Funktionen der Architektur
ISBN 978-3-86859-585-7
ISBN 978-3-86859-585-7
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Funktionen
der Architektur
Funktionen
der Architektur
KATHARINA WERESCH
Inhalt
Einleitung13
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit 17
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen 135
Bauten für Wohnen und
Leben im Alter im Kontext
demografischer Veränderungen 243
Schlussbetrachtung351
Anhang
Anmerkungen354
Bildnachweis360
Literaturverzeichnis364
Inhalt
Einleitung
Diese Publikation verfolgt das Ziel, Funktionen der Architektur aus mehreren
Perspektiven und Dimensionen zu erforschen. 1 Sie legt zugrunde, dass Architektur
die gesellschaftlichen Verhältnisse in der jeweiligen Zeit in gebauten
Raum transformiert. Als Transformation wird die gestalterische Umformung
von Wissen, Bauprogrammen, bautechnischen und sozialwissenschaftlichen
Erkenntnissen in architektonischen Raum definiert. Architektur ist demzufolge
ein symbolischer Ausdruck der Gesellschaft, da sie deren Funktionen in
Materie, Raum und Orte umsetzt. 2
Die Wahrnehmung und das Erkennen der räumlichen Symbole erlernen
die Gesellschaftsmitglieder in ihrer individuellen Zivilisierung. Eine Kirche,
eine Synagoge oder eine Moschee beispielsweise rufen im 16. Jahrhundert
andere Empfindungen hervor als im 21. Jahrhundert, bei Katholiken andere
als bei Protestanten, Juden oder Muslimen, und bei Achtzigjährigen andere
als bei Zwanzigjährigen.
Jede architektonische Form, jedes architektonische Merkmal löst
erlernte Reaktionen beim Wahrnehmenden aus, die wiederum sein Verhalten
beeinflussen. Die vorliegende Forschungsarbeit untersucht die genannten
Prozesse anhand dreier Nutzungstypen und Lebensbereiche: Der erste Teil
behandelt die Kindheit und skizziert deren gesellschaftliche Wandlung seit
über 100 Jahren sowie ihre architektonische Verräumlichung und analysiert
die heutigen Kindertagesstätten. Im zweiten Teil werden die Entwicklung
des Wohnens und des Wohnungsbaus bis zum neuen Mehrgenerationenwohnen
im jahrhundertelangen Wandel der Familienstrukturen und deren
Materialisierung in Architektur dargestellt sowie gegenwärtige Wohnanlagen
untersucht. Der dritte Teil skizziert die Wandlung der Verhaltens- und Empfindungsstandards
gegenüber dem Alter seit dem Mittelalter, zeigt deren architektonische
Transformation und stellt Altenwohnanlagen und institutionalisierte
Pflegeheime im 21. Jahrhundert vor.
Die gegenwärtige Architektur der drei Lebensbereiche wird anhand der
Fachliteratur analysiert. Zur Überprüfung ihrer Funktionalität führten Studierende
unter der Leitung der Verfasserin in Hunderten von Gebäuden teilnehmende
Beobachtungen und Nutzerbefragungen durch.
Kritik
Die Architektur leistet die notwendige Transformation häufig nicht in dem
erforderlichen Maße. Sie bietet nicht selten funktional ungeeignete Umgebungen
für die motorische und kognitive Entwicklung der Kinder, die individualisierten
familiären Wohnverhältnisse oder die kommunikations- und
bewegungsorientierten Bedürfnisse im Alter. Die Untersuchung dokumentiert
in den folgenden Kapiteln, dass sich zwischen der Entwicklung der Architektur
und den wissenschaftlichen Erkenntnissen verschiedener Disziplinen eine
Einleitung
13
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
18
Die heutigen Bautypen für Kindertagesstätten entstehen
als architektonischer Ausdruck langfristiger Zivilisationsprozesse.
Die Lebensphase der Kindheit ist seit ungefähr
100 Jahren zunehmend einem gesellschaftlich bedingten,
sozialen und räumlichen Wandel unterworfen, den
die Verfasserin als Prozess der Verhäuslichung der Kindheit
bezeichnet. Der Begriff Verhäuslichung, ursprünglich
von Peter R. Gleichmann 1 geprägt, bezeichnet den über
Jahrhunderte andauernden Prozess der allmählichen Verlagerung
von Lebensvollzügen in Gebäude, in denen sich
die Nutzungen unter zunehmender gesellschaftlicher Kontrolle
und Steuerung immer weiter ausdifferenzieren. Die
Architektur der Bauten beziehungsweise der Freiräume für
Kinder symbolisiert diesen gesellschaftlichen Wandel. Die
räumlichen Symbole werden von den Gesellschaftsmitgliedern
verstanden und lösen Wahrnehmungs- und Verhaltensreaktionen
bei jedem einzelnen von ihnen aus. Sie
unterscheiden sich schichten-, alters- und geschlechtsspezifisch.
Für Architekten bedeutet der Prozess der Verhäuslichung
der Kindheit, dass die Bauaufgabe Kindertagesstätte
zunehmend vom dynamischen gesellschaftlichen
Wandel der Kindheit geprägt und die architektonische
Kreativität mit ebendiesem Wandel konfrontiert wird. Sie
transformieren ihn in symbolische Formen der Architektur.
Der erste Teil dieses Kapitels stellt einleitend die Wandlung
der Verhaltens- und Empfindungsstandards hinsichtlich der
Kindheit im Verlauf des Zivilisationsprozesses skizzenartig
vor. Im Hauptteil, der die Entwicklung des 20. und 21. Jahrhunderts
behandelt, wird anhand von Kindertagesstätten
gezeigt, wie die gesellschaftlichen Wandlungen in Bautypen,
Architekturformen, Grundrissen, Materialien sowie
Funktionen und Gestaltungen zum Ausdruck kommen. Die
Bedürfnisse von Kindern von der Geburt bis zum Alter von
6 Jahren werden als Grundlagen der Planung anhand verschiedener
Wissenschaftsdisziplinen erarbeitet.
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
Zur Erforschung der Geschichte zieht die Verfasserin zeitgenössische
Quellen heran. Für die Gegenwart wendet
sie verschiedene Methoden an, die sowohl architektonische
und soziologische Fachliteratur, demografische Statistiken
als auch empirische Untersuchungen von Kindertagesstätten
zugrunde legen. Zu diesem Zweck hat die
Autorin im Verlauf der vergangenen 20 Jahre zusammen
mit Studierenden Dutzende von Kindertagesstätten empirisch
untersucht, indem teilnehmende Beobachtungen
der Raumnutzungen und der Verhaltensweisen stattfanden
und Interviews mit den Kindern, den Betreuern, der
Leitung und den Eltern durchgeführt wurden. Die Erkenntnisse
dieser empirischen Untersuchung fließen an den entsprechenden
Stellen zusammengefasst ein. Gebäude- und
Freiraumangebote sollten die am gesellschaftlichen Wandel
reflektierten kindlichen Bedürfnisse erfüllen und der
Entwicklung der Kinder förderlich sein. Das Ziel besteht
darin, ein neues gesellschaftliches Verständnis für das kindgerechte
Bauen zu ermöglichen und Orientierungswissen
zur Verfügung zu stellen.
19
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
Die Entwicklung der Kindheit
und der Kinderräume bis
in die 1950er Jahre –
eine zivilisatorische Skizze
Kindheit und Kinderräume in der bäuerlichen
Gesellschaft
20
Bis ins 19. Jahrhundert existiert für die große Mehrheit der Bevölkerung
keine Kindheit im heutigen Sinne. Die Kinder der Bauern und Handwerker
sind vollkommen in das Leben der Erwachsenen eingegliedert, bei nahezu
allen Lebensvorgängen gegenwärtig und in die Produktionsgemeinschaft
integriert. Die Kinder in bescheideneren ländlichen Verhältnissen verrichten
von klein auf eine Fülle von Arbeiten und stellen Erzeugnisse her, wodurch
ihnen kindliches Spiel und regelmäßiger Schulbesuch versagt bleiben. 2 Das
gemeinschaftliche Zusammenleben in großen bäuerlichen Produktionsfamilien
bietet den Kindern kein Zuhause, wie wir es heute kennen. Ein Haushalt
umfasst bei Bauern, Handwerkern oder Gewerbetreibenden viele Personen:
Hauseltern, Verwandte, Gesellen, Knechte und Mägde. Der Schweizer Schriftsteller
Ulrich Bräker (1735–1798) beschreibt in seiner Autobiografie als einer
der wenigen schreibenden Menschen aus der Schicht der einfachen Bauern
diese Verhältnisse in seiner Lebensgeschichte des Armen Mannes im Tockenburg
(1789):
„Es kam alle zwei Jahre geflissentlich ein Kind: Tischgänger genug,
aber darum noch keine Arbeiter […]. Wir sollten anfangen, Winterszeit
etwas zu verdienen. Mein Vater probierte aller Gattung Gespunst:
Flachs, Hanf, Seiden, Wollen, Baumwollen; auch lehrte er uns letztre
kämbeln, Strümpfstricken und dergleichen. Aber keins warf damals viel
Lohn ab. Man schmälerte uns den Tisch, meist Milch und Milch, ließ uns
lumpen und lempen, um zu sparen […].“ 3
Die Worte „Tischgänger“ und „Arbeiter“ und die sich daraus abzuleitende
Bedeutung der Kinder kann man an der Tischordnung in der damaligen bäuerlichen
Gesellschaft ablesen: An der Fensterseite sitzen der Reihe nach der
Großknecht, der Pferdeknecht, zweiter und dritter Ochsenknecht, Kleinknecht,
Schulte und Junge, ihnen gegenüber die Großdirn und die Lüttdirn. 4
Mädchen und Kinder müssen bei Tisch stehen: „Die zwischenmenschlichen
Beziehungen waren weitgehend auf den Nutzen reduziert, den die Mitglieder
der Hausgemeinschaft für die Wirtschaft besaßen. Als nutzlose Esser wurden
nur die Kleinkinder und die ganz Alten geduldet.“ 5 Das Leben der Kinder ist
geprägt von der Arbeit in Haus, Hof, Stall und auf dem Feld. Kaum jemand
kümmert sich um sie und sie verfügen selten über eigene Räume oder Raumanteile.
