Suggestionen 2019
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HYPNOSE UND SCHMERZ<br />
• Einführung „Schmerz, lass nach – mit Hypnose“<br />
• Der Scheinriese – Neue Perspektiven auf den Schmerz<br />
• Hypnose bei Reizdarm<br />
• HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
• Schmerzausschaltung in der zahnärztlichen Praxis<br />
• „Schmerz, lass nach und komm nie wieder“<br />
• Hypnose im Schmerzfall<br />
• Trigeminus-Neuralgie<br />
Ausgabe<br />
<strong>2019</strong><br />
..................<br />
€ 8,50, CHF 10 .–<br />
KINDERHYPNOSE<br />
VERDECKTES ANKERN
2 Impressum<br />
Editorial<br />
3<br />
DGH-Kongress 2020<br />
19.-22.11.2020<br />
DEUTSCHE GESELLSCHAFT<br />
FÜR HYPNOSE UND HYPNOTHERAPIE E.V.<br />
................................................<br />
Impressum<br />
................................................<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />
Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH)<br />
Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />
Tel: 02541 880760, Fax: 02541 70008<br />
E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />
www.hypnose-dgh.de<br />
VORSTAND DER DGH<br />
PRÄSIDENT<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Klaus Hönig<br />
Klinik für Psychosomatische Medizin<br />
und Psychotherapie<br />
Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />
Tel.: 0731 500 61881<br />
E-Mail: klaus.hoenig@uniklinik-ulm.de<br />
......................................................................................<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
liebe Freunde und Mitglieder der DGH!<br />
......................................................................................<br />
HYPNOSE<br />
kreativer Dialog<br />
mit dem<br />
Unbewussten<br />
REDAKTIONSTEAM DER SUGGESTIONEN:<br />
Dr. med. Nikola Aufmkolk, Ahaus,<br />
info@pt-ahaus.de;<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger, Münchberg,<br />
peduenn@aol.com;<br />
Dipl.-Psych. Silvia Fisch, Coesfeld,<br />
fisch@psychotherapie-praxis-coesfeld.de<br />
SATZ UND DRUCK:<br />
Satz und Layout:<br />
a.h.effekt Mediennetzwerk, Adrian Hoffmann,<br />
info@der-ah-effekt.de;<br />
BAD LIPPSPRINGE<br />
19.11. – 22.11.2020<br />
Vorträge und Seminare zur Anwendung von<br />
Hypnose und Hypnotherapie in Medizin,<br />
Psychotherapie und Zahnmedizin.<br />
Information und Anmeldung: Geschäftsstelle der DGH,<br />
Daruper Str. 14 | 48653 Coesfeld<br />
Tel. 0 25 41 - 88 07 60 | Fax 0 25 41 - 7 00 08<br />
DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de | www.hypnose-dgh.de<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas,<br />
München, agnes.kaiser.rekkas@gmail.com;<br />
Zahnarzt Sebastian Knop, Dortmund,<br />
sebastian.knop@cityweb.de;<br />
Dipl.-Psych. Anke Precht, Offenburg,<br />
anke@ankeprecht.de<br />
Druck:<br />
BOD Badische Offset Druck GmbH,<br />
info@bod-lahr.de;<br />
VIZEPRÄSIDENTIN und GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />
Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />
Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />
Tel.: 02541 880760<br />
E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />
VIZEPRÄSIDENTIN<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser<br />
Rekkas<br />
Chorherrstr. 4, 81667 München<br />
Tel.: 089 4484025<br />
E-Mail: agnes.kaiser.rekkas@gmail.com<br />
www.kaiser-rekkas.de<br />
SCHRIFTFÜHRERIN<br />
Dr. med. Nikola Aufmkolk<br />
Fachärztin für Neurologie,<br />
Psychiatrie und Psychotherapie<br />
Wüllener Straße 97, 48683 Ahaus<br />
Tel.: 02561 4296444<br />
E-Mail: info@pt-ahaus.de<br />
www.pt-ahaus.de<br />
SCHATZMEISTER<br />
Dr. med. Christoph Müller<br />
Lange Str. 37a, 31592 Stolzenau<br />
Tel.: 05761 7345<br />
E-Mail: dr.christoph.mueller@t-online.de<br />
CHEFREDAKTION<br />
Dipl.-Psych. Anke Precht<br />
Steinstr. 28, 77652 Offenburg<br />
Tel.: 0781 1753<br />
E-Mail: anke@ankeprecht.de<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />
Kulmbacher Straße 53, 95213 Münchberg<br />
E-Mail: peduenn@aol.com<br />
Diese Ausgabe der <strong>Suggestionen</strong> beschäftigt sich intensiv mit dem Thema der<br />
diesjährigen Tagung der DGH: Schmerz lass nach!<br />
Wir beleuchten das Thema hypnotherapeutisch. Neben zwei Übersichtsartikeln,<br />
die die Bedeutung und Anwendung von Hypnose und Hypnotherapie bei akuten<br />
und chronischen Schmerzen herausstellen, finden Sie in dieser Ausgabe<br />
mehrere Beiträge von Praktikern. Sie zeigen, wie sie Hypnose in ihrem psychotherapeutischen,<br />
medizinischen und zahnmedizinischen Alltag anwenden, um<br />
Schmerzlinderung zu erreichen. Eine wahre Fundgrube an praktischem Handwerkszeug!<br />
Ein riesiges Dankeschön geht an alle die Kollegen und Kolleginnen,<br />
die ihre Schatzkisten für uns geöffnet haben!<br />
Viele der vorgestellten Ansätze sind über die Schmerzbehandlung hinaus nutzbar.<br />
Aber auch Artikel zu anderen Themen lassen erahnen, welche Möglichkeiten<br />
die Hypnose heute für die Arbeit mit Kindern und Erwachsenen bietet, im<br />
therapeutischen Bereich, aber auch im Sport.<br />
Daneben finden Sie im Heft wieder viel Wissenswertes und Nützliches aus der<br />
Welt der Hypnose und der DGH: Die Übersicht nationaler und internationaler<br />
Hypnose-Kongresstermine für Wissensdurstige. Informationen über die DGH,<br />
ihre Aktivitäten, auch politisch, ihre neuen Mitglieder und Internes. Berichte<br />
von Kongressen und Projekttagen. Viele kleine Perlen.<br />
Außerdem werden Sie wie schon in den vergangenen Jahren Interviews mit<br />
besonderen Experten entdecken: Mark Jensen und John Lentz sprechen in den<br />
<strong>Suggestionen</strong> sehr persönlich über ihre Erfahrungen mit Hypnose.<br />
Freuen Sie sich also auf ein Heft voller Juwelen, die jeden, der mit Hypnose<br />
arbeitet, bereichern werden. Genauso bietet es Menschen, die einfach mal<br />
wissen wollen, was ihre Psychotherapeuten, Ärzte und Zahnärzte mit Hypnose<br />
eigentlich so machen, spannende Einblicke in eine oft noch mysterienumwobene<br />
Welt. Wir hören immer wieder, dass unsere Mitglieder das Heft auch in<br />
ihren Wartezimmern auslegen und begrüßen deshalb auch ganz herzlich die<br />
Patienten unter unseren Lesern!<br />
Nun aber laden wir Sie dazu ein, sich in die Lektüre zu vertiefen und sie in vollen<br />
Zügen zu genießen!<br />
Dipl.-Psych. Anke Precht und Dr.med.dent. Peter Dünninger<br />
Die „<strong>Suggestionen</strong>“ sind das offizielle Organ der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH). Manuskripte senden Sie bitte entsprechend dem<br />
Autorenleitfaden an die o.g. Adressen der Chefredakteure. Eine Veröffentlichung können wir nicht garantieren. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Herausgeber wieder, noch sind sie offizielle Verlautbarungen der DGH. Das Copyright verbleibt bei den Autoren.
4 Inhalt<br />
Inhalt<br />
5<br />
................................................<br />
Inhalt<br />
................................................<br />
33-34<br />
Kinderleichte Lösungen<br />
Dipl.-Psych. Nicole Beck-Griebeling<br />
73-77<br />
Verdecktes Ankern<br />
Die Techniken des verdeckten<br />
Ankerns in der Suchtbehandlung<br />
Dipl.-Psych. Dr. Christoph Sollmann<br />
6-32<br />
Schwerpunkt „Hypnose & Schmerz“<br />
Dr. med. Hansjörg Ebell<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />
Dr. med. Franz Hötschl<br />
Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />
Zahnarzt Sebastian Knop<br />
Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />
Dipl.-Psych. Andrea Kaindl<br />
2<br />
Impressum<br />
3 Editorial<br />
49-50<br />
Kinder leicht behandeln–<br />
vom DGH-Workshop 2018<br />
49-50<br />
4-5 Inhalt<br />
35-36 Interview<br />
mit Dr. John Lentz<br />
37<br />
Silvia Schröder, Ärztin<br />
Schnell in Paris –<br />
Wochenendworkshop<br />
Zahnarzt Sebastian Knop<br />
38 Kongressbesuch in<br />
Akko, Israel<br />
Dipl.-Psych. Anke Precht<br />
43-44<br />
Nachlese DGH-<br />
Projekttage <strong>2019</strong><br />
& DGH-Workshop<br />
zu MS<br />
Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />
Sabine Rochlitz<br />
45-46 Interview<br />
mit Mark P.<br />
Jensen<br />
Dr. med. Michael Teut<br />
47-48 Gesundheitsminister<br />
Spahn<br />
Dipl. - Psych. Silvia Fisch<br />
52-54<br />
51 Nachruf<br />
Betty Alice<br />
Erickson<br />
1 - 4<br />
Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />
Literaturübersicht<br />
Wissenschaft<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />
Regionale<br />
Weiterbildung<br />
der DGH<br />
}<br />
zum Heraustrennen<br />
55<br />
56-57<br />
Zahnarzt Sebastian Knop<br />
Neue Zertifikatsinhaber<br />
Neue Mitglieder<br />
der DGH<br />
58-59 Rezensionen &<br />
Neuerscheinungen<br />
60-62<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />
Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />
Das Multilevel Hypnotic<br />
Modell – Hypnose in<br />
der Sportpychologie<br />
Michele Modenese, Italien<br />
63<br />
64-68<br />
69-72<br />
78<br />
Einladung zur<br />
Mitgliederversammlung <strong>2019</strong><br />
Protokoll der<br />
Mitgliederversammlung 2018<br />
Ressourcenaktivierung<br />
in der Onkologie<br />
Dipl.- Psych. Norbert Gelse<br />
Vorschau Kongresstermine
6 Hypnose & Schmerz Hypnose & Schmerz 7<br />
Hypnose und Schmerz<br />
Autor: Dr. med. Hansjörg Ebell<br />
„Pain is really strange“ (1)<br />
In/mit Hypnose können operative Eingriffe durchgeführt werden, obwohl keine örtliche Betäubung oder Narkose<br />
verwendet wird. Trotz Gewebeverletzung und intensiven (Schmerz)-Signalen an das Zentralnervensystem<br />
wird nicht nur kein Schmerz empfunden, sondern der Patient kann sich dabei sogar richtig wohl fühlen.<br />
Wie ist das möglich?<br />
Andererseits: Trotz intensiver, vielfältiger und wiederholter Diagnostik ist an einer Stelle, wo starke, unerträgliche<br />
Schmerzen empfunden werden, keinerlei objektivierbare Pathologie oder Auffälligkeit zu entdecken.<br />
In Hypnose kann der Schmerz weg sein, aber es hält nicht lange an.<br />
„Schmerz“ und „Hypnose“–<br />
eine besondere Beziehung<br />
Die Alarmfunktion von Schmerz<br />
als Warn- und Schadensmeldung<br />
war zentral für die Entwicklungsgeschichte<br />
des Lebens auf unserem<br />
Planeten allgemein und für<br />
das Überleben der Spezies Mensch<br />
im Besonderen. Die Beachtung<br />
von Verletzungen und Entzündungen<br />
wird dadurch erzwungen,<br />
dass entsprechende Informationen<br />
aus dem Körpergewebe an<br />
Rückenmark und Gehirn übermittelt<br />
und dort verarbeitet werden;<br />
deren subjektive Interpretation als<br />
Schmerz ist Auslöser sowohl für<br />
komplexe Verhaltensmuster des<br />
betroffenen Individuums als auch<br />
seiner Bezugspersonen. Seit Urzeiten<br />
wird in allen Kulturen Erfahrungswissen<br />
zu Schmerzlinderung<br />
und Heilung mit Hilfe von Zuständen<br />
veränderten Bewusstseins gesammelt,<br />
angewandt und weitergegeben.<br />
Die Geschichte der Hypnose steht<br />
in dieser Tradition. Ursprünglich<br />
(Mitte 19. Jhdt.) wurde der Begriff<br />
geprägt für Techniken und <strong>Suggestionen</strong>,<br />
die darauf abzielten,<br />
einen besonderen, tiefen Schlaf<br />
(griechisch: Ύπνος) herbeizuführen.<br />
In diesem sollten alle Anweisungen<br />
unkritisch befolgt und alle<br />
<strong>Suggestionen</strong> als „real“ erlebt werden.<br />
Auch wenn Schlaf-<strong>Suggestionen</strong><br />
heute eher bei Show-Hypnosen<br />
zentral sind und „Hypnose“<br />
neurophysiologisch und psychologisch<br />
weder als Wachsein noch<br />
als Schlaf zutreffend beschrieben<br />
werden kann, wird dieser historische<br />
Begriff weiter verwendet. In<br />
der zeitgenössischen Praxis von<br />
Medizin, Zahnmedizin und Psychotherapie<br />
dient er nach wie vor als<br />
wissenschaftliches Etikett für vielfältige<br />
therapeutische Interventionen<br />
- insbesondere auch zur Veränderung<br />
der Erfahrung „Schmerz“<br />
(2,3).<br />
„Wenn es so weh tut“<br />
Für die Erklärung akut auftretender<br />
Schmerzen ist Descartes‘<br />
(Anfang 17. Jhdt.) Vorstellung<br />
einer Schmerzbahn, um die schädigende<br />
Hitze einer Flamme in der<br />
Nähe des Fußes an das Gehirn zu<br />
melden und sein Vergleich „wie<br />
wenn man an einem Seil zieht, um<br />
am anderen Ende eine Glocke ertönen<br />
zu lassen“ nach wie vor bestimmend<br />
und auch therapeutisch<br />
zielführend. Für das subjektive Erleben<br />
ist er ohnehin evident. Das<br />
Wissen um die pathophysiologischen<br />
Grundlagen dieser Art Informationsvermittlung<br />
im Zentralnervensystem<br />
(Nozizeption) und<br />
über entsprechende Therapiemaßnahmen<br />
ist durch klinische Erfahrung<br />
und Grundlagenforschung<br />
exponentiell angewachsen - seit<br />
den Anfängen einer „speziellen<br />
Schmerztherapie“ als eigenständigem,<br />
medizinischen Fachgebiet in<br />
den 70iger Jahren. Die Behandlung<br />
akuter Schmerzen als Anwendung<br />
von Expertenwissen – mit den Patienten<br />
als passiven Empfängern<br />
von kundigen Behandlungsmaßnahmen<br />
- erscheint aus dieser Perspektive<br />
naheliegend, die Hypnose<br />
mit eingeschlossen.<br />
Im Gegensatz dazu braucht es bei<br />
der Mehrzahl der chronischen<br />
Schmerzsyndrome (z.B. Rückenund<br />
Kopfschmerzen) komplexere,<br />
systemische Erklärungsmodelle,<br />
die über mögliche nozizeptive Signale<br />
hinausgehen und um psychosoziale<br />
Dimensionen erweitert<br />
worden sind (4), um angemessen<br />
be/handeln zu können. Bei diesen<br />
besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,<br />
dass Therapiemaßnahmen,<br />
die die „Ursache“ der unerträglichen<br />
Schmerzen an der Stelle<br />
beseitigen sollen, wo es weh tut,<br />
immer tiefer hinein führen in eine<br />
Negativspirale von Schmerz und<br />
Leiden anstatt heraus. Dies ist die<br />
Folge von Lernprozessen in den<br />
Netzwerken des Zentralnervensystems:<br />
Neuroplastizität. Wenn<br />
sich ein solcher circulus vitiosus<br />
entwickelt hat, kann das Schmerzproblem<br />
nicht „zur Reparatur abgegeben<br />
werden“ - auch nicht beim<br />
Schmerz-Spezialisten. Dieser kann<br />
sogar zu dem Problem werden, für<br />
dessen Lösung er sich hält, weil<br />
jede Veränderung zum Besseren<br />
in diesen Fällen individuelles Neuund<br />
Umlernen erfordert.<br />
Die Betroffenen „antinozizeptiver“<br />
Fehlbehandlungen gemäß Akutschmerzmodell<br />
(insbesondere<br />
auch durch die Verordnung von<br />
Opiaten) zählen aktuell Millionen<br />
und die gesellschaftlichen Folgekosten<br />
gehen in die Milliarden.<br />
Wie und ob Schmerzlinderung<br />
nicht nur kurzfristig, sondern auch<br />
mittel- und langfristig gelingt und/<br />
oder wieder eine gute Lebensqualität<br />
erreicht werden kann, hängt<br />
bei langjährig chronifizierten<br />
Schmerzsyndromen vor allem davon<br />
ab, ob die Betroffenen zur aktiven<br />
Mitarbeit gewonnen werden<br />
können. Sie sind die einzig möglichen<br />
Experten für die Beurteilung<br />
einer Verbesserung (oder Verschlechterung)<br />
und ihre Behandler<br />
sind die Experten für angemessene<br />
Vorschläge und Behandlungsmaßnahmen.<br />
Beide Experten müssen eng zusammenarbeiten,<br />
um einen gemeinsamen<br />
Lernprozess zu gestalten,<br />
für den multimodale und<br />
interdisziplinäre Behandlungskonzepte<br />
unabdingbare Voraussetzung<br />
sind. Dies gilt insbesondere<br />
auch für die erfolgreiche Verwendung<br />
von Hypnose und Selbsthypnose<br />
in einem angemessenen Gesamt-Therapiekonzept<br />
(5).<br />
Warum und wann Hypnose und/<br />
oder Selbsthypnose bei<br />
Schmerzen?<br />
Bei akutem, nozizeptiven Schmerz<br />
sind medizinische Routinemaßnahmen<br />
heute so gut und effektiv<br />
wirksam, dass Hypnose als Intervention,<br />
um Schmerzen „auszuschalten“,<br />
nicht wirklich gebraucht<br />
wird. Ihr hoher therapeutischer<br />
Stellenwert liegt in der Beeinflussung<br />
anderer Aspekte, die die<br />
Wahrnehmung von Schmerzen<br />
allerdings sehr stark beeinflussen:<br />
insbesondere von Ängsten, die<br />
mit hohem Stress und Anspannung<br />
einhergehen. Als supportive<br />
Maßnahme führen Hypnose und<br />
Selbsthypnose zu guten Behandlungsergebnissen<br />
und hoher Zufriedenheit<br />
bei allen Beteiligten,<br />
z.B. in der prä-, intra- und postoperativen<br />
Verwendung (6, 7).<br />
Bei chronifizierten Schmerzen können<br />
Hypnose und Selbsthypnose<br />
vor allem dann eine wichtige Rolle<br />
spielen, wenn es damit gelingt - bei<br />
all dem Leid (auch trotz einer kausalen<br />
Zuordnung der Schmerzen<br />
als „Ursache“ der Misere!) - gute<br />
Erfahrungen im Hier und Jetzt zu<br />
vermitteln. So kann z.B. ein intensives<br />
Gefühl „wohliger Wärme“ in<br />
Hypnose (insbesondere, wenn es<br />
in Selbsthypnose gelingt, dies zu<br />
reproduzieren) bei chronischem,<br />
muskulär bedingtem Rückenschmerz<br />
nicht nur kurzfristig gut<br />
tun, sondern auch im Gedächtnis<br />
Spuren hinterlassen. Wenn solche<br />
guten Erfahrungen (i.S. eines<br />
persönlichen „Was statt Schmerzen“-Ziels<br />
statt des Vermeidungsziels<br />
„kein Schmerz“) möglich sind,<br />
können sie die Zuversicht fördern,<br />
dass die Schmerzen irgendwann<br />
doch besser werden oder ganz<br />
überwunden werden könnten bzw.<br />
dass es insgesamt vorwärts gehen<br />
kann. Vertrauen in Selbstwirksamkeitserfahrungen<br />
und das eigene<br />
Regulationspotential beruhen auf<br />
einem anderen Funktionsmodus<br />
als Resignation und Depression<br />
und unterstützen das anzustrebende<br />
und erforderliche Umlernen<br />
der Netzwerke im Zentralnervensystem<br />
(Neuroplastizität). Konkrete<br />
und erreichbare Annäherungsziele,<br />
d.h. Erfolgserlebnisse durch<br />
Selbstkompetenzerfahrungen,<br />
sind wesentlich, um die (bisher<br />
meist erfolglos angewandten)<br />
Strategien der Schmerz-„Bekämpfung“<br />
überwinden zu können. Dies<br />
wird allerdings nur dann gelingen,<br />
>>
8 Hypnose & Schmerz<br />
Hypnose & Schmerz 9<br />
wenn die Patienten selbst aktiv<br />
werden und ihr persönliches Expertentum<br />
und ihre individuellen<br />
Ressourcen selbstverantwortlich<br />
in ein Gesamt-Therapiekonzept<br />
einbringen. Bei langjähriger Chronifizierung<br />
einer Schmerzsymptomatik<br />
geht es im konkreten Einzelfall<br />
selbstverständlich um eine<br />
optimale Kombination all dieser<br />
Perspektiven. Dies erfordert in der<br />
Regel schmerztherapeutisches Expertenwissen.<br />
Warum ist die Unterscheidung<br />
von „Annäherungszielen“ und<br />
„Vermeidungszielen“ so wichtig<br />
und was ist das Behavioral<br />
Inhibition System (BIS) und das<br />
Behavioral Activation System<br />
(BAS)?<br />
Jegliche Erfahrung wird im Zentralnervensystem<br />
innerhalb von Sekundenbruchteilen<br />
überprüft, ob<br />
sie neu ist oder ähnlich zu „x“ und<br />
in welchem Kontext sie gemacht<br />
wurde sowie, ob sie „negativ“ (sofortige<br />
Aktivierung des Alarmsystems)<br />
oder „positiv“ zu bewerten<br />
ist (8). Damit unmittelbar verbunden<br />
ist eine Hochrechnung, wie es<br />
weitergehen wird. Auch Qualität<br />
und Intensität dieser Erwartung<br />
ergeben sich aus diesem Abgleich,<br />
mit Konsequenzen für das aktuelle<br />
Befinden und Verhalten. So führen<br />
aktuelle Schmerzen bei bereits<br />
langjährig bestehenden Schmerzen<br />
zu der an Sicherheit grenzenden<br />
Annahme, dass dies auch weiterhin<br />
so sein muss. Auch wenn<br />
durch Erfahrung immer wieder bestätigt<br />
- ähnlich dem Naturgesetz<br />
der Schwerkraft -, ist diese Wahrnehmung<br />
jedoch ein hochkomplexes<br />
Konstrukt, das veränderlicher<br />
ist, als es scheint.<br />
Aus dieser neurophysiologischen<br />
und -psychologischen Perspektive<br />
(9, 10) ergeben sich chancenreiche<br />
Therapieansätze auf hypno-systemisch-konstruktivistischer<br />
Grundlage: Wenn es nur „Hier<br />
und Jetzt“ und heute gibt, ist die<br />
sog. Vergangenheit ein Rückgriff<br />
auf aktuell abrufbare Gedächtnisinhalte<br />
(nicht, was geschehen<br />
ist, ist relevant, sondern was abgespeichert<br />
wurde - das meiste<br />
davon unbewusst) und Zukunft<br />
ist nie, sondern immer eine aktuelle<br />
Hochrechnung. Speziell für die<br />
Schmerzbehandlung sind auf dieser<br />
Grundlage zwei unterscheidbare<br />
Netzwerke im Gehirn von<br />
zentraler Bedeutung (11): Jeder<br />
Kampf, um das Vermeidungsziel<br />
„weniger oder keine Schmerzen“<br />
zu erreichen, verstärkt die durch<br />
die Schmerzerfahrung bereits erhöhte<br />
Aktivität im „Behavioral Inhibition<br />
System“ (BIS).<br />
Dies geht einher mit einer Aktivierung<br />
der Amygdala, d.h. den Kerngebieten<br />
und Schaltkreisen im<br />
Zentralnervensystem, die Angst,<br />
Stress und vermeidendes Alarmverhalten<br />
steuern. Werden hingegen<br />
im sog. „Behavorial Activation<br />
System“ (BAS) Annäherungsziele<br />
erreicht (i.S. eines individuellen<br />
„Was stattdessen“ wie z.B. der Wärme<br />
im o.g. Beispiel von Rückenschmerzen)<br />
- und sei es auch nur<br />
prozentual, bezogen auf das Endziel<br />
- hat dies eine Aktivierung des<br />
dopaminergen Belohnungssystems<br />
im Gehirn zur Folge.<br />
Gute Hypnose-Erfahrungen im<br />
Hier und Jetzt sind also nicht nur<br />
per se wohltuend, stärkend usw.,<br />
sondern sie erschließen auch entsprechende,<br />
„positive“ Assoziationsfelder<br />
im Hinblick auf die sog.<br />
Vergangenheit und damit potentiell<br />
vielfältige Ressourcen. Darüber<br />
hinaus ermöglicht eine aktuelle<br />
Erfahrung der gewünschten Qualität<br />
- plus Rückgriff auf Ähnliches<br />
im Gedächtnisspeicher - eine optimistischere<br />
Erwartungshaltung für<br />
die sog. Zukunft, d.h. eine deutlich<br />
zuversichtlichere Hochrechnung<br />
als im Schmerzmodus. Dies gilt<br />
insbesondere auch, wenn durch<br />
eine chronische, körperliche Erkrankung<br />
(z.B. Krebserkrankung)<br />
über das Schmerzproblem hinaus<br />
weitere Herausforderungen zu bewältigen<br />
sind.<br />
Die Bedeutung hypno-therapeutischer<br />
Kommunikation<br />
Systemische Perspektiven (12)<br />
und das Phänomen der Neuroplastizität<br />
( „was im Gedächtnis bzw. in<br />
den inneren Netzwerken Spuren<br />
hinterlässt“) können bei der existenziellen<br />
Erfahrung „Schmerz“<br />
sowohl eine Chronifizierung (Pathogenese)<br />
als auch Rehabilitation<br />
und Gesundung (Salutogenese) erklären.<br />
Konkreter Ausgangspunkt<br />
jeder Behandlungssituation ist immer<br />
die Begegnung mit einem leidenden<br />
Menschen, der Hilfe sucht.<br />
Je intensiver dessen Leiden und je<br />
dramatischer das Schmerz-Erleben<br />
ist (Behavioral Inhibition System<br />
maximal aktiviert), umso höher<br />
wird der Druck auf alle Beteiligten.<br />
Bei akuten Schmerzen ist in dieser<br />
Situation interventionelles Machertum<br />
adäquat (incl. Magie der<br />
Hypnose). Bei komplexen chronischen<br />
Schmerzsyndromen braucht<br />
es jedoch eher die Haltung und<br />
Herangehensweise eines Gärtners:<br />
neben Expertenwissen in Schmerztherapie<br />
hilft vor allem kommunikative<br />
Kompetenz, um mit dem<br />
hohen subjektiven Leidensdruck,<br />
der sofortige und radikale Veränderungen<br />
der Schmerzsymptomatik<br />
verlangt, umgehen zu können.<br />
Nachhaltige Veränderungen zum<br />
Besseren erfordern Konzepte über<br />
eine Krisenintervention hinaus,<br />
ein mittel- und langfristiges Herangehen<br />
und ein Umlernen „Schritt<br />
für Schritt“, um im Behavioral Activation<br />
System „gute“ Spuren zu<br />
hinterlassen. Jede Veränderung<br />
muss sich bewähren und wenn sie<br />
sich bewährt hat, wird dies helfen,<br />
die Aktivierung der Netzwerke zu<br />
verändern, von BIS hin zu BAS. Für<br />
diesen höchst individuellen Lernprozess<br />
sollten vor allem erreichbare,<br />
persönliche Annäherungsziele<br />
ermittelt werden, um kleine und<br />
große Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.<br />
Darüber hinaus braucht es<br />
auch Zeit und Geduld (13).<br />
Für die gemeinsame Erkundung<br />
dieses persönlichen Weges (und<br />
ggf. auch der Umwege) zu Rehabilitation<br />
und Heilung ist ein vertrauensvoller<br />
Austausch auf der Basis<br />
intersubjektiver Resonanz optimal<br />
und sind bestimmte Grundregeln<br />
hypnotherapeutischer Kommunikation<br />
sehr geeignet (14). Milton<br />
H. Erickson hat das Potential der<br />
Hypnose für die Schmerztherapie<br />
vor 55 Jahren auf dem ersten Internationalen<br />
Kongress für Hypnose<br />
und Psychosomatische Medizin<br />
in Paris dargelegt (15). Seinen Vortrag<br />
begann er mit diesem Satz:<br />
„Hypnose ist im Grunde nichts<br />
anderes als die Vermittlung von<br />
Gedanken und Erkenntnissen an<br />
den Patienten in einer Weise, die<br />
gewährleistet, dass er für die dargebotenen<br />
Gedanken in höchstem<br />
Maße empfänglich ist und infolgedessen<br />
engagiert sein eigenes Potential<br />
erforscht, wie seelische und<br />
körperliche Reaktionen sowie Verhaltensweisen<br />
angemessen verändert<br />
werden können.“ Höchst<br />
interessant ist, dass in der S3-Expertenleitlinie<br />
„Psychoonkologie“<br />
von 2014 (16) die hohe Bedeutung<br />
einer „Patientenzentrierten<br />
Kommunikation“ fast gleichlautend<br />
formuliert wird: „Patientenzentrierte<br />
Kommunikation bezeichnet<br />
ein kommunikatives Verhalten,<br />
das den Patienten in seiner<br />
aktuellen körperlichen und emotionalen<br />
Verfassung wahrnimmt,<br />
seine persönlichen Werte, Bedürfnisse<br />
und Präferenzen berücksichtigt<br />
und seine Selbstkompetenz,<br />
Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit<br />
fördert.“ (Hypnose wird in<br />
dieser Leitlinie gar nicht erwähnt;<br />
allerdings wird auf die Bedeutung<br />
von Entspannungsanleitungen und<br />
Imaginationen verwiesen.)<br />
Hypnose und Schmerztherapie<br />
Bei akuten Schmerzen ist in einem<br />
professionellen Kontext der Einsatz<br />
von Hypnose als mächtige Suggestionstechnik,<br />
um den Schmerz<br />
wegzuzaubern, nach wie vor adäquat<br />
und faszinierend, wenn auch<br />
nur in Ausnahmefällen nötig oder<br />
indiziert. Bei der Zusammenarbeit<br />
zur Veränderung der leidvollen Erfahrung<br />
chronischer Schmerzen<br />
(Neuroplastizität!) mittels hypnotherapeutischer<br />
Kommunikation<br />
wird - schmerztherapeutisches<br />
Expertenwissen vorausgesetzt -<br />
ein intersubjektiver Austausch der<br />
Behandler und Behandelten in Resonanz<br />
auf der Beziehungsebene<br />
gestaltet. Die hohe und positive<br />
Intensität der „Hier und Jetzt“-Erfahrungen<br />
in Hypnose und Selbsthypnose<br />
fördern das erforderliche<br />
Umlernen und helfen, die Aktivierung<br />
im Behavioral Inhibition System<br />
zu reduzieren, zu Gunsten von<br />
Annäherungszielen mit einer Stärkung<br />
des Behavioral Activation Systems<br />
in der Folge. Sie erleichtern<br />
und ermöglichen den Zugang zu<br />
Ressourcen. So werden Möglichkeitsräume<br />
eröffnet, die es zu explorieren<br />
und auszubauen gilt. Um<br />
noch einmal Milton H. Erickson als<br />
Kronzeugen zu zitieren: „Hypnosis<br />
isn‘t something done to someone,<br />
rather therapist and client together<br />
enter a relational field, where<br />
the conscious awareness and the<br />
unconscious of two persons are<br />
connected.“ (17)
10<br />
Schmerz, lass nach! – mit Hypnose<br />
Schmerz, lass nach! – mit Hypnose<br />
11<br />
Schmerz, lass nach!<br />
– mit Hypnose<br />
ypnotische Analgesie und<br />
H Anästhesie zählen zu den<br />
beeindruckendsten Erfahrungen<br />
mit Hypnose.<br />
Hat der Schmerz seine Signalfunktion<br />
erfüllt oder will man<br />
einem zu erwartenden Schmerzgeschehen<br />
gewappnet begegnen,<br />
bietet die Hypnose Möglichkeiten<br />
der Beeinflussung oder<br />
sogar Ausschaltung. Sie ist eine<br />
empirisch validierte Behandlung<br />
der Akutschmerztherapie, wird<br />
aber auch bei komplexen chronischen<br />
Schmerzgeschehen eingesetzt.<br />
Die Beeinflussung von Intensität<br />
und Dauer des Schmerzerlebens<br />
lässt Stressparameter<br />
sinken, was das Immunsystem<br />
stabilisiert und Heilungskapazitäten<br />
fördert. Die Angst vor dem<br />
Schmerz wird aufgelöst, was die<br />
psychische Situation positiv<br />
stimuliert.<br />
Allgemeine Ziele der hypnotherapeutischen<br />
Intervention:<br />
• Ausschaltung oder (wahrscheinlicher)<br />
Reduzierung von Schmerz<br />
• Geringere Dosierung von Analgetika,<br />
Anästhetika, Anxiolytika<br />
• Therapie des Schmerzes ohne<br />
Nebenwirkungen<br />
Autorin: Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />
Aus: Hypnose und Hypnotherapie. Manual für Praxis, Fortbildung und<br />
Lehre. Modul III. S. 327f. Hrsg. v. Agnes Kaiser Rekkas.<br />
© Carl-Auer Verlag, 2018.<br />
• Besseres Wohlbefinden,<br />
erhöhte Immunabwehr<br />
• Erleben von Selbstwirksamkeit<br />
durch Selbsthypnose zur<br />
Schmerzkontrolle<br />
• Gewinn an Selbstvertrauen,<br />
positive Beeinflussung einer häufig<br />
anzutreffenden sekundären<br />
Depression bei länger währender<br />
Symptomatik.<br />
Beim Schmerzpatienten treten<br />
wir durch sein Leiden auf eine besonders<br />
suggestible Verfassung.<br />
Die Erwartungshaltung und Motivation<br />
zur Veränderung dieses<br />
Zustands öffnen auf besondere<br />
Weise. Der Patient ist fokussiert,<br />
absorbiert und in die Therapie<br />
involviert, die optimale Voraussetzung<br />
für eine therapeutische<br />
Intervention mit Hypnose.<br />
Schmerzwahrnehmung,<br />
emotionale Bedeutung<br />
und Hypnose:<br />
• Das Erleben des Schmerzes ist<br />
eine Frage der Wahrnehmung.<br />
• Im Schlaf verspüren wir keinen<br />
Schmerz.<br />
• In Hypnose verspüren wir<br />
keinen Schmerz.<br />
• Schmerz ist bedrohlich und<br />
oft gekoppelt mit Gefühlen von<br />
Angst.<br />
Ansatz der Hypnotherapie:<br />
Die Schmerzwahrnehmung wird<br />
hypnotisch verändert. Die Angst<br />
durch den Schmerz, vor dem<br />
Schmerz, vor einer möglichen organischen<br />
Ursache des Schmerzes<br />
wird aufgelöst.<br />
Richtlinie:<br />
• Die Signalfunktion des Schmerzes,<br />
das heißt seine natürliche,<br />
schützende Funktion, betonen<br />
und auch respektieren.<br />
• Bei akutem Schmerz direktiv<br />
vorgehen!<br />
• Bei starken Schmerzen Restschmerz<br />
erlauben!<br />
• Bei chronischem Schmerz psychische<br />
Beteiligung – Bedeutung<br />
behandeln.<br />
• Das körperliche Schmerzgedächtnis<br />
berücksichtigen!<br />
Hypnotherapie und Schmerz:<br />
• Das Schmerzgeschehen wird<br />
oftmals überlagert von der Erinnerung<br />
an erlebten Schmerz und<br />
der Angst vor dem zu erwartenden<br />
Schmerz. Genau hier kann hypnotherapeutisch<br />
mit <strong>Suggestionen</strong><br />
z.B. für Amnesie, Dissoziation, Zeitverzerrung,<br />
Zeitprogression und<br />
guten inneren Dialogen im Sinne<br />
von positiven Selbstsuggestionen<br />
hervorragend gearbeitet werden.<br />
• Wichtig ist die konkrete Beschreibung<br />
der sensorischen Aspekte<br />
des Schmerzes auf der kinästhetischen<br />
und visuellen Ebene. Dies<br />
dient dem Rapport und kann im<br />
Folgenden für die Intervention genutzt<br />
werden, wie für die direkte<br />
oder indirekte <strong>Suggestionen</strong> von<br />
z. B. Schwere, Leichtigkeit, Kühle,<br />
Wärme oder auch Gefühllosigkeit/<br />
Taubheit, Helligkeit, Ausbreitung,<br />
Grenzen, Fläche, Tiefe, Gestalt.<br />
• Gearbeitet wird mit Vorstellungen<br />
eines inneren Schalters, mit<br />
dem man Schmerz reduziert, eines<br />
magischen Schwammes, der<br />
Schmerzen aufsaugt, einer kühlen<br />
Farbe, die den Schmerz »abkühlt«.<br />
• Das ideomotorische »Ausschalten«<br />
oder graduelle Herunterdimmen<br />
von Schmerz ist eine spezielle<br />
Technik der Hypnose, mit der auch<br />
eine Kommunikation mit dem Unbewussten<br />
möglich wird.<br />
• Metaphern wie der »Schmerzmagnet«,<br />
der auf einer Wolke<br />
daherschwirrt, sich richtig zum<br />
Körper positioniert und dann die<br />
»Schmerznadeln/-pfeile« herauszieht,<br />
können sehr hilfreich sein,<br />
wenn sie als stimmig empfunden<br />
werden.<br />
• Absichtliches An- und Abschwellenlassen<br />
von Schmerz, das Fokussieren<br />
auf den Schmerz, »Hineinwandern«<br />
und dann Verändern<br />
sind weitere Varianten, mit dem<br />
Schmerz zu »spielen« und damit<br />
die Oberhand über ihn zu gewinnen.<br />
• Die »Handschuhanästhesie mit<br />
Nadeltest« überzeugt auch den kritischen<br />
Patienten von der eigenen<br />
Fähigkeit, Schmerz ausschalten zu<br />
können. Wenn er die Anästhesie<br />
aus dieser Hand in den entsprechenden<br />
Körperbereich fließen<br />
lassen kann, hat er das Prinzip der<br />
Selbstwirksamkeit begriffen.<br />
• Die Technik der Distraktion lässt<br />
andere (schmerzfreie) Körperbereiche<br />
in der Gefühlswahrnehmung<br />
intensiver erscheinen.<br />
• Bei chronischen Schmerzen ist<br />
herauszufinden, wie der innere Bezug<br />
des Patienten zum gequälten/<br />
quälenden Körperbereich ist. Oft<br />
ist – verständlicherweise – dieser<br />
Bereich ausgegrenzt oder wird sogar<br />
verwünscht. In Hypnose muss<br />
gelernt werden, sich dem schmerzenden<br />
Körperteil im Positiven zuzuwenden.<br />
Erzähle von der liebevollen<br />
Mutter, die das gestürzte<br />
Kind hätschelnd in den Arm nimmt<br />
und das aufgeschlagene Beinchen<br />
küsst und versorgt.<br />
• Das »Schmerzgedächtnis« ist<br />
in tiefer Hypnose und möglichst<br />
ideomotorisch zu beeinflussen.<br />
Nützliche Hypnosephänomene<br />
in der Schmerztherapie:<br />
• Amnesie für erfahrenen Schmerz/<br />
für die letzte Schmerzattacke<br />
• Zeitverzerrung bzw. veränderte<br />
Zeitwahrnehmung, schmerzfreie<br />
Zeit »verlängern« und umgekehrt<br />
• Zeitprogression/-regression, jeweils<br />
in schmerzfreie Zeit (Situation<br />
des Wohlbehagens, Urlaub)<br />
• Dissoziation in schöne Zeiten, an<br />
gute Orte<br />
• Körperliche Dissoziation:<br />
den Körper ruhen lassen und selbst<br />
geistig auf Reisen gehen<br />
• Vergrößern und Verkleinern<br />
(Reihenfolge beachten!) der<br />
Schmerzgegend<br />
• Vergessen von Schmerz<br />
• Verschieben von Schmerz<br />
• Verwässern, Verfärben, Verändern<br />
von Schmerz<br />
• »Innerer-Ratgeber-Technik«, das<br />
heißt Installation einer projektiven<br />
Instanz zur Förderung eines inneren,<br />
hilfreichen Dialogs zur Bewältigung<br />
des Schmerzes<br />
• Neuinterpretation der Schmerzerfahrung,<br />
z. B. als Körpersignal<br />
bei Nichtbeachtung der eigenen<br />
Kräfte<br />
• Chronische Schmerzerkrankungen<br />
ohne körperlich-organischen<br />
Befund wie Fibromyalgie, chronischer<br />
Rückenschmerz, Unterleibsschmerz<br />
und orofazialer Schmerz<br />
erklären sich oft durch traumatische<br />
Ereignisse während einer<br />
bestimmten Lebensphase. Der<br />
bewussten Kontrolle entzogen,<br />
bildet sich ein Schmerzgedächtnis<br />
heraus, das in späteren Belastungssituationen<br />
zum Ausgangspunkt<br />
chronischer Schmerzen<br />
werden kann. Hier muss vermehrt<br />
psychotherapeutisch mit Hypnose<br />
gearbeitet werden.<br />
Wunderfrage<br />
Die »Wunderfrage« kann Wunder<br />
bewirken: Therapeut: »Wenn heute<br />
Nacht ein Wunder geschieht,<br />
was ist morgen anders?«<br />
Patient: »Da habe ich keine<br />
Schmerzen.« – Falsch, da der<br />
Schmerz ja noch präsent ist!<br />
»Ich dreh mich noch mal um und<br />
genieße mein kuscheliges Bett.«<br />
Oder: »Ich schau mal, was für ein<br />
Wetter heute ist.« – Richtig, da der<br />
Schmerz nicht präsent ist.
