Strange-Forces: Die verlorene Einheit (Blick ins Buch)
Bei dem Versuch einen entführten Diplomaten zu retten, gerät eine internationale Anti-Terroreinheit in einen Hinterhalt. Für die Überlebenden beginnt ein mörderischer Kampf gegen einen unbekannten Feind, der nicht nur fanatische Terroristen, sondern auch intelligente Maschinen auf seiner Seite weiß.
Bei dem Versuch einen entführten Diplomaten zu retten, gerät eine internationale Anti-Terroreinheit in einen Hinterhalt.
Für die Überlebenden beginnt ein mörderischer Kampf gegen einen unbekannten Feind, der nicht nur fanatische Terroristen, sondern auch intelligente Maschinen auf seiner Seite weiß.
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Strange Forces
Die verlorene Einheit
von
Christian H. Wege
Blick ins Buch
ELVEA
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Der Autor
Er wurde irgendwann im letzten Jahrtausend geboren.
Angeblich im Jahr 1979. Aber wer weiß das schon sicher.
Schon in jungen Jahren liebte er es, Geschichten zu
erzählen und die Welt daran teilhaben zu lassen.
Nachdem er eine schöne Zeit in der Steiermark
verbracht hatte, wollte er die Welt kennenlernen.
Irgendwo bog er falsch ab.
Am Ende verschlug es ihn an den unterfränkischen
Main. Tief in den Wäldern des Spessarts lebt
und schreibt er seit einigen Jahren. Als Autor zahlreicher
Geschichten in verschiedenen Genres ist er mit
diversen Pseudonymen einem breiten Publikum bekannt.
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Der Konvoi, bestehend aus vier schwarzen Limousinen,
fuhr mit zügigem Tempo am Seeufer
entlang. Emilia blickte nachdenklich aus dem
Fenster. In rascher Folge huschten die verschneiten
Umrisse von Bäumen und Häusern vorbei.
Der See war in der Abenddämmerung kaum
noch von der darüber liegenden Nebelschicht zu
unterscheiden. Auch von den, sie umgebenden
Bergen war weit und breit nichts zu sehen.
»Wenn die Sonne scheint, ist es hier richtig
idyllisch.«
Neben ihr saß Oliver Buck, Sicherheitsberater
des US-Präsidenten.
»Waren Sie schon mal hier?«, fragte Emilia
der Höflichkeit halber.
»Ja. Ist aber ein Weilchen her.«
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Der Mittfünfziger drehte sich zu ihr und lächelte
verschmitzt.
»Der Ort hier heißt übrigens Bad Wiessee. Ich
habe meine Exfrau hier kennengelernt. Sie hat
hier als Bedienung in den
Semesterferien gearbeitet.« »Interessant«,
log Emilia.
Sie hatte wenig für die Geschichten alter
Männer übrig. In Washington musste sie sich die
oft genug anhören.
»Damals war sie jung und schön. Sind Sie eigentlich
verheiratet?«
Emilia schüttelte den Kopf.
»Erstaunlich. Sie sind in DC bestimmt eine
begehrte Partie. Oder stehen sie nicht auf Männer?«
Das Buck zu den einflussreichsten Männern
der Welt gehörte, änderte nichts an ihrer Abneigung
ihm. Er war als Schürzenjäger verschrieen
und man hatte sie vor seinem Verhalten gewarnt.
Doch wer in dem Löwenkäfig der Politik als Frau
weiter kommen wollte, musste sich in diesen Zeiten
mit seinesgleichen abgeben. Emilia hatte bereits
Übung darin.
»Keine Zeit. Die Arbeit und so«, sagte die
Frau mit gewusst gelangweilter Stimme.
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Sie hoffte, das Gespräch damit abzuwürgen.
Ihr Begleiter allerdings sah dies anders. Der seit
Jahren geschiedene Mann nutzte die Gelegenheit,
ihr viel zu intime Details seines Privatlebens
aufzudrängen, während sie das Dorf und den See
hinter sich ließen. Die sonst so aufmerksam Frau
bereute bereits, dass sie sich für diese Reise nach
Europa freiwillig gemeldet hatte. Sie hatte es als
Chance gesehen, auch wenn sie ihre kleine Tochter
nur ungern so lange in der Obhut der Nanny
zurückließ.
