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Suggestionen 2019

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HYPNOSE UND SCHMERZ<br />

• Einführung „Schmerz, lass nach – mit Hypnose“<br />

• Der Scheinriese – Neue Perspektiven auf den Schmerz<br />

• Hypnose bei Reizdarm<br />

• HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

• Schmerzausschaltung in der zahnärztlichen Praxis<br />

• „Schmerz, lass nach und komm nie wieder“<br />

• Hypnose im Schmerzfall<br />

• Trigeminus-Neuralgie<br />

Ausgabe<br />

<strong>2019</strong><br />

..................<br />

€ 8,50, CHF 10 .–<br />

KINDERHYPNOSE<br />

VERDECKTES ANKERN


2 Impressum<br />

Editorial<br />

3<br />

DGH-Kongress 2020<br />

19.-22.11.2020<br />

DEUTSCHE GESELLSCHAFT<br />

FÜR HYPNOSE UND HYPNOTHERAPIE E.V.<br />

................................................<br />

Impressum<br />

................................................<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH)<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel: 02541 880760, Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

www.hypnose-dgh.de<br />

VORSTAND DER DGH<br />

PRÄSIDENT<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Klaus Hönig<br />

Klinik für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie<br />

Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />

Tel.: 0731 500 61881<br />

E-Mail: klaus.hoenig@uniklinik-ulm.de<br />

......................................................................................<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Freunde und Mitglieder der DGH!<br />

......................................................................................<br />

HYPNOSE<br />

kreativer Dialog<br />

mit dem<br />

Unbewussten<br />

REDAKTIONSTEAM DER SUGGESTIONEN:<br />

Dr. med. Nikola Aufmkolk, Ahaus,<br />

info@pt-ahaus.de;<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger, Münchberg,<br />

peduenn@aol.com;<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch, Coesfeld,<br />

fisch@psychotherapie-praxis-coesfeld.de<br />

SATZ UND DRUCK:<br />

Satz und Layout:<br />

a.h.effekt Mediennetzwerk, Adrian Hoffmann,<br />

info@der-ah-effekt.de;<br />

BAD LIPPSPRINGE<br />

19.11. – 22.11.2020<br />

Vorträge und Seminare zur Anwendung von<br />

Hypnose und Hypnotherapie in Medizin,<br />

Psychotherapie und Zahnmedizin.<br />

Information und Anmeldung: Geschäftsstelle der DGH,<br />

Daruper Str. 14 | 48653 Coesfeld<br />

Tel. 0 25 41 - 88 07 60 | Fax 0 25 41 - 7 00 08<br />

DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de | www.hypnose-dgh.de<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas,<br />

München, agnes.kaiser.rekkas@gmail.com;<br />

Zahnarzt Sebastian Knop, Dortmund,<br />

sebastian.knop@cityweb.de;<br />

Dipl.-Psych. Anke Precht, Offenburg,<br />

anke@ankeprecht.de<br />

Druck:<br />

BOD Badische Offset Druck GmbH,<br />

info@bod-lahr.de;<br />

VIZEPRÄSIDENTIN und GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

VIZEPRÄSIDENTIN<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser<br />

Rekkas<br />

Chorherrstr. 4, 81667 München<br />

Tel.: 089 4484025<br />

E-Mail: agnes.kaiser.rekkas@gmail.com<br />

www.kaiser-rekkas.de<br />

SCHRIFTFÜHRERIN<br />

Dr. med. Nikola Aufmkolk<br />

Fachärztin für Neurologie,<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Wüllener Straße 97, 48683 Ahaus<br />

Tel.: 02561 4296444<br />

E-Mail: info@pt-ahaus.de<br />

www.pt-ahaus.de<br />

SCHATZMEISTER<br />

Dr. med. Christoph Müller<br />

Lange Str. 37a, 31592 Stolzenau<br />

Tel.: 05761 7345<br />

E-Mail: dr.christoph.mueller@t-online.de<br />

CHEFREDAKTION<br />

Dipl.-Psych. Anke Precht<br />

Steinstr. 28, 77652 Offenburg<br />

Tel.: 0781 1753<br />

E-Mail: anke@ankeprecht.de<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53, 95213 Münchberg<br />

E-Mail: peduenn@aol.com<br />

Diese Ausgabe der <strong>Suggestionen</strong> beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der<br />

diesjährigen Tagung der DGH: Schmerz lass nach!<br />

Wir beleuchten das Thema hypnotherapeutisch. Neben zwei Übersichtsartikeln,<br />

die die Bedeutung und Anwendung von Hypnose und Hypnotherapie bei akuten<br />

und chronischen Schmerzen herausstellen, finden Sie in dieser Ausgabe<br />

mehrere Beiträge von Praktikern. Sie zeigen, wie sie Hypnose in ihrem psychotherapeutischen,<br />

medizinischen und zahnmedizinischen Alltag anwenden, um<br />

Schmerzlinderung zu erreichen. Eine wahre Fundgrube an praktischem Handwerkszeug!<br />

Ein riesiges Dankeschön geht an alle die Kollegen und Kolleginnen,<br />

die ihre Schatzkisten für uns geöffnet haben!<br />

Viele der vorgestellten Ansätze sind über die Schmerzbehandlung hinaus nutzbar.<br />

Aber auch Artikel zu anderen Themen lassen erahnen, welche Möglichkeiten<br />

die Hypnose heute für die Arbeit mit Kindern und Erwachsenen bietet, im<br />

therapeutischen Bereich, aber auch im Sport.<br />

Daneben finden Sie im Heft wieder viel Wissenswertes und Nützliches aus der<br />

Welt der Hypnose und der DGH: Die Übersicht nationaler und internationaler<br />

Hypnose-Kongresstermine für Wissensdurstige. Informationen über die DGH,<br />

ihre Aktivitäten, auch politisch, ihre neuen Mitglieder und Internes. Berichte<br />

von Kongressen und Projekttagen. Viele kleine Perlen.<br />

Außerdem werden Sie wie schon in den vergangenen Jahren Interviews mit<br />

besonderen Experten entdecken: Mark Jensen und John Lentz sprechen in den<br />

<strong>Suggestionen</strong> sehr persönlich über ihre Erfahrungen mit Hypnose.<br />

Freuen Sie sich also auf ein Heft voller Juwelen, die jeden, der mit Hypnose<br />

arbeitet, bereichern werden. Genauso bietet es Menschen, die einfach mal<br />

wissen wollen, was ihre Psychotherapeuten, Ärzte und Zahnärzte mit Hypnose<br />

eigentlich so machen, spannende Einblicke in eine oft noch mysterienumwobene<br />

Welt. Wir hören immer wieder, dass unsere Mitglieder das Heft auch in<br />

ihren Wartezimmern auslegen und begrüßen deshalb auch ganz herzlich die<br />

Patienten unter unseren Lesern!<br />

Nun aber laden wir Sie dazu ein, sich in die Lektüre zu vertiefen und sie in vollen<br />

Zügen zu genießen!<br />

Dipl.-Psych. Anke Precht und Dr.med.dent. Peter Dünninger<br />

Die „<strong>Suggestionen</strong>“ sind das offizielle Organ der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH). Manuskripte senden Sie bitte entsprechend dem<br />

Autorenleitfaden an die o.g. Adressen der Chefredakteure. Eine Veröffentlichung können wir nicht garantieren. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Herausgeber wieder, noch sind sie offizielle Verlautbarungen der DGH. Das Copyright verbleibt bei den Autoren.


4 Inhalt<br />

Inhalt<br />

5<br />

................................................<br />

Inhalt<br />

................................................<br />

33-34<br />

Kinderleichte Lösungen<br />

Dipl.-Psych. Nicole Beck-Griebeling<br />

73-77<br />

Verdecktes Ankern<br />

Die Techniken des verdeckten<br />

Ankerns in der Suchtbehandlung<br />

Dipl.-Psych. Dr. Christoph Sollmann<br />

6-32<br />

Schwerpunkt „Hypnose & Schmerz“<br />

Dr. med. Hansjörg Ebell<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Dr. med. Franz Hötschl<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

Dipl.-Psych. Andrea Kaindl<br />

2<br />

Impressum<br />

3 Editorial<br />

49-50<br />

Kinder leicht behandeln–<br />

vom DGH-Workshop 2018<br />

49-50<br />

4-5 Inhalt<br />

35-36 Interview<br />

mit Dr. John Lentz<br />

37<br />

Silvia Schröder, Ärztin<br />

Schnell in Paris –<br />

Wochenendworkshop<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

38 Kongressbesuch in<br />

Akko, Israel<br />

Dipl.-Psych. Anke Precht<br />

43-44<br />

Nachlese DGH-<br />

Projekttage <strong>2019</strong><br />

& DGH-Workshop<br />

zu MS<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Sabine Rochlitz<br />

45-46 Interview<br />

mit Mark P.<br />

Jensen<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

47-48 Gesundheitsminister<br />

Spahn<br />

Dipl. - Psych. Silvia Fisch<br />

52-54<br />

51 Nachruf<br />

Betty Alice<br />

Erickson<br />

1 - 4<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Literaturübersicht<br />

Wissenschaft<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Regionale<br />

Weiterbildung<br />

der DGH<br />

}<br />

zum Heraustrennen<br />

55<br />

56-57<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Neue Mitglieder<br />

der DGH<br />

58-59 Rezensionen &<br />

Neuerscheinungen<br />

60-62<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

Das Multilevel Hypnotic<br />

Modell – Hypnose in<br />

der Sportpychologie<br />

Michele Modenese, Italien<br />

63<br />

64-68<br />

69-72<br />

78<br />

Einladung zur<br />

Mitgliederversammlung <strong>2019</strong><br />

Protokoll der<br />

Mitgliederversammlung 2018<br />

Ressourcenaktivierung<br />

in der Onkologie<br />

Dipl.- Psych. Norbert Gelse<br />

Vorschau Kongresstermine


6 Hypnose & Schmerz Hypnose & Schmerz 7<br />

Hypnose und Schmerz<br />

Autor: Dr. med. Hansjörg Ebell<br />

„Pain is really strange“ (1)<br />

In/mit Hypnose können operative Eingriffe durchgeführt werden, obwohl keine örtliche Betäubung oder Narkose<br />

verwendet wird. Trotz Gewebeverletzung und intensiven (Schmerz)-Signalen an das Zentralnervensystem<br />

wird nicht nur kein Schmerz empfunden, sondern der Patient kann sich dabei sogar richtig wohl fühlen.<br />

Wie ist das möglich?<br />

Andererseits: Trotz intensiver, vielfältiger und wiederholter Diagnostik ist an einer Stelle, wo starke, unerträgliche<br />

Schmerzen empfunden werden, keinerlei objektivierbare Pathologie oder Auffälligkeit zu entdecken.<br />

In Hypnose kann der Schmerz weg sein, aber es hält nicht lange an.<br />

„Schmerz“ und „Hypnose“–<br />

eine besondere Beziehung<br />

Die Alarmfunktion von Schmerz<br />

als Warn- und Schadensmeldung<br />

war zentral für die Entwicklungsgeschichte<br />

des Lebens auf unserem<br />

Planeten allgemein und für<br />

das Überleben der Spezies Mensch<br />

im Besonderen. Die Beachtung<br />

von Verletzungen und Entzündungen<br />

wird dadurch erzwungen,<br />

dass entsprechende Informationen<br />

aus dem Körpergewebe an<br />

Rückenmark und Gehirn übermittelt<br />

und dort verarbeitet werden;<br />

deren subjektive Interpretation als<br />

Schmerz ist Auslöser sowohl für<br />

komplexe Verhaltensmuster des<br />

betroffenen Individuums als auch<br />

seiner Bezugspersonen. Seit Urzeiten<br />

wird in allen Kulturen Erfahrungswissen<br />

zu Schmerzlinderung<br />

und Heilung mit Hilfe von Zuständen<br />

veränderten Bewusstseins gesammelt,<br />

angewandt und weitergegeben.<br />

Die Geschichte der Hypnose steht<br />

in dieser Tradition. Ursprünglich<br />

(Mitte 19. Jhdt.) wurde der Begriff<br />

geprägt für Techniken und <strong>Suggestionen</strong>,<br />

die darauf abzielten,<br />

einen besonderen, tiefen Schlaf<br />

(griechisch: Ύπνος) herbeizuführen.<br />

In diesem sollten alle Anweisungen<br />

unkritisch befolgt und alle<br />

<strong>Suggestionen</strong> als „real“ erlebt werden.<br />

Auch wenn Schlaf-<strong>Suggestionen</strong><br />

heute eher bei Show-Hypnosen<br />

zentral sind und „Hypnose“<br />

neurophysiologisch und psychologisch<br />

weder als Wachsein noch<br />

als Schlaf zutreffend beschrieben<br />

werden kann, wird dieser historische<br />

Begriff weiter verwendet. In<br />

der zeitgenössischen Praxis von<br />

Medizin, Zahnmedizin und Psychotherapie<br />

dient er nach wie vor als<br />

wissenschaftliches Etikett für vielfältige<br />

therapeutische Interventionen<br />

- insbesondere auch zur Veränderung<br />

der Erfahrung „Schmerz“<br />

(2,3).<br />

„Wenn es so weh tut“<br />

Für die Erklärung akut auftretender<br />

Schmerzen ist Descartes‘<br />

(Anfang 17. Jhdt.) Vorstellung<br />

einer Schmerzbahn, um die schädigende<br />

Hitze einer Flamme in der<br />

Nähe des Fußes an das Gehirn zu<br />

melden und sein Vergleich „wie<br />

wenn man an einem Seil zieht, um<br />

am anderen Ende eine Glocke ertönen<br />

zu lassen“ nach wie vor bestimmend<br />

und auch therapeutisch<br />

zielführend. Für das subjektive Erleben<br />

ist er ohnehin evident. Das<br />

Wissen um die pathophysiologischen<br />

Grundlagen dieser Art Informationsvermittlung<br />

im Zentralnervensystem<br />

(Nozizeption) und<br />

über entsprechende Therapiemaßnahmen<br />

ist durch klinische Erfahrung<br />

und Grundlagenforschung<br />

exponentiell angewachsen - seit<br />

den Anfängen einer „speziellen<br />

Schmerztherapie“ als eigenständigem,<br />

medizinischen Fachgebiet in<br />

den 70iger Jahren. Die Behandlung<br />

akuter Schmerzen als Anwendung<br />

von Expertenwissen – mit den Patienten<br />

als passiven Empfängern<br />

von kundigen Behandlungsmaßnahmen<br />

- erscheint aus dieser Perspektive<br />

naheliegend, die Hypnose<br />

mit eingeschlossen.<br />

Im Gegensatz dazu braucht es bei<br />

der Mehrzahl der chronischen<br />

Schmerzsyndrome (z.B. Rückenund<br />

Kopfschmerzen) komplexere,<br />

systemische Erklärungsmodelle,<br />

die über mögliche nozizeptive Signale<br />

hinausgehen und um psychosoziale<br />

Dimensionen erweitert<br />

worden sind (4), um angemessen<br />

be/handeln zu können. Bei diesen<br />

besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />

dass Therapiemaßnahmen,<br />

die die „Ursache“ der unerträglichen<br />

Schmerzen an der Stelle<br />

beseitigen sollen, wo es weh tut,<br />

immer tiefer hinein führen in eine<br />

Negativspirale von Schmerz und<br />

Leiden anstatt heraus. Dies ist die<br />

Folge von Lernprozessen in den<br />

Netzwerken des Zentralnervensystems:<br />

Neuroplastizität. Wenn<br />

sich ein solcher circulus vitiosus<br />

entwickelt hat, kann das Schmerzproblem<br />

nicht „zur Reparatur abgegeben<br />

werden“ - auch nicht beim<br />

Schmerz-Spezialisten. Dieser kann<br />

sogar zu dem Problem werden, für<br />

dessen Lösung er sich hält, weil<br />

jede Veränderung zum Besseren<br />

in diesen Fällen individuelles Neuund<br />

Umlernen erfordert.<br />

Die Betroffenen „antinozizeptiver“<br />

Fehlbehandlungen gemäß Akutschmerzmodell<br />

(insbesondere<br />

auch durch die Verordnung von<br />

Opiaten) zählen aktuell Millionen<br />

und die gesellschaftlichen Folgekosten<br />

gehen in die Milliarden.<br />

Wie und ob Schmerzlinderung<br />

nicht nur kurzfristig, sondern auch<br />

mittel- und langfristig gelingt und/<br />

oder wieder eine gute Lebensqualität<br />

erreicht werden kann, hängt<br />

bei langjährig chronifizierten<br />

Schmerzsyndromen vor allem davon<br />

ab, ob die Betroffenen zur aktiven<br />

Mitarbeit gewonnen werden<br />

können. Sie sind die einzig möglichen<br />

Experten für die Beurteilung<br />

einer Verbesserung (oder Verschlechterung)<br />

und ihre Behandler<br />

sind die Experten für angemessene<br />

Vorschläge und Behandlungsmaßnahmen.<br />

Beide Experten müssen eng zusammenarbeiten,<br />

um einen gemeinsamen<br />

Lernprozess zu gestalten,<br />

für den multimodale und<br />

interdisziplinäre Behandlungskonzepte<br />

unabdingbare Voraussetzung<br />

sind. Dies gilt insbesondere<br />

auch für die erfolgreiche Verwendung<br />

von Hypnose und Selbsthypnose<br />

in einem angemessenen Gesamt-Therapiekonzept<br />

(5).<br />

Warum und wann Hypnose und/<br />

oder Selbsthypnose bei<br />

Schmerzen?<br />

Bei akutem, nozizeptiven Schmerz<br />

sind medizinische Routinemaßnahmen<br />

heute so gut und effektiv<br />

wirksam, dass Hypnose als Intervention,<br />

um Schmerzen „auszuschalten“,<br />

nicht wirklich gebraucht<br />

wird. Ihr hoher therapeutischer<br />

Stellenwert liegt in der Beeinflussung<br />

anderer Aspekte, die die<br />

Wahrnehmung von Schmerzen<br />

allerdings sehr stark beeinflussen:<br />

insbesondere von Ängsten, die<br />

mit hohem Stress und Anspannung<br />

einhergehen. Als supportive<br />

Maßnahme führen Hypnose und<br />

Selbsthypnose zu guten Behandlungsergebnissen<br />

und hoher Zufriedenheit<br />

bei allen Beteiligten,<br />

z.B. in der prä-, intra- und postoperativen<br />

Verwendung (6, 7).<br />

Bei chronifizierten Schmerzen können<br />

Hypnose und Selbsthypnose<br />

vor allem dann eine wichtige Rolle<br />

spielen, wenn es damit gelingt - bei<br />

all dem Leid (auch trotz einer kausalen<br />

Zuordnung der Schmerzen<br />

als „Ursache“ der Misere!) - gute<br />

Erfahrungen im Hier und Jetzt zu<br />

vermitteln. So kann z.B. ein intensives<br />

Gefühl „wohliger Wärme“ in<br />

Hypnose (insbesondere, wenn es<br />

in Selbsthypnose gelingt, dies zu<br />

reproduzieren) bei chronischem,<br />

muskulär bedingtem Rückenschmerz<br />

nicht nur kurzfristig gut<br />

tun, sondern auch im Gedächtnis<br />

Spuren hinterlassen. Wenn solche<br />

guten Erfahrungen (i.S. eines<br />

persönlichen „Was statt Schmerzen“-Ziels<br />

statt des Vermeidungsziels<br />

„kein Schmerz“) möglich sind,<br />

können sie die Zuversicht fördern,<br />

dass die Schmerzen irgendwann<br />

doch besser werden oder ganz<br />

überwunden werden könnten bzw.<br />

dass es insgesamt vorwärts gehen<br />

kann. Vertrauen in Selbstwirksamkeitserfahrungen<br />

und das eigene<br />

Regulationspotential beruhen auf<br />

einem anderen Funktionsmodus<br />

als Resignation und Depression<br />

und unterstützen das anzustrebende<br />

und erforderliche Umlernen<br />

der Netzwerke im Zentralnervensystem<br />

(Neuroplastizität). Konkrete<br />

und erreichbare Annäherungsziele,<br />

d.h. Erfolgserlebnisse durch<br />

Selbstkompetenzerfahrungen,<br />

sind wesentlich, um die (bisher<br />

meist erfolglos angewandten)<br />

Strategien der Schmerz-„Bekämpfung“<br />

überwinden zu können. Dies<br />

wird allerdings nur dann gelingen,<br />

>>


8 Hypnose & Schmerz<br />

Hypnose & Schmerz 9<br />

wenn die Patienten selbst aktiv<br />

werden und ihr persönliches Expertentum<br />

und ihre individuellen<br />

Ressourcen selbstverantwortlich<br />

in ein Gesamt-Therapiekonzept<br />

einbringen. Bei langjähriger Chronifizierung<br />

einer Schmerzsymptomatik<br />

geht es im konkreten Einzelfall<br />

selbstverständlich um eine<br />

optimale Kombination all dieser<br />

Perspektiven. Dies erfordert in der<br />

Regel schmerztherapeutisches Expertenwissen.<br />

Warum ist die Unterscheidung<br />

von „Annäherungszielen“ und<br />

„Vermeidungszielen“ so wichtig<br />

und was ist das Behavioral<br />

Inhibition System (BIS) und das<br />

Behavioral Activation System<br />

(BAS)?<br />

Jegliche Erfahrung wird im Zentralnervensystem<br />

innerhalb von Sekundenbruchteilen<br />

überprüft, ob<br />

sie neu ist oder ähnlich zu „x“ und<br />

in welchem Kontext sie gemacht<br />

wurde sowie, ob sie „negativ“ (sofortige<br />

Aktivierung des Alarmsystems)<br />

oder „positiv“ zu bewerten<br />

ist (8). Damit unmittelbar verbunden<br />

ist eine Hochrechnung, wie es<br />

weitergehen wird. Auch Qualität<br />

und Intensität dieser Erwartung<br />

ergeben sich aus diesem Abgleich,<br />

mit Konsequenzen für das aktuelle<br />

Befinden und Verhalten. So führen<br />

aktuelle Schmerzen bei bereits<br />

langjährig bestehenden Schmerzen<br />

zu der an Sicherheit grenzenden<br />

Annahme, dass dies auch weiterhin<br />

so sein muss. Auch wenn<br />

durch Erfahrung immer wieder bestätigt<br />

- ähnlich dem Naturgesetz<br />

der Schwerkraft -, ist diese Wahrnehmung<br />

jedoch ein hochkomplexes<br />

Konstrukt, das veränderlicher<br />

ist, als es scheint.<br />

Aus dieser neurophysiologischen<br />

und -psychologischen Perspektive<br />

(9, 10) ergeben sich chancenreiche<br />

Therapieansätze auf hypno-systemisch-konstruktivistischer<br />

Grundlage: Wenn es nur „Hier<br />

und Jetzt“ und heute gibt, ist die<br />

sog. Vergangenheit ein Rückgriff<br />

auf aktuell abrufbare Gedächtnisinhalte<br />

(nicht, was geschehen<br />

ist, ist relevant, sondern was abgespeichert<br />

wurde - das meiste<br />

davon unbewusst) und Zukunft<br />

ist nie, sondern immer eine aktuelle<br />

Hochrechnung. Speziell für die<br />

Schmerzbehandlung sind auf dieser<br />

Grundlage zwei unterscheidbare<br />

Netzwerke im Gehirn von<br />

zentraler Bedeutung (11): Jeder<br />

Kampf, um das Vermeidungsziel<br />

„weniger oder keine Schmerzen“<br />

zu erreichen, verstärkt die durch<br />

die Schmerzerfahrung bereits erhöhte<br />

Aktivität im „Behavioral Inhibition<br />

System“ (BIS).<br />

Dies geht einher mit einer Aktivierung<br />

der Amygdala, d.h. den Kerngebieten<br />

und Schaltkreisen im<br />

Zentralnervensystem, die Angst,<br />

Stress und vermeidendes Alarmverhalten<br />

steuern. Werden hingegen<br />

im sog. „Behavorial Activation<br />

System“ (BAS) Annäherungsziele<br />

erreicht (i.S. eines individuellen<br />

„Was stattdessen“ wie z.B. der Wärme<br />

im o.g. Beispiel von Rückenschmerzen)<br />

- und sei es auch nur<br />

prozentual, bezogen auf das Endziel<br />

- hat dies eine Aktivierung des<br />

dopaminergen Belohnungssystems<br />

im Gehirn zur Folge.<br />

Gute Hypnose-Erfahrungen im<br />

Hier und Jetzt sind also nicht nur<br />

per se wohltuend, stärkend usw.,<br />

sondern sie erschließen auch entsprechende,<br />

„positive“ Assoziationsfelder<br />

im Hinblick auf die sog.<br />

Vergangenheit und damit potentiell<br />

vielfältige Ressourcen. Darüber<br />

hinaus ermöglicht eine aktuelle<br />

Erfahrung der gewünschten Qualität<br />

- plus Rückgriff auf Ähnliches<br />

im Gedächtnisspeicher - eine optimistischere<br />

Erwartungshaltung für<br />

die sog. Zukunft, d.h. eine deutlich<br />

zuversichtlichere Hochrechnung<br />

als im Schmerzmodus. Dies gilt<br />

insbesondere auch, wenn durch<br />

eine chronische, körperliche Erkrankung<br />

(z.B. Krebserkrankung)<br />

über das Schmerzproblem hinaus<br />

weitere Herausforderungen zu bewältigen<br />

sind.<br />

Die Bedeutung hypno-therapeutischer<br />

Kommunikation<br />

Systemische Perspektiven (12)<br />

und das Phänomen der Neuroplastizität<br />

( „was im Gedächtnis bzw. in<br />

den inneren Netzwerken Spuren<br />

hinterlässt“) können bei der existenziellen<br />

Erfahrung „Schmerz“<br />

sowohl eine Chronifizierung (Pathogenese)<br />

als auch Rehabilitation<br />

und Gesundung (Salutogenese) erklären.<br />

Konkreter Ausgangspunkt<br />

jeder Behandlungssituation ist immer<br />

die Begegnung mit einem leidenden<br />

Menschen, der Hilfe sucht.<br />

Je intensiver dessen Leiden und je<br />

dramatischer das Schmerz-Erleben<br />

ist (Behavioral Inhibition System<br />

maximal aktiviert), umso höher<br />

wird der Druck auf alle Beteiligten.<br />

Bei akuten Schmerzen ist in dieser<br />

Situation interventionelles Machertum<br />

adäquat (incl. Magie der<br />

Hypnose). Bei komplexen chronischen<br />

Schmerzsyndromen braucht<br />

es jedoch eher die Haltung und<br />

Herangehensweise eines Gärtners:<br />

neben Expertenwissen in Schmerztherapie<br />

hilft vor allem kommunikative<br />

Kompetenz, um mit dem<br />

hohen subjektiven Leidensdruck,<br />

der sofortige und radikale Veränderungen<br />

der Schmerzsymptomatik<br />

verlangt, umgehen zu können.<br />

Nachhaltige Veränderungen zum<br />

Besseren erfordern Konzepte über<br />

eine Krisenintervention hinaus,<br />

ein mittel- und langfristiges Herangehen<br />

und ein Umlernen „Schritt<br />

für Schritt“, um im Behavioral Activation<br />

System „gute“ Spuren zu<br />

hinterlassen. Jede Veränderung<br />

muss sich bewähren und wenn sie<br />

sich bewährt hat, wird dies helfen,<br />

die Aktivierung der Netzwerke zu<br />

verändern, von BIS hin zu BAS. Für<br />

diesen höchst individuellen Lernprozess<br />

sollten vor allem erreichbare,<br />

persönliche Annäherungsziele<br />

ermittelt werden, um kleine und<br />

große Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.<br />

Darüber hinaus braucht es<br />

auch Zeit und Geduld (13).<br />

Für die gemeinsame Erkundung<br />

dieses persönlichen Weges (und<br />

ggf. auch der Umwege) zu Rehabilitation<br />

und Heilung ist ein vertrauensvoller<br />

Austausch auf der Basis<br />

intersubjektiver Resonanz optimal<br />

und sind bestimmte Grundregeln<br />

hypnotherapeutischer Kommunikation<br />

sehr geeignet (14). Milton<br />

H. Erickson hat das Potential der<br />

Hypnose für die Schmerztherapie<br />

vor 55 Jahren auf dem ersten Internationalen<br />

Kongress für Hypnose<br />

und Psychosomatische Medizin<br />

in Paris dargelegt (15). Seinen Vortrag<br />

begann er mit diesem Satz:<br />

„Hypnose ist im Grunde nichts<br />

anderes als die Vermittlung von<br />

Gedanken und Erkenntnissen an<br />

den Patienten in einer Weise, die<br />

gewährleistet, dass er für die dargebotenen<br />

Gedanken in höchstem<br />

Maße empfänglich ist und infolgedessen<br />

engagiert sein eigenes Potential<br />

erforscht, wie seelische und<br />

körperliche Reaktionen sowie Verhaltensweisen<br />

angemessen verändert<br />

werden können.“ Höchst<br />

interessant ist, dass in der S3-Expertenleitlinie<br />

„Psychoonkologie“<br />

von 2014 (16) die hohe Bedeutung<br />

einer „Patientenzentrierten<br />

Kommunikation“ fast gleichlautend<br />

formuliert wird: „Patientenzentrierte<br />

Kommunikation bezeichnet<br />

ein kommunikatives Verhalten,<br />

das den Patienten in seiner<br />

aktuellen körperlichen und emotionalen<br />

Verfassung wahrnimmt,<br />

seine persönlichen Werte, Bedürfnisse<br />

und Präferenzen berücksichtigt<br />

und seine Selbstkompetenz,<br />

Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />

fördert.“ (Hypnose wird in<br />

dieser Leitlinie gar nicht erwähnt;<br />

allerdings wird auf die Bedeutung<br />

von Entspannungsanleitungen und<br />

Imaginationen verwiesen.)<br />

Hypnose und Schmerztherapie<br />

Bei akuten Schmerzen ist in einem<br />

professionellen Kontext der Einsatz<br />

von Hypnose als mächtige Suggestionstechnik,<br />

um den Schmerz<br />

wegzuzaubern, nach wie vor adäquat<br />

und faszinierend, wenn auch<br />

nur in Ausnahmefällen nötig oder<br />

indiziert. Bei der Zusammenarbeit<br />

zur Veränderung der leidvollen Erfahrung<br />

chronischer Schmerzen<br />

(Neuroplastizität!) mittels hypnotherapeutischer<br />

Kommunikation<br />

wird - schmerztherapeutisches<br />

Expertenwissen vorausgesetzt -<br />

ein intersubjektiver Austausch der<br />

Behandler und Behandelten in Resonanz<br />

auf der Beziehungsebene<br />

gestaltet. Die hohe und positive<br />

Intensität der „Hier und Jetzt“-Erfahrungen<br />

in Hypnose und Selbsthypnose<br />

fördern das erforderliche<br />

Umlernen und helfen, die Aktivierung<br />

im Behavioral Inhibition System<br />

zu reduzieren, zu Gunsten von<br />

Annäherungszielen mit einer Stärkung<br />

des Behavioral Activation Systems<br />

in der Folge. Sie erleichtern<br />

und ermöglichen den Zugang zu<br />

Ressourcen. So werden Möglichkeitsräume<br />

eröffnet, die es zu explorieren<br />

und auszubauen gilt. Um<br />

noch einmal Milton H. Erickson als<br />

Kronzeugen zu zitieren: „Hypnosis<br />

isn‘t something done to someone,<br />

rather therapist and client together<br />

enter a relational field, where<br />

the conscious awareness and the<br />

unconscious of two persons are<br />

connected.“ (17)


10<br />

Schmerz, lass nach! – mit Hypnose<br />

Schmerz, lass nach! – mit Hypnose<br />

11<br />

Schmerz, lass nach!<br />

– mit Hypnose<br />

ypnotische Analgesie und<br />

H Anästhesie zählen zu den<br />

beeindruckendsten Erfahrungen<br />

mit Hypnose.<br />

Hat der Schmerz seine Signalfunktion<br />

erfüllt oder will man<br />

einem zu erwartenden Schmerzgeschehen<br />

gewappnet begegnen,<br />

bietet die Hypnose Möglichkeiten<br />

der Beeinflussung oder<br />

sogar Ausschaltung. Sie ist eine<br />

empirisch validierte Behandlung<br />

der Akutschmerztherapie, wird<br />

aber auch bei komplexen chronischen<br />

Schmerzgeschehen eingesetzt.<br />

Die Beeinflussung von Intensität<br />

und Dauer des Schmerzerlebens<br />

lässt Stressparameter<br />

sinken, was das Immunsystem<br />

stabilisiert und Heilungskapazitäten<br />

fördert. Die Angst vor dem<br />

Schmerz wird aufgelöst, was die<br />

psychische Situation positiv<br />

stimuliert.<br />

Allgemeine Ziele der hypnotherapeutischen<br />

Intervention:<br />

• Ausschaltung oder (wahrscheinlicher)<br />

Reduzierung von Schmerz<br />

• Geringere Dosierung von Analgetika,<br />

Anästhetika, Anxiolytika<br />

• Therapie des Schmerzes ohne<br />

Nebenwirkungen<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Aus: Hypnose und Hypnotherapie. Manual für Praxis, Fortbildung und<br />

