Die Neue Hochschule Heft 4/2019
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. - Themenschwerpunkt: Die Zukunft der Professur 12plusEins
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Editorial<br />
3<br />
Unsere „Immer wieder neu“-<strong>Hochschule</strong><br />
<strong>Die</strong>se Zeitschrift änderte ihren Titel in „<strong>Die</strong> <strong>Neue</strong> <strong>Hochschule</strong>“ im Jahr 1972 nach<br />
der bundesweiten Einführung der Fachhochschulen. Tatsächlich erfindet sich unser<br />
Hochschultyp auch seitdem in regelmäßigen Abständen immer wieder neu.<br />
Christoph Maas<br />
Chefredakteur<br />
Foto: Fotoladen Wedel<br />
Nach über 30 Jahren hauptberuflicher<br />
Tätigkeit an <strong>Hochschule</strong>n vom Typ FH/<br />
HAW sehe ich überdeutlich, dass unsere<br />
hervorstechendste Eigenschaft die Bereitschaft<br />
zum Wandel, zur ständigen konstruktiven<br />
Auseinandersetzung mit neuen<br />
Herausforderungen ist:<br />
Mit der Promotion (und damit einer biografischen<br />
Phase eigenständiger wissenschaftlicher<br />
Arbeit) als Regelfall wurden zum<br />
Ende der 80er-Jahre Rolle und Selbstverständnis<br />
der Lehrenden neu definiert. <strong>Die</strong><br />
90er-Jahre sahen zum einen den Aufbau<br />
von Fachhochschulen in den neuen<br />
Ländern, teils als Neugründung, teils auf<br />
der Basis von Vorgängereinrichtungen<br />
mit eigenem akademischen Erfahrungsschatz.<br />
Zum anderen wurde Forschung<br />
zuerst zur gelebten Praxis und schließlich<br />
auch zur gesetzlichen Pflichtaufgabe. Das<br />
bestimmende Thema der „Nullerjahre“<br />
war die Einführung berufsbefähigender<br />
Bachelorstudiengänge und zugleich die<br />
Erweiterung unserer Fähigkeit zur wissenschaftlichen<br />
Qualifizierung durch Masterstudiengänge.<br />
<strong>Die</strong> gegenwärtige Dekade<br />
sieht unseren Hochschultyp auf dem Weg<br />
zur Mehrheitsfähigkeit: Deutlich über 40<br />
Prozent der Erstsemester schreiben sich<br />
bei uns ein, und in manchen Bundesländern<br />
wird bereits die Mehrheit der Hochschulabschlüsse<br />
an unseren <strong>Hochschule</strong>n<br />
erworben.<br />
Das diesjährige hlb-Kolloquium ließ erkennen,<br />
wie sehr sich durch diese Entwicklungen<br />
das Berufsbild einer HAW-Professur<br />
verändert hat. Wir dokumentieren in<br />
diesem <strong>Heft</strong> die Impulsvorträge:<br />
Jochen Struwe beschreibt den gewandelten<br />
und sich weiter wandelnden Alltag (Seite<br />
8). Barbara Thiessen steuert hierzu den<br />
theoriegeleiteten Blick bei (Seite 12). Nicolai<br />
Müller-Bromley legt dar, dass die fehlende<br />
Bereitschaft, die gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />
den neuen Anforderungen<br />
einer Professur anzupassen, zu einem<br />
verfassungswidrigen Zustand geführt hat<br />
(Seite 16). Anne König schließlich führt<br />
uns ein in die Chancen und Stolpersteine<br />
bei den ersten Schritten zur Einführung<br />
eines akademischen Mittelbaus in<br />
Berlin (Seite 20).<br />
Geblieben ist in all diesen Jahren unser<br />
Fokus auf die Lehre: Wir reflektieren unsere<br />
Herangehensweisen in der Lehre und<br />
probieren immer wieder <strong>Neue</strong>s aus (mehr<br />
dazu in den beiden nächsten <strong>Heft</strong>en). Bei<br />
Berufungsverfahren ist uns wichtig, dass<br />
die ausgewählte Person uns erwartbar<br />
dabei hilft, unsere Studierenden mit einer<br />
Qualifikation ins Berufsleben zu entlassen,<br />
auf die wir stolz sein können.<br />
Eine Sorge bleibt: Zumindest in meinen<br />
Veranstaltungen ist in dieser langen Zeit<br />
der Anteil der Studierenden, die mit<br />
„Vollabitur“ unmittelbar nach der Schulzeit<br />
ins Studium gehen, erheblich gewachsen.<br />
Lassen Sie uns nicht vergessen, dass<br />
wir immer auch der Hochschultyp für die<br />
besonderen Lernbiografien waren und bleiben<br />
sollten.<br />
Ihr Christoph Maas<br />
DNH 04 | <strong>2019</strong>