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Sport Business Magazin Herbstausgabe 2019

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Trainer-Special<br />

subjektives Auge, sondern auch auf<br />

objektiv messbare Parameter. Wenn<br />

Statistiken über die Besetzung einer<br />

Mannschaft entscheiden, kann das klare<br />

Wettbewerbsvorteile schaffen. Die<br />

statistische Bewertung von Spielern ist<br />

im Baseball bereits gang und gäbe und<br />

dürfte auch so manch einem Cineasten<br />

unter dem Begriff Moneyball-Prinzip<br />

bekannt sein. „Die Kunst zu gewinnen –<br />

Moneyball“ hieß das <strong>Sport</strong>-Drama, das<br />

2011 mit Starbesetzung veranschaulichte,<br />

wie ehrgeizige Statistiker die amerikanische<br />

Major Baseball League, kurz<br />

MLB, aufmischen. Was in Hollywood<br />

zum Kassenschlager wurde, ist im US-<br />

<strong>Sport</strong> längst Realität. Seit Jahrzehnten<br />

werden im Baseball statistische Daten<br />

dazu genutzt, Spieler zu evaluieren.<br />

Der ehemalige Baseball-Spieler Billy<br />

Beane führte die sogenannte Sabermetrics<br />

zur Spielerbewertung ein und<br />

formte das Baseball-Team der Oakland<br />

Athletics ab dem Jahr 2000 systematisch<br />

um. So landete der finanziell<br />

zweitklassige Verein vier Jahre lang in<br />

Folge in den Playoffs.<br />

Grundsätzlich lässt sich das Moneyball-System<br />

im Fußball viel<br />

schwieriger umsetzen als im Baseball,<br />

weil weit mehr Ereignisse und Korrelationen<br />

berücksichtigt werden müssen.<br />

Formeln können die Spieler-, Team-<br />

und Gegnerstärke berechnen, aber<br />

Faktoren wie die Tagesform, Wechselwirkung<br />

der Spieler und situative Entscheidungen<br />

lassen sich mit keinem<br />

statistischen Modell vorhersagen.<br />

Anpfiff zur<br />

Digitalisierung<br />

des Fußballs<br />

Ein Vorreiter auf diesem Gebiet in<br />

Europa ist der deutsche Bundesligist<br />

TSG Hoffenheim. Dort hat der lokale<br />

Geldgeber und Software-Gigant<br />

Die TSG Hoffenheim als Vorreiter: Bereits am<br />

Trainingsplatz werden Daten gesammelt.<br />

SAP quasi sein Versuchslabor installiert<br />

und so wird schon am Trainingsplatz<br />

eine Flut an Werten gesammelt.<br />

Vom Nachwuchstalent bis zum Kampfmannschaftsprofi<br />

sind die Parameter<br />

für die Betreuer in Echtzeit entweder<br />

am Tablet oder sonst später im Büro<br />

abruf- und auswertbar. Immer öfter –<br />

mittels künstlicher Intelligenz – ist die<br />

Dateninvasion schon in einem gewissen<br />

Rahmen vorselektiert, auf wesentliche<br />

Merkmale fokussiert. Damit profitiert<br />

der Spieler durch eine möglichst<br />

ideale Dosierung der Intensität und es<br />

werden bestimmte Defizite aufgezeigt,<br />

die damit ausgemerzt werden können.<br />

Durch das Aufzeigen der Daten fallen<br />

die Ausreden, die gerne beim subjektiven<br />

Empfinden gefunden werden, weg<br />

und die harten Fakten sind dann ein<br />

weiterer Motivationsgrund, um aktiv<br />

dagegen zu steuern und sich so fußballerisch<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Oliver Bierhoff, Direktor der Deutschen<br />

Nationalmannschaft, hat<br />

ganz konkrete Einblicke über die Digitalisierung<br />

innerhalb der Deutschen<br />

Nationalmannschaft<br />

bekanntgegeben:<br />

2004 hatte ein Spieler in der Offensivaktion<br />

den Ball im Schnitt noch ganze<br />

drei Sekunden am Fuß. 2010 lag der<br />

Wert nur mehr bei einer knappen Sekunde.<br />

Diesen Fortschritt erreichte man,<br />

indem man im Training immer wieder<br />

die „Zwischenzeiten“ erhoben und ausgearbeitet<br />

wurden, um danach mit den<br />

Spielern entsprechend daran zu arbeiten.<br />

Dies ist nur ein Puzzleteil mit dem<br />

der DFB die Leistungen seines Personals<br />

kontinuierlich überwacht und zu optimieren<br />

versucht. Sensoren visualisieren<br />

dazu noch ganze Bewegungsmuster,<br />

zeigen mannschaftstaktische Schlüsse<br />

auf, die das menschliche Auge beziehungsweise<br />

Gehirn so vielleicht gar<br />

nicht wahrgenommen hätte. Während<br />

der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien<br />

versorgte eine SAP-Software Scouts und<br />

Trainerstab der Nationalmannschaft mit<br />

Analysedaten und ist ein Mitgrund für<br />

das Erreichen des Weltmeistertitels.<br />

Seit 2013 haben die Deutsche Nationalmannschaft<br />

und die SAP die Datennutzung<br />

und -verarbeitung grundlegend<br />

verändert, um die Performance<br />

der Profi-Fußballer zu optimieren. Im<br />

Rahmen der Kooperation wurden innovative<br />

Lösungen entwickelt, um auf<br />

© Uwe Gruen<br />

<strong>Sport</strong> <strong>Business</strong> • <strong>Magazin</strong> für Wirtschaft und <strong>Sport</strong> • 51

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