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Suggestionen 2019

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18 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung 719<br />

Statt Weh während<br />

der Geburt<br />

– HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

„Sie bieten doch auch Hypnose<br />

zur Geburtsvorbereitung an?“<br />

lautet eine Frage, die uns in der<br />

Psychotherapeutischen Praxis<br />

immer wieder von interessierten<br />

Schwangeren gestellt wird.<br />

Oftmals haben Schwangere und<br />

auch Fachleute in der Geburtshilfe<br />

schon etwas vom sogenannten<br />

„Hypnobirthing“ gehört, ohne die<br />

Unterschiede zu professionellen<br />

hypnotherapeutischen Konzepten<br />

genau zu kennen. Bei dieser<br />

Methode nach Marie Mongan (3.<br />

Aufl., 2011) werden zu den Bereichen<br />

Atmung, Visualisierung,<br />

Entspannung und Vertiefung verschiedene<br />

Einzeltechniken vermittelt,<br />

die die Frauen nach Vorliebe<br />

und Bedarf anwenden und kombinieren<br />

können. Im Unterschied<br />

dazu handelt es sich bei der HypnoMentalen<br />

Geburtsvorbereitung<br />

(Hüsken-Janßen, 2005) um<br />

eine theoretisch fundierte, wissenschaftlich<br />

erprobte, standardisierte<br />

Methode und Weiterentwicklung<br />

der Hypnoreflexogenen<br />

Methode zur Geburtsvorbereitung<br />

von Schauble (1998). Dabei wird<br />

zum einen mit verschiedenen hypnotherapeutischen<br />

Strategien die<br />

Unterbrechung des Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislaufs<br />

