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Festzeitschrift Kreisfeuerwehrtag Kleestadt

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Feuerwehr oder Nicht-Feuerwehr,<br />

das ist hier die Frage.<br />

Mehr als 112 Jahre Engagement.<br />

Zählt man alle Jahre zusammen, in denen<br />

sich jedes Familienmitglied in der Freiwilligen<br />

Feuerwehr <strong>Kleestadt</strong> bisher engagiert<br />

hat, kommt man auf mehr als 112<br />

Jahre. Bei Familie Döring und Friedrich<br />

wächst man mit der Feuerwehr auf.<br />

„Es sind alles Bilder in meinem Kopf,<br />

wie als wenn ich ein Album aufschlage“,<br />

sagt Ernst Ludwig Döring.<br />

In den 1960er-Jahren hat alles mit einer<br />

Querflöte und dem Spielmannszug in<br />

<strong>Kleestadt</strong> begonnen. Ernst-Ludwig Döring<br />

war ungefähr 10 Jahre alt. Bereits mit<br />

11 Jahren hatte er sein erstes Wertungsspiel<br />

in Altheim. Der Spielmannszug der<br />

Freiwilligen Feuerwehr <strong>Kleestadt</strong> war<br />

auch damals schon auf Festen und Jubiläen<br />

unterwegs.<br />

Fast sein ganzes Leben verbindet ihn<br />

mit der Feuerwehr in <strong>Kleestadt</strong> und fast<br />

die Hälfte der Bestehungsgeschichte der<br />

Feuerwehr, die in diesem Jahr 112 Jahre<br />

alt wird. Und die ganze Familie wächst<br />

hinein in das Geschehen Feuerwehr. Die<br />

Entwicklung zu den heutigen Strukturen<br />

im Verein und der Einsatzabteilung haben<br />

mehrere Generationen der Familie Döring<br />

miterlebt und teilweise mitgestaltet.<br />

Bereits musikalisch im Einsatz, macht<br />

Ernst-Ludwig Döring auch 1967 bei der<br />

neugegründeten Jugendfeuerwehr mit.<br />

Der Spielmannszug wird ungefähr zur<br />

gleichen Zeit zum Musikzug. Allerdings<br />

wird bereits 1968 seine Feuerwehrkarriere<br />

durch seine Fremdlehre unterbrochen.<br />

Nach der Lehre kehrt Ernst-Ludwig nach<br />

<strong>Kleestadt</strong> zurück und wird sofort wieder<br />

aktiv in der Feuerwehr. Zwei Jahre später,<br />

1972, Ernst-Ludwig ist 20 Jahre alt, wird<br />

er zum stellvertretenden Ortsbrandmeister<br />

und Vereinsvorsitzenden der Feuerwehr<br />

gewählt.<br />

Später war er mehrmals kommissarischer<br />

Ortsbrandmeister, als 1975 der Ortsbrandmeister<br />

Wolgang Breitwieser wegzieht,<br />

wird Ernst-Ludwig zum Nachfolger<br />

gewählt. Gleichzeitig wurde die Verantwortung<br />

aufgeteilt, denn der Ortsbrandmeister<br />

war nicht mehr gleichzeitig auch<br />

Vereinsvorsitzender. Es wurden ein Ortsbrandmeister<br />

gewählt und ein Vereinsvorsitzender,<br />

die sich gegenseitig vertraten.<br />

Vor der hessischen Gebietsreform<br />

war <strong>Kleestadt</strong> eigenständig. Der<br />

Ortsbrandmeister ist mit dem heutigen<br />

Stadtbrandinspektor vergleichbar,<br />

eben nur auf Gemeindeebene.<br />

Nach der Eingemeindung <strong>Kleestadt</strong>s<br />

durch Groß- Umstadt 1977, wird der<br />

Ortsbrandmeister zum Wehrführer.<br />

Insgesamt 13 Jahre war er in der Führung<br />

der Kleestädter Feuerwehr tätig. Zu dieser<br />

Zeit gab es niemanden, der länger in Führungspositionen<br />

tätig war als er. Und auch<br />

die Gesamtdauer seines Engagements ist<br />

schwer zu übertreffen.<br />

Ernst-Ludwig Döring war der erste<br />

Feuerwehrmann in Groß- Umstadt,<br />

der für 50 Jahre Feuerwehr geehrt wurde.<br />

Mit Verlängerung war er bis zu seinem 65.<br />

Lebensjahr aktiv und hat sich engagiert,<br />

sowohl im Verein als auch auf anderen Positionen,<br />

z.B. dem Wehrausschuss. Zählt<br />

man die Jugendfeuerwehr mit, sind das 50<br />

Jahre Einsatz und Leben für die Freiwillige<br />

Feuerwehr <strong>Kleestadt</strong>. 50 Jahre, in denen<br />

man vieles an geselligen Festen aber<br />

auch ernsten Einsätzen erlebt. Feuer in<br />

der Genossenschaft, in Privathäusern und<br />

im Vereinsheim des Nabu. Tierrettung<br />

und nicht etwa nur eine Katze, sondern<br />

Rettung eines Pferdes, welches in eine<br />

Grube eingebrochen war. Auch sein erster<br />

Atemschutzeinsatz ist ihm gut in Erinnerung<br />

geblieben. Brand in der Sackgasse<br />

und immer mit dabei die Hoffnung, dass<br />

