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Seniorenzeitung Weserbergland Nr. 37

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Seniorenzeitung Weserbergland Nr. 37 15. Februar 2020 Seite 7

Wenn der Kuckuck ruft

Als ich meinen Mann kennenlernte erzählte er mir folgende Geschichte: Im Januar oder Februar

wurde immer geschlachtet. Dann kam der Schinken in einen Bottich mit Salzlake. Jeden Tag

ging man in den Keller und begoss ihn nochmal mit der Lake. Nach ungefähr 4 bis 5 Wochen

wurde er im Rauch aufgehängt.

Kurz vor dem Anschnitt kam er in den Keller. Es war üblich, dass der Schinken nicht vorher

angeschnitten wurde, bevor der Kuckuck gerufen hatte. Nach einem späten langen Stammtischabend

gingen mein Mann und seine beiden Freunde noch zu sich nach Hause, um ein paar

Eier zu braten. Sozusagen als Abschluss, denn Bier macht ja bekanntlich hungrig.

Gesagt, getan. Aber ein kleines Stück Schinken dazu, wäre auch nicht schlecht. Mein Mann

schlich sich in den Keller und schnitt ein gutes Stück ab. Am nächsten Tag, als seine Mutter

nach dem Schinken sehen wollte, sah sie die Bescherung. Der Schinken war vor dem Kuckucksruf

angeschnitten worden.

Die alte Dame, wie mein Mann seine Mutter nannte, las mit ihm die „stille Messe“. Es hat lange

gedauert, bis sie ihm diesen Vorfall verziehen hatte. Und er, er hat sich seitdem darangehalten,

den Schinken nie vor dem ersten Kuckucksruf anzuschneiden.

IA

Am richtigen Tag Geburtstag

Mit 17 in die

Altersrente!

Das hört sich doch unmöglich an.

Und doch es ist möglich. Diese besonders

„jungen“ Rentner sind am 29.

Februar geboren und konnten dadurch

nur jedes vierte Jahr ihren richtigen

Geburtstag feiern. Sie mussten sonst

ihren Geburtstag auf den 28. Februar

oder auf den 1. März verlegen. Diese

Geburtstagskinder dürfen wegen des

diesjährigen Schaltjahres am 29. Februar

ihren siebzehnten Geburtstag feiern

und in den wohlverdienten Ruhestand

gehen.

GF

Der Frühling erwacht

Der Frühling erwacht

und zeigt seine Pracht.

Lässt Blumen sprießen,

und Bäche fließen.

Knospen öffnen sich,

und suchen nach Licht.

Hummeln und Bienen,

sie wieder fliegen.

Plötzlich über Nacht,

der Frühling erwacht.

Hans-Hermann Behre

Aus meinem Poesie-Album (heute Freundschaftsbuch)

Glanzbilder waren Ausdruck der Zuneigung

Mein Lieblingsgedicht im Februar

„Die Geschichte vom

Büblein auf dem Eis“

von Friedrich Güll 1827

Vor langer Zeit, als im Winter die Weser, die Godelheimer Teiche

und die Nethewiesen noch zugefroren waren, konnte man sich

die Verse vom Büblein auf dem Eis etwas besser vorstellen. Bei

einer Wanderung auf der Brakeler Hochfläche konnte ich dieses

stimmungsvolle Foto mit dem kunstvollen Eisgebilde auf einer

simplen Pfütze schießen.

Gefroren hat es heuer, noch gar kein festes Eis, das Büblein steht

am Weiher und spricht zu sich ganz leis: ich will es einmal wagen,

das Eis, es muss doch tragen? Das Büblein stampft und hacket

mit seinen Stiefelein, das Eis auf einmal knacket, und krach, schon

brichts hinein. Das Büblein platscht und krabbelt, als wie ein Krebs

und zappelt mit Arm und Bein.

