FILMFEST MÜNCHEN MAGAZIN 2019

BLICKFEST
Unnachgiebig investigativ: Trine Dyrholm in die neue zeit
DIE NEUE ZEIT
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Die Journalistin lächelt verschmitzt,
selbst unter ihrer
dunklen Sonnenbrille sieht
man ihre Augen funkeln. Trine
Dyrholm will in ihrer Rolle als
Reporterin Stine Branderup
von Walter Gropius wissen, ob
das von ihm gegründete Bauhaus
nicht schon immer Frauen
unterdrückt habe. Doch Gropius
lässt sich nicht provozieren.
Eine Art Tanz zwischen Fragenstellerin
und Interviewtem beginnt,
auf Augenhöhe. Keiner
gibt klein bei, und doch werden
beide dabei entlarvt.
Mit der Erfolgsschauspielerin
Trine Dyrholm als feministischer
Journalistin ist es Lars
Kraume gelungen, der Rahmenhandlung
von die neue zeit
internationalen Glanz zu verleihen.
Dyrholm und August Diehl
spielen wunderbar gegeneinander
und miteinander. Das
Filmfest freut sich, das dänische
Multitalent für die Premiere des
Serienevents erstmals in München
begrüßen zu dürfen.
Schon für ihren ersten Film,
die Teenagerromanze springflood
(1990), erhielt sie in
Dänemark Auszeichnungen.
Seit ihrer Rolle in Thomas
Vinterbergs erstem Dogma 95
Film das fest (1998) ist Trine
Dyrholm auch international
angesehen. 2010 spielte sie die
Hauptrolle in Susanne Biers
Drama in einer besseren welt,
das mit dem Oscar als „Bester
Fremdsprachiger Film“ ausgezeichnet
wurde. Für ihre letzte
Zusammenarbeit mit Vinterberg
in die kommune (2016)
wurde die Schauspielerin auf
der Berlinale mit dem Silbernen
Bären geehrt.
Die Dänin liebt es, in die verschiedensten
Rollen zu schlüpfen,
mit Konzepten zu spielen,
und ist immer auf der Suche
nach neuen Herausforderungen.
So ist sie auch Teil des Ensembles
des Experimentalfilms
x & y (2018), der in der Reihe
International Independents
gezeigt wird. Darin stellt sie mit
zahlreichen bekannten skandinavischen
Schauspieler*innen
einen bestimmten Aspekt der
Persönlichkeit ihres Kollegen
Mikael Persbrandt dar. Sie verkörpert
seine Business-Seite,
die aber auch gern einmal
über die Stränge schlägt. Die
jeweilige Rolle darf nicht verlassen
werden, egal, womit die
einzelnen Teilnehmer*innen
des Experiments konfrontiert
werden. Mit einer ausladenden
Körpersprache und großen
Gesten genießt es Dyrholm
sichtlich, feste Gendergrenzen
zu sprengen.
Ob Feministin oder lebenshungriger
Mann, Trine Dyrholm
bringt stets das Innerste ihrer
Figuren zum Vorschein, es
dringt durch ihre tiefblauen
Augen an die Oberfläche. Da
spielt auch das Geschlecht
keine Rolle mehr.
Barbara Oswald