Lehre. Modul III. S. 327f. Hrsg. v. Agnes Kaiser Rekkas.<br />

© Carl-Auer Verlag, 2018.<br />

• Besseres Wohlbefinden,<br />

erhöhte Immunabwehr<br />

• Erleben von Selbstwirksamkeit<br />

durch Selbsthypnose zur<br />

Schmerzkontrolle<br />

• Gewinn an Selbstvertrauen,<br />

positive Beeinflussung einer häufig<br />

anzutreffenden sekundären<br />

Depression bei länger währender<br />

Symptomatik.<br />

Beim Schmerzpatienten treten<br />

wir durch sein Leiden auf eine besonders<br />

suggestible Verfassung.<br />

Die Erwartungshaltung und Motivation<br />

zur Veränderung dieses<br />

Zustands öffnen auf besondere<br />

Weise. Der Patient ist fokussiert,<br />

absorbiert und in die Therapie<br />

involviert, die optimale Voraussetzung<br />

für eine therapeutische<br />

Intervention mit Hypnose.<br />

Schmerzwahrnehmung,<br />

emotionale Bedeutung<br />

und Hypnose:<br />

• Das Erleben des Schmerzes ist<br />

eine Frage der Wahrnehmung.<br />

• Im Schlaf verspüren wir keinen<br />

Schmerz.<br />

• In Hypnose verspüren wir<br />

keinen Schmerz.<br />

• Schmerz ist bedrohlich und<br />

oft gekoppelt mit Gefühlen von<br />

Angst.<br />

Ansatz der Hypnotherapie:<br />

Die Schmerzwahrnehmung wird<br />

hypnotisch verändert. Die Angst<br />

durch den Schmerz, vor dem<br />

Schmerz, vor einer möglichen organischen<br />

Ursache des Schmerzes<br />

wird aufgelöst.<br />

Richtlinie:<br />

• Die Signalfunktion des Schmerzes,<br />

das heißt seine natürliche,<br />

schützende Funktion, betonen<br />

und auch respektieren.<br />

• Bei akutem Schmerz direktiv<br />

vorgehen!<br />

• Bei starken Schmerzen Restschmerz<br />

erlauben!<br />

• Bei chronischem Schmerz psychische<br />

Beteiligung – Bedeutung<br />

behandeln.<br />

• Das körperliche Schmerzgedächtnis<br />

berücksichtigen!<br />

Hypnotherapie und Schmerz:<br />

• Das Schmerzgeschehen wird<br />

oftmals überlagert von der Erinnerung<br />

an erlebten Schmerz und<br />

der Angst vor dem zu erwartenden<br />

Schmerz. Genau hier kann hypnotherapeutisch<br />

mit <strong>Suggestionen</strong><br />

z.B. für Amnesie, Dissoziation, Zeitverzerrung,<br />

Zeitprogression und<br />

guten inneren Dialogen im Sinne<br />

von positiven Selbstsuggestionen<br />

hervorragend gearbeitet werden.<br />

• Wichtig ist die konkrete Beschreibung<br />

der sensorischen Aspekte<br />

des Schmerzes auf der kinästhetischen<br />

und visuellen Ebene. Dies<br />

dient dem Rapport und kann im<br />

Folgenden für die Intervention genutzt<br />

werden, wie für die direkte<br />

oder indirekte <strong>Suggestionen</strong> von<br />

z. B. Schwere, Leichtigkeit, Kühle,<br />

Wärme oder auch Gefühllosigkeit/<br />

Taubheit, Helligkeit, Ausbreitung,<br />

Grenzen, Fläche, Tiefe, Gestalt.<br />

• Gearbeitet wird mit Vorstellungen<br />

eines inneren Schalters, mit<br />

dem man Schmerz reduziert, eines<br />

magischen Schwammes, der<br />

Schmerzen aufsaugt, einer kühlen<br />

Farbe, die den Schmerz »abkühlt«.<br />

• Das ideomotorische »Ausschalten«<br />

oder graduelle Herunterdimmen<br />

von Schmerz ist eine spezielle<br />

Technik der Hypnose, mit der auch<br />

eine Kommunikation mit dem Unbewussten<br />

möglich wird.<br />

• Metaphern wie der »Schmerzmagnet«,<br />

der auf einer Wolke<br />

daherschwirrt, sich richtig zum<br />

Körper positioniert und dann die<br />

»Schmerznadeln/-pfeile« herauszieht,<br />

können sehr hilfreich sein,<br />

wenn sie als stimmig empfunden<br />

werden.<br />

• Absichtliches An- und Abschwellenlassen<br />

von Schmerz, das Fokussieren<br />

auf den Schmerz, »Hineinwandern«<br />

und dann Verändern<br />

sind weitere Varianten, mit dem<br />

Schmerz zu »spielen« und damit<br />

die Oberhand über ihn zu gewinnen.<br />

• Die »Handschuhanästhesie mit<br />

Nadeltest« überzeugt auch den kritischen<br />

Patienten von der eigenen<br />

Fähigkeit, Schmerz ausschalten zu<br />

können. Wenn er die Anästhesie<br />

aus dieser Hand in den entsprechenden<br />

Körperbereich fließen<br />

lassen kann, hat er das Prinzip der<br />

Selbstwirksamkeit begriffen.<br />

• Die Technik der Distraktion lässt<br />

andere (schmerzfreie) Körperbereiche<br />

in der Gefühlswahrnehmung<br />

intensiver erscheinen.<br />

• Bei chronischen Schmerzen ist<br />

herauszufinden, wie der innere Bezug<br />

des Patienten zum gequälten/<br />

quälenden Körperbereich ist. Oft<br />

ist – verständlicherweise – dieser<br />

Bereich ausgegrenzt oder wird sogar<br />

verwünscht. In Hypnose muss<br />

gelernt werden, sich dem schmerzenden<br />

Körperteil im Positiven zuzuwenden.<br />

Erzähle von der liebevollen<br />

Mutter, die das gestürzte<br />

Kind hätschelnd in den Arm nimmt<br />

und das aufgeschlagene Beinchen<br />

küsst und versorgt.<br />

• Das »Schmerzgedächtnis« ist<br />

in tiefer Hypnose und möglichst<br />

ideomotorisch zu beeinflussen.<br />

Nützliche Hypnosephänomene<br />

in der Schmerztherapie:<br />

• Amnesie für erfahrenen Schmerz/<br />

für die letzte Schmerzattacke<br />

• Zeitverzerrung bzw. veränderte<br />

Zeitwahrnehmung, schmerzfreie<br />

Zeit »verlängern« und umgekehrt<br />

• Zeitprogression/-regression, jeweils<br />

in schmerzfreie Zeit (Situation<br />

des Wohlbehagens, Urlaub)<br />

• Dissoziation in schöne Zeiten, an<br />

gute Orte<br />

• Körperliche Dissoziation:<br />

den Körper ruhen lassen und selbst<br />

geistig auf Reisen gehen<br />

• Vergrößern und Verkleinern<br />

(Reihenfolge beachten!) der<br />

Schmerzgegend<br />

• Vergessen von Schmerz<br />

• Verschieben von Schmerz<br />

• Verwässern, Verfärben, Verändern<br />

von Schmerz<br />

• »Innerer-Ratgeber-Technik«, das<br />

heißt Installation einer projektiven<br />

Instanz zur Förderung eines inneren,<br />

hilfreichen Dialogs zur Bewältigung<br />

des Schmerzes<br />

• Neuinterpretation der Schmerzerfahrung,<br />

z. B. als Körpersignal<br />

bei Nichtbeachtung der eigenen<br />

Kräfte<br />

• Chronische Schmerzerkrankungen<br />

ohne körperlich-organischen<br />

Befund wie Fibromyalgie, chronischer<br />

Rückenschmerz, Unterleibsschmerz<br />

und orofazialer Schmerz<br />

erklären sich oft durch traumatische<br />

Ereignisse während einer<br />

bestimmten Lebensphase. Der<br />

bewussten Kontrolle entzogen,<br />

bildet sich ein Schmerzgedächtnis<br />

heraus, das in späteren Belastungssituationen<br />

zum Ausgangspunkt<br />

chronischer Schmerzen<br />

werden kann. Hier muss vermehrt<br />

psychotherapeutisch mit Hypnose<br />

gearbeitet werden.<br />

Wunderfrage<br />

Die »Wunderfrage« kann Wunder<br />

bewirken: Therapeut: »Wenn heute<br />

Nacht ein Wunder geschieht,<br />

was ist morgen anders?«<br />

Patient: »Da habe ich keine<br />

Schmerzen.« – Falsch, da der<br />

Schmerz ja noch präsent ist!<br />

»Ich dreh mich noch mal um und<br />

genieße mein kuscheliges Bett.«<br />

Oder: »Ich schau mal, was für ein<br />

Wetter heute ist.« – Richtig, da der<br />

Schmerz nicht präsent ist.


12 Der Scheinriese 713<br />

Der Scheinriese<br />

Neue Perspektive<br />

auf den Schmerz<br />

>> Der Scheinriese


14 Hypnose bei Reizdarm<br />

Hypnose bei Reizdarm 715<br />

Einfach mal chillen –<br />

Seele und Bauch auf<br />

wundervoller Reise<br />

Hypnose bei Colon irritabile<br />

(IBS - irritable bowel syndrome)<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Aus: Hypnose und Hypnotherapie. Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre. Modul III. 5 Seite<br />

93 ff. Hrsg. v. Agnes Kaiser Rekkas. © Carl-Auer Verlag, 2018.<br />

Beschwerdebild und Genese<br />

rganisch gesund, leiden<br />

O Menschen mit einer Reizdarmsymptomatik<br />

an Beschwerden,<br />

die bei jedem Betroffenen<br />

unterschiedlich ausgeprägt<br />

sind. Es unterscheiden sich vier<br />

Typen, die jeweils durch das<br />

überwiegende Symptom gekennzeichnet<br />

sind.<br />

Es gibt den blähungsbetonten<br />

Reizdarm, bei dem quälende<br />

Ansammlungen von Darmgasen<br />

das Hauptproblem sind,<br />

den diarrhö‐ (Durchfall), den<br />

verstopfungs‐ und den schmerzbetonten<br />

Reizdarm mit krampfartigen,<br />

teilweise an Koliken erinnernden<br />

Schmerzen.<br />

Als Schlüsselpunkt der Reizdarm‐Problematik<br />

gilt das enterische<br />

Nervensystem, ein dichtes<br />

Geflecht von Nervenbahnen, das<br />

größtenteils unabhängig vom<br />

Gehirn mit seinen Signalen die<br />

Darmtätigkeit koordiniert und so<br />

den Magen‐Darm‐Trakt versorgt.<br />

Nach neuen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen können wir davon<br />

ausgehen, dass funktionelle Magen‐Darm‐Beschwerden<br />

von einer<br />

Überempfindlichkeit dieses enterischen<br />

Nervensystems herrühren.<br />

Hinzu kommt eine erhöhte psychische<br />

Anspannung - wie die Angst,<br />

mit der Unsicherheit aus dem Haus<br />

zu gehen, wo unterwegs im Fall<br />

des Falles eine Toilette ist - , die das<br />

Leiden verschlimmert.<br />

Neben einer genetischen Veranlagung<br />

diskutieren die Reizdarm‐Forscher<br />

auch Entzündungen im Magen‐Darm‐Trakt<br />

als Auslöser. Im<br />

Gegensatz zur eigentlichen Entzündung<br />

scheint die gesteigerte<br />

Schmerzempfindung, etwa nach<br />

einer „Darmgrippe“, nicht mehr abzuklingen.<br />

Auch extreme psychische<br />

Erlebnisse, sowie prägende<br />

Erlebnisse in der frühkindlichen<br />

Entwicklung gelten als mögliche<br />

Ursachen. Beim Reizdarm‐Syndrom<br />

handelt es sich jedenfalls um<br />

eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet:<br />

Zunächst müssen alle anderen<br />

organischen Erkrankungen<br />

ausgeschlossen werden, die ein<br />

ähnliches Beschwerdebild hervorrufen<br />

können. Es gibt eine ganze<br />

Reihe von Symptomen, die besonders<br />

ernst genommen werden<br />

müssen: Schluckstörungen, starke<br />

Gewichtsabnahme, Erbrechen<br />

oder Fieber.<br />

Weil die funktionellen Beschwerden<br />

in der Nacht meistens schwächer<br />

sind oder auch gar nicht auftreten,<br />

sind nächtliche Probleme<br />

ein Alarmsymptom, das auf eine<br />

organische Ursache hinweist. Da<br />

keine mit den üblichen Methoden<br />

fassbaren organischen Ursachen<br />

vorhanden sind, ist die Behandlung<br />

des Reizdarms eine besondere<br />

Herausforderung. In leichten<br />

Fällen können häufig schon Entspannungshypnosen<br />

zu einer Besserung<br />

der Beschwerden führen.<br />

Aber meistens haben die Patienten,<br />

die endlich eine Psychotherapie<br />

mit Hypnose aufsuchen, eine<br />

langjährige Leidenszeit, aber auch<br />

eine lange medizinische Odyssee<br />

hinter sich, nehmen Entbehrungen<br />

wie Diäten und andere Einschränkungen<br />

auf sich und empfinden<br />

soziale Isolation und leiden<br />

unter Ängsten und Depressionen.<br />

Studien zu Hypnose und<br />

Reizdarm<br />

Zwar war bereits bekannt, dass<br />

Hypnotherapie für Patienten, die<br />

unter einem Reizkolon leiden, eine<br />

deutliche Erleichterung bringen<br />

kann, allerdings war unklar, wie<br />

lange die lindernde Wirkung anhält.<br />

Dieser Frage widmete sich<br />

2002 ein Forscherteam unter der<br />

Leitung von Wendy Gonsalkorale<br />

vom Withington Hospital in Manchester.<br />

An der Studie nahmen<br />

204 Patienten teil.<br />

Die Behandlung mit Hypnotherapie<br />

erstreckte sich über 12<br />

Wochen. Vor und nach der Behandlung<br />

sowie zu weiteren Erhebungszeitpunkten<br />

bis zu sechs<br />

Jahre nach Abschluss der Behandlung<br />

gaben die Patienten Auskunft<br />

über ihre Symptome, ihre Lebensqualität,<br />

ihr individuelles Ausmaß<br />

an Angst und Depression. Es zeigte<br />

sich, dass die Behandlung bei<br />

71% der Patienten wirksam war;<br />

bei 81 % dieser Gruppe blieb der<br />

Behandlungserfolg über die Zeit<br />

stabil, während die übrigen 19%<br />

angaben, dass sich ihre Symptome<br />

nur etwas verschlechtert hätten.<br />

Ausweislich der erhobenen<br />

Befindlichkeiten zeigten sich bei<br />

allen items in den Follow‐up Erhebungen<br />

signifikante Verbesserungen<br />

(p>


16 Hypnose bei Reizdarm<br />

Hypnose bei Reizdarm 717<br />

54 Probanden dienten als Vergleichsgruppe<br />

und erhielten nur<br />

eine allgemeine Beratung zu ihren<br />

Beschwerden. Auch hier wurde<br />

eine starke Verbesserung des subjektiven<br />

Befindens der mit Hypnose<br />

behandelten Patienten erwiesen,<br />

wobei der positive Effekt über<br />

eine sehr lange Zeit anhielt.<br />

Quellen:<br />

https://www.thelancet.com/journals/langas/article/PIIS2468-1253(18)30310-8/fulltext<br />

Gonsalkorale, W.M. , Houghton, L.A. & Whorwell,<br />

P.J. (2002). Hypnotherapy in irritable bowel<br />

syndrome: a large-scale audit of a clinical<br />

service with examination of factors influencing<br />

responsiveness. American Journal of Gastroenterology,<br />

97, 954-961. Gonsalkorale et al., 2002<br />

Gonsalkorale, W.M. et al. (2003). Long term<br />

benefits of hypnotherapy for irritable bowel<br />

syndrome. Gut, 52, 1623-1629<br />

S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition,<br />

Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie:<br />

http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-<br />

016.html<br />

Mit dem hier skizzierten<br />

3-phasigen hypnotherapeutischen<br />

Konzept erziele<br />

ich in der Behandlung von<br />

Patienten mit Reizdarm nachweislich<br />

sehr gute Resultate<br />

Ziel der Hypnotherapie ist zuallererst<br />

die Linderung der Symptomik:<br />

Schmerzen, Durchfall, Obstipation,<br />

Völlegefühl und Übelkeit, Stress.<br />

Neben allgemeiner Entspannung<br />

und Erholung lernen Patienten, in<br />

Selbsthypnose sich zu beruhigen<br />

und die Symptomatik zu mindern,<br />

was heißt: Wellness für den aufgeregten<br />

Darm mit Reduktion von<br />

Schmerz, Spannung, Unruhe und<br />

somit Ruhe und Wohlbefinden im<br />

Bauch. In der nächsten Stufe werden<br />

in Hypnose Selbstheilungsprozesse<br />

in Gang gesetzt und Entzündungen<br />

beeinflusst.<br />

In der dritten Phase wird die psychische<br />

Dynamik des Reizdarmsymdroms<br />

mit in die Therapie einbezogen,<br />

was heißt: Kräftigung<br />

und Stabilisierung für die Person.<br />

Aber schon während der vorerst<br />

mehr somatisch orientierten Hypnotherapie<br />

fließen <strong>Suggestionen</strong><br />

indirekter Art mit ein, sodass die<br />

möglichen psychischen Ursachen<br />

der Krankheit der unbewussten<br />

Bearbeitung – zum Beispiel im<br />

nächtlichen Traumgeschehen –<br />

übergeben werden.<br />

Interventionsschritte im hypnotherapeutischen<br />

Therapieablauf<br />

• Definition und Erklärung Hypnose<br />

und das Konzept der Ressourcen<br />

• Neuorientierung / Engagieren<br />

für Mitarbeit<br />

• Einführung in Hypnose<br />

• Lehren von tiefer Hypnose und<br />

Selbstberuhigungstechniken<br />

• Anleitung in Selbsthypnose<br />

• Überprüfen und Verbessern innerer<br />

Dialoge<br />

• Training im therapeutischen<br />

Visualisieren<br />

• Finden von einem sicheren Refugium<br />

& einer hilfreichen inneren<br />

Instanz:<br />

• Erarbeiten passender hypnotherapeutischer<br />

Fantasiereisen<br />

• Individuelle Psychotherapie je<br />

nach individueller Situation<br />

Zum Erreichen tiefer Hypnose<br />

bewähren sich folgende<br />

Techniken:<br />

• Zählen von 1 bis 20<br />

• Beruhigte Atmung<br />

• Verlangsamter Lidschluss<br />

• Augenrollen<br />

• Fraktionierte Trance<br />

• Hypnose über Fingerzeichen<br />

stufenweise vertiefen, Mesmersches<br />

Streichen<br />

• Ruhebilder: Waldsee, Fluss im<br />

Vollmond, Hängematte zwischen<br />

Kraftbäumen, wiederkäuende<br />

Kuh, Sonnenuntergang,<br />

Ausblick aufs Meer<br />

• »Ausführliche sechsstufige Anleitung<br />

in tiefe therapeutische<br />

Hypnose«<br />

• Induktion wie bei progressiver<br />

Anästhesie mit Berühren<br />

• Bild von bewegtem Gegenstand,<br />

der zur Ruhe gebracht<br />

wird<br />

• Sensorisches Erinnern von Tiefenruhe,<br />

das heißt Erinnern<br />

auf allen Sinneskanälen, z. B.<br />

eine Situation auf der Ruheliege<br />

nach dem Saunabad<br />

• Klangschalenbegleitung<br />

Aber das Wichtigste: die Trance<br />

des Therapeuten!!<br />

Einfache Hypnoseinduktionen,<br />

auch für die Selbsthypnose<br />

geeignet<br />

‚Ich brauche nichts zu tun, zu verstehen’,<br />

Ressourcenort, Bodyscan,<br />

Handlevitation (Ideomotorik), 12<br />

Fingersignale (Ideomotorik), Augenrollen<br />

und Körper schweben<br />

lassen, Zählen (1-7, 1-12, nach<br />

gewünschter Tiefe), Schaukelatmung<br />

Anleiten im erfolgreichen Praktizieren<br />

von Selbsthypnose<br />

• Das richtige Hören der Trancetexte<br />

(in vollkommener Ruhe)<br />

• Das richtige Imaginieren einer<br />

Trancereise (Beispiel: Das kleine<br />

Spiegel-Ich)<br />

• Planung und Aufbau einer eigenen<br />

Selbsthypnose für beste<br />

Tiefen - und Langzeitwirkung<br />

(Induktion, Utilisation, Posthypnot.<br />

Suggestion., Ausleitung)<br />

• Das richtige Lesen und Sprechen<br />

eines Trancetextes mit<br />

sich selbst mit gezielter Betonung,<br />

Ruhe, Pausen und Musikuntermalung<br />

nach eigenem<br />

Geschmack<br />

Selbsthypnose:<br />

Was soll der Patient beachten?<br />

• Raum und Ruhe<br />

• Dauer, Länge der Hypnose<br />

• Frequenz, Wiederholung (für<br />

Heilung mehr als oft, für Entwicklung<br />

nicht zu oft)<br />

• Position (bequem liegen, sitzen)<br />

• Vertrauen in unbewusste<br />

Fähigkeiten<br />

• Motivation<br />

• Diskretion (nicht über die SH<br />

‚plaudern‘, weil der Zauber<br />

schwindet)<br />

• ‚Ich stehe für mich im Mittelpunkt‘<br />

Weshalb wirkt Selbsthypnose?<br />

• Aktivieren von Ressourcen<br />

• Erleben von Selbstwirksamkeit<br />

• wirksam, auch wenn man nicht<br />

daran glaubt ;-)<br />

• Erholsamer Abstand<br />

• Öffnung von Bezugsrahmen<br />

Ideen von heilsamen Hypnosen<br />

für den Körper<br />

Atemtrance, Lichtbogen, Daumenkissen,<br />

Heilende Hand, Kraftfäuste,<br />

Bodyscan, Hypnosewolke<br />

(mit Klangschalentönen), Tiefe<br />

Hypnose mit Musik, Raggedy Ann<br />

Der innere Wohlfühlort, Das kleine<br />

Spiegel-Ich, Im Heiltempel, Bad im<br />

Heilwasser Sonnenstrahldusche,<br />

Lichtersee.<br />

„Die heilende Hand“<br />

Beispiel einer Anleitung<br />

Schaue eine Hand mit weichem<br />

Fokus an<br />

Schließe die Augen<br />

Deine Hand wird zur Luftmatratze<br />

Dein Körper streckt sich darauf aus<br />

Deine Hand wandert von alleine<br />

dahin, wo der Körper Heilung<br />

braucht<br />

Die Hand sinkt zurück in deinen<br />

Schoß<br />

Die heilende Trance verbleibt.<br />

Phantasiereisen, Beispiele<br />

Die Hypnosewunderpille - Reduktion<br />

der Symptomatik<br />

Wie im Märchen - Wohlbefinden in<br />

Bauch und Seele<br />

Süßes Nichtstun im Park der Heilung<br />

- Wellness für den aufgeregten<br />

Darm<br />

Das Rote Telefon stilllegen - Loslassen<br />

von inneren Dialogen, Bildern<br />

und Gefühlen, die die Symptomatik<br />

auslösen<br />

Das Reh des Unbewussten -<br />

Romantische Heiltrance<br />

Inhalte der individuellen<br />

Psychotherapie<br />

• Seelische Beruhigung, Entkrampfung,<br />

Entspannung<br />

• Zuversicht, Stabilisierung, Ermutigung<br />

• Training von: Selbstachtsamkeit,<br />

wie sich abgrenzen, behaupten,<br />

schützen, wehren<br />

von Selbstwert, Selbstvertrauen<br />

und Konfliktfähigkeit<br />

• Evtl. Vergangenheitsbewältigung<br />

• Lebensperspektive ohne Symtomatik<br />

FB 1 Colon irritabile, 40 J.,<br />

Künstlerin, 5 Sitzungen<br />

Vor Therapie<br />

Fremdsuggestion:<br />

‚Es gibt keine Heilung‘<br />

Selbstsuggestion:<br />

‚Mein Darm ist das Schwarze Schaf<br />

in meinem Körper‘<br />

Nach Therapie<br />

Therapeutische Suggestion:<br />

‚Es ist alles möglich‘<br />

Selbstsuggestion:<br />

‚Mein guter Darm sorgt für mich,<br />

damit ich all die schönen Dinge<br />

tun kann, die ich tun möchte.‘


18 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung 719<br />

Statt Weh während<br />

der Geburt<br />

– HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

„Sie bieten doch auch Hypnose<br />

zur Geburtsvorbereitung an?“<br />

lautet eine Frage, die uns in der<br />

Psychotherapeutischen Praxis<br />

immer wieder von interessierten<br />

Schwangeren gestellt wird.<br />

Oftmals haben Schwangere und<br />

auch Fachleute in der Geburtshilfe<br />

schon etwas vom sogenannten<br />

„Hypnobirthing“ gehört, ohne die<br />

Unterschiede zu professionellen<br />

hypnotherapeutischen Konzepten<br />

genau zu kennen. Bei dieser<br />

Methode nach Marie Mongan (3.<br />

Aufl., 2011) werden zu den Bereichen<br />

Atmung, Visualisierung,<br />

Entspannung und Vertiefung verschiedene<br />

Einzeltechniken vermittelt,<br />

die die Frauen nach Vorliebe<br />

und Bedarf anwenden und kombinieren<br />

können. Im Unterschied<br />

dazu handelt es sich bei der HypnoMentalen<br />

Geburtsvorbereitung<br />

(Hüsken-Janßen, 2005) um<br />

eine theoretisch fundierte, wissenschaftlich<br />

erprobte, standardisierte<br />

Methode und Weiterentwicklung<br />

der Hypnoreflexogenen<br />

Methode zur Geburtsvorbereitung<br />

von Schauble (1998). Dabei wird<br />

zum einen mit verschiedenen hypnotherapeutischen<br />

Strategien die<br />

Unterbrechung des Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislaufs<br />

erzielt,<br />

der oftmals für Stagnation und<br />

Komplikationen im Geburtsverlauf<br />

verantwortlich ist. Zum anderen<br />

beeinflussen sich die Prinzipien<br />

der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />

– Stärkung des Selbstvertrauens,<br />

Reduktion von Angst,<br />

Reduktion des Schmerzerlebens<br />

und Konditionierung von Entspannung<br />

– wechselseitig positiv und<br />

verstärken sich.<br />

Autorin: Dipl.- Psych. Silvia Fisch<br />

Fallbeispiel I:<br />

Erweiterung der Tranceerfahrung<br />

um die „Innere Stärke“<br />

Frau L., 35 Jahre alt, Ärztin, befand<br />

sich in der 29. Schwangerschaftswoche<br />

ihrer ersten Schwangerschaft,<br />

als sie den ersten Termin<br />

der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />

in Einzelbehandlung<br />

wahrnahm. Die Schwangerschaft<br />

war bislang unkompliziert verlaufen.<br />

Die Schwangere interessierte sich<br />

für diese Form der Geburtsvorbereitung,<br />

weil sie sich als Ärztin<br />

aufgrund ihres Wissens über die<br />

Geburt und mögliche Geburtskomplikationen<br />

als besonders besorgt<br />

erlebte und gerne einen natürlichen,<br />

„entspannteren“ Umgang<br />

damit finden wollte. Es wurde<br />

deutlich, dass sie über eine ganze<br />

stellen kann, der im Folgenden als<br />

„Innere Stärke“ bezeichnet wird.<br />

Und während die Person sich<br />

überraschen lassen soll, was auftaucht,<br />

wird ihr „etwas darüber<br />

erzählt“. Das bedeutet, indem die<br />

„Innere Stärke“ und ihre möglichen<br />

Wirkungen beschrieben werden,<br />

werden der Person Angebote gemacht,<br />

aus denen sie für sie zutreffende<br />

Erfahrungen und relevantes<br />

Erleben finden kann. So heißt es<br />

z.B., die „Innere Stärke“ sei seit<br />

der Geburt da, auch wenn man<br />

manchmal Schwierigkeiten habe,<br />

sie zu spüren. Sie ermögliche es<br />

zu überleben, mit schwierigen Lebensumständen<br />

umzugehen, Hindernisse<br />

zu überwinden.<br />

Sie zeige sich auch in Situationen,<br />

in denen man wichtige Schritte<br />

schaffe, sich über etwas sehr freue<br />

oder stolz auf sich sei. … Es wird<br />

dazu angeleitet, auf Bilder, Gefühle,<br />

Gedanken, Erinnerungen und<br />

Körperempfindungen zu achten,<br />

die jetzt auftauchen, und diese als<br />

Brücken zu nutzen, um mit der „Inneren<br />

Stärke“ in Kontakt zu treten<br />

und durch Fokussierung der Aufmerksamkeit<br />

auf dieses Körpergefühl<br />

die „Innere Stärke“ im Körper<br />

zu verankern und sich gut einzuprägen.<br />

Es folgen posthypnotische <strong>Suggestionen</strong>,<br />

dass der Kontakt zur<br />

„Inneren Stärke“ dazu führen wird,<br />

sich ruhiger, optimistischer und<br />

zuversichtlicher zu fühlen wie in<br />

hilfreicher Begleitung, wie gut beschützt,<br />

wie verstärkt und sicher,<br />

alle Ressourcen zu haben, die nötig<br />

sind, um eigene Ziele zu erreichen<br />

und Träume zu verwirklichen.<br />

Bei Frau L. führte diese Trance zu<br />

ganz konkreten Vorstellungen der<br />

„Inneren Stärke“ als Person, die<br />

sie in verschiedenen erfolgreich<br />

bewältigten Situationen ihres Lebens<br />

an ihrer Seite oder stärkend<br />

in ihrem Rücken erlebte, wie sie<br />

eine Hand auf ihre Schulter legte<br />

Reihe von starken Ressourcenerfahrungen<br />

verfügte und schon<br />

etliche auch schwierige Situationen<br />

in ihrem Leben erfolgreich<br />

gemeistert hat. Um ihr den emotionalen<br />

Zugriff auf diesen starken<br />

Teil ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen<br />

und als Unterstützung für<br />

die Geburtssituation nutzbar zu<br />

machen, wurde mit ihr zusätzlich<br />

zu der Aktivierung und Etablierung<br />

des Wohlfühlortes in der folgenden<br />

Sitzung eine Hypnose zur<br />

Begegnung mit der „Inneren Stärke“<br />

(nach Fritzsche und Hartman,<br />

2010) durchgeführt. Dabei wird<br />

die Person nach Tranceinduktion<br />

und –vertiefung aufgefordert, sich<br />

in der Vorstellung an einen Ort zu<br />

begeben, an dem sie sich ein Treffen,<br />

eine Begegnung mit einem<br />

ganz starken, positiven Teil, einer<br />

Facette ihrer Persönlichkeit vorund<br />

ihr freundlich stärkende und<br />

Mut machende Sätze zusagte in<br />

der Weise wie „Nun mach mal<br />

in Ruhe weiter, das schaffst Du!“<br />

oder „Ganz ruhig, das läuft richtig<br />

gut!“. Die Schwangere erhielt den<br />

Auftrag, bis zur nächsten Sitzung<br />

sich noch weiterhin überraschen<br />

zu lassen, welche Assoziationen<br />

ihr noch zu ihrer „Inneren Stärke“<br />

kommen würden und Gelegenheiten<br />

im Alltag wahrzunehmen, in<br />

denen sie mit der „Inneren Stärke“<br />

in Kontakt sei.<br />

In der dritten Sitzung erzählte Frau<br />

L. voll Freude und Selbstsicherheit<br />

von weiteren Erfahrungen, in<br />

denen ihr das Vorhandensein ihrer<br />

„Inneren Stärke“ bewusst geworden<br />

sei. Die bevorstehende Geburt<br />

erscheine ihr im Vergleich zu manchem<br />

Gemeisterten nun schon<br />

mehr als bewältigbare Herausforderung,<br />

wenngleich sie auch weiterhin<br />

gedanklich noch wiederholt<br />

mit bestimmten komplikationshaltigen<br />

Verläufen beschäftigt sei.<br />

Es wurde die HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

in ihrem standardisierten<br />

Ablauf fortgesetzt,<br />

wobei in den „hypnotischen Probelauf<br />

der Geburt“ individuelle Anker<br />

zur Aktivierung der „Inneren Stärke“<br />

und die positiven Selbstverbalisationen,<br />

die von der Schwangeren<br />

berichtet worden waren,<br />

eingefügt wurden.<br />

Nach der fünften Sitzung wenige<br />

Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin<br />

wirkte Frau L. wesentlich<br />

gelassener und verfügte über<br />

eine große innere Ruhe. Sie äußerte,<br />

neben all dem medizinischen<br />

Fachwissen, das ihr ja auch Sicherheit<br />

gebe, mit möglichen ärztlichen<br />

Interventionen vertraut zu<br />

sein, habe sie jetzt vor allem das<br />

Gefühl, ganz selbstverständlich<br />

aus sich heraus zu wissen, dass sie<br />

die Geburt gut bewältigen werde.<br />

In der Tat verlief die Geburt ihres<br />

Sohnes gut. Frau L. erlebte sie als<br />

>>


20 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung 721<br />

„anstrengend, aber bewältigbar“.<br />

Sie habe sich zu jedem Zeitpunkt<br />

sicher und gut aufgehoben gefühlt.<br />

Und es habe mehrere Momente<br />

gegeben, in denen sie ihre<br />

„Innere Stärke“ neben sich gesehen<br />

und gefühlt habe, wie sie sie<br />

„anfeuert und aufmuntert“.<br />

Aufgrund dieser und weiterer ähnlicher<br />

Erfahrungen bei anderen<br />

schwangeren Frauen mit der „Inneren<br />

Stärke“ als ergänzenden ressourcenaktivierenden<br />

Teil neben<br />

dem Wohlfühlort im Rahmen der<br />

Geburtsvorbereitung sind wir derzeit<br />

damit beschäftigt, inwieweit<br />

in den standardisierten Ablauf ein<br />

Abschnitt zur Aktivierung und Verankerung<br />

der „Inneren Stärke“ einzufügen<br />

sein könnte. Im Vergleich<br />

zum Wohlfühlort scheint sich als<br />

besonders wirksam und stärkend<br />

die Tatsache zu erweisen, dass es<br />

sich nicht um eine äußere Ressource<br />

handelt, sondern um einen tief<br />

in der Person innewohnenden Teil,<br />

der sich unter Umständen noch<br />

unmittelbarer in Erinnerungen,<br />

Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen<br />

erleben lässt als<br />

das Verweilen an einem ressourcevollen<br />

Ort. Insofern scheint es<br />

auf jeden Fall sehr interessant und<br />

vielversprechend zu sein, die „Innere<br />

Stärke“ auch zur Geburtsvorbereitung<br />

zu utilisieren.<br />

Fallbeispiel II:<br />

Vorbereitung der HypnoMentalen<br />

Geburtsvorbereitung mit Psychoedukation,<br />

„Somatic Experiencing“<br />

und „Pendeln“<br />

Frau S., 31 Jahre alt, Bauzeichnerin,<br />

befand sich in der 32. Schwangerschaftswoche,<br />

als sie zum ersten<br />

Termin in Einzelbehandlung<br />

kam. Schon bei der Begrüßung fiel<br />

ihr starres, maskenhaftes, ernstes<br />

Gesicht auf. Beim Kennenlernen<br />

und während der Exploration, bei<br />

der sie mit tonloser Stimme und<br />

unbewegter Mimik Auskunft gab,<br />

wurde deutlich, dass sie durch<br />

die Geburt ihrer Tochter vor zwei<br />

Jahren traumatisiert war und sich<br />

angesichts des nahenden erneuten<br />

Geburtstermins in einem dissoziierten<br />

Zustand – einem regelrechten<br />

freeze – befand. Es zeigte<br />

sich, dass sie sich in der zurückliegenden<br />

Geburt von den als extrem<br />

schmerzhaft erlebten Wehen<br />

vollkommen überrumpelt und in<br />

Panik versetzt gefühlt habe, über<br />

ihre eigene Hilflosigkeit entsetzt<br />

gewesen sei, als es zu einem Geburtsstillstand<br />

gekommen sei und<br />

die Herztöne des Kindes sich verschlechtert<br />

hätten, sie sich den<br />

Entscheidungen von Arzt und Hebamme<br />

ausgeliefert und in keinster<br />

Weise darauf vorbereitet oder darüber<br />

informiert gefühlt habe, was<br />

mit ihr „gemacht wurde“.<br />

Sie habe hilflos in Rückenlage gelegen,<br />

habe wie aus der Ferne<br />

ihren eigenen Körper wahrgenommen,<br />

bei der Vakuumextraktion<br />

(Saugglockengeburt) starke Geburtsverletzungen<br />

erlitten, deren<br />

Folgebeschwerden sie lange belastet<br />

hätten. Das „Kristellern“ (Kristeller-Handgriff,<br />

bei dem Arzt oder<br />

Hebamme synchron zu den Wehen<br />

am Ende der Entbindungsphase<br />

Druck auf den Oberbauch der Gebärenden<br />

ausübt) sei für sie „ganz<br />

schrecklich“ gewesen.<br />

Aus heutiger Sicht fühle sie sich<br />

schuldig, dass sie zu der Geburt<br />

ihrer Tochter so wenig aktiv beigetragen<br />

habe, mache sich massive<br />

Vorwürfe deswegen und könne<br />

sich selbst, ihr Erleben und ihr Verhalten<br />

überhaupt nicht verstehen.<br />

Außerdem wurden Unzufriedenheit<br />

und Ärger über das Verhalten<br />

von Arzt und Hebamme deutlich.<br />

Die bevorstehende Geburt mache<br />

ihr zunehmend „riesige Panik“, sie<br />

wisse gar nicht, wie sie die überstehen<br />

solle. Es komme für sie auf<br />

jeden Fall nur ein Kaiserschnitt<br />

in Frage. Die Beziehung zu ihrer<br />

Tochter schien gut zu sein, das<br />

kleine Mädchen gut entwickelt.<br />

Nach Art des Erinnerns der früheren<br />

Geburtserfahrung befragt,<br />

gibt Frau S. an, sie habe lange<br />

möglichst vermieden, überhaupt<br />

an das Thema zu denken oder darüber<br />

zu sprechen. Dies sei durch<br />

die jetzige Schwangerschaft nicht<br />

mehr möglich, es falle ihr aber<br />

sehr schwer und sie fühle sich dabei<br />

„sehr schlecht“. In letzter Zeit<br />

träume sie auch häufiger davon<br />

und wache mit starker innerer Unruhe<br />

auf. Sie fühle sich insgesamt<br />

sehr verspannt, insbesondere im<br />

Nacken- und Schulterbereich und<br />

habe oft Kopfschmerzen.<br />

Während dieser ersten Gesprächsminuten<br />

wurde die dringende Notwendigkeit<br />

deutlich, der Schwangeren<br />

innerhalb kurzer Zeit zu einer<br />

Bewältigung der bevorstehenden<br />

Geburtssituation zu verhelfen,<br />

ohne dass sie eine erneute Traumatisierung<br />

erfuhr. Dabei sollte<br />

es zum damaligen Zeitpunkt nicht<br />

um eine umfassende Behandlung<br />

der offensichtlichen Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung gehen,<br />

