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Verarbeitung von Kunststoffen.pdf

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<strong>Verarbeitung</strong> <strong>von</strong> <strong>Kunststoffen</strong><br />

Unter <strong>Kunststoffen</strong> versteht man allgemein Materialien, deren Bestandteile aus solchen<br />

makromolekularen organischen Verbindungen bestehen, die synthetischen oder durch<br />

Abwandeln <strong>von</strong> Naturprodukten entstehen. Sie sind in der Regel unter bestimmten Bedingungen<br />

(Wärme, Druck) schmelz- und formbar. Zu den <strong>Kunststoffen</strong> gehören ihrer Natur<br />

nach auch die Kautschuke und die Chemiefasern; sie werden jedoch wirtschaftsstatistisch<br />

gesondert erfasst und spielen daher bei diesem Themenbereich der <strong>Verarbeitung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Kunststoffen</strong> eine untergeordnete Rolle.<br />

Synthetische makromolekulare Werkstoffe mit Molmassen über 10.000 werden als Kunststoffe<br />

bezeichnet. Nach dieser Definition gehören dazu:<br />

• die in Wärme verformbaren Kunststoffe "Thermoplaste". Man nennt sie, weil sie plastisch<br />

verformbar sind, auch "Elastomere". Sie sind linear und verzweigt gebaut,<br />

• die "Duroplaste" oder auch "Duromere", das sind die hart-elastischen oder die duroelastisch<br />

verformbaren Hochpolymeren, welche dreidimensional vernetzt sind und sich<br />

beim erhitzen nicht verformen, sondern ab einer bestimmten Temperatur auflösen,<br />

• die gummielastisch verformbaren Hochpolymere, die man "Elastomere" nennt, dazu<br />

gehören Kautschuk und Gummi, welche linear mit geringer Vernetzung gebaut sind.<br />

Bei dem heutigen Rohstoffbedarf und der Vielzahl technischer Probleme unserer hochindustriellen<br />

Gesellschaft verdanken wir den vielseitigen Eigenschaften der Kunststoffe<br />

manche zukunftsweisende Problemlösung, die keine andere Werkstoffgruppe hätte<br />

erbringen können.<br />

In den letzten Jahren sind die Kunststoffe ein Wirtschaftsfaktor <strong>von</strong> größter Bedeutung<br />

geworden. In allen Industriestaaten steigt die Produktion der Kunststoffe ständig. So wurden<br />

Kunststoffe bisher z. B. in der Bekleidungs-, Möbel-, Bau- und Verpackungsindustrie,<br />

der Elektronik, Astronautik sowie im Kraftfahrzeugwesen und der Medizin mit Erfolg eingesetzt.<br />

Ihre ebenfalls künstlich geschaffenen Vorläufer Glas und Porzellan wurden durch sie<br />

zum Teil sogar verdrängt. In der Bundesrepublik Deutschland stammt fast die Hälfte der<br />

chemischen Spezialerzeugnisse aus dem Kunststoffsektor, woran die Bedeutung dieser<br />

Stoffklasse in der Gesamtchemie abzumessen ist.<br />

Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Kunststoffe neben ihren Vorteilen wie z.<br />

B. das niedrige spezifische Gewicht, die hohe Beständigkeit gegenüber Korrosion, die hohe<br />

elektrische Isolierfähigkeit, die leichte Formgebung bei wirtschaftlicher <strong>Verarbeitung</strong><br />

und die breite, preiswerte Angebotspalette auch schwerwiegende Nachteile hat:<br />

• Sie besitzen meist nur eine geringe mechanische Festigkeit und Formbeständigkeit in<br />

der Wärme.<br />

• Sie sind anfällig gegen Alterung, das heißt die physikalischen Eigenschaften werden<br />

unter der Einwirkung <strong>von</strong> Licht und Wärme verändert.<br />

• Die meisten Kunststoffe sind wegen ihrer organischen Natur brennbar.<br />

• Bei den <strong>Kunststoffen</strong> fallen hohe Abfallbeseitigungskosten an.<br />

Damit der Kunststoff weiterverarbeitet werden kann, liefern die Chemiewerke Rohkunststoffe<br />

in Granulat- und Pulverform sowie in Lösung. Die Weiterverarbeitung erfolgt dann<br />

nach Zugabe <strong>von</strong> Farbmitteln, Füllstoffen und Zusatzstoffen in der kunststoffverarbeitenden<br />

