E<strong>in</strong> sich<br />
sukzessive fortschreibendes Projekt, das nicht auf vorgefasste Standards<br />
der Architekturproduktion zurückgreift, sondern das vielmehr mit e<strong>in</strong>zelnen<br />
Bauste<strong>in</strong>en arbeitet, die sich wie e<strong>in</strong>zelne Inzidente im Laufe des Prozesses<br />
zu e<strong>in</strong>em kollaborativen Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt entwickelt haben <strong>und</strong> deren<br />
Komposition sorgfältig <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entstehung dirigiert wurde.<br />
Das vorliegende Experiment plädiert dafür, neue Wege e<strong>in</strong>zuschlagen<br />
<strong>und</strong> stellt trotz augensche<strong>in</strong>licher Ressourcenknappheit den kollektiven<br />
Mehrwert <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>. Es ist e<strong>in</strong> Vorschlag, wie räumliche <strong>und</strong><br />
prozessuale Rahmenbed<strong>in</strong>gungen Geme<strong>in</strong>schaft <strong>und</strong> <strong>in</strong>folge auch ganz konkret<br />
Zusammenhalt <strong>in</strong> <strong>und</strong> Teilhabe an der Gesellschaft fördern können. Es ist e<strong>in</strong><br />
Vorschlag, weniger den angeborenen oder angelernten Komponenten der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Charaktere, sondern auch dem davon unabhängigen situativen<br />
Verhalten von Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungewohnten Kontext Raum zu geben<br />
bzw. dieses situative Verhalten überhaupt zu ermöglichen. Kurzum, es ist<br />
e<strong>in</strong> Beitrag, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ko-produzierten Architekturprojekt die viel genannten<br />
Begriffe wie Integration oder gar Inklusion tatsächlich allen Bemühungen<br />
voranzustellen <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigartigen Wohnraum zu schaffen, der weit<br />
über das gebaute Resultat h<strong>in</strong>ausgeht <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Ort für die so <strong>not</strong>wendige<br />
Empathiefähigkeit von Menschen bietet.<br />
Entstanden ist dieses ungewöhnliche Wohnprojekt durch die aktive<br />
Zusammenarbeit <strong>und</strong> das schier grenzenlose Engagement zahlreicher<br />
Studierender <strong>und</strong> Geflüchteter, die hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kooperativen Planungs<strong>und</strong><br />
Bauprozess sprichwörtlich Hand angelegt haben, um geme<strong>in</strong>sam ihren<br />
Wohnraum zu gestalten <strong>und</strong> ihre Vorstellungen vom Wohnen zu leben.<br />
In diesem konstruktiven Mite<strong>in</strong>ander liegt e<strong>in</strong> enormes gesellschaftliches<br />
Potenzial für die Gestaltung unserer Zukunft. Um dieses Potenzial zu nutzen,<br />
braucht es Mut <strong>und</strong> Neugierde, aber auch Zutrauen – <strong>in</strong> sich selbst <strong>und</strong> <strong>in</strong> die<br />
Anderen. Diese menschlichen Eigenschaften gilt es zu fördern <strong>und</strong> zu fordern.<br />
Die Initiative <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! lotet mit dem Projekt <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> aus, <strong>in</strong>wieweit die<br />
gebaute Umgebung dabei e<strong>in</strong>e Rolle spielen kann.
INTEGRATIONSSTANDORT MODELLPROJEKT WEIßENSEE DER STEPHANUS-STIFT<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abstimmt<br />
z.B. geschützt, sozial kontrolliert<br />
Raum für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
VORPLANUNG: KONZEPT UND SOZIALRÄUMLICHE MACHBARKEIT<br />
INTEGRATIONSSTANDORT MODELLPROJEKT Lage für möglichen WEIßENSEE BAUKÖRPER:<br />
DER STEPHANUS-STIFTUNG<br />
Familien <strong>und</strong> Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abstimmt<br />
z.B. geschützt, sozial kontrolliert<br />
Raum für K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>der<br />
Friedhof<br />
Friedhof<br />
Lage für möglichen BAUKÖRPER:<br />
Familien <strong>und</strong> Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
2 Baukörper<br />
mit 26 Wohnungen<br />
unterschiedlicher<br />
Größen<br />
--<br />
alle Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verfügen über eigene<br />
Sanitär- <strong>und</strong><br />
Küchenbereiche<br />
2 Baukörper<br />
mit 26 Wohnungen<br />
unterschiedlicher<br />
Größen<br />
--<br />
alle Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verfügen über eigene<br />
Sanitär- <strong>und</strong><br />
Küchenbereiche<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abgestimmt<br />
z.B. E<strong>in</strong>sehbar von bis zu zwei<br />
Bewohnerschaften<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abgestimmt<br />
z.B. E<strong>in</strong>sehbar von bis zu zwei<br />
Bewohnerschaften<br />
Lage für möglichen BAUKÖRPER:<br />
Familien <strong>und</strong> Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
2 Baukörper<br />
mit 26 Wohnungen<br />
unterschiedlicher<br />
Größen<br />
--<br />
alle Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verfügen über eigene<br />
Sanitär- <strong>und</strong><br />
Küchenbereiche<br />
Lage für möglichen BAUKÖRPER:<br />
Familien <strong>und</strong> Alle<strong>in</strong>erziehende<br />
2 Baukörper<br />
mit 26 Wohnungen<br />
unterschiedlicher<br />
Größen<br />
--<br />
alle Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verfügen über eigene<br />
Sanitär- <strong>und</strong><br />
Küchenbereiche<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abgestimmt<br />
z.B. geschütz, beschränkt e<strong>in</strong>sehbar<br />
Lage für möglichen<br />
BAUKÖRPER<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abgestimmt<br />
z.B. geschütz, beschränkt e<strong>in</strong>sehbar<br />
1 Baukörper<br />
- multifunktional<br />
- hohe Außenwirkung<br />
- kontrolliert durchlässig<br />
für Nichtbewohner<br />
- bildet Pufferzone aus<br />
Lage für möglichen BAUKÖRPER:<br />
M<strong>in</strong>derjährige (UMF)<br />
1 Baukörper<br />
mit 5 WGs<br />
für 30 M<strong>in</strong>derjährige<br />
(betreut)<br />
--<br />
Besonderheit:<br />
voll versorgt <strong>und</strong><br />
betreut<br />
Friedhof<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abgestimmt<br />
z.B.<br />
- Nähe zum Dorfplatz<br />
- aktive Sportzone<br />
Lage für möglichen<br />
GEMEINSCHAFTSPLATZ<br />
- Steht im Austausch zwischen Bewohner<br />
<strong>und</strong> Anwohner<br />
Lage für möglichen BAUKÖRPER:<br />
M<strong>in</strong>derjährige (UMF)<br />
Friedhof<br />
1 Baukörper<br />
mit 5 WGs<br />
für 30 M<strong>in</strong>derjährige<br />
(betreut)<br />
--<br />
Besonderheit:<br />
voll versorgt <strong>und</strong><br />
betreut<br />
Straße<br />
Lage für möglichen<br />
BAUKÖRPER z.B. Alle<strong>in</strong>reisende<br />
1 Baukörper<br />
mit 10 WGs<br />
à 3 Personen<br />
--<br />
alle Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verfügen über eigene<br />
Sanitär- <strong>und</strong><br />
Küchenbereiche<br />
Spezifische Platzsituationen<br />
auf Bewohner abgestimmt<br />
z.B.<br />
- Nähe zum Dorfplatz<br />
- aktive Sportzone<br />
Lage für möglichen<br />
Lage für möglichen<br />
GEMEINSCHAFTSPLATZ<br />
BAUKÖRPER<br />
- Steht im Austausch zwischen Bewohner<br />
<strong>und</strong> Anwohner<br />
1 Baukörper<br />
4. BAUKÖRPER UND DEREN FUNKTIONEN<br />
- multifunktional<br />
