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Einblicke

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SUBKULTUR<br />

25<br />

Mit der „ibug“ in<br />

Chemnitz und dem<br />

Dresdener Festival<br />

„LackStreicheKleber“<br />

wird in Sachsen das<br />

einstige Schmuddelkind<br />

Urban Art<br />

hübsch herausgeputzt<br />

TEXT Susanne Magister<br />

Fotos: © studiobenai. © LSK<br />

Morgens um acht in Dresden:<br />

Es herrscht reger Verkehr<br />

am Bischofsplatz. Am S-Bahn-<br />

Haltepunkt über der Straße stehen<br />

Dutzende Pendler, die Hände tief in<br />

den Jackentaschen vergraben. Die spätherbstliche<br />

Kälte buhlt mit dem grauen<br />

Himmel um den Tristesse-Pokal. Der<br />

Baustellencharme ringsum tut sein<br />

Übriges. Nur die Wände spielen nicht<br />

mit. Unzählige Graffiti-Tags in kunstvoller<br />

Verquickung leuchten von der<br />

ganzflächig besprayten Giebelfläche<br />

eines Gründerzeithauses. Farbstrotzende<br />

Graffiti, Comic- und Fabelwesen<br />

blitzen aus allen Winkeln der Aufund<br />

Durchgänge des erst 2016 neu<br />

erbauten S-Bahn-Haltepunkts.<br />

Was die beiden Schaufenster urbaner<br />

Kunst eint, ist, dass sie ihr kunstvolles<br />

Zustandekommen dem Verhandlungsgeschick<br />

einzelner Street-Art-Aktivisten<br />

der Stadt verdanken. Nachdem nämlich<br />

einige Akteure und Initiativen keine<br />

Lust mehr auf ein reines Nebeneinander<br />

in der sächsischen Landeshauptstadt<br />

hatten, beschlossen sie 2014, ihr Potenzial<br />

zu bündeln. Gemeinsam sollte etwas<br />

angeschoben werden, das die Urban-<br />

Wandbild von Michal<br />

Škapa auf dem<br />

„LackStreicheKleber“-<br />

Festival in Leuben,<br />

Dresden<br />

Art-Szene in Dresden intern besser<br />

vernetzen und sie mit Stadt und Bewohnern<br />

in Kontakt bringen könnte. Das<br />

„LackStreicheKleber“-Festival war geboren.<br />

Bald waren auch nichtkünstlerisch<br />

tätige Unterstützer mit an Bord, darunter<br />

die Kulturmanagerin Yvonne Bonfert.<br />

Energisch schiebt sie an diesem<br />

nebligen Wintertag ihr Fahrrad durch<br />

das Baustellenlabyrinth. Mittlerweile ist<br />

sie Vorstandsmitglied des Festivalvereins<br />

und eine der Hauptorganisatorinnen<br />

des „LackStreicheKleber“, kurz LSK.<br />

Beim wärmenden Kafee erzählt die<br />

31-Jährige von den zahlreichen Highlights<br />

aus fünf Jahren Urban-Art-<br />

Festival geschichte. Eines davon war<br />

die Kooperation mit dem Verkehrsverbund<br />

Oberelbe und der S-Bahn, in<br />

deren Rahmen 30 Künstler der lokalen<br />

Street-Art-Szene 2016 den besagten<br />

Haltepunkt „verkunstet“ haben.<br />

So wie hier geht es den „LackStreiche<br />

Kleber“-Machern stets darum, regionalen<br />

Akteuren einen Rahmen zu bieten<br />

sowie mit Live-Aktionen, Street-Art-<br />

Führungen, Workshops und Co. möglichst<br />

niedrigschwellig Menschen aus<br />

verschiedenen Stadtteilen zu erreichen.<br />

Während in Dresden der Fokus häufig<br />

auf dem Althergebrachten liegt, weht<br />

mit der Urban Art, die schon von<br />

sich aus etwas Rebellisches hat, frischer<br />

Wind durch die Stadt. „Diese Kunst<br />

hat das Potenzial, qua Ausdrucksform<br />

viele Menschen zu erreichen und Denkprozesse<br />

anzuregen“, meint Yvonne<br />

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