12 Der Scheinriese 713<br />
Der Scheinriese<br />
Neue Perspektive<br />
auf den Schmerz<br />
>> Der Scheinriese
14 Hypnose bei Reizdarm<br />
Hypnose bei Reizdarm 715<br />
Einfach mal chillen –<br />
Seele und Bauch auf<br />
wundervoller Reise<br />
Hypnose bei Colon irritabile<br />
(IBS - irritable bowel syndrome)<br />
Autorin: Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />
Aus: Hypnose und Hypnotherapie. Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre. Modul III. 5 Seite<br />
93 ff. Hrsg. v. Agnes Kaiser Rekkas. © Carl-Auer Verlag, 2018.<br />
Beschwerdebild und Genese<br />
rganisch gesund, leiden<br />
O Menschen mit einer Reizdarmsymptomatik<br />
an Beschwerden,<br />
die bei jedem Betroffenen<br />
unterschiedlich ausgeprägt<br />
sind. Es unterscheiden sich vier<br />
Typen, die jeweils durch das<br />
überwiegende Symptom gekennzeichnet<br />
sind.<br />
Es gibt den blähungsbetonten<br />
Reizdarm, bei dem quälende<br />
Ansammlungen von Darmgasen<br />
das Hauptproblem sind,<br />
den diarrhö‐ (Durchfall), den<br />
verstopfungs‐ und den schmerzbetonten<br />
Reizdarm mit krampfartigen,<br />
teilweise an Koliken erinnernden<br />
Schmerzen.<br />
Als Schlüsselpunkt der Reizdarm‐Problematik<br />
gilt das enterische<br />
Nervensystem, ein dichtes<br />
Geflecht von Nervenbahnen, das<br />
größtenteils unabhängig vom<br />
Gehirn mit seinen Signalen die<br />
Darmtätigkeit koordiniert und so<br />
den Magen‐Darm‐Trakt versorgt.<br />
Nach neuen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen können wir davon<br />
ausgehen, dass funktionelle Magen‐Darm‐Beschwerden<br />
von einer<br />
Überempfindlichkeit dieses enterischen<br />
Nervensystems herrühren.<br />
Hinzu kommt eine erhöhte psychische<br />
Anspannung - wie die Angst,<br />
mit der Unsicherheit aus dem Haus<br />
zu gehen, wo unterwegs im Fall<br />
des Falles eine Toilette ist - , die das<br />
Leiden verschlimmert.<br />
Neben einer genetischen Veranlagung<br />
diskutieren die Reizdarm‐Forscher<br />
auch Entzündungen im Magen‐Darm‐Trakt<br />
als Auslöser. Im<br />
Gegensatz zur eigentlichen Entzündung<br />
scheint die gesteigerte<br />
Schmerzempfindung, etwa nach<br />
einer „Darmgrippe“, nicht mehr abzuklingen.<br />
Auch extreme psychische<br />
Erlebnisse, sowie prägende<br />
Erlebnisse in der frühkindlichen<br />
Entwicklung gelten als mögliche<br />
Ursachen. Beim Reizdarm‐Syndrom<br />
handelt es sich jedenfalls um<br />
eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet:<br />
Zunächst müssen alle anderen<br />
organischen Erkrankungen<br />
ausgeschlossen werden, die ein<br />
ähnliches Beschwerdebild hervorrufen<br />
können. Es gibt eine ganze<br />
Reihe von Symptomen, die besonders<br />
ernst genommen werden<br />
müssen: Schluckstörungen, starke<br />
Gewichtsabnahme, Erbrechen<br />
oder Fieber.<br />
Weil die funktionellen Beschwerden<br />
in der Nacht meistens schwächer<br />
sind oder auch gar nicht auftreten,<br />
sind nächtliche Probleme<br />
ein Alarmsymptom, das auf eine<br />
organische Ursache hinweist. Da<br />
keine mit den üblichen Methoden<br />
fassbaren organischen Ursachen<br />
vorhanden sind, ist die Behandlung<br />
des Reizdarms eine besondere<br />
Herausforderung. In leichten<br />
Fällen können häufig schon Entspannungshypnosen<br />
zu einer Besserung<br />
der Beschwerden führen.<br />
Aber meistens haben die Patienten,<br />
die endlich eine Psychotherapie<br />
mit Hypnose aufsuchen, eine<br />
langjährige Leidenszeit, aber auch<br />
eine lange medizinische Odyssee<br />
hinter sich, nehmen Entbehrungen<br />
wie Diäten und andere Einschränkungen<br />
auf sich und empfinden<br />
soziale Isolation und leiden<br />
unter Ängsten und Depressionen.<br />
Studien zu Hypnose und<br />
Reizdarm<br />
Zwar war bereits bekannt, dass<br />
Hypnotherapie für Patienten, die<br />
unter einem Reizkolon leiden, eine<br />
deutliche Erleichterung bringen<br />
kann, allerdings war unklar, wie<br />
lange die lindernde Wirkung anhält.<br />
Dieser Frage widmete sich<br />
2002 ein Forscherteam unter der<br />
Leitung von Wendy Gonsalkorale<br />
vom Withington Hospital in Manchester.<br />
An der Studie nahmen<br />
204 Patienten teil.<br />
Die Behandlung mit Hypnotherapie<br />
erstreckte sich über 12<br />
Wochen. Vor und nach der Behandlung<br />
sowie zu weiteren Erhebungszeitpunkten<br />
bis zu sechs<br />
Jahre nach Abschluss der Behandlung<br />
gaben die Patienten Auskunft<br />
über ihre Symptome, ihre Lebensqualität,<br />
ihr individuelles Ausmaß<br />
an Angst und Depression. Es zeigte<br />
sich, dass die Behandlung bei<br />
71% der Patienten wirksam war;<br />
bei 81 % dieser Gruppe blieb der<br />
Behandlungserfolg über die Zeit<br />
stabil, während die übrigen 19%<br />
angaben, dass sich ihre Symptome<br />
nur etwas verschlechtert hätten.<br />
Ausweislich der erhobenen<br />
Befindlichkeiten zeigten sich bei<br />
allen items in den Follow‐up Erhebungen<br />
signifikante Verbesserungen<br />
(p>
16 Hypnose bei Reizdarm<br />
Hypnose bei Reizdarm 717<br />
54 Probanden dienten als Vergleichsgruppe<br />
und erhielten nur<br />
eine allgemeine Beratung zu ihren<br />
Beschwerden. Auch hier wurde<br />
eine starke Verbesserung des subjektiven<br />
Befindens der mit Hypnose<br />
behandelten Patienten erwiesen,<br />
wobei der positive Effekt über<br />
eine sehr lange Zeit anhielt.<br />
Quellen:<br />
https://www.thelancet.com/journals/langas/article/PIIS2468-1253(18)30310-8/fulltext<br />
Gonsalkorale, W.M. , Houghton, L.A. & Whorwell,<br />
P.J. (2002). Hypnotherapy in irritable bowel<br />
syndrome: a large-scale audit of a clinical<br />
service with examination of factors influencing<br />
responsiveness. American Journal of Gastroenterology,<br />
97, 954-961. Gonsalkorale et al., 2002<br />
Gonsalkorale, W.M. et al. (2003). Long term<br />
benefits of hypnotherapy for irritable bowel<br />
syndrome. Gut, 52, 1623-1629<br />
S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition,<br />
Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie:<br />
http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-<br />
016.html<br />
Mit dem hier skizzierten<br />
3-phasigen hypnotherapeutischen<br />
Konzept erziele<br />
ich in der Behandlung von<br />
Patienten mit Reizdarm nachweislich<br />
sehr gute Resultate<br />
Ziel der Hypnotherapie ist zuallererst<br />
die Linderung der Symptomik:<br />
Schmerzen, Durchfall, Obstipation,<br />
Völlegefühl und Übelkeit, Stress.<br />
Neben allgemeiner Entspannung<br />
und Erholung lernen Patienten, in<br />
Selbsthypnose sich zu beruhigen<br />
und die Symptomatik zu mindern,<br />
was heißt: Wellness für den aufgeregten<br />
Darm mit Reduktion von<br />
Schmerz, Spannung, Unruhe und<br />
somit Ruhe und Wohlbefinden im<br />
Bauch. In der nächsten Stufe werden<br />
in Hypnose Selbstheilungsprozesse<br />
in Gang gesetzt und Entzündungen<br />
beeinflusst.<br />
In der dritten Phase wird die psychische<br />
Dynamik des Reizdarmsymdroms<br />
mit in die Therapie einbezogen,<br />
was heißt: Kräftigung<br />
und Stabilisierung für die Person.<br />
Aber schon während der vorerst<br />
mehr somatisch orientierten Hypnotherapie<br />
fließen <strong>Suggestionen</strong><br />
indirekter Art mit ein, sodass die<br />
möglichen psychischen Ursachen<br />
der Krankheit der unbewussten<br />
Bearbeitung – zum Beispiel im<br />
nächtlichen Traumgeschehen –<br />
übergeben werden.<br />
Interventionsschritte im hypnotherapeutischen<br />
Therapieablauf<br />
• Definition und Erklärung Hypnose<br />
und das Konzept der Ressourcen<br />
• Neuorientierung / Engagieren<br />
für Mitarbeit<br />
• Einführung in Hypnose<br />
• Lehren von tiefer Hypnose und<br />
Selbstberuhigungstechniken<br />
• Anleitung in Selbsthypnose<br />
• Überprüfen und Verbessern innerer<br />
Dialoge<br />
• Training im therapeutischen<br />
Visualisieren<br />
• Finden von einem sicheren Refugium<br />
& einer hilfreichen inneren<br />
Instanz:<br />
• Erarbeiten passender hypnotherapeutischer<br />
Fantasiereisen<br />
• Individuelle Psychotherapie je<br />
nach individueller Situation<br />
Zum Erreichen tiefer Hypnose<br />
bewähren sich folgende<br />
Techniken:<br />
• Zählen von 1 bis 20<br />
• Beruhigte Atmung<br />
• Verlangsamter Lidschluss<br />
• Augenrollen<br />
• Fraktionierte Trance<br />
• Hypnose über Fingerzeichen<br />
stufenweise vertiefen, Mesmersches<br />
Streichen<br />
• Ruhebilder: Waldsee, Fluss im<br />
Vollmond, Hängematte zwischen<br />
Kraftbäumen, wiederkäuende<br />
Kuh, Sonnenuntergang,<br />
Ausblick aufs Meer<br />
• »Ausführliche sechsstufige Anleitung<br />
in tiefe therapeutische<br />
Hypnose«<br />
• Induktion wie bei progressiver<br />
Anästhesie mit Berühren<br />
• Bild von bewegtem Gegenstand,<br />
der zur Ruhe gebracht<br />
wird<br />
• Sensorisches Erinnern von Tiefenruhe,<br />
das heißt Erinnern<br />
auf allen Sinneskanälen, z. B.<br />
eine Situation auf der Ruheliege<br />
nach dem Saunabad<br />
• Klangschalenbegleitung<br />
Aber das Wichtigste: die Trance<br />
des Therapeuten!!<br />
Einfache Hypnoseinduktionen,<br />
auch für die Selbsthypnose<br />
geeignet<br />
‚Ich brauche nichts zu tun, zu verstehen’,<br />
Ressourcenort, Bodyscan,<br />
Handlevitation (Ideomotorik), 12<br />
Fingersignale (Ideomotorik), Augenrollen<br />
und Körper schweben<br />
lassen, Zählen (1-7, 1-12, nach<br />
gewünschter Tiefe), Schaukelatmung<br />
Anleiten im erfolgreichen Praktizieren<br />
von Selbsthypnose<br />
• Das richtige Hören der Trancetexte<br />
(in vollkommener Ruhe)<br />
• Das richtige Imaginieren einer<br />
Trancereise (Beispiel: Das kleine<br />
Spiegel-Ich)<br />
• Planung und Aufbau einer eigenen<br />
Selbsthypnose für beste<br />
Tiefen - und Langzeitwirkung<br />
(Induktion, Utilisation, Posthypnot.<br />
Suggestion., Ausleitung)<br />
• Das richtige Lesen und Sprechen<br />
eines Trancetextes mit<br />
sich selbst mit gezielter Betonung,<br />
Ruhe, Pausen und Musikuntermalung<br />
nach eigenem<br />
Geschmack<br />
Selbsthypnose:<br />
Was soll der Patient beachten?<br />
• Raum und Ruhe<br />
• Dauer, Länge der Hypnose<br />
• Frequenz, Wiederholung (für<br />
Heilung mehr als oft, für Entwicklung<br />
nicht zu oft)<br />
• Position (bequem liegen, sitzen)<br />
• Vertrauen in unbewusste<br />
Fähigkeiten<br />
• Motivation<br />
• Diskretion (nicht über die SH<br />
‚plaudern‘, weil der Zauber<br />
schwindet)<br />
• ‚Ich stehe für mich im Mittelpunkt‘<br />
Weshalb wirkt Selbsthypnose?<br />
• Aktivieren von Ressourcen<br />
• Erleben von Selbstwirksamkeit<br />
• wirksam, auch wenn man nicht<br />
daran glaubt ;-)<br />
• Erholsamer Abstand<br />
• Öffnung von Bezugsrahmen<br />
Ideen von heilsamen Hypnosen<br />
für den Körper<br />
Atemtrance, Lichtbogen, Daumenkissen,<br />
Heilende Hand, Kraftfäuste,<br />
Bodyscan, Hypnosewolke<br />
(mit Klangschalentönen), Tiefe<br />
Hypnose mit Musik, Raggedy Ann<br />
Der innere Wohlfühlort, Das kleine<br />
Spiegel-Ich, Im Heiltempel, Bad im<br />
Heilwasser Sonnenstrahldusche,<br />
Lichtersee.<br />
„Die heilende Hand“<br />
Beispiel einer Anleitung<br />
Schaue eine Hand mit weichem<br />
Fokus an<br />
Schließe die Augen<br />
Deine Hand wird zur Luftmatratze<br />
Dein Körper streckt sich darauf aus<br />
Deine Hand wandert von alleine<br />
dahin, wo der Körper Heilung<br />
braucht<br />
Die Hand sinkt zurück in deinen<br />
Schoß<br />
Die heilende Trance verbleibt.<br />
Phantasiereisen, Beispiele<br />
Die Hypnosewunderpille - Reduktion<br />
der Symptomatik<br />
Wie im Märchen - Wohlbefinden in<br />
Bauch und Seele<br />
Süßes Nichtstun im Park der Heilung<br />
- Wellness für den aufgeregten<br />
Darm<br />
Das Rote Telefon stilllegen - Loslassen<br />
von inneren Dialogen, Bildern<br />
und Gefühlen, die die Symptomatik<br />
auslösen<br />
Das Reh des Unbewussten -<br />
Romantische Heiltrance<br />
Inhalte der individuellen<br />
Psychotherapie<br />
• Seelische Beruhigung, Entkrampfung,<br />
Entspannung<br />
• Zuversicht, Stabilisierung, Ermutigung<br />
• Training von: Selbstachtsamkeit,<br />
wie sich abgrenzen, behaupten,<br />
schützen, wehren<br />
von Selbstwert, Selbstvertrauen<br />
und Konfliktfähigkeit<br />
• Evtl. Vergangenheitsbewältigung<br />
• Lebensperspektive ohne Symtomatik<br />
FB 1 Colon irritabile, 40 J.,<br />
Künstlerin, 5 Sitzungen<br />
Vor Therapie<br />
Fremdsuggestion:<br />
‚Es gibt keine Heilung‘<br />
Selbstsuggestion:<br />
‚Mein Darm ist das Schwarze Schaf<br />
in meinem Körper‘<br />
Nach Therapie<br />
Therapeutische Suggestion:<br />
‚Es ist alles möglich‘<br />
Selbstsuggestion:<br />
‚Mein guter Darm sorgt für mich,<br />
damit ich all die schönen Dinge<br />
tun kann, die ich tun möchte.‘
18 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
HypnoMentale Geburtsvorbereitung 719<br />
Statt Weh während<br />
der Geburt<br />
– HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
„Sie bieten doch auch Hypnose<br />
zur Geburtsvorbereitung an?“<br />
lautet eine Frage, die uns in der<br />
Psychotherapeutischen Praxis<br />
immer wieder von interessierten<br />
Schwangeren gestellt wird.<br />
Oftmals haben Schwangere und<br />
auch Fachleute in der Geburtshilfe<br />
schon etwas vom sogenannten<br />
„Hypnobirthing“ gehört, ohne die<br />
Unterschiede zu professionellen<br />
hypnotherapeutischen Konzepten<br />
genau zu kennen. Bei dieser<br />
Methode nach Marie Mongan (3.<br />
Aufl., 2011) werden zu den Bereichen<br />
Atmung, Visualisierung,<br />
Entspannung und Vertiefung verschiedene<br />
Einzeltechniken vermittelt,<br />
die die Frauen nach Vorliebe<br />
und Bedarf anwenden und kombinieren<br />
können. Im Unterschied<br />
dazu handelt es sich bei der HypnoMentalen<br />
Geburtsvorbereitung<br />
(Hüsken-Janßen, 2005) um<br />
eine theoretisch fundierte, wissenschaftlich<br />
erprobte, standardisierte<br />
Methode und Weiterentwicklung<br />
der Hypnoreflexogenen<br />
Methode zur Geburtsvorbereitung<br />
von Schauble (1998). Dabei wird<br />
zum einen mit verschiedenen hypnotherapeutischen<br />
Strategien die<br />
Unterbrechung des Angst-Anspannungs-Schmerz-Kreislaufs<br />
erzielt,<br />
der oftmals für Stagnation und<br />
Komplikationen im Geburtsverlauf<br />
verantwortlich ist. Zum anderen<br />
beeinflussen sich die Prinzipien<br />
der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />
– Stärkung des Selbstvertrauens,<br />
Reduktion von Angst,<br />
Reduktion des Schmerzerlebens<br />
und Konditionierung von Entspannung<br />
– wechselseitig positiv und<br />
verstärken sich.<br />
Autorin: Dipl.- Psych. Silvia Fisch<br />
Fallbeispiel I:<br />
Erweiterung der Tranceerfahrung<br />
um die „Innere Stärke“<br />
Frau L., 35 Jahre alt, Ärztin, befand<br />
sich in der 29. Schwangerschaftswoche<br />
ihrer ersten Schwangerschaft,<br />
als sie den ersten Termin<br />
der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />
in Einzelbehandlung<br />
wahrnahm. Die Schwangerschaft<br />
war bislang unkompliziert verlaufen.<br />
Die Schwangere interessierte sich<br />
für diese Form der Geburtsvorbereitung,<br />
weil sie sich als Ärztin<br />
aufgrund ihres Wissens über die<br />
Geburt und mögliche Geburtskomplikationen<br />
als besonders besorgt<br />
erlebte und gerne einen natürlichen,<br />
„entspannteren“ Umgang<br />
damit finden wollte. Es wurde<br />
deutlich, dass sie über eine ganze<br />
stellen kann, der im Folgenden als<br />
„Innere Stärke“ bezeichnet wird.<br />
Und während die Person sich<br />
überraschen lassen soll, was auftaucht,<br />
wird ihr „etwas darüber<br />
erzählt“. Das bedeutet, indem die<br />
„Innere Stärke“ und ihre möglichen<br />
Wirkungen beschrieben werden,<br />
werden der Person Angebote gemacht,<br />
aus denen sie für sie zutreffende<br />
Erfahrungen und relevantes<br />
Erleben finden kann. So heißt es<br />
z.B., die „Innere Stärke“ sei seit<br />
der Geburt da, auch wenn man<br />
manchmal Schwierigkeiten habe,<br />
sie zu spüren. Sie ermögliche es<br />
zu überleben, mit schwierigen Lebensumständen<br />
umzugehen, Hindernisse<br />
zu überwinden.<br />
Sie zeige sich auch in Situationen,<br />
in denen man wichtige Schritte<br />
schaffe, sich über etwas sehr freue<br />
oder stolz auf sich sei. … Es wird<br />
dazu angeleitet, auf Bilder, Gefühle,<br />
Gedanken, Erinnerungen und<br />
Körperempfindungen zu achten,<br />
die jetzt auftauchen, und diese als<br />
Brücken zu nutzen, um mit der „Inneren<br />
Stärke“ in Kontakt zu treten<br />
und durch Fokussierung der Aufmerksamkeit<br />
auf dieses Körpergefühl<br />
die „Innere Stärke“ im Körper<br />
zu verankern und sich gut einzuprägen.<br />
Es folgen posthypnotische <strong>Suggestionen</strong>,<br />
dass der Kontakt zur<br />
„Inneren Stärke“ dazu führen wird,<br />
sich ruhiger, optimistischer und<br />
zuversichtlicher zu fühlen wie in<br />
hilfreicher Begleitung, wie gut beschützt,<br />
wie verstärkt und sicher,<br />
alle Ressourcen zu haben, die nötig<br />
sind, um eigene Ziele zu erreichen<br />
und Träume zu verwirklichen.<br />
Bei Frau L. führte diese Trance zu<br />
ganz konkreten Vorstellungen der<br />
„Inneren Stärke“ als Person, die<br />
sie in verschiedenen erfolgreich<br />
bewältigten Situationen ihres Lebens<br />
an ihrer Seite oder stärkend<br />
in ihrem Rücken erlebte, wie sie<br />
eine Hand auf ihre Schulter legte<br />
Reihe von starken Ressourcenerfahrungen<br />
verfügte und schon<br />
etliche auch schwierige Situationen<br />
in ihrem Leben erfolgreich<br />
gemeistert hat. Um ihr den emotionalen<br />
Zugriff auf diesen starken<br />
Teil ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen<br />
und als Unterstützung für<br />
die Geburtssituation nutzbar zu<br />
machen, wurde mit ihr zusätzlich<br />
zu der Aktivierung und Etablierung<br />
des Wohlfühlortes in der folgenden<br />
Sitzung eine Hypnose zur<br />
Begegnung mit der „Inneren Stärke“<br />
(nach Fritzsche und Hartman,<br />
2010) durchgeführt. Dabei wird<br />
die Person nach Tranceinduktion<br />
und –vertiefung aufgefordert, sich<br />
in der Vorstellung an einen Ort zu<br />
begeben, an dem sie sich ein Treffen,<br />
eine Begegnung mit einem<br />
ganz starken, positiven Teil, einer<br />
Facette ihrer Persönlichkeit vorund<br />
ihr freundlich stärkende und<br />
Mut machende Sätze zusagte in<br />
der Weise wie „Nun mach mal<br />
in Ruhe weiter, das schaffst Du!“<br />
oder „Ganz ruhig, das läuft richtig<br />
gut!“. Die Schwangere erhielt den<br />
Auftrag, bis zur nächsten Sitzung<br />
sich noch weiterhin überraschen<br />
zu lassen, welche Assoziationen<br />
ihr noch zu ihrer „Inneren Stärke“<br />
kommen würden und Gelegenheiten<br />
im Alltag wahrzunehmen, in<br />
denen sie mit der „Inneren Stärke“<br />
in Kontakt sei.<br />
In der dritten Sitzung erzählte Frau<br />
L. voll Freude und Selbstsicherheit<br />
von weiteren Erfahrungen, in<br />
denen ihr das Vorhandensein ihrer<br />
„Inneren Stärke“ bewusst geworden<br />
sei. Die bevorstehende Geburt<br />
erscheine ihr im Vergleich zu manchem<br />
Gemeisterten nun schon<br />
mehr als bewältigbare Herausforderung,<br />
wenngleich sie auch weiterhin<br />
gedanklich noch wiederholt<br />
mit bestimmten komplikationshaltigen<br />
Verläufen beschäftigt sei.<br />
Es wurde die HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
in ihrem standardisierten<br />
Ablauf fortgesetzt,<br />
wobei in den „hypnotischen Probelauf<br />
der Geburt“ individuelle Anker<br />
zur Aktivierung der „Inneren Stärke“<br />
und die positiven Selbstverbalisationen,<br />
die von der Schwangeren<br />
berichtet worden waren,<br />
eingefügt wurden.<br />
Nach der fünften Sitzung wenige<br />
Wochen vor dem erwarteten Geburtstermin<br />
wirkte Frau L. wesentlich<br />
gelassener und verfügte über<br />
eine große innere Ruhe. Sie äußerte,<br />
neben all dem medizinischen<br />
Fachwissen, das ihr ja auch Sicherheit<br />
gebe, mit möglichen ärztlichen<br />
Interventionen vertraut zu<br />
sein, habe sie jetzt vor allem das<br />
Gefühl, ganz selbstverständlich<br />
aus sich heraus zu wissen, dass sie<br />
die Geburt gut bewältigen werde.<br />
In der Tat verlief die Geburt ihres<br />
Sohnes gut. Frau L. erlebte sie als<br />
>>
20 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
HypnoMentale Geburtsvorbereitung 721<br />
„anstrengend, aber bewältigbar“.<br />
Sie habe sich zu jedem Zeitpunkt<br />
sicher und gut aufgehoben gefühlt.<br />
Und es habe mehrere Momente<br />
gegeben, in denen sie ihre<br />
„Innere Stärke“ neben sich gesehen<br />
und gefühlt habe, wie sie sie<br />
„anfeuert und aufmuntert“.<br />
Aufgrund dieser und weiterer ähnlicher<br />
Erfahrungen bei anderen<br />
schwangeren Frauen mit der „Inneren<br />
Stärke“ als ergänzenden ressourcenaktivierenden<br />
Teil neben<br />
dem Wohlfühlort im Rahmen der<br />
Geburtsvorbereitung sind wir derzeit<br />
damit beschäftigt, inwieweit<br />
in den standardisierten Ablauf ein<br />
Abschnitt zur Aktivierung und Verankerung<br />
der „Inneren Stärke“ einzufügen<br />
sein könnte. Im Vergleich<br />
zum Wohlfühlort scheint sich als<br />
besonders wirksam und stärkend<br />
die Tatsache zu erweisen, dass es<br />
sich nicht um eine äußere Ressource<br />
handelt, sondern um einen tief<br />
in der Person innewohnenden Teil,<br />
der sich unter Umständen noch<br />
unmittelbarer in Erinnerungen,<br />
Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen<br />
erleben lässt als<br />
das Verweilen an einem ressourcevollen<br />
Ort. Insofern scheint es<br />
auf jeden Fall sehr interessant und<br />
vielversprechend zu sein, die „Innere<br />
Stärke“ auch zur Geburtsvorbereitung<br />
zu utilisieren.<br />
Fallbeispiel II:<br />
Vorbereitung der HypnoMentalen<br />
Geburtsvorbereitung mit Psychoedukation,<br />
„Somatic Experiencing“<br />
und „Pendeln“<br />
Frau S., 31 Jahre alt, Bauzeichnerin,<br />
befand sich in der 32. Schwangerschaftswoche,<br />
als sie zum ersten<br />
Termin in Einzelbehandlung<br />
kam. Schon bei der Begrüßung fiel<br />
ihr starres, maskenhaftes, ernstes<br />
Gesicht auf. Beim Kennenlernen<br />
und während der Exploration, bei<br />
der sie mit tonloser Stimme und<br />
unbewegter Mimik Auskunft gab,<br />
wurde deutlich, dass sie durch<br />
die Geburt ihrer Tochter vor zwei<br />
Jahren traumatisiert war und sich<br />
angesichts des nahenden erneuten<br />
Geburtstermins in einem dissoziierten<br />
Zustand – einem regelrechten<br />
freeze – befand. Es zeigte<br />
sich, dass sie sich in der zurückliegenden<br />
Geburt von den als extrem<br />
schmerzhaft erlebten Wehen<br />
vollkommen überrumpelt und in<br />
Panik versetzt gefühlt habe, über<br />
ihre eigene Hilflosigkeit entsetzt<br />
gewesen sei, als es zu einem Geburtsstillstand<br />
gekommen sei und<br />
die Herztöne des Kindes sich verschlechtert<br />
hätten, sie sich den<br />
Entscheidungen von Arzt und Hebamme<br />
ausgeliefert und in keinster<br />
Weise darauf vorbereitet oder darüber<br />
informiert gefühlt habe, was<br />
mit ihr „gemacht wurde“.<br />
Sie habe hilflos in Rückenlage gelegen,<br />
habe wie aus der Ferne<br />
ihren eigenen Körper wahrgenommen,<br />
bei der Vakuumextraktion<br />
(Saugglockengeburt) starke Geburtsverletzungen<br />
erlitten, deren<br />
Folgebeschwerden sie lange belastet<br />
hätten. Das „Kristellern“ (Kristeller-Handgriff,<br />
bei dem Arzt oder<br />
Hebamme synchron zu den Wehen<br />
am Ende der Entbindungsphase<br />
Druck auf den Oberbauch der Gebärenden<br />
ausübt) sei für sie „ganz<br />
schrecklich“ gewesen.<br />
Aus heutiger Sicht fühle sie sich<br />
schuldig, dass sie zu der Geburt<br />
ihrer Tochter so wenig aktiv beigetragen<br />
habe, mache sich massive<br />
Vorwürfe deswegen und könne<br />
sich selbst, ihr Erleben und ihr Verhalten<br />
überhaupt nicht verstehen.<br />
Außerdem wurden Unzufriedenheit<br />
und Ärger über das Verhalten<br />
von Arzt und Hebamme deutlich.<br />
Die bevorstehende Geburt mache<br />
ihr zunehmend „riesige Panik“, sie<br />
wisse gar nicht, wie sie die überstehen<br />
solle. Es komme für sie auf<br />
jeden Fall nur ein Kaiserschnitt<br />
in Frage. Die Beziehung zu ihrer<br />
Tochter schien gut zu sein, das<br />
kleine Mädchen gut entwickelt.<br />
Nach Art des Erinnerns der früheren<br />
Geburtserfahrung befragt,<br />
gibt Frau S. an, sie habe lange<br />
möglichst vermieden, überhaupt<br />
an das Thema zu denken oder darüber<br />
zu sprechen. Dies sei durch<br />
die jetzige Schwangerschaft nicht<br />
mehr möglich, es falle ihr aber<br />
sehr schwer und sie fühle sich dabei<br />
„sehr schlecht“. In letzter Zeit<br />
träume sie auch häufiger davon<br />
und wache mit starker innerer Unruhe<br />
auf. Sie fühle sich insgesamt<br />
sehr verspannt, insbesondere im<br />
Nacken- und Schulterbereich und<br />
habe oft Kopfschmerzen.<br />
Während dieser ersten Gesprächsminuten<br />
wurde die dringende Notwendigkeit<br />
deutlich, der Schwangeren<br />
innerhalb kurzer Zeit zu einer<br />
Bewältigung der bevorstehenden<br />
Geburtssituation zu verhelfen,<br />
ohne dass sie eine erneute Traumatisierung<br />
erfuhr. Dabei sollte<br />
es zum damaligen Zeitpunkt nicht<br />
um eine umfassende Behandlung<br />
der offensichtlichen Posttraumatischen<br />
Belastungsstörung gehen,<br />
sondern um eine ziel- und ressourcenorientierte<br />
Vorbereitung auf<br />
die bevorstehende Geburt. Um die<br />
Basis zu schaffen, auf der sie im<br />
ersten Schritt der HypnoMentalen<br />
Geburtsvorbereitung für die ressourcevolle<br />
Erfahrung eines Ortes<br />
der Sicherheit und Geborgenheit<br />
aufgeschlossen und zugänglich<br />
sein konnte, erfolgte als Einstieg<br />
in unsere hypnotherapeutische<br />
Zusammenarbeit eine sorgfältige<br />
Psychoedukation zum Thema „Verarbeitung<br />
von extrem beängstigenden<br />
Situationen“ in Kombination<br />
mit einer körperorientierten<br />
Übung, dem Pendeln nach Phillips<br />
und Frederick (2007) und Levine<br />
(2011).<br />