Industrie. Dort gibt es eine Reihe <strong>von</strong> verschiedenen Verfahren, um Kunststoffe zu<br />

verarbeiten, wobei bei den <strong>Verarbeitung</strong>smethoden auf die Eigenschaften des Kunststoffes<br />

und auf die beabsichtigte Verwendung geachtet werden muss.<br />

Die <strong>Verarbeitung</strong> <strong>von</strong> Thermoplasten (z. B. Polyethylen, Polyvinylchlorid oder Polystyrol)<br />

kann durch Gießen, Pressen, Extrudieren, Spritzgießen, Schweißen, Kleben, Spinnen,<br />

Schäumen, mit Kalander und Folienblasanlage erfolgen.


Duroplaste hingegen entstehen durch das Pressen <strong>von</strong> Polymeren in eine Form unter Zugabe<br />

eines Härters.<br />

Die Elastomere wie z. B. Gummi haben ihren Ursprung in verschiedenen Monomeren, die<br />

durch die künstliche Kautschuksynthese oder die natürliche Biosynthese zu Kautschuk<br />

werden, woraufhin Kautschuk dann durch den Vorgang der Vulkanisation zu Gummi verarbeitet<br />

wird.<br />

Ein anderer <strong>Verarbeitung</strong>sbereich ist die Kunststoffbeschichtung bzw. -metallisierung, wobei<br />

bei der Beschichtung das Metallstück mit einer dünnen Kunststoffschicht überzogen<br />

wird und umgekehrt bei der Metallisierung.<br />

Die einzelnen Verfahren lassen sich nun wie folgt darstellen:<br />

a) Spritzgießen (Gießen und Pressen)<br />

Beim Gießen werden die Hochpolymere meist Thermoplaste bis über den Erweichungspunkt<br />

erhitzt, so dass eine fließfähige Kunststoffmasse entsteht. Diese wird in eine vorgegebene<br />

Form mit Hilfe einer Schnecke gegossen, die die Kunststoffmasse vollständig ausfüllen<br />

muss. Beim Erkalten erstarrt die Kunststoffmasse zu festen Körpern, die dann entformt<br />

werden können. Da in vielen Fällen die Kunststoffe jedoch nicht so dünnflüssig werden,<br />

dass sie beim Gießen die Formen richtig ausfüllen, verwendet man den Spritzguss,<br />

bei dem die Masse in einem Düsenrohr erweicht und dann in die Formen gespritzt wird.<br />

Beispiele für Spritzgussfertigteile sind Bierkästen, Waschkörbe, Becher, Eimer sowie Mülltonnen.<br />

Aber auch komplizierte Fertigteile lassen sich durch das Spritzgussverfahren einfach<br />

und preiswert herstellen.<br />

b) Extrudieren (Stangpressen)<br />

Der Vorgang des Extrudierens ist dem Mechanismus des Spritzgießens sehr ähnlich.<br />

Auch hier wird das Material <strong>von</strong> einer Schnecke transportiert, jedoch kann sich die Schnecke<br />

nicht schubweise vor- und zurückbewegen. Dadurch kann der Kunststoff nicht schubweise<br />

in eine Form gepresst werden, sondern der Vorgang des Extrudierens eignet sich<br />

ausschließlich für den kontinuierlichen Gebrauch z. B. zum extrudieren <strong>von</strong> Rohren. Bei<br />

der Herstellung <strong>von</strong> Kunststoffrohren wird der Kunststoff in seinem Rohzustand in dem<br />

Extruder (Schneckenpresse) erwärmt und plastifiziert. Am Kopf des Extruders tritt der<br />

Kunststoff als zähe Schmelze aus und erhält dabei seine endgültige Form, wobei in das<br />

noch weiche Rohr <strong>von</strong> innen ständig Luft geblasen wird, damit es nicht mehr zusammenfällt.<br />

c) Folienblasen<br />

Die Entstehung einer Folie (Polyethylen) in einer Folienblasanlage ist nur eine Weiterentwicklung<br />

des Vorgangs beim Extrudieren. Die beim Extrudieren entstandenen Schläuche<br />

werden mit Luft aufgebläht, so dass Folien entstehen. Diese werden dann aufgerollt oder<br />

aufgefaltet woraufhin sie auf die jeweilige richtige Größe zugeschnitten werden.<br />

d) Kalandrieren<br />

Eine Kalandrier-Einrichtung dient der Herstellung <strong>von</strong> Kunststofftafeln. Der erweichte<br />

