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Suggestionen 2019

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50 Kinder leicht behandeln Nachruf: Betty Alice Erickson 751<br />

eindringen. Und wer will schon<br />

gerne freiwillig arbeiten? Da setzt<br />

sich mancher lieber wieder hin.<br />

Auch Geschwisterkinder, die gerne<br />

aus der Nähe zuschauen, kann<br />

man auf diese Weise beschäftigen<br />

und ihnen gleichzeitig die Angst<br />

nehmen, da sie Instrumente und<br />

Materialen durch Anfassen kennenlernen.<br />

Leichte Umsetzbarkeit<br />

auch bei anderen Behandlungen<br />

als „Pilot“ selbst den „Pilotenstuhl“<br />

bedienen darf, hat neben der aktiven<br />

Einbindung in den Heilungsprozess<br />

auch einen Nutzen für die<br />

Entspannung: Die Zahnärztin unterstützt<br />

das Kind, sich nach dem<br />

Knopf auf dem Bedienfeld zu strecken.<br />

Sobald sich der Stuhl nach<br />

hinten bewegt, darf sich das Kind<br />

entspannt zurücklehnen. Erst anspannen,<br />

dann entspannen – für<br />

Kinder ist es nur ein Spiel, aber<br />

Kenner erkennen hier das Prinzip<br />

der Muskelentspannung nach Jacobson.<br />

Dass Barbara Kindern sogar Instrumente<br />

in die Hand drückt, die sie<br />

später benötigt, ist auch ein Element,<br />

diese aktiv an der Behandlung<br />

zu beteiligen. Es wirkt zwar<br />

auf den ersten Blick befremdlich,<br />

Kindern angsteinflößende Gegenstände<br />

wie Spritze und Zange in<br />

die Hand zu geben und ich bin<br />

damit auch noch zurückhaltend.<br />

Aber mit Spiegel, „Zahnklebe“ (=<br />

Adhäsiv, Haftvermittler für das Füllungsmaterial)<br />

und „Zahnknete“ (=<br />

Füllungsmaterial) habe ich schon<br />

gute Erfahrungen gemacht. In<br />

einer Sitzung, in der ich bei einem<br />

Jungen eine Füllung gelegt und<br />

dessen Mutter mit besorgtem Blick<br />

die Sitzung vom Besucherstuhl<br />

aus beobachtet hatte, bedankte<br />

ich mich nach der Sitzung bei dem<br />

Jungen für die Mithilfe und provozierte<br />

anschließend mit der Frage:<br />

„Hat’s wenigstens Spaß gemacht?“<br />

Ich erinnere mich noch an den verblüfften<br />

Blick der Mutter, als der<br />

Junge mit dem Brustton der Überzeugung<br />

sagte: „Ja.“<br />

Eltern und Geschwister<br />

„Der größte Hypnotiseur im Raum<br />

ist immer die Mutter bzw. der Vater.“<br />

Wer den störenden Einfluss<br />

von sich einmischenden Eltern<br />

im Sprechzimmer einmal erlebt<br />

hat, weiß sofort, was Barbara Beckers-Lingener<br />

mit dieser Aussage<br />

meint. Eltern, die entspannt auf<br />

dem Besucherstuhl Platz nehmen,<br />

können die Behandlung folglich<br />

positiv beeinflussen, da sie zum<br />

Ausdruck bringen, dass sie der<br />

Zahnärztin vertrauen. Eltern dagegen,<br />

die ihr Kind vor dem „bösen<br />

Zahnarzt“ beschützen wollen, können<br />

die ganze Behandlung kaputtmachen.<br />

Wenn Eltern also aufstehen und<br />

sich dem Behandlungsstuhl nähern,<br />

droht höchste Gefahr für den<br />

erfolgreichen Verlauf der Behandlung.<br />

Warum also nicht einfach<br />

die Eltern freundlich einbeziehen?<br />

„Wenn Sie schon gerade stehen,<br />

können Sie mal eben dieses Instrument<br />

halten“, ist eine der Aufgaben,<br />

die Barbara Eltern gibt, die<br />

zu sehr in die Behandlungssphäre<br />

Von der Tatsache, dass die Methoden,<br />

die Barbara Beckers-Lingener<br />

in ihren Workshops zeigt, leicht<br />

umsetzbar sind und sich in der Regel<br />

sofort in den Praxisalltag integrieren<br />

lassen, habe ich wieder<br />

sehr profitiert. Dennoch weiß ich,<br />

dass ich vieles immer noch nicht<br />

umgesetzt habe, beispielsweise<br />

den Schläfengriff, wobei ich wieder<br />

bei den nonverbalen Hypnosetechniken<br />

wäre. Was mir in dem<br />

Zusammenhang übrigens auch gut<br />

gefallen hat, war das „Päckchen“:<br />

Beim sogenannten „Bonding“, das<br />

heißt, der Elternteil liegt unten und<br />

das Kind liegt mit dem Rücken auf<br />

ihm, bittet Barbara schon einmal<br />

das Elternteil um Mithilfe, wenn<br />

das Kind unruhig wird. Dazu soll<br />

der Elternteil die Arme und Beine<br />

des Kindes mit seinen eigenen Armen<br />

und Beinen umfangen. Dazu<br />

sagt sie dann: „Machen Sie mal ein<br />

Päckchen daraus, um Ihrem Kind<br />

zu helfen.“ Dies ist ein wunderschönes<br />

Reframing im doppelten<br />

Sinne: die Extremitäten des Elternteils<br />

stellen einen Rahmen für<br />

den Körper des Kindes dar und die<br />

Formulierung ist ein Reframing im<br />

hypnotischen Sinn!<br />

Den Begriff „Zahnklebe“ habe ich<br />

bisher in meiner Praxis verwendet.<br />

Barbara bevorzugt den Begriff<br />

„Zahn-UHU“, zumal er sich zur<br />

Konfusion eignet: UHU = Klebe,<br />

aber auch Uhu = Vogel. Mit dem<br />

Uhu-Vogel kann sie dann bei Bedarf<br />

weiterarbeiten.

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