Der Konvoi fuhr zügig durch einen weiteren
Ort und bog dann rechts ab.
»Warum findet die Konferenz ausgerechnet
hier statt?«, fragte die brünette Frau, in der Hoffnung
das Thema zu wechseln.
»Sicherheit. Hier draußen gibt kaum Technik.
Keine Smartphones, keine integrierten Peernetze,
die man nicht kontrollieren könnte. Deswegen
gibt es auch nichts über Offizielles über
dieses Treffen. Die Einladung kam per Kurier.
Ansonsten herrscht Funkstille.«
»Worum geht es bei der ganzen Sache eigentlich?«,
wollte Emilia wissen.
Sie war zwar offiziell die Vertreterin des Außenministeriums,
dennoch war ihr Briefing
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kümmerlich verlaufen. Alles an diesem Einsatz
schien geheim zu sein.
»Man hat Sie im Dunkeln gelassen? Nicht Sie,
meine Teuerste. Nicht mal ich weiß, was die
Darpa Jungs, die im anderen Wagen sitzen, uns
bei Konferenz zeigen werden.«
Emilia sah den Mann erstaunt an. Vor dem
Job im Weißen Haus hatte Oliver Buck, Vize Direktor
der NSA, Zugang zu einer Menge vertraulicher
Informationen gehabt.
Normalerweise verhielt er sich vage, doch in
seinen Augen bemerkte Emilia ein Funkeln, das
ihre Neugier weckte.
»Sind etwa irgendwo wirklich Aliens gelandet?«,
fragte sie halb spöttisch.
»Vielleicht. In jedem Fall werden sich hier, im
letzten Eck von Deutschland, bald die wichtigsten
Sicherheitsexperten der freien
Welt treffen.«
»Und was ist dabei meine Aufgabe?«
Gerade als Buck zur Antwort ansetzen wollt,
stoppte der Wagen.
»Eine Polizeikontrolle!«, sagte der Fahrer.
Emilia blickte argwöhnisch aus dem Fenster.
Am Straßenrand standen vier Polizeifahrzeuge.
Mehrere Beamte überprüften die Fahrzeuge. Ein
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mulmiges Gefühl beschlich sie, ohne dass sie einen
Grund dafür nennen konnte.
Angesichts der zwei, mit US-Marines voll besetzten,
Geleitfahrzeuge musste sie sich um die
Sicherheit keine Sorgen machen. Schließlich hatten
die von der Botschaft gestellten Soldaten genug
Waffen dabei, um einen kleinen Krieg anzufangen.
In Zeiten des globalen Terrors war diese Sicherheitsmaßnahme
leider notwendig. Seit der
Ermordung des französischen Präsidenten und
des deutschen Bundeskanzlers im vergangenen
Jahr, war auch in Europa nichts mehr wie früher.
Der Berlinzwischenfall steckte allen in den Knochen.
Die sich weltweit ausbreitende Unsicherheit
fachte dabei die ohnehin schon bestehenden
Konflikte an. Emilia hatte das Gefühl, die Welt
sei zu einem Pulverfass geworden und fürchtete
vor allem um die Zukunft ihrer Tochter.
Ein uniformierter Polizist klopfte an die
Scheibe ihres Wagens.
»Grüß Gott«, begann er auf Deutsch und
wechselte dann in fließendes Englisch. »Den
Passierschein bitte, Sir.«
Buck holte eine, mit einem aufwändigen Hologramm
verzierte, Einladungskarte heraus und
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reichte sie nach draußen. Der Polizeibeamte
prüfte das Dokument kurz mit einem Handscanner
und warf dann einen Blick in das Fahrzeug.
»Wer ist Ihre Begleitung, Sir?«
»Das ist Emilia Berger vom Außenministerium«,
erklärte Buck.
