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GruessGott 01 2019

Momente des Glücks - Magazin über Gott und die Welt

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[HERR]GOTT<br />

Jugendjahre eines Bischofs<br />

Im kurzen Hemd sitzt Manfred<br />

Scheuer in der Abendsonne, vor<br />

ihm ein kleines Soda Zitron, hinter<br />

ihm der Traunstein, den er am Vormittag<br />

noch erklommen hat. Manche<br />

würden darauf bestehen, ihn „Exzellenz“<br />

zu nennen, erzählt er, doch<br />

„Bischof Manfred“ sei ihm dann doch<br />

lieber. Aufgewachsen ist Scheuer<br />

70 Kilometer weiter nördlich, in Haibach<br />

ob der Donau. Das Elternhaus<br />

war in den Sechzigern eine Landwirtschaft<br />

mit vier Kühen, ein paar<br />

Schweinen und einer kleinen Bäckerei,<br />

für die der jugendliche Manfred<br />

Scheuer als Brotausführer arbeitete.<br />

Was ist für Sie Heimat?<br />

Ich bin stolz, Haibacher zu sein.<br />

Aber Heimat verbinde ich trotzdem<br />

Fremde Heimat. Manfred Scheuer stammt aus Haibach<br />

ob der Donau. Heimat verbindet er aber nicht mit einem Ort.<br />

nicht unbedingt mit meinem Heimatort<br />

oder mit Oberösterreich.<br />

Heimat sind eher Menschen, deren<br />

Wort ich höre, mit denen es eine<br />

Selbstverständlichkeit gibt und ein<br />

Gefühl der Freundschaft. Heimat ist<br />

für mich auch der Geschmack der<br />

Speckjausn, mit einem gescheiten<br />

Schnaps dazu, den ich als junger<br />

Brotausführer in aller Früh bekommen<br />

hab. Ehrlich gesagt ist mir<br />

Oberösterreich aber auch einmal<br />

fremd geworden, weil ich ja insgesamt<br />

25 Jahre nicht da war. Was<br />

jetzt an Heimat in mir entsteht, das<br />

muss ich mir neu erarbeiten.<br />

Hatten Sie eine glückliche Jugend?<br />

Ich war ja nur bis zur Volksschulzeit<br />

in Haibach und bin dann ins Internat<br />

nach Linz gekommen. Die Internatszeit<br />

– ich würde sie nicht als<br />

unglückliche Kindheit sehen, aber<br />

auch nicht als unbeschwerte. Heute<br />

sagt man, dass die Jugend mit neun<br />

Jahren anfängt. Damals hat sie eher<br />

erst mit 13 oder 14 angefangen.<br />

Der Wunsch, Priester zu werden –<br />

stammt der aus dem Alltag Ihrer<br />

Familie?<br />

Ich habe noch den Großvater im<br />

Ohr, wie er mit einer Rasanz<br />

beim Tischgebet „Engel des Herrn,<br />

Ich glaube an Gott, Vater unser,<br />

Gegrüßet seist du Maria, Gebet für<br />

die Verstorbenen“ in kürzester Zeit<br />

runtergeratscht hat. Das Tischgebet<br />

war schon Alltag. In die Kirche<br />

gegangen ist man auch, aber viel<br />

darüber geredet wurde nicht. Mein<br />

Wunsch, Priester zu werden, entstand<br />

trotzdem schon nach der<br />

Erstkommunion. Mir hat das Ministrieren<br />

so getaugt. Das Messelesen,<br />

das Ritual, unser kluger Ortspfarrer.<br />

Das hat es ausgemacht.<br />

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