Leseprobe architektur.aktuell ARCHITECTS 2020
Gute Nachrichten für die Baukultur in Österreich! Mit der erstmals im Jänner 2020 erschienenen Sonderpublikation architektur.aktuell ARCHITECTS legen wir ein beeindruckendes Panorama an Qualitätsproduktion im Lande vor. Über 100 höchst innovative Architekturbüros präsentieren ihre Aktivitäten und Bauprojekte. Und zahlreiche engagierte Bauherren erklären anschaulich, welch zentrale Rolle die Arbeit von Architektinnen und Architekten in ihren Projektentwicklungen spielt. Das zeigt: Qualitätsarchitektur mit Mehrwert auf allen Ebenen, die nicht nur wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig ist, sondern auch viel technische und ästhetische Innovation liefert, ist durchaus Common Sense in Österreich. Natürlich gibt es immer Optimierungspotential und wir müssen täglich daran arbeiten, dass Österreich ein vorbildliches Architekturland bleibt. Daniel Fügenschuh, Architekt und Vizepräsident der österreichischen Ziviltechniker-Kammer, erklärt dazu im Interview, an welchen legistischen, kommunikations- und bildungstechnischen Schrauben die Politik und involvierte Berufsgruppen noch drehen sollten, damit unsere Baukultur weiterhin verantwortliche, langfristig lebenswerte Umweltgestaltung schaffen kann. Natürlich haben auch wir in der Redaktion von architektur.aktuell stets ein Ohr am Baubetrieb und zeichnen in einem Essay ein aktuelles Stimmungsbild zu den Chancen und Hoffnungen der Planer und Architektinnen. Wir bedanken uns bei allen, die wertvolle Statements geliefert und uns bei der Recherche unterstützt haben – und wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre! Matthias Boeckl, Chefredakteur & das gesamte architektur.aktuell Team
Gute Nachrichten für die Baukultur in Österreich!
Mit der erstmals im Jänner 2020 erschienenen Sonderpublikation architektur.aktuell ARCHITECTS legen wir ein beeindruckendes Panorama an Qualitätsproduktion im Lande vor. Über 100 höchst innovative Architekturbüros präsentieren ihre Aktivitäten und Bauprojekte. Und zahlreiche engagierte Bauherren erklären anschaulich, welch zentrale Rolle die Arbeit von Architektinnen und Architekten in ihren Projektentwicklungen spielt.
Das zeigt: Qualitätsarchitektur mit Mehrwert auf allen Ebenen, die nicht nur wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltig ist, sondern auch viel technische und ästhetische Innovation liefert, ist durchaus Common Sense in Österreich. Natürlich gibt es immer Optimierungspotential und wir müssen täglich daran arbeiten, dass Österreich ein vorbildliches Architekturland bleibt.
Daniel Fügenschuh, Architekt und Vizepräsident der österreichischen Ziviltechniker-Kammer, erklärt dazu im Interview, an welchen legistischen, kommunikations- und bildungstechnischen Schrauben die Politik und involvierte Berufsgruppen noch drehen sollten, damit unsere Baukultur weiterhin verantwortliche, langfristig lebenswerte Umweltgestaltung schaffen kann.
Natürlich haben auch wir in der Redaktion von architektur.aktuell stets ein Ohr am Baubetrieb und zeichnen in einem Essay ein aktuelles Stimmungsbild zu den Chancen und Hoffnungen der Planer und Architektinnen.
Wir bedanken uns bei allen, die wertvolle Statements geliefert und uns bei der Recherche unterstützt haben – und wünschen viel Vergnügen bei der Lektüre!
Matthias Boeckl, Chefredakteur & das gesamte architektur.aktuell Team
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
72 ARCHITECTS Interview
»Die baukulturellen Leitlinien sollten in
manchen Belangen auch gesetzlich verankert
werden, etwa im Vergaberecht, wo
eine Wettbewerbsordnung sinnvoll wäre,
so wie das in Deutschland der Fall ist.«
Welche Initiativen verfolgen Sie im
Bereich der Digitalisierung des Bauens?
Wir sind derzeit aktiv in Verbindung mit
Behörden, was die digitale Zustellung von
Plandaten betrifft. Ein Pilotprojekt mit
dem Land Kärnten wurde heuer im September
vorgestellt und hat viel positive
Resonanz ausgelöst. Hier geht es nicht
nur um eine Schnittstelle mit den Behörden,
sondern darum, sinnvolle Standards
zu schaffen, die Behörden und Mitgliedern
unserer Kammern Einreichungen erleichtern.
Gespräche gibt es aber auch mit großen
Auftraggebern wie der Bundesimmobiliengesellschaft
(BIG). Dort werden auch
sinnvolle Standards für digitale Gebäudemodelle
(BIM) diskutiert. Hier gibt es bereits
Musterprojekte, bei denen Architekten
an der Abstimmung mit der BIG aktiv
mitarbeiten.