Herrscht Mangel an Essen, schicken die Eltern sie teils schon mit unter
10 Jahren als Knechte und Mägde auf andere Höfe. Die Hausgemeinschaft
nutzt die zur Verfügung stehenden Menschen und Güter maximal aus. Die
Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Deutschland seit Anfang des 19.
Jahrhunderts ändert daran wenig. „Zu wichtig war für die Eltern ihre Mitarbeit
in der Bauernwirtschaft und der Wert des Lernens und Lesens kaum verstehbar.“
6 Bis zur Industrialisierung gehören rund 80 Prozent der Familien dem
Bauernstand an. Neben ihrer Funktion als Arbeitskräfte dienen die Kinder den
Eltern bis zum Ersten Weltkrieg zudem als finanzielle Absicherung im Alter.
Für das eigene ökonomische Überleben im Alter bedarf es möglichst vieler
gesunder und arbeitstüchtiger Nachkommen. Infolgedessen genießen nur die
ältesten Söhne als Erben des Hofes oder Betriebes einen hohen Stellenwert.
Die Kindheit erfährt bis zum 20. Jahrhundert keine Wertschätzung als
eigener Entwicklungsstatus. Die kurze Charakterisierung der Kindheit in
der bäuerlichen Gesellschaft stellt die langfristig erworbenen Verhaltensund
Empfindungsstandards im Verhältnis von Eltern und Kindern und deren
Raumzuordnungen dar. Unsere gegenwärtigen Gefühle und Verhaltensweisen
gegenüber Kindern, die wir als so selbstverständlich oder gar als biologisch
angeboren empfinden, sind ein Ergebnis des Zivilisierungsprozesses
zwischen Eltern und Kindern seit dem Ersten Weltkrieg. Unsere Fähigkeit zu
Empathie und Einfühlung in die kindliche Welt ist weniger als 100 Jahre alt.
Diese Erkenntnis ist aus der gegenwärtigen psychogenetischen Strukturierung
der Menschen in Deutschland schwer zu erfassen und nachzuvollziehen.
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
Kindheit und Kinderräume in der
Industriearbeiterschaft
Die Industrialisierung, die in Deutschland im frühen 19. Jahrhundert beginnt,
verändert die Organisation der Arbeit und entsprechend der Familien sowie
der Kindheit grundlegend. Die ärmeren Landbewohner wandern aufgrund
erhoffter Arbeits- und Verdienstchancen in Massen in die Städte, wodurch
die Arbeiterschaft Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland die bei Weitem
größte Bevölkerungsgruppe bildet. Die Arbeit verlagert sich aus den bäuerlichen
Höfen und deren großfamiliärer Einheit in die städtischen industriellen
Produktionsstätten, die häufig weit entfernt von den Wohngebieten liegen
und deshalb mit der weitgehenden räumlichen Trennung der Eltern von ihren
Kindern einhergehen. 7
Verhaltensstandards und Familienräume in den ersten Mietskasernen
Als Folge der massiven Stadtwanderung ländlicher Bevölkerungsgruppen
wächst beispielsweise die Berliner Bevölkerung im Zeitraum von 1862 bis
1900 von 568.000 auf 1,9 Millionen Einwohner, 8 mit dem Ergebnis dramatischer
Verknappung des Wohnraumes für Arbeiter. Die Menschen hausen
unter „unmenschlichen Bedingungen“ in unhygienischen Wohnungen, teilweise
leben bis zu 20 Personen in einem Raum. 9 Die Stuben der ersten Miets- 21
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
4 Galerie in der
Wilderspin Infant School,
England, um 1835
24
Alkohol oder Drogen ruhiggestellt oder als sogenannte Halte-, Zieh- oder
Kostkinder gegen Geld bei anderen Arbeiterinnen, häufig alten Frauen, untergebracht.
Die Nutzung von Kindergärten wäre für Arbeiterfamilien weder
erschwinglich noch verständlich gewesen. Etwas ältere Kinder verbringen –
soweit sie nicht arbeiten oder zur Schule gehen – ihre Tage unbeaufsichtigt
mit Gleichaltrigen auf den Straßen der Arbeiterwohngebiete. 14
Die ganztägige Arbeit der Mütter und der Zwang, bis zu 15 Kinder gebären
zu müssen, erzeugen keine günstigen Voraussetzungen für die Herausbildung
einer angenehmen Familienatmosphäre oder gar einer umsorgten
Kindheit. Die Eltern bringen den Kindern wenig Empathie entgegen, eine
enge gefühlsmäßige Bindung zwischen ihnen, und vor allem zwischen Kind
und Vater, kommt selten zustande. 15 Philippe Ariès behauptet in seiner groß
angelegten Studie über die Kindheit, man habe in den ersten Jahren keine
emotionale Beziehung zu den Kindern aufgebaut, weil man täglich mit ihrem
Tode rechnen musste. 16 Tatsächlich war die Kindersterblichkeit hoch, bis zu
30 Prozent sterben im ersten Lebensjahr an Unterernährung. 17 Diese Empfindungsstandards
sind heutzutage kaum vorstellbar.
Zum Vergleich lohnt ein Blick auf das Mutterland der Industrialisierung:
In England entstehen bereits ab Ende des 18. und verstärkt zu Beginn des
19. Jahrhunderts Bewahranstalten für kleine Kinder erwerbsarbeitender Mütter,
die von den Betrieben selbst, von kirchlichen oder wohltätigen Institutionen
eingerichtet werden. Das Personal ist unausgebildet, die Räume sind
in der Regel beengt und dürftig. Es handelt sich häufig um ein Schulzimmer
mit Lehrerpult, Tischen und Bänken für 150 Zöglinge im Kleinkindalter, denen
Benehmen, Stillsitzen und etwas Wissen beigebracht werden soll, während
es jedoch primär um ihre Aufbewahrung geht. Einen Garten gibt es nicht.
In Deutschland entstehen Bewahranstalten ab etwa 1830. 1835 entwickelt
der Sozialreformer Theodor Fliedner (1800–1864) die Kleinkinderschulen, die
neben der körperlichen und geistigen Entwicklung der Kinder vor allem ihre
sittlich-religiöse Erziehung in den Mittelpunkt stellen, für die große Masse der
Arbeiterkinder stehen sie nicht zur Verfügung.
5 Adlige Familie
Landgraf Moritz von
Hessen-Kassel
(1572–1632) mit
seiner Familie
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
Kindheit und Kinderräume des Adels
und des Bürgertums
Der Adel behandelt Kinder wie kleine Erwachsene – in Kleidung und Frisur, in
der Einübung der zukünftigen Rolle sowie dem Verhalten. Sie leben räumlich
getrennt von den Eltern, bewohnen eigene Trakte im Schloss, nutzen Möbel
für Erwachsene, werden von Ammen und Gouvernanten betreut und pflegen
wenig Kontakt zu ihren Eltern. Die Orte und Räume der Erziehung sind je
nach Reichtum und Prestige in separaten Schlosstrakten oder gar eigenen
Bauten untergebracht und weisen in der Regel eine räumliche Distanz zu den
Räumen der Eltern auf.
Verhaltens- und Empfindungsstandards in Bezug auf die Kinder
Die adlige Mutter entwickelt ihren Kindern gegenüber eine psychische Distanz,
die in der räumlichen Distanz ihren Ausdruck findet. Die höfischen Empfindungsstandards
entsprechen nicht dem bürgerlichen Familienideal mit
seiner Vorstellung von mütterlicher Erziehung, das uns heute so selbstverständlich
erscheint. Im Bürgertum und Großbürgertum des 18. und 19. Jahrhunderts
lebt der Nachwuchs auch in räumlicher und psychischer Distanz zu
seinen Eltern, weil diese die machthabende adlige Gesellschaft nachahmen.
Da ihre Gebäude kleiner sind, reduzieren sich die Entfernungen: Kinder halten
sich mit den Erzieherinnen im Obergeschoss auf, deren Räume neben
den Kinderzimmern liegen. Kleine Kinder dürfen die Gesellschaftsräume nur
nach Aufforderung betreten. Im Großbürgertum, das seine Verhaltensstandards
dem adligen Vorbild nachempfindet, hält sich diese psychische und
räumliche Distanz bis weit ins 20. Jahrhundert.
Unsere heutigen Erwartungen an mütterliche Fürsorge und Zuneigung,
die wir inzwischen als normal und unerlässlich – gewissermaßen angeboren
– betrachten, ist ein Ergebnis des im 19. und 20. Jahrhundert stattfindenden
gesellschaftlichen Wandels im Bürgertum. Der Prozess wird durch
25
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
Waldkindergarten
Buxtehude e.V.,
Wald Ottensen
67 Auf einem Hügel
verweilen
68 Steinwerkzeug
benutzen
69 Blumen entdecken
70 Sehen und ertasten
von Blättern
71 Balancieren
Wald hinein. 107 In den Regelkindergärten haben wir solcherlei Ruhe und Entspannung
kaum wahrnehmen können, dort sind fast immer Aktionen zu verzeichnen,
die ganz bewusst angeregt und gefördert werden. Jedes Kind ist
aufgefordert, sich für eine Aktion zu entschieden und sie mit den entsprechenden
Werkzeugen und Objekten durchzuführen. Im Wald hingegen muss
nichts im Vorfeld entschieden werden. Weder müssen vorgefertigte Werkzeuge
oder Objekte benutzt noch in entsprechend „funktional“ gestalteten
und eingerichteten Räumen, wie Ateliers oder Werkräumen, tagtäglich ähnliche
Aktionen vollführt werden.
72
Lernen vom Waldkindergarten –
zusammenfassende Erkenntnisse
Die Betreuung und Erziehung innerhalb eines Waldgebietes zeigen einen Prozess
der Enthäuslichung in einer fortschreitend verhäuslichten Kindheit. Der
Waldkindergarten stellt einen neuen „anti-architektonischen“ Ort 108 als Erziehungsangebot
für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren dar. Er materialisiert und
symbolisiert die Erkenntnisse über motorische, psychosoziale und kognitive
kindliche Entwicklung in einem eigenständigen räumlichen Experiment, das
einen Ort, nicht aber ein festes Bauwerk markiert. In Städten gibt es naturgemäß
nicht viele Waldstücke, zudem reicht eine auf wenige Stunden am Vormittag
reduzierte Betreuung für berufstätige Männer und Frauen nicht aus.
