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CR Ausgabe 03.2016

Club Report Ausgabe 03.2016 vom Club für Britische Hütehunde e.V.

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ClubReport 3.2016<br />

Ich hab’ noch einen Corgi in Berlin<br />

Ich wurde gefragt, ob ich nicht etwas für den Club Report schreiben<br />

könnte. Etwas über das alltägliche Leben mit einem Welsh Corgi<br />

Cardigan in der Großstadt. Persönliche Erlebnisse und Eindrücke.<br />

Natürlich kann ich das. Dachte ich. Und dann passiert das, was<br />

viele Autoren kennen. Sie wollen einen Text verfassen, doch es<br />

kommt nichts. Da sind sie sonst voller Witz, voller Ideen mit dieser<br />

einen persönlichen Note, auf die der Autor so viel gibt. Es fällt einem<br />

aber nichts ein.<br />

Oder es fällt einem so viel ein, dass man von Ideen erschlagen<br />

wird. Es ist witzig, wenn man sich zurück erinnert was der häufigste<br />

Satz war, den man als Corgi- Welpen-Besitzer zu hören bekommt.<br />

„Mein Gott, diese Oooooooooohren.“ Immer. Wie oft hat man das<br />

gehört und sich gedacht „Er wächst rein. Bald. Irgendwann ist es ein<br />

Hund und kein Ohrentier mehr.“<br />

Was aber bleiben würde ist, dass der Corgi immer wieder die<br />

Blicke auf sich ziehen wird. Selbst hätte ich das nach einem Corgimix<br />

und unserer Schnauzerdame gar nicht für möglich gehalten.<br />

Steigen wir in die Bahn wird es mindestens für eine Person die Fahrt,<br />

vielleicht auch den Tag erhellen. Ein Punkt, der ebenfalls beachtet<br />

werden sollte: Der Corgi ist kein Hund für Misantrophen. Ein gerne<br />

von mir genutzer Ausspruch. Ich bin Sternzeichen Löwe und komme<br />

gut damit klar, dass ich einen kleinen Promi an der Leine habe.<br />

Der Corgi ist vielleicht auch ein bisschen wie Berlin. Keine<br />

Schönheit, aber Liebenswert. Orginel, großmäulig, immer vorneweg,<br />

gleichzeitig aber auch sensibel und treu. Kreativität und Freigeist, der<br />

Corgi und Berlin. Wie oft wurde ich nach dem Mix gefragt und wie<br />

oft wurde laut darauf spekuliert? Und wie oft (Sternzeichen Löwe)<br />

hat ein berlinflapsiges „Des is n Corgi. Der gehört so.“ die Runde in<br />

ihren wildesten Kreationen die netten Herrschaften unterbrochen?<br />

Ebenso oft hat man den Satz „Das ist doch so ein Hund von der<br />

Queen.“ als Aufforderung für einen langen Rassenreferat verstanden<br />

und sich gefreut, wenn der Gegenüber ebenso begeistert war als<br />

man selbst.<br />

Manchmal aber, da wünscht man sich doch etwas Anonymität.<br />

Ein klein bisschen zumindest. Zum Beispiel, als eine Freundin in<br />

Berlin zu besuch war und die Hunde und ich mit ihr die Touritour<br />

gemacht haben. Da zeigt man gerade der Freundin die russische Botschaft,<br />

als ein „Oh, is this a Corgi? Can I take a photo?“ neben mir<br />

ertönte. Meine Freundin, durch einen langen Auffenthalt in Irland<br />

eindeutig besser in Englisch als ich, nahm es mit Humor und bot sich<br />

als Übersetzer an.<br />

Oder wenn man über den Alexanderplatz läuft und über den<br />

Platz ein schreien hört. „Wait, WAIT.“ Mein Mann amüsierte sich<br />

noch darüber, bis uns auffiel, das wir gemeint waren. „Is this a<br />

Corgi?“ „Yes.“ „Oh, wundervoll...“ Muss ich erwähnen, das ich meine<br />

Englischkenntnisse mittlerweile etwas aufgebessert habe?<br />

Dann fallen einem auch wieder Geschichten ein, die man selbst<br />

wohl nicht glauben würde, wenn man nicht dabei gewesen wäre.<br />

Wie der Tag, als wir auf die Bahn gewartet haben. Am Ostkreuz<br />

musste ich mitsamt dem Corgi umsteigen. Der Bahnsteig war gut<br />

gefüllt.<br />

Da standen wir also, der Corg und ich. Neben uns zwei junge<br />

Frauen, Spanier oder Italiener? Eine davon im Rollstuhl, was der Corgi<br />

etwas unheimlich fand. Deshalb war meine Aufmerksamkeit auch<br />

erst rechts von mir anstatt links. Bis eine junge Asiatin so plötzlich<br />

neben mir stand, das man sich unweigerlich an die guten japanischen<br />

Horrorfilme erinnert fühlt. „Can I take a photo?“ In meinem<br />

Kopf, noch nicht ganz angekommen auf der linken Seite, bildete sich<br />

ein HÄ?, während mein Mund (schwäbische Höfflichkeit *hust*) ein<br />

Ok bildete. Plötzlich war die Asiatin weg.<br />

Sie lag auf dem Bauch und versuchte mit Quitschgeräuschen<br />

den völlig perplexen Corgi zu einem netten Foto zu überzeugen.<br />

Das HÄ? in meinem Kopf war noch nicht ganz abgeklungen, als<br />

ein Rollstuhl mir fast in die Hacken fährt. Scheinbar ist ein OK von<br />

mir allgemeingültig und so knipste es von rechts und links.<br />

Ja, manchmal wäre Anonymität nett. Sehr nett. Auch deshalb,<br />

weil Krabat nun nicht gerade zu den Freuhunden gehört die jeden<br />

Menschen auf den Schoß springen würde. Er hat Typen an Menschen,<br />

die er mag. Aber auch Kategorien, die er ablehnt. Und diese<br />

scheinen einen besonderen Narren an dem kleinen Mann gefressen<br />

zu haben.<br />

Ich war wirklich eine Zeitlang überfordert. Wie viel solches<br />

Verhalten ist noch normal? Vor allem für einen Hund,<br />

der ausgestellt wird und der eigentlich auch die<br />

Zuchtzulassung machen soll? Oft kam mir<br />

auch der Gedanke, das ich den Hund<br />

versaut hab.<br />

Wie in dem Moment, an<br />

unserer ersten Ausstellung,<br />

als er einen Bekannten<br />

verbellte, der mit mir an<br />

unseren Platz kam. Das<br />

nagte an mir. Lange.<br />

Wenn er Leute mit<br />

verbellen auf Abstand<br />

hält und die Leute<br />

damit noch mehr dazu<br />

bringt seine Gunst zu<br />

erhalten. Besonders alte<br />

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