Zur Amalienstraße<br />
- hohe<br />
sollte<br />
Außenwirkung<br />
e<strong>in</strong> multifunktionaler Baukörper angeordnet werden,der Info-Po<strong>in</strong>t, Ladenfläche <strong>und</strong> das<br />
- kontrolliert durchlässig<br />
Café/Restaurant beherbergt. für Nichtbewohner Dieser hat e<strong>in</strong>e hohe Außenwirkung <strong>und</strong> bedient somit die Funktion der Kennzeichnung<br />
- bildet Pufferzone aus<br />
des Standortes, gleichzeitig s<strong>in</strong>d diese Bereiche e<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen Bewohnerschaft <strong>und</strong> Nachbar*<strong>in</strong>nen: Ob<br />
sich der Standort von der Umgebung abschottet oder aber zum Teilhaben e<strong>in</strong>lädt, wird hier Lage festgelegt für möglichen <strong>und</strong> an die<br />
Nachbarschaft kommuniziert. Die architektonische Sprache zur Amalienstraße sollte demnach BAUKÖRPER nicht abschottend<br />
z.B. Alle<strong>in</strong>reisende<br />
wirken, die Höhe des Baukörpers <strong>und</strong> die Gestaltung des Erdgeschosses s<strong>in</strong>d hier entscheidend.<br />
Die Roelckestraße hat dem Friedhofsgelände gegenüberliegend e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>familienhausbebauung. Hier ist besonders<br />
darauf zu achten, dass die modulare Conta<strong>in</strong>erbebauung höchstens dreigeschossig ist, um dem Kontrast der Bauweise<br />
nicht noch e<strong>in</strong>en Kontrast der Dichte h<strong>in</strong>zuzufügen.<br />
Straße<br />
Straße<br />
Straße<br />
Abstandsfläche<br />
zur südlich gelegenen<br />
Straße / e<strong>in</strong>geschossigen<br />
Bebauung<br />
Abstandsfläche<br />
zur südlich gelegenen<br />
Straße / e<strong>in</strong>geschossigen<br />
Bebauung<br />
1 Baukörper<br />
mit 10 WGs<br />
à 3 Personen<br />
--<br />
alle Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
verfügen über eigene<br />
Sanitär- <strong>und</strong><br />
Küchenbereiche<br />
Auf dem nördlichen sowie östlichen Teil des Gr<strong>und</strong>stückes, der an unbebaute Flächen des Friedhofes angrenzt, kann<br />
h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e viergeschossige Bauweise angestrebt werden, um e<strong>in</strong>e Kapazität von m<strong>in</strong>destens 150 Bewohner*<strong>in</strong>nen<br />
zu gewährleisten.<br />
Folgende erste Massenstudie zeigt unterschiedliche Möglichkeiten die Baukörper auszurichten. In den gezeigten<br />
Konfigurationen kann das Sozialraumkonzept wirken, was bedeutet, dass sich Räume mit unterschiedlichen Graden<br />
Privatheit/Öffentlichkeit bilden. Zugleich werden den Bewohner*<strong>in</strong>nen humane <strong>und</strong> qualitativ hochwertige Außenräume<br />
geboten. Es zeigt sich jedoch bereits deutlich, dass das Gr<strong>und</strong>stück für die vorgesehene Bewohnerzahl von 150-<br />
160 Personen sehr eng bemessen ist.<br />
ND DEREN FUNKTIONEN<br />
e sollte e<strong>in</strong> multifunktionaler Baukörper angeordnet werden,der Info-Po<br />
beherbergt. Dieser hat e<strong>in</strong>e hohe Außenwirkung <strong>und</strong> bedient somit die Fu<br />
leichzeitig s<strong>in</strong>d diese Bereiche e<strong>in</strong>e Schnittstelle zwischen Bewohnerschaf<br />
von der Umgebung abschottet oder aber zum Teilhaben e<strong>in</strong>lädt, wird hie<br />
mmuniziert. 27 /34 Die architektonische Sprache zur Amalienstraße sollte dem<br />
54m<br />
94m<br />
89m<br />
36m
<strong>Home</strong> <strong>not</strong> shelter! forschen<br />
BEgleitforschung<br />
Seit 2017 werden die der Initiative zugr<strong>und</strong>eliegenden Thesen <strong>und</strong> Annahmen<br />
zu den Potenzialen <strong>in</strong>terkultureller Wohnformen, zu räumlichen Strategien <strong>und</strong><br />
Praxismustern näher untersucht <strong>und</strong> Pilotprojekte wissenschaftlich begleitet:<br />
So wurden auf der Mikroebene e<strong>in</strong>zelne Projekte untersucht sowie auf der<br />
Makroebene e<strong>in</strong>e vergleichende Projektschau <strong>und</strong> -analyse vorgenommen.<br />
E<strong>in</strong> Projekt <strong>in</strong> Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München hat<br />
sich der Praxis des Zusammenlebens <strong>und</strong> -arbeitens <strong>in</strong> Projekten <strong>in</strong> München<br />
<strong>und</strong> <strong>Wien</strong> angenommen. Im Rahmen e<strong>in</strong>er Masterarbeit hat Vera Pelzer am<br />
Institut für <strong>in</strong>terkulturelle Kommunikation zwei Projekte geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Wohnens im S<strong>in</strong>ne von <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! mit sozialwissenschaftlichen <strong>und</strong><br />
sozialpsychologischen Methoden untersucht <strong>und</strong> verglichen. Die Arbeit kann<br />
über die Seite www.home<strong>not</strong>shelter.com bezogen werden.<br />
E<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahre nach dem Start der Initiative waren sich die Beteiligten e<strong>in</strong>ig,<br />
dass gesamtgesellschaftlich viel zu wenig geschehen ist <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>er breiten<br />
Bereitschaft, im Bereich der Schaffung von Wohnraum <strong>und</strong> Begegnungsräumen<br />
auch andere Wege zu gehen, nicht die Rede se<strong>in</strong> kann. Auf der anderen Seite galt<br />
es festzuhalten, dass an zahlreichen Orten Gutes <strong>und</strong> Vorbildliches geschaffen<br />
wurde, was die Frage aufkommen ließ, was Erfolgs- bzw. Scheiternsfaktoren<br />
solcher Projekte s<strong>in</strong>d. Dies untersucht e<strong>in</strong>e Makroanalyse <strong>in</strong>tegrativer Projekte<br />
mit räumlichem Bezug im deutschsprachigen Raum, die maßgeblich von dem<br />
neuen Mitglied <strong>in</strong> der Initiative MORE THAN SHELTERS <strong>in</strong> Kooperation mit der<br />
Hans Sauer Stiftung erarbeitet wurde.<br />
E<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt der Technischen Universität Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> der Hans<br />
Sauer Stiftung wiederum fragt nach räumlichen <strong>und</strong> praktischen Ansätzen<br />
kollaborativen <strong>und</strong> temporär-geme<strong>in</strong>schaftlichen Wohnens <strong>und</strong> Arbeitens.<br />
Die Frage nach dem An- <strong>und</strong> Weiterkommen von Geflüchteten wird hier unter<br />
dem Titel „Transitorisch Wohnen“ auf alle potenziellen Nutzergruppen <strong>in</strong> den<br />
hochmobilen <strong>und</strong> -diversen Gesellschaften unserer Zeit ausgeweitet.<br />
grafik<br />
MORE THAN SHELTERS
Charta<br />
home <strong>not</strong> shelter!<br />
Die Initiative <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! hat das Ziel, neue, geme<strong>in</strong>schaftliche<br />
<strong>und</strong> transitorische Wohnformen für Studierende, Gelüchtete <strong>und</strong> neue<br />
Stadtbewohner*<strong>in</strong>nen zu entwerfen <strong>und</strong> umzusetzen. Ziel ist es, über<br />
hochwertige Gestaltung, neue räumliche <strong>und</strong> soziale Formen des<br />
Zusammenlebens zu entwickeln, Integration zu fördern <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />
Transformation zu ermöglichen. In allen von der Initiative mitgetragenen<br />
Projekten s<strong>in</strong>d die folgenden gestalterischen, räumlichen <strong>und</strong> sozialen<br />