sondern um eine ziel- und ressourcenorientierte<br />

Vorbereitung auf<br />

die bevorstehende Geburt. Um die<br />

Basis zu schaffen, auf der sie im<br />

ersten Schritt der HypnoMentalen<br />

Geburtsvorbereitung für die ressourcevolle<br />

Erfahrung eines Ortes<br />

der Sicherheit und Geborgenheit<br />

aufgeschlossen und zugänglich<br />

sein konnte, erfolgte als Einstieg<br />

in unsere hypnotherapeutische<br />

Zusammenarbeit eine sorgfältige<br />

Psychoedukation zum Thema „Verarbeitung<br />

von extrem beängstigenden<br />

Situationen“ in Kombination<br />

mit einer körperorientierten<br />

Übung, dem Pendeln nach Phillips<br />

und Frederick (2007) und Levine<br />

(2011).<br />

Anhand ihrer Erfahrungen während<br />

der Geburt und mit Bezug<br />

auf Störungs- und Bewältigungsmodelle<br />

der Traumatherapie (z.B.<br />

in Levine, 2011) wurden Frau S.<br />

Informationen zur physiologischen<br />

Kampf-Flucht-Reaktion und zum<br />

„Abschalten“ des Organismus in<br />

extrem bedrohlichen Situationen<br />

gegeben. Frau S. wurde erklärt,<br />

dass bei solchen extremen Lebenserfahrungen<br />

wie in der von ihr erlebten<br />

Panik und Todesangst, in<br />

der eine „Flucht“ aus der Situation<br />

nicht möglich war, das Erlebte auch<br />

in Form von Körperempfindungen<br />

im Körper gespeichert wird (Körper-Gedächtnis)<br />

und sich in Form<br />

von Blockaden, Verspannungen<br />

und Schmerzen äußern kann. Um<br />

Veränderung zu ermöglichen, sei<br />

es nötig, die Aktivierungsreaktion<br />

behutsam zu Ende ablaufen zu lassen<br />

(wie bei einem Tier, das aus<br />

dem Totstellreflex erwacht und<br />

zittert bzw. die Glieder schüttelt,<br />

bevor es wieder in sein „normales“<br />

Verhalten übergeht).<br />

Parallel zu diesen Erklärungen und<br />

Erläuterungen wurde mit dem Einverständnis<br />

der Schwangeren quasi<br />

nebenbei eine körperorientierte<br />

Übung begonnen, bei der Frau<br />

S. durch achtsame Selbstwahrnehmung<br />

und therapeutische Begleitung<br />

wahrnahm, wo in ihrem<br />

Körper sie gerade Aktivierung und<br />

Anspannung erlebte (vom oberen<br />

Nacken bis in den Schulterbereich)<br />

und wie sich diese veränderte. Wie<br />

sich durch ideomotorische Bewegungen<br />

der Finger zeigte, spielten<br />

dabei die Hände eine entscheidende<br />

Rolle. Neben dem Validieren<br />

ihres Erlebens während der Geburt<br />

wurde Frau S. auch die Sichtweise<br />

angeboten, wie gut es doch intuitiv<br />

war, dem Arzt und der Hebamme<br />

ab einem bestimmten Zeitpunkt<br />

alles Weitere zu überlassen, die<br />

aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz<br />

alles erfolgreich (!) getan haben,<br />

um sie und ihr Kind zu retten,<br />

so dass ihr Kind sich gesund entwickeln<br />

konnte. Durch diese Umdeutung<br />

sollte Frau S. einerseits<br />

mehr Verständnis und Würdigung<br />

für ihre eigene damalige Reaktion<br />

und ihr Erleben erfahren.<br />

Andererseits sollte auch schon<br />

eine versöhnlichere Sicht auf das<br />

Handeln von Arzt und Hebamme<br />

gebahnt werden, um damit auch<br />

wieder Vertrauen in zukünftiges<br />

Handeln von Arzt und Hebamme<br />

zu ermöglichen.<br />

Eine Woche später erschien Frau<br />

S. zu unserem zweiten Termin.<br />

Schon bei der Begrüßung fiel ein<br />

leichtes Lächeln um ihre Mundwinkel<br />

auf. Sie erzählte – etwas<br />

modulierter und lebendiger als bei<br />

unserem ersten Treffen – dass sie<br />

die Übung noch mehrfach durchgeführt<br />

habe, dass es ihr leichter<br />

falle als bisher, über die frühere<br />

Geburt nachzudenken und sie sich<br />

selbst viel besser verstehe und warum<br />

sie sich so gefühlt und verhalten<br />

habe. Das sei sehr erleichternd<br />

für sie. Sie habe zwar immer noch<br />

Angst vor der nächsten Geburt,<br />

aber eine natürliche Geburt sei für<br />

sie gar nicht mehr so abwegig.<br />

Nun begannen wir mit der eigentlichen<br />

HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />

in ihrem standardisierten<br />

Ablauf. Erfreulicherweise<br />

(und nicht wirklich überraschend)<br />

gab es zu keinem Zeitpunkt während<br />

der Durchführung Erschwernisse<br />

in der Weise, dass es zu flashbacks<br />

aus der früheren Geburt<br />

gekommen wäre, die mit einer höheren<br />

physiologischen Aktivierung<br />

verbunden gewesen wären. Auch<br />

mit dem selbständigen Üben der<br />

Selbsthypnose mit Hilfe der Audioaufnahme<br />

kam Frau S. sehr gut zurecht.<br />

Drei Wochen vor dem erwarteten<br />

Geburtstermin sahen wir uns zum<br />

fünften und letzten Mal. Frau S.<br />

>>


22 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

Schmerzausschaltung in der Zahnarztpraxis 723<br />

wirkte angemessen gestimmt, erwartungsvoll-gelassen<br />

bzgl. der<br />

bevorstehenden Geburt und fühlte<br />

sich gut vorbereitet. Sechs Wochen<br />

später kam ein Brief von ihr,<br />

in dem sie von ihrer „traumhaften<br />

Geburt“ ihrer zweiten Tochter<br />

schrieb, sie habe sich die ganze<br />

Zeit über sicher, gelassen und gut<br />

aufgehoben gefühlt. Sie bedanke<br />

sich für die „super Vorbereitung“<br />

auf die Geburt, auch wenn sie<br />

nicht wisse, ob sie die Hypnose<br />

während der Geburt überhaupt<br />

genutzt habe!<br />

Das ist eigentlich ganz typisch und<br />

für uns schon ein gutes Zeichen<br />

dafür, wie hilfreich die Hypnose<br />

gewirkt haben muss, dass es sich<br />

so intuitiv und selbstverständlich<br />

anfühlen kann. Selbst bei einer<br />

so belasteten Ausgangslage ist<br />

die HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

– mit wenig zusätzlicher<br />

besonderer Einstimmung – innerhalb<br />

weniger Wochen in der Lage,<br />

einen natürlichen gut zu bewältigenden<br />

Geburtsverlauf zu befördern.<br />

Ob und wann für Frau S. gegebenenfalls<br />

weitere psychotherapeutische<br />

Unterstützung notwendig<br />

sein könnte, eine etwaige Restsymptomatik<br />

einer Posttraumatischen<br />

Belastungsstörung zu bewältigen,<br />

kann zu gegebener Zeit<br />

entschieden werden.<br />

Ein Aspekt, der in bisherigen Forschungsarbeiten<br />

kaum bis gar<br />

nicht untersucht wurde, nach unseren<br />

Eindrücken aufgrund von<br />

Gesprächen mit jungen Müttern,<br />

die ihre Kinder nach HypnoMentaler<br />

Geburtsvorbereitung zur Welt<br />

gebracht haben, aber von Interesse<br />

sein könnte, ist das Befinden<br />

und der emotional-psychische Zustand<br />

der Neugeborenen. Danach<br />

scheinen diese Babys besonders<br />

„robust“ zu sein, insgesamt zufriedener<br />

und weniger irritierbar.<br />

Die Mutter-Kind-Kommunikation<br />

scheint gut zu funktionieren, das<br />

Verstehen der kindlichen Bedürfnisse<br />

durch die Mutter besonders<br />

gut zu gelingen. Verwunderlich<br />

wäre es nicht, wenn sich solche<br />

Befunde auch wissenschaftlich<br />

bestätigen ließen. Denn es gibt<br />

bereits Hinweise darauf, dass jede<br />

Trance, die das Ungeborene intrauterin<br />

miterlebt, sich auch entspannend<br />

(im Sinne einer Herzratenreduktion)<br />

auf es auswirkt<br />

(Reinhard et al., 2009b). Auch die<br />

Förderung der Mutter-Kind-Bindung<br />

wird durch die vorgeburtliche<br />

Visualisierung des Kindes mit<br />

gezielten <strong>Suggestionen</strong> während<br />

der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />

angestrebt.<br />

Insofern bleibt es spannend, aufbauend<br />

auf die bisherigen Erfahrungen<br />

mit der HypnoMentalen<br />

Geburtsvorbereitung weitere Entwicklungen<br />

zu evaluieren und<br />

Wirksamkeitseffekte wissenschaftlich<br />

zu untersuchen. >


24 Schmerzausschaltung in der Zahnarztpraxis<br />

Schmerzausschaltung in der Zahnarztpraxis 725<br />

Der Autor<br />

Zahnarzt<br />

Sebastian Knop<br />

Zahnarzt Sebastian Knop<br />

Seit 2002 niedergelassen in eigener<br />

Praxis in Dortmund-Mitte,<br />

seit 2008 zertifizierter Therapeut<br />

der DGH.<br />

Hypnose-Tätigkeit vor allem zur<br />

Angstreduktion, bei der Kinderbehandlung<br />

und zur Raucherentwöhnung.<br />

Zahnärztliche Schwerpunkte:<br />

Kinderzahnmedizin,<br />

Prophylaxe und Zahnerhaltung.<br />

so gefühllos sind, dass es einem<br />

bei der Heimkehr schwerfällt, den<br />

Haustürschlüssel umzudrehen.<br />

Eiseskälte erzeugt also Gefühllosigkeit,<br />

ja sogar Taubheit. Diese<br />

Erkenntnis macht man sich bei der<br />

hypnotischen Anästhesie mittels<br />

Kältesuggestion zunutze.<br />

Hier ein Beispiel:<br />

Nach der Induktion und der Etablierung<br />

eines Ruheortes fährt der<br />

Behandler fort: „Und an diesem<br />

Ort werden Sie müde und beginnen<br />

zu schlafen. Und in Ihrem<br />

Traum machen Sie eine Wanderung<br />

durch Schnee und Eis, zum<br />

Beispiel in der Arktis.“ Der Behandler<br />

reißt den linken Arm des<br />

Patienten nach oben, nicht den<br />

angewinkelten Unterarm, sondern<br />

den ganzen Arm und lässt ihn kataleptisch<br />

werden. Dann fährt er<br />

im dramatischen Tonfall fort:<br />

„Und Ihr Arm wird ganz steif und<br />

fest, steif und fest wie eine Fahne<br />

im Wind, wie eine Fahne im eiskalten<br />

Wind.“ Der Behandler fächert<br />

mit einer Hand Luft in Richtung<br />

der erhobenen Hand. (Anmerkung:<br />

Dadurch, dass das Blut nun<br />

aus dem senkrecht stehenden Arm<br />

nach unten fließt und durch die zugefächerte<br />

Luft entsteht eine echte<br />

Abkühlung, die durch die <strong>Suggestionen</strong><br />

verstärkt wird.) „Und von<br />

dem Eiswind wird die Fahne ganz<br />

kalt, immer kälter und kälter, während<br />

Sie gegen den eisigen Sturm<br />

durch den Schnee stapfen und nur<br />

mühevoll vorankommen.“ Der Behandler<br />

tippt nun leicht mit seinen<br />

Fingern gegen die Fingerkuppen<br />

der zum kataleptischen Arm gehörenden<br />

Finger.<br />

„Und die Finger werden ganz kalt<br />

und dumpf, so kalt und so dumpf,<br />

dass sie nichts mehr spüren können,<br />

dass sie ganz taub werden.“<br />

Das Taubheitsempfinden wird<br />

durch <strong>Suggestionen</strong> weiter ausgebreitet<br />

und verstärkt, dann kann<br />

dieses Empfinden entweder durch<br />

Wandern durch den Körper an die<br />

zu behandelnde Stelle projiziert<br />

werden oder man lässt den Patienten<br />

die kataleptische Hand dorthin<br />

bewegen und die Taubheit auf die<br />

Stelle übertragen.<br />

„Und nun wird Ihr Mund ganz kalt,<br />

eiskalt, besonders hier.“ Nun tupft<br />

der Behandler mit seinen Fingern<br />

auf die Wange im Bereich der zu<br />

behandelnden Stelle.<br />

„Und in Ihrem Mund entsteht eine<br />

wunderschöne Eislandschaft, in<br />

der Ihre Zähne wie Eiszapfen herausragen.“<br />

In der Regel sind weitere<br />

<strong>Suggestionen</strong> nötig, um die Tiefe<br />

der Betäubung zu verstärken.<br />

Dann kann mit der Behandlung<br />

begonnen werden: „Und wenn Sie<br />

deutlich das Taubheitsempfinden<br />

wahrnehmen, dann öffnet sich<br />

langsam Ihr Mund als Zeichen dafür,<br />

dass wir anfangen können.“<br />

Aktiv-Anästhesie-Hypnose<br />

Das Prinzip der Aktiv-Anästhesie-Hypnose<br />

nach Freigang und<br />

Schütz beruht auf dem Umstand,<br />

dass das menschliche Gehirn in<br />

existenziell bedrohlichen Situationen<br />

seine gesamte Aufmerksamkeit<br />

auf das Überleben richtet und<br />

im Gegenzug das Schmerzempfinden<br />

ausschaltet. Als Beispiel für<br />

eine solche Situation wird gerne<br />

das Erlebnis einer Frau erzählt,<br />

die überfallen wurde und Hilfe<br />

brauchte, um in Sicherheit und<br />

ins Krankenhaus zu kommen. Sie<br />

schleppte sich also mit ihrer letzten<br />

Kraft an einen Straßenrand<br />

und versuchte, ein Auto anzuhalten.<br />

Als endlich ein Fahrer anhielt<br />

und sie mitnahm, sagte er mit Blick<br />

auf die Verletzungen: „Das muss ja<br />

höllisch wehtun.“<br />

Erst in diesem Moment, als die<br />

Frau darauf aufmerksam gemacht<br />

wurde und überdies wusste, dass<br />

sie in Sicherheit war, begann sie,<br />

die Schmerzen zu spüren. Bei der<br />

Aktiv-Anästhesie-Hypnose ist daher<br />

eine Anamnese äußerst wichtig.<br />

Was macht der Patient beruflich?<br />

Was ist für ihn besonders<br />

wichtig? Welche sportlichen Aktivitäten<br />

sind ihm vertraut? In dem<br />

Workshop, in dem ich diese Technik<br />

kennengelernt hatte, hatten<br />

wir als Probanden einen Fahrrad<br />

fahrenden Anästhesisten. Es wurde<br />

folgende Situation suggeriert:<br />

Der Anästhesist hatte einem Patienten<br />

ein Medikament nach Hause<br />

gebracht und war mit dem Fahrrad<br />

wieder weggefahren. Plötzlich<br />

wurde ihm bewusst, dass er das<br />

falsche Medikament abgegeben<br />

hatte. Wenn der Patient dies einnehmen<br />

würde, könnte dies tödlich<br />

enden. Dieser Fehler könnte<br />

dem Anästhesisten die Approbation<br />

kosten. Nun muss der Anästhesist<br />

also schnellstmöglich mit dem<br />

Fahrrad zurückrasen, um die fehlerhafte<br />

Einnahme zu verhindern.<br />

Die <strong>Suggestionen</strong> müssen entsprechend<br />

eindringlich sein und Spannung<br />

hervorrufen, etwa wie bei<br />

einer Sportreportage. Solange der<br />

Patient seine ganze Konzentration<br />

auf die körperliche Anstrengung<br />

verwendet, um seine Existenz zu<br />

retten, ist sein Schmerzempfinden<br />

herabgesetzt und der Behandler<br />

kann arbeiten.<br />

Bewertung<br />

Im normalen Praxisalltag gebe ich<br />

der Lokalanästhesie den Vorzug,<br />

Das Ziel wird schnell und sicher erreicht<br />

und auch der Patient fühlt<br />

sich dabei sicher. Bei Spritzenangst<br />

nutze ich die Hypnose eher, um<br />

diese Angst zu reduzieren. Dies<br />

ist kostengünstiger und nachhaltiger.<br />

Die hypnotische Anästhesie<br />

verwende ich bei Patienten, die<br />

das Anästhetikum nicht vertragen<br />

oder beispielsweise bei Schwangeren,<br />

um das Anästhetikum zu vermeiden.<br />

Dabei dauert die Anästhesie<br />

mittels Kältesuggestion zwar<br />

meist länger als die Aktiv-Anästhesie-Hypnose,<br />

letztere hat aber zum<br />

einen den Nachteil, dass man Patienten<br />

eine bedrohliche Lebenssituation<br />

zumutet und zum anderen<br />

ist es äußerst anstrengend, gleichzeitig<br />

eindringlich eine Gefahrensituation<br />

zu suggerieren und dabei<br />

auch noch zu behandeln.<br />

Bei den Erfindern der Technik<br />

macht der Psychologe die Hypnose<br />

und der Zahnarzt nur die Behandlung.<br />

Für eine solche Situation erscheint<br />

mir die Technik deutlich<br />

praktikabler.<br />

Anmerkung: Diese Formulierung<br />

ist übrigens auch die Namensgeberin<br />

meines diesjährigen Workshops:<br />

„Damit der Schmerz angenehmer<br />

ist - Konfusionstechniken<br />

in der Patientenkommunikation<br />

und zur Tranceinduktion”.


26 Schmerz, lass nach<br />

Schmerz, lass nach 727<br />

Schmerz, lass nach<br />

und komm nie wieder<br />

D<br />

ie Unterscheidung zwischen<br />

Schmerz und Leiden<br />

kann als Kernunterscheidung<br />

achtsamkeitsbasierter Methoden<br />

und Techniken in der psychotherapeutischen<br />

Schmerzbehandlung<br />

angesehen werden.<br />

Im folgenden Beitrag werden<br />

der schmerztherapeutische Ansatz<br />

der Akzeptanz- und Commitment-Therapie<br />

(ACT, als ganzes<br />

Wort gesprochen), als Beispiel<br />

für ein einzeltherapeutisches<br />

Vorgehen, und das in Großbritannien<br />

entwickelte Gruppenverfahren<br />

zur Behandlung von<br />

Schmerzen „Breathworks“ vorgestellt.<br />

Abbildung 1: ACT-Hexaflex (nach Wengenroth, 2012)<br />

Autor: Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

Im Anschluss an die Darlegung der<br />

beiden Modelle erfolgt ein kurzer<br />

Schwenk auf die Anwendung<br />

von Hypnose in der kognitiv-verhaltenstherapeutisch<br />

orientierten<br />

Schmerzbehandlung. Das Augenmerk<br />

am Ende des Beitrages gilt<br />

der Prüfung von Ergänzungsmöglichkeiten<br />

der vorgestellten Ansätze<br />

durch die Anwendung spezieller<br />

Methoden und Techniken der Hypnotherapie<br />

in der Schmerzbehandlung.<br />

Bei ACT handelt es sich ein<br />

achtsamkeitsbasiertes Verfahren<br />

der „dritten Welle der Verhaltenstherapie“.<br />

ACT-Störungsmodell<br />

in der Schmerzbehandlung<br />

Grundlage des Störungsmodells<br />

in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie<br />

(J. Dahl et al.,<br />

2006) ist die Unterscheidung zwischen<br />

Schmerz und Leiden bzw.<br />

„sauberem“ Schmerz und „schmutzigem“<br />

Schmerz. Schmerz ist aus<br />

dieser Perspektive eine Botschaft<br />

des Körpers zum Gehirn darüber,<br />

dass „etwas falsch läuft“ und der<br />

Aufmerksamkeit bedarf. Die Erfahrung<br />

von Schmerz, „sauberem<br />

Schmerz“, ist aus dieser Sicht „normal“<br />

und notwendig für das Überleben.<br />

„Schmutziger Schmerz“ besteht<br />

in dieser Betrachtungsweise<br />

dagegen aus den Versuchen, „das<br />

zu kontrollieren, was nicht kontrolliert<br />

werden kann, und das zu reparieren,<br />

was nicht repariert werden<br />

kann“. Mit dem Versuch, Dinge zu<br />

tun, um Leiden zu vermeiden, beginnt<br />

im ACT-Schmerzmodell die<br />

Chronifizierung des Schmerzes.<br />

Hier ist dem Modell gemäß der<br />

Ort, wo der Schmerz selbst endet,<br />

und das Leiden beginnt, indem Gefühle<br />

von Traurigkeit, Unsicherheit<br />

und Wertlosigkeit ausgelöst und<br />

zudem nicht akzeptiert werden.<br />

Erfolgt eine Verstärkung, weil dazu<br />

herangezogene Vermeidungsstrategien<br />

kurzzeitig wirken, verstärkt<br />

sich die Neigung zur Erfahrungsvermeidung.<br />

„Schmutziger Schmerz“ kommt in<br />

dieser Sicht in drei verschiedenen<br />

Formen daher:<br />

• mentalen Skripten, d. h. automatisierten<br />

Denkschemata<br />

und kognitiven Grundannahmen<br />

im Zusammenhang mit<br />

dem Schmerzerleben,<br />

• Erfahrungsvermeidung im Sinne<br />

von Situations-, Verhaltens-<br />

und Erlebensvermeidung,<br />

• „Werteverkümmerung“, sprich<br />

dem Verzicht auf ein durch<br />

eigene Werte bestimmtes Leben.<br />

ACT-Therapierational<br />

in der Schmerzbehandlung<br />

• In Konsequenz dieses Störungsmodells<br />

besteht das<br />

ACT-Behandlungsmodell u. a.<br />

in der Führung von Protokollbögen<br />

seitens des Patienten/<br />

der Patientin:<br />

• zur Bestimmung des Unterschieds<br />

zwischen sauberem<br />

und schmutzigem Schmerz,<br />

• zur Auflistung von Entscheidungen,<br />

die auf Schmerzerleben<br />

basieren,<br />

• zur Feststellung von mentalen<br />

Skripten, spezifischem Vermeidungsverhalten<br />

und „Werteverkümmerung“,<br />

die aus diesen<br />

Entscheidungen folgen,<br />

• zur Erfassung von Regeln im<br />

Umgang mit dem Schmerz und<br />

daraus folgenden kognitiven<br />

Grundannahmen,<br />

• zur Erfassung alltäglicher Gedanken<br />

in der Folge akuten<br />

Schmerzerlebens und deren<br />

Folgen auf der Verhaltensebene,<br />

• zur Bestimmung von Stress besetzten<br />

schwierigen Situationen,<br />

• zur Darlegung des sich wiederholenden<br />

Kampfes zwischen<br />

den Bestrebungen, ein selbstbestimmtes<br />

Leben zu leben<br />

und sich vor dem Schmerz zu<br />

schützen.<br />

In Ergänzung folgt das Modell mit<br />

dem Ziel, dem Patienten/der Patientin<br />

trotz der Schmerzsymptomatik<br />

ein wertebestimmtes Leben<br />

zu ermöglichen, dem üblichen<br />

Vorgehen in der Akzeptanz- und<br />

Commitment-Therapie entlang<br />

der sechs Therapiebereiche Akzeptanz,<br />

Defusion, Gegenwärtigkeit,<br />

Selbst als Kontext, Werte, Commitment<br />

(s. Abbildung 1, Abbildung<br />

2). Methodisch zur Anwendung<br />

kommen im Rahmen dieser Therapiethemen<br />

und -ziele neben<br />

Achtsamkeitsübungen Metaphern,<br />

therapeutische Paradoxien und erlebnisorientierte<br />

Übungen.<br />

Akzeptanz im Sinne der Fähigkeit,<br />

sich den eigenen Gefühlen, Gedanken,<br />

Impulsen und körperlichen<br />

Reaktionen zu öffnen und diese so<br />

anzunehmen, wie sie sind;<br />

Defusion, d. h. Distanz zu den<br />

eigenen Gedanken, so dass diese<br />

nicht mehr wortwörtlich genommen<br />

werden und unmittelbar zu<br />

Handlungen führen;<br />

Gegenwärtigkeit im Sinne der Fähigkeit,<br />

von Augenblick zu Augenblick<br />

präsent zu sein;<br />

die Fähigkeit, sich selbst als Kontext<br />

des eigenen Erlebens zu sehen,<br />

statt sich mit einem gedanklich<br />

konstruierten Bild von sich<br />

selbst, dem konzeptualisierten<br />

Selbst zu identifizieren;<br />

Werte im Sinne der Summe der<br />

Vorstellungen eines Menschen<br />

von einem gut gelebten Leben und<br />

Commitment, im Sinne der inneren<br />

Festlegung auf die Umsetzung<br />

gewählter Werte, aus denen bestimmte<br />

Ziele und Handlungen<br />

folgen.<br />

Abb. 2: ACT-Therapiethemen und -ziele (nach<br />

Wengenroth, 2012)<br />

Breathworks-Störungsmodell<br />

Ähnlich dem ACT-Modell nutzt das<br />

Breathworks-Gruppenkonzept (V.<br />

Burch/D. Penman, 2015) die Unterscheidung<br />

zwischen Schmerz<br />

und Leiden, um ein Störungsmodell<br />

zu entwickeln, aus dem ein Behandlungskonzept<br />

folgt: „Primärer<br />

Schmerz“ rührt in diesem Modell<br />

überwiegend von einer Krankheit,<br />

Verletzung oder Schädigung des<br />

Körpers oder des Nervensystems<br />

her und wird als eine Art unverarbeitete<br />

Information vom Körper<br />

zum Gehirn angesehen. „Sekundärer<br />

Schmerz“ folgt diesem und<br />

stellt die stärkere und quälende Reaktion<br />

da. Er wird als Reaktion des<br />

Geistes auf den primären Schmerz<br />

aufgefasst. Als Kontrollinstanz<br />

wirkt demnach „der Geist“. Er übernimmt<br />

in dieser Betrachtungsweise<br />

die Funktion der Verarbeitung<br />

der Information, die der Schmerz<br />

enthält und hat die Fähigkeit, die<br />

Schmerzempfindung und den<br />

Grad ihrer unangenehmen Auswirkungen<br />

zu kontrollieren. Kann<br />

„der Geist“ auf einen reichhaltigen<br />

Vorrat an schmerzhaften Erinnerungen<br />

zurückgreifen, jedoch<br />

nur auf wenige Lösungen, so entwickeln<br />

sich über den physischen<br />

Schmerz hinaus Ängste, Stress<br />

und Sorgen um die Zukunft. Diese<br />

inneren Reaktionen wirken wiederum<br />

auf den Körper zurück und<br />

verstärken Spannung, Stress und<br />

das Schmerzerleben. In einer weiteren<br />

Konsequenz können neuronale<br />

Pfade im Gehirn gebahnt werden,<br />

die für Leiden prädestinieren:<br />

In dem vergeblichen Bemühen,<br />

das Schlimmste zu vermeiden,<br />

stimmt sich das Gehirn darauf ein,<br />

Schmerz schneller und mit größerer<br />

Intensität wahrzunehmen.<br />

Die Grundunterscheidung zwischen<br />

zwei Schmerztypen wiederholt<br />

sich in der Leidenskonzeption<br />

des Modells: Beim „primären Leiden“<br />

handelt es sich um die Rohdaten,<br />

die zum Gehirn gesendet werden,<br />

etwa von einer Verletzung,<br />

einer anhaltenden Erkrankung<br />

oder Veränderung des Nervensystems.<br />

Das „sekundäre Leiden“ umfasst<br />

die Gedanken, Gefühle, Emotionen<br />

und Erinnerungen, die mit<br />

dem Schmerz verbunden sind. Das<br />

Erleben von Angst, Stress, Sorgen,<br />

Depression und Gefühlen der Hoffnungslosigkeit<br />

und Erschöpfung<br />

ist dem Modell gemäß Folge des<br />

„Widerstands gegen den Schmerz“<br />

>>


28 Schmerz, lass nach<br />

Schmerz, lass nach 729<br />

Breathworks-Therapierational<br />

Gelingt dem Schmerzpatienten/<br />

der Schmerzpatientin die Unterscheidung<br />

zwischen primären und<br />

sekundären Leiden, so ist gemäß<br />

dem Breathworks-Therapierational<br />

eine Verringerung oder Eliminierung<br />

des Schmerzerlebens<br />

möglich. Zu entwickelnde Schlüsselkompetenzen<br />

in diesem Prozess<br />

sind:<br />

• die achtsame Vergegenwärtigung<br />

der einzelnen Elemente<br />

des Schmerzes,<br />

• die achtsame Akzeptanz der<br />

Botschaften des Schmerzes<br />

und der damit verbundenen<br />

Gedanken, Gefühle, Erinnerungen<br />

und Beurteilungen,<br />

• die Entwicklung von Selbstmitgefühl<br />

und Mitgefühl gegenüber<br />

anderen Menschen.<br />

Praktisch beinhaltet das achtwöchige<br />

Gruppenprogramm zum<br />

einen das gestaffelte Erlernen und<br />

tägliche Praktizieren von Meditationsübungen,<br />

zum anderen die<br />

Überprüfung und Veränderung<br />

schädlicher Gewohnheiten im<br />

Denken und Verhalten im Zusammenhang<br />

mit den Schmerzerleben.<br />

Ab der dritten Kurswoche erfolgt<br />

zudem eine Unterweisung in achtsame<br />

Bewegungsübungen, die an<br />

Yoga und Pilates angelehnt sind.<br />

Die Betonung liegt bei diesen<br />

Übungen auf der Qualität der Bewusstheit<br />

der Bewegungen.<br />

„Verhaltenstherapeutische<br />

Hypnose“ in der kognitiven<br />

Verhaltenstherapie (KVT)<br />

Als beispielhaft für ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches<br />