O helft ich muss versinken in lauter Eis und Schnee, o helft ich

muss ertrinken im tiefen, tiefen See. Wär nicht ein Mann gekommen,

der sich ein Herz genommen, o weh. Der packt es bei dem

Schopfe, und zieht es dann heraus. Vom Fuße bis zum Kopfe,

wie eine Wassermaus. Das Büblein hat getropfet, der Vater hats

geklopfet, zu Haus. Aufgeschrieben von Elisabeth Meier

Hermann Worch – geboren vor 130 Jahren: SPD-Kommunalpolitiker in Coburg

und Thüringen – in seiner Geburtsstadt Höxter fast vergessen

Gegner und Opfer der Nazis

Anlässlich des 130. Geburtstages erinnert die SPD

an Hermann Worch, evangelischer Christ, Sozialdemokrat,

dessen Familie von den Nationalsozialisten

vernichtet wurde. Der Sohn des Höxteraner

Baugewerkschuldieners Robert Worch und dessen

Ehefrau Friederike wurde am 12. Februar 1890 in der

Weserstadt geboren und hier aufgewachsen. Seine

beruflichen Stationen führten ihn nach Schwelm,

Coburg und Weimar. Er begann als Bürogehilfe, dann

Polizeiassistent, später Kommissar und Regierungsrat.

Seine Aufgabe im thüringischen Landeskriminalamt

war 1923 die Bekämpfung extremistischer

verfassungsfeindlicher Verbände.

Politisch führte sein Weg über die USPD in die

SPD, wurde 1925 Bürgermeister in Langewiesen

(heute ein Ort in der Stadt Ilmenau/Thüringen),

Mitglied im „Bund der religiösen Sozialisten“, klarer

Gegner der Nationalsozialisten. Bereits im August

1932 übernahm die NSDAP die Regierungsgewalt

in Thüringen, zum 1. Juli 1933 wurde Worch als

Bürgermeister abgesetzt. Dieser emigrierte wenige

Tage später nach Prag und von dort 1934 in das

dänische Greena.

Die Nazis nahmen als Vergeltungsmaßnahme

Worchs Ehefrau Frieda und Tochter Gisela in

Sippenhaft. Worchs Familie wurde ins Konzentrationslager

Bad Sulza überführt. Dort war die

16-jährige Tochter zu der Zeit die jüngste Insassin.

Ehefrau Frieda wurde in Gefangenschaft in den

Suizid getrieben. Als Hermann Worch von ihrem

Tod erfuhr, zerbrach er daran, starb 45-jährig am

24. Februar 1935 im dänischen Exil. Tochter Gisela

überlebt, wurde zunächst Juristin in der DDR, später

Wissenschaftlerin in den USA.

Helmut Lensdorf, Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes

Höxter, stieß erst vor wenigen Tagen

bei einer Internetrecherche zu einem anderen

politischen Thema auf die bewegend-tragische

Familiengeschichte, die in der Kreisstadt seinen

Ursprung nahm. In Höxter ist Hermann Worch in

Vergessenheit geraten. Der SPD liegt noch kein

Foto vom Politiker vor, 1919 auch jüngster Stadtverordneter

in Coburg. Der SPD-Vorsitzende fragt

nun: „Vielleicht gibt es Historiker, Heimatforscher

oder Archivare, die zur Biografie etwas beitragen

möchten? Wir würden uns über Unterstützung

freuen. Einfach im SPD-Büro melden, Telefon

(05271) 7575. Vorab vielen Dank!“

Es mag heute etwas kindlich

naiv wirken, aber in den 50er

und60er Jahren des vergangenen

Jahrhunderts gehörte für ein

Mädchen ein Poesiealbum zum

„must have“.

Hier ein paar Kostproben der

damals aktuellen Verse:

Vergesse nie die Heimat,

wo deine Wiege stand,

du findest in der Ferne

kein zweites Heimatland.

(Freundin)

Ich saß im Garten und schlief,

da kam ein Vogel und rief,

Elisabeth, Elisabeth

du sollst dich beeilen

und bei Christa ins Album

schreiben. (Schwester)

Edel sei der Mensch,

hilfreich und gut,

denn das allein unterscheidet ihn

von allen Wesen,

die wir kennen. (Vater)

J. W. von Goethe

Eine gute Freundin stellte mir

das Poesiealbum ihrer Mutter zur

Verfügung. Ihre Tante Gertrud

schrieb 1939 in Sütterlinschrift

an ihre Schwester Edith. Ein

ganz besonderes Zeichen der

Zuneigung waren in den Alben

sogenannte Glanzbilder, später

mit Gold oder Silberglimmer

versehen oder eigene Zeichnungen.

„Must have“ in den 50er und 60ern: Das Poesiealbum.

Elisabeth Meier

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