Leitpr<strong>in</strong>zipien zu verwirklichen.<br />
Die Projekte s<strong>in</strong>d im städtischen Kontext von Hochschulorten anzusiedeln,<br />
<strong>in</strong> Quartieren mit großer Dichte, sozialer Durchmischung <strong>und</strong> gemischten<br />
Nutzungen.<br />
Die Projekte realisieren e<strong>in</strong> differenziertes Programm aus privaten, geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
<strong>und</strong> öffentlichen Räumen. Geme<strong>in</strong>schaftsflächen <strong>und</strong> geteilte<br />
Nutzungen haben hohen Stellenwert.<br />
Die Projekte realisieren wandel- <strong>und</strong> anpassbare Räume, Raumprogramme<br />
<strong>und</strong> Nutzungen. Diese müssen sich dauernd wandelnden Bedürfnissen,<br />
Bewohnergruppen <strong>und</strong> (Nach-)Nutzungen bestmöglich, sowie kurzfristig anpassen.<br />
In den Unterbr<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Häusern s<strong>in</strong>d Nutzergruppen <strong>und</strong> Nutzungen<br />
möglichst heterogen zu mischen. Im Vordergr<strong>und</strong> steht die Mischung von<br />
Studierenden/Auszubildenden <strong>und</strong> nach Europa geflüchteten Menschen, aber<br />
auch die zwischen Geschlechtern, Kulturen <strong>und</strong> Altersgruppen. Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Angebote zur Mischung s<strong>in</strong>d auf allen Maßstabsebenen – vom<br />
E<strong>in</strong>zelzimmer über Wohngeme<strong>in</strong>schaften bis h<strong>in</strong> zu Geme<strong>in</strong>schaftsräumen<br />
<strong>und</strong> Außenbereichen – zu verwirklichen. In <strong>und</strong> um die Gebäude wiederum s<strong>in</strong>d<br />
Wohnen, Lernen, Arbeiten, Freizeit <strong>und</strong> andere Nutzungen zu mischen.<br />
Leitpr<strong>in</strong>zipien<br />
Urbanität<br />
Dichte<br />
Privatheit<br />
Öffentlichkeit<br />
Adaptivität<br />
Flexibilität<br />
Mischung<br />
Hybridisierung
C<br />
leitpr<strong>in</strong>zipien für home-<strong>not</strong>-shelter!-projekte<br />
Kontakt<br />
Austausch<br />
Zugänglichkeit<br />
Partizipation<br />
Kollaboration<br />
Wertigkeit<br />
Leistbarkeit<br />
Gestaltungsanspruch<br />
Entwurfsqualität<br />
Ganzheitlichkeit<br />
Selbstverständnis<br />
Die Projekte realisieren auf allen Maßstabsebenen – vom Haus bis <strong>in</strong> den<br />
Stadtraum – (<strong>in</strong>formelle) Orte, Zonen <strong>und</strong> Gelegenheiten des Kontakts <strong>und</strong><br />
des Austauschs. Diese fördern Kommunikation, Interaktion <strong>und</strong> Kooperation<br />
unter Be- <strong>und</strong> An<strong>wohnen</strong>den, Besucher*<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> anderen Menschen.<br />
Zugänglichkeiten s<strong>in</strong>d sowohl im räumlichen als auch im <strong>in</strong>haltlichen S<strong>in</strong>ne<br />
großzügig, breit gefächert <strong>und</strong> vielschichtig zu handhaben bzw. offen zu<br />
gestalten. Sie bilden die Schnittstelle zum bestehenden Quartier, zur Stadt <strong>und</strong><br />
Mitsprache <strong>und</strong> Mitarbeit der zukünftigen Bewohner*<strong>in</strong>nen sowie anderer<br />
Stakeholder s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Phasen – von der Planung über die Gestaltung<br />
<strong>und</strong> den Bau bis h<strong>in</strong> zur Nutzung – möglichst weitreichend zu ermöglichen.<br />
Partizipation heißt dabei nicht nur Mitwirkung, sondern auch Mitentscheidung.<br />
Projektarbeit ist – soweit möglich – kollaborativ anzulegen, d. h. <strong>in</strong> allen<br />
Phasen der Projekte s<strong>in</strong>d den Beteiligten Erfahrungen von Selbstwirksamkeit<br />
<strong>und</strong> Autonomie zu ermöglichen. Alle Prozesse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>tegrativ<br />
<strong>und</strong> damit transformativ anzulegen.<br />
Die Projekte schaffen leistbare <strong>und</strong> wertige Lebensräume. Wertigkeit stellt sich<br />
über Gestaltung, Prozessqualität, Wohnlichkeit, Bauqualität, Materialauswahl<br />
u. a. her. Leistbarkeit bedeutet, dass Wohnkosten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em angemessenen<br />
Verhältnis zu den ökonomischen Möglichkeiten der Bewohnergruppen stehen<br />
müssen.<br />
Die Entwurfsqualität <strong>und</strong> der Gestaltungsanspruch an die Architektur machen<br />
hochwertiges Design für jeden zugänglich.<br />
Die Projekte verstehen sich als ganzheitlich <strong>und</strong> fördern durch die Gestaltung<br />
von Lebensräumen Teilhabe an Stadt <strong>und</strong> Gesellschaft, ressourcenschonendes,<br />
kostengünstiges <strong>und</strong> klimaorientiertes Bauen sowie soziale Stabilität.
Haus HAWI<br />
Bilder<br />
oben: die WG-Zimmer der Bewohner*<strong>in</strong>nen<br />
l<strong>in</strong>ks unten: der Geme<strong>in</strong>schaftsraum<br />
rechts unten: die HAWI-Boxen
D<br />
Das haus HAWI ist e<strong>in</strong> k<strong>in</strong>d vieler Eltern<br />
Das Haus HAWI ist e<strong>in</strong> Wohnheim für Studierende <strong>und</strong> Geflüchtete der Caritas<br />
der Erzdiözese <strong>Wien</strong> <strong>und</strong> das erste prototypische Realisierungsprojekt der<br />
<strong>Home</strong>-<strong>not</strong>-<strong>Shelter</strong>!-Initiative. Hier wurde es erstmals möglich, die strukturellen,<br />
gestalterischen <strong>und</strong> prozessualen Ideen, welche über die letzten Jahre mittels<br />
der <strong>Home</strong>-<strong>not</strong>-<strong>Shelter</strong>!-Initiative entwickelt wurden, zu verwirklichen <strong>und</strong> auf<br />
die Probe zu stellen.<br />
Die Entstehungsgeschichte des HAWI-Projektes ist geprägt von e<strong>in</strong>er langen<br />
Liste an Teilhabenden <strong>und</strong> verdankt se<strong>in</strong>e heutige Gestalt e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />
Mitwirkenden. Die Caritas mietete sich, vorläufig auf drei Jahre befristet, <strong>in</strong><br />
das ehemalige Siemens-Hauptquartier im zehnten <strong>Wien</strong>er Geme<strong>in</strong>debezirk<br />
e<strong>in</strong>, um hier <strong>in</strong>tegrative Wohnmöglichkeiten für Geflüchtete <strong>und</strong> Studierende<br />
zu schaffen. Zum Anstoß des Projektes wurden <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Wien</strong>er Architekturbüro the next ENTERprise erste Ideen zur Umnutzung des<br />
leerstehenden Bürobaus entwickelt <strong>und</strong> im Jahr 2016 auf der Architekturbiennale<br />
<strong>in</strong> Venedig präsentiert. Unter dem Subtitel „Experimentelles Wohnen” wurden<br />
Lösungen für die Privaträume entwickelt <strong>und</strong> Sanitär- <strong>und</strong> Küchenräume<br />
entworfen.<br />
Um die Gestaltung der Zimmer um die studentische Perspektive zu erweitern,<br />
g<strong>in</strong>g die Caritas e<strong>in</strong>e Kooperation mit der hochschulübergreifenden Initiative<br />
<strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! e<strong>in</strong>. So wurden <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Studierenden der<br />
TU <strong>Wien</strong> <strong>und</strong> der TU Berl<strong>in</strong> alternative Wohnformen entwickelt. In diesem<br />
Zusammenhang entstand an der TU <strong>Wien</strong> unter Leitung von Alexander<br />
Hagner die Studentengruppe Traudi, welche maßgeblich zur Organisation <strong>und</strong><br />
