Sichern Sie die Vorteile Ihrer Patienten - MEDI Deutschland
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Die Mitgliederzeitschrift von <strong>MEDI</strong> <strong>Deutschland</strong> • www.medi-verbund.de • Jahrgang 12 | Nr. 45 | Juni 2011<br />
<strong>MEDI</strong>VERBUND AG setzt<br />
auf größeres<br />
Leistungsspektrum | Seiten 46 und 19<br />
Aus dem Inhalt<br />
FALK bietet KBV <strong>die</strong> Stirn<br />
Um <strong>die</strong> Handlungs- und Gestaltungsspielräume<br />
in den Regionen zu stärken, haben<br />
<strong>die</strong> KV-Vorsitzenden von Baden-Württemberg,<br />
Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>die</strong> „Freie Allianz der<br />
Länder-KVen“ (FALK) gegründet. <strong>MEDI</strong><br />
unterstützt den Kurs <strong>die</strong>ses neuen Bündnisses.<br />
| Seite 15<br />
So empfehlen <strong>Sie</strong> Facharztverträge<br />
Ihren <strong>Patienten</strong><br />
Ohne Facharztverträge haben auch bestehende<br />
Hausarztverträge auf lange Sicht<br />
wenig Chancen. <strong>MEDI</strong> Ärzte erklären,<br />
welche <strong>Patienten</strong> für eine Teilnahem in<br />
Betracht kommen und was für Praxisteams<br />
wichtig ist. | Seite 10<br />
Praxisbewertung: Auf <strong>die</strong><br />
Einzelheiten kommt es an<br />
Um den Wert einer Praxis zu ermitteln<br />
gibt es viele Verfahren. Die <strong>MEDI</strong>TIMES<br />
erklärt, welche effektiv und zuverlässig<br />
sind und worauf Niedergelassene sonst<br />
noch achten müssen. | Seite 22<br />
Praxisteam<br />
Streiten, lästern, tratschen –<br />
was hat welche Folgen?<br />
Ein angenehmes Arbeitsklima ergibt sich<br />
selten von allein. Wann Praxischefs ein<br />
Machtwort sprechen sollten und welch<br />
böses Wort Folgen haben kann, lesen<br />
<strong>Sie</strong> auf | Seite 30
<strong>Sichern</strong> <strong>Sie</strong> <strong>die</strong> <strong>Vorteile</strong> <strong>Ihrer</strong> <strong>Patienten</strong>:<br />
Jetzt AOK-Versicherte in<br />
Facharztverträge<br />
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AOK-Versicherte, <strong>die</strong> bereits am HausarztProgramm<br />
teilnehmen, können sowohl vom Hausarzt als auch<br />
vom Facharzt in das AOK FacharztProgramm eingeschrieben<br />
werden und dadurch neben der qualitätsgesicherten<br />
Behandlung von zusätzlichen Service-<br />
Angeboten profitieren.<br />
GEMEINSAM. STARK. GESUND.<br />
www.medi-verbund.de
Quo vadis, KBV?<br />
Im Hauruckverfahren wurden <strong>die</strong> KBV-<br />
Wahlen von einer Pro-Köhler-Mehrheit<br />
durchgezogen. Ein handschriftlicher Antrag<br />
aus Berlin genügte, um <strong>die</strong> Wahl einfach<br />
auf den 11. März vorzuverlegen, was<br />
nach Begründung der Antragssteller „Unruhe“<br />
und einen langen Wahlkampf verhindern<br />
sollte. Natürlich hatte das alles<br />
ein „Gschmäckle“ und war juristisch fragwürdig.<br />
Aber was hätte eine Klage dagegen<br />
geändert? Die Pro-Köhler-Mehrheit<br />
hat billigend in Kauf genommen, dass<br />
damit <strong>die</strong> Spaltung der KBV für fünf Jahre<br />
gefestigt wurde. Mit dem Wahlergebnis<br />
für den KBV-Vorstand, <strong>die</strong> VV und den<br />
Ausschüssen bleibt es beim Morbi-EBM<br />
und den damit verbundenen Ambulanten<br />
Ko<strong>die</strong>rrichtlinien (AKR), was nicht nur ich<br />
für einen Irrweg halte.<br />
Die Mehrheit der Niedergelassenen<br />
hätte Köhler und Müller in einer Direktwahl<br />
nicht gewählt, das haben Umfragen<br />
gezeigt. In einigen KVen konnten <strong>die</strong> Mitglieder<br />
gar nicht glauben, dass ihre Vertreter<br />
<strong>die</strong> alte KBV-Spitze wieder gewählt<br />
haben. Dass dann noch <strong>die</strong> Bezüge der<br />
beiden Vorsitzenden um etwa 30 Prozent<br />
angehoben wurden, setzte dem Ganzen<br />
noch <strong>die</strong> Krone auf und untermauert das<br />
negative Image unserer Selbstverwaltung.<br />
Für mich war immer das Thema feste<br />
Vergütung entscheidend. In der KBV-VV<br />
setzt man aber auf <strong>die</strong> Umverteilung und<br />
den Morbi-EBM. Wenn man <strong>die</strong> Stellungnahme<br />
der KBV zu den Eckpunkten des<br />
Versorgungsgesetzes liest, findet man zwar<br />
in einigen Passagen <strong>die</strong> Forderung nach<br />
einer festen Vergütung, aber an anderer<br />
Stelle wird wieder von Obergrenzen und<br />
Weiterentwicklung der Morbi-Gesamtvergütung<br />
gesprochen. Das bedeutet erstmal<br />
nichts Gutes bezüglich der Planungssicherheit<br />
für <strong>die</strong> Praxen. Unsere Bezahlung<br />
wird weiter beliebig floaten. Denn solange<br />
es eine Gesamtvergütung gibt, wird es<br />
keine festen Preise geben!<br />
Es gibt aber auch Lichtblicke. Einen<br />
ersten Erfolg in der KBV-VV gab es im April,<br />
als <strong>die</strong> Mehrheit der VV für den Antrag<br />
Editorial<br />
stimmte, <strong>die</strong> AKR auszusetzen und nur<br />
ausgewählte Ko<strong>die</strong>rpraxen auf freiwilliger<br />
Basis ko<strong>die</strong>ren zu lassen. Dennoch bleibt<br />
offen, ob es ein geordnetes Miteinander<br />
zwischen Kollektiv- und Selektivverträgen<br />
auch in anderen Ländern und nicht nur in<br />
Baden-Württemberg und Bayern geben<br />
wird und ob <strong>die</strong> KBV hier endlich einlenkt.<br />
Völlig unabhängig von der Entscheidung<br />
der KBV-Spitze und der sie tragenden<br />
Mehrheit in der Vertreterversammlung<br />
werden <strong>die</strong> Delegierten aus Bayern,<br />
Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen<br />
und Mecklenburg-Vorpommern eine<br />
unbequeme Opposition bilden und sich<br />
auch in der Öffentlichkeit und bei den<br />
politisch Verantwortlichen Gehör verschaffen.<br />
Ich rücke auch nicht von meiner<br />
Forderung nach festen Preisen ab. Was<br />
im Selektivvertrag möglich ist, muss im<br />
Kollektivvertrag auch machbar sein. Darüber<br />
hinaus setze ich mich dafür ein,<br />
dass <strong>die</strong> Kostenerstattung als Wahlmöglichkeit<br />
für Ärzte eingeführt wird. Dem<br />
hat sich jetzt auch <strong>die</strong> KBV angeschlossen.<br />
Warten wir ab, wie es weitergeht…<br />
Es grüßt <strong>Sie</strong> herzlich Ihr<br />
Dr. Werner Baumgärtner<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
3<br />
iNHalt<br />
TITEL | dialog Seite 4<br />
TITEL | Leistungsspektrum der<br />
<strong>MEDI</strong>VERBUND AG Seite 6<br />
aus BadEN–<br />
WürttEmBErg<br />
Drei Jahre HZV – Selektivverträge<br />
als zweites Standbein Seite 8<br />
<strong>MEDI</strong> Spitze begrüßt Bahrs<br />
Ernennung zum Minister Seite 11<br />
Impressum Seite 11<br />
aus rHEiNlaNd–Pfalz<br />
Ärzte und AOK starten<br />
neue Vorsorge-Kampagne Seite 12<br />
Takeda mit neuem<br />
Web-Auftritt Seite 12<br />
gEsuNdHEitsPolitik<br />
Das Problem Datenschutz<br />
bei Selektivverträgen Seite 14<br />
MENSCHEN BEI <strong>MEDI</strong><br />
Dr. Wolfgang Eckert Seite 16<br />
<strong>MEDI</strong> mit<br />
neuem Internetauftritt Seite 18<br />
BusiNEss<br />
TITEL | Erster Workshop für<br />
Praxisgründer Seite 19<br />
<strong>MEDI</strong> Mitglieder profitieren<br />
bei Kartenlesegeräten Seite 20<br />
Die <strong>MEDI</strong> Position zur eCard Seite 21<br />
Neuer Mitarbeiter bei <strong>MEDI</strong> Seite 23<br />
Andere Regelung für RLV-Zuschläge<br />
bei Ärzte-Kooperationen Seite 24<br />
Neue Kooperation<br />
zur Zeckenschutzimpfung Seite 24<br />
PraxismaNagEmENt<br />
Praxis gekauft,<br />
Team inklusive Seite 25<br />
Social networking für Praxen Seite 26<br />
Effektiv in Erscheinung<br />
treten Seite 27<br />
PraxistEam<br />
Café statt Wartezimmer?<br />
Das geht! Seite 30
<strong>MEDI</strong>timEs<br />
„Wir können vieles<br />
außerhalb des eingefahrenen<br />
Systems voranbringen“<br />
Die <strong>MEDI</strong>VERBUND Dienstleistungs<br />
GmbH wurde in <strong>die</strong> <strong>MEDI</strong>VERBUND AG<br />
umgewandelt. Grund: Eine Aktiengesellschaft<br />
hat ganz andere Spielräume, <strong>die</strong><br />
sie in BusinessBereichen für ihre Mitglieder<br />
nutzen kann und andere Ärzteorganisationen,<br />
wie beispielsweise Facharztverbände,<br />
können sich an einer AG<br />
beteiligen. Angelina Schütz sprach mit<br />
Geschäftsführer Werner Conrad über<br />
weitere Ziele der <strong>MEDI</strong>VERBUND AG und<br />
darüber, wie <strong>MEDI</strong> Mitglieder von ihr<br />
profitieren.<br />
dialog<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: Aktiengesellschaftklingtstark<br />
nach Mitspracherecht. Haben unsere Mitglieder<br />
nun <strong>die</strong> Möglichkeit, sich vermehrt<br />
in das operative Geschäft bei <strong>MEDI</strong> einzubringen?<br />
Conrad: InderTathabenAktionäre<strong>die</strong><br />
Möglichkeit in den Hauptversammlungen<br />
ihre Vorschläge und Anregungen einzubringen<br />
und in den Gedankenaustausch mit<br />
dem Vorstand und dem Aufsichtsrat zu treten.<br />
Dies betrifft aber nur Aktionäre. Zurzeit<br />
ist der <strong>MEDI</strong> Baden Württemberg e.V. unverändert<br />
unser 100-prozentiger Anteilseigner.<br />
Unsere Mitglieder bringen sich heute wie<br />
auch zu Zeiten der GmbH über <strong>die</strong> Gremien<br />
ein, mit denen wir unverändert einen inten-<br />
4<br />
Vom Leistungsspektrum der<br />
<strong>MEDI</strong>VERBUND AG können auch anderen<br />
<strong>MEDI</strong> Verbünde und Ärzteorganisationen<br />
profitieren, so Werner Conrad.<br />
siven Gedankenaustausch haben. Mit der<br />
1.Kapitalerhöhung, <strong>die</strong> wir vorausichtlich<br />
2012 umsetzen werden, schaffen wir <strong>die</strong><br />
Möglichkeit, dass Mitglieder und ärztliche<br />
Organisationen Aktionäre werden können.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: Welche<strong>Vorteile</strong>habenunsere<br />
Mitglieder jetzt schon von der Aktiengesellschaft?<br />
Conrad: <strong>Sie</strong>erhaltenunsereAngebotezu<br />
deutlich günstigeren Konditionen als<br />
Nicht-Mitglieder. Das gilt für Praxiseinkäufe,<br />
Weiterbildungsangebote und<br />
günstigere Verwaltungsgebühren bei der<br />
Vertragsabrechnung. Umgekehrt haben<br />
gerade unsere Mitglieder durch <strong>die</strong><br />
Nutzung unserer Angebote in den letzten<br />
zehn Jahren wesentlich dazu beigetragen,<br />
dass wir heute auf so vielen Gebieten<br />
für <strong>die</strong> Ärzte tätig sein können. Insofern<br />
sind unsere Mitglieder immer unsere<br />
Premiumkunden. Für <strong>die</strong> Mitglieder ist<br />
auch geplant, Vorzugsaktien auszugeben.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: DieAGmöchtejanichtnur<br />
das „Ländle“, sondern auch andere <strong>MEDI</strong><br />
Regionen betreuen. Wie sieht das aus?<br />
Conrad: Esistnaheliegend,dasswirunsere<br />
Erfahrungen, vor allem <strong>die</strong> Vernetzung<br />
von Kompetenzen, auch anderen<br />
<strong>MEDI</strong> Regionen zur Verfügung stellen.<br />
Das fängt schon bei der Vereinsführung<br />
an, <strong>die</strong> wir zentral von Stuttgart für verschiedene<br />
Regionen unterstützen können.<br />
Dazu gehören <strong>die</strong> Führung einer<br />
professionellen Mitgliederdatenbank mit<br />
Buchhaltung, Mitgliederbetreuung, Abwicklung<br />
der gesamten jeweiligen regionalen<br />
Kommunikation, Hotline<strong>die</strong>nstleistungen,<br />
Faxversandmöglichkeiten über<br />
150 Leitungen, etc. Für Ärzte in den einzelnen<br />
Regionen können wir viele unserer<br />
Kooperationen, <strong>die</strong> wir mit unseren<br />
Kompetenzpartnern in den Bereichen Arzneimittel,<br />
Laborleistungen, Einkauf, Fortbildung,<br />
Finanzmanagement, Steuern/
Recht oder Versicherungen aufgebaut<br />
haben, weitergeben. Die Regionen müssen<br />
das nicht über Jahre hinweg selbst<br />
aufbauen und können umgehend einen<br />
Nutzen daraus ziehen.<br />
Insbesondere können wir unsere Leistungen<br />
in der Vertragsentwicklung und<br />
der Abrechnung von 73c-Verträgen gemeinsam<br />
mit Facharztverbänden, <strong>die</strong> mit<br />
uns kooperieren, auch regional anbieten.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: Profitierendavonnur<strong>MEDI</strong><br />
Regionen?<br />
Conrad: Nein, unser Angebot gilt nicht<br />
nur für <strong>MEDI</strong> Regionen sondern auch für<br />
solche, in denen noch keine <strong>MEDI</strong> Verbünde<br />
existieren. Es gibt viele Ärztenetze,<br />
<strong>die</strong> gern aktiver und effektiver arbeiten<br />
würden, denen aber <strong>die</strong> notwendige Struktur<br />
fehlt. Für <strong>die</strong> Ärzteschaft ist es immer<br />
positiv, dass sie sich organisiert. Das unterstützen<br />
wir gerne. Alles was wir in Baden-<br />
Württemberg aufgebaut haben, können<br />
Ärzte auch in anderen Regionen nutzen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES:Ichkönntemirvorstellen,dass<br />
einige Kooperations-Partner für <strong>Sie</strong> attraktiver<br />
sind als andere…<br />
Conrad: Ja,dasstimmt.Tatsächlichhaben<br />
wir großes Interesse mit den Facharztverbänden,<br />
<strong>die</strong> in Kooperation mit uns<br />
73 c-Verträge mit Krankenkassen abgeschlossen<br />
haben, enger zusammenzuarbeiten.<br />
Verträge nach 73b und 73c SGB V<br />
werden nur erfolgreich, wenn eine qualitativ<br />
bessere Versorgung stattfindet und<br />
<strong>die</strong> Umsetzung der Verträge so gesteuert<br />
dialog<br />
wird, dass sich <strong>die</strong>se Verbesserungen auch<br />
wirtschaftlich tragen. Das ist eine unternehmerische<br />
Herausforderung, <strong>die</strong> wir als<br />
AG gerne einbringen. Das hat aber nur<br />
dann Erfolg, wenn <strong>die</strong> Kooperation mit<br />
den Facharztverbänden gelebt wird. Eine<br />
Beteiligung an der AG wäre für eine entsprechende<br />
Vernetzung hilfreich.<br />
Natürlich würden wir es begrüßen,<br />
wenn sich auch andere <strong>MEDI</strong> Verbünde<br />
mit uns vernetzen. Es macht wenig Sinn,<br />
wenn jeder eine eigene Organisation aufbaut.<br />
Wenn wir in anderen Regionen tätig<br />
werden, müssen wir <strong>die</strong> regionale Besonderheiten<br />
berücksichtigen, da eine gute<br />
Gesundheitsversorgung auch <strong>die</strong> regionalen<br />
Unterschiede aufnehmen muss.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: Washatsichfür<strong>Sie</strong>undIhr<br />
Tätigkeitsfeld geändert?<br />
Conrad: DieAGwarerstmöglichgeworden<br />
durch eine Erweiterung der Tätigkeitsfelder.<br />
Das haben wir unabhängig<br />
von der AG und sogar als Voraussetzung<br />