Anhand ihrer Erfahrungen während<br />
der Geburt und mit Bezug<br />
auf Störungs- und Bewältigungsmodelle<br />
der Traumatherapie (z.B.<br />
in Levine, 2011) wurden Frau S.<br />
Informationen zur physiologischen<br />
Kampf-Flucht-Reaktion und zum<br />
„Abschalten“ des Organismus in<br />
extrem bedrohlichen Situationen<br />
gegeben. Frau S. wurde erklärt,<br />
dass bei solchen extremen Lebenserfahrungen<br />
wie in der von ihr erlebten<br />
Panik und Todesangst, in<br />
der eine „Flucht“ aus der Situation<br />
nicht möglich war, das Erlebte auch<br />
in Form von Körperempfindungen<br />
im Körper gespeichert wird (Körper-Gedächtnis)<br />
und sich in Form<br />
von Blockaden, Verspannungen<br />
und Schmerzen äußern kann. Um<br />
Veränderung zu ermöglichen, sei<br />
es nötig, die Aktivierungsreaktion<br />
behutsam zu Ende ablaufen zu lassen<br />
(wie bei einem Tier, das aus<br />
dem Totstellreflex erwacht und<br />
zittert bzw. die Glieder schüttelt,<br />
bevor es wieder in sein „normales“<br />
Verhalten übergeht).<br />
Parallel zu diesen Erklärungen und<br />
Erläuterungen wurde mit dem Einverständnis<br />
der Schwangeren quasi<br />
nebenbei eine körperorientierte<br />
Übung begonnen, bei der Frau<br />
S. durch achtsame Selbstwahrnehmung<br />
und therapeutische Begleitung<br />
wahrnahm, wo in ihrem<br />
Körper sie gerade Aktivierung und<br />
Anspannung erlebte (vom oberen<br />
Nacken bis in den Schulterbereich)<br />
und wie sich diese veränderte. Wie<br />
sich durch ideomotorische Bewegungen<br />
der Finger zeigte, spielten<br />
dabei die Hände eine entscheidende<br />
Rolle. Neben dem Validieren<br />
ihres Erlebens während der Geburt<br />
wurde Frau S. auch die Sichtweise<br />
angeboten, wie gut es doch intuitiv<br />
war, dem Arzt und der Hebamme<br />
ab einem bestimmten Zeitpunkt<br />
alles Weitere zu überlassen, die<br />
aufgrund ihrer fachlichen Kompetenz<br />
alles erfolgreich (!) getan haben,<br />
um sie und ihr Kind zu retten,<br />
so dass ihr Kind sich gesund entwickeln<br />
konnte. Durch diese Umdeutung<br />
sollte Frau S. einerseits<br />
mehr Verständnis und Würdigung<br />
für ihre eigene damalige Reaktion<br />
und ihr Erleben erfahren.<br />
Andererseits sollte auch schon<br />
eine versöhnlichere Sicht auf das<br />
Handeln von Arzt und Hebamme<br />
gebahnt werden, um damit auch<br />
wieder Vertrauen in zukünftiges<br />
Handeln von Arzt und Hebamme<br />
zu ermöglichen.<br />
Eine Woche später erschien Frau<br />
S. zu unserem zweiten Termin.<br />
Schon bei der Begrüßung fiel ein<br />
leichtes Lächeln um ihre Mundwinkel<br />
auf. Sie erzählte – etwas<br />
modulierter und lebendiger als bei<br />
unserem ersten Treffen – dass sie<br />
die Übung noch mehrfach durchgeführt<br />
habe, dass es ihr leichter<br />
falle als bisher, über die frühere<br />
Geburt nachzudenken und sie sich<br />
selbst viel besser verstehe und warum<br />
sie sich so gefühlt und verhalten<br />
habe. Das sei sehr erleichternd<br />
für sie. Sie habe zwar immer noch<br />
Angst vor der nächsten Geburt,<br />
aber eine natürliche Geburt sei für<br />
sie gar nicht mehr so abwegig.<br />
Nun begannen wir mit der eigentlichen<br />
HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />
in ihrem standardisierten<br />
Ablauf. Erfreulicherweise<br />
(und nicht wirklich überraschend)<br />
gab es zu keinem Zeitpunkt während<br />
der Durchführung Erschwernisse<br />
in der Weise, dass es zu flashbacks<br />
aus der früheren Geburt<br />
gekommen wäre, die mit einer höheren<br />
physiologischen Aktivierung<br />
verbunden gewesen wären. Auch<br />
mit dem selbständigen Üben der<br />
Selbsthypnose mit Hilfe der Audioaufnahme<br />
kam Frau S. sehr gut zurecht.<br />
Drei Wochen vor dem erwarteten<br />
Geburtstermin sahen wir uns zum<br />
fünften und letzten Mal. Frau S.<br />
>>
22 HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
Schmerzausschaltung in der Zahnarztpraxis 723<br />
wirkte angemessen gestimmt, erwartungsvoll-gelassen<br />
bzgl. der<br />
bevorstehenden Geburt und fühlte<br />
sich gut vorbereitet. Sechs Wochen<br />
später kam ein Brief von ihr,<br />
in dem sie von ihrer „traumhaften<br />
Geburt“ ihrer zweiten Tochter<br />
schrieb, sie habe sich die ganze<br />
Zeit über sicher, gelassen und gut<br />
aufgehoben gefühlt. Sie bedanke<br />
sich für die „super Vorbereitung“<br />
auf die Geburt, auch wenn sie<br />
nicht wisse, ob sie die Hypnose<br />
während der Geburt überhaupt<br />
genutzt habe!<br />
Das ist eigentlich ganz typisch und<br />
für uns schon ein gutes Zeichen<br />
dafür, wie hilfreich die Hypnose<br />
gewirkt haben muss, dass es sich<br />
so intuitiv und selbstverständlich<br />
anfühlen kann. Selbst bei einer<br />
so belasteten Ausgangslage ist<br />
die HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
– mit wenig zusätzlicher<br />
besonderer Einstimmung – innerhalb<br />
weniger Wochen in der Lage,<br />
einen natürlichen gut zu bewältigenden<br />
Geburtsverlauf zu befördern.<br />
Ob und wann für Frau S. gegebenenfalls<br />
weitere psychotherapeutische<br />
Unterstützung notwendig<br />
sein könnte, eine etwaige Restsymptomatik<br />
einer Posttraumatischen<br />
Belastungsstörung zu bewältigen,<br />
kann zu gegebener Zeit<br />
entschieden werden.<br />
Ein Aspekt, der in bisherigen Forschungsarbeiten<br />
kaum bis gar<br />
nicht untersucht wurde, nach unseren<br />
Eindrücken aufgrund von<br />
Gesprächen mit jungen Müttern,<br />
die ihre Kinder nach HypnoMentaler<br />
Geburtsvorbereitung zur Welt<br />
gebracht haben, aber von Interesse<br />
sein könnte, ist das Befinden<br />
und der emotional-psychische Zustand<br />
der Neugeborenen. Danach<br />
scheinen diese Babys besonders<br />
„robust“ zu sein, insgesamt zufriedener<br />
und weniger irritierbar.<br />
Die Mutter-Kind-Kommunikation<br />
scheint gut zu funktionieren, das<br />
Verstehen der kindlichen Bedürfnisse<br />
durch die Mutter besonders<br />
gut zu gelingen. Verwunderlich<br />
wäre es nicht, wenn sich solche<br />
Befunde auch wissenschaftlich<br />
bestätigen ließen. Denn es gibt<br />
bereits Hinweise darauf, dass jede<br />
Trance, die das Ungeborene intrauterin<br />
miterlebt, sich auch entspannend<br />
(im Sinne einer Herzratenreduktion)<br />
auf es auswirkt<br />
(Reinhard et al., 2009b). Auch die<br />
Förderung der Mutter-Kind-Bindung<br />
wird durch die vorgeburtliche<br />
Visualisierung des Kindes mit<br />
gezielten <strong>Suggestionen</strong> während<br />
der HypnoMentalen Geburtsvorbereitung<br />
angestrebt.<br />
Insofern bleibt es spannend, aufbauend<br />
auf die bisherigen Erfahrungen<br />
mit der HypnoMentalen<br />
Geburtsvorbereitung weitere Entwicklungen<br />
zu evaluieren und<br />
Wirksamkeitseffekte wissenschaftlich<br />
zu untersuchen. >
24 Schmerzausschaltung in der Zahnarztpraxis<br />
Schmerzausschaltung in der Zahnarztpraxis 725<br />
Der Autor<br />
Zahnarzt<br />
Sebastian Knop<br />
Zahnarzt Sebastian Knop<br />
Seit 2002 niedergelassen in eigener<br />
Praxis in Dortmund-Mitte,<br />
seit 2008 zertifizierter Therapeut<br />
der DGH.<br />
Hypnose-Tätigkeit vor allem zur<br />
Angstreduktion, bei der Kinderbehandlung<br />
und zur Raucherentwöhnung.<br />
Zahnärztliche Schwerpunkte:<br />
Kinderzahnmedizin,<br />
Prophylaxe und Zahnerhaltung.<br />
so gefühllos sind, dass es einem<br />
bei der Heimkehr schwerfällt, den<br />
Haustürschlüssel umzudrehen.<br />
Eiseskälte erzeugt also Gefühllosigkeit,<br />
ja sogar Taubheit. Diese<br />
Erkenntnis macht man sich bei der<br />
hypnotischen Anästhesie mittels<br />
Kältesuggestion zunutze.<br />
Hier ein Beispiel:<br />
Nach der Induktion und der Etablierung<br />
eines Ruheortes fährt der<br />
Behandler fort: „Und an diesem<br />
Ort werden Sie müde und beginnen<br />
zu schlafen. Und in Ihrem<br />
Traum machen Sie eine Wanderung<br />
durch Schnee und Eis, zum<br />
Beispiel in der Arktis.“ Der Behandler<br />
reißt den linken Arm des<br />
Patienten nach oben, nicht den<br />
angewinkelten Unterarm, sondern<br />
den ganzen Arm und lässt ihn kataleptisch<br />
werden. Dann fährt er<br />
im dramatischen Tonfall fort:<br />
„Und Ihr Arm wird ganz steif und<br />
fest, steif und fest wie eine Fahne<br />
im Wind, wie eine Fahne im eiskalten<br />
Wind.“ Der Behandler fächert<br />
mit einer Hand Luft in Richtung<br />
der erhobenen Hand. (Anmerkung:<br />
Dadurch, dass das Blut nun<br />
aus dem senkrecht stehenden Arm<br />
nach unten fließt und durch die zugefächerte<br />
Luft entsteht eine echte<br />
Abkühlung, die durch die <strong>Suggestionen</strong><br />
verstärkt wird.) „Und von<br />
dem Eiswind wird die Fahne ganz<br />
kalt, immer kälter und kälter, während<br />
Sie gegen den eisigen Sturm<br />
durch den Schnee stapfen und nur<br />
mühevoll vorankommen.“ Der Behandler<br />
tippt nun leicht mit seinen<br />
Fingern gegen die Fingerkuppen<br />
der zum kataleptischen Arm gehörenden<br />
Finger.<br />
„Und die Finger werden ganz kalt<br />
und dumpf, so kalt und so dumpf,<br />
dass sie nichts mehr spüren können,<br />
dass sie ganz taub werden.“<br />
Das Taubheitsempfinden wird<br />
durch <strong>Suggestionen</strong> weiter ausgebreitet<br />
und verstärkt, dann kann<br />
dieses Empfinden entweder durch<br />
Wandern durch den Körper an die<br />
zu behandelnde Stelle projiziert<br />
werden oder man lässt den Patienten<br />
die kataleptische Hand dorthin<br />
bewegen und die Taubheit auf die<br />
Stelle übertragen.<br />
„Und nun wird Ihr Mund ganz kalt,<br />
eiskalt, besonders hier.“ Nun tupft<br />
der Behandler mit seinen Fingern<br />
auf die Wange im Bereich der zu<br />
behandelnden Stelle.<br />
„Und in Ihrem Mund entsteht eine<br />
wunderschöne Eislandschaft, in<br />
der Ihre Zähne wie Eiszapfen herausragen.“<br />
In der Regel sind weitere<br />
<strong>Suggestionen</strong> nötig, um die Tiefe<br />
der Betäubung zu verstärken.<br />
Dann kann mit der Behandlung<br />
begonnen werden: „Und wenn Sie<br />
deutlich das Taubheitsempfinden<br />
wahrnehmen, dann öffnet sich<br />
langsam Ihr Mund als Zeichen dafür,<br />
dass wir anfangen können.“<br />
Aktiv-Anästhesie-Hypnose<br />
Das Prinzip der Aktiv-Anästhesie-Hypnose<br />
nach Freigang und<br />
Schütz beruht auf dem Umstand,<br />
dass das menschliche Gehirn in<br />
existenziell bedrohlichen Situationen<br />
seine gesamte Aufmerksamkeit<br />
auf das Überleben richtet und<br />
im Gegenzug das Schmerzempfinden<br />
ausschaltet. Als Beispiel für<br />
eine solche Situation wird gerne<br />
das Erlebnis einer Frau erzählt,<br />
die überfallen wurde und Hilfe<br />
brauchte, um in Sicherheit und<br />
ins Krankenhaus zu kommen. Sie<br />
schleppte sich also mit ihrer letzten<br />
Kraft an einen Straßenrand<br />
und versuchte, ein Auto anzuhalten.<br />
Als endlich ein Fahrer anhielt<br />
und sie mitnahm, sagte er mit Blick<br />
auf die Verletzungen: „Das muss ja<br />
höllisch wehtun.“<br />
Erst in diesem Moment, als die<br />
Frau darauf aufmerksam gemacht<br />
wurde und überdies wusste, dass<br />
sie in Sicherheit war, begann sie,<br />
die Schmerzen zu spüren. Bei der<br />
Aktiv-Anästhesie-Hypnose ist daher<br />
eine Anamnese äußerst wichtig.<br />
Was macht der Patient beruflich?<br />
Was ist für ihn besonders<br />
wichtig? Welche sportlichen Aktivitäten<br />
sind ihm vertraut? In dem<br />
Workshop, in dem ich diese Technik<br />
kennengelernt hatte, hatten<br />
wir als Probanden einen Fahrrad<br />
fahrenden Anästhesisten. Es wurde<br />
folgende Situation suggeriert:<br />
Der Anästhesist hatte einem Patienten<br />
ein Medikament nach Hause<br />
gebracht und war mit dem Fahrrad<br />
wieder weggefahren. Plötzlich<br />
wurde ihm bewusst, dass er das<br />
falsche Medikament abgegeben<br />
hatte. Wenn der Patient dies einnehmen<br />
würde, könnte dies tödlich<br />
enden. Dieser Fehler könnte<br />
dem Anästhesisten die Approbation<br />
kosten. Nun muss der Anästhesist<br />
also schnellstmöglich mit dem<br />
Fahrrad zurückrasen, um die fehlerhafte<br />
Einnahme zu verhindern.<br />
Die <strong>Suggestionen</strong> müssen entsprechend<br />
eindringlich sein und Spannung<br />
hervorrufen, etwa wie bei<br />
einer Sportreportage. Solange der<br />
Patient seine ganze Konzentration<br />
auf die körperliche Anstrengung<br />
verwendet, um seine Existenz zu<br />
retten, ist sein Schmerzempfinden<br />
herabgesetzt und der Behandler<br />
kann arbeiten.<br />
Bewertung<br />
Im normalen Praxisalltag gebe ich<br />
der Lokalanästhesie den Vorzug,<br />
Das Ziel wird schnell und sicher erreicht<br />
und auch der Patient fühlt<br />
sich dabei sicher. Bei Spritzenangst<br />
nutze ich die Hypnose eher, um<br />
diese Angst zu reduzieren. Dies<br />
ist kostengünstiger und nachhaltiger.<br />
Die hypnotische Anästhesie<br />
verwende ich bei Patienten, die<br />
das Anästhetikum nicht vertragen<br />
oder beispielsweise bei Schwangeren,<br />
um das Anästhetikum zu vermeiden.<br />
Dabei dauert die Anästhesie<br />
mittels Kältesuggestion zwar<br />
meist länger als die Aktiv-Anästhesie-Hypnose,<br />
letztere hat aber zum<br />
einen den Nachteil, dass man Patienten<br />
eine bedrohliche Lebenssituation<br />
zumutet und zum anderen<br />
ist es äußerst anstrengend, gleichzeitig<br />
eindringlich eine Gefahrensituation<br />
zu suggerieren und dabei<br />
auch noch zu behandeln.<br />
Bei den Erfindern der Technik<br />
macht der Psychologe die Hypnose<br />
und der Zahnarzt nur die Behandlung.<br />
Für eine solche Situation erscheint<br />
mir die Technik deutlich<br />
praktikabler.<br />
Anmerkung: Diese Formulierung<br />
ist übrigens auch die Namensgeberin<br />
meines diesjährigen Workshops:<br />
„Damit der Schmerz angenehmer<br />
ist - Konfusionstechniken<br />
in der Patientenkommunikation<br />
und zur Tranceinduktion”.
26 Schmerz, lass nach<br />
Schmerz, lass nach 727<br />
Schmerz, lass nach<br />
und komm nie wieder<br />
D<br />
ie Unterscheidung zwischen<br />
Schmerz und Leiden<br />
kann als Kernunterscheidung<br />
achtsamkeitsbasierter Methoden<br />
und Techniken in der psychotherapeutischen<br />
Schmerzbehandlung<br />
angesehen werden.<br />
Im folgenden Beitrag werden<br />
der schmerztherapeutische Ansatz<br />
der Akzeptanz- und Commitment-Therapie<br />
(ACT, als ganzes<br />
Wort gesprochen), als Beispiel<br />
für ein einzeltherapeutisches<br />
Vorgehen, und das in Großbritannien<br />
entwickelte Gruppenverfahren<br />
zur Behandlung von<br />
Schmerzen „Breathworks“ vorgestellt.<br />
Abbildung 1: ACT-Hexaflex (nach Wengenroth, 2012)<br />
Autor: Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />
Im Anschluss an die Darlegung der<br />
beiden Modelle erfolgt ein kurzer<br />
Schwenk auf die Anwendung<br />
von Hypnose in der kognitiv-verhaltenstherapeutisch<br />
orientierten<br />
Schmerzbehandlung. Das Augenmerk<br />
am Ende des Beitrages gilt<br />
der Prüfung von Ergänzungsmöglichkeiten<br />
der vorgestellten Ansätze<br />
durch die Anwendung spezieller<br />
Methoden und Techniken der Hypnotherapie<br />
in der Schmerzbehandlung.<br />
Bei ACT handelt es sich ein<br />
achtsamkeitsbasiertes Verfahren<br />
der „dritten Welle der Verhaltenstherapie“.<br />
ACT-Störungsmodell<br />
in der Schmerzbehandlung<br />
Grundlage des Störungsmodells<br />
in der Akzeptanz- und Commitment-Therapie<br />
(J. Dahl et al.,<br />
2006) ist die Unterscheidung zwischen<br />
Schmerz und Leiden bzw.<br />
„sauberem“ Schmerz und „schmutzigem“<br />
Schmerz. Schmerz ist aus<br />
dieser Perspektive eine Botschaft<br />
des Körpers zum Gehirn darüber,<br />
dass „etwas falsch läuft“ und der<br />
Aufmerksamkeit bedarf. Die Erfahrung<br />
von Schmerz, „sauberem<br />
Schmerz“, ist aus dieser Sicht „normal“<br />
und notwendig für das Überleben.<br />
„Schmutziger Schmerz“ besteht<br />
in dieser Betrachtungsweise<br />
dagegen aus den Versuchen, „das<br />
zu kontrollieren, was nicht kontrolliert<br />
werden kann, und das zu reparieren,<br />
was nicht repariert werden<br />
kann“. Mit dem Versuch, Dinge zu<br />
tun, um Leiden zu vermeiden, beginnt<br />
im ACT-Schmerzmodell die<br />
Chronifizierung des Schmerzes.<br />
Hier ist dem Modell gemäß der<br />
Ort, wo der Schmerz selbst endet,<br />
und das Leiden beginnt, indem Gefühle<br />
von Traurigkeit, Unsicherheit<br />
und Wertlosigkeit ausgelöst und<br />
zudem nicht akzeptiert werden.<br />
Erfolgt eine Verstärkung, weil dazu<br />
herangezogene Vermeidungsstrategien<br />
kurzzeitig wirken, verstärkt<br />
sich die Neigung zur Erfahrungsvermeidung.<br />
„Schmutziger Schmerz“ kommt in<br />
dieser Sicht in drei verschiedenen<br />
Formen daher:<br />
• mentalen Skripten, d. h. automatisierten<br />
Denkschemata<br />
und kognitiven Grundannahmen<br />
im Zusammenhang mit<br />
dem Schmerzerleben,<br />
• Erfahrungsvermeidung im Sinne<br />
von Situations-, Verhaltens-<br />
und Erlebensvermeidung,<br />
• „Werteverkümmerung“, sprich<br />
dem Verzicht auf ein durch<br />
eigene Werte bestimmtes Leben.<br />
ACT-Therapierational<br />
in der Schmerzbehandlung<br />
• In Konsequenz dieses Störungsmodells<br />
besteht das<br />
ACT-Behandlungsmodell u. a.<br />
in der Führung von Protokollbögen<br />
seitens des Patienten/<br />
der Patientin:<br />
• zur Bestimmung des Unterschieds<br />
zwischen sauberem<br />
und schmutzigem Schmerz,<br />
• zur Auflistung von Entscheidungen,<br />
die auf Schmerzerleben<br />
basieren,<br />
• zur Feststellung von mentalen<br />
Skripten, spezifischem Vermeidungsverhalten<br />
und „Werteverkümmerung“,<br />
die aus diesen<br />
Entscheidungen folgen,<br />
• zur Erfassung von Regeln im<br />
Umgang mit dem Schmerz und<br />
daraus folgenden kognitiven<br />
Grundannahmen,<br />
• zur Erfassung alltäglicher Gedanken<br />
in der Folge akuten<br />
Schmerzerlebens und deren<br />
Folgen auf der Verhaltensebene,<br />
• zur Bestimmung von Stress besetzten<br />
schwierigen Situationen,<br />
• zur Darlegung des sich wiederholenden<br />
Kampfes zwischen<br />
den Bestrebungen, ein selbstbestimmtes<br />
Leben zu leben<br />
und sich vor dem Schmerz zu<br />
schützen.<br />
In Ergänzung folgt das Modell mit<br />
dem Ziel, dem Patienten/der Patientin<br />
trotz der Schmerzsymptomatik<br />
ein wertebestimmtes Leben<br />
zu ermöglichen, dem üblichen<br />
Vorgehen in der Akzeptanz- und<br />
Commitment-Therapie entlang<br />
der sechs Therapiebereiche Akzeptanz,<br />
Defusion, Gegenwärtigkeit,<br />
Selbst als Kontext, Werte, Commitment<br />
(s. Abbildung 1, Abbildung<br />
2). Methodisch zur Anwendung<br />
kommen im Rahmen dieser Therapiethemen<br />
und -ziele neben<br />
Achtsamkeitsübungen Metaphern,<br />
therapeutische Paradoxien und erlebnisorientierte<br />
Übungen.<br />
Akzeptanz im Sinne der Fähigkeit,<br />
sich den eigenen Gefühlen, Gedanken,<br />
Impulsen und körperlichen<br />
Reaktionen zu öffnen und diese so<br />
anzunehmen, wie sie sind;<br />
Defusion, d. h. Distanz zu den<br />
eigenen Gedanken, so dass diese<br />
nicht mehr wortwörtlich genommen<br />
werden und unmittelbar zu<br />
Handlungen führen;<br />
Gegenwärtigkeit im Sinne der Fähigkeit,<br />
von Augenblick zu Augenblick<br />
präsent zu sein;<br />
die Fähigkeit, sich selbst als Kontext<br />
des eigenen Erlebens zu sehen,<br />
statt sich mit einem gedanklich<br />
konstruierten Bild von sich<br />
selbst, dem konzeptualisierten<br />
Selbst zu identifizieren;<br />
Werte im Sinne der Summe der<br />
Vorstellungen eines Menschen<br />
von einem gut gelebten Leben und<br />
Commitment, im Sinne der inneren<br />
Festlegung auf die Umsetzung<br />
gewählter Werte, aus denen bestimmte<br />
Ziele und Handlungen<br />
folgen.<br />
Abb. 2: ACT-Therapiethemen und -ziele (nach<br />
Wengenroth, 2012)<br />
Breathworks-Störungsmodell<br />
Ähnlich dem ACT-Modell nutzt das<br />
Breathworks-Gruppenkonzept (V.<br />
Burch/D. Penman, 2015) die Unterscheidung<br />
zwischen Schmerz<br />
und Leiden, um ein Störungsmodell<br />
zu entwickeln, aus dem ein Behandlungskonzept<br />
folgt: „Primärer<br />
Schmerz“ rührt in diesem Modell<br />
überwiegend von einer Krankheit,<br />
Verletzung oder Schädigung des<br />
Körpers oder des Nervensystems<br />
her und wird als eine Art unverarbeitete<br />
Information vom Körper<br />
zum Gehirn angesehen. „Sekundärer<br />
Schmerz“ folgt diesem und<br />
stellt die stärkere und quälende Reaktion<br />
da. Er wird als Reaktion des<br />
Geistes auf den primären Schmerz<br />
aufgefasst. Als Kontrollinstanz<br />
wirkt demnach „der Geist“. Er übernimmt<br />
in dieser Betrachtungsweise<br />
die Funktion der Verarbeitung<br />
der Information, die der Schmerz<br />
enthält und hat die Fähigkeit, die<br />
Schmerzempfindung und den<br />
Grad ihrer unangenehmen Auswirkungen<br />
zu kontrollieren. Kann<br />
„der Geist“ auf einen reichhaltigen<br />
Vorrat an schmerzhaften Erinnerungen<br />
zurückgreifen, jedoch<br />
nur auf wenige Lösungen, so entwickeln<br />
sich über den physischen<br />
Schmerz hinaus Ängste, Stress<br />
und Sorgen um die Zukunft. Diese<br />
inneren Reaktionen wirken wiederum<br />
auf den Körper zurück und<br />
verstärken Spannung, Stress und<br />
das Schmerzerleben. In einer weiteren<br />
Konsequenz können neuronale<br />
Pfade im Gehirn gebahnt werden,<br />
die für Leiden prädestinieren:<br />
In dem vergeblichen Bemühen,<br />
das Schlimmste zu vermeiden,<br />
stimmt sich das Gehirn darauf ein,<br />
Schmerz schneller und mit größerer<br />
Intensität wahrzunehmen.<br />
Die Grundunterscheidung zwischen<br />
zwei Schmerztypen wiederholt<br />
sich in der Leidenskonzeption<br />
des Modells: Beim „primären Leiden“<br />
handelt es sich um die Rohdaten,<br />
die zum Gehirn gesendet werden,<br />
etwa von einer Verletzung,<br />
einer anhaltenden Erkrankung<br />
oder Veränderung des Nervensystems.<br />
Das „sekundäre Leiden“ umfasst<br />
die Gedanken, Gefühle, Emotionen<br />
und Erinnerungen, die mit<br />
dem Schmerz verbunden sind. Das<br />
Erleben von Angst, Stress, Sorgen,<br />
Depression und Gefühlen der Hoffnungslosigkeit<br />
und Erschöpfung<br />
ist dem Modell gemäß Folge des<br />
„Widerstands gegen den Schmerz“<br />
>>
28 Schmerz, lass nach<br />
Schmerz, lass nach 729<br />
Breathworks-Therapierational<br />
Gelingt dem Schmerzpatienten/<br />
der Schmerzpatientin die Unterscheidung<br />
zwischen primären und<br />
sekundären Leiden, so ist gemäß<br />
dem Breathworks-Therapierational<br />
eine Verringerung oder Eliminierung<br />
des Schmerzerlebens<br />
möglich. Zu entwickelnde Schlüsselkompetenzen<br />
in diesem Prozess<br />
sind:<br />
• die achtsame Vergegenwärtigung<br />
der einzelnen Elemente<br />
des Schmerzes,<br />
• die achtsame Akzeptanz der<br />
Botschaften des Schmerzes<br />
und der damit verbundenen<br />
Gedanken, Gefühle, Erinnerungen<br />
und Beurteilungen,<br />
• die Entwicklung von Selbstmitgefühl<br />
und Mitgefühl gegenüber<br />
anderen Menschen.<br />
Praktisch beinhaltet das achtwöchige<br />
Gruppenprogramm zum<br />
einen das gestaffelte Erlernen und<br />
tägliche Praktizieren von Meditationsübungen,<br />
zum anderen die<br />
Überprüfung und Veränderung<br />
schädlicher Gewohnheiten im<br />
Denken und Verhalten im Zusammenhang<br />
mit den Schmerzerleben.<br />
Ab der dritten Kurswoche erfolgt<br />
zudem eine Unterweisung in achtsame<br />
Bewegungsübungen, die an<br />
Yoga und Pilates angelehnt sind.<br />
Die Betonung liegt bei diesen<br />
Übungen auf der Qualität der Bewusstheit<br />
der Bewegungen.<br />
„Verhaltenstherapeutische<br />
Hypnose“ in der kognitiven<br />
Verhaltenstherapie (KVT)<br />
Als beispielhaft für ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches<br />
Vorgehen,<br />
das zur Erlangung eines<br />
heilsamen veränderten Bewusstseinszustandes<br />
Hypnose statt<br />
Achtsamkeitsmeditation nutzt,<br />
kann das Programm „verhaltenstherapeutische<br />
Hypnose bei chronischem<br />
Schmerz“ (S. Jacobs, I.<br />
Bosse-Düker, 2005) betrachtet<br />
werden. Neben der Durchführung<br />
der Hypnose und dem Erlernen<br />
der Selbsthypnose (Autohypnose)<br />
zur Schmerzreduktion beinhaltet<br />
das Kurzprogramm über elf Sitzungen,<br />
das sowohl in Einzel- als auch<br />
Gruppentherapie erfolgen kann:<br />
• das „Ermitteln von dysfunktionalen<br />
Verhaltensweisen und<br />
Gedanken bei der Bewältigung<br />
der Schmerzsymptomatik“,<br />
• das „Erarbeiten von funktionalen<br />
Verhaltensweisen und<br />
Gedanken zur angemessenen<br />
Verarbeitung der Schmerzsymptomatik“,<br />
• das „Ermitteln von körperlichen<br />
und physischen Belastungsfaktoren,<br />
die sich ungünstig auf<br />
die Schmerzsymptomatik auswirken<br />
sowie das Erarbeiten eines<br />
angemessenen Umgangs<br />
damit“.<br />
Kann das Vorgehen in den achtsamkeitsbasierten<br />
Behandlungsprogrammen<br />
insgesamt als assoziativ,<br />
den Schmerz zunächst<br />
annehmend und akzeptierend, angesehen<br />
werden, so zielt die „verhaltenstherapeutische<br />
Hypnose“<br />
ausdrücklich auf Dissoziation ab:<br />
Nach der Induktion eines Trancezustandes<br />
durch Augenfixation und<br />
Entspannungssuggestion erfolgt<br />
eine Anleitung zur Ganzkörperdissoziation<br />
und eine Teildissoziation<br />
der/des schmerzenden Körperteile/s.<br />
Als weiterer Unterschied in<br />
den jeweiligen Vorgehensweisen<br />
kann die ausdrücklich symptomzentrierte<br />
Anwendung der Hypnose<br />
angesehen werden, die einen<br />
Gegensatz zum Einsatz der Achtsamkeitsmeditation<br />
im Alltag unabhängig<br />
vom akuten Schmerz<br />
darstellt.<br />
Zu prüfen wäre, inwiefern die beiden<br />
Vorgehensweisen trotz dieser<br />
Unterschiedlichkeiten kompatibel<br />
sind und beispielsweise das Erlernen<br />
der beschriebenen (Auto-)<br />
Hypnose eine wirksame Ergänzung<br />
des ACT- bzw. Breathworks-Vorgehens<br />
sein könnten. Umgekehrt<br />
wäre eine Einübung von Achtsamkeit<br />
bzw. das Erlernen der Meditationen<br />
aus dem Breathworks-Programm<br />
eine mögliche Ergänzung<br />