Dennoch sind auch in Großstädten wie Hamburg in immer stärkeren Ausmaß
Waldkindergärten zu finden, die Waldstücke in der Stadt oder am Rand nutzen,
teils mit und teils ohne Bauwagen.
Im Verlaufe der letzten Jahre führten Studierende der HafenCity Universität
unter Leitung der Verfasserin in mindestens 30 Waldkindergärten empirische
Analysen, Beobachtungen und Befragungen durch. Als Ergebnis lässt
sich feststellen, dass der Wald eine positive Wirkung auf die Kinder ausübt.
Die traditionellen Kindertagesstätten sollten entsprechend der gegenwärtigen
Erkenntnisse zur kindlichen Entwicklung folglich eine große und naturorientierte
Fläche mit waldähnlicher Gestaltung erhalten. Das ist wesentlich
bedeutsamer, als Mittel in künstlerisch gestaltete Objekte und Materialien
zu investieren. Bisher reagieren die Kindertagesstätten auf die Bewegungsarmut
der Kinder jedoch, indem sie in nahezu allen Neubauten sogenannte
Bewegungsräume schaffen. Die seit den 1980er Jahren üblichen Mehrzweckräume,
die verschiedene Funktionen beinhalteten, wandeln sich nunmehr in
Raumstrukturen mit spezieller Ausrichtung auf Bewegung und sind dementsprechend
mit vielfältigen Objekten ausgestattet, die Bewegung anregen
sollen – wie Klettergerüste, Lianen oder Rutschen.
Kinder-Kulturzentrum
Nicolai, Dörte Mandrup,
Kolding,
Dänemark, 2008
72 Erschließungsraum
mit Rutsche, Beispiel
eines Bewegungsobjektes
73 Dschungel mit Lianen
74 Spielraum Wolke mit
Bällen
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
73
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
cken, nicht nur auf der Straße oder in den Gruppen, sondern auch im
Kükelhausgarten, Erlebnisfeld der Sinne im Kieselgarten, an der Sandbucht,
im Affengehege, im dem Sonnenblumengarten der Molchwiese,
unterm Kirschbaum im Schaukelwald, am Hasenstall, im Rutschen Hof,
am Brunnenhof, auf dem Matschplatz, am Backhaus, unter der Windmühle,
beim Sonnensegel und Mondplatz.“ 221
Der ästhetisch-gestalterische Anspruch des Gebäudes und der Räume ist
sehr hoch. Die Räume sind nicht schlicht rechteckig, nicht schlicht aneinandergereiht
und liegen nicht an einem schlichten schmalen Flur. Die Materialität
und die Raumatmosphären sind vielfältig und anregend.
Die Grundrissanlage transformiert die traditionellen Vorstellungen und
Empfindungen der Kindergartenkinder von 3 bis 6 Jahren und fügt im hinteren
Bereich zwei Räume für die Krippenkinder hinzu. Das Gebäude richtet
sich gedanklich auf die Elementarkinder, also die ehemaligen Kindergartenkinder,
aus, die sich immer mehr raumbezogene Fähigkeiten und damit körperliche
und geistige Entfaltungsfreiheit aneignen können und sollten.
Der Grundriss enthält – wie im Kindergartenbau üblich – sechs vergleichbar
große Gruppenräume, die im Erdgeschoss liegen und die jeweils
mit Sitzgruppen, Tischen, Spiel- und Kuschelecken und Sofas ausgestattet
94
83 Entdeckerhaus, plus+
bauplanung GmbH –
Hübner – Forster –
Remes – Hiller, Bremen,
2006, Lageplan
sind. Sie beinhalten Differenzierungs- oder Ruheräume sowie Waschbereiche.
Vor den Zugängen befinden sich Garderobennischen und gegenüber
sind an der Süd- und Ostseite die Küche, das Büro sowie die Personal-, Lagerund
Technikräume gelegen.
Alle Gruppenräume verfügen über einen direkten Zugang zum Außengelände.
Ein zusätzlicher Raum zwischen Außengelände und Eingangshalle fungiert
als Schmutzschleuse und erleichtert den Schuhwechsel. Der Erschließungsgang
zwischen Gruppenräumen und Dienstleistungsräumen weitet sich
im Zentrum der Kindertagesstätte zu einer großen Eingangs- und Spielhalle
aus, von der man über eine Treppe auf die Galerie gelangt, die die Hochebenen
der vier für die Elementarkinder geplanten Gruppenräume erschließt.
Von diesen kann man dann wiederum in die Türme gelangen, sodass prinzipiell
alle Türme allen Gruppen zur Verfügung stehen. Ein Rundlaufprinzip
führt also vom Gruppenraum über die Hochebene und die Galerie durch die
Halle zurück zum Gruppenraum. Die Architekten intendierten jedoch keinen
„freien“, unkontrollierten Zugang von der Galerie zu den Gruppenräumen,
sondern der Rundlauf sollte nur unter Aufsicht freigegeben werden. 222 Für
die Elementarkinder ist dieser intendierte Bewegungsablauf funktional und
räumlich interessant ausgeführt.
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
84 Entdeckerhaus, plus+
bauplanung GmbH –
Hübner – Forster –
Remes – Hiller, Bremen,
2006, Grundriss, eigene
Bearbeitung
95
Kindertagesstätten und die
Verhäuslichung der Kindheit
Aktivitäten beobachten und so zur Nachahmung anreget werden können. So
besteht auch die Möglichkeit, dass die Elementarkinder Interesse an ihnen
entwickeln, in ihre Raumbereiche gehen und mit ihnen spielen. Sehr gelungene
Beispiele dafür stellen das Kreiselnest und das Entdeckerhaus dar.
In den Großstädten stehen die Betreiber nicht selten vor dem Problem,
keine geeignet großen und bezahlbaren Grundstücke zu finden. Die
städtischen Organe selbst bauen Kindertagesstätten mit Freibereichen auf
Dächern oder Terrassen in Obergeschossen, die sehr begrenzt sind und auf
denen mittels grüner, brauner oder blauer Kunststoffbeläge Gras, Erde oder
Wasser nachgeahmt werden soll. An dieser Stelle bedarf es einer generellen
Festlegung durch die Gemeinden oder auch durch höhere Instanzen von
klaren Größen- und Ortsvorgaben für einen Garten von mindestens 15 Quadratmetern
pro Kind. Städte sollten Grundstücke für Kindertagesstätten an
den Rändern von Parks und Spielplätzen ausweisen, die von den Betreibern
erworben werden können. Hamburg beispielsweise verfügt über einen rund
150 Hektar großen, 261 zentral gelegenen Stadtpark sowie einen circa 205
Hektar großen, ebenfalls innerstädtisch gelegenen Volkspark, 262 an deren
Rändern Grundstücke für Kindertagesstätten vorgesehen werden könnten,
die auch in die Parkfläche selbst hineinragen.
Die institutionalisierte Kindheit benötigt insgesamt mehr gesellschaftliche
Empathie. In den Freiflächen lassen sich weitergehende Nutzungskonzepte
für verschiedene gesellschaftliche Gruppen entwickeln. Beispielsweise
könnten auch Menschen aus Pflegeheimen diese Frei- und Übergangsräume
abwechselnd oder gemeinsam nutzen. Zu dieser Art von Freiraumnutzung
haben wir einige gebaute Beispiele empirisch untersucht. Es hat sich gezeigt,
dass Kinder und alte Menschen sich zunächst gegenseitig beobachten, allmähliches
Interesse an gemeinsamen Aktivitäten entwickeln und schließlich
gemeinsame Handlungen stattfinden. Für beide Gruppen ergeben sich Vorteile,
die differenziert im zweiten Teil zum Mehrgenerationenwohnen vorgestellt
werden.
Schlussbemerkung
Kindertagesstätten bilden nicht zuletzt auch einen sozialen Ort im Quartier.
Sie verkörpern die Existenz der Kindheit und materialisieren das Kindsein.
Der Übergang vom geborgenen Ort des „Innen“ zu der öffentlichen Welt des
„Draußen“ erfordert einen räumlichen Schutz durch Abgeschlossenheit. Die
künstlerische Gestaltung der Architektur und Freibereiche sollte die transformierten
Antworten auf die Bedürfnisse der Kinder in der Gegenwart in neuen
architektonischen Symbolen zum Ausdruck bringen.
134
Wohnungsbau
im Wandel der
Familienstrukturen
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
Haus Tugendhat, Mies van
der Rohe, Brünn, 1929
11 Ansicht Straßenseite
12 Gartenansicht
sterben im ersten Lebensjahr an Unterernährung. Diesem Wert der Kinder,
oder besser gesagt Unwert, entspricht der Raum, er existiert nicht. Kinder
schlafen, wo sie einen Platz finden, zumeist auf Strohsäcken.
Das gesamte Leben der Familie, die eine weit größere Anzahl von Mitgliedern
umfasst als die bürgerliche Kernfamilie, findet in den Arbeits- Küchen-
Wohn-Schlafstuben statt und ist Ausdruck der „arbeiterlichen″ Familienorganisation.
Sie besteht aus Mann, Frau, Kindern, Großeltern, weiteren Verwandten
und fremden Schlafburschen, an die Bettstellen vermietet werden. Da eine Differenzierung
des Raumes kaum möglich ist, werden sämtliche Lebensbedürfnisse
vor aller Augen verrichtet: die Heimarbeiten der Männer, Frauen und Kinder,
das Kochen, das Schlafen, der Geschlechtsverkehr, das Gebären der Kinder und
das Sterben. Es gibt kaum eine Tabuisierung von Tätigkeiten und wenig auf den
Körper bezogene Scham- oder Peinlichkeitsschwellen. Die einzelnen Bewohner
verfügen nicht über eigene Orte oder Teilorte.
Wohnen und Architektur des Bürgertums und
Kleinhaussiedlungen in den 1920er Jahren
Die Niederlage im Ersten Weltkrieg bringt in Deutschland einen tief greifenden
politischen und gesellschaftlichen Strukturwandel in Gang. Der Sturz des
Kaisers führt zur Entmachtung des herrschenden Adels und zum gesellschaftlichen
Aufrücken von Bürgertum und Arbeiterschicht. Das Bürgertum erfährt
einen unerwarteten und kometenhaften Aufstieg, eine unvorstellbare Ausweitung
seiner Macht und damit auch seiner Empfindungs-, Verhaltens- und
architektonischen Standards. Im Zuge dessen verschärft sich die geschlechterspezifische
Trennung zwischen dem geldverdienenden Mann außer Haus
und der haushaltsführenden und kindererziehenden Frau innerhalb des Hauses.