für <strong>die</strong> Umwandlung in eine AG vollzogen,<br />
sodass wir heute mehrere Geschäftsfelder<br />
haben. Die AG macht es leichter<br />
für andere, sich an ihr zu beteiligen. Insofern<br />
schauen wir darauf, dass alles, was<br />
wir für Baden-Württemberg entwickeln,<br />
auch andere für sich nützen können.<br />
Daher ist <strong>die</strong> neue Organisationsform der<br />
AG der Auslöser, sich noch intensiver mit<br />
unserem Leistungsspektrum und der<br />
Vermarktung zu befassen.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: GibtesAnfragenvonFacharztverbänden,<br />
<strong>die</strong> sich an der AG beteiligen<br />
möchten?<br />
Conrad: DieBerufsverbändederKardiologen<br />
und Gastroenterologen überlegen<br />
das sicher. Offizielle Anfragen, abgesichert<br />
durch Vorstandsbeschlüsse, gibt es noch<br />
nicht. Wir haben allerdings auch noch<br />
kein Angebot gemacht. Hierzu benötigen<br />
wir erst eine Hauptversammlung mit Vorlage<br />
des Jahresabschlusses 2010 und einen<br />
Beschluss der Gesellschafter für eine<br />
Kapitalerhöhung. Ich gehe davon aus, dass<br />
entsprechende Angebote frühestens im<br />
nächsten Jahr erfolgen.<br />
5<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: Wer wäre denn noch Ihr<br />
Wunschkandidat?<br />
Conrad: Naheliegendwärennatürlichauch<br />
andere <strong>MEDI</strong> Verbünde, insbesondere zunächst<br />
einmal <strong>MEDI</strong> Bayern und <strong>MEDI</strong> Südwest.<br />
Denkbar wäre für mich auch eine<br />
Zusammenarbeit oder eine Vernetzung<br />
mit der KV Baden-Württemberg, in der jeder<br />
seine speziellen Kompetenzen einbringt.<br />
Wir haben das gemeinsame Ziel,<br />
für <strong>die</strong> Ärzte und insbesondere auch den<br />
Nachwuchs, eine Zukunftsperspektive zu<br />
erarbeiten, <strong>die</strong> dem Arzt in freiberuflicher<br />
Form eine bessere Basis bietet, als das<br />
heute der Fall ist. Insofern gibt es sicherlich<br />
Schnittmengen und Verbesserungen<br />
durch eine gezielte Zusammenarbeit.<br />
Schließlich hoffen und wünschen wir<br />
uns, dass sich möglichst viele <strong>MEDI</strong> Ärzte<br />
an der Gesellschaft beteiligen, deren Aufbau<br />
sie über viele Jahre mitgetragen haben.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: Warumisteswichtig,dass<br />
sich Ärzteorganisationen wie <strong>MEDI</strong> stärker<br />
außerhalb der klassischen Lobby-Arbeit<br />
aufstellen?<br />
Conrad: Ich denke, dass <strong>die</strong> politisch<br />
Verantwortlichen von <strong>MEDI</strong> bewusst ein<br />
wirtschaftliches Unternehmen gegründet<br />
haben, um neben den politischen Aktivitäten<br />
auch eine neue wirtschaftliche und<br />
qualitative Grundlage für <strong>die</strong> Ärzte zu erarbeiten.<br />
Diese Entwicklungen, wie man<br />
sie zum Beispiel bei den 73er-Verträgen<br />
beobachten kann, beinhalten Ergebnisse,<br />
<strong>die</strong> wiederum zur Weiterentwicklung des<br />
Gesundheitssystems wertvolle Beiträge<br />
leisten können. Man sollte auch in der<br />
Politik mehrere Wege zulassen, um <strong>die</strong><br />
beste Lösung im Gesundheitssystem für<br />
<strong>die</strong> Bevölkerung zu finden. Letztendlich<br />
entscheiden Bürger und <strong>Patienten</strong>, welcher<br />
Weg für sie der beste ist. Insofern ist<br />
es gut, dass wir vieles außerhalb des eingefahrenen<br />
Systems entwickeln können.<br />
<strong>MEDI</strong>TIMES: HerrConrad,vielenDankfür<br />
unser Gespräch und alles Gute.<br />
Wie das konkrete Leistungsspektrum<br />
der <strong>MEDI</strong>VERBUND AG aussieht,<br />
lesen <strong>Sie</strong> auf der nächsten Seite. >>>
Leistungsspektrum der<br />
<strong>MEDI</strong>VERBUND AG<br />
Verträge<br />
Die <strong>MEDI</strong>VERBUND AG verhandelt mit<br />
Krankenkassen unter Beteiligung der jeweiligen<br />
Facharztverbände Verträge nach<br />
§§73b + c und §140 SGB V. Nach intensiver<br />
Vorbereitung mit den Facharztverbänden<br />
finden im Anschluss <strong>die</strong> Gespräche mit<br />
den Kassen statt. Projektplanung und Verhandlungsstrategie<br />
werden im permanenten<br />
Prozess gemeinsam erarbeitet.<br />
Vertragsabrechnung online<br />
Die <strong>MEDI</strong>VERBUND AG entwickelt bei den<br />
Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen<br />
<strong>die</strong> Abrechnungslogarithmen, hält<br />
gleichzeitig Kontakt zu den Praxissoftware-<br />
Herstellern, damit <strong>die</strong> verhandelten Verträge<br />
in den Arztpraxen reibungslos online<br />
abgerechnet werden können. Ebenso<br />
werden §140-Verträge effektiv erfasst und<br />
abgerechnet. Die Auszahlung der Honorare<br />
erfolgt zeitnah.<br />
Kooperation Arzneimittel<br />
Qualitätsgesicherte Generika und Original-<br />
Präparate von autorisierten Partnern der<br />
Pharmaindustrie. Kriterien zur Autorisierung<br />
sind: Sortiment, Lieferfähigkeit, Preiswürdigkeit,<br />
Verträge nach § 130 SGB V<br />
mit Krankenkassen, schnelle Einführung<br />
patentfrei gewordener Produkte und ISO-<br />
Zertifizierung der Hersteller, Innovation,<br />
therapeutische Bedeutung, Akzeptanz<br />
der <strong>MEDI</strong>VERBUND Facharztgruppen sowie<br />
flankierende Schulungskonzepte.<br />
dialog<br />
Kooperation Labor<br />
Bedarfsbündelung von Laborleistungen.<br />
Kriterien für <strong>die</strong> Auswahl der Kooperationspartner:<br />
Wettbewerbsfähige Parameterkosten,<br />
indikations- und praxisspezifische<br />
Profile für Privatpatienten und <strong>Patienten</strong><br />
in Selektivverträgen, Anbindung durch<br />
Labor-DFÜ und Support, Flexibilität bei<br />
Probenabholung, Aktualität und Übersichtlichkeit<br />
der Befunde, Service-Hotline, Betreuungsangebot<br />
durch Laborärzte und<br />
fachkompetentes Personal, medizinisch<br />
und wirtschaftlich optimiertes IGeL-Konzept,<br />
<strong>Patienten</strong>informationsmaterial und<br />
Einführungskurse für Praxispersonal,<br />
Publikationen zu aktuellen Entwicklungen<br />
in der Labormedizin, übersichtliche Informationsunterlagen<br />
zur täglichen Arbeit in<br />
der Praxis, Fortbildungsangebot, Sterilisations-Service.<br />
Kooperation Einkauf<br />
Bedarfsbündelung gesundheitsmarktspezifischer<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
wie z.B. Praxisbedarf, Instrumente, Diagnosegeräte,<br />
Laborartikel, Praxissoftware.<br />
Kooperation Risikound<br />
Finanzmanagement<br />
In Zusammenarbeit mit dem <strong>MEDI</strong>VER-<br />
BUND helfen Experten, das Risiko für<br />
Kapitalanlagen zu minimieren, Liquiditätsengpässe<br />
zu vermeiden, <strong>die</strong> unternehmerische<br />
Dispositionsfreiheit zu erhalten<br />
und den Fortbestand des Unternehmens<br />
im Gesundheitsmarkt zu sichern.<br />
6<br />
Kooperation Steuern<br />
und Recht<br />
Vom <strong>MEDI</strong>VERBUND autorisierte Steuerberater<br />
stehen <strong>MEDI</strong> Mitgliedern in allen<br />
steuerrechtlichen Fragen zur Seite, <strong>die</strong> im<br />
beruflichen Alltag, aber auch beim<br />
Gründen von Arztpraxen, Ärztehäusern<br />
sowie bei der Beendigung der beruflichen<br />
Tätigkeit relevant sind. Auf das<br />
Medizinrecht spezialisierte Rechtsanwälte<br />
beraten auf den Gebieten der Arzthaftung,<br />
dem Berufsrecht für Ärzte, dem Vertragsrecht<br />
für Ärzte und dem Arbeitsrecht<br />
für Heilberufe. Dabei beschränken sie sich<br />
nicht nur auf Empfehlungen, sondern wirken<br />
begleitend auch bei der Realisierung<br />
und Umsetzung von Konzepten mit.<br />
Marktforschung<br />
<strong>Patienten</strong>-/Kundenbefragungen zu Markenbekanntheit,<br />
Erscheinungsbild, Vertrauen,<br />
Wirksamkeit und Qualitätserlebnis,<br />
<strong>Patienten</strong>- und Kundenwünschen.<br />
Quality Check. Mitbewerber-Vergleich.<br />
Marketing<br />
Absatzwege, Logistik, Kooperationsmöglichkeiten,<br />
Aufbau neuer Netzwerke, Erschließung<br />
neuer Zielgruppen, Kundenbindungskonzepte.<br />
Kommunikation<br />
„Social Advertising Quality“-Konzepte und<br />
deren Umsetzung. Bildschirmpräsentationen,<br />
Internet-Präsenz, Newsletter-Service,<br />
App-Entwicklung und Realisierung für<br />
iPhone, iPad, Blackberry und Android,<br />
Plakat-Aktionen, Anzeigengestaltung und<br />
Anzeigenvermittlung, Mailing-Aktionen,<br />
Print-Service, Hotline.<br />
Veranstaltungsmanagement<br />
Konzeption, Organisation und Durchführung<br />
von Kongressen, Messen und Veranstaltungen,<br />
Gesundheitstagen, Gesundheitsprophylaxen<br />
und Referenten-Service.
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<strong>MEDI</strong>times<br />
Drei Jahre HZV – Selektivverträge<br />
als zweites Standbein<br />
Gute drei Jahre ist es her, da haben <strong>die</strong><br />
AOK BadenWürttemberg, der Deutsche<br />
Hausärzteverband und <strong>MEDI</strong> Baden<br />
Württemberg in Berlin den bundesweit<br />
ersten Vollversorgungsvertrag nach § 73b<br />
SGB V unterschrieben. Am 12. Mai stellten<br />
<strong>die</strong> Vertragspartner erstmals Erfahrungen<br />
und Ergebnisse des hausarztzentrierten<br />
Versorgungsvertrages vor – und<br />
präsentierten gleichzeitig ihr Forderungspaket<br />
zum geplanten Versorgungsgesetz<br />
der Bundesregierung. Eines<br />
ist für <strong>die</strong> drei Akteure klar: Eine Einheitsblockphilosophie<br />
á la Berlin führt<br />
nicht zu einer besseren <strong>Patienten</strong>versorgung.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende der AOK<br />
BW, Dr. Christoph Hermann, zeigte auf,<br />
welch „enormes Stück“ <strong>die</strong> Partner auf<br />
der Basis ihres Vertrages vorangekommen<br />
seien: Die Anzahl der eingeschriebenen<br />
Versicherten hat sich in den vergangenen<br />
drei Jahren von 20.000 auf<br />
mehr als eine Million erhöht. Rund 3.800<br />
Ärzte beteiligen sich. Mehr noch: Von den<br />
Eingeschriebenen leiden 66% an chroni-<br />
aus BadeN-WürttemBerg<br />
schen Erkrankungen, damit „steuern wir<br />
<strong>die</strong> Versorgung für <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> ein<br />
solches System brauchen“, unterstrich<br />
Hermann. Effizienzpotentiale haben sich<br />
dem Krankenkassenvertreter zufolge dadurch<br />
erschließen lassen, dass <strong>die</strong> Quote<br />
rabattierter Arzneimittel inzwischen 72%<br />
erreicht. In der Regelversorgung sind es<br />
55%. Darüber hinaus bezeichnete Hermann<br />
<strong>die</strong> gestiegene Inanspruchnahme<br />
von Vorsorgeuntersuchungen wie dem<br />
„Queck up 35“ als Präventionserfolg. In<br />
der Regelversorgung liege <strong>die</strong> Quote bei<br />
22%, im Baden-Württembergischen Hausarztvertrag<br />
bei 44,5%.<br />
Was <strong>die</strong> Instrumente zur Qualitätsverbesserung<br />
innerhalb der hausarztzentrierten<br />
Versorgung (HZV) betrifft, zeigen<br />
sich nach Ansicht der Vertragspartner deutliche<br />
Erfolge: Die Zahl der Versorgungsassistentinnen<br />
in der Hausarztpraxis – kurz<br />
VERAH –, <strong>die</strong> im Rahmen des Vertrags eingestellt<br />
wurden und den Hausarzt durch<br />
zusätzliche Leistungen unterstützen, hat<br />
sich in den letzten beiden Jahren von<br />
457 auf 857 erhöht. Zudem sind landesflächendeckend<br />
Qualitätszirkel entstan-<br />
8<br />
Die Teilnehmer des Workshops in Berlin:<br />
Wolfgang van den Bergh (Ärzte Zeitung),<br />
Ulrich Weigeldt (HÄV),<br />
Christopher Hermann (AOK),<br />
Joachim Szecsenyi (Uni Heidelberg),<br />
Ekkehard Ruebsam-Simon (<strong>MEDI</strong>) und<br />
Berthold Dietsche (HÄV).<br />
den. Nach Angaben von Prof. Dr. Joachim<br />
Szecsenyi äußerten sich <strong>die</strong> mittlerweile<br />
mehr als 3.000 Teilnehmer der Zirkel zur<br />
Pharmakotherapie überwiegend positiv.<br />
Die Ergebnisse des laufenden Evaluationskonzeptes<br />
wird der Geschäftsführer<br />
des Instituts für angewandte Qualitätsförderung<br />
und Forschung im Gesundheitswesen<br />
und Ärztliche Direktor der Abteilung<br />
Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung<br />
der Universität Heidelberg aber<br />
erst 2012 vorlegen können. „Es macht<br />
wenig Sinn, <strong>die</strong> Pioniere der HZV in Baden-<br />
Württemberg zu evaluieren. Es sollten<br />
möglichst viele Ärzte und Versicherte eingeschrieben<br />
sein, damit <strong>die</strong> Evaluation<br />
Sinn macht“, betonte Szecsenyi.<br />
Ein Großteil der AOK<strong>Patienten</strong><br />
ist sehr zufrieden<br />
AOK-Vize Hermann zufolge haben all <strong>die</strong>se<br />
positiven Ergebnisse dazu beigetragen,<br />
dass 96% der in <strong>die</strong> hausarztzentrierte<br />
Versorgung eingeschriebenen <strong>Patienten</strong>
„zufrieden“ mit der dortigen Versorgung<br />
sind und <strong>die</strong> Vertragsteilnahme weiterempfehlen.<br />
Diese Zahl geht aus einer aktuellen<br />
Befragung der Prognos AG hervor.<br />
Die <strong>Patienten</strong> gaben an, <strong>die</strong> Qualität der<br />
Versorgung, <strong>die</strong> gute Zusammenarbeit<br />
zwischen den Ärzten, <strong>die</strong> zügige Terminvergabe<br />
sowie <strong>die</strong> gestiegene Zeit für <strong>die</strong><br />
Behandlung zu schätzen.<br />
Zufrieden sind nach Angaben von<br />
Ekkehard Ruebsam-Simon, Facharzt für<br />
Allgemeinmedizin aus Bammental, auch<br />
<strong>die</strong>jenigen Fachärzte in Baden-Württemberg,<br />
<strong>die</strong> nach §73c SGB V selektivvertraglich<br />
an <strong>die</strong> HZV geknüpft sind. Dies ist<br />
seit 2010 möglich, allerdings können sich<br />
nur AOK-<strong>Patienten</strong> einschreiben, <strong>die</strong> auch<br />
an der HZV teilnehmen. „Der Arzt ist nicht<br />
mehr Einzelkämpfer, sondern in eine<br />
konkrete Struktur eingebunden“, lobte<br />
Ruebsam-Simon, der zugleich zweiter<br />
Vorsitzender von <strong>MEDI</strong> im Südwesten ist.<br />
Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender<br />
des Deutschen Hausärzteverbandes, nahm<br />
<strong>die</strong>se positive Zwischenbilanz zum Anlass,<br />
eine seit Jahren geäußerte Forderung bestimmter<br />
Gruppen aus dem deutschen<br />
Gesundheitswesen zu wiederholen: „Wir<br />
brauchen dringend mehr Verträge nach<br />
dem Vorbild des baden-württembergischen<br />
Vertrags, um auf Dauer <strong>die</strong> ambulante<br />
Versorgung in ganz <strong>Deutschland</strong> sicherzustellen.“<br />
Selektivverträge wie der<br />
im „Ländle“ sollten als zweiter großer<br />
Vertragsbereich in das Gesundheitswesen<br />
eingehen.<br />
Vertragspartner wollen mehr<br />
Unterstützung vom Gesetzgeber<br />