»Gut Sir. Sie können weiter fahren. Sie werden
schon erwartet. Ihre Delegation ist die Letzte
auf unserer Liste. Einen schönen Tag noch.«
Das Lächeln des Polizisten sowie seine mit
deutschem Akzent behaftete Aussprache rangen
Emilia ein Schmunzeln ab. Überhaupt wirkten
die deutschen Männer und Frauen in ihren Uniformen,
trotz des schlechten Wetters, geradezu
entspannt. Sie besaßen so gar nichts von den notorisch
grimmigen Gesetzeshütern ihrer Heimatstadt
Chicago, die ständig mit dem Finger am
Abzug auf einen Terroranschlag warteten.
Die Fensterscheibe hob sich und der Konvoi
setzte sich wieder in Bewegung. Inzwischen
konnte man, im stärker werdenden Tageslicht,
die Ausläufer der Berge deutlich erkennen. Häuser
hingegen gab es kaum mehr.
»Was hat er gemeint? Wir sind die Letzten?«,
wollte Emilia wissen.
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»Ich weiß nicht. Vermutlich sind die anderen
Delegationen bereits da. Wir werden es gleich erfahren.«
Buck fischte sein Smartphone heraus und aktivierte
es mit einer leichten Berührung des Daumens.
Emilie blickte wieder hinaus. Sie ließen den
kleinen Ort Kreuth hinter sich. Der Wald, aber
auch der Nebel um sie herum wurde immer dichter.
Die innere Unruhe, die sie bereits geraume
Zeit beschlich, wurde stärker.
»Verdammt! Kein Netz. Die Deutschen müssen
den Funkmasten ausgeschaltet haben. Offenbar
wollen sie wirklich auf Nummer Sicher
gehen, dass die Konferenz vertraulich bleibt.«
Der Sicherheitsberater fügte noch einige wenig
schmeichelhafte Kommentare hinzu, um
seine Verärgerung auszudrücken. Auch Emilie
gefiel es nicht. Sie war es gewohnt, in regelmäßigen
Abständen Bilder und Nach-richten von zu
Hause zu bekommen. Auf diese Weise konnte sie
die häufige Trennung von ihrem kleinen Liebling
besser verkraften.
»Gleich sind wir da. Na die Darpa Leute können
sich etwas anhören, wenn die Sache nicht
wirklich wichtig ist.«
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Emilia wollte gerade etwas erwidern, als mit
einem Schlag die Hölle losbrach. Eine gewaltige
Explosion ließ den vor ihnen fahrenden Wagen
explodieren. Das tonnenschwere gepanzerte
Fahrzeug wirbelte, wie ein Spielzeugauto, durch
die Luft.
Emilia höre sich selbst schreien, während der
Fahrer einfach nur funktionierte. Der erfahrene
Personenschützer legte den Rückwärtsgang ein
und beschleunigte in einer fließenden Bewegung,
doch er kam nicht weit.
Eine Explosion erfasste ihr Auto und schleuderte
es herum. Die Schockwelle lähmte die Insassen.
Emilia wurde schwarz vor Augen. Als sie
wieder Herr ihrer Sinne war, lag der Wagen kopfüber
im
Straßengraben.
Um sich herum hörte sie Schüsse und Schreie,
die sie jedoch nicht zuordnen konnte. Der Explosionsknall
hallte noch immer in ihrem Kopf nach
und ließ sie keinen klaren Gedanken fassen.
Gemeinsam mit Buck zwängte sie sich aus
dem demolierten Fahrzeug. Ihr Fahrer war bereits
ausgestiegen und hatte seine Pistole gezogen.
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»In Deckung bleiben!«, rief er ihnen zu und
gab ein paar Schüsse auf einen, für sie unsichtbaren
Feind ab.
Mehrere Geschosssalven strichen über das
Fahrzeugwrack hinweg.
»Schnell. In den Wald. Wir müssen hier
weg!«, schrie Buck.
Seine Hand fasste Emilia an der Schulter und
zerrte sie mit sich. Widerstandslos folgte sie dem
Sicherheitsberater. Aus den Augenwinkeln heraus
sah sie noch, wie der Fahrer getroffen zu Boden
ging. Blut färbte den Schnee rot. Überall loderten
Flammen aus den zerstörten Fahrzeugen.
»Kommen Sie!«, brüllte Buck.