kein Menschenleben ernsthaft bedroht ist,<br />

dass niemand verletzt ist. Eine Hoffnung,<br />

die jeden Feuerwehrmann bei einem Einsatz<br />

begleitet.<br />

Viele Veränderungen hat er im Ort, im<br />

Verein und der Einsatzabteilung erlebt.<br />

Er erinnert sich noch daran, wie Anfang<br />

der 1980er-Jahre überlegt wurde, eine Damen-Feuerwehr<br />

zu gründen. Eine Überlegung<br />

nicht nur der Kleestädter Feuerwehr.<br />

Ernst-Ludwig hätte nichts dagegen<br />

gehabt, aber die meisten Männer wollten<br />

das nicht. Ein wichtiges Argument gegen<br />

die Gründung einer Damen- Feuerwehr<br />

war die nicht sichergestellte Betreuung<br />

der Kinder im Falle eines Einsatzes. Auch<br />

hier hat sich einiges geändert. Heutzutage<br />

steht die Aufnahme von Frauen in die<br />

Einsatzabteilung außer Frage.<br />

Ernst-Ludwig kannte die meisten Gründer,<br />

die 1907 unsere Feuerwehr in <strong>Kleestadt</strong><br />

gründet haben, noch persönlich und<br />

hat sie in der Feuerwehr miterlebt. 110<br />

Jahre nach der Gründung der Kleestädter<br />

Feuerwehr, nach über 50 Jahren Spielmanns-<br />

und Musikzug sowie Verein und<br />

Einsatzabteilung, hat sich Ernst-Ludwig<br />

aus dem Aktivendienst verabschiedet.<br />

2017 übergab er seinen Spind an seinen<br />

Schwiegersohn Bernd Friedrich. „Jetzt<br />

bin ich „Senior“, macht auch Spaß – auf<br />

seine Art“, so Ernst- Ludwig mit einem<br />

verschmitzten Lächeln.<br />

Marianne Döring, nie aktives Mitglied<br />

und doch so aktiv!<br />

Seit über 45 Jahren engagiert sich auch<br />

Marianne in und für die Freiwillige Feuerwehr<br />

<strong>Kleestadt</strong>. „Ich bin mit meinem<br />

Mann mitgerudert, habe mitgemacht.“ Es<br />

war und ist auch heute aber viel mehr als<br />

nur ein Mitrudern.<br />

1973 war sie die erste und vorderste Frau<br />

beim Bau des Feuerwehrhauses. Im Dreiergespann<br />

mit ihrem Mann und Werner<br />

Günther hat sie sich vor allem um die<br />

Architektur und die Inneneinrichtung<br />

gekümmert. Deshalb weiß Sie auch, wie<br />

viele Glasbausteine im Feuerwehrhaus<br />

verbaut wurden.<br />

Ansonsten war sie in den frühen Jahren<br />

der Feuerwehrkarriere ihres Mannes<br />

eher eine stille Helferin und hat stets für<br />

Ordnung gesorgt. Hier noch mal schnell<br />

mit der „Berscht“ über die Schuhe der<br />

Junggesellen und den Anzug, damit alle<br />

anständig aussehen, dort die Versorgung<br />

der Einsatzkräfte und vor allem Schlüsselund<br />

Telefondienst.<br />

Früher gab es nur zwei Schlüssel für das<br />

Feuerwehrhaus und zwei Piepser. Einer<br />

der Schlüssel hing bei Familie Döring hinter<br />

der Küchentür am Schlüsselbrett. Dort<br />

konnte sich z.B. die Jugendfeuerwehr den<br />

Schlüssel jederzeit abholen. Wenn der<br />

Piepser aufging, telefonierte Marianne<br />

alle Einsatzkräfte ab und alarmierte diese<br />

per Telefon. Und das in einer Windeseile,<br />

dass selbst die Leitstelle regelmäßig<br />

überrascht war, wie schnell die Kleestädter<br />

die Einsatzbereitschaft herstellen. Das<br />

ist aber auch den damals beiden jüngsten<br />

Familienmitgliedern zu verdanken. Denn<br />

wer gerade da war, rannte zum Feuerwehrhaus<br />

voraus und öffnete schon mal<br />

Tür und Tor.<br />

„Ich kann keinen Schlauch ausrollen,<br />

aber für Ordnung kann ich sorgen“,<br />

sagt Marianne über sich selbst.<br />

Sie erinnert sich an den ersten Einsatz von<br />

Ottmar Metzler und ihren wohl einzigen<br />

„aktiven Einsatz“. Ernst-Ludwig war gerade<br />

in Kassel auf der Feuerwehrschule<br />

und die Sirene ging los. Hausbrand! Ottmar<br />

als frischgebackener Feuerwehrmann<br />

versuchte Schaulustige zu vertreiben und<br />

rief: „Geht mol weg da, ich muss den<br />

Schlauch ausrolle!“. Aber keiner hörte<br />

auf ihn und er traute sich nicht, aus lauter<br />

Sorge jemanden zu verletzen. Ohne lange<br />

zu überlegen, schnappte sich Marianne<br />

den Schlauch und rollte diesen beherzt in<br />

die Mitte der Schaulustigen rein. Diese<br />

wurden sich schlagartig bewusst darüber,<br />

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