Derzeit sieht es allerdings nicht so aus,<br />
als würde der Gesetzgeber <strong>die</strong>ser Forderung<br />
entsprechen. In den Eckpunkten<br />
der Bundesregierung zum Versorgungsgesetz<br />
findet sich nichts Konkretes zu<br />
<strong>die</strong>sem Bereich. Fakt ist, dass mit Inkrafttreten<br />
des GKV-Finanzierungsgeset-<br />
zes zum 1. Januar 2011 <strong>die</strong> Honorare für<br />
Hausärzte in den 73b-Verträgen, <strong>die</strong> nach<br />
dem 22. September 2010 geschlossen<br />
wurden, begrenzt werden.<br />
Damit <strong>die</strong> Anzahl der Hausarztverträge<br />
nicht stagniert, forderten <strong>MEDI</strong>, <strong>die</strong> AOK<br />
Baden-Württemberg sowie der Hausärzteverband<br />
<strong>die</strong> Bundesregierung dazu auf,<br />
folgende Elemente im Versorgungsgesetz<br />
aufzugreifen: Die derzeit geltenden strikten<br />
„gemeinsamen und einheitlichen“<br />
Vorgaben im vertragsärztlichen Kollektivsystem<br />
müssten aufgegeben werden.<br />
Notwendig sei eine Rückkehr zum Status<br />
vor 2009 – also eine Rückkehr zu eigenständigen<br />
Honorarvereinbarungen der<br />
einzelnen Krankenkassen. Darüber hinaus<br />
müsse <strong>die</strong> Bereinigung der Gesamtvergütung<br />
der KVen vereinfacht werden.<br />
<strong>Sie</strong> dürfe in der jetzigen Form nicht länger<br />
als „Blockadeinstrument“ für Selektivverträge<br />
agieren.<br />
Die drei Parteien verlangen <strong>die</strong> Option<br />
auf Übernahme des Sicherstellungsauf-<br />
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9<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Wissenswertes zum AOK-Hausarztprogramm liefert auch <strong>die</strong> neue Internetseite<br />
www.hzvaktuell.de<br />
trags durch Krankenkassen und Ärzteverbände<br />
für HZV-Versicherte auch im Bereich<br />
der fachärztlichen, spezialärztlichen<br />
und der Krankenhausversorgung. Die Bedarfsplanung,<br />
wie sie bei Kollektivverträgen<br />
gilt, sei bei Selektivverträgen nicht<br />
zwingend notwendig und sollte deshalb<br />
optional gelten. Da <strong>die</strong> an den Selektivverträgen<br />
beteiligten Akteure <strong>die</strong> Versorgungsverantwortung<br />
für einen wichtigen<br />
Teil der Gesellschaft – <strong>die</strong> älter werdende<br />
Bevölkerung – tragen, sollten sie analog<br />
der Institutionen der Bundesvereinigung<br />
Deutscher Apothekerverbände (ABDA)<br />
und der Deutschen Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) im Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
vertreten sein. Nicht zuletzt<br />
lehnen <strong>die</strong> drei Akteure das Konzept des<br />
Deutschen Apothekerverbands und der<br />
KBV zur wirkstoffbezogenen Verordnung<br />
und Auswahl von Arzneimitteln durch<br />
Apotheker ab.<br />
Martina Merten
aus BadeN-WürttemBerg<br />
Den <strong>Patienten</strong> zum Partner machen<br />
Ohne Facharztverträge haben Hausarztverträge<br />
auf lange Sicht keine Chance.<br />
Deswegen rät <strong>MEDI</strong> insbesondere seinen<br />
hausärztlichen Mitgliedern, mehr<br />
<strong>Patienten</strong> auf <strong>die</strong> <strong>Vorteile</strong> des AOK<br />
Facharztprogramms hinzuweisen und<br />
sie einzuschreiben. Rund 39.000 AOK<br />
<strong>Patienten</strong> nehmen derzeit am Kardiologie<br />
und am GastroenterologieVertrag<br />
teil. Einige <strong>MEDI</strong> Ärzte schreiben<br />
ihre <strong>Patienten</strong> sehr konsequent ein und<br />
erklären, worauf es ankommt.<br />
„<strong>MEDI</strong> ist ein Verband für alle – Hausärzte<br />
und Fachärzte. Um ergänzend zu den<br />
Hausarztverträgen auch <strong>die</strong> Facharztverträge<br />
zum Laufen zu bringen, ist es sinnvoll,<br />
alle AOK-HZV-Teilnehmer auch in<br />
<strong>die</strong> Facharztverträge einzuschreiben“, ist<br />
Dr. Hansjörg Winker, Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
aus Deggingen, überzeugt.<br />
Am Kardiologie-Vertrag nach § 73c SGB V<br />
nehmen derzeit rund 160 Kardiologen im<br />
Land teil, etwa <strong>die</strong> gleiche Anzahl an Gastroenterologen<br />
nimmt am Gastroenterologie-Vertrag<br />
teil. Die Einschreibung durch<br />
Hausärzte liegt bei rund 25%.<br />
Damit das Einschreiben von <strong>Patienten</strong><br />
möglichst reibungslos klappt, empfiehlt<br />
Winker zwei Dinge, <strong>die</strong> sich in seiner<br />
Praxis bewährt haben: Erstens eine klare<br />
Arbeitsanweisung an das Praxisteam, jeden<br />
gesetzlich Versicherten, der in <strong>die</strong><br />
Sprechstunde kommt, auf <strong>die</strong> Selektivverträge<br />
anzusprechen und nötigenfalls<br />
entsprechendes Informationsmaterial mit-<br />
zugeben. Dabei erhalten AOK-Versicherte,<br />
<strong>die</strong> sich in das Hausarztprogramm einschreiben,<br />
zeitgleich ihre Teilnahmeerklärung<br />
zum Facharztprogramm.<br />
Zweitens schreibt Winker alle seine<br />
AOK-HZV-<strong>Patienten</strong> persönlich an und lädt<br />
sie dadurch zur Teilnahme am Facharztprogramm<br />
ein. In seiner Argumentation<br />
hebt er den <strong>Patienten</strong> als Partner hervor:<br />
„Da <strong>die</strong> hausarztzentrierte Versorgung mit<br />
<strong>Ihrer</strong> Hilfe ein Erfolgsmodell geworden<br />
ist, konnten mittlerweile auch mehrere<br />
Facharztverträge abgeschlossen werden,<br />
mit denen eine optimale Zusammenarbeit<br />
von Haus- und Fachärzten zu Ihrem Nutzen<br />
(z.B. schnellere Terminvergabe, sofortige<br />
Berichterstattung) realisiert wird“,<br />
heißt es beispielsweise in seinem Schreiben.<br />
Und mit dem Hinweis, <strong>die</strong> Einschreibung<br />
„für alle beteiligten Facharztspezialitäten<br />
mit einer Unterschrift schnell<br />
und einfach“ in seiner Praxis vornehmen<br />
zu können, signalisiert er auch noch guten<br />
Service. „Der Rücklauf auf <strong>die</strong>se Aussendung<br />
war hervorragend“, freut sich<br />
Winker und fügt hinzu, dass er vom Arztpartnerservice-Berater<br />
der AOK immer<br />
unterstützt wurde.<br />
Klare Zielvorgaben setzen<br />
und Teams richtig schulen<br />
Ein Allgemeinmediziner, der <strong>die</strong> Hausarztverträge<br />
ebenfalls von Beginn an unterstützt<br />
hat, ist Dr. Michael Eckstein aus<br />
dem nordbadischen Reilingen. „Diese Verträge<br />
geben mir und meinen Mitarbei-<br />
10<br />
Michael Eckstein rät den Kollegen zu<br />
klaren Zielvorgaben und Teamschulungen.<br />
Foto: Privat<br />
terinnen <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>Patienten</strong> in hoher<br />
Qualität und zu festen Preisen ohne<br />
<strong>die</strong> Fesseln der RLV oder der Fallzahlbegrenzungen<br />
zu behandeln“, erklärt er.<br />
Das schaffe betriebswirtschaftliche Sicherheit<br />
und mehr berufliche Zufriedenheit.<br />
Genau wie sein Kollege Winker sieht<br />
auch Eckstein <strong>die</strong> Haus- und Facharztverträge<br />
„als eine Einheit“. Nur wenn beide<br />
Verträge funktionierten und das Zusammenspiel<br />
von Hausarzt und Facharzt klappe,<br />
könnten <strong>die</strong> Verträge weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Um <strong>die</strong> Einschreibung der <strong>Patienten</strong><br />
in <strong>die</strong> 73er-Verträge zu optimieren, hat er<br />
sein Team über <strong>die</strong> Inhalte und Bedeutung<br />
von Selektivverträgen geschult. „Das<br />
schließt natürlich auch eine gewisse berufspolitische<br />
Schulung mit ein“, ist er<br />
überzeugt, denn „wer <strong>die</strong> Verträge an den<br />
Mann oder <strong>die</strong> Frau bringen will, muss<br />
auch über ihren Sinn und Zweck Bescheid<br />
wissen.“ Insbesondere <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen<br />
an der Rezeption sind „bestens im organisatorischen<br />
Ablauf geschult“. So stellt<br />
er sicher, dass <strong>die</strong> „Handgriffe der Einschreibung“<br />
perfekt beherrscht werden.<br />
Darüber hinaus hat sich Eckstein ein<br />
klares Ziel vorgenommen: „Wir möchten<br />
bis Ende 2011 mindestens 80% unserer<br />
GKV-<strong>Patienten</strong> in einen Hausarztvertrag<br />
und 90% der AOK-<strong>Patienten</strong> in <strong>die</strong> Facharztebene<br />
eingeschrieben haben“, sagt er<br />
klipp und klar. Um immer auf dem aktuellen<br />
Stand zu sein, überprüft Eckstein<br />
seine Quoten gewissenhaft jeden Monat.<br />
Zu guter Letzt darf aber auch bei ihm<br />
der persönliche Kontakt zu den <strong>Patienten</strong><br />
nicht fehlen. Neben Gesprächen in der<br />
Praxis, Plakaten, Flyern und Informationen<br />
auf der Praxishomepage darf auch<br />
bei ihm der <strong>Patienten</strong>-Brief nicht fehlen.<br />
„Wir haben vor einigen Wochen über <strong>die</strong><br />
Praxis-EDV alle <strong>Patienten</strong>, <strong>die</strong> noch nicht<br />
in den HZV-Verträgen eingeschrieben sind,<br />
per Recall-Brief angeschrieben und noch<br />
einmal über <strong>die</strong> Bedeutung der Verträge<br />
informiert“, so Eckstein. Nicht nur der Vorteil<br />
für <strong>die</strong> <strong>Patienten</strong>, sondern auch <strong>die</strong><br />
grundsätzliche Bedeutung der Verträge
Rainer Grabs informiert seine<br />
<strong>Patienten</strong> auf deren Anrecht zur<br />
Teilnahme an Facharztverträgen.<br />
werde sehr gut verstanden. „Der Rücklauf<br />
ist enorm und wir werden unser Ziel<br />
wahrscheinlich bereits im Sommer erreichen“,<br />
freut sich Eckstein.<br />
Positives Feedback<br />
Eine hohe Einschreibequote kann auch<br />
der Ulmer Kardiologe Dr. Winfried Haerer<br />
vorweisen. Die liegt nach seinen Angaben<br />
bei rund 98%. In seiner Praxis wird jeder<br />
Patient auf <strong>die</strong> AOK-Mitgliedschaft hin<br />
geprüft und bekommt dann am Empfang<br />
das entsprechende Info-Material mit ins<br />
Wartezimmer. Als Erkennungsmerkmal gibt<br />
es den Vermerk „potentieller Facharzt-Patient“<br />
in der <strong>Patienten</strong>akte. „Wir weisen<br />
unsere <strong>Patienten</strong> darauf hin, dass <strong>die</strong>ses<br />
Behandlungsprogramm nur für AOK-Ver-<br />
<strong>MEDI</strong> Spitze begrüßt Bahrs<br />
Ernennung zum Minister<br />
Der <strong>MEDI</strong> Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner<br />
begrüßt Daniel Bahrs Ernennung<br />
zum neuen Bundesgesundheitsminister.<br />
„Bahr hat sich in den letzten Jahren<br />
durch einen hohen Sachverstand im Gesundheitswesen<br />
ausgezeichnet“, so<br />
Baumgärtner. Mit dem neuen Minister<br />
verbindet <strong>MEDI</strong> <strong>die</strong> Hoffnung auf weitere<br />
Strukturänderungen in der ambulanten<br />
medizinischen Versorgung, <strong>die</strong> aufgrund<br />
der Problematik einer älter werdenden<br />
Bevölkerung und einer überalterten Ärzteschaft<br />
notwendig sein werden. „Wir wünschen<br />
uns, dass Bahr <strong>die</strong> Regionalisierung<br />
der KVen vorantreibt und uns bei unserer<br />
Hausarzt- und Facharztverträge<br />
müssen sich ergänzen, so Hansjörg Winker<br />
Fotos: Rudel<br />
sicherte existiert“, erklärt Haerer. Er kann<br />
es sich gut vorstellen, dass dem ein oder<br />
anderen <strong>Patienten</strong> im Wartesaal auffällt,<br />
dass sein Nebensitzer in einem Flyer liest,<br />
den er selbst gar nicht kennt. „Unsere <strong>Patienten</strong><br />
nehmen schon wahr, dass wir sie<br />
gezielt ansprechen und einschreiben, aber<br />
das sehen sie nicht negativ“, ist der Kardiologe<br />
überzeugt. Im Gegenteil: Die <strong>Patienten</strong><br />
haben ein gutes Gefühl dabei, dass<br />
ihr Kardiologe <strong>die</strong> erforderlichen Voraussetzungen<br />
erfüllt, um an einem strukturierten<br />
Versorgungsprogramm teilzunehmen.<br />
Der Gastroenterologe Dr. Rainer Grabs<br />
aus Tauberbischofsheim setzt bei seinen<br />
<strong>Patienten</strong>, ähnlich wie sein Kollege<br />
Winker, auf eine partnerschaftliche Ansprache.<br />
Er spricht prinzipiell alle AOK-<br />
Arbeit für <strong>die</strong> Weiterentwicklung und<br />
Etablierung der Selektivverträge unterstützt“,<br />
so der <strong>MEDI</strong> Chef.<br />
In Baden-Württemberg arbeitet <strong>die</strong><br />
Landes-AOK weiterhin gemeinsam mit<br />
<strong>MEDI</strong> und den entsprechenden Facharztverbänden<br />
an Vollversorgungsverträgen<br />
für eine landesweite fachärztliche Versorgung<br />
nach § 73c SGB V. Der stellvertretende<br />
Vorsitzende von <strong>MEDI</strong> Baden-Württemberg,<br />
Dipl.-Pol. Ekkehard Ruebsam-<br />
Simon, rechnet damit, dass Bahr <strong>die</strong><br />
innovativen Elemente <strong>die</strong>ser Verträge<br />
würdigen und unterstützen wird. as<br />
11<br />
imPressum<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
HZV-<strong>Patienten</strong> auf das Facharztprogramm<br />
der Kasse an und erklärt ihnen, dass sie<br />
als HZV-<strong>Patienten</strong> auch ein Anrecht auf<br />
<strong>die</strong> Teilnahme am Facharztprogramm haben,<br />
„vor allem <strong>die</strong> Multimorbiden mit<br />
bestimmten Diagnosen“. Eine Ausnahme<br />
bilden junge, einmal gespiegelte <strong>Patienten</strong>.<br />
„Hier sprechen wir nicht jeden an, da<br />
<strong>die</strong> Aufklärung einfach zu viel Zeit in<br />
Anspruch nimmt“, so Grabs. Er selbst ist<br />
mit dem Ergebnis durchaus zufrieden.<br />
„Besonders <strong>Patienten</strong>, <strong>die</strong> ich regelmäßig<br />
wegen Erkrankungen wie KHK sehe und<br />
<strong>die</strong> ohnehin ins DMP eingeschrieben sind,<br />
sagen mir nach unserem Gespräch: Wenn<br />
<strong>Sie</strong> mir das empfehlen, Herr Doktor, ist es<br />
gut für mich und ich unterschreibe.“<br />
Schlussendlich rät Grabs seinen Kollegen<br />
dazu, in erster Linie multimorbide <strong>Patienten</strong><br />
oder <strong>Patienten</strong> ab 55 Jahren mit<br />
Risikofaktoren immer anzusprechen und<br />
einzuschreiben.<br />
Angelina Schütz<br />
Herausgeber<br />
<strong>MEDI</strong> Baden–Württemberg e.V.<br />
Industriestraße 2, 70565 Stuttgart<br />
E–Mail: info@medi-verbund.de<br />
Tel.: 0711 806079-0<br />
Fax: 0711 806079-79<br />
www.medi-verbund.de<br />
Redaktion: Angelina Schütz<br />
Verantwortlich i.S.d.P.<br />
Dr. med. Werner Baumgärtner<br />
Design: Heinz P. Fothen<br />
Druck: W. Kohlhammer Druckerei<br />
GmbH & Co. Stuttgart<br />
Erscheinungsweise vierteljährlich.<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung<br />
des Herausgebers.<br />
Die nächste <strong>MEDI</strong>TIMES erscheint<br />
im September 2011.<br />
Anzeigenschluss ist der 31. Juli 2011.