Entstehung des Projektes beitrug. Während sich Traudi mit der Gestaltung der<br />
<strong>in</strong>dividuellen Zimmer beschäftigte, entwickelten Studierende der TU Berl<strong>in</strong><br />
unter Leitung von Prof. Ralf Pasel <strong>und</strong> Dozent Max Hacke Konzepte für die<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsräume des HAWI <strong>und</strong> setzten diese vor Ort um.<br />
Universität<br />
Hannover<br />
TU<br />
München<br />
Hans<br />
Sauer<br />
Stiftung<br />
<strong>Home</strong><br />
<strong>not</strong><br />
<strong>Shelter</strong>!<br />
Hochschule<br />
Oldenburg<br />
TU<br />
<strong>Wien</strong><br />
TU<br />
Berl<strong>in</strong><br />
Summer<br />
school<br />
Caritas<br />
<strong>Wien</strong><br />
the next<br />
ENTER<br />
prise<br />
grafik<br />
Projektbeteiligte des Haus HAWI<br />
17 Studierende<br />
15 Projekte<br />
12 geme<strong>in</strong>same<br />
Gr<strong>und</strong>sätze<br />
Ref<br />
Ref<br />
Traudi<br />
Haus<br />
HAWI
Immobilie<br />
Quellenstraße<br />
N<br />
Nachbetreute + Studis<br />
UMF-Wgs<br />
E<strong>in</strong>gänge<br />
Gudrunstraße<br />
Kempelengasse<br />
grafik<br />
Axonometrie des Gesamtkomplexes
41<br />
team traudi<br />
Dieser „Stadtteil” hat e<strong>in</strong>e Größe von r<strong>und</strong> 40 000 Quadratmetern. Außer dem<br />
monumentalen, fünfstöckigen Verwaltungsgebäude bef<strong>in</strong>den sich noch kle<strong>in</strong>ere<br />
E<strong>in</strong>richtungen wie e<strong>in</strong>e Kant<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dergarten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Jugendtreff (e<strong>in</strong><br />
umfunktionierter Copyshop) auf dem Areal, das mit e<strong>in</strong>em hohen, stählernen<br />
Zaun von se<strong>in</strong>er Umgebung abgetrennt ist. Im Norden <strong>und</strong> Osten grenzt das<br />
Gr<strong>und</strong>stück an die Gleise des <strong>Wien</strong>er Nahverkehrs. Westlich bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong>e<br />
klassische Blockrandbebauung, zum Süden h<strong>in</strong> mehrgeschossige Wohnblocks<br />
<strong>und</strong> die ehemalige Ankerbrotfabrik, die als Kulturzentrum <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
neu belebt wurde. Der großzügige Grünraum um das Gebäude wurde teilweise<br />
zum öffentlichen Kempelenpark umgestaltet.
Bestandsplan<br />
3<br />
2<br />
3<br />
4<br />
6<br />
4<br />
1<br />
5<br />
4<br />
4<br />
6<br />
3<br />
3<br />
2<br />
2<br />
1 Erschließungskern<br />
2 Büroparzellen<br />
3 Dachflächen<br />
4 Fluchttreppenhaus<br />
5 Haupttreppe<br />
6 Sanitärbereiche<br />
Grafik<br />
Bestandsgr<strong>und</strong>riss 4. Obergeschoss
45<br />
die gr<strong>und</strong>rissstruktur ordnet sich e<strong>in</strong>em Raster von 1.80 metern<br />
unter <strong>und</strong> bietet e<strong>in</strong>e hohe räumliche flexibilität.<br />
Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />
unbegleiteter m<strong>in</strong>derjähriger<br />
Geflüchteter<br />
3<br />
2<br />
3<br />
4<br />
6<br />
4<br />
1<br />
5<br />
UMF WG<br />
4<br />
4<br />
6<br />
3 3<br />
Traudi<br />
the next ENTERprise<br />
CARITAS, UMFs, Bestand<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsräume (ua. TU Berl<strong>in</strong>)<br />
Standard zimmer<br />
3<br />
1 5 10 20<br />
Grafik<br />
Bestandsgr<strong>und</strong>riss 5. Obergeschoss
Alltag im HAWI<br />
E<strong>in</strong> gespräch ZWISCHEN Daniela Rohm <strong>und</strong> Sigrid Putzer, caritas<br />
wien, Mel<strong>in</strong>a Gentner <strong>und</strong> Vera pelzer<br />
Daniela Rohm ist langjährige Mitarbeiter<strong>in</strong> der Caritas <strong>Wien</strong> <strong>und</strong> leitet das<br />
Projekt HAWI. Sigrid Putzer hat die partizipative Gestaltung der Zimmer begleitet<br />
<strong>und</strong> war bis März 2017 für die Koord<strong>in</strong>ation von Aktivitäten verantwortlich.<br />
MG/VP: Liebe Frau Rohm, liebe Frau Putzer, Sie s<strong>in</strong>d ja bereits seit der Eröffnung<br />
im Sommer 2016 am HAWI beteiligt. Wie hat sich das Projekt entwickelt,<br />
seitdem die ersten Bewohner*<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gezogen s<strong>in</strong>d?<br />
DR: Die ersten Wochen <strong>und</strong> Monate waren sehr spannend für alle Beteiligten<br />
des Projekts. In dieser Phase lag der Fokus auf der Unterstützung geflüchteter<br />
Bewohner*<strong>in</strong>nen bei diversen Behördenwegen <strong>und</strong> auch bei der Organisation<br />
von Schul- <strong>und</strong> Kursplätzen. Gleichzeitig versuchten wir, Begegnungsräume<br />
für die verschiedenen Bewohner*<strong>in</strong>nen zu arrangieren. Dazu <strong>in</strong>itiierten wir<br />
geme<strong>in</strong>same Abendessen <strong>und</strong> die ersten Hausversammlungen, bei denen sich<br />
verschiedene Anliegen der Bewohner*<strong>in</strong>nen herauskristallisierten. Dabei g<strong>in</strong>g<br />
es vor allem um Themen des Zusammenlebens, wie etwa die Sauberkeit <strong>in</strong> den<br />
Küchen, die gegenseitige Rücksichtnahme h<strong>in</strong>sichtlich der Nachtruhe oder<br />
der Wunsch nach Rückzugsräumen der Bewohner<strong>in</strong>nen. Unsere Aufgabe ist<br />
es dabei, auf die Bedürfnisse der Beteiligten e<strong>in</strong>zugehen <strong>und</strong> entsprechende<br />
Strukturen zu schaffen. Das ganze Projekt sehe ich daher als e<strong>in</strong>en Lernprozess,<br />
an dem wir ebenso beteiligt s<strong>in</strong>d wie die Bewohner*<strong>in</strong>nen.<br />
MG/VP: Wie verlief die Zuteilung der Zimmer?<br />
SP: Als die Bewohner*<strong>in</strong>nen im Sommer 2016 schrittweise e<strong>in</strong>gezogen s<strong>in</strong>d,<br />
kamen sie zunächst <strong>in</strong> Standardzimmern unter. Anfang Oktober veranstalteten<br />
wir e<strong>in</strong>en Match<strong>in</strong>g-Term<strong>in</strong>, bei dem wir zwei Ziele hatten: Erstens sollten<br />
sich die Bewohner*<strong>in</strong>nen besser kennenlernen <strong>und</strong> zweitens ausmachen,<br />
mit wem sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Zimmer ziehen wollen <strong>und</strong> <strong>in</strong> welche Art von Zimmer. Zur<br />
Auswahl standen die möblierten Standardzimmer, die HAWI-Boxen von thenext-ENTERprise-Architekt*<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> die selbst zu <strong>bauen</strong>den Traudi-Zimmer.<br />
Anschließend begann ab Mitte Oktober die Entwurfs- <strong>und</strong> Bauphase der<br />
Traudi-Zimmer. Nach den Umzügen gab es zunächst noch Unruhe, weil viele<br />
Bewohner*<strong>in</strong>nen doch noch e<strong>in</strong>mal das Zimmer bzw. den Zimmerpartner*<strong>in</strong>nen<br />
wechseln wollten. Insbesondere bei den Traudi-Zimmern haben wir jedoch<br />
den E<strong>in</strong>druck, dass sich die Bewohner*<strong>in</strong>nen sehr wohl fühlen <strong>und</strong> sich stark<br />
mit ihren Zimmern identifizieren. Seit der Fertigstellung entsteht e<strong>in</strong> immer<br />
alltäglicheres Mite<strong>in</strong>ander.<br />
MG/VP: Welche Aufgaben ergeben sich für Sie, jetzt wo der Alltag e<strong>in</strong>gekehrt<br />
ist?<br />
SP: Inzwischen liegt unser Fokus darauf, mithilfe von Ehrenamtlichen die<br />
Interaktion im Haus zu verbessern <strong>und</strong> das Zusammenleben zu gestalten.