Als sie ersten Bäume erreichten, tobte hinter
ihnen noch immer die Schlacht gegen den unbekannten
Feind. Emilia hatte ihre Starre überwunden
und lief, so schnell sie nur konnte. Ihre
nackten Füße sanken in den Schnee ein, denn
ihre Halbschuhe hatte sie bereits nach wenigen
Schritten verloren.
»Laufen Sie!«, schrie Buck sie immer wieder
an.
Sie erreichten eine Lichtung. Dichter Nebel
behinderte die Sicht. Plötzlich setzte eine
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gespenstische Stille ein. Kein Schuss war mehr zu
hören und Emilia ahnte den Grund dafür.
»Wir müssen weiter«, rief ihr Begleiter.
Keuchend nickte sie. Langsam ließ der erste
Schock nach und der Schmerz kam. Sie spürte
die Kälte an ihren Füßen, ebenso die Prellungen
durch die Explosion. Trotzdem zwang sich Emilia
weiterzugehen. Sie durfte nicht aufgeben, das
würde ihren sicheren Tod bedeuten. Nein, für sie
durfte das hier nicht das Ende sein.
Die Gedanken an ihre Tochter trieben die
Frau weiter. Sie kämpfte gegen den Schmerz und
die sich ausbreitende Erschöpfung an, auch
wenn jeder Schritt zur Tortur wurde.
Plötzlich tauchten vor ihr mehrere Gestalten
im Nebel auf. Sie blieb stehen und sah sich nach
Buck um. Vom Sicherheitsberater war nichts
mehr zu sehen. Stattdessen sah sie von allen Seiten
dunkle Silhouetten. Eine Flucht war jetzt
aussichtslos. Noch immer wusste sie nicht, wer
sich hinter den schwarzen Kampfanzügen und
den
Sturmhauben verbarg.
»Bitte tun Sie mir nichts«, flehte die Frau, als
die Männer sie schließlich eingekreist hatten.
Ohne ein Wort zu sagen, hob einer der Fremden
sein Gewehr an und schlug ihr den Kolben
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ins Gesicht. Ein stechender Schmerz peitschte
durch ihren Verstand und Emilia verlor das Bewusstsein.
Eiskalter Wind blies der Soldatin ins Gesicht.
Es versprach eine eisige Nacht zu werden. Die
junge Frau zog sich die Sturmhaube über Mund
und Nase. Die Augen waren hinter einer Skibrille
verborgen.
Ihre Kameraden lagen bereits in den zuvor
aufgebauten Iglus. Vermutlich schliefen die Ersten
schon, nach dem langen Aufstieg. Sie würde
es jedenfalls tun, wenn Feldwebel Schuster sie
nicht zum Wachdienst eingeteilt hätte.
Kein besonders spannender Dienst. Schließlich
befand sich ihre Gruppe nicht irgendwo im
Feindesland, sondern nur dreißig Kilometer
Luftlinie von der heimatlichen Kaserne entfernt.
Sollten die Österreicher nicht einen spontanen
Überfall auf Deutschland planen, konnte man
also von einer ruhigen Nacht ausgehen.
Trotzdem würde sie ihre Aufgabe so gut es
ging verrichten. Es gehörte einfach zur Übung.
Für mehrere Tage sollte ihre Gruppe
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das unwegsame Gelände des Mangfallgebirges
erkunden und dabei ihre
Fertigkeiten für den Ernstfall trainieren. Nur
so würde sie bald ein vollwertiges Mitglied der
Gebirgsjäger sein.
»Soldat Wolf?«, fragte eine, gegen den rauen
Wind ankämpfende Stimme.
»Ja, Herr Feldwebel.«
Cassandra Wolf drehte sich um und deutete
einen militärischen Gruß an. Hier draußen war
der Umgang nicht ganz so streng, wie in der Kaserne.
Ihr Gruppenführer war gut zehn Jahre älter
als sie und somit fast dreißig. Genau wie sie,
trug er einen weißen Tarnanzug.
»Melde gehorsam. Keine besonderen Vorkommnisse«,
rief sie.