Vorgehen,<br />

das zur Erlangung eines<br />

heilsamen veränderten Bewusstseinszustandes<br />

Hypnose statt<br />

Achtsamkeitsmeditation nutzt,<br />

kann das Programm „verhaltenstherapeutische<br />

Hypnose bei chronischem<br />

Schmerz“ (S. Jacobs, I.<br />

Bosse-Düker, 2005) betrachtet<br />

werden. Neben der Durchführung<br />

der Hypnose und dem Erlernen<br />

der Selbsthypnose (Autohypnose)<br />

zur Schmerzreduktion beinhaltet<br />

das Kurzprogramm über elf Sitzungen,<br />

das sowohl in Einzel- als auch<br />

Gruppentherapie erfolgen kann:<br />

• das „Ermitteln von dysfunktionalen<br />

Verhaltensweisen und<br />

Gedanken bei der Bewältigung<br />

der Schmerzsymptomatik“,<br />

• das „Erarbeiten von funktionalen<br />

Verhaltensweisen und<br />

Gedanken zur angemessenen<br />

Verarbeitung der Schmerzsymptomatik“,<br />

• das „Ermitteln von körperlichen<br />

und physischen Belastungsfaktoren,<br />

die sich ungünstig auf<br />

die Schmerzsymptomatik auswirken<br />

sowie das Erarbeiten eines<br />

angemessenen Umgangs<br />

damit“.<br />

Kann das Vorgehen in den achtsamkeitsbasierten<br />

Behandlungsprogrammen<br />

insgesamt als assoziativ,<br />

den Schmerz zunächst<br />

annehmend und akzeptierend, angesehen<br />

werden, so zielt die „verhaltenstherapeutische<br />

Hypnose“<br />

ausdrücklich auf Dissoziation ab:<br />

Nach der Induktion eines Trancezustandes<br />

durch Augenfixation und<br />

Entspannungssuggestion erfolgt<br />

eine Anleitung zur Ganzkörperdissoziation<br />

und eine Teildissoziation<br />

der/des schmerzenden Körperteile/s.<br />

Als weiterer Unterschied in<br />

den jeweiligen Vorgehensweisen<br />

kann die ausdrücklich symptomzentrierte<br />

Anwendung der Hypnose<br />

angesehen werden, die einen<br />

Gegensatz zum Einsatz der Achtsamkeitsmeditation<br />

im Alltag unabhängig<br />

vom akuten Schmerz<br />

darstellt.<br />

Zu prüfen wäre, inwiefern die beiden<br />

Vorgehensweisen trotz dieser<br />

Unterschiedlichkeiten kompatibel<br />

sind und beispielsweise das Erlernen<br />

der beschriebenen (Auto-)<br />

Hypnose eine wirksame Ergänzung<br />

des ACT- bzw. Breathworks-Vorgehens<br />

sein könnten. Umgekehrt<br />

wäre eine Einübung von Achtsamkeit<br />

bzw. das Erlernen der Meditationen<br />

aus dem Breathworks-Programm<br />

eine mögliche Ergänzung<br />

des kognitiv-verhaltenstherapeutisch<br />

orientierten Programms.<br />

Synopse:<br />

Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie<br />

und die Anwendung von<br />

Hypnotherapie in der Schmerzbehandlung.<br />

Eine umfangreichere<br />

Möglichkeit der Kompatibilitäts-Prüfung<br />

zeigt Milzner (Milzner,<br />

1999) im Ursprung bezogen auf<br />

die Anwendung verschiedener<br />

hypnotherapeutischer Methoden<br />

und Techniken in der Schmerzbehandlung<br />

auf. Dazu kann nach<br />

Milzner das von Hautzinger und<br />

Wahl 1989 vorgestellte BAMM-<br />

PI-Modell herangezogen werden,<br />

um Ergänzungs- bzw. Ausschlussmöglichkeiten<br />

unterschiedlicher<br />

Vorgehensweisen zu prüfen.<br />

Dieses Modell umfasst:<br />

• die biologisch-physiologische<br />

Ebene (B),<br />

• die affektive-emotionale<br />

Ebene (A),<br />

• die motivationale Ebene (M),<br />

• die motorisch-verhaltensbezogene<br />

Ebene (M),<br />

• die perzeptiv-evaluativ<br />

kognitive Ebene (P),<br />

• die interpersonell-soziale<br />

Ebene (I).<br />

Die Auflistung kann als Messlatte<br />

dienen, einerseits die Wirkebenen<br />

der beschriebenen achtsamkeitsbasierten<br />

Verfahren und andererseits<br />

die der von Milzner als<br />

„eigenständige“ hypnotherapeutische<br />

Techniken bei Schmerz (s.<br />

Abbildung 4) auf Kompatibilität,<br />

Ausschluss und Wirksamkeit zu<br />

prüfen.<br />

a. Fortsuggerieren des<br />

Schmerzes,<br />

Woche / Mediation Ziele Wirkung Hausaufgaben<br />

1 – Körper-Scan<br />

2 – Im Rythmus-des-<br />

Atems-Mediation<br />

3 – Achtsame<br />

Bewegungs-<br />

Mediation<br />

4 – Mediation des<br />

mitfühlenden<br />

Akzeptierens<br />

5 – Schatz-der-<br />

Freude-Mediation<br />

6 – Mediation des<br />

weiten Herzens<br />

7 – Verbundenheits-Mediation:<br />

3-<br />

Minuten-Atempause<br />

8 – Nach Wahl<br />

Abb. 3: Breathworks-8 Wochen-Gruppenprogramm<br />

b. Wiederherstellung einer früheren<br />

Empfindung bzw. früherer<br />

Schmerzlosigkeit,<br />

c. Anästhesie,<br />

d. Analgesie,<br />

e. Verschiebung des Schmerzes in<br />

andere Körperregion,<br />

f. Erzeugen körperlicher Desorientierung,<br />

g. Symptomsubstitution,<br />

h. Amnesie,<br />

i. Förderung von Dissoziation,<br />

j. Entkoppeln von Schmerz und<br />

Leiden,<br />

k. Veränderung des Zeitgefühls,<br />

l. Erzählen von Anekdoten in Ver<br />

bindung mit Heilsuggestionen,<br />

m. „Reframing“,<br />

Der Autor<br />

Dipl.- Psych.<br />

Ronald Milewski<br />

zwischen primären und sekundären<br />

Leiden unterscheiden lernen<br />

sich Gedanken. Gefühlen und<br />

Emotionen stärker bewusst werden<br />

und davon ablassen, sich gegen sie<br />

zu wehren<br />

die Untätigkeit überwinden, Zuversicht<br />

und Mut aufbauen; dem<br />

Körper Achtsamkeit, Freundlichkeit<br />

und Verständnis entgegenbringen<br />

lernen, unveränderliche Dinge<br />

zu akzeptieren und veränderliche<br />

Dinge zu beeinflussen; lernen,<br />

schwierige Gedanken, Gefühle und<br />

Emotionen zu akzeptieren<br />

angenehme Erfahrungen zu Tage<br />

fördern<br />

lernen, sich selbst gegenüber mehr<br />

Mitgefühl zu haben<br />

lernen, das Mitgefühl gegenüber<br />

sich selbst auf andere Menschen zu<br />

übertragen<br />

ein persönliches Achtsamkeits-<br />

Programm zu entwerfen<br />

Dipl.- Psych. Ronald Milewski<br />

Stressabbau<br />

Auflösung von Angst, Stress<br />

und Depression; Stimulation<br />

des Parasympathikus<br />

Schmerzreduktion<br />

Schmerzreduktion<br />

Das Leben (wieder)<br />

lieben lernen<br />

Harmonieerleben; Gefühl<br />

des Friedens und der Ruhe<br />

Auflösung des Gefühls<br />

der Isolation<br />

regelmäßiges Üben<br />

n. Ressourcenaktivierung,<br />

o. Ich-Stärkung,<br />

p. Symbolisierung,<br />

q. Kopplun verschiedener hypnotherapeutischer<br />

Verfahren.<br />

Abb. 4: „Eigenständige hypnotherapeutische<br />

Techniken“ bei Schmerz (nach Milzner, 1999)<br />

Psychologischer Psychotherapeut (VT), Zulassung zur Einzel- und Gruppentherapie,<br />

langjähriger (Ausbildungs-) Supervisor, Dozent und Selbsterfahrungsanleiter der<br />

Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie, seit 1990 in eigener Praxis tätig<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildungen in Verhaltens- und Familientherapie, NLP und<br />

Hypnotherapie, Systemischer Supervision und Institutionsberatung, Breathworks,<br />

Akzeptanz- und Commitment Therapie, Trainer für Gruppendynamik, Konfliktberater<br />

nach der Transcend-Methode, Moderator eines achtsamkeitsbasierten Qualitätszirkels,<br />

Mitgründer von InACT, Institut für Akzeptanz- und Commitment-Therapie B,<br />

s. www.inact-bochum.de<br />

Dabei bleibt zu beachten, dass<br />

es sich bei der Anwendung von<br />

Hypnose und der Durchführung<br />

von Hypnotherapie trotz des gemeinsamen<br />

Mediums der Trance<br />

um unterschiedliche Vorgehensweisen<br />

handelt: Während Hypnose<br />

primär eine Technik ist, deren<br />

Anwendung in verschiedenen<br />

Kontexten isoliert oder integriert<br />

möglich ist, bezeichnet Hypnotherapie<br />

eigenständige psychotherapeutische<br />

Arbeitsweisen, die<br />

unterschiedlichen, wenngleich<br />

ähnlichen Menschenbildern verpflichtet<br />

sind. Letztere unterscheiden<br />

sich häufig in nicht unerheblichem<br />

Maße vom Menschenbild<br />

achtsamkeitsbasierter Verfahren,<br />

was die Ergänzungsmöglichkeiten<br />

im Grundsatz in Frage stellt.<br />

Literatur:<br />

täglich meditieren; täglich in die<br />

Natur gehen<br />

täglich meditieren; einme Weile in<br />

den Himmel schauen<br />

täglich meditieren; ein Tagebuch der<br />

täglichen Aktivitäten beginnen; dem<br />

Wasser beim Kochen zuschauen<br />

täglich meditieren; die Zeitdauer von<br />

Aktivitäten (Grundvorgaben) und<br />

Ruhepausen festlegen; seinen<br />

Frieden mit der Schwerkraft machen<br />

täglich meditieren; Grundvorgaben<br />

zehn angenehme Dinge aufschreiben<br />

täglich meditieren; Grundvorgaben<br />

umsetzen; innehalten, um zu<br />

schauen und zu lauschen<br />

täglich meditieren; Grundvorgaben<br />

und spontane Gesten der Freundlichkeit<br />

umsetzen<br />

täglich meditieren; sich selbst einen<br />

Brief schreiben<br />

Burch, V. &Penman, D. (2015): Schmerzfrei durch<br />

Achtsamkeit, Die effektive Methode zur Befreiung von<br />

Krankheit und Stress, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt<br />

Taschenbuch Verlag,<br />

Dahl, J. & Lundgren, T. (2006): Living beyond your<br />

pain: using acceptance and commitment therapy to<br />

ease chronic pain, Oakland: New Harbinger Publications,<br />

Jacobs, S. & Bosse-Düker, I. (2005): Verhaltenstherapeutische<br />

Hypnose bei chronischem Schmerz, Göttingen:<br />

Hogrefe Verlag,<br />

Milzner, G. (1999): Schmerz und Trance, Die Hypnotherapie<br />

von Schmerzsyndromen, Band I: Theorie und<br />

Transfer, 1. Auflage, Heidelberg, Carl-Auer-Systeme,<br />

Wengenroth, M. (2012): Therapie-Tools Akzeptanzund<br />

Commitmenttherapie (ACT), 1. Auflage, Weinheim<br />

Basel: Beltz Verlag


30 Hypnose im Schmerzfall<br />

Trigeminus-Neuralgie 731<br />

Hypnose im Schmerzfall<br />

Rapport, sichere Führung,<br />

Suggestibilität, therapeutische<br />

Dissoziation vom Schmerz<br />

V<br />

oraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Anwendung von<br />

Hypnose bei Schmerzattacken<br />

ist guter Rapport und die Sicherheit,<br />

von einem kompetenten<br />

Therapeuten, der durchgehend<br />

Ruhe ausstrahlt, begleitet zu<br />

werden. Die situativ gegebene<br />

hohe Suggestibilität erleichtert<br />

die hypnotherapeutische Intervention.<br />

Der Patient kann sich<br />

nach einer kurzen Phase der<br />

inneren Umorientierung, von<br />

therapeutischen <strong>Suggestionen</strong><br />

geleitet, langsam vom Schmerz<br />

weg auf etwas anderes konzentrieren<br />

und beginnen, sich zu entspannen.<br />

Neun Interventionsschritte<br />

1. Rapport<br />

Verständnis für das momentane<br />

Befinden ausdrücken, Hoffnung<br />

auf Verbesserung wecken und einfühlsam<br />

Rapport herstellen.<br />

2. Aufmerksamkeitsfokussierung<br />

auf den Atem<br />

Auffordern, die Augen zu schließen<br />

und sich auf die Atmung zu<br />

konzentrieren.<br />

3. Aktives Wahrnehmen bei<br />

gleichzeitigem Akzeptieren<br />

des Schmerzes;<br />

Ermutigen, den Schmerz wahrzunehmen,<br />

ohne ihn zu beurteilen /<br />

interpretieren. Anschließend auffordern,<br />

den Schmerz wahrzunehmen<br />

und ihn zu akzeptieren, ohne<br />

reagieren oder ihn beeinflussen<br />

oder verändern zu wollen.<br />

4. Zeit gewähren und unterstützende<br />

<strong>Suggestionen</strong><br />

geben<br />

Eine längere Weile den Patienten<br />

einfach still begleiten und nur ab<br />

und an kleine bestärkende Rückmeldungen<br />

geben wie „Sehr gut<br />

so!“, „Das machen Sie sehr schön!“,<br />

und einfache <strong>Suggestionen</strong> aussprechen,<br />

ruhig und entspannt zu<br />

atmen.<br />

5. Therapeutische Dissoziation<br />

Suggerieren, dass der Abstand zu<br />

den unangenehmen Gefühlen auf<br />

überraschende Art und Weise von<br />

alleine immer größer wird.<br />

6. Anderer Blickwinkel auf den<br />

Schmerz<br />

Weiterhin zu beobachten, aber aus<br />

anderer Perspektive und weiter<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Aus: Hypnose und Hypnotherapie. Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre. Online-Portal.<br />

Hrsg. v. Agnes Kaiser Rekkas. © Carl-Auer Verlag, 2018.<br />

Ferne, z.B. wie durch ein Fernglas<br />

oder durch das Glas einer Vitrine<br />

im Museum.<br />

7. Überprüfen der Wirkung der<br />

Hypnose<br />

Nach einiger Zeit bitten, die Augen<br />

wieder zu öffnen. Das Befinden<br />

abfragen.<br />

8. <strong>Suggestionen</strong> für Wohlbehagen.<br />

Vertiefung der Hypnosewirkung<br />

Augen wieder schließen und wiederum<br />

auf die Atmung fokussieren<br />

lassen. Auffordern, sich vorzustellen,<br />

schwerelos auf dem Wasser<br />

(z.B. in einem Thermalbad) zu<br />

liegen und vom Wasser alle Sorgen<br />

und unangenehme Gefühle<br />

einfach hinwegspülen und diese<br />

durch Wohlbefinden ersetzen lassen.<br />

Intensivierung der Hypnoseintervention<br />

In assoziativer Weise von den vielen<br />

schönen Gefühlen reden, die<br />

man beim Schweben oder beim<br />

Liegen auf dem Wasser empfinden<br />

kann (verwöhnt, leicht, heiter<br />

und frei). >


32 Trigeminus-Neuralgie Kinderhypnose 733<br />

mehreren gravierenden Belastungen<br />

in Familie und Beruf habe er<br />

nochmals Schmerzen bekommen.<br />

Daraufhin habe er sich bewusst<br />

die Stress-Waage vergegenwärtigt<br />

und neben der Selbsthypnose vermehrt<br />

auf wohltuenden Ausgleich<br />

geachtet. Jetzt gehe es ihm wieder<br />

besser. Darauf aufbauend fand ein<br />

Reframing der Schmerzen statt:<br />

Herr M. konnte die Schmerzen<br />

verstehen als Warnsignal, das auf<br />

eine Überlastung hinweist und ihn<br />

daran erinnert, wieder gut auf sich<br />

zu achten.<br />

Zum Abschluss dieser Stunde<br />

wurde Herrn M. die Trance „Die<br />

Schmerzgestalt“ (nach Peter 2010)<br />

angeboten: Während er zu Anfang<br />

seinen Schmerz hellrot, heiß, glatt<br />

und spitz, sowie auf der Wange<br />

eng umgrenzt beschrieb, konnte<br />

er ihn in der Trance mit Hilfe seines<br />

Unbewussten „verdünnen“ und als<br />

nicht mehr so quälend wahrnehmen.<br />

Er konnte in Trance auch<br />

Vorboten des Einschießens identifizieren,<br />

auf die er dann mit einem<br />

Streichen über die Wange reagieren<br />

wollte, um eine Schmerzlinderung<br />

wie oben beschrieben zu<br />

initiieren. Dies wurde mit posthypnotischen<br />

<strong>Suggestionen</strong> verankert.<br />

Herr M. meldete sich nach<br />

einigen Wochen wieder mit der<br />

schönen Nachricht, er sei nach wie<br />

vor schmerzfrei geblieben. Dieser<br />

Zustand hielt auch noch ein gutes<br />

Jahr nach unseren Stunden an: Zu<br />

diesem Zeitpunkt bat er um Unterstützung<br />

für seine Tochter, die<br />

unter Prüfungsangst leide. Die Behandlung<br />

mit Hypnose bezeichnete<br />

er als „mein Glücksfall“:<br />

Fazit:<br />

Die Therapie von Herrn M. ist besonders<br />

erfreulich verlaufen, was<br />

mit Sicherheit an dem hohen Engagement<br />

und der Eigeninitiative<br />

des Patienten lag. So profitierte<br />

er aufgrund seiner sehr differenzierten<br />

Reflexionsfähigkeit gut<br />

von den Wechselwirkungen von<br />

Hypnose und verhaltenstherapeutischen<br />

Strategien. Insofern<br />

war dieser Fall auch für mich „ein<br />

Glücksfall“ ;-).<br />

Tranceprotokoll<br />

„Mein individuelles Heilmittel“<br />

Induktion/ Vertiefung<br />

„Sicherer Ort“<br />

Pacing:<br />

erinnern an die Selbstregulation<br />

des Körpers, Beispiele (Atmung,<br />

Herzschlag, Verdauung...)<br />

„...wir können den Körper in seiner<br />

Selbstregulation unterstützen<br />

durch Ruhe, Entspannung, Trance...<br />

der Körper nimmt jede Gelegenheit<br />

dazu dankbar an, wie Sie<br />

das in den letzten Wochen schon<br />

erfahren haben (Beispiele)...“<br />

Leading:<br />

Körper reagiert auch auf Impulse<br />

durch innere Bilder „...und so können<br />

Sie jetzt sich an Ihrem sicheren<br />

Ort überraschen lassen, welches<br />

ganz eigene Heilmittel Ihnen<br />

da einfallen mag“<br />

mehrere Optionen zur Darreichungsform<br />

(Baden in Heilwasser,<br />

lindernde Lotion, heilendes Licht,<br />

innere Anwendung als Tee/Tropfen/Tablette...“was<br />

auch immer...“)<br />

den Wirkungen dieses Heilmittels<br />

im Körper nachspüren (VAKOG)<br />

mit jedem Einatmen intensivieren<br />

lassen (VAKOG), dabei neugierig<br />

sein, wie sich die einzelnen Modalitäten<br />

verändern<br />

posthypnotische Suggestion:<br />

„...und jedes Mal, wenn Sie Ihre<br />

Brille absetzen (= Anker, den der<br />

Klient vorher so definiert hatte),<br />

können Sie die wohltuende Wirkung<br />

Ihres ganz eigenen Heilmittels<br />

spüren...und je häufiger Sie<br />

dies tun, desto stärker wird die<br />

Wirkung sein und desto länger<br />

wird sie anhalten...so lange, wie<br />

es für Sie gut und hilfreich ist.“<br />

Literatur:<br />

ReOrientierung<br />

Jensen M.P. (2011): Hypnose bei chronischem<br />

Schmerz – ein Behandlungsmanual. Heidelberg (Carl<br />

Auer), 2.Auflage 2015<br />

Lohaus A. u. J. Klein-Heßling (1999): Kinder im Stress<br />

und was Erwachsene dagegen tun können. München<br />

(Beck)<br />

Peter B. (2010): Konstruktion von Symptomgestalt<br />

und Symptomträger. Zwei hypnotherapeutische Strategien<br />

bei chronischen Schmerzpatienten.<br />

Hypnose-ZHH, 5 (1+2), 163-178 >


34 Kinderhypnose Interview mit Dr. John Lentz 735<br />

len werden kleinere, bunte, nettere,<br />

manchmal auch traurige Teile.<br />

Jacquline, 12 Jahre, die massive<br />

Schulprobleme hatte, sah den<br />

Problemteil als große, schwarze<br />

Gestalt. Zunächst hatte sie Angst<br />

vor ihr. Im Verlauf der Trancearbeit<br />

sah sie, dass die Gestalt kleiner<br />

wurde und einen Ball hervorholte.<br />

Die Gestalt, nun in bunten Farben,<br />

wollte mit ihr spielen. Zusätzlich<br />

zu einem Schulwechsel in eine für<br />

sie richtige Schulform, begann sie<br />

spielerische Hobbys wie Zirkusturnen<br />

und Gardetanzen. Ihr Selbstbewusstsein<br />

stieg und ihre Schulleistungen<br />

wurden schnell besser.<br />

Sofie, ein 10-jähriges Mädchen,<br />

hatte einen ausgeprägten Ordnungs-<br />

und Zählzwang. Alles im<br />

Zimmer musste millimetergenau<br />

so ausgerichtet sein, wie es „richtig“<br />

war. Sie sah ihren Zwang zunächst<br />

als Riesen, der gefährlich<br />

schaute und sehr wütend schien.<br />

Später konnte sie ihn als kleinen<br />

weinenden Zwerg erkennen. Seine<br />

Aufgabe war es, sie zu verunsichern,<br />

da sie in die weiterführende<br />

Schule kam und Angst hatte, groß<br />

zu werden. Großwerden bedeutete<br />

für sie, die Mutter alleine zu lassen,<br />

deren jüngstes Kind sie war.<br />

Die Mutter, die bei der Trance anwesend<br />

war, konnte ihr versichern,<br />

dass sie eigene Pläne hatte und ihr<br />

Leben neu gestalten wollte.<br />

Eine neue bessere Lösung wird<br />

gefunden: Der Phantasieteil<br />

zeigt sich<br />

Nun wird der Teil eingeladen, sich<br />

zu zeigen, der für Ideen zuständig<br />

ist: der Phantasieteil. Dieser Teil<br />

wird auch als Bild, als Farbe, als<br />

Person, als Figur aus einem Videospiel,<br />

Buch, Film oder Serie gefunden.<br />

Dieser Teil soll sich Gedanken<br />

darüber machen, wie die positive<br />

Absicht des Symptomteils auf eine<br />

für das Kind bessere Weise erreicht<br />

werden kann. Geht es um<br />

eine Überforderung des Systems,<br />

muss der Therapeut seine Ressourcen<br />

einbringen. So ist es wichtig<br />

zu wissen, in welchem Alter Kinder<br />

etwas können und was sie<br />

brauchen. Hier ist es oft entscheidend,<br />

dass nicht nur das Kind etwas<br />

verändert, sondern das ganze<br />

System, in dem das Kind lebt. Oft<br />

müssen neue Ressourcen in der<br />

Umwelt aktiviert werden, wie z.B.<br />

ein Hortplatz gesucht oder Hilfen<br />

des Jugendamtes in Anspruch genommen<br />

werden. Häufig kann das<br />

Kind selber die notwendigen Ressourcen<br />

benennen. So gibt es vielleicht<br />

eine Tante, Eltern von Freunden,<br />

eine Freundin, eine Oma etc.,<br />

die einbezogen werden können.<br />

Kann das Kind, der Jugendliche<br />

diese Ressourcen altersgerecht<br />

nicht selber aktivieren, muss dies<br />

der Therapeut aktiv tun.<br />

Selina, 9 Jahre, sollte, da die Mutter<br />

viel arbeitete, morgens früh<br />

alleine aufstehen und sich alleine<br />

fertig machen. Mittags musste<br />

sie mit ihren Schwestern (11 und<br />

13 Jahren) das Essen aufwärmen,<br />

Hausaufgaben machen und Haushaltsaufgaben<br />

erledigen. Die Mutter<br />

war allein erziehend und ihr<br />

Exmann war psychisch krank. Zusätzlich<br />

musste die Mutter ihre<br />

demenzkranke Mutter mit versorgen.<br />

Es kam zu massiven Auseinandersetzungen<br />

mit der Mutter, in<br />

denen Selina schrie und weinte. In<br />

dieser Zeit war die Mutter mit Selina<br />

beschäftigt und Selina bekam<br />

Zuwendung, wenn auch negative.<br />

Nachdem der „Streitteil“ von Selina<br />

in „Schutzteil“ umbenannt wurde,<br />

konnte er sagen, dass die ständigen<br />

Anforderungen zu viel für sie<br />

sind. Mit Selina und der Mutter<br />

konnten neue Möglichkeiten von<br />

Aufmerksamkeit und Unterstützung<br />

gefunden werden.<br />

Für Selina wurde eine neue Schule<br />

gefunden, die in der Nähe lag.<br />

Ihre Nachmittagsverpflichtungen<br />

wurden reduziert. Gestritten wurde<br />

dadurch wesentlich weniger.<br />

Wichtig ist es, sich als Therapeut<br />

auf die Seite des Symptomteils zu<br />

stellen. Er tut immer das, was in<br />

dieser Situation die beste Möglichkeit<br />

für das Kind darstellt. Bevor<br />

das Symptom verschwinden kann,<br />

müssen bessere Lösungsmöglichkeiten<br />

gefunden werden. Das<br />

Symptom ist ein wichtiges Signal,<br />

ein Alarmsignal, manchmal für das<br />

ganze Familiensystem. Kinder und<br />

Jugendliche versuchen meistens<br />

nicht nur für sich, sondern häufig<br />

für das ganze System, die beste<br />

Möglichkeit zu finden. So schläft<br />

das Kind im Bett der Eltern, um die<br />

Eheprobleme nicht eskalieren zu<br />

lassen. Oder das Kind kann nicht in<br />

die Schule gehen, hat Angst davor,<br />

damit die Mutter nicht alleine sein<br />

muss. Erst durch eine Entlastung<br />

des ganzen Systems kann eine Veränderung<br />

bewirkt werden.<br />

Die aufgeführte Art zu arbeiten<br />

ist natürlich genauso gut bei erwachsenen<br />

Patienten anzuwenden.<br />

Hierbei verbinden sich die<br />

kindlichen Teile des Therapeuten<br />

und des Patienten sowie deren erwachsenen<br />

Ressourcen und finden<br />

spielerisch Lösungen. >


36<br />

Interview mit Dr. John Lentz<br />

Schnell in Paris<br />

737<br />

Interview mit<br />

Dr. John Lentz<br />

Auf welche Weise hat sich Ihr<br />

Zugang zur Hypnotherapie im<br />

Lauf Ihres Berufslebens<br />

entwickelt?<br />

Das Streben, immer mehr indirekte<br />

Methoden hypnotischer Ansätze<br />

zu entwickeln, hat mein Leben verändert.<br />

Es gehört zu dem Aufregendsten,<br />

das ich erforschen durfte,<br />

denn wir kratzen bisher nur an<br />

der Oberfläche unseres Verständnisses<br />

von Hypnose.<br />

Wie hat die Arbeit im Frauengefängnis<br />

Ihre Arbeit<br />

beeinflusst?<br />

Ein wichtiges Thema dort war<br />

Manipulation. Anfangs galt manipulativ<br />

zu sein dort als eine der<br />

schlimmsten Beleidigungen. Am<br />

Ende meiner Zeit dort waren die<br />

Leute stolz darauf, manipuliert zu<br />

haben, weil sie sahen, dass Manipulation<br />

einen positiven und einen<br />

negativen Aspekt hat. Im Englischen<br />

bedeutet Manipulation sowohl<br />

etwas effektiv zu handhaben<br />

als auch heimlich zu beeinflussen.<br />

Normalerweise verstehen die Leute<br />

die heimliche Manipulation als<br />

negativ, und vielleicht ist es auch<br />

so.<br />

Ich jedoch tue im Verborgenen,<br />

was ich kann, um Menschen aufzubauen<br />

und um ihnen zu helfen,<br />

Dr. John Lentz<br />

ist Direktor des Milton Erickson Institutes in Jeffersonville,<br />

Indiana, USA, wo er Paar- und Familientherapie praktiziert<br />

und Hypnose unterrichtet.<br />

Über 20 Jahre arbeitete er in einem Frauengefängnis und<br />

unterrichtete 18 Jahre lang die klinischen Aspekte von Psychotherapie<br />

am Louisville Presbyterian Seminar.<br />

John Lentz ist Autor von 13 Büchern und zahlreichen CDs.<br />

Er gibt weltweit Workshops, die aufgrund seiner positiven<br />

Haltung und seiner praktischen Demonstrationen sehr beliebt<br />

sind. John Lentz freut sich ganz besonders, nun auch<br />

in Deutschland einen Workshop zu präsentieren.<br />

Dinge einfach zu lösen, egal ob sie<br />

nun wissen, dass ich gerade etwas<br />

getan habe oder nicht.<br />

Was möchten Sie noch über<br />

Hypnose lernen?<br />

Ich mag es, subtile Wege zu finden,<br />

um Trance zu verwenden. In<br />

letzter Zeit habe ich daran gearbeitet,<br />

eine negative Trance leichter<br />

zu verändern, und einige Möglichkeiten<br />

entwickelt, die ich eventuell<br />

auch demonstrieren werde.<br />

Wenn ich mit jemandem arbeite,<br />

während ich selbst mich in einer<br />

positiven Trance befinde, wird die<br />

Person wahrscheinlich eher mit<br />

positiven Dingen in sich selbst in<br />

Berührung kommen und feststellen,<br />

dass sie Dinge tun kann, die<br />

sie selbst nicht für möglich gehalten<br />

hätte.<br />

Welche Entwicklungen<br />

erwarten Sie in der Hypnotherapie?<br />

Ich denke, dass Hypnose in medizinischen<br />

Kontexten viel direktiver<br />

und effektiver werden kann, insbesondere<br />

wenn sie auch indirekte<br />

Methoden anwendet, um die<br />

Situation und die Person für eine<br />

positive Erfahrung vorzubereiten.<br />

Ich glaube, wir kratzen nur an der<br />

Oberfläche, wenn es darum geht,<br />

Neurowissenschaften und Hypno-<br />

se zu verstehen. Es gibt noch viel<br />

zu viel, was wir nicht wissen.<br />

Welchen Rat<br />

würden Sie jungen HypnotherapeutInnen<br />

geben?<br />

Worauf sollten sie achten?<br />

Es ist wichtig, die Grundlagen zu<br />

lernen, damit sie mit dem, was<br />

sie tun, kreativ werden können.<br />

So kann man die Fähigkeiten der<br />

Klienten nutzen, und das ist einfacher<br />

als zu versuchen, ihnen „das<br />

Richtige“ zu sagen.<br />

Was dürfen wir von Ihrem Workshop<br />

im November in Bad Lippspringe<br />

auf unserer Tagung der<br />

DGH erwarten?<br />

Ich will einen interessanten und<br />

vielseitigen Workshop anbieten,<br />

der auch Life-Demonstrationen<br />

beinhaltet.


38 Kongressbesuch Israel<br />

Kongressbesuch<br />

in Akko, Israel<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Anke Precht<br />

Zum<br />

Herausnehmen !<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Regionale Weiterbildung<br />

der DGH<br />

739<br />

ie Israeli Society of Hypnosis<br />

D ist wie die DGH Mitglied in<br />

der International Society of Hypnosis.<br />

Sie bildet genau wie wir<br />

Psychotherapeuten, Ärzte und<br />

Zahnärzte nach hohen wissenschaftlichen<br />

Standards aus. Als<br />

ich 2017 in Manchester von Udi<br />

Bonstein, dem damaligen Präsidenten,<br />

die Einladung zur israelischen<br />

Jahrestagung <strong>2019</strong> mit<br />

etwa 100 Teilnehmern bekam,<br />

war ich begeistert.<br />

Die Tagung fand in Akko statt, dem<br />

ehemaligen Akkon der Kreuzfahrer,<br />

nördlich von Haifa am Mittelmeer.<br />

Die Stadt wurde vor 5000<br />

Jahren gegründet. Kein Stein, der<br />

nicht die Geschichte unserer Kultur<br />

erzählt. Dazu ein herrlicher Strand<br />

direkt vor dem Hotel.<br />

Der erste Kongresstag war geprägt<br />

von wissenschaftlichen Vorträgen<br />

über Hypnose und verwandte psychotherapeutische<br />

Bereiche sowie<br />

mehreren Live-Demos von je 20<br />

Minuten. Dort zeigte ich einen<br />

Ressourcentransfer mit einem Teilnehmer<br />

des Kongresses. An den<br />

Folgetagen durfte ich zwei Workshops<br />

anbieten. Auffallend: Sehr<br />

profund ausgebildete Kollegen,<br />

die wirklich für die Hypnose in ihren<br />

Fachgebieten brennen und die<br />

ganz aktiv dabei waren, mit sehr<br />

vielen Rückfragen, einer hohen Experimentierbereitschaft<br />

und großer<br />

Wissbegierde.<br />

Berührend war die unfassbar herzliche<br />

Gastfreundschaft. Am zweiten<br />

Kongresstag fühlte ich mich<br />

als Teil der Familie, obwohl ich<br />

bei den meisten Inhalten auf die<br />

freundliche Übersetzung eines<br />

Nachbarn ins Englische angewiesen<br />

war. Ein intensiver fachlicher<br />

Austausch zur Hypnose wie auch<br />

organisatorisch („Wie macht ihr<br />

das in eurer Fachgesellschaft?“)<br />

und persönlich: Vom Austausch<br />

von Lebensgeschichten über Reisetipps<br />

für meine zwei freien Tage<br />

im Anschluss bis hin zu Einladungen<br />

zum Abendessen in Jerusalem,<br />

wohin ich im Anschluss noch<br />

reiste.<br />

Mein Fazit: Einladungen zu Kongressen<br />

im Ausland sind auch mit<br />

sprachlich herausfordernden Voraussetzungen<br />

wirklich bereichernd<br />

– eine tolle Chance, für die ich den<br />

Kollegen aus Israel sehr dankbar<br />

bin.