55<br />
“<br />
Das ganze projekt sehe ich als e<strong>in</strong>en lernprozess, an dem<br />
wir ebenso beteiligt s<strong>in</strong>d wie die bewohner*INNEN.<br />
Me<strong>in</strong>e Aufgabe ist die Koord<strong>in</strong>ation von Ehrenamtlichen, die Aktivitäten wie<br />
Nachhilfekurse, Trommelkurse oder Yoga anbieten. Außerdem konnten wir<br />
mit e<strong>in</strong>er Spende den Wunsch der Bewohner*<strong>in</strong>nen nach e<strong>in</strong>em Fitnessraum<br />
erfüllen. Das ist e<strong>in</strong> ständiger Entwicklungsprozess. Viel Geme<strong>in</strong>schaftsleben<br />
f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> den Küchen statt, beim geme<strong>in</strong>samen Kochen <strong>und</strong> Essen. Sowohl auf<br />
Seiten der Studierenden als auch der Geflüchteten suchen dabei e<strong>in</strong>ige sehr<br />
aktiv den Kontakt, andere halten sich bisher eher zurück. Unser Ziel mit der<br />
Gestaltung von Freizeitaktivitäten ist es, auch diese Bewohner*<strong>in</strong>nen mehr<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />
MG/VP: Wie gestaltet sich die E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> die Nachbarschaft?<br />
DR: In der Nachbarschaft tut sich e<strong>in</strong>iges. Es gibt Kontakt mit zahlreichen<br />
Projekten <strong>in</strong> der Umgebung, bei denen die Bewohner*<strong>in</strong>nen an Aktivitäten<br />
teilnehmen können. Wir als Mitarbeitende stehen <strong>in</strong> regelmäßigem<br />
Austausch mit der Nachbarschaftshilfe des <strong>Wien</strong>er Hilfswerks <strong>und</strong> es gibt<br />
e<strong>in</strong> wöchentliches Vernetzungstreffen mit der Gebietsbetreuung des Bezirks.<br />
Leider kommt es auch gelegentlich zu Beschwerden der anderen Mietenden im<br />
Haus oder der Nachbarschaft. Wir versuchen, diese konstruktiv aufzugreifen,<br />
die Nachbarschaft zu persönlichen Gesprächen bei uns e<strong>in</strong>zuladen <strong>und</strong> die<br />
Bewohner*<strong>in</strong>nen für diese Themen zu sensibilisieren. Bei e<strong>in</strong>er Beschwerde<br />
g<strong>in</strong>g es zum Beispiel um Verunre<strong>in</strong>igungen am Müllplatz. Wir haben das Thema<br />
im HAWI aufgegriffen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Student<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>en Workshop zum Thema<br />
Mülltrennung für unsere Bewohner*<strong>in</strong>nen organisiert.<br />
MG/VP: Wie werden die Geme<strong>in</strong>schaftsräume genutzt <strong>und</strong> <strong>in</strong>wiefern war dabei<br />
der partizipative Ansatz wichtig?<br />
SP: Partizipativ gebaut wurden ja vor allem die Traudi-Zimmer. Die Geme<strong>in</strong>schaftsräume<br />
haben die Beteiligten der TU Berl<strong>in</strong> gestaltet, auch wenn immer<br />
wieder Bewohner*<strong>in</strong>nen mitgeholfen haben <strong>und</strong> ihre Me<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>geholt<br />
wurden. Ich habe den E<strong>in</strong>druck, dass sich die Bewohner*<strong>in</strong>nen bisher wenig<br />
<strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>schaftsräumen aufhalten. Das f<strong>in</strong>de ich vor allem h<strong>in</strong>sichtlich<br />
des Supermöbels schade, da es viele Möglichkeiten zum geme<strong>in</strong>samen Essen<br />
oder Werken bietet. Damit diese besser genutzt werden, wollen wir langfristig<br />
jemanden f<strong>in</strong>den, der regelmäßige Werk- oder Bastelaktionen anbietet. Da s<strong>in</strong>d<br />
wir gerade dran, <strong>in</strong>dem wir versuchen, unser Netzwerk an Ehrenamtlichen<br />
weiter auszu<strong>bauen</strong>. Im Sommer bieten außerdem die Außenflächen zusätzliche<br />
Geme<strong>in</strong>schaftsfläche <strong>und</strong> erweitern so den Gestaltungsraum <strong>in</strong> der Freizeit.<br />
Das kommt uns natürlich entgegen.
Die HAWI-Box<br />
the next ENTERprise<br />
1 HAWI geschlossen<br />
2 HAWI mit Bank <strong>und</strong> Tisch<br />
3 HAWI mit Bett <strong>und</strong> Kleiderschrank
77<br />
“<br />
Das hawi bietet e<strong>in</strong>erseits rückzugsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />
nutzt gleichzeitig die groSSzügigkeit der gut belichteten<br />
räume aus.<br />
Unter dem Label „HAWI – Experimentelles Wohnen“ wurde im Rahmen des<br />
Biennale-Beitrages „Orte für Menschen“ <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit der Caritas e<strong>in</strong><br />
soziokulturelles Modell entwickelt, dass das Zusammenleben von jugendlichen<br />
Geflüchteten im Alter von 18 bis 24 Jahren mit Studierenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er temporär<br />
nutzbaren Büroimmobilie ermöglicht.<br />
Insgesamt werden zwölf Elemente des prototypischen Raum-<strong>in</strong>-Raum-<br />
Moduls HAWI <strong>in</strong> den ehemaligen Großraumbüros aufgestellt, um e<strong>in</strong>erseits<br />
Privatsphäre <strong>und</strong> Rückzugsmöglichkeit zu bieten <strong>und</strong> andererseits die<br />
Großzügigkeit der gut belichteten Räume zu erhalten. Jedes HAWI-Modul ist<br />
autark, verfügt über e<strong>in</strong>e eigene Strom- <strong>und</strong> Lichtversorgung <strong>und</strong> kann durch<br />
Schließen abgekoppelt werden, bzw. es kann durch Öffnen der Paravants der<br />
eigene Privatraum erweitert werden. Die Module selbst s<strong>in</strong>d zerlegbar <strong>und</strong><br />
übersiedelbar. Die Zwischenräume können von den Bewohner*<strong>in</strong>nen nach<br />
ihren Bedürfnissen angeeignet, gestaltet <strong>und</strong> bespielt werden.<br />
Die geme<strong>in</strong>samen Abstimmungs- <strong>und</strong> Entscheidungsprozesse, die für die<br />
Gestaltung der Zwischenräume für die unterschiedlichen Bedürfnisse der<br />
Bewohner*<strong>in</strong>nen erforderlich s<strong>in</strong>d, bilden e<strong>in</strong>e wichtige Basis für diese<br />
unkonventionelle, selbstbestimmte Art des Zusammen<strong>wohnen</strong>s.<br />
Grafik<br />
Mögliche HAWI-Box Konstellation
105<br />
105 2 200 2 82<br />
204<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
82<br />
1<br />
+ 2,77<br />
+ 2,14<br />
+ 1,93<br />
+ 1,62<br />
+ 0,69<br />
+ /- 0,00<br />
105<br />
+ 2,77<br />
+ 1,93<br />
+ 1,62<br />
+ 0,6944<br />
+/- 0,00<br />
204<br />
B<br />
B<br />
44 5 1805 445 + 2,07<br />
43 90 4<br />
43 90 4<br />
A<br />
5 90 43<br />
±0,00<br />
+2,07<br />
+2,14<br />
+1,62<br />
±0,00<br />
A<br />
B<br />
A<br />
5 90 43<br />
±0,00<br />
+2,14<br />
+2,07<br />
+1,62<br />
B
89
Konzepte<br />
Maßnahmen Zwischenboden<br />
aufgeständerter Boden teilweise weg, Sitzstufe<br />
(auch <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsräumen möglich)<br />
Komplexität<br />
+ fokusiert den Raum<br />
+ fördert geme<strong>in</strong>sames Sitzen<br />