Die Soldatin versuchte, das Klappern ihrer
Zähne zu unterdrücken. Denn trotz der Winterkleidung
war ihr, durch den Wind hier oben,
ziemlich kalt.
»Sehr gut. Und schon durchgefroren?«
»Nein, Herr Feldwebel«, log Cassandra.
Vermutlich war sie eine schlechte Lügnerin o-
der es lag einfach an der Erfahrung des Mannes.
Er wirkte jedenfalls von ihrer Antwort wenig
überzeugt.
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»Soll ich jemand anderes schicken. Nicht,
dass Sie mir hier erfrieren.«
»Mir ist nicht kalt«, versicherte Cassandra.
Es gehörte zur Berufsehre der Gebirgsjäger
nicht über das Wetter zu klagen. Dies galt besonders
für sie als Frau, die sich beweisen wollte.
Gerade wenn ihre Kameraden versuchten, es ihr
leichter zu machen, wurde es für sie in Wirklichkeit
schwerer.
»Gut. Ich lasse Sie in einer Viertelstunde ablösen.
Heute ist wirklich kein gutes Wetter.«
Der Unteroffizier wollte sich gerade wegdrehen,
als ein dumpfer Knall ihre gemeinsame Aufmerksamkeit
erregte.
»Was war das?«, fragte Feldwebel Bernd
Schuster.
»Klang wie eine Explosion. Eine Lawine?«
In kurzer Folge waren weitere gedämpfte
Schläge zu hören. Unter dem Nebel konnten sie
orangene Lichtblitze erkennen.
»Ich vermute ein Flugzeugabsturz oder etwas
anderes.«
»Eine Übung?«
»Nein. Das ist ernst. Das sollten wir uns ansehen.«
Cassandras Herz machte einen Satz. Der Gedanke
nach Monaten des Trainings, tatsächlich
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so etwas Ähnliches wie ein richtiges Abenteuer
zu erleben, trieb sie an. Erregt eilte sie in eines
der Iglus und rief ihre Kameraden heraus.
Rasch sammelte sich die Gruppe der Gebirgsjäger
zum Aufbruch. Sie hatten schließlich genug
Übung darin.
»Also Kameraden«, begann Feldwebel Schuster
die Lagebesprechung. »Im Tal gab es vorhin
mehrere Explosionen und wie ihr sehen könnt,
brennt da noch immer irgendetwas. Es könnte
ein Flugzeugabsturz oder ein anderes Unglück
sein. Wir sind zwar in keiner offiziellen Mission
hier, doch wir alle sind als Ersthelfer ausgebildet
und können dort unten vielleicht Menschenleben
retten.«
»Ist das eine Übung?«, fragte Samuel Förn.
»Nein Förn. Das ist keine, ich wiederholte,
keine Übung! Noch Fragen?«
Für einen Moment herrschte Schweigen,
während die unerfahrene Gruppe die Nachricht
verarbeitete.
»Also Ausrüstung und Ski anlegen. Dies wird
eine Abfahrt in Dunkelheit.«
Der zackige Befehlston löste bei den anwesenden
Soldaten einen Automatismus aus, sodass
sie nur drei Minuten später bereits auf ihren Skiern
den Berg hinunterfuhren.
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Die Tür zum Einsatzraum öffnete sich.
»Einen guten Abend, Colonel Canaris.«
Der Corporal salutierte vor dem eintretenden
Offizier, dessen kurz geschnittenes Haupthaar
bereits ergraut war.
»Es gibt einen Terrorangriff mit zahlreichen
Toten. Ich glaube nicht, dass dies ein guter
Abend wird«, herrschte der Colonel seinen Untergeben
an.
»Entschuldigung Sir, ich wollte nur höf ...«
Canaris brachte den Mann mit einer Handbewegung
zum Schweigen.
»Schon gut, Corporal. Bringen Sie mir Kaffee.
Es sieht aus, als wenn dies eine lange
Nacht wird.«
»Zu Befehl Sir.«
Der Colonel trat an die Seite einer jungen Asiatin
mit kurzem Haarschnitt. Angespannt flogen
ihre Finger über die Tastatur, während sie auf
dem Display mehrere Fenster parallel im Auge
behielt.