des kognitiv-verhaltenstherapeutisch<br />
orientierten Programms.<br />
Synopse:<br />
Achtsamkeitsbasierte Schmerztherapie<br />
und die Anwendung von<br />
Hypnotherapie in der Schmerzbehandlung.<br />
Eine umfangreichere<br />
Möglichkeit der Kompatibilitäts-Prüfung<br />
zeigt Milzner (Milzner,<br />
1999) im Ursprung bezogen auf<br />
die Anwendung verschiedener<br />
hypnotherapeutischer Methoden<br />
und Techniken in der Schmerzbehandlung<br />
auf. Dazu kann nach<br />
Milzner das von Hautzinger und<br />
Wahl 1989 vorgestellte BAMM-<br />
PI-Modell herangezogen werden,<br />
um Ergänzungs- bzw. Ausschlussmöglichkeiten<br />
unterschiedlicher<br />
Vorgehensweisen zu prüfen.<br />
Dieses Modell umfasst:<br />
• die biologisch-physiologische<br />
Ebene (B),<br />
• die affektive-emotionale<br />
Ebene (A),<br />
• die motivationale Ebene (M),<br />
• die motorisch-verhaltensbezogene<br />
Ebene (M),<br />
• die perzeptiv-evaluativ<br />
kognitive Ebene (P),<br />
• die interpersonell-soziale<br />
Ebene (I).<br />
Die Auflistung kann als Messlatte<br />
dienen, einerseits die Wirkebenen<br />
der beschriebenen achtsamkeitsbasierten<br />
Verfahren und andererseits<br />
die der von Milzner als<br />
„eigenständige“ hypnotherapeutische<br />
Techniken bei Schmerz (s.<br />
Abbildung 4) auf Kompatibilität,<br />
Ausschluss und Wirksamkeit zu<br />
prüfen.<br />
a. Fortsuggerieren des<br />
Schmerzes,<br />
Woche / Mediation Ziele Wirkung Hausaufgaben<br />
1 – Körper-Scan<br />
2 – Im Rythmus-des-<br />
Atems-Mediation<br />
3 – Achtsame<br />
Bewegungs-<br />
Mediation<br />
4 – Mediation des<br />
mitfühlenden<br />
Akzeptierens<br />
5 – Schatz-der-<br />
Freude-Mediation<br />
6 – Mediation des<br />
weiten Herzens<br />
7 – Verbundenheits-Mediation:<br />
3-<br />
Minuten-Atempause<br />
8 – Nach Wahl<br />
Abb. 3: Breathworks-8 Wochen-Gruppenprogramm<br />
b. Wiederherstellung einer früheren<br />
Empfindung bzw. früherer<br />
Schmerzlosigkeit,<br />
c. Anästhesie,<br />
d. Analgesie,<br />
e. Verschiebung des Schmerzes in<br />
andere Körperregion,<br />
f. Erzeugen körperlicher Desorientierung,<br />
g. Symptomsubstitution,<br />
h. Amnesie,<br />
i. Förderung von Dissoziation,<br />
j. Entkoppeln von Schmerz und<br />
Leiden,<br />
k. Veränderung des Zeitgefühls,<br />
l. Erzählen von Anekdoten in Ver<br />
bindung mit Heilsuggestionen,<br />
m. „Reframing“,<br />
Der Autor<br />
Dipl.- Psych.<br />
Ronald Milewski<br />
zwischen primären und sekundären<br />
Leiden unterscheiden lernen<br />
sich Gedanken. Gefühlen und<br />
Emotionen stärker bewusst werden<br />
und davon ablassen, sich gegen sie<br />
zu wehren<br />
die Untätigkeit überwinden, Zuversicht<br />
und Mut aufbauen; dem<br />
Körper Achtsamkeit, Freundlichkeit<br />
und Verständnis entgegenbringen<br />
lernen, unveränderliche Dinge<br />
zu akzeptieren und veränderliche<br />
Dinge zu beeinflussen; lernen,<br />
schwierige Gedanken, Gefühle und<br />
Emotionen zu akzeptieren<br />
angenehme Erfahrungen zu Tage<br />
fördern<br />
lernen, sich selbst gegenüber mehr<br />
Mitgefühl zu haben<br />
lernen, das Mitgefühl gegenüber<br />
sich selbst auf andere Menschen zu<br />
übertragen<br />
ein persönliches Achtsamkeits-<br />
Programm zu entwerfen<br />
Dipl.- Psych. Ronald Milewski<br />
Stressabbau<br />
Auflösung von Angst, Stress<br />
und Depression; Stimulation<br />
des Parasympathikus<br />
Schmerzreduktion<br />
Schmerzreduktion<br />
Das Leben (wieder)<br />
lieben lernen<br />
Harmonieerleben; Gefühl<br />
des Friedens und der Ruhe<br />
Auflösung des Gefühls<br />
der Isolation<br />
regelmäßiges Üben<br />
n. Ressourcenaktivierung,<br />
o. Ich-Stärkung,<br />
p. Symbolisierung,<br />
q. Kopplun verschiedener hypnotherapeutischer<br />
Verfahren.<br />
Abb. 4: „Eigenständige hypnotherapeutische<br />
Techniken“ bei Schmerz (nach Milzner, 1999)<br />
Psychologischer Psychotherapeut (VT), Zulassung zur Einzel- und Gruppentherapie,<br />
langjähriger (Ausbildungs-) Supervisor, Dozent und Selbsterfahrungsanleiter der<br />
Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie, seit 1990 in eigener Praxis tätig<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildungen in Verhaltens- und Familientherapie, NLP und<br />
Hypnotherapie, Systemischer Supervision und Institutionsberatung, Breathworks,<br />
Akzeptanz- und Commitment Therapie, Trainer für Gruppendynamik, Konfliktberater<br />
nach der Transcend-Methode, Moderator eines achtsamkeitsbasierten Qualitätszirkels,<br />
Mitgründer von InACT, Institut für Akzeptanz- und Commitment-Therapie B,<br />
s. www.inact-bochum.de<br />
Dabei bleibt zu beachten, dass<br />
es sich bei der Anwendung von<br />
Hypnose und der Durchführung<br />
von Hypnotherapie trotz des gemeinsamen<br />
Mediums der Trance<br />
um unterschiedliche Vorgehensweisen<br />
handelt: Während Hypnose<br />
primär eine Technik ist, deren<br />
Anwendung in verschiedenen<br />
Kontexten isoliert oder integriert<br />
möglich ist, bezeichnet Hypnotherapie<br />
eigenständige psychotherapeutische<br />
Arbeitsweisen, die<br />
unterschiedlichen, wenngleich<br />
ähnlichen Menschenbildern verpflichtet<br />
sind. Letztere unterscheiden<br />
sich häufig in nicht unerheblichem<br />
Maße vom Menschenbild<br />
achtsamkeitsbasierter Verfahren,<br />
was die Ergänzungsmöglichkeiten<br />
im Grundsatz in Frage stellt.<br />
Literatur:<br />
täglich meditieren; täglich in die<br />
Natur gehen<br />
täglich meditieren; einme Weile in<br />
den Himmel schauen<br />
täglich meditieren; ein Tagebuch der<br />
täglichen Aktivitäten beginnen; dem<br />
Wasser beim Kochen zuschauen<br />
täglich meditieren; die Zeitdauer von<br />
Aktivitäten (Grundvorgaben) und<br />
Ruhepausen festlegen; seinen<br />
Frieden mit der Schwerkraft machen<br />
täglich meditieren; Grundvorgaben<br />
zehn angenehme Dinge aufschreiben<br />
täglich meditieren; Grundvorgaben<br />
umsetzen; innehalten, um zu<br />
schauen und zu lauschen<br />
täglich meditieren; Grundvorgaben<br />
und spontane Gesten der Freundlichkeit<br />
umsetzen<br />
täglich meditieren; sich selbst einen<br />
Brief schreiben<br />
Burch, V. &Penman, D. (2015): Schmerzfrei durch<br />
Achtsamkeit, Die effektive Methode zur Befreiung von<br />
Krankheit und Stress, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt<br />
Taschenbuch Verlag,<br />
Dahl, J. & Lundgren, T. (2006): Living beyond your<br />
pain: using acceptance and commitment therapy to<br />
ease chronic pain, Oakland: New Harbinger Publications,<br />
Jacobs, S. & Bosse-Düker, I. (2005): Verhaltenstherapeutische<br />
Hypnose bei chronischem Schmerz, Göttingen:<br />
Hogrefe Verlag,<br />
Milzner, G. (1999): Schmerz und Trance, Die Hypnotherapie<br />
von Schmerzsyndromen, Band I: Theorie und<br />
Transfer, 1. Auflage, Heidelberg, Carl-Auer-Systeme,<br />
Wengenroth, M. (2012): Therapie-Tools Akzeptanzund<br />
Commitmenttherapie (ACT), 1. Auflage, Weinheim<br />
Basel: Beltz Verlag
30 Hypnose im Schmerzfall<br />
Trigeminus-Neuralgie 731<br />
Hypnose im Schmerzfall<br />
Rapport, sichere Führung,<br />
Suggestibilität, therapeutische<br />
Dissoziation vom Schmerz<br />
V<br />
oraussetzung für eine erfolgreiche<br />
Anwendung von<br />
Hypnose bei Schmerzattacken<br />
ist guter Rapport und die Sicherheit,<br />
von einem kompetenten<br />
Therapeuten, der durchgehend<br />
Ruhe ausstrahlt, begleitet zu<br />
werden. Die situativ gegebene<br />
hohe Suggestibilität erleichtert<br />
die hypnotherapeutische Intervention.<br />
Der Patient kann sich<br />
nach einer kurzen Phase der<br />
inneren Umorientierung, von<br />
therapeutischen <strong>Suggestionen</strong><br />
geleitet, langsam vom Schmerz<br />
weg auf etwas anderes konzentrieren<br />
und beginnen, sich zu entspannen.<br />
Neun Interventionsschritte<br />
1. Rapport<br />
Verständnis für das momentane<br />
Befinden ausdrücken, Hoffnung<br />
auf Verbesserung wecken und einfühlsam<br />
Rapport herstellen.<br />
2. Aufmerksamkeitsfokussierung<br />
auf den Atem<br />
Auffordern, die Augen zu schließen<br />
und sich auf die Atmung zu<br />
konzentrieren.<br />
3. Aktives Wahrnehmen bei<br />
gleichzeitigem Akzeptieren<br />
des Schmerzes;<br />
Ermutigen, den Schmerz wahrzunehmen,<br />
ohne ihn zu beurteilen /<br />
interpretieren. Anschließend auffordern,<br />
den Schmerz wahrzunehmen<br />
und ihn zu akzeptieren, ohne<br />
reagieren oder ihn beeinflussen<br />
oder verändern zu wollen.<br />
4. Zeit gewähren und unterstützende<br />
<strong>Suggestionen</strong><br />
geben<br />
Eine längere Weile den Patienten<br />
einfach still begleiten und nur ab<br />
und an kleine bestärkende Rückmeldungen<br />
geben wie „Sehr gut<br />
so!“, „Das machen Sie sehr schön!“,<br />
und einfache <strong>Suggestionen</strong> aussprechen,<br />
ruhig und entspannt zu<br />
atmen.<br />
5. Therapeutische Dissoziation<br />
Suggerieren, dass der Abstand zu<br />
den unangenehmen Gefühlen auf<br />
überraschende Art und Weise von<br />
alleine immer größer wird.<br />
6. Anderer Blickwinkel auf den<br />
Schmerz<br />
Weiterhin zu beobachten, aber aus<br />
anderer Perspektive und weiter<br />
Autorin: Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas<br />
Aus: Hypnose und Hypnotherapie. Manual für Praxis, Fortbildung und Lehre. Online-Portal.<br />
Hrsg. v. Agnes Kaiser Rekkas. © Carl-Auer Verlag, 2018.<br />
Ferne, z.B. wie durch ein Fernglas<br />
oder durch das Glas einer Vitrine<br />
im Museum.<br />
7. Überprüfen der Wirkung der<br />
Hypnose<br />
Nach einiger Zeit bitten, die Augen<br />
wieder zu öffnen. Das Befinden<br />
abfragen.<br />
8. <strong>Suggestionen</strong> für Wohlbehagen.<br />
Vertiefung der Hypnosewirkung<br />
Augen wieder schließen und wiederum<br />
auf die Atmung fokussieren<br />
lassen. Auffordern, sich vorzustellen,<br />
schwerelos auf dem Wasser<br />
(z.B. in einem Thermalbad) zu<br />
liegen und vom Wasser alle Sorgen<br />
und unangenehme Gefühle<br />
einfach hinwegspülen und diese<br />
durch Wohlbefinden ersetzen lassen.<br />
Intensivierung der Hypnoseintervention<br />
In assoziativer Weise von den vielen<br />
schönen Gefühlen reden, die<br />
man beim Schweben oder beim<br />
Liegen auf dem Wasser empfinden<br />
kann (verwöhnt, leicht, heiter<br />
und frei). >
32 Trigeminus-Neuralgie Kinderhypnose 733<br />
mehreren gravierenden Belastungen<br />
in Familie und Beruf habe er<br />
nochmals Schmerzen bekommen.<br />
Daraufhin habe er sich bewusst<br />
die Stress-Waage vergegenwärtigt<br />
und neben der Selbsthypnose vermehrt<br />
auf wohltuenden Ausgleich<br />
geachtet. Jetzt gehe es ihm wieder<br />
besser. Darauf aufbauend fand ein<br />
Reframing der Schmerzen statt:<br />
Herr M. konnte die Schmerzen<br />
verstehen als Warnsignal, das auf<br />
eine Überlastung hinweist und ihn<br />
daran erinnert, wieder gut auf sich<br />
zu achten.<br />
Zum Abschluss dieser Stunde<br />
wurde Herrn M. die Trance „Die<br />
Schmerzgestalt“ (nach Peter 2010)<br />
angeboten: Während er zu Anfang<br />
seinen Schmerz hellrot, heiß, glatt<br />
und spitz, sowie auf der Wange<br />
eng umgrenzt beschrieb, konnte<br />
er ihn in der Trance mit Hilfe seines<br />
Unbewussten „verdünnen“ und als<br />
nicht mehr so quälend wahrnehmen.<br />
Er konnte in Trance auch<br />
Vorboten des Einschießens identifizieren,<br />
auf die er dann mit einem<br />
Streichen über die Wange reagieren<br />
wollte, um eine Schmerzlinderung<br />
wie oben beschrieben zu<br />
initiieren. Dies wurde mit posthypnotischen<br />
<strong>Suggestionen</strong> verankert.<br />
Herr M. meldete sich nach<br />
einigen Wochen wieder mit der<br />
schönen Nachricht, er sei nach wie<br />
vor schmerzfrei geblieben. Dieser<br />
Zustand hielt auch noch ein gutes<br />
Jahr nach unseren Stunden an: Zu<br />
diesem Zeitpunkt bat er um Unterstützung<br />
für seine Tochter, die<br />
unter Prüfungsangst leide. Die Behandlung<br />
mit Hypnose bezeichnete<br />
er als „mein Glücksfall“:<br />
Fazit:<br />
Die Therapie von Herrn M. ist besonders<br />
erfreulich verlaufen, was<br />
mit Sicherheit an dem hohen Engagement<br />
und der Eigeninitiative<br />
des Patienten lag. So profitierte<br />
er aufgrund seiner sehr differenzierten<br />
Reflexionsfähigkeit gut<br />
von den Wechselwirkungen von<br />
Hypnose und verhaltenstherapeutischen<br />
Strategien. Insofern<br />
war dieser Fall auch für mich „ein<br />
Glücksfall“ ;-).<br />
Tranceprotokoll<br />
„Mein individuelles Heilmittel“<br />
Induktion/ Vertiefung<br />
„Sicherer Ort“<br />
Pacing:<br />
erinnern an die Selbstregulation<br />
des Körpers, Beispiele (Atmung,<br />
Herzschlag, Verdauung...)<br />
„...wir können den Körper in seiner<br />
Selbstregulation unterstützen<br />
durch Ruhe, Entspannung, Trance...<br />
der Körper nimmt jede Gelegenheit<br />
dazu dankbar an, wie Sie<br />
das in den letzten Wochen schon<br />
erfahren haben (Beispiele)...“<br />
Leading:<br />
Körper reagiert auch auf Impulse<br />
durch innere Bilder „...und so können<br />
Sie jetzt sich an Ihrem sicheren<br />
Ort überraschen lassen, welches<br />
ganz eigene Heilmittel Ihnen<br />
da einfallen mag“<br />
mehrere Optionen zur Darreichungsform<br />
(Baden in Heilwasser,<br />
lindernde Lotion, heilendes Licht,<br />
innere Anwendung als Tee/Tropfen/Tablette...“was<br />
auch immer...“)<br />
den Wirkungen dieses Heilmittels<br />
im Körper nachspüren (VAKOG)<br />
mit jedem Einatmen intensivieren<br />
lassen (VAKOG), dabei neugierig<br />
sein, wie sich die einzelnen Modalitäten<br />
verändern<br />
posthypnotische Suggestion:<br />
„...und jedes Mal, wenn Sie Ihre<br />
Brille absetzen (= Anker, den der<br />
Klient vorher so definiert hatte),<br />
können Sie die wohltuende Wirkung<br />
Ihres ganz eigenen Heilmittels<br />
spüren...und je häufiger Sie<br />
dies tun, desto stärker wird die<br />
Wirkung sein und desto länger<br />
wird sie anhalten...so lange, wie<br />
es für Sie gut und hilfreich ist.“<br />
Literatur:<br />
ReOrientierung<br />
Jensen M.P. (2011): Hypnose bei chronischem<br />
Schmerz – ein Behandlungsmanual. Heidelberg (Carl<br />
Auer), 2.Auflage 2015<br />
Lohaus A. u. J. Klein-Heßling (1999): Kinder im Stress<br />
und was Erwachsene dagegen tun können. München<br />
(Beck)<br />
Peter B. (2010): Konstruktion von Symptomgestalt<br />
und Symptomträger. Zwei hypnotherapeutische Strategien<br />
bei chronischen Schmerzpatienten.<br />
Hypnose-ZHH, 5 (1+2), 163-178 >
34 Kinderhypnose Interview mit Dr. John Lentz 735<br />
len werden kleinere, bunte, nettere,<br />
manchmal auch traurige Teile.<br />
Jacquline, 12 Jahre, die massive<br />
Schulprobleme hatte, sah den<br />
Problemteil als große, schwarze<br />
Gestalt. Zunächst hatte sie Angst<br />
vor ihr. Im Verlauf der Trancearbeit<br />
sah sie, dass die Gestalt kleiner<br />
wurde und einen Ball hervorholte.<br />
Die Gestalt, nun in bunten Farben,<br />
wollte mit ihr spielen. Zusätzlich<br />
zu einem Schulwechsel in eine für<br />
sie richtige Schulform, begann sie<br />
spielerische Hobbys wie Zirkusturnen<br />
und Gardetanzen. Ihr Selbstbewusstsein<br />
stieg und ihre Schulleistungen<br />
wurden schnell besser.<br />
Sofie, ein 10-jähriges Mädchen,<br />
hatte einen ausgeprägten Ordnungs-<br />
und Zählzwang. Alles im<br />
Zimmer musste millimetergenau<br />
so ausgerichtet sein, wie es „richtig“<br />
war. Sie sah ihren Zwang zunächst<br />
als Riesen, der gefährlich<br />
schaute und sehr wütend schien.<br />
Später konnte sie ihn als kleinen<br />
weinenden Zwerg erkennen. Seine<br />
Aufgabe war es, sie zu verunsichern,<br />
da sie in die weiterführende<br />
Schule kam und Angst hatte, groß<br />
zu werden. Großwerden bedeutete<br />
für sie, die Mutter alleine zu lassen,<br />
deren jüngstes Kind sie war.<br />
Die Mutter, die bei der Trance anwesend<br />
war, konnte ihr versichern,<br />
dass sie eigene Pläne hatte und ihr<br />
Leben neu gestalten wollte.<br />
Eine neue bessere Lösung wird<br />
gefunden: Der Phantasieteil<br />
zeigt sich<br />
Nun wird der Teil eingeladen, sich<br />
zu zeigen, der für Ideen zuständig<br />
ist: der Phantasieteil. Dieser Teil<br />
wird auch als Bild, als Farbe, als<br />
Person, als Figur aus einem Videospiel,<br />
Buch, Film oder Serie gefunden.<br />
Dieser Teil soll sich Gedanken<br />
darüber machen, wie die positive<br />
Absicht des Symptomteils auf eine<br />
für das Kind bessere Weise erreicht<br />
werden kann. Geht es um<br />
eine Überforderung des Systems,<br />
muss der Therapeut seine Ressourcen<br />
einbringen. So ist es wichtig<br />
zu wissen, in welchem Alter Kinder<br />
etwas können und was sie<br />
brauchen. Hier ist es oft entscheidend,<br />
dass nicht nur das Kind etwas<br />
verändert, sondern das ganze<br />
System, in dem das Kind lebt. Oft<br />
müssen neue Ressourcen in der<br />
Umwelt aktiviert werden, wie z.B.<br />
ein Hortplatz gesucht oder Hilfen<br />
des Jugendamtes in Anspruch genommen<br />
werden. Häufig kann das<br />
Kind selber die notwendigen Ressourcen<br />
benennen. So gibt es vielleicht<br />
eine Tante, Eltern von Freunden,<br />
eine Freundin, eine Oma etc.,<br />
die einbezogen werden können.<br />
Kann das Kind, der Jugendliche<br />
diese Ressourcen altersgerecht<br />
nicht selber aktivieren, muss dies<br />
der Therapeut aktiv tun.<br />
Selina, 9 Jahre, sollte, da die Mutter<br />
viel arbeitete, morgens früh<br />
alleine aufstehen und sich alleine<br />
fertig machen. Mittags musste<br />
sie mit ihren Schwestern (11 und<br />
13 Jahren) das Essen aufwärmen,<br />
Hausaufgaben machen und Haushaltsaufgaben<br />
erledigen. Die Mutter<br />
war allein erziehend und ihr<br />
Exmann war psychisch krank. Zusätzlich<br />
musste die Mutter ihre<br />
demenzkranke Mutter mit versorgen.<br />
Es kam zu massiven Auseinandersetzungen<br />
mit der Mutter, in<br />
denen Selina schrie und weinte. In<br />
dieser Zeit war die Mutter mit Selina<br />
beschäftigt und Selina bekam<br />
Zuwendung, wenn auch negative.<br />
Nachdem der „Streitteil“ von Selina<br />
in „Schutzteil“ umbenannt wurde,<br />
konnte er sagen, dass die ständigen<br />
Anforderungen zu viel für sie<br />
sind. Mit Selina und der Mutter<br />
konnten neue Möglichkeiten von<br />
Aufmerksamkeit und Unterstützung<br />
gefunden werden.<br />
Für Selina wurde eine neue Schule<br />
gefunden, die in der Nähe lag.<br />
Ihre Nachmittagsverpflichtungen<br />
wurden reduziert. Gestritten wurde<br />
dadurch wesentlich weniger.<br />
Wichtig ist es, sich als Therapeut<br />
auf die Seite des Symptomteils zu<br />
stellen. Er tut immer das, was in<br />
dieser Situation die beste Möglichkeit<br />
für das Kind darstellt. Bevor<br />
das Symptom verschwinden kann,<br />
müssen bessere Lösungsmöglichkeiten<br />
gefunden werden. Das<br />
Symptom ist ein wichtiges Signal,<br />
ein Alarmsignal, manchmal für das<br />
ganze Familiensystem. Kinder und<br />
Jugendliche versuchen meistens<br />
nicht nur für sich, sondern häufig<br />
für das ganze System, die beste<br />
Möglichkeit zu finden. So schläft<br />
das Kind im Bett der Eltern, um die<br />
Eheprobleme nicht eskalieren zu<br />
lassen. Oder das Kind kann nicht in<br />
die Schule gehen, hat Angst davor,<br />
damit die Mutter nicht alleine sein<br />
muss. Erst durch eine Entlastung<br />
des ganzen Systems kann eine Veränderung<br />
bewirkt werden.<br />
Die aufgeführte Art zu arbeiten<br />
ist natürlich genauso gut bei erwachsenen<br />
Patienten anzuwenden.<br />
Hierbei verbinden sich die<br />
kindlichen Teile des Therapeuten<br />
und des Patienten sowie deren erwachsenen<br />
Ressourcen und finden<br />
spielerisch Lösungen. >
36<br />
Interview mit Dr. John Lentz<br />
Schnell in Paris<br />
737<br />
Interview mit<br />
Dr. John Lentz<br />
Auf welche Weise hat sich Ihr<br />
Zugang zur Hypnotherapie im<br />
Lauf Ihres Berufslebens<br />
entwickelt?<br />
Das Streben, immer mehr indirekte<br />
Methoden hypnotischer Ansätze<br />
zu entwickeln, hat mein Leben verändert.<br />
Es gehört zu dem Aufregendsten,<br />
das ich erforschen durfte,<br />
denn wir kratzen bisher nur an<br />
der Oberfläche unseres Verständnisses<br />
von Hypnose.<br />
Wie hat die Arbeit im Frauengefängnis<br />
Ihre Arbeit<br />
beeinflusst?<br />
Ein wichtiges Thema dort war<br />
Manipulation. Anfangs galt manipulativ<br />
zu sein dort als eine der<br />
schlimmsten Beleidigungen. Am<br />
Ende meiner Zeit dort waren die<br />
Leute stolz darauf, manipuliert zu<br />
haben, weil sie sahen, dass Manipulation<br />
einen positiven und einen<br />
negativen Aspekt hat. Im Englischen<br />
bedeutet Manipulation sowohl<br />
etwas effektiv zu handhaben<br />
als auch heimlich zu beeinflussen.<br />
Normalerweise verstehen die Leute<br />
die heimliche Manipulation als<br />
negativ, und vielleicht ist es auch<br />
so.<br />
Ich jedoch tue im Verborgenen,<br />
was ich kann, um Menschen aufzubauen<br />
und um ihnen zu helfen,<br />
Dr. John Lentz<br />
ist Direktor des Milton Erickson Institutes in Jeffersonville,<br />
Indiana, USA, wo er Paar- und Familientherapie praktiziert<br />
und Hypnose unterrichtet.<br />
Über 20 Jahre arbeitete er in einem Frauengefängnis und<br />
unterrichtete 18 Jahre lang die klinischen Aspekte von Psychotherapie<br />
am Louisville Presbyterian Seminar.<br />
John Lentz ist Autor von 13 Büchern und zahlreichen CDs.<br />
Er gibt weltweit Workshops, die aufgrund seiner positiven<br />
Haltung und seiner praktischen Demonstrationen sehr beliebt<br />
sind. John Lentz freut sich ganz besonders, nun auch<br />
in Deutschland einen Workshop zu präsentieren.<br />
Dinge einfach zu lösen, egal ob sie<br />
nun wissen, dass ich gerade etwas<br />
getan habe oder nicht.<br />
Was möchten Sie noch über<br />
Hypnose lernen?<br />
Ich mag es, subtile Wege zu finden,<br />
um Trance zu verwenden. In<br />
letzter Zeit habe ich daran gearbeitet,<br />
eine negative Trance leichter<br />
zu verändern, und einige Möglichkeiten<br />
entwickelt, die ich eventuell<br />
auch demonstrieren werde.<br />
Wenn ich mit jemandem arbeite,<br />
während ich selbst mich in einer<br />
positiven Trance befinde, wird die<br />
Person wahrscheinlich eher mit<br />
positiven Dingen in sich selbst in<br />
Berührung kommen und feststellen,<br />
dass sie Dinge tun kann, die<br />
sie selbst nicht für möglich gehalten<br />
hätte.<br />
Welche Entwicklungen<br />
erwarten Sie in der Hypnotherapie?<br />
Ich denke, dass Hypnose in medizinischen<br />
Kontexten viel direktiver<br />
und effektiver werden kann, insbesondere<br />
wenn sie auch indirekte<br />
Methoden anwendet, um die<br />
Situation und die Person für eine<br />
positive Erfahrung vorzubereiten.<br />
Ich glaube, wir kratzen nur an der<br />
Oberfläche, wenn es darum geht,<br />
Neurowissenschaften und Hypno-<br />
se zu verstehen. Es gibt noch viel<br />
zu viel, was wir nicht wissen.<br />
Welchen Rat<br />
würden Sie jungen HypnotherapeutInnen<br />
geben?<br />
Worauf sollten sie achten?<br />
Es ist wichtig, die Grundlagen zu<br />
lernen, damit sie mit dem, was<br />
sie tun, kreativ werden können.<br />
So kann man die Fähigkeiten der<br />
Klienten nutzen, und das ist einfacher<br />
als zu versuchen, ihnen „das<br />
Richtige“ zu sagen.<br />
Was dürfen wir von Ihrem Workshop<br />
im November in Bad Lippspringe<br />
auf unserer Tagung der<br />
DGH erwarten?<br />
Ich will einen interessanten und<br />
vielseitigen Workshop anbieten,<br />
der auch Life-Demonstrationen<br />
beinhaltet.
38 Kongressbesuch Israel<br />
Kongressbesuch<br />
in Akko, Israel<br />
Autorin: Dipl.-Psych. Anke Precht<br />
Zum<br />
Herausnehmen !<br />
Regionale Weiterbildung der DGH<br />
Regionale Weiterbildung<br />
der DGH<br />
739<br />
ie Israeli Society of Hypnosis<br />
D ist wie die DGH Mitglied in<br />
der International Society of Hypnosis.<br />
Sie bildet genau wie wir<br />
Psychotherapeuten, Ärzte und<br />
Zahnärzte nach hohen wissenschaftlichen<br />
Standards aus. Als<br />
ich 2017 in Manchester von Udi<br />
Bonstein, dem damaligen Präsidenten,<br />
die Einladung zur israelischen<br />
Jahrestagung <strong>2019</strong> mit<br />
etwa 100 Teilnehmern bekam,<br />
war ich begeistert.<br />
Die Tagung fand in Akko statt, dem<br />
ehemaligen Akkon der Kreuzfahrer,<br />
nördlich von Haifa am Mittelmeer.<br />
Die Stadt wurde vor 5000<br />
Jahren gegründet. Kein Stein, der<br />
nicht die Geschichte unserer Kultur<br />
erzählt. Dazu ein herrlicher Strand<br />
direkt vor dem Hotel.<br />
Der erste Kongresstag war geprägt<br />
von wissenschaftlichen Vorträgen<br />
über Hypnose und verwandte psychotherapeutische<br />
Bereiche sowie<br />
mehreren Live-Demos von je 20<br />
Minuten. Dort zeigte ich einen<br />
Ressourcentransfer mit einem Teilnehmer<br />
des Kongresses. An den<br />
Folgetagen durfte ich zwei Workshops<br />
anbieten. Auffallend: Sehr<br />
profund ausgebildete Kollegen,<br />
die wirklich für die Hypnose in ihren<br />
Fachgebieten brennen und die<br />
ganz aktiv dabei waren, mit sehr<br />
vielen Rückfragen, einer hohen Experimentierbereitschaft<br />
und großer<br />
Wissbegierde.<br />
Berührend war die unfassbar herzliche<br />
Gastfreundschaft. Am zweiten<br />
Kongresstag fühlte ich mich<br />
als Teil der Familie, obwohl ich<br />
bei den meisten Inhalten auf die<br />
freundliche Übersetzung eines<br />
Nachbarn ins Englische angewiesen<br />
war. Ein intensiver fachlicher<br />
Austausch zur Hypnose wie auch<br />
organisatorisch („Wie macht ihr<br />
das in eurer Fachgesellschaft?“)<br />
und persönlich: Vom Austausch<br />
von Lebensgeschichten über Reisetipps<br />
für meine zwei freien Tage<br />
im Anschluss bis hin zu Einladungen<br />
zum Abendessen in Jerusalem,<br />
wohin ich im Anschluss noch<br />
reiste.<br />
Mein Fazit: Einladungen zu Kongressen<br />
im Ausland sind auch mit<br />
sprachlich herausfordernden Voraussetzungen<br />
wirklich bereichernd<br />
– eine tolle Chance, für die ich den<br />
Kollegen aus Israel sehr dankbar<br />
bin.
