2020_02_impuls
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Melancholie aus dem Paznaun<br />
Philipp Schmid aus See hat seinen ersten Gedichtband<br />
mit dem Titel „Senklot“ veröffentlicht<br />
Viele von Schmids Gedichten erscheinen zunächst<br />
tief melancholisch bis pessimistisch.<br />
Spätestens auf den zweiten Blick merkt man<br />
aber, dass da stets ein Silberstreif, ein Lichtstrahl<br />
ist. Der sympathische Paznauner will<br />
die Welt in seinen Gedichten nicht erklären,<br />
sondern aus einer ganz bestimmten Perspektive<br />
– seiner eigenen – heraus betrachten.<br />
„Senklot“ ist eine Sammlung aus alten und<br />
neuen Gedichten von Philipp Schmid. Das älteste<br />
darin heißt „Ein kleines Ereignis“. Bereits<br />
im Alter von 17 Jahren, als er noch das Gymnasium<br />
in Landeck besuchte, hat der heute 42-<br />
Jährige es verfasst. Jedes der Gedichte steht für<br />
sich allein. Sie unterscheiden sich teils stark in<br />
Rhythmus, Form und Inhalt. Neben Balladen<br />
finden sich im Band etwa auch Prosadichtungen<br />
sowie das eine oder andere lyrische Experiment.<br />
Das Gedicht „Weiter“ beispielsweise besteht<br />
nur aus drei verschiedenen Worten. Was<br />
die Texte vereint, ist Schmids sanfte und gefühlvolle<br />
Art, mit der er die Wirklichkeit spiegelt.<br />
Vielfältige Themen<br />
Schmid beschäftigt sich in seinen Gedichten<br />
unter anderem mit den Themen Werden und<br />
Vergehen. „Menschen werden geboren und<br />
sterben, doch das Leben bleibt“, meint er etwa.<br />
Weiters interessieren den Dichter auch die<br />
Grenzen der Sprache. Wie soll man über etwas<br />
schreiben, das mit den Worten, die wir kennen,<br />
eigentlich nicht auszudrücken ist? Diese Frage<br />
führt in den Gedichten zu dem einen oder anderen<br />
phantastischen Bild und so phantasiert er<br />
etwa über den Klang der Sterne, den freilich<br />
niemand kennt. Die meisten Gedichte in<br />
„Senklot“ sind, so Schmid, als Momentaufnahmen<br />
zu begreifen und bilden seine Gefühle und<br />
18 4. Februar <strong>2<strong>02</strong>0</strong><br />
Empfindungen zu einer ganz bestimmten Zeit<br />
ab. Die LeserInnen müssen diese Gefühle keineswegs<br />
teilen, so Schmid. Wichtig ist ihm<br />
aber, dass seine Texte bei den RezipientInnen<br />
etwas auslösen – was auch immer.<br />
Viele Künstler – ein Buch<br />
Das Buch ist auch etwas für die Freunde der<br />
bildenden Kunst. Neben jedem der über 50<br />
Gedichte findet man ein Bild, das zum Text<br />
passt. Seien es Malereien, Zeichnungen oder<br />
Fotos – viele der Bilder sind eigens für „Senklot“<br />
geschaffen worden, andere wurden passend<br />
ausgewählt. Die meisten davon stammen von<br />
befreundeten Künstlern wie Paul Zangerl und<br />
Hanna Weichselbaumer. Auch der Bruder des<br />
Dichters, Clemens Schmid, beteiligte sich<br />
künstlerisch an dem Band. Ebenso haben bekannte<br />
und altgediente Künstler wie Erwin Reheis<br />
und Robert Scherer ihre Spuren in „Senklot“<br />
hinterlassen.<br />
Von der Idee zum Buch<br />
Die Idee, Schmids Gedichte in einem Buch<br />
festzuhalten, kam von seinem guten Freund<br />
Bernhard Walser. Daraufhin wendete sich<br />
Schmid an befreundete Künstler und hatte zunächst<br />
im Sinn, eine Art Fotobuch mit Gedichten<br />
für sich und seine Freunde zu gestalten.<br />
Dass daraus eine Veröffentlichung wurde, hat<br />
er unter anderem Eugen Walser zu verdanken,<br />
der das Layout gestaltete und Verbindungen zu<br />
dem Verlag „Books on Demand“ hatte. Dort ist<br />
das Werk letztlich auch erschienen. Über die<br />
Verlags-Homepage kann es erworben werden –<br />
in gedruckter Form sowie als e-book<br />
(https://www.bod.de/buchshop/senklot-philipp-schmid-9783749480807).<br />
Erinnerungen<br />
Schmid ist in See im Paznaun aufgewachsen. In<br />
seinen Gedichten spiegeln sich auch (Kindheits-)Erinnerungen<br />
wider, wie er verrät. Das<br />
Gedicht „Abendruhe“ hat er etwa für seine<br />
Mutter geschrieben, die vor elf Jahren verstarb.<br />
„Einst und immer“ ist eine Erinnerung an den<br />
ebenfalls bereits verstorbenen Vater. Dieser war<br />
für Schmids künstlerischen Werdegang zumindest<br />
indirekt von großer Bedeutung. Er hörte<br />
viel klassische Musik und war ein großer Fan<br />
von Mozart und so kam es, dass sich auch Philipp<br />
Schmid heute als „Mozartianer“ bezeichnet.<br />
Musik spielt generell eine große Rolle in<br />
seinem Leben. Er ist Gitarrist und hat gemeinsam<br />
mit Daniel Öttl, der den Einband von<br />
„Senklot“ gestaltet hat, bereits eine CD veröffentlicht.<br />
Das große Vorbild an der Gitarre:<br />
Mark Knopfler.<br />
(jama)<br />
Fotos: Daniel Zangerl, privat