<strong>MEDI</strong>times<br />
Ärzte und AOK starten neue<br />
VorsorgeKampagne<br />
In RheinlandPfalz will eine kleine Gruppe<br />
niedergelassener Netzärzte konkrete<br />
Zahlen darüber liefern, wie viele AU<br />
Tage sie ihren <strong>Patienten</strong> bescheinigt<br />
und wie viele stationäre Einweisungen<br />
sie veranlasst. Die KV soll <strong>die</strong>se Daten<br />
in den nächsten Monaten quartalsweise<br />
zugeschickt bekommen. Das erklärte<br />
Ziel aller Beteiligten: Eine Versorgungsforschung,<br />
<strong>die</strong> allen nutzt.<br />
„Wir möchten den neuen und bereits bestehenden<br />
Ärztenetzen mit <strong>die</strong>sen Analysen<br />
eine gute Verhandlungsposition gegenüber<br />
den Krankenkassen bieten – so<br />
zum Beispiel, wenn es um Selektivverträge<br />
für bestimmte Krankheitsbilder geht“, erklärt<br />
<strong>MEDI</strong> Mann Dr. Michael <strong>Sie</strong>gert und<br />
fügt hinzu: „Die KV sollte im Sinne des<br />
Dienstleistungsgedankens für Ärztenetze<br />
eine vergleichende Analyse der bei ihr<br />
vorliegenden Verordnungs- und Honorardaten<br />
liefern.“ Bereits in der letzten Legislaturperiode<br />
trieb Allgemeinarzt <strong>Sie</strong>gert<br />
als Vorstandsmitglied der KV Rheinland-<br />
Takeda mit neuem WebAuftritt<br />
Mit einem erweiterten Internetauftritt<br />
präsentiert sich Takeda Pharma (www.<br />
takeda.de) Allgemeinärzten und Kardiologen<br />
unter der Rubrik „Kardiologie im<br />
Bereich für Fachkreise“. Informiert wird<br />
hier über <strong>die</strong> HypertonieTherapie mit<br />
Blopress ® und Blopress ® Plus sowie<br />
über Neuigkeiten aus Wissenschaft und<br />
Praxis.<br />
Bei dem neu gestalteten Blopress-Web-<br />
Auftritt gelangt der Leser über ein übersichtliches<br />
Navigationssystem schnell zu<br />
den fünf Bereichen Fachinformation, Substanzprofil,<br />
Serviceangebot, Links und Aktuelles.<br />
Wissenswertes über Hypertonie und<br />
zu Blopress ® und Blopress ® Plus beinhaltet<br />
der Menüpunkt Substanzprofil. Blo-<br />
aus rHeiNlaNd–Pfalz<br />
Pfalz das Thema Versorgungsforschung<br />
im Sinne der <strong>MEDI</strong> Grundsätze<br />
voran. „Wir gehen davon aus,<br />
dass durch <strong>die</strong> Zusammenarbeit<br />
der Netzärzte <strong>die</strong> Zahl der AU-Tage<br />
sowie der Klinikeinweisungen zurückgehen<br />
wird“, so <strong>Sie</strong>gert weiter.<br />
Genaue Zahlen gelte es zu dokumentieren.<br />
Bei dem erst kürzlich gegründeten<br />
Ärztenetz handelt es sich um Hausund<br />
Fachärzte, <strong>die</strong> viel von hoher Verbindlichkeit<br />
halten und sehr professionell organisiert<br />
sind, berichtet der Ärztevertreter<br />
aus Trier.<br />
Unterstützung von der KV<br />
„Wir begrüßen es, dass <strong>die</strong> KV uns im Rahmen<br />
der Versorgungsforschung Daten,<br />
insbesondere über Diagnosen, AU-Tage<br />
und Krankenhauseinweisungen roh und<br />
ausgewertet zur Verfügung stellen kann“,<br />
zeigt sich der Vorsitzende von <strong>MEDI</strong> Südwest,<br />
Dr. Ralf Schneider, erfreut über das<br />
Projekt. Diese Daten könnten dann im<br />
Vergleich zu einer Kontrollgruppe gese-<br />
press ® und Blopress ® Plus sind übrigens<br />
seit Mai 2010 im baden-württembergischen<br />
HZV-Vertrag Rabattpartner der AOK<br />
und damit in der „Ampelsoftware“ blau<br />
gekennzeichnet.<br />
Allgemeinärzte und Kardiologen können<br />
darüber hinaus einen anderen neuen<br />
Service nutzen: Eine Linkliste führt direkt<br />
zu fachrelevanten Informationen, Fachzeitschriften,<br />
Fachgesellschaften und Fortbildungsmöglichkeiten.<br />
Auch praxisrelevante<br />
Links zu GOÄ, Ko<strong>die</strong>rrichtlinien 2011<br />
oder zur ICD-Klassifizierung stehen dort bereit.<br />
Sollten dennoch medizinische Fragen<br />
offen bleiben, kann der Arzt auf den Takeda<br />
Literaturclub zurückgreifen – ein Zugang<br />
zu einer wissenschaftlichen Datenbank<br />
des National Institute of Health. mm<br />
12<br />
hen und ausgewertet werden. „Für Ärztenetze<br />
ist <strong>die</strong>s eine wichtige Unterstützung,<br />
gerade in der Aufbauphase“, bestätigt<br />
ebenfalls Dr. Rainer Saurwein, Geschäftsführer<br />
von <strong>MEDI</strong> Südwest.<br />
Grundsätzlich ist für <strong>Sie</strong>gert schon im<br />
Vorfeld klar, dass durch Netzstrukturen<br />
nicht nur eine bessere Versorgung der <strong>Patienten</strong><br />
zu erwarten ist, sondern auch erhebliche<br />
Einsparpotentiale erzielt werden<br />
können. Dazu tragen seiner Ansicht nach<br />
der bessere Informationsfluss zwischen<br />
den einzelnen Teilnehmern und <strong>die</strong> konsequentere<br />
Durchsetzung von Leitlinien<br />
bei. <strong>Sie</strong>gert: „Ineffiziente Therapieformen<br />
werden so vermieden, ebenso wie medizinisch<br />
unbegründete stationäre Aufent-<br />
Zugang zum erweiterten Internet-<br />
Auftritt finden Ärzte zum einen über<br />
www.takeda.de<br />
unter der Rubrik „Arzt/Apotheker“<br />
den Fachbereich „Kardiologie“ wählen<br />
oder über<br />
http://www.takeda.de/<br />
arzt/kardiologie/Seiten/default.aspx.<br />
Zugangsdaten: Username: takeda,<br />
Passwort: aachen
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<strong>MEDI</strong>timEs gEsuNdHEitsPolitik<br />
Das Problem Datenschutz<br />
bei Selektivverträgen<br />
Von Beginn an haben Datenschutzfragen<br />
<strong>die</strong> Umsetzung von Hausarzt und<br />
Facharztverträgen begleitet. Selektivvertragsgegner<br />
haben das Thema Datenschutz<br />
gerne dazu benutzt, um <strong>die</strong><br />
Verträge in Misskredit zu bringen. Jetzt<br />
zeichnet sich ab, dass der Gesetzgeber<br />
endlich Rechtssicherheit durch eine angemessene<br />
Neuregelung schaffen wird.<br />
Die Hausarztverträge nach § 73b SGB V und<br />
<strong>die</strong> Facharztverträge nach § 73c SGB V<br />
sind von Beginn an in Baden-Württemberg<br />
so angelegt worden, dass <strong>die</strong> Vertragspartner<br />
der Krankenkassen für <strong>die</strong> Umsetzung<br />
und <strong>die</strong> Abrechnung von Vertragsleistungen<br />
selbst verantwortlich und dabei<br />
nicht von der Mitwirkung anderer, z. B.<br />
den KVen, abhängig sind. Es ist wichtig,<br />
dass <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vereinbarungen<br />
zu Vergütung und Abrechnung selektivvertraglicher<br />
Leistungen gerade auch aus<br />
versorgungspolitischen Gründen getroffen<br />
haben, <strong>die</strong> Abrechnung selbst in der<br />
Hand haben und so <strong>die</strong> vertragskonforme<br />
Abwicklung gewährleisten können.<br />
Demgemäß erfolgt <strong>die</strong> Abrechnung<br />
<strong>die</strong>ser Leistungen nicht unter Einschaltung<br />
der öffentlich-rechtlichen Körperschaften,<br />
sondern unmittelbar mit den von den Vertragspartnern<br />
Hausärzteverband und <strong>MEDI</strong><br />
getragenen privaten Managementgesell-<br />
schaften HÄVG und <strong>MEDI</strong>VERBUND AG.<br />
Nachdem das Bundessozialgericht im Jahr<br />
2008 im Zusammenhang mit der Durchführung<br />
von Notfallabrechnungen der<br />
Krankenhäuser durch private Stellen festgestellt<br />
hatte, dass – anders als im Bereich<br />
des Sicherstellungsauftrags bzw. der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung – hierfür<br />
spezifische Datenschutzregelungen im<br />
SGB V fehlten und das Verfahren deshalb<br />
unzulässig sei, stellte sich <strong>die</strong> Frage nach<br />
einer datenschutzrechtlich konformen<br />
Umsetzung der Selektivverträge.<br />
Gericht contra Gesetzgeber<br />
Der Gesetzgeber hat deshalb durch eine<br />
Modifikation des § 295 Abs.1b SGB V im<br />
Jahr 2009 <strong>die</strong>sen Mangel zu heilen versucht<br />
und übergangsweise eine Rechtsgrundlage<br />
für <strong>die</strong> Einschaltung der privaten<br />
Managementgesellschaften bei der<br />
Abrechnung der selektivvertraglichen Leistungen<br />
geschaffen, welche zunächst bis<br />
Mitte 2010 galt und anschließend bis zum<br />
31. Juni 2011 verlängert wurde.<br />
Dennoch hat das schleswig-holsteinische<br />
Oberverwaltungsgericht im Januar<br />
<strong>die</strong>ses Jahres im einstweiligen Rechtsschutzverfahren<br />
wegen einer datenschutzrechtlichenAnordnungdesUnabhängigen<br />
Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein<br />
festgestellt, dass <strong>die</strong> bis da-<br />
14<br />
hin bestehenden Regelungen des Hausarztvertrags<br />
datenschutzrechtlich bedenklich<br />
sind. Das Gericht war der Ansicht,<br />
dass <strong>die</strong> Vertragskonstruktion ausschließe,<br />
dass ein HZV-Arzt als Auftraggeber <strong>die</strong><br />
Dienstleistungsgesellschaft, welche <strong>die</strong> für<br />
<strong>die</strong> Abrechnung erforderlichen Datenverarbeitung<br />
durchführen soll, selbst auswählen<br />
könne. Auch sei ihm <strong>die</strong> Entscheidung<br />
darüber verwehrt, selbst unmittelbar<br />
mit der Krankenkasse <strong>die</strong> Leistungen<br />
aus dem Hausarztvertrag abzurechnen.<br />
U. a. deshalb lägen <strong>die</strong> Voraussetzungen<br />
einer Auftragsdatenverarbeitung nach<br />
§80SGBX(<strong>die</strong>Anwendung<strong>die</strong>serVorschrift<br />
wird in § 295 Abs. 1b Sozialgesetzbuch<br />
V in seiner derzeit geltenden<br />
Fassung uneingeschränkt vorgeschrieben)<br />
nicht vor.<br />
Vertragspartner reagierten im<br />
Sinne des Datenschutzes<br />
Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund wurden zunächst<br />
in Baden-Württemberg in Abstimmung<br />
mit den zuständigen Datenschutzbehörden<br />
<strong>die</strong> mit der AOK Baden-Württemberg<br />
bestehenden HZV-Verträge so modifiziert,<br />
dass Auftraggeber der zur Abrechnung<br />
eingeschalteten privaten Managementgesellschaft<br />
nicht mehr der teilnehmende<br />
Hausarzt, sondern <strong>die</strong> Krankenkasse ist.<br />
Mit <strong>die</strong>ser Vertragsanpassung wird den<br />
Vorgaben des Oberverwaltungsgerichts<br />
Schleswig-Holstein vollumfänglich Rechnung<br />
getragen.<br />
Unabhängig davon ist für <strong>die</strong> Zeit<br />
ab 1. Juli 2011 eine Neugestaltung des<br />
§295SGBV geplant, welche es den<br />
Vertragspartnern auf Ärzteseite bei Einhaltung<br />
eines entsprechenden Datenschutzniveaus<br />
ausdrücklich ermöglicht,<br />
zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen<br />
Abrechnung privatrechtlich organisierte<br />
Stellen einzuschalten. Damit sollen<br />
<strong>die</strong> gesetzlichen datenschutzrechtlichen<br />
Befugnisse für das Verfahren<br />
geschaffen werden, wie es von Beginn<br />
an in der hausarztzentrierten Versorgung<br />
angelegt war. Das Gesetzgebungsverfahren<br />
soll im Juli mit der Beratung im<br />
Bundesrat abgeschlossen sein. Damit<br />
dürfte das Datenschutz-Problem endgültig<br />
gelöst sein.<br />
Frank Hofmann
FALK – <strong>die</strong> neue Kraft<br />
gegen den KBV-Zentralismus<br />
Am Anfang stand <strong>die</strong> „Südschiene“ –<br />
eine enge Kooperation der Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen BadenWürttemberg<br />
und Bayerns, gestützt durch <strong>die</strong><br />
Hausarztverbände und den <strong>MEDI</strong> Verbund<br />
im Süden und Südwesten. Die beiden<br />
großen SüdKVen sehen sich seit<br />
langem in allen Entscheidungsprozessen<br />
auf Bundesebene benachteiligt und<br />
wollen dagegen etwas unternehmen.<br />
Inzwischen ist <strong>die</strong> Oppositionsbewegung<br />
gegen den Berliner Zentralismus größer<br />
geworden: Die Freie Allianz der Länder-<br />
KVen (FALK) aus den KVen Baden-Württemberg<br />
(KVBW), Bayerns (KVB), Hessen (KVH)<br />
und Mecklenburg-Vorpommern (KVMV)<br />
hat Anfang Mai ihre Gründung bekannt<br />
gegeben.<br />
Ziel des Zusammenschlusses ist eine<br />
länderübergreifende Kooperation bei wichtigen<br />
gesundheits- und versorgungspolitischen<br />
Themen sowie eine effektive Vertretung<br />
der Interessen der Länder-KVen<br />
auf Bundesebene. „Wir stehen ganz klar<br />
für das Prinzip der Subsidiarität. Das heißt:<br />
Wir wollen wieder mehr Handlungs- und<br />
Gestaltungsspielräume in den Regionen.<br />
Vorgaben aus Berlin sollen nur noch<br />
dann gemacht werden, wenn eine bundesweit<br />
einheitliche Regelung wirklich<br />
unbedingt nötig ist“, erläutert Dr. Norbert<br />
Metke, Vorsitzender der KVBW.<br />
<strong>MEDI</strong> Chef Dr. Werner Baumgärtner<br />
macht sich stark für <strong>die</strong> Opposition gegen<br />
den Kurs der KBV-Führung. „Wir werden<br />
alles tun, um mehr Transparenz zu<br />
schaffen, wer für was in der KBV steht.“<br />
Eine erste Feuertaufe war <strong>die</strong> Vertreterversammlung<br />
der KBV am 8. April, wo<br />
sich eine Mehrheit der KVen dem Antrag<br />
aus Baden-Württemberg, <strong>die</strong> Einführung<br />
gEsuNdHEitsPolitik<br />
und Umsetzung der AKR auf eine andere<br />
Schiene zu bringen, angeschlossen hat.<br />
Die beiden süddeutschen KVen zeichnet<br />
ein geordnetes Miteinander von Kollektivund<br />
Selektivverträgen aus, für Baumgärtner<br />
„ein Plus in der Gesamtvergütung aus<br />
Kollektiv- und Selektivvertrag“. Er verspricht,<br />
<strong>die</strong> kritischen KVen gemeinsam<br />
mit befreundeten Berufsverbänden unterstützen<br />
zu wollen.<br />
Offen für weitere Verbündete<br />
Der Vorsitzende der KV Bayerns, Dr. Wolfgang<br />
Krombholz, kann sich vorstellen,<br />
dass noch <strong>die</strong> eine oder andere KV dazukommen<br />
wird. „Wir sind jedenfalls offen<br />
für weitere Bündnispartner.“ Die Möglichkeiten<br />
der Zusammenarbeit beschreibt er<br />
so: „Das ist ein breites Spektrum, das von<br />
Themen aus dem operativen Kerngeschäft<br />
der KVen bis hin zu strategischen Themen<br />
auch auf der Bundesebene reicht. Momentan<br />
rückt angesichts der Diskussionen<br />
um das neue GKV-Versorgungsgesetz<br />
natürlich auch <strong>die</strong> Vertretung der politischen<br />
Interessen der Ärzte und Psychotherapeuten<br />
auf Bundesebene in den Fokus.<br />
Wann immer wir dabei mit anderen<br />
KVen deckungsgleiche Interessen haben,<br />
arbeiten wir gern und intensiv zusammen.“<br />
Doch bei allen Gemeinsamkeiten<br />
habe jede KV auch ihre ganz individuellen<br />
Interessen. Letzten Endes gehe es<br />
bei FALK darum, in den Ländern wieder<br />
mehr eigenen Handlungsspielraum zu<br />
erhalten. „Dafür ist es sinnvoll, unter<br />
einem gemeinsamen Label in Berlin aufzutreten<br />
und der Bundespolitik echte Alternativen<br />
bei der Gestaltung des Gesundheitswesens<br />
aufzuzeigen“, so Krombholz.<br />
Für Dr. Pedro Schmelz, den stellvertretenden<br />
Vorsitzenden der KVB, ist <strong>die</strong><br />
15<br />
<strong>MEDI</strong>timEs<br />
Gründung von FALK ein deutliches Zeichen<br />
dafür, dass es nicht nur um <strong>die</strong><br />
Interessen der beiden süddeutschen<br />
KVen geht. „Es rumort insgesamt gewaltig<br />
im KV-System, weil gerade <strong>die</strong> missglückte<br />
Honorarreform im Jahr 2009 und<br />
<strong>die</strong> eiligen Nachbesserungen im Jahr 2010<br />
gezeigt haben, dass man ein solches<br />
komplexes System nicht streng zentralistisch<br />
steuern kann.“ Die unterschiedlichen<br />
Interessen der Länder-KVen beruhen auf<br />
gewachsenen Versorgungsstrukturen und<br />
auf den bisherigen Erfahrungen aus den<br />
Verhandlungen mit den Krankenkassen,<br />
betont er. Das vorrangige gemeinsame<br />
Ziel ist <strong>die</strong> Regionalisierung, also <strong>die</strong><br />