+ offene Doppelbodenfront als Stauraum nutzbar<br />
+ mehr Raumhöhe<br />
Maßnahmen Zwiscwände<br />
komplette oder teilweise Entfernung der<br />
Zwischenwände, raumhoch<br />
Komplexität<br />
+ Raumgliederung ohne hermetischer Trennung<br />
+ größere Raume<strong>in</strong>heiten<br />
aufgeständerter Boden an der Fensterseite weg,<br />
Podest türseitig (auch <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsräumen<br />
möglich)<br />
Komplexität<br />
+ gliedert Räum ohne visuellen Barrieren<br />
+ offene Doppelbodenfront als Stauraum nutzbar<br />
+ mehr Raumhöhe<br />
Ständer-Konstrlktion der Zwischenwände zu<br />
Stauraum erweiterbar.<br />
Komplexität<br />
+ Stauraum, Nutzung der Struktur<br />
+ Öffnung der Räume zue<strong>in</strong>ander, offener<br />
Raumtrenner<br />
e<strong>in</strong>e Platte aus dem aufgeständerten Boden zu e<strong>in</strong>er<br />
Klappe” umgebaut, Pr<strong>in</strong>zip: Schatzkiste<br />
”<br />
teilweise, nicht raumhohe Öffnungen <strong>in</strong><br />
Zwischenwänden<br />
Komplexität<br />
Komplexität<br />
+ Spaßfaktor<br />
+ Stauraum<br />
+ mehr Raumhöhe<br />
+ fokusierte Öffnung der Räume zue<strong>in</strong>ander<br />
Maßnahmen Zwischendecke<br />
komplette oder teilweise Entfernung der<br />
abgehängten Decke (Vorsicht Brandabschnitte <strong>und</strong><br />
akustische Abschottung)<br />
Komplexität<br />
+ mehr Raumhöhe<br />
Erweitern der entfernten Decke mit Stauraum<br />
Komplexität<br />
+ Stauraum<br />
+ Raumhöhe<br />
Maßnahmen Sonstiges<br />
Gartenzäunchen”, Öffnung der Wand auf<br />
”<br />
niedriger Höhe<br />
Komplexität<br />
+ Raumzonierung ohne visuellen Barrieren<br />
Decken-/Bodendurchbruch durch die Tragstruktur<br />
des Gebäudes<br />
Komplexität<br />
+ optische <strong>und</strong> räumliche Verb<strong>in</strong>dung zwischen zwei<br />
Ebenen.<br />
Stauraum an der Decke ist nicht nur an der Wand<br />
der Räume möglich.<br />
Komplexität<br />
+ Stauraum<br />
+ Raumhöhe<br />
HAWI durch die Wand<br />
Komplexität<br />
+ Räumlich spannende Situationen<br />
+ Rückgew<strong>in</strong>nung der verlorenen Wandstärke<br />
im Gr<strong>und</strong>riss<br />
+ HAWI-Be<strong>wohnen</strong>der wird Bewohner*<strong>in</strong> zweier Zimmer<br />
Diese Grafik ist e<strong>in</strong> Auszug aus dem MöglichkeitsKatalog. Er beschäftigt sich mit den UmbaupotenZialen e<strong>in</strong>er typischen<br />
Leichtbaustruktur e<strong>in</strong>er Bürozellentypologie <strong>und</strong> ist bis zuletzt e<strong>in</strong> F<strong>und</strong>us an Ideen.
93<br />
Analyse<br />
Am Anfang der architektonischen Raumproduktion steht die Analyse. Auf den<br />
ersten Blick entspricht das Gebäude <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Umgebung ke<strong>in</strong>em idealen<br />
<strong>Home</strong>-<strong>not</strong>-<strong>Shelter</strong>!-Bauplatz.<br />
Ma kau ned ois haum.<br />
potentiale aktivieren<br />
Bauen < > Prozess<br />
Selbstbau<br />
Wir ließen uns davon nicht entmutigen <strong>und</strong> analysierten Potenzial <strong>und</strong> Charme<br />
des Bestandsgebäudes <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Lage.<br />
Aus der theoretischen Vorarbeit mit <strong>Home</strong> <strong>not</strong> <strong>Shelter</strong>! war allen schnell klar,<br />
dass zwei Ansätze parallel laufen müssen. Die e<strong>in</strong>e Prozessebene beschäftigt<br />
sich mit dem klassischen, baulichen Umbau der Zimmer zu funktionalen <strong>und</strong><br />
gemütlichen Wohnungen. Nachdem das wichtigste Ziel bei diesem Projekt<br />
das Ankommen <strong>und</strong> Daheimfühlen ist, ist es essenziell, die Bewohner*<strong>in</strong>nen<br />
mite<strong>in</strong>zubeziehen. Wir wollen ihnen <strong>in</strong> dem un<strong>in</strong>spirierten Skelett des Bürobaus<br />
Entfaltungsflächen eröffnen <strong>und</strong> sie daher zum Selbstbau animieren.<br />
UMBAU<br />
Nach der ersten Besichtigung des Haus HAWI wurde schnell klar, dass das<br />
Gebäude für qualitätsvolles Wohnen dekonstruiert werden muss. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>griff<br />
<strong>in</strong> den Bestand war nötig. Wir wollten das Büro e<strong>in</strong>vernehmen, verformen,<br />
erweitern <strong>und</strong> schließlich zu e<strong>in</strong>em Zuhause machen. Wir hatten das Bedürfnis,<br />
am Bestehenden weiterzu<strong>bauen</strong> <strong>und</strong> Vorhandenes zu nutzen. So entstand e<strong>in</strong><br />
Möglichkeitskatalog zum Umgang mit diesem Bürogebäude.<br />
erste Konzeptdarstellung:<br />
an bestehendes anknüpfen<br />
3,55 meter hohe Räume<br />
Das Bürogebäude erlaubt e<strong>in</strong>en großzügigen Umgang mit der dritten<br />
Dimension. Die 3,55 Meter Raumhöhe, die sich nach Entnahme der Boden- <strong>und</strong><br />
Deckenplatten ergab, sollte voll ausgenutzt werden.
Zimmermodell, Präsentationsmodell vor Projektpartner*<strong>in</strong>nen, Planungshilfe für<br />
nutzer*<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der <strong>in</strong>dividualisierungsphase
Der Prototyp<br />
Der Prototyp<br />
Never try - never know<br />
Probieren geht über studieren.<br />
Zur Erprobung unserer Ideen bekamen wir im Siemens-Gebäude zwei Zimmer<br />
zur Verfügung gestellt. E<strong>in</strong> Zweibett- <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Dreibettzimmer.<br />
BEIM ERSTELLEN EINES PROTOTYPS IST IN ERSTER<br />
LINIE WICHTIG, FEHLER ZUZULASSEN UND DARAUS ZU<br />
LERNEN.<br />
Bevor noch mit dem eigentlichen Bau begonnen wurde, galt es e<strong>in</strong>ige Hürden<br />
zu überw<strong>in</strong>den. Anders als im universitären Kontext kommt man bei e<strong>in</strong>er<br />
realen Bauaufgabe sehr bald <strong>in</strong> Kontakt mit anderen Projektbeteiligten. Für<br />
Studierende war es unter all den Handwerker*<strong>in</strong>nen oft nicht selbstverständlich,<br />
auf gleicher Ebene angesprochen zu werden.<br />
Durch die Zuschreibung e<strong>in</strong>er gewissen Unwissenheit <strong>und</strong> Naivität bezüglich<br />
praktischer Arbeit musste daher erst Vertrauen erarbeitet werden. Viele<br />
Entscheidungen wurden erst nach dem zu Rate ziehen von externen Experten<br />
getroffen. Maßnahmen unsererseits wurden oft <strong>in</strong>frage gestellt <strong>und</strong> manchmal<br />
direkt abgelehnt. Das war erst e<strong>in</strong>mal ernüchternd.<br />
Genau das machte aber den Prototyp so wichtig. Denn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten<br />
Rahmen konnten wir experimentieren <strong>und</strong> Stück für Stück Zweifel an unserer<br />
Kompetenz ausräumen. Die weitere Kommunikation fand dann auf Augenhöhe<br />
statt.<br />
Kommunikation<br />
Vorurteile<br />
Zeig was du kannst!
