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A N D A C H T

Fensterblicke Andacht

Der Sonntag, 15. März war für uns und für viele Christen in

Deutschland ein trauriger Tag: Gegen 17.00 Uhr kam die

Mitteilung, dass ab Montag, 16.3. kein Gottesdienst mehr

gehalten werden soll. Ebenfalls ab dem 16.3. musste unser

Kindergarten aufgrund staatlicher Vorgaben gemäß dem

Infektionsschutzgesetz schließen. Die Kinder sollten ab jetzt

zu Hause betreut werden. Unsere Chöre und

Gemeindeveranstaltungen hatten wir schon ausgesetzt.

Alles schien immer härter, öder, trister zu werden, ohne

erkennbaren Hoffnungsschimmer. Die geschlossene

Kirchentür mit dem Hinweis auf Hilfsangebote für

Menschen, die von der Corona-Problematik betroffen sind,

schien dies noch zu unterstreichen.

Diese schweren Gedanken durchzogen mich, als ich kurz

vor dem Beginn des letzten Gemeindegottesdienstes, den

Pfarrer i.R. Rudolf Ranzenberger und der Flötenkreis um

18.00 Uhr als Abendgottesdienst gestalteten, aus dem

Amtszimmerfenster schaute, wie ich es an diesem Tag schon

mehrfach getan hatte.

Doch diesmal blieb mein Blick hängen an einem gelben

Punkt hinter der Holzpalettenbank neben dem

Kircheneingang.

Durch das Zoomobjektiv der Kamera erkannte ich die Blüte

einer Osterglocke.

Eine Osterglocke, vor der Kirche einzeln herausgewachsen

aus einer dichten grünen Vegetation. Eine Osterglocke als

Erinnerungszeichen an Ostern, den Tag, an dem durch die

Auferstehung Jesu die Macht des Todes für immer

zerbrochen ist. Eine Osterglocke, die verkündet, dass es

Hoffnung gibt, die alle trüben Gedanken übersteigt.

Ein Wort des Propheten Jesaja (Jesaja 43, 19) kam mir in den

Sinn:

Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es

auf, erkennt ihr’s denn nicht?

Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der

Einöde.“

Derzeit – mitten in der Krise – entdecke ich an vielen

Stellen, dass Neues wächst: Viele entdecken neu, was

wirklich wichtig ist und was nicht! Wir nehmen dankbar die

Menschen wahr, die in Pflegeberufen, im Rettungsdienst,

Feuerwehr und Polizei, im Lebensmittelbereich und der

Versorgungstechnik, oder in der Politik, Wissenschaft und

Forschung unermüdlich daran arbeiten, unsere Gesundheit

zu erhalten. In vielen Großstädten haben Hunderttausende

von Bewohnern eine Minute lang für sie applaudiert! Wo

früher unbedacht geschimpft wurde, wächst jetzt

Dankbarkeit.

Und Menschen lächeln einander aus gebotenem Abstand

zu, statt schweigend aneinander vorbei zu gehen!

Unter dem Eindruck des Gottesdienstverbotes wird auch

die Bedeutung der Kirche und des Gottesdienstes ganz neu

entdeckt.

Auch in unserer Kirchengemeinde wächst derzeit „Neues“:

Ideen sind entstanden, wie wir unseren Glauben leben und

weitergeben können, wie wir als Gemeinde verbunden sein

können, auch wenn wir nicht in der Christuskirche zum

Gottesdienst zusammenkommen können: Gottesdienste im

Internet, Grüße an unsere Kinder via Internet. Viele haben

sich zur Mitarbeit und zum Mitdenken bereit erklärt.

Und: Wir wollen als Kirchengemeinde auch konkret helfen,

wenn Menschen wegen der Corona-Problematik auf

Unterstützung angewiesen sind!

Es gibt viele Hoffnungszeichen, gerade jetzt, wo wir auf

Ostern zugehen! Gott hat einen Weg für uns. Ich bin

gespannt, welche „Wasserströme“ wir noch in der

„Coronawüste“ entdecken werden!

Herzlich grüßt Sie

Ihr Pfarrer

Heinz Geyer

Gemeindebrief 01/2020 "3

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