40<br />
Regionale Weiterbildung der DGH<br />
Regionale Weiterbildung der DGH<br />
741<br />
Regionale Weiterbildung der DGH<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Darmstadt<br />
Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />
Mitte:<br />
Dipl.-Psych. Dr. phil. Michael Hübner<br />
Curriculum <strong>2019</strong><br />
>> 27./28.06.2020<br />
Behandlung von Traumafolgestörungen<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-<br />
Griebeling<br />
>> 26./27.09.2020<br />
Integrative Hypnotherapie<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 05./06.06.2020<br />
>> F2/3 24.-27.06.2020<br />
(Blockseminar)<br />
>> F4 28./29.08.2020<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Berlin<br />
Bei Interesse an der Weiterbildung<br />
in Berlin bitten wir um Kontaktaufnahme<br />
mit der Geschäftsstelle der<br />
DGH.<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Bremen<br />
Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />
Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />
Grundkurse<br />
>> G1 29./30.11.<strong>2019</strong><br />
>> G2 07./08.02.2020<br />
>> G3 13./14.03.2020<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F2 06./07.09.<strong>2019</strong><br />
>> F3 11./12.10.<strong>2019</strong><br />
>> F4 06./07.12.<strong>2019</strong><br />
>> F1 08./09.05.2020<br />
>> F2 05./06.06.2020<br />
>> F3 04./05.09.2020<br />
>> F4 09./10.10.2020<br />
Therapiekurse<br />
>> T1 27./28.03.2020<br />
Die Simulatortechnik, Arbeit mit Ängsten<br />
>> T2 24./25.04.2020<br />
Hypnotische Schmerzkontrolle und<br />
Anästhesie<br />
>> T3 15./16.05.2020<br />
Emotio begegnet Ratio<br />
>> T4 19./20.06.2020<br />
Matrix-Technik und Mentaltraining<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />
Rosental 22<br />
28359 Bremen<br />
Tel.: 0421 236069 oder 0171 4792147<br />
Ansprechpartner: Frau Chiamulera<br />
E-Mail: crescom@t-online.de<br />
Homepage:<br />
www.hypnoseinstitut-bremen.de<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Coesfeld<br />
Leiterin des Westfälischen Instituts für<br />
Hypnose und Hypnotherapie:<br />
Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />
Curriculum <strong>2019</strong><br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F3 11./12.10.<strong>2019</strong><br />
>> F4 29./30.11.<strong>2019</strong><br />
Therapiekurse<br />
>> 13./14.09.<strong>2019</strong><br />
HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />
Hüsken-Janßen, Coesfeld<br />
>> 20./21.09.<strong>2019</strong><br />
Hypnotherapie bei psychosomatischen<br />
Störungen<br />
Dozent: Prof. Dr. Walter Bongartz,<br />
Konstanz<br />
>> 13./14.12.<strong>2019</strong><br />
Hypnotherapeutische Techniken zur<br />
Schmerzbehandlung<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />
Hüsken-Janßen, Coesfeld<br />
Supervisionen<br />
>> 04.09.<strong>2019</strong><br />
16:00 - ca. 20:00 Uhr<br />
>> 06.11.<strong>2019</strong><br />
16:00 - ca. 20:00 Uhr<br />
>> 06.12.<strong>2019</strong><br />
16:00 - ca. 20:00 Uhr<br />
Ego-State-Therapie<br />
Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />
Pretoria/Südafrika<br />
>> 26./27.09.<strong>2019</strong><br />
Ego-State-Therapie<br />
Trauer als Ressource in der Psychotherapie<br />
+ Gruppensupervision<br />
Curriculum 2020<br />
Grundkurse<br />
>> G1 10./11.01.2020<br />
>> G2 07./08.02.2020<br />
>> G3 27./28.03.2020<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 08./09.05.2020<br />
>> F2 19./20.06.2020<br />
>> F3 14./15.08.2020<br />
>> F4 02./03.10.2020<br />
Therapiekurse<br />
>> 24./25.04.2020<br />
Hypnotherapie bei Angststörungen<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Silvia Fisch,<br />
Münster<br />
>> 25./26.09.2020<br />
Hypnotherapeutische Interventionen zur<br />
Behandlung von Depressionen<br />
Dozent: Prof. Dr. rer. nat. Walter<br />
Bongartz, Konstanz<br />
>> 11./12.12.2020<br />
Hypnotherapeutische Techniken zur<br />
Schmerzbehandlung<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />
Hüsken-Janßen<br />
Ego-State-Therapie<br />
Dozent: Woltemade Hartman, PhD,<br />
Pretoria/Südafrika<br />
>> 05./06.03.2020<br />
Ego-State Teil II<br />
>> 07./08.03.2020<br />
Ego-State Teil III<br />
>> 06./07.06.2020<br />
Ego-State Heilsame Körperarbeit<br />
Teil III<br />
>> 06.06.2020<br />
Gruppensupervision<br />
>> 26./27.06.2020<br />
Einführung in die Ego-State-<br />
Therapie<br />
>> 17./18.09.2020<br />
Ego-State Teil II<br />
>> 17.09.2020<br />
Gruppensupervision<br />
>> 19./20.09.2020<br />
Ego-State Teil III<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />
Westfälisches Institut für Hypnose und<br />
Hypnotherapie<br />
Daruper Straße 14<br />
48653 Coesfeld<br />
Tel.: 02541 880760<br />
Fax: 02541 70008<br />
E-Mail:<br />
kontakt@weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />
Web:<br />
www.weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F4 21./22.09.<strong>2019</strong><br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael<br />
Hübner)<br />
Therapiekurse<br />
>> 21./22.09.<strong>2019</strong><br />
Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />
>> 19./20.10.<strong>2019</strong><br />
Hypnotherapie der Angststörungen<br />
Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />
Supervisionen<br />
>> 26.10.<strong>2019</strong><br />
Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />
Curriculum 2020<br />
Grundkurse<br />
>> G1 22./23.02.2020<br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />
>> G2 21./22.03.2020<br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />
>> G3 25./26.04.2020<br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 16./17.05.2020<br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />
>> F2 20./21.06.2020<br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />
>> F3 22./23.08.2020<br />
(Dozent: Dr. med. dent. Sylvio<br />
Chiamulera)<br />
>> F4 19./20.09.2020<br />
(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />
Therapiekurse<br />
>> 01./02.02.2020<br />
Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />
>> 28./29.03.2020<br />
Hypnomentale Geburtsvorbereitung<br />
Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />
>> 18./19.04.2020<br />
Selbstfürsorge und Hypnose<br />
Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />
>> 06./07.06.2020<br />
Persönlichkeitsstile und -störungen<br />
Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Bernd Schick<br />
Supervisionen<br />
>> 08.02.2020<br />
bei Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />
in Münzenberg<br />
>> 26.04.2020<br />
bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />
Darmstadt<br />
>> 21.06.2020<br />
bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />
Darmstadt<br />
>> 26.09.2020<br />
bei Dipl.-Psych. Karl G. Möck in<br />
Darmstadt<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Lars Pracejus<br />
Geschäftsstelle Zentrum Mitte:<br />
E-Mail: GIPsychologietransfer@gmail.com<br />
Web: www.hypnoseausbildung.de<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Dortmund<br />
Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />
Rhein/Ruhr:<br />
Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />
Curriculum <strong>2019</strong><br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F4 27.-28.09.<strong>2019</strong><br />
Therapiekurse<br />
>> 13.-14.09.<strong>2019</strong><br />
T5 - Störungen der Bindung, Altersregression<br />
und Traumata der Kindheit<br />
>> 30.-31.10.<strong>2019</strong><br />
T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />
>> 01.-02.11.<strong>2019</strong><br />
T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />
>> 29.-30.01.2020<br />
T3 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />
Ängsten<br />
>> 31.01.-01.02.2020<br />
T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />
Supervisionen<br />
>> 05.10.<strong>2019</strong><br />
ganztägig von 12:00 - 18:30 Uhr<br />
(in Münster)<br />
Curriculum 2020<br />
Grundkurse<br />
>> G1/G2 22.-25.04.2020<br />
(Blockseminar)<br />
>> G3 15./16.05.2020<br />
Therapiekurse<br />
>> 30.09.-03.10.2020 (Blockseminar)<br />
T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />
T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />
>> 20.-23.01.2021 (Blockseminar)<br />
T3 - Hypnose und ihre Anwendung<br />
bei Ängsten<br />
T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />
Supervision<br />
>> 05.09.2020<br />
ganztägig von 12:00 - 18:30 Uhr<br />
(in Münster)<br />
>> 09.-13.06.2020<br />
(Blockseminar in Salzburg)<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />
Zum Guten Hirten 94<br />
48155 Münster<br />
Tel.: 0251 1330506<br />
E-Mail: info@claudia-weinspach.de<br />
Web: www.claudia-weinspach.de<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Frankurt<br />
Leiter des Klingenberger Instituts für<br />
Klinische Hypnose:<br />
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />
Curriculum <strong>2019</strong><br />
Therapiekurse<br />
>> T5 22./23.11.<strong>2019</strong><br />
Hypnotherapie bei Depression<br />
Curriculum 2020<br />
Grundkurse<br />
>> G1-G3 15.-19.01.2020<br />
als Block 1<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 und F2 als Block 2<br />
26.-28.03.2020<br />
>> F3 und F4 als Block 3<br />
07.-09.05.2020<br />
Therapiekurse<br />
>> T1 und T2 als Block 4.<br />
25.-27.06.2020<br />
T1 - Hypnotherapie und Psychosomatik<br />
T2 - Hypnotherapie bei Schmerzen<br />
>>
42<br />
Regionale Weiterbildung der DGH<br />
Nachlese DGH-Projekttage <strong>2019</strong> & DGH-Workshop zu MS<br />
743<br />
>> T3 und T4 als Block 5.<br />
20.-22.08.2020<br />
T3 - Hypnotherapie bei Ängsten<br />
T4 - Hypnotherapie bei Sucht/<br />
Impulskontrolle<br />
>> T5 - 23.-24.10.2020<br />
Hypnotherapie bei Depression<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Freiburg<br />
Leiter des Klingenberger Instituts für<br />
Klinische Hypnose:<br />
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />
Curriculum <strong>2019</strong><br />
Therapiekurse<br />
>> T3 und T4 als Block 5<br />
12.-14.09.<strong>2019</strong><br />
T3 - Hypnotherapie bei Angst/Trauma<br />
T4 - Hypnotherapie bei Sucht/<br />
Impulskontrolle<br />
>> 08./09.11.<strong>2019</strong><br />
T5 - Hypnotherapie bei Depression<br />
Curriculum 2020<br />
Grundkurse<br />
>> G1-G3 05.-09.02.2020<br />
als Block 1<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 und F2 als Block 2<br />
12.-14.03.2020<br />
>> F3 und F4 als Block 3<br />
14.-16.05.2020<br />
Therapiekurse<br />
>> T1 und T2 als Block 4.<br />
02.-04.07.2020<br />
T1 - Hypnotherapie und Psychosomatik<br />
T2 - Hypnotherapie bei Schmerzen<br />
>> T3 und T4 als Block 5.<br />
10.-12.09.2020<br />
T3 - Hypnotherapie bei Ängsten<br />
T4 - Hypnotherapie bei Sucht/<br />
Impulskontrolle<br />
>> T5 - 30.-31.10.2020<br />
Hypnotherapie bei Depression<br />
Supervisionen<br />
>> Frankfurt/Freiburg:<br />
Supervision wird jeweils nach einem<br />
Block (sonntags 9-13 Uhr) angeboten<br />
(ab Block 2). Am Tag vor T5 findet eine<br />
ganztätige Supervision (9-13 / 14-18<br />
Uhr) statt, nach Seminar T5 samstagsnachmittags<br />
(13-17 Uhr) und am<br />
folgenden Sonntagvormittag (9-13 Uhr).<br />
Danach wären dann die Weiterbildungsvoraussetzungen<br />
(Kurse + Supervision)<br />
für das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />
Klingenberger Institut für Klinische<br />
Hypnose<br />
Färberstraße 3a<br />
78467 Konstanz<br />
Tel.: 07531 6060350<br />
Fax: 07531 6060350<br />
E-Mail:<br />
Web:<br />
bongartz@hypnose-kikh.de<br />
www.hypnose-kikh.de<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Münchberg<br />
Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />
Münchberg:<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />
Grundkurse<br />
>> G1 20./21.09.<strong>2019</strong><br />
>> G2 11./12.10.<strong>2019</strong><br />
>> G3 08./09.11.<strong>2019</strong><br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />
Kulmbacher Straße 53<br />
95213 Münchberg<br />
Tel.: 09251 1525<br />
Fax: 09251 7269<br />
E-Mail: Peduenn@aol.com<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
München<br />
Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />
München:<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes<br />
Kaiser Rekkas<br />
Curriculum <strong>2019</strong><br />
Therapiekurse<br />
>> T2 - T4 22.-29.09.<strong>2019</strong><br />
Kompetenz, Ich-Stärkung, Stressbewältigung,<br />
Burnout-Prophylaxe, Psychotrauma,<br />
Psychosomatik, Schmerz<br />
(Seminarort Kakovatos/Griechenland)<br />
Curriculum 2020<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 26./27.10.<strong>2019</strong><br />
(in Hessisch Lichtenau)<br />
>> F2-F4 13.-17.05.2020<br />
(in Hessisch Lichtenau)<br />
Therapiekurse<br />
>> T1 (Termin nach Absprache mit den<br />
TeilnehmerInnen)<br />
(in Hessisch Lichtenau)<br />
Angst, Despression und Schlafstörungen<br />
>> T2-T4 28.09.-03.10.2020<br />
(in Kakovatos/Griechenland)<br />
Psychosomatik, Trauma und Schmerz<br />
Supervisionen<br />
>> 08.-10.11.<strong>2019</strong> (in München)<br />
>> 10.-15.02.2020 (in Griechenland<br />
am Kamin)<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes<br />
Kaiser Rekkas<br />
Chorherrstr. 4<br />
81667 München<br />
Tel.: 089 4484025<br />
Fax: 089 48999748<br />
E-Mail: Agnes.Kaiser.Rekkas@gmail.com<br />
Web: www.kaiser-rekkas.de<br />
Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Salzgitter<br />
Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />
Dr. med. dent. Christian Bittner<br />
Grundkurse<br />
>> G1 01./02.11.<strong>2019</strong><br />
>> G2 17./18.01.2020<br />
>> G3 14./15.02.2020<br />
Fortgeschrittenenkurse<br />
>> F1 03./04.04.2020<br />
>> F2 24./25.04.2020<br />
>> F3 15./16.05.2020<br />
>> F4 03./04.07.2020<br />
Supervisionen<br />
Gruppensupervisionen finden immer am<br />
Tag vor den Therapiekursen statt<br />
(16:00 Uhr bis 20:00 Uhr).<br />
Kollegiale Supervision/Supervisionsstammtisch<br />
jeweils der zweite Dienstag im<br />
3. Quartalsmonat<br />
Einzelsupervision<br />
Termine nach Vereinbarung<br />
Anmeldung und weitere Informationen:<br />
DGH Fort- und Weiterbildungszentrum<br />
Salzgitter<br />
Hinter dem Salze 10<br />
38259 Salzgitter<br />
Tel.: 05341 3988857<br />
Fax: 05341 3988858<br />
E-Mail:<br />
hypnose@zahn-sz.de<br />
ei den diesjährigen DGH-Projekttagen,<br />
die ja im jährlich<br />
B<br />
wechselnden Turnus mit der<br />
Summerschool stattfinden, trafen<br />
sich in diesem Jahr im Mai<br />
ca. 120 Teilnehmer in Bad Lippspringe<br />
zum Thema „Stärkung<br />
der Immunkompetenz bei chronisch-entzündlichen<br />
Erkrankungen“.<br />
Der damit weit gespannte Rahmen<br />
über unterschiedliche Erkrankungen<br />
ließ ein breit gefächertes Programm<br />
zu diesem aktuellen Thema<br />
von zunehmendem Interesse<br />
erwarten. Bei vielen trifft dieser<br />
„kleine Kongress“ auch deshalb<br />
auf großen Zuspruch, weil der<br />
kleinere Rahmen ein besonders<br />
persönliches Zusammentreffen<br />
ermöglicht. In seinem Eröffnungs-<br />
Nachlese zu den<br />
DGH-Projekttagen <strong>2019</strong><br />
MS gilt als Krankheit der 1000<br />
Gesichter.<br />
Wie Hypnose helfen kann, die<br />
Symptome spürbar zu lindern und<br />
die Krankheit als Wegweiser zu<br />
verstehen, um Veränderungen im<br />
eigenen Leben anzugehen, hat Diplom-Psychologe<br />
Thomas Seiffert<br />
zum Thema „Immunkompetenz“<br />
vortrag vermittelte Prof. Dr. Manfred<br />
Schedlowski vom Institut für<br />
Medizinische Psychologie und<br />
Verhaltensimmunbiologie am Uniklinikum<br />
Essen, einen eindrucksvollen<br />
Einblick in das komplexe<br />
Zusammenspiel von Verhalten,<br />
Immunreaktionen und Entzündungsprozessen.<br />
Anschließend<br />
wurden in weiteren interessanten<br />
Vorträgen der „DGH-eigenen“<br />
Experten auf diesem Gebiet, Dr.<br />
Klaus Hönig, Prof. Dr. Walter Bongartz<br />
und Dr. Michael Teut, die<br />
hypnotherapeutischen Möglichkeiten<br />
der Regulation und positiven<br />
Beeinflussung dieser immunologischen<br />
Prozesse dargestellt.<br />
Krankheit als Wegweiser<br />
Auf der Suche nach Ursachen und Auslösern<br />
DGH-Workshop zur Behandlung der Multiplen Sklerose<br />
bei Dipl.-Psych. Thomas Seiffert<br />
Autorin: Sabine Rochlitz<br />
bei den DGH-Projekttagen <strong>2019</strong> in<br />
einem Halbtagesworkshop erläutert.<br />
Für mich als Betroffene, die<br />
selbst mit Hypnotherapie behandelt<br />
wird, eine inspirierende und<br />
bereichernde Erfahrung. Als einen<br />
der Schlüssel für den Erfolg der Behandlung<br />
nennt Thomas Seiffert<br />
Autorin: Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />
Am zweiten Tag fanden acht Halbtagsworkshops<br />
statt, in denen<br />
auch praktische Einblicke zu hypnotherapeutischen<br />
Interventionen<br />
bei sehr unterschiedlichen Erkrankungen<br />
– Hauterkrankungen,<br />
Fibromyalgie, Tumorerkrankungen,<br />
Multipler Sklerose, Allergien,<br />
Darmerkrankungen und Rheuma<br />
– gewonnen werden konnten. Die<br />
Teilnehmer zeigten sich erfreut<br />
und sehr zufrieden über den Informationsgehalt<br />
der Veranstaltungen<br />
und die Kompetenz der dozierenden<br />
Experten, die ihr Wissen<br />
und ihre Erfahrungen auf diesem<br />
Gebiet interessant und anschaulich<br />
vermittelten. Schließlich trug<br />
auch das gesellige Beisammensein<br />
in gemütlicher Atmosphäre<br />
dazu bei, dass alle bereichert und<br />
gestärkt mit neuen Impulsen von<br />
den Projekttagen heimreisten. >
44 DGH-Workshop zu MS 745<br />
Interview mit Mark P. Jensen<br />
Faszination resultiere aus der Möglichkeit,<br />
„Dinge für sich selbst auf<br />
den Weg bringen zu können“. Ersten<br />
Kontakt zu Menschen mit Multipler<br />
Sklerose hat Thomas Seiffert<br />
vor 15 Jahren als Neuropsychologe<br />
im Zentrum für ambulante<br />
Neurorehabilitation in Würzburg<br />
geknüpft. Dort leitete er für eine<br />
Selbsthilfegruppe reine Hypnosekurse,<br />
das Angebot erfuhr Zulauf<br />
und zeigte Erfolge. Unter den rund<br />
100 Klienten mit MS, mit denen er<br />
seitdem gearbeitet hat – darunter<br />
übrigens bloß fünf Männer – seien<br />
viele, die deutliche Verbesserungen<br />
erfahren hätten: unter anderem<br />
beim Laufen, bei Missempfindungen<br />
und der Fatigue. „Wenn<br />
sie merken, dass etwas passiert,<br />
wenn sie verstehen, was die MS<br />
ihnen sagen möchte, und sich danach<br />
richten, dann brauchen sie<br />
mich nicht mehr.“<br />
Als Einstieg in die Hypnose arbeite<br />
er in der ersten Sitzung mit einem<br />
auf den Patienten abgestimmten<br />
„sicheren Ort“. Thomas Seiffert<br />
nimmt uns mit auf eine Frühlingswiese.<br />
Wir gehen spazieren<br />
oder sitzen unter einem Baum,<br />
die Sonne scheint vom blauen<br />
Himmel, einzelne Strahlen, nicht<br />
zu warm, nicht zu kalt, schaffen<br />
ein Gefühl von Geborgenheit und<br />
Gelassenheit. Blumen und Gräser<br />
wiegen sich sanft im Wind,<br />
der uns streift und die Blätter des<br />
Baumes zum Rauschen bringt.<br />
Wir schauen Schmetterlingen und<br />
Hummeln zu, hören Vögel und<br />
das Plätschern eines wenige Meter<br />
entfernt fließenden Bachs, in<br />
dessen kristallklarem Wasser sich<br />
die Sonne widerspiegelt… wenn<br />
wir es schöpfen, nehmen wir dessen<br />
wohltuende Energie auf, und<br />
in einem Tropfen in unserer Hand<br />
zeigt sich eine kleine Spiegelwelt…<br />
wir schöpfen das Wasser für einen<br />
wunderbaren Baum auf einem Hügel,<br />
wir bringen ihm Leben, Wertschätzung,<br />
Selbstvertrauen, können<br />
im Zeitraffer verfolgen, wie<br />
neue Zweige und Äste entstehen,<br />
Knospen und Blätter sich entwickeln.<br />
Dieser aufblühende Baum<br />
ist in uns, jede Zelle ist erfüllt mit<br />
Neuem. Im Tautropfen zeigt sich<br />
der eigene Wunsch, ein Ziel, ein<br />
Traum, den jeder hat… Die Bilder<br />
dieser Trance wähle er abhängig<br />
vom jeweiligen Patienten, viele<br />
hätten schon intuitiv ein Gefühl,<br />
welches Bild ihnen guttut. In der<br />
zweiten Sitzung versuche er mittels<br />
Hypnose nach Ursachen und<br />
Auslösern zu suchen, oft ergäben<br />
sich Zusammenhänge wie systemische<br />
Aspekte in der Familie, die<br />
den eigenen Selbstwert berühren,<br />
größere Einschnitte im Leben, die<br />
viel Stress verursacht haben. In<br />
den Therapiestunden führe er abwechselnd<br />
reine symptombezogene<br />
Hypnosen durch und solche,<br />
die Ursachen behandeln. Erstere<br />
erleben wir an diesem Morgen in<br />
Form der Energiekugel, die sich<br />
nach einem ausdauernden Aneinanderreiben<br />
der Hände zwischen<br />
diesen bildet und sich stetig vergrößert,<br />
deren Funken von dort<br />
in den ganzen Körper strömen.<br />
Sie wird schließlich so groß, dass<br />
man sogar selbst hineinpasst, sie<br />
schützt einen vor allen negativen<br />
Dingen von außen. Und ihre positive<br />
Energie des Lebens, der Heilung<br />
leiten wir schließlich in einen<br />
selbst gewählten Körperteil.<br />
Beim mesmerschen Streichen nach<br />
Franz Anton Mesmer, dem Mesmerisieren,<br />
werden unter anderem<br />
die Nerven vitalisiert, es handele<br />
sich um eine therapeutische Zuwendung,<br />
fast wie ein Streicheln,<br />
aber eben ohne Berührung, führt<br />
Thomas Seiffert aus – und wir erfahren<br />
diesen Effekt dann am<br />
eigenen Körper. Die Methode eigne<br />
sich auch als Trance-Induktion,<br />
wenn jemand Schwierigkeiten<br />
beim Visualisieren habe. Thomas<br />
Seiffert spricht – mit Widerspruch<br />
aus dem Teilnehmerkreis – von<br />
MS-Persönlichkeiten, die oft perfektionistische<br />
Ansprüche hätten,<br />
welche wiederum aus einem mangelnden<br />
Selbstwertgefühl herrühren<br />
könnten. Mithilfe der „Ego<br />
State-Therapie“ (John und Helen<br />
Watkins) unter Hypnose würden<br />
Persönlichkeitsanteile erkannt, die<br />
für die Krankheit und den mangelnden<br />
Selbstwert verantwortlich<br />
seien. Er kommuniziere in den<br />
Trancen selbst nicht verbal mit den<br />
Klienten, jedoch teilweise mittels<br />
ideomotorischer Fingerzeichen.<br />
Zudem gebe er ihnen Hypnosewerkzeuge<br />
in die Hand, um eigene<br />
Wünsche und (Bauch-)Entscheidungen<br />
zu realisieren und zu erkennen.<br />
Mein Fazit: Ich entdecke Vieles,<br />
was ich aus der eigenen Behandlung<br />
kenne und als hilfreich erlebe<br />
und fühle mich dadurch bestätigt.<br />
Und auch, wenn Thomas Seiffert<br />
in Details vielleicht anders arbeitet<br />
als mein Therapeut, spüre ich bei<br />
ihm ebenfalls diese positive Energie,<br />
die sich auf das Gegenüber<br />
überträgt und die in meinen Augen<br />
entscheidenden Einfluss auf<br />
den Erfolg hat. >
46 Interview mit Mark P. Jensen Gesundheitsminister Spahn 747<br />
Interview mit<br />
Mark P. Jensen, PhD<br />
Wow. Die Antwort auf diese Frage<br />
wäre eine einstündige Vorlesung.<br />
Grundsätzlich ist es aber wichtig,<br />
sich daran zu erinnern, dass es<br />
kein ausgesprochenes „Schmerzzentrum“<br />
im Gehirn gibt. Schmerz<br />
wird vom Gehirn erzeugt, um uns<br />
vor möglichen Verletzungen zu<br />
warnen und zu schützen. Das Gehirn<br />
berücksichtigt also viele Dinge,<br />
wenn es sich entscheidet, die<br />
„Schmerzglocke zu läuten“ oder<br />
nicht, und wenn ja, wie laut die<br />
Glocke läuten soll.<br />
Es ist bestrebt, die Bedeutung von<br />
Sinnesempfindungen im Kontext<br />
früherer Erfahrungen und Erkenntnisse<br />
zu verstehen. Es bestimmt,<br />
wie wichtig diese Empfindungen<br />
sind, im Zusammenhang mit dem,<br />
was sonst noch geschieht, und<br />
was für die Sicherheit, das Wohlbefinden<br />
und die Gesundheit der<br />
Person am wichtigsten ist. Um die<br />
Person zu schützen, gibt es oft die<br />
Tendenz, einen Schmerz zu erzeugen,<br />
auch wenn er nicht besonders<br />
nützlich ist. Während all dies<br />
sehr schnell (und automatisch) geschieht,<br />
umfasst der Prozess viele<br />
verschiedene und all jene Gehirnsysteme,<br />
von denen gezeigt werden<br />
konnte, dass sich Hypnose<br />
dort auswirkt.<br />
Mark P. Jensen, PhD,<br />
ist Professor und Vizepräsident im Bereich Forschung an der Fakultät für Medizinische<br />
Rehabilitation an der University of Washington (Seattle/USA). Er untersucht chronische<br />
Schmerzen und hilft seit über 30 Jahren Menschen, Schmerzen effektiv zu bewältigen.<br />
Er wurde vom National Institute of Health und anderen Förderinstitutionen<br />
finanziert, um die Wirksamkeit und die Mechanismen verschiedener Behandlungen<br />
bei chronischen Schmerzen, einschließlich Hypnose, zu untersuchen.<br />
Er hat zum Thema Schmerzeinschätzung und -Behandlung umfangreich publiziert<br />
(sieben Bücher und über 500 Artikel und Buchkapitel). Zahlreiche Auszeichnungen<br />
für Schriften und wissenschaftliche Beiträge, darunter u.a.: der Jay Haley Early Career<br />
Award für innovative Leistungen über Hypnose von der Internationalen Gesellschaft<br />
für Hypnose, den Clark L. Hull Award for Scientific Excellence für seine Beiträge über<br />
Experimentelle Hypnoseforschung des American Journal of Clinical Hypnosis, den<br />
Wilbert E. Fordyce Clinical Investigator Award der American Pain Society, und sowohl<br />
die Distinguished Contributions to Scientific Hypnosis als auch die Dinstinguished<br />
Contributions Professional Hypnosis Awards der American Psychological Association<br />
Division 30.<br />
Sein Buch „Hypnose bei chronischem Schmerz“ (Carl Auer) gewann 2011 den Arthur<br />
Shapiro Award der Society for Clinical and Experimental Hypnosis: Bestes Buch über<br />
Hypnose. Zudem ist Jensen ein international gefragter Redner und Workshop-Leiter.<br />
Dies ist einer der Gründe, warum<br />
Hypnose so effektiv bei der<br />
Schmerzbehandlung sein kann.<br />
Man beeinflusst eines dieser Systeme<br />
und Schmerzen können sich<br />
ändern. Die Schmerzreduktion ist<br />
ein sehr großes Ziel, welches aber<br />
in der Tat ziemlich einfach zu erreichen<br />
ist.<br />
Wenn Sie nur ein einziges<br />
Hypnoseprotokoll/-skript<br />
zur Schmerzbehandlung<br />
verwenden könnten, welches<br />
würden Sie wählen?<br />
…welches am besten zu dem Patienten<br />
passt, mit dem ich gerade<br />
arbeite. Das bedeutet, dass „die“<br />
Technik, die ich am häufigsten<br />
mindestens einmal mit jedem Patienten<br />
anwende und ihm mitgebe,<br />
die stufenweise Zukunftsprogression,<br />
die individuell auf den Patienten<br />
zugeschnitten ist, um ihm<br />
zu helfen, sein wertvollstes Ziel zu<br />
erreichen.<br />
Auch für die Schmerzbehandlung<br />
habe ich festgestellt, dass <strong>Suggestionen</strong>,<br />
die die Wahrnehmung<br />
von Empfindungen verändern<br />
(von Empfindungen, die auf körperliche<br />
Schäden hinweisen, zu<br />
Empfindungen die willkommene,<br />
nützliche und zu berücksichtigende<br />
Warnhinweise sind), besonders<br />
wirksam sind, um die Intensität<br />
chronischer Schmerzen zu reduzieren.<br />
<strong>Suggestionen</strong>, die sich ausschließlich<br />
(oder hauptsächlich)<br />
auf „mehr Wohlgefühl“ konzentrieren,<br />
reichen nach meiner Erfahrung<br />
nicht aus.<br />
Was halten Sie davon,<br />
Selbsthypnose zu lehren?<br />
Ich lehre immer, immer Selbsthypnose.<br />
Ich glaube, dass dies von<br />
wesentlicher Bedeutung ist, damit<br />
der Nutzen der Behandlung von<br />
Dauer ist.<br />
Ich weiß, dass ein wichtiger Teil<br />
Ihres Lebenswerks darin<br />
besteht, Hypnose zu lehren,<br />
auch in Ihren Büchern.<br />
Gibt es etwas Neues?<br />
Ja, allerdings. Diesen Sommer sind<br />
gleich zwei neue Bücher erschienen:<br />
„Hypnotic Techniques for<br />
Chronic Pain Management: Favorite<br />
Methods of Master Clinicians“<br />
und „Hypnosis for Acute und Procedural<br />
Pain Management: Favorite<br />
Methods of Master Clinicians“,<br />
beide in der Voices of Experience-<br />
Serie. >
48 Gesundheitsminister Spahn<br />
Kinder leicht behandeln<br />
49<br />
Kinder leicht behandeln –<br />
vom DGH-Workshop 2018<br />
bei Barbara Beckers-Lingener<br />
Autor: Zahnarzt Sebastian Knop<br />
führt, die wir umsetzen. Selbstverständlich<br />
steuern wir selbst in<br />
diesem Sinne in unseren Praxen<br />
längst die Therapieplatzvergabe,<br />
die Entscheidung über die Therapiefrequenz,<br />
die Dauer der Therapie<br />
etc. Wie wir alle wissen, ist das<br />
doch keine Frage! Und genau das<br />
versuchten wir, Herrn Spahn auch<br />
zu vermitteln. Allerdings stelle<br />
sich bei der momentanen katastrophalen<br />
Versorgungssituation<br />
eine schier unlösbare Aufgabe,<br />
wen von den derzeit wartenden<br />
Patienten man denn am ehesten<br />
für „weniger belastet“ einschätzen<br />
und wegschicken solle, um einen<br />
„noch Kränkeren“ vorzuziehen.<br />
Weitere inhaltliche Punkte waren<br />
von Seiten der Psychotherapeuten<br />
das Favorisieren einer kleinräumigeren<br />
Planung bei der Verteilung<br />
von Psychotherapeutensitzen sowie<br />
eine spürbare Förderung multiprofessioneller<br />
Teams (z.B. durch<br />
finanzielle Honorierung), wie sie<br />
bei bestimmten Krankheitsbildern<br />
zum Einsatz kommen, aber auch<br />
im Kinder- und Jugendbereich<br />
durch die Einbeziehung von Lehrern,<br />
Eltern und Jugendamt häufig<br />
notwendig und wünschenswert<br />
sind. Darüber hinaus zeigte der<br />
Gesundheitsminister Interesse an<br />
der Förderung der Durchführung<br />
von Gruppentherapien. Er konnte<br />
die Argumentation einiger PsychotherapeutInnen<br />
nachvollziehen,<br />
wegen des hohen bürokratischen<br />
Aufwands bei der Beantragung<br />
derzeit von Gruppentherapien Abstand<br />
zu nehmen.<br />
Herr Spahn nahm sich Zeit und<br />
blieb sogar etwas länger, als zunächst<br />
geplant war. Er hörte interessiert<br />
und aufmerksam zu und<br />
gab zu verstehen, dass er die Fachkompetenz<br />
und das hohe berufliche<br />
Engagement der Anwesenden<br />
wahrnehme und wichtige Anregungen<br />
nach Berlin mitnehme.<br />
Im Verlauf des Treffens kündigte<br />
er sogar eine überraschend hohe<br />
Zahl von bundesweit neu zu schaffenden<br />
Therapeutensitzen an.<br />
Allerdings hinterließ sein Schlusswort,<br />
in dem er noch einmal die<br />
aus seiner Sicht notwendige Veränderung<br />
in der Steuerung des<br />
Therapiezugangs bekräftigte, wiederum<br />
Ernüchterung bei uns. In<br />
unserem Resümee, nachdem der<br />
Minister sich schon verabschiedet<br />
hatte, stellten wir fest, dass wir<br />
zwar nicht einschätzen konnten,<br />
welche Wirkungen dieses Treffen<br />
nun hinterlassen würde, wir aber<br />
mit unserem gemeinsamen Auftreten<br />
sehr zufrieden waren und<br />
fanden, dass wir unsere zuvor geplanten<br />
Vorsätze erfolgreich umgesetzt<br />
hatten. Es ist doch gut,<br />
dass wir an dieser Stelle ganz therapeutisch<br />
wohlwollend und wertschätzend<br />
miteinander umgehen<br />
konnten! >
50 Kinder leicht behandeln Nachruf: Betty Alice Erickson 751<br />
eindringen. Und wer will schon<br />
gerne freiwillig arbeiten? Da setzt<br />
sich mancher lieber wieder hin.<br />
Auch Geschwisterkinder, die gerne<br />
aus der Nähe zuschauen, kann<br />
man auf diese Weise beschäftigen<br />
und ihnen gleichzeitig die Angst<br />
nehmen, da sie Instrumente und<br />
Materialen durch Anfassen kennenlernen.<br />
Leichte Umsetzbarkeit<br />
auch bei anderen Behandlungen<br />
als „Pilot“ selbst den „Pilotenstuhl“<br />
bedienen darf, hat neben der aktiven<br />
Einbindung in den Heilungsprozess<br />
auch einen Nutzen für die<br />
Entspannung: Die Zahnärztin unterstützt<br />
das Kind, sich nach dem<br />
Knopf auf dem Bedienfeld zu strecken.<br />
Sobald sich der Stuhl nach<br />
hinten bewegt, darf sich das Kind<br />
entspannt zurücklehnen. Erst anspannen,<br />
dann entspannen – für<br />
Kinder ist es nur ein Spiel, aber<br />
Kenner erkennen hier das Prinzip<br />
der Muskelentspannung nach Jacobson.<br />
Dass Barbara Kindern sogar Instrumente<br />
in die Hand drückt, die sie<br />
später benötigt, ist auch ein Element,<br />
diese aktiv an der Behandlung<br />
zu beteiligen. Es wirkt zwar<br />
auf den ersten Blick befremdlich,<br />
Kindern angsteinflößende Gegenstände<br />
wie Spritze und Zange in<br />
die Hand zu geben und ich bin<br />
damit auch noch zurückhaltend.<br />
Aber mit Spiegel, „Zahnklebe“ (=<br />
Adhäsiv, Haftvermittler für das Füllungsmaterial)<br />
und „Zahnknete“ (=<br />
Füllungsmaterial) habe ich schon<br />
gute Erfahrungen gemacht. In<br />
einer Sitzung, in der ich bei einem<br />
Jungen eine Füllung gelegt und<br />
dessen Mutter mit besorgtem Blick<br />
die Sitzung vom Besucherstuhl<br />
aus beobachtet hatte, bedankte<br />
ich mich nach der Sitzung bei dem<br />
Jungen für die Mithilfe und provozierte<br />
anschließend mit der Frage:<br />
„Hat’s wenigstens Spaß gemacht?“<br />
Ich erinnere mich noch an den verblüfften<br />
Blick der Mutter, als der<br />
Junge mit dem Brustton der Überzeugung<br />
sagte: „Ja.“<br />
Eltern und Geschwister<br />
„Der größte Hypnotiseur im Raum<br />
ist immer die Mutter bzw. der Vater.“<br />
Wer den störenden Einfluss<br />
von sich einmischenden Eltern<br />
im Sprechzimmer einmal erlebt<br />
hat, weiß sofort, was Barbara Beckers-Lingener<br />
mit dieser Aussage<br />
meint. Eltern, die entspannt auf<br />
dem Besucherstuhl Platz nehmen,<br />
können die Behandlung folglich<br />
positiv beeinflussen, da sie zum<br />
Ausdruck bringen, dass sie der<br />
Zahnärztin vertrauen. Eltern dagegen,<br />
die ihr Kind vor dem „bösen<br />
Zahnarzt“ beschützen wollen, können<br />
die ganze Behandlung kaputtmachen.<br />
Wenn Eltern also aufstehen und<br />
sich dem Behandlungsstuhl nähern,<br />
droht höchste Gefahr für den<br />
erfolgreichen Verlauf der Behandlung.<br />
Warum also nicht einfach<br />
die Eltern freundlich einbeziehen?<br />
„Wenn Sie schon gerade stehen,<br />
können Sie mal eben dieses Instrument<br />
halten“, ist eine der Aufgaben,<br />
die Barbara Eltern gibt, die<br />
zu sehr in die Behandlungssphäre<br />
Von der Tatsache, dass die Methoden,<br />
die Barbara Beckers-Lingener<br />
in ihren Workshops zeigt, leicht<br />
umsetzbar sind und sich in der Regel<br />
sofort in den Praxisalltag integrieren<br />
lassen, habe ich wieder<br />
sehr profitiert. Dennoch weiß ich,<br />
dass ich vieles immer noch nicht<br />
umgesetzt habe, beispielsweise<br />
den Schläfengriff, wobei ich wieder<br />
bei den nonverbalen Hypnosetechniken<br />
wäre. Was mir in dem<br />
Zusammenhang übrigens auch gut<br />
gefallen hat, war das „Päckchen“:<br />
Beim sogenannten „Bonding“, das<br />
heißt, der Elternteil liegt unten und<br />
das Kind liegt mit dem Rücken auf<br />
ihm, bittet Barbara schon einmal<br />
das Elternteil um Mithilfe, wenn<br />
das Kind unruhig wird. Dazu soll<br />
der Elternteil die Arme und Beine<br />
des Kindes mit seinen eigenen Armen<br />
und Beinen umfangen. Dazu<br />
sagt sie dann: „Machen Sie mal ein<br />
Päckchen daraus, um Ihrem Kind<br />
zu helfen.“ Dies ist ein wunderschönes<br />
Reframing im doppelten<br />
Sinne: die Extremitäten des Elternteils<br />
stellen einen Rahmen für<br />
den Körper des Kindes dar und die<br />
Formulierung ist ein Reframing im<br />
hypnotischen Sinn!<br />
Den Begriff „Zahnklebe“ habe ich<br />
bisher in meiner Praxis verwendet.<br />
Barbara bevorzugt den Begriff<br />
„Zahn-UHU“, zumal er sich zur<br />
Konfusion eignet: UHU = Klebe,<br />
aber auch Uhu = Vogel. Mit dem<br />
Uhu-Vogel kann sie dann bei Bedarf<br />
weiterarbeiten.