109<br />
Es ist leichter, Leute <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Boot zu holen, das<br />
schon gebaut ist!<br />
rechtliche Absicherungen<br />
Bevor es wirklich losgehen konnte, war es außerdem <strong>not</strong>wendig, den<br />
Sicherheits- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbeauftragten der bestehenden Baustelle se<strong>in</strong>er<br />
Verantwortung für uns Studierende mittels e<strong>in</strong>er Verzichtserklärung zu<br />
entheben. Das vere<strong>in</strong>fachte viele Prozesse. Tatsächlich waren die gröbsten<br />
Arbeiten eh schon erledigt <strong>und</strong> die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Verletzung auf der<br />
Baustelle ger<strong>in</strong>g – Ungeschicktheiten mancher Beteiligter ausgeschlossen.<br />
Rechtliches war nun geklärt, e<strong>in</strong>e Gesprächsbasis gef<strong>und</strong>en – der Kampf mit<br />
der widerspenstigen Bausubstanz konnte beg<strong>in</strong>nen.<br />
oft ist e<strong>in</strong>satzbereitschaft gefordert
Mehr Traudi<br />
Zur Vervielfältigung des Traudi-Zimmers wurden die Erfahrungen aus dem<br />
Prototyp <strong>in</strong> den Entwurf e<strong>in</strong>gearbeitet. Konstruktive Details wurden optimiert<br />
<strong>und</strong> Abmessungen adaptiert. Der Prototypbau half uns auch dabei, effektivere<br />
Arbeitsabläufe zu entwickeln.<br />
Schließlich wurden 16 Zimmer für 38 Schlafplätze ausgewählt, die e<strong>in</strong><br />
Traudi-Makeover zuließen. Auch <strong>in</strong> der Vervielfältigungsphase wurde das<br />
Gr<strong>und</strong>gerüst noch weiterentwickelt. Manchmal musste die Struktur nämlich<br />
flexibel auf Bestandsparameter reagieren. Es ergaben sich <strong>in</strong> dieser Zeit auch<br />
neue Konfigurationen. Schiebt man das Gerüst beispielsweise <strong>in</strong> Richtung<br />
E<strong>in</strong>gangstür, gibt es vor den Fenstern mehr Platz.<br />
Wer im Kopf flexibel bleibt, erreicht GroSSes.<br />
Eduard Glückskeks<br />
Im Sommer fokussierte das meist zwei Traudis große Team se<strong>in</strong>e Energien,<br />
trotz der vielseitigen oben genannten Aufgaben, auf das Hauptziel: nämlich<br />
Gr<strong>und</strong>gerüste <strong>in</strong> allen Zimmern aufzu<strong>bauen</strong>. In jedem Traudi-Raum wurden<br />
Stützen <strong>und</strong> Balken e<strong>in</strong>gebaut, Platten entfernt, um die Sitzmulde herzustellen,<br />
<strong>und</strong> Raumabschlüsse angebracht. Denn nach dem Entfernen der Decke hätte<br />
man sonst über den Zwischenwänden se<strong>in</strong>em Zimmernachbarn „Gute Nacht“<br />
sagen können.<br />
Löcher, die man öffnet, muss man auch wieder<br />
schlieSSen.<br />
Sprichwort aus Mittelerde<br />
Jeder Zwischenraum wird genutzt!<br />
Stauraum Im Doppelboden
125<br />
Bis hierher war das Werkeln im Siemens-Gebäude e<strong>in</strong>e recht e<strong>in</strong>same<br />
Angelegenheit gewesen. Wir konnten bis spät <strong>in</strong> die Nacht arbeiten, ohne dass<br />
sich jemand daran gestört hätte. Nach <strong>und</strong> nach gesellten sich aber auch andere<br />
Menschen zu uns Traudis. Das Gebäude füllte sich nicht nur mit Leben, sondern<br />
auch mit Chaos. Das Projekt war zu dieser Zeit auf zunehmendes Interesse<br />
gestoßen, sodass wir bald Hilfe von Fre<strong>und</strong>*<strong>in</strong>nen sowie von Klient*<strong>in</strong>nen der<br />
Caritas erhielten.<br />
4. Buch Igor 16, V 21<br />
Hilfe annehmen ist oft schwerer, als sie<br />
selbst zu geben.<br />
Anfangs fiel es uns schwer, unseren Helfer*<strong>in</strong>nen Aufgaben zu delegieren<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> die handwerkliche Expertenrolle schlüpfen zu müssen. Man kann die<br />
Fähigkeiten der Helfer*<strong>in</strong>nen nicht sofort e<strong>in</strong>schätzen <strong>und</strong> dazu kommt,<br />
dass wir erst selbst noch ausprobieren mussten, wie man an manche D<strong>in</strong>ge<br />
herangeht. Recht flott trat aber e<strong>in</strong>e gewisse Rout<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> <strong>und</strong> wir freuten uns<br />
über jede Hilfe.
Konstruktion<br />
5<br />
6<br />
4<br />
2<br />
3<br />
1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
gestapelte holzlatten mit<br />
Pflockverb<strong>in</strong>dung<br />
3-Schichtholzplatten (fichte)<br />
zur aussteifung der<br />
unterkonstruktion, gedübelt<br />
tischstützen als geschraubte<br />
zangenkonstruktion<br />
Tischlampen aus ofenrohren<br />
beamerhalterung<br />
Regalwand aus holzlatten <strong>und</strong><br />
3-Schichtholzplatten,<br />
geschraubt
177<br />
die gesamte konstruktion für tisch <strong>und</strong> tribüne ist im<br />
stecksystem verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit wieder demontierbar.<br />
1<br />
3-Schichtholzplatte<br />
gedübelt <strong>und</strong> geölt<br />
10mm dübelpflöcke, geschlagen<br />
70x30mm holzlatten<br />
10mm Bohrung für<br />
pflockverb<strong>in</strong>dung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
2<br />
4<br />
3<br />
E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Pflockverb<strong>in</strong>dung schafft e<strong>in</strong>e temporäre <strong>und</strong> demontierbare<br />
Konstruktion. Gestapelte Holzlatten werden gebohrt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> r<strong>und</strong>er Pflock<br />
durchgeschlagen. E<strong>in</strong>e 3-Schichtholzplatte wird aufgelegt <strong>und</strong> <strong>in</strong> gleicher Weise<br />
befestigt. So lässt sich die Konstruktion mit wenig Aufwand auf- <strong>und</strong> wieder<br />
ab<strong>bauen</strong>. Aufgr<strong>und</strong> der Temporalität des Projektes sieht die Konstruktion e<strong>in</strong>en<br />
potenziellen Rückbau, bzw. Wiederaufbau an anderer Stelle vor.