Rück-Verlagerung entscheidender Kompetenzen<br />
in der Vertrags- und Honorargestaltung<br />
von der Bundes- auf <strong>die</strong> Länderebene.<br />
Als „außerordentlich glücklich“ über<br />
<strong>die</strong> Gründung von FALK bekannte sich<br />
auf der Frühjahrstagung des Deutschen<br />
Hausärzteverbands Anfang Mai in München<br />
der Landeschef aus Baden-Württemberg,<br />
Dr. Berthold Dietsche. Dies sei<br />
eine Vereinigung, <strong>die</strong> wirklich <strong>die</strong> Interessen<br />
der Kollegen vertrete. Der Bundesvorsitzende<br />
Dr. Ulrich Weigeldt wies darauf<br />
hin, dass es bei FALK keinen Kodex<br />
gebe, wie ihn <strong>die</strong> KBV plane, mit Ausschluss<br />
von Kollegen von Entscheidungsgremien,<br />
<strong>die</strong> leitende Positionen in Verbänden<br />
bekleiden und kein Glaubensbekenntnis<br />
zum KV-System abgelegt haben.<br />
Bei einigen KVen sei der offene kooperative<br />
Meinungsaustausch mit den Verbänden<br />
Standard und explizite Notwendigkeit.<br />
Für <strong>die</strong> KBV ist das neu. Die<br />
Opposition in der Vertreterversammlung<br />
habe bereits Flagge gezeigt: Die Einführung<br />
der AKR wurde gekippt, Konvergenzvorstellungen<br />
des Vorstands werden nicht<br />
mehr durchgewinkt, <strong>die</strong> Alleinvertretung<br />
der KBV ist dahin.<br />
Klaus Schmidt
MENSCHEN BEI <strong>MEDI</strong><br />
Das Leben in der DDR hat Dr. Wolfgang<br />
Eckert geprägt. Als Jugendlicher ging er<br />
gegen den Mauerbau auf <strong>die</strong> Straße,<br />
flog von der Schule und landete wegen<br />
staatsgefährdender Propaganda im Gefängnis.<br />
Mundtot oder stromlinienförmig<br />
ist der <strong>MEDI</strong> Mann im Osten trotzdem<br />
nicht geworden – im Gegenteil.<br />
Eckert ist ein Kämpfer, der es immer wieder<br />
gerne riskiert, den Mund aufzumachen<br />
und für seine Meinung einzustehen.<br />
Einer, der den Politikern <strong>die</strong> Leviten liest<br />
und dabei kein Blatt vor den Mund<br />
nimmt. Als Chef der KV Mecklenburg-Vorpommern<br />
nutzt er <strong>die</strong> vorhandenen Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Mehr noch: Er sucht<br />
nach Schrauben, an denen er drehen kann,<br />
um Veränderungen zu bewirken. Seit 1993<br />
arbeitet er jetzt schon im KV-Vorstand unermüdlich<br />
daran, <strong>die</strong> gesundheitspolitische<br />
Landschaft zu gestalten und für eine<br />
vernünftige medizinische Versorgung<br />
gesuNdHeitsPolitik<br />
Dr. Wolfgang Eckert: Kämpfer<br />
gegen Dirigismus und Zentralismus<br />
in Mecklenburg-Vorpommern mit angemessener<br />
Bezahlung der niedergelassenen<br />
Ärzte zu sorgen. Wird man da nicht<br />
müde? „Manchmal spürt man schon <strong>die</strong><br />
Gefahr einer Kapitulation in sich“, gibt er<br />
vorsichtig zu. Es macht ihn wütend, wenn<br />
es nicht mehr um Inhalte, sondern nur<br />
um Posten geht, um <strong>die</strong> Verteilung von<br />
Mitteln oder um <strong>die</strong> Schaffung von Mehrheiten.<br />
Es ist nicht verwunderlich, dass<br />
Eckert sich häufig in der Minderheit befindet.<br />
Er kann das aushalten, aber müde<br />
macht <strong>die</strong>ses Schwimmen gegen den<br />
Strom mit Sicherheit doch immer wieder.<br />
Notfalls bis vor das<br />
Bundessozialgericht<br />
„Ich will Veränderungen bewirken und<br />
gestalten, was geht“, sagt Eckert. Wenn<br />
sein Rechtsempfinden ihm sagt, dass eine<br />
Sache nicht in Ordnung ist, dann arbeitet<br />
er sich in <strong>die</strong> Rechtslage ein, um<br />
gegen Missstände oder Fehlentscheidun-<br />
16<br />
gen vorgehen zu können. „Wenn man etwas<br />
verändern will, muss man auch in<br />
bestimmten Positionen sitzen“, heißt seine<br />
Devise. Möglichst viel Demokratie, möglichst<br />
viel Eigenverantwortung – dafür setzt<br />
er sich ein. Wenn es sein muss, geht er<br />
dafür auch den Weg vom Schiedsamt<br />
über das Sozialgericht bis hin zum<br />
Bundessozialgericht. Ungewöhnlich für<br />
einen KV-Chef! Für ihn ist <strong>die</strong>ser Streit<br />
aber immer wieder notwendig, um das<br />
Optimum für „seine“ Ärzte zu erreichen.<br />
Auf das Erreichte ist Eckert sicher stolz,<br />
auch wenn er das nicht in den Vordergrund<br />
stellt. Die KV Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat beispielsweise nach KBV-Angaben im<br />
Jahr 2007 bei den Honoraren zum ersten<br />
Mal den ersten Platz belegt. Öffentlich<br />
ausgeschlachtet hat er <strong>die</strong>sen Erfolg<br />
nicht. Überhaupt merkt man Eckert an,<br />
dass er nicht unbedingt den öffentlichen<br />
Applaus braucht, um sich wohl zu fühlen.<br />
Wäre er vielleicht manchmal doch lieber
Fotos: KVMV<br />
einfach nur Arzt? Einerseits hat er seine<br />
ärztliche, vor allem <strong>die</strong> hausärztliche Arbeit<br />
immer geliebt. „Wenn man sich aber<br />
ständig über <strong>die</strong> Bürokratie oder über<br />
politische Beschlüsse aufregt, <strong>die</strong> man in<br />
der Praxis umsetzen muss, dann will man<br />
das auch einfach verändern“, erklärt er.<br />
Ganz besonders hat ihn <strong>die</strong> letzte<br />
KBV-Wahl geärgert. „Unglaublich, was da<br />
im Vorfeld gelaufen ist“, lautet sein Kommentar.<br />
Ihn stört, dass Kandidaten, <strong>die</strong> sich<br />
bewerben wollten, unter Druck gesetzt<br />
wurden. In Gremien wurden Kollegen<br />
wegen der Kandidatur fast beschimpft,<br />
weil sie angeblich das Tableau kaputt machen<br />
würden. „Man wollte mich regelrecht<br />
zwingen, auf meine Kandidatur zu<br />
verzichten“, berichtet er. Außerdem ärgert<br />
es ihn, dass im Vorfeld der Wahl regelrechte<br />
Wahlgeschenke angekündigt<br />
wurden – das widerspricht Eckerts Gefühl<br />
für Recht und Unrecht doch deutlich, das<br />
ist für ihn fast wie Bestechung.<br />
gesuNdHeitsPolitik <strong>MEDI</strong>times<br />
Wolfgang Eckert sieht sich<br />
als Interessenvertreter für<br />
<strong>die</strong> ärztliche Basis und<br />
scheut keine Kritik gegenüber<br />
den Körperschaften.<br />
KBV und KVMV<br />
Als richtig freundschaftlich kann man das<br />
Verhältnis von Eckert zur KBV-Spitze wohl<br />
nicht beschreiben. Die KBV hat seiner Ansicht<br />
nach wesentlich dazu beigetragen,<br />
<strong>die</strong> Länderkompetenz zu beschneiden.<br />
Wesentliche Bestandteile der KV-Arbeit<br />
waren für ihn <strong>die</strong> Honorarverträge, außerdem<br />
<strong>die</strong> Honorarverteilung und <strong>die</strong> Sicherstellung.<br />
„Alle drei sind jetzt durch<br />
<strong>die</strong> KBV ins Wanken geraten“, so Eckert,<br />
der nicht mit Kritik an der KBV-Führung<br />
spart. So fürchtet er nach wie vor, dass<br />
der Bundesvorsitzende Dr. Andreas Köhler<br />
aus der KBV einen Konzern machen will.<br />
„Es wird <strong>die</strong> Aufgabe der nächsten<br />
Monate und Jahre sein, <strong>die</strong> begonnene<br />
Entwicklung zurückzudrehen“, fordert er<br />
und formuliert eine klare Kampfansage:<br />
„Wenn Herr Dr. Köhler so weiter macht,<br />
werden wir uns dafür einsetzen, dass <strong>die</strong><br />
KBV ihren Körperschaftsstatus verliert<br />
und nur noch als Verein weiter existiert“.<br />
Die KV Mecklenburg-Vorpommern wird<br />
in der Zusammenarbeit mit der KBV in<br />
Zukunft darauf achten, dass <strong>die</strong> föderalistische<br />
Struktur erhalten bleibt und Abhängigkeiten<br />
beendet werden. Konkret heißt<br />
das, sämtliche freiwillig geschlossenen Verträge<br />
mit der KBV sollen daraufhin überprüft<br />
werden, ob sie gekündigt werden<br />
können und neue zentrale Verträge mit der<br />
KBV nicht mehr abgeschlossen werden.<br />
Eckert hat noch viel Wut im Bauch,<br />
zum Beispiel beim Stichwort Ulla Schmidt.<br />
Am liebsten würde er sie heute noch verklagen,<br />
weil sie aus seiner Sicht mitverantwortlich<br />
dafür war, dass bisher 20.000<br />
deutsche Ärzte ausgewandert sind und ein<br />
Ärztemangel besteht. Aber noch schlimmer<br />
ist für ihn, dass ihre Forderungen inzwischen<br />
von der KBV überholt worden<br />
sind. „Der Politik haben wir <strong>die</strong> Stirn geboten“,<br />
sagt er, „und dann kommt unsere<br />
eigene Organisation und macht dasselbe<br />
noch schlimmer!“<br />
17<br />
Zukunftswünsche<br />
Positiv sieht Eckert <strong>die</strong> großen Ärztedemonstrationen<br />
der letzten Jahre. Auch<br />
wenn er sich von der ärztlichen Basis mehr<br />
Engagement, mehr Konfliktfähigkeit und<br />
manchmal auch einfach etwas weniger<br />
Durchhaltekraft wünschen würde. „Um<br />
etwas zu verändern, ist eine Massenbewegung<br />
nötig“, weiß er, „gesellschaftliche<br />
Differenzen werden doch letztlich auf der<br />
Straße ausgetragen“. Zur Abschaffung<br />
des Paragraphen 95b SGBV zum Beispiel<br />
wäre ihm so eine Massenbewegung sehr<br />
recht. „Natürlich“ machen Parallelorganisationenfürihnin<strong>die</strong>semZusammenhang<br />
Sinn. Wie sonst soll man Druck machen,<br />
auch an der KV vorbei?<br />
Kein Mensch kann immer nur kämpfen.<br />
Auch Eckert braucht Rückzugsmöglichkeiten,<br />
um für <strong>die</strong> eigene Erholung zu<br />
sorgen. Aber sein Privatleben gehört für<br />
ihn nicht in <strong>die</strong> Zeitung. Dass er gerne<br />
Golf spielt, ist bekannt, immerhin hat er<br />
schon das eine oder andere Turnier gewonnen.<br />
Die Bewegung in der Natur tut<br />
ihm gut.<br />
Wenn er sich einen Gesprächspartner<br />
zu einem Golfspiel wünschen dürfte, dann<br />
wäre es der Ex-Bundesgesundheitsminister<br />
Dr. Philipp Rösler. Ein Lichtblick in der<br />
politischen Landschaft? „Immerhin hat es<br />
Rösler tatsächlich geschafft, <strong>die</strong> Ärzte<br />
zum ersten Mal etwas zu entlasten“, erklärt<br />
er. Überhaupt imponiert es ihm, was<br />
für klare Worte Rösler fand, um schwierige<br />
gesundheitspolitische Sachverhalte<br />
zusammenzufassen. Mit <strong>die</strong>sem politischen<br />
Senkrechtstarter würde Eckert<br />
gerne einmal in Ruhe plaudern. Eine interessante<br />
Vorstellung – für einen Zuhörer<br />
wäre das mit Sicherheit ein spannendes<br />
Gespräch.<br />
Ruth Auschra<br />
DocCheck<br />
Medizinbedarf und Logistik GmbH<br />
Carl-Zeiss-Straße 3<br />
71093 Weil im Schönbuch<br />
Telefon: 07157-56 56 50<br />
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<strong>MEDI</strong>times gesuNdHeitsPolitik<br />
<strong>MEDI</strong> mit neuem Internetauftritt<br />
In den kommenden Wochen wird<br />
<strong>die</strong> neue Internetseite des <strong>MEDI</strong><br />
Verbunds für alle Mitglieder und<br />
Verbünde deutschlandweit frei<br />
geschaltet. <strong>Sie</strong> wird nicht nur ein<br />
komplett überarbeitetes Layout<br />
haben, sondern auch einfacher zu<br />
be<strong>die</strong>nen sein. „Unser Ziel war es,<br />
eine ansprechendere und benutzerfreundlichere<br />
Internetseite nach<br />
modernen Standards zu gestalten“,<br />
erklärt Gaby Conrad von der <strong>MEDI</strong>-<br />
VERBUND AG. Dafür hat sich <strong>die</strong><br />
AG professionelle Unterstützung<br />
von einer Marketingagentur in der<br />
Nähe von Stuttgart ins Haus geholt.<br />
Das neue Layout steht bereits,<br />
zurzeit werden noch <strong>die</strong><br />
Inhalte überarbeitet und aktualisiert.<br />
„Wir möchten in Zukunft <strong>die</strong><br />
Regionen stärker berücksichtigen“,<br />
so Gaby Conrad, „deswegen<br />
können sich <strong>die</strong> einzelnen <strong>MEDI</strong><br />
Verbünde auf der neuen Seite stärker<br />
positionieren“. Darüber hinaus<br />
sollen mehr gesundheitspolitische<br />
Themen mit bundesweitem Bezug<br />
publiziert werden.<br />
as<br />
AKR sollen Anfang 2012 nur in<br />
Ko<strong>die</strong>rpraxen umgesetzt werden<br />
Die Ambulanten Ko<strong>die</strong>rrichtlinien (AKR)<br />
sollen erst zum 1. Januar 2012 eingeführt<br />
werden – und auch nur in ausgesuchten<br />
Praxen, <strong>die</strong> dafür mehr Honorar erhalten.<br />
Das hat <strong>die</strong> Vertreterversammlung der<br />
KBV im April beschlossen.<br />
Damit unterstützten <strong>die</strong> Delegierten<br />
mit 32 Stimmen einen entsprechenden<br />
Antrag mehrerer Bundesländer, indem es<br />
hieß: „Die Einführung der Ambulanten<br />
Ko<strong>die</strong>rrichtlinien wird begrenzt auf einen<br />
repräsentativen Querschnitt von Arztpraxen.<br />
Die Erfassung von Morbidität mittels<br />
der AKR erfolgt zum 1. Januar 2012 ausschließlich<br />
in <strong>die</strong>sen Praxen, denen für den<br />
Mehraufwand des Ko<strong>die</strong>rens ein Honorarzuschlag<br />
gewährt wird.“<br />
Die Delegierten stimmten in einem<br />
weiteren Antrag mehrheitlich dafür, dass<br />
<strong>die</strong> Verlängerung der AKR keine Konsequenzen<br />
für <strong>die</strong> Veränderungsrate der morbiditätsspezifischen<br />
Gesamtvergütung im<br />
18<br />
Jahr 2014 haben soll. „In den Eckpunkten<br />
zum Versorgungsgesetz spricht <strong>die</strong> Regierungskoalition<br />
von leicht handhabbaren<br />
und einfacher umsetzbaren Ko<strong>die</strong>rrichtlinien.<br />
Diese Aussage wird von uns<br />
begrüßt, und vor <strong>die</strong>sem Hintergrund fordern<br />
wir <strong>die</strong> Begrenzung auf einen repräsentativen<br />
Querschnitt“, erklärte der KBV-<br />
Vorsitzende Dr. Andreas Köhler. Zugleich<br />
werde <strong>die</strong> KBV ihre Bemühungen fortsetzen,<br />
<strong>die</strong> AKR zu vereinfachen und praxistauglicher<br />
zu machen. Die Umsetzung<br />
der Beschlüsse der VV erfordert noch <strong>die</strong><br />
Zustimmung der Krankenkassen.<br />
as
Vor der Niederlassung als Arzt steht <strong>die</strong><br />
Entscheidung: Ist der Schritt in <strong>die</strong> ambulante<br />
Medizin wirklich das Richtige<br />
für mich? Und welche Kriterien muss<br />
eine Praxis erfüllen, damit sie zu meinen<br />
Vorstellungen passt? Um <strong>die</strong>se Fragen<br />
richtig beantworten zu können, brauchen<br />
junge Mediziner Expertenwissen.<br />
Die <strong>MEDI</strong>VERBUND AG vermittelt es<br />
jetzt mit einer neuen WorkshopReihe.<br />
Es gibt viele Seminare für Praxisgründer.<br />
Trotzdem ist das <strong>MEDI</strong> Angebot etwas<br />
Besonderes: Hier werden Ärzte, <strong>die</strong> sich<br />
neu niederlassen wollen, von ärztlichen<br />
Kollegen und Experten aus dem Rechts-,<br />
Steuer- und Bankwesen gemeinsam beraten.<br />
Am ersten Workshop <strong>die</strong>ser neuen<br />
Reihe nahmen neben Werner Conrad (Geschäftsführer<br />
<strong>MEDI</strong>VERBUND AG) auch<br />
Dipl.-Bankbetriebswirt Walter Ege (www.<br />
commerzbank.de/aerzte), Rechtsanwalt<br />
Dr. Christian Wittmann (www.brp.de) sowie<br />
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Torsten<br />
Gollmert (www.hws-partner.de) teil.<br />
<strong>MEDI</strong> Initiatorin Gaby Conrad freute sich<br />
besonders, dass sie neben den betriebswirtschaftlichen<br />
Fachleuten auch <strong>MEDI</strong><br />
Ärzte zur Teilnahme gewinnen konnte, <strong>die</strong><br />
viele eigene Erfahrungen aus der Praxis<br />
in <strong>die</strong> Runde einfließen lassen konnten:<br />
Dr. Anne Vitzthum (Mitglied des geschäftsführenden<br />
Vorstands von <strong>MEDI</strong> Baden-<br />
Württemberg) und Dr. Michael Ruland (Vize<br />
von <strong>MEDI</strong> Baden-Württemberg) berichteten,<br />
was Mediziner neben ärztlichem<br />
Fachwissen so alles können müssen, um<br />
eine Arztpraxis erfolgreich zu führen.<br />
Gute Vorbereitung<br />
