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Günter von Lonski | Mut verleiht Flügel

Björn hasst Fußball. Dumm nur, dass sein Vater Trainer der Schulmannschaft ist und ihn immer wieder aufstellt. Auf dem Feld ist er die Lachnummer der Mannschaft, mit dem Zeichenstift aber kann er zaubern. Am liebsten entwirft er Mode, sein Traumberuf ist Herrenschneider. Immerhin lernt Björn bei einem Spiel Mell kennen, sie spielt Rechtsaußen. Die beiden treffen sich, und schon bald will Mell mehr von ihm. Doch Björn wehrt ab. Er findet sie nett, aber mehr auch nicht. Wenn er allerdings Sven sieht, dann flattern Schmetterlinge in seinem Bauch … Zum Glück findet der 15-Jährige einen Freund, mit dem er über alles reden kann. Dass den außer ihm niemand sehen kann – was soll’s? Er zeigt sich nur Björn: in den Wellen eines Baches, in einer Fensterscheibe, in einer Radkappe. Der Mann mit der Fliegermütze stellt sich als Geo Chavez vor, seines Zeichens Aviatiker. 1910 überquerte er mit seiner Bleriot als erster Mensch die Alpen im Flugzeug. Sein Vorbild lässt in Björn einen Entschluss reifen …

Björn hasst Fußball. Dumm nur, dass sein Vater Trainer der Schulmannschaft ist und ihn immer wieder aufstellt. Auf dem Feld ist er die Lachnummer der Mannschaft, mit dem Zeichenstift aber kann er zaubern. Am liebsten entwirft er Mode, sein Traumberuf ist Herrenschneider. Immerhin lernt Björn bei einem Spiel Mell kennen, sie spielt Rechtsaußen. Die beiden treffen sich, und schon bald will Mell mehr von ihm. Doch Björn wehrt ab. Er findet sie nett, aber mehr auch nicht. Wenn er allerdings Sven sieht, dann flattern Schmetterlinge in seinem Bauch …

Zum Glück findet der 15-Jährige einen Freund, mit dem er über alles reden kann. Dass den außer ihm niemand sehen kann – was soll’s? Er zeigt sich nur Björn: in den Wellen eines Baches, in einer Fensterscheibe, in einer Radkappe. Der Mann mit der Fliegermütze stellt sich als Geo Chavez vor, seines Zeichens Aviatiker. 1910 überquerte er mit seiner Bleriot als erster Mensch die Alpen im Flugzeug. Sein Vorbild lässt in Björn einen Entschluss reifen …

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»Björn spielt im Mittelfeld!«<br />

Der Trainervater macht beiläufig ein Kreuz am Fuße<br />

des Bergmassivs und teilt die Trikots aus.<br />

»Da kann er auch nicht all zu viel versauen!« Damit hat<br />

Kalle die Steilvorlage eiskalt verwandelt.<br />

»Wir treffen uns am Sonntag um Punkt neun vor der<br />

Schule!« Der Trainervater reckt seinen rechten Daumen<br />

in die Höhe: »Auf unseren Sieg: Hipp hipp ...«<br />

»... hurra!«, antwortet die Mannschaft.<br />

Die Jungen stürmen hinaus, es wird stiller im Vorraum<br />

zur Turnhalle, Björn starrt auf die Tafel und das kleine<br />

Kreuz am Fuße des Bergmassivs. »Irgendwann werde ich<br />

es euch allen zeigen!«, murmelt er abwesend.<br />

»Dann musst du am Sonntag mindestens zwei Tore<br />

schießen!« Der Trainervater ist noch nicht gegangen, er<br />

packt gerade erst seine Aktentasche und wendet sich zur<br />

Tür. »Besser wären allerdings drei!«<br />

Björn wartet noch ein paar Minuten, dann geht er auch<br />

hinaus, trödelt aber auf dem Weg nach Hause. Er läuft<br />

durch die Fußgängerzone, vorbei an Wohnhäusern, Supermarkt,<br />

Sparkasse und Computerladen. Er bleibt stehen<br />

und sieht sich die Auslagen an. Der Computerladen war<br />

früher ein Friseursalon, das sieht man noch an den Spiegelsäulen<br />

im Schaufenster und im Geschäft. Ein Flachbildschirm<br />

wird unter zweihundert Euro angeboten. Das<br />

wäre was, dann könnte Björn seinen alten Röhrenkasten<br />

endlich wegschmeißen! Im Erdgeschoss eines Mietshauses<br />

ist ein Fenster geöffnet, eine Frau bügelt, ihre Tochter<br />

setzt eine Puppe auf die Fensterbank, Dampf zischt aus<br />

dem Bügeleisen, am offenen Fensterflügel baumelt ein<br />

bunter Schmetterling aus durchsichtigem Plastik.<br />

Björns Blick wandert weiter, huscht über eine der Spiegelsäulen,<br />

er stutzt, sein Blick wandert zurück.<br />

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