»Was haben Sie für mich, Parker?«
Die Frau antwortete, ohne aufzusehen.
»Vor dreißig Minuten haben wir den Kontakt
zum Pandora-Konzil verloren.«
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»Die Sicherheitskonferenz mit den Darpa
Leuten? Verdammt.«
Canaris hob eine Augenbraue.
»Ja.«
»Das Wetter vielleicht?«
»Das dachte ich zuerst. Doch dann wurde von
unserer Einrichtung in Bad Aibling ein Notsignal
aufgefangen. Es scheint, als habe ein Hackerangriff
die gesamte Kommunikation in der Region
unterbrochen. Das Satellitennetzwerk ist
ebenfalls betroffen.«
Die Mundwinkel des Colonels fielen herab.
»Alle Echtzeitsatelliten, die dieses Gebiet
überwachen, sind gestört. Sowohl die der USA,
als auch die europäischen. Überall sind die Frequenzen
durch einen DoS Angriff überlastet.«
»Also ein gezielter Angriff.«
»Vermutlich. Der Notfallsender unseres
Teams vorort operiert über das L-Band. Deswegen
ist er nicht von der Attacke betroffen. Ansonsten
haben wir keine Informationen aus dem
Gebiet.«
»Verdammter Mist. Ich muss wissen, was da
vor sich geht.«
»Ich habe Kontakt zu unseren Verbündeten
beim Mossad aufgenommen. Sie haben einen Satelliten,
der in einem anderen Frequenzband
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arbeitet. Hoffentlich können sie uns aktuelle Bilder
liefern«, erklärte die Frau.
Canaris ballte die Hand zur Faust, während
der Corporal mit einer Tasse Kaffee kam. Gierig
nahm er einen Schluck, auch wenn sein Blutdruck
längst um Gnade flehte. Die Anspannung
in dem, von einer länglichen Narbe entstelltem
Gesicht, war deutlich zu erkennen.
»Rufen Sie zusätzlich bei der Luftwaffe an.
Ich will eine Drohne in der Luft haben. Wir müssen
wissen, was dort unten vor sich geht. Und
versetzten Sie ein Einsatzteam in Bereitschaft.«
»Ja, Sir«, bestätigte die Frau auf deren
Bruststicker Lin Parker stand.
»Ich will in fünf Minuten einen Bericht mit allen
aktuell verfügbaren Informationen zur Verfügung
haben. Ich brauche Optionen. Ich muss mit
dem Rat sprechen.«
Das Treffen mit dem Rat fand hinter den besonders
abgesicherten Wänden des CCR statt.
Nur eine Handvoll Menschen wusste von dieser
geheimen Kommunikationsplattform.
Auf der Bildwand erschienen mehrere Personen,
die zum Teil recht verschlafen wirkten.
Canaris richtete seine Uniform und trat dann vor
den Rat.
Urheberrechtlich geschütztes Material
»Colonel, was bringt Sie dazu, den Rat einzuberufen.«
Die Frage kam von Yamamoto, dem japanischen
Mitglied des Kontrollrats. Die Gesichtszüge
des Asiaten waren finster und zeugten von
Missfallen. In Japan war es schließlich mitten in
der Nacht.«
»Wir haben eine Krisensituation in Deutschland.«
»Ist Ihnen die Aufgabe von CTF bewusst?«
»Ja, die CTF wurde gegründet, um gegen international
agierende Terrorgruppen vorzugehen,
welche die nationalen Polizeikräfte überfordern
und dabei geheimdienstliche und militärische
Mittel einzusetzen«, sagte Canaris.
Der Satz stammte aus dem Handbuch. Er
hatte ihn im letzten Jahr oft genug gelesen.
»Das ist richtig, aber ihre Aufgabe ist es, in
Bereitschaft zu sein, für den Fall, dass der Rat
ihre Dienste benötigt. Ich kann mich nicht erinnern,
dass Sie uns anfordern sollten. Wo ist überhaupt
der deutsche Vertreter Ernst Schmidt?«
»Seine Abwesenheit ist Teil der Krise. Wir haben
Grund zu der Annahme, dass eine unbekannte
Gruppe einen gezielten Angriff auf das
Pandora Konzil in Kreuth verübt hat. Die Satelli-
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tenaufklärung ist gestört und es besteht kein
Kontakt zu lokalen Kräften vor Ort.«
»Das Pandora Konzil?«
Monique Sade, das französische Ratsmitglied
meldete sich. Sie trug ein glänzendes Abendkleid.