Dementsprechend wandelt sich auch die Architektur des Wohnens in
Richtung bürgerlicher Standards. Die Dame repräsentiert in den dafür vorgesehenen
Räumen den Status und das Prestige des arbeitenden Mannes. Die
Villa Tugendhat in Brünn, entworfen 1929 von Ludwig Mies van der Rohe, ist in
der Baugeschichte als Leuchtturm moderner bürgerlicher Architektur bekannt
geworden und symbolisiert unter anderem diese Entwicklung.
In der gesamten Repräsentationsetage löst der Architekt bislang gültige
Raumstrukturen auf und überführt sie in offene Nutzungsbereiche zum Woh-
144
Haus Tugendhat, Mies
van der Rohe, Brünn,
1929
13 Grundriss
Erdgeschoss
14 Wohnraum
15 Wohnbereich
Grundriss Erdgeschoss,
eigene Bearbeitung
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
Haus Tugendhat, Mies van
der Rohe, Brünn, 1929
16 Arbeitsplatz des
Hausherrn
17 Arbeitsbereich des
Hausherrn, Grundriss
Erdgeschoss, eigene
Bearbeitung
18 Blick auf Klavier,
Herrenschreibtisch und
Wohntrennwand
145
Europa
Amerika
Asien
Afrika
Australien
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
106 Wohnanlage wagnis-
ART, Domagkpark, bogevischs
buero architekten
& stadtplaner gmbH /
Schindler Hable Architekten
GbR / Auböck +
Karasz Landscape Architects
/ bauchplan GbR,
München, 2016, Lageplan,
eigene Bearbeitung
Hable Architekten, Udo Schindler und Walter Hable, realisiert, die Freianlagen
durch Auböck + Kárász Landscape Architects zusammen mit Bauchplan, Wien.
Bereits 2006 begann der partizipative Planungsprozess mit den Bewohnern
in Workshops, in denen bereits in der Leistungsphase 0 ein Konzept für das
12.900 Quadratmeter große Grundstück entwickelt wurde. 195 „Das Projekt geht
über die herkömmlichen partizipativen Planungsprozesse im Geschosswohnungsbau
hinaus.“ 196 Die Gruppe plante eine Anlage aus fünf polygonalen, frei
stehenden und unregelmäßig geformten Einzelgebäuden, die sich locker um
zwei Innenhöfe gruppieren. 197 Die fünf Gebäude beinhalten 10.610 Quadratmeter
Wohnfläche, 683 Quadratmeter Gewerbe- und 307 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen.
198 Das Ziel besteht auch hier im Schaffen hybrider Strukturen,
die Wohnen mit Arbeiten und Freizeit verbinden. Die Häuser sind nach den
fünf Kontinenten benannt und unterscheiden sich farbig: Australien ist orange,
Afrika dunkelblau, Amerika hellblau, Europa grün und Asien gelb gestaltet. 199
220
Gemeinschaftliche Räume und Orte der Bewegung
Die Architekten und die am Planungsprozess beteiligten zukünftigen Nutzer
konzipierten vielfältige Orte der Kommunikation und Begegnung mit jeweils
unterschiedlichem Öffentlichkeitscharakter. Einige Bereiche sind ausschließlich
den Bewohnern vorbehalten, andere stehen dem gesamten Quartier
offen. Im dritten und vierten Obergeschoss verbinden bis zu 6 Meter breite
Luftbrücken die Gebäude und münden in gemeinschaftliche Terrassen. 200
Die Bewohner der Häuser können sich über diese Verbindungen gegenseitig
besuchen. 201 Die Idee zu den Brücken und deren terrassenartigen Erweiterungen
sind in den Workshops entstanden und verkörpern für das Projekt und
das Mehrgenerationenwohnen eine besondere Bedeutung. Sie binden die
Wohnanlage visuell und räumlich zusammen und signalisieren die Gemeinschaftlichkeit
der Bewohner, gleichzeitig ermöglichen sie kommunikationserzeugende
Bewegung, erlauben verschiedene Durchblicke, öffnen sich zum
Wohnanlage wagnisART,
Domagkpark, bogevischs
buero architekten &
stadtplaner GmbH /
Schindler Hable Architekten
GbR / Auböck +
Karasz Landscape Architects
/ bauchplan GbR,
München, 2016
107 Fassaden und
Dorfplatz
108 Fassaden und
Dorfplatz
109 Luftbrücken
110 Luftbrücken und
Terrasse
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
221
Die sechs Einpersonenapartments verfügen über je zwei Zimmer, einen
Wohnbereich und eine Essecke, einen Schlafbereich mit Bett und Schrank
sowie ein Bad. In allen Apartments erreicht man das Schlafzimmer über den
Wohnraum, was Flurfläche einspart. Wir haben solche Wohntypologien bei
älteren alleinlebenden Menschen und Singles öfter untersucht und die Menschen
dazu befragt. In der Regel verzichten diese lieber auf einen Flur und
streben die hier umgesetzte Grundrisslösung an. Die Zweizimmerwohnungen
verfügen über einen Wohnbereich, eine Essecke, einen Schlafbereich mit
Bett und Schrank sowie ein Bad. Die Pantrys in allen Apartments sind nach
Plan sehr klein und liegen teilweise im Flur oder Wohnbereich, werden aber
nach Aussage der Architekten nicht von allen genutzt, weil die Bewohner
nicht unbedingt eine eigene Küche benötigen.
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
115 Wohnanlage wagnis-
ART, Domagkpark, bogevischs
buero architekten
& stadtplaner gmbH /
Schindler Hable Architekten
GbR / Auböck +
Karasz Landscape Architects
/ bauchplan GbR,
München, 2016, Strukturplan
Anlage mit Luftbrücken,
Afrika umrandet
230
Das Haus Afrika beinhaltet nach dem Vorabzugsplan von 2013 vier Cluster,
die zwischen 273 und 280 Quadratmeter groß sind und alle auf einer
Ebene liegen. Im ersten Obergeschoss befinden sich fünf Apartments für
acht Personen mit drei Zwei- und zwei Einpersonenwohnungen. Die gemeinschaftliche
Wohnküche weist eine Dreiecksform auf und liegt inmitten der
Erschließung der drei hinteren Wohnungen, was sich ebenfalls als ungünstig
erweist und aus der im Partizipationsprozess entwickelten Gebäudeform
resultiert. Im zweiten, dritten und vierten Obergeschoss befinden sich
jeweils fünf Apartments für acht Personen mit einer Drei-, einer Zwei- und
drei größeren Einpersonenwohnungen, deren Schlafbereich abgetrennt ist,
sowie eine gemeinschaftliche Essküche und ein Gemeinschaftsraum. Dieser
liegt am anderen Ende des Clusters, weist genügend Platz für alle Mitglieder
auf und ist zum Dorfplatz ausgerichtet. Beim Kommen und Gehen können die
Bewohner einen Blick hineinwerfen und entscheiden, ob sie Kontakt aufnehmen
wollen oder nicht. Zudem bietet er die notwendige Ruhe und akustische
Abgeschlossenheit für ein Beisammensein der Gemeinschaft.
Wohnanlage wagnisART,
Domagkpark, bogevischs
buero architekten
& stadtplaner gmbH /
Schindler Hable Architekten
GbR / Auböck +
Karasz Landscape Architects
/ bauchplan GbR,
München, 2016
116 Grundriss erstes
Obergeschoss, Afrika
117 Grundriss viertes
Obergeschoss, Afrika
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
231
Wohnungsbau im Wandel
der Familienstrukturen
nur die Küche, der Essbereich oder das Badezimmer liegen. Der Planungsgedanke
bei Laubengängen oder anderen Gemeinschaftsräumen besteht darin,
Kommunikation durch zufällige Begegnung zu erzeugen, demzufolge wird die
gesamte Erschließungs- und Zugangsstruktur fast ausnahmslos diesem Prinzip
untergeordnet.
Das verhindert jedoch individuellere Verhaltensformen, die nicht für die
Öffentlichkeit vorgesehen sind, wenn beispielsweise ein Jugendlicher eine
neue Freundschaft nicht den Nachbarn vorführen will. Aber auch Erwachsene
fühlen sich nach unseren empirischen Befragungen nicht immer wohl dabei,
von vielen Augen beobachtet werden zu können. Beim Aufsuchen oder Verlassen
ihrer Wohnung sind sie aufgefordert, an mehreren Küchen vorbeizugehen
und zu grüßen, was nicht immer ihren Empfindungen entspricht. Teilnehmende
Beobachtungen zeigen, das Bewohner mehrfach umziehen, bis sie
das Ende des Laubenganges erreichen. Die neuen Kommunikationselemente,
die in dieser Abhandlung am Beispiel der Wohnprojekte vorgestellt wurden,
sollten Zwänge vermeiden und immer auch die Möglichkeit bieten, sich bei
Bedarf individuell zu verhalten und seine Wohnung weniger beobachtet oder
bestenfalls sogar unbeobachtet betreten zu können oder in seinem Wohnzimmer
Kommunikationsansprüchen vorbeigehender Mitbewohner nicht
ausgesetzt zu sein. Eine Architektur, die der gegenwärtigen Individualisierung
zuwider handelt, ist nicht funktional.
Schlussbemerkung
242
Der demografische und familienstrukturelle Wandel führte im Verlauf der vergangenen
20 Jahre zu vielfältigen Kombinationen verschiedener Wohnungstypen
unterschiedlicher Größen in einem Gebäude. Diese neue Differenzierung
erzeugt eine Mischung der Haushaltsformen, der Generationen und der
Milieus. Die Wohnmodelle sollten aber hinsichtlich der neuen Gruppe der
Alleinerziehenden verbessert und insgesamt weiterentwickelt werden. Funktionsgerechte
Grundrisse für Alleinerziehende mit kleinem Einkommen waren
kaum zu finden.
Für die besonders wichtige körperliche Bewegung sowohl für Kinder
als auch für ältere Menschen sollte ein interessanter Freiraum für vielfältige
Aktionen angelegt sein. Die Möglichkeit gärtnerischer Tätigkeiten im Garten
oder auf erweiterten grünen Terrassen können Kommunikation und Bewegung
zusätzlich fördern. Darüber hinaus sollten in der näheren Umgebung
Grünflächen und Parks mit großen Spielplätzen Bewegungsräume anbieten.
