Jahresbericht 2019
Update I
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Kunst, Kultur, Dichtung und das Werk Rudolf Steiners<br />
Die Schönen Wissenschaften verbinden Wissenschaft und Schönheit, Erkenntnis und<br />
schöpferische Phantasie. Da Wissenschaft mehr auf das Allgemeine, Gesetzmässige zielt, die<br />
Kunst hingegen auf den individuellen Ausdruck, wird in der methodischen Verbindung beider<br />
Bereiche die Erkenntnis an den Menschen rückgebunden, wie umgekehrt die Kunst über den<br />
Einzelnen herausgehoben.<br />
Kernaufgabe der Schönen Wissenschaften ist ein Verständnis der Gesamterscheinung<br />
kultureller Vergangenheit, der Mysterien, ihrer Kulte und der Hochkulturen,<br />
Ursprungsmythen und heiligen Texte der Religionen, der Philosophie, Ästhetik und der<br />
Literatur und Sprache bis in die Gegenwart. Die Sektion ist ein Forum für Menschen, die sich<br />
für die Vermittlungsarbeit von Anthroposophie, Kunst und Wissenschaft engagieren.<br />
Zeitgeschehen<br />
Das Ende des Menschen? Die Herausforderung transhumanistischer Zukunftsvisionen –<br />
Tagungsimpuls und Forschungsthema<br />
Im Jahr 2018 stand mit der Tagung «Das Ende des Menschen? Die Herausforderungen<br />
transhumanistischer Zukunftsvisionen?» (mit Roland Benedikter, Yaroslawa Black-Terletzka,<br />
Ariane Eichenberg, Christiane Haid, Michael Hauskeller, Christian Kreiß, Sibylle<br />
Lewitscharoff, René Madeleyn, Patrick Roth und Galsan Tschinag) eine Diagnose der<br />
kulturellen Zeitsituation im Mittelpunkt. Die zweite Tagung zum Transhumanismus <strong>2019</strong><br />
«Das Ende des Menschen? II – Wege durch und aus dem Transhumanismus» (mit Marica<br />
Bodrožić, Ariane Eichenberg, Matthias Girke, Michaela Glöckler, Christiane Haid, Stefan<br />
Hasler, Michael Hauskeller, Edwin Hübner, Johannes Kühl, Sebastian Lorenz, René Madeleyn,<br />
und Claus-Peter Röh) hat die Fragen nach dem Menschsein und Zukunftsgestaltung im<br />
Zeichen des Transhumanismus in den einzelnen Lebensbereichen – Pädagogik, Medizin,<br />
Naturwissenschaften/Technik und Kunst – vertieft. Ein künstlerischer Höhepunkt der<br />
Tagung waren Vortrag und Lesung der Autorin Marica Bodrožić «Sprache als Brücke zum<br />
Kosmos – Das Wasser unserer Träume». Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche<br />
Auszeichnungen, zuletzt den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und den Ricarda-<br />
Huch-Preis. Einige ihrer Gedichte kamen während der Tagung in der Eurythmie-Darbietung<br />
»Sterne sprachen einst zu Menschen« des Goetheanum-Eurythmie-Ensembles zur<br />
Aufführung. Weitere Details und diverse Berichte zur Tagung finden Sie auf der Website der<br />
Sektion (https://ssw.goetheanum.org/).<br />
Eine Publikation, die die Beiträge beider Tagungen zusammenfasst, ist in Vorbereitung und<br />
wird noch 2020 erscheinen.<br />
Sehr eindrücklich wurde auf allen Ebenen deutlich, dass die rasanten Entwicklungen der<br />
Technik von jedem einzelnem Menschen fordern, sich konkret mit den veränderten<br />
Lebensverhältnissen im Alltag auseinanderzusetzen. Rückzug oder Ignoranz führen nicht<br />
weiter: «Es wäre das Allerfalscheste, wenn man sagen würde, da müsse man sich sträuben<br />
gegen das, was nun einmal die Technik uns in dem modernen Leben gebracht hat, man müsse<br />
sich hüten vor dem Ahriman, man müsse sich zurückziehen von diesem modernen Leben. Das<br />
würde in gewissem Sinne eine spirituelle Feigheit bedeuten. Das wahre Heilmittel besteht<br />
darinnen, nicht die Kräfte der modernen Seele schwächen zu lassen und sich zurückzuziehen<br />
von dem modernen Leben, sondern Kräfte der Seele stark zu machen, damit das moderne<br />
Leben ertragen werden kann… deshalb hat die Geisteswissenschaft diesen eigentümlichen<br />
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