52<br />
Literaturübersicht Wissenschaft<br />
Literaturübersicht Wissenschaft<br />
753<br />
Literaturübersicht<br />
Wissenschaft<br />
Wie schon im letzten Jahr angedeutet,<br />
werden die Fragestellungen in<br />
der Hypnoseforschung immer spezieller,<br />
Grundlagenforschung rückt<br />
in den Vordergrund. Das zeigt<br />
einerseits, dass es längst nicht<br />
mehr nur darum geht, ob Hypnose<br />
überhaupt funktioniert, sondern<br />
um die Aufdeckung der zu Grunde<br />
liegenden Mechanismen. Andererseits<br />
wird es damit für den Hypno-<br />
seanwender immer schwieriger,<br />
daraus praktische Konsequenzen<br />
für seine tägliche Arbeit abzuleiten.<br />
Ein im Sinne der wissenschaftlichen<br />
Akzeptanz der Hypnose als<br />
wirksames Therapeutikum erheblicher<br />
Vorteil der zunehmenden Anzahl<br />
von Veröffentlichungen ist die<br />
dadurch eingetretene Möglichkeit,<br />
Metaanalysen, also die statistische<br />
Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
einer Vielzahl von Studien<br />
durchzuführen. Dadurch wird die<br />
Evidenz der Wirksamkeit der Hypnose<br />
bei verschiedenen therapeutischen<br />
Fragestellungen natürlich<br />
erheblich gesteigert. Zwei solche<br />
Metaanalysen sollen hier vorgestellt<br />
werden, sie bestätigen gute<br />
Ergebnisse für die Effektivität des<br />
Einsatzes von Hypnose bei Depressionen<br />
beziehungsweise Migräne:<br />
Niamh Flynn (2018) Systematic Review of the Effectiveness of Hypnosis for the Management<br />
of Headache, International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 66:4, 343-352<br />
Abstract<br />
Migraine is a complex neurological condition that causes a range of symptoms, the most common<br />
of which is a severe headache. The aim of this systematic review of the literature is to determine the<br />
efficacy of hypnosis in the treatment of migraine. A systematic search of 4 scientific databases was<br />
conducted using the primary search terms migraine, headache, hypnosis, and hypnotherapy. A total<br />
of 8 studies were identified that examined hypnotic techniques either alone or in combination with<br />
other nonpharmaceutical techniques, such as visual imagery, relaxation, and pain-displacement<br />
techniques. This study demonstrates that hypnotherapy and relaxation techniques are effective in<br />
reducing short- and long-term headache activity in migraine sufferers.<br />
Zum möglichen Einsatz von Hypnose und Akupunktur in der Therapie der Migräne gibt es auch<br />
eine klinische Studie, die sogar eine gewisse Überlegenheit dieser beiden Verfahren gegenüber<br />
einer reinen Pharmakotherapie ergab:<br />
Kenan Tastan, Ozlem Ozer Disci & Turan Set (2018) A Comparison of the Efficacy of Acupuncture<br />
and Hypnotherapy in Patients With Migraine, International Journal of Clinical and Experimental<br />
Hypnosis, 66:4, 371-385<br />
Abstract<br />
A Meta-Analysis of Hypnotic Interventions for Depression Symptoms: High Hopes for Hypnosis?<br />
Leonard S. Milling, Keara E. Valentine, Hannah S. McCarley & Lindsey M. LoStimolo, American<br />
Journal of Clinical Hypnosis, Volume 61, 2018 - Issue 3, Pages 227-243<br />
Abstract<br />
This meta-analysis quantifies the effectiveness of hypnosis for treating the symptoms of depression.<br />
To be included in the meta-analysis, studies were required to use a between-subjects or mixed-model<br />
design in which a hypnotic intervention for depression was compared with a control condition in<br />
reducing depression symptoms. Of 197 records screened, 10 studies incorporating 13 trials of hypnosis<br />
met the inclusion criteria. The mean weighted effect size for 13 trials of hypnosis at the end of<br />
active treatment was 0.71 (p ≤ .001), indicating the average participant receiving hypnosis showed<br />
more improvement than about 76% of control participants. The mean weighted effect size for four<br />
trials of hypnosis at the longest follow-up was 0.52 (p ≤ .01), indicating the average participant treated<br />
with hypnosis showed more improvement than about 51% of control participants.<br />
These effect sizes are comparable to those associated with well-known psychological interventions<br />
for depression (e.g., Beck’s cognitive therapy, interpersonal therapy) and suggest hypnosis is a very<br />
effective way of alleviating the symptoms of depression. Clinicians may wish to give serious consideration<br />
to hypnosis as a treatment option when working with clients and patients who are depressed.<br />
This study investigated the effect of acupuncture, hypnotherapy, and pharmacotherapy in migraine<br />
treatments among 90 patients. They were divided into 3 groups of 30 persons each. Group 1, Group<br />
2, and Group 3 were treated with acupuncture, hypnotherapy, and pharmacotherapy, respectively.<br />
Changes in the visual analog scale (VAS) and Migraine Disability Assessment (MIDAS) scores from<br />
baseline were monitored. Reductions in the percentages of the VAS and MIDAS scores at the end of<br />
the third month were significantly higher in the acupuncture and hypnotherapy groups than those<br />
of the pharmacotherapy group (p < .01). Acupuncture and hypnotherapy can be developed as treatment<br />
options alone as an equivalent to conventional treatment.<br />
Auch über den Einsatz von Hypnose in der Telemedizin wird geforscht, hier konnte gezeigt<br />
werden, dass beim Reizdarmsyndrom eine Hypnotherapie via Skype zwar nicht ganz so effektiv<br />
ist wie eine persönliche Einzelsitzung, aber der Zugang zu einer solchen Therapie würde<br />
auf diese Weise natürlich deutlich verbessert:<br />
Shariq S. Hasan, James S. Pearson, Julie morris & Peter J. Whorwell (<strong>2019</strong>)<br />
SKYPE HYPNOTHERAPY FOR IRRITABLE BOWEL SYNDROME: Effectiveness and Comparison with<br />
Face-to-Face Treatment, International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 67:1,<br />
69-80<br />
Abstract<br />
Gut-focused hypnotherapy is an effective treatment for irritable bowel syndrome but is not widely<br />
available. This study assessed whether providing hypnotherapy by Skype might partially overcome<br />
this problem. Using a 50-point or more reduction in the IBS Symptom Severity Score as the primary<br />
>>
54 Literaturübersicht Wissenschaft<br />
Neue Zertifikatsinhaber<br />
755<br />
outcome measure, 65% of subjects responded to Skype hypnotherapy with all other outcomes significantly<br />
improving. The primary outcome figure for face-to-face hypnotherapy was 76%. When other<br />
outcome scores for Skype and face-to-face treatment were compared, the mean changes were these:<br />
symptom severity (−94.1 vs. −129.2), noncolonic score (−52.3 vs. −64.8), quality of life (+56.4 vs.<br />
+66.2), anxiety (−3.3 vs. −3.0), depression (−1.7 vs. −2.5), and a 30% or more pain reduction (44%<br />
vs. 62%). Skype hypnotherapy is effective but slightly less so than face-to-face treatment. However,<br />
many patients would have been unable to access treatment without the Skype option.<br />
Neue Zertifikatsinhaber<br />
Stand: Ende Juni <strong>2019</strong><br />
Herzlichen Glückwunsch zum Erhalt des DGH-Zertifikats!<br />
Dr. med.<br />
Desirée<br />
Bergmann<br />
Brighton<br />
Abschließend noch eine Arbeit, die mir persönlich sehr gefällt, die Beschreibung des “McCarthy<br />
Teetopf-Test“. Ein sehr fantasievoller Ansatz, um die Erwartungshaltung des Patienten zu<br />
steigern.<br />
PD Dr. med.<br />
Dipl.-Soz.-Päd., KJP<br />
Dipl.-Psych.<br />
Katrin<br />
Margitta<br />
Andrea<br />
Breitbach<br />
Carli-Schmidt<br />
Cersovsky<br />
Bad Bramstedt<br />
Schwalmstadt<br />
Münster<br />
Patrick McCarthy (2018) THE MCCARTHY TEAPOT TEST, International Journal of Clinical and Experimental<br />
Hypnosis, 66:3, 308-31<br />
Dr. med.<br />
Arzt<br />
Dr. med.<br />
Jana<br />
Manuel<br />
Barbara<br />
Czymmek-Demantowsky<br />
Fuhrmann<br />
Gartmann<br />
Dortmund<br />
Bonn<br />
Freiburg<br />
Abstract<br />
Dipl.-Psych.<br />
Ursula<br />
Groß<br />
Erftstadt<br />
Expectancy has often been declared to be the single most important factor in the success or failure<br />
of any hypnotic intervention. Given this truism that expectancy is so crucial, this article shows how a<br />
potential patient’s expectancy can be influenced and lowered or raised by the words and actions of<br />
the therapist. The essence of this innovative, simple, and quick method is that it is an expectancy-enhancement<br />
procedure that masquerades as a hypnotizability assessment. What makes this method<br />
powerful is the author’s emphasis on the theatrical components of therapist performance (it even<br />
includes acting instructions). No one fails this test.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Ärztin<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dipl.-Soz.-Päd., KJP<br />
M.Sc. Psych.<br />
Claudia<br />
Silke<br />
Silke<br />
Marina<br />
Isabella<br />
Anna<br />
Esther<br />
Gysling-Tappeiner<br />
Hoffmann<br />
Holste<br />
Hortling<br />
Jungh<br />
Kampschroer<br />
Kottmann<br />
Zug<br />
Köln<br />
Marl<br />
Münster<br />
Münster<br />
Barntrup<br />
Affoltern A/A<br />
Dr. med.<br />
Peter<br />
Kranl<br />
Tegernsee<br />
Peter Dünninger
56 Neue Mitglieder der DGH<br />
Neue Mitglieder der DGH<br />
757<br />
Neue Mitglieder der DGH<br />
Stand: Ende Juni <strong>2019</strong><br />
Herzlich willkommen in der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.!<br />
Ärztin<br />
Annette<br />
Albrecht<br />
Göttingen<br />
Dipl.-Psych.<br />
Beate<br />
Liesner<br />
Münster<br />
B.Sc. Psych.<br />
Ulrike<br />
Arras<br />
Krefeld<br />
KJP<br />
Sonja<br />
Lünnemann<br />
Münster<br />
Dipl.-Psych.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Dipl.-Psych.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Anette<br />
Faton<br />
Claudia<br />
Andrea<br />
Axt<br />
Berisha<br />
Bohusch<br />
Brauner<br />
Darmstadt<br />
Gera<br />
Syke<br />
Birmensdorf<br />
Dr. med.<br />
Dr. med.<br />
Dr. med.<br />
Helga<br />
Jörg<br />
Christoph<br />
Mangold<br />
Marr<br />
Mauer<br />
Haarbach<br />
Pritzwalk<br />
Plön<br />
Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Zahnärztin<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Zahnärztin Dr.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Mag. Ra.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med. univ. Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Nadja<br />
Franz Christian<br />
Ute<br />
Andrea<br />
Kerstin<br />
Annette<br />
Kolja<br />
Kornelia<br />
Stefan<br />
Annegret<br />
Anja<br />
Barbara<br />
Brigitte<br />
Claudia<br />
Susanne<br />
Paulina<br />
Ulrike<br />
Judith<br />
Bremshey<br />
Burgner<br />
Chavalés<br />
Christoffel<br />
Dörlitz<br />
Ebel<br />
Eicker<br />
Eschhaus<br />
Fielmuth<br />
Flintrop<br />
Funk<br />
Gartmann<br />
Greif<br />
Gysling-Tappeiner<br />
Hallmann<br />
Hauck<br />
Heinze<br />
Herbst<br />
Bochum<br />
Norden<br />
Aachen<br />
Bonn<br />
Buxtehude<br />
Möhnesee<br />
Münster<br />
Lingen<br />
Alt Rehse<br />
Köln<br />
Schmalkalden<br />
Freiburg<br />
Meran<br />
Zug<br />
Hamburg<br />
Lauchringen<br />
Emsdetten<br />
Essen<br />
Zahnärztin Dr.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Ärztin<br />
Dr. med.<br />
Dr. med.<br />
PD Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. phil.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Ärztin<br />
Dipl.-Psych. Sr. M.<br />
Dr. med. dent.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Nicola<br />
Brigitte<br />
Irina<br />
Eva Judit<br />
Katja<br />
Michaela<br />
Armgard<br />
Antje<br />
Maria<br />
Christine Dorothea<br />
Vanessa Tatjana<br />
Christiana<br />
Ulrike<br />
Anna-Kristina<br />
Meißner<br />
Milkau<br />
Mizel<br />
Mohos<br />
Montag<br />
Müller<br />
Plötz<br />
Reymann<br />
Rime<br />
Rudolf<br />
Schaupp<br />
Schlotter<br />
Schröder<br />
Szeimies<br />
Bad Reichenhall<br />
Bamberg<br />
Berlin<br />
Zell am See<br />
Kerzers<br />
Wiesbaden<br />
Bad Fallingborstel<br />
Baunatal<br />
Lechbruck<br />
Lippstadt<br />
Lörrach<br />
Rottenburg a.Nr.<br />
Offenburg<br />
Braunschweig<br />
Dipl.-Psych.<br />
Barbara<br />
Herrmann-Gohlke<br />
Gießen<br />
Dr. med.<br />
Reinhard<br />
Thiel<br />
Bad Pyrmont<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Ärztin<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. rer. nat. Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
M.Sc. Psych.<br />
Miriam<br />
Anne-Christin<br />
Anne<br />
Christine Karin<br />
Nahid<br />
Jana<br />
Jens<br />
Martin<br />
Esther<br />
Heuer-Bosse<br />
Hüsken<br />
Jahn<br />
Kämmerer<br />
Kaviani<br />
Klusemann<br />
Klusemann<br />
Knappe<br />
Kottmann<br />
Mettingen<br />
Münster<br />
Bremen<br />
Frankfurt<br />
Olpe<br />
Trier<br />
Trier<br />
Dresden<br />
Affoltern A/A<br />
Ärztin<br />
Dr. med.<br />
Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Dipl.-Psych.<br />
Dr. med.<br />
Prof. Dr.<br />
Dilek<br />
Anja<br />
Karin<br />
Sibylle<br />
Stephan<br />
Nicole<br />
Claudia<br />
Günther<br />
Toksöz-Kersting<br />
Traub-Hoge<br />
Tremmel<br />
Uhl-Dabelow<br />
von Spalden<br />
Weber<br />
Wehmeyer<br />
Wüsten<br />
Köln<br />
Radevormwald<br />
Schlossau<br />
Schwerte<br />
Hurlach<br />
Waldweiler<br />
Münster<br />
Reinach BL<br />
lic. phil.<br />
Sarah<br />
Kuhn<br />
Lenzburg<br />
Ärztin<br />
Hildegard<br />
Zervos<br />
Gummersbach<br />
Dr. med.<br />
Thomas<br />
Lange<br />
Neustadt an der Orla
58 Rezensionen & Neuerscheinungen<br />
Rezensionen & Neuerscheinungen 759<br />
Rezensionen & Neuerscheinungen:<br />
Autoren: Dr. med. dent. Peter Dünninger // Dipl.-Psych. Ronald Milewski<br />
Björn Migge:<br />
>> Hypnose und Hypnotherapie.<br />
Grundlagen und Praxis für Coaching<br />
und Kurzzeittherapie, Beltz,<br />
Weinheim 2018.<br />
Dieses Buch unterscheidet sich<br />
von vielen in den „<strong>Suggestionen</strong>“<br />
bereits besprochenen vor allem<br />
dadurch, dass es sich nicht, wie<br />
meistens, nur an Therapeuten<br />
und eventuell wissbegierige Laien,<br />
sondern auch an Coaches wendet.<br />
Das macht es in mehrerer Hinsicht<br />
interessant und bemerkenswert.<br />
Das fällt bei der einleitenden ausführlichen<br />
Definition der Hypnose<br />
noch nicht besonders auf, aber<br />
spätestens im Kapitel über die Geschichte<br />
der Hypnose mit einer detaillierten<br />
Würdigung bedeutender<br />
Hypnoselehrer wird klar, dass hier<br />
keineswegs nur die aus dem Kanon<br />
der „akademischen“ Wissenschaftler<br />
und Forscher altbekannten<br />
Koryphäen zu Wort kommen.<br />
Während ein Dave Elman sicher<br />
noch Vielen ein Begriff sein wird,<br />
dürften Personen wie Gerald F.<br />
Kein, Calvin D. Banyan, Charles<br />
Tebbets, Harry Arons, Roy Hunter<br />
und Randall Churchill, denen im<br />
Buch breiter Raum gewidmet wird,<br />
unter universitär ausgebildeten<br />
Hypnotherapeuten eher nur den<br />
wenigeren bekannt sein, während<br />
sie in der Szene der Coaches und<br />
Hypnotiseure offensichtlich große<br />
Popularität genießen. Diese Dualität<br />
der unterschiedlichen Blickwinkel<br />
auf die Hypnose zieht sich<br />
durch das ganze Buch. Migge ist<br />
sich dieser Tatsache sehr bewusst<br />
und er stellt sie ganz explizit dar.<br />
Das führt dazu, dass letztlich jede<br />
der angesprochenen Therapeutengruppen<br />
notwendigerweise auch<br />
mit der Sichtweise der jeweils anderen<br />
konfrontiert wird. Das eröffnet<br />
natürlich durchaus neue<br />
und ungewohnte Erkenntnisse.<br />
Unabhängig davon bietet das Buch<br />
eine sehr gründliche Einführung<br />
in die Grundlagen der Hypnose<br />
und Hypnotherapie und zahlreiche<br />
klinische Anwendungen. Zusätzlich<br />
gibt es noch eine Fülle<br />
von Online-Materialien inklusive<br />
zahlreicher Audiodateien mit entsprechenden<br />
Beispielen. Alleine<br />
dadurch ist es schon eine lohnende<br />
Investition.<br />
Mich persönlich hat die Lektüre<br />
allerdings sehr nachdenklich gemacht.<br />
Zum einen hat es mir, der<br />
ich mich auf diesem Gebiet für<br />
ziemlich belesen gehalten habe,<br />
gezeigt, dass es neben dem, was<br />
unsere DGH-Ausbildung bietet,<br />
noch einen ganzen Kosmos anderer<br />
Hypnoselehrer gibt, andererseits<br />
überkam mich angesichts der<br />
in allen Einzelheiten geschilderten<br />
potenten hypnotherapeutischen<br />
Interventionen, die eben auch<br />
Coaches vermittelt werden sollen,<br />
ein leichtes Schwindelgefühl.<br />
Zwar wird der Autor nicht müde,<br />
bei jeder Gelegenheit auf die Notwendigkeit<br />
des verantwortungsvollen<br />
Umganges mit der Hypnose<br />
hinzuweisen. Ob das von allen<br />
seiner potentiellen Leser so strikt<br />
beachtet wird, bleibt allerdings zu<br />
hoffen. Unabhängig davon bietet<br />
das Buch eine sehr eingehende<br />
Einführung in das Thema und eine<br />
reiche Palette von Anwendungsbeispielen,<br />
gerade auch durch die<br />
ausführlichen Online-Materialien.<br />
Es ist daher für die beiden angesprochenen<br />
Zielgruppen, insbesondere<br />
auch wegen des erwähnten<br />
Blickes „über den Tellerrand“<br />
sicherlich empfehlenswert. > Hypnotherapie – effizient<br />
und kreativ.<br />
Bewährte Rezepte für die tägliche<br />
Praxis, Carl Auer, Heidelberg, <strong>2019</strong><br />
Das Buch soll laut der Autorin<br />
ein Kochbuch mit Rezepten für<br />
die unterschiedlichsten Einsatzgebiete<br />
der Hypnotherapie sein.<br />
Nach einer kurzen, aber intensiven<br />
Einleitung zu den Grundlagen<br />
der Hypnose und Hypnotherapie<br />
werden über 200 Interventionen,<br />
geordnet nach Themengebieten<br />
(Ressourcen, Abgrenzung/Schutz,<br />
Wahrnehmung, Kontrolle/Selbstwirksamkeit,<br />
Problem, Leistung,<br />
Selbstbild/Selbstwert, Lebenslauf),<br />
stichpunktartig skizziert. Dabei<br />
wird nicht nur mit Trance gearbeitet,<br />
sondern vielfältige andere<br />
Ansätze wie Gestalttherapie, Verhaltenstherapie,<br />
Elemente aus der<br />
Psychotherapie virtuos und fantasievoll<br />
kombiniert. Dieses Füllhorn<br />
an Dargebotenem zeigt in jedem<br />
Satz die reiche Erfahrung eines<br />
Therapeutenlebens und die souveräne<br />
Beherrschung des Themas.<br />
In dieser Perfektion liegt aber auch<br />
ein Problem: das „Kochbuch“ erinnert<br />
mich ein wenig an die Anweisungen<br />
meiner Schwiegermutter,<br />
einer begnadeten Köchin, die auf<br />
die Frage, wie lange eine bestimmte<br />
Speise gekocht werden müsse,<br />
geantwortet hat „bis halt fertig ist“<br />
und auf die Gegenfrage, wann es<br />
denn fertig sei „des siehst dann<br />
schon!“. Damit soll gesagt sein,<br />
dass die konzentrierten Angaben<br />
zu den einzelnen Interventionen<br />
eigentlich nur von Jemandem<br />
richtig nachempfunden werden<br />
können, der die betreffenden Methoden<br />
selbst schon beherrscht.<br />
Das „Kochbuch“ ist somit kein Buch<br />
zum Kochenlernen, sondern eine<br />
Rezeptsammlung für Köche, denen<br />
man nicht erst erklären muss,<br />
was eine Mehlschwitze ist. Für diese<br />
Zielgruppe bietet es allerdings<br />
eine Plethora an Anregungen und<br />
Hilfestellungen, die ihresgleichen<br />
sucht. > Tanzen ist die beste<br />
Medizin:<br />
Warum es uns gesünder, klüger<br />
und glücklicher macht<br />
Rowohlt Polaris<br />
„Wahrscheinlich haben schon<br />
unsere Vorfahren all die Vorteile<br />
dieser Bewegungskunst gespürt,<br />
ganz ohne das Wissen von Neurotransmittern,<br />
Spiegelneuronen<br />
und aerobischer Fitness. Tanzen<br />
ist Schulung von Motorik, Selbstwahrnehmung<br />
und Gedächtnis,<br />
Freiheit und Kreativität, Emotionen<br />
und sozialer Gemeinschaft.<br />
Es stärkt unser Herz-Kreislauf-System,<br />
unser Immunsystem, sorgt<br />
für eine gute Körperhaltung und<br />
eine bis ins Alter anhaltende Beweglichkeit.<br />
Beim Tanzen steigt<br />
die gute Laune, unser Selbstvertrauen<br />
wird gestärkt, und wir<br />
machen ganz nebenbei ein prima<br />
Workout, das uns abnehmen lässt<br />
und für einen knackigen Po sorgt.<br />
Und das Wichtigste: Tanz geht direkt<br />
in unser Gehirn und verbessert<br />
die Verknüpfung der Gehirnzellen<br />
untereinander: Wir lernen<br />
leichter und bleiben geistig fit.<br />
Welche andere Bewegung kann all<br />
das? „Tanz ist ein Wundermittel,“<br />
so lautet die Quintessenz des Buches<br />
„Tanzen ist die beste Medizin“<br />
von Julia F. Christensen und Dong-<br />
Seon Chang. Die beiden NeurowissenschaftlerInnen<br />
haben sich auf<br />
einer wissenschaftlichen Konferenz<br />
zum Thema soziale Neurowissenschaften<br />
kennengelernt und<br />
in den durchtanzten Nächten im<br />
Anschluss an die Kongressbeiträge<br />
den Entschluss gefasst, dieses<br />
Buch zu verfassen. Roter Faden der<br />
acht Kapitel des Buches sind die Tagessthemen<br />
des achttägigen Kongresses.<br />
Programmatisch prägt der<br />
Name des Tagungshotels, „Apollo“,<br />
den Inhalt des Buches. Schließlich<br />
ist der griechische Gott Apollo<br />
nicht nur der Gott des Tanzes, sondern<br />
auch der Gott der Musik und<br />
des Heilens. Getreu der Devise von<br />
Julia F. Christensen, nach der derjenige,<br />
der sich mit Neurowissenschaften<br />
und der menschlichen<br />
Psyche beschäftigt, sehr schnell<br />
beim Thema Bewegung landet,<br />
fassen die beiden AutorInnen kurzweilig<br />
und abwechslungsreich die<br />
aktuelle Studienlage in der Tanzforschung<br />
zusammen.<br />
Herausgekommen ist ein Buch, das<br />
sich, getragen von der Tanzleidenschaft<br />
der beiden ForscherInnen<br />
und ihrer Expertise als neurowissenschaftlich<br />
Forschende, voller<br />
Esprit mit den Themen Bewegung<br />
und Tanz auseinandersetzt. In den<br />
Fokus rücken zunächst Ursprünge,<br />
Bedeutung und Funktion beider<br />
Phänomene für die Entwicklung<br />
der Spezies Mensch. Im Mittelteil<br />
erfolgt dann ein Wechsel zum Thema<br />
der heilsamen Wirkungen des<br />
Tanzens, angereichert mit der Darlegung<br />
eines Kaleidoskops weltweit<br />
erhobener Studien als Beleg.<br />
Als gezielte Anwendungsform der<br />
oben beschriebenen Effekte des<br />
Tanzens wird in diesem Teil des Buches<br />
die Tanztherapie als Methode<br />
vorgestellt und in stetem Abgleich<br />
zur geprüften Wirksamkeit anderer<br />
Bewegungsformen und Methoden<br />
wie beispielsweise Meditationsund<br />
Achtsamkeitsübungen diskutiert.<br />
In den weiteren Kapiteln<br />
geht es schließlich um das Tanzen<br />
im Alter, die Wirkung von Tanzdarbietungen<br />
auf die ZuschauerInnen<br />
und in einem Serviceteil um die LeserIn<br />
des Buches.<br />
Unter dem Strich macht die Lektüre<br />
deutlich, auf welch starke Verbündete<br />
in Form von Rhythmus,<br />
Bewegung und Körperkontakt die<br />
moderne westliche Psychotherapie<br />
als „Redekur“, an der üblicherweise<br />
zwei Menschen beteiligt sind, die<br />
sich weitgehend reglos in gehörigem<br />
Abstand gegenübersitzen,<br />
verzichtet. Das Buch „Tanzen ist die<br />
beste Medizin“ endet angesichts<br />
dieser Situation im neunten Kapitel<br />
mit einem Hoffnungsschimmer:<br />
Jede(r) kann sich dort mittels eines<br />
Tanztestes den eigenen passenden<br />
Tanzstil aussuchen - ob TherapeutIn<br />
oder PatientIn.