40<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

741<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Darmstadt<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Mitte:<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Michael Hübner<br />

Curriculum <strong>2019</strong><br />

>> 27./28.06.2020<br />

Behandlung von Traumafolgestörungen<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-<br />

Griebeling<br />

>> 26./27.09.2020<br />

Integrative Hypnotherapie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 05./06.06.2020<br />

>> F2/3 24.-27.06.2020<br />

(Blockseminar)<br />

>> F4 28./29.08.2020<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Berlin<br />

Bei Interesse an der Weiterbildung<br />

in Berlin bitten wir um Kontaktaufnahme<br />

mit der Geschäftsstelle der<br />

DGH.<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Bremen<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Grundkurse<br />

>> G1 29./30.11.<strong>2019</strong><br />

>> G2 07./08.02.2020<br />

>> G3 13./14.03.2020<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F2 06./07.09.<strong>2019</strong><br />

>> F3 11./12.10.<strong>2019</strong><br />

>> F4 06./07.12.<strong>2019</strong><br />

>> F1 08./09.05.2020<br />

>> F2 05./06.06.2020<br />

>> F3 04./05.09.2020<br />

>> F4 09./10.10.2020<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 27./28.03.2020<br />

Die Simulatortechnik, Arbeit mit Ängsten<br />

>> T2 24./25.04.2020<br />

Hypnotische Schmerzkontrolle und<br />

Anästhesie<br />

>> T3 15./16.05.2020<br />

Emotio begegnet Ratio<br />

>> T4 19./20.06.2020<br />

Matrix-Technik und Mentaltraining<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Rosental 22<br />

28359 Bremen<br />

Tel.: 0421 236069 oder 0171 4792147<br />

Ansprechpartner: Frau Chiamulera<br />

E-Mail: crescom@t-online.de<br />

Homepage:<br />

www.hypnoseinstitut-bremen.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Coesfeld<br />

Leiterin des Westfälischen Instituts für<br />

Hypnose und Hypnotherapie:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Curriculum <strong>2019</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F3 11./12.10.<strong>2019</strong><br />

>> F4 29./30.11.<strong>2019</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 13./14.09.<strong>2019</strong><br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen, Coesfeld<br />

>> 20./21.09.<strong>2019</strong><br />

Hypnotherapie bei psychosomatischen<br />

Störungen<br />

Dozent: Prof. Dr. Walter Bongartz,<br />

Konstanz<br />

>> 13./14.12.<strong>2019</strong><br />

Hypnotherapeutische Techniken zur<br />

Schmerzbehandlung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen, Coesfeld<br />

Supervisionen<br />

>> 04.09.<strong>2019</strong><br />

16:00 - ca. 20:00 Uhr<br />

>> 06.11.<strong>2019</strong><br />

16:00 - ca. 20:00 Uhr<br />

>> 06.12.<strong>2019</strong><br />

16:00 - ca. 20:00 Uhr<br />

Ego-State-Therapie<br />

Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />

Pretoria/Südafrika<br />

>> 26./27.09.<strong>2019</strong><br />

Ego-State-Therapie<br />

Trauer als Ressource in der Psychotherapie<br />

+ Gruppensupervision<br />

Curriculum 2020<br />

Grundkurse<br />

>> G1 10./11.01.2020<br />

>> G2 07./08.02.2020<br />

>> G3 27./28.03.2020<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 08./09.05.2020<br />

>> F2 19./20.06.2020<br />

>> F3 14./15.08.2020<br />

>> F4 02./03.10.2020<br />

Therapiekurse<br />

>> 24./25.04.2020<br />

Hypnotherapie bei Angststörungen<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Silvia Fisch,<br />

Münster<br />

>> 25./26.09.2020<br />

Hypnotherapeutische Interventionen zur<br />

Behandlung von Depressionen<br />

Dozent: Prof. Dr. rer. nat. Walter<br />

Bongartz, Konstanz<br />

>> 11./12.12.2020<br />

Hypnotherapeutische Techniken zur<br />

Schmerzbehandlung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen<br />

Ego-State-Therapie<br />

Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />

Pretoria/Südafrika<br />

>> 05./06.03.2020<br />

Ego-State Teil II<br />

>> 07./08.03.2020<br />

Ego-State Teil III<br />

>> 06./07.06.2020<br />

Ego-State Heilsame Körperarbeit<br />

Teil III<br />

>> 06.06.2020<br />

Gruppensupervision<br />

>> 26./27.06.2020<br />

Einführung in die Ego-State-<br />

Therapie<br />

>> 17./18.09.2020<br />

Ego-State Teil II<br />

>> 17.09.2020<br />

Gruppensupervision<br />

>> 19./20.09.2020<br />

Ego-State Teil III<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Westfälisches Institut für Hypnose und<br />

Hypnotherapie<br />

Daruper Straße 14<br />

48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

Fax: 02541 70008<br />

E-Mail:<br />

kontakt@weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />

Web:<br />

www.weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F4 21./22.09.<strong>2019</strong><br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael<br />

Hübner)<br />

Therapiekurse<br />

>> 21./22.09.<strong>2019</strong><br />

Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 19./20.10.<strong>2019</strong><br />

Hypnotherapie der Angststörungen<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />

Supervisionen<br />

>> 26.10.<strong>2019</strong><br />

Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />

Curriculum 2020<br />

Grundkurse<br />

>> G1 22./23.02.2020<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> G2 21./22.03.2020<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> G3 25./26.04.2020<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 16./17.05.2020<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> F2 20./21.06.2020<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

>> F3 22./23.08.2020<br />

(Dozent: Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera)<br />

>> F4 19./20.09.2020<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

Therapiekurse<br />

>> 01./02.02.2020<br />

Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 28./29.03.2020<br />

Hypnomentale Geburtsvorbereitung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 18./19.04.2020<br />

Selbstfürsorge und Hypnose<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />

>> 06./07.06.2020<br />

Persönlichkeitsstile und -störungen<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Bernd Schick<br />

Supervisionen<br />

>> 08.02.2020<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />

in Münzenberg<br />

>> 26.04.2020<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />

Darmstadt<br />

>> 21.06.2020<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />

Darmstadt<br />

>> 26.09.2020<br />

bei Dipl.-Psych. Karl G. Möck in<br />

Darmstadt<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Lars Pracejus<br />

Geschäftsstelle Zentrum Mitte:<br />

E-Mail: GIPsychologietransfer@gmail.com<br />

Web: www.hypnoseausbildung.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Dortmund<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Rhein/Ruhr:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Curriculum <strong>2019</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F4 27.-28.09.<strong>2019</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 13.-14.09.<strong>2019</strong><br />

T5 - Störungen der Bindung, Altersregression<br />

und Traumata der Kindheit<br />

>> 30.-31.10.<strong>2019</strong><br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

>> 01.-02.11.<strong>2019</strong><br />

T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />

>> 29.-30.01.2020<br />

T3 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

>> 31.01.-01.02.2020<br />

T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />

Supervisionen<br />

>> 05.10.<strong>2019</strong><br />

ganztägig von 12:00 - 18:30 Uhr<br />

(in Münster)<br />

Curriculum 2020<br />

Grundkurse<br />

>> G1/G2 22.-25.04.2020<br />

(Blockseminar)<br />

>> G3 15./16.05.2020<br />

Therapiekurse<br />

>> 30.09.-03.10.2020 (Blockseminar)<br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />

>> 20.-23.01.2021 (Blockseminar)<br />

T3 - Hypnose und ihre Anwendung<br />

bei Ängsten<br />

T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />

Supervision<br />

>> 05.09.2020<br />

ganztägig von 12:00 - 18:30 Uhr<br />

(in Münster)<br />

>> 09.-13.06.2020<br />

(Blockseminar in Salzburg)<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Zum Guten Hirten 94<br />

48155 Münster<br />

Tel.: 0251 1330506<br />

E-Mail: info@claudia-weinspach.de<br />

Web: www.claudia-weinspach.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Frankurt<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2019</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T5 22./23.11.<strong>2019</strong><br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Curriculum 2020<br />

Grundkurse<br />

>> G1-G3 15.-19.01.2020<br />

als Block 1<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2<br />

26.-28.03.2020<br />

>> F3 und F4 als Block 3<br />

07.-09.05.2020<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4.<br />

25.-27.06.2020<br />

T1 - Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 - Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>>


42<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Nachlese DGH-Projekttage <strong>2019</strong> & DGH-Workshop zu MS<br />

743<br />

>> T3 und T4 als Block 5.<br />

20.-22.08.2020<br />

T3 - Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 - Hypnotherapie bei Sucht/<br />

Impulskontrolle<br />

>> T5 - 23.-24.10.2020<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Freiburg<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2019</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

12.-14.09.<strong>2019</strong><br />

T3 - Hypnotherapie bei Angst/Trauma<br />

T4 - Hypnotherapie bei Sucht/<br />

Impulskontrolle<br />

>> 08./09.11.<strong>2019</strong><br />

T5 - Hypnotherapie bei Depression<br />

Curriculum 2020<br />

Grundkurse<br />

>> G1-G3 05.-09.02.2020<br />

als Block 1<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2<br />

12.-14.03.2020<br />

>> F3 und F4 als Block 3<br />

14.-16.05.2020<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4.<br />

02.-04.07.2020<br />

T1 - Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 - Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5.<br />

10.-12.09.2020<br />

T3 - Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 - Hypnotherapie bei Sucht/<br />

Impulskontrolle<br />

>> T5 - 30.-31.10.2020<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Supervisionen<br />

>> Frankfurt/Freiburg:<br />

Supervision wird jeweils nach einem<br />

Block (sonntags 9-13 Uhr) angeboten<br />

(ab Block 2). Am Tag vor T5 findet eine<br />

ganztätige Supervision (9-13 / 14-18<br />

Uhr) statt, nach Seminar T5 samstagsnachmittags<br />

(13-17 Uhr) und am<br />

folgenden Sonntagvormittag (9-13 Uhr).<br />

Danach wären dann die Weiterbildungsvoraussetzungen<br />

(Kurse + Supervision)<br />

für das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Klingenberger Institut für Klinische<br />

Hypnose<br />

Färberstraße 3a<br />

78467 Konstanz<br />

Tel.: 07531 6060350<br />

Fax: 07531 6060350<br />

E-Mail:<br />

Web:<br />

bongartz@hypnose-kikh.de<br />

www.hypnose-kikh.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Münchberg<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Münchberg:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Grundkurse<br />

>> G1 20./21.09.<strong>2019</strong><br />

>> G2 11./12.10.<strong>2019</strong><br />

>> G3 08./09.11.<strong>2019</strong><br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53<br />

95213 Münchberg<br />

Tel.: 09251 1525<br />

Fax: 09251 7269<br />

E-Mail: Peduenn@aol.com<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

München<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

München:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Curriculum <strong>2019</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T2 - T4 22.-29.09.<strong>2019</strong><br />

Kompetenz, Ich-Stärkung, Stressbewältigung,<br />

Burnout-Prophylaxe, Psychotrauma,<br />

Psychosomatik, Schmerz<br />

(Seminarort Kakovatos/Griechenland)<br />

Curriculum 2020<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 26./27.10.<strong>2019</strong><br />

(in Hessisch Lichtenau)<br />

>> F2-F4 13.-17.05.2020<br />

(in Hessisch Lichtenau)<br />

Therapiekurse<br />

>> T1 (Termin nach Absprache mit den<br />

TeilnehmerInnen)<br />

(in Hessisch Lichtenau)<br />

Angst, Despression und Schlafstörungen<br />

>> T2-T4 28.09.-03.10.2020<br />

(in Kakovatos/Griechenland)<br />

Psychosomatik, Trauma und Schmerz<br />

Supervisionen<br />

>> 08.-10.11.<strong>2019</strong> (in München)<br />

>> 10.-15.02.2020 (in Griechenland<br />

am Kamin)<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Chorherrstr. 4<br />

81667 München<br />

Tel.: 089 4484025<br />

Fax: 089 48999748<br />

E-Mail: Agnes.Kaiser.Rekkas@gmail.com<br />

Web: www.kaiser-rekkas.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Salzgitter<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. dent. Christian Bittner<br />

Grundkurse<br />

>> G1 01./02.11.<strong>2019</strong><br />

>> G2 17./18.01.2020<br />

>> G3 14./15.02.2020<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 03./04.04.2020<br />

>> F2 24./25.04.2020<br />

>> F3 15./16.05.2020<br />

>> F4 03./04.07.2020<br />

Supervisionen<br />

Gruppensupervisionen finden immer am<br />

Tag vor den Therapiekursen statt<br />

(16:00 Uhr bis 20:00 Uhr).<br />

Kollegiale Supervision/Supervisionsstammtisch<br />

jeweils der zweite Dienstag im<br />

3. Quartalsmonat<br />

Einzelsupervision<br />

Termine nach Vereinbarung<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

DGH Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Salzgitter<br />

Hinter dem Salze 10<br />

38259 Salzgitter<br />

Tel.: 05341 3988857<br />

Fax: 05341 3988858<br />

E-Mail:<br />

hypnose@zahn-sz.de<br />

ei den diesjährigen DGH-Projekttagen,<br />

die ja im jährlich<br />

B<br />

wechselnden Turnus mit der<br />

Summerschool stattfinden, trafen<br />

sich in diesem Jahr im Mai<br />

ca. 120 Teilnehmer in Bad Lippspringe<br />

zum Thema „Stärkung<br />

der Immunkompetenz bei chronisch-entzündlichen<br />

Erkrankungen“.<br />

Der damit weit gespannte Rahmen<br />

über unterschiedliche Erkrankungen<br />

ließ ein breit gefächertes Programm<br />

zu diesem aktuellen Thema<br />

von zunehmendem Interesse<br />

erwarten. Bei vielen trifft dieser<br />

„kleine Kongress“ auch deshalb<br />

auf großen Zuspruch, weil der<br />

kleinere Rahmen ein besonders<br />

persönliches Zusammentreffen<br />

ermöglicht. In seinem Eröffnungs-<br />

Nachlese zu den<br />

DGH-Projekttagen <strong>2019</strong><br />

MS gilt als Krankheit der 1000<br />

Gesichter.<br />

Wie Hypnose helfen kann, die<br />

Symptome spürbar zu lindern und<br />

die Krankheit als Wegweiser zu<br />

verstehen, um Veränderungen im<br />

eigenen Leben anzugehen, hat Diplom-Psychologe<br />

Thomas Seiffert<br />

zum Thema „Immunkompetenz“<br />

vortrag vermittelte Prof. Dr. Manfred<br />

Schedlowski vom Institut für<br />

Medizinische Psychologie und<br />

Verhaltensimmunbiologie am Uniklinikum<br />

Essen, einen eindrucksvollen<br />

Einblick in das komplexe<br />

Zusammenspiel von Verhalten,<br />

Immunreaktionen und Entzündungsprozessen.<br />

Anschließend<br />

wurden in weiteren interessanten<br />

Vorträgen der „DGH-eigenen“<br />

Experten auf diesem Gebiet, Dr.<br />

Klaus Hönig, Prof. Dr. Walter Bongartz<br />

und Dr. Michael Teut, die<br />

hypnotherapeutischen Möglichkeiten<br />

der Regulation und positiven<br />

Beeinflussung dieser immunologischen<br />

Prozesse dargestellt.<br />

Krankheit als Wegweiser<br />

Auf der Suche nach Ursachen und Auslösern<br />

DGH-Workshop zur Behandlung der Multiplen Sklerose<br />

bei Dipl.-Psych. Thomas Seiffert<br />

Autorin: Sabine Rochlitz<br />

bei den DGH-Projekttagen <strong>2019</strong> in<br />

einem Halbtagesworkshop erläutert.<br />

Für mich als Betroffene, die<br />

selbst mit Hypnotherapie behandelt<br />

wird, eine inspirierende und<br />

bereichernde Erfahrung. Als einen<br />

der Schlüssel für den Erfolg der Behandlung<br />

nennt Thomas Seiffert<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Am zweiten Tag fanden acht Halbtagsworkshops<br />

statt, in denen<br />

auch praktische Einblicke zu hypnotherapeutischen<br />

Interventionen<br />

bei sehr unterschiedlichen Erkrankungen<br />

– Hauterkrankungen,<br />

Fibromyalgie, Tumorerkrankungen,<br />

Multipler Sklerose, Allergien,<br />

Darmerkrankungen und Rheuma<br />

– gewonnen werden konnten. Die<br />

Teilnehmer zeigten sich erfreut<br />

und sehr zufrieden über den Informationsgehalt<br />

der Veranstaltungen<br />

und die Kompetenz der dozierenden<br />

Experten, die ihr Wissen<br />

und ihre Erfahrungen auf diesem<br />

Gebiet interessant und anschaulich<br />

vermittelten. Schließlich trug<br />

auch das gesellige Beisammensein<br />

in gemütlicher Atmosphäre<br />

dazu bei, dass alle bereichert und<br />

gestärkt mit neuen Impulsen von<br />

den Projekttagen heimreisten. >


44 DGH-Workshop zu MS 745<br />

Interview mit Mark P. Jensen<br />

Faszination resultiere aus der Möglichkeit,<br />

„Dinge für sich selbst auf<br />

den Weg bringen zu können“. Ersten<br />

Kontakt zu Menschen mit Multipler<br />

Sklerose hat Thomas Seiffert<br />

vor 15 Jahren als Neuropsychologe<br />

im Zentrum für ambulante<br />

Neurorehabilitation in Würzburg<br />

geknüpft. Dort leitete er für eine<br />

Selbsthilfegruppe reine Hypnosekurse,<br />

das Angebot erfuhr Zulauf<br />

und zeigte Erfolge. Unter den rund<br />

100 Klienten mit MS, mit denen er<br />

seitdem gearbeitet hat – darunter<br />

übrigens bloß fünf Männer – seien<br />

viele, die deutliche Verbesserungen<br />

erfahren hätten: unter anderem<br />

beim Laufen, bei Missempfindungen<br />

und der Fatigue. „Wenn<br />

sie merken, dass etwas passiert,<br />

wenn sie verstehen, was die MS<br />

ihnen sagen möchte, und sich danach<br />

richten, dann brauchen sie<br />

mich nicht mehr.“<br />

Als Einstieg in die Hypnose arbeite<br />

er in der ersten Sitzung mit einem<br />

auf den Patienten abgestimmten<br />

„sicheren Ort“. Thomas Seiffert<br />

nimmt uns mit auf eine Frühlingswiese.<br />

Wir gehen spazieren<br />

oder sitzen unter einem Baum,<br />

die Sonne scheint vom blauen<br />

Himmel, einzelne Strahlen, nicht<br />

zu warm, nicht zu kalt, schaffen<br />

ein Gefühl von Geborgenheit und<br />

Gelassenheit. Blumen und Gräser<br />

wiegen sich sanft im Wind,<br />

der uns streift und die Blätter des<br />

Baumes zum Rauschen bringt.<br />

Wir schauen Schmetterlingen und<br />

Hummeln zu, hören Vögel und<br />

das Plätschern eines wenige Meter<br />

entfernt fließenden Bachs, in<br />

dessen kristallklarem Wasser sich<br />

die Sonne widerspiegelt… wenn<br />

wir es schöpfen, nehmen wir dessen<br />

wohltuende Energie auf, und<br />

in einem Tropfen in unserer Hand<br />

zeigt sich eine kleine Spiegelwelt…<br />

wir schöpfen das Wasser für einen<br />

wunderbaren Baum auf einem Hügel,<br />

wir bringen ihm Leben, Wertschätzung,<br />

Selbstvertrauen, können<br />

im Zeitraffer verfolgen, wie<br />

neue Zweige und Äste entstehen,<br />

Knospen und Blätter sich entwickeln.<br />

Dieser aufblühende Baum<br />

ist in uns, jede Zelle ist erfüllt mit<br />

Neuem. Im Tautropfen zeigt sich<br />

der eigene Wunsch, ein Ziel, ein<br />

Traum, den jeder hat… Die Bilder<br />

dieser Trance wähle er abhängig<br />

vom jeweiligen Patienten, viele<br />

hätten schon intuitiv ein Gefühl,<br />

welches Bild ihnen guttut. In der<br />

zweiten Sitzung versuche er mittels<br />

Hypnose nach Ursachen und<br />

Auslösern zu suchen, oft ergäben<br />

sich Zusammenhänge wie systemische<br />

Aspekte in der Familie, die<br />

den eigenen Selbstwert berühren,<br />

größere Einschnitte im Leben, die<br />

viel Stress verursacht haben. In<br />

den Therapiestunden führe er abwechselnd<br />

reine symptombezogene<br />

Hypnosen durch und solche,<br />

die Ursachen behandeln. Erstere<br />

erleben wir an diesem Morgen in<br />

Form der Energiekugel, die sich<br />

nach einem ausdauernden Aneinanderreiben<br />

der Hände zwischen<br />

diesen bildet und sich stetig vergrößert,<br />

deren Funken von dort<br />

in den ganzen Körper strömen.<br />

Sie wird schließlich so groß, dass<br />

man sogar selbst hineinpasst, sie<br />

schützt einen vor allen negativen<br />

Dingen von außen. Und ihre positive<br />

Energie des Lebens, der Heilung<br />

leiten wir schließlich in einen<br />

selbst gewählten Körperteil.<br />

Beim mesmerschen Streichen nach<br />

Franz Anton Mesmer, dem Mesmerisieren,<br />

werden unter anderem<br />

die Nerven vitalisiert, es handele<br />

sich um eine therapeutische Zuwendung,<br />

fast wie ein Streicheln,<br />

aber eben ohne Berührung, führt<br />

Thomas Seiffert aus – und wir erfahren<br />

diesen Effekt dann am<br />

eigenen Körper. Die Methode eigne<br />

sich auch als Trance-Induktion,<br />

wenn jemand Schwierigkeiten<br />

beim Visualisieren habe. Thomas<br />

Seiffert spricht – mit Widerspruch<br />

aus dem Teilnehmerkreis – von<br />

MS-Persönlichkeiten, die oft perfektionistische<br />

Ansprüche hätten,<br />

welche wiederum aus einem mangelnden<br />

Selbstwertgefühl herrühren<br />

könnten. Mithilfe der „Ego<br />

State-Therapie“ (John und Helen<br />

Watkins) unter Hypnose würden<br />

Persönlichkeitsanteile erkannt, die<br />

für die Krankheit und den mangelnden<br />

Selbstwert verantwortlich<br />

seien. Er kommuniziere in den<br />

Trancen selbst nicht verbal mit den<br />

Klienten, jedoch teilweise mittels<br />

ideomotorischer Fingerzeichen.<br />

Zudem gebe er ihnen Hypnosewerkzeuge<br />

in die Hand, um eigene<br />

Wünsche und (Bauch-)Entscheidungen<br />

zu realisieren und zu erkennen.<br />

Mein Fazit: Ich entdecke Vieles,<br />

was ich aus der eigenen Behandlung<br />

kenne und als hilfreich erlebe<br />

und fühle mich dadurch bestätigt.<br />

Und auch, wenn Thomas Seiffert<br />

in Details vielleicht anders arbeitet<br />

als mein Therapeut, spüre ich bei<br />

ihm ebenfalls diese positive Energie,<br />

die sich auf das Gegenüber<br />

überträgt und die in meinen Augen<br />

entscheidenden Einfluss auf<br />

den Erfolg hat. >


46 Interview mit Mark P. Jensen Gesundheitsminister Spahn 747<br />

Interview mit<br />

Mark P. Jensen, PhD<br />

Wow. Die Antwort auf diese Frage<br />

wäre eine einstündige Vorlesung.<br />

Grundsätzlich ist es aber wichtig,<br />

sich daran zu erinnern, dass es<br />

kein ausgesprochenes „Schmerzzentrum“<br />

im Gehirn gibt. Schmerz<br />

wird vom Gehirn erzeugt, um uns<br />

vor möglichen Verletzungen zu<br />

warnen und zu schützen. Das Gehirn<br />

berücksichtigt also viele Dinge,<br />

wenn es sich entscheidet, die<br />

„Schmerzglocke zu läuten“ oder<br />

nicht, und wenn ja, wie laut die<br />

Glocke läuten soll.<br />

Es ist bestrebt, die Bedeutung von<br />

Sinnesempfindungen im Kontext<br />

früherer Erfahrungen und Erkenntnisse<br />

zu verstehen. Es bestimmt,<br />

wie wichtig diese Empfindungen<br />

sind, im Zusammenhang mit dem,<br />

was sonst noch geschieht, und<br />

was für die Sicherheit, das Wohlbefinden<br />

und die Gesundheit der<br />

Person am wichtigsten ist. Um die<br />

Person zu schützen, gibt es oft die<br />

Tendenz, einen Schmerz zu erzeugen,<br />

auch wenn er nicht besonders<br />

nützlich ist. Während all dies<br />

sehr schnell (und automatisch) geschieht,<br />

umfasst der Prozess viele<br />

verschiedene und all jene Gehirnsysteme,<br />

von denen gezeigt werden<br />

konnte, dass sich Hypnose<br />

dort auswirkt.<br />

Mark P. Jensen, PhD,<br />

ist Professor und Vizepräsident im Bereich Forschung an der Fakultät für Medizinische<br />

Rehabilitation an der University of Washington (Seattle/USA). Er untersucht chronische<br />

Schmerzen und hilft seit über 30 Jahren Menschen, Schmerzen effektiv zu bewältigen.<br />

Er wurde vom National Institute of Health und anderen Förderinstitutionen<br />

finanziert, um die Wirksamkeit und die Mechanismen verschiedener Behandlungen<br />

bei chronischen Schmerzen, einschließlich Hypnose, zu untersuchen.<br />

Er hat zum Thema Schmerzeinschätzung und -Behandlung umfangreich publiziert<br />

(sieben Bücher und über 500 Artikel und Buchkapitel). Zahlreiche Auszeichnungen<br />

für Schriften und wissenschaftliche Beiträge, darunter u.a.: der Jay Haley Early Career<br />

Award für innovative Leistungen über Hypnose von der Internationalen Gesellschaft<br />

für Hypnose, den Clark L. Hull Award for Scientific Excellence für seine Beiträge über<br />

Experimentelle Hypnoseforschung des American Journal of Clinical Hypnosis, den<br />

Wilbert E. Fordyce Clinical Investigator Award der American Pain Society, und sowohl<br />

die Distinguished Contributions to Scientific Hypnosis als auch die Dinstinguished<br />

Contributions Professional Hypnosis Awards der American Psychological Association<br />

Division 30.<br />

Sein Buch „Hypnose bei chronischem Schmerz“ (Carl Auer) gewann 2011 den Arthur<br />

Shapiro Award der Society for Clinical and Experimental Hypnosis: Bestes Buch über<br />

Hypnose. Zudem ist Jensen ein international gefragter Redner und Workshop-Leiter.<br />

Dies ist einer der Gründe, warum<br />

Hypnose so effektiv bei der<br />

Schmerzbehandlung sein kann.<br />

Man beeinflusst eines dieser Systeme<br />

und Schmerzen können sich<br />

ändern. Die Schmerzreduktion ist<br />

ein sehr großes Ziel, welches aber<br />

in der Tat ziemlich einfach zu erreichen<br />

ist.<br />

Wenn Sie nur ein einziges<br />

Hypnoseprotokoll/-skript<br />

zur Schmerzbehandlung<br />

verwenden könnten, welches<br />

würden Sie wählen?<br />

…welches am besten zu dem Patienten<br />

passt, mit dem ich gerade<br />

arbeite. Das bedeutet, dass „die“<br />

Technik, die ich am häufigsten<br />

mindestens einmal mit jedem Patienten<br />

anwende und ihm mitgebe,<br />

die stufenweise Zukunftsprogression,<br />

die individuell auf den Patienten<br />

zugeschnitten ist, um ihm<br />

zu helfen, sein wertvollstes Ziel zu<br />

erreichen.<br />

Auch für die Schmerzbehandlung<br />

habe ich festgestellt, dass <strong>Suggestionen</strong>,<br />

die die Wahrnehmung<br />

von Empfindungen verändern<br />

(von Empfindungen, die auf körperliche<br />

Schäden hinweisen, zu<br />

Empfindungen die willkommene,<br />

nützliche und zu berücksichtigende<br />

Warnhinweise sind), besonders<br />

wirksam sind, um die Intensität<br />

chronischer Schmerzen zu reduzieren.<br />

<strong>Suggestionen</strong>, die sich ausschließlich<br />

(oder hauptsächlich)<br />

auf „mehr Wohlgefühl“ konzentrieren,<br />

reichen nach meiner Erfahrung<br />

nicht aus.<br />

Was halten Sie davon,<br />

Selbsthypnose zu lehren?<br />

Ich lehre immer, immer Selbsthypnose.<br />

Ich glaube, dass dies von<br />

wesentlicher Bedeutung ist, damit<br />

der Nutzen der Behandlung von<br />

Dauer ist.<br />

Ich weiß, dass ein wichtiger Teil<br />

Ihres Lebenswerks darin<br />

besteht, Hypnose zu lehren,<br />

auch in Ihren Büchern.<br />

Gibt es etwas Neues?<br />

Ja, allerdings. Diesen Sommer sind<br />

gleich zwei neue Bücher erschienen:<br />

„Hypnotic Techniques for<br />

Chronic Pain Management: Favorite<br />

Methods of Master Clinicians“<br />

und „Hypnosis for Acute und Procedural<br />

Pain Management: Favorite<br />

Methods of Master Clinicians“,<br />

beide in der Voices of Experience-<br />

Serie. >


48 Gesundheitsminister Spahn<br />

Kinder leicht behandeln<br />

49<br />

Kinder leicht behandeln –<br />

vom DGH-Workshop 2018<br />

bei Barbara Beckers-Lingener<br />

Autor: Zahnarzt Sebastian Knop<br />

führt, die wir umsetzen. Selbstverständlich<br />

steuern wir selbst in<br />

diesem Sinne in unseren Praxen<br />

längst die Therapieplatzvergabe,<br />

die Entscheidung über die Therapiefrequenz,<br />

die Dauer der Therapie<br />

etc. Wie wir alle wissen, ist das<br />

doch keine Frage! Und genau das<br />

versuchten wir, Herrn Spahn auch<br />

zu vermitteln. Allerdings stelle<br />

sich bei der momentanen katastrophalen<br />

Versorgungssituation<br />

eine schier unlösbare Aufgabe,<br />

wen von den derzeit wartenden<br />

Patienten man denn am ehesten<br />

für „weniger belastet“ einschätzen<br />

und wegschicken solle, um einen<br />

„noch Kränkeren“ vorzuziehen.<br />

Weitere inhaltliche Punkte waren<br />

von Seiten der Psychotherapeuten<br />

das Favorisieren einer kleinräumigeren<br />

Planung bei der Verteilung<br />

von Psychotherapeutensitzen sowie<br />

eine spürbare Förderung multiprofessioneller<br />

Teams (z.B. durch<br />

finanzielle Honorierung), wie sie<br />

bei bestimmten Krankheitsbildern<br />

zum Einsatz kommen, aber auch<br />

im Kinder- und Jugendbereich<br />

durch die Einbeziehung von Lehrern,<br />

Eltern und Jugendamt häufig<br />

notwendig und wünschenswert<br />

sind. Darüber hinaus zeigte der<br />

Gesundheitsminister Interesse an<br />

der Förderung der Durchführung<br />

von Gruppentherapien. Er konnte<br />

die Argumentation einiger PsychotherapeutInnen<br />

nachvollziehen,<br />

wegen des hohen bürokratischen<br />

Aufwands bei der Beantragung<br />

derzeit von Gruppentherapien Abstand<br />

zu nehmen.<br />

Herr Spahn nahm sich Zeit und<br />

blieb sogar etwas länger, als zunächst<br />

geplant war. Er hörte interessiert<br />

und aufmerksam zu und<br />

gab zu verstehen, dass er die Fachkompetenz<br />

und das hohe berufliche<br />

Engagement der Anwesenden<br />

wahrnehme und wichtige Anregungen<br />

nach Berlin mitnehme.<br />

Im Verlauf des Treffens kündigte<br />

er sogar eine überraschend hohe<br />

Zahl von bundesweit neu zu schaffenden<br />

Therapeutensitzen an.<br />

Allerdings hinterließ sein Schlusswort,<br />

in dem er noch einmal die<br />

aus seiner Sicht notwendige Veränderung<br />

in der Steuerung des<br />

Therapiezugangs bekräftigte, wiederum<br />

Ernüchterung bei uns. In<br />

unserem Resümee, nachdem der<br />

Minister sich schon verabschiedet<br />

hatte, stellten wir fest, dass wir<br />

zwar nicht einschätzen konnten,<br />

welche Wirkungen dieses Treffen<br />

nun hinterlassen würde, wir aber<br />

mit unserem gemeinsamen Auftreten<br />

sehr zufrieden waren und<br />

fanden, dass wir unsere zuvor geplanten<br />

Vorsätze erfolgreich umgesetzt<br />

hatten. Es ist doch gut,<br />

dass wir an dieser Stelle ganz therapeutisch<br />

wohlwollend und wertschätzend<br />

miteinander umgehen<br />

konnten! >


50 Kinder leicht behandeln Nachruf: Betty Alice Erickson 751<br />

eindringen. Und wer will schon<br />

gerne freiwillig arbeiten? Da setzt<br />

sich mancher lieber wieder hin.<br />

Auch Geschwisterkinder, die gerne<br />

aus der Nähe zuschauen, kann<br />

man auf diese Weise beschäftigen<br />

und ihnen gleichzeitig die Angst<br />

nehmen, da sie Instrumente und<br />

Materialen durch Anfassen kennenlernen.<br />

Leichte Umsetzbarkeit<br />

auch bei anderen Behandlungen<br />

als „Pilot“ selbst den „Pilotenstuhl“<br />

bedienen darf, hat neben der aktiven<br />

Einbindung in den Heilungsprozess<br />

auch einen Nutzen für die<br />

Entspannung: Die Zahnärztin unterstützt<br />

das Kind, sich nach dem<br />

Knopf auf dem Bedienfeld zu strecken.<br />

Sobald sich der Stuhl nach<br />

hinten bewegt, darf sich das Kind<br />

entspannt zurücklehnen. Erst anspannen,<br />

dann entspannen – für<br />

Kinder ist es nur ein Spiel, aber<br />

Kenner erkennen hier das Prinzip<br />

der Muskelentspannung nach Jacobson.<br />

Dass Barbara Kindern sogar Instrumente<br />

in die Hand drückt, die sie<br />

später benötigt, ist auch ein Element,<br />

diese aktiv an der Behandlung<br />

zu beteiligen. Es wirkt zwar<br />

auf den ersten Blick befremdlich,<br />

Kindern angsteinflößende Gegenstände<br />

wie Spritze und Zange in<br />

die Hand zu geben und ich bin<br />

damit auch noch zurückhaltend.<br />

Aber mit Spiegel, „Zahnklebe“ (=<br />

Adhäsiv, Haftvermittler für das Füllungsmaterial)<br />

und „Zahnknete“ (=<br />

Füllungsmaterial) habe ich schon<br />

gute Erfahrungen gemacht. In<br />

einer Sitzung, in der ich bei einem<br />

Jungen eine Füllung gelegt und<br />

dessen Mutter mit besorgtem Blick<br />

die Sitzung vom Besucherstuhl<br />

aus beobachtet hatte, bedankte<br />

ich mich nach der Sitzung bei dem<br />

Jungen für die Mithilfe und provozierte<br />

anschließend mit der Frage:<br />

„Hat’s wenigstens Spaß gemacht?“<br />

Ich erinnere mich noch an den verblüfften<br />

Blick der Mutter, als der<br />

Junge mit dem Brustton der Überzeugung<br />

sagte: „Ja.“<br />

Eltern und Geschwister<br />

„Der größte Hypnotiseur im Raum<br />

ist immer die Mutter bzw. der Vater.“<br />

Wer den störenden Einfluss<br />

von sich einmischenden Eltern<br />

im Sprechzimmer einmal erlebt<br />

hat, weiß sofort, was Barbara Beckers-Lingener<br />

mit dieser Aussage<br />

meint. Eltern, die entspannt auf<br />

dem Besucherstuhl Platz nehmen,<br />

können die Behandlung folglich<br />

positiv beeinflussen, da sie zum<br />

Ausdruck bringen, dass sie der<br />

Zahnärztin vertrauen. Eltern dagegen,<br />

die ihr Kind vor dem „bösen<br />

Zahnarzt“ beschützen wollen, können<br />

die ganze Behandlung kaputtmachen.<br />

Wenn Eltern also aufstehen und<br />

sich dem Behandlungsstuhl nähern,<br />

droht höchste Gefahr für den<br />

erfolgreichen Verlauf der Behandlung.<br />

Warum also nicht einfach<br />

die Eltern freundlich einbeziehen?<br />

„Wenn Sie schon gerade stehen,<br />

können Sie mal eben dieses Instrument<br />

halten“, ist eine der Aufgaben,<br />

die Barbara Eltern gibt, die<br />

zu sehr in die Behandlungssphäre<br />

Von der Tatsache, dass die Methoden,<br />

die Barbara Beckers-Lingener<br />

in ihren Workshops zeigt, leicht<br />

umsetzbar sind und sich in der Regel<br />

sofort in den Praxisalltag integrieren<br />

lassen, habe ich wieder<br />

sehr profitiert. Dennoch weiß ich,<br />

dass ich vieles immer noch nicht<br />

umgesetzt habe, beispielsweise<br />

den Schläfengriff, wobei ich wieder<br />

bei den nonverbalen Hypnosetechniken<br />

wäre. Was mir in dem<br />

Zusammenhang übrigens auch gut<br />

gefallen hat, war das „Päckchen“:<br />

Beim sogenannten „Bonding“, das<br />

heißt, der Elternteil liegt unten und<br />

das Kind liegt mit dem Rücken auf<br />

ihm, bittet Barbara schon einmal<br />

das Elternteil um Mithilfe, wenn<br />

das Kind unruhig wird. Dazu soll<br />

der Elternteil die Arme und Beine<br />

des Kindes mit seinen eigenen Armen<br />

und Beinen umfangen. Dazu<br />

sagt sie dann: „Machen Sie mal ein<br />

Päckchen daraus, um Ihrem Kind<br />

zu helfen.“ Dies ist ein wunderschönes<br />

Reframing im doppelten<br />

Sinne: die Extremitäten des Elternteils<br />

stellen einen Rahmen für<br />

den Körper des Kindes dar und die<br />

Formulierung ist ein Reframing im<br />

hypnotischen Sinn!<br />

Den Begriff „Zahnklebe“ habe ich<br />

bisher in meiner Praxis verwendet.<br />

Barbara bevorzugt den Begriff<br />

„Zahn-UHU“, zumal er sich zur<br />

Konfusion eignet: UHU = Klebe,<br />

aber auch Uhu = Vogel. Mit dem<br />

Uhu-Vogel kann sie dann bei Bedarf<br />

weiterarbeiten.