Thermoplast wird direkt aus dem Extruder durch eine größere Zahl <strong>von</strong> Quetschwalzen im<br />

Kalander glattgewalzt. Ein wichtiges Verfahren ist in diesem Zusammenhang das Tiefziehen.<br />

Dabei wird eine erweichte kalandrierte oder extrudierte Platte durch Über- oder Unterdruck<br />

an eine Matrize gepresst. Auf diesem Wege entstehen z. B. Kühlschrankeinsätze.


e) Schweißen und Kleben<br />

Unter Kunststoff schweißen versteht man die Vereinigung <strong>von</strong> thermoplastischen, das<br />

heißt nicht härtbaren <strong>Kunststoffen</strong> gleicher oder verschiedener Art unter Anwendung <strong>von</strong><br />

Wärme und Druck sowie mit oder ohne Zusetzen <strong>von</strong> artgleichem Kunststoff. Das<br />

Schweißen z. B. <strong>von</strong> PVC-Folien geschieht sehr häufig mit einem Heißluftstrahl. Die Berührungsflächen<br />

der Kunststoffe werden dabei flüssig und fließen ineinander. Oft müssen<br />

jedoch die Flächen verklebt werden. Dazu hat man eine Vielzahl <strong>von</strong> Klebern entwickelt.<br />

Es sind hochviskose Substanzen, die oft erst durch Einwirken <strong>von</strong> Wanne in höhermolekulare<br />

Produkte übergehen und dadurch fest werden. Man unterscheidet:<br />

• Haftkleber: Ihre Klebewirkung beruht auf hoher Adhäsion<br />

(Haftung auf der Grenzoberfläche durch molekulare Wechselwirkung) und geringer Kohäsion<br />

(innerer Zusammenhalt der Klebstoffmoleküle). Sie ergeben schmiegsame, weiche<br />

Verklebungen.<br />

• Festkleber: Sie besitzen hohe Adhäsions- und Kohäsionskräfte.<br />

Festkleber sind geeignet für feste und starre Verklebungen.<br />

f) Spinnen und Schäumen (Textilfasern)<br />

Wenn gelöster Kunststoff zur Herstellung <strong>von</strong> Faserstoffen durch eine Düse in ein Fällbad<br />

gedrückt wird, wo er zu einem Faden ausgezogen werden kann, spricht man <strong>von</strong> Spinnen.<br />

Das Verfahren ist auch als Schmelzspinnverfahren bekannt. Dabei wird das geschmolzene<br />

Rohprodukt durch Spinndüsen gepresst woraufhin die dabei gebildete Faser<br />

erkaltet und aufgewickelt werden kann. Hierbei unterscheidet man einmal das Trockenspinnen,<br />

bei dem das Lösungsmittel nach dem Austreten aus der Spinndüse verdampft,<br />

während beim Nassspinnen die Faser erst in einem Fällbad ausgefällt wird.<br />

Schaumstoffe können praktisch aus jedem Kunststoff hergestellt werden; dazu gibt es<br />

vier Möglichkeiten:<br />

• Chemische Treibverfahren<br />

Durch Zusatz <strong>von</strong> Treibmitteln erreicht man bei einer chemischen Reaktion Gasentwicklung,<br />

welche zur Bildung des Schaumstoffes ausreicht.<br />

• Physikalische Treibverfahren<br />

In einer sich verfestigenden Masse wird z. B. Gas, das sich unter hohem Druck in der Mischung<br />

gelöst hat, zur Expansion gebracht. Dadurch entstehen viele Gasblasen im Inneren<br />

des Endproduktes.<br />

• Mischverfahren<br />

Dabei werden Schäumungsmittel zugesetzt und der entstehende Schaum verfestigt.<br />

• Lösungsmethode<br />

Hierbei erreicht man Hohlräume durch Herauslösen verschiedener Salze (z. B. Viskoseschwämmen)<br />

aus dem Endprodukt.<br />

g) Beschichtung<br />

Bei der Kunststoffbeschichtung sind vier verschiedene Verfahren gebräuchlich:<br />

• Kunststoff-Flammspritzen<br />

• Wirbelsinterverfahren<br />

• Elektrostatische Pulverspritzen<br />

• Tauchverfahren<br />

Beim Kunststoff-Flammspritzen wird ein thermoplastischer Kunststoff in Schichten <strong>von</strong><br />

0,8-1,0 mm Dicke festhaftend auf Metall, Glas und dgl. aufgespritzt.<br />

Beim Wirbelsinterverfahren wird das erwärmte Werkstück in die Wirbelschicht des<br />

Kunststoffpulvers getaucht.


