Burgenland Mitte Juni 2019 - Nr. 318
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Weber gilt als Spezialist für die Installation<br />
von verdeckten Video-Überwachungsanlagen.<br />
„Die eingesetzten, extrem kleinen Kameras<br />
können überall fast ‚unsichtbar’ installiert<br />
werden. Die Aufzeichnung erfolgt durch<br />
einen digitalen Bildspeicher mit integriertem<br />
‚Wasserzeichen’. So können keine nachträglichen<br />
Veränderungen der Aufnahmen vorgenommen<br />
werden“, weiß der Experte und<br />
stellt eines rechtlich klar: „Eine verdeckte Video-Überwachung<br />
ist bei begründetem Verdacht<br />
von Straftaten grundsätzlich zulässig.<br />
Oftmals ist es das letzte <strong>Mitte</strong>l, um Straftaten<br />
aufzuklären.“<br />
Service für Supermärkte<br />
Schon seit seinen ersten Tagen als Detektiv<br />
hat Stefan Weber für große Supermärkten<br />
und Handelsketten gearbeitet. Bis heute.<br />
Waren es früher vor allem Video-Überwachungen<br />
gegen Ladendiebstahl und verdeckte<br />
Überwachungen bei vermutetem<br />
Personaldiebstahl oder Krankenstandskontrollen,<br />
so sind es heute sehr oft Datensicherungen.<br />
Hier sei höchste Flexibilität gefragt:<br />
„Bei Raubüberfällen in Supermärkten muss<br />
die Datensicherung binnen 24 Stunden erfolgen.<br />
Hier wird unter Zeitdruck gearbeitet.<br />
Das Video-Material darf nämlich maximal<br />
72 Stunden gespeichert sein“, erklärt Weber,<br />
der nach der Sicherung das Material der<br />
Polizei übergibt.<br />
Als Ermittler unterwegs<br />
Oskar Schlapschy war lange Zeit bei der<br />
Detektiv-Ausrüstung des Oskar Schlapschy<br />
Zollwache und bei der Polizei. Vor mehr als<br />
sechs Jahren hat er das reglementierte Gewerbe<br />
angemeldet und ist meist als Ermittler<br />
unterwegs: „Erfolgreicher ist man, wenn sich<br />
zu Observierende weiter weg vom Wohnort<br />
aufhalten, zum Beispiel in einem anderen<br />
Bundesland. Dort fühlt er oder sie sich nicht<br />
verfolgt.“ Und worauf ist Schlapschy besonders<br />
stolz? „Im besten Fall ist der ermittelte<br />
Beweis so kompromittierend, dass sich der<br />
oder die Betroffene nicht vor Gericht zu gehen<br />
traut, um zum Beispiel die ‚In-flagranti’-Fotos<br />
nicht öffentlich zu machen.“<br />
Vor Gericht gelten nicht nur Fotos als<br />
Beweismaterial, auch die mündlich vorgetragene<br />
Beobachtung eines Detektivs zählt.<br />
Hilfreich bei der Zeugenaussage ist – so<br />
Schlapschy – jedenfalls ein detaillierter Bericht,<br />
mit Datum und exakten Uhrzeiten.<br />
Mit seinen aufgeklärten Fällen ist der Berufsdetektiv<br />
zufrieden: „Ich habe genügend<br />
ertappt“, sagt er und verweist darauf, dass<br />
auch etwas Glück dazu gehört: „Einmal habe<br />
ich auch einen richtigen Schwerverbrecher<br />
erwischt. Er wurde polizeilich gesucht; ich<br />
habe ihn bei einem Diebstahl gestellt.“<br />
Falsches Bild aus TV-Serien<br />
Es gibt viele beliebte Fernseh-Detektive<br />
wie Josef Matula oder Georg Wilsberg. Die<br />
Wirklichkeit sei aber anders, meint Schlapschy:<br />
„Die TV-Detektive vermitteln ein falsches<br />
und unrealistisches Bild, vor allem<br />
