Das Reinbek-Buch

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Durch den Bau der Eisenbahn verkürzte sich die Zeit, die man bis N ach Die Kaiserzeit dahin mit Pferd und Wagen von Reinbek nach Hamburg gebraucht hatte, von einem halben Tag auf etwa 45 Minuten. Nach Bergedorf brauchte man nur noch zehn Minuten. Was für ein gewaltiger Fortschritt! Zeit war schon damals Geld. 18 51 kostete die Fahrt von Reinbek nach Hamburg in der 1. Wagenklasse 1 Courant Mark und drei Schillinge, in der 2. Wagenklasse 1 Courant Mark und in der 3. Wagenklasse 11 Schillinge. Fast jeder konnte sich das leisten, und so hatten bis zum Jahr 18 55 bereits mehr als 2 3 ooo Reisende den Bahnhof Reinbek passiert, obwohl der Ausflugsverkehr erst in den neunziger Jahren einsetzte. Die Eisenbahn verbesserte Reinbeks Beziehungen zur Außenwelt - das Krähwinkel-Dasein war vorüber. Sie belebte auch die wirtschaftliche Tätigkeit innerhalb des Dorfes. Handwerker, die am Bau der Gleisanlagen mitwirkten, ließen sich hier nieder. Schon 1847 wurde der Sparkassenverband Reinbek gegründet - ein Vorläufer der Kreissparkasse Stormarn. Er hatte die Aufgabe, die Ersparnisse der Handwerker und Einzelhändler sicher und nützlich unterzubringen. Also wurde nun wohl doch ganz gut verdient in Reinbek! Auch atmosphärisch war die Veränderung spürbar: Neben dem Getrappel der Pferdehufe erfüllte von Zeit zu Zeit ein eigentümliches Sausen die Bahnhofstraße. Das war, wenn wieder einmal der Schnellzug Berlin - Hamburg über die Brücke bei Rathmann brauste. Ende der dänischen Herrschaft wurde Reinbek für kurze Zeit österreichisch und dann ab 1866 / 67 preußisch. Der Brükkenzoll auf dem Reinbeker Mühlendamm wurde aufgehoben. Und nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde Reinbek die »Pforte zum Sachsenwald«, der nun dem Reichsgründer und Reichskanzler Otto von Bismarck als eine Art nationales Heiligtum gehörte. Reinbek nahm in jenen Jahren die Züge an, die es bis zum Ende des Bismarck-Reiches prägten. Aus dem verschlafenen Nest am Südrand des dänischen Reiches wurde in jenem halben Jahrhundert ein eleganter Villenvorort Hamburgs, vorübergehend sogar ein richtiger »Badeort«, und ein Ausflugsziel für die pflastermüden Menschen aus der benachbarten Großstadt. Und Reinbek wurde sehr rasch größer. Mit dem Anschwellen der Bevölkerung trat auch die charakteristische Dreiteilung des Dorfes in Erscheinung, seine Drei-Klassen-Gesellschaft: An der Bille, auf dem Ziegelkamp und an der Kückallee lebte die Oberklasse im englischen Landhausstil. In der Stadtmitte zwischen Bahnhof und Schmiedesberg wirkten die kleinen und mittleren Handwerker, Fuhrunternehmer und Einzelhändler, der Mittelstand. Und in Prahlsdorf entstand mit den großen sozialen und demokratischen Bewegungen der Kaiserzeit »die Republik«, Zilles Milieu der Handwerker, Arbeiter und »kleinen Leute«. Reinbeks Belebung wurde zweifellos begünstigt durch den Zeitgeist, durch die neuromantische Natursehnsucht, das Bedürfnis nach Erholung und Freizeit, auch durch die Hamburger Choleraepedemie von 1892. Hatte es von 1840 bis 1850 nur p Zuwanderer gegeben, zogen allein in dem Jahrzehnt zwischen 1896 und 1906 ungeführ 350 Menschen nach Reinbek, überwiegend Unternehmer, leitende Angestellte und Angehörige freier Berufe, und der Geburtenüberschuß wuchs mit der Verbesserung der allgemeinen Lebensverhältnisse. Im Ergebnis wurde aus einer Mehrheit von Kätnern, Arbeitern und Knechten, die das Erscheinungsbild Reinbeks - neben dem Schloß - bestimmt hatte, eine Minderheit, und das bürgerliche Zeitalter hielt in dem malerischen Ort seinen Einzug. lust - Boizenburg nach Hamburg. Welches Glück, daß sich die zunächst private Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft für die sogenannte »Tiefenlinie« durch die Täler der Steinau, Schwarzen Au und Bille entschied und nicht für eine Trassenführung durch das Urstromtal der Elbe! In diesem Fall hätte Reinbek den Anschluß an die Zukunft verpaßt. So aber erhielt das Dorf 1846 eine eigene Bahnstation. Vom Eisenbahnbau gibt es eine hübsche Anekdote, die Hans Hinrich und Otto Ohle in ihren Memoiren erzählen. Natürlich war der rührige Baumeister wieder dabei, als zwei Brücken über die Bille geschlagen werden mußten. Ohle baute sie - ebenso wie die Bahnhöfe in Bergedorf und Reinbek - mit seinen Leuten. Die Löhnung, lauter Silbergeld, karrte er in einer Schiebkarre herbei. Nun sollten die Brücken abgenommen werden. Die Kommission erschien. Ein jüngerer Mann vermaß das Bauwerk. »Der Bogen ist nicht richtig«, befand er. Betroffenes Schweigen. Darauf trat Ohle, der zum Jähzorn neigte, hervor, pfefferte seinen Zylinder auf die Erde und brüllte: »Der Bogen ist doch richtig!« Wieder Schweigen. Daraufhin nahm ein älterer Beamter die Vermessung noch einmal vor. Und siehe da - der Bogen schwang sich doch in der richtigen Form über die Bille. Ohle war rehabilitiert.
W. )Viesetnann Zwei Säle 3 Kegelbahnen Grosser Garten mit vielen Lauben. Zimmer mit voller Pension @) Grösstes Clublokal der Umgegend. Diners und Soupers zu jeder Tageszeit. Reinbek als Fremdenverkehrsort galt schon immer als Ort der Gastlichkeit, wie diese Collage beliebter Lokalitäten aus der Zeit um 1900 zeigt: Hotel Nancytal (links oben), Gesellschaftshaus Harmonie, Landhaus Scherer (mit Saal) und Niemanns Gasthof in Silk (rechts unten) 99
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Mit akualisierter Chronik bis 2018
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Vorvvort zur 2. _Auflage Liebe Lese
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Geschichte. Denn das alte Reinbek,
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Fast fünfzig Jahre später wechsel
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Der Innenhof mit seinen beschwingte
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Das heutige Jagdzimmer erinnert mit
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