52<br />

Literaturübersicht Wissenschaft<br />

Literaturübersicht Wissenschaft<br />

753<br />

Literaturübersicht<br />

Wissenschaft<br />

Wie schon im letzten Jahr angedeutet,<br />

werden die Fragestellungen in<br />

der Hypnoseforschung immer spezieller,<br />

Grundlagenforschung rückt<br />

in den Vordergrund. Das zeigt<br />

einerseits, dass es längst nicht<br />

mehr nur darum geht, ob Hypnose<br />

überhaupt funktioniert, sondern<br />

um die Aufdeckung der zu Grunde<br />

liegenden Mechanismen. Andererseits<br />

wird es damit für den Hypno-<br />

seanwender immer schwieriger,<br />

daraus praktische Konsequenzen<br />

für seine tägliche Arbeit abzuleiten.<br />

Ein im Sinne der wissenschaftlichen<br />

Akzeptanz der Hypnose als<br />

wirksames Therapeutikum erheblicher<br />

Vorteil der zunehmenden Anzahl<br />

von Veröffentlichungen ist die<br />

dadurch eingetretene Möglichkeit,<br />

Metaanalysen, also die statistische<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

einer Vielzahl von Studien<br />

durchzuführen. Dadurch wird die<br />

Evidenz der Wirksamkeit der Hypnose<br />

bei verschiedenen therapeutischen<br />

Fragestellungen natürlich<br />

erheblich gesteigert. Zwei solche<br />

Metaanalysen sollen hier vorgestellt<br />

werden, sie bestätigen gute<br />

Ergebnisse für die Effektivität des<br />

Einsatzes von Hypnose bei Depressionen<br />

beziehungsweise Migräne:<br />

Niamh Flynn (2018) Systematic Review of the Effectiveness of Hypnosis for the Management<br />

of Headache, International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 66:4, 343-352<br />

Abstract<br />

Migraine is a complex neurological condition that causes a range of symptoms, the most common<br />

of which is a severe headache. The aim of this systematic review of the literature is to determine the<br />

efficacy of hypnosis in the treatment of migraine. A systematic search of 4 scientific databases was<br />

conducted using the primary search terms migraine, headache, hypnosis, and hypnotherapy. A total<br />

of 8 studies were identified that examined hypnotic techniques either alone or in combination with<br />

other nonpharmaceutical techniques, such as visual imagery, relaxation, and pain-displacement<br />

techniques. This study demonstrates that hypnotherapy and relaxation techniques are effective in<br />

reducing short- and long-term headache activity in migraine sufferers.<br />

Zum möglichen Einsatz von Hypnose und Akupunktur in der Therapie der Migräne gibt es auch<br />

eine klinische Studie, die sogar eine gewisse Überlegenheit dieser beiden Verfahren gegenüber<br />

einer reinen Pharmakotherapie ergab:<br />

Kenan Tastan, Ozlem Ozer Disci & Turan Set (2018) A Comparison of the Efficacy of Acupuncture<br />

and Hypnotherapy in Patients With Migraine, International Journal of Clinical and Experimental<br />

Hypnosis, 66:4, 371-385<br />

Abstract<br />

A Meta-Analysis of Hypnotic Interventions for Depression Symptoms: High Hopes for Hypnosis?<br />

Leonard S. Milling, Keara E. Valentine, Hannah S. McCarley & Lindsey M. LoStimolo, American<br />

Journal of Clinical Hypnosis, Volume 61, 2018 - Issue 3, Pages 227-243<br />

Abstract<br />

This meta-analysis quantifies the effectiveness of hypnosis for treating the symptoms of depression.<br />

To be included in the meta-analysis, studies were required to use a between-subjects or mixed-model<br />

design in which a hypnotic intervention for depression was compared with a control condition in<br />

reducing depression symptoms. Of 197 records screened, 10 studies incorporating 13 trials of hypnosis<br />

met the inclusion criteria. The mean weighted effect size for 13 trials of hypnosis at the end of<br />

active treatment was 0.71 (p ≤ .001), indicating the average participant receiving hypnosis showed<br />

more improvement than about 76% of control participants. The mean weighted effect size for four<br />

trials of hypnosis at the longest follow-up was 0.52 (p ≤ .01), indicating the average participant treated<br />

with hypnosis showed more improvement than about 51% of control participants.<br />

These effect sizes are comparable to those associated with well-known psychological interventions<br />

for depression (e.g., Beck’s cognitive therapy, interpersonal therapy) and suggest hypnosis is a very<br />

effective way of alleviating the symptoms of depression. Clinicians may wish to give serious consideration<br />

to hypnosis as a treatment option when working with clients and patients who are depressed.<br />

This study investigated the effect of acupuncture, hypnotherapy, and pharmacotherapy in migraine<br />

treatments among 90 patients. They were divided into 3 groups of 30 persons each. Group 1, Group<br />

2, and Group 3 were treated with acupuncture, hypnotherapy, and pharmacotherapy, respectively.<br />

Changes in the visual analog scale (VAS) and Migraine Disability Assessment (MIDAS) scores from<br />

baseline were monitored. Reductions in the percentages of the VAS and MIDAS scores at the end of<br />

the third month were significantly higher in the acupuncture and hypnotherapy groups than those<br />

of the pharmacotherapy group (p < .01). Acupuncture and hypnotherapy can be developed as treatment<br />

options alone as an equivalent to conventional treatment.<br />

Auch über den Einsatz von Hypnose in der Telemedizin wird geforscht, hier konnte gezeigt<br />

werden, dass beim Reizdarmsyndrom eine Hypnotherapie via Skype zwar nicht ganz so effektiv<br />

ist wie eine persönliche Einzelsitzung, aber der Zugang zu einer solchen Therapie würde<br />

auf diese Weise natürlich deutlich verbessert:<br />

Shariq S. Hasan, James S. Pearson, Julie morris & Peter J. Whorwell (<strong>2019</strong>)<br />

SKYPE HYPNOTHERAPY FOR IRRITABLE BOWEL SYNDROME: Effectiveness and Comparison with<br />

Face-to-Face Treatment, International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 67:1,<br />

69-80<br />

Abstract<br />

Gut-focused hypnotherapy is an effective treatment for irritable bowel syndrome but is not widely<br />

available. This study assessed whether providing hypnotherapy by Skype might partially overcome<br />

this problem. Using a 50-point or more reduction in the IBS Symptom Severity Score as the primary<br />

>>


54 Literaturübersicht Wissenschaft<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

755<br />

outcome measure, 65% of subjects responded to Skype hypnotherapy with all other outcomes significantly<br />

improving. The primary outcome figure for face-to-face hypnotherapy was 76%. When other<br />

outcome scores for Skype and face-to-face treatment were compared, the mean changes were these:<br />

symptom severity (−94.1 vs. −129.2), noncolonic score (−52.3 vs. −64.8), quality of life (+56.4 vs.<br />

+66.2), anxiety (−3.3 vs. −3.0), depression (−1.7 vs. −2.5), and a 30% or more pain reduction (44%<br />

vs. 62%). Skype hypnotherapy is effective but slightly less so than face-to-face treatment. However,<br />

many patients would have been unable to access treatment without the Skype option.<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Stand: Ende Juni <strong>2019</strong><br />

Herzlichen Glückwunsch zum Erhalt des DGH-Zertifikats!<br />

Dr. med.<br />

Desirée<br />

Bergmann<br />

Brighton<br />

Abschließend noch eine Arbeit, die mir persönlich sehr gefällt, die Beschreibung des “McCarthy<br />

Teetopf-Test“. Ein sehr fantasievoller Ansatz, um die Erwartungshaltung des Patienten zu<br />

steigern.<br />

PD Dr. med.<br />

Dipl.-Soz.-Päd., KJP<br />

Dipl.-Psych.<br />

Katrin<br />

Margitta<br />

Andrea<br />

Breitbach<br />

Carli-Schmidt<br />

Cersovsky<br />

Bad Bramstedt<br />

Schwalmstadt<br />

Münster<br />

Patrick McCarthy (2018) THE MCCARTHY TEAPOT TEST, International Journal of Clinical and Experimental<br />

Hypnosis, 66:3, 308-31<br />

Dr. med.<br />

Arzt<br />

Dr. med.<br />

Jana<br />

Manuel<br />

Barbara<br />

Czymmek-Demantowsky<br />

Fuhrmann<br />

Gartmann<br />

Dortmund<br />

Bonn<br />

Freiburg<br />

Abstract<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ursula<br />

Groß<br />

Erftstadt<br />

Expectancy has often been declared to be the single most important factor in the success or failure<br />

of any hypnotic intervention. Given this truism that expectancy is so crucial, this article shows how a<br />

potential patient’s expectancy can be influenced and lowered or raised by the words and actions of<br />

the therapist. The essence of this innovative, simple, and quick method is that it is an expectancy-enhancement<br />

procedure that masquerades as a hypnotizability assessment. What makes this method<br />

powerful is the author’s emphasis on the theatrical components of therapist performance (it even<br />

includes acting instructions). No one fails this test.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ärztin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Soz.-Päd., KJP<br />

M.Sc. Psych.<br />

Claudia<br />

Silke<br />

Silke<br />

Marina<br />

Isabella<br />

Anna<br />

Esther<br />

Gysling-Tappeiner<br />

Hoffmann<br />

Holste<br />

Hortling<br />

Jungh<br />

Kampschroer<br />

Kottmann<br />

Zug<br />

Köln<br />

Marl<br />

Münster<br />

Münster<br />

Barntrup<br />

Affoltern A/A<br />

Dr. med.<br />

Peter<br />

Kranl<br />

Tegernsee<br />

Peter Dünninger


56 Neue Mitglieder der DGH<br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

757<br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

Stand: Ende Juni <strong>2019</strong><br />

Herzlich willkommen in der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.!<br />

Ärztin<br />

Annette<br />

Albrecht<br />

Göttingen<br />

Dipl.-Psych.<br />

Beate<br />

Liesner<br />

Münster<br />

B.Sc. Psych.<br />

Ulrike<br />

Arras<br />

Krefeld<br />

KJP<br />

Sonja<br />

Lünnemann<br />

Münster<br />

Dipl.-Psych.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Anette<br />

Faton<br />

Claudia<br />

Andrea<br />

Axt<br />

Berisha<br />

Bohusch<br />

Brauner<br />

Darmstadt<br />

Gera<br />

Syke<br />

Birmensdorf<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Helga<br />

Jörg<br />

Christoph<br />

Mangold<br />

Marr<br />

Mauer<br />

Haarbach<br />

Pritzwalk<br />

Plön<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Zahnärztin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Zahnärztin Dr.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Mag. Ra.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med. univ. Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Nadja<br />

Franz Christian<br />

Ute<br />

Andrea<br />

Kerstin<br />

Annette<br />

Kolja<br />

Kornelia<br />

Stefan<br />

Annegret<br />

Anja<br />

Barbara<br />

Brigitte<br />

Claudia<br />

Susanne<br />

Paulina<br />

Ulrike<br />

Judith<br />

Bremshey<br />

Burgner<br />

Chavalés<br />

Christoffel<br />

Dörlitz<br />

Ebel<br />

Eicker<br />

Eschhaus<br />

Fielmuth<br />

Flintrop<br />

Funk<br />

Gartmann<br />

Greif<br />

Gysling-Tappeiner<br />

Hallmann<br />

Hauck<br />

Heinze<br />

Herbst<br />

Bochum<br />

Norden<br />

Aachen<br />

Bonn<br />

Buxtehude<br />

Möhnesee<br />

Münster<br />

Lingen<br />

Alt Rehse<br />

Köln<br />

Schmalkalden<br />

Freiburg<br />

Meran<br />

Zug<br />

Hamburg<br />

Lauchringen<br />

Emsdetten<br />

Essen<br />

Zahnärztin Dr.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ärztin<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

PD Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. phil.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Ärztin<br />

Dipl.-Psych. Sr. M.<br />

Dr. med. dent.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Nicola<br />

Brigitte<br />

Irina<br />

Eva Judit<br />

Katja<br />

Michaela<br />

Armgard<br />

Antje<br />

Maria<br />

Christine Dorothea<br />

Vanessa Tatjana<br />

Christiana<br />

Ulrike<br />

Anna-Kristina<br />

Meißner<br />

Milkau<br />

Mizel<br />

Mohos<br />

Montag<br />

Müller<br />

Plötz<br />

Reymann<br />

Rime<br />

Rudolf<br />

Schaupp<br />

Schlotter<br />

Schröder<br />

Szeimies<br />

Bad Reichenhall<br />

Bamberg<br />

Berlin<br />

Zell am See<br />

Kerzers<br />

Wiesbaden<br />

Bad Fallingborstel<br />

Baunatal<br />

Lechbruck<br />

Lippstadt<br />

Lörrach<br />

Rottenburg a.Nr.<br />

Offenburg<br />

Braunschweig<br />

Dipl.-Psych.<br />

Barbara<br />

Herrmann-Gohlke<br />

Gießen<br />

Dr. med.<br />

Reinhard<br />

Thiel<br />

Bad Pyrmont<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ärztin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. rer. nat. Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Miriam<br />

Anne-Christin<br />

Anne<br />

Christine Karin<br />

Nahid<br />

Jana<br />

Jens<br />

Martin<br />

Esther<br />

Heuer-Bosse<br />

Hüsken<br />

Jahn<br />

Kämmerer<br />

Kaviani<br />

Klusemann<br />

Klusemann<br />

Knappe<br />

Kottmann<br />

Mettingen<br />

Münster<br />

Bremen<br />

Frankfurt<br />

Olpe<br />

Trier<br />

Trier<br />

Dresden<br />

Affoltern A/A<br />

Ärztin<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Prof. Dr.<br />

Dilek<br />

Anja<br />

Karin<br />

Sibylle<br />

Stephan<br />

Nicole<br />

Claudia<br />

Günther<br />

Toksöz-Kersting<br />

Traub-Hoge<br />

Tremmel<br />

Uhl-Dabelow<br />

von Spalden<br />

Weber<br />

Wehmeyer<br />

Wüsten<br />

Köln<br />

Radevormwald<br />

Schlossau<br />

Schwerte<br />

Hurlach<br />

Waldweiler<br />

Münster<br />

Reinach BL<br />

lic. phil.<br />

Sarah<br />

Kuhn<br />

Lenzburg<br />

Ärztin<br />

Hildegard<br />

Zervos<br />

Gummersbach<br />

Dr. med.<br />

Thomas<br />

Lange<br />

Neustadt an der Orla


58 Rezensionen & Neuerscheinungen<br />

Rezensionen & Neuerscheinungen 759<br />

Rezensionen & Neuerscheinungen:<br />

Autoren: Dr. med. dent. Peter Dünninger // Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />

Björn Migge:<br />

>> Hypnose und Hypnotherapie.<br />

Grundlagen und Praxis für Coaching<br />

und Kurzzeittherapie, Beltz,<br />

Weinheim 2018.<br />

Dieses Buch unterscheidet sich<br />

von vielen in den „<strong>Suggestionen</strong>“<br />

bereits besprochenen vor allem<br />

dadurch, dass es sich nicht, wie<br />

meistens, nur an Therapeuten<br />

und eventuell wissbegierige Laien,<br />

sondern auch an Coaches wendet.<br />

Das macht es in mehrerer Hinsicht<br />

interessant und bemerkenswert.<br />

Das fällt bei der einleitenden ausführlichen<br />

Definition der Hypnose<br />

noch nicht besonders auf, aber<br />

spätestens im Kapitel über die Geschichte<br />

der Hypnose mit einer detaillierten<br />

Würdigung bedeutender<br />

Hypnoselehrer wird klar, dass hier<br />

keineswegs nur die aus dem Kanon<br />

der „akademischen“ Wissenschaftler<br />

und Forscher altbekannten<br />

Koryphäen zu Wort kommen.<br />

Während ein Dave Elman sicher<br />

noch Vielen ein Begriff sein wird,<br />

dürften Personen wie Gerald F.<br />

Kein, Calvin D. Banyan, Charles<br />

Tebbets, Harry Arons, Roy Hunter<br />

und Randall Churchill, denen im<br />

Buch breiter Raum gewidmet wird,<br />

unter universitär ausgebildeten<br />

Hypnotherapeuten eher nur den<br />

wenigeren bekannt sein, während<br />

sie in der Szene der Coaches und<br />

Hypnotiseure offensichtlich große<br />

Popularität genießen. Diese Dualität<br />

der unterschiedlichen Blickwinkel<br />

auf die Hypnose zieht sich<br />

durch das ganze Buch. Migge ist<br />

sich dieser Tatsache sehr bewusst<br />

und er stellt sie ganz explizit dar.<br />

Das führt dazu, dass letztlich jede<br />

der angesprochenen Therapeutengruppen<br />

notwendigerweise auch<br />

mit der Sichtweise der jeweils anderen<br />

konfrontiert wird. Das eröffnet<br />

natürlich durchaus neue<br />

und ungewohnte Erkenntnisse.<br />

Unabhängig davon bietet das Buch<br />

eine sehr gründliche Einführung<br />

in die Grundlagen der Hypnose<br />

und Hypnotherapie und zahlreiche<br />

klinische Anwendungen. Zusätzlich<br />

gibt es noch eine Fülle<br />

von Online-Materialien inklusive<br />

zahlreicher Audiodateien mit entsprechenden<br />

Beispielen. Alleine<br />

dadurch ist es schon eine lohnende<br />

Investition.<br />

Mich persönlich hat die Lektüre<br />

allerdings sehr nachdenklich gemacht.<br />

Zum einen hat es mir, der<br />

ich mich auf diesem Gebiet für<br />

ziemlich belesen gehalten habe,<br />

gezeigt, dass es neben dem, was<br />

unsere DGH-Ausbildung bietet,<br />

noch einen ganzen Kosmos anderer<br />

Hypnoselehrer gibt, andererseits<br />

überkam mich angesichts der<br />

in allen Einzelheiten geschilderten<br />

potenten hypnotherapeutischen<br />

Interventionen, die eben auch<br />

Coaches vermittelt werden sollen,<br />

ein leichtes Schwindelgefühl.<br />

Zwar wird der Autor nicht müde,<br />

bei jeder Gelegenheit auf die Notwendigkeit<br />

des verantwortungsvollen<br />

Umganges mit der Hypnose<br />

hinzuweisen. Ob das von allen<br />

seiner potentiellen Leser so strikt<br />

beachtet wird, bleibt allerdings zu<br />

hoffen. Unabhängig davon bietet<br />

das Buch eine sehr eingehende<br />

Einführung in das Thema und eine<br />

reiche Palette von Anwendungsbeispielen,<br />

gerade auch durch die<br />

ausführlichen Online-Materialien.<br />

Es ist daher für die beiden angesprochenen<br />

Zielgruppen, insbesondere<br />

auch wegen des erwähnten<br />

Blickes „über den Tellerrand“<br />

sicherlich empfehlenswert. > Hypnotherapie – effizient<br />

und kreativ.<br />

Bewährte Rezepte für die tägliche<br />

Praxis, Carl Auer, Heidelberg, <strong>2019</strong><br />

Das Buch soll laut der Autorin<br />

ein Kochbuch mit Rezepten für<br />

die unterschiedlichsten Einsatzgebiete<br />

der Hypnotherapie sein.<br />

Nach einer kurzen, aber intensiven<br />

Einleitung zu den Grundlagen<br />

der Hypnose und Hypnotherapie<br />

werden über 200 Interventionen,<br />

geordnet nach Themengebieten<br />

(Ressourcen, Abgrenzung/Schutz,<br />

Wahrnehmung, Kontrolle/Selbstwirksamkeit,<br />

Problem, Leistung,<br />

Selbstbild/Selbstwert, Lebenslauf),<br />

stichpunktartig skizziert. Dabei<br />

wird nicht nur mit Trance gearbeitet,<br />

sondern vielfältige andere<br />

Ansätze wie Gestalttherapie, Verhaltenstherapie,<br />

Elemente aus der<br />

Psychotherapie virtuos und fantasievoll<br />

kombiniert. Dieses Füllhorn<br />

an Dargebotenem zeigt in jedem<br />

Satz die reiche Erfahrung eines<br />

Therapeutenlebens und die souveräne<br />

Beherrschung des Themas.<br />

In dieser Perfektion liegt aber auch<br />

ein Problem: das „Kochbuch“ erinnert<br />

mich ein wenig an die Anweisungen<br />

meiner Schwiegermutter,<br />

einer begnadeten Köchin, die auf<br />

die Frage, wie lange eine bestimmte<br />

Speise gekocht werden müsse,<br />

geantwortet hat „bis halt fertig ist“<br />

und auf die Gegenfrage, wann es<br />

denn fertig sei „des siehst dann<br />

schon!“. Damit soll gesagt sein,<br />

dass die konzentrierten Angaben<br />

zu den einzelnen Interventionen<br />

eigentlich nur von Jemandem<br />

richtig nachempfunden werden<br />

können, der die betreffenden Methoden<br />

selbst schon beherrscht.<br />

Das „Kochbuch“ ist somit kein Buch<br />

zum Kochenlernen, sondern eine<br />

Rezeptsammlung für Köche, denen<br />

man nicht erst erklären muss,<br />

was eine Mehlschwitze ist. Für diese<br />

Zielgruppe bietet es allerdings<br />

eine Plethora an Anregungen und<br />

Hilfestellungen, die ihresgleichen<br />

sucht. > Tanzen ist die beste<br />

Medizin:<br />

Warum es uns gesünder, klüger<br />

und glücklicher macht<br />

Rowohlt Polaris<br />

„Wahrscheinlich haben schon<br />

unsere Vorfahren all die Vorteile<br />

dieser Bewegungskunst gespürt,<br />

ganz ohne das Wissen von Neurotransmittern,<br />

Spiegelneuronen<br />

und aerobischer Fitness. Tanzen<br />

ist Schulung von Motorik, Selbstwahrnehmung<br />

und Gedächtnis,<br />

Freiheit und Kreativität, Emotionen<br />

und sozialer Gemeinschaft.<br />

Es stärkt unser Herz-Kreislauf-System,<br />

unser Immunsystem, sorgt<br />

für eine gute Körperhaltung und<br />

eine bis ins Alter anhaltende Beweglichkeit.<br />

Beim Tanzen steigt<br />

die gute Laune, unser Selbstvertrauen<br />

wird gestärkt, und wir<br />

machen ganz nebenbei ein prima<br />

Workout, das uns abnehmen lässt<br />

und für einen knackigen Po sorgt.<br />

Und das Wichtigste: Tanz geht direkt<br />

in unser Gehirn und verbessert<br />

die Verknüpfung der Gehirnzellen<br />

untereinander: Wir lernen<br />

leichter und bleiben geistig fit.<br />

Welche andere Bewegung kann all<br />

das? „Tanz ist ein Wundermittel,“<br />

so lautet die Quintessenz des Buches<br />

„Tanzen ist die beste Medizin“<br />

von Julia F. Christensen und Dong-<br />

Seon Chang. Die beiden NeurowissenschaftlerInnen<br />

haben sich auf<br />

einer wissenschaftlichen Konferenz<br />

zum Thema soziale Neurowissenschaften<br />

kennengelernt und<br />

in den durchtanzten Nächten im<br />

Anschluss an die Kongressbeiträge<br />

den Entschluss gefasst, dieses<br />

Buch zu verfassen. Roter Faden der<br />

acht Kapitel des Buches sind die Tagessthemen<br />

des achttägigen Kongresses.<br />

Programmatisch prägt der<br />

Name des Tagungshotels, „Apollo“,<br />

den Inhalt des Buches. Schließlich<br />

ist der griechische Gott Apollo<br />

nicht nur der Gott des Tanzes, sondern<br />

auch der Gott der Musik und<br />

des Heilens. Getreu der Devise von<br />

Julia F. Christensen, nach der derjenige,<br />

der sich mit Neurowissenschaften<br />

und der menschlichen<br />

Psyche beschäftigt, sehr schnell<br />

beim Thema Bewegung landet,<br />

fassen die beiden AutorInnen kurzweilig<br />

und abwechslungsreich die<br />

aktuelle Studienlage in der Tanzforschung<br />

zusammen.<br />

Herausgekommen ist ein Buch, das<br />

sich, getragen von der Tanzleidenschaft<br />

der beiden ForscherInnen<br />

und ihrer Expertise als neurowissenschaftlich<br />

Forschende, voller<br />

Esprit mit den Themen Bewegung<br />

und Tanz auseinandersetzt. In den<br />

Fokus rücken zunächst Ursprünge,<br />

Bedeutung und Funktion beider<br />

Phänomene für die Entwicklung<br />

der Spezies Mensch. Im Mittelteil<br />

erfolgt dann ein Wechsel zum Thema<br />

der heilsamen Wirkungen des<br />

Tanzens, angereichert mit der Darlegung<br />

eines Kaleidoskops weltweit<br />

erhobener Studien als Beleg.<br />

Als gezielte Anwendungsform der<br />

oben beschriebenen Effekte des<br />

Tanzens wird in diesem Teil des Buches<br />

die Tanztherapie als Methode<br />

vorgestellt und in stetem Abgleich<br />

zur geprüften Wirksamkeit anderer<br />

Bewegungsformen und Methoden<br />

wie beispielsweise Meditationsund<br />

Achtsamkeitsübungen diskutiert.<br />

In den weiteren Kapiteln<br />

geht es schließlich um das Tanzen<br />

im Alter, die Wirkung von Tanzdarbietungen<br />

auf die ZuschauerInnen<br />

und in einem Serviceteil um die LeserIn<br />

des Buches.<br />

Unter dem Strich macht die Lektüre<br />

deutlich, auf welch starke Verbündete<br />

in Form von Rhythmus,<br />

Bewegung und Körperkontakt die<br />

moderne westliche Psychotherapie<br />

als „Redekur“, an der üblicherweise<br />

zwei Menschen beteiligt sind, die<br />

sich weitgehend reglos in gehörigem<br />

Abstand gegenübersitzen,<br />

verzichtet. Das Buch „Tanzen ist die<br />

beste Medizin“ endet angesichts<br />

dieser Situation im neunten Kapitel<br />

mit einem Hoffnungsschimmer:<br />

Jede(r) kann sich dort mittels eines<br />

Tanztestes den eigenen passenden<br />

Tanzstil aussuchen - ob TherapeutIn<br />

oder PatientIn.