Beim Elektrostatischen Pulverspritzen der elektrostatische aufgebrachte Kunststoff im<br />

Ofen auf das Werkstück aufgeschmolzen. Beim Tauchverfahren wird das Werkstück in<br />

Plastisole oder Kunststofflösung bzw. -dispersionen eingetaucht.<br />

Umgekehrt verhält es sich bei der Kunststoffmetallisierung. Man gibt ein Werkstück aus<br />

Kunststoff vor und überzieht dieses mit einer dünnen Metallschicht.<br />

Dabei können Metalldämpfe im Vakuum auf den Kunststoff aufgedampft werden, sowie<br />

bei der Spritztechnik Spritzpistolen, in denen ein Gemisch <strong>von</strong> Silbersalzlösung und<br />

Reduktionsmitteln ist verwendet werden, um auf den Kunststoffgegenstand einen glänzenden<br />

Silberspiegel zu erzeugen.<br />

h) Hilfsstoffe für die <strong>Verarbeitung</strong><br />

Um die verschiedenen Eigenschaften für die beabsichtigte Verwendung des Kunststoffes<br />

zu erreichen, werden diverse Zusätze hinzu gegeben, denn viele Kunststoffe werden erst<br />

durch Zusatz verschiedener Hilfsstoffe technisch verwendbar.<br />

Zu diesen Hilfsstoffen gehören die Stabilisatoren, Weichmacher und Füllstoffe.<br />

Stabilisatoren spielen eine wichtige Rolle zur Schaffung technisch verwendbarer Kunststoffe.<br />

Stabilisatoren sind Alterungsschutzmittel, die strukturelle Veränderungen der Makromoleküle<br />

infolge <strong>von</strong> Umwelteinflüssen (Licht, Wärme, UV-Strahlung und Wasser) oder<br />

durch Überbeanspruchung im praktischen Gebrauch verhindern.<br />

Manche Kunststoffe sind für die gewünschten Verwendungszwecke zu spröde und zu hart.<br />

Durch Zusätze <strong>von</strong> Weichmachern lässt sich ihre Härte jedoch gut variieren. Weichmacher<br />

setzen speziell die Einfrier- bzw. die Erweichungstemperatur hochpolymerer Kunststoffe<br />

herab. Weichmacher sollen möglichst die gleiche thermische und chemische Beständigkeit<br />

wie die Kunststoffe besitzen, für die sie verwendet werden. In der Praxis werden<br />

sehr häufig Ester (z. B. Phosphorsäureester oder Phthalester) mit hohem Siedepunkt<br />

als Weichmacher verwendet.<br />

Füllstoffe sind Zusätze in fester Form, die sich in ihrer Struktur und ihren Eigenschaften<br />

wesentlich <strong>von</strong> den <strong>Kunststoffen</strong> unterscheiden. Sie dienen vor allem der Erhöhung der<br />

Zugfestigkeit. Daneben wendet man sie auch an, um eine Gewichts- oder Volumenerhöhung<br />

zu erzielen. Anorganische Füllstoffe sind z. B. Gesteinsmehl, Kaolin, feinfaseriger<br />

Asbest, Kreide, Kieselgur und Glasfasern. Asbest z. B. dient der Chemikalienbeständigkeit,<br />

Formbeständigkeit in der Wärme, die elektrische Isoliereigenschaften, Schlagzähigkeit,<br />

Maßbeständigkeit, Steifheit und Härte. Glasfasern zeigen die gleichen verbesserten<br />

Eigenschaften und weist zusätzlich noch die Eigenschaft der Zugfestigkeit auf. Organische<br />

Füllstoffe sind z. B. Holzmehl, Cellulose, Papier- und Textilfasern. Holzmehl verbessert<br />

die elektrische Isoliereigenschaften, Zugfestigkeit und Maßbeständigkeit. Cellulose<br />

weist eine verbesserte Schlagzähigkeit, Zugfestigkeit und Steifheit auf.

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