erzielt,<br />

der oftmals für Stagnation und<br />

Komplikationen im Geburtsverlauf<br />

verantwortlich ist. Zum anderen<br />

beeinflussen sich die Prinzipien<br />

der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />

– Stärkung des Selbstvertrauens,<br />

Reduktion von Angst,<br />

Reduktion des Schmerzerlebens<br />

und Konditionierung von Entspannung<br />

– wechselseitig positiv und<br />

verstärken sich.<br />

Autorin: Dipl.- Psych. Silvia Fisch<br />

Fallbeispiel I:<br />

Erweiterung der Tranceerfahrung<br />

um die „Innere Stärke“<br />

Frau L., 35 Jahre alt, Ärztin, befand<br />

sich in der 29. Schwangerschaftswoche<br />

ihrer ersten Schwangerschaft,<br />

als sie den ersten Termin<br />

der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />

in Einzelbehandlung<br />

wahrnahm. Die Schwangerschaft<br />

war bislang unkompliziert verlaufen.<br />

Die Schwangere interessierte sich<br />

für diese Form der Geburtsvorbereitung,<br />

weil sie sich als Ärztin<br />

aufgrund ihres Wissens über die<br />

Geburt und mögliche Geburtskomplikationen<br />

als besonders besorgt<br />

erlebte und gerne einen natürlichen,<br />

„entspannteren“ Umgang<br />

damit finden wollte. Es wurde<br />

deutlich, dass sie über eine ganze<br />

stellen kann, der im Folgenden als<br />

„Innere Stärke“ bezeichnet wird.<br />

Und während die Person sich<br />

überraschen lassen soll, was auftaucht,<br />

wird ihr „etwas darüber<br />

erzählt“. Das bedeutet, indem die<br />

„Innere Stärke“ und ihre möglichen<br />

Wirkungen beschrieben werden,<br />

werden der Person Angebote gemacht,<br />

aus denen sie für sie zutreffende<br />

Erfahrungen und relevantes<br />

Erleben finden kann. So heißt es<br />

z.B., die „Innere Stärke“ sei seit<br />

der Geburt da, auch wenn man<br />

manchmal Schwierigkeiten habe,<br />

sie zu spüren. Sie ermögliche es<br />

zu überleben, mit schwierigen Lebensumständen<br />

umzugehen, Hindernisse<br />

zu überwinden.<br />

Sie zeige sich auch in Situationen,<br />

in denen man wichtige Schritte<br />

schaffe, sich über etwas sehr freue<br />

oder stolz auf sich sei. … Es wird<br />

dazu angeleitet, auf Bilder, Gefühle,<br />

Gedanken, Erinnerungen und<br />

Körperempfindungen zu achten,<br />

die jetzt auftauchen, und diese als<br />

Brücken zu nutzen, um mit der „Inneren<br />

Stärke“ in Kontakt zu treten<br />

und durch Fokussierung der Aufmerksamkeit<br />

auf dieses Körpergefühl<br />

die „Innere Stärke“ im Körper<br />

zu verankern und sich gut einzuprägen.<br />

Es folgen posthypnotische <strong>Suggestionen</strong>,<br />

dass der Kontakt zur<br />

„Inneren Stärke“ dazu führen wird,<br />

sich ruhiger, optimistischer und<br />

zuversichtlicher zu fühlen wie in<br />

hilfreicher Begleitung, wie gut beschützt,<br />

wie verstärkt und sicher,<br />

alle Ressourcen zu haben, die nötig<br />

sind, um eigene Ziele zu erreichen<br />

und Träume zu verwirklichen.<br />

Bei Frau L. führte diese Trance zu<br />

ganz konkreten Vorstellungen der<br />

„Inneren Stärke“ als Person, die<br />

sie in verschiedenen erfolgreich<br />

bewältigten Situationen ihres Lebens<br />

an ihrer Seite oder stärkend<br />

in ihrem Rücken erlebte, wie sie<br />

eine Hand auf ihre Schulter legte<br />

Reihe von starken Ressourcenerfahrungen<br />

verfügte und schon<br />

etliche auch schwierige Situationen<br />

in ihrem Leben erfolgreich<br />

gemeistert hat. Um ihr den emotionalen<br />

Zugriff auf diesen starken<br />

Teil ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen<br />

und als Unterstützung für<br />

die Geburtssituation nutzbar zu<br />

machen, wurde mit ihr zusätzlich<br />

zu der Aktivierung und Etablierung<br />

des Wohlfühlortes in der folgenden<br />

Sitzung eine Hypnose zur<br />

Begegnung mit der „Inneren Stärke“<br />

(nach Fritzsche und Hartman,<br />

2010) durchgeführt. Dabei wird<br />

die Person nach Tranceinduktion<br />

und –vertiefung aufgefordert, sich<br />

in der Vorstellung an einen Ort zu<br />

begeben, an dem sie sich ein Treffen,<br />

eine Begegnung mit einem<br />

ganz starken, positiven Teil, einer<br />

Facette ihrer Persönlichkeit vorund<br />

ihr freundlich stärkende und<br />

Mut machende Sätze zusagte in<br />

der Weise wie „Nun mach mal<br />

in Ruhe weiter, das schaffst Du!“<br />

oder „Ganz ruhig, das läuft richtig<br />

gut!“. Die Schwangere erhielt den<br />

Auftrag, bis zur nächsten Sitzung<br />

sich noch weiterhin überraschen<br />

zu lassen, welche Assoziationen<br />

ihr noch zu ihrer „Inneren Stärke“<br />

kommen würden und Gelegenheiten<br />

im Alltag wahrzunehmen, in<br />

denen sie mit der „Inneren Stärke“<br />

in Kontakt sei.<br />

In der dritten Sitzung erzählte Frau<br />

L. voll Freude und Selbstsicherheit<br />

von weiteren Erfahrungen, in<br />

denen ihr das Vorhandensein ihrer<br />

„Inneren Stärke“ bewusst geworden<br />

sei. Die bevorstehende Geburt<br />

erscheine ihr im Vergleich zu manchem<br />

Gemeisterten nun schon<br />

mehr als bewältigbare Herausforderung,<br />

wenngleich sie auch weiterhin<br />

gedanklich noch wiederholt<br />

mit bestimmten komplikationshaltigen<br />

Verläufen beschäftigt sei.<br />

Es wurde die HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

in ihrem standardisierten<br />

Ablauf fortgesetzt,<br />

wobei in den „hypnotischen Probelauf<br />

der Geburt“ individuelle Anker<br />

zur Aktivierung der „Inneren Stärke“<br />

und die positiven Selbstverbalisationen,<br />

die von der Schwangeren<br />

berichtet worden waren,<br />

eingefügt wurden.<br />

Nach der fünften Sitzung wenige<br />

Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin<br />

wirkte Frau L. wesentlich<br />

gelassener und verfügte über<br />

eine große innere Ruhe. Sie äußerte,<br />

neben all dem medizinischen<br />

Fachwissen, das ihr ja auch Sicherheit<br />

gebe, mit möglichen ärztlichen<br />

Interventionen vertraut zu<br />

sein, habe sie jetzt vor allem das<br />

Gefühl, ganz selbstverständlich<br />

aus sich heraus zu wissen, dass sie<br />

die Geburt gut bewältigen werde.<br />

In der Tat verlief die Geburt ihres<br />

Sohnes gut. Frau L. erlebte sie als<br />

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