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Melancholie aus dem Paznaun<br />

Philipp Schmid aus See hat seinen ersten Gedichtband<br />

mit dem Titel „Senklot“ veröffentlicht<br />

Viele von Schmids Gedichten erscheinen zunächst<br />

tief melancholisch bis pessimistisch.<br />

Spätestens auf den zweiten Blick merkt man<br />

aber, dass da stets ein Silberstreif, ein Lichtstrahl<br />

ist. Der sympathische Paznauner will<br />

die Welt in seinen Gedichten nicht erklären,<br />

sondern aus einer ganz bestimmten Perspektive<br />

– seiner eigenen – heraus betrachten.<br />

„Senklot“ ist eine Sammlung aus alten und<br />

neuen Gedichten von Philipp Schmid. Das älteste<br />

darin heißt „Ein kleines Ereignis“. Bereits<br />

im Alter von 17 Jahren, als er noch das Gymnasium<br />

in Landeck besuchte, hat der heute 42-<br />

Jährige es verfasst. Jedes der Gedichte steht für<br />

sich allein. Sie unterscheiden sich teils stark in<br />

Rhythmus, Form und Inhalt. Neben Balladen<br />

finden sich im Band etwa auch Prosadichtungen<br />

sowie das eine oder andere lyrische Experiment.<br />

Das Gedicht „Weiter“ beispielsweise besteht<br />

nur aus drei verschiedenen Worten. Was<br />

die Texte vereint, ist Schmids sanfte und gefühlvolle<br />

Art, mit der er die Wirklichkeit spiegelt.<br />

Vielfältige Themen<br />

Schmid beschäftigt sich in seinen Gedichten<br />

unter anderem mit den Themen Werden und<br />

Vergehen. „Menschen werden geboren und<br />

sterben, doch das Leben bleibt“, meint er etwa.<br />

Weiters interessieren den Dichter auch die<br />

Grenzen der Sprache. Wie soll man über etwas<br />

schreiben, das mit den Worten, die wir kennen,<br />

eigentlich nicht auszudrücken ist? Diese Frage<br />

führt in den Gedichten zu dem einen oder anderen<br />

phantastischen Bild und so phantasiert er<br />

etwa über den Klang der Sterne, den freilich<br />

niemand kennt. Die meisten Gedichte in<br />

„Senklot“ sind, so Schmid, als Momentaufnahmen<br />

zu begreifen und bilden seine Gefühle und<br />

18 4. Februar <strong>2<strong>02</strong>0</strong><br />

Empfindungen zu einer ganz bestimmten Zeit<br />

ab. Die LeserInnen müssen diese Gefühle keineswegs<br />

teilen, so Schmid. Wichtig ist ihm<br />

aber, dass seine Texte bei den RezipientInnen<br />

etwas auslösen – was auch immer.<br />

Viele Künstler – ein Buch<br />

Das Buch ist auch etwas für die Freunde der<br />

bildenden Kunst. Neben jedem der über 50<br />

Gedichte findet man ein Bild, das zum Text<br />

passt. Seien es Malereien, Zeichnungen oder<br />

Fotos – viele der Bilder sind eigens für „Senklot“<br />

geschaffen worden, andere wurden passend<br />

ausgewählt. Die meisten davon stammen von<br />

befreundeten Künstlern wie Paul Zangerl und<br />

Hanna Weichselbaumer. Auch der Bruder des<br />

Dichters, Clemens Schmid, beteiligte sich<br />

künstlerisch an dem Band. Ebenso haben bekannte<br />

und altgediente Künstler wie Erwin Reheis<br />

und Robert Scherer ihre Spuren in „Senklot“<br />

hinterlassen.<br />

Von der Idee zum Buch<br />

Die Idee, Schmids Gedichte in einem Buch<br />

festzuhalten, kam von seinem guten Freund<br />

Bernhard Walser. Daraufhin wendete sich<br />

Schmid an befreundete Künstler und hatte zunächst<br />

im Sinn, eine Art Fotobuch mit Gedichten<br />

für sich und seine Freunde zu gestalten.<br />

Dass daraus eine Veröffentlichung wurde, hat<br />

er unter anderem Eugen Walser zu verdanken,<br />

der das Layout gestaltete und Verbindungen zu<br />

dem Verlag „Books on Demand“ hatte. Dort ist<br />

das Werk letztlich auch erschienen. Über die<br />

Verlags-Homepage kann es erworben werden –<br />

in gedruckter Form sowie als e-book<br />

(https://www.bod.de/buchshop/senklot-philipp-schmid-9783749480807).<br />

Erinnerungen<br />

Schmid ist in See im Paznaun aufgewachsen. In<br />

seinen Gedichten spiegeln sich auch (Kindheits-)Erinnerungen<br />

wider, wie er verrät. Das<br />

Gedicht „Abendruhe“ hat er etwa für seine<br />

Mutter geschrieben, die vor elf Jahren verstarb.<br />

„Einst und immer“ ist eine Erinnerung an den<br />

ebenfalls bereits verstorbenen Vater. Dieser war<br />

für Schmids künstlerischen Werdegang zumindest<br />

indirekt von großer Bedeutung. Er hörte<br />

viel klassische Musik und war ein großer Fan<br />

von Mozart und so kam es, dass sich auch Philipp<br />

Schmid heute als „Mozartianer“ bezeichnet.<br />

Musik spielt generell eine große Rolle in<br />

seinem Leben. Er ist Gitarrist und hat gemeinsam<br />

mit Daniel Öttl, der den Einband von<br />

„Senklot“ gestaltet hat, bereits eine CD veröffentlicht.<br />

Das große Vorbild an der Gitarre:<br />

Mark Knopfler.<br />

(jama)<br />

Fotos: Daniel Zangerl, privat

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