bei Verfolgungsjagden mit dem Auto in einer<br />
Stadt.“<br />
Schon das Observieren kann schwierig<br />
sein, sagt Schlapschy und nennt ein Beispiel<br />
aus Graz: „Bei einer Observation zur Aufklärung<br />
einer Einbruchsserie bin ich öfters mit<br />
meinem Auto in einer Seitenstraße gestanden.<br />
Anrainern ist mein burgenländisches<br />
Kennzeichen aufgefallen, und das haben sie<br />
der Polizei gemeldet.“ Das habe sich schnell<br />
aufklären lassen. „Wenn man auf keinen Fall<br />
auffallen darf – bei einem heiklen Fall, wo es<br />
um viel geht – nimmt man einen Leihwagen<br />
aus der Region. Das kommt aber teurer.“<br />
Ein Traumberuf?<br />
Der Beruf des Detektivs ist in Österreich<br />
– anders als in Deutschland – streng reglementiert.<br />
So ist eine Befähigungsprüfung abzulegen,<br />
bei der auch die rechtlichen Möglichkeiten<br />
und Grenzen der Detektiv-Arbeit<br />
abgefragt werden.<br />
Die Unterschiede zwischen Theorie und<br />
Wirklichkeit sind bei diesem Beruf sehr groß,<br />
wie viele Beispiele zeigen. Bei Überwachungen<br />
verwenden Detektive oft GPS-Geräte<br />
mit starkem Magnet, das auf der Bodenplatte<br />
des Pkws befestigt wird. So wird die<br />
Autofahrt auf einem Handy verfolgbar. Bei<br />
fremden Autos ist das verboten! Hat sich<br />
Stefan Weber immer an solche Vorschriften<br />
gehalten? Seine Antwort fällt kryptisch aus:<br />
„Als Detektiv musst du Resultate vorweisen.<br />
Was immer du dafür tust, draufkommen dürfen<br />
sie dir nicht!“<br />
Knopflochkamera und Prinzipien<br />
Einsteigen auf ein Grundstück? „Im Prinzip<br />
nicht!“, sagt Oskar Schlapschy und zeigt ein<br />
paar Hilfsmittel aus seiner Detektiv-Ausrüstung:<br />
Sein Videoaufzeichnungsgerät ist ein<br />
am Körper tragbarer digitaler Minirekorder<br />
mit Knopflochkamera für Hemden und Blusen;<br />
klein, mobil und äußerst unauffällig in<br />
der Handhabung. Anders seine wuchtige<br />
Kamera mit enormer Brennweite: „Die digitale<br />
Kamera mit Riesenzoom ist sehr praktisch.<br />
Auch aus einer Entfernung von 100 Metern<br />
liefert sie noch beste Bilder.“ Gute Hilfsmittel<br />
sind für den Ermittler aus Rattersdorf sehr<br />
wichtig: „Manchmal hat man nämlich nur eine<br />
einzige Chance für einen Beweis!“<br />
Stefan Weber, der Detektiv aus Weingraben,<br />
kennt und schätzt die beruflichen Hilfsmittel<br />
und Tricks. Dessen ungeachtet lässt<br />
er sich bei seiner Arbeit von klaren Prinzipien<br />
leiten: „Ich nehme keine Aufträge von Bekannten<br />
an. Rechtsanwälte von Mandanten<br />
frage ich, was genau gebraucht wird. Und<br />
ich frage immer, was jemand mit dem Material<br />
macht, das ich besorgen soll.“<br />
Technisch ist das Ibiza-Video keine Besonderheit.<br />
Hinsichtlich Vorgangsweise und<br />
Prinzipien sind rund um die Produktion und<br />
die Veröffentlichung – auch für die beiden<br />
Detektive – viele Fragen offen.<br />
Fotos: Tesch (2)<br />
Stefan Weber, einst "Platzhirsch" der Branche<br />
Hans Tesch<br />
4 <strong>Burgenland</strong> <strong>Mitte</strong> | <strong>Juni</strong> <strong>2019</strong>