60 Hypnose in der Sportpsychologie<br />

Hypnose in der Sportpsychologie 761<br />

Das Multilevel Hypnotic<br />

Modell:<br />

Hypnose in der Sportpsychologie<br />

m Leistungs-, aber auch im<br />

I Freizeitsportbereich wird Hypnose<br />

in Italien immer häufiger<br />

eingesetzt. Den Zustand in Hypnose<br />

bezeichnen wir dabei als<br />

einen modifizierten Bewusstseinszustand,<br />

der objektiv und<br />

subjektiv phenomenologische<br />

Veränderungen mit sich bringt.<br />

Die Wahrnehmungen in diesem<br />

Zustand unterscheiden sich<br />

deutlich von solchen im wachen<br />

Zustand oder auch im Schlaf.<br />

Dabei handelt es sich nicht um<br />

einen stabilen Zustand, sondern<br />

eher um einen dynamischen<br />

Prozess. Hypnose kann Athleten<br />

dabei helfen, Coping Strategien<br />

zu optimieren und Blockaden zu<br />

überwinden, mentale Fitness zu<br />

verbessern, bekannte oder neue<br />

kinetische Abläufe zu verinnerlichen<br />

sowie Selbstwirksamkeit<br />

und Konzentrationsfähigkeit<br />

auch unter Schmerz oder hoher<br />

Belastung zu steigern.<br />

Durch entsprechendes Training<br />

kann ein talentierter Athlet seine<br />

Leistung verbessern und eine<br />

positive Einstellung gegenüber<br />

intensiven Belastungen und Wettkampfsituationen<br />

gewinnen. Hypnose<br />

und Selbsthypnose gelten<br />

deswegen als effektive Methoden<br />

in der Sportpsychologie. Nicht immer<br />

können dabei Athleten oder<br />

Mannschaften von einem Therapeuten<br />

direkt betreut werden (in<br />

Italien darf Hypnose nur von Psychologen<br />

und Ärzten praktisch angewandt<br />

werden), aber der Athlet<br />

kann darin “ausgebildet” werden,<br />

Hypnose selbständig anzuwenden.<br />

Hier einige Beispiele:<br />

Von unseren Kollegen im Ausland.<br />

Autor: Michele Modenese<br />

Ein Sportschütze handelt nach<br />

posthypnotischen <strong>Suggestionen</strong>,<br />

die all seine Bewegungen - vom<br />

Positionieren der Waffe bis zum<br />

Abfeuern - genau bestimmen,<br />

aber auch sein Verhalten im Falle<br />

eines Fehlschusses konditionieren.<br />

In dem Moment, in dem ein Skifahrer<br />

durch die Startschranke geht,<br />

blendet er in einem Trancezustand<br />

sämtliche Störfaktoren aus und<br />

kann sich somit auf das Wesentliche,<br />

d.h. auf die Strecke fokussieren.<br />

Beim Gewichtheben werden<br />

nacheinander zwei “hypnotische”<br />

Konzentrationsphasen abgerufen:<br />

während der Athlet die Hände<br />

mit Magnesiumpulver vorbereitet,<br />

richtet er das erste Mal seinen<br />

Fokus auf die bevorstehende Aufgabe.<br />

Vor dem Stoßen, wenn er<br />

nach der Langhantel greift, tritt<br />

die zweite Phase der Konzentration<br />

ein.<br />

Hypnose und Imagination<br />

Zahlreiche Studien (Taylor & Gerson<br />

1992, Liggett 2011 , Modenese<br />

2006, 2015, Ashish P. , I. I Kagzi.<br />

2017) bestätigen, dass Imagination<br />

in Kombination mit Hypnose<br />

deutlich bessere Ergebnisse in Hinsicht<br />

auf Selbstwirksamkeit, Lernfähigkeit,<br />

Technik und Leistung<br />

der Athleten zeigt, als Imagination<br />

alleine. Die meisten Probanden,<br />

die die Aufgabe gestellt bekamen,<br />

sich selbst beim Ausüben der eigenen<br />

Sportleistung vorzustellen,<br />

bestätigen, dass Imagination in<br />

Kombination mit Hypnose eine<br />

Wahrnehmung hervorruft, die<br />

deutlich intensiver und präsenter<br />

als reine Imagination ist, und zwar<br />

in mehrerer Hinsicht: visuell, auditiv,<br />

kinästhetisch und emotional.<br />

Das bedeutet, dass Athleten im<br />

„Trance-Zustand“ eine Situation<br />

deutlicher und intensiver sehen,<br />

hören und empfinden.<br />

Hier ein klassisches Beispiel von<br />

Visualisierung: Der Athlet hat einen<br />

bestimmten Ablauf mehrfach<br />

geübt und kann diesen korrekt<br />

bzw. effektiv ausführen. Er soll<br />

sich nun in Hypnose sich selbst bei<br />

der Ausführung vorstellen, sich<br />

wiederholt beobachten und dabei<br />

nicht nur visuelle, sondern auch<br />

spezifische kinästhetische Impulse<br />

verinnerlichen. Kinästhetische<br />

und propriozenptive Erfahrungen<br />

sind oft wichtiger als reine visuelle<br />

Impulse. Um die Vorteile der<br />

Imagination durch die Hypnose<br />

zu maximieren, sollte die Wahl<br />

der Bilder und Empfindungen im<br />

Rahmen des Multilevel Hypnotic<br />

Modells (MHM) vom jeweiligen<br />

Athleten selbst getroffen werden.<br />

Dies unterscheidet das MHM von<br />

der herkömmlichen, traditionellen<br />

Sportpsychologie und entspricht<br />

voll und ganz dem individuellen<br />

Ansatz von Erickson.<br />

Das Multilevel Hypnotic Modell<br />

(MHM)<br />

Das MHM (M. Modenese 2006)<br />

besteht aus vier Phasen, in denen<br />

die Hypnose auf der Ebene der<br />

Physiologie, der Analyse, der Neustrukturierung<br />

und der Anpassung<br />

des Trainings als Unterstützung<br />

und Mittel dient. Das Modell nutzt<br />

und fördert die neuronale Plastizität<br />

und ist somit – mehr oder weniger<br />

bewusst – bereits Teil vieler<br />

sportpsychologischer Ansätze<br />

oder Formen von Mentaltraining.<br />

Im Mittelpunkt steht der Athlet mit<br />

seinen Stärken und Schwächen.<br />

Das MHM passt sich dem Athleten<br />

an. Es nutzt äußerst selten direkte<br />

<strong>Suggestionen</strong>. Dem Athleten werden<br />

mehrere mögliche Wege gezeigt,<br />

und der Athlet entscheidet<br />

sich für den für ihn passenden. Für<br />

die konkrete Ausgestaltung der<br />

o.g. vier Phasen werden Informationen<br />

genutzt, die mit dem Athleten<br />

immer wieder gesammelt,<br />

vertieft und immer wieder überarbeitet<br />

werden.<br />

Individualisierung:<br />

Prioritäten und Leistung, Modalitäten<br />

der Kommunikation und<br />

der Verinnerlichung<br />

In dieser Phase werden Ziele und<br />

Prioritäten eruiert, die Athlet und<br />

Trainerteam haben, ebenso das<br />

aktuelle Leistungsniveau. Es wird<br />

beobachtet, über welche Sinnesmodalitäten<br />

der Athlet bevorzugt<br />

Informationen aufnimmt und<br />

verarbeitet, um daraus den geeigneten<br />

Ansatz für Hypnose zu<br />

bestimmen. Diese Analyse hilft<br />

zu entscheiden, wie Hypnose am<br />

besten eingeleitet und die richtige<br />

Hypnosetiefe erreicht werden<br />

kann, aber auch, wie posthypnotische<br />

<strong>Suggestionen</strong> am wirksamsten<br />

verwendet werden können<br />

und wie die Arbeit mit Hypnose<br />

längerfristig gestaltet werden<br />

kann.<br />

Analyse:<br />

Stärken und Schwächen, Störfaktoren,<br />

körperbezogene Hypnosetechniken,<br />

Autohypnose<br />

In dieser Phase wird das Verständnis<br />

um den optimalen Hypnosezustand<br />

und mögliche Anwendungsgebiete<br />

vertieft.<br />

Wo liegen hier die Stärken und<br />

die Schwächen des Athleten? Wo<br />

kann man effektiv ansetzen? Welche<br />

Störfaktoren tauchen auf? Wie<br />

verhält sich der Athlet in verschiedenen<br />

möglichen Wettkampfszenarien?<br />

Beispiel: Ein Springreiter<br />

wird darauf vorbereitet, wie er am<br />

Besten reagieren soll, wenn das<br />

Pferd ein Hindernis umwirft oder<br />

das Pferd sich weigert zu springen<br />

oder wenn er im schlimmsten<br />

Fall vom Pferd fällt. Dabei können<br />

theoretisch ganz unterschiedliche<br />

Techniken genutzt werden. Hilfreich<br />

sind Techniken, die sowohl<br />

für die Induktion als auch für die<br />

Utilisation den Körper und seine<br />

Empfindungen nutzen. Zu wissen,<br />

wie gut sich der Athlet entspannen<br />

und fokussieren kann, hilft dabei in<br />

der Arbeit mit Imagination. Häufig<br />

geht es darum, dass sich der Athlet<br />

entspannt, die Konzentration neu<br />

sammelt und sich mental von einer<br />

dysfunktionellen Haltung entfernt.<br />

Durch posthypnotische <strong>Suggestionen</strong><br />

wird dem Athleten zum<br />

Beispiel ermöglicht, durch Selbsthypnose<br />

für nur einige Minuten in<br />

einen Zustand der Entspannung zu<br />

wechseln.<br />

Überarbeitung und Anpassung:<br />

verschiedene Arten des Mentaltrainings,<br />

Training mit den<br />

bevorzugten Techniken<br />

In dieser Phase nutzt man bei der<br />

Zusammenarbeit mit dem Athleten<br />

unterschiedliche Mittel der<br />

Imagination und der Hypnose. Es<br />

werden konkrete Ziele vereinbart,<br />

zum Beispiel:<br />

• Verbesserung der Rückhand<br />

beim Tennis<br />

• Griff am Drive beim Golf<br />

• Abwehr beim Basketball<br />

Zusätzlich wird definiert, welche<br />

Verbesserung genau stattfinden<br />

soll (z.B. Zeit der Ausführung,<br />

Höhe des Sprungs, …) und welche<br />

Strategie vor und beim Wettkampf<br />

angewendet wird. Hypnose und<br />

Imagination werden perfektioniert<br />

und als Teil des Trainings in die<br />

Routinen eingebunden.<br />

Integration:<br />

spezifische Mentaltrainingseinheiten,<br />

Anpassung und Verinnerlichung<br />

der neuen Abläufe,<br />

Fokussierung und Integration<br />

der Trainingsabläufe<br />

Wenn diese Phase erreicht ist,<br />

ist der Athlet imstande, mentales<br />

Training selbst durchzuführen<br />

>>


62<br />

Hypnose in der Sportpsychologie<br />

Einladung Mitgliederversammlung 763<br />

7<br />

und durch Selbsthypnose spezifische<br />

Ziele zu erreichen. Er kann<br />

zum Beispiel visualisieren und<br />

gleichzeitig genau „spüren“, was<br />

in seinem Körper während der<br />

Ausführung des trainierten Ablaufes<br />

passiert: Während des Anlaufs<br />

beim Speerwurf. Beim Anlaufen<br />

des Absprungsbrettes beim<br />

Dreisprung oder Weitsprung. Bei<br />

der Kontrolle der Rückhand beim<br />

Tennis. Mit allen Sinnen kann der<br />

Putt beim Golf vorbereitet werden.<br />

Müssen Bewegungsabläufe verändert<br />

werden, kann Hypnose auch<br />

hierbei helfen: Ein Fußballer, mit<br />

dem ich gearbeitet habe, musste<br />

nach einer schweren Verletzung<br />

Grundlagen seines Sports neu erlernen:<br />

Das Laufen, die Richtungswechsel,<br />

das Lenken des Balles mit<br />

Kraft und Präzision, Drehungen<br />

des Beins im richtigen Zusammenspiel<br />

von Fußgelenk und Knie.<br />

Außerdem haben wir Hypnose<br />

angewandt, um neue Dialoge zu<br />

verinnerlichen, die realistisch und<br />

konstruktiv und nicht auf die Verletzung<br />

oder den Schmerz, sondern<br />

auf die Freude des Profis am<br />

Spiel ausgerichtet waren.<br />

So kann Hypnose kann dabei helfen,<br />

nach einer Verletzung das<br />

Vertrauen in den eigenen Körper<br />

zurückzugewinnen. Abläufe, die<br />

durch den Unfall gestört worden<br />

sind, können mit Hilfe von Visualisierung<br />

wieder neu erlernt und<br />

perfektioniert werden.<br />

Hypnose und Imagination<br />

Klassische Hypnose-Techniken, individuell<br />

angewandt<br />

• Body Scan Body<br />

• Handlevitation<br />

• Imagination von Duft<br />

• Nutzung von Reizen<br />

Imagination<br />

Nutzung von Farbkontrasten<br />

• Sequenzielle Imagination für<br />

den Aufmerksamkeitsfokus<br />

• Geräusche und Musik<br />

• Nonverbale Induktionen mit<br />

Berührung<br />

• Hypnotische Katalepsie<br />

Sprachliche Techniken<br />

Auch in der Sporthypnose wird mit<br />

verschiedenen Techniken gearbeitet,<br />

die der Sprache des Athleten<br />

angepasst werden:<br />

• Metaphern<br />

• Symptomverschreibungen<br />

• Konfusion<br />

• Nutzung von Paradoxa und<br />

Double-Binds<br />

• Überraschung<br />

• Seeding-Leading und Transfers<br />

sowie Verallgemeinerungen<br />

Besondere Herausforderungen<br />

Folgende Probleme tauchen im<br />

Kontext des Sports immer wieder<br />

auf:<br />

• Stress bei Krankheit<br />

• Angst vorm Gewinnen<br />

• Angst vorm Verlieren<br />

• Demotivation, Ermüdung<br />

• Angst und Ängstlichkeit<br />

• Frühstarts<br />

• Doping<br />

• Schwierigkeiten damit, Veränderungen<br />

zu akzeptieren<br />

• Schwierigkeiten damit, sich in<br />

ein Team einzufügen<br />

• Depressive Tendenzen<br />

Manche davon treten auf emotionaler<br />

Ebene auf, andere betreffen<br />

motorische – andere haben klinischen<br />

Charakter, zum Beispiel bei<br />

Abhängigkeit und Verhaltensstörungen.<br />

Zusammenfassend:<br />

• Durch Imagination kann eine<br />

gute Erfahrung wiedererlebt,<br />

aber auch neu kreiert werden<br />

• Imagination spricht mehrere<br />

Sinne an<br />

• Der zusätzliche Einsatz von<br />

Hypnose maximiert die Ergebnisse<br />

• Das Multilevel Hypnotic Modell<br />

kann vom Sportler ohne Vorerfahrung<br />

angewandt und erlernt<br />

werden<br />

Literatur:<br />

Modenese M. (2016) L’ipnosi nell’accrescere<br />

la resilienza in atleti con disabilità o<br />

vittime di infortuni. Ipnosi, Franco Angeli<br />

pp 5-13 DOI: 10.3280/IPN2016-001001<br />

Modenese M. (2006) Metodologia ipnotica<br />

e personalità in Psicologia dello Sport.<br />

Ipnosi n. 1. Franco Angeli<br />

Modenese M. (2015) Ipnosi e tecniche di<br />

imagery nel lavoro con golfisti professionisti.<br />

Giornale Italiano di psicologia dello<br />

Sport, n° 23. Calzetti e Mariucci


64 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

765<br />

Mitgliederversammlung der deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie<br />

Am 16.11.2018 im Best Western Premier Parkhotel, Peter-Hartmann-Allee 4,<br />

33175 Bad Lippspringe.<br />

Beginn: 20:40 Uhr<br />

Tagesordnung:<br />

>> Top 1: Feststellung der<br />

ordnungsgemäßen<br />

Einberufung<br />

>> Top 2: Wahl des Versammlungsleiters<br />

>> Top 3: Wahl des Protokollanten<br />

>> Top 4: Beschluss der<br />

Tagesordnung<br />

>> Top 5: Verabschiedung des<br />

Protokolls der<br />

letzten Mitgliederversammlung<br />

>> Top 6: Bericht des<br />

Vorstandes<br />

>> Top 7: Aussprache<br />

zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

>> Top 8: Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

>> Top 9: Aussprache zum<br />

Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

>> Top 10: Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

>> Top 11: Aussprache<br />

zum Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

>> Top 12: Entlastung des<br />

Vorstandes<br />

>> Top 13: Verschiedenes<br />

>> Top 1:<br />

Feststellung der ordnungsgemäßen<br />

Einberufung<br />

Der Präsident der DGH, Herr Dr. Klaus<br />

Hönig, eröffnet die Mitgliederversammlung<br />

um 20:40 Uhr und stellt<br />

deren ordnungsgemäße und fristgerechte<br />

Einberufung mit den „<strong>Suggestionen</strong><br />

Ausgabe 2018“ fest.<br />

>> Top 2:<br />

Wahl des Versammlungsleiters<br />

Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Sebastian<br />

Knop zum Versammlungsleiter<br />

zu wählen. Herr Knop ist im Falle<br />

der Wahl bereit, das Amt anzunehmen.<br />

Er wird einstimmig ohne Gegenstimme<br />

zum Versammlungsleiter gewählt.<br />

Herr Knop nimmt die Wahl an.<br />

>> Top 3:<br />

Wahl des Protokollanten<br />

Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Dr.<br />

Christian Bernd Hüsken zum Protokollanten<br />

zu wählen. Herr Dr. Christian<br />

Bernd Hüsken ist im Falle seiner<br />

Wahl bereit, das Amt anzunehmen.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken wird<br />

einstimmig zum Protokollanten gewählt.<br />

Herr Dr. Christian Bernd Hüsken<br />

nimmt die Wahl an.<br />

>> Top 4:<br />

Beschluss der Tagesordnung<br />

Die Tagesordnung wird wie vorgelegt<br />

einstimmig ohne Gegenstimmen oder<br />

Enthaltungen beschlossen.<br />

>> Top 5:<br />

Verabschiedung des Protokolls der<br />

letzten Mitgliederversammlung<br />

Schriftliche oder mündliche Einwendungen<br />

gegen das Protokoll der<br />

letzten Mitgliederversammlung vom<br />

17.11.2017 in Bad Lippspringe liegen<br />

nicht vor. Der Versammlungsleiter<br />

stellt die Ordnungsgemäßheit des<br />

Protokolls – wie publiziert in <strong>Suggestionen</strong><br />

2018 – fest. Die Versammlung<br />

beschließt das Protokoll einstimmig<br />

ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen.<br />

>> Top 6:<br />

Bericht des Vorstandes<br />

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie<br />

e.V. berichtet von der Arbeit des<br />

Vorstandes im vergangenen Jahr. Er<br />

berichtet, dass es sich bei dem vergangenen<br />

Jahr um ein sehr ereignisreiches<br />

Jahr gehandelt hat. Die Gesellschaft<br />

habe insgesamt eine sehr gute<br />

Entwicklung genommen. Es habe allerdings<br />

auch überraschende Themen<br />

z.B. bei der Summerschool gegeben,<br />

die bedauerlicherweise aufgrund zu<br />

geringer Anmeldezahlen abgesagt<br />

werden musste. Die Vizepräsidentin<br />

der Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie<br />

berichtet, dass es auf die<br />

Vorträge und die Workshops anlässlich<br />

des diesjährigen Jahreskongresses<br />

bis dato eine durchgängig positive<br />

Resonanz gegeben habe. Die Anzahl<br />

der Erstbesucher sei um ca. 35 % gestiegen.<br />

Diesen Erstbesuchern soll die Möglichkeit<br />

des Austausches im Rahmen eines<br />

gemeinsamen Forums gegeben werden.<br />

Insbesondere soll dadurch auch<br />

der Kontakt unter den Erstbesuchern<br />

intensiviert werden. Im vergangenen<br />

Jahr habe es eine Rückeruierung dazu<br />

gegeben, wie Erstbesucher auf den<br />

Kongress aufmerksam geworden seien:<br />

• Ca. 39 % entfallen auf den sog.<br />

Austausch mit Kollegen, d. h.<br />

„Mund-zu-Mund-Propaganda“,<br />

• 7% über das Internet,<br />

• 15% über andere Fortbildungsveranstaltungen,<br />

• 5% über die sog. Summerschool.<br />

Hieraus wird geschlossen, dass weitergehende<br />

Qualitätszirkel gebildet<br />

werden sollen zur Vernetzung im<br />

Kollegenkreis. Zudem ging es um die<br />

Verstärkung der Pressearbeit. Im vergangenen<br />

Jahr wurden mehrere interessante<br />

Beiträge verfasst, so insbesondere<br />

ein Beitrag von Herrn Dr. Hönig<br />

auf www.tagesschau.de und ein Beitrag<br />

von Frau Dipl.-Psych. Krschnak<br />

bei Xenius. Insbesondere geht es<br />

darum, die Medienpräsenz weiter zu<br />

stärken. Dabei sollten auch Mitglieder<br />

mehr als bisher in die Pressearbeit<br />

eingebunden werden. Die Vizepräsidentin<br />

berichtet weitergehend, dass<br />

gerade in die Medienpräsenz und namentlich<br />

auch in den Websiteauftritt<br />

Geld investiert worden ist. So ist zum<br />

Beispiel auch die Startseite umgestellt<br />

und stärker strukturiert worden. Berichtet<br />

wird von der Summerschool im<br />

vergangenen Jahr.<br />

Es waren bereits zwei sog. Summerschool-Veranstaltungen<br />

durchgeführt<br />

worden, dies im zweijährigen Abstand.<br />

Beide zeichneten sich durch<br />

eine hohe Teilnehmerzahl aus. Bei<br />

der letzten Summerschool stellte sich<br />

das Problem, dass frühzeitig Referenten<br />

für die Veranstaltung in Berlin gebucht<br />

worden waren. In Ansehung des<br />

Marathons in Berlin am selben Datum<br />

war es indes nicht möglich, kurzfristig<br />

Räumlichkeiten, Hotelkapazitäten etc.<br />

zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.<br />

Von daher war geplant, die Veranstaltung<br />

an der Universität Potsdam<br />

stattfinden zu lassen. Die Deadline, bis<br />

zu der die entsprechenden Tagungsräumlichkeiten<br />

hätten storniert werden<br />

können, war der 17.08.2018. Obwohl<br />

über Facebook und im Internet<br />

bzw. durch direkte Anschreiben entsprechende<br />

Werbung betrieben worden<br />

war, blieb die Teilnehmerzahl bei<br />

der Summerschool in Potsdam deutlich<br />

hinter derjenigen in Berlin bzw.<br />

Bonn zurück. Da die Ausrichtung der<br />

Summerschool in Potsdam zu einem<br />

erheblichen finanziellen Verlust der<br />

DGH geführt hätte, musste sie abgesagt<br />

werden. Letztlich ließ sich jedoch<br />

leider nicht eruieren, warum die Summerschool<br />

in Potsdam im Gegensatz<br />

zu den Veranstaltungen vorher so wenig<br />

positive Resonanz gefunden hat.<br />

Die Vizepräsidentin berichtet weitergehend<br />

von den Projekttagen vom<br />

3. bis zum 4. Mai <strong>2019</strong> zum Thema<br />

„Hypnose – Stärkung der Immunkompetenz<br />

bei chronisch-entzündlichen<br />

Erkrankungen“, diese finden regelmäßig<br />

eine hohe Resonanz.<br />

Der Veranstaltungsort ist wie üblich<br />

Bad Lippspringe. Vom 14.11.<strong>2019</strong> bis<br />

17.11.<strong>2019</strong> findet der Jahreskongress<br />

<strong>2019</strong> unter dem Thema „Hypnose -<br />

Schmerz, lass nach!“ statt.<br />

Daraufhin berichtet Frau Dr. Nikola<br />

Aufmkolk von ihren Tätigkeiten für die<br />

DGH im Jahre 2018. Die Herausgabe<br />

der <strong>Suggestionen</strong> wurde von Frau Dr.<br />

Aufmkolk an Anke Precht abgegeben.<br />

Frau Dr. Aufmkolk bemüht sich gemeinsam<br />

mit Herrn Dr. Christian Lüdke<br />

um die Steigerung und Verbesserung<br />

der Medienpräsenz der DGH.<br />

Sie fragt hierzu, wer Lust habe, entsprechend<br />

mitzuarbeiten und bittet<br />

um Übermittlung von Fallberichten,<br />

Interviews und ähnlichen Materialien,<br />

die für die Presse verwendet werden<br />

können. Frau Dr. Kaiser Rekkas berichtet<br />

von ihren Bemühungen, die DGH<br />

weiter publik zu machen und zeigt<br />

sich beeindruckt von der hohen Qualität<br />

der Fortbildungsmaßnahmen der<br />

DGH, auch im Verhältnis zu anderen<br />

entsprechenden Veranstaltungen.<br />

>> Top 7:<br />

Aussprache zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

Bezüglich der Erfahrung mit der Summerschool<br />

wird erörtert, wie die Attraktivität<br />

dieser Veranstaltung ggfls.<br />

steigerbar ist. Aus dem Kreis der Mitglieder<br />

kommt die Anregung, die<br />

Summerschool möglicherweise im<br />

Süden Deutschlands stattfinden zu<br />

lassen. Als Ort wird München, Ulm<br />

oder Freiburg vorgeschlagen, wobei<br />

ggfls. zu erwägen wäre dass eine<br />

Veranstaltung in München mit höheren<br />

Kosten verbunden wäre, als eine<br />

entsprechende Veranstaltung in Ulm<br />

oder Freiburg. Aus dem Kreis der Mitglieder<br />

kommt die Anregung, dass<br />

Herr Dr. Hönig eine entsprechende<br />

Veranstaltung in Ulm möglicherweise<br />

realisieren könne. Aus der Mitgliederversammlung<br />

kommt weitergehend<br />

die Anmerkung von Prof. Anna<br />

Schoch, dass man wie in den vergangenen<br />

Jahren auch anlässlich der<br />

Jahreskonferenz möglicherweise eine<br />

Pressekonferenz durchführen könne<br />

mit entsprechender Einladung an entsprechende<br />

Medien und Pressevertreter.<br />

Frau Prof. Schoch äußert die Vermutung,<br />

dass „Hypnose immer rocke“, d.<br />

h. immer für eine gewisse Medienpräsenz<br />

gesorgt sei. Frau Dr. Mehling will<br />

„Eine Lanze für Berlin brechen“. Viele<br />

Berliner flüchteten anlässlich des Berlin-Marathons<br />

aus der Stadt. Dies sei<br />

ein besonderes Ereignis für die Stadt.<br />

Möglicherweise könne man dennoch<br />

versuchen, nochmals eine Summerschool<br />

in Berlin anzubieten. Diskutiert<br />

wird weitergehend, dass auch Frankfurt,<br />

Marburg, Gießen oder Würzburg<br />

ggfls. geeignete Standorte seien. Frau<br />

Dagmar Meyer-Anuth äußert die Vermutung,<br />

dass Potsdam doch als Veranstaltungsort<br />

eben nicht so attraktiv<br />

sei wie Berlin und auch die ICE-technische<br />

bzw. Flughafenanbindungen<br />

nicht vergleichbar seien mit denen in<br />

Berlin. Aus der Mitgliedschaft wird im<br />

Übrigen der Einwand erhoben, dass<br />

möglicherweise der Monat September<br />

für eine entsprechende Veranstaltung<br />

nicht ideal sei, da der Termin ungünstig<br />

sei. Viele Studenten seien im September<br />

im Urlaub. Herr Dipl.-Psych.<br />

Seiffert äußert, dass aus seiner Sicht<br />

Würzburg ein guter Standort für eine<br />

Summerschool sei. Würzburg sei gut<br />

verkehrstechnisch angebunden. Er<br />

habe gute Kontakte zum Ausbildungsinstitut<br />

für Psychotherapie und bietet<br />

an, für die DGH entsprechende Kontakte<br />

zu vermitteln.<br />

>>


66 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

767<br />

Herr Dr. Teut fasst zusammen, dass es<br />

möglicherweise erforderlich sei, dass<br />

vor Ort jemand die Angelegenheit in<br />

die Hand nehme, der entsprechend<br />

vernetzt sei und über entsprechende<br />

Kontakte verfüge. Vor diesem Hintergrund<br />

werden nochmals Würzburg<br />

oder Ulm als Alternativen diskutiert.<br />

>> Top 8:<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Die Kassenprüfer stellen das Ergebnis<br />

der Kassenprüfung vor. Die Kassenprüfung<br />

wird als vorbildlich bezeichnet.<br />

Es existiert keine Handkasse. Die<br />

Kassenprüfung hat keine Unstimmigkeiten<br />

ergeben. Der anliegende Bericht<br />

der Kassenprüfer ist Bestandteil<br />

des Protokolls.<br />

>> Top 9:<br />

Aussprache zum Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

entfällt.<br />

>> Top 10:<br />

Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Der anliegende Datenschutzbericht<br />

des Datenschutzbeauftragten Dr. Peter<br />

Dünninger ist Bestandteil dieses<br />

Protokolls.<br />

>> Top 11:<br />

Aussprache zum Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />

Es werden keine Einwendungen<br />

erhoben.<br />

>> Top 12:<br />

Entlastung des Vorstandes<br />

Die Kassenprüfer beantragen die Entlastung<br />

des Vorstands. Sie erläutern,<br />

welche Rechtsform und Entlastung<br />

des Vorstands von Rechtswegen verknüpft<br />

sind und dass insbesondere<br />

die persönliche zivilrechtliche Verantwortlichkeit<br />

der Mitglieder des<br />

Vorstands im Regelfall dann entfällt,<br />

wenn bzw. insoweit diesen die Entlastung<br />

erteilt wird.<br />

Die Versammlung beschließt die Entlastung<br />

des Vorstands bei Stimmen-<br />

enthaltung von vier Mitgliedern des<br />

Vorstands, im Übrigen ohne Gegenstimme.<br />

>> Top 13:<br />

Verschiedenes<br />

Das langjährige Mitglied der DGH<br />

Dieter Gerd Hoff ist im April 2018 im<br />

Alter von 74 Jahren überraschend verstorben.<br />

Der Präsident der DGH regt<br />

eine Gedenkminute für Herrn Hoff an.<br />

Dr. Hönig berichtet danach von der<br />

Durchführung eines sog. Pilotprojekts<br />

in Ulm unter der Führung von Herrn<br />

Dipl.-Psych. Norbert Gelse. Die Datenerfassung<br />

sei fast abgeschlossen. Es<br />

habe drei Termine gegeben mit sechs<br />

Therapeuten und vierzig Patienten.<br />

Für dieses Projekt, das auch von der<br />

DGH finanziell mit unterstützt worden<br />

ist, habe Herr Gelse einen Preis erhalten.Die<br />

Mitgliederversammlung diskutiert<br />

Fragen der Medien- und Pressearbeit.<br />

Herr Dr. Teut schlägt vor, einen ethischen<br />

Kodex bezüglich Pressearbeit<br />

und Hypnotherapie in der Presse zu<br />

erarbeiten. Frau Prof. Schoch berichtet<br />

von ihren Erfahrungen, insbesondere<br />

von einer Erfahrung mit der Fernsehserie<br />

mit „Pfarrer Fliege“. Sie sei vor<br />

einigen Jahren einmal aufgefordert<br />

worden, eine Kindsmutter in Trance<br />

zu versetzen, damit diese den Namen<br />

des Kindsvaters ihrer Tochter preisgebe.<br />

Dies sollte im Rahmen einer Fernsehverfilmung<br />

dokumentiert werden.<br />

Herr Dr. Reindl berichtet, dass er in der<br />

Vergangenheit die Veröffentlichung<br />

von entsprechenden Artikeln von der<br />

Stellungnahme der Landeszahnärztekammer<br />

abhängig gemacht habe.<br />

Frau Anke Precht wirbt für einen Wissensaustausch<br />

und dafür, Beiträge für<br />

die <strong>Suggestionen</strong> zu verfassen.<br />

Der Versammlungsleiter Knop hält das<br />

Thema „Schmerz“ für besonders interessant<br />

und öffentlichkeitsrelevant.<br />

Es besteht die Erwartung, dass der<br />

Vorstand und namentlich die entsprechende<br />

Ansprechpartnerin Frau Dr.<br />

Aufmkolk aktiv auf die Presse zugehe.<br />

Diskutiert wird darüber, dass die Abrechnung<br />

von Hypnose im Rahmen<br />

tiefenpsychologischer Verfahren im<br />

Gegensatz zu der Verhaltenstherapie<br />

immer noch nicht entsprechend möglich<br />

ist. Herr Dr. Mende berichtet, dass<br />

an der Universität Salzburg zusammen<br />

mit der Universität Kassel ein Wirksamkeitsbeleg<br />

für tiefenpsychologische<br />

Verfahren unter Einsatz von Hypnose<br />

erbracht worden sei. Insofern<br />

rekurriert er auf Herrn Christian Sell,<br />

psychologisches Institut Universität<br />

Kassel, der die entsprechende Untersuchung<br />

durchgeführt hat.<br />

Der Versammlungsleiter schließt die<br />

Versammlung um 22.15 Uhr.


