30.12.2019 Aufrufe

Peter Mannsdorff | Party im Kopf

Wenn man 13 ist, fangen die Eltern an, peinlich zu werden. Aber so peinlich zu sein wie Robbis Vater – das muss man erstmal schaffen! Er hört lautstark Grönemeyer, wirft mit Geld um sich, stürmt in Robbis Klasse, um Werbung für eine merkwürdige Kinderpartei zu machen. Robbi fürchtet: Papa hat wieder Party im Kopf. Denn sein Vater ist manisch-depressiv. Mal völlig überdreht, mal abgrundtief traurig. Damit ihm geholfen werden kann, kommt er schließlich in eine Klinik. – Zwei Jahre später vermutet seine Ärztin eine erneute manische Phase. Vorsichtshalber will sie Robbis Vater wieder einweisen. Doch der fühlt sich stabil und sagt: Nein! Er türmt mit seinem Sohn nach Südfrankreich. »Wenn die Tramptour durch diese wahnsinnstollen Landschaften, wenn dieser Sommertrip die Belohnung für die vermasselten Jahre mit einem verrückten Vater sind, dann soll’s okay sein.« – Robbi Ritter, 15 Jahre

Wenn man 13 ist, fangen die Eltern an, peinlich zu werden. Aber so peinlich zu sein wie Robbis Vater – das muss man erstmal schaffen! Er hört lautstark Grönemeyer, wirft mit Geld um sich, stürmt in Robbis Klasse, um Werbung für eine merkwürdige Kinderpartei zu machen. Robbi fürchtet: Papa hat wieder Party im Kopf. Denn sein Vater ist manisch-depressiv. Mal völlig überdreht, mal abgrundtief traurig. Damit ihm geholfen werden kann, kommt er schließlich in eine Klinik. – Zwei Jahre später vermutet seine Ärztin eine erneute manische Phase. Vorsichtshalber will sie Robbis Vater wieder einweisen. Doch der fühlt sich stabil und sagt: Nein! Er türmt mit seinem Sohn nach Südfrankreich.

»Wenn die Tramptour durch diese wahnsinnstollen Landschaften, wenn dieser Sommertrip die Belohnung für die vermasselten Jahre mit einem verrückten Vater sind, dann soll’s okay sein.« – Robbi Ritter, 15 Jahre

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

»Dann auf nach Säckingen«, lacht Urs und reicht ihm eine<br />

Bierdose.<br />

Im Bahnhof von Lörrach will Vater zwei Tickets kaufen, ich<br />

schaue auf dem Fahrplan nach den Abfahrtszeiten. Mist! Es<br />

fährt kein Zug nach Bad Säckingen, wir müssen erst mit dem<br />

Bus nach Rheinfelden, von dort können wir mit dem Interregio<br />

fahren. Bis zum Busbahnhof brauchen wir fünf Minuten, als wir<br />

ankommen, ist der Bus gerade weg. Der nächste kommt erst um<br />

12 Uhr 10. Papa wird nervös. Noch sind wir in Deutschland, es<br />

ist schon elf Uhr durch. Wenn er Recht hat, und die Fahndung<br />

wurde ausgelöst, dann läuft sie schon seit zwei Stunden. Uns<br />

bleibt nichts übrig, als am Busbahnhof zu warten. Beide sind<br />

wir müde von der Nachtfahrt. Ich lege mich auf eine Bank, den<br />

<strong>Kopf</strong> auf dem Rucksack, auch Papa nickt wieder ein.<br />

Im Halbschlaf schrecke ich auf.<br />

»Können wir bitte Ihren Ausweis sehen?«<br />

Sofort öffne ich die Augen und sehe zwei Polizisten an der gegenüberliegenden<br />

Bank einen Landstreicher wachrütteln. Murrend<br />

zeigt der Obdachlose seine Papiere. Auch Vater ist wach<br />

geworden. Er hat Angst, ich sehe es. Jetzt ist alles vorbei, kurz<br />

vor dem Ziel! Die Polizisten nähern sich, einer sagt zu Vater:<br />

»Verzichten wir mal darauf, Ihre Papiere zu sehen. Wir gehen<br />

davon aus, dass sie in Ordnung sind.«<br />

Als die Bullen weg sind, wedelt Papa mit der Hand und pustet<br />

mindestens drei Liter Luft aus.<br />

Glück gehabt!<br />

Eine knappe Stunde später holpern wir <strong>im</strong> Bus auf der Bundesstraße,<br />

in Rheinfelden steigen wir in den Zug um. Die Strecke<br />

führt am Rhein entlang, sehnsüchtig gucken wir auf die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!