Ihre, mit Akzent behaftete Stimme, war
wie ihr Aussehen, bezaubernd. Canaris war, wie
die meisten Männer von ihrem Auftreten hingerissen,
und die Französin verstand es gewöhnlich,
diese Tatsache zu ihrem Vorteil zu nutzen.
»Es ist eine Konferenz, die von unseren USamerikanischen
Verbündeten einberufen wurde.
Es geht wohl um die geheimen Untersuchungsergebnisse
über den Anschlag letztes Jahr, bei
dem der französische Präsident und der Bundeskanzler
ermordet wurden. Unser Innenminister
und der deutsche Staatssekretär Ernst Schmidt
sind vor Ort.«
»Warum wurde ich nicht informiert? Warum
diese Geheimhaltung?«, fragte Oliver Nevara,
der spanische Vertreter.
Auch wenn der Rat und das CTF international
aufgestellt waren, gab es zwischen den Nationalstaaten
des 21. Jahrhunderts noch immer die
gleichen Vorbehalte, wie in der Vergangenheit.
Colonel Canaris vermochte die Gründe zu verstehen,
doch es war ihm zuwider. Dieses Spiel um
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Macht zwischen nationalen Kräften war die
größte Schwäche Europas. Eine Schwachstelle,
die alle möglichen Feinde nur allzu gut gegen die
Staaten ausnützen konnte. Dabei unterschied
Canaris nicht zwischen Terrorgruppen, Schurkenstaaten
und mächtigen multinationalen Konzernen
wie Alphacorp. Mit harschem Tonfall
wischte der den versuchten Einwand des Spaniers
beiseite.
»Das tut jetzt nichts zur Sache. Darüber können
wir später reden. Fakt ist, dass vermutlich
ein Angriff stattgefunden hat, und ich die Freigabe
des Rates brauche um ein Team auf deutschem
Boden einzusetzen.«
»Was ist mit der Polizei?«, wollte Sade wissen.
»Die deutsche Polizei verfügt über keine nennenswerte
Kräfte in der Region. Die GSG 9 und
das KSK würde bis zu einem möglichen Einsatz
viele Stunden benötigen. Sie wären außerdem
ohne Chance, wenn es sich um einen ähnlichen
Vorfall wie im vergangenen Jahr handelt. Und
ich bin mir sicher, es ist derselbe Feind wie in
Berlin. Alles spricht dafür.«
»Was für Beweise haben Sie, Colonel?«,
fragte John Gophry, der britische Vertreter im
Rat.
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»Einen massiven Hackerangriff auf eine ansonsten
unbedeutende Region und einen automatischen
Notruf von einem unserer Sender. Ich
vermute, dass es sich um den von Ernst Schmidt
handelt.«
Die Mitglieder des internationalen Rats begannen
zu diskutieren. Selbst diese kleine
Gruppe von nationalen Sicherheitsexperten war
sich uneins über das richtige Vorgehen. Canaris
verfolgte das Gespräch angespannt. Es erinnerte
ihn an die zögerliche Haltung bei dem Anschlag
auf das deutsch-französische Gipfeltreffen in
Berlin. Damals hatten Terroristen das Hotel gestürmt,
in dem sich der französische Präsident
mit dem deutschen Kanzler traf.
Durch gleichzeitige Cyberattacken war es zu
Verzögerungen und Pannen gekommen, sodass
am Ende über hundert tote Polizisten und Zivilisten
zu beklagen waren. Die Hintermänner der
Terroristen wurden nie identifiziert, auch wenn
sich mehrere Gruppen zu dem Anschlag bekannten.
Dies war der Startschuss für die Gründung
der CTF. Doch leider war die anfängliche Euphorie
rasch verfolgen.
Plötzlich gab sein Kommunikator ein Signal.