Die gegenwärtige gesellschaftliche Diskussion über neue Wohnformen für
Jung und Alt, die der Bewältigung der aus dem demografischen Wandel
resultierenden Problemen dienen, weist insgesamt in die richtige Richtung.
Gemischte Wohnformen bedeuten eine Weiterentwicklung der Akzeptanz
und Empathie zwischen den Generationen und begünstigen eine bewusste
gegenseitige Wahrnehmung in gemeinschaftlich genutzten Räumen. Die
generationsübergreifenden Wohnmodelle deuten auf sich entwickelnde
Fähigkeiten von Teilen der Bevölkerung zur gegenseitigen Wahrnehmung
und Empathie mit anderen Gruppen hin, was Norbert Elias als Kennzeichen
der Zivilisierung bezeichnet.
Bauten für
Wohnen und
Leben im Alter im
Kontext demografischer
Veränderungen
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
Die Architektur vermeidet durch ihre Grundform einer klassischen italienischen
Villa jede Assoziation mit einem Pflegeheim und symbolisiert vielmehr
ein ganz normales Wohnhaus mit zwei Stockwerken. Die Pflegehausgemeinschaft
in Dießen ist, im Gegensatz zu Altenpflegeheimen, die nach
dem Krankenhaustypus konzipiert und mit Preisen ausgezeichnet sind, nicht
in der architektonischen Fachliteratur veröffentlicht. In den traditionellen
Gebäuden erfüllen die Aufenthaltsbereiche nur selten die dringend notwendige
Kommunikationsfunktion. Die Räume bestehen teilweise aus Durchgangsbereichen,
in denen es zieht und deren Wände aus schallreflektierenden
Materialien wie Glas bestehen, was angesichts der sich reduzierenden
Hörfähigkeit der Bewohner Probleme erzeugt. Auch das übliche Parkett oder
Linoleum bietet in akustischer Dimension weniger gute Bedingungen als Teppich.
Körperlich gebrechliche Menschen, die in Rollstühlen sitzen oder sich
nur mühsam bewegen können, benötigen hingegen Aufenthaltsräume mit
geschlossenen, schützenden Wänden im Rücken, vor denen sie in bequemen
Sesseln gemütlich sitzen, mit anderen Menschen sprechen oder ihre Umgebung
beobachten können. Räume mit Blick auf ein Aktionsfeld, in dem etwas
geschieht, werden nach unseren Untersuchungen am meisten frequentiert,
auch wenn sie architektonisch wenig gestaltet sind. Als unerlässlich erweist
sich eine gute Akustik zur Verständigung untereinander, die Vermeidung von
Zugluft, zu großer Hitzeeinstrahlung sowie spiegelnden Flächen.
Auch das medizinische und gerontologische Wissen über die Demenzkrankheit,
die sich mit der steigenden Lebenserwartung in den Industrienationen
ausweitet, materialisiert sich bislang nur selten in Architektur und
Freiräumen (vgl. Exkurs zur Demenz ⟶ S. 281–284). Nur wenige Architekten
und Träger beginnen nach der Jahrtausendwende spezifische Demenzpflegeheime
zu bauen und diese Krankheit des „hohen“ Alters in Architektur und
Freiraum zu transformieren. Die Bedürfnisse Demenzkranker unterscheiden
sich fundamental von denen körperlich Pflegebedürftiger. Sie benötigen
gänzlich andere architektonische Räume, wie im folgenden Kapitel zu Bauten
für Menschen mit Demenz (⟶ S. 281–303) ausführlicher dargestellt.
280
Bauten für Menschen
mit Demenz – ein generelles
Modell für Pflegeheime
Die Wohn- und Lebensformen für Demenzkranke erfordern eine gesonderte
Erörterung, weil sich die Gruppe mit steigender Lebenserwartung
einer Gesellschaft vergrößert. Ihre architektonischen Bedürfnisse sind bislang
wenig reflektiert und transformieren sich dementsprechend auch nicht
in Raum. Speziell für sie konzipierte Gebäude eignen sich auch bestens für
andere Pflegebedürftige gleich welchen Alters. Umgekehrt sind Pflegeheime,
die nach dem üblichen Stationsprinzip konzipiert sind, für Demenzkranke
vollkommen unfunktional und verursachen große Probleme.
Ab der Jahrtausendwende beginnt sich in der Gesellschaft die Erkenntnis
durchzusetzen, dass Demenz andere Verlaufsformen und Symptome aufweist
als andere Krankheiten, die im Alter zu Pflegebedürftigkeit führen. Infolgedessen
befassen sich seither einige wenige Architekten und Betreiber mit
der Frage, wie eine Architektur für diese Erkrankten konzipiert sein müsste;
seit ungefähr 2005 entstehen einzelne spezielle Gebäude, die im Folgenden
als zukünftige Architektur für alle Pflegeeinrichtungen vorgestellt und erörtert
werden.
Exkurs: Demenz – Daten und Symptome
Der Begriff Demenz leitet sich von dem lateinischen mens für das Denkvermögen
ab und bedeutet im Sinne von de-mens ohne Verstand. 104 Demenz
ist die häufigste neurologische Erkrankung im Alter, an der im Jahr 2016 in
Deutschland sowie in Europa circa 40 Prozent aller über Neunzigjährigen leiden.
105 Die Krankheit führt durch den fortschreitenden Abbau von Neuronen
und Synapsen zu Veränderungen im Gehirn. Sie beginnt im zerebralen Kortex,
von dem aus sie sich später auf große Teile des Gehirns ausweitet. Die für
die Datenübertragung notwendigen Neurotransmitter, werden nicht mehr
ausreichend hergestellt. 106 Das Gehirn verarbeitet die Informationen unzulänglich
und unterliegt einem Vorgang der Vereiweißung. Das äußert sich
in einem komplexen Symptombild, das durch einen fortschreitenden Verlust
geistiger Fähigkeiten, Gedächtnis-, Wahrnehmungs- und Denkstörungen,
Desorientiertheit, Persönlichkeitsveränderungen und in der Folge all dessen
auch mit körperlichem Abbau geprägt ist. 107 Weitere begleitende Symptome
zeigen sich in Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens
und der Motivation. Die kognitiven Beeinträchtigungen reduzieren die
Alltagskompetenz der Betroffenen. 108 Die Pflegebedürftigkeit steigt mit dem
Voranschreiten der Erkrankung an. Im Schnitt ziehen die Patienten 2,9 Jahre
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
281
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
70 Multisensorische
Gestaltung, taktile
Wandelemente, Holz
blemen vorbeugt. Wandoberflächen aus unterschiedlichen Materialien wie
Holz, Stein, Stoff, Fliesen, Lehm, Moos oder Anteilen aus Stroh weisen eine
angenehme taktile Oberfläche auf, fordern zum Anfassen auf und stimulieren
den Tast-, Geruchs- und Sehsinn. Ein Bodenbelag mit warmen oder dunkleren
Farbtönen vermittelt zudem ein sicheres Gefühl und suggeriert Trittfestigkeit.
225 Leichte farbliche Unterschiede oder materialdifferenzierte Felder
im Fußboden können verschiedenartige Wahrnehmungen und Emotionen
beim Gehen erzeugen. Spiegelnde Bodenbeläge lösen hingegen Gefühle von
Glätte und Rutschgefahr aus, schwarze oder dunkelgraue Angst vor Tiefen
und Abgründen und auch zu starke Kontraste im Boden können die Menschen
erschrecken und verunsichern. 226
In einigen neueren Pflegeheimen materialisieren sich die Erkenntnisse
und Vorschläge zur Anregung aller Sinne und zu gleichzeitiger Entspannung
in einem sogenannten Snoezelraum. Wie im ersten Teil zu Kindertagesstätten
bereits dargestellt, setzt sich das Kunstwort Snoezelen aus den beiden
niederländischen Verben snuffelen und doezelen zusammen und bedeutet
dösen, schlummern, schnüffeln oder schnuppern. 227 Die entsprechend gestalteten
Räume stimulieren die basalen Sinne, indem unterschiedliche sensorische
Wahrnehmungen erfahren werden. 228 Die Umgebung soll Wohlbefinden
durch „steuerbare multisensorische Reize“ auslösen. 229 Die Räume bestehen
in der Regel aus einer Sitz- oder Liegelandschaft, beinhalten Grünpflanzen,
„wassergefüllte farbige Glasröhren mit einem Luftperlenspiel oder rotierende
Lichtkugeln mit Farbeffekten, Hintergrundmusik und eine Öllampe zum Erzeugen
aromatischer Düfte.“ 230 Die Verfasserin sieht einzelne dieser Maßnahmen
jedoch kritisch, da sie künstlich in einem speziellen Raum erzeugt werden,
den die Pflegeheime in der Regel selbst ausstatten.
Die Veröffentlichungen über Pflegeheime in den Architekturzeitschriften
zeigen, dass Materialkargheit wie Sichtbeton und Reduktion in der Architekturwelt
als ästhetische Maxime gelten. Für die Zukunft bedarf es einer Wahrnehmungserweiterung
im Hinblick auf die räumlichen Funktionen des Altwerdens.
Die Architektur des gesamten Gebäudes sollte in allen Einzelteilen die
Anregung sich reduzierender körperlicher und geistiger Fähigkeiten durch
Raum erzeugen.
314
Wasser, Licht und Farbe
Wasser stellt ein besonderes Element zur Anregung der Sinne und der Bewegung
dar, das bei Wohnungsplanungen im nördlichen Europa üblicherweise
nicht verwendet wird. Wasser symbolisiert Bewegung, die man sehen,
hören, spüren und fühlen kann, die beruhigt und besänftigt. Einige Pflegeeinrichtungen
behelfen sich mit Fischaquarien in den Eingangshallen. Natursteine
mit einem Quellbereich oder kleine Wasserarkaden in der Mitte der
Gemeinschafträume erzeugen Entspannung und verbessern das Raumklima.
In Pflegeheimen, Wohn- und Quartiergrünanlagen benötigen insbesondere
die Gärten Wasserelemente; Beispiele dazu werden im folgenden Kapitel
über Freibereiche und Gärten vorgestellt (⟶ S. 317–325).