68<br />

Protokoll der Mitgliederversammlung<br />

Ressourcenaktivierung in der Onkologie<br />

769<br />

Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten 2018<br />

Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten wurde in der Satzung der DGH verankert. Rechenschaftspflichtig<br />

ist der Datenschutzbeauftragte der MV der DGH. Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten gründet sich auf<br />

die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes sowie auf sonstige Gesetze, die für die Tätigkeit eines<br />

Vereins bindend sind. Da der Sitz der DGH in NRW ist, finden weiter die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes<br />

NRW Anwendung.<br />

Individuelle Ressourcenaktivierung<br />

in der Onkologie<br />

Was können wir in drei Sitzungen erreichen?<br />

– ein Werkstattbericht<br />

Autor: Dipl. - Psych. Norbert Gelse<br />

Mitautoren: Magdalena Wanner, Daniela Bodschwinna,<br />

Marc N. Jarczok, Harald Gündel, Klaus Hönig, Klinik für<br />

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie<br />

Universitätsklinikum Ulm<br />

Bericht<br />

Es wurden im letzten Jahr keine datenschutzrelevanten Ereignisse wie Anfragen, Beschwerden oder Hinweise<br />

von Mitgliedern oder Dritten verzeichnet.<br />

Alle datenschutzrelevanten Bestimmungen und Belehrungen sind wohlgeordnet in einem gesonderten Ordner<br />

abgelegt und laufend. Alle Mitarbeiter sind dokumentiert über den Datenschutz belehrt, die Computer<br />

sind durch Passwörter gegen unbefugte Benutzung gesichert.<br />

Zusätzlich zu den Datenschutzrechtlichen Belehrungen sind auch Schweigepflichterklärungen nach §§ 203 ff.<br />

StGB abgegeben und dokumentiert, da bei Patientenanfragen oft Informationen vom Patienten abgegeben<br />

werden, die dieser strafrechtlichen Bestimmung unterfallen.<br />

Darüber hinaus ist Frau Koslowski von der Geschäftsführerin, Frau Dr. Hüsken-Janßen, zur Benannten für Belange<br />

des Datenschutzes eingesetzt worden. Sie koordiniert alle auftretenden Belange des Datenschutzes mit<br />

dem von der Vertreterversammlung gewählten Datenschutzbeauftragten.<br />

Alle bisherigen Anregungen von mir sind stets umgehend umgesetzt worden, insbesondere auch die, die sich<br />

durch die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) seit dem 25. 5. 2018 ergeben haben. Die Homepage<br />

der DGH entspricht den neuen Bestimmungen, soweit dies nach den teilweise unscharfen Formulierungen<br />

der neuen Verordnung möglich ist.<br />

Die Datensicherung der Daten auf den Computern der DGH ist durch dokumentierte Maßnahmen gesichert.<br />

Eine Datensicherung erfolgt von montags bis freitags jeweils um 20:00 Uhr. Die Daten werden auf den Server<br />

gespiegelt. Darüber hinaus wird eine Kopie dieser Spiegelung auch noch auf einer externen Festplatte gespeichert.<br />

Zusätzlich werden die Daten jeden Montag auf einer weiteren externen Festplatte gespeichert, die Frau Koslowski<br />

mit nach Hause nimmt.<br />

Die Zusammenarbeit mit Vorstand und Geschäftsstelle war gewohnt gut und der Bereich Datenschutz ist fest<br />

in die DGH integriert und wird von allen Beteiligten gelebt. >


70 Ressourcenaktivierung in der Onkologie<br />

Ressourcenaktivierung in der Onkologie 771<br />

Abbildung 2: Verbesserung der Stressbewältigung (ISBF)<br />

chen Fähigkeiten zur Problemlösung<br />

(p < 0.01) und zur Entspannung<br />

(p < 0.001), gemessen mit<br />

dem Inventar zur Erfassung von<br />

Stressbewältigungsfähigkeiten<br />

(ISBF) [8]. Korrespondierend dazu<br />

ergaben sich Hinweise auf eine<br />

stärkere Ressourcenaktivierung in<br />

den Bereichen Wohlbefinden, Fähigkeiten<br />

zur Krisenbewältigung<br />

und Nutzung persönlicher Stärken<br />

(jeweils p < 0.05), gemessen mit<br />

dem Berner Ressourceninventar<br />

(RES) [9]. Die Unterschiede wurden<br />

mittels Wilcoxon-Signed-Rank-Test<br />

berechnet. Die Ergebnisse zur<br />

Wirksamkeit der Interventionen<br />

wurden inzwischen mit den Erhebungen<br />

an einer Wartegruppe<br />

als Kontrollgruppe verglichen und<br />

bestätigt. Aussagen zu Unterschieden<br />

in der differentiellen Wirksamkeit<br />

der verschiedenen Methoden<br />

liegen noch nicht vor und werden<br />

nach Vorliegen der Katamnese vorgestellt.<br />

Beschreibung des Kurzzeitprogramms<br />

In der Folge beschreiben wir das<br />

Kurzzeitprogramm für den hypnotherapeutischen<br />

Behandlungsarm.<br />

Die über einen Flyer bei der Rekrutierung<br />

der Patienten formulierte<br />

Zielsetzung ist eine Verbesserung<br />

in der Stressbewältigung über die<br />

Aktivierung der eigenen Ressourcen<br />

und damit die Förderung der<br />

Lebensqualität. Die therapeutische<br />

Grundhaltung ist ressourcen- und<br />

lösungsorientiert [10,11]. Dabei<br />

wird der Patient (die/der Betroffene)<br />

grundsätzlich als „Experte<br />

in eigener Sache“, also in seiner<br />

Lebensgeschichte und in seinen<br />

Lebensbezügen respektiert. „Lösungen“<br />

werden im Sinne der<br />

Belebung (Aktualisierung, Realisierung)<br />

von Perspektiven, Werthaltungen<br />

und Verhaltensweisen<br />

in ihrem funktionalen, systemischen<br />

Kontext entwickelt und für<br />

die Intervention im Verständnis<br />

von Milton Erickson „genutzt“. Der<br />

Schlüssel liegt in der Aktivierung<br />

der eigenen Ressourcen, die als<br />

„Kraftquellen“ und „Chancen“ für<br />

die Bewältigung von Krisen und<br />

dem Wiedergewinnen von emotionaler<br />

Stabilität, Hoffnung und Sinn<br />

gesehen werden [13,14].<br />

Vorgehen in 7 Schritten<br />

Sensibilisierung<br />

Angebot zur Unterstützung<br />

Abbildung 3: Stärkere Nutzung eigener Ressourcen (RES)<br />

Vor der ersten Sitzung hat der Patient<br />

einen Fragebogen ausgefüllt,<br />

der neben einer Erhebung zu Belastungen<br />

wie Angst, Distress und<br />

Depression auch Fragen zur individuellen<br />

Stressbewältigung, zur Lebensqualität<br />

und zu den eigenen<br />

Ressourcen enthält, siehe Berner<br />

Ressourceninventar, hier: Wohlbefinden,<br />

Bewältigung früherer<br />

Krisen und Stärken [9]. Diese dienen<br />

der Sensibilisierung für die<br />

Inhalte der folgenden Sitzungen,<br />

geben erste Impulse und werden<br />

u.a. zum Einstieg in ein hypnosystemisches<br />

Gespräch zur Ressourcenaktivierung<br />

genutzt. Sie geben<br />

zudem Hinweise für die Entwicklung<br />

einer individuellen Trance-Sequenz<br />

(s.u.).<br />

Kurze Anamnese und<br />

Lebensqualität<br />

Dem Patienten wird ein Angebot<br />

zur Förderung der Lebensqualität<br />

gemacht. Dabei werden etwa folgende<br />

Aussagen verwendet: „Wir<br />

wissen, dass Betroffene besser mit<br />

Belastungen umgehen können,<br />

wenn sie Möglichkeiten und Methoden<br />

kennen, wie sie ihre eigenen<br />

Kraftquellen nutzen können<br />

(Bezug zum bereits ausgefüllten<br />

Berner Ressourceninventar). Zudem<br />

wird das Prinzip der Kooperation<br />

in der therapeutischen Beziehung<br />

betont.<br />

Ressourcenaktivierung in Trance<br />

Eine kurze medizinische Anamnese<br />

bezieht sich auf die Rekapitulation<br />

der bisherigen Therapie. Der<br />

Patient wird gebeten, sein Befinden<br />

und die eigenen Fähigkeiten<br />

zur Beeinflussung der Lebensqualität<br />

einzuschätzen. Daraus ergeben<br />

sich wertvolle Hinweise für die Aktivierung<br />

eigener Ressourcen.<br />

Zielerleben<br />

Eine kurze medizinische Anamnese<br />

bezieht sich auf die Rekapitulation<br />

der bisherigen Therapie. Der<br />

Patient wird gebeten, sein Befinden<br />

und die eigenen Fähigkeiten<br />

zur Beeinflussung der Lebensqualität<br />

einzuschätzen. Daraus ergeben<br />

sich wertvolle Hinweise für<br />

die Aktivierung eigener Ressourcen.<br />

Ansprechen der individuellen<br />

Coping-Strategien und möglicher<br />

Ziele. Hier kann sich im Sinne eines<br />

„Was stattdessen?“ ein neuer<br />

„Möglichkeitsraum“ eröffnen. Ziele<br />

wie „Mehr Gelassenheit“, „Kraft“,<br />

„Mut“, oder „Wohlbefinden“ werden<br />

mit Erlebnisqualitäten wie<br />

körperlich/sinnlich, gedanklich/gefühlsmäßig,<br />

im Verhalten und in<br />

einer sozialen Beziehung erfahrbar<br />

gemacht und „verortet“: „Wo erleben<br />

Sie das, haben Sie das erlebt?“<br />

Zur Einleitung erfolgt eine kurze<br />

informierende Erklärung, wie wir<br />

in alltäglichen Situationen unser<br />

Wohlbefinden und unser Selbstvertrauen<br />

stärken können, zum<br />

Beispiel durch Fokussierung der<br />

Aufmerksamkeit, Ablenkung oder<br />

Entspannung.<br />

Für eine Einführung in die nun folgenden<br />

Imaginationen wird auf<br />

Beispiele verwiesen, die wir als<br />

wohltuende Trance-Phänomene<br />

im Alltag kennen. Es folgt ein „fließender<br />

Übergang“ in das Erleben<br />

von Trance-Zuständen anhand von<br />

Situationsschilderungen, die – in<br />

einer leicht modifizierten Fassung<br />

– dem „BER“ entnommen sind.<br />

BER steht für „Bestimmung des<br />

emotionalen Ressourcenpotenzials“,<br />

einem Test zur Erfassung<br />

„emotionaler Erfahrungsmöglichkeiten“[14].<br />

Der Einsatz der Imaginationen<br />

ermöglicht hier einen<br />

niederschwelligen Einstieg in die<br />

Ressourcenaktivierung begleitet<br />

von Trance-Erfahrungen. Dabei<br />

werden Erfahrungen induziert<br />

und anschließend die unmittelbar<br />

erlebte und die im Alltag erlebte<br />

Intensität dieser Erfahrungen angesprochen.<br />

Die Patienten machen<br />

sich anhand der Beispiele<br />

ihre eigenen (Alltags-)Ressourcen<br />

bewusst. Der Einstieg kann etwa<br />

lauten: „Möchten Sie das gleich<br />

ausprobieren, sich darauf einlassen?“<br />

„Sie folgen einfach meiner<br />

Stimme“, „…machen Sie es sich bequem.“<br />

Thematisiert werden „Stellvertreter“[15]<br />

für das Erleben von<br />

Kraft, Befreiung, Sicherheit, Vertrauen,<br />

Hoffnung und Klarheit.<br />

Entwicklung einer individuellen<br />

Imagination<br />

Nachdem der Patient bereits erste<br />

kurze Trance-Erfahrungen gemacht<br />

hat, erhält er am Ende der<br />

Sitzung die Aufzeichnung einer<br />

Imagination zum Einsatz in der<br />

häuslichen Umgebung. Diese thematisiert<br />

über die Stellvertretertechnik<br />

das Erleben von Sicherheit<br />

und Vertrauen. Als Hausaufgabe<br />

wird der Patient angehalten, diese<br />

Aufzeichnung bis zur nächsten<br />

Sitzung mehrmals anzuhören.<br />

Gleichzeitig erhält der Patient ein<br />

Tagebuch zur Reflektion zu Themen<br />

wie Lebensqualität, Energie<br />

und zu persönlichen Vorhaben. In<br />

der 2. Sitzung wird mit dem Patienten<br />

gemeinsam eine individuelle<br />

Imagination als „Selbsthypnose“<br />

konzipiert. Zur Entwicklung dieser<br />

individuellen Bilderreise werden<br />

die im Ressourcen-Fragebogen<br />

(RES) angegebenen Themen und<br />

ihre Bedeutung für den Patienten<br />

angesprochen und um die im BER<br />

(s.o.) als besonders bedeutsam<br />

erlebten Ressourcen ergänzt. Es<br />

erfolgt eine Verständigung über<br />

eine unterstützende Ressource,<br />

die als besonders entlastend, stabilisierend<br />

und emotional stärkend<br />

erinnerbar ist. Die Erlebnisqualitäten<br />

dieser ausgewählten Ressource<br />

werden ebenfalls festgehalten.<br />

Zudem wird die Bedeutung dieser<br />

Ressource für den Patienten angesprochen:<br />

„Wofür steht dieses Erleben<br />

… was bedeutet diese Ressource<br />

für Sie …?“ Beispiele können<br />

u.a. sein: Vertrauen, Sicherheit,<br />

Zuversicht, Wohlbefinden, Genießen,<br />

Balance, Kraft, Freiheit<br />

oder eine Kombination. Die so gemeinsam<br />

konzipierte Imagination<br />

wird nun während der Sitzung als<br />

mp3-Datei für den Einsatz zuhause<br />

aufgezeichnet. In der dritten und<br />

abschließenden Sitzung werden<br />

die gemachten Erfahrungen reflektiert.<br />

Thematisiert werden der<br />

Einsatz der individuellen Imagination<br />

sowie die Tagebuchaufzeichnungen<br />

zur weiteren Nutzung der<br />

eigenen Ressourcenaktivierung.<br />

Zudem erhalten die Patienten Informationen<br />

zu weiteren Angeboten<br />

der Unterstützung.<br />

Beschreibung des Kurzzeitprogramms<br />

Tumorpatienten während ihrer<br />

Therapie psychoonkologisch zu<br />

begleiten, ist inzwischen ein integraler<br />

Bestandteil einer ganzheitlichen<br />

Therapie in der stationären<br />

und ambulanten Gesundheitsversorgung.<br />

Die Krankheitslast zu lindern<br />

und die Lebensqualität der<br />

Betroffenen zu fördern, ist dabei<br />

das vorrangige Ziel. Von psychoonkologischer<br />

Seite haben wir uns<br />

gefragt, welche Möglichkeiten es<br />

gibt, in einem klinischen Kontext<br />

ein evidenzbasiertes strukturiertes<br />

und zugleich individuell konzipiertes<br />

Programm anzubieten, das sich<br />

methodisch gut evaluieren lässt<br />

und wie ein Manual verwendet<br />

werden kann. Mit unserer Konzeption<br />

wollten wir einerseits möglichst<br />

standardisierte Bedingungen<br />

>>


72 Ressourcenaktivierung in der Onkologie<br />

Verdecktes Ankern 773<br />

enzerleben aufgrund brachliegender und fehlender<br />

nRessourcen: Die Rolle von Ressourcenpotentialen<br />

und Ressourcenrealisierung für die<br />

Psychologische Therapie. Verhaltenstherapie &<br />

psychosoziale Praxis, 36, 51-62<br />

[10] Flückinger, C. (2013). Die Bedeutung der<br />

Ressourcenaktivierung für die therapeutische<br />

Veränderung – weiterführende praktische Implikationen.<br />

In: J. Schaller und H. Schemmel<br />

(Hrsg), Ressourcen … Ein Hand- und Lesebuch<br />

zur psychotherapeutischen Arbeit, 2. vollständig<br />

überarbeitete und erweiterte Auflage (S.<br />

179-194). Tübingen: dgvt.<br />

[11] Diegelmann, C. & Isermann, M. (2016).<br />

Ressourcenorientierte Psychoonkologie. 3.<br />

überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart:<br />

Kohlhammer.<br />

[12] Mehnert, A. (2016). Sinnbasierte Interventionen.<br />

In C. Diegelmann & M. Isermann (Hrsg.),<br />

Ressourcenorientierte Psychoonkologie (S. 135-<br />

142). 3. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Die Techniken des<br />

verdeckten Ankerns in der<br />

Suchtbehandlung<br />

Beschreibung der Methode und<br />

der Grundprinzipien<br />

Autor: Dipl.-Psych. Dr. Christoph Sollmann<br />

für eine Evaluation schaffen und<br />

gleichzeitig der therapeutischen<br />

Realität (also dem klinischer Kontext)<br />

so nah wie möglich kommen.<br />

Was sich anbietet, ist eine Kurztherapie<br />

mit Psychoedukation, kombiniert<br />

mit hypnosystemischen<br />

Interventionen. Dass Hypnotherapie<br />

sich gut mit Verhaltenstherapie<br />

kombinieren lässt und zur Begleitung<br />

medizinischer Therapie<br />

geeignet ist, wurde bereits vielfach<br />

aufgezeigt [16]. Bemerkenswert<br />

ist dabei, dass Hypnotherapie<br />

schon nach wenigen Sitzungen<br />

eine hohe Effektstärke zeigt und<br />

die Therapieeffekte in der Katamnese<br />

scheinbar nicht abnehmen.<br />

Wir waren durchaus gespannt, ob<br />

wir auch mit nur drei Sitzungen<br />

diese Effekte erreichen würden.<br />

Die bisher vorliegenden Ergebnisse<br />

weisen für beide Verfahren<br />

(Verhaltenstherapie / Hypnotherapie)<br />

in diese Richtung. Nach Vorliegen<br />

der katamnestischen Daten<br />

werden wir auch eventuelle Unterschiede<br />

in der Wirksamkeit der Verfahren<br />

auswerten und diskutieren<br />

können. In einem nächsten Schritt<br />

möchten wir dann ein Manual zur<br />

Verfügung stellen. Das in diesem<br />

Beitrag beschriebene Vorgehen<br />

mag bis dahin schon eine erste<br />

Orientierung bieten. >


74 Verdecktes Ankern<br />

Verdecktes Ankern 775<br />

ich erstmals 2018 vor (Sollmann,<br />

2018). Die vorläufig letzte Entwicklung<br />

dieser Linie ist auf die Behandlung<br />

von Patienten mit chronischen<br />

Schmerzen fokussiert. Die<br />

vorläufigen Ergebnisse zu diesem<br />

Ansatz werden erstmals <strong>2019</strong> vorgestellt.<br />

Ein weiteres methodisches Element,<br />

das die hier vorgestellte<br />

Form des verdeckten Ankerns auszeichnet,<br />

ist, dass die aversive Reaktion<br />

schon bei der Nennung des<br />

Suchtstoffes Nikotin oder Alkohol<br />

ausgelöst wird und nicht erst durch<br />

das Konsumieren des Stoffes oder<br />

die Imagination des Konsums. Man<br />

kann diesen Ansatz daher auch<br />

„semantische Aversionstherapie“<br />

nennen. Die Anwendung der Methode<br />

erfordert gründliche Vorbereitung<br />

und die sorgfältige Beachtung<br />

von Kontraindikationen.<br />

Ebenso sind für die Anwendung<br />

gründliche, praktische Kenntnisse<br />

in hypnotherapeutischen Verfahren<br />

von Nutzen.<br />

Praktische Anwendung<br />

Die Technik ist in sechs Schritte<br />

unterteilt: Etabliere einen Anker<br />

(1); bilde einen Kernsatz (2); entwickle<br />

eine neutrale Geschichte<br />

und webe den Kernsatz ein (3);<br />

biete die neutrale Geschichte dar<br />

(4); löse den Anker aus (5); Future<br />

Pacing und posthypnotische Suggestion<br />

(6).<br />

Etabliere einen Anker<br />

Der Klient wird dazu angeleitet,<br />

ein emotional-aversives Szenario<br />

aufzubauen. Es wird empfohlen,<br />

zuvor einen inneren sicheren Ort<br />

(saferoom) aufzubauen. Auch sollte<br />

der Klient einige Unterweisung<br />

im Aufbau und der Vertiefung<br />

einer Trance erhalten. Bei auftretenden<br />

Problemen ist der Klient so<br />

in der Lage, das aversive Szenario<br />

zu verlassen und den sicheren Ort<br />

aufsuchen. So berichtete beispielsweise<br />

eine Klientin, dass in ihr bei<br />

der Bearbeitung eines Problems in<br />

einer Trance unvermittelt Szenen<br />

einer Vergewaltigung aufgetaucht<br />

seien, die sie im Teenageralter erlebt<br />

habe. Diese Erinnerung war<br />

zuvor vollkommen aus ihrem Bewusstsein<br />

und gelangte erst wieder<br />

in die Erinnerung, als sie sich<br />

von dem gerade zuvor etablierten<br />

sicheren Ort entfernte. In Fällen<br />

wie diesen ist es günstig, zuvor<br />

einen sicheren Ort aufgebaut zu<br />

haben.<br />

Als aversives Szenario suggeriere<br />

ich eine Umgebung, die einem<br />

Laboratorium ähnelt. Diese Umgebung<br />

weckt diverse Geruchs- und<br />

Geschmacksassoziationen, die die<br />

Grundlage für das Erzeugen einer<br />

aversiven Reaktion bildet. In der<br />

imaginierten Laborszene werden<br />

unangenehme Substanzen zusammen<br />

gemischt, deren Verabreichung<br />

dem Patienten suggeriert<br />

wird. Dabei können heftige Ekelgefühle<br />

zutage treten, die nicht<br />

selten sogar Würgereflex auslösen.<br />

Auf dem Höhepunkt des erlebten<br />

Ekels wird ein Anker etabliert.<br />

Diesen Anker erzeuge ich ideomotorisch,<br />

d.h. ich nutze die reflexhaften<br />

Körpersignale (Rossi,<br />

&Cheek,1988), um den Anker zu<br />

etablieren (Fingerknöchel). Die<br />

Nutzung ideomotorischer Reaktionen<br />

ist kein Muss. Die Vorteile der<br />

ideomotorischen Variante liegen<br />

auf der Hand. Vorteile sind die Verbesserung<br />

der Augenscheinvalidität<br />

im Blick auf das Erreichen des<br />

maximalen Ekelgefühls und das<br />

verbesserte Timing beim Ankern.<br />

Bilde einen Kernsatz<br />

Sobald der Anker etabliert ist, wird<br />

der Klient aufgefordert, die Labor-Imagination<br />

zu beenden und<br />

sich in einen „neutralen Bereich“ zu<br />

begeben. Die aversive Imagination<br />

erleben die Klienten meistens als<br />

sehr anstrengend und ermüdend.<br />

Deshalb wird jetzt ein neutrales<br />

Szenario suggeriert. Von dort wird<br />

der Klient tiefer in die Trance geführt.<br />

Meist frage ich den Klienten<br />

dann, ob er nach dem Laborerlebnis<br />

einen bestimmten Satz (oder<br />

„eine Programmierzeile“) vor sich<br />

sieht, die seinen künftigen Umgang<br />

mit dem Suchtstoff repräsentiert.<br />

Falls der Klient äußert, dass<br />

ihm übel wird, wenn er an den<br />

Konsum von x denkt, dann verstärke<br />

ich das Gefühl durch <strong>Suggestionen</strong><br />

(„Dir wird übel, wenn …, allein<br />

schon, wenn du daran denkst…“)<br />

und fordere den Klienten auf, den<br />

Gedanken emotional intensiv zu<br />

erleben. Um die Wirkung der Suggestion<br />

noch zu steigern, befinden<br />

sich Eimer und Küchenrolle am Behandlungsplatz.<br />

Den sog. Kernsatz<br />

(„Dir wird übel, wenn du…“) erörtere<br />

ich bereits im Anamnesegespräch.<br />

In der Trance überprüfe ich<br />

die Passung des Kernsatzes und<br />

gebe dem Klienten die Möglichkeit,<br />

den Kernsatz zu präzisieren<br />

(z. B. auf die Lieblingsmarke direkt<br />

zu rekurrieren oder, im Falle von<br />

Bierkonsum, schon durch den Griff<br />

zur Kühlschranktür die Übelkeitsreaktion<br />

zu konditionieren). Ich<br />

fordere den Klienten dann auf, das<br />

Übelkeitsgefühl zu intensivieren,<br />

z. B. indem ich ihn eine bestimmte<br />

Vorstellung mehrere Male wie-


76 Verdecktes Ankern<br />

Verdecktes Ankern 777<br />

derholen lasse. Hierbei achte ich<br />

darauf, dass keine Gewöhnung im<br />

Sinne einer Habituation auftritt.<br />

Die Struktur des Kernsatzes besteht<br />

aus einer prägnanten Aussage,<br />

bestehend aus maximal acht<br />

Worten. Der Therapeut sollte den<br />

Klienten darauf hinweisen, wenn<br />

eine Formulierung unangebracht<br />

ist. Zum Beispiel sollte er davon abraten,<br />

einen Kernsatz wie den folgenden<br />

zu verwenden: „Ich übergebe<br />

mich, wenn ich rauche“. Eine<br />

solche Suggestion kann zu peinlichen<br />

Situationen in der Öffentlichkeit<br />

führen.<br />

Entwickle eine neutrale<br />

Geschichte und webe den Kernsatz<br />

ein<br />

Bei diesem Schritt kommen wir<br />

zum Kern der Methode, im wahrsten<br />

Wortsinn. Der Kernsatz wird<br />

nun in eine neutrale Geschichte<br />

eingewoben. Es ist zu empfehlen,<br />

dass der Therapeut die neutrale<br />

Geschichte vorbereitet und nicht<br />

spontan darbietet. Die Vorbereitung<br />

der neutralen Geschichte ist<br />

deshalb empfehlenswert, weil es<br />

im nächsten Schritt, der Darbietung<br />

der neutralen Geschichte,<br />

auf absolute Synchronizität zwischen<br />

den einzelnen Elementen<br />

des Kernsatzes und dem Auslösen<br />

des Ankers ankommt. Zunächst<br />

aber wird der Kernsatz in die neutrale<br />

Geschichte eingewoben. Bei<br />

der Entwicklung der neutralen<br />

Geschichte kann auf ein Szenario<br />

in der Natur (Wiese, Wald, Strand)<br />

zurückgegriffen werden. Auch<br />

hier sollte die Anamnese gründlich<br />

sein, um beispielsweise keine<br />

allergischen Reaktionen, z. B. auf<br />

Pollen oder Gräser, auszulösen.<br />

Bei diesem Schritt erfolgt die technische<br />

Umsetzung der therapeutischen<br />

Mehrebenenkommunikation:<br />

Die neutrale Geschichte stellt<br />

die eine Ebene, die im Kernsatz<br />

enthaltene „Botschaft“ die zweite<br />

dar. Wie dieses realisiert wird, beschreibe<br />

ich im nächsten Schritt.<br />

Biete die neutrale<br />

Geschichte dar<br />

Der Klient wird nun, nachdem die<br />

Trance vertieft wurde, durch das<br />

neutrale Szenario (s.o.) geführt.<br />

Während der Darbietung der neutralen<br />

Geschichte werden die eingewobenen<br />

Schlüsselworte durch<br />

das Auslösen des Ankers akzentuiert,<br />

d.h. bei der Nennung des<br />

jeweiligen Schlüsselwortes wird<br />

beispielsweise der Fingerknöchel<br />

berührt, auf dem in Schritt eins der<br />

Anker etabliert wurde. Die Höhe<br />

des Ekels ist für das Gelingen essentiell.<br />

Ist die emotionale Ladung<br />

gering, ist der Effekt der Konditionierung<br />

zu gering, um eine aversive<br />

Reaktion hervorzurufen. Das ist<br />

zum Beispiel der Grund dafür, dass<br />

bei medizinischem Fachpersonal<br />

die Variante „Ekelsubstanz“ durch<br />

andere signifikante Belastungsgefühle<br />

ersetzt werden muss.<br />

Das Beispiel zeigt, wie die gleichzeitige<br />

Darbietung von neutraler<br />

Geschichte und Kernsatz umgesetzt<br />

wird: neutrale Geschichte<br />

(Auszug):<br />

„… und du nimmst dir eine Auszeit<br />

und dir wird klar, dass es dir<br />

so schlecht nicht geht, und mit jedem<br />

Schritt erholst du dich mehr<br />

und mehr, und wenn dich deine<br />

Gedanken tragen, gelangst du an<br />

eine Quelle reinsten Wassers, das<br />

wie Wein fließt und dich erfrischt,<br />

wenn du von dieser Quelle trinkst,<br />

erfrischt es dich und du genießt<br />

das Gefühl, hellwach frisch und<br />

klar zu sein...“ In die neutrale Geschichte<br />

wurde, wie eben gezeigt,<br />

der Kernsatz („dir wird schlecht,<br />

wenn du Wein trinkst“) eingewoben.<br />

Es wird schon bei diesem<br />

kurzen Auszug hinreichend deutlich,<br />

dass die neutrale Geschichte<br />

vorbereitet sein muss und besser<br />

nicht ad hoc formuliert wird. Zu<br />

groß ist sonst das Risiko, dass der<br />

Kernsatz nicht authentisch wiedergegeben<br />

wird oder schlicht, dass<br />

Timing zwischen dem einzelnen<br />

Schlüsselwort und dem Auslösen<br />

des Ankers nicht stimmt.<br />

Löse den Anker aus<br />

Während der Darbietung der neutralen<br />

Geschichte wird der Anker<br />

bei jedem einzelnen Schlüsselwort<br />

ausgelöst. Auf diese Weise wird<br />

die Mehrebenenkommunikation,<br />

bestehend aus der neutralen Geschichte<br />

und dem Kernsatz, der<br />

nach der Etablierung des Ankers<br />

mit dem Ekelgefühl gekoppelt ist,<br />

technisch umgesetzt.<br />

Nach bisheriger Erfahrung blieb<br />

für alle bislang mit der Methode<br />

behandelten Klienten der Zusammenhang<br />

zwischen der Botschaft<br />

des Kernsatzes und dem Auslösen<br />

des Ankers verborgen. Das ist insbesondere<br />

deshalb erstaunlich,<br />

weil das Prinzip der Behandlung<br />

und der Kernsatz bereits im Vorgespräch<br />

erörtert werden. Diese<br />

„Amnesie“ ist wohl der Tatsache<br />

geschuldet, dass die bewusste<br />

Aufmerksamkeit mit dem neutralen<br />

Szenario, welches reichlich<br />

Redundanz enthält, befasst ist.<br />

Auch sollte bedacht werden, dass<br />

der Trancezustand den Fokus der<br />

Aufmerksamkeit im Vergleich zum<br />

Wachzustand verändert. Im Nachgespräch<br />

mit den KlientInnen wurde<br />

bislang noch nie der direkte<br />

Bezug zwischen dem Auslösen des<br />

Ankers und dem Kernsatz angesprochen.<br />

Da ich dieses Phänomen<br />

bereits am Anfang meiner Untersuchungen<br />

zu dieser Thematik<br />

feststellte, nahm ich das zum Anlass,<br />

die beschriebene Methode<br />

das verdeckte Ankern zu nennen.<br />

Eine Reihe von neuropsychologischen<br />

Untersuchungen belegen in<br />

diesem Zusammenhang, dass emotionale<br />

Reaktionen weder einen<br />

bewussten kognitiven Input noch<br />

eine Beteiligung des Bewusstseins<br />

erfordern (Murphy & Zajonc, 1993;<br />

Rotteveel & Phaf, 2004; Whalen,<br />

1998). Einige Untersuchungen belegen<br />

ausdrücklich die Bedeutung<br />

des unterbewussten Lernens (Ruys<br />

& Stapel, 2008; Mitchell & Grenning,<br />

2012). Letztere betonen<br />

die Beeinflussbarkeit der Amygdalafunktion<br />

durch unbewusstes<br />

Lernen, was m. E. als starker Hinweis<br />

auf die Wirksamkeit des verdeckten<br />

Ankerns aufzufassen ist.<br />

Bekanntlich korrespondieren Ekelgefühle<br />

mit der Aktivierung der<br />

Amygdala (Vaitl, Schienle & Stark,<br />

2004). Dieser Zusammenhang ist<br />

der Grund dafür, warum ich hohe<br />

emotionale Ladung bei der Etablierung<br />

des Ankers empfehle. In<br />

jedem Fall sollte unmittelbar nach<br />

der Durchführung die aversive Reaktion<br />

beim Klienten überprüft<br />

werden. Das geschieht am besten<br />

durch eine simple Frage („Möchten<br />

Sie ein Glas Wein?“) oder im Falle<br />

von Nikotinabusus durch das direkte<br />

Anbieten einer Zigarette.<br />

Future Pacing und<br />

posthypnotische Suggestion<br />

Future Pacing und posthypnotische<br />

Suggestion helfen, die Nachhaltigkeit<br />

der Intervention abzusichern.<br />

Entgegen früherer Empfehlung<br />

(Sollmann, 2016) empfehle ich<br />

heute, beide Elemente in der Behandlung<br />

anzuwenden. Dem Future<br />

Pacing kommt dabei die Funktion<br />

zu, den positiven Ausblick in die<br />

rauch- oder alkoholfreie Zukunft<br />

vorwegzunehmen (Motivationsfunktion).<br />

Dabei werden auch die<br />

äußerlich sichtbaren Veränderungen<br />

der Körperform, der Beschaffenheit<br />

der Haut, die Gesundheit<br />

der Körperzellen und -organe angesprochen.<br />

Die posthypnotische<br />

Suggestion bezieht sich meist auf<br />

eine direkte Suggestion (z. B. „Von<br />

jetzt an bist du Nicht-Raucher“),<br />

die den ab jetzt gültigen Zustand<br />

definiert. Nach diesem Schritt leitet<br />

der Therapeut den Klienten aus<br />

der Trance und nutzt die noch einige<br />

Minuten andauernde erhöhte<br />

Sensibilität des Klienten, um den<br />

Therapieerfolg abzurunden.<br />

Diskussion<br />

Die hier beschriebene Abfolge aus<br />

sechs aufeinander aufbauenden<br />

Behandlungsschritten bildet die<br />

Grundlage für die Anwendung<br />

der Methode. Wie schon betont,<br />

sollte das therapeutische Vorgehen<br />

in einen hypnotherapeutisch<br />

fundierten Behandlungsplan eingebettet<br />

sein. Es soll durch diese<br />

Abhandlung ausdrücklich nicht<br />

der Eindruck erweckt werden, dass<br />

im Ablauf von 1-2 Sitzungen eine<br />

chronische Alkoholabhängigkeit<br />

gelöst werden könne. Tatsächlich<br />

befanden sich unter den Klienten,<br />

die mit Hilfe dieser Methode erfolgreich<br />

therapiert wurden, keine<br />

Personen mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit.<br />

Bei mehreren<br />

Klienten bestand hingegen die Diagnose<br />

Nikotinabusus oder schädlicher<br />

Gebrauch von Tabak.<br />

Dass der Alkoholkonsum bei einigen<br />

Klienten dennoch erheblich<br />

war, das zeigt eine Fallvignette<br />

(Sollmann, 2016). Die bislang<br />

gesammelten praktischen Erfahrungen<br />

mit der Anwendung der<br />

Methode lassen den Schluss zu,<br />

dass die Methode des verdeckten<br />

Ankerns für die Behandlung des<br />

Überkonsums von Alkohol und Nikotinabusus<br />

als durchaus geeignet<br />

angesehen werden kann. Das gilt<br />

vor allem dann, wenn der Klient<br />

die notwendige Veränderungsmotivation<br />

besitzt. Darüber hinaus<br />

kann der Behandlungserfolg durch<br />

Maßnahmen zur Ressourcenaktivierung<br />

weiter gesteigert und gefestigt<br />

werden.


78<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

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Fürstenberghaus in Münster in Zusammenarbeit<br />

mit der Uni Münster. Einführung<br />

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Studierende.<br />

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Weitere nationale und internationale Kongresse:<br />

19.-22.11.2020<br />

Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose und<br />

Hypnotherapie<br />

„Hypnose – kreativer Dialog mit dem<br />

Unbewussten“<br />

www.dgh-hypnose.de<br />

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31.10.-03.11.<strong>2019</strong><br />

Würzburg, Deutschland<br />

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Balsthal, Schweiz<br />

38. Jahreskongress der SMSH<br />

https://www.smsh.ch/jahreskongress-smsh-<strong>2019</strong>/<br />

07.11.-10.11.<strong>2019</strong><br />

Turin, Italien<br />

RAPPORT The hypnotic relationship: a<br />

special relationship that cures Responsiveness,<br />

reciprocity and synchronism in<br />

Ericksonian nature psychotherapy<br />

http://www.societaipnosi.it/<br />

12.12.-15.12.<strong>2019</strong><br />

Phoenix, USA<br />

Jubiläumskongress 40 Jahre Milton<br />

Erickson Foundation in Phoenix. 13th<br />

International Congress of Ericksonian<br />

Hypnosis and Psychotherapy. Besuch<br />

des Erickson-Museums möglich, da wo<br />

Erickson gelebt und gearbeitet hat.<br />

www.erickson-foundation.com<br />

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Bad Kissingen, Deutschland<br />

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Zeitalter von Digitalisierung und künstlicher<br />

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ISBN 978-3-8497-0298-4<br />

143 Seiten, Kt, <strong>2019</strong><br />

€ 21,95<br />

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271 Seiten, Kt, <strong>2019</strong><br />

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ca. 128 Seiten, Kt, <strong>2019</strong><br />

ca. € 24,95<br />

ISBN 978-3-8497-0317-2<br />

23.04.-25.04.2020<br />

Kapstadt/Mabula Südafrika<br />

7th World Ego State Therapy Congress,<br />

Kapstadt, Südafrika mit Nachkongress<br />

Mabula Tierpark (27.04.-30.04.) organisiert<br />

von MEISA Woltemade Hartman.<br />

Hypnotherapie und auch Themen<br />

darüber hinaus. http://www.meisa.biz/<br />

meisa-congress-april-2020.php<br />

28.05. - 02.06.2020<br />

Pöllauberg, Steiermark, Österreich<br />

Pfingstklausur der ÖGZH, der Österreichischen<br />

Gesellschaft für zahnärztliche<br />

Hypnose, offen auch für Ärzte und<br />

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Innsbruck, Österreich<br />

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Tagung Innsbruck .<br />

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26.08.- 29.08.2020<br />

Basel, Schweiz<br />

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Hypnose-Kongress 2020.<br />

https://www.esh2020.ch/frontend/<br />

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a Carl-Auer Verlag<br />

213 Seiten, Kt, <strong>2019</strong><br />

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ISBN 978-3-8497-0270-0<br />

172 Seiten, Kt, <strong>2019</strong><br />

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Tel. 02541 880760 l Fax 02541 70008<br />

DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de l www.hypnose-dgh.de

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