dank Fragenkatalog<br />
Um <strong>die</strong> Workshops möglichst zielgerichtet<br />
gestalten zu können, hatten <strong>die</strong> Teilnehmer<br />
vorab einen umfangreichen Fragenkatalog<br />
zum Ausfüllen bekommen, der<br />
anschließend an <strong>die</strong> Experten weiterge-<br />
BusiNess<br />
Erster Workshop für Praxisgründer<br />
leitet wurde. Der Katalog umfasste beispielsweise<br />
Fragen zu Kaufverträgen,<br />
Praxisübernahmen, Praxisbewertungen,<br />
Finanzierungsformen, Businessplänen,<br />
Praxismarketing, steuerlicher und betriebswirtschaftlicher<br />
Beratung, Praxisorganisation,<br />
Personal und Software. Die<br />
Experten konnten ihre Beiträge also genau<br />
auf <strong>die</strong> Fragen Workshopteilnehmer<br />
vorbereiten.<br />
Die Mischung aus Berichten und der<br />
Beantwortung individueller Fragestellungen<br />
bewerteten <strong>die</strong> jungen Kollegen offenbar<br />
positiv – so sieht es jedenfalls Dr.<br />
Lothar Scheidig. Der Facharzt für Allgemeinmedizin<br />
arbeitet zurzeit in der Praxis<br />
eines <strong>MEDI</strong> Arztes und steht vor der Entscheidung,<br />
ob, wie und wo er sich tatsächlich<br />
als Hausarzt niederlassen soll.<br />
Bei der Entscheidung stehen grundsätzliche<br />
Fragen im Vordergrund:<br />
• Schaffe ich das alles oder fressen mich<br />
<strong>die</strong> Bürokratie und <strong>die</strong> Arbeit auf?<br />
• Ist das finanziell machbar und ist meine<br />
Zukunft sicher?<br />
Heilberufeberater Walter Ege kennt <strong>die</strong>se<br />
und ähnliche Fragen aus seinem Beratungsalltag.<br />
Er weiß, dass in der Phase<br />
der Praxisgründung häufig Unsicherheiten<br />
im Vordergrund stehen. Oft ist der<br />
Umfang der Erfahrungen in betriebswirtschaftlichen<br />
Fragen nicht sehr tief. Wer<br />
hat in Studium und Weiterbildung schon<br />
gelernt, wie viel Umsatz man machen<br />
muss, um wie viel Gewinn zu realisieren?<br />
Manche Ärztinnen und Ärzte würden<br />
<strong>die</strong>ses Thema seiner Erfahrung nach am<br />
liebsten ganz ausblenden, um sich nur<br />
der Medizin widmen zu können.<br />
Ege ist es ein Anliegen, <strong>die</strong> Chancen<br />
und Risiken der Selbstständigkeit überschaubar<br />
zu machen. Dazu gehört einerseits<br />
eine möglichst große Transparenz bei<br />
Finanzierungsfragen. Andererseits weiß<br />
er aber auch, wie wichtig es ist, jungen<br />
Ärzten genau vorzurechnen, was für sie<br />
übrig bleibt, wenn sie als angestellter<br />
Arzt oder als niedergelassener Arzt in<br />
eigener Praxis arbeiten.<br />
19<br />
Mediziner Lothar Scheidig<br />
denkt über eine Niederlassung nach.<br />
Foto: Wipper<br />
Walter Ege berät Ärzte<br />
bei Finanzierungsfragen.<br />
Foto: Privat<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Scheidig hat der Workshop „auf jeden<br />
Fall etwas gebracht, obwohl sich <strong>die</strong><br />
Bürokratie und <strong>die</strong> Komplexität von Abrechnung,<br />
Finanzierung, rechtlicher Grundlage<br />
etc. erst mit der Zeit erschließen“.<br />
Vor allem <strong>die</strong> Möglichkeit, sich mit den<br />
Kollegen austauschen zu können, kam<br />
bei ihm gut an. Sein Wunsch an <strong>die</strong> <strong>MEDI</strong><br />
Macher ist deshalb, Veranstaltungen <strong>die</strong>ser<br />
Art auch in Zukunft weiter anzubieten:<br />
„Weiter so, nur im Austausch und in<br />
der ungezwungenen Atmosphäre lassen<br />
sich Ängste und Probleme beseitigen“, ist<br />
der junge Mediziner überzeugt.<br />
Ruth Auschra
<strong>MEDI</strong>times BusiNess<br />
<strong>MEDI</strong> Mitglieder<br />
profitieren bei<br />
Kartenlesegeräten<br />
Nachdem ihre Einführung mehrfach<br />
verschoben wurde, will <strong>die</strong> Bundesregierung<br />
<strong>die</strong> elektronische Gesundheitskarte<br />
(eCard) Ende 2011 einführen.<br />
Werden bis Jahresende nicht mindestens<br />
zehn Prozent der Versicherten mit<br />
der neuen Chipkarte ausgestattet,<br />
droht den Krankenkassen eine Kürzung<br />
der Zuschüsse aus dem Gesundheitsfonds.<br />
Die Kassen müssen <strong>die</strong> Karten<br />
nun also an ihre Versicherten verteilen<br />
und Arztpraxen und Krankenhäuser mit<br />
neuen Lesegeräten ausstatten. <strong>MEDI</strong><br />
Mitglieder, <strong>die</strong> ihr Lesegerät über <strong>MEDI</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> bestellen, sparen Kosten<br />
und sind rechtzeitig gut ausgerüstet.<br />
Zur Auswahl stehen mehrere Lesegeräte.<br />
Auf www.medi-verbund.de können <strong>die</strong><br />
<strong>MEDI</strong> Praxen selbst entscheiden, welches<br />
Gerät sie bestellen möchten. Wer jetzt<br />
bestellt, steht zu Beginn des 3. Quartals<br />
2011 nicht vor dem Dilemma, <strong>die</strong> PINs<br />
der neu ausgegebenen Karten per Hand<br />
eingeben zu müssen.<br />
Wie vereinbart sich <strong>die</strong>se Aktion mit der<br />
definitiven Ablehnung der eCard, <strong>die</strong> zum<br />
Grundsatz der <strong>MEDI</strong> Politik der letzten Jahre<br />
gehört? Es passt durchaus zusammen: An<br />
der <strong>MEDI</strong> Position hinsichtlich der Ablehnung<br />
zentraler Server, <strong>die</strong> nicht in ärztlicher<br />
Hand sind, wird nach wie vor nicht<br />
gerüttelt (siehe Kasten). Wer <strong>die</strong> Gematik<br />
in keinem Fall unterstützen will, kauft sich<br />
ein Lesegerät der MTK-Klasse (bzw. hat<br />
es schon). Damit ist eine Online-Anbindung<br />
auch künftig nicht möglich.<br />
Das Angebot exklusiv für<br />
<strong>MEDI</strong> Mitglieder:<br />
Partner ConcatAG<br />
Stationäres Kartenleseterminal<br />
eHealth 200, 236,40Euro+MWSt<br />
Mobiles Kartenleseterminal<br />
eHealth 500, 214,20Euro+MWSt<br />
Partner <strong>MEDI</strong>WA<br />
Stationäres Kartenleseterminal<br />
Omnikey eHealth 8751, 298 Euro<br />
+MWSt<br />
Mobiles Kartenleseterminal<br />
ZEMO VMLGK2, 218Euro+MWSt<br />
Bestellen kann man <strong>die</strong> Geräte online auf<br />
www.medi-verbund.de. Entweder mit Hilfe<br />
des Buttons auf der Startseite oder direkt<br />
über den Webcode 1155.<br />
Darüber hinaus gibt es noch ein Parallelangebot<br />
von DocCheck, das ebenfalls<br />
auf der <strong>MEDI</strong> Seite abgerufen werden<br />
kann.<br />
Grundsätzlich gibt es in der Medizin zurzeit<br />
folgende Lesegerätetypen:<br />
• Die alten Lesegeräte. Ihre Zulassung<br />
erfolgt durch <strong>die</strong> KV und sie können nur<br />
<strong>die</strong> Krankenversichertenkarte (KVK) einlesen.<br />
• Sogenannte MKTplus-Geräte (Multifunktionales<br />
Kartenterminal), <strong>die</strong> sowohl <strong>die</strong><br />
KVK als auch <strong>die</strong> eCard einlesen können.<br />
Diese haben schon viele Ärzte in<br />
ihrer Praxis. Dazu gehören z.B. <strong>die</strong> Cherry-<br />
Tastatur G80-1502, das Cherry ST-2052,<br />
das Orga 5010, das Kobil KAAN, das<br />
20<br />
CCV CardStar/medic2 6020-3). Da sie<br />
jedoch nicht Konnektor-fähig sind, erstattet<br />
<strong>die</strong> KV für sie keine Kosten.<br />
• Die eHealth-BCS-Geräte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> KVK und<br />
<strong>die</strong> eCard einlesen können, und <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />
Zulassung der Gematik und des Bundesamtes<br />
für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
haben. <strong>Sie</strong> sind auf <strong>die</strong> weiteren<br />
Ergänzungen der eCard updatefähig.<br />
Die KV erstattet für <strong>die</strong>se Geräte folgende<br />
Beträge:<br />
stationäres Lesegerät: 355 Euro,<br />
mobiles Lesegerät: 280 Euro,<br />
Installationspauschale: 215 Euro.<br />
• Lesegeräte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> KVK und <strong>die</strong> eCard<br />
einlesen können und für <strong>die</strong> eine qualifizierte<br />
elektronische Signatur vorgesehen<br />
ist.<br />
Leider kann <strong>MEDI</strong> kein Produkt der zweiten<br />
Generation anbieten – <strong>die</strong> Firmen stellen<br />
<strong>die</strong>se schlicht nicht mehr her. Das ist<br />
nicht untypisch für <strong>die</strong> schnelle Alterung<br />
elektronischer Geräte. Solche Geräte findet<br />
man heute vielleicht noch bei Online-Shopping-Websites<br />
wie Ebay.<br />
Ekkehard Ruebsam-Simon/<br />
Angelina Schütz
BusiNess<br />
Die eCard kommt! Praxen müssen rechtzeitig ihr Lesegerät bestellen.<br />
Linke Abbildung: Das stationäre Kartenleseterminal Omnikey eHealth 8751.<br />
Rechts: Das mobile Kartenleseterminal ZEMO VML-GK2.<br />
Die <strong>MEDI</strong> Position zur eCard<br />
• Datensicherheit im Umgang mit sensiblen<br />
<strong>Patienten</strong>daten muss nachweisbar<br />
sichergestellt werden (unter anderem<br />
Verzicht auf Zentralserver).<br />
• Rückgriff auf sensible <strong>Patienten</strong>daten<br />
darf nur zwischen Arzt und Patient<br />
möglich sein (mit Ausnahme der unbedingt<br />
notwendigen administrativen<br />
Daten).<br />
• Kostenübernahme für <strong>die</strong> zur Be<strong>die</strong>nung/Benutzung<br />
der eGK notwendigen<br />
Hardware, Software, sowie Betriebskosten<br />
darf nicht – auch nicht in Teilen<br />
–derÄrzteschaftaufgebürdetwerden.<br />
• Haftungsfragen, <strong>die</strong> sich durch <strong>die</strong><br />
Nutzung oder Nichtnutzung der eGK<br />
ergeben, müssen vor der Einführung<br />
der eGK verbindlich geklärt werden.<br />
• Der Praxisbetrieb und damit das Arzt-<br />
<strong>Patienten</strong>-Verhältnis darf durch Benut-<br />
zung der eGK nicht über den jetzt<br />
schon notwendigen verwaltungstechnischen<br />
Zeitaufwand hinaus belastet<br />
werden.<br />
Diese Position wurde in der KV Baden-<br />
Württemberg wieder neu abgestimmt und<br />
ist auch noch Beschlusslage der Landesärztekammer<br />
Baden-Württemberg. In<br />
einer zukünftigen elektronischen Vernetzung<br />
der Praxen muss eine technische<br />
Lösung gefunden werden, <strong>die</strong> den <strong>MEDI</strong><br />
Vorgaben entspricht. Der zentrale Punkt<br />
ist dabei <strong>die</strong> Speicherung der Daten: <strong>Sie</strong><br />
muss beim Arzt erfolgen und <strong>die</strong>ser<br />
muss <strong>die</strong> Hoheit über <strong>die</strong> Weitergabe der<br />
Daten behalten. <strong>MEDI</strong> verfolgt <strong>die</strong>ses<br />
Projekt zurzeit mit großem Nachdruck<br />
und sucht nach entsprechenden Lösungen.<br />
ers<br />
21<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
Seit Generationen im<br />
Dienst <strong>Ihrer</strong> Sicherheit.<br />
Als Internist, Haus- oder Kinderarzt sind <strong>Sie</strong><br />
der erste Ansprechpartner <strong>Ihrer</strong> <strong>Patienten</strong>,<br />
wenn es um <strong>die</strong> Gesundheit geht.<br />
Als Versicherungsmakler vertrauen uns viele<br />
Ärzte, wenn es um <strong>die</strong> richtige Praxisabsiche-<br />
rung geht.<br />
Mittlerweile in dritter Generation sind wir<br />
spezialisiert auf individuelle Absicherungskon-<br />
zepte für Heilberufe. Denken <strong>Sie</strong> nur an Bund,<br />
Kammern oder Krankenkassen: Die üblichen<br />
Standardlösungen passen sich den häufig<br />
wechselnden ärztlichen Bedürfnissen nicht<br />
flexibel genug an. Deshalb setzen wir konse-<br />
quent auf Spezialkonzepte. Die Qualität unse-<br />
rer Lösungen macht uns zum offiziellen Partner<br />
der <strong>MEDI</strong>VERBUND Aktiengesellschaft.<br />
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Was ist Ihre Praxis wert?<br />
Für viele Praxisinhaber entscheidet <strong>die</strong><br />
Antwort auf <strong>die</strong>se Frage bekanntlich darüber,<br />
wie ihre Lebensqualität im Alter<br />
sein wird. Praxiskäufer argumentieren<br />
dagegen mit gesunkenen Einnahmen,<br />
<strong>die</strong> hohe Preise verunmöglichen. Eine<br />
für beide Seiten faire Bewertung ist<br />
nicht leicht zu finden. Praxisbewerter<br />
Dipl.Kfm. Frank Boos kennt sich mit<br />
den Einzelheiten bestens aus.<br />
Der Sachverständige kennt den Markt. Das<br />
unterscheidet ihn wesentlich von Ärzten,<br />
<strong>die</strong> einmal im Leben eine Praxis kaufen<br />
und – hoffentlich – Jahre später wieder<br />
veräußern. Als Profi besitzt Boos außerdem<br />
eine ganz andere kritische Distanz<br />
zu einer Praxisbewertung als ein Arzt, der<br />
gerade einen Nachfolger sucht. Eine<br />
Praxisbewertung hat für ihn nichts mit<br />
Gefühlen zu tun. Er rät Praxisabgebern,<br />
sich weder von Torschlusspanik leiten zu<br />
lassen noch aus Trotz einen extra hohen<br />
Preis anzusetzen. Stattdessen empfiehlt er,<br />
sich in <strong>die</strong> Thematik einzuarbeiten.<br />
BusiNess<br />
Braucht man einen<br />
Praxisbewerter?<br />
Mit der Marktson<strong>die</strong>rung und den Verkaufsvorbereitungen<br />
sollten abgebende Ärzte<br />
seiner Erfahrung nach am besten schon<br />
ein bis zwei Jahre vor dem Verkauf beginnen.<br />
Dazu gehört beispielsweise auch, sich<br />
von alten Wunschvorstellungen zu lösen.<br />
Unrealistische Preisvorstellungen, <strong>die</strong> sich<br />
an veralteten Maßstäben orientieren, muss<br />
der Gutachter häufig zurechtrücken. Wichtig<br />
ist, dass zwischen Käufer und Verkäufer<br />
ein Vertrauensverhältnis entsteht. „Das<br />
heißt, der Abgeber muss tatsächlich <strong>die</strong><br />
Zahlen auf den Tisch legen“, so Boos. Er<br />
warnt davor, dass man eine Praxis auch<br />
verbrennen kann, indem man „mauert“<br />
und valide Zahlen zurückhält.<br />
Natürlich sind Praxisbewerter überzeugt,<br />
dass mit ihrer Hilfe <strong>die</strong> Chance<br />
größer ist, einen Praxisverkauf gerecht<br />
und reibungslos über <strong>die</strong> Bühne zu bekommen.<br />
Boos hat dafür auch Argumente<br />
parat: „Ein neutrales Gutachten wird oft<br />
von Verkäufer und Käufer gemeinsam in<br />
22<br />
Auftrag gegeben“, beschreibt er den<br />
Vorteil für zwei Ärzte, <strong>die</strong> sich über den<br />
Preis noch nicht einig sind, „das reduziert<br />
für beide den Stress“. Ein Gutachten, das<br />
nach dem (fachgerecht angewandten)<br />
modifizierten Ertragswertverfahren aufgebaut<br />
ist, wird zudem immer einen Wert<br />
ermitteln, der dem Käufer realistische<br />
Zukunftsaussichten ermöglicht: Die Zinsen<br />
müssen aus den Erträgen der Praxis<br />
erwirtschaftet werden können – <strong>die</strong>s gewährleistet<br />
das modifizierte Ertragswertverfahren.<br />
Boos beschränkt sich übrigens<br />
auf das Bewerten von Kliniken, Arzt- und<br />
Zahnarztpraxen. „Die Vertragsgestaltung erfolgt<br />
am besten durch Juristen“, findet er.<br />
Die modifizierte<br />
Ertragswertmethode<br />
Um den Wert einer Arztpraxis zu ermitteln,<br />
gab und gibt es viele Verfahren, besonders<br />
bekannt ist <strong>die</strong> so genannte Ärztekammermethode.<br />
Normalerweise werden<br />
bei jeder Bewertung zwei Schritte durchgeführt:<br />
Einerseits wird der Substanzwert<br />
aus der tatsächlich bestehenden Praxiseinrichtung,<br />
EDV und so weiter ermittelt<br />
–einenochüberschaubareAngelegenheit.<br />
Es muss jedoch der Zeitwert der einzelnen<br />
Wirtschaftsgüter ermittelt werden,<br />
der Buchwert des Steuerberaters reicht in<br />
keinem Fall. Andererseits wird der Goodwill<br />
festgestellt, der ideelle Wert der Praxis,<br />
<strong>die</strong> perspektivisch betrachtete Ertragsseite.<br />
Hier wird es schwieriger. Wovon<br />
Frank Boos setzt auf <strong>die</strong><br />
modifizierte Ertragswertmethode,<br />
wenn es darum geht,<br />
eine Praxis zu bewerten.