Licht und Helligkeit tragen zur Orientierung und damit zur Stressreduktion
bei. Der Lichtbedarf erhöht sich bei älteren Menschen infolge der Verschlechterung
der Sehleistung. 231 „Ein 60-Jähriger verfügt noch über 74 %,
ein 80-Jähriger nur noch über 47 % der Sehschärfe eines 20-Jährigen.“ Da die
Sehschärfe abhängig ist von der Beleuchtungsstärke und den vorhandenen
Kontrasten, benötigt ein Siebzigjähriger eine dreifach hellere Leuchtdichte
als ein Zwanzigjähriger, um einen Reiz wahrzunehmen. 232 Licht – im Besonderen
das Tageslicht – weist darüber hinaus auch eine biologische Wirkung
auf, indem es den Tag-Nacht-Rhythmus steuert und beispielsweise Depressionen
und Orientierungsstörungen entgegenwirkt. 233 Die Pflegeheime und
Wohnungen benötigen demnach möglichst viel Tageslicht. Dazu bieten sich
auch Lichtlenksysteme an, wobei abends und nachts das gleiche Prinzip gilt:
Die Räume müssen durch sehr viel helles, blendfreies Kunstlicht gleichmäßig
zu erleuchten sein. Eine individuelle Helligkeitssteuerung erlaubt je nach
fortschreitendem Alter bedürfnisgerechte Akzentsetzungen. Die Simulation
des Tageslichtverlaufes beeinflusst beispielsweise den Schlaf-wach-Rhythmus
und das Wohlbefinden der Patienten mit Demenz positiv. 234 Architekten
setzen in der Regel Kunstlicht in Wohnungen eher sparsam ein und erzeugen
für den Abend unterschiedliche Hell-dunkel-Atmosphären. Dies entspricht
vornehmlich der Wahrnehmung der Planenden, die meist in einem jüngeren
Alter sind. Die Erfüllung der Funktionen einer alternden Gesellschaft erfordert
eine Umorientierung.
Farben unterstützen die Orientierung und vermitteln dadurch Sicherheit
und Geborgenheit. Forschungsergebnisse aus der Farbpsychologie und Kommunikationstheorie
weisen nach, dass die Vorliebe für dunkle Farben und insbesondere
für Schwarz mit dem Alter abnimmt. 235 Ganz generell sprechen
sich die älteren Menschen in unseren empirischen Untersuchungen eher für
helle, sanfte und unaufgeregte Farben aus. Fast alle Pflegeheime, Wohnungen
und Wohnanlagen sind im Innenbereich in hellen Tönen ausgeführt und
entsprechen damit den Vorstellungen. Die Fassaden der Wohnanlagen sind
hingegen teilweise in kräftigen Rottönen gestaltet, was von den befragten
Bewohnern ebenfalls als angenehm empfunden wird und auf eine Unterscheidung
von Außen- und Innenraum schließen lässt. In der wenigen Literatur zum
Thema „Farben im Alter“ finden sich keine andersgearteten Erkenntnisse.
Das Zusammenwirken von Farbe, Beleuchtung, bildgebender Information
und Wandgestaltung dient als Markierungen und wirkt sich positiv auf 315
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
Pflegeheim Alcácer do
Sal, Aires Mateus
Arquitectos, Lissabon,
Portugal, 2010
71 Außenansicht
72 Innenbereich
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
316
die Stimmung aus. 236 Material, Licht und Farbe sind im Raum untrennbar miteinander
verbunden und sollten als fester Bestandteil der architektonischen
Komposition geplant und eingesetzt werden, wobei sich die Entwurfsqualität
an der integrativen und alle Sinne stimulierenden Gesamtwirkung bemisst. Es
bedarf der Entwicklung neuer ästhetischer Empfindungsstandards, um biografische,
sinnesanregende Materialienvielfalt in horizontalen und vertikalen
Elementen und Objekten an verschiedenen Orten in gestaltete Formen zu
bringen und damit eine neue, bislang unbekannte Raumqualität zu erzeugen.
Preisgekrönte und in der Fachliteratur veröffentlichte Architekturen wie
das Pflegeheim Alcácer do Sal in Portugal materialisieren exakt das Gegenteil
(Abb. 71, 72). Die Architektenwelt befasst sich kaum mit einer funktionalen
Ästhetik für die alternde Gesellschaft. Der Prozess des Alterns scheint im
Sinne von Elias vollständig verdrängt zu sein. Die weiße, reduktionistische
Moderne dominiert diesen Bautyp noch immer und in immer neuen Variationen,
vollkommen unabhängig von den Nutzungsinhalten. Das Pflegeheim
Alcácer do Sal könnte auch ein Krankenhaus, ein Studentenwohnheim oder
sogar ein Museum sein; die Raumsymbolik vermittelt vieles. Aus einer rein
kubischen Perspektive sieht es interessant aus, für demenzkranke alte Menschen,
die auch in Portugal einen erheblichen Teil der Bewohner von Pflegeheimen
ausmachen, funktioniert die Alltagsnutzung jedoch nicht und dementsprechend
transformiert das Gebäude auch seinen Inhalt nicht adäquat.
Freibereiche und Gärten
In den letzten Jahrzehnten nimmt die Forschung zu den positiven Auswirkungen
von Sinnesanregung und Bewegung in der Natur zu, ohne dass diese
Erkenntnisse in den Pflegeheimen oder Seniorenwohnanlagen bislang angemessen
berücksichtigt wurden. Der Aufenthalt im Freien führt zur Verbesserung
der zeitlichen und räumlichen Orientierung, des Gleichgewichtes, der
Beweglichkeit, der Aufmerksamkeit, der Konzentration, der Kommunikation,
des Erinnerungsvermögens, des Schlafrhythmus sowie der Stimmung und
senkt den Blutdruck. Die Bewegung in der Natur erhöht die sozialen Kontakte
und fördert die kommunikative Aktivität. Das Gehirn kann im Freien durch
verschiedene Anregungen wachsen, der Krankheitsverlauf bei Demenzkranken
sich verlangsamen und das für die Bildung von Vitamin D verantwortliche
Sonnenlicht die kognitiven Fähigkeiten verbessern. 237 Die Wahrnehmung
einer natürlichen Umwelt mit viel Grün und Wasser beeinflusst zudem das
parasympathische Nervensystem, welches organische Funktionen wie den
Herz-Kreislauf, die Atmung, die Körpertemperatur sowie die Nieren-, Lungenund
Magenfunktion steuert. Die Natur wirkt sich somit beruhigend auf den
ganzen Organismus aus und stärkt dessen Immunfunktion. Die Verbundenheit
zwischen Mensch und Natur wird deutlich, wenn man den Einfluss der Jahreszeiten
auf unsere physiologischen Funktionen wie Blutdruck, Herzfrequenz,
Stoffwechsel und Schlafdauer betrachtet. Auch das seelische Erleben kann
sich durch die körperlichen Reaktionen auf die Jahreszeiten verändern und
zeigt sich in Form von Depressionen im Herbst oder angenehmen Frühlingsgefühlen.
238 Diese Zusammenhänge dringen allmählich ins Bewusstsein einzelner
gesellschaftlicher Gruppen und führen zur Entstehung erster Sinnesgärten.
Sinnespark Haus Kannen, Gabriele Andreae, Münster, 1994
Den ersten öffentlichen Sinnespark in Deutschland plant die Architektin
Gabriele Andreae 1994 unter Leitung der Landschaftsplanerin Ilse Copak.
Der Park umfasst etwa 2 Hektar und ist in Rundlaufflächen angelegt. Er bietet
Erfahrungsstationen, Wahrnehmungen und sinnliches Erleben für jedes
73 Sinnespark Haus
Kannen, Gabriele
Andreae, Münster, 1994,
Gartenplan
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
317
93 Wohnbebauung, f64
architekten, Kempten,
2017, positive klimatische
Ausrichtung: Balkon halb
drinnen, halb draußen
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
Zum Freibereich Balkon
336
Für alte und kranke Menschen, die nicht mehr gut genug gehen können, um
das Haus regelmäßig zu verlassen, stellt der Balkon gegen Ende des Lebens
nicht selten den einzig verfügbaren Freibereich dar. Er ist im planerischen
Gedankenschema bei Einpersonen-Altenwohnungen oftmals nur für eine Person
ausgelegt, muss jedoch die Funktion erfüllen, Besuch zum Kaffeetrinken
oder Essen empfangen zu können, wofür er fast immer zu klein ist.
Der Balkon erfordert darüber hinaus zwei Klimazonen: eine, die von
Wänden geschützt ist, und eine, die über das Gebäude hinausragt, weil zu
viel Sonneneinstrahlung den Kreislauf belastet und zu viel Wind als unan-
94 Wohnbebauung, f64
architekten, Kempten,
2017, positive klimatische
Ausrichtung: Balkon halb
drinnen, halb draußen
genehm empfunden wird. Obgleich die Alterswohnforscherin Narten diese
Zusammenhänge bereits 1991 nachwies, liegen die Balkone heutzutage fast
ausschließlich als Ganze vor der Fassade, sind zumeist nach Süden ohne Sonnenschutz
ausgerichtet und damit ungeeignet.
Die Bewohner nutzen unseren Untersuchungen zufolge solche Balkone
nicht, wodurch ihnen mit steigender Bewegungsunfähigkeit die Möglichkeit
zum Aufenthalt an der frischen Luft genommen wird.
Abschließende Bemerkungen
Die optimale Zweizimmerwohnung benötigt für zwei Personen eine Größe
von 59 bis 63 Quadratmetern. Die in der Literatur veröffentlichten und von
uns untersuchten Wohnungen in Seniorenwohnanlagen weisen keinen altengerechten
Grundriss auf, der alle Bedürfnisse, insbesondere bei steigender
Gebrechlichkeit oder beginnender Demenz, erfüllt. Ein funktionaler Grundriss
für die Bedürfnisse einer immer älter werdenden Gesellschaft würde kaum
mehr Quadratmeter Grundfläche benötigen und kaum mehr Kosten erzeugen.
Bereits kleine Funktionsveränderungen, neue Raumzuordnungen, Öffnungen
von Wänden oder neue Nutzungselemente könnten zur erheblichen
Verbesserung der Lebensqualität beitragen und Gesundheitskosten einsparen.