Der Raum wird hauPtsächlich zum Skypen <strong>und</strong> Whatsappen<br />
genutzt. Man hat hier e<strong>in</strong> bisschen mehr Privatsphäre als <strong>in</strong><br />
unseren Zimmern. Es wäre allerd<strong>in</strong>gs schön, wenn wir hier<br />
e<strong>in</strong>en Vorhang zum Flur aufhängen könnten, um noch mehr<br />
Gemütlichkeit zu schaffen. Dann wäre es e<strong>in</strong> gescheites<br />
“Wohnzimmer! Alice, bewohner<strong>in</strong> aus österreich
Reflexionen<br />
Das Teilnehmen an diesem Projekt war nicht bloßes Möbel <strong>bauen</strong>, sondern<br />
kultureller Austausch. Die Gestaltung der Möbel <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die neue<br />
Wohnsituation der Menschen aus anderen Kulturen war e<strong>in</strong>e sich lohnende<br />
Herausforderung. Auch das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen von Elementen, die unserem<br />
Verständnis von Wohnen entsprechen, war e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante <strong>und</strong> e<strong>in</strong>flussreiche<br />
Art <strong>und</strong> Weise, den Geflüchteten unsere Vorstellungen <strong>und</strong> Lebensart zu öffnen.<br />
Mite<strong>in</strong>ander <strong>wohnen</strong> <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>ander <strong>bauen</strong> ist der beste Weg, sich kennen <strong>und</strong><br />
verstehen zu lernen.<br />
mascha walter<br />
tu berl<strong>in</strong><br />
mimi, bewohner<strong>in</strong> aus<br />
Deutschland<br />
Ich denke, das Wohnkonzept ist sowohl für Geflüchtete als auch für Studierende<br />
sehr ansprechend. Viele kennen ja die Flüchtl<strong>in</strong>gsthematik nur aus Fernsehen<br />
<strong>und</strong> Zeitung – dadurch besteht immer e<strong>in</strong> gewisser Abstand. Selbst wenn man<br />
sich volontär an Sozialprojekten beteiligt, denkt man vielleicht: „Wohnen tuen<br />
sie woanders.“ Durch e<strong>in</strong> solches Projekt kommt man der Realität viel näher.<br />
Das Projekt hat gezeigt, wie wertvoll geme<strong>in</strong>sames Schaffen se<strong>in</strong> kann. Es<br />
ist e<strong>in</strong> Austausch der Werte <strong>und</strong> des Denkens. Besonders der Punkt, an dem<br />
die Kommunikation über Sprache nur h<strong>in</strong>reichend funktioniert, gew<strong>in</strong>nt das<br />
geme<strong>in</strong>same Tun an Bedeutung. Letztendlich können die geme<strong>in</strong>sam gebauten<br />
Möbel als e<strong>in</strong>e Art gebaute Geste der Wertschätzung verstanden werden.<br />
Anton Sieber<br />
TU Berl<strong>in</strong><br />
Maike, Bewohner<strong>in</strong> aus<br />
deutschland<br />
Wir organisieren unsere eigenen Filmabende, gestern zum zweiten Mal <strong>und</strong> so<br />
langsam merke ich, dass wir zu e<strong>in</strong>er richtigen Gruppe zusammenwachsen.<br />
Beim ersten Filmabend fiel mir auf, dass alle relativ weit ause<strong>in</strong>ander saßen.<br />
Doch mittlerweile kennt man sich ganz gut <strong>und</strong> gestern saßen alle schon viel<br />
näher beie<strong>in</strong>ander. Die Tribüne beim Supermöbel eignet sich super für große<br />
Filmabende, wenn wir aber kle<strong>in</strong>ere Gruppen s<strong>in</strong>d, gucken wir auf dem Fernseher.<br />
Für mich ist das HAWI e<strong>in</strong>e sehr gute Übergangslösung, weil ich hier viel lernen<br />
kann, zum Beispiel Deutsch. Momentan br<strong>in</strong>gt mich das weiter, weil ich noch<br />
zur Schule gehe. Dafür nehme ich gerne <strong>in</strong> Kauf, dass es oft laut ist <strong>und</strong> so<br />
viele Leute da s<strong>in</strong>d. Also jetzt erstmal Wohnheim, aber irgendwann dann e<strong>in</strong><br />
richtiges zu Hause mit e<strong>in</strong>er eigenen Küche, e<strong>in</strong>em eigenen Bad <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em<br />
eigenen Zimmer.<br />
Salman, Bewohner aus<br />
Somalia<br />
Said, Bewohner aus<br />
Afghanistan<br />
Für uns, die Asylbewerber*<strong>in</strong>nen, ist das e<strong>in</strong>e gute Chance, mit Studierenden<br />
zusammenzuleben. Das ist e<strong>in</strong> guter Kontakt für uns, der sonst nicht so leicht<br />
möglich wäre.<br />
Ich fühle mich total wohl <strong>in</strong> den großen, offenen Räumen. Sonst habe ich immer<br />
irgendwann das Bedürfnis rauszugehen, an die frische Luft, wandern <strong>und</strong> so<br />
weiter. Hier habe ich das eigentlich nicht, weil schon das Gebäude alle<strong>in</strong>e zum<br />
Wandern veranlasst.<br />
Maria, Bewohner<strong>in</strong> aus<br />
italien
H<br />
die geme<strong>in</strong>sam gebauten möbel können als<br />
e<strong>in</strong>e art gebaute geste der wertschätzung<br />
“verstanden werden.<br />
Im sozialen Mite<strong>in</strong>ander dreht sich viel um den Alltag, um Prüfungen, die<br />
anstehen, um die Schule, ums Deutsch lernen. Auch um Österreich <strong>und</strong><br />
Vorurteile, um Filme <strong>und</strong> Lieder. Und gerade <strong>in</strong> letzter Zeit sprechen wir auch<br />
viel über gesellschaftliche Themen: wie ist die Situation im Iran, zum Beispiel,<br />
oder <strong>in</strong> Afghanistan. Zum Beispiel über Frauen <strong>und</strong> Männer <strong>in</strong> Afghanistan, im<br />
Iran, wie es bei uns ist. Oder wie ist Familie hier, wie ist die Bedeutung von<br />
Familie dort.<br />
Laura, Bewohner<strong>in</strong> aus<br />
Deutschland<br />
Laura, Bewohner<strong>in</strong> aus<br />
Deutschland<br />
Am Anfang war alles noch sehr durche<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> aufregend, dadurch, dass<br />
noch nichts fertig war im Haus. Ke<strong>in</strong>er hatte e<strong>in</strong>en Rückzugsraum, deswegen<br />
haben wir auch viel mehr Zeit zusammen verbracht. Auch beim Bauen der<br />
Zimmer haben alle möglichen Leute zusammengeholfen, es gab noch gar<br />
nicht so feste Cliquen. Jetzt ist es viel mehr Alltag. Man hat se<strong>in</strong>e Rout<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />
weiß schon, mit wem man sich gut versteht. Das ist auch gut so, weil es doch<br />
anstrengend ist, ständig mit so vielen Leuten zusammen zu se<strong>in</strong>.<br />
Die Mitarbeitenden der Caritas bemühen sich sehr, dass die Bewohner*<strong>in</strong>nen<br />
wirklich mite<strong>in</strong>ander leben <strong>und</strong> nicht nur im selben Raum leben. Sie organisieren<br />
zum Beispiel Freizeitangebote oder Deutschlernen. Aber manchmal feiert auch<br />
jemand von uns <strong>und</strong> lädt alle e<strong>in</strong>.<br />
NADINE, Bewohner<strong>in</strong> aus<br />
Österreich<br />
Laura, Bewohner<strong>in</strong> aus<br />
Deutschland<br />
Auch wenn die Leute, die hier <strong>wohnen</strong>, zum Teil sehr unterschiedlich s<strong>in</strong>d, gibt<br />
es doch mehr <strong>Geme<strong>in</strong>sam</strong>keiten. Wir s<strong>in</strong>d alle <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> <strong>und</strong> wissen zum Beispiel<br />
alle am Samstag nicht, was wir machen sollen. Oder wir mögen die gleichen<br />
Filme oder die gleiche Musik, das gleiche Bier. Manche Bewohner*<strong>in</strong>nen<br />
haben die gleichen Hobbys, zum Beispiel Tischtennis spielen. Und auch das<br />
gegenseitige Interesse an den verschiedenen Ländern <strong>und</strong> Lebensgeschichten<br />
verb<strong>in</strong>det sehr.<br />
Ich wohne gerne hier, weil es viel ruhiger ist, als <strong>in</strong> dem anderen Heim. Dort gab<br />
es viele Konflikte, die Polizei war oft da. Hier gibt’s das nicht.<br />
Malik, Bewohner aus<br />
dem Iran<br />
Jamil, Bewohner aus<br />
Afghanistan<br />
Der Kontakt zu Österreichern ist für uns sehr wichtig, um uns <strong>in</strong> Österreich<br />
zu orientieren. Wenn wir uns mit den Leuten hier unterhalten, können wir<br />
viel erfahren über ihre Universität, über ihren Job, über ihre Träume, etc. Wir<br />
bekommen so auch Ideen für unsere eigene Zukunft <strong>und</strong> können weiter planen.