hängt <strong>die</strong> Ertragslage in der Zukunft ab?<br />
Welche Faktoren aus der Vergangenheit<br />
versprechen zukünftige Gewinne?<br />
Dazu gibt es ein neues Urteil des<br />
Bundesgerichtshofs vom 9. Februar 2011<br />
(Az XII ZR 40/09 - OLG Hamm vom 15.<br />
Januar 2009), dem ein in allen Punkten<br />
bestätigtes Gutachten von Boos zu<br />
Grunde lag. Eigentlich ging es dabei um<br />
den Zugewinnausgleich zwischen einem<br />
geschiedenen Zahnarztehepaar. „Nebenbei“<br />
mussten sich <strong>die</strong> Richter dabei über<br />
<strong>die</strong> korrekte Art der Praxiswertermittlung<br />
Gedanken machen. Boos findet es erfreulich,<br />
dass sie <strong>die</strong> so genannte modifizierte<br />
Ertragswertmethode als realistische<br />
und marktkonforme Bewertungsmethode<br />
herausgestellt haben. „Mit <strong>die</strong>ser Methode<br />
lässt sich – bei fachgerechter Anwendung<br />
– der Verkehrswert am Markt<br />
für eine Praxis auch ermitteln“, erklärt er.<br />
Es klingt logisch: Was hat man von einem<br />
schönen Gutachten, wenn <strong>die</strong> Praxis in<br />
Wirklichkeit unverkäuflich ist? Oder wenn<br />
das Gutachten einen Wert ausweist, der<br />
nicht realisiert werden kann oder der viel<br />
zu niedrig ist? Von so genannten Pauschalmethoden<br />
rät er ab. Ihm geht es darum,<br />
dass bei einer Praxisbewertung der tatsächlich<br />
erzielbare Wert ermittelt wird.<br />
Dazu gehört für ihn zwingend, dass auch<br />
berücksichtigt wird, welche Gewinne der<br />
Käufer mittel- und langfristig mit der Praxis<br />
erzielen kann.<br />
Der bisherige Umsatz ist bei <strong>die</strong>sem<br />
Bewertungssystem ein Hinweis, mehr<br />
nicht. Wichtiger sind <strong>die</strong> tatsächlichen<br />
Gewinnerwartungen, <strong>die</strong> auf einen Nachfolger<br />
übertragbaren Goodwill-Faktoren.<br />
Hierzu zählt Boos – wie auch das oben<br />
genannte Urteil des BGH – neben der<br />
Qualität des Standortes in erster Linie <strong>die</strong><br />
Art und Zusammensetzung der <strong>Patienten</strong><br />
und <strong>die</strong> Konkurrenzsituation vor Ort.<br />
„Eine schöne Praxis in Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat nun mal eine völlig andere<br />
Situation und damit eben auch einen<br />
völlig anderen Verkehrswert als eine in<br />
der Münchener Innenstadt“, fasst der Gutachter<br />
zusammen.<br />
Ruth Auschra<br />
BusiNess<br />
Neuer Mitarbeiter<br />
bei <strong>MEDI</strong><br />
iNformatioNstecHNik<br />
David Sonntag<br />
wurde am 2. April 1981 in Filderstadt geboren,<br />
ist ledig und seit Oktober 2010<br />
in der IT-Abteilung der <strong>MEDI</strong>VERBUND<br />
AG als Softwareingenieur tätig.<br />
Nach seinem Abiturabschluss 2001<br />
absolvierte er mehrere Praktika, darunter<br />
auch bei der Bosch Thermotechnik<br />
GmbH sowie zwei stu<strong>die</strong>nbegleitende<br />
Praxissemester bei der Entwicklungsabteilung<br />
für elektronische Fahrerassistenzsysteme<br />
der Daimler Chrysler AG in Böblingen/Hulb.<br />
Während seines IT-Studiums<br />
in der Fachrichtung Netz- und Softwaretechnik<br />
an der DHBW Stuttgart<br />
(ehemals BA Stuttgart) konnte Sonntag<br />
durch das stark praxisorientierte Konzept<br />
der dualen Ausbildung auch in<br />
<strong>die</strong>ser Zeit entsprechend viel Berufserfahrung<br />
sammeln. Besonders im Bereich<br />
der datenbankgestützten Softwarearchitekturen<br />
und modernen Internet-<br />
Technologien konnte er sein Wissen<br />
während der letzten drei Jahre bei der<br />
Red Hat GmbH festigen.<br />
David Sonntags Schwerpunkt bei<br />
der <strong>MEDI</strong>VERBUND AG liegt in der Konzeption,<br />
Umsetzung und Wartung firmeneigener<br />
Softwareprojekte. Die Umstellung<br />
auf eine vollelektronische Vertragsabwicklung<br />
stellt <strong>die</strong> IT-Abteilung<br />
der <strong>MEDI</strong>VERBUND AG immer wieder<br />
vor neue Aufgaben.<br />
23<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
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5<br />
2
<strong>MEDI</strong>timEs BusiNEss<br />
Andere Regelung für RLV-<br />
Zuschläge bei Ärzte-Kooperationen<br />
Ab 1. Juli 2011 gelten nach einem Beschluss<br />
des Bewertungsausschusses<br />
neue Regeln für <strong>die</strong> Zuschläge auf das<br />
Regelleistungsvolumen(RLV)beiBerufsausübungsgemeinschaften<br />
und Praxen<br />
mit angestellten Ärzten.<br />
Bei fach- und schwerpunktgleichen Berufsausübungsgemeinschaften<br />
und Praxen mit<br />
angestellten Ärzten, welche nicht standortübergreifend<br />
sind, verbleibt es bei<br />
dem bisher schon bestehenden Aufschlag<br />
von 10%.<br />
Fach- und schwerpunktgleiche Berufsausübungsgemeinschaften<br />
und Praxen<br />
mit angestellten Ärzten, welche standortübergreifend<br />
sind, erhalten den Zuschlag<br />
von 10% nur noch dann, wenn ein sogenannter<br />
„Kooperationsgrad“ von mindestens<br />
10% erreicht wird. Damit soll erreicht<br />
werden, dass z. B. in überörtlichen Berufs-<br />
Zecken gehören zu den gefürchtetsten<br />
Überträgern von Krankheiten in <strong>Deutschland</strong><br />
und übertragen beispielsweise <strong>die</strong><br />
Frühsommer-Meningoenzephalitis und<br />
<strong>die</strong> Lyme-Borreliose. In Risikogebieten<br />
besteht potentiell bei jedem Aufenthalt<br />
in der freien Natur <strong>die</strong> Gefahr, von einer<br />
ausübungsgemeinschaften eine gemeinsame<br />
<strong>Patienten</strong>versorgung auch tatsächlich<br />
stattfindet. Maßgeblich für den Kooperationsgrad<br />
einer Praxis ist das Verhältnis<br />
der Arztfälle zu den Behandlungsfällen.<br />
Beispiel: Wird ein Versicherter von mehreren<br />
Ärzten in der Praxis behandelt, werden<br />
mehrere Arztfälle, aber nur ein Behandlungsfall<br />
ausgelöst. Zur Ermittlung<br />
des Kooperationsgrades werden <strong>die</strong> Fallzahlen<br />
aus dem Vorjahresquartal zugrunde<br />
gelegt.<br />
In fach- und schwerpunktübergreifenden<br />
Berufsausübungsgemeinschaften,<br />
Praxen mit angestellten Ärzten und Medizinischen<br />
Versorgungszentren wird der Zuschlag<br />
in Abhängigkeit vom Kooperationsgrad<br />
gestaffelt. Um den Mindestzuschlag<br />
von 10% zu erhalten, ist aber ein Kooperationsgrad<br />
von mindestens 10% erforderlich.<br />
Der Höchstzuschlag liegt bei 40%.<br />
Neue Kooperation<br />
Neue Kooperation<br />
zur Zeckenschutzimpfung<br />
zur Zeckenschutzimpfung<br />
Zecke gestochen und mit dem FSME-<br />
Virus infiziert zu werden. Deswegen unterstützt<br />
<strong>die</strong> <strong>MEDI</strong>VERBUND AG gemeinsam<br />
mit der Firma Novartis Vaccines <strong>die</strong><br />
Zeckenschutzimpfung. Novartis stellt<br />
den Impfstoff Encepur ® her, der sowohl<br />
bei Erwachsenen als auch bei Kindern<br />
eingesetzt wird. Aktuell können nur<br />
<strong>MEDI</strong> Ärzte in Baden-Württemberg von<br />
der Kooperation mit Novartis profitieren.<br />
Das „Ländle“ gehört, neben weiten<br />
Teilen Bayerns und einigen Landkreisen<br />
in Hessen, Thüringen und Rheinland-<br />
Pfalz, zu den Risikogebieten in<br />
<strong>Deutschland</strong>. Deswegen empfiehlt <strong>die</strong><br />
Ständige Impfkommission (STIKO) am<br />
24<br />
Das setzt voraus, dass der Kooperationsgrad<br />
mindestens 40% beträgt. Es kann<br />
sich demnach gerade für fachübergreifende<br />
Praxen lohnen, verstärkt <strong>die</strong> <strong>Patienten</strong><br />
gemeinsam zu behandeln und den Kooperationsgrad<br />
zu erhöhen.<br />
Die Kassenärztliche Vereinigung und<br />
<strong>die</strong> Krankenkasse können, solange ein<br />
Beschluss des Bewertungsausschusses<br />
noch nicht vorliegt, vereinbaren, dass analoge<br />
Regelungen auch für das qualifikationsbezogene<br />
Zusatzvolumen gelten. Das<br />
gilt auch bei neu gebildeten Kooperationen,<br />
bei denen keine Ausgangswerte für<br />
<strong>die</strong> Ermittlung des Kooperationsgrades<br />
vorhanden sind. Der Bewertungsausschuss<br />
bzw. das Institut des Bewertungsausschusses<br />
werden <strong>die</strong> Auswirkungen<br />
der Regelungen analysieren.<br />
In einem Grundsatzurteil von 2010 hat<br />
das Bundessozialgericht <strong>die</strong> Privilegierung<br />
von Berufsausübungsgemeinschaften gegenüber<br />
Einzelpraxen bei der Vergütungssystematik<br />
für rechtlich zulässig gehalten.<br />
Frank Hofmann<br />
RKI <strong>die</strong> Impfung als präventive Maßnahme<br />
für alle zeckenexponierten Personen.<br />
Auch Forstarbeiter, Jäger und Landwirte<br />
sollten sich dringend impfen lassen.<br />
In den letzten Jahren sind <strong>die</strong> Anzahl<br />
der ausgewiesenen Risikogebiete und<br />
<strong>die</strong> Zahl der Infektionen kontinuierlich<br />
angestiegen. Zwar ist <strong>die</strong> Erkrankung an<br />
FSME seit 2001 meldepflichtig, jedoch<br />
kann aufgrund der grippeähnlichen, oft<br />
unspezifischen Symptomatik nur eine hohe<br />
Dunkelziffer von Erkrankungen angenommen<br />
werden. In Baden-Württemberg<br />
übernehmen alle Krankenkassen <strong>die</strong> Kosten<br />
für <strong>die</strong> Zeckenschutzimpfung.<br />
fh/as
PraxismaNagemeNt<br />
Praxis gekauft, Team inklusive<br />
Wer eine Arztpraxis kauft, muss auch<br />
<strong>die</strong> bestehenden Arbeitsverhältnisse<br />
übernehmen und fortsetzen. Ganz klar<br />
sieht der Gesetzgeber vor, dass eine<br />
Kündigung wegen des Betriebsübergangs<br />
nicht rechtens (§ 613a BGB) ist.<br />
Was heißt das für Verkäufer, Käufer<br />
und <strong>die</strong> Teamarbeit?<br />
Manchmal regeln Verkäufer und Käufer<br />
in einem Gesellschaftsvertrag oder einem<br />
Praxiskaufvertrag <strong>die</strong> Übernahme der alten<br />
Arbeitsverträge. Aber auch ohne so<br />
einen Vertrag gilt, dass <strong>die</strong> bisherigen Mitarbeiterinnen<br />
• zu den gleichen Bedingungen wie bisher<br />
(das betrifft <strong>die</strong> Rechte und <strong>die</strong><br />
Pflichten, also auch <strong>die</strong> bisherige Stundenzahl)<br />
und<br />
• mindestens ein Jahr lang<br />
weiterbeschäftigt werden müssen. Das<br />
gilt natürlich nicht für Arbeitsverhältnisse<br />
beispielsweise von Ehegatten, <strong>die</strong> mit<br />
Zustimmung des Mitarbeiters durch einen<br />
gesonderten Auflösungsvertrag gelöst<br />
werden.<br />
Der Praxiskäufer ist neben dem Verkäufer<br />
für Verbindlichkeiten aus den bestehenden<br />
Arbeitsverhältnissen haftbar.<br />
Es ist also vernünftig, sich über eventuell<br />
ausstehende Lohnforderungen zu informieren.<br />
Auch eine vollständige (!) Liste<br />
aller Arbeitnehmer der Praxis (auch <strong>die</strong><br />
in Mutterschutz) ist eine sinnvolle Ergänzung<br />
des Praxisübernahmevertrags.<br />
Zwei weitere Punkte sollten geregelt<br />
werden: Wie rechnen alter und neuer<br />
Arbeitgeber Weihnachts- oder Urlaubsgeld<br />
untereinander ab? Und wer übernimmt<br />
<strong>die</strong> Verpflichtung (§ 613a Abs. 5<br />
BGB), <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen „umfassend“<br />
über <strong>die</strong> Folgen des Unternehmensverkaufs<br />
zu informieren? Nach <strong>die</strong>ser schriftlichen<br />
Information haben <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen<br />
dann einen Monat lang das<br />
Recht, dem Übergang des Arbeitsverhältnisses<br />
auf den neuen Chef zu widersprechen.<br />
<strong>Sie</strong> können also entweder selbst<br />
kündigen oder aber auf der Anstellung<br />
beim alten Arbeitgeber bestehen. In <strong>die</strong>sem<br />
Fall wird der alte Chef sicher eine<br />
Ursula Kraemer rät, das<br />
Praxisteam bei Arbeitsabläufen<br />
mit einzubeziehen.<br />
Foto: privat<br />
betriebsbedingte Kündigung aussprechen.<br />
Für den Zeitraum der Kündigungsfrist<br />
muss er das Gehalt dann weiter zahlen!<br />
Dieses Vorgehen kann für <strong>die</strong> Mitarbeiterin<br />
den Vorteil haben, dass sie – wenn<br />
sie sich arbeitslos meldet – vom Arbeitsamt<br />
nicht mit einer Sperrfrist belegt wird:<br />
Schließlich hat sie nicht selbst gekündigt.<br />
Teamarbeit als neuer Chef<br />
Mit dem Praxiskauf steht also auch gleich<br />
eine Rechtsbeziehung zum Team fest. In<br />
der Übergangszeit wird sich einiges ändern,<br />
was für <strong>die</strong> Angestellten erfahrungsgemäß<br />
mehr Arbeit bedeutet. Und<br />
kann das Team des alten Praxisinhabers<br />
überhaupt den Vorstellungen des neuen<br />
Chefs entsprechen?<br />
„Wer als neuer Praxischef erstmal alles<br />
über den Haufen wirft, hat es wahrscheinlich<br />
eher schwer“, fürchtet Ursula<br />
Kraemer. Die Praxisberaterin (www.doktors-coach.de)<br />
empfiehlt stattdessen, sich<br />
Zeit für das gegenseitige Kennenlernen<br />
zu nehmen. Also zuerst zu ergründen,<br />
warum welche Abläufe wie gehandhabt<br />
werden, und erst Kritik anzumelden,<br />
25<br />
<strong>MEDI</strong>times<br />
wenn es tatsächlich sein muss. Änderungen<br />
lassen sich ihrer Erfahrung nach<br />
leichter umsetzen, wenn man das Team<br />
in <strong>die</strong> Entscheidungen mit einbezieht.<br />
„Auch wenn neue Besen angeblich gut<br />
kehren, muss man als neuer Chef nicht<br />
gleich alles auf einmal durchputzen“,<br />
warnt sie und rät dazu, <strong>die</strong> eigenen Ideen<br />
in Teamsitzungen vorzustellen. Die Mitarbeiterinnen<br />
sind ihrer Erfahrung nach<br />
Expertinnen für <strong>die</strong> Arbeitsabläufe in<br />
Arztpraxen und wissen es durchaus zu<br />
schätzen, wenn der Arzt sie um Rat<br />
fragt.<br />
Ein neuer Chef hat übrigens grundsätzlich<br />
auch <strong>die</strong> Chance, von Anfang an<br />
für einen jüngeren Kommunikationsstil<br />
zu sorgen. Frauen sind es ihrer Erfahrung<br />
nach zum Beispiel oft nicht gewohnt, offen<br />
ihre Meinung zu sagen – da kann der<br />
neue Praxisinhaber möglicherweise einen<br />
anderen Gesprächsstil einführen.<br />
Dicke Luft muss man beispielsweise nicht<br />
kommentarlos erdulden. Im Gegenteil:<br />
„Wer mit den Mitarbeiterinnen in gutem<br />
Kontakt ist, bemerkt schlechte Stimmung,<br />
bevor <strong>die</strong> <strong>Patienten</strong> das tun“, weiß <strong>die</strong><br />
Praxisberaterin.<br />
Zur Kommunikationskultur gehört neben<br />
Offenheit auch Klarheit über <strong>die</strong> Entscheidungskompetenzen<br />
im Team. Diskussionen<br />
und gemeinsame Überlegungen<br />
sind sinnvoll, sollten aber zeitlich<br />
begrenzt werden: Wenn eine Entscheidung<br />
getroffen ist, muss sie auch vom<br />
ganzen Team akzeptiert und umgesetzt<br />
werden. „Notfalls muss ein Chef eben<br />
auch mal ein Machtwort sprechen“, so<br />
Kraemer.<br />
Ruth Auschra
PraxismaNagemeNt<br />
Social networking für Praxen:<br />
Freude oder Frust?<br />
In den großen sozialen Netzwerken<br />
sind auch <strong>die</strong> Profile vieler Ärzte vertreten.<br />
Man zeigt sich, sucht selbst Kontakte<br />
und wird von anderen gefunden.<br />
Eine moderne Selbstverständlichkeit?<br />
Oder doch eher eine Marketingschiene<br />
mit Pferdefuß? Heikel kann <strong>die</strong> Sache<br />
nämlich werden, wenn <strong>Patienten</strong> sich<br />
als neue virtuelle Freunde anbieten.<br />
Nutzen <strong>Sie</strong> Facebook, Twitter und Co?<br />
Facharzt.de machte dazu eine Umfrage,<br />
auf <strong>die</strong> über 1.000 Leser antworteten.<br />
Das Resultat überrascht: Mehr als jeder<br />
zweite niedergelassene Arzt nutzt bereits<br />
soziale Netzwerke! „Facebook ermöglicht<br />
es dir, mit den Menschen in deinem Leben<br />
in Verbindung zu treten und Inhalte<br />
mit <strong>die</strong>sen zu teilen“, liest man auf der<br />
Startseite von Facebook. Dieses größte<br />
soziale Netzwerk der Welt wird alleine in<br />
<strong>Deutschland</strong> von über 18 Millionen Menschen<br />
genutzt, <strong>die</strong> Tendenz ist steigend.<br />
Wer <strong>die</strong> Öffentlichkeit sucht, hat hier <strong>die</strong><br />
Chance der Selbstdarstellung vor großem<br />
Publikum.<br />
Kern von Facebook sind <strong>die</strong> Profilseiten,<br />
auf denen sich <strong>die</strong> Nutzer darstellen,<br />
Freundschaften dokumentieren, Fotos<br />
hochladen oder einfach beschreiben, was<br />
sie gerade so tun. Die „Freundschaften“<br />
sind natürlich nicht zu vergleichen mit<br />
echten Freunden. Facebook-Freundschaften<br />
sind Kontakte zu anderen Mitgliedern,<br />
<strong>die</strong> vielleicht irgendwann in der Realität<br />
oder auch in einem virtuellen Forum entstanden<br />
sind. Bei Interesse verschickt man<br />
einfach eine Freundschaftsanfrage. Wird<br />
<strong>die</strong>se bestätigt, hat man einen neuen<br />
Freund gefunden. Ähnlich funktionieren<br />
auch andere Netzwerke.<br />
Wenn das Netzwerk nervt …<br />
Was aber, wenn <strong>Patienten</strong> ihrem Arzt eine<br />
Kontakt- oder Freundschaftsanfrage schicken?<br />
Wenn Experten für Beratungen der<br />
dubiosesten Sorte und Anbieter der verschiedensten<br />
Dienstleistungen Einladungen<br />
und Anfragen verschicken? Es kann<br />
tatsächlich nerven, ein Profil angelegt zu<br />
haben! Wer sein Profil in ein öffentliches<br />
Portal stellt, der gibt damit ein Stückchen<br />
Privatsphäre auf. Die Folgen mögen<br />
unwichtig sein, manchmal können aber<br />
lästige Erlebnisse das Networking verleiden.<br />
Die britische Medical Defence Union<br />
berichtete schon vor zwei Jahren von<br />
26<br />
<strong>Patienten</strong>, <strong>die</strong> Ärzte über soziale Netzwerke<br />
wie Facebook ausspionierten, um<br />
private Kontakte zu ihnen aufzunehmen.<br />
Ein Patient schickte seiner Ärztin ihre<br />
Lieblingsblumen und besuchte sie mit<br />
einem Reiseführer in der Hand. Diese<br />
Vorlieben hatte <strong>die</strong> Medizinerin auf ihrer<br />
Facebook-Seite veröffentlicht. Überhaupt<br />
wird der Umgang mit sozialen Netzwerken<br />
in der englischsprachigen Medizinerpresse<br />
sehr viel häufiger und kritischer<br />
thematisiert als bei uns.<br />
Verhaltensweisen, <strong>die</strong> für Studenten<br />