60 Hypnose in der Sportpsychologie<br />
Hypnose in der Sportpsychologie 761<br />
Das Multilevel Hypnotic<br />
Modell:<br />
Hypnose in der Sportpsychologie<br />
m Leistungs-, aber auch im<br />
I Freizeitsportbereich wird Hypnose<br />
in Italien immer häufiger<br />
eingesetzt. Den Zustand in Hypnose<br />
bezeichnen wir dabei als<br />
einen modifizierten Bewusstseinszustand,<br />
der objektiv und<br />
subjektiv phenomenologische<br />
Veränderungen mit sich bringt.<br />
Die Wahrnehmungen in diesem<br />
Zustand unterscheiden sich<br />
deutlich von solchen im wachen<br />
Zustand oder auch im Schlaf.<br />
Dabei handelt es sich nicht um<br />
einen stabilen Zustand, sondern<br />
eher um einen dynamischen<br />
Prozess. Hypnose kann Athleten<br />
dabei helfen, Coping Strategien<br />
zu optimieren und Blockaden zu<br />
überwinden, mentale Fitness zu<br />
verbessern, bekannte oder neue<br />
kinetische Abläufe zu verinnerlichen<br />
sowie Selbstwirksamkeit<br />
und Konzentrationsfähigkeit<br />
auch unter Schmerz oder hoher<br />
Belastung zu steigern.<br />
Durch entsprechendes Training<br />
kann ein talentierter Athlet seine<br />
Leistung verbessern und eine<br />
positive Einstellung gegenüber<br />
intensiven Belastungen und Wettkampfsituationen<br />
gewinnen. Hypnose<br />
und Selbsthypnose gelten<br />
deswegen als effektive Methoden<br />
in der Sportpsychologie. Nicht immer<br />
können dabei Athleten oder<br />
Mannschaften von einem Therapeuten<br />
direkt betreut werden (in<br />
Italien darf Hypnose nur von Psychologen<br />
und Ärzten praktisch angewandt<br />
werden), aber der Athlet<br />
kann darin “ausgebildet” werden,<br />
Hypnose selbständig anzuwenden.<br />
Hier einige Beispiele:<br />
Von unseren Kollegen im Ausland.<br />
Autor: Michele Modenese<br />
Ein Sportschütze handelt nach<br />
posthypnotischen <strong>Suggestionen</strong>,<br />
die all seine Bewegungen - vom<br />
Positionieren der Waffe bis zum<br />
Abfeuern - genau bestimmen,<br />
aber auch sein Verhalten im Falle<br />
eines Fehlschusses konditionieren.<br />
In dem Moment, in dem ein Skifahrer<br />
durch die Startschranke geht,<br />
blendet er in einem Trancezustand<br />
sämtliche Störfaktoren aus und<br />
kann sich somit auf das Wesentliche,<br />
d.h. auf die Strecke fokussieren.<br />
Beim Gewichtheben werden<br />
nacheinander zwei “hypnotische”<br />
Konzentrationsphasen abgerufen:<br />
während der Athlet die Hände<br />
mit Magnesiumpulver vorbereitet,<br />
richtet er das erste Mal seinen<br />
Fokus auf die bevorstehende Aufgabe.<br />
Vor dem Stoßen, wenn er<br />
nach der Langhantel greift, tritt<br />
die zweite Phase der Konzentration<br />
ein.<br />
Hypnose und Imagination<br />
Zahlreiche Studien (Taylor & Gerson<br />
1992, Liggett 2011 , Modenese<br />
2006, 2015, Ashish P. , I. I Kagzi.<br />
2017) bestätigen, dass Imagination<br />
in Kombination mit Hypnose<br />
deutlich bessere Ergebnisse in Hinsicht<br />
auf Selbstwirksamkeit, Lernfähigkeit,<br />
Technik und Leistung<br />
der Athleten zeigt, als Imagination<br />
alleine. Die meisten Probanden,<br />
die die Aufgabe gestellt bekamen,<br />
sich selbst beim Ausüben der eigenen<br />
Sportleistung vorzustellen,<br />
bestätigen, dass Imagination in<br />
Kombination mit Hypnose eine<br />
Wahrnehmung hervorruft, die<br />
deutlich intensiver und präsenter<br />
als reine Imagination ist, und zwar<br />
in mehrerer Hinsicht: visuell, auditiv,<br />
kinästhetisch und emotional.<br />
Das bedeutet, dass Athleten im<br />
„Trance-Zustand“ eine Situation<br />
deutlicher und intensiver sehen,<br />
hören und empfinden.<br />
Hier ein klassisches Beispiel von<br />
Visualisierung: Der Athlet hat einen<br />
bestimmten Ablauf mehrfach<br />
geübt und kann diesen korrekt<br />
bzw. effektiv ausführen. Er soll<br />
sich nun in Hypnose sich selbst bei<br />
der Ausführung vorstellen, sich<br />
wiederholt beobachten und dabei<br />
nicht nur visuelle, sondern auch<br />
spezifische kinästhetische Impulse<br />
verinnerlichen. Kinästhetische<br />
und propriozenptive Erfahrungen<br />
sind oft wichtiger als reine visuelle<br />
Impulse. Um die Vorteile der<br />
Imagination durch die Hypnose<br />
zu maximieren, sollte die Wahl<br />
der Bilder und Empfindungen im<br />
Rahmen des Multilevel Hypnotic<br />
Modells (MHM) vom jeweiligen<br />
Athleten selbst getroffen werden.<br />
Dies unterscheidet das MHM von<br />
der herkömmlichen, traditionellen<br />
Sportpsychologie und entspricht<br />
voll und ganz dem individuellen<br />
Ansatz von Erickson.<br />
Das Multilevel Hypnotic Modell<br />
(MHM)<br />
Das MHM (M. Modenese 2006)<br />
besteht aus vier Phasen, in denen<br />
die Hypnose auf der Ebene der<br />
Physiologie, der Analyse, der Neustrukturierung<br />
und der Anpassung<br />
des Trainings als Unterstützung<br />
und Mittel dient. Das Modell nutzt<br />
und fördert die neuronale Plastizität<br />
und ist somit – mehr oder weniger<br />
bewusst – bereits Teil vieler<br />
sportpsychologischer Ansätze<br />
oder Formen von Mentaltraining.<br />
Im Mittelpunkt steht der Athlet mit<br />
seinen Stärken und Schwächen.<br />
Das MHM passt sich dem Athleten<br />
an. Es nutzt äußerst selten direkte<br />
<strong>Suggestionen</strong>. Dem Athleten werden<br />
mehrere mögliche Wege gezeigt,<br />
und der Athlet entscheidet<br />
sich für den für ihn passenden. Für<br />
die konkrete Ausgestaltung der<br />
o.g. vier Phasen werden Informationen<br />
genutzt, die mit dem Athleten<br />
immer wieder gesammelt,<br />
vertieft und immer wieder überarbeitet<br />
werden.<br />
Individualisierung:<br />
Prioritäten und Leistung, Modalitäten<br />
der Kommunikation und<br />
der Verinnerlichung<br />
In dieser Phase werden Ziele und<br />
Prioritäten eruiert, die Athlet und<br />
Trainerteam haben, ebenso das<br />
aktuelle Leistungsniveau. Es wird<br />
beobachtet, über welche Sinnesmodalitäten<br />
der Athlet bevorzugt<br />
Informationen aufnimmt und<br />
verarbeitet, um daraus den geeigneten<br />
Ansatz für Hypnose zu<br />
bestimmen. Diese Analyse hilft<br />
zu entscheiden, wie Hypnose am<br />
besten eingeleitet und die richtige<br />
Hypnosetiefe erreicht werden<br />
kann, aber auch, wie posthypnotische<br />
<strong>Suggestionen</strong> am wirksamsten<br />
verwendet werden können<br />
und wie die Arbeit mit Hypnose<br />
längerfristig gestaltet werden<br />
kann.<br />
Analyse:<br />
Stärken und Schwächen, Störfaktoren,<br />
körperbezogene Hypnosetechniken,<br />
Autohypnose<br />
In dieser Phase wird das Verständnis<br />
um den optimalen Hypnosezustand<br />
und mögliche Anwendungsgebiete<br />
vertieft.<br />
Wo liegen hier die Stärken und<br />
die Schwächen des Athleten? Wo<br />
kann man effektiv ansetzen? Welche<br />
Störfaktoren tauchen auf? Wie<br />
verhält sich der Athlet in verschiedenen<br />
möglichen Wettkampfszenarien?<br />
Beispiel: Ein Springreiter<br />
wird darauf vorbereitet, wie er am<br />
Besten reagieren soll, wenn das<br />
Pferd ein Hindernis umwirft oder<br />
das Pferd sich weigert zu springen<br />
oder wenn er im schlimmsten<br />
Fall vom Pferd fällt. Dabei können<br />
theoretisch ganz unterschiedliche<br />
Techniken genutzt werden. Hilfreich<br />
sind Techniken, die sowohl<br />
für die Induktion als auch für die<br />
Utilisation den Körper und seine<br />
Empfindungen nutzen. Zu wissen,<br />
wie gut sich der Athlet entspannen<br />
und fokussieren kann, hilft dabei in<br />
der Arbeit mit Imagination. Häufig<br />
geht es darum, dass sich der Athlet<br />
entspannt, die Konzentration neu<br />
sammelt und sich mental von einer<br />
dysfunktionellen Haltung entfernt.<br />
Durch posthypnotische <strong>Suggestionen</strong><br />
wird dem Athleten zum<br />
Beispiel ermöglicht, durch Selbsthypnose<br />
für nur einige Minuten in<br />
einen Zustand der Entspannung zu<br />
wechseln.<br />
Überarbeitung und Anpassung:<br />
verschiedene Arten des Mentaltrainings,<br />
Training mit den<br />
bevorzugten Techniken<br />
In dieser Phase nutzt man bei der<br />
Zusammenarbeit mit dem Athleten<br />
unterschiedliche Mittel der<br />
Imagination und der Hypnose. Es<br />
werden konkrete Ziele vereinbart,<br />
zum Beispiel:<br />
• Verbesserung der Rückhand<br />
beim Tennis<br />
• Griff am Drive beim Golf<br />
• Abwehr beim Basketball<br />
Zusätzlich wird definiert, welche<br />
Verbesserung genau stattfinden<br />
soll (z.B. Zeit der Ausführung,<br />
Höhe des Sprungs, …) und welche<br />
Strategie vor und beim Wettkampf<br />
angewendet wird. Hypnose und<br />
Imagination werden perfektioniert<br />
und als Teil des Trainings in die<br />
Routinen eingebunden.<br />
Integration:<br />
spezifische Mentaltrainingseinheiten,<br />
Anpassung und Verinnerlichung<br />
der neuen Abläufe,<br />
Fokussierung und Integration<br />
der Trainingsabläufe<br />
Wenn diese Phase erreicht ist,<br />
ist der Athlet imstande, mentales<br />
Training selbst durchzuführen<br />
>>
62<br />
Hypnose in der Sportpsychologie<br />
Einladung Mitgliederversammlung 763<br />
7<br />
und durch Selbsthypnose spezifische<br />
Ziele zu erreichen. Er kann<br />
zum Beispiel visualisieren und<br />
gleichzeitig genau „spüren“, was<br />
in seinem Körper während der<br />
Ausführung des trainierten Ablaufes<br />
passiert: Während des Anlaufs<br />
beim Speerwurf. Beim Anlaufen<br />
des Absprungsbrettes beim<br />
Dreisprung oder Weitsprung. Bei<br />
der Kontrolle der Rückhand beim<br />
Tennis. Mit allen Sinnen kann der<br />
Putt beim Golf vorbereitet werden.<br />
Müssen Bewegungsabläufe verändert<br />
werden, kann Hypnose auch<br />
hierbei helfen: Ein Fußballer, mit<br />
dem ich gearbeitet habe, musste<br />
nach einer schweren Verletzung<br />
Grundlagen seines Sports neu erlernen:<br />
Das Laufen, die Richtungswechsel,<br />
das Lenken des Balles mit<br />
Kraft und Präzision, Drehungen<br />
des Beins im richtigen Zusammenspiel<br />
von Fußgelenk und Knie.<br />
Außerdem haben wir Hypnose<br />
angewandt, um neue Dialoge zu<br />
verinnerlichen, die realistisch und<br />
konstruktiv und nicht auf die Verletzung<br />
oder den Schmerz, sondern<br />
auf die Freude des Profis am<br />
Spiel ausgerichtet waren.<br />
So kann Hypnose kann dabei helfen,<br />
nach einer Verletzung das<br />
Vertrauen in den eigenen Körper<br />
zurückzugewinnen. Abläufe, die<br />
durch den Unfall gestört worden<br />
sind, können mit Hilfe von Visualisierung<br />
wieder neu erlernt und<br />
perfektioniert werden.<br />
Hypnose und Imagination<br />
Klassische Hypnose-Techniken, individuell<br />
angewandt<br />
• Body Scan Body<br />
• Handlevitation<br />
• Imagination von Duft<br />
• Nutzung von Reizen<br />
Imagination<br />
Nutzung von Farbkontrasten<br />
• Sequenzielle Imagination für<br />
den Aufmerksamkeitsfokus<br />
• Geräusche und Musik<br />
• Nonverbale Induktionen mit<br />
Berührung<br />
• Hypnotische Katalepsie<br />
Sprachliche Techniken<br />
Auch in der Sporthypnose wird mit<br />
verschiedenen Techniken gearbeitet,<br />
die der Sprache des Athleten<br />
angepasst werden:<br />
• Metaphern<br />
• Symptomverschreibungen<br />
• Konfusion<br />
• Nutzung von Paradoxa und<br />
Double-Binds<br />
• Überraschung<br />
• Seeding-Leading und Transfers<br />
sowie Verallgemeinerungen<br />
Besondere Herausforderungen<br />
Folgende Probleme tauchen im<br />
Kontext des Sports immer wieder<br />
auf:<br />
• Stress bei Krankheit<br />
• Angst vorm Gewinnen<br />
• Angst vorm Verlieren<br />
• Demotivation, Ermüdung<br />
• Angst und Ängstlichkeit<br />
• Frühstarts<br />
• Doping<br />
• Schwierigkeiten damit, Veränderungen<br />
zu akzeptieren<br />
• Schwierigkeiten damit, sich in<br />
ein Team einzufügen<br />
• Depressive Tendenzen<br />
Manche davon treten auf emotionaler<br />
Ebene auf, andere betreffen<br />
motorische – andere haben klinischen<br />
Charakter, zum Beispiel bei<br />
Abhängigkeit und Verhaltensstörungen.<br />
Zusammenfassend:<br />
• Durch Imagination kann eine<br />
gute Erfahrung wiedererlebt,<br />
aber auch neu kreiert werden<br />
• Imagination spricht mehrere<br />
Sinne an<br />
• Der zusätzliche Einsatz von<br />
Hypnose maximiert die Ergebnisse<br />
• Das Multilevel Hypnotic Modell<br />
kann vom Sportler ohne Vorerfahrung<br />
angewandt und erlernt<br />
werden<br />
Literatur:<br />
Modenese M. (2016) L’ipnosi nell’accrescere<br />
la resilienza in atleti con disabilità o<br />
vittime di infortuni. Ipnosi, Franco Angeli<br />
pp 5-13 DOI: 10.3280/IPN2016-001001<br />
Modenese M. (2006) Metodologia ipnotica<br />
e personalità in Psicologia dello Sport.<br />
Ipnosi n. 1. Franco Angeli<br />
Modenese M. (2015) Ipnosi e tecniche di<br />
imagery nel lavoro con golfisti professionisti.<br />
Giornale Italiano di psicologia dello<br />
Sport, n° 23. Calzetti e Mariucci
64 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
765<br />
Mitgliederversammlung der deutschen<br />
Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie<br />
Am 16.11.2018 im Best Western Premier Parkhotel, Peter-Hartmann-Allee 4,<br />
33175 Bad Lippspringe.<br />
Beginn: 20:40 Uhr<br />
Tagesordnung:<br />
>> Top 1: Feststellung der<br />
ordnungsgemäßen<br />
Einberufung<br />
>> Top 2: Wahl des Versammlungsleiters<br />
>> Top 3: Wahl des Protokollanten<br />
>> Top 4: Beschluss der<br />
Tagesordnung<br />
>> Top 5: Verabschiedung des<br />
Protokolls der<br />
letzten Mitgliederversammlung<br />
>> Top 6: Bericht des<br />
Vorstandes<br />
>> Top 7: Aussprache<br />
zum Bericht des<br />
Vorstandes<br />
>> Top 8: Bericht der<br />
Kassenprüfer<br />
>> Top 9: Aussprache zum<br />
Bericht der<br />
Kassenprüfer<br />
>> Top 10: Bericht des<br />
Datenschutzbeauftragten<br />
>> Top 11: Aussprache<br />
zum Bericht des<br />
Datenschutzbeauftragten<br />
>> Top 12: Entlastung des<br />
Vorstandes<br />
>> Top 13: Verschiedenes<br />
>> Top 1:<br />
Feststellung der ordnungsgemäßen<br />
Einberufung<br />
Der Präsident der DGH, Herr Dr. Klaus<br />
Hönig, eröffnet die Mitgliederversammlung<br />
um 20:40 Uhr und stellt<br />
deren ordnungsgemäße und fristgerechte<br />
Einberufung mit den „<strong>Suggestionen</strong><br />
Ausgabe 2018“ fest.<br />
>> Top 2:<br />
Wahl des Versammlungsleiters<br />
Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Sebastian<br />
Knop zum Versammlungsleiter<br />
zu wählen. Herr Knop ist im Falle<br />
der Wahl bereit, das Amt anzunehmen.<br />
Er wird einstimmig ohne Gegenstimme<br />
zum Versammlungsleiter gewählt.<br />
Herr Knop nimmt die Wahl an.<br />
>> Top 3:<br />
Wahl des Protokollanten<br />
Herr Dr. Hönig schlägt vor, Herrn Dr.<br />
Christian Bernd Hüsken zum Protokollanten<br />
zu wählen. Herr Dr. Christian<br />
Bernd Hüsken ist im Falle seiner<br />
Wahl bereit, das Amt anzunehmen.<br />
Herr Dr. Christian Bernd Hüsken wird<br />
einstimmig zum Protokollanten gewählt.<br />
Herr Dr. Christian Bernd Hüsken<br />
nimmt die Wahl an.<br />
>> Top 4:<br />
Beschluss der Tagesordnung<br />
Die Tagesordnung wird wie vorgelegt<br />
einstimmig ohne Gegenstimmen oder<br />
Enthaltungen beschlossen.<br />
>> Top 5:<br />
Verabschiedung des Protokolls der<br />
letzten Mitgliederversammlung<br />
Schriftliche oder mündliche Einwendungen<br />
gegen das Protokoll der<br />
letzten Mitgliederversammlung vom<br />
17.11.2017 in Bad Lippspringe liegen<br />
nicht vor. Der Versammlungsleiter<br />
stellt die Ordnungsgemäßheit des<br />
Protokolls – wie publiziert in <strong>Suggestionen</strong><br />
2018 – fest. Die Versammlung<br />
beschließt das Protokoll einstimmig<br />
ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen.<br />
>> Top 6:<br />
Bericht des Vorstandes<br />
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft<br />
für Hypnose und Hypnotherapie<br />
e.V. berichtet von der Arbeit des<br />
Vorstandes im vergangenen Jahr. Er<br />
berichtet, dass es sich bei dem vergangenen<br />
Jahr um ein sehr ereignisreiches<br />
Jahr gehandelt hat. Die Gesellschaft<br />
habe insgesamt eine sehr gute<br />
Entwicklung genommen. Es habe allerdings<br />
auch überraschende Themen<br />
z.B. bei der Summerschool gegeben,<br />
die bedauerlicherweise aufgrund zu<br />
geringer Anmeldezahlen abgesagt<br />
werden musste. Die Vizepräsidentin<br />
der Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie<br />
berichtet, dass es auf die<br />
Vorträge und die Workshops anlässlich<br />
des diesjährigen Jahreskongresses<br />
bis dato eine durchgängig positive<br />
Resonanz gegeben habe. Die Anzahl<br />
der Erstbesucher sei um ca. 35 % gestiegen.<br />
Diesen Erstbesuchern soll die Möglichkeit<br />
des Austausches im Rahmen eines<br />
gemeinsamen Forums gegeben werden.<br />
Insbesondere soll dadurch auch<br />
der Kontakt unter den Erstbesuchern<br />
intensiviert werden. Im vergangenen<br />
Jahr habe es eine Rückeruierung dazu<br />
gegeben, wie Erstbesucher auf den<br />
Kongress aufmerksam geworden seien:<br />
• Ca. 39 % entfallen auf den sog.<br />
Austausch mit Kollegen, d. h.<br />
„Mund-zu-Mund-Propaganda“,<br />
• 7% über das Internet,<br />
• 15% über andere Fortbildungsveranstaltungen,<br />
• 5% über die sog. Summerschool.<br />
Hieraus wird geschlossen, dass weitergehende<br />
Qualitätszirkel gebildet<br />
werden sollen zur Vernetzung im<br />
Kollegenkreis. Zudem ging es um die<br />
Verstärkung der Pressearbeit. Im vergangenen<br />
Jahr wurden mehrere interessante<br />
Beiträge verfasst, so insbesondere<br />
ein Beitrag von Herrn Dr. Hönig<br />
auf www.tagesschau.de und ein Beitrag<br />
von Frau Dipl.-Psych. Krschnak<br />
bei Xenius. Insbesondere geht es<br />
darum, die Medienpräsenz weiter zu<br />
stärken. Dabei sollten auch Mitglieder<br />
mehr als bisher in die Pressearbeit<br />
eingebunden werden. Die Vizepräsidentin<br />
berichtet weitergehend, dass<br />
gerade in die Medienpräsenz und namentlich<br />
auch in den Websiteauftritt<br />
Geld investiert worden ist. So ist zum<br />
Beispiel auch die Startseite umgestellt<br />
und stärker strukturiert worden. Berichtet<br />
wird von der Summerschool im<br />
vergangenen Jahr.<br />
Es waren bereits zwei sog. Summerschool-Veranstaltungen<br />
durchgeführt<br />
worden, dies im zweijährigen Abstand.<br />
Beide zeichneten sich durch<br />
eine hohe Teilnehmerzahl aus. Bei<br />
der letzten Summerschool stellte sich<br />
das Problem, dass frühzeitig Referenten<br />
für die Veranstaltung in Berlin gebucht<br />
worden waren. In Ansehung des<br />
Marathons in Berlin am selben Datum<br />
war es indes nicht möglich, kurzfristig<br />
Räumlichkeiten, Hotelkapazitäten etc.<br />
zu erschwinglichen Preisen zu bekommen.<br />
Von daher war geplant, die Veranstaltung<br />
an der Universität Potsdam<br />
stattfinden zu lassen. Die Deadline, bis<br />
zu der die entsprechenden Tagungsräumlichkeiten<br />
hätten storniert werden<br />
können, war der 17.08.2018. Obwohl<br />
über Facebook und im Internet<br />
bzw. durch direkte Anschreiben entsprechende<br />
Werbung betrieben worden<br />
war, blieb die Teilnehmerzahl bei<br />
der Summerschool in Potsdam deutlich<br />
hinter derjenigen in Berlin bzw.<br />
Bonn zurück. Da die Ausrichtung der<br />
Summerschool in Potsdam zu einem<br />
erheblichen finanziellen Verlust der<br />
DGH geführt hätte, musste sie abgesagt<br />
werden. Letztlich ließ sich jedoch<br />
leider nicht eruieren, warum die Summerschool<br />
in Potsdam im Gegensatz<br />
zu den Veranstaltungen vorher so wenig<br />
positive Resonanz gefunden hat.<br />
Die Vizepräsidentin berichtet weitergehend<br />
von den Projekttagen vom<br />
3. bis zum 4. Mai <strong>2019</strong> zum Thema<br />
„Hypnose – Stärkung der Immunkompetenz<br />
bei chronisch-entzündlichen<br />
Erkrankungen“, diese finden regelmäßig<br />
eine hohe Resonanz.<br />
Der Veranstaltungsort ist wie üblich<br />
Bad Lippspringe. Vom 14.11.<strong>2019</strong> bis<br />
17.11.<strong>2019</strong> findet der Jahreskongress<br />
<strong>2019</strong> unter dem Thema „Hypnose -<br />
Schmerz, lass nach!“ statt.<br />
Daraufhin berichtet Frau Dr. Nikola<br />
Aufmkolk von ihren Tätigkeiten für die<br />
DGH im Jahre 2018. Die Herausgabe<br />
der <strong>Suggestionen</strong> wurde von Frau Dr.<br />
Aufmkolk an Anke Precht abgegeben.<br />
Frau Dr. Aufmkolk bemüht sich gemeinsam<br />
mit Herrn Dr. Christian Lüdke<br />
um die Steigerung und Verbesserung<br />
der Medienpräsenz der DGH.<br />
Sie fragt hierzu, wer Lust habe, entsprechend<br />
mitzuarbeiten und bittet<br />
um Übermittlung von Fallberichten,<br />
Interviews und ähnlichen Materialien,<br />
die für die Presse verwendet werden<br />
können. Frau Dr. Kaiser Rekkas berichtet<br />
von ihren Bemühungen, die DGH<br />
weiter publik zu machen und zeigt<br />
sich beeindruckt von der hohen Qualität<br />
der Fortbildungsmaßnahmen der<br />
DGH, auch im Verhältnis zu anderen<br />
entsprechenden Veranstaltungen.<br />
>> Top 7:<br />
Aussprache zum Bericht des<br />
Vorstandes<br />
Bezüglich der Erfahrung mit der Summerschool<br />
wird erörtert, wie die Attraktivität<br />
dieser Veranstaltung ggfls.<br />
steigerbar ist. Aus dem Kreis der Mitglieder<br />
kommt die Anregung, die<br />
Summerschool möglicherweise im<br />
Süden Deutschlands stattfinden zu<br />
lassen. Als Ort wird München, Ulm<br />
oder Freiburg vorgeschlagen, wobei<br />
ggfls. zu erwägen wäre dass eine<br />
Veranstaltung in München mit höheren<br />
Kosten verbunden wäre, als eine<br />
entsprechende Veranstaltung in Ulm<br />
oder Freiburg. Aus dem Kreis der Mitglieder<br />
kommt die Anregung, dass<br />
Herr Dr. Hönig eine entsprechende<br />
Veranstaltung in Ulm möglicherweise<br />
realisieren könne. Aus der Mitgliederversammlung<br />
kommt weitergehend<br />
die Anmerkung von Prof. Anna<br />
Schoch, dass man wie in den vergangenen<br />
Jahren auch anlässlich der<br />
Jahreskonferenz möglicherweise eine<br />
Pressekonferenz durchführen könne<br />
mit entsprechender Einladung an entsprechende<br />
Medien und Pressevertreter.<br />
Frau Prof. Schoch äußert die Vermutung,<br />
dass „Hypnose immer rocke“, d.<br />
h. immer für eine gewisse Medienpräsenz<br />
gesorgt sei. Frau Dr. Mehling will<br />
„Eine Lanze für Berlin brechen“. Viele<br />
Berliner flüchteten anlässlich des Berlin-Marathons<br />
aus der Stadt. Dies sei<br />
ein besonderes Ereignis für die Stadt.<br />
Möglicherweise könne man dennoch<br />
versuchen, nochmals eine Summerschool<br />
in Berlin anzubieten. Diskutiert<br />
wird weitergehend, dass auch Frankfurt,<br />
Marburg, Gießen oder Würzburg<br />
ggfls. geeignete Standorte seien. Frau<br />
Dagmar Meyer-Anuth äußert die Vermutung,<br />
dass Potsdam doch als Veranstaltungsort<br />
eben nicht so attraktiv<br />
sei wie Berlin und auch die ICE-technische<br />
bzw. Flughafenanbindungen<br />
nicht vergleichbar seien mit denen in<br />
Berlin. Aus der Mitgliedschaft wird im<br />
Übrigen der Einwand erhoben, dass<br />
möglicherweise der Monat September<br />
für eine entsprechende Veranstaltung<br />
nicht ideal sei, da der Termin ungünstig<br />
sei. Viele Studenten seien im September<br />
im Urlaub. Herr Dipl.-Psych.<br />
Seiffert äußert, dass aus seiner Sicht<br />
Würzburg ein guter Standort für eine<br />
Summerschool sei. Würzburg sei gut<br />
verkehrstechnisch angebunden. Er<br />
habe gute Kontakte zum Ausbildungsinstitut<br />
für Psychotherapie und bietet<br />
an, für die DGH entsprechende Kontakte<br />
zu vermitteln.<br />
>>
66 Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
767<br />
Herr Dr. Teut fasst zusammen, dass es<br />
möglicherweise erforderlich sei, dass<br />
vor Ort jemand die Angelegenheit in<br />
die Hand nehme, der entsprechend<br />
vernetzt sei und über entsprechende<br />
Kontakte verfüge. Vor diesem Hintergrund<br />
werden nochmals Würzburg<br />
oder Ulm als Alternativen diskutiert.<br />
>> Top 8:<br />
Bericht der Kassenprüfer<br />
Die Kassenprüfer stellen das Ergebnis<br />
der Kassenprüfung vor. Die Kassenprüfung<br />
wird als vorbildlich bezeichnet.<br />
Es existiert keine Handkasse. Die<br />
Kassenprüfung hat keine Unstimmigkeiten<br />
ergeben. Der anliegende Bericht<br />
der Kassenprüfer ist Bestandteil<br />
des Protokolls.<br />
>> Top 9:<br />
Aussprache zum Bericht der<br />
Kassenprüfer<br />
entfällt.<br />
>> Top 10:<br />
Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />
Der anliegende Datenschutzbericht<br />
des Datenschutzbeauftragten Dr. Peter<br />
Dünninger ist Bestandteil dieses<br />
Protokolls.<br />
>> Top 11:<br />
Aussprache zum Bericht des Datenschutzbeauftragten<br />
Es werden keine Einwendungen<br />
erhoben.<br />
>> Top 12:<br />
Entlastung des Vorstandes<br />
Die Kassenprüfer beantragen die Entlastung<br />
des Vorstands. Sie erläutern,<br />
welche Rechtsform und Entlastung<br />
des Vorstands von Rechtswegen verknüpft<br />
sind und dass insbesondere<br />
die persönliche zivilrechtliche Verantwortlichkeit<br />
der Mitglieder des<br />
Vorstands im Regelfall dann entfällt,<br />
wenn bzw. insoweit diesen die Entlastung<br />
erteilt wird.<br />
Die Versammlung beschließt die Entlastung<br />
des Vorstands bei Stimmen-<br />
enthaltung von vier Mitgliedern des<br />
Vorstands, im Übrigen ohne Gegenstimme.<br />
>> Top 13:<br />
Verschiedenes<br />
Das langjährige Mitglied der DGH<br />
Dieter Gerd Hoff ist im April 2018 im<br />
Alter von 74 Jahren überraschend verstorben.<br />
Der Präsident der DGH regt<br />
eine Gedenkminute für Herrn Hoff an.<br />
Dr. Hönig berichtet danach von der<br />
Durchführung eines sog. Pilotprojekts<br />
in Ulm unter der Führung von Herrn<br />
Dipl.-Psych. Norbert Gelse. Die Datenerfassung<br />
sei fast abgeschlossen. Es<br />
habe drei Termine gegeben mit sechs<br />
Therapeuten und vierzig Patienten.<br />
Für dieses Projekt, das auch von der<br />
DGH finanziell mit unterstützt worden<br />
ist, habe Herr Gelse einen Preis erhalten.Die<br />
Mitgliederversammlung diskutiert<br />
Fragen der Medien- und Pressearbeit.<br />
Herr Dr. Teut schlägt vor, einen ethischen<br />
Kodex bezüglich Pressearbeit<br />
und Hypnotherapie in der Presse zu<br />
erarbeiten. Frau Prof. Schoch berichtet<br />
von ihren Erfahrungen, insbesondere<br />
von einer Erfahrung mit der Fernsehserie<br />
mit „Pfarrer Fliege“. Sie sei vor<br />
einigen Jahren einmal aufgefordert<br />
worden, eine Kindsmutter in Trance<br />
zu versetzen, damit diese den Namen<br />
des Kindsvaters ihrer Tochter preisgebe.<br />
Dies sollte im Rahmen einer Fernsehverfilmung<br />
dokumentiert werden.<br />
Herr Dr. Reindl berichtet, dass er in der<br />
Vergangenheit die Veröffentlichung<br />
von entsprechenden Artikeln von der<br />
Stellungnahme der Landeszahnärztekammer<br />
abhängig gemacht habe.<br />
Frau Anke Precht wirbt für einen Wissensaustausch<br />
und dafür, Beiträge für<br />
die <strong>Suggestionen</strong> zu verfassen.<br />
Der Versammlungsleiter Knop hält das<br />
Thema „Schmerz“ für besonders interessant<br />
und öffentlichkeitsrelevant.<br />
Es besteht die Erwartung, dass der<br />
Vorstand und namentlich die entsprechende<br />
Ansprechpartnerin Frau Dr.<br />
Aufmkolk aktiv auf die Presse zugehe.<br />
Diskutiert wird darüber, dass die Abrechnung<br />
von Hypnose im Rahmen<br />
tiefenpsychologischer Verfahren im<br />
Gegensatz zu der Verhaltenstherapie<br />
immer noch nicht entsprechend möglich<br />
ist. Herr Dr. Mende berichtet, dass<br />
an der Universität Salzburg zusammen<br />
mit der Universität Kassel ein Wirksamkeitsbeleg<br />
für tiefenpsychologische<br />
Verfahren unter Einsatz von Hypnose<br />
erbracht worden sei. Insofern<br />
rekurriert er auf Herrn Christian Sell,<br />
psychologisches Institut Universität<br />
Kassel, der die entsprechende Untersuchung<br />
durchgeführt hat.<br />
Der Versammlungsleiter schließt die<br />
Versammlung um 22.15 Uhr.