Die vorgestellte idealtypische Grundrissvariante und Elemente (Abb. 87,
90–94) würde die Befriedigung aller genannten Bedürfnisse beim Altwerden
ermöglichen. Sie kann darüber hinaus körperlichen und geistigen Krankheiten
vorbeugen und die Kommunikation fördern.
Die gedanklichen Grundlagen des Planens für die Generation 80plus
fehlt. Die Veröffentlichungen in den Architekturzeitschriften über das Bauen
von Seniorenwohnanlagen oder betreute Wohnungen reflektieren über Bar-
Bauten für Wohnen und Leben im Alter im
Kontext demografischer Veränderungen
337
Bildnachweis
360
Bildnachweis
Kindertagesstätten
und die Verhäuslichung
der Kindheit
1 Geist / Kürvers 1980, S. 104,
Abb. B 32
2 Geist / Kürvers 1980, S. 96,
Abb. B 22
3 Weber-Kellermann 1976,
S. 192, Abb. 207, Foto: Staatsbibliothek
Berlin, St-B 736
4 Cuadra 1996, S. 18; Hemmer
1967, S. 34
5 Weber-Kellermann 1976,
S. 45, Abb. 34
6 Andritzky / Selle 1979, S. 300
7 Aden-Grossmann 2011, S.
30, verändertes Bild; siehe auch
Köhler 2006, S. 35 sowie https://
kindergartenmuseum.de/files/
kindergarten
museum/images/geschichte/
Bad_Blankenburg_Kindergarten.
jpeg (Aufruf am 27.02.2019)
8 Hemmer 1967, S. 40
9 Voigt et al. 2015, S. 120, Abb. 3
10 Cuadra 1996, S. 20, Abb. 19
11 Dezernat für Kultur und Freizeit
/ Amt für Wissenschaft und
Kunst der Stadt Frankfurt am Main
1986, S. 139
12 Dezernat für Kultur und Freizeit
/ Amt für Wissenschaft und
Kunst der Stadt Frankfurt am Main
1986, S. 139
13 Dezernat für Kultur und Freizeit
/ Amt für Wissenschaft und
Kunst der Stadt Frankfurt am Main
1986, S. 139
14 Dreysse 1987, S. 38
15 Voigt et al. 2015, S. 121,
Abb. 6
16 Hoffmann 1931, S. 123
17 Hoffmann 1931, S. 123
18 Hierl 1992, S. 86
19 Hierl 1992, S. 97
20 Wild 1971, S. 25
21 Wild 1971, S. 16
22 Wild 1971, S. 26
23 Behnisch Architekten
24 Behnisch Architekten
25 Behnisch Architekten
26 Behnisch Architekten
27 Behnisch Architekten
28 Cuadra 1996, S. 37
29 Cuadra 1996, S. 37
30 Funk & Schröder
31 Funk & Schröder
32 Funk & Schröder
33 Funk & Schröder
34 Funk & Schröder
35 Cuadra 1996, S. 37
36 Funk & Schröder
37 Bolles+Wilson
38 Bolles+Wilson
39 Fotografie: Waltraud Krase
40 Bolles+Wilson
41 Bolles+Wilson
42 Bolles+Wilson
43 Fotografie: Waltraud Krase
44 Fotografie: Waltraud Krase
45 Eigene Fotografie
46 Eigene Fotografie
47 Eigene Fotografie
48 Cuadra 1996, S. 65, Abb. 97
49 Cuadra 1996, S. 65, Abb. 96
50 Eigene Fotografie
51 Taschen 2006, S. 233
52 Eigene Fotografie
53 Taschen 2006, S. 243
54 Knaack&Prell Architekten
55 Knaack&Prell Architekten
56 Knaack&Prell Architekten
57 Eigene Fotografie
58 Eigene Fotografie
59 http://www.rki.de/DE/
Content/Gesundheitsmonitoring/
Gesundheitsberichterstattung/
GBEDownloadsF/KiGGS_W1/
kiggs1_fakten_koerp_aktivitaet.
pdf?__blob=publicationFile (Aufruf
am 14.03.2019)
60 http://www.rki.de/DE/
Content/Gesundheitsmonitoring/
Gesundheitsberichterstattung/
GBEDownloadsF/KiGGS_W1/
kiggs1_fakten_koerp_aktivitaet.
pdf?__blob=publicationFile
(Aufruf am 14.03.2019)
61 https://www.forst-sh.de/
einblicke/ansprechpartner/?L=0
(Aufruf am 01.04.2019)
62 Eigene Fotografie
63 Eigene Darstellung von Google
Maps: https://www.google.
com/maps/search/
Waldkindergarten+Buxtehude/
@53.451674,9.6756354,796m/
data=!3m1!1e3 (Aufruf am
30.05.2018)
64 Fotografie: Sarah Schönherr
65 Fotografie: Sarah Schönherr
66 Fotografie: Sarah Schönherr
67 Fotografie: Sarah Schönherr
68 Fotografie: Sarah Schönherr
69 Fotografie: Sarah Schönherr
70 Fotografie: Sarah Schönherr
71 Fotografie: Sarah Schönherr
72 Deutsche Bauzeitung
9/2009 S. 40
73 Deutsche Bauzeitung
9/2009 S. 41, Abb. 8
74 Deutsche Bauzeitung
9/2009, S. 39, Abb. 6
75 Fotografie: Friederike
Grünfeld
76 Statistisches Bundesamt,
https://www.destatis.de/DE/
ZahlenFakten/GesellschaftStaat/
Bevoelkerung/_Grafik/
Zusammengefasste_Geburtenziffer.
png?__blob=poster (Aufruf am
14.03.2019)
77 Statistisches Bundesamt,
https://www.destatis.de/DE/
ZahlenFakten/GesellschaftStaat/
Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_5_Familien.
html (Aufruf am 14.03.2019)
78 BMFSJ 2017, https://
www.bmfsfj.de/blob/119524/
f51728a14e3c91c3d8ea657bb01b
bab0/familienreport-2017-data.
pdf (Aufruf am 14.03.2019)
79 Statistisches Bundesamt,
https://www.destatis.de/DE/
ZahlenFakten/GesellschaftStaat/
Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_5_Familien.
html (Aufruf am 14.03.2019
80 https://www.destatis.de/
DE/ZahlenFakten/Gesellschaft
Staat/Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_5_Familien.
html (Aufruf am 14.03.2019)
81 Statistisches Bundesamt
2018, S. 64, https://www.destatis.
de/DE/Publikationen/
Datenreport/Downloads/
Datenreport2018.pdf?__blob=publicationFile
(Aufruf am
14.03.2019)
82 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
83 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
84 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
85 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
86 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
87 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
88 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
89 plus+ bauplanung GmbH –
Hübner – Forster – Remes – Hiller
90 https://www.baunetzwissen.
de/mauerwerk/objekte/soziale-einrichtungen/umnutzungder-kirche-st-sebastian-inmuenster-zur-kita-3236637/
gallery-1/4 (Aufruf am: 14.03.20.19)
91 https://www.hydroflora.de/
produkte/vertikalebegruenung/mooswaende/
(Aufruf am: 14.03.2019)
92 https://www.competitionline.com/de/projekte/57238
(Aufruf am 14.03.2019)
93 Corporate Communications
bei Beiersdorf
94 kadawittfeldarchitektur,
Hamburg, 2014, https://www.
competitionline.com/de/
projekte/57238 (Aufruf am
14.03.2019)
95 kadawittfeldarchitektur,
https://www.competitionline.
com/de/projekte/57238 (Aufruf
am 14.03.2019)
96 http://www.gat.st/sites/
default/files/Kindertagesstättetroplo-kidsbeiersdorf
lowresde.pdf (Aufruf am
14.03.2019)
97 https://www.competitionline.com/de/projekte/57238
(Aufruf am 14.03.2019)
98 Fotografie: Anna-Lena Albers
99 Fotografie: Anna-Lena Albers
100 kadawittfeldarchitektur,
https://www.competitionline.
com/de/projekte/57238 (Aufruf
am 14.03.2019)
101 Fotografie: Anna-Lena
Albers
102 Fotografie: Anna-Lena
Albers
103 Eigene Fotografie
104 Eigene Fotografie
105 Kraus Schönberg
Architekten
106 Fotografie: Jana Kowitzki
107 Kraus Schönberg
Architekten
108 Fotografie: Jana Kowitzki
109 Kraus Schönberg
Architekten
110 Kraus Schönberg
Architekten
111 Kraus Schönberg
Architekten
112 Fotografie: Jana Kowitzki
113 Fotografie: Jana Kowitzki
114 Fotografie: Jana Kowitzki
115 Fotografie: Jana Kowitzki
116 Fotografie: Jana Kowitzki
117 Fotografie: Jana Kowitzki
Wohnungsbau
im Wandel der
Familienstrukturen
1 Montclos / Polidori 1996, S. 11;
Fotografie: Robert Polidori
2 Grassnick / Hofrichter 1982,
Bildteil NZ 85, eigene Bearbeitung
3 Peschken et al. 1991, S. 108
4 Barta-Fliedl 2001, Farbtafel
4, 23; Kunsthistorisches Museum
Wien, Inv.-Nr. GG 8785
5 Fröhlich 1974, S. 44, Abb. 59;
Fotografie: Unbekannt
6 Brönner 1994, Abb. 400,
eigene Bearbeitung
7 Asmus 1982, S. 168; Fotografie:
Archiv für Kunst und Geschichte,
Berlin
8 Asmus 1982, S. 153; Fotografie:
Archiv für Kunst und Geschichte,
Berlin
9 Asmus 1982, S. 122; Bildvorlage:
Archiv für Kunst und
Geschichte, Berlin
10 Asmus 1982, S. 88; Bildvorlage:
Archiv für Kunst und
Geschichte, Berlin
11 Schulze 1986, S. 171, Abb. 117;
Fotografie: Mies van der Rohe-Archiv
im Museum of Modern Art,
New York
12 Hammer-Tugendhat /
Tegethoff 1998, S. 77, Abb. 79;
Fotografie: de Sandalo, 1931, im
Besitz der Familie
13 Global Architecture 75, EDITA
Tokyo co. Ltd., 1995, S. 46
14 Hammer-Tugendhat / Tegethoff
1998, S. 18, Abb. 27; Fotografie:
Fritz Tugendhat, 1930–1938, im
Besitz der Familie
15 Global Architecture 75, EDITA
Tokyo co. Ltd., 1995, S. 46, eigene
Bearbeitung
16 Hammer-Tugendhat /
Tegethoff 1998, S. 17, Abb. 24;
Fotografie: Fritz Tugendhat,
1930–1938, im Besitz der
Familie
17 Global Architecture 75, EDITA
Tokyo co. Ltd., 1995, S. 46, eigene
Markierung
18 Hammer-Tugendhat / Tegethoff
1998, S. 58, Abb. 62; Foto:
Fritz Tugendhat, 1930–1938, im
Besitz der Familie
19 Hammer-Tugendhat / Tegethoff
1998, S. 58, 27; Fotografie:
Fritz Tugendhat, 1930–1938, im
Besitz der Familie
20 Global Architecture 57, EDITA
Tokyo co. Ltd., 1995, S. 46, eigene
Bearbeitung
21 Global Architecture 75, EDITA
Tokyo co. Ltd., S. 46, eigene
Bearbeitung
22 Global Architecture 75, EDITA
Tokyo co. Ltd., 1995, S. 47, eigene
Bearbeitung
23 Müller-Wulckow 1929, S. 78;
Fotografie: Unbekannt
24 Müller-Wulckow 1929, S. 121
25 Asmus 1982, S. 145; Bildvorlage:
Archiv für Kunst und
Geschichte, Berlin
26 Ungers 1983, S. 70
27 Kähler 1996, S. 278; Fotografie:
Peter Noever (Hg.): Die Frankfurter
Küche von Grete Schütte
Lihotzky, Berlin 1992
28 Harlander / Fehl 1986, S. 45;
Fotografie: Unbekannt
29 Harlander / Fehl 1986, S. 206
30 Neufert 1936, S. 97, Abb. 7, 8;
S. 99, Abb. 2, 3, 4
31 Neufert 1936, S. 182, Abb. 7;
S. 269, Abb. 1, 2
32 Neufert 1936, S. 161, Abb.
1; S. 168, Abb. 10, 11, 12; S. 178,
Abb. 1, 2
33 Neufert 1936, S. 120, Abb.
11, 12
34 Neufert 1936, S. 161, Abb. 1; S.
160, Abb. 7, 8; S. 215, Abb. 1
35 Pook 1961, S. 75, Abb. 57; Fotografie:
Aenne Heise, Isernhagen
36 Universität Hannover
Diasammlung Lehrstuhl für Wohnungsbau
37 Hafner / Wohn / Rebholz-
Cheves 1998, S. 65, eigene
Bearbeitung
38 Landesarchiv Berlin, Foto
195, 656; Fotografie: Karl Heinz
Schubert
39 Hafner / Wohn / Rebholz-
Chaves 1998, S. 65; Fotografie:
Behörde für Stadtentwicklung
und Wohnen der Freien und
Hansestadt Hamburg
40 Ingrid + Peter Hense
41 Ingrid + Peter Hense, eigene
Bearbeitung
42 Ingrid + Peter Hense, eigene
Bearbeitung
43 https://de.statista.com/
statistik/daten/studie/249318/
umfrage/frauenanteile-anhochschulen-in-deutschland/
(Aufruf am 12.02.2019)
44 Fotos aus dem Bestand von
Rob Krier
45 Landesarchiv Berlin, IBA-
Archiv; Fotografie: Reinhard
Görner
46 Eigene Fotografie
47 Eigene Fotografie
48 Bauwelt 11/1983, Heft 42,
S. 1685
49 Bauwelt 11/1983, Heft 42,
S. 1688
50 https://www.destatis.de/
DE/Publikationen/
Datenreport/Downloads/
Datenreport1999.pdf?__blob=
publicationFile (Aufruf am
08.01.2019); https://www.
destatis.de/DE/ZahlenFakten/
Indikatoren/LangeReihen/
Bevoelkerung/lrbev05.html
(Aufruf am 08.01.2019)
51 https://www.destatis.de/
DE/ZahlenFakten/Gesellschaft
Staat/Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_5 Familien.
html, eigene Berechnung (Aufruf
am 08.01.2019)
52 https://www.destatis.de/
DE/ZahlenFakten/Gesellschaft
Staat/Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_5_Familien.
html, eigene Darstellung (Aufruf
am 08.01.2019)
53 https://www-genesis.
destatis.de/genesis/online/
data;sid=D15B108F0B982
56079CE2A6DB129A719.
GO_2_2?levelindex=2&levelid=
1515154695330&downloadname=
12612-0009&operation=
ergebnistabelleDiagramm&
option=diagramm www-genesis.
destatis.de, Tabellencode 12612
(Aufruf am 08.01.2019)
54 https://www.destatis.de/
DE/ZahlenFakten/Gesellschaft
Staat/Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_8_LR_
Familien.html (Aufruf am
22.01.2019)
55 Statistisches Bundesamt,
Datenreport 2018, S. 55
56 Statistisches Bundesamt
2017, Ergebnisse des Mikrozensus,
https://www.destatis.de/DE/
ZahlenFakten/GesellschaftStaat/
Bevoelkerung/Haushalte
Familien/Tabellen/2_5_Familien.
html (Aufruf am 21.01.2019)
57 Sinus Institut
58 Deutsche Bauzeitung
4/2009, S. 42
59 Huke-Schubert Berge Architekten
60 Landeshauptstadt Hannover
2000, S. 8; Fotografie: Karl
Johaentges
61 Landeshauptstadt Hannover.
Expo 2000, Hannover-Kronsberg,
Mensch Natur Technik, S. 114;
Fotografie: Karl Johaentges
62 Landeshauptstadt Hannover.
Expo 2000, Hannover-Kronsberg,
Mensch Natur Technik, S. 119;
Fotografie: Karl Johaentges
63 Wohnungsunternehmen
Gundlach, Hannover
64 Fotografie: Karl Johaentges
65 Hafencity Hamburg GmbH
66 Meyhöfer / Schwarz 2005, S.
12; Fotografie: Unbekannt
67 Meyhöfer / Schwarz 2005, S.
12; Fotografie: Unbekannt
68 Feuerstein / Leeb 2015, S.
120; Fotografie: Unbekannt
69 Meyhöfer / Schwarz 2005
Gesamtanlage Grundriss, S. 21;
Grundriss Wohnung
70 Böge Lindner K2 Architekten
71 Fotografie: Ralf Buscher
72 Fotografie: Ralf Buscher
73 Böge Lindner K2 Architekten
74 Böge Lindner K2 Architekten
75 Böge Lindner K2 Architekten
76 https://www.ibahamburg.de/projekte/
klimaschutzkonzepterneuerbares-wilhelmsburg/
projekt/klimaschutzkonzepterneuerbares-wilhelmsburg.
html (Aufruf am 05.01.2019)
77 hauschild + siegel
architecture
78 hauschild + siegel
architecture
79 hauschild + siegel
architecture
80 hauschild + siegel
architecture
81 hauschild + siegel
architecture
82 hauschild + siegel
architecture
83 hauschild + siegel
architecture
84 hauschild + siegel
architecture
85 hauschild + siegel
architecture
86 hauschild + siegel
architecture
87 hauschild + siegel
architecture
88 Statistisches Bundesamt
2016c
89 Statistisches Bundesamt
2016d, S. 62
90 czerner göttsch architekten
91 czerner göttsch architekten
92 czerner göttsch architekten
93 czerner göttsch architekten
94 https://www.xn--psten
hof-n4a.de/der-poestenhof.html
(Aufruf am 29.03.2019); Fotografie:
Unbekannt
95 https://www.dbz.de/artikel/
dbz_Unter_einem_Dach_Mehrgenerationen-wohnen_
Poestenhof_Lemgo_1721649.html
(Aufruf am 29.03.2019);
Fotografie: Christian Eblenkamp
96 http://derarchitektbda.
de/wp-contentuploads/2015/09/
hsd-architekten_Poestenhof_01_
Foto-Christian-Eblenkamp.jpg
(Aufruf am 29.03.2019);
Fotografie: Christian Eblenkamp
97 Deutsche Bauzeitschrift
05/2013, S. 45; Fotografie:
Unbekannt
98 Deutsche Bauzeitschrift
05/2013, S. 40
99 http://www.muellersigrist.ch/arbeiten/bauten/
wohn-und-gewerbesiedlungkalkbreite-zuerich/
(Aufruf am 29.03.2019;
Fotografie: Unbekannt
100 Bauwelt 39/2014, S. 26/27;
Fotografie: Volker Schopp
101 Detail 09/2015, S. 873
102 Bauwelt 39/2014, S. 28/29
103 Bauwelt 39/2014, S. 31
104 Landeshauptstadt
München / Referat für Stadtplanung
und Bauordnungen
2013b, S. 45
105 bogevischs buero
architekten & stadtplaner gmbH
106 bogevischs buero
architekten & stadtplaner gmbH
107 Fotografie: Julia Knop
108 Fotografie: Julia Knop
109 Fotografie: Julia Knop
Anhang
Bildnachweis
361
Dank
Ich bedanke mich bei meinen wissenschaftlichen Mitarbeitern Atilla Cinar (2009–2014)
und Florian Siegert (2010–2015), die an dieser Publikation mitgewirkt haben, für Ihre weitreichenden
Recherchen, Ihre Anregungen und die gemeinsamen inhaltlichen Diskussionen.
Impressum
© 2020 by jovis Verlag GmbH
Das Copyright für die Texte liegt bei der Autorin.
Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den Fotografen/Inhabern der Bildrechte.
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagmotive: Entdeckerhaus, plus+ bauplanung GmbH – Hübner – Forster – Remes – Hiller,
Bremen, 2006, Ausschnitt Lageplan mit Grundriss
Wohnanlage wagnisART, Domagkpark, bogevischs buero architekten & stadtplaner gmbH /
Schindler Hable Architekten GbR / Aub.ck + Karasz Landscape Architects / bauchplan GbR,
München, 2016, Ausschnitt Grundriss
Kompetenzzentrum für Menschen mit Demenz, Feddersen Architekten, Nürnberg, 2006,
Ausschnitt Grundriss
Lektorat: Nina Kathalin Bergeest, jovis
Lithografie: Bild1Druck, Berlin
Gedruckt in der Europäischen Union
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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ISBN 978-3-86859-585-7