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Loccumer Pelikan 3/2014

Nicht ohne Bilder? – Kunst im Religionsunterricht

Nicht ohne Bilder? –
Kunst im Religionsunterricht

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zierten Bilder werden im Anhang der Bibel ausführlich<br />

kommentiert.<br />

Evita Gründler<br />

Die Bibel. Gesamtausgabe in der Ein ­<br />

heitsübersetzung mit Bildern von Evita<br />

Gründler. Pattloch 1996.<br />

Evita Gründler (* 1945 in Regensburg)<br />

war die erste Frau der Welt, die<br />

die Bibel illustrierte. Charakteristisch<br />

für ihre 84 Bilder sind eine stark vereinfachte<br />

Formensprache in leuchtend<br />

expressiven Farben, gerundete Linien<br />

sowie ein klarer Pinselduktus. Sie sind nicht einfach nur<br />

Illus trationen biblischer Texte, sondern gemalte Poesie.<br />

Für die Künstlerin war es wichtig, dass Bild und Text eine<br />

Einheit bilden; deshalb sind alle Bilder in quadratischem<br />

Format. Nur so konnte der Platz geschaffen werden, um<br />

unter jedem Bild den zugehörigen Bibeltext zu drucken.<br />

Einfluss auf die gesamte Entstehung dieser Bibel – bis<br />

hin zum Buchformat und der Art des Papiers, jedoch ohne<br />

in den Text einzugreifen. Der nach seinem Entwurf<br />

gewobene und beflockte Leineneinband variiert, seinem<br />

Entwurf entsprechend, bei jedem Exemplar. Jede Bibel<br />

zeichnet sich durch eine andere Farbkombination in der<br />

Leinenwebung aus. Ebenfalls unterscheiden sich die<br />

Exemplare in der Metall-Farbprägung. Jedes Exemplar<br />

ist somit ein Unikat. Jeder Einband wurde überwiegend<br />

in Handarbeit hergestellt.<br />

Die 80 Bildtafeln mit so unterschiedlichen Titeln und<br />

Motiven wie Zahnwehkirche (1962), Catch a falling star<br />

(1994), Berg Sinai (1967), Homo Humus Humanitas (1986)<br />

oder König der Antipoden (1991) haben keinen unmittelbaren<br />

Bild-Text-Bezug: Sie sollen assoziativ wirken.<br />

Hundertwasser geht es besonders darum, die Bedeutung<br />

übergeordneter Werte darzustellen. Inspiration und Ideen<br />

für sein künstlerisches Schaffen gewinnt Hundertwasser<br />

aus der Natur. Deren Farbenpracht prägt auch die Bilder<br />

der Hundertwasser-Bibel.<br />

143<br />

informativ<br />

Walter Habdank<br />

Die Bibel. Gesamtausgabe in der Einheitsübersetzung<br />

mit Holzschnitten<br />

von Walter Habdank. Pattloch 1995.<br />

Der Maler Walter Habdank (1930-<br />

2001) hat den Text der Bibel mit 80<br />

ein- und mehrfarbigen Holzschnitten<br />

interpretierend begleitet.<br />

Sein künstlerisches Werk kann als<br />

Weiterentwicklung und Überwindung<br />

des expressionistischen Ansatzes verstanden werden.<br />

Es hat den Charakter des verbindlichen und gegenständlichen<br />

Ausdrucks. Die Holzschnitte der vorliegenden<br />

Bibelausgabe erzählen von der Bewältigung der<br />

besonderen Grenzsituationen des Menschen, wie sie<br />

– für Habdank gleichnishaft – in der Bibel erzählt werden.<br />

Deshalb bezieht er weltliche Motive mit ein, wie<br />

z.B. die Grundfigur des widerständigen Narren in der<br />

Verkörperung von Don Quijote oder skurrile Tierbilder.<br />

Mit diesen Urbildern menschlicher Existenz regt Walter<br />

Habdank die Betrachtenden dazu an, sich selbst in ihrer<br />

Befindlichkeit ungeschminkt zu begegnen. Es vermittelt<br />

eine Perspektive, die in Zuwendung und Trost besteht und<br />

den Einzelnen über sich selbst und sein Leben hinausweist.<br />

Friedensreich Hundertwasser<br />

Hamp, Vinzenz u.a. [Hrsg.]: Die<br />

Hei lige Schrift des Alten und Neuen<br />

Testaments bebildert von Friedens reich<br />

Hun dertwasser. Pattloch 1995.<br />

In mehrjähriger Arbeit hat Friedens<br />

reich Hundert wasser diese Bibel<br />

ausgabe entworfen. Sie ist mit 82<br />

Bildern illustriert, davon 32 Col la gen,<br />

die er eigens für diese Edition geschaffen hat. Er nahm<br />

Jörg Immendorff<br />

Die Bibel. Gute Nachricht. Altes und<br />

Neues Testament. Mit Bildern von Jörg<br />

Immendorf. Gütersloher Verlagshaus<br />

2006.<br />

Der Beuys-Schüler Jörg Immendorff<br />

(1945-2007) war einer der berühmtesten<br />

und weltweit erfolgreichsten<br />

deutschen Maler und Bildhauer der<br />

Nachkriegszeit. Für diese Bibel ausgabe, die ein Projekt<br />

der „Bild“-Zeitung, des Güters loher Verlagshauses und<br />

dem Club Bertelsmann ist, hat er 24 Bilder aus seinem<br />

Gesamtwerk selbst ausgewählt. Anders als andere<br />

Künstler hat er keine bestimmten Bibelszenen im herkömmlichen<br />

Sinn illustriert, sondern die persönliche<br />

Auseinandersetzung mit den Grundlagen des Menschseins,<br />

die unauflöslich mit religiösen Fragen und Erfahrungen<br />

verbunden sind, gesucht.<br />

Sieger Köder<br />

Die Bibel. Mit Bildern von Sieger<br />

Köder. Einheitsüber setzung. 8. Aufl.<br />

Schwabenverlag 1999.<br />

Sieger Köder (* 1925) zählt zu den<br />

bekanntesten deutschen Malern christlicher<br />

Kunst des 20. Jahrhunderts.<br />

Er wird aufgrund der Farbigkeit seiner<br />

Bilder auch als „schwäbischer<br />

Chagall“ bezeichnet. Er gilt als ein kraftvoller, farbgewaltiger<br />

und schnörkelloser „Prediger mit Bildern“.<br />

Kritiker machen ihm zum Vorwurf, dass seine Bilder bloß<br />

Illustrationen biblischer Texte und keine eigenständigen<br />

Kunstwerke seien. Köder geht es nach eigenen Aussagen<br />

jedoch nicht darum, sich als Künstler zu verwirklichen,<br />

sondern als Priester den Menschen die Bibel und den<br />

<strong>Loccumer</strong> <strong>Pelikan</strong> 3/<strong>2014</strong>

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