Canaris blickte auf das Display an seinem Unterarm
und ergriff dann das Wort.
Urheberrechtlich geschütztes Material
»Während wir hier diskutieren, sterben Menschen.
Ich habe gerade folgendens Bildmaterial
erhalten.«
Er aktivierte die von Private Parker zugespielten
Bilder, sodass sie jeder sehen konnte.
»Das sind aktuelle Satellitenbilder. Wie Sie
sehen können, befindet sich die Einrichtung südlich
der kleinen oberbayrischen Ortschaft
Kreuth. Auf der Straße hier erkennt man deutlich
die brennenden Autowracks und die Restwärmesignaturen
von toten Menschen. Vermutlich
handelt es sich dabei um den Konvoi der US Delegation.«
Der Colonel aktivierte ein anderes Bild.
»Hier sehen wir die Anlage rund um das Konferenzzentrum.
Die aktuellen Bilder deuten auf
noch immer andauernde Gefechte hin.«
»Wissen wir etwas über die Angreifer?«,
fragte Andrzej Sosabowski.
Der polnische Vertreter wirkte sichtlich interessiert.
Canaris kannte ihn als Mitglied der
BOA. Er war somit der Einzige mit realer Antiterror
Erfahrung im Rat.
»Nicht viel. Vermutlich handelt es sich um
eine gut ausgerüstete Einheit. Wie Sie hier sehen
können sind sie über das Gebiet verteilt. Ich habe
eine Drohne losgeschickt, die uns hoffentlich in
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einer halben Stunde bessere Aufklärungsinformationen
bietet. Ich bitte den Rat um die Erlaubnis,
auch Einheit der CTF in die Region zu schicken.
Die Zeit drängt. Es befinden sich ranghohe
Diplomaten vor Ort.«
»Ich verstehe und schlage vor, wir stimmen
über die Freigabe ab. Der Rat ist zwar nicht vollzählig,
aber letztlich ist dies wohl genau die Art
von Einsatz, für welchen die CTF gegründet
wurde«, erklärte die französische Repräsentantin.
Die Anderen nickten sichtbar zustimmend.
Die Abstimmung der fünf anwesenden Ratsmitglieder
erfolgte rasch und Canaris konnte mit
dem Ergebnis zufrieden sein. Bei Monique hatte
kein Zweifel bestanden. Sie wusste, wie dringlich
ein rechtzeitiger Einsatz war. Vor Jahren hatte
sie ihre Schwester bei einem furchtbaren Anschlag
in Paris verloren. Ein kleines Terrorkommando
hatte damals wahllos auf Menschen geschossen.
Die anderen Ratsmitglieder allerdings machten
sich mehr Gedanken um eventuelle politischen
Konsequenzen. Doch jetzt war keine Zeit
für ausgiebige Konsultationen. Am Ende war es
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ein einstimmiges Votum. Selbst der grimmig wirkende
Yamamoto hatte zugestimmt.
Der Rat würde sich nun mit der deutschen
Regierung in Verbindung setzen, um eine Einsatzfreigabe
zu erhalten. Bis dahin sollte eine
Kampfgruppe bereits im Zielgebiet sein.
»Wann ist meine Drohne im Zielgebiet, Private
Parker?«
»Verzeihen Sie, Colonel. Die in Fürstenfeldbruck
stationierte Drohne konnte nicht starten.
Es gibt offenbar einen Defekt. Und über den anderen
Standorten in der Region ist das Wetter zu
schlecht.«
Canaris ballte die rechte Hand zur Faust und
fuhr sich mit der Linken über die Narbe im Gesicht.
»Wir könnten einen Polizeihubschrauber von
München aus losschicken«, bot Private Joe Roster
an. Der junge Mann saß neben Lin und hatte
bis dahin geschwiegen.
»Machen Sie es so. Und alarmieren sie die
Die deutsche ganze Story Polizei ist als zur eBook Absicherung. und Taschenbuch Das Letzte erhältlich. was
wir brauchen, sind Zivilisten, die aus Versehen in
die Schusslinie geraten. Ich bin im Hangar.«
»Ja, Sir.«
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