normal sind, können für einen niedergelassenen<br />
Arzt problematisch werden, wie<br />
das Akzeptieren von Freundschaftsanfragen.<br />
Professionelle Zuwendung, Freundlichkeit<br />
und Nähe werden von <strong>Patienten</strong><br />
bekanntlich manchmal fehlgedeutet. Ein<br />
akzeptiertes Freundschaftsangebot könnte<br />
weiteren Raum für Missverständnisse<br />
bieten. Aber auch das Gegenteil kann passieren:<br />
Wut über eine angeblich falsche<br />
Behandlung kann schon mal zu einem<br />
regelrechten Rachefeldzug via Internet<br />
führen...<br />
Auch ganz ohne Stress kostet das<br />
Netzwerken einfach Zeit. Je mehr Interaktion,<br />
desto mehr regelmäßige Arbeit<br />
machen <strong>die</strong> Facebook-Seiten. Das beginnt<br />
schon bei den Einstellungen: Man<br />
sollte sie nicht ungefragt übernehmen,<br />
sondern Häkchen für Häkchen checken,<br />
zum Beispiel bei den Privatsphäre-Einstellungen!<br />
Je tiefer man einsteigt, desto mehr Zeit<br />
kosten Facebook-Angebote, beispielsweise<br />
<strong>die</strong> Präsentation der Praxis als Facebook-Place<br />
oder <strong>die</strong> Erstellung einer eigenen<br />
Fanpage. Diese Idee ist möglicherweise<br />
für manchen Arzt <strong>die</strong> Alternative<br />
zur eigenen Homepage: Eine Kontaktform,<br />
um mit <strong>Patienten</strong> zu kommunizieren,<br />
ohne ihnen Zugriff auf <strong>die</strong> privaten<br />
Informationen zu gewähren. Im Gegensatz<br />
zu einer normalen Homepage werden<br />
mit der Fanpage nicht nur allgemeine<br />
Praxisinfos veröffentlicht. Der Witz<br />
besteht gerade darin, dass der Arzt Nachrichten<br />
an seine Fangemeinde verschicken<br />
kann. Wer das als ideale Marketingidee<br />
empfindet, ist in den virtuellen<br />
sozialen Netzwerken genau richtig aufgehoben.<br />
Ruth Auschra
„Effektiv in<br />
Erscheinung<br />
treten“<br />
Und <strong>die</strong> positiven Seiten von Facebook<br />
und Co? Die sollen hier nicht zu kurz<br />
kommen: Ein Kommentar von Frank<br />
Stratmann (www.praxistotal.net), Experte<br />
für soziales Netzwerken und<br />
Marketing im Gesundheitswesen.<br />
Kommunikation ist und war immer schon<br />
Teil der Beziehung zwischen Arzt und<br />
Patient. Der Patient erwartet heute ein Mindestmaß<br />
an informativer Transparenz im<br />
Sinne seiner individuellen Gesundheitsgestaltung.<br />
Und ein Arzt muss das bieten,<br />
um im Wettbewerb um <strong>Patienten</strong>meinungen<br />
und -empfehlungen Schritt zu halten.<br />
Der Arzt hat im Rahmen einer traditionellen<br />
Praxisführung immer weniger Zeit<br />
für den <strong>Patienten</strong>, muss sich aber spürbar<br />
mehr kümmern. Hier hilft der Dialog<br />
über soziale Netzwerke und andere Kanäle<br />
der sozialen Me<strong>die</strong>n wie Blogs oder<br />
Videos.<br />
Die größte Herausforderung dabei<br />
bleibt, sich eine klare Vorgehensweise zu<br />
erarbeiten. Neben der persönlichen Strategie,<br />
wie offen ich mich meinen <strong>Patienten</strong><br />
mit einem persönlichen Profil zeige,<br />
bleibt <strong>die</strong> Option, <strong>die</strong> eigene Praxis zu positionieren.<br />
So paradox es klingt: Je offenherziger<br />
sich <strong>die</strong> Praxis selbst zeigt, um<br />
so weniger Angst muss der Arzt vor dem<br />
Stalking einzelner <strong>Patienten</strong> haben. Eine<br />
klare Positionierung im Rahmen der medizinischen<br />
Leistungserbringung akzeptiert<br />
der Patient eher, wenn er auf ein durch<br />
<strong>die</strong> Praxis erarbeitetes Informationsangebot<br />
zurückgreifen kann und sich mit der<br />
Praxis verbinden darf. Das bietet Facebook<br />
beispielsweise mit der Funktion der<br />
Fanpages, <strong>die</strong> eine Praxis, nicht den Arzt<br />
isoliert, repräsentieren.<br />
Kommunikation und<br />
OnlineNutzung nehmen zu<br />
Die Gesellschaft vernetzt sich zunehmend<br />
und man kann kaum mehr davon<br />
ausgehen, dass sich <strong>die</strong>ses Prinzip noch<br />
Frank Stratmann informiert<br />
auch auf Seminaren und<br />
Vorträgen über Facebook & Co.<br />
(Foto: privat)<br />
einmal umkehrt. Als Teil der Gesellschaft<br />
sind Praxen wichtiger Dreh- und Angelpunkt<br />
für am Gesundheitsgeschehen Beteiligte.<br />
Eine Praxis tut also gut daran, sich<br />
adäquat zu vernetzen, um dem Wunsch<br />
der lokalen Community nach Konnektivität<br />
zu entsprechen.<br />
Kommunikation ist nur der Anfang.<br />
Das Internet wird in den nächsten Jahren<br />
viele Dienste hervorbringen, <strong>die</strong> den Arzt<br />
im Praxisalltag unterstützen, wenn er das<br />
will. Schon heute nutzen aufgeschlossene<br />
Praxen ein Online-Terminmanagement<br />
mit Netzwerkfunktion oder lassen sich<br />
bewusst online bewerten, um im Rahmen<br />
der Qualitätssicherung auf valide erhobene<br />
Daten zurückzugreifen, <strong>die</strong> gleichzeitig<br />
werblichen Charakter erlangen können,<br />
wenn sie öffentlich sind. Das steigert<br />
auch das Selbstbewusstsein eines<br />
Praxisteams, sich für <strong>die</strong> beste Leistung<br />
zu engagieren.<br />
Soziale Netzwerke sind eine riesige<br />
Wissensmatrix, <strong>die</strong> Einzelne und ganze<br />
Praxen für sich nutzen können. So hilft<br />
<strong>die</strong> Präsenz auf dem Business-Portal Xing<br />
einem Arzt dabei, neue Lieferanten zu<br />
identifizieren oder das persönliche Verhältnis<br />
zu einem vertrauten Ansprechpartner<br />
zu vertiefen. Auch der Austausch mit<br />
fachlich versierten Kollegen wird bereits<br />
in über 300 ärztlich geprägten Xing-Communities<br />
angeboten. Bei Xing hat das<br />
immer auch einen interkulturellen Hintergrund,<br />
denn hier sind Ärzte nicht allein.<br />
Soziale Me<strong>die</strong>n und Netzwerke bieten<br />
einem Arzt bzw. seiner Praxis hervorragende<br />
Möglichkeiten, effektiv in<br />
Erscheinung zu treten.<br />
27<br />
4<br />
<strong>MEDI</strong>times <strong>MEDI</strong>times<br />
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des Monats<br />
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2<br />
1<br />
3
Der <strong>MEDI</strong> Arzt Dr. Ali Ahmet Karabacak<br />
hat seine orthopädische Praxis mitten<br />
im Berliner Bezirk Wedding. Er weist<br />
keinen Schmerz<strong>Patienten</strong> ab. Aber wer<br />
sich morgens anmeldet, muss unter Umständen<br />
bis zu vier Stunden warten. Zum<br />
Glück gibt es im Erdgeschoss das Café<br />
„Rebi’s Coffee“. Wer hier wartet, wird<br />
persönlich über einen Lautsprecher und<br />
per Bildschirmansage aufgerufen.<br />
Das Café ist ein angenehmer Ort, um <strong>die</strong><br />
Wartezeit zu überbrücken. Der große,<br />
helle Raum ist modern eingerichtet. Der<br />
Kaffee ist hervorragend, der Duft frisch<br />
gebackener Leckereien liegt in der Luft<br />
und das Gebäck schmeckt besser als in<br />
so manch anderem Café. So eine innovative<br />
Mischung aus Ärztehaus und Wartezimmer<br />
mit Bewirtschaftung würde man<br />
nicht unbedingt im Berliner Wedding<br />
vermuten. Dieser Stadtteil war immer einer<br />
der ärmeren in der Hauptstadt. Heute<br />
leben hier viele Menschen, <strong>die</strong> neben<br />
deutsch auch türkisch, arabisch oder russisch<br />
sprechen.<br />
Hier hat <strong>MEDI</strong> Arzt Ali Ahmet Karabacak<br />
seine orthopädische Praxis, für <strong>die</strong><br />
Ehefrau Zehra Karabacak eine bedeutende<br />
Rolle spielt. <strong>Sie</strong> stellt Personal ein,<br />
sorgt für vernünftige Dienstpläne und<br />
spricht mit den Journalisten. In Berlin<br />
spricht sich nämlich allmählich herum,<br />
dass sich hier im Wedding etwas tut.<br />
Auch <strong>die</strong> Idee der Wartezimmergastronomie<br />
hat sie sich ausgedacht und gemeinsam<br />
mit einem Familienangehörigen<br />
PraxistEam<br />
Café statt Wartezimmer? Das geht!<br />
umgesetzt. Eine wichtige Rolle spielt dabei<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>Patienten</strong> am Bildschirm<br />
aufzurufen.<br />
Das <strong>Patienten</strong>leitsystem<br />
Die Technik stammt aus dem Hause Medistar<br />
und nennt sich <strong>Patienten</strong>leitsystem.<br />
Geeignet ist das Konzept eigentlich für<br />
jede größere Praxis, in der man wartende<br />
<strong>Patienten</strong> per Bildschirm leiten möchte:<br />
Vom Wartebereich ins Behandlungszimmer,<br />
in einen Funktionsraum oder zum<br />
Empfang. Die Mitarbeiterinnen profitieren<br />
davon, dass Nachfragen („in welchen<br />
Raum soll ich gehen?“) ebenso entfallen<br />
wie das Herumlaufen von Raum zu Raum,<br />
um <strong>Patienten</strong> persönlich weiterzuleiten.<br />
Gesteuert wird <strong>die</strong> Technik über <strong>die</strong><br />
Wartezimmerverwaltung in der Anmeldung:<br />
Wenn man etwa <strong>die</strong> Patientin<br />
Gülsen Tasdemir darüber informieren<br />
möchte, dass sie in Sprechzimmer 1 erwartet<br />
wird, verschiebt man sie in der<br />
Warteliste vom Wartezimmerbereich in<br />
das Sprechzimmer 1. Dadurch werden am<br />
Monitor automatisch ihr Name und das<br />
richtige Sprechzimmer angezeigt. Unterstützend<br />
ruft eine Audiostimme ihren Namen<br />
auf und gibt <strong>die</strong> Informationen akustisch<br />
weiter. Im Rebi’s Coffee kann das<br />
übrigens wahlweise auf Deutsch oder<br />
Türkisch passieren. Technisch möglich ist<br />
es außerdem, vor dem richtigen Sprechzimmer<br />
den Namen nochmals auf einem<br />
Türdisplay anzuzeigen.<br />
Natürlich kann man zwischen den<br />
Aufrufen der <strong>Patienten</strong> weitere Wartezim-<br />
29<br />
Bei <strong>MEDI</strong> Arzt Ali Ahmet<br />
Karabacak und seiner<br />
Frau Zehra warten <strong>Patienten</strong><br />
auf angenehme Art.<br />
Fotos: Auschra<br />
merinformationen auf den Bildschirmen<br />
abspielen. Es wäre beispielsweise denkbar,<br />
<strong>die</strong> Ankunft des Taxis für einen <strong>Patienten</strong><br />
anzuzeigen oder in Filmsequenzen<br />
über Selbstzahler-Leistungen zu informieren.<br />
In der Weddinger Praxis ist letzteres<br />
nicht in Planung. „Wir haben zwar ein<br />
Stoßwellentherapiegerät“, bestätigt Frau<br />
Karabacak, „aber es ist schwer, hier Leistungen<br />
zu verkaufen“. <strong>Sie</strong> zuckt mit den<br />
Achseln, der Anteil der Privatpatienten im<br />
Wedding ist nun einmal verschwindend<br />
gering. Und trotzdem <strong>die</strong>ses schicke Café<br />
mit den Investitionen in das <strong>Patienten</strong>leitsystem?<br />
„Nicht trotzdem, sondern gerade<br />
deshalb“, antwortet sie und berichtet<br />
darüber, wie ihr Vater als einer der<br />
ersten Gastarbeiter nach <strong>Deutschland</strong><br />
kam. Er hat jeden Tag auf dem Bau gearbeitet,<br />
war so gut wie nie krank oder arbeitslos.<br />
Er hat auch das Ärztehaus gebaut.<br />
Den Menschen im Wedding will sie<br />
eine Wertschätzung entgegenbringen, <strong>die</strong><br />
wenig oder gar nichts mit den Einnahmen<br />
der Praxis zu tun hat. Für sie ist es einfach<br />
normal, <strong>die</strong>sen Service anzubieten. Auch<br />
ihr Mann findet deutliche Worte: „Wenn<br />
Ihnen das hier ungewöhnlich vorkommt,<br />
dann sollten <strong>Sie</strong> unbedingt mal nach Istanbul<br />
fahren. Dort gibt es medizinische Behandlungseinrichtungen,<br />
<strong>die</strong> wesentlich<br />
schöner und moderner sind als meine<br />
Praxis hier – das ist mein Maßstab.“<br />
Ruth Auschra
<strong>MEDI</strong>times<br />
Wenn im<br />
Team <strong>die</strong> Fetzen<br />
fliegen…<br />
Offenheit ist zwar prinzipiell eine gute<br />
Sache, aber in manchen Praxisteams<br />
pflegen <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen einen mehr<br />
als rüden Umgangston. Da wird böse<br />
getratscht, Kolleginnen beleidigt, angebrüllt<br />
und bedroht. Aufgabe des Praxischefs<br />
ist es, im richtigen Moment Führungsstärke<br />
zu zeigen.<br />
Um eingreifen zu können, muss der Chef<br />
<strong>die</strong> schwelenden Konflikte allerdings bemerken<br />
und dann auch noch für so wichtig<br />
halten, dass er sich darum kümmert!<br />
Vorher haben es vermutlich <strong>die</strong> <strong>Patienten</strong><br />
bemerkt und ganz sicher wissen alle im<br />
Team, wo dicke Luft ist.<br />
Ärzte sind in solchen Situationen oft<br />
einfach nur genervt, sagen vielleicht eine<br />
wütende Bemerkung, greifen aber nicht<br />
aktiv in das Geschehen ein. So eine Vogel-<br />
Strauss-Taktik löst keine Probleme. Und<br />
um ein ernstes Praxis-Problem handelt es<br />
sich allerdings, wenn private Streitereien<br />
<strong>die</strong> Atmosphäre im Behandlungszimmer<br />
oder am Empfang vergiften.<br />
Das Mitarbeitergespräch<br />
Einerseits müssen <strong>Sie</strong> in <strong>die</strong>sem Gespräch<br />
herausbekommen, was der Grund für <strong>die</strong><br />
Eskalation der Teamkonflikte ist. Sicher<br />
will kein Arbeitgeber alle Einzelheiten<br />
hören, aber eine Möglichkeit zum Berichten<br />
müssen <strong>die</strong> Kontrahentinnen dennoch<br />
bekommen. Es reicht nicht, wenn man<br />
bemerkt, dass zwischen zwei Mitarbeiterinnen<br />
ständig <strong>die</strong> Fetzen fliegen. Man<br />
muss den Konflikt benennen.<br />
Welchen Aufhänger haben <strong>die</strong> beiden<br />
für ihre Auseinandersetzung? Gibt es vielleicht<br />
eine Konkurrenzsituation, in der <strong>die</strong><br />
eine nicht erreicht hat, was sie andere hat?<br />
Wer jetzt denkt „das sollen <strong>die</strong> doch untereinander<br />
ausmachen“, muss sich Wunschdenken<br />
vorwerfen lassen. <strong>Sie</strong> müssen<br />
sich also Gedanken darüber machen, wie<br />
sich der Streit in Worte fassen lässt.<br />
In der Theorie ist es einfach: Man<br />
Praxisteam<br />
So lieber nicht Lieber so<br />
Nicht schon wieder Zickenkrieg.<br />
Ich muss irgendwann mal ein<br />
ernstes Wort mit denen reden.<br />
Vielleicht hört das ja bald wieder<br />
von selbst auf. Hoffentlich!<br />
Darum soll sich<br />
(Ehefrau, Ersthelferin) kümmern.<br />
spricht das Thema an, <strong>die</strong> Beteiligten legen<br />
ihren Standpunkt dar und dann sucht<br />
man nach einer Lösung, <strong>die</strong> für alle akzeptabel<br />
ist. Je sachlicher das Konfliktthema,<br />
desto erfolgreicher ist <strong>die</strong>ser Weg. Je<br />
größer <strong>die</strong> persönliche Kränkung und je<br />
länger <strong>die</strong> Vorgeschichte des Streits, desto<br />
schwerer ist es, eine Lösung zu finden.<br />
Da ist der Chef als Moderator gefordert!<br />
Wenn der Streitgegenstand endlich benannt<br />
ist, folgt der nächste und wichtigste<br />
Schritt, wenn der Chef nämlich seinen<br />
Standpunkt deutlich macht. Dazu muss er<br />
nicht viele Worte einsetzen, aber <strong>die</strong> wichtigste<br />
Aussage muss klar sein: So nicht!<br />
Wenn es nicht möglich ist, Konflikte sachlich<br />
und unauffällig oder außerhalb der<br />
Praxis zu lösen, dann ist hier mindestens<br />
eine Mitarbeiterin fehl am Platz. Vielleicht<br />
muss man sich an <strong>die</strong>ser Stelle klar machen,<br />
dass es für manche Konflikte keine<br />
ideale Lösung gibt. Aber gegenseitiges Beschimpfen<br />
in der Praxis kann nicht sein.<br />
Die beiden müssen ja nicht <strong>die</strong> besten<br />
Freundinnen werden. <strong>Sie</strong> müssen nur einen<br />
Weg finden, zusammenzuarbeiten.<br />
Selten wird eindeutig feststellbar sein,<br />
dass es eine Verursacherin und ein Opfer<br />
gibt. Falls es doch so ist, sollte <strong>die</strong> Angreiferin<br />
abgemahnt werden. Nicht aus Wut<br />
und auch nicht unbedingt aus rechtlichen<br />
Gesichtspunkten heraus, sondern mit<br />
dem erklärten Ziel, <strong>die</strong> Wichtigkeit einer<br />
guten Praxisstimmung zu unterstreichen.<br />
Die Kündigung<br />
Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten,<br />
muss man sich tatsächlich Gedanken<br />
über eine Kündigung machen. Dazu sollte<br />
man wissen, dass das Kündigungsschutzgesetz<br />
seit 1.1.2004 nur noch für<br />
Unternehmen mit mehr als zehn Vollzeit-<br />
30<br />
Was ist da genau los?<br />
Wer ist wie beteiligt?<br />
Ich gehe jetzt rüber und sage, dass ich<br />
<strong>die</strong>sen Ton in meiner Praxis nicht dulde.<br />
Liebe Leute, so nicht!<br />
Nach der Sprechstunde mache ich<br />
Termine für Mitarbeitergespräche aus.<br />
Teamführung ist Chefsache!<br />
mitarbeitern oder einer entsprechenden<br />
Zahl an Teilzeitkräften gilt. Das heißt im<br />
Klartext: Wenn eine Arztpraxis weniger<br />
Angestellte hat, kann ein Mitarbeiter in<br />
den gesetzlichen oder arbeitsvertraglich<br />
vereinbarten Fristen ohne weitere Begründung<br />
gekündigt werden.<br />
Ruth Auschra<br />
„<strong>Sie</strong> fauler Sack!“<br />
Wenn es am Arbeitsplatz zu verbalen<br />
Beschimpfungen kommt, treffen sich<br />
<strong>die</strong> Kontrahenten nicht selten vor<br />
Gericht wieder. Hier einige Beispiele<br />
für Gerichtsurteile:<br />
• Ein Mitarbeiter bezeichnete seinen<br />
Chef als faulen Sack. Das Arbeitsgericht<br />
Frankfurt/M. sah darin eine massive<br />
Störung des Betriebsfriedens mit<br />
Untergrabung der Autorität des Vorgesetzten.<br />
Eine ordentliche Kündigung<br />
war rechtens, eine fristlose Kündigung<br />
jedoch nicht. (Az: 7 Ca 9327/07, ArbG<br />
Frankfurt/M.)<br />
• „Wenn Du mich noch einmal beim<br />
Chef anscheißt, gehe ich Dir an den<br />
Hals!“ – Diese Drohung einer Verkäuferin<br />
und Handgreiflichkeiten gegenüber<br />
einer Auszubildenden rechtfertigten<br />
<strong>die</strong> fristlose Kündigung (Az 3 Sa<br />
224/09 LArbG Schleswig-Holstein).<br />
• Wer seinen Chef „Arschloch“ nennt,<br />
muss mit einer fristlosen Kündigung<br />
rechnen. (LArbG Köln, Az. 9 Sa 1623/<br />
05).<br />
• Ein Tritt in den Hintern eines Kollegen<br />
rechtfertigt <strong>die</strong> fristlose Kündigung –<br />
auch dann, wenn der Angreifer vorher<br />
massiv beleidigt wurde (LArbG Hessen,<br />
Az.: 6 Sa 169/03). ra
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