Welche Entwicklungen gibt es im vieldiskutierten
Bereich der Normen?
Die Linie der Kammer dazu ist ja bekannt.
Wir versuchen, Einfluss zu nehmen mit den
Möglichkeiten, die wir haben, um die Normenflut
in den Griff zu bekommen und bestehende
Normen zu evaluieren. Wir analysieren
auch die Richtlinien des Österreichischen
Instituts für Bautechnik (OIB). Dazu
gibt es Berufsvertretungsausschüsse, die
konkret und österreichweit abgestimmt
Stellungnahmen zu Novellierungen abgeben.
Da sind wir insofern ganz gut aufgestellt,
als wir als kleine Berufsgruppe mit
geringem Einfluss und kaum Mitteln, diese
Normenausschüsse zu besetzen, dennoch
gut gehört werden. Das Grundübel ist aber
die asymmetrische Besetzung der Normengremien.
Im Gegensatz zu Industrieunternehmen
haben wir einfach nicht die
Kapazität so viele Leute dort hinzuschicken,
wie es nötig wäre, um Fehlentwicklungen
zu verhindern. Bei einer Umfrage
haben wir bereits abgefragt, wie viele
Mitglieder sich ehrenamtlich für Berufsfragen
engagieren: Das ergab beachtliche
25 % der Mitglieder mit ehrenamtlichen
Aktivitäten. Die Architektenschaft
ist also sehr engagiert, in der Berufsvertretung
und in vielen anderen Bereichen.
Wie sieht es mit der Entwicklung der
öffentlichen Bauinvestitionen und im
Förderwesen aus, konkret bei der Wohnbauförderung,
die ja in Österreich
Landessache ist? Gibt es dazu Wünsche
an die neue Bundesregierung?
Beide – sowohl die Förderungen als auch
die Investitionen der öffentlichen Hand –
wären ideale Möglichkeiten, um baukulturelle
Maßnahmen konkret umzusetzen.
Die Leitlinien des BKA dazu sollten in die
Förderungsregime einfließen und auch
in Investitionen der öffentlichen Hand.
Es ist eigentlich nicht verständlich, wieso
Hochbauten oder andere Infrastrukturprojekte
nicht schon von vornherein
baukulturelle Zielsetzungen haben.
Diese wären recht einfach zum Beispiel
über Architekturwettbewerbe als ideales
Vergabe-Instrument zu erreichen. Man
könnte sich auch vorstellen, dass die Gestaltungsbeiräte
vermehrt konsultiert
werden, etwa bei geförderten Gebäuden –
das wäre sogar eine Notwendigkeit der
Qualitätssicherung.
Sehen Sie diese Qualitätssicherungs-
Maßnahmen eher im legistischen Bereich
oder hoffen Sie auf baukulturelle
Bewusstseinsbildung?
Mir persönlich wäre es viel angenehmer,
wenn man so etwas nicht durch gesetzlichen
Druck vorgeben müsste. Dennoch
muss man einfach mehr anbieten von öffentlicher
Seite. Es wird nicht reichen, nur
Leitlinien herauszugeben, es braucht ein
Stück mehr: Man muss Förderungen verknüpfen
mit Projekt-Beurteilungen durch
Gestaltungsbeiräte oder auch mit der
Durchführung von Wettbewerben.
Wird es für ArchitektInnen vermehrt nötig
sein, Zusatzqualifikationen zu erwerben?
Das Berufsbild des Architekten war immer
schon sehr komplex und facettenreich. Für
uns ist es keineswegs schwierig, sich punktuell
zusätzliches Detailwissen anzueignen.
Ich würde es daher eher umgekehrt sehen:
Man sollte den Fokus mehr auf die Kernkompetenz
der Architekten legen und diese
in den Mittelpunkt stellen. Vielleicht auch
im Kontext einer erhöhten sozialen Kompetenz,
sodass der Job nicht mehr nur als Designarbeit
gedacht wird, sondern als politischer
Ansatz zur Gestaltung von Baukultur.
Das richtet sich eher an das Architektenbild
auf Auftraggeberseite, oder?
Ja. Die Architektenschaft reagiert ja auch
auf die Auftragslage und die Vorstellungen
der Auftraggeber. Je mehr wir uns beispielsweise
in der Administration von BIM-
Daten, in Haustechnik oder dergleichen
verzetteln, desto mehr geht auch die Kompetenz
verloren, die Aufgaben gesamtheitlich
zu lösen. Spezialisten gibt es jede Menge.
Aber es kommt darauf an, dass es jemanden
gibt, der den Überblick bewahrt,
die richtigen Leute an den Tisch holt und
die Projekte kompetent leitet.