68<br />
Protokoll der Mitgliederversammlung<br />
Ressourcenaktivierung in der Onkologie<br />
769<br />
Bericht des<br />
Datenschutzbeauftragten 2018<br />
Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten wurde in der Satzung der DGH verankert. Rechenschaftspflichtig<br />
ist der Datenschutzbeauftragte der MV der DGH. Die Tätigkeit des Datenschutzbeauftragten gründet sich auf<br />
die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes sowie auf sonstige Gesetze, die für die Tätigkeit eines<br />
Vereins bindend sind. Da der Sitz der DGH in NRW ist, finden weiter die Bestimmungen des Datenschutzgesetzes<br />
NRW Anwendung.<br />
Individuelle Ressourcenaktivierung<br />
in der Onkologie<br />
Was können wir in drei Sitzungen erreichen?<br />
– ein Werkstattbericht<br />
Autor: Dipl. - Psych. Norbert Gelse<br />
Mitautoren: Magdalena Wanner, Daniela Bodschwinna,<br />
Marc N. Jarczok, Harald Gündel, Klaus Hönig, Klinik für<br />
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie<br />
Universitätsklinikum Ulm<br />
Bericht<br />
Es wurden im letzten Jahr keine datenschutzrelevanten Ereignisse wie Anfragen, Beschwerden oder Hinweise<br />
von Mitgliedern oder Dritten verzeichnet.<br />
Alle datenschutzrelevanten Bestimmungen und Belehrungen sind wohlgeordnet in einem gesonderten Ordner<br />
abgelegt und laufend. Alle Mitarbeiter sind dokumentiert über den Datenschutz belehrt, die Computer<br />
sind durch Passwörter gegen unbefugte Benutzung gesichert.<br />
Zusätzlich zu den Datenschutzrechtlichen Belehrungen sind auch Schweigepflichterklärungen nach §§ 203 ff.<br />
StGB abgegeben und dokumentiert, da bei Patientenanfragen oft Informationen vom Patienten abgegeben<br />
werden, die dieser strafrechtlichen Bestimmung unterfallen.<br />
Darüber hinaus ist Frau Koslowski von der Geschäftsführerin, Frau Dr. Hüsken-Janßen, zur Benannten für Belange<br />
des Datenschutzes eingesetzt worden. Sie koordiniert alle auftretenden Belange des Datenschutzes mit<br />
dem von der Vertreterversammlung gewählten Datenschutzbeauftragten.<br />
Alle bisherigen Anregungen von mir sind stets umgehend umgesetzt worden, insbesondere auch die, die sich<br />
durch die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) seit dem 25. 5. 2018 ergeben haben. Die Homepage<br />
der DGH entspricht den neuen Bestimmungen, soweit dies nach den teilweise unscharfen Formulierungen<br />
der neuen Verordnung möglich ist.<br />
Die Datensicherung der Daten auf den Computern der DGH ist durch dokumentierte Maßnahmen gesichert.<br />
Eine Datensicherung erfolgt von montags bis freitags jeweils um 20:00 Uhr. Die Daten werden auf den Server<br />
gespiegelt. Darüber hinaus wird eine Kopie dieser Spiegelung auch noch auf einer externen Festplatte gespeichert.<br />
Zusätzlich werden die Daten jeden Montag auf einer weiteren externen Festplatte gespeichert, die Frau Koslowski<br />
mit nach Hause nimmt.<br />
Die Zusammenarbeit mit Vorstand und Geschäftsstelle war gewohnt gut und der Bereich Datenschutz ist fest<br />
in die DGH integriert und wird von allen Beteiligten gelebt. >
70 Ressourcenaktivierung in der Onkologie<br />
Ressourcenaktivierung in der Onkologie 771<br />
Abbildung 2: Verbesserung der Stressbewältigung (ISBF)<br />
chen Fähigkeiten zur Problemlösung<br />
(p < 0.01) und zur Entspannung<br />
(p < 0.001), gemessen mit<br />
dem Inventar zur Erfassung von<br />
Stressbewältigungsfähigkeiten<br />
(ISBF) [8]. Korrespondierend dazu<br />
ergaben sich Hinweise auf eine<br />
stärkere Ressourcenaktivierung in<br />
den Bereichen Wohlbefinden, Fähigkeiten<br />
zur Krisenbewältigung<br />
und Nutzung persönlicher Stärken<br />
(jeweils p < 0.05), gemessen mit<br />
dem Berner Ressourceninventar<br />
(RES) [9]. Die Unterschiede wurden<br />
mittels Wilcoxon-Signed-Rank-Test<br />
berechnet. Die Ergebnisse zur<br />
Wirksamkeit der Interventionen<br />
wurden inzwischen mit den Erhebungen<br />
an einer Wartegruppe<br />
als Kontrollgruppe verglichen und<br />
bestätigt. Aussagen zu Unterschieden<br />
in der differentiellen Wirksamkeit<br />
der verschiedenen Methoden<br />
liegen noch nicht vor und werden<br />
nach Vorliegen der Katamnese vorgestellt.<br />
Beschreibung des Kurzzeitprogramms<br />
In der Folge beschreiben wir das<br />
Kurzzeitprogramm für den hypnotherapeutischen<br />
Behandlungsarm.<br />
Die über einen Flyer bei der Rekrutierung<br />
der Patienten formulierte<br />
Zielsetzung ist eine Verbesserung<br />
in der Stressbewältigung über die<br />
Aktivierung der eigenen Ressourcen<br />
und damit die Förderung der<br />
Lebensqualität. Die therapeutische<br />
Grundhaltung ist ressourcen- und<br />
lösungsorientiert [10,11]. Dabei<br />
wird der Patient (die/der Betroffene)<br />
grundsätzlich als „Experte<br />
in eigener Sache“, also in seiner<br />
Lebensgeschichte und in seinen<br />
Lebensbezügen respektiert. „Lösungen“<br />
werden im Sinne der<br />
Belebung (Aktualisierung, Realisierung)<br />
von Perspektiven, Werthaltungen<br />
und Verhaltensweisen<br />
in ihrem funktionalen, systemischen<br />
Kontext entwickelt und für<br />
die Intervention im Verständnis<br />
von Milton Erickson „genutzt“. Der<br />
Schlüssel liegt in der Aktivierung<br />
der eigenen Ressourcen, die als<br />
„Kraftquellen“ und „Chancen“ für<br />
die Bewältigung von Krisen und<br />
dem Wiedergewinnen von emotionaler<br />
Stabilität, Hoffnung und Sinn<br />
gesehen werden [13,14].<br />
Vorgehen in 7 Schritten<br />
Sensibilisierung<br />
Angebot zur Unterstützung<br />
Abbildung 3: Stärkere Nutzung eigener Ressourcen (RES)<br />
Vor der ersten Sitzung hat der Patient<br />
einen Fragebogen ausgefüllt,<br />
der neben einer Erhebung zu Belastungen<br />
wie Angst, Distress und<br />
Depression auch Fragen zur individuellen<br />
Stressbewältigung, zur Lebensqualität<br />
und zu den eigenen<br />
Ressourcen enthält, siehe Berner<br />
Ressourceninventar, hier: Wohlbefinden,<br />
Bewältigung früherer<br />
Krisen und Stärken [9]. Diese dienen<br />
der Sensibilisierung für die<br />
Inhalte der folgenden Sitzungen,<br />
geben erste Impulse und werden<br />
u.a. zum Einstieg in ein hypnosystemisches<br />
Gespräch zur Ressourcenaktivierung<br />
genutzt. Sie geben<br />
zudem Hinweise für die Entwicklung<br />
einer individuellen Trance-Sequenz<br />
(s.u.).<br />
Kurze Anamnese und<br />
Lebensqualität<br />
Dem Patienten wird ein Angebot<br />
zur Förderung der Lebensqualität<br />
gemacht. Dabei werden etwa folgende<br />
Aussagen verwendet: „Wir<br />
wissen, dass Betroffene besser mit<br />
Belastungen umgehen können,<br />
wenn sie Möglichkeiten und Methoden<br />
kennen, wie sie ihre eigenen<br />
Kraftquellen nutzen können<br />
(Bezug zum bereits ausgefüllten<br />
Berner Ressourceninventar). Zudem<br />
wird das Prinzip der Kooperation<br />
in der therapeutischen Beziehung<br />
betont.<br />
Ressourcenaktivierung in Trance<br />
Eine kurze medizinische Anamnese<br />
bezieht sich auf die Rekapitulation<br />
der bisherigen Therapie. Der<br />
Patient wird gebeten, sein Befinden<br />
und die eigenen Fähigkeiten<br />
zur Beeinflussung der Lebensqualität<br />
einzuschätzen. Daraus ergeben<br />
sich wertvolle Hinweise für die Aktivierung<br />
eigener Ressourcen.<br />
Zielerleben<br />
Eine kurze medizinische Anamnese<br />
bezieht sich auf die Rekapitulation<br />
der bisherigen Therapie. Der<br />
Patient wird gebeten, sein Befinden<br />
und die eigenen Fähigkeiten<br />
zur Beeinflussung der Lebensqualität<br />
einzuschätzen. Daraus ergeben<br />
sich wertvolle Hinweise für<br />
die Aktivierung eigener Ressourcen.<br />
Ansprechen der individuellen<br />
Coping-Strategien und möglicher<br />
Ziele. Hier kann sich im Sinne eines<br />
„Was stattdessen?“ ein neuer<br />
„Möglichkeitsraum“ eröffnen. Ziele<br />
wie „Mehr Gelassenheit“, „Kraft“,<br />
„Mut“, oder „Wohlbefinden“ werden<br />
mit Erlebnisqualitäten wie<br />
körperlich/sinnlich, gedanklich/gefühlsmäßig,<br />
im Verhalten und in<br />
einer sozialen Beziehung erfahrbar<br />
gemacht und „verortet“: „Wo erleben<br />
Sie das, haben Sie das erlebt?“<br />
Zur Einleitung erfolgt eine kurze<br />
informierende Erklärung, wie wir<br />
in alltäglichen Situationen unser<br />
Wohlbefinden und unser Selbstvertrauen<br />
stärken können, zum<br />
Beispiel durch Fokussierung der<br />
Aufmerksamkeit, Ablenkung oder<br />
Entspannung.<br />
Für eine Einführung in die nun folgenden<br />
Imaginationen wird auf<br />
Beispiele verwiesen, die wir als<br />
wohltuende Trance-Phänomene<br />
im Alltag kennen. Es folgt ein „fließender<br />
Übergang“ in das Erleben<br />
von Trance-Zuständen anhand von<br />
Situationsschilderungen, die – in<br />
einer leicht modifizierten Fassung<br />
– dem „BER“ entnommen sind.<br />
BER steht für „Bestimmung des<br />
emotionalen Ressourcenpotenzials“,<br />
einem Test zur Erfassung<br />
„emotionaler Erfahrungsmöglichkeiten“[14].<br />
Der Einsatz der Imaginationen<br />
ermöglicht hier einen<br />
niederschwelligen Einstieg in die<br />
Ressourcenaktivierung begleitet<br />
von Trance-Erfahrungen. Dabei<br />
werden Erfahrungen induziert<br />
und anschließend die unmittelbar<br />
erlebte und die im Alltag erlebte<br />
Intensität dieser Erfahrungen angesprochen.<br />
Die Patienten machen<br />
sich anhand der Beispiele<br />
ihre eigenen (Alltags-)Ressourcen<br />
bewusst. Der Einstieg kann etwa<br />
lauten: „Möchten Sie das gleich<br />
ausprobieren, sich darauf einlassen?“<br />
„Sie folgen einfach meiner<br />
Stimme“, „…machen Sie es sich bequem.“<br />
Thematisiert werden „Stellvertreter“[15]<br />
für das Erleben von<br />
Kraft, Befreiung, Sicherheit, Vertrauen,<br />
Hoffnung und Klarheit.<br />
Entwicklung einer individuellen<br />
Imagination<br />
Nachdem der Patient bereits erste<br />
kurze Trance-Erfahrungen gemacht<br />
hat, erhält er am Ende der<br />
Sitzung die Aufzeichnung einer<br />
Imagination zum Einsatz in der<br />
häuslichen Umgebung. Diese thematisiert<br />
über die Stellvertretertechnik<br />
das Erleben von Sicherheit<br />
und Vertrauen. Als Hausaufgabe<br />
wird der Patient angehalten, diese<br />
Aufzeichnung bis zur nächsten<br />
Sitzung mehrmals anzuhören.<br />
Gleichzeitig erhält der Patient ein<br />
Tagebuch zur Reflektion zu Themen<br />
wie Lebensqualität, Energie<br />
und zu persönlichen Vorhaben. In<br />
der 2. Sitzung wird mit dem Patienten<br />
gemeinsam eine individuelle<br />
Imagination als „Selbsthypnose“<br />
konzipiert. Zur Entwicklung dieser<br />
individuellen Bilderreise werden<br />
die im Ressourcen-Fragebogen<br />
(RES) angegebenen Themen und<br />
ihre Bedeutung für den Patienten<br />
angesprochen und um die im BER<br />
(s.o.) als besonders bedeutsam<br />
erlebten Ressourcen ergänzt. Es<br />
erfolgt eine Verständigung über<br />
eine unterstützende Ressource,<br />
die als besonders entlastend, stabilisierend<br />
und emotional stärkend<br />
erinnerbar ist. Die Erlebnisqualitäten<br />
dieser ausgewählten Ressource<br />
werden ebenfalls festgehalten.<br />
Zudem wird die Bedeutung dieser<br />
Ressource für den Patienten angesprochen:<br />
„Wofür steht dieses Erleben<br />
… was bedeutet diese Ressource<br />
für Sie …?“ Beispiele können<br />
u.a. sein: Vertrauen, Sicherheit,<br />
Zuversicht, Wohlbefinden, Genießen,<br />
Balance, Kraft, Freiheit<br />
oder eine Kombination. Die so gemeinsam<br />
konzipierte Imagination<br />
wird nun während der Sitzung als<br />
mp3-Datei für den Einsatz zuhause<br />
aufgezeichnet. In der dritten und<br />
abschließenden Sitzung werden<br />
die gemachten Erfahrungen reflektiert.<br />
Thematisiert werden der<br />
Einsatz der individuellen Imagination<br />
sowie die Tagebuchaufzeichnungen<br />
zur weiteren Nutzung der<br />
eigenen Ressourcenaktivierung.<br />
Zudem erhalten die Patienten Informationen<br />
zu weiteren Angeboten<br />
der Unterstützung.<br />
Beschreibung des Kurzzeitprogramms<br />
Tumorpatienten während ihrer<br />
Therapie psychoonkologisch zu<br />
begleiten, ist inzwischen ein integraler<br />
Bestandteil einer ganzheitlichen<br />
Therapie in der stationären<br />
und ambulanten Gesundheitsversorgung.<br />
Die Krankheitslast zu lindern<br />
und die Lebensqualität der<br />
Betroffenen zu fördern, ist dabei<br />
das vorrangige Ziel. Von psychoonkologischer<br />
Seite haben wir uns<br />
gefragt, welche Möglichkeiten es<br />
gibt, in einem klinischen Kontext<br />
ein evidenzbasiertes strukturiertes<br />
und zugleich individuell konzipiertes<br />
Programm anzubieten, das sich<br />
methodisch gut evaluieren lässt<br />
und wie ein Manual verwendet<br />
werden kann. Mit unserer Konzeption<br />
wollten wir einerseits möglichst<br />
standardisierte Bedingungen<br />
>>
72 Ressourcenaktivierung in der Onkologie<br />
Verdecktes Ankern 773<br />
enzerleben aufgrund brachliegender und fehlender<br />
nRessourcen: Die Rolle von Ressourcenpotentialen<br />
und Ressourcenrealisierung für die<br />
Psychologische Therapie. Verhaltenstherapie &<br />
psychosoziale Praxis, 36, 51-62<br />
[10] Flückinger, C. (2013). Die Bedeutung der<br />
Ressourcenaktivierung für die therapeutische<br />
Veränderung – weiterführende praktische Implikationen.<br />
In: J. Schaller und H. Schemmel<br />
(Hrsg), Ressourcen … Ein Hand- und Lesebuch<br />
zur psychotherapeutischen Arbeit, 2. vollständig<br />
überarbeitete und erweiterte Auflage (S.<br />
179-194). Tübingen: dgvt.<br />
[11] Diegelmann, C. & Isermann, M. (2016).<br />
Ressourcenorientierte Psychoonkologie. 3.<br />
überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart:<br />
Kohlhammer.<br />
[12] Mehnert, A. (2016). Sinnbasierte Interventionen.<br />
In C. Diegelmann & M. Isermann (Hrsg.),<br />
Ressourcenorientierte Psychoonkologie (S. 135-<br />
142). 3. Auflage. Stuttgart: Kohlhammer.<br />
Die Techniken des<br />
verdeckten Ankerns in der<br />
Suchtbehandlung<br />
Beschreibung der Methode und<br />
der Grundprinzipien<br />
Autor: Dipl.-Psych. Dr. Christoph Sollmann<br />
für eine Evaluation schaffen und<br />
gleichzeitig der therapeutischen<br />
Realität (also dem klinischer Kontext)<br />
so nah wie möglich kommen.<br />
Was sich anbietet, ist eine Kurztherapie<br />
mit Psychoedukation, kombiniert<br />
mit hypnosystemischen<br />
Interventionen. Dass Hypnotherapie<br />
sich gut mit Verhaltenstherapie<br />
kombinieren lässt und zur Begleitung<br />
medizinischer Therapie<br />
geeignet ist, wurde bereits vielfach<br />
aufgezeigt [16]. Bemerkenswert<br />
ist dabei, dass Hypnotherapie<br />
schon nach wenigen Sitzungen<br />
eine hohe Effektstärke zeigt und<br />
die Therapieeffekte in der Katamnese<br />
scheinbar nicht abnehmen.<br />
Wir waren durchaus gespannt, ob<br />
wir auch mit nur drei Sitzungen<br />
diese Effekte erreichen würden.<br />
Die bisher vorliegenden Ergebnisse<br />
weisen für beide Verfahren<br />
(Verhaltenstherapie / Hypnotherapie)<br />
in diese Richtung. Nach Vorliegen<br />
der katamnestischen Daten<br />
werden wir auch eventuelle Unterschiede<br />
in der Wirksamkeit der Verfahren<br />
auswerten und diskutieren<br />
können. In einem nächsten Schritt<br />
möchten wir dann ein Manual zur<br />
Verfügung stellen. Das in diesem<br />
Beitrag beschriebene Vorgehen<br />
mag bis dahin schon eine erste<br />
Orientierung bieten. >
74 Verdecktes Ankern<br />
Verdecktes Ankern 775<br />
ich erstmals 2018 vor (Sollmann,<br />
2018). Die vorläufig letzte Entwicklung<br />
dieser Linie ist auf die Behandlung<br />
von Patienten mit chronischen<br />
Schmerzen fokussiert. Die<br />
vorläufigen Ergebnisse zu diesem<br />
Ansatz werden erstmals <strong>2019</strong> vorgestellt.<br />
Ein weiteres methodisches Element,<br />
das die hier vorgestellte<br />
Form des verdeckten Ankerns auszeichnet,<br />
ist, dass die aversive Reaktion<br />
schon bei der Nennung des<br />
Suchtstoffes Nikotin oder Alkohol<br />
ausgelöst wird und nicht erst durch<br />
das Konsumieren des Stoffes oder<br />
die Imagination des Konsums. Man<br />
kann diesen Ansatz daher auch<br />
„semantische Aversionstherapie“<br />
nennen. Die Anwendung der Methode<br />
erfordert gründliche Vorbereitung<br />
und die sorgfältige Beachtung<br />
von Kontraindikationen.<br />
Ebenso sind für die Anwendung<br />
gründliche, praktische Kenntnisse<br />
in hypnotherapeutischen Verfahren<br />
von Nutzen.<br />
Praktische Anwendung<br />
Die Technik ist in sechs Schritte<br />
unterteilt: Etabliere einen Anker<br />
(1); bilde einen Kernsatz (2); entwickle<br />
eine neutrale Geschichte<br />
und webe den Kernsatz ein (3);<br />
biete die neutrale Geschichte dar<br />
(4); löse den Anker aus (5); Future<br />
Pacing und posthypnotische Suggestion<br />
(6).<br />
Etabliere einen Anker<br />
Der Klient wird dazu angeleitet,<br />
ein emotional-aversives Szenario<br />
aufzubauen. Es wird empfohlen,<br />
zuvor einen inneren sicheren Ort<br />
(saferoom) aufzubauen. Auch sollte<br />
der Klient einige Unterweisung<br />
im Aufbau und der Vertiefung<br />
einer Trance erhalten. Bei auftretenden<br />
Problemen ist der Klient so<br />
in der Lage, das aversive Szenario<br />
zu verlassen und den sicheren Ort<br />
aufsuchen. So berichtete beispielsweise<br />
eine Klientin, dass in ihr bei<br />
der Bearbeitung eines Problems in<br />
einer Trance unvermittelt Szenen<br />
einer Vergewaltigung aufgetaucht<br />
seien, die sie im Teenageralter erlebt<br />
habe. Diese Erinnerung war<br />
zuvor vollkommen aus ihrem Bewusstsein<br />
und gelangte erst wieder<br />
in die Erinnerung, als sie sich<br />
von dem gerade zuvor etablierten<br />
sicheren Ort entfernte. In Fällen<br />
wie diesen ist es günstig, zuvor<br />
einen sicheren Ort aufgebaut zu<br />
haben.<br />
Als aversives Szenario suggeriere<br />
ich eine Umgebung, die einem<br />
Laboratorium ähnelt. Diese Umgebung<br />
weckt diverse Geruchs- und<br />
Geschmacksassoziationen, die die<br />
Grundlage für das Erzeugen einer<br />
aversiven Reaktion bildet. In der<br />
imaginierten Laborszene werden<br />
unangenehme Substanzen zusammen<br />
gemischt, deren Verabreichung<br />
dem Patienten suggeriert<br />
wird. Dabei können heftige Ekelgefühle<br />
zutage treten, die nicht<br />
selten sogar Würgereflex auslösen.<br />
Auf dem Höhepunkt des erlebten<br />
Ekels wird ein Anker etabliert.<br />
Diesen Anker erzeuge ich ideomotorisch,<br />
d.h. ich nutze die reflexhaften<br />
Körpersignale (Rossi,<br />
&Cheek,1988), um den Anker zu<br />
etablieren (Fingerknöchel). Die<br />
Nutzung ideomotorischer Reaktionen<br />
ist kein Muss. Die Vorteile der<br />
ideomotorischen Variante liegen<br />
auf der Hand. Vorteile sind die Verbesserung<br />
der Augenscheinvalidität<br />
im Blick auf das Erreichen des<br />
maximalen Ekelgefühls und das<br />
verbesserte Timing beim Ankern.<br />
Bilde einen Kernsatz<br />
Sobald der Anker etabliert ist, wird<br />
der Klient aufgefordert, die Labor-Imagination<br />
zu beenden und<br />
sich in einen „neutralen Bereich“ zu<br />
begeben. Die aversive Imagination<br />
erleben die Klienten meistens als<br />
sehr anstrengend und ermüdend.<br />
Deshalb wird jetzt ein neutrales<br />
Szenario suggeriert. Von dort wird<br />
der Klient tiefer in die Trance geführt.<br />
Meist frage ich den Klienten<br />
dann, ob er nach dem Laborerlebnis<br />
einen bestimmten Satz (oder<br />
„eine Programmierzeile“) vor sich<br />
sieht, die seinen künftigen Umgang<br />
mit dem Suchtstoff repräsentiert.<br />
Falls der Klient äußert, dass<br />
ihm übel wird, wenn er an den<br />
Konsum von x denkt, dann verstärke<br />
ich das Gefühl durch <strong>Suggestionen</strong><br />
(„Dir wird übel, wenn …, allein<br />
schon, wenn du daran denkst…“)<br />
und fordere den Klienten auf, den<br />
Gedanken emotional intensiv zu<br />
erleben. Um die Wirkung der Suggestion<br />
noch zu steigern, befinden<br />
sich Eimer und Küchenrolle am Behandlungsplatz.<br />
Den sog. Kernsatz<br />
(„Dir wird übel, wenn du…“) erörtere<br />
ich bereits im Anamnesegespräch.<br />
In der Trance überprüfe ich<br />
die Passung des Kernsatzes und<br />
gebe dem Klienten die Möglichkeit,<br />
den Kernsatz zu präzisieren<br />
(z. B. auf die Lieblingsmarke direkt<br />
zu rekurrieren oder, im Falle von<br />
Bierkonsum, schon durch den Griff<br />
zur Kühlschranktür die Übelkeitsreaktion<br />
zu konditionieren). Ich<br />
fordere den Klienten dann auf, das<br />
Übelkeitsgefühl zu intensivieren,<br />
z. B. indem ich ihn eine bestimmte<br />
Vorstellung mehrere Male wie-
76 Verdecktes Ankern<br />
Verdecktes Ankern 777<br />
derholen lasse. Hierbei achte ich<br />
darauf, dass keine Gewöhnung im<br />
Sinne einer Habituation auftritt.<br />
Die Struktur des Kernsatzes besteht<br />
aus einer prägnanten Aussage,<br />
bestehend aus maximal acht<br />
Worten. Der Therapeut sollte den<br />
Klienten darauf hinweisen, wenn<br />
eine Formulierung unangebracht<br />
ist. Zum Beispiel sollte er davon abraten,<br />
einen Kernsatz wie den folgenden<br />
zu verwenden: „Ich übergebe<br />
mich, wenn ich rauche“. Eine<br />
solche Suggestion kann zu peinlichen<br />
Situationen in der Öffentlichkeit<br />
führen.<br />
Entwickle eine neutrale<br />
Geschichte und webe den Kernsatz<br />
ein<br />
Bei diesem Schritt kommen wir<br />
zum Kern der Methode, im wahrsten<br />
Wortsinn. Der Kernsatz wird<br />
nun in eine neutrale Geschichte<br />
eingewoben. Es ist zu empfehlen,<br />
dass der Therapeut die neutrale<br />
Geschichte vorbereitet und nicht<br />
spontan darbietet. Die Vorbereitung<br />
der neutralen Geschichte ist<br />
deshalb empfehlenswert, weil es<br />
im nächsten Schritt, der Darbietung<br />
der neutralen Geschichte,<br />
auf absolute Synchronizität zwischen<br />
den einzelnen Elementen<br />
des Kernsatzes und dem Auslösen<br />
des Ankers ankommt. Zunächst<br />
aber wird der Kernsatz in die neutrale<br />
Geschichte eingewoben. Bei<br />
der Entwicklung der neutralen<br />
Geschichte kann auf ein Szenario<br />
in der Natur (Wiese, Wald, Strand)<br />
zurückgegriffen werden. Auch<br />
hier sollte die Anamnese gründlich<br />
sein, um beispielsweise keine<br />
allergischen Reaktionen, z. B. auf<br />
Pollen oder Gräser, auszulösen.<br />
Bei diesem Schritt erfolgt die technische<br />
Umsetzung der therapeutischen<br />
Mehrebenenkommunikation:<br />
Die neutrale Geschichte stellt<br />
die eine Ebene, die im Kernsatz<br />
enthaltene „Botschaft“ die zweite<br />
dar. Wie dieses realisiert wird, beschreibe<br />
ich im nächsten Schritt.<br />
Biete die neutrale<br />
Geschichte dar<br />
Der Klient wird nun, nachdem die<br />
Trance vertieft wurde, durch das<br />
neutrale Szenario (s.o.) geführt.<br />
Während der Darbietung der neutralen<br />
Geschichte werden die eingewobenen<br />
Schlüsselworte durch<br />
das Auslösen des Ankers akzentuiert,<br />
d.h. bei der Nennung des<br />
jeweiligen Schlüsselwortes wird<br />
beispielsweise der Fingerknöchel<br />
berührt, auf dem in Schritt eins der<br />
Anker etabliert wurde. Die Höhe<br />
des Ekels ist für das Gelingen essentiell.<br />
Ist die emotionale Ladung<br />
gering, ist der Effekt der Konditionierung<br />
zu gering, um eine aversive<br />
Reaktion hervorzurufen. Das ist<br />
zum Beispiel der Grund dafür, dass<br />
bei medizinischem Fachpersonal<br />
die Variante „Ekelsubstanz“ durch<br />
andere signifikante Belastungsgefühle<br />
ersetzt werden muss.<br />
Das Beispiel zeigt, wie die gleichzeitige<br />
Darbietung von neutraler<br />
Geschichte und Kernsatz umgesetzt<br />
wird: neutrale Geschichte<br />
(Auszug):<br />
„… und du nimmst dir eine Auszeit<br />
und dir wird klar, dass es dir<br />
so schlecht nicht geht, und mit jedem<br />
Schritt erholst du dich mehr<br />
und mehr, und wenn dich deine<br />
Gedanken tragen, gelangst du an<br />
eine Quelle reinsten Wassers, das<br />
wie Wein fließt und dich erfrischt,<br />
wenn du von dieser Quelle trinkst,<br />
erfrischt es dich und du genießt<br />
das Gefühl, hellwach frisch und<br />
klar zu sein...“ In die neutrale Geschichte<br />
wurde, wie eben gezeigt,<br />
der Kernsatz („dir wird schlecht,<br />
wenn du Wein trinkst“) eingewoben.<br />
Es wird schon bei diesem<br />
kurzen Auszug hinreichend deutlich,<br />
dass die neutrale Geschichte<br />
vorbereitet sein muss und besser<br />
nicht ad hoc formuliert wird. Zu<br />
groß ist sonst das Risiko, dass der<br />
Kernsatz nicht authentisch wiedergegeben<br />
wird oder schlicht, dass<br />
Timing zwischen dem einzelnen<br />
Schlüsselwort und dem Auslösen<br />
des Ankers nicht stimmt.<br />
Löse den Anker aus<br />
Während der Darbietung der neutralen<br />
Geschichte wird der Anker<br />
bei jedem einzelnen Schlüsselwort<br />
ausgelöst. Auf diese Weise wird<br />
die Mehrebenenkommunikation,<br />
bestehend aus der neutralen Geschichte<br />
und dem Kernsatz, der<br />
nach der Etablierung des Ankers<br />
mit dem Ekelgefühl gekoppelt ist,<br />
technisch umgesetzt.<br />
Nach bisheriger Erfahrung blieb<br />
für alle bislang mit der Methode<br />
behandelten Klienten der Zusammenhang<br />
zwischen der Botschaft<br />
des Kernsatzes und dem Auslösen<br />
des Ankers verborgen. Das ist insbesondere<br />
deshalb erstaunlich,<br />
weil das Prinzip der Behandlung<br />
und der Kernsatz bereits im Vorgespräch<br />
erörtert werden. Diese<br />
„Amnesie“ ist wohl der Tatsache<br />
geschuldet, dass die bewusste<br />
Aufmerksamkeit mit dem neutralen<br />
Szenario, welches reichlich<br />
Redundanz enthält, befasst ist.<br />
Auch sollte bedacht werden, dass<br />
der Trancezustand den Fokus der<br />
Aufmerksamkeit im Vergleich zum<br />
Wachzustand verändert. Im Nachgespräch<br />
mit den KlientInnen wurde<br />
bislang noch nie der direkte<br />
Bezug zwischen dem Auslösen des<br />
Ankers und dem Kernsatz angesprochen.<br />
Da ich dieses Phänomen<br />
bereits am Anfang meiner Untersuchungen<br />
zu dieser Thematik<br />
feststellte, nahm ich das zum Anlass,<br />
die beschriebene Methode<br />
das verdeckte Ankern zu nennen.<br />
Eine Reihe von neuropsychologischen<br />
Untersuchungen belegen in<br />
diesem Zusammenhang, dass emotionale<br />
Reaktionen weder einen<br />
bewussten kognitiven Input noch<br />
eine Beteiligung des Bewusstseins<br />
erfordern (Murphy & Zajonc, 1993;<br />
Rotteveel & Phaf, 2004; Whalen,<br />
1998). Einige Untersuchungen belegen<br />
ausdrücklich die Bedeutung<br />
des unterbewussten Lernens (Ruys<br />
& Stapel, 2008; Mitchell & Grenning,<br />
2012). Letztere betonen<br />
die Beeinflussbarkeit der Amygdalafunktion<br />
durch unbewusstes<br />
Lernen, was m. E. als starker Hinweis<br />
auf die Wirksamkeit des verdeckten<br />
Ankerns aufzufassen ist.<br />
Bekanntlich korrespondieren Ekelgefühle<br />
mit der Aktivierung der<br />
Amygdala (Vaitl, Schienle & Stark,<br />
2004). Dieser Zusammenhang ist<br />
der Grund dafür, warum ich hohe<br />
emotionale Ladung bei der Etablierung<br />
des Ankers empfehle. In<br />
jedem Fall sollte unmittelbar nach<br />
der Durchführung die aversive Reaktion<br />
beim Klienten überprüft<br />
werden. Das geschieht am besten<br />
durch eine simple Frage („Möchten<br />
Sie ein Glas Wein?“) oder im Falle<br />
von Nikotinabusus durch das direkte<br />
Anbieten einer Zigarette.<br />
Future Pacing und<br />
posthypnotische Suggestion<br />
Future Pacing und posthypnotische<br />
Suggestion helfen, die Nachhaltigkeit<br />
der Intervention abzusichern.<br />
Entgegen früherer Empfehlung<br />
(Sollmann, 2016) empfehle ich<br />
heute, beide Elemente in der Behandlung<br />
anzuwenden. Dem Future<br />
Pacing kommt dabei die Funktion<br />
zu, den positiven Ausblick in die<br />
rauch- oder alkoholfreie Zukunft<br />
vorwegzunehmen (Motivationsfunktion).<br />
Dabei werden auch die<br />
äußerlich sichtbaren Veränderungen<br />
der Körperform, der Beschaffenheit<br />
der Haut, die Gesundheit<br />
der Körperzellen und -organe angesprochen.<br />
Die posthypnotische<br />
Suggestion bezieht sich meist auf<br />
eine direkte Suggestion (z. B. „Von<br />
jetzt an bist du Nicht-Raucher“),<br />
die den ab jetzt gültigen Zustand<br />
definiert. Nach diesem Schritt leitet<br />
der Therapeut den Klienten aus<br />
der Trance und nutzt die noch einige<br />
Minuten andauernde erhöhte<br />
Sensibilität des Klienten, um den<br />
Therapieerfolg abzurunden.<br />
Diskussion<br />
Die hier beschriebene Abfolge aus<br />
sechs aufeinander aufbauenden<br />
Behandlungsschritten bildet die<br />
Grundlage für die Anwendung<br />
der Methode. Wie schon betont,<br />
sollte das therapeutische Vorgehen<br />
in einen hypnotherapeutisch<br />
fundierten Behandlungsplan eingebettet<br />
sein. Es soll durch diese<br />
Abhandlung ausdrücklich nicht<br />
der Eindruck erweckt werden, dass<br />
im Ablauf von 1-2 Sitzungen eine<br />
chronische Alkoholabhängigkeit<br />
gelöst werden könne. Tatsächlich<br />
befanden sich unter den Klienten,<br />
die mit Hilfe dieser Methode erfolgreich<br />
therapiert wurden, keine<br />
Personen mit diagnostizierter Alkoholabhängigkeit.<br />
Bei mehreren<br />
Klienten bestand hingegen die Diagnose<br />
Nikotinabusus oder schädlicher<br />
Gebrauch von Tabak.<br />
Dass der Alkoholkonsum bei einigen<br />
Klienten dennoch erheblich<br />
war, das zeigt eine Fallvignette<br />
(Sollmann, 2016). Die bislang<br />
gesammelten praktischen Erfahrungen<br />
mit der Anwendung der<br />
Methode lassen den Schluss zu,<br />
dass die Methode des verdeckten<br />
Ankerns für die Behandlung des<br />
Überkonsums von Alkohol und Nikotinabusus<br />
als durchaus geeignet<br />
angesehen werden kann. Das gilt<br />
vor allem dann, wenn der Klient<br />
die notwendige Veränderungsmotivation<br />
besitzt. Darüber hinaus<br />
kann der Behandlungserfolg durch<br />
Maßnahmen zur Ressourcenaktivierung<br />
weiter gesteigert und gefestigt<br />
werden.
78<br />
Vorschau Kongresstermine<br />
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Tel. 02541 880760 l Fax 02541 70